ANSPRACHE 2008 Januar 2008 115

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Liebe Priester, Diakone und Seminaristen!

Voll Freude richte ich meinen herzlichen Gruß an euch in dieser schönen Kathedrale, die im November vergangenen Jahres nach der Restaurierung wieder für den Gottesdienst geöffnet worden ist. Ich danke Erzbischof Rocco Talucci für das herzliche Grußwort, das er in eurem Namen an mich gerichtet hat, und für seine Geschenke. Ich grüße die Priester, denen ich mein Kompliment für die umfassende und reichgegliederte Pastoralarbeit ausspreche, die sie durchführen; ich grüße die Diakone, die Seminaristen und alle Anwesenden und freue mich, daß ich von einer so großen Schar von Menschen umgeben bin, die sich dem Kommen des Reiches Gottes geweiht haben. Hier, in der Kathedrale, die das Herz der Diözese ist, fühlen wir uns zu Hause, vereint durch das Band der Liebe Christi. Hier wollen wir all jener dankbar gedenken, die in diesem Gebiet das Christentum verbreitet haben. Denn Brindisi war eine der ersten Städte im Westen, die das Evangelium aufgenommen haben, das auf den Konsularstraßen hierher gelangt ist. Von den heiligen Glaubensboten nenne ich den hl. Bischof Leutius, den hl. Orontius, den hl. Theodoros von Amaseia und den hl. Laurentius von Brindisi, den Johannes XXIII. zum Kirchenlehrer erhoben hat. Sie sind in den Herzen der Menschen weiter lebendig, was viele Denkmäler der Stadt bezeugen.

Liebe Brüder, wenn ich euch in diesem Gotteshaus versammelt sehe, in dem viele von euch die Diakonatsweihe und die Priesterweihe empfangen haben, kommen mir die Worte in den Sinn, die der hl. Ignatius von Antiochien an die Christen von Ephesus schrieb: »Euer ehrwürdiges, gottgefälliges Kollegium der Presbyter ist so harmonisch um den Bischof versammelt wie die Saiten an der Zither. Auf diese Weise erhebe sich im Einklang eurer Gefühle und in der perfekten Harmonie eurer brüderlichen Liebe ein Konzert des Lobes an Jesus Christus.« Und der heilige Bischof fügte hinzu: »Jeder von euch bemühe sich um den Einklang. In der Harmonie der Eintracht und im Einklang mit dem Ton Gottes durch Jesus Christus lobt mit einer Stimme den Vater, und er wird euch erhören« (Brief an die Epheser, 4). Liebe Priester, sucht beständig diese Einheit der Absichten und der gegenseitigen Hilfe, damit die brüderliche Liebe und die Einheit in der Pastoralarbeit Vorbild und Anregungen für eure Gemeinden seien. Dieses Ziel hatte vor allem die Pastoralvisitation in den Pfarrgemeinden, die euer Erzbischof durchgeführt und im vergangenen Monat März beendet hat. Gerade auf Grund eurer hochherzigen Mitarbeit war diese Visitation nicht nur eine bloße Pflichterfüllung, sondern ein außerordentliches Ereignis von kirchlicher und geistbildender Bedeutung. Ich bin gewiß, daß diese Visitation Frucht bringen wird, weil der Herr den Samen reichlich wachsen lassen wird, der mit Liebe in die Herzen der Gläubigen eingesetzt wurde.

Durch meine Anwesenheit heute möchte ich euch ermutigen, dem Evangelium und der Kirche mit noch größerer Bereitschaft zu dienen. Ich weiß, daß ihr schon mit Eifer und Vernunft tätig seid und nicht an Kräften spart, um die Frohbotschaft des Evangeliums zu verkünden. Christus, dem ihr das Leben geweiht habt, ist mit euch! An ihn glauben wir, ihm vertrauen wir unser Leben an, ihn wollen wir der Welt verkünden. Christus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben (vgl.
Jn 14,6); er soll das Thema unseres Denkens, der Gegenstand unseres Redens, der Sinn unseres Lebens sein. Liebe Brüder im priesterlichen Dienst, wenn euer Glaube stark und kraftvoll sein soll, muß er, wie ihr wißt, durch ständiges Beten genährt werden. Seid deshalb Vorbilder im Gebet, werdet Lehrer des Gebets. Eure Tage sollen von den Gebetszeiten bestimmt werden, in denen ihr nach dem Vorbild Jesu mit dem Vater ein erbauliches Gespräch führt. Ich weiß, daß es nicht leicht ist, dieses tägliche Zusammentreffen mit dem Herrn einzuhalten, vor allem heute, wo der Lebensrhythmus hektisch geworden ist und die Geschäfte uns immer mehr vereinnahmen. Aber wir müssen uns davon überzeugen: Der Augenblick des Gebets ist der wichtigste Moment im Leben des Priesters, denn in ihm wirkt die göttliche Gnade und verleiht seinem Dienst Fruchtbarkeit. Beten ist der vorrangige Dienst an der Gemeinde. Deshalb müssen die Momente des Gebets in unserem Leben eine bevorzugte Stelle einnehmen. Ich weiß, daß uns viele Dinge beschäftigen: was mich betrifft, eine Audienz, das Studium einer Akte, eine Begegnung und noch anderes. Aber wenn wir nicht mit Gott innerlich in Gemeinschaft sind, können wir auch den anderen nichts geben. Deshalb hat Gott den absoluten Vorrang. Wir müssen immer die notwendige Zeit aufbringen, um mit unserem Herrn in Gebetsgemeinschaft zu sein.

Liebe Brüder und Schwestern, jetzt möchte ich mich mit euch über das neue Erzbischöfliche Priesterseminar freuen, das im vergangenen November von meinem Staatssekretär Kardinal Tarcisio Bertone eingeweiht worden ist. Auf der einen Seite bringt es die Gegenwart einer Diözese zum Ausdruck, weil es sozusagen das Zentrum der Arbeit ist, die von den Priestern und Pfarrgemeinden im Bereich der Jugendpastoral, der Katechese und Lehre, der religiösen Unterweisung der Familien geleistet wurde. Anderseits ist das Priesterseminar eine äußerst wertvolle Investition in die Zukunft, weil es durch eine geduldige und hochherzige Arbeit gewährleistet, daß es den christlichen Gemeinden nie an Seelsorgern, an Glaubenslehrern, an eifrigen Führern und Zeugen der Liebe Christi mangelt. Liebe Priesteramtskandidaten, ihr seid die Hoffnung der Kirche, und dieses Seminar ist auch ein Ort der ständigen Weiterbildung für die Jugendlichen und Erwachsenen, die ihren Beitrag zur Sache des Reiches Gottes leisten wollen. Die gute Vorbereitung der Seminaristen und die ständige Weiterbildung der Priester und der Mitarbeiter in der Pastoral sind die vorrangige Sorge für den Bischof, dem Gott die Sendung anvertraut hat, als weiser Hirte das Volk Gottes zu leiten, das in eurer Stadt lebt.

Eine weitere Chance für das geistliche Wachstum eurer Gemeinschaften bietet die Diözesansynode, die erste nach dem II. Vatikanischen Konzil und nach der Zusammenlegung der beiden Diözesen Brindisi und Ostuni. Sie ist eine gute Möglichkeit, um den apostolischen Einsatz der ganzen Diözese anzuspornen, aber sie ist vor allem eine bevorzugte Gelegenheit zu einer Gemeinschaft, die hilft, den Wert des brüderlichen Dienstes zu entdecken, wie die von euch gewählte biblische Ikone von der Fußwaschung zeigt (vgl. Jn 13,12-17), die von den Worten Jesu begleitet wird: »Wie ich an euch gehandelt habe« (Jn 13,15). Wenn es wahr ist, daß die Synode - jede Synode - dazu berufen ist, Gesetze, angemessene Regeln für eine organische Pastoral festzulegen, indem sie neue Bemühungen zur Evangelisierung und zum evangeliumsgemäßen Zeugnis hervorbringt und anregt, ist es auch wahr, daß sie in jedem Getauften den Missionsgeist erwecken muß, von dem die Kirche ständig beseelt wird.

Liebe Brüder im priesterlichen Dienst, der Papst versichert euch seines besonderes Gedenkens im Gebet, damit ihr auf dem Weg wahrer geistlicher Erneuerung fortschreitet, den ihr zusammen mit euren Gemeinden geht. In diesem Bemühen helfe euch die Erfahrung des »Zusammenseins « im Glauben und in der gegenseitigen Liebe, so wie die Apostel mit Christus im Abendmahlssaal zusammen waren. Dort lehrte sie der göttliche Meister, indem er ihre Augen für den Glanz der Wahrheit öffnete und ihnen das Sakrament der Einheit und der Liebe, die Eucharistie, schenkte. Im Abendmahlssaal, während des Letzten Abendmahls, im Augenblick der Fußwaschung, wurde deutlich, daß der Dienst eine der Grunddimensionen des christlichen Lebens ist. Aufgabe der Synode ist also, eurer Ortskirche in allen ihren Gliedern zu helfen, daß sie den Sinn und die Freude des Dienens wiederentdecken: einen Dienst der Liebe. Das gilt vor allem für euch, liebe Priester, denn ihr seid Christus, dem »Haupt und Hirten«, ähnlich und immer bereit, seine Herde zu führen. Seid dankbar und froh über das empfangene Geschenk! Seid hochherzig in eurem Dienst! Gründet ihn auf das ständige Gebet und die kulturelle, theologische und geistliche Weiterbildung!

Während ich euch meine lebhafte Hochschätzung und herzliche Ermutigung ausspreche, lade ich euch und die ganze Diözese ein, euch auf das Paulus-Jahr vorzubereiten, das demnächst beginnen wird. Es wird Gelegenheit bieten zu einem hochherzigen missionarischen Aufschwung und für eine vertiefte Verkündigung des Wortes Gottes, das aufgenommen, betrachtet und in ein fruchtbares Apostolat umgesetzt wird, wie es bei dem Völkerapostel geschehen ist. Paulus lebte, von Christus ergriffen, vollkommen für ihn und sein Evangelium und opferte sein Dasein bis zum Martyrium auf. Es helfe euch Maria, die Mutter der Kirche und Jungfrau des Hörens; es mögen euch die heiligen Patrone dieses geliebten Apuliens beschützen. Seid Missionare der Liebe Gottes: Jede eurer Pfarreien möge die Freude der Zugehörigkeit zu Christus erfahren. Als Unterpfand der göttlichen Gnade und der Gaben seines Geistes erteile ich euch allen gerne den Apostolischen Segen.


AN HERRN ANTOINE ZANGA, NEUER BOTSCHAFTER VON KAMERUN BEIM HL. STUHL

Montag, 16. Juni 2008


Herr Botschafter!

Mit Freude empfange ich Sie, Exzellenz, da Sie Ihre Mission als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Republik Kamerun beim Heiligen Stuhl antreten, und begrüße den Umstand, daß Sie der erste in Rom residierende Botschafter Ihres Landes sind. Ich danke Ihnen für die freundlichen Worte, durch die Sie mir die Wünsche von Präsident Paul Biya überbringen, und ich bin Ihnen dankbar, wenn Sie ihm im Gegenzug meine herzlichen Grüße und besten Wünsche für seine hohe Aufgabe im Dienst all seiner Landsleute zum Ausdruck bringen. Meine Wünsche gehen auch an die Autoritäten des Staates und an alle Kameruner, im besonderen an die Hirten und Gläubigen der katholischen Kirche, die aufgerufen sind, zusammen mit all ihren Brüdern immer mehr aktiver Teil der »res publica« zu sein, indem sie die menschlichen und christlichen Werte erstrahlen lassen, die grundlegend sind für die Gestaltung des sozialen Lebens, für die Entwicklung der Nation und für das Wohlergehen aller.

116 Ihr Land leidet wie viele andere Länder, vor allem auf dem afrikanischen Kontinent, ganz besonders unter der derzeitigen Wirtschaftslage, die zahlreiche Familien, die nicht über das erforderliche Minimum zur Deckung ihrer Grundbedürfnisse verfügen, trifft und für das nationale Wachstum nicht förderlich ist. Nichtsdestoweniger gibt es einige innere Elemente, die ihrerseits dieses Wachstum beeinflussen können. Jede Nation muß die wirtschaftliche und soziale Stabilität suchen, indem sie sich unablässig darum bemüht, sich aus eigener Kraft und unter Achtung ihrer eigenen Institutionen zu organisieren; es ist ihre Sache, Mikroprojekte zu fördern, die auf Ortsebene Männer und Frauen einbinden, sowie wirksam gegen illegale Handelsgeschäfte und die Phänomene der Korruption zu kämpfen. Ich fordere daher alle Kameruner auf, ein immer ausgeprägteres Bewußtsein für das Gemeinwohl zu entwickeln. Es ist auch zu wünschen, daß die internationale Gemeinschaft durch geeignete und gezielte Hilfsmaßnahmen ebenso wie durch eine Wirtschaftspolitik auf weltweiter Ebene dazu beitragen kann, den Teufelskreis der Unterentwicklung und der extremen Armut zu durchbrechen. Es gilt auch, den verschiedenen Phänomenen Rechnung zu tragen, die unheilvolle Auswirkungen auf die Bevölkerung haben, wie etwa Naturkatastrophen, Klimaerwärmung, Pandemien, Kriege und Terrorismus. Ich kann nur wünschen, daß die internationalen Institutionen, mit denen die nationalen Behörden verhandeln, um zu Vereinbarungen zu kommen, deren Ziel eine Erleichterung oder Tilgung der Schulden und eine gerechtere Verteilung der Reichtümer ist, eurer geliebten Nation einen neuen wirtschaftlichen und sozialen Aufschwung ermöglichen, zum Wohl aller ihrer Einwohner und um der Jugend eine neue Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu geben.

Ihr Land sieht sich zur Zeit mit einer ansteigenden Zahl von Flüchtlingen aus den Nachbarländern konfrontiert. Während ich die Aufmerksamkeit anerkenne, die den Menschen entgegengebracht wird, die ihr Heimatland oft wegen dort ausgebrochener bewaffneter Konflikte verlassen müssen, möchte ich die Nationen in der Region auffordern, zunehmend auf die Forderungen nach Frieden und Sicherheit zu antworten, um die verschiedenen Gewaltherde einzudämmen, deren Opfer leider häufig die unschuldige Bevölkerung insgesamt und die Kirche selbst sind. Wie sollte man nicht an den tragischen Tod von Erzbischof Yves Plumey, des Jesuitenpaters Engelbert Mveng und erst vor kurzem des deutschen Klaretinerbruders Anton Probst erinnern! Eine der grundlegenden Pflichten der politisch Verantwortlichen besteht zweifellos darin, ihren Mitbürgern eine befriedete soziale Situation sowie Eintracht zu bieten, indem sie sich um die Beendigung der Spannungen und Unzufriedenheiten bemühen, die regelmäßig Konflikte auslösen, damit der Dialog und die Achtung der legitimen kulturellen Verschiedenheit zwischen den sozialen und ethnischen Gruppen überwiegt sowie die Nation aufgebaut und geeint wird. Ebenso appelliere ich an alle Personen, die mit oft sehr lukrativen Interessen in den Verkauf oder Handel von Waffen verwickelt sind, über die Auswirkungen ihres Verhaltens nachzudenken. Möge sich die internationale Gemeinschaft auf diesem Gebiet an der Seite der lokalen Behörden engagieren und auch eingreifen, damit in allen Ländern jeden Tag mehr der Friede einkehre!

Ich freue mich über die Aufmerksamkeit, die die Autoritäten Kameruns der Stellung der Kirche und ihrer Arbeit, besonders im Bereich der Schule und des Gesundheitswesens, entgegenbringen, wohl wissend, daß ihr Wirken auch von der Bevölkerung sehr geschätzt wird. Seien Sie gewiß, daß die Ortskirchen, die Missionare und die katholischen karitativen Einrichtungen in Ihrem Land vor allem das Wohl und das Wachstum der Menschen suchen und sich um ihre Gesundheit kümmern. In diesem Geist läßt die Kirche es nicht an Aufmerksamkeit fehlen für alles, was mit den Tropenkrankheiten und der AIDS-Pandemie zusammenhängt, und versucht, mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln eine entsprechende Erziehung über diese Fragen anzubieten. Außerdem könnte nach dem Abkommen über die Anerkennung der von der Katholischen Universität Zentralafrikas vergebenen akademischen Titel, das am 17. August 1995 zwischen dem Heiligen Stuhl und den Autoritäten von Yaoundé unterzeichnet wurde und worüber man sich nur freuen kann, die mögliche Aussicht auf ein grundlegenderes Abkommen zwischen dem Heiligen Stuhl und Kamerun die Entfaltung der kirchlichen Arbeit für die Erziehung und Gesundheit begünstigen, mit der Unterstützung und Hilfe, die die Regierung dazu beitragen könnte.

Zum Abschluß unserer Begegnung bringe ich Ihnen, Herr Botschafter, am Beginn Ihrer Mission meine besten Wünsche für die hohe Aufgabe zum Ausdruck, die vor Ihnen liegt. Seien Sie versichert, daß Sie beim Staatssekretariat immer die Unterstützung und Aufmerksamkeit finden werden, die Sie benötigen könnten. Auf Sie, Exzellenz, auf Ihre Lieben, auf die Mitglieder Ihrer Botschaft, auf die Autoritäten und all Ihre Mitbürger der geliebten Nation Kamerun rufe ich den Segen des Allmächtigen herab.


ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI. AN DIE BISCHÖFE AUS PAKISTAN ANLÄSSLICH SEINES "AD-LIMINA"-BESUCHES

Donnerstag, 19. Juni 2008

Liebe Mitbrüder im bischöflichen Dienst!


Ich freue mich, euch, die Bischöfe aus Pakistan, im Rahmen eurer alle fünf Jahre stattfindenden Pilgerreise zu den Gräbern der Apostel Petrus und Paulus zu empfangen. Erzbischof Saldanha danke ich für seine freundlichen Worte. Ich sende den Priestern, Ordensleuten und Laien eurer Diözesen herzliche Grüße und versichere sie meines Gebets für ihr Wohlergehen. Mögen sie niemals müde werden, dafür zu danken, daß sie die »Erstlingsgabe« des Heiligen Geistes empfangen haben, der stets bei ihnen ist, um sie zu stärken und für sie einzutreten (vgl. Rm 8,23-27).

Der Same des Evangeliums, der im 16. Jahrhundert von eifrigen Missionaren in eurer Region gesät wurde, wächst beständig weiter, allen Umständen zum Trotz, die es manchmal verhindern, daß er Wurzeln schlagen kann. Euer Besuch beim Sitz Petri gibt mir Gelegenheit, mich mit euch über die Früchte eurer Arbeit zu freuen und auch die Schilderung der Nöte anzuhören, die ihr und eure Herde dem Namen des Herrn zuliebe erdulden müßt. Wenn wir die Last mutig auf uns nehmen, die uns - oft unter Umständen, die sich unserer Kontrolle entziehen - auferlegt wird, dann begegnen wir Jesus selbst, der uns eine Hoffnung schenkt, die stärker ist als die gegenwärtigen Leiden, weil sie uns von innen her umgestaltet (vgl. Spe salvi ).

Vereint durch eine besondere Bindung an Christus, den guten Hirten, sind eure Priester Boten der christlichen Hoffnung. Sie verkünden, daß Jesus unter seinem Volk lebt, um seine Schmerzen zu lindern und es in seiner Schwachheit zu stärken (vgl. Direktorium für Dienst und Leben der Priester, 75). Ich möchte euch bitten, euren Klerus meiner geistlichen Nähe bei der Erfüllung dieser Aufgabe zu versichern. Wie der Herr seinen Aposteln stets Zeichen seiner Liebe und Fürsorge für sie gab, so sollt ihr danach streben, eine herzliche und vertrauensvolle Atmosphäre zwischen euch und euren Priestern zu schaffen, denn sie sind eure engsten und unersetzlichen Mitarbeiter. Wenn sie euch als Vater und Bruder betrachten (vgl. Pastores gregis ) und eure ermutigenden Worte für ihre pastoralen Initiativen hören, dann werden sie den Wunsch haben, ihren Willen mit dem euren zu vereinen und sich selbst immer vollkommener dem geistlichen Wohl des Gottesvolkes zu widmen (vgl. Presbyterorum ordinis, PO 14-15).

Die Zentralität der Eucharistie soll sowohl durch die würdige Feier des Herrenmahles als auch in der stillen Anbetung des Sakraments im Leben der Priester und Bischöfe besonders sichtbar sein. So werden die Laien dazu angeleitet, eurem Vorbild zu folgen und zu einer größeren Wertschätzung der ständigen Gegenwart des Herrn unter ihnen zu gelangen. Als Bischöfe seid ihr die ersten Spender der Geheimnisse Gottes und die vorrangigen Förderer des liturgischen Lebens eurer Teilkirchen (vgl. Grundordnung des römischen Meßbuchs, 22). In dieser Hinsicht freue ich mich zu erfahren, daß ihr verschiedene Programme ins Leben gerufen habt, um ein Bewußtsein für die radikale Verwandlung zu schaffen, die dann möglich wird, wenn die Christen ihr ganzes Leben eine »eucharistische Form« annehmen lassen (vgl. Sacramentum caritatis, 70-83). Die Quelle und der Höhepunkt des Lebens der Kirche gibt dem Denken, Sprechen und Handeln der Christen in der Welt eine radikale Neuorientierung und macht die Heilsbedeutung von Christi Tod und Auferstehung gegenwärtig. So erneuert die Eucharistie die Geschichte und belebt die ganze Schöpfung. Das Brotbrechen erinnert uns immer wieder daran, daß die Sinnlosigkeit der Gewalt niemals das letzte Wort hat, denn Christus hat durch seine glorreiche Auferstehung die Sünde und den Tod überwunden. Das heilige Opfer versichert uns, daß seine Wunden das Heilmittel für unsere Sünden sind, daß seine Schwachheit die Kraft Gottes in uns und sein Tod unser Leben ist (vgl. 1P 2,24 2Co 13,4 2Co 4,10). Ich vertraue darauf, daß das tägliche Meßopfer, das von euch und euren Priestern dargebracht wird, euer Volk dahin führen wird, Gott, dem Vater, unablässig zu danken und ihn zu loben für die Gnaden, die er uns in seinem Sohn gewährt hat, durch den wir den Geist der Annahme an Kindes Statt empfangen haben (vgl. Katechismus der Katholischen Kirche CEC 1110).

Die eucharistische Spiritualität umfaßt alle Aspekte des christlichen Lebens (vgl. Sacramentum caritatis, 77). Das ist in der immer größeren Lebenskraft der kirchlichen Bewegungen in euren Diözesen ersichtlich. Die Charismen dieser Vereinigungen spiegeln die besonderen Bedürfnisse unserer Zeit wider und kommen ihnen gleichzeitig entgegen. Ermahnt die Mitglieder dieser Bewegungen und alle Gläubigen, aufmerksam auf das Wort Gottes zu hören und das tägliche Gebet zu pflegen, damit in eurem Volk wahre Gemeinschaft gefördert wird und immer größere Netzwerke tätiger Nächstenliebe geschaffen werden.

117 Meine lieben Brüder, zusammen mit euch danke ich Gott, daß er Männer dazu beruft, als Priester in euren Ortskirchen zu dienen. Das Theologat in Karatschi, das Programm für Philosophie in Lahore und eure Knabenseminare sind lebenswichtige Einrichtungen für die Zukunft der Kirche in Pakistan. Zweifelt niemals daran, daß durch die Investierung menschlicher und materieller Ressourcen euren Priesteramtskandidaten eine gute Ausbildung gewährleistet wird. Großherzige Mitarbeiter finden sich auch unter den Mitgliedern der Ordensgemeinschaften. Sie können dazu beitragen, die Priesterausbildung zu verbessern und die Bande der Zusammenarbeit zwischen Ordens- und Diözesanklerus zu festigen. Besonders dringlich ist derzeit die Aufgabe, diese Männer - und darüber hinaus alle Katecheten und in der Pastoral tätigen Laien - zu wahren Förderern des interreligiösen Dialogs auszubilden. Gemeinsam mit allen Christen in Pakistan tragen sie die Verantwortung, im Umgang mit Angehörigen anderer Religionen Verständigung und Vertrauen zu fördern durch den Aufbau friedlicher und offener Gesprächsforen.

Ebenso dienen auch andere katholische Einrichtungen weiterhin dem Gemeinwohl des pakistanischen Volkes. Sie zeigen, daß die Liebe Christi kein abstrakter Begriff ist, sondern vielmehr durch konkrete Personen, die in den karitativen Einrichtungen der Kirche tätig sind, jeden Mann und jede Frau erreicht. Das Evangelium lehrt uns, daß man Jesus nicht in abstrakter Form lieben kann (vgl.
Mt 25,31-37). Diejenigen, die in katholischen Krankenhäusern, Schulen, sozialen und karitativen Einrichtungen Dienst leisten, kommen den konkreten Nöten anderer entgegen und wissen, daß sie durch ihre besonderen Liebeswerke dem Herrn selbst dienen (vgl. Mt 25,40). Ich ermutige euch, auf das edle Vorbild des Dienstes am Nächsten zu bauen, das die Geschichte dieser Einrichtungen geprägt hat. Die Priester, Ordensleute und Laien in euren Diözesen, die Kranke pflegen, jungen Menschen zu Wachstum in Erkenntnis und Tugend verhelfen und die Not der Armen lindern, offenbaren das menschliche Antlitz der Liebe Gottes für alle und jeden. Möge die Begegnung mit dem lebendigen Christus in ihren Herzen den Wunsch wecken, mit anderen die Freude zu teilen, in Gottes Gegenwart zu leben (vgl. Ps 73,224). Mögen sie in Nachahmung des hl. Paulus anderen freigebig das schenken, was sie selbst umsonst empfangen haben (vgl. 1Co 4,7 2Co 11,7 Mt 10,8).

Liebe Brüder im Bischofsamt, als Verkünder des Evangeliums und Diener der Liebe und des Friedens in der Kirche und in der Gesellschaft erfüllt ihr eine besondere Sendung. Unterstützt einander gegenseitig durch das Gebet und durch tatkräftige Zusammenarbeit, wenn ihr die schwierigen Aufgaben angeht, die vor euch liegen. Ich rufe auf euch und auf eure Priester, Ordensleute und Laien den mütterlichen Schutz der allerseligsten Jungfrau Maria herab und erteile von Herzen meinen Apostolischen Segen als Unterpfand der Freude und des Friedens in Jesus, dem Herrn.



AN DIE TEILNEHMER DER VERSAMMLUNG DER UNION DER HILFSWERKE FÜR DIE ORIENTALISCHEN KIRCHEN (ROACO)

Donnerstag, 19. Juni 2008


Herr Kardinal,
verehrte Mitbrüder im Bischofs- und im Priesteramt,
liebe Mitglieder und Freunde der ROACO!

Es ist mir eine Freude, Sie anläßlich Ihrer zweiten Sitzung in diesem Jahr zu empfangen. Ich begrüße sehr herzlich Herrn Kardinal Leonardo Sandri, Präfekt der Kongregation für die Orientalischen Kirchen, und danke ihm für die freundlichen Worte, die er in seiner Eigenschaft als Präsident der ROACO (Union der Hilfswerke für die Orientalischen Kirchen) im Namen aller an mich gerichtet hat. Mein Gruß gilt ebenso dem Sekretär, Erzbischof Antonio Vegliò, den übrigen Bischöfen und dem Pater Kustos im Heiligen Land, den Mitarbeitern des Dikasteriums, den Vertretern der verschiedenen Internationalen Organisationen sowie den Freunden der »Bethlehem University«.

Zunächst möchte ich Ihnen für Ihre wertvolle Unterstützung der Sendung des Bischofs von Rom danken, der der universalen Nächstenliebe vorsteht. In der Tat vereint Sie die Liebe zu den katholischen Ostkirchen. Ich freue mich, diesen eine besondere Ermutigung zukommen zu lassen als Bestätigung der Anerkennung, die sie für ihre treue Verbundenheit mit dem Stuhl Petri verdienen. Ihr tägliches Leben und ihre besondere Sendung, vor allem auf ökumenischer und interreligiöser Ebene, müssen von der ganzen katholischen Kirche getragen werden. Die Kongregation und die ROACO machen sich zu Recht zum Sprachrohr der geistlichen und materiellen Solidarität aller Katholiken, so daß jene Gemeinschaften das Geheimnis der einen Kirche Christi in Treue zu ihren eigenen geistlichen Traditionen in Fülle leben können. Ich fordere Sie daher auf, dieses Band der Liebe zu festigen, denn wie der Völkerapostel mahnt, soll der Überfluß der einen dem Mangel der anderen abhelfen und ein Ausgleich in der Brüderlichkeit entstehen (vgl. 2Co 8,14-15).

... auf englisch: In diesen Tagen ist Ihre Aufmerksamkeit auf die katholischen Gemeinden in Armenien und Georgien gerichtet. Sie gehörten zu den ersten, die das Licht Christi empfingen. Ich grüße sehr herzlich meine Brüder im Bischofsamt, die dem Gottesvolk in diesen Regionen dienen, und ich denke mit Freude an unsere jüngste Begegnung anläßlich ihres »Ad-limina«-Besuchs zurück. Durch ihr demütiges und brüderliches Zusammenleben mit anderen christlichen Kirchen und ihren großherzigen Dienst an den Armen können diese katholischen Gemeinden, obgleich sie sehr klein sind, auf sehr konkrete Weise die Gemeinschaft der Liebe zum Ausdruck bringen, die zum Wesen der katholischen Weltkirche gehört. Ich möchte in Erinnerung rufen, was ich anläßlich des jüngsten Besuchs Seiner Heiligkeit Karekin II. gesagt habe: »Wenn unser Herz und unser Verstand offen sind für den Geist der Gemeinschaft, kann Gott wieder Wunder wirken in der Kirche und die Bande der Einheit neu stärken« (Ansprache an Patriarch Karekin II., Katholikos aller Armenier, 9. Mai 2008; in O.R. dt., Nr. 20, 16.5.2008, S. 3).

... auf deutsch: Liebe Freunde der ROACO, das Leiden der irakischen Christen steht schon lange in Ihrem Blickfeld. Es ist erst drei Monate her, daß unsere Herzen zu Beginn der Karwoche wegen der Ermordung des Erzbischofs für die Chaldäer in Mossul, Paulos Faraj Rahho, mit großer Trauer erfüllt wurden. Wie viele andere irakische Christen hat der Erzbischof sein Kreuz auf sich genommen und ist dem Herrn gefolgt. So hat er dazu beigetragen, seinem gequälten Land und der ganzen Welt Gerechtigkeit zu bringen, indem er Zeugnis für die Wahrheit ablegte. Er war ein Mann des Friedens und des Dialogs. Ich ermutige die hier anwesenden Hilfsorganisationen, ihre Anstrengungen fortzusetzen in der Unterstützung der irakischen Christen: derjenigen, die - häufig als Flüchtlinge - im Irak leben, wie auch derjenigen, die nun in den Nachbarländern mit den schwierigen Lebensbedingungen zurechtkommen müssen.

118 ... auf französisch: Mit Dankbarkeit und Erleichterung haben wir die jüngsten Entwicklungen im Libanon verfolgt, der den Weg des Dialogs und der gegenseitigen Verständigung wiedergefunden hat. Ich bringe erneut den Wunsch zum Ausdruck, daß der Libanon mit Mut seiner Berufung entsprechen möge, für den Nahen Osten und für die ganze Welt ein Zeichen dafür zu sein, daß ein friedliches und konstruktives Zusammenleben unter den Menschen wirklich möglich ist. Am kommenden Sonntag werden die Christen im Libanon die Freude haben, in Beirut der Seligsprechung des verehrungswürdigen Paters Jacques Ghazir Haddad beizuwohnen. Vom Kreuz Jesu berührt, hat dieser Kapuzinerpater den Kranken und den Armen beigestanden, und durch ihn wurde eine große Zahl junger Frauen berufen, ihnen zu dienen. Möge sein Zeugnis heute das Herz junger libanesischer Christen berühren, damit sie ihrerseits die Schönheit eines Lebens nach dem Evangelium im Dienste der Armen und der Geringen erfahren, als treue Zeugen des katholischen Glaubens in der arabischen Welt.

... auf italienisch: Liebe Brüder und Schwestern, einige meiner Mitarbeiter in der Römischen Kurie, unter ihnen der Kardinalpräfekt Ihrer Kongregation, haben kürzlich die lateinischen und orientalischen Gemeinschaften im Heiligen Land besucht und ihnen die Zuneigung und Fürsorge des Papstes übermittelt. Allen, die sich für das Anliegen jener Gemeinschaften, das für die ganze Kirche lebenswichtig ist, einsetzen, spreche ich erneut meinen besonderen Dank aus. Ich teile ihre Prüfungen und ihre Hoffnungen, und ich bete innig darum, sie persönlich besuchen zu können. Ebenso bete ich darum, daß einige Anzeichen für den Frieden, die ich mit sehr großem Vertrauen begrüße, bald Erfüllung finden mögen. Ich appelliere an die Verantwortlichen der Nationen, daß dem Nahen Osten und insbesondere dem Land Jesu, dem Libanon und dem Irak der ersehnte Frieden und soziale Stabilität gewährt werden mögen, unter Achtung der Grundrechte der Person, einschließlich einer wirklichen Religionsfreiheit. Der Friede ist im übrigen auch der einzige Weg, um dem schwerwiegenden Problem der Flüchtlinge und der Vertriebenen zu begegnen und der Auswanderung, vor allem von Christen, die den orientalischen Kirchen schwere Wunden zufügt, Einhalt zu gebieten. Ich vertraue diese Wünsche dem sel. Johannes XXIII. an, einem aufrichtigen Freund des Ostens und Papst der Enzyklika Pacem in terris. Und auf alle rufe ich die himmlische Fürsprache der Königin des Friedens herab und erteile jedem von Herzen meinen Segen.

AN DIE TEILNEHMER AN EINEM VOM PÄPSTLICHEN RAT FÜR DIE SOZIALEN KOMMUNIKATIONSMITTEL VERANSTALTETEN INTERNATIONALEN KONGRESS FÜR DIE VERANTWORTLICHEN DER KATHOLISCHEN RADIOSENDER

Freitag, 20. Juni 2008


Verehrte Brüder im bischöflichen und priesterlichen Dienst,
sehr geehrte Damen und Herren!

Ich freue mich, Sie in diesem Haus zu empfangen, das das Haus des Petrus ist, und heiße Sie alle - Direktoren, Redakteure und Verwaltungsangestellte - sehr herzlich willkommen. Sie vertreten die vielen katholischen Radiosender auf der ganzen Welt und Sie haben sich auf Initiative des Päpstlichen Rates für die Sozialen Kommunikationsmittel in Rom versammelt, um über die Identität und Sendung der katholischen Radiosender in der heutigen Welt nachzudenken. Durch Sie möchte ich sehr herzlich Ihre vielen Hörer in den verschiedenen Ländern und Kontinenten grüßen, die tagtäglich Ihre Stimme hören. Dank Ihres Informationsdienstes lernen sie Christus besser kennen und lernen außerdem, den Papst zu hören und die Kirche zu lieben. Mein aufrichtiger Dank gilt dem Präsidenten des Päpstlichen Rates für die sozialen Kommunikationsmittel, Erzbischof Claudio Maria Celli, für die freundlichen und ehrerbietigen Worte, die er an mich gerichtet hat. Mit ihm begrüße ich die Sekretäre, den Untersekretär und alle Offiziale des Päpstlichen Rates für die sozialen Kommunikationsmittel.

Die vielen verschiedenen Kommunikationsformen, mit denen wir alle zu tun haben, zeigen sehr deutlich, daß der Mensch in seiner wesentlichen anthropologischen Struktur so beschaffen ist, daß er in Beziehung zum anderen tritt. Er tut dies vor allem durch das Wort. In seiner Einfachheit und scheinbaren Armut ist das Wort, das in die allgemeine Grammatik der Sprache eingeschrieben ist, ein Mittel zur Umsetzung der menschlichen Beziehungsfähigkeit. Diese gründet auf dem allen gemeinsamen Reichtum einer Vernunft, die nach dem Bild und Gleichnis des ewigen »Logos« Gottes geschaffen ist, jenes »Logos« also, in dem alles frei und aus Liebe erschaffen wurde. Wir wissen, daß dieser »Logos« dem menschlichen Leben nicht fremd geblieben ist, sondern sich selbst aus Liebe den Menschen mitgeteilt hat - »ho Logos sarx egéneto (Jn 1,14)« - und in der von ihm offenbarten und in Christus geschenkten Liebe die Menschen auch weiterhin einlädt, zu ihm und zueinander auf neue Weise in Beziehung zu treten.


ANSPRACHE 2008 Januar 2008 115