ANSPRACHE 2007 Januar 2007 102

AN DIE BISCHÖFE AUS DER ZENTRALAFRIKANISCHEN REPUBLIK ANLÄSSLICH IHRES "AD-LIMINA"-BESUCHES

Freitag, 1. Juni 2007

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Liebe Mitbrüder im Bischofsamt!


Mit Freude empfange ich euch zu eurem »Ad-limina«-Besuch. Diese Pilgerfahrt zu den Gräbern der Apostel Petrus und Paulus ist eine vorzügliche Gelegenheit, um die Bande eurer Ortskirchen mit dem Nachfolger Petri und mit der Universalkirche zu bekräftigen. Eure Begegnungen mit meinen Mitarbeitern ermöglichen euch auch, eure Sorgen als Hirten der Kirche in der Zentralafrikanischen Republik zu teilen und eine brüderliche Ermutigung für euren bischöflichen Dienst zu erhalten. Ich danke dem Vorsitzenden eurer Bischofskonferenz, Bischof François-Xavier Yombandje, für seine Darstellung des Lebens der Kirche in eurem Land. Seid gewiß, daß der Papst euren Gemeinden und dem ganzen zentralafrikanischen Volk nahe ist. Übermittelt allen, besonders den Priestern, den Ordensmännern und Ordensfrauen und den gläubigen Laien eurer Diözesen seine Liebe und seine Ermutigungen zum Aufbau einer Gesellschaft des Friedens und der Brüderlichkeit, die auf die gegenseitige Achtung und auf eine echte Solidarität gegründet ist.

Ihr müßt eure Sendung im Dienst des Volkes, das der Herr euch anvertraut hat, in einer schwierigen Situation erfüllen. Um auf die Herausforderungen zu antworten, denen die Kirche in eurem Land gegenübersteht, ist eine zuverlässige Zusammenarbeit eine Garantie für größere Wirksamkeit; vor allem aber ist sie eine Notwendigkeit, die auf ein lebendiges Bewußtsein der kollegialen Dimension eures Amtes gegründet ist und euch erlaubt, »vielfältige Formen der sakramentalen Brüderlichkeit zu schaffen, die von gegenseitiger Annahme und Wertschätzung bis zu unterschiedlichen Gesten des Liebesdienstes und der konkreten Zusammenarbeit reichen« (Johannes Paul II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Pastores gregis ). Wenn ihr eure Hoffnung und euer demütiges Vertrauen einzig und allein auf den Herrn setzt, werdet ihr den apostolischen Mut finden, der bei der Ausübung eurer Verantwortlichkeiten so notwendig ist. Durch ein tagtäglich stärkeres Leben der Gemeinschaft, durch ein vorbildliches Leben im Alltag seid ihr Zeugen inmitten eures Volkes. Auf diesem bisweilen schwierigen Weg bleibt das Nachsynodale Apostolische Schreiben Ecclesia in Africa eine unverzichtbare Richtschnur, die entschlossen zu verwirklichen ist. Seid gewiß, daß ihr bei Erfüllung eures Dienstes nie allein seid, der Herr ist euch nahe und begleitet euch mit seiner Gegenwart und seiner Gnade.

Zu den schwierigsten Herausforderungen, auf welche die Kirche in eurem Land antworten muß, gehören der Friede und die nationale Eintracht. Besonders die Ärmsten sind Opfer dramatischer Situationen, die unvermeidlich zu tiefen Spaltungen in der Gesellschaft sowie auch zu Entmutigung führen. Die Zweite Sonderversammlung der Bischofssynode für Afrika, die in Vorbereitung ist, wird eine besondere Zeit der Reflexion über die Verkündigung des Evangeliums in einem Umfeld sein, das von zahlreichen Hoffnungszeichen, aber auch von besorgniserregenden Situationen gekennzeichnet ist. Ich wünsche inständig, daß Afrika in dieser Welt, die sich in tiefgreifender Veränderung befindet, nicht mehr vergessen wird und daß eine echte Hoffnung für die Völker dieses Kontinents entsteht.

Es ist die Pflicht der Kirche, die Schwachen zu verteidigen und sich zur Stimme derer zu machen, die keine Stimme haben. Ich möchte daher die Menschen ermutigen, die sich bemühen, durch ein entschlossenes Engagement für die Verteidigung der Würde der menschlichen Person und ihrer unveräußerlichen Rechte die Hoffnung zu wecken. Zu diesen Rechten gehört das fundamentale Gut des Friedens und eines Lebens in Sicherheit. Die Förderung des Friedens, der Gerechtigkeit und der Versöhnung ist ein Ausdruck des christlichen Glaubens an die Liebe, die Gott für jeden Menschen hegt. Möge die Kirche entschlossen den Frieden Christi dadurch verkünden, daß sie mit allen Menschen guten Willens für die Gerechtigkeit und die Versöhnung arbeitet. Ich fordere auch alle Gläubigen auf, vom Herrn diese so kostbare Gabe zu erflehen, denn das Gebet öffnet die Herzen und inspiriert die Baumeister des Friedens.

Durch ihre sozialen Werke, besonders in den Bereichen des Gesundheitswesens und der Jugenderziehung, trägt die Kirche auf ihre Weise zum Aufbau der brüderlichen und solidarischen Gesellschaft bei, nach der sich euer Volk sehnt. Ich fordere besonders die Ordensgemeinschaften und die Laien, die sich an diesem für die Zukunft des Landes wesentlichen Engagement mit Sachverstand beteiligen, auf, ihre Anstrengungen fortzusetzen, ohne den Mut zu verlieren, um Zeichen des Vertrauens zu sein, das der Herr in jeden Menschen setzt.

Damit die Gesellschaft zu einer echten menschlichen und geistlichen Entwicklung gelangen kann, muß außerdem ein Mentalitätswandel vollzogen werden. Diese langwierige Aktion betrifft im besonderen die Familie und die Ehe. Wenn sich die Christen entschlossen für ein Leben in ehelicher Treue und in der Einheit als Ehepaar engagieren, zeigen sie allen die Größe und Wahrheit der Ehe. Durch ein frei und für immer zugesagtes »Ja« bringen der Mann und die Frau ihre wahre Menschlichkeit und ihre Offenheit zum Ausdruck, neues Leben zu schenken. Außerdem soll die ernsthafte Ehevorbereitung jungen Menschen helfen, ihre Zurückhaltung gegenüber der Gründung einer stabilen, zukunftsoffenen Familie zu überwinden. Desgleichen fordere ich euch auf, die Hilfe für die Familien auszubauen, besonders durch Förderung ihrer christlichen Erziehung. Dann werden sie sowohl vor ihren Kindern wie vor der Gesellschaft wirksamer über den Glauben, der sie beseelt, Rechenschaft geben können.

Eure Priester, deren Hochherzigkeit und Eifer ich begrüße, tragen mit eurer aufmerksamen Hilfe für ihr persönliches und pastorales Leben eine wesentliche Verantwortung in der Sendung eurer Diözesen. Ich fordere sie nachdrücklich dazu auf, in brüderlicher Zusammenarbeit mit allen in der Pastoral tätigen Personen, in erster Linie mit den Missionaren und Katecheten, um deren unermüdliches Engagement im Dienst des Evangeliums ich weiß, Männer zu sein, die ergriffen sind von der Leidenschaft für die Verkündigung des Evangeliums. Um dahin zu gelangen, werden sie die Einheit ihrer Person und die Quelle ihrer apostolischen Dynamik in der persönlichen Freundschaft mit Christus und in der Betrachtung des Antlitzes des Vaters in ihm finden. Ein beispielhaftes priesterliches Leben, das auf einem beständigen Streben gründet, dem Bild Christi zu entsprechen, ist eine tagtägliche Anforderung. Im Gebet, das in der Meditation des Wortes Gottes verwurzelt ist, und in der Eucharistie, Quelle und Höhepunkt ihres Dienstes, werden sie Kraft und Mut finden, um dem Volk Gottes zu dienen und es auf den Weg des Glaubens zu führen.

Um der Kirche die Priester zu geben, die sie braucht, kommt der Ausbildung der Kandidaten eine Bedeutung zu, die man nicht unterschätzen darf. Mehr denn je ist es notwendig, bei ihrer menschlichen und geistlichen Ausbildung anspruchsvoll zu sein. Da die Priester berufen sind, bei der Ausübung ihres Amtes schwere Verantwortung zu übernehmen, muß von den Kandidaten eine Reihe menschlicher Qualitäten gefordert werden, damit sie in der Lage sind, eine wahre Disziplin priesterlichen Lebens anzunehmen. Man wird besonders das affektive Gleichgewicht der Seminaristen prüfen und ihre Sensibilität ausbilden, um sich ihrer Eignung zu versichern, die Erfordernisse des priesterlichen Zölibats zu leben. Diese menschliche Formung muß ihren ganzen Sinn in einer soliden geistlichen Ausbildung finden, denn das Leben und die Tätigkeit des Priesters müssen unbedingt in einem lebendigen Glauben an Jesus Christus verwurzelt sein.

Eine ausreichende Anzahl von kompetenten, erfahrenen Ausbildern und Spiritualen, die die Kandidaten zum Priestertum führen, ist daher für die Bischöfe eine pastorale Priorität, damit eine echte geistliche Unterscheidung durchgeführt werden kann. Ich möchte auch den jungen Menschen sagen: Es macht viel Freude, großherzig auf den Ruf des Herrn zur Nachfolge zu antworten, um das Evangelium zu verkünden.

Nachdem wir ein Jahr erlebt haben, das den Katholiken geholfen hat, neuen Schwung und glühende Begeisterung für die Eucharistie zu empfinden, bleibt eine aktive und fruchtbare Teilnahme der Gläubigen am »Sakrament der Liebe« wesentlich. Aus dieser Sicht ist es unverzichtbar, daß sich die Durchführung gewisser Umgestaltungen, die den verschiedenen Rahmenbedingungen und Kulturen angepaßt sind, auf eine authentische Auffassung von Inkulturation stützt, damit die Eucharistie wirklich »zum Wertmaßstab von allem [wird], was der Christ in den verschiedenen kulturellen Ausdrucksformen antrifft« (Sacramentum caritatis, 78). Durch Gottesdienste, die mit Begeisterung gefeiert werden, wollen eure Gemeinden der Herrlichkeit Gottes in freudiger Weise Ausdruck geben; dies soll aber immer im rechten Gleichgewicht mit einer stillen Betrachtung des Geheimnisses geschehen, das gefeiert wird. Erst das Schweigen erlaubt es, daß man sich wirklich auf das Hören des Erlösers einstellt, der sich der feiernden Gemeinde schenkt. So ermöglicht eine innere Vorbereitung vor dem Empfang des Leibes Christi jedem, das Geheimnis des Heils im Glauben der Kirche zu empfangen.

104 Am Ende dieser Begegnung, liebe Mitbrüder im Bischofsamt, möchte ich erneut meine geistliche Nähe zu euch und zu euren Diözesen zum Ausdruck bringen. Führt mutig die Verwurzelung des Glaubens in eurem Volk weiter! Mögen alle unermüdliche Baumeister des Friedens und der Versöhnung sein! Ich vertraue jede eurer Diözesen der Jungfrau Maria, Königin Afrikas, an, damit sie eure Beschützerin und der Stern sei, der euch zu ihrem Sohn Jesus führt. Jedem von euch, den Priestern, den Ordensmännern, den Ordensfrauen, den Seminaristen, den Katecheten und allen Gläubigen eurer Diözesen erteile ich von Herzen meinen Apostolischen Segen.



AN DIE LEITER UND ALUMNEN DER PÄPSTLICHEN DIPLOMATENAKADEMIE


Konsistoriensaal

Samstag, 2. Juni 2007

Verehrter Mitbruder im Bischofsamt,

liebe Leiter und Priester!

Seid alle willkommen, die ihr zur Familie der Päpstlichen Diplomatenakademie gehört! Ich habe aufmerksam und mit Dankbarkeit das Grußwort gehört, das euer Präsident soeben in eurem Namen an mich gerichtet hat, und danke ihm herzlich dafür. Seine Gratulationsworte zu dem Buch »Jesus von Nazareth«, Ergebnis meiner persönlichen Suche nach dem Antlitz Christi, beweisen, daß die Päpstliche Diplomatenakademie das Bestreben, den Herrn immer besser kennenzulernen, zu Recht als einen Grundwert für diejenigen ansieht, die wie ihr im diplomatischen Dienst zu einer besonderen Zusammenarbeit mit dem Nachfolger Petri berufen sind. In der Tat, je mehr ihr, liebe Alumnen, nach dem Antlitz Christi sucht, desto besser werdet ihr der Kirche und den Menschen - Christen und Nichtchristen - dienen können, denen ihr auf eurem Weg in den über die ganze Welt verstreuten Päpstlichen Vertretungen begegnet.

Wenn ich, wie heute, die erfreuliche Gelegenheit zur Begegnung mit euch habe, denke ich an euren künftigen Dienst für die Kirche. Ich denke auch an eure Bischöfe, die euch auf die Päpstliche Diplomatenakademie geschickt haben, um dem Papst in seiner universalen Sendung in den Teilkirchen und bei den verschiedenen zivilen Instanzen, zu denen der Heilige Stuhl Beziehungen unterhält, zu helfen. Der Dienst, für den ihr vorgesehen seid und auf den ihr euch hier in Rom vorbereitet, ist ein Dienst qualifizierter Zeugen bei den Kirchen und Autoritäten der Länder, für die ihr, so Gott will, bestimmt werdet. Vom Zeugen des Evangeliums wird gefordert, daß er in jeder Situation der ihm anvertrauten Mission treu bleibt. Das bringt für euch an erster Stelle eine persönliche und tiefe Erfahrung des menschgewordenen Gottes mit sich, eine innige Freundschaft mit Jesus, in dessen Namen die Kirche euch zu einer einzigartigen apostolischen Aufgabe entsendet. Ihr wißt, daß der christliche Glaube sich niemals auf eine rein verstandesmäßige Erkenntnis Christi und seiner Lehre verkürzen läßt; er muß auch in der Nachahmung der Beispiele zum Ausdruck kommen, die Christus uns als Sohn des Vaters und als Menschensohn gegeben hat. Wer mit dem Nachfolger Petri, dem obersten Hirten der katholischen Kirche, zusammenarbeitet, ist in besonderer Weise dazu aufgerufen, sein Bestes zu tun, um selbst ein wahrer Hirt zu sein, der wie Jesus, der Gute Hirt, dazu bereit ist, das Leben für seine Herde hinzugeben.

Ich habe mich daher sehr über das Bestreben gefreut, das euch beseelt und das ihr durch euren Präsidenten zum Ausdruck gebracht habt, nämlich vordringlich Hirten zu sein; stets Hirten neben den anderen Hirten der Kirche, noch bevor ihr an der Seite der Päpstlichen Vertreter, mit denen ihr zusammenarbeitet, auch zur Förderung des Dialogs und zum Aufbau fruchtbarer Beziehungen zu den zivilen Autoritäten und Instanzen beitragt, wie es die besondere katholische Tradition verlangt. Pflegt dieses euer Streben, so daß alle, die euch begegnen, immer den Priester in euch erkennen können. So wird der atypische Charakter der päpstlichen Diplomatie allen bekannt werden. Eine Diplomatie, die - wie die zahlreichen beim Apostolischen Stuhl akkreditierten diplomatischen Missionen feststellen können - weit davon entfernt ist, materielle Interessen oder Teilansichten des Menschen zu verteidigen, sondern Werte fördert, die dem Evangelium entspringen als Ausdruck der hohen, von Jesus, dem einzigen und universalen Heiland, verkündeten Ideale. Diese Werte sind im übrigen zu einem nicht geringen Teil ein Erbe, das auch von anderen Religionen und Kulturen geteilt wird.

Liebe Freunde, auch wenn ihr die Akademie verlaßt - mehr als ein Dutzend von euch bereitet sich in den nächsten Wochen darauf vor -, pflegt weiterhin eine innige persönliche Freundschaft mit Jesus, indem ihr euch bemüht, seine Gedanken und Gefühle immer besser kennenzulernen und sie euch anzueignen (vgl. Ph 2,5). Je gründlicher ihr ihn kennt, um so fester werdet ihr mit ihm vereint bleiben und um so treuer werdet ihr euren priesterlichen Pflichten nachkommen, um so mehr und um so besser werdet ihr auch in der Lage sein, den Menschen zu dienen, um so fruchtbarer wird euer Dialog mit ihnen sein, um so erreichbarer wird der Friede erscheinen, den ihr in Spannungs- und Konfliktfällen vorschlagt, um so tröstlicher wird sich der Trost erweisen, den ihr den geprüften und schutzlosen Menschen im Namen Christi und seiner Kirche anbietet. Auf diese Weise wird die ideale Übereinstimmung zwischen eurer Sendung und der von den anderen Verantwortlichen für die Pastoral durchgeführten Evangelisierung für die Augen der Welt klarer sichtbar werden.

Liebe Brüder, während ich diese kurzen Überlegungen eurer Aufmerksamkeit anvertraue, möchte ich euch meine besten Wünsche für euch und eure Familien erneuern. Aus ganzem Herzen versichere ich euch eines Gedenkens in meinem Gebet und, während ich den mütterlichen Schutz der Jungfrau Maria erflehe, segne ich gerne euch, die Personen, die sich eurer Ausbildung annehmen, und alle, die euch nahestehen.

AN DIE TEILNEHMER DER 18. VOLLVERSAMMLUNG DER "CARITAS INTERNATIONALIS"


Clementina-Saal

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Freitag, 8. Juni 2007



Liebe Freunde!

Es ist mir eine besondere Freude, die Teilnehmer an der 18. Vollversammlung der »Caritas Internationalis« willkommen zu heißen. Besondere Grüße richte ich an Dr. Denis Viénot und an den Präsidenten des Päpstlichen Rates »Cor Unum«, Erzbischof Paul Josef Cordes, denen ich für die freundlichen Worte danke, die sie soeben an mich gerichtet haben.

Meine besten Wünsche gelten auch dem neu gewählten Präsidenten der Konföderation, Kardinal Rodríguez Maradiaga.

Ihr alle kommt in diesen Tagen aus einem bedeutsamen Anlaß im Leben der Konföderation in Rom zusammen, damit eure Mitgliedsorganisationen in einer Atmosphäre brüderlicher Gemeinschaft über die Herausforderungen nachdenken können, vor denen ihr zur Zeit steht.

Außerdem habt ihr mit der Wahl für die beiden Leitungsfunktionen von »Caritas Internationalis« wichtige Schritte für die Gestaltung der unmittelbaren Zukunft gesetzt. Ich bin zuversichtlich, daß eure Beratungen während dieser Tage für euch persönlich, für die Arbeit eurer Mitgliedsorganisationen weltweit und für alle, denen ihr dient, von großem Nutzen waren.

Laßt mich euch bei dieser Gelegenheit zuallererst für das hervorragende Zeugnis danken, das euer Verband seit der Gründung der ersten nationalen »Caritas« in Deutschland vor mehr als einem Jahrhundert stets der ganzen Welt gegeben hat. Seit damals hat es - auf Gemeinde-, Diözesan- und nationaler Ebene - eine starke Zunahme von Organisationen gegeben, die diesen Namen tragen. Sie wurden auf Initiative des Heiligen Stuhls zur Konföderation »Caritas Internationalis« zusammengeschlossen, zu der heute mehr als 150 nationale Organisationen zählen. Aufgrund des öffentlichen Charakters Eurer karitativen Tätigkeit, die in der Liebe Gottes wurzelt, hat mein Vorgänger, der Diener Gottes Johannes Paul II., mit dem Päpstlichen Schreiben Beim Letzten Abendmahl vom 16. September 2004 der »Caritas Internationalis« den Status einer juristischen Person öffentlichen Rechts verliehen. Dieser Status besiegelt die kirchliche Mitgliedschaft eurer Organisation und ermöglicht ihr eine besondere Sendung innerhalb der Kirche. Das bedeutet, daß eure Konföderation nicht einfach für die Kirche arbeitet, sondern wirklich ein Teil der Kirche ist und maßgeblich am Austausch der Gaben teilhat, der auf so vielen Ebenen des kirchlichen Lebens stattfindet. Als Zeichen der Unterstützung des Heiligen Stuhls für eure Arbeit wurde der »Caritas Internationalis« dem Wunsch nach Begleitung und Leitung durch den Päpstlichen Rat »Cor Unum« entsprochen.

Worin besteht nun die besondere Sendung eures Zusammenschlusses? Welcher Aspekt der kirchlichen Aufgaben fällt euch und euren Mitgliedsorganisationen zu? Ihr seid aufgerufen, durch die Ausübung eurer karitativen Tätigkeit die Kirche in ihrer Sendung zu unterstützen, nämlich überall in der Welt die Liebe Gottes zu verbreiten, die »ausgegossen ist in unsere Herzen durch den Heiligen Geist« (Rm 5,5). Gerade der Begriff caritas zieht uns hinein in das Herz des Christentums, in das Herz Christi, aus dem »Ströme von lebendigem Wasser fließen« (vgl. Jn 7,38). In der Arbeit karitativer Organisationen wie der euren sehen wir die Früchte der Liebe Christi. Ich habe dieses Thema in meiner Enzyklika Deus Caritas Est entfaltet, die ich euch nochmals als Reflexion über die theologische Bedeutung eurer Tätigkeit in der Welt empfehle. Die karitative Tätigkeit muß im Licht Gottes verstanden werden, der caritas, Liebe, ist: Gott, der die Welt so sehr geliebt hat, daß er seinen einzigen Sohn hingab (vgl. Jn 3,16). Auf diese Weise kommen wir zu der Einsicht, daß die Liebe ihre größte Erfüllung in der Selbsthingabe findet. Das versucht die »Caritas Internationalis« in der Welt zu verwirklichen. Das Herz der »Caritas« ist die Opferliebe Christi, und jede Form der individuellen und organisierten karitativen Tätigkeit in der Kirche muß immer in Ihm, der Quelle der Liebe, ihren Bezugspunkt haben. Diese theologische Sicht hat praktische Konsequenzen für die Arbeit karitativer Organisationen; zwei davon möchte ich heute hier herausgreifen.

Die erste ist, daß jeder karitative Akt von einer persönlichen Glaubenserfahrung inspiriert sein sollte, die zu der Entdeckung führt, daß Gott die Liebe ist. Die Mitarbeiter der »Caritas« sind aufgerufen, vor der Welt von jener Liebe Zeugnis zu geben. Die christliche tätige Nächstenliebe übersteigt unsere natürliche Liebesfähigkeit: Sie ist eine theologische Tugend, wie uns der hl. Paulus in seinem berühmten »Hohenlied der Liebe« lehrt (vgl. 1Co 13). Sie fordert daher den Geber auf, die humanitäre Hilfe in den Rahmen eines persönlichen Glaubenszeugnisses zu stellen, das dann zu einem Teil der den Armen angebotenen Gabe wird. Nur wenn die karitative Tätigkeit die Form der Christus ähnlichen Selbsthingabe annimmt, wird sie zu einer Geste, die wirklich des nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffenen Menschen würdig ist. Praktizierte Nächstenliebe fördert das Wachsen in der Heiligkeit nach dem Vorbild der vielen Diener der Armen, die die Kirche zur Ehre der Altäre erhoben hat. Die zweite Konsequenz ergibt sich unmittelbar aus der ersten. Gottes Liebe wird jedem Menschen angeboten; darum ist auch die karitative Tätigkeit universal und muß eine Verpflichtung zur sozialen Gerechtigkeit einschließen. Doch ungerechte Strukturen zu verändern reicht allein nicht aus, um das Glück des Menschen zu gewährleisten.

Wie ich kürzlich zu den im brasilianischen Aparecida versammelten Bischöfen sagte, »fällt diese politische Arbeit nicht in die unmittelbare Zuständigkeit der Kirche« (Ansprache an die V. Generalkonferenz der Bischöfe Lateinamerikas und der Karibik, 13. Mai 2007). Eure Aufgabe ist es vielmehr, die ganzheitliche Entwicklung des Menschen zu fördern.

Aus diesem Grund können die großen Herausforderungen, denen sich die Welt derzeit gegenübersieht, wie Globalisierung, Verletzung von Menschenrechten, ungerechte soziale Strukturen, nicht angegangen und überwunden werden, wenn die Aufmerksamkeit nicht auf die Grundbedürfnisse des Menschen gerichtet wird: die Förderung der Menschenwürde, Wohlergehen und schließlich das ewige Heil.

Ich bin zuversichtlich, daß die Arbeit der »Caritas Internationalis« von den Prinzipien inspiriert ist, die ich soeben umrissen habe. Überall auf der Welt gibt es unzählige Männer und Frauen, deren Herz von Freude und Dankbarkeit erfüllt ist aufgrund des Dienstes, den ihr für diese Menschen leistet. Ich möchte jeden von euch ermutigen, weiterhin in eurer besonderen Sendung fortzufahren, nämlich die Liebe Christi zu verbreiten, der gekommen ist, damit alle das Leben in Fülle haben. Indem ich euch alle der Fürbitte Mariens, Mutter der Kirche, empfehle, erteile ich euch gern meinen Apostolischen Segen

BESUCH VON BENEDIKT XVI. BEI DER KONGREGATION FÜR DIE ORIENTALISCHEN KIRCHEN

Bramante-Palazzo, Via della Conciliazione (Rom)

Samstag, 9. Juni 2007

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Eure Seligkeit,
verehrte Mitbrüder im bischöflichen und im priesterlichen Dienst,
liebe Brüder und Schwestern!

Es ist der auch vom Papst ersehnte Tag gekommen, die Kongregation für die Orientalischen Kirchen zu besuchen. Es ist ein bedeutsamer Tag, weil nämlich der Kalender der lateinischen Kirche heute des hl. Ephraims, des großen Lehrers der syrischen Kirche, gedenkt. Ich danke dem Herrn und euch allen für diese sehr herzliche Begegnung. Ich grüße den Kardinalpräfekten Ignace Moussa Daoud und danke ihm für seine freundlichen Worte des Willkommens. Mein Gruß gilt auch dem Sekretär, Erzbischof Antonio Maria Vegliò, dem Untersekretär, den Mitarbeitern und allen Anwesenden.

Mein erster Gedanke geht zu Papst Benedikt XV. ehrwürdigen Angedenkens, der vor neunzig Jahren die »Heilige Kongregation für die Orientalische Kirche« errichtet hat. Der sel. Pius IX. hatte innerhalb der Propaganda Fide die »Orientalische Sektion« gebildet. Aber »um die Befürchtung zu vertreiben, daß den Orientalen nicht die gebührende Aufmerksamkeit von seiten der römischen Päpste zuteil würde«, hat Papst Benedikt das neue völlig autonome Dikasterium gewollt und das Notwendige verfügt, damit es gut funktioniert. Und er selbst übernahm die Leitung. Wie aus dem Motu proprio Dei providentis hervorgeht, wollte er klar zeigen, daß »in Ecclesia Iesu Christi, ut quae non latina sit, non graeca, non slavonica, sed catholica, nullum inter eius filios intercedere discrimen» (in der Kirche Jesu Christi, die nicht lateinisch, nicht griechisch, nicht slawisch, sondern katholisch ist, ihre Kinder durch nichts diskriminiert werden dürfen; AAS, 9-1917, S. 529-531).

Gerade damals begann ein dramatischer Abschnitt der Geschichte, vor allem für Osteuropa. Die nachfolgenden Jahre haben gezeigt, wie klug und vorausschauend diese päpstliche Verfügung war, die den orientalischen Katholiken durch eine eigene Kongregation die Sorge der Kirche sicherstellen und dann viele von ihnen in der keineswegs kurzen Zeit der Verfolgung begleiten sollte. Nach dem Schweigen kam die Zeit der Befreiung, und das Leben und die Sendung der Kirche konnten wieder aufgenommen werden, sich entwickeln und festigen. Bei dieser Gelegenheit danke ich erneut dem Herrn für die Pläne seiner göttlichen Güte. Aber als Vater und Hirt fühle ich mich verpflichtet, an Gott ein inniges Gebet zu richten und alle Verantwortungsträger aufzurufen, damit überall, vom Osten bis zum Westen, die Kirchen den christlichen Glauben in voller Freiheit bekennen dürfen. Den Söhnen und Töchtern der Kirche soll überall erlaubt werden, in persönlicher und sozialer Ruhe zu leben: Die Würde, die Achtung und die Zukunft sollen den einzelnen und Gruppen ohne Beeinträchtigung ihrer Rechte als Gläubige und Bürger garantiert werden.

Aus meinem Mund erhebt sich die dringende Bitte um Frieden für das Heilige Land, den Irak, den Libanon, die alle der Jurisdiktion der Kongregation für die Orientalischen Kirchen unterstehen, wie auch für die anderen Länder, die in die Spirale einer scheinbar unaufhaltsamen Gewalt verwickelt sind. Mögen die Kirchen und die Jünger des Herrn dort bleiben dürfen, wohin sie die göttliche Vorsehung von ihrer Geburt her gestellt hat: Sie verdienen es, dort zu bleiben auf Grund einer Präsenz, die bis in die Anfänge des Christentums zurückreicht. Im Laufe der Jahrhunderte haben sie sich durch eine unbestreitbare und untrennbare Liebe zu ihrem Glauben, zu ihrem Volk und zu ihrem Land ausgezeichnet.

Dieser Besuch führt mich auf die Spuren meiner verehrungswürdigen Vorgänger, der Diener Gottes Paul VI., Johannes Paul II. und des sel. Johannes XXIII., die persönlich kamen, um mit den Oberen und den Offizialen des Dikasteriums zusammenzutreffen. Mit meinem Besuch möchte ich symbolisch den Pilgerweg in das Herz des Orients fortsetzen, den Johannes Paul II. in dem Apostolischen Schreiben Orientale lumen vorgegeben hat. Weil die verehrungswürdige alte Tradition der orientalischen Kirche Bestandteil des ungeteilten Erbgutes der Kirche Christi ist (vgl. Unitatis redintegratio
UR 17), rief er dazu auf, sie kennenzulernen, und bekräftigte: »Auch die Söhne und Töchter der katholischen Kirche lateinischer Tradition müssen unbedingt diesen Schatz in seiner ganzen Fülle kennenlernen können und so gemeinsam mit dem Papst den leidenschaftlichen Wunsch verspüren, daß der Kirche und der Welt das vollständige Erscheinungsbild der Katholizität zurückgegeben werde« (Orientale lumen, 1). Ich habe diesen Pilgerweg ideell begonnen, indem ich den Namen eines Papstes angenommen habe, der den Orient so sehr geliebt hat. Als ich den Petrusdienst des Bischofs von Rom offiziell übernahm, sammelte ich mich im Gebet am Grab des Apostels und rief die orientalischen Patriarchen in Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri an meine Seite. So bin ich vor der ganzen Kirche geistlich in die immer sprudelnde Quelle des apostolischen Credo eingetaucht und habe mir das Glaubensbekenntnis des Fischers von Galiläa an den »Sohn des lebendigen Gottes« (Mt 16,16) zu eigen gemacht. Ich habe die tröstliche Verheißung des Herrn Jesus: »Du bist Petrus« (ebd., 18) gehört. Ich war mir sicher, die Söhne und Töchter des Orients mit ihren Hirten an meiner Seite zu haben, die getreu ihrer Tradition sich freuen, auch an dem Charisma der Gemeinschaft teilzuhaben, das Jesus dem Petrus und seinen Nachfolgern verliehen hat. Auch die Apostolische Reise in die Türkei, die wegen der bewegenden Umarmung mit der katholischen Gemeinde und wegen ihrer ökumenischen und interreligiösen Bedeutsamkeit unvergeßlich ist, war ein weiterer Moment besonderer Fruchtbarkeit auf meinem Pilgerweg zum Herzen des Orients.

107 Heute dankt der Papst erneut den Orientalen für die mit dem Blut bezahlte Treue, von der im Verlauf der Jahrhunderte bis zum heutigen Martyriologium wunderbare Zeugnisse verbleiben! Er seinerseits versichert ihnen, an ihrer Seite zu bleiben. Und er bekräftigt die tiefe Wertschätzung gegenüber den orientalischen katholischen Kirchen auf Grund ihrer einzigartigen Rolle als lebendige Zeugen der Anfänge (vgl. Orientalium Ecclesiarum OE 1). Denn ohne eine ständige Beziehung zu der Tradition der Anfänge gibt es keine Zukunft für die Kirche Christi. Es sind besonders die Orientalischen Kirchen, die das Echo der ersten Verkündigung des Evangeliums bewahren; die ältesten Gedächtnisse der vom Herrn vollbrachten Zeichen; die ersten Strahlen des österlichen Lichtes und den ersten Widerschein des nie verloschenen Feuers des Pfingsttages. Ihr geistliches Erbe, das in der Lehre der Apostel und der Väter gründet, hat wunderbare liturgische, theologische und disziplinäre Traditionen hervorgebracht, indem es die Fähigkeit des »Denkens Christi« gezeigt hat, die Kulturen und die Geschichte zu befruchten. Gerade deshalb blicke auch ich wie meine Vorgänger mit Hochschätzung und Liebe auf die Kirchen der Orthodoxie: »Uns verbindet bereits ein besonders enges Band. Wir haben nahezu alles gemeinsam; und wir haben vor allem die aufrichtige Sehnsucht nach Einheit gemeinsam« (Orientale lumen, 3). Der Wunsch, der aus tiefstem Herzen aufsteigt, ist, daß diese Sehnsucht bald ihre volle Verwirklichung finden möge.

In diesem Erbgut der Anfänge findet die universale Kirche die Fähigkeit, auch zum Menschen unserer Zeit einmütig und überzeugend zu sprechen: »Die Worte des Abendlandes haben die Worte des Orients nötig, damit das Wort Gottes seine unerforschlichen Reichtümer immer besser offenbare« (Orientale lumen, 28). Das II. Ökumenische Vatikanische Konzil »wünscht, daß diese Kirchen neu erblühen und mit frischer apostolischer Kraft die ihnen anvertraute Aufgabe meistern, … gemäß den Grundsätzen des von diesem Heiligen Konzil erlassenen Dekretes über den Ökumenismus die Einheit aller Christen, besonders der ostkirchlichen, zu fördern. Dieser Aufgabe dienen vor allem ihre Gebete, das Beispiel ihres Lebens, die ehrfürchtige Treue gegenüber den alten ostkirchlichen Überlieferungen, eine bessere gegenseitige Kenntnis und Zusammenarbeit sowie brüderliche Wertschätzung des äußeren und inneren Lebens der anderen« (Orientalium Ecclesiarum OE 1 u. 24). Begünstigt durch eine jahrhundertelange Lebensgewohnheit, sollen sie die interreligiöse Herausforderung im Geist der Wahrheit, der Achtung und der Gegenseitigkeit annehmen, damit unterschiedliche Kulturen und Traditionen im Namen des einen Gottes beieinander Gastfreundschaft finden (vgl. Ac 2,9-11).

Die Kongregation hat genau umschriebene Aufgaben, die sie mit sachkundiger Hingabe meistert. Es freut mich, ihr meine dankbare Hochschätzung aussprechen zu können und sie zu ermutigen, daß sie ihre Vorhaben im Rahmen der Sendung der Orientalischen Kirchen und des ihr anvertrauten Teils der lateinischen Kirche in die Tat umsetzt. Ich betone die Nichtumkehrbarkeit der ökumenischen Option und die Unabdingbarkeit der Begegnung auf interreligiöser Ebene. Ich lobe die sehr korrekte Anwendung der synodalen Kollegialität und die gewissenhafte Prüfung der kirchlichen Entwicklung, die von der wiedergefundenen Religionsfreiheit in Gang gesetzt wurde. Die Priorität der Bildung liegt dem Papst sehr am Herzen, ebenso die Erneuerung der Pastoral für die Familie, die Jugend und die Berufungen sowie die Aufwertung der Pastoral der Kultur und der karitativen Tätigkeit. Fortgesetzt und weiter ausgebaut werden muß die karitative Initiative, die von der Kongregation im Auftrag des Papstes durchgeführt wird, damit das Heilige Land und die übrigen ostkirchlichen Gebiete in geordneter und angemessener Weise die notwendige geistliche und materielle Unterstützung erhalten, um das normale kirchliche Leben führen und besonderen Bedürfnissen abhelfen zu können. Eine vernünftige Anstrengung ist schließlich auch erforderlich, um dem ernsten Phänomen der Migrationen begegnen zu können, das oft die so schwer geprüften Gemeinden ihrer besten Kräfte beraubt. Es ist notwendig, den Migranten eine angemessene Aufnahme im neuen Umfeld und das unerläßliche Band mit der eigenen religiösen Tradition zu gewährleisten.

Mit diesen Sorgen wird sich die Kongregation an die Seite der Orientalischen Kirchen stellen, um ihren Weg unter Achtung ihrer Vorrechte und Verantwortlichkeiten zu fördern. Sie weiß, daß sie in dieser nicht leichten Aufgabe immer auf den Papst, auf die Organe der Römischen Kurie entsprechend der jeweiligen Funktionen und auf die mit ihr verbundenen Institutionen zählen kann; ich denke vor allem an das Päpstliche Orientalische Institut, das ebenfalls seiner Gründung vor neunzig Jahren gedenkt und dem ich für den unersetzlichen und qualifizierten kirchlichen Dienst danke.

Ich vertraue diese Wünsche dem sel. Johannes XXIII. an: Der Orient hatte ihn so tief geprägt, daß er ihn dazu führte, das »neue Pfingsten des Konzils« in Fügsamkeit dem Geist gegenüber und mit herzlicher Offenheit für alle Völker einzuberufen. Die selige Gottesmutter ist uns nahe, die ich in eurer byzantinischen Kapelle vor den heiligen Ikonen, umgeben von der Wolke der Zeugen, verehrt habe. Mögen die orientalischen Kirchen im Vertrauen auf die ganz Heilige diese Vielfalt pflegen, die nicht schadet, sondern vielmehr die Einheit hervorhebt, damit die ganze Kirche »das Sakrament der innigsten Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit mit Gott« (vgl. Lumen gentium LG 1) sei.

Liebe Freunde, ich übermittle euch meinen Gruß an die Brüder und Schwestern des Orients, damit sie auch dank der täglichen Arbeit der Kongregation fühlen, daß sie im Herzen des römischen Papstes immer einen Platz haben. Dazu erteile ich jedem den Apostolischen Segen, in den ich gern eure Lieben und alle katholischen orientalischen Kirchen einschließe.



ANSPRACHE 2007 Januar 2007 102