ANSPRACHE 2008 Januar 2008 76

ROSENKRANZGEBET

Basilika "Santa Maria Maggiore"

Samstag, 3. Mai 2008

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Liebe Brüder und Schwestern!


Am Ende dieses Mariengebets möchte ich euch alle sehr herzlich grüßen und euch für eure Teilnahme danken. Ich grüße insbesondere Herrn Kardinal Bernard Francis Law, Erzpriester dieser wunderschönen Basilika »Santa Maria Maggiore«. Sie ist in Rom die Marienkirche schlechthin, in der die Bevölkerung der Stadt mit großer Liebe die Ikone von Maria »Salus Populi Romani« verehrt. Gern habe ich die an mich ergangene Einladung angenommen, am ersten Samstag im Mai das Rosenkranzgebet zu leiten gemäß der schönen Tradition, die ich seit meiner Kindheit pflege. In der Erfahrung meiner Generation lassen die Maiabende schöne Erinnerungen aufkommen, die mit den abendlichen Andachten verbunden sind, in denen Unsere Liebe Frau verehrt wird. Wie sollte man jemals das Rosenkranzgebet in der Pfarrei, in den Höfen der Häuser oder in den Stadtvierteln vergessen?

Heute bekräftigen wir gemeinsam, daß das Rosenkranzgebet keine Frömmigkeitsübung ist, die der Vergangenheit angehört, als sei es ein Gebet aus anderen Zeiten, an das man mit Nostalgie zurückdenkt. Vielmehr erfährt der Rosenkranz gleichsam einen neuen Frühling. Das ist zweifellos eines der beredtesten Zeichen der Liebe, die die jungen Generationen Jesus und seiner Mutter Maria entgegenbringen. In der heutigen Welt, in der soviel Zerstreuung herrscht, hilft dieses Gebet, Christus in den Mittelpunkt zu stellen, so wie es die Jungfrau Maria tat, die all das, was über ihren Sohn gesagt wurde, und auch das, was er tat und sagte, in ihrem Herzen bedachte. Wenn man den Rosenkranz betet, durchlebt man noch einmal die wichtigen und bedeutsamen Augenblicke der Heilsgeschichte; man durchläuft die verschiedenen Etappen der Sendung Christi. Durch Maria wird das Herz auf das Geheimnis Christi ausgerichtet. Christus wird in den Mittelpunkt unseres Lebens, unserer Zeit und unserer Städte gestellt durch die Betrachtung seiner freudenreichen, lichtreichen, schmerzhaften und glorreichen heiligen Geheimnisse und durch das Nachdenken über sie. Maria möge uns helfen, die Gnade in uns aufzunehmen, die aus diesen Geheimnissen ausströmt, auf daß sie durch uns die Gesellschaft »tränken« kann, angefangen bei den Alltagsbeziehungen, und sie reinigt von so vielen negativen Kräften, indem sie sie für die Neuheit Gottes öffnet. Wenn der Rosenkranz richtig gebetet wird - nicht mechanisch und oberflächlich, sondern mit tiefem Glauben -, dann bringt er in der Tat Frieden und Versöhnung. Er trägt in sich die heilende Macht des heiligsten Namens Jesu, der mit Glauben und Liebe in der Mitte jedes »Gegrüßet seist du Maria« angerufen wird.

Liebe Brüder und Schwestern, wir wollen Gott danken, der uns gewährt hat, am heutigen Abend eine so schöne Stunde der Gnade zu erleben. An den kommenden Abenden dieses Marienmonats wollen wir uns, auch wenn wir fern sind voneinander, einander dennoch nahe und im Gebet vereint sein. Bleiben wir besonders an diesen Tagen, in denen wir uns auf das Hochfest Pfingsten vorbereiten, mit Maria vereint und bitten wir für die Kirche um eine neue Ausgießung des Heiligen Geistes. Möge die allerseligste Jungfrau Maria wie an den Ursprüngen den Gläubigen jeder christlichen Gemeinschaft helfen, ein Herz und eine Seele zu sein. Ich vertraue euch die dringlichsten Anliegen meines Dienstamtes an, die Bedürfnisse der Kirche, die großen Probleme der Menschheit: den Frieden in der Welt, die Einheit der Christen, den Dialog zwischen allen Kulturen. Und im Hinblick auf Rom und Italien lade ich euch ein, für die pastoralen Ziele der Diözese zu beten und für die solidarische Entwicklung dieses geliebten Landes. Dem neuen Bürgermeister von Rom, Herrn Abgeordneten Gianni Alemanno, der, wie ich sehe, hier anwesend ist, wünsche ich einen fruchtbringenden Dienst für das Wohl der ganzen Stadtgemeinschaft. Euch allen, die ihr hier versammelt seid, und jenen, die über Radio und Fernsehen mit uns verbunden sind, insbesondere den Kranken, erteile ich von Herzen den Apostolischen Segen.



AUDIENZ FÜR DIE KATHOLISCHE AKTION ITALIENS

Petersplatz

Sonntag, 4. Mai 2008

Liebe Kinder, Jugendliche und Erwachsene der Katholischen Aktion!


Es ist für mich eine große Freude, euch heute hier auf dem Petersplatz zu empfangen, wo in der Vergangenheit nicht wenige aus eurer verdienstvollen Vereinigung dem Nachfolger Petri begegnet sind. Danke für diesen Besuch. Herzlich grüße ich alle, die aus ganz Italien hierhergekommen sind, wie auch die Mitglieder des Internationalen Forums aus vierzig Ländern der Welt. In besonderer Weise grüße ich den nationalen Präsidenten, Prof. Luigi Alici, dem ich für die tiefempfundenen Worte danke, die er an mich gerichtet hat, den Generalassistenten Bischof Domenico Sigalini sowie die nationalen und diözesanen Verantwortlichen. Ich danke euch auch für das besondere Geschenk, das ihr mir durch eure Vertreter überreichen wolltet und das eure Solidarität gegenüber den Bedürftigsten bezeugt. Aufrichtige Dankbarkeit bringe ich gegenüber dem Präsidenten der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco, zum Ausdruck, der für euch die heilige Messe gefeiert hat.

Ihr seid nach Rom in der geistlichen Begleitung eurer zahlreichen Heiligen, Seligen und Diener Gottes gekommen: Männer und Frauen, Jugendliche und Kinder, Erzieher und Geistliche Assistenten, die reich an christlichen Tugenden waren und in den Reihen der Katholischen Aktion aufgewachsen sind, die in diesen Tagen ihr 140jähriges Bestehen begeht. Die wunderbare Schar der Gesichter, die symbolisch den Petersplatz umfassen, ist ein greifbares Zeugnis einer Heiligkeit, die reich an Licht und Liebe ist. Diese Zeugen, die Jesus mit all ihren Kräften nachgefolgt sind und sich für die Kirche und das Reich Gottes aufgeopfert haben, stellen euren authentischsten Personalausweis dar. Ist es etwa nicht auch heute für euch Kinder, Jugendliche und Erwachsene möglich, aus eurem Leben ein Zeugnis der Gemeinschaft mit dem Herrn zu machen, damit es sich in ein wahres Meisterwerk an Heiligkeit verwandelt? Ist nicht gerade dies das Ziel eurer Vereinigung? Das wird gewiß möglich sein, wenn die Katholische Aktion weiterhin ihren tiefen Wurzeln des Glaubens treu bleibt, die von einer vollen Zustimmung zum Wort Gottes, einer unbedingten Liebe zur Kirche, einer wachsamen Teilnahme am zivilen Leben und einem beständigen Einsatz für die Bildung genährt sind. Liebe Freunde, antwortet in einer Weise, die eurem Stand als Laien am meisten angemessen ist, großherzig auf diesen Ruf zur Heiligkeit! Laßt euch weiterhin von den drei großen »Aufträgen« inspirieren, die euch mein verehrter Vorgänger Johannes Paul II. im Jahr 2004 in Loreto anvertraut hat: Kontemplation, Gemeinschaft, Mission.

Die Katholische Aktion entstand als eine eigene Vereinigung von gläubigen Laien, die sich durch eine besondere und direkte Verbindung mit dem Papst auszeichnete und bald zu einer wertvollen Form der »Mitarbeit der Laien am hierarchischen Apostolat« wurde, die das II. Vatikanische Konzil »nachdrücklich« empfahl und deren unverzichtbare »Merkmale« es aufzeigte (vgl. Dekret Apostolicam actuositatem AA 20). Diese ihre Berufung bleibt auch heute noch gültig. Ich ermutige euch somit, großherzig in eurem Dienst an der Kirche fortzufahren. Indem ihr deren allgemeine apostolische Zielsetzung annehmt, im Geist inniger Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri und der tätigen, gemeinsam mit den Hirten getragenen Verantwortung, verkörpert ihr in einem fruchtbaren Gleichgewicht zwischen der universalen Kirche und der Ortskirche eine Sicht des Dienstes, der euch dazu ruft, einen unablässigen und unersetzbaren Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten.

Dieser weite kirchliche Atem, der das Charisma eurer Vereinigung ausmacht, ist kein Zeichen einer ungewissen oder überholten Identität; er weist eurer Berufung als Laien vielmehr eine große Verantwortung zu: erleuchtet und getragen vom Heiligen Geist und stets verwurzelt im Weg der Kirche, seid ihr dazu aufgerufen, mutig immer neue Synthesen zwischen der Verkündigung des Heiles Christi an den Menschen unserer Zeit und der Förderung des ganzheitlichen Wohles des Menschen und der ganzen Menschheitsfamilie zu suchen.

78 In meiner Ansprache vom Oktober 2006 vor dem IV. Nationalen Kongreß der katholischen Kirche in Verona habe ich hervorgehoben, daß die Kirche in Italien »eine sehr lebendige Wirklichkeit und nach wie vor sehr präsent unter den Menschen jeden Alters und Lebensstandes [ist]. Die christlichen Traditionen sind oft noch verwurzelt und bringen weiterhin Frucht hervor, während ein großer Einsatz für die Evangelisierung und die Katechese stattfindet, der sich insbesondere an die jungen Generationen richtet, aber jetzt auch immer mehr an die Familien« (Ansprache von Papst Benedikt XVI. in Verona; in O.R. dt., Nr. 43, 27.10.2006, S.7). Wie sollte man in dieser weitreichenden Gegenwart nicht auch ein diskretes und fühlbares Zeichen der Katholischen Aktion sehen? Die geliebte italienische Nation hat in der Tat immer auf Männer und Frauen zählen können, die in eurer Vereinigung herangebildet wurden und bereit sind, selbstlos der Sache des Gemeinwohls für die Errichtung einer gerechten Ordnung der Gesellschaft und des Staates zu dienen. Lebt also immer eurer Taufe entsprechend, die euch in den Tod und in die Auferstehung Christi eingetaucht hat, für das Heil eines jeden Menschen, dem ihr begegnet, und einer Welt, die nach Frieden und Wahrheit dürstet. Seid »des Evangeliums würdige Bürger« und »Diener der christlichen Weisheit für eine menschlichere Welt«: so lautet das Thema eurer Versammlung, und dies ist der Auftrag, den ihr heute vor der ganzen italienischen Kirche annehmt, die hier durch euch, eure Geistlichen Assistenten, die Bischöfe und deren Präsidenten vertreten ist.

In einer missionarischen Kirche, die vor einem Erziehungsnotstand steht, wie er heute in Italien festzustellen ist, sollt ihr, die ihr ihre Diener seid und sie liebt, unermüdliche Verkünder und gut vorbereitete sowie großherzige Erzieher sein; in einer Kirche, die auch zu sehr anspruchsvollen Beweisen der Treue gerufen und der Versuchung ausgesetzt ist, sich anzupassen, sollt ihr mutige Zeugen und Propheten evangeliumsgemäßer Radikalität sein; in einer Kirche, die tagtäglich mit einer relativistischen, hedonistischen und konsumorientierten Mentalität konfrontiert ist, sollt ihr den Raum der Vernünftigkeit im Zeichen eines Glaubens ausweiten, der mit der Vernunft einhergeht, sowohl im Bereich einer breiten Volkskultur als auch in jenem der immer besser ausgearbeiteten und überdachten Forschung; in einer Kirche, die zum Heroismus der Heiligkeit ruft, sollt ihr furchtlos Antwort geben, immer im Vertrauen auf die Barmherzigkeit Gottes.

Liebe Freunde der Katholischen Aktion Italiens, ihr seid nicht allein auf dem Weg, den ihr vor euch habt: eure Heiligen begleiten euch. Weitere Personen haben eine bedeutende Rolle in eurer Vereinigung eingenommen: Ich denke zum Beispiel unter anderem an Giuseppe Toniolo und Armida Barelli. Angeregt von diesen Vorbildern eines gelebten Christentums wollt ihr ein außerordentliches Jahr begehen, ein Jahr, das wir als Jahr der Heiligkeit bezeichnen könnten, während dessen ihr euch dafür einsetzt, die Lehren des Evangeliums ins konkrete Leben umzusetzen. Ich ermutige euch in diesem Vorhaben. Verstärkt das Gebet, gestaltet eure Lebensführung entsprechend den ewigen Werten des Evangeliums und laßt euch dabei von der Jungfrau Maria, Mutter der Kirche, führen. Der Papst begleitet euch mit einem steten Gedenken im Herrn, während er von Herzen euch, die ihr hier seid, und der ganzen Vereinigung seinen Apostolischen Segen spendet.


AN DIE PÄPSTLICHE SCHWEIZERGARDE

Montag, 5. Mai 2008


Herr Kommandant,
liebe Schweizergardisten, sehr geehrte Familienangehörige!

Aus Anlaß der jährlichen Zeremonie der Vereidigung, die morgen stattfinden wird, ist es mir eine Freude, mit Euch allen zusammenzutreffen, um den neuen Rekruten meine herzlichen Glückwünsche auszusprechen und dem gesamten Korps der Päpstlichen Schweizergarde meine Zuneigung und Wertschätzung zu übermitteln. Mein besonderer Gruß gilt dem Kommandanten und dem Kaplan, denen ich mein Gebet für ihren anspruchsvollen Dienst zusichere. Liebe Gardisten, mit Freude grüße ich zudem die Autoritäten aus der Schweiz und die zahlreichen Familienangehörigen, die in diesen Tagen durch ihre Gegenwart Euer kleines Gardequartier im Vatikan mit Freude erfüllen. Besonders freue ich mich darüber, so viele Kinder empfangen zu können: Sie sind die schönste Zier Eurer Familien und erinnern uns an die besondere Vorliebe, die Jesus den Kleinen entgegenbrachte.

... auf deutsch: Vor zwei Jahren, im Jahr 2006, wurde mit festlichen Veranstaltungen die Fünfhundertjahrfeier der Gründung Eurer Truppe begangen. Dies war eine gute Gelegenheit, einen Blick auf Eure Geschichte zu werfen und dabei die großen Veränderungen des gesellschaftlichen Umfelds zu erfassen, in dem die Jahrhunderte hindurch der Heilige Stuhl gemäß dem Auftrag, den Christus dem Apostel Petrus anvertraut hat, lebt und wirkt. Gerade vor dem Hintergrund dieser eindrucksvollen Entwicklung tritt das noch mehr hervor, was sich nicht ändert - so auch die Identität Eurer kleinen, aber qualifizierten Truppe, die dazu ausersehen ist, über die Sicherheit der Person des Papstes und seines Wohnsitzes zu wachen. Nach fünf Jahrhunderten ist der Geist unverändert, der junge Schweizer dazu bringt, ihr schönes Land zu verlassen, um für den Heiligen Vater im Vatikan Dienst zu leisten. Mit derselben Liebe legt Ihr für die katholische Kirche Zeugnis ab, und zwar mehr als mit Worten mit Eurer Person, die dank der typischen Uniform an den Eingängen zum Vatikan und bei den Papstaudienzen gut erkenntlich ist. Eure historischen Uniformen sprechen zu Pilgern und Touristen aus allen Teilen der Welt über etwas, das sich trotz allem nicht ändert, nämlich über Euren Einsatz, Gott zu dienen, indem Ihr dem »Diener seiner Diener« dient.

... auf französisch: Mein besonderer Gruß geht nun an Euch, liebe neue Hellebardiere. Strebt vor allem danach, den christlichen und kirchlichen Geist in Euch aufzunehmen, der die Grundlage und Antriebskraft jeder von Euch ausgeführten Tätigkeit ist. Vertieft insbesondere Euer Gebet und Euer geistliches Leben, indem Ihr Euch auf die wertvolle Gegenwart Eures Kaplans stützt. Seid offen, bescheiden und loyal. Bemüht Euch auch, die zwischen Euch bestehenden Unterschiede hinsichtlich der Persönlichkeit und des Charakters wertzuschätzen, denn auch mit Uniform ist jeder eine einzigartige Person, die von Gott berufen ist, seinem Reich der Liebe und des Friedens zu dienen. Wie Ihr wißt, ist die Schweizergarde auch eine Schule des Lebens, und im Laufe ihrer Erfahrungen im Vatikan haben viele Eurer Vorgänger ihre Berufung entdecken können: in einer christlichen Ehe, im Priestertum oder im geweihten Leben. Dafür wollen wir Gott loben und Eurem Korps unsere Wertschätzung aussprechen.

... auf italienisch: Liebe Freunde, ich danke Euch allen für die Großherzigkeit und Hingabe, mit der Ihr Euren Dienst für den Papst verrichtet. Der Herr möge Euch dies vergelten und Euch reiche himmlische Gaben gewähren. Ich vertraue Euch dem mütterlichen Schutz der allerseligsten Jungfrau Maria an, die wir im Maienmonat mit besonderer Frömmigkeit verehren. Einem jeden von Euch, den hier anwesenden Autoritäten und hohen Persönlichkeiten, Euren Familienangehörigen sowie allen Euren Lieben erteile ich von Herzen meinen Apostolischen Segen.

NACH DEM KONZERT DES CHINESISCHEN PHILHARMONISCHEN ORCHESTERS UND DES CHORES DES OPER VON SHANGHAI

Audienzenhalle

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Mittwoch, 7. Mai 2008



Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde!

Wir haben uns erneut zu einem weiteren musikalischen Ereignis von hohem Rang hier in der »Aula Paolo VI« versammelt. Für mich und für uns alle hat dies einen besonderen Wert und eine besondere Bedeutung, denn dieses Konzert wird vom Chinesischen Philharmonischen Orchester und vom Chor der Oper von Shanghai veranstaltet und aufgeführt; dieses Konzert bringt uns in gewisser Weise mit der lebendigen Wirklichkeit der chinesischen Welt in Berührung. Ich danke dem Orchester und dem Chor für dieses willkommene Geschenk und spreche den Veranstaltern und Künstlern meinen Glückwunsch dafür aus, daß sie mit großer Kompetenz, Finesse und Eleganz ein musikalisches Werk aufgeführt haben, das zum künstlerischen Erbe der Menschheit gehört. In einer Gruppe so begnadeter Künstler spiegelt sich die großartige kulturelle und musikalische Tradition Chinas wider, und die von ihnen dargebotene Aufführung hilft uns, die Geschichte eines Volkes mit seinen Werten und seinen edlen Bestrebungen besser zu verstehen. Habt herzlichen Dank für dieses Geschenk! Danke auch für das musikalische Stück, das ihr nun gleich im Anschluß aufführen werdet. Mein aufrichtiger Dank geht neben den Veranstaltern und Künstlern auch an all jene, die auf verschiedene Weise an der Realisierung dieser in gewisser Hinsicht wirklich einzigartigen Veranstaltung mitgewirkt haben.

... auf englisch: Es ist bemerkenswert, daß diese Aufführung eines der bedeutendsten Werke Mozarts durch chinesische Künstler deren charakteristisches musikalisches Talent und die Musik des Westens zusammenführt. Dirigent Long Yu mit seinem Orchester, die Solisten und der Chor des Opernhauses von Shanghai haben sich dieser Herausforderung meisterhaft gestellt. Musik und Kunst im allgemeinen können als bevorzugtes Instrument der Begegnung, des gegenseitigen Kennenlernens und der Wertschätzung zwischen verschiedenen Völkern und Kulturen dienen; sie ist ein allen zugängliches Mittel, um die universale Sprache der Kunst zur Geltung zu bringen.

Ich möchte einen weiteren Aspekt hervorheben. Mit Freude nehme ich das Interesse wahr, das euer Orchester und euer Chor an der europäischen geistlichen Musik zeigt. Daraus wird ersichtlich, daß es möglich ist, in unterschiedlichen kulturellen Kontexten erhabene Zeugnisse des Geistes zu genießen und wertzuschätzen wie etwa das »Requiem« von Mozart, das wir soeben gehört haben, gerade weil die Musik die universalen menschlichen Empfindungen zum Ausdruck bringt, einschließlich der religiösen Empfindungen, die die Grenzen der einzelnen Kulturen übersteigen.

... auf italienisch: Ich möchte abschließend ein Wort sagen über den Ort, an dem wir uns heute abend versammelt haben. Es ist die große Audienzhalle, in der der Papst seine Gäste empfängt und all jenen begegnet, die ihn besuchen kommen. Sie ist wie ein offenes Fenster zur Welt, ein Ort, an dem sich Menschen aus allen Teilen der Welt treffen, ein jeder mit seiner Geschichte und seiner Kultur, die hier alle mit Wertschätzung und Zuneigung empfangen werden. Wenn ich heute abend euch, liebe Künstler aus China, empfange, möchte ich im Geiste euer ganzes Volk empfangen, und ich denke dabei in besonderer Weise an eure Mitbürger, die den Glauben an Jesus teilen und dem Nachfolger Petri in besonderer Weise geistlich verbunden sind. Das »Requiem« ist aus diesem Glauben heraus entstanden als Gebet zu Gott, dem gerechten und barmherzigen Richter, und gerade deswegen berührt es das Herz aller Menschen und wird zum Zeichen eines universalen Humanismus. Ich danke euch erneut für dieses willkommene Geschenk und grüße durch euch alle Bewohner Chinas, die sich im Hinblick auf die bevorstehenden Olympischen Spiele darauf vorbereiten, ein Ereignis von hohem Wert für die gesamte Menschheit zu erleben.

... auf chinesisch:

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[Ich danke euch allen und wünsche euch alles Gute!]

AN EINE DELEGATION DES MELKITISCHEN GRIECHISCH-KATHOLISCHEN PATRIARCHATS

Donnerstag, 8. Mai 2008



Eure Seligkeit,
80 liebe Brüder im Bischofsamt,
liebe Söhne und Töchter der melkitischen griechisch-katholischen Kirche!

Mit Freude empfange ich euch, die ihr eine Pilgerfahrt zu den Gräbern der Apostel unternommen habt. Mein besonderer Gruß gilt Seiner Seligkeit Gregorios III., dem ich für seine liebenswürdigen Worte danke, die Zeugnis geben von der Lebendigkeit der melkitischen Kirche trotz aller Schwierigkeiten der sozialen und politischen Situation, die eure Region erlebt. Ich richte meinen brüderlichen Gruß auch an die anwesenden Bischöfe und euch alle, liebe Freunde, die ihr aus verschiedenen Ländern des Vorderen Orients und aus der melkitischen Diaspora der ganzen Welt gekommen seid, wo ihr auf eure Weise die Universalität der katholischen Kirche bezeugt.

Im Blick auf die unmittelbar bevorstehende Eröffnung des Jahres, das ich dem hl. Paulus widmen wollte, kann ich nicht umhin, daran zu denken, daß sich der Sitz eures Patriarchats in der Stadt Damaskus befindet. Auf dem Weg dorthin hat der Apostel das Ereignis erlebt, das sein Leben verwandelt und die Pforten des Christentums für alle Völker geöffnet hat. Ich möchte euch daher ermutigen, daß aus diesem Anlaß eine intensive Pastoral euren Diözesen, euren Pfarrgemeinden und allen Gläubigen neuen Elan schenke, die Person Christi durch eine erneute Lektüre der paulinischen Schriften immer besser und innerlicher kennenzulernen. Das wird ein fruchtbares Zeugnis vor den Menschen von heute ermöglichen. Ein solcher Elan ist auch eine Garantie für eine blühende Zukunft der melkitischen Kirche.

In dieser Hinsicht hat die Bischofssynode eine Rolle von grundlegender Bedeutung, um die evangeliumsgemäße Dynamik der Gemeinschaften und ihre Einheit ebenso zu gewährleisten wie das gute Funktionieren der kirchlichen Angelegenheiten in den Patriarchatskirchen. Es ist daher ratsam, immer wenn es das Recht erfordert - vor allem wenn es sich um Fragen handelt, die die Bischöfe selbst betreffen - dieser ehrwürdigen Einrichtung, und nicht nur der ständigen Synode, den Platz einzuräumen, der ihr gebührt.

Ich weiß um den ökumenischen Einsatz der melkitischen katholischen Kirche und die brüderlichen Beziehungen, die ihr mit euren orthodoxen Brüdern aufgebaut habt, und ich freue mich darüber. Der Einsatz für die Suche nach der Einheit aller Jünger Christi ist eine dringende Verpflichtung, die sich aus dem brennenden Wunsch der Herrn selbst ergibt. Wir müssen daher alles in unserer Macht Stehende tun, um die Mauern der Trennung und des Mißtrauens niederzureißen, die uns daran hindern, ihn zu verwirklichen. Wir dürfen jedoch nicht die Tatsache aus dem Blick verlieren, daß die Suche nach Einheit eine Aufgabe ist, die nicht nur eine Teilkirche betrifft, sondern die ganze Kirche, in der Achtung der ihr eigenen Natur. Wie auch die Enzyklika Ut unum sint unterstreicht, ist die Einheit zudem nicht die Frucht menschlicher Aktivität, sondern in erster Linie ein Geschenk des Heiligen Geistes. Bitten wir deshalb den Heiligen Geist, dessen Herabkunft auf die Apostel wir in wenigen Tagen feiern werden, daß er uns helfe, alle gemeinsam für die Suche nach der Einheit tätig zu sein.

Eure Seligkeit, liebe Brüder und Schwestern, ich schätze auch die guten Beziehungen, die ihr zu den Muslimen unterhaltet, zu ihren Verantwortlichen und ihren Institutionen, sowie die konkreten Bemühungen, damit die möglicherweise auftretenden Probleme im Geist des brüderlichen, aufrichtigen und objektiven Dialogs gelöst werden. Ich freue mich also, feststellen zu können, daß die melkitische Kirche sich gemäß dem Zweiten Vatikanischen Konzil gemeinsam mit den Muslimen dazu verpflichtet hat, aufrichtig das gegenseitige Verstehen zu suchen sowie gemeinsam zum Wohl aller die soziale Gerechtigkeit, moralische Werte, Frieden und Freiheit zu fördern und zu verteidigen.

Schließlich wird die Kirche bei der Erfüllung ihrer Sendung im unruhigen und mitunter dramatischen Kontext des Nahen Ostens mit Situationen konfrontiert, in denen die Politik eine Rolle spielt, die für ihren eigenen Weg nicht unwichtig ist. Deshalb ist es wichtig, daß sie Kontakte zu den politischen Autoritäten, den Institutionen und verschiedenen Parteien unterhält. Dennoch kommt es nicht dem Klerus zu, sich im politischen Leben zu engagieren. Das bleibt Aufgabe der Laien. Die Kirche aber ist dazu verpflichtet, allen das Licht des Evangeliums aufzuzeigen, damit alle sich dafür einsetzen, dem Gemeinwohl zu dienen und der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen, damit sich endlich vor den Völkern dieser geliebten Region der Weg des Friedens eröffnen kann.

Eure Seligkeit, am Ende unserer Begegnung vertraue ich die melkitische griechisch-katholische Kirche der Fürsprache der Jungfrau Maria und dem Schutz aller Heiligen des Ostens an. Ich bitte Gott, eurer Patriarchatskirche die Kraft und das Licht zu schenken, damit sie ihre Sendung in Frieden und Ruhe erfüllen kann, und erteile euch sowie den Bischöfen und allen Gläubigen eures Patriarchats von Herzen den Apostolischen Segen.


ÖKUMENISCHE BEGEGNUNG ZWISCHEN PAPST BENEDIKT XVI. UND PATRIARCH KAREKIN II., KATHOLIKOS ALLER ARMENIER

Freitag, 9. Mai 2008


Eure Heiligkeit,
81 liebe Brüder in Christus!

Mit tiefempfundener Freude heiße ich Eure Heiligkeit und die hohe Delegation, die Sie begleitet, willkommen. Herzlich begrüße ich die Bischöfe, Priester und Laien, die die weltweite Familie des Katholikats aller Armenier vertreten. Wir kommen im Namen unseres Herrn Jesus Christus zusammen, der seinen Jüngern zugesagt hat: »Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen« (
Mt 18,20). Möge der Geist der brüderlichen Liebe und des Dienstes, den Jesus seine Jünger gelehrt hat, unser Herz und unseren Verstand erleuchten, wenn wir unsere Grußworte austauschen, Gespräche führen und uns zum Gebet versammeln.

Dankbar erinnere ich mich an die Besuche von Katholikos Vasken I. und Katholikos Karekin I. bei der Kirche von Rom und ihr herzliches Verhältnis zu meinen verehrten Vorgängern Papst Paul VI. und Papst Johannes Paul II. Ihr Bemühen um die christliche Einheit eröffnete eine neue Ära in den Beziehungen zwischen uns. Mit besonderer Freude erinnere ich mich an den Besuch Eurer Heiligkeit in Rom im Jahr 2000 und an Ihre Begegnung mit Papst Johannes Paul II. Der ökumenische Gottesdienst in der Vatikanischen Basilika, in dessen Mittelpunkt die feierliche Übergabe einer Reliquie des hl. Gregor des Erleuchters stand, war eines der denkwürdigsten Ereignisse des Großen Jubiläumsjahres in Rom. Papst Johannes Paul II. erwiderte jenen Besuch mit seiner Reise nach Armenien im Jahr 2001, wo Sie ihn im Heiligen Etschmiadzin freundlich als Gast aufnahmen. Der herzliche Empfang, den Sie ihm aus diesem Anlaß bereiteten, steigerte seine Wertschätzung und Achtung für das armenische Volk noch weiter. Die Eucharistiefeier, die Papst Johannes Paul II. an dem großen Altar im Freien innerhalb der Mauern des Heiligen Etschmiadzin zelebrierte, war ein weiteres Zeichen für das wachsende Sich-gegenseitig-Annehmen, in Erwartung des Tages, wo es uns möglich sein wird, an dem einen Tisch des Herrn gemeinsam Eucharistie zu feiern.

Morgen abend wird jeder von uns in den uns eigenen Traditionen die liturgische Feier des Pfingstfestes beginnen. Fünfzig Tage nach der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus werden wir aufrichtig zum Vater beten und ihn bitten, den Heiligen Geist zu senden, den Geist, dessen Aufgabe es ist, uns in der göttlichen Liebe zu bewahren und uns in die ganze Wahrheit einzuführen. In besonderer Weise wollen wir für die Einheit der Kirche beten. Zu Pfingsten hat der Heilige Geist aus den vielen Sprachen der Menschenmassen, die sich in Jerusalem drängten, eine einzige Stimme gemacht, um den Glauben zu bekennen. Es ist der Heilige Geist, der die Einheit der Kirche bewirkt. Der Weg zur Wiederherstellung der vollen und sichtbaren Gemeinschaft unter allen Christen mag lang und schwierig erscheinen. Viel bleibt zu tun, um die tiefen und schmerzhaften Trennungen zu heilen, die den Leib Christi entstellen. Doch der Heilige Geist führt weiterhin die Kirche auf überraschende und oft unerwartete Weise. Er vermag Türen zu öffnen, die verschlossen sind; er kann zu Worten inspirieren, die in Vergessenheit geraten sind, und Beziehungen heilen, die in Brüche gegangen sind. Wenn unser Herz und unser Verstand offen sind für den Geist der Gemeinschaft, kann Gott wieder Wunder wirken in der Kirche und die Bande der Einheit neu stärken. Das Bemühen um die christliche Einheit ist ein Akt des gehorsamen Vertrauens in das Wirken des Heiligen Geistes, der die Kirche zur vollen Verwirklichung des Planes Gottvaters im Einklang mit dem Willen Christi führt.

Die jüngste Geschichte der apostolischen armenischen Kirche ist in den kontrastreichen Farben von Verfolgung und Märtyrertum, Dunkelheit und Hoffnung, Erniedrigung und geistlicher Wiedergeburt geschrieben worden. Eure Heiligkeit und Ihre Delegation haben diese gegensätzlichen Erfahrungen in Ihren Familien und in Ihrem eigenen Leben persönlich durchgemacht. Die Wiedererlangung der Freiheit für die Kirche in Armenien war für uns alle eine Quelle großer Freude. Auf euren Schultern lag die enorme Aufgabe des Wiederaufbaus der Kirche. Ich kann nur meine große Anerkennung für die bemerkenswerten pastoralen Ergebnisse aussprechen, die in so kurzer Zeit sowohl innerhalb wie außerhalb Armeniens erzielt worden sind: bei der Erziehung der Jugend, der Ausbildung des neuen Klerus, beim Bau neuer Kirchen und der Errichtung von Gemeindezentren, der karitativen Hilfe für die Bedürftigen und bei der Förderung christlicher Werte im sozialen und kulturellen Leben. Dank eurer pastoralen Führung leuchtet in Armenien wieder das glorreiche Licht Christi, und die erlösenden Worte des Evangeliums können wieder gehört werden. Natürlich steht ihr noch vor großen Herausforderungen im sozialen, kulturellen und geistlichen Bereich. In diesem Zusammenhang muß ich die Schwierigkeiten erwähnen, die die Menschen in Armenien in jüngster Zeit durchlitten haben, und spreche ihnen auf ihrer Suche nach Gerechtigkeit, Frieden und Förderung des Gemeinwohls die vom Gebet getragene Unterstützung der katholischen Kirche aus.

In unserem ökumenischen Dialog hat es wichtige Fortschritte gegeben bei der Klärung der Kontroversen in der Lehre, die uns traditionell trennten, besonders im Hinblick auf Fragen der Christologie. Viel erreicht wurde während der letzten fünf Jahre durch die Arbeit der »Gemischten Kommission für den theologischen Dialog zwischen der katholischen Kirche und den altorientalischen Kirchen«; das Katholikat aller Armenier ist Vollmitglied dieser Kommission. Ich danke Eurer Heiligkeit für die Unterstützung der Arbeit der Gemischten Kommission und für den wertvollen Beitrag Ihrer Vertreter hierzu. Beten wir darum, daß uns die Tätigkeit der Kommission der vollen und sichtbaren Gemeinschaft näherbringt und daß der Tag kommen wird, an dem unsere Einheit im Glauben eine gemeinsame Feier der Eucharistie ermöglicht. Bis zu jenem Tag werden die Bande zwischen uns am besten gefestigt durch Übereinkünfte zu pastoralen Themen, die im Einklang stehen mit der bereits erreichten Übereinstimmung in der Lehre. Der theologische Dialog kann nur dann zur Einheit führen, die der Herr für seine Jünger wünscht, wenn er vom Gebet getragen und von wirksamer Zusammenarbeit unterstützt wird.

Heiligkeit, liebe Freunde:

Im 12. Jahrhundert sprach Nerses von Lambron zu einer Gruppe armenischer Bischöfe. Er schloß seine berühmte Ansprache vor der Synode über die Wiederherstellung der christlichen Einheit mit visionären Worten, die uns noch heute tief berühren: »Ihr habt recht, ehrwürdige Väter: Es ist verdienstvoll, daß man über die vergangenen Tage der Zwietracht weint. Doch heute ist der Tag, den der Herr zu einem frohen Freudentag gemacht hat […]. Laßt uns darum beten, daß unser Herr uns in noch größerer Fülle Einfühlsamkeit und Freundlichkeit gewähre und daß Er auf Erden durch den Tau des Heiligen Geistes diese Saat aufgehen lasse: Vielleicht können wir dank seiner Kraft auch Früchte hervorbringen, auf daß wir den Frieden der Kirche Christi, den wir uns heute vornehmen, morgen tatsächlich herstellen.« Das ist auch mein Gebetswunsch anläßlich Ihres Besuches. Ich danke Ihnen sehr herzlich und versichere Sie meiner tiefen Liebe im Herrn.


ANSPRACHE 2008 Januar 2008 76