ANSPRACHE 2008 Januar 2008 119

119 ... auf spanisch: Das Wort Gottes ist im Schoß Marias Fleisch geworden und bietet so der Welt eine Beziehung der Vertrautheit und der Freundschaft an - »Ich nenne euch nicht mehr Knechte; … Vielmehr habe ich euch Freunde genannt« (Jn 15,15) -, die zur Quelle der Erneuerung für die Welt wird, und es befindet sich inmitten der Menschheit als Beginn einer neuen Zivilisation der Wahrheit und der Liebe. Denn »das Evangelium ist nicht nur Mitteilung von Wißbarem; es ist Mitteilung, die Tatsachen wirkt und das Leben verändert« (Spe salvi ). Diese Selbstmitteilung Gottes schenkt den menschlichen Hoffnungen einen neuen Horizont der Hoffnung und der Wahrheit, und aus dieser Hoffnung entsteht schon in dieser Welt der Beginn einer neuen Welt, des ewigen Lebens, das die Dunkelheit der menschlichen Zukunft erleuchtet.

... auf englisch: Liebe Freunde, durch Ihre Arbeit bei katholischen Radiosendern stehen Sie im Dienst des Wortes. Die Worte, die Sie tagtäglich senden, sind ein Widerhall des ewigen Wortes, das Fleisch geworden ist. Ihre eigenen Worte werden nur in dem Maße Frucht tragen, in dem sie dem ewigen Wort, Jesus Christus, dienen. Durch Gottes Heilsplan und Vorsehung hat dieses Wort in Demut unter uns gewohnt oder- wie der hl. Johannes sagt - »er hat sein Zelt unter uns aufgeschlagen« (Jn 1,14), in Demut. Die Menschwerdung fand in einem abgelegenen Dorf statt, weit entfernt von den lauten Städten des Reiches in der Antike. Obgleich Sie heute von moderner Kommunikationstechnik Gebrauch machen, sind die Worte, die Sie senden, auch demütig, und manchmal mag es Ihnen scheinen, daß sie inmitten des Konkurrenzkampfes anderer lauter und mächtigerer Massenmedien völlig verloren sind. Doch lassen Sie sich nicht entmutigen! Sie säen das Wort, »ob man es hören will oder nicht« (2Tm 4,2), und erfüllen so das Gebot Jesu, allen Völkern das Evangelium zu verkündigen (vgl. Mt 28,19). Die Worte, die Sie übertragen, erreichen zahllose Menschen. Einige von ihnen sind allein, und Ihre Worte werden ihnen zum tröstenden Geschenk. Einige von ihnen sind neugierig und fasziniert von dem, was sie hören. Einige von ihnen gehen niemals in die Kirche, weil sie anderen Religionen oder gar keiner Religion angehören. Andere wiederum haben noch nie den Namen Jesu Christi gehört und hören durch Ihren Dienst zum ersten Mal die Worte des Heils. Diese Tag für Tag, Stunde um Stunde verrichtete Arbeit geduldigen Aussäens ist Ihre Art der Mitarbeit an der apostolischen Sendung.

... auf französisch: Die vielfältigen Formen und Arten der Kommunikation können ein Geschenk Gottes im Dienst der Entwicklung der menschlichen Person und der gesamten Menschheit sein, und das Radio, durch das Sie Ihr Apostolat ausüben, bietet eine gewisse Nähe und die Möglichkeit, Worte und Musik zu hören. Es will informieren und entspannen, verkündigen und kritisieren, aber stets unter Achtung der Wirklichkeit und in einer klaren Ausrichtung auf die Erziehung zur Wahrheit und zur Hoffnung. Jesus Christus schenkt uns nämlich die Wahrheit über den Menschen und die Wahrheit für den Menschen, und von dieser Wahrheit ausgehend schenkt er uns eine Hoffnung für die Gegenwart und für die Zukunft der Menschen und der Welt. In dieser Hinsicht ermutigt Sie der Papst in Ihrer Sendung und beglückwünscht Sie für die schon geleistete Arbeit. Die Enzyklika Redemptoris missio hob hervor: »Es genügt also nicht, sie nur zur Verbreitung der christlichen Botschaft und der Lehre der Kirche zu benutzen; sondern die Botschaft selbst muß in diese, von der modernen Kommunikation geschaffene ›neue Kultur‹ integriert werden« (RMi 37). Durch seine Bindung an das Wort nimmt das Radio an der Sendung der Kirche und ihrer Sichtbarkeit teil, aber es bringt auch eine neue Art hervor, Kirche zu leben, zu sein und zu machen; es bringt ekklesiologische und pastorale Herausforderungen mit sich. Es ist wichtig, daß Sie das Wort Gottes anziehend machen, indem Sie ihm durch Ihre Arbeiten und Sendungen Gestalt verleihen, um die Herzen der Männer und Frauen unserer Zeit zu berühren und sich an der Verwandlung des Lebens unserer Zeitgenossen zu beteiligen.

... auf italienisch: Liebe Brüder und Schwestern in Christus, welch begeisternde Perspektiven stehen Ihren Bemühungen und Ihrer Arbeit offen! Ihre »networks« können bereits jetzt in der Welt ein kleiner, aber konkreter Widerhall jenes Netzwerkes der Freundschaft sein, das die Gegenwart des auferstandenen Christus, des »Gott-mit-uns«, zwischen Himmel und Erde und zwischen Menschen aller Kontinente und Zeiten zu knüpfen begonnen hat. Auf diese Weise fügt sich Ihre Arbeit mit vollem Recht in die Sendung der Kirche ein, und ich lade Sie ein, diese von ganzem Herzen zu lieben. Indem Sie jedem Menschen helfen, sein Herz für Christus zu öffnen, werden Sie der Welt helfen, sich für die Hoffnung zu öffnen und weit offen zu werden für jene Zivilisation der Wahrheit und der Liebe, die die beredste Frucht seiner Gegenwart unter uns ist. Ich segne Sie alle!



AN HERRN FIRMIN MBOUTSOU, BOTSCHAFTER DER REPUBLIK GABUN BEIM HL. STUHL

Donnerstag, 26. Juni 2008


Herr Botschafter,

120 es ist mir eine Freude, Eure Exzellenz anläßlich der Übergabe des Schreibens zu empfangen, durch das Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Republik Gabun beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden.

Ich habe mich über die freundlichen Worte gefreut, die Sie, Herr Botschafter, an mich gerichtet haben, so wie auch über die Grüße und Wünsche, die Sie mir von seiten Seiner Exzellenz, Herrn El Hadj Omar Bongo Ondimba, dem Präsidenten der Republik, übermittelt haben. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie ihm sowie der gesamten Bevölkerung Gabuns meinerseits die herzlichen Wünsche für Glück und Wohlergehen zukommen lassen könnten, die ich dem Land aussprechen möchte. Ich bitte Gott, allen zu ermöglichen, in einer immer brüderlicheren und solidarischeren Nation zu leben, in der sich die Gaben, die jeder von Gott empfangen hat, zum Wohle aller entfalten können.

Exzellenz, Sie haben soeben die Bedeutung der von gegenseitigem Vertrauen geprägten Beziehungen hervorgehoben, die seit vierzig Jahren zwischen Gabun und dem Heiligen Stuhl bestehen. Diese Verbindungen sind während der jüngsten Reise, die Erzbischof Dominique Mamberti, der Sekretär für die Beziehungen mit den Staaten, im vergangenen Januar in ihr Land unternommen hat, verstärkt worden. Der herzliche Empfang, der ihm durch den Präsidenten der Republik sowie durch die verschiedenen staatlichen Behörden bereitet wurde, ist ein Zeichen der Harmonie, welche diese Beziehungen auszeichnet, sowie des Wunsches nach beständiger Annäherung und Zusammenarbeit.

Die Kirche hat einen bedeutenden Beitrag zur Geschichte und zum Aufbau Ihres Landes geleistet, wie Sie, Herr Botschafter, hervorheben wollten. Ich weiß die Beachtung für die Sendung der Kirche unter Ihren Landsleuten zu schätzen. In dieser Hinsicht muß das Rahmenabkommen zwischen Gabun und dem Heiligen Stuhl erwähnt werden, das vor etwas mehr als zehn Jahren unterzeichnet wurde. Es bildet die Grundlage einer immer umfangreicheren Zusammenarbeit zwischen dem Heiligen Stuhl und Ihrem Land. Für die Kirche haben solche diplomatischen Schritte die wesentliche Funktion, ihr bei der Erfüllung ihrer Sendung im Dienste jedes einzelnen Menschen in seinem täglichen Leben zu helfen und auf diese Weise zur Entwicklung aller Menschen und des Landes beizutragen und jedem eine neue Hoffnung für die Zukunft zu schenken.

Entsprechend ihrer Berufung und insbesondere dank ihrer zahlreichen Institutionen, ihrer religiösen Kongregationen und der Gesamtheit der Gemeinschaften vor Ort trägt die Kirche zur Ausbildung von Männern, Frauen und Kindern bei und möchte dies in Zukunft noch verstärken. Sie tut dies ohne Unterscheidungen zu treffen, in der Achtung vor den Menschen und ihrer Kultur und indem sie jedem die geistlichen und moralischen Werte vermittelt, die für das Wachstum des Menschen unerläßlich sind. Gleichermaßen blickt sie auf eine lange Tradition der Mitarbeit im Gesundheitswesen und in der Krankenpflege zum Wohlergehen der Menschen zurück. Die zahlreichen von den religiösen Kongregationen geleiteten Krankenversorgungsstationen in Ihrem Land stellen das unter Beweis. Man darf sich wünschen, daß das Land diesen karitativen Dienst, der allen Menschen geleistet wird, die ihn in Anspruch nehmen wollen, im Rahmen eines Abkommens vollständig anerkennt und unterstützt. Eine solche rechtliche Anerkennung würde sich wohltuend auf die religiöse Präsenz und auf die Dynamik der Strukturen im Gesundheitswesen und im sozialen Bereich auswirken.

Unter den vorrangigen Themenbereichen muß auch die Erziehung erwähnt werden, für die im Jahr 2001 ebenfalls ein Abkommen unterzeichnet worden ist; trotz ihrer geringen Mittel hat die Kirche den lebhaften Wunsch, ihren diesbezüglichen Auftrag mit Unterstützung aller betroffenen Instanzen weiterverfolgen zu können. Sie wünscht sich, alle jungen Menschen zu erziehen, die ihr anvertraut sind, und ihnen eine ganzheitliche Ausbildung zu verschaffen, die es ihnen erlaubt, eine bessere Zukunft zu haben und ihr Schicksal sowie das ihrer Familien und der Gesellschaft in die Hand zu nehmen. Es ist auch eine Gelegenheit, an der Ausbildung von Männern und Frauen mitzuwirken, die morgen die Führungskräfte des Landes sein werden. Indem eine Gesellschaft der ganzheitlichen Erziehung der Menschen besondere Aufmerksamkeit zukommen läßt, zeigt sie, daß ihre Glieder den größten Reichtum der Nation darstellen. Ich kann mir also hinsichtlich der Ausbildung auf allen Ebenen und vor allem im Bereich des Hochschulwesens nur eine Stärkung der Abkommen mit dem Episkopat Ihres Landes wünschen. Die Kirche möchte auch weiterhin eine qualitätsvolle Ausbildung anbieten und weiterentwickeln, was der vertrauensvollen Unterstützung durch die Behörden und die verschiedenen staatlichen Einrichtungen bedarf. Diese Ausbildung muß gleichzeitig geistige Kenntnisse in den verschiedenen Bereichen der Wissenschaften und des Denkens vermitteln, doch auch das ganze Dasein formen, indem es die grundlegenden persönlichen und kollektiven Werte vermittelt.

Die Rolle der Kirche besteht auch darin, den Personen menschlichen und geistlichen Beistand anzubieten und ihnen zu helfen, auf ihre Sinnsuche eine Antwort zu finden. In diesem Sinne möchte sie die Seelsorge für die Streitkräfte besser organisieren, deren Mission besonders delikat ist und die im Land sowie in der gesamten Region vor allem einen Dienst für den Frieden, die Gerechtigkeit und die Sicherheit leisten. Wie Sie, Herr Botschafter, wissen, möchte die Kirche dadurch, daß sie die katholischen Soldaten und ihre Familien begleitet, diesen dabei helfen, sich bei der Erfüllung ihrer besonderen Aufgabe auf die menschlichen und moralischen Werte des Christentums zu stützen, damit sie ihrem Vaterland treu dienen und ihr persönliches sowie ihr familiäres Leben entsprechend ihrer christlichen Berufung gestalten. Die Hirten der Kirche müssen sich um die gesamte Herde kümmern, die ihnen anvertraut ist, und es wäre zweckmäßig, wenn sich die Mitglieder der Streitkräfte unter der Führung eines Hirten, der die Besonderheiten des militärischen Umfelds zu erkennen und zu beachten weiß, zu eigenen christlichen Gemeinden zusammenschließen könnten.

Vor allem die Verantwortlichen der Nationen und diejenigen, die auf allen Ebenen dazu aufgerufen sind, das Schicksal der Bevölkerung zu leiten, sind dazu verpflichtet, friedliche Gesellschaften zu errichten. Ich freue mich über die Aufmerksamkeit, die Ihr Land diesem Bereich schenkt. Durch Sie, Herr Botschafter, lade ich alle Verantwortlichen und die Menschen guten Willens, vor allem auf dem hochgeschätzten afrikanischen Kontinent, dazu ein, sich immer stärker für eine friedliche, brüderliche und solidarische Welt einzusetzen. Heute appelliere ich an einen zunehmend prophetischen Mut und möchte uns in Erinnerung rufen, daß Frieden und Gerechtigkeit Hand in Hand gehen und daß all dies durch die Beachtung des Rechts in jedem Bereich verwirklicht werden muß. Ohne Gerechtigkeit, ohne den Kampf gegen jede Form von Korruption, ohne die Beachtung der Rechtsvorschriften ist es unmöglich, einen wirklichen Frieden zu errichten, und es ist klar, daß die Bürger dann Schwierigkeiten haben werden, ihren Führern zu vertrauen. Zudem kann es ohne die Achtung vor der Freiheit jedes Einzelnen keinen Frieden geben. Gemäß ihrer Tradition ist die Kirche dazu bereit, ihre eigene Art der Mitwirkung zu leisten und alle Personen zu unterstützen, deren vorrangige Sorge es ist, eine Gesellschaft zu schaffen, welche die grundlegendsten Menschenrechte respektiert und eine Gesellschaft für den Menschen aufbauen will.

Sie achten, Herr Botschafter, auf die großen Fragen, welche die Zukunft unserer Welt betreffen. Diese Zukunft ist zu oft an rein wirtschaftliche Fragstellungen gebunden, die Quelle zahlreicher Konflikte sind. Es empfiehlt sich, dafür zu sorgen, daß die Bewohner des Landes als erste vom Ertrag der natürlichen Reichtümer des Landes profitieren, sowie alles zu tun, was in unserer Macht steht, um den Planeten besser zu schützen, damit wir den künftigen Generationen eine wirklich bewohnbare Welt hinterlassen können, die imstande ist, alle ihre Bewohner zu ernähren.

Erlauben Sie mir, Herr Botschafter, die günstige Gelegenheit wahrzunehmen, die mir durch ihre Anwesenheit gegeben ist, um durch Sie alle Katholiken von Gabun herzlich zu grüßen, besonders die Bischöfe, die im vergangenen Monat Oktober zu ihrem »Ad-limina«-Besuch hier waren. Ich kenne die Verbundenheit und die Liebe, die sie ihrem Land entgegenbringen, sowie auch ihren entschlossenen Einsatz, in brüderlicher Eintracht mit allen Landsleuten an seiner Entwicklung mitzuwirken. Ich lade sie herzlich dazu ein, weiterhin immer glühendere Mitarbeiter und Zeugen für den Frieden, die Brüderlichkeit und die Solidarität unter allen zu sein. Herr Botschafter, jetzt, da Ihre Mission beim Apostolischen Stuhl offiziell beginnt, möchte ich Ihnen meine herzlichen Wünsche für die hohe Aufgabe übermitteln, die Sie übernehmen. Seien Sie versichert, daß Sie hier, bei meinen Mitarbeitern, die aufmerksame und verständnisvolle Aufnahme finden, derer Sie bedürfen.

Eurer Exzellenz, Ihren Angehörigen, den Verantwortlichen des Landes und der ganzen Bevölkerung von Gabun erteile ich von ganzem Herzen den reichen Segen des Allmächtigen.

AN DIE BISCHÖFE VON HONDURAS ANLÄSSLICH IHRES "AD-LIMINA"-BESUCHES

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Donnerstag, 26. Juni 2008



Herr Kardinal,
liebe Mitbrüder im bischöflichen Dienst!

1. Mit großer Freude empfange euch an diesem Vormittag. Ich danke dem Herrn, daß ich euch begegnen darf, um die Pläne und Hoffnungen, die Sorgen und Schwierigkeiten, die ihr als Hirten der Kirche im Herzen tragt, mit euch allen zu teilen. Die katholische Gemeinschaft von Honduras wurde innerhalb kurzer Zeit mit der Weihe von fünf neuen Bischöfen gesegnet; der Herr möge erwirken, daß dieser »Ad-limina«-Besuch, der 25 Jahre nach der Pastoralreise von Papst Johannes Paul II. in euer Land stattfindet, dazu beitrage, die engen Bande der Gemeinschaft zwischen euch und dem Nachfolger des Petrus noch weiter zu festigen, damit ihr mit neuem Eifer die Sendung wieder aufnehmt, die der Herr euch anvertraut hat.

Ich möchte Herrn Kardinal Óscar Andrés Rodríguez Maradiaga, dem Erzbischof von Tegucigalpa und Vorsitzenden der Bischofskonferenz, aufrichtig für die freundlichen Worte danken, mit denen er mir eure Zuneigung und Treue zum Ausdruck gebracht hat, ebenso wie die der Priester, Ordensleute und Gläubigen in euren Diözesen. Sie alle, besonders aber jene, die unter Armut, Gewalt oder Krankheit leiden müssen, schließe ich in mein Gebet ein und versichere sie meiner ganzen Wertschätzung und geistlichen Nähe.

2. Das Volk von Honduras zeichnet sich durch eine tiefe Religiosität aus, die unter anderem in zahlreichen tief verwurzelten Formen der Volksfrömmigkeit zum Ausdruck kommt. Wenn sie entsprechend von Elementen gereinigt sind, die nichts mit dem Glauben zu tun haben, müssen sie ein wertvolles Mittel zur Verkündigung des Evangeliums sein. Andererseits stiften - in Honduras ebenso wie andernorts - die Verbreitung des Säkularismus wie auch der Proselytismus der Sekten bei vielen Gläubigen Verwirrung. Darüber hinaus führen sie zum Verlust des Bewußtseins der Zugehörigkeit zur Kirche.

Die Wahrnehmung der enormen Schwierigkeiten, die sich eurer pastoralen Sendung entgegenstellen, darf euch nicht entmutigen, sondern sie muß als Ansporn zu einer breit angelegten und mutigen Evangelisierungsarbeit dienen, die sich nicht so sehr auf die Wirksamkeit materieller Mittel oder menschlicher Pläne stützt als vielmehr auf die Kraft des Wortes Gottes (vgl. He 4,12), das im Glauben angenommen, in Demut gelebt und mit Treue verkündet wird.

Als Nachfolger der Apostel seid ihr zu der hohen Sendung berufen, »das Werk Christi, des ewigen Hirten, durch alle Zeiten fortzusetzen« (Christus Dominus CD 2). Christus ist zweifellos das Herz der Evangelisierung (vgl. Pastores gregis ), daher drängt euch die Liebe zu ihm und zu den Menschen, seine Botschaft bis in die äußersten Winkel eurer geliebten Nation zu tragen, damit alle zu der persönlichen und innigen Begegnung mit dem Herrn gelangen können, die der Anfang eines wahren christlichen Lebens ist (vgl. Deus caritas est ).

3. Bei dieser dringenden Aufgabe, die Frohbotschaft des Heils zu verkünden, könnte ihr auf die unschätzbare Hilfe eurer Priester zählen. Sie sind die ersten Mitarbeiter eurer Hirtensendung und müssen daher auch die vorrangigen Empfänger eurer väterlichen, brüderlichen und freundschaftlichen Fürsorge sein, indem ihr ihrem geistlichen Leben und ihren materiellen Bedürfnissen Aufmerksamkeit schenkt. Ebenso ist die Sorgfalt und die Aufmerksamkeit, mit der ihr die Ausbildung der Seminaristen verfolgt, ein beredter Ausdruck eurer Liebe zum Priestertum. Mit Vertrauen in den Herrn und mit Großherzigkeit sollt ihr dem Seminar stets die besten Ausbilder und angemessene materielle Mittel zur Verfügung stellen, damit die zukünftigen Priester jene menschliche, geistliche und priesterliche Reife erlangen, die die Gläubigen brauchen und die sie mit Recht von ihren Hirten erwarten dürfen.

Trotzdem die Zahl der Berufungen in letzter Zeit zugenommen hat, ist der Priestermangel in euren Teilkirchen zu Recht eine eurer Hauptsorgen. Daher muß das Bemühen, unter den jungen Menschen Berufungen zu erwecken, ein vorrangiges Ziel eurer Pastoralpläne sein, in die alle Diözesangemeinschaften und Pfarrgemeinden eingebunden sein müssen. In diesem Sinne ermutige ich euch, das persönliche und gemeinschaftliche Gebet zu fördern. Es ist ein Gebot des Herrn (vgl. Mt 9,38), und darüber hinaus ist es notwendig, um die eigene Berufung zu entdecken und einer großherzigen Antwort auf sie Vorschub zu leisten. Der großen Evangelisierungsarbeit, die die Ordensgemeinschaften durchführen, muß ich meine Anerkennung aussprechen. Sie bereichern eure Diözesen mit der Anwesenheit ihrer besonderen Charismen, und ihr sollt ihre Mitarbeit auch weiterhin fördern, im Geiste wahrer kirchlicher Gemeinschaft.

4. Ich möchte auch die bedeutende Rolle hervorheben, die die katholischen Laien von Honduras in den Pfarreien übernehmen, als Katecheten und Verkünder des Wortes. Ein wichtiger Aspekt des Hirtendienstes besteht darin, sich unermüdlich dafür einzusetzen, daß die Gläubigen sich immer mehr bewußt werden, daß sie kraft ihrer Taufe und Firmung berufen sind, die Fülle der Liebe zu leben, indem sie an der Heilssendung der Kirche teilnehmen (vgl. Lumen gentium LG 33). Durch das Zeugnis ihres christlichen Lebens können sie in alle Bereiche der Gesellschaft das Licht der Botschaft Christi bringen und diejenigen zur kirchlichen Gemeinschaft hinziehen, deren Glaube schwächer geworden ist oder die ihr fernstehen. Die gläubigen Laien müssen daher ihre Beziehung zu Gott vertiefen und eine solide Ausbildung bekommen, besonders in bezug auf die Soziallehre der Kirche. Auf diese Weise können sie wie ein Sauerteig ihrer Sendung nachkommen, die Gesellschaft nach dem Willen Gottes umzugestalten (vgl. ebd., 31).

122 Ein Bereich, der besonderer pastoraler Aufmerksamkeit bedarf, sind auch die Ehe und die Familie, denn ihre Festigkeit und Stabilität dient dem Wohl der Kirche und der Gesellschaft. In diesem Zusammenhang ist es richtig, den wichtigen Schritt zu würdigen, der dadurch gemacht wurde, daß man die ausdrückliche Anerkennung der Ehe in der Verfassung eures Landes verankert hat. Dennoch wißt ihr sehr wohl, daß eine gute Gesetzgebung nicht genügt, wenn auf sie nicht die notwendige kulturelle und katechetische Arbeit folgt, die in der Gesellschaft die Wahrheit und Schönheit der Ehe erglänzen läßt, des wahren und ewigen Lebens- und Liebesbundes zwischen einem Mann und einer Frau.

5. Wie die Verkündigung des Wortes und die Feier der Sakramente, so gehört auch der Liebesdienst zum Wesen der Sendung der Kirche (vgl. Deus caritas est ). Daher müssen die Bischöfe als Nachfolger der Apostel die ersten Verantwortungsträger dieses Liebesdienstes in den Teilkirchen sein (vgl. ebd., 32). Ich weiß wohl, wie sehr euch die Armut zu schaffen macht, in der viele eurer Mitbürger leben, ebenso wie die Zunahme der Gewalt, die Auswanderung, die Zerstörung der Umwelt, die Korruption, der Mangel an Erziehung und Bildung und viele andere schwerwiegende Probleme. Als Diener des Guten Hirten habt ihr in Wort und Werk eine intensive Hilfstätigkeit zugunsten der Notleidenden entfaltet. Ich fordere euch nachdrücklich auf, in eurem Dienst auch weiterhin das barmherzige Antlitz Gottes zu zeigen und in allen euren Diözesangemeinschaften und Pfarrgemeinden einen breit angelegten und engmaschigen Liebesdienst weiter auszubauen, durch den insbesondere die Kranken, die alten Menschen und die Gefangenen erreicht werden müssen.

6. Liebe Mitbrüder, ich bringe euch noch einmal meine Zuneigung und meine Dankbarkeit für all eure Hingabe und Hirtensorge zum Ausdruck. Gleichzeitig bitte ich euch, euren Priestern, Ordensmännern, Ordensfrauen, Seminaristen und gläubigen Laien den Gruß und die Wertschätzung des Papstes zu übermitteln.

Der Fürbitte der Unbefleckten Jungfrau von Suyapa vertraue ich euch, eure Anliegen und eure pastoralen Ziele an, damit ihr allen Söhnen und Töchtern von Honduras die Hoffnung bringt, die nie enttäuscht: Christus Jesus, den einzigen Erlöser der Menschheit. Zusammen mit diesen Wünschen begleiten euch mein Gebet und mein Apostolischer Segen.



AN DIE BISCHÖFE VON HONG KONG UND MACAO ANLÄSSLICH IHRES "AD-LIMINA"-BESUCHES

Freitag, 27. Juni 2008


Liebe Mitbrüder im Bischofsamt!

Sende deinen Geist aus und erneuere das Antlitz der Erde (vgl. Ps 104,30). Mit diesen Worten heiße ich euch herzlich willkommen. Ich danke Herrn Kardinal Zen für die Gefühle treuer Ergebenheit, die er mir im Namen aller bekundet hat. Empfangt den Ausdruck meiner Liebe und die Versicherung meiner Gebete für euch und für alle, die eurer Hirtensorge anvertraut sind. In diesem Augenblick denke ich an die Priester, die Ordensmänner und Ordensfrauen sowie an alle gläubigen Laien eurer beiden Diözesangemeinschaften. Der Besuch bei den Gräbern der Apostel ist für euch eine Gelegenheit, das Bemühen zu verstärken, Jesus durch das Zeugnis der Liebe und Wahrheit seines Evangeliums in der Kirche immer sichtbarer und in der Gesellschaft immer bekannter zu machen.

Wie ich in meinem Brief vom 27. Mai 2007 an die katholische Kirche in China geschrieben habe, ist die Aufforderung Jesu an Petrus, seinen Bruder Andreas und an die ersten Jünger: »Fahr hinaus auf den See! Dort werft eure Netze zum Fang aus!« (Lc 5,4) heute an uns gerichtet und lädt uns ein, dankbar der Vergangenheit zu gedenken, leidenschaftlich die Gegenwart zu leben und uns vertrauensvoll der Zukunft zu öffnen: »Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit!« (He 13,8). Auch eure beiden Teilkirchen sind dazu berufen, Zeugen Christi zu sein, mit Hoffnung nach vorn zu schauen und sich - in der Verkündigung des Evangeliums - mit den neuen Herausforderungen zu messen, die die Bevölkerung von Hongkong und Macau angehen muß (vgl. Brief an die katholische Kirche in China, 3).

Der Herr hat jedem Mann und jeder Frau das Recht zugestanden, die Botschaft zu hören, daß Jesus Christus »mich geliebt und sich für mich hingegeben hat« (Ga 2,20). Diesem Recht entspricht eine Pflicht zum Evangelisieren: »Wenn ich nämlich das Evangelium verkünde, kann ich mich deswegen nicht rühmen; denn ein Zwang liegt auf mir. Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!« (1Co 9,16 vgl. Rm 10,14). In der Kirche hat jede Tätigkeit eine wesentliche glaubensverkündende Dimension und darf nie von der Verpflichtung getrennt werden, allen dabei zu helfen, Christus im Glauben zu begegnen, dem vorrangigen Ziel der Evangelisierung: »Das Soziale und das Evangelium sind einfach nicht zu trennen. Wo wir den Menschen nur Kenntnisse bringen, Fertigkeiten, technisches Können und Gerät, bringen wir zu wenig« (Benedikt XVI., Predigt bei der Eucharistiefeier auf dem Gelände der Neuen Messe in München [10. September 2006]: AAS 98 [2006], 710).

Heute findet die Mission der Kirche vor dem Hintergrund der Globalisierung statt. Vor kurzem habe ich festgestellt, daß die Kräfte der Globalisierung die Menschheit in der Schwebe zwischen zwei Polen sehen. Einerseits gibt es eine große Menge zunehmender sozialer und kultureller Bande, die im allgemeinen einen Sinn globaler Solidarität und gemeinsamer Verantwortung für das Wohl der Menschheit fördern. Andererseits tauchen beunruhigende Zeichen einer Fragmentierung und eines gewissen Individualismus auf, in dem der Säkularismus vorherrscht, der das Transzendente und den Sinn für das Heilige an den Rand drängt und die eigentliche Quelle von Harmonie und Einheit im Universum verdunkelt. Die negativen Aspekte dieses Kulturphänomens machen uns in der Tat die Bedeutung einer soliden Ausbildung klar und rufen uns zu einer gemeinsamen Anstrengung auf, um die geistliche und moralische Gesinnung eurer Bevölkerung zu fördern.

Ich bin mir sodann bewußt, daß - wie in der übrigen Kirche - auch in euren beiden Diözesen die Notwendigkeit einer angemessenen ständigen Weiterbildung des Klerus besteht. Daraus erwächst die Aufforderung an euch Bischöfe als Verantwortliche der kirchlichen Gemeinschaften, besonders an den jungen Klerus zu denken, der zunehmend neuen pastoralen Herausforderungen ausgesetzt ist, die mit den Anforderungen der Aufgabe zusammenhängen, eine so komplexe Gesellschaft wie die heutige zu evangelisieren. Die ständige Weiterbildung der Priester »ist ein Erfordernis, das dem Geschenk des sakramentalen Amtes selbst innewohnt und sich zu jeder Zeit als notwendig offenbart. Heute erweist sie sich aber als besonders dringlich, nicht nur aufgrund der rasanten gesellschaftlichen und kulturellen Veränderung der Menschen und der Völker, unter denen das Priesteramt vollzogen wird, sondern auch wegen der ›Neuevangelisierung‹, die den wesentlichen und unaufschiebbaren Auftrag der Kirche am Ende des zweiten Jahrtausends darstellt« (Johannes Paul II., Nachsynodales Apostol. Schreiben Pastores dabo vobis [25. März 1992], PDV 70: AAS 84 [1992], 782). Eure pastorale Sorge wird in besonderer Weise auch alle gottgeweihten Männer und Frauen im Blick haben müssen, die dazu berufen sind, die charakteristischen Eigenschaften des keuschen, armen und gehorsamen Jesus in der Kirche und in der Welt sichtbar zu machen.

123 Liebe Brüder, ihr wißt gut, daß die katholischen Schulen einen beträchtlichen Beitrag zur intellektuellen, geistlichen und moralischen Formung der jungen Generationen leisten: wegen dieser für das Wachstum der Persönlichkeit entscheidenden Aspekte wenden sich die Eltern, sowohl katholischer wie anderer religiöser Traditionen, an die katholischen Schulen. In diesem Zusammenhang möchte ich mich an all jene Männer und Frauen wenden, die in den katholischen Schulen eurer beiden Diözesen mit hochherzigem Einsatz ihren Dienst tun: sie sind aufgerufen, »Zeugen Christi zu sein, Offenbarung der Liebe Gottes in der Welt«, und »den Mut zum Zeugnis und zum ständigen Dialog« aufzubringen und dadurch »der menschlichen Würde, der Harmonie der Schöpfung, der Existenz der Völker und dem Frieden« zu dienen (Kongregation für das katholische Bildungswesen, Personen des geweihten Lebens und ihre Sendung in der Schule, 1-2). Es ist daher von größter Wichtigkeit, daß die Nähe zu den Schülern und ihren Familien besteht, daß die Formung der Jugendlichen im Licht der Lehren des Evangeliums erfolgt und für die geistlichen Bedürfnisse aller in der Schulgemeinschaft gesorgt wird. Die katholischen Schulen eurer beiden Diözesen haben erheblich zur sozialen Entwicklung und zum kulturellen Wachstum eurer Bevölkerung beigetragen; heute stoßen diese Bildungszentren auf neue Schwierigkeiten: Ich bin euch nahe und spreche euch Mut zu: Bemüht euch darum, daß dieser wertvolle Dienst nicht erlischt!

Sucht bei der Erfüllung eurer Sendung als Bischöfe Trost beim Heiligen Geist, der euch verteidigt, leitet und schützt (vgl.
Jn 14,16)! Ermutigt die Gläubigen dazu, alles anzunehmen, was der Heilige Geist bewirkt! Ich habe bei verschiedenen Anlässen erwähnt, daß die kirchlichen Bewegungen und neuen Gemeinschaften »ein leuchtendes Zeichen der Schönheit Christi und der Kirche, seiner Braut«, sind (vgl. Botschaft an die Teilnehmer des II. Weltkongresses der kirchlichen Bewegungen und neuen Gemeinschaften, 22. Mai 2006). Ich wandte mich an die »lieben Freunde in den Bewegungen« und ermahnte sie, diese immer mehr zu »Schulen der Gemeinschaft « zu machen, zu »Gruppen von Menschen, die auf dem Weg sind, auf dem man lernt, in der Wahrheit und in der Liebe zu leben, die Christus uns offenbart und durch das Zeugnis der Apostel vermittelt hat, im Schoße der großen Familie seiner Jünger« (ebd.). Ich fordere euch auf, mit großer Liebe auf die Bewegungen zuzugehen, denn sie gehören zu den bedeutendsten Neuheiten, die der Heilige Geist für die Umsetzung des II. Vatikanischen Konzils in der Kirche hervorgebracht hat (vgl. Ansprache an die Bischöfe, die an einem vom Päpstlichen Laienrat veranstalteten Studienseminar teilnahmen, 17. Mai 2008). Zugleich bitte ich den Herrn darum, daß auch die Bewegungen sich alle Mühe geben mögen, ihre Aktivitäten mit den pastoralen und spirituellen Programmen der Diözesen abzustimmen.

Ich danke euch persönlich für die Liebe und Hingabe, die ihr dem Heiligen Stuhl auf verschiedene Weise bekundet habt. Ich beglückwünsche euch zu den vielfältigen erfolgreichen Initiativen eurer Diözesangemeinden und ermutige euch zu immer größerem Engagement bei der Suche nach geeigneten Mitteln, um die christliche Botschaft der Liebe in der Welt, in der ihr lebt, verständlicher zu machen: Auf diese Weise werdet ihr erfolgreich dazu beitragen, allen euren Brüdern und Schwestern die ewige jugendliche Frische und die unerschöpfliche erneuernde Kraft des Evangeliums Christi zu zeigen und ihnen zu bezeugen, daß sie zugleich aufrichtige Chinesen und aufrichtige Katholiken sein können.

Sodann ermutige ich eure Diözesen dazu, weiterhin ihren Beitrag für die Kirche in Kontinentalchina zu leisten, sei es durch die Bereitstellung von Personal für die Ausbildung, sei es durch die Unterstützung von Wohltätigkeitsinitiativen zur menschlichen Förderung und Hilfe. Wie könnte man in diesem Zusammenhang den wertvollen Dienst unerwähnt lassen, der von der Caritas eurer beiden Diözesen so großzügig und kompetent erbracht wird! Vergeßt aber nicht, daß Christus auch für China ein Lehrer, ein Hirt, ein liebender Erlöser ist: Die Kirche darf diese gute Nachricht nicht verschweigen.

Ich wünsche mir und bitte den Herrn, daß bald der Tag kommt, an dem auch eure Mitbrüder aus Kontinentalchina nach Rom kommen und zu den Gräbern der Apostel Petrus und Paulus pilgern können, zum Zeichen der Gemeinschaft mit dem Nachfolger des Petrus und mit der universalen Kirche. Gern nehme ich die Gelegenheit wahr, der katholischen Gemeinschaft Chinas und dem ganzen Volk dieses riesigen Landes die Versicherung meiner Gebete und meiner Liebe zukommen zu lassen.


ANSPRACHE 2008 Januar 2008 119