(Contra Haereses) 312

12. Kapitel: Die Predigten der Apostel

312 1.

Wie also der Apostel Petrus nach der Auferstehung und Himmelfahrt des Herrn die Zahl der zwölf Apostel ergänzen und an die Stelle des Judas aus den Anwesenden einen andern von Gott erwählten einsetzen wollte, da sprach er: „Ihr Männer, Brüder, es musste diese Schrift erfüllt werden, welche der Heilige Geist durch den Mund Davids über Judas vorausgesagt hat, der sich zum Anführer jener machte, die Jesum ergriffen, da er uns beigezählt war (
Ac 1,16 f.) . Verlassen sei seine Wohnung und niemand möge darin weilen (Ps 68,26) , und sein Vorsteheramt möge ein anderer erhalten (Ps 108,8) “, und gemäß diesen Aussprüchen Davids machte er die Zahl der Apostel wieder vollständig. Als dann der Heilige Geist auf die Apostel herabgekommen war, so daß alle prophezeiten und in Sprachen redeten und einige sie verspotteten, gleich als ob sie voll wären des süßen Weines, da sagte Petrus, sie seien nicht trunken, da es erst die dritte Stunde des Tages wäre, sondern es sei, wie der Prophet gesprochen habe: „Es wird in den letzten Tagen sein, spricht der Herr, da werde ich von meinem Geist ausgießen über alles Fleisch“ (Jl 12,28). Der Gott also, der durch den Propheten versprochen hat, daß er seinen Geist auf das menschliche Geschlecht herabsenden werde, der hat ihn auch geschickt, und von demselben Gott verkündet Petrus, daß er sein eigenes Versprechen auch erfüllt habe.



2.

„Ihr Männer Israels“, sprach Petrus, „höret meine Reden: Jesum von Nazareth, einen Mann, den Gott unter euch durch Taten und Wunder und Zeichen ausgezeichnet hat, die Gott durch ihn in eurer Mitte wirkte, wie ihr selbst wißt, den habt ihr, als er nach vorhergefaßtem Plane und gemäß der Vorsehung Gottes durch die Hände der Gottlosen ausgeliefert war, ans Kreuz geheftet und getötet. Aber Gott hat ihn auferweckt, nachdem die Schmerzen der Hölle gebrochen waren, da er ja unmöglich von ihnen festgehalten werden konnte. David sagt nämlich mit Bezug auf ihn: Ich sah den Herrn vor meinem Angesichte immer, da er zu meiner Rechten ist, damit ich nicht wanke. Deswegen freute sich mein Herz und es frohlockte meine Zunge, und mein Fleisch dazu wird ruhen in der Hoffnung. Denn Du lässest meine Seele nicht in der Hölle, noch wirst Du Deinem Heiligen zu sehen geben die Verwesung.“ Dann spricht er zu ihnen mit Nachdruck von dem Patriarchen David, wie er gestorben und begraben ist und sein Grab bei ihnen bis auf den heutigen Tag ist, und fährt fort: „Weil er aber ein Prophet war und wußte, daß mit einem Eid ihm Gott geschworen hat, von der Frucht seines Leibes werde einer sitzen auf seinem Thron, so hat er vorausschauend von der Auferstehung Christi gesprochen, daß dieser nicht in der Hölle gelassen und sein Fleisch die Verwesung nicht sehen werde. Diesen Jesus, sagt er, hat Gott auferweckt, davon sind wir alle Zeugen; dieser ist zur Rechten Gottes erhöht, und indem er die Verheißung des Hl. Geistes vom Vater empfing, goß er diese Gabe aus, wie ihr nun sehet und höret. Denn David ist nicht in den Himmel gefahren, und doch spricht er: Es sprach der Herr zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis daß ich lege Deine Feinde zum Schemel Deiner Füße. Unfehlbar wisse also das ganze Haus Israel, daß Gott zum Herrn und Christus diesen Jesus gemacht hat, den ihr gekreuzigt habt.“ Als dann die Scharen sprachen: „Was sollen wir tun?“ da sprach Petrus zu ihnen: „Tuet Buße und ein jeder von euch lasse sich taufen im Namen Jesu zur Vergebung der Sünden und ihr werdet das Geschenk des Hl. Geistes empfangen“ (Ac 2,14 ff.). So haben also die Apostel keinen anderen Gott und kein anderes Pleroma verkündet, noch unterscheiden sie einen Christus, der gelitten hat und auferstanden ist, von einem oberen, leidensunfähigen. Sie kennen nur einen Gott Vater und einen Christus Jesus, der von den Toten auferstanden ist. Und den Glauben an ihn verkündeten sie denen, die nicht glaubten an den Sohn Gottes, und aus den Propheten wiesen sie ihnen nach, daß Gott, der da versprochen hatte, den Christus zu senden, diesen Jesus schickte, den jene kreuzigten, Gott aber auferweckte.



3.

Als ferner Petrus zugleich mit Johannes den Lahmgeborenen vor der sog. Schönen Pforte des Tempels sitzen sah und um ein Almosen bitten, sprach er zu ihm: „Gold und Silber habe ich nicht, was ich aber habe, das gebe ich dir. Im Namen Jesu Christi von Nazareth stehe auf und gehe umher!“ Und sogleich wurden sein Schritt und seine Füße gefestigt, und er ging umher und betrat mit ihnen den Tempel, ging umher und sprang und pries Gott (Apg. 3,6ff.) , Als nun die gesamte Menge sich um sie wegen des unerwarteten Ereignisses versammelt hatte, sprach Petrus zu ihnen: „Ihr Männer von Israel, was wundert ihr euch deswegen und schaut uns an, als hätten wir aus eigener Kraft gemacht, daß dieser geht? Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Gott unserer Väter hat seinen Sohn verherrlicht, den ihr freilich dem Gerichte überliefert und vor dem Angesichte des Pilatus verleugnet habt, als dieser ihn frei geben wollte. Ihr aber habt den Heiligen und Gerechten belastet und begehrt, daß der Mörder euch geschenkt werde. Den Führer des Lebens habt ihr getötet. Gott aber hat ihn von den Toten auferweckt, davon sind wir Zeugen. Und im Glauben an seinen Namen hat sein Name diesen, den ihr sehet und kennt, gefestigt, und der Glaube, der von ihm kommt, hat ihm vor euch allen die Gesundheit zurückgegeben. Und nun, Brüder, weiß ich, daß ihr in Unwissenheit böse gehandelt habt; Gott aber hat erfüllt, was er durch den Mund der Propheten vorhergesagt hat, daß nämlich sein Gesalbter leiden werde. Tuet also Buße und bekehret euch, damit eure Sünden getilgt werden und euch die Zeiten der Erquickung kommen von dem Angesichte des Herrn, und er euch den für euch vorbereiteten Jesus Christus sende, den der Himmel aufnehmen muß bis zu den Zeiten der allgemeinen Verteilung, die der Herr durch seine heiligen Propheten verkündet hat. Moses nämlich spricht zu unsern Vätern: „Einen Propheten wie mich wird euch der Herr, euer Gott, erwecken aus euren Brüdern; den sollt ihr hören in allem, was er zu euch sprechen wird.“ Wahrlich, jede Seele, die jenen Propheten nicht hören wird, wird aus dem Volke getilgt werden. Und alle, die dann von Samuel an gesprochen haben, haben jene Tage verkündigt. Ihr seid die Söhne der Propheten und des Bundes, den der Herr mit unsern Vätern geschlossen hat, indem er zu Abraham sprach: „Und in deinem Samen sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde.“ Für euch hat in erster Linie Gott seinen Sohn auferweckt und ihn zum Segen für euch gesandt, damit ein jeder sich von seiner Bosheit bekehre“ (Ebd. 3,12 ff.). Klar ist also die Predigt des Petrus, indem er mit Johannes ihnen verkündet, daß die Verheißung, die Gott den Vätern gegeben hat, durch Jesus erfüllt ist. Keinen neuen Gott verkündet er ihnen, sondern den Sohn Gottes, der Mensch geworden ist und gelitten hat, will er zu Anerkennung Israels bringen, und indem er feierlich auf die Auferstehung Jesu von den Toten hinweist, tut er kund, daß Gott alles erfüllt hat, was immer die Propheten über das Leiden des Gesalbten geweissagt haben.



4.

Deshalb spricht Petrus wiederum voll Zuversicht zu dem versammelten Hohen Rate: „Ihr Vorsteher des Volkes, ihr Ältesten, ihr Männer Israels! Wenn wir heute von euch wegen der Wohltat gegen den kranken Menschen zur Rede gestellt werden, in wem er gesund geworden ist, so sei euch allen und dem ganzen Volke Israel bekannt, daß im Namen Jesu Christi von Nazareth, den ihr gekreuzigt, Gott aber von den Toten auferweckt hat, daß in ihm dieser vor eurem Angesichte gesund dasteht. Dies ist der Stein, der von euch Bauleuten ist verachtet worden, und der zum Eckstein geworden ist. Und es ist kein anderer Name unter dem Himmel, der den Menschen gegeben ist, in dem wir gerettet werden müssen“ (Ebd. 4,8 ff.). So haben die Apostel Gott nicht geändert, sondern dem Volke verkündet, daß der Gesalbte jener Jesus sei, der gekreuzigt wurde, und den Gott, derselbe Gott, der auch die Propheten gesandt hat, auferweckte, um in ihm die Menschen zu erlösen.



5.

So waren die Hohenpriester durch die Heilung — denn mehr als vierzig Jahre alt war nach der Schrift der Mann, an dem die wunderbare Heilung geschehen war — und durch die Lehre der Apostel und ihre Erklärung der Propheten widerlegt worden. Als sie nun den Petrus und Johannes entlassen hatten and diese zu ihren Mitaposteln und Schülern des Herrn zurückgekehrt waren, d. h. zu der Kirche, und erzählt hatten, was geschehen war, und wie sie so zuversichtlich im Namen Jesu gehandelt hatten, da erhob auf diese Kunde, wie die Schrift sagt, die ganze Kirche einmütig ihre Stimme zu Gott und sie sprachen: „Herr, Du bist es, o Gott, der Du den Himmel gemacht hast und die Erde und das Meer und alles, was darin ist, der Du durch den Heiligen Geist aus dem Munde Davids, unseres Vaters, Deines Knechtes, gesprochen hast: Warum toben und was sinnen die Völker Eitles? Es stehen auf die Könige der Erde und die Fürsten tun sich zusammen wider den Herrn und wider seinen Gesalbten. Denn in Wahrheit haben sich in dieser Stadt wider Deinen heiligen Sohn Jesus Christus, den Du gesalbt hast, Herodes und Pontius Pilatus mit den Heiden und den Völkern Israels zusammengetan, um zu tun, was Deine Hand und Dein Wille im voraus bestimmt hatten, daß es geschehe“ (Apg. 4,24ff). So redet die Kirche, aus der jede Kirche ihren Ursprung hat, so redet die große Stadt der Bürger des Neuen Bandes, so reden die Apostel, so reden die Jünger des Herrn, so die, welche nach der Himmelfahrt des Herrn durch den Heiligen Geist vollendet wurden. Sie rufen Gott an, der den Himmel gemacht hat und die Erde und das Meer, und der durch die Propheten verkündet wurde, und dessen Sohn Jesus Christus, den dieser Gott gesalbt hat; und einen andern kennen sie nicht. Denn Valentinus war damals nicht dort, noch Markion, noch die andern von ihnen, noch jene, die diesen zu ihrem Verderben glauben. Deshalb erhörte sie auch der Schöpfer von allen Dingen, nämlich Gott. „Denn“, heißt es, „erschüttert wurde der Ort, wo sie versammelt waren, und erfüllt wurden alle von dem Heiligen Geiste, und sie erzählten das Wort Gottes mit Freimut allen, die glauben wollten. Denn mit großer Kraft“, heißt es, „legten die Apostel Zeugnis ab von der Auferstehung des Herrn Jesus, indem sie zu ihnen sprachen: Der Gott unserer Väter hat Jesum erwecket, den ihr ergriffen und getötet habt, indem ihr ihn ans Kreuz hinget. Diesen hat Gott als Fürsten und Heiland erhöht in seiner Herrlichkeit, um Israel Buße zu geben und Verzeihung der Sünden. Und wir sind hierin Zeugen von diesen Dingen und der Heilige Geist, den Gott denen gab, die an ihn glaubten“ (Ebd. 5,30 ff.). „Denn an jedem Tage“, heißt es, „lehrten und verkündeten sie ohne Unterlaß Christum Jesum als den Sohn Gottes“ (Ebd. 5,42). Dies war die Kenntnis des Heils, die vor Gott jene vollkommen macht, welche die Ankunft seines Sohnes erwarten.



6.

Einige jedoch von ihnen behaupten kühnlich: Als die Apostel bei den Juden predigten, konnten sie ihnen keinen andern Gott verkündigen als den, an welchen sie früher geglaubt hatten. Darauf antworteten wir: Wenn die Apostel nach der altherkömmlichen Anschauung zu den Menschen sprachen, dann hat keiner von den Menschen die Wahrheit von ihnen erfahren und ebensowenig von dem Herrn, den sie doch auch in dieser Weise sprechen lassen. Dann wissen sie selbst aber die Wahrheit auch nicht, sondern je nachdem ihre Ansicht über Gott war, nahmen sie die Lehre auf, wie sie sie eben hören konnten. Nach dieser Lehre besitzt dann niemand die Richtschnur der Wahrheit, sondern alle Schüler werden immer annehmen müssen, daß so zu ihnen gesprochen ist, wie jeder von ihnen es gerade meinte und verstand. Überflüssig und unnütz wird dann die Ankunft des Herrn erscheinen, wenn er gekommen ist, um jedem die Meinung zu verstatten und zu belassen, die ihm einst über Gott eingepflanzt war. Dann wäre es aber noch viel härter gewesen, den Juden zu verkünden, daß der, den sie als Menschen gesehen und ans Kreuz geheftet hatten, der Messias, Sohn Gottes und ihr ewiger König sei. Denn hier reden sie doch keineswegs nach ihrer alten Meinung zu ihnen. Wenn sie ihnen also ins Gesicht sagten, daß sie Gottesmörder seien, dann hätten sie ihnen gewiß noch viel zuversichtlicher verkündet, daß über dem Weltenschöpfer noch der Vater sei, daß es also nicht so sei, wie ein jeder von ihnen bisher geglaubt hatte. Dann wäre auch ihre Sünde viel geringer gewesen, wenn sie[74] nicht den oberen Christus ans Kreuz geschlagen hätten, den leidensunfähigen, zu dem sie erst emporsteigen sollten. Wie sie aber zu den Heiden nicht nach ihrer Meinung redeten, sondern ihnen geradeaus sagten, daß ihre Götter keine Götter seien, sondern nur Götzenbilder, so hätten sie in ähnlicher Weise auch zu den Juden gesprochen, wenn sie einen größeren und vollkommeneren Vater gekannt hätten, nicht aber ihre falsche Gottesvorstellung noch genährt und vermehrt. Indem sie den Irrtum der Heiden zerstörten und sie von ihren Göttern abbrachten, brachten sie ihnen auf keinen Fall einen andern Irrtum bei. Indem sie vielmehr, die nicht Götter waren, aufhoben, zeigten sie ihnen den, der allein Gott und in Wahrheit Vater ist.



7.

Ferner ist aus den Worten, die Petrus an den Hauptmann Kornelius und an die Heiden richtete, die bei ihm waren, und denen er zuerst das Wort Gottes verkündete, zu ersehen, was die Apostel verkündeten, und welcher Art ihre Predigt war, und welche Ansicht sie von Gott hatten. „Es war aber“, so heißt es dort, „dieser Kornelius fromm und fürchtete Gott mit seinem ganzen Hause und gab viel Almosen unter dem Volke und betete zu Gott immer. Er sah also um die neunte Stunde des Tages einen Engel zu sich hereinkommen, der da sprach: Deine Almosen sind emporgestiegen zum Andenken bei Gott. Deshalb sende zu Simon, der Petrus genannt wird“ (Ac 10,1 ff.). Als Petrus aber die Offenbarung gesehen hatte, in der ihm eine himmlische Stimme antwortete: „Was Gott gereinigt hat, sollst du nicht unrein nennen“ (Ebd. 10,15)und zwar deshalb, weil der Gott, welcher durch das Gesetz den Unterschied zwischen reinen und unreinen Tieren gemacht hatte, die Heiden durch das Blut seines Sohnes gereinigt hatte und Kornelius diesen verehrte, da kam Petrus zu ihm und sagte: „In Wahrheit, ich weiß, daß Gott nicht sieht auf die Person, sondern daß in jedem Volke ihm angenehm ist, wer ihn fürchtet und Gerechtigkeit tut“ (Ebd. 10,34 f.). Damit gab er klar zu verstehen, daß der Gott, den Kornelius vorher verehrt hatte, den ihm Gesetz und Propheten verkündet hatten, und wegen dessen er Almosen gab, in Wahrheit Gott ist. Es fehlte ihm aber noch die Kenntnis des Sohnes. Darum fügte Petrus hinzu: „Ihr wisset, welches Wort durch ganz Judäa ergangen ist; von Galiläa nahm es seinen Ausgang nach der Taufe, die Johannes predigte, wie den Jesus von Nazareth Gott mit dem Heiligen Geiste und mit Kraft salbte, und er selbst umherzog, indem er Wohltaten spendete und alle heilte, die von dem Teufel überwältigt waren, da Gott mit ihm war. Und wir selber sind Zeugen von allem diesem, was er in dem Lande der Juden und in Jerusalem getan hat. Diesen hat man getötet, indem man ihn ans Kreuz schlug. Gott aber hat ihn am dritten Tage auferweckt und ihn uns sichtbar gemacht, nicht dem ganzen Volke, sondern nur uns, als den von Gott vorherbestimmten Zeugen, die wir mit ihm nach seiner Auferstehung von den Toten gespeist und getrunken haben. Uns hat er befohlen, dem Volke zu verkündigen und zu bezeugen, daß er selbst von Gott als Richter der Lebendigen und der Toten vorherbestimmt ist. Ihm geben alle Propheten Zeugnis, daß alle, die an ihn glauben, Verzeihung der Sünden durch seinen Namen erhalten“ (Ebd, 10,37 ff.). Den Gottessohn also, den die Menschen noch nicht kannten, verkündeten die Apostel und seine Ankunft denen, die vorher über Gott unterrichtet waren, aber nicht lehrten sie einen andern Gott. Hätte Petrus etwas Derartiges gewußt, dann hätte er den Heiden freimütig verkündet, der Gott der Juden sei verschieden von dem Gott der Christen und, durch das Gesicht des Engels erschreckt, hätten sie alles geglaubt, was er ihnen gesagt hätte. Aus Petri Worten aber ist es klar, daß er sie bei dem von ihnen vorher gekannten Gott beließ, ihnen aber bezeugte, daß Jesus Christus Gottes Sohn sei und der Richter der Lebendigen und Toten, und auf ihn ließ er sie taufen zur Vergebung der Sünden. Und weiter bezeugte er ihnen, daß der irdische Jesus der Sohn Gottes sei, der von dem Heiligen Geiste gesalbt, auch Jesus Christus heißt. Und das ist der aus Maria geborene, wie es das Zeugnis des Petrus besagt. Oder hatte Petrus damals vielleicht noch nicht die vollkommene Erkenntnis, welche jene später gefunden haben? Nach ihnen wäre also Petrus noch unvollkommen und unvollkommen auch die übrigen Apostel gewesen und müßten nochmals ins Leben zurückkehren und ihre Schüler werden, um auch vollkommen zu werden. Doch das ist ja lächerlich. Also haben wir bewiesen, daß diese gar nicht Schüler der Apostel sind, sondern ihrer eigenen bösen Meinung. Deshalb hat auch jeder von ihnen seine eigene Meinung, indem er den Irrtum aufnahm, wie er es gerade verstand. Die Kirche aber hat über die gesamte Welt hin ihren sicheren Ursprung von den Aposteln und verharrt in ein und derselben Lehre über Gott und seinen Sohn.



8.

Wen hat weiterhin Philippus dem Eunuchen der Königin von Äthiopien, als er von Jerusalem zurückkehrte und den Propheten Isaias las, unter vier Augen verkündet? (Ac 8,27 ff.) Nicht etwa, daß der, von dem der Prophet gesagt hat: „Wie ein Schaf wird er zum Schlachtopfer geführt, wie ein Lamm, still vor dem, der es schert, so tat er seinen Mund nicht auf ... Wer wird seine Geburt erklären? Denn von der Erde hinweggenommen wird sein Leben“ (Is 53,7 f.)— daß dies Jesus sei, und daß in ihm die Schrift erfüllt sei, wie der Eunuch selber glaubte und die Taufe begehrte mit den Worten: „Ich glaube, daß Jesus der Sohn Gottes ist?“ Dieser wurde nun in die Länder Äthiopiens gesandt, um das zu verkünden, was er selbst geglaubt hatte, daß ein Gott von den Propheten verkündet sei, und daß dessen Sohn in menschlicher Gestalt erschienen sei, um wie ein Schaf zur Schlachtbank geführt zu werden und so fort, wie die Propheten von ihm gesprochen haben.



9.

Zu Paulus selbst aber sprach der Herr vom Himmel her und zeigte ihm, daß er seinen eigenen Herrn verfolgte, indem er dessen Schüler verfolgte, und sandte zu ihm den Ananias, damit er wieder sehe und getauft werde. Von diesem heißt es dann: „In den Synagogen zu Damaskus predigte er mit allem Freimut, daß dieser der Sohn Gottes und der Messias sei“ (Ac 9,20). Dies ist das Geheimnis, von dem er sagt, daß es ihm in besonderer Offenbarung kundgetan sei, daß nämlich der, welcher unter Pontius Pilatus gelitten hat, der Herr aller Dinge ist und König und Gott und Richter, indem er von dem Gott aller Dinge die Gewalt empfängt, da er Untertan geworden bis zum Tode, dem Tode am Kreuze (Ph 2,7) . Weil dies die Wahrheit ist, durfte er auch den Athenern, indem er ihnen auf dem Areopag predigte, wo die Juden nicht zugegen waren, freimütig den wahren Gott verkünden, indem er zu ihnen sprach: „Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darinnen ist, der da ist der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, von Menschenhand gemacht, noch läßt er sich von Menschenhänden bedienen, als ob er jemandes bedürfe, da er selbst allen gegeben hat Leben und Geist und alles gemacht hat. Er machte aus einem Blute das ganze Menschengeschlecht, damit es wohne über dem Angesicht der ganzen Erde, indem er im voraus bestimmte die Zeiten für die Grenzen ihres Aufenthaltes auf der Erde, damit sie das Göttliche suchen sollten, ob sie es irgendwie erfassen könnten oder finden, obschon er nicht ferne ist von einem jeden aus uns. Denn in ihm leben wir und bewegen wir uns und sind wir, wie einige mit Bezug auf euch gesagt haben: Sein Geschlecht sind wir. Da wir nun das Geschlecht Gottes sind, dürfen wir nicht glauben, daß das Göttliche Gold oder Silber gleich sei oder einem Steine, der nach Kunst oder Lust eines Menschen behauen ist. Da Gott also die Zeiten der Unwissenheit verachtet, so hat er jetzt allen Menschen überall befohlen, Buße zu tun vor ihm, da er den Tag festgesetzt hat, wo der Erdkreis in Gerechtigkeit gerichtet werden soll in dem Menschen Jesus, den er dadurch beglaubigte, daß er ihn von den Toten auferweckte“ (Ac 17,24 f.). An dieser Stelle verkündet er ihnen in Abwesenheit der Juden nicht bloß Gott als den Schöpfer der Welt, sondern lehrt zugleich, daß er ein Menschengeschlecht über der ganzen Erde hat wohnen lassen, wie auch Moses gesagt hat: „Als der Höchste die Völker abteilte, wie er die Söhne Adams zerstreute, bestimmte er die Grenzen der Völker nach der Zahl der Engel Gottes“ (Dt 32,8). Das Volk aber, das an Gott glaubt, stehe schon nicht mehr unter der Gewalt der Engel, sondern unter der des Herrn. „Des Herrn Anteil wurde sein Volk Jakob, Maßseil seines Erbes Israel“ (Ebd. 32,9) . Als wiederum zu Lysträ in Lycien Paulus mit Barnabas war und den Lahmgeborenen im Namen unseres Herrn Jesu Christi hatte gehen lassen, und als die Menge wegen dieser wunderbaren Tat sie wie Götter ehren wollte, da sagte er zu ihnen: „Wir sind ähnlich wie ihr Menschen und verkünden euch Gott, damit ihr von den eitlen Bildern euch zu dem lebendigen Gott bekehret, der den Himmel und die Erde und das Meer und alles, was darin ist, gemacht hat, der in den verflossenen Zeiten zwar alle Völker auf ihre Wege hat abweichen lassen, obwohl er sich nicht unbezeugt ließ, indem er ihnen wohltat und vom Himmel her ihnen Regen und fruchtbare Zeiten gab und mit Speise und Fröhlichkeit eure Herzen erfüllte“ (Ac 14,14 f.) .

  Mit diesen Lehren stimmen alle seine Briefe überein, wie wir aus den Briefen selbst an geeignetem Orte dartun werden, wenn wir den Apostel erklären. Wenn wir nun nicht ohne Mühe aus den Schriftstellen kurz und zusammenfassend dartun, was auf vielerlei Weise in den Schriftstellen gesagt ist, so mögest Du mit offenem Herzen achtgeben und es nicht für Weitschweifigkeit halten. Denn Du wirst nicht verkennen, daß die Schriftbeweise eben nur aus den Schriftstellen geführt werden können.



10.

Stephanus ferner, der von den Aposteln zuerst zum Diakon gewählt wurde, und der zuerst von allen Menschen den Leidensspuren des Herrn gefolgt ist, in dem er wegen des Bekenntnisses Christi zuerst getötet wurde, redete gleichfalls freimütig zum Volke, lehrte es und sprach: „Der Gott der Herrlichkeit erschien unserm Vater Abraham und sprach zu ihm: Zieh fort aus deinem Lande und von deiner Verwandtschaft und komme in das Land, das ich dir zeigen werde! Und er versetzte ihn in dieses Land, welches ihr auch jetzt bewohnet, und er gab ihm keinen Erbteil darin, auch nicht einen Fuß breit, sondern versprach, es ihm zum Besitz zu geben und seinem Samen nach ihm. Der Herr aber sprach zu ihm folgendermaßen: Sein Same wird Fremdling sein im fremden Lande und in Knechtschaft gebracht und gepeinigt werden vierhundert Jahre. Aber das Volk, dem sie dienen werden, werde ich richten, spricht der Herr. Und alsdann werden sie wegziehen und mir dienen an diesem Orte. Und er schloß mit ihm den Bund der Beschneidung, und so zeugte er Isaak“ (Ac 7,2 ff.). Und seine übrigen Worte verkünden denselben Gott, der mit Joseph und den Patriarchen war, und der mit Moses gesprochen hat.



11.

Auch die gesamte Lehre der Apostel hat einen und denselben Gott verkündet, der Abraham umsiedelte, der ihm die Verheißung des Erbes gab, der den Bund der Beschneidung zur passenden Zeit schloß, der aus Ägypten seinen Samen zurückrief, der offenbar durch die Beschneidung gerettet war, denn zum Abzeichen setzte er diese ein, damit sie den Ägyptern nicht ähnlich seien. Daß sie diesen als den Schöpfer aller Dinge, diesen als den Vater unseres Herrn Jesu Christi verkünden, das können aus den Reden und Taten der Apostel alle lernen, die es wollen, und daraus erkennen, daß dieser allein Gott ist, und daß es über ihm keinen andern gibt. Doch gesetzt auch, es wäre über diesem noch ein anderer, so würden wir in überflüssiger Vergleichung sagen: Unser Gott ist besser als jener. Denn als besser erweist er sich in seinen Werken, wie wir bereits gesagt haben, und da jene kein Werk ihres Vaters aufzuweisen haben, so erweist sich unser als der einzige Gott. Wenn aber einer, „an Streitsucht kränkelnd“ (1Tm 6,4), meint, die Worte der Apostel über Gott seien allegorisch zu deuten, so möge er unsere obigen Ausführungen durchgehen, in denen wir gezeigt haben, daß der eine Gott Schöpfer und Urheber aller Dinge ist, und die Einwände dagegen widerlegt und aufgedeckt haben. Dann wird er finden, daß diese mit der Lehre der Apostel übereinstimmen und so lauten, wie sie lehrten und gelehrt wurden, daß nämlich der eine Gott der Schöpfer aller Dinge ist. Hat er dann aus seinem Herzen seinen gewaltigen Irrtum und die Gotteslästerung ausgeräumt, dann wird er schon von selbst zur Vernunft kommen und erkennen, daß das Gesetz nach Moses und die Gnade des Neuen Bundes, jedes den Zeitverhältnissen entsprechend, zum Nutzen des Menschengeschlechtes von ein und demselben Gott gegeben wurden.



12.

Denn so viele ihrer auf dem Irrwege sind, alle gehen von der Anschauung aus, daß die mosaische Gesetzgebung der Lehre des Evangeliums unähnlich und entgegengesetzt sei, haben aber gar nicht versucht, die Gründe für die Verschiedenheit beider Testamente ausfindig zu machen. Die Liebe des Vaters hat sie ja verlassen, und vom Satan sind sie aufgeblasen. Indem sie sich zur Lehre Simons des Magiers hingeneigt haben, sind sie in ihren Herzen von dem wahren Gott abgefallen und glaubten, mehr als die Apostel gefunden zu haben, indem sie einen zweiten Gott hinzuerfanden. Die Apostel hätten, noch in jüdischer Auffassung befangen, ihr Evangelium verkündet; sie aber seien offener und klüger als die Apostel. Daher haben sich auch Markion und, die von ihm abstammen, erkühnt, die Schriften zu beschneiden. Einige verwerfen sie völlig, andere kürzen das Evangelium nach Lukas und die Briefe Pauli und erkennen nur das als authentisch an, was sie selbst verstümmelt haben. Aber mit Gottes Beistand wollen wir selbst aus dem, was sie noch beibehalten haben, sie in einem andern Buche widerlegen. Die übrigen alle erkennen zwar die Schriften an, verdrehen sie aber, aufgeblasen durch ihre Afterwissenschaft, wie wir im ersten Buche gezeigt haben. Die nun von Markion abstammen, lästern sogleich den Schöpfer, indem sie sagen, er sei der Urheber des Bösen, haben aber doch insofern eine erträglichere Erklärung ihres Anfangs, als sie behaupten, daß es von Natur zwei Götter gebe, die voneinander verschieden sind, einen guten und einen bösen. Die Valentinianer aber haben einerseits anständigere Namen für den Schöpfer, indem sie ihn Vater, Herrn und Gott nennen, andrerseits aber ist ihr Dogma oder ihre Sekte um so gotteslästerlicher, als sie ihn nicht einmal von einem zu dem Pleroma gehörigen Äonen ausgegangen sein lassen, sondern von jener Sophia, die wegen ihres Fehltrittes aus dem Pleroma verstoßen wurde. Das brachte ihnen alles ihre Unkenntnis der Schrift und des göttlichen Heilsplanes ein. Wir aber werden in dem Nachfolgenden den Grund für den Unterschied beider Testamente und weiter ihre Einheit und Übereinstimmung darlegen.



13.

Weil aber die Apostel samt ihren Schülern so lehrten, wie die Kirche predigte, und weil sie, so lehrend, auch vollkommen gewesen sind, darum wurden sie auch zur Vollkommenheit berufen. So lehrte auch Stephanus; und als er noch auf Erden weilte, sah er die Herrlichkeit Gottes und Jesum zur Rechten und sprach: „Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes stehen“ (Ac 7,56). So sprach er und wurde gesteinigt und erfüllte die vollkommene Lehre, indem er in allem dem Lehrmeister des Martyriums nachahmte, und für die, welche ihn töteten, sprach er betend: „Herr, rechne ihnen dies nicht zur Sünde an!“ (Ebd. 7,60) . Ebenso waren die vollkommen, welche nur ein und denselben Gott, der vom Anfang bis zum Ende in mancherlei Ordnungen dem menschlichen Geschlechte beistand, kannten. So sagt der Prophet Oseas: „Ich habe die Gesichte erfüllt und in den Händen der Propheten mich abgebildet“ (Os 12,10). Die also bis zum Tode ihre Seelen hingaben wegen des Evangeliums Christi, die haben ganz gewiß nach der hergebrachten Meinung der Menschen gesprochen, denn sonst hätten sie nicht zu leiden brauchen. Weil sie aber denen entgegentraten, die mit der Wahrheit nicht übereinstimmten, darum mußten sie leiden. Offenbar also verließen sie nicht die Wahrheit, sondern verkündeten sie mit allem Freimut den Juden und Griechen: den Juden, daß derselbe Jesus, der von ihnen gekreuzigt wurde, der Sohn Gottes ist, der Richter über die Lebendigen und die Toten, und daß er vom Vater die ewige Königsherrschaft über Israel empfangen hat, wie wir bereits darlegten; den Griechen aber verkündeten sie, daß es nur einen Gott gibt, der alles gemacht hat, und daß dessen Sohn Jesus Christus ist.



14.

Noch deutlicher ergibt sich dies aus dem Briefe der Apostel, den sie weder an die Juden, noch an die Griechen, sondern an diejenigen von den Heiden gesandt haben, die an Christus glaubten, um ihren Glauben zu stärken. Als nämlich einige von Judäa nach Antiochia hinabgegangen waren, wo zu allererst die Schüler des Herrn wegen ihres Glaubens an Christus Christen genannt wurden, und denen, die an den Herrn geglaubt hatten, rieten, sich beschneiden zu lassen und die übrigen Vorschriften des Gesetzes zu beobachten, und als dann Paulus und Barnabas nach Jerusalem wegen dieser Frage zu den andern Aposteln hinaufgezogen waren und die gesamte Kirche zusammengekommen war, da sprach Petrus zu ihnen: „Männer, Brüder, ihr wißt, daß seit langer Zeit unter euch Gott mich erwählt hat, damit die Heiden aus meinem Munde das Wort des Evangeliums hören und glauben. Und Gott, der die Herzen erforscht, hat ihnen Zeugnis gegeben, indem er ihnen den Heiligen Geist gab wie auch uns, und keinen Unterschied zwischen uns und ihnen gemacht hat, indem er durch den Glauben ihre Herzen reinigte. Nun also, was versucht ihr Gott, daß ihr ein Joch auf den Nacken der Jünger legen wollt, das weder unsere Väter noch wir haben tragen können? Glauben wir doch, daß durch die Gnade unseres Herrn Jesu Christi wir gerettet werden können wie auch jene“ (Ac 15,7 ff.). Nach ihm sprach Jakobus: „Männer, Brüder, Simon hat berichtet, wie Gott beschlossen hat, aus den Heiden ein Volk für seinen Namen anzunehmen. Damit stimmen die Reden der Propheten überein, wie geschrieben steht: Danach will ich zurückkehren und die eingestürzte Hütte Davids wieder aufbauen und das Zerstörte wiederherstellen und es aufrichten, damit auch die übrigen Menschen den Herrn suchen und alle Völker, bei denen mein Name über ihnen angerufen wird, spricht der Herr, der dies tut. Bekannt ist von Ewigkeit her sein Werk. Deswegen meine ich wenigstens für mich, daß man die nicht belästige, die aus den Heiden sich zu Gott bekehren, sondern ihnen nur befehle, sich von den Eitelkeiten der Götzen, von Unzucht und vom Blute zu enthalten, und andern nicht zu tun, was ihnen nicht geschehen soll“ (Ebd. 7,18 ff.). Als nach diesen Worten alle übereinstimmten, schrieb man ihnen folgendes: „Die Apostel und die Ältesten, die Brüder, entbieten denen, die in Antiochia und in Syrien und in Cilicien sind, den Brüdern aus den Heiden, ihren Gruß. Da wir gehört haben, daß einige, die von uns kamen, euch mit ihren Reden beunruhigt haben und eure Seelen verwirrten, denen wir keinen Auftrag gegeben hatten, und die da sagten: Lasset euch beschneiden und beobachtet das Gesetz! so hat es uns, die wir zusammengekommen waren, gefallen, ausgewählte Männer zu euch zu senden mit unserm sehr geliebten Barnabas und Paulus, Männern, die ihre Seelen für den Namen unseres Herrn Jesu Christi hingegeben haben. Wir haben also Judas und Silas gesandt, die euch auch für ihre Person mündlich unsere Meinung mitteilen sollen. Denn es hat dem Heiligen Geiste und uns gefallen, keine weitere Last euch aufzuerlegen, als daß ihr — was notwendig ist — euch enthaltet von den Götzenopfern, von dem Blute und der Unzucht, und daß ihr anderen nicht tuet, was man euch nicht tun soll. Wenn ihr euch davor hütet, werdet ihr wohl daran tun, wandelnd im Heiligen Geiste“ (Ac 15 Ac 23). Aus all diesem ist also ersichtlich, daß sie nicht die Existenz eines anderen Vaters lehrten, sondern daß sie das Neue Testament der Freiheit denen gaben, die auf neue Weise an Gott durch den Heiligen Geist glaubten. Denn durch ihre Frage: Muß man denn die Schüler noch beschneiden oder nicht? taten sie deutlich kund, daß sie nicht die Vorstellung eines andern Gottes hatten.



15.

Sonst hätten sie auch keine so große Furcht vor dem ersten Testamente gehabt, so daß sie mit den Heiden nicht einmal zusammen speisen wollten. Denn obschon Petrus zu ihnen gesandt war, um sie zu unterrichten, und durch die bekannte Erscheinung erschreckt worden war, redete er sogar mit großer Furcht zu ihnen, indem er sprach: „Ihr selbst wisset, daß es einem jüdischen Manne nicht erlaubt ist, sich zu einem Fremdling zu gesellen oder mit ihm zusammenzukommen. Mich aber hat Gott belehrt, niemanden gemein oder unrein zu nennen; deshalb bin ich ohne Bedenken gekommen“ (Ebd. 10,28 f.). Mit diesen Worten zeigte er an, daß er nicht zu ihnen hingegangen wäre, wenn es ihm nicht befohlen worden. So hätte er ihnen auch vielleicht die Taufe nicht gegeben, wenn er nicht gehört hätte, daß sie weissagten, indem der Heilige Geist über ihnen ruhte. Und deswegen sprach er: „Kann wohl jemand das Taufwasser denen verwehren, welche den Heiligen Geist empfangen haben wie auch wir?“ (Ebd. 10,47) . Dadurch redete er gleichzeitig seinen Begleitern zu und gab ihnen zu verstehen, daß wohl mancher von der Taufe sie zurückgehalten hätte, wenn der Heilige Geist über ihnen nicht geruht hätte. 

   Die aber mit dem Apostel Jakobus den Heiden zwar erlaubten, frei zu handeln, indem sie uns dem Hl. Geist empfahlen, verharrten für sich in den alten Gebräuchen, obwohl sie doch denselben Gott bekannten, so daß auch Petrus, um ihnen kein Ärgernis zu geben, obgleich er vorher wegen der Vision und wegen des Hl. Geiste», der über ihnen geruht hatte, mit den Heiden gegessen hatte, dennoch, als einige von Jakobus kamen, sich von ihnen absonderte und nicht mehr mit ihnen aß. Dasselbe hat nach dem Berichte Pauli auch Barnabas getan. Indem also die Apostel, die er zu Zeugen aller seiner Handlungen und seiner gesamten Lehre gemacht hatte — denn überall werden Petrus und Jakobus und Johannes in seiner unmittelbaren Nähe gefunden — gewissenhaft die Anordnungen des mosaischen Gesetzes beobachteten, bekennen sie, daß es von ein und demselben Gott stammt. Das hätten sie, wie gesagt, gewiß nicht getan, wenn sie von dem Herrn einen andern Gott Vater gelernt hätten als den, der das Gesetz verordnet hat.






(Contra Haereses) 312