Generalaudienzen 2005-2013 17069

Mittwoch, 17. Juni 2009: Cyrill und Methodius

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Liebe Brüder und Schwestern!

Heute möchte ich über die Heiligen Cyrill und Methodius sprechen, Brüder im Blut und im Glauben, die Apostel der Slawen genannt werden. Cyrill wurde 826/827 in Thessalonike als Sohn des kaiserlichen Beamten Leo geboren: Er war der jüngste von sieben Söhnen. Als Kind lernte er die slawische Sprache. Im Alter von vierzehn Jahren wurde er nach Konstantinopel geschickt, um dort eine Erziehung zu erhalten, und er war ein Gefährte des jungen Kaisers Michael III. In jenen Jahren wurde er in die verschiedenen Universitätsfächer eingeführt, darunter in die Dialektik, die ihn Photius lehrte. Nachdem er eine glänzende Eheschließung abgelehnt hatte, beschloß er, die heiligen Weihen zu empfangen, und wurde »Bibliothekar« am Patriarchat. Da er sich nach Einsamkeit sehnte, zog er sich wenig später in ein Kloster zurück, wurde aber bald entdeckt, und es wurde ihm die Lehre der heiligen und profanen Wissenschaften anvertraut, eine Aufgabe, die er so gut erfüllte, daß er sich den Beinamen »Philosoph« verdiente. In der Zwischenzeit verließ sein Bruder Michael (geboren
CA 815) nach einer Karriere in der Verwaltung in Makedonien um das Jahr 850 die weltlichen Dinge, um sich in das Klosterleben auf dem Berg Olymp in Bithynien zurückzuziehen, wo er den Namen Methodius erhielt (der Name als Mönch mußte mit demselben Buchstaben beginnen wie der Taufname) und wurde Hegumen (d.h. Vorsteher) des Klosters Polychronion.

Vom Vorbild des Bruders angezogen, beschloß auch Cyrill, die Lehre aufzugeben, um sich auf den Berg Olymp zu begeben, zu meditieren und zu beten. Einige Jahre später jedoch (CA 861) beauftragte ihn die kaiserliche Regierung mit einer Mission bei den Chasaren am Asowschen Meer, die baten, daß ihnen ein Gelehrter geschickt werde, der mit den Juden und Sarazenen diskutieren konnte. Cyrill hielt sich in Begleitung seines Bruders Methodius lange auf der Krim auf, wo er Hebräisch lernte. Hier suchte er auch den Leib von Papst Clemens I., der dorthin verbannt worden war. Er fand dessen Grab und als er zusammen mit dem Bruder die Rückreise antrat, nahm er die kostbaren Reliquien mit sich. Nachdem sie in Konstantinopel angekommen waren, wurden die beiden Brüder von Kaiser Michael III., an den der mährische Fürst Ratislaw ein präzises Ersuchen gerichtet hatte, nach Mähren entsandt: »Seitdem unser Volk - hatte der Fürst gesagt - das Heidentum zurückgewiesen hat, beachtet es das christliche Gesetz; wir haben jedoch keinen Lehrer, der imstande wäre, uns den wahren Glauben in unserer Sprache zu erklären«. Die Mission hatte schon sehr bald einen ungewöhnlichen Erfolg. Durch ihre Übersetzung der Liturgie in die slawische Sprache erwarben sich die beiden Brüder beim Volk eine große Sympathie.

Das erregte ihnen gegenüber jedoch die Feindseligkeit des fränkischen Klerus, der zuvor in Mähren eingetroffen war und das Gebiet als zur eigenen kirchlichen Jurisdiktion gehörend betrachtete. Um sich zu rechtfertigen, begaben sich die beiden Brüder 867 nach Rom. Während der Reise machten sie in Venedig Halt, wo eine angeregte Diskussion mit den Vertretern der sogenannten »Drei-Sprachen-Häresie« stattfand: Diese meinten, daß es nur drei Sprachen gäbe, in denen man Gott rechtmäßig preisen könne: das Hebräische, das Griechische und das Lateinische. Natürlich widersetzten sich dem die beiden Brüder nachdrücklich. In Rom wurden Cyrill und Methodius von Papst Hadrian II. empfangen, der ihnen in einer Prozession entgegenging, um die Reliquien des hl. Clemens würdig entgegenzunehmen. Der Papst hatte auch die große Bedeutung ihrer außerordentlichen Mission verstanden. Seit der Mitte des ersten Jahrtausends hatten sich nämlich die Slawen sehr zahlreich in jenen Gebieten niedergelassen, die zwischen den beiden Teilen des Römischen Reiches lagen, dem östlichen und dem westlichen, zwischen denen es bereits Spannungen gab. Der Papst begriff, daß die slawischen Völker eine Brückenrolle würden spielen können, indem sie auf diese Weise dazu beitragen, die Einheit unter den Christen der einen und der anderen Reichshälfte zu bewahren. Er zögerte daher nicht, die Mission der beiden Brüder in Großmähren zu genehmigen, und billigte gleichzeitig den Gebrauch der slawischen Sprache in der Liturgie. Die slawischen Bücher wurden auf den Altar der Kirche Santa Maria von Phatmé (Santa Maria Maggiore) gelegt, und die Liturgie in slawischer Sprache wurde in den Basiliken von Sankt Peter, Sankt Andreas und Sankt Paul gefeiert.

Leider erkrankte Cyrill in Rom schwer. Als er den Tod näherkommen fühlte, wollte er sich als Mönch in einem der griechischen Klöster der Stadt (wahrscheinlich bei Santa Prassede) ganz Gott weihen und nahm den Ordensnamen Cyrill an (sein Taufname war Konstantin). Dann bat er eindringlich seinen Bruder Methodius, der inzwischen zum Bischof geweiht worden war, die Mission in Mähren nicht aufzugeben und zu jenen Völkern zurückzukehren. An Gott wandte er sich mit folgendem Gebet: »Herr, mein Gott…, erhöre mein Gebet und erhalte die Herde, der du mich vorangestellt hast, in Treue zu dir… befreie sie von der Irrlehre der drei Sprachen, sammle alle in der Einheit und mache das Volk, das du erwählt hast, einträchtig im wahren Glauben und im rechten Bekenntnis.« Er starb am 14. Februar 869.

Getreu der Verpflichtung, die er gegenüber dem Bruder übernommen hatte, kehrte Methodius im folgenden Jahr, 870, nach Mähren und Pannonien (dem heutigen Ungarn) zurück, wo er erneut auf die gewaltsame Abneigung der fränkischen Missionare stieß, die ihn einkerkerten. Er verlor den Mut nicht, und als er 873 befreit wurde, arbeitete er aktiv in der Organisation der Kirche und kümmerte sich um die Ausbildung einer Gruppe von Schülern. Es war das Verdienst dieser Schüler, wenn die Krise, die nach dem Tod des Methodius (Am 6 Am 885) ausgebrochen war, überwunden werden konnte: Sie wurden verfolgt und ins Gefängnis geworfen, während einige dieser Schüler als Sklaven verkauft und nach Venedig gebracht wurden, wo sie von einem Beamten aus Konstantinopel freigekauft wurden, der ihnen gestattete, in die Länder der Balkanslawen zurückzukehren. Nachdem sie in Bulgarien aufgenommen worden waren, konnten sie die von Methodius begonnene Mission fortsetzen, indem sie im »Gebiet der Rus« das Evangelium verkündeten. Gott in seiner geheimnisvollen Vorsehung bediente sich so der Verfolgung, um das Werk der heiligen Brüder zu retten. Von diesem gibt es auch die literarische Dokumentation. Man denke nur an Werke wie das Evangeliarium (liturgische Perikopen aus dem Neuen Testament), das Psalterium und verschiedene liturgische Texte in slawischer Sprache, an denen beide Brüder gearbeitet haben. Nach dem Tod Cyrills sind dem Methodius und seinen Schülern unter anderem die Übersetzung der ganzen Heiligen Schrift, der »Nomokanon« und das »Buch der Väter« zu verdanken.

Wenn man nun kurz das geistliche Profil der beiden Brüder nachzeichnen will, muß man vor allem die Leidenschaft feststellen, mit der sich Cyrill den Schriften des hl. Gregors von Nazianz näherte, wobei er von ihm den Wert der Sprache bei der Weitergabe der Offenbarung lernte. Der hl. Gregor hatte den Wunsch geäußert, daß Christus durch ihn spreche: »Ich bin Diener des Wortes, daher stelle ich mich in den Dienst des Wortes «. Da er Gregor in diesem Dienst nachahmen wollte, bat Cyrill Christus, durch ihn auf slawisch sprechen zu wollen. Er leitete sein Übersetzungswerk mit der feierlichen Anrufung ein: »Hört, ihr slawischen Völker, hört das Wort, das von Gott kam, das Wort, das die Seelen nährt, das Wort, das zur Erkenntnis Gottes führt«. In Wirklichkeit scheint es so zu sein, daß bereits einige Jahre, bevor der Fürst von Mähren Kaiser Michael III. um die Entsendung von Missionaren in sein Land bat, Cyrill und sein Bruder Methodius, umgeben von einer Gruppe von Schülern, an dem Vorhaben arbeiteten, die christlichen Dogmen in auf slawisch geschriebenen Büchern zu sammeln. Damals trat klar die Notwendigkeit neuer, für die gesprochene Sprache besser geeigneter Schriftzeichen zutage: So entstand das glagolitische Alphabet, das in der Folge abgeändert und dann zu Ehren seines Initiators mit dem Namen »kyrillisch« bezeichnet wurde. Das war ein entscheidendes Ereignis für die Entwicklung der slawischen Kultur im allgemeinen. Cyrill und Methodius waren überzeugt, daß die einzelnen Völker nicht erkennen könnten, daß sie die Offenbarung ganz empfangen haben, solange sie sie nicht in der eigenen Sprache gehört und in den eigenen Buchstaben ihrer Schrift gelesen hätten.

Methodius gebührt das Verdienst, dafür gesorgt zu haben, daß das zusammen mit dem Bruder unternommene Werk nicht jäh unterbrochen wurde. Während Cyrill, der »Philosoph«, der Kontemplation zugeneigt war, war er eher für das aktive Leben. Dank dessen konnte er die Voraussetzungen für die nachfolgende Behauptung dessen schaffen, was wir die »Idee des Cyrill und Methodius« nennen könnten: Sie begleitete in den verschiedenen historischen Abschnitten die slawischen Völker, wobei sie deren kulturelle, nationale und religiöse Entwicklung begünstigte. Das ist es, was schon Papst Pius XI. in seinem Apostolischen Schreiben Quod Sanctum Cyrillum anerkannte, in dem er die beiden Brüder als »Söhne des Ostens, des byzantinischen Vaterlandes, von der Abstammung her Griechen, aus Sendung Römer, durch die apostolischen Früchte Slawen« (AAS 19 [1927] 93-96) bezeichnete. Die von ihnen entfaltete historische Rolle wurde dann von Papst Johannes Paul II. offiziell verkündet, der sie in seinem Apostolischen Schreiben Egregiae virtutis viri zusammen mit dem hl. Benedikt zu Patronen Europas erklärt hat (AAS 73 [1981] 258-262). Tatsächlich stellen Cyrill und Methodius ein klassisches Beispiel für das dar, was man heute mit dem Begriff »Inkulturation« bezeichnet: Jedes Volk muß die offenbarte Botschaft in die eigene Kultur einsenken und deren heilbringende Wahrheit in der Sprache zum Ausdruck bringen, die seine eigene ist. Das setzt eine sehr anspruchsvolle Arbeit der »Übersetzung« voraus, da sie das Finden angemessener Begriffe erfordert, um den Reichtum des offenbarten Wortes wieder vorzulegen, ohne es zu verraten. Davon haben die beiden heiligen Brüder ein mehr denn je bedeutsames Zeugnis hinterlassen, auf das die Kirche auch heute blickt, um aus ihm Inspiration und Orientierung zu gewinnen.

In dieser Generalaudienz möchte ich über die bekannten Slawenmissionare Cyrill und Methodius sprechen. Die beiden Brüder wurden Anfang des 9. Jahrhunderts als Söhne eines oströmischen Beamten in Griechenland geboren. Der ältere - Methodius - war zunächst ebenfalls Beamter; der jüngere - Cyrill - wurde in Konstantinopel Priester und Professor. Um das Jahr 850 zog es beide in die Stille des klösterlichen Lebens auf dem Berg Olymp. Der oströmische Kaiser Michael III., der Cyrill von seiner Studienzeit her kannte, sandte die sprachkundigen Brüder einige Jahre später auf die Halbinsel Krim und schließlich nach Mähren, wo sie mit viel Erfolg missionierten. Zu ihren großen Verdiensten gehörte die Übersetzung der Liturgie in die slawische Sprache. Der hl. Cyrill hat dazu ein eigenes Alphabet geschaffen, das heute noch seinen Namen trägt. Die beiden Missionare wurden allerdings auch Opfer von Neid und Anfeindungen, so daß sie in Rom um die Unterstützung und den Segen von Papst Hadrian II. baten. Dieser bestätigte die Liturgie in slawischer Sprache und ermutigte sie, ihr Werk fortzusetzen. Doch Cyrill erkrankte schwer und starb in Rom. Der hl. Methodius kehrte hingegen nach Mähren zurück und seine Schüler wirkten auch in anderen slawischen Ländern.
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Von Herzen grüße ich alle Pilger und Besucher aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Besonders heiße ich auch die Gruppe der Sinti willkommen. Cyrill und Methodius verkündeten mit aller Kraft "das Wort, das von Gott kommt, das Wort, das die Seelen nährt, das Wort, das uns Gott erkennen läßt." Bitten wir - so wie Cyrill". es auf seinem Sterbebett getan hat -, daß Gott uns alle "im wahren Glauben und im rechten Bekenntnis bewahre". Der Herr segne euch und eure Familien.



Mittwoch, 24. Juni 2009: Priesterjahr

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Liebe Brüder und Schwestern!

Am vergangenen Freitag, dem 19. Juni, Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu und der Tag, der traditionsgemäß dem Gebet um die Heiligung der Priester gewidmet ist, hatte ich die Freude, das Jahr des Priesters zu eröffnen, das ich anläßlich des 150. Jahrestages der »Geburt zum Himmel« des Pfarrers von Ars, des hl. Jean-Marie Vianney, ausgerufen habe. Als ich zur Feier der Vesper in die Vatikanbasilika einzog, habe ich gleichsam als erste symbolische Geste in der Chorkapelle haltgemacht, um die Reliquie dieses heiligen Seelsorgers zu verehren: sein Herz. Warum ein Priester-Jahr? Warum gerade im Gedenken an den hl. Pfarrer von Ars, der scheinbar gar nichts Außergewöhnliches vollbracht hat?

Die göttliche Vorsehung hat es so eingerichtet, daß seine Gestalt in die Nähe jener des hl. Paulus gerückt wurde. Während nämlich das Paulusjahr zu Ende geht, das dem Völkerapostel gewidmet war, Vorbild eines außerordentlichen Verkünders des Evangeliums, der verschiedene Missionsreisen zur Verbreitung des Evangeliums unternommen hat, lädt uns dieses neue Jubiläumsjahr ein, auf einen armen Bauern zu blicken, der ein demütiger Pfarrer geworden ist und seinen Dienst als Seelsorger in einem kleinen Dorf verrichtet hat. Auch wenn die beiden Heiligen aufgrund der Lebenswege, die sie gekennzeichnet haben, sehr verschieden sind - der eine zog von Ort zu Ort, um das Evangelium zu verkünden, der andere hat Tausende von Gläubigen empfangen, während er aber immer in seiner kleinen Pfarrei blieb -, gibt es jedoch etwas Wesentliches, das sie verbindet: Und das ist ihre totale Identifikation mit ihrem Dienst, ihre Gemeinschaft mit Christus, die den hl. Paulus sagen ließ: »Ich bin mit Christus gekreuzigt worden. Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir« (
Ga 2,20). Und der hl. Jean- Marie Vianney pflegte gerne zu wiederholen: »Wenn wir Glauben hätten, würden wir Gott im Priester verborgen sehen wie ein Licht hinter dem Glas, wie den mit Wasser vermischten Wein.« Ziel dieses Priester-Jahres ist es, wie ich in meinem aus diesem Anlaß an die Priester gerichteten Brief geschrieben habe, das Streben jedes Priesters »nach geistlicher Vollkommenheit, von dem die Wirksamkeit ihres Dienstes entscheidend abhängt«, zu unterstützen und vor allem den Priestern und mit ihnen dem ganzen Volk Gottes zu helfen, das Bewußtsein für das außerordentliche und unverzichtbare Gnadengeschenk wiederzuentdecken und zu stärken, das das geweihte Amt für dessen Träger, für die ganze Kirche und für die Welt darstellt, die ohne die wirkliche Gegenwart Christi verloren wäre.

Zweifellos haben sich die geschichtlichen und sozialen Umstände geändert, in denen der Pfarrer von Ars lebte, und zu Recht ist zu fragen, wie die Priester ihn in den heutigen globalisierten Gesellschaften hinsichtlich der Identifikation mit ihrem Dienst nachahmen können. In einer Welt, in der das allgemeine Lebensgefühl das Sakrale immer weniger versteht, an dessen Stelle das »Funktionale« zur allein bestimmenden Kategorie wird, könnte die katholische Auffassung vom Priestertum Gefahr laufen, ihre selbstverständliche Geltung manchmal auch im Innern des kirchlichen Bewußtseins einzubüßen. Nicht selten stehen sowohl in den theologischen Bereichen wie auch in der konkreten pastoralen Praxis und in der Priesterausbildung zwei unterschiedliche Konzepte des Priestertums einander gegenüber und manchmal im Gegensatz zueinander. Dazu erwähnte ich vor einigen Jahren, daß es »auf der einen Seite eine sozial-funktionale Sicht [gab und gibt], die das Wesen des Priestertums mit dem Begriff ›Dienst‹ umschrieb - nämlich Dienst an der Gemeinde in der Ausführung einer Funktion … Auf der anderen Seite steht eine sakramental- ontologische Sicht, die den Dienstcharakter des Priestertums selbstverständlich nicht leugnet, ihn aber im Sein des Dienenden verankert sieht und dieses Sein wiederum von einer Gabe her bestimmt weiß, die vom Herrn durch die Vermittlung der Kirche geschenkt wird und Sakrament heißt« (J. Ratzinger, Dienst und Leben der Priester, in: Weggemeinschaft des Glaubens. Kirche als Communio, Augsburg 2002, S. 133). Auch die terminologische Verschiebung von dem Begriff »Priestertum« hin zu den Begriffen »Dienst, Dienstamt, Auftrag« ist Zeichen dieser unterschiedlichen Auffassung. An den ersten, also den ontologisch-sakramentalen Begriff ist sodann der Primat der Eucharistie in dem Doppelbegriff »Priestertum-Opfer« gebunden, während dem zweiten der Primat des Wortes und des Verkündigungsdienstes entspräche.

Bei näherer Betrachtung handelt es sich allerdings nicht um zwei gegensätzliche Auffassungen, und die Spannung, die allerdings zwischen ihnen besteht, muß von innen her gelöst werden. Daher sagt das Dekret Presbyterorum ordinis des Zweiten Vatikanischen Konzils: »Durch die apostolische Botschaft des Evangeliums nämlich wird das Volk Gottes zur Einheit berufen, so daß alle … sich selbst als ›lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer‹ (Rm 12,1) darbringen. Durch den Dienst der Priester vollendet sich das geistige Opfer der Gläubigen in Einheit mit dem Opfer des einzigen Mittlers Christus, das sie mit ihren Händen im Namen der ganzen Kirche bei der Feier der Eucharistie auf unblutige und sakramentale Weise darbringen, bis der Herr selbst kommt« (PO 2).

Wir fragen uns also: »Was heißt für die Priester eigentlich ›evangelisieren‹? Worin besteht der sogenannte Primat der Verkündigung?« Jesus spricht von der Verkündigung des Reichs Gottes als dem wahren Ziel seines Kommens in die Welt, und seine Verkündigung ist nicht nur »Rede«. Sie schließt gleichzeitig sein Handeln ein: Die Zeichen und die Wunder, die er vollbringt, weisen darauf hin, daß das Reich in die Welt als gegenwärtige Wirklichkeit kommt, daß es letztlich mit seiner Person zusammenfällt. In diesem Sinn muß daran erinnert werden, daß auch im Primat der Verkündigung Wort und Zeichen untrennbar sind. Die christliche Verkündigung proklamiert nicht »Worte«, sondern »das Wort«, und die Verkündigung fällt mit der Person Christi selbst zusammen, die ontologisch für die Beziehung mit dem Vater offen und dessen Willen gegenüber gehorsam ist. Ein echter Dienst am Wort erfordert also von seiten des Priesters, daß er nach einer vertieften Selbstverleugnung strebt, bis er mit dem Apostel sagen kann: »Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir« (Ga 2,20). Der Priester darf sich nicht als »Herr« des Wortes sehen, sondern als dessen Diener. Er ist nicht das Wort, sondern er ist »Stimme« des Wortes, wie Johannes der Täufer, dessen Geburtsfest wir gerade heute feiern, verkündete: »Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen!« (Mc 1,3).

»Stimme« des Wortes zu sein stellt für den Priester keinen rein funktionalen Aspekt dar. Es setzt im Gegenteil ein wesentliches »Sich-Verlieren« in Christus voraus, indem der Priester an seinem Geheimnis des Todes und der Auferstehung mit seinem ganzen Ich teilnimmt: mit Verstand, Freiheit, Wille und dem Opfer seines Leibes als lebendigem Opfer (vgl. Rm 12,1-2). Allein die Teilhabe am Opfer Christi, an seiner »kenosis«, macht die Verkündigung echt! Und das ist der Weg, den der Priester mit Christus gehen muß, um zusammen mit ihm zum Vater sagen zu können: »Nicht, was ich will, sondern was du willst«, soll geschehen (Mc 14,36). Die Verkündigung bringt also immer auch das Opfer seiner selbst mit sich; es ist die Bedingung dafür, daß die Verkündigung echt und wirksam ist.

Als »alter Christus« ist der Priester zutiefst mit dem Wort des Vaters verbunden, das dadurch, daß es Fleisch wurde, die Gestalt des Knechtes angenommen hat, Knecht geworden ist (vgl. Ph 2,5-11). Der Priester ist Knecht Christi in dem Sinn, daß sein ontologisch Christus gleichgestaltetes Dasein einen wesentlich relationalen Charakter annimmt: Er steht in Christus, für Christus und mit Christus im Dienst an den Menschen. Gerade weil er Christus gehört, steht der Priester radikal im Dienst an den Menschen: Er ist Diener ihres Heils, ihres Glücks, ihrer echten Befreiung; dabei reift er in dieser fortschreitenden Annahme des Willens Christi im Gebet, im »Herz-an-Herz-Bleiben« mit ihm. Das ist also die unverzichtbare Bedingung jeder Verkündigung, die die Teilhabe am sakramentalen Opfer der Eucharistie und den fügsamen Gehorsam gegenüber der Kirche einschließt.

Der heilige Pfarrer von Ars wiederholte oft mit Tränen in den Augen: »Wie beängstigend ist es, Priester zu sein!« Und er fügte hinzu: »Wie sehr ist ein Priester zu bemitleiden, wenn er die Messe als etwas Gewöhnliches feiert! Wie unglückselig ist ein Priester ohne inneres Leben!« Möge das Priesterjahr alle Priester dazu führen, sich ganz mit dem gekreuzigten und auferstandenen Jesus zu identifizieren, damit sie in Nachahmung des hl. Johannes des Täufers bereit sind, »abzunehmen«, damit er wachse; damit sie, dem Beispiel des Pfarrers von Ars folgend, beständig und intensiv die Verantwortung ihrer Sendung wahrnehmen, die Zeichen und Gegenwart der unendlichen Barmherzigkeit Gottes ist. Vertrauen wir der Gottesmutter, Mutter der Kirche, das soeben begonnene Priester-Jahr und die Priester der ganzen Welt an.

Am vergangenen Freitag, dem Herz-Jesu-Fest, habe ich das Jahr der Priester eröffnet. Es steht in Verbindung mit dem 150. Todestag des heiligen Pfarrers von Ars Jean Marie Vianney. Es fügt sich, daß das Priesterjahr in der Schlußphase des Paulusjahres beginnt. Dies gibt uns Gelegenheit, beide Heilige miteinander zu vergleichen und das Gemeinsame ihres Dienstes aufzuzeigen. Paulus, der Apostel der Völker, scheint sich auf den ersten Blick von der bescheidenen Gestalt des Pfarrers von Ars sehr zu unterscheiden. Aber es gibt eine grundlegende Gemeinsamkeit: das Einssein mit Christus, welches Paulus in die Worte faßt: „Ich bin mit Christus gekreuzigt worden; nicht mehr ich lebe, Christus lebt in mir“ (Ga 2, 19f). Der heilige Jean Marie Vianney drückt es auf seine Weise aus: „Wenn ihr den Priester seht, denkt an unseren Herrn Jesus Christus“. Jesus selbst hat das Reich Gottes verkündet, und in seinem Tun, seinen Zeichen und Wundern war dieses Reich als reale Wirklichkeit offenbar. Der Priester ist aufgerufen, ein authentischer Diener des Wortes zu sein, das heißt Christus in seinen Worten und Taten sichtbar zu machen und in Einklang mit seiner Verkündung zu leben. Die priesterliche Predigt verkündet nicht Worte, sondern das Wort, das Christus ist. Daher soll sich der Priester immer mehr zurücknehmen und so am Geheimnis des Todes und der Auferstehung Christi in freier Bereitschaft teilhaben, sozusagen als lebendiges Opfer, das Gott gefällt (vgl. Rm 12,1).
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Mit Freude grüße ich die deutschsprachigen Pilger und Besucher, besonders die Wallfahrer der Diözese Bozen-Brixen in Begleitung von Bischof Karl Golser und die Gruppe aus dem Bistum Innsbruck mit Bischof Manfred Scheuer. Der heutige Tagesheilige Johannes der Täufer ruft uns auf: "Bereitet dem Herrn den Weg, ebnet ihm die Straßen!" (Mc 1,3). Wir wollen in unserem Alltag Christus Raum geben und Boten von Gottes Liebe sein. Der Geist Gottes helfe uns allen, das Gute zu vollbringen. Euch allen wünsche ich eine gesegnete Zeit in Rom.



Mittwoch, 1. Juli 2009

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Liebe Brüder und Schwestern!

Mit der Feier der Vesper zum Fest der heiligen Apostel Petrus und Paulus in der Basilika St. Paul vor den Mauern hat, wie ihr wißt, am 28. Juni das Paulusjahr zum Gedenken an die Geburt des Völkerapostels vor zweitausend Jahren seinen Abschluß gefunden. Wir danken dem Herrn für die geistlichen Früchte, die diese wichtige Initiative in vielen christlichen Gemeinden hervorgebracht hat. Als kostbares Erbe des Paulusjahres können wir der Aufforderung des Apostels nachkommen, die Kenntnis des Geheimnisses Christi zu vertiefen, auf daß er das Herz und der Mittelpunkt unseres persönlichen und gemeinschaftlichen Lebens sei. Das ist nämlich die unverzichtbare Bedingung für eine wahre geistliche und kirchliche Erneuerung. Wie ich schon während der ersten Eucharistiefeier in der Sixtinischen Kapelle nach meiner Wahl zum Nachfolger des Apostels Petrus hervorgehoben habe, ist es gerade die volle Gemeinschaft mit Christus, aus der »jedes weitere Element des Lebens der Kirche, an erster Stelle die Gemeinschaft zwischen allen Gläubigen, die Verpflichtung, das Evangelium zu verkünden und zu bezeugen, und die leidenschaftliche Liebe zu allen, besonders zu den Armen und Geringen erwächst« (20. April 2005; in O.R. dt., Nr. 17, 29.4.2005, S. 8f.). Das gilt an erster Stelle für die Priester. Deshalb danken wir der Vorsehung Gottes, die uns jetzt die Möglichkeit bietet, das Priester-Jahr zu feiern. Ich wünsche mir von Herzen, daß es für jeden Priester eine Gelegenheit zur inneren Erneuerung und infolgedessen zur festen Stärkung im Einsatz für die eigene Sendung sein möge.

Wie während des Paulusjahres unser ständiger Bezug der hl. Paulus gewesen ist, so werden wir in den nächsten Monaten vor allem auf den hl. Jean-Marie Vianney, den heiligen Pfarrer von Ars, blicken, während wir des 150. Jahrestages seines Todes gedenken. In dem Brief, den ich zu diesem Anlaß an die Priester geschrieben habe, wollte ich das hervorheben, was im Leben dieses demütigen Dieners des Altars am meisten hervorleuchtet: »die völlige Identifizierung mit der eigenen Aufgabe«. Er liebte es zu sagen: »Ein guter Hirte, ein Hirte nach dem Herzen Gottes, ist der größte Schatz, den der liebe Gott einer Pfarrei gewähren kann, und eines der wertvollsten Geschenke der göttlichen Barmherzigkeit.« Und so, als vermöchte er die Größe der Gabe und Aufgabe, die einem armen menschlichen Geschöpf anvertraut sind, nicht zu fassen, seufzte er: »Oh, wie groß ist der Priester! […] Wenn er sich selbst verstünde, würde er sterben […] Gott gehorcht ihm: Er spricht zwei Sätze aus, und auf sein Wort hin steigt der Herr vom Himmel herab und schließt sich in eine kleine Hostie ein.«

Tatsächlich kann gerade in Anbetracht des Binoms »Identität-Sendung« ein jeder Priester besser die Notwendigkeit jener fortschreitenden Einfühlung in Christus wahrnehmen, die ihm die Treue und die Fruchtbarkeit des Zeugnisses für das Evangelium gewährleistet. Der Titel des Priester-Jahres selbst - Treue zu Christus, Treue des Priesters - macht deutlich, daß das Geschenk der göttlichen Gnade jeder möglichen menschlichen Antwort und pastoralen Verwirklichung vorangeht, und so sind im Leben des Priesters missionarische Verkündigung und Gottesdienst nie trennbar, wie auch die ontologisch-sakramentale Identität und die Sendung zur Evangelisierung nie getrennt werden dürfen. Im übrigen ist das Ziel der Sendung eines jeden Priesters, so könnten wir sagen, »gottesdienstlich«: damit alle Menschen sich Gott als lebendige, heilige und ihm wohlgefällige Hostie darbringen können (vgl.
Rm 12,1), die in der Schöpfung, in den Menschen zum Gottesdienst wird, Lob des Schöpfers, indem sie daraus jene Liebe empfangen, zu deren gegenseitiger Weitergabe in Fülle sie berufen sind. Dies wurde eindeutig in den Anfängen des Christentums wahrgenommen. Der hl. Johannes Chrysostomus sagte zum Beispiel, daß das Sakrament des Altares und das »Sakrament des Bruders« oder, wie er es nennt, das »Sakrament des Armen« zwei Aspekte desselben Geheimnisses darstellen. Die Liebe zum Nächsten, die Aufmerksamkeit gegenüber der Gerechtigkeit und den Armen sind nicht allein Themen einer Sozialmoral; sie sind vielmehr Ausdruck einer sakramentalen Auffassung der christlichen Moralität, da durch den Dienst der Priester das geistliche Opfer aller Gläubigen vollzogen wird, in Einheit mit jenem Opfer Christi, des einzigen Mittlers: ein Opfer, das die Priester unblutig und sakramental in Erwartung der Wiederkunft des Herrn darbringen. Das ist die hauptsächliche, wesentlich missionarische und dynamische Dimension der priesterlichen Identität und des priesterlichen Dienstes: durch die Verkündigung des Evangeliums erwecken sie den Glauben in denen, die noch nicht glauben, damit sie ihr Opfer mit dem Opfer Christi vereinen können, was sich in Liebe zu Gott und zum Nächsten umsetzt.

Liebe Brüder und Schwestern, angesichts so vieler Ungewißheiten und Ermüdungserscheinungen auch in der Ausübung des priesterlichen Dienstes ist die Wiedererlangung eines klaren und eindeutigen Urteils hinsichtlich des absoluten Vorranges der göttlichen Gnade notwendig, dies eingedenk dessen, was der hl. Thomas von Aquin schreibt: »Die kleinste Gabe der Gnade übertrifft das natürliche Gut des gesamten Universums« (Summa Theologiae, I-II 113,9, ad 2). Die Sendung eines jeden einzelnen Priesters wird somit auch und vor allem vom Bewußtsein der sakramentalen Wirklichkeit seines »neuen Seins« abhängen. Von der Gewißheit der eigenen Identität, die nicht künstlich konstruiert, sondern unentgeltlich und göttlich geschenkt ist und angenommen wird, hängt die immer erneuerte Begeisterung des Priesters für die Mission ab. Auch für die Priester gilt, was ich in der Enzyklika Deus caritas est geschrieben habe: »Am Anfang des Christseins steht nicht ein ethischer Entschluß oder eine große Idee, sondern die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person, die unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung gibt« ().

Da sie mit ihrer »Weihe« eine derart außerordentliche Gnadengabe empfangen haben, werden die Priester zu ständigen Zeugen ihrer Begegnung mit Christus. Ausgehend gerade von diesem inneren Bewußtsein können sie ihre »Sendung« ganz durch die Verkündigung des Wortes und die Spendung der Sakramente erfüllen. Nach dem II. Vatikanischen Konzil ist hier und da der Eindruck entstanden, als gäbe es bei der Sendung der Priester in unserer Zeit etwas Dringlicheres. Einige meinten, daß man vor allem eine andere Gesellschaft aufbauen müßte. Der Abschnitt aus dem Evangelium jedoch, den wir zu Beginn gehört haben, ruft dagegen die beiden wesentlichen Elemente des priesterlichen Dienstes in Erinnerung. Jesus entsendet in jener Zeit und heute die Apostel, um das Evangelium zu verkündigen, und er gibt ihnen die Vollmacht, die bösen Geister auszutreiben. »Verkündigung« und »Vollmacht«, das heißt »Wort« und »Sakrament« sind somit jenseits seiner möglichen vielfältigen Ausgestaltungen die beiden grundlegenden Säulen des priesterlichen Dienstes.

Wenn man dem »Diptychon« Weihe-Sendung nicht Rechnung trägt, wird es wirklich schwierig, die Identität des Priesters und seines Dienstes in der Kirche zu verstehen. Was nämlich ist der Priester, wenn nicht ein vom Geist bekehrter und erneuerter Mensch, der aus der persönlichen Beziehung mit Christus heraus lebt und sich ständig die dem Evangelium entstammenden Kriterien zu eigen macht? Was ist der Priester, wenn nicht ein Mann der Einheit und der Wahrheit, der sich seiner eigenen Grenzen und gleichzeitig der außerordentlichen Größe der empfangenen Berufung bewußt ist, jener Berufung nämlich, an der Ausbreitung des Reiches Gottes bis hin zu den äußersten Grenzen der Erde mitzuwirken? Ja! Der Priester ist ein Mann, der ganz dem Herrn gehört, da Gott selbst es ist, der ihn beruft und in seinen apostolischen Dienst einsetzt. Und gerade weil er ganz dem Herrn gehört, gehört er ganz den Menschen, ist er ganz für die Menschen da. Während dieses Priester-Jahres, das bis zum kommenden Hochfest des Heiligsten Herzens Jesus dauern wird, wollen wir für alle Priester beten. In den Diözesen, Pfarreien, Ordensgemeinschaften, besonders in den monastischen Gemeinschaften, in den Vereinigungen und Bewegungen, in den verschiedenen pastoralen Verbänden überall auf der Welt mögen sich Initiativen des Gebets und besonders der eucharistischen Anbetung für die Heiligung des Klerus und die Priesterberufe mehren, um so auf die Einladung Jesu zu antworten: »Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden« (Mt 9,38). Das Gebet ist der erste Einsatz, der wahre Weg zur Heiligung der Priester und die Seele der echten »Berufungspastoral«. Die geringe Zahl von Priesterweihen in einigen Ländern darf uns nicht mutlos werden lassen, sondern muß uns vielmehr dazu drängen, die Räume der Stille und des Hörens des Wortes zu mehren, besser die geistliche Begleitung und das Sakrament der Beichte zu pflegen, damit die Stimme Gottes, der nicht aufhört zu rufen und zu bestärken, gehört wird, und viele junge Menschen ihr bereitwillig folgen können. Wer betet, hat keine Angst; wer betet, ist nie allein; wer betet, wird gerettet werden. Vorbild eines Lebens, das zum Gebet wird, ist zweifellos der hl. Jean-Marie Vianney. Maria, die Mutter der Kirche, helfe allen Priestern, seinem Beispiel zu folgen, um wie er Zeugen Christi und Apostel des Evangeliums zu sein.

Das Priesterjahr, das wir bis zum Juni des nächsten Jahres begehen, lädt uns ein, intensiver über die Sendung des Priesters in der Kirche nachzudenken. Christus ist die Mitte unseres Daseins. Dies gilt in besonderer Weise für die Priester. Ihre Identität und Sendung gründen in der Gemeinschaft mit Christus, in den sie sich fortschreitend hineinversetzen und mit dem sie immer mehr eins werden sollen. Die Sendung der Priester hängt vom Bewußtsein dieser sakramentalen Wirklichkeit des neuen Seins in Christus ab. Ihre Identität ist ein göttliches Geschenk, eine empfangene Aufgabe. Durch die Gnade der Weihe werden die Priester zu bleibenden Zeugen ihrer Begegnung mit Christus, den sie durch die Verkündigung des Wortes Gottes und in der Spendung der Sakramente zu den Menschen bringen. So sind Wort und Sakrament, Verkündigung und Gottesdienst die beiden Grundsäulen des priesterlichen Dienstes. Wenn die Priester das Evangelium verkünden, wird in den Menschen der Glaube geboren, durch den diese mit Christus verbunden werden und ihr Leben mit dem Opfer Christi vereinen. So bilden auch das Sakrament des Altares, der Gottesdienst, und das Sakrament der Armen, das heißt die tätige Nächstenliebe, zwei Aspekte desselben Dienstes. In diesem Priesterjahr wollen wir daher Gott für das Geschenk und den Dienst der Priester in der Kirche danken. Dabei wollen wir die verschiedenen Gebetsinitiativen, vor allem die eucharistische Anbetung, für die Heiligung der Priester und für die Berufungen verstärken. Das Gebet ist nämlich die erste Aufgabe als echte Berufungspastoral.
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Einen frohen Gruß richte ich an alle Pilger und Besucher deutscher Sprache. Besonders heiße ich die vielen jungen Menschen willkommen, unter ihnen die Teilnehmer am Feriencamp aus Norddeutschland. Begleitet im Gebet den Dienst der Priester und seid bereit, Gottes Stimme zu hören der jeden anredet. Gott zeigt uns den Weg zu einem erfüllten Leben und er ruft auch heute in seine Nachfolge. Der Herr schenke euch allen seinen Segen.




Generalaudienzen 2005-2013 17069