ANSPRACHE 2009 28

AN DIE GEMEINSCHAFT DES PÄPSTLICHEN KOLLEGS PIO LATINO AMERICANO IN ROM

Donnerstag, 19. Februar 2009

Ehrwürdige Brüder im Bischofsamt,
lieber Pater Rektor, liebe Obere, Schwestern und Alumnen
des Päpstlichen Kollegs Pio Latino Americano in Rom!

1. Ich danke für die freundlichen Worte, die Msgr. Carlos José Ñáñez, Erzbischof von Córdoba und Präsident der Bischöflichen Kommission für das Päpstliche Kolleg Pio Latino Americano, in euer aller Namen an mich gerichtet hat. Es freut mich, euch im Rahmen der Feierlichkeiten zum 150. Jahrestag der Gründung dieser verdienstvollen Einrichtung zu empfangen.

Am 27. November 1858 begann der fruchtbare Weg dieses Kollegs als wertvolles Ausbildungszentrum zunächst für Seminaristen und dann, seit mehr als drei Jahrzehnten, für Diakone und Priester. Heute fühlen sich über 4000 Alumnen als Mitglieder dieser großen Familie. Sie alle haben diese »Alma Mater« mit tiefer Liebe zu schätzen gewußt, da sich diese seit ihren Anfängen durch ein Klima der Einfachheit, der freundlichen Aufnahme, des Gebets und der Treue zum Lehramt des Papstes ausgezeichnet hat. Dies trägt nachdrücklich dazu bei, daß bei den Studierenden die Liebe zu Christus und der Wunsch wächst, der Kirche demütig zu dienen, wobei sie immer die größere Ehre Gottes und das Wohl der Seelen suchen.

2. Ihr, liebe Alumnen des Kollegs Pio Latino Americano, seid Erben dieses reichen menschlichen und geistlichen Erbes, das durch ein ernsthaftes Studium der verschiedenen kirchlichen Lehrfächer und durch das frohe Erleben der Universalität der Kirche weitergegeben und bereichert werden soll. Hier, in dieser Stadt, verkündeten die Apostel Petrus und Paulus mutig das Evangelium und legten die festen Grundlagen, um es für die ganze Welt zu verkünden, in Erfüllung des Auftrags des Meisters: »Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiß: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt« (Mt 28,19-20).

Ihr seid selbst Frucht dieser wunderbaren Aussaat der heilbringenden Botschaft Christi im Lauf der Geschichte. Ihr kommt in der Tat aus verschiedenen Ländern, in denen vor mehr als 500 Jahren einige mutige Missionare Jesus, unseren Erlöser, bekannt gemacht haben. Auf diese Weise öffneten sich jene Völker durch die Taufe dem Leben der Gnade, das sie zu Adoptivkindern Gottes gemacht hat, und empfingen außerdem den Heiligen Geist, der ihre Kulturen befruchtet hat, indem er sie reinigte und die Samen, die das fleischgewordene Wort in sie eingesenkt hatte, aufgehen ließ und sie so auf die Wege des Evangeliums ausrichtete (vgl. Ansprache zur Eröffnung der V. Generalkonferenz der Bischofskonferenzen von Lateinamerika und der Karibik, 13. Mai 2007 in Aparecida).

29 In Rom habt ihr, in unmittelbarer Nähe der Kathedra des Apostelfürsten, eine bevorzugte Gelegenheit, euer Herz als wahre Apostel zu stählen, deren ganzes Sein und Tun fest im Herrn verankert ist, der für euch immer Grundlage, Wegweiser und Ziel eurer Anstrengungen sein muß. Außerdem ermöglicht euch das Kolleg, eure menschliche und priesterliche Erfahrung brüderlich zu teilen, und bietet euch eine günstige Gelegenheit, ständig offen zu sein, für das Kennenlernen anderer Kulturen und ihrer kirchlichen Ausdrucksformen. Das wird euch helfen, mit Weitblick und Seelengröße glaubwürdige Jünger Jesu Christi und unerschrockene Sendboten seines Wortes zu sein. Auf diese Weise werdet ihr am besten dazu befähigt werden, Männer Gottes, die ihn innerlich kennen, hochherzige Arbeiter in seinem Weinberg und eifrige Spender der Liebe Jesu Christi für die Ärmsten zu sein.

3. Eure Bischöfe haben euch an das Päpstliche Kolleg Pio Latino Americano entsandt, damit ihr von der Weisheit des gekreuzigten Christus erfüllt werdet, so daß ihr nach der Rückkehr in eure Diözese diesen Schatz im Rahmen der verschiedenen Aufgaben, die euch anvertraut werden, anderen zur Verfügung stellen könnt. Das verlangt von euch, daß ihr die Zeit eures Aufenthalts in Rom gut nützt. Die Ausdauer beim Studium und die gewissenhafte Forschung lassen euch nicht nur die Geheimnisse des Glaubens und die Wahrheit über den Menschen im Licht des Evangeliums und der Überlieferung der Kirche erkunden; sie werden in euch außerdem ein geistliches Leben fördern, das im Wort Gottes verwurzelt ist und stets vom unvergleichlichen Reichtum der Sakramente genährt wird.

4. Die Liebe und Verbundenheit gegenüber dem Apostolischen Stuhl ist eines der wichtigsten Merkmale der Völker Lateinamerikas und der Karibik. Deshalb erinnert mich meine Begegnung mit euch an die Tage, die ich in Aparecida verbrachte, als ich tief ergriffen die Bekundungen der Kollegialität und brüderlichen Gemeinschaft im Bischofsamt der Vertreter der Bischofskonferenzen jener edlen Länder erlebte. Mit meiner Anwesenheit dort wollte ich die Bischöfe in ihrer Reflexion über einen grundlegenden Aspekt zur Wiederbelebung des Glaubens der pilgernden Kirche in jenen geliebten Ländern ermutigen: Alle unsere Gläubigen dahin zu führen, »Jünger und Missionare Jesu Christi zu sein, damit unsere Völker in ihm das Leben haben«.

Ich lade euch ein, euch voll Enthusiasmus von diesem Geist beseelen zu lassen, der sich in der Dynamik zeigt, mit der jene Diözesen die »kontinentale Mission« begonnen haben oder gerade beginnen. Es handelt sich dabei um eine Initiative, die in Aparecida angeregt wurde und die es erleichtern soll, katechetische und pastorale Programme in Gang zu bringen, die für die Bildung und Entwicklung christlicher Gemeinschaften zur Evangelisierung und Mission bestimmt sind.

Begleitet diese Vorhaben mit eurem inständigen Gebet, damit die Gläubigen Jesus Christus kennenlernen, sich ihm hingeben und ihn immer mehr nachahmen, indem sie häufig an den Sonntagsmessen in ihren jeweiligen Gemeinschaften teilnehmen und von ihm Zeugnis geben, so daß sie zu wirksamen Werkzeugen jener »Neuevangelisierung« werden, zu der mein verehrter Vorgänger, der Diener Gottes Johannes Paul II., wiederholt aufgefordert hat.

5. Zum Abschluß dieser Begegnung möchte ich noch einmal allen Anwesenden meinen herzlichen Dank aussprechen, im besonderen der Bischöflichen Kommission für das Kolleg, die den Auftrag hat, seine Alumnen zu ermutigen und ihren Sinn für die Verbundenheit und Treue zum Römischen Papst und zu ihren Bischöfen zu stärken. Gleichzeitig möchte ich durch die Oberen des Kollegs der Gesellschaft Jesu, der mein Vorgänger, der hl. Pius X., die ständige Leitung dieser hervorragenden Einrichtung anvertraut hat, sowie den Ordensfrauen und dem Personal, die diese jungen Männer mit Aufmerksamkeit und Freude betreuen, meine dankbare Anerkennung aussprechen. Mit Dankbarkeit denke ich auch an alle, die dieses kirchliche Werk durch ihre wirtschaftliche Hilfe finanzieren und es durch ihre Hochherzigkeit und mit ihrem Gebet unterstützen.

6. Ich vertraue euch alle und jeden einzelnen von euch sowie eure Familien und Heimatgemeinden den Händen der allerseligsten Jungfrau Maria, Unserer Lieben Frau von Guadalupe, an, auf daß ihr mütterlicher Schutz euch in euren Aufgaben liebevoll beistehe und euch helfe, in ihrem Sohn, unserem Herrn Jesus Christus, der gebenedeiten Frucht ihres Leibes, tiefer Wurzel zu fassen.
Vielen Dank!

AN DIE TEILNEHMER DER 31. VORSTANDSSITZUNG DES INTERNATIONALEN FONDS FÜR LANDWIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG (IFAD)

Freitag, 20. Februar 2009

Herr Vorstandsvorsitzender, sehr geehrte Vorstandsmitglieder,

Ständige Vertreter der Mitgliedstaaten,
30 Verantwortliche des IFAD,
meine Damen und Herren!

Ich freue mich über diese Gelegenheit, Ihnen allen zum Abschluß der Feierlichkeiten anläßlich des 30. Jahrestages der Gründung des Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung zu begegnen. Ich danke dem scheidenden Vorsitzenden, Herrn Lennart Båge, für seine freundlichen Worte und spreche Herrn Kanayo Nwanze zu seiner Wahl in dieses hohe Amt meine besten Wünsche aus. Ich danke Ihnen allen, daß Sie heute hierhergekommen sind, und versichere Sie meines Gebets für Ihre wichtige Arbeit zur Förderung der Entwicklung in den ländlichen Gebieten. Ihre Arbeit ist heute besonders wichtig angesichts der negativen Auswirkungen der gegenwärtigen Preisinstabilität bei den Agrarerzeugnissen auf die Ernährungssicherung. Das verlangt neue und weitblickende Strategien im Kampf gegen die Armut auf dem Land und die Förderung der Entwicklung im ländlichen Raum. Wie Sie wissen, teilt der Heilige Stuhl vollkommen Ihren Einsatz, Armut und Hunger zu überwinden und den ärmsten Völkern der Welt zu Hilfe zu kommen. Ich hoffe, daß die Feier des Jahrestages der IFAD für Sie ein Ansporn sein möge, diese lobenswerten Ziele in den kommenden Jahren mit erneuerter Kraft und Entschlossenheit zu verfolgen.

Von seinen ersten Tagen an hat der Internationale Fonds eine vorbildliche Form der Zusammenarbeit und Mitverantwortung zwischen Nationen erlangt, die sich in verschiedenen Entwicklungsphasen befinden.

Wenn wohlhabende Länder und Entwicklungsländer zusammenkommen, um gemeinsame Entscheidungen zu fällen und besondere Maßstäbe für den Budgetbeitrag eines jeden Landes zum Fonds festzulegen, dann kann man wirklich sagen, daß die verschiedenen Mitgliedstaaten auf gleicher Ebene zusammenkommen und ihre Solidarität miteinander sowie ihren gemeinsamen Einsatz zur Beseitigung von Armut und Hunger zum Ausdruck bringen. In einer Welt, die in zunehmendem Maße von wechselseitigen Abhängigkeiten geprägt ist, sind gemeinsame Entscheidungsfindungsprozesse dieser Art sehr wichtig, wenn die internationalen Angelegenheiten mit Fairneß und Weitblick geführt werden sollen.

Ebenso lobenswert ist der Nachdruck, den der IFAD auf die Förderung von Arbeitsmöglichkeiten in ländlichen Gemeinden legt. Dadurch sollen diese auf lange Sicht in die Lage versetzt werden, von der Hilfe von außen unabhängig zu werden. Die Unterstützung örtlicher Erzeuger dient dem Wirtschaftsaufbau und trägt zur Gesamtentwicklung der betroffenen Nation bei. In diesem Sinne können die »Agrarkredit«-Projekte, die zur Unterstützung von Kleinbauern und Landarbeitern ohne eigenes Land entworfen wurden, der Gesamtwirtschaft Auftrieb geben und größere Ernährungssicherheit für alle schaffen.

Diese Projekte helfen auch indigenen Gemeinschaften, auf ihrem eigenen Grund und Boden zu gedeihen und im Einklang mit ihrer traditionellen Kultur zu leben, anstatt gezwungen zu sein, ihre gewohnte Umgebung zu verlassen, um Arbeit zu suchen in übervölkerten Städten mit Unmengen von sozialen Problemen, wo sie oft erbärmliche Lebensbedingungen ertragen müssen.

Das besondere Verdienst dieses Ansatzes ist, daß er dem Agrarsektor seinen ihm rechtmäßig zustehenden Platz in der Wirtschaft und im Sozialgefüge der Entwicklungsländer zurückgibt. Hier können die Nichtregierungsorganisationen einen wertvollen Beitrag leisten, von denen einige eng mit der katholischen Kirche verbunden und darum bemüht sind, deren Soziallehre anzuwenden. Das Subsidiaritätsprinzip verlangt, daß jede Gesellschaftsgruppe freiwillig ihren eigenen Beitrag zum Gemeinwohl leisten kann. Nur allzuoft bleibt den Landarbeitern in den Entwicklungsländern diese Möglichkeit verwehrt, wenn ihre Arbeitskraft habgierig ausgebeutet wird und ihre Erzeugnisse weit entfernten Märkten zugeführt werden und der örtlichen Gemeinschaft wenig oder gar kein Nutzen daraus entsteht.

Vor fast 50 Jahren sagte mein Vorgänger, der selige Papst Johannes XXIII., in bezug auf die Landarbeit, die Bauern »müßten von der Überzeugung durchdrungen sein: die Arbeit, die sie tun, hat ihre besondere Ehre; sie vollzieht sich im weiten Raum von Gottes freier Natur; … diese Arbeit hat ihren eigenen Adel« (Mater et magistra, 144-145). Alle menschliche Arbeit ist Teilhabe an der schöpferischen Vorsehung des allmächtigen Gottes, aber für die Landarbeit gilt dies in ganz besonderer Weise. Eine wirklich menschliche Gesellschaft wird den Beitrag, den der Agrarsektor leistet, stets zu schätzen und angemessen zu entlohnen wissen. Wenn er entsprechend unterstützt und ausgestattet wird, hat er das Potential, eine Nation aus der Armut herauszuholen und die Grundlagen für wachsenden Wohlstand zu legen.

Meine Damen und Herren, zusammen mit unserem Dank für das, was in den letzten 30 Jahren erreicht wurde, bedarf es einer erneuerten Entschlossenheit, in Eintracht und Solidarität mit all den verschiedenen Elementen der Menschheitsfamilie zu handeln, um heute und in Zukunft einen gerechten Zugang zu den Ressourcen der Erde zu gewährleisten. Die Motivation dazu kommt aus der Liebe: Liebe zu den Armen, Liebe, die keine Ungerechtigkeit und keinen Mangel dulden kann, Liebe, die nicht ruhen will bis Armut und Hunger aus unserer Mitte verbannt sind.

Das Ziel, extreme Armut und Hunger auszurotten und Ernährungssicherheit und Entwicklung in den ländlichen Gebieten zu fördern, ist durchaus nicht zu ehrgeizig oder unrealistisch, sondern wird in diesem Zusammenhang zu einem für die ganze internationale Gemeinschaft verbindlichen Gebot. Ich bete inständig darum, daß die Arbeit von Organisationen wie der Ihren auch weiterhin wesentlich dazu beitragen möge, dieses Ziel zu erreichen.

31 Ich danke Ihnen und ermutige Sie, die gute Arbeit, die Sie tun, beharrlich fortzusetzen, und vertraue Sie der immerwährenden Sorge unseres liebenden Vaters an, der Himmel und Erde und alles, was darinnen ist, geschaffen hat. Gott segne Sie alle!

AN DIE TEILNEHMER DER VOLLVERSAMMLUNG DER PÄPSTLICHEN KOMMISSION FÜR LATEINAMERIKA

Freitag, 20. Februar 2009



Meine Herren Kardinäle,
liebe Brüder im Bischofsamt!

1. Herzlich begrüße ich die Berater und Mitglieder der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika, die bei ihrer Vollversammlung über »die aktuelle Situation der Priesterausbildung in den Seminaren« jenes Kontinents nachgedacht haben. Ich danke für die Worte, die der Präsident der Kommission, Herr Kardinal Giovanni Battista Re, im Namen aller an mich gerichtet hat und mir dabei die Hauptlinien der Arbeiten und pastoralen Empfehlungen vorlegte, die sich bei diesem Treffen abgezeichnet haben.

2. Ich danke Gott für die kirchlichen Früchte dieser Päpstlichen Kommission seit ihrer Errichtung im Jahr 1958, als Papst Pius XII. die Notwendigkeit sah, ein Amt des Heiligen Stuhls zu schaffen, um angesichts des Mangels an Priestern und Missionaren die für die Kirche in Lateinamerika entfaltete Arbeit zu intensivieren und enger zu koordinieren. Mein verehrter Vorgänger Johannes Paul II. unterstützte und stärkte diese Initiative mit dem Ziel, die besondere Hirtensorge des Nachfolgers Petri für die pilgernden Kirchen in jenen geliebten Ländern hervorzuheben. In dieser neuen Etappe der Kommission kann ich nicht umhin, mit herzlicher Dankbarkeit die Arbeit zu erwähnen, die von ihrem langjährigen Vizepräsidenten, Bischof Cipriano Calderón Polo, geleistet wurde, der vor kurzem verstorben ist und den der Herr für seinen selbstlosen und treuen Dienst für die Kirche belohnen wird.

3. Im vergangenen Jahr habe ich viele Bischöfe aus Lateinamerika und der Karibik zu ihrem »Ad limina«-Besuch empfangen. Ich habe mit ihnen über die reale Situation der ihnen anvertrauten Teilkirchen gesprochen und konnte dabei die Hoffnungen und Schwierigkeiten ihres apostolischen Amtes näher kennenlernen. Ich begleite sie alle mit meinem Gebet, damit sie ihren Dienst am Volk Gottes weiterhin mit Treue und Freude erfüllen können, indem sie gegenwärtig die »kontinentale Mission« voranbringen, die als Frucht der V. Generalkonferenz der Bischöfe von Lateinamerika und der Karibik in Gang gebracht wurde (vgl. Schlußdokument, Nr. 362).

Ich hege eine dankbare Erinnerung an meinen Aufenthalt in Aparecida, als wir eine Erfahrung intensiver kirchlicher Gemeinschaft erlebten, mit dem einzigen Wunsch, das Evangelium demütig aufzunehmen und es großzügig auszusäen. Das gewählte Thema - »Jünger und Missionare Jesu Christi, damit unsere Völker in ihm das Leben haben« - gibt bestimmt weiter die Richtung an für die Anstrengungen der Mitglieder der Kirche in jenen geliebten Nationen.

Als ich den Mitgliedern der Römischen Kurie eine Bilanz meiner Apostolischen Reise nach Brasilien vortrug, fragte ich mich: »Hat Aparecida gut daran getan, der Jüngerschaft Jesu Christi und der Evangelisierung die Priorität zu geben auf der Suche nach Leben für die Welt? War es vielleicht eine falsche Wendung nach innen?« Und ich habe mit völliger Gewißheit geantwortet: »Nein! Aparecida hat richtig entschieden, weil gerade durch die neue Begegnung mit Jesus Christus und seinem Evangelium, nur so die Kräfte geweckt werden, die uns instand setzen, auf die Herausforderungen der Zeit die rechte Antwort zu geben« (Ansprache an die Römische Kurie, 21; in O.R. dt., Nr. 1, 4.1.2008, S. 5; Dezember 2007). Diese persönliche Begegnung mit dem Herrn, die durch das Hören seines Wortes und die Teilnahme an der Eucharistie genährt wird, bleibt ebenso grundlegend wie die Notwendigkeit, unsere eigene Christuserfahrung mit großer Begeisterung weiterzugeben. 4. Wir Bischöfe, Nachfolger der Apostel, müssen als erste die ungeschuldete und liebevolle Berufung durch den Herrn, wie er sie an die ersten Jünger richtete (vgl. Mc 1,16-20), immer lebendig erhalten. Wie sie sind auch wir dazu auserwählt worden, »bei ihm zu sein« (vgl. Mc 3,14), seine Worte anzunehmen und seine Kraft zu empfangen und so zu leben wie er, indem wir allen Völkern die Frohe Botschaft vom Reich Gottes verkünden.

Für uns alle war das Priesterseminar eine entscheidende Zeit der Unterscheidung und Vorbereitung. Dort wurde im tiefgehenden Dialog mit Christus unser Wunsch, uns tief in ihm zu verwurzeln, immer stärker. In jenen Jahren haben wir gelernt, uns in der Kirche wie in unserem eigenen Haus zu fühlen, begleitet von Maria, der Mutter Jesu und unserer geliebten Mutter, die stets dem Willen Gottes gehorsam war. Deshalb freut es mich, daß diese Vollversammlung ihre Aufmerksamkeit auf die aktuelle Situation der Priesterseminare in Lateinamerika gerichtet hat.

5. Um Priester nach dem Herzen Christi zu bekommen, muß man das Vertrauen mehr auf das Wirken des Heiligen Geistes setzen als auf menschliche Strategien und Kalküle und voll Glauben den Herrn, den »Herrn der Ernte«, bitten, daß er zahlreiche und heiligmäßige Priesterberufungen aussende (vgl. Lc 10,2), wobei wir mit dieser Bitte immer die Liebe und Nähe zu all jenen verbinden, die sich in Erwartung der heiligen Weihen im Priesterseminar befinden. Der Bedarf an Priestern, um sich mit den Herausforderungen der heutigen Welt auseinanderzusetzen, darf aber andererseits weder zur Aufgabe einer klaren Auslese der Kandidaten noch zur Vernachlässigung der notwendigen, ja strengen Forderungen verleiten, damit ihr Ausbildungsprozeß wirklich dazu hilft, sie zu vorbildlichen Priestern zu machen.

32 6. Folglich müssen die pastoralen Empfehlungen dieser Versammlung ein unerläßlicher Bezugspunkt sein, um die Arbeit der Bischöfe Lateinamerikas und der Karibik in diesem heiklen Bereich der Priesterausbildung zu erhellen. Heutzutage ist es notwendiger denn je, daß die Seminaristen mit der richtigen Absicht und ohne jedes andere Interesse das Priestertum anstreben und sich einzig und allein von dem Willen leiten lassen, glaubwürdige Jünger und Missionare Jesu Christi zu sein, die ihn in Gemeinschaft mit ihren Bischöfen durch ihren Dienst und ihr Lebenszeugnis gegenwärtig machen. Dafür ist es von größter Wichtigkeit, daß man sich sorgfältig um ihre menschliche, geistliche, intellektuelle und pastorale Ausbildung sowie um die entsprechende Auswahl ihrer Ausbilder und Professoren kümmert, die sich durch ihre akademische Befähigung, ihren priesterlichen Geist und ihre Treue zur Kirche auszeichnen müssen, so daß sie den jungen Männern das einprägen können, was das Volk Gottes braucht und von seinen Hirten erwartet.

7. Ich vertraue dem mütterlichen Schutz der allerseligsten Jungfrau Maria die Initiativen dieser Vollversammlung an und erbitte von ihr, daß sie all diejenigen, die sich auf das Priesteramt vorbereiten, begleite auf ihrem Weg auf den Spuren ihres göttlichen Sohnes, Jesus Christus, unseres Erlösers. Mit diesen Empfindungen erteile ich euch von Herzen den Apostolischen Segen.

BESUCH IM RÖMISCHEN PRIESTERSEMINAR

ANLÄSSLICH DES FESTES DER "MUTTERGOTTES VOM VERTRAUEN"


Freitag, 20. Februar 2009



Herr Kardinal, liebe Freunde!

Es ist mir immer eine große Freude, in meinem Seminar zu sein, die zukünftigen Priester meiner Diözese zu sehen, bei euch zu sein im Zeichen der Muttergottes vom Vertrauen. Mit ihr, die uns hilft und uns begleitet, die uns wirklich die Gewißheit gibt, immer von der göttlichen Gnade gestützt zu sein, gehen wir voran!

Jetzt wollen wir sehen, was der hl. Paulus uns mit diesem Text sagt: »Ihr seid zur Freiheit berufen. « Die Freiheit war zu allen Zeiten der große Traum der Menschheit - von Anfang an, aber besonders in der Moderne. Wir wissen, daß Luther sich von diesem Text des Briefes an die Galater inspirieren ließ und zu dem Schluß kam, daß die Ordensregel, die Hierarchie, das Lehramt ihm als ein Joch der Knechtschaft erschienen, von dem man sich befreien müsse. Später war die Zeit der Aufklärung vollkommen durchdrungen von diesem Wunsch nach Freiheit, die man endlich erlangt zu haben meinte. Aber auch der Marxismus behauptete von sich, ein Weg zur Freiheit zu sein.

Wir fragen uns heute abend: Was ist Freiheit? Wie können wir frei sein? Der hl. Paulus hilft uns, die komplizierte Wirklichkeit der Freiheit zu verstehen, indem er dieses Konzept in einen Kontext grundlegender anthropologischer und theologischer Einsichten stellt. Er sagt: »Nehmt die Freiheit nicht zum Vorwand für das Fleisch, sondern dient einander in Liebe.« Der Rektor hat bereits gesagt, daß »Fleisch« nicht der Leib ist. Vielmehr ist »Fleisch« - im Sprachgebrauch des hl. Paulus - Ausdruck der Absolutsetzung des Ichs, des Ichs, das alles sein will und alles für sich nehmen will. Das absolute Ich, das von nichts und niemandem abhängig ist, scheint letztendlich wirklich die Freiheit zu besitzen. Ich bin frei, wenn ich von niemandem abhängig bin, wenn ich alles tun kann, was ich will. Aber gerade diese Absolutsetzung des Ichs ist »Fleisch«. Sie ist also eine Herabwürdigung des Menschen und nicht die Eroberung der Freiheit. Der Libertinismus ist nicht Freiheit; er ist vielmehr das Scheitern der Freiheit.

Und Paulus wagt es, ein starkes Paradox vorzulegen: »Dient (auf griechisch: ›douleúete‹) einander in Liebe.« Das heißt, daß die Freiheit paradoxerweise im Dienen verwirklicht wird; wir werden frei, wenn einer der Diener des anderen wird. Und so stellt Paulus das ganze Problem der Freiheit in das Licht der Wahrheit vom Menschen. Wenn man sich auf das Fleisch reduziert und sich so scheinbar zur Gottheit erhebt - »nur ich bin der Mensch« -, dann führt das zur Lüge. Denn in Wirklichkeit ist es nicht so: Der Mensch ist kein Absolutum, gleichsam als könne das Ich sich abkapseln und nur dem eigenen Willen gemäß handeln. Das ist gegen die Wahrheit unseres Seins. Unsere Wahrheit ist, daß wir in erster Linie Geschöpfe Gottes sind und in der Beziehung zum Schöpfer leben. Wir sind beziehungsorientierte Wesen. Und nur wenn wir unsere Beziehungsorientiertheit annehmen, treten wir in die Wahrheit ein - wenn nicht, fallen wir der Lüge anheim und zerstören uns am Ende in ihr.

Wir sind Geschöpfe, hängen also vom Schöpfer ab. Zur Zeit der Aufklärung erschien das besonders dem Atheismus als eine Abhängigkeit, von der man sich befreien müsse. Eine fatale Abhängigkeit wäre es jedoch nur dann, wenn dieser Schöpfergott ein Tyrann und kein gutes Wesen wäre, wenn er so wäre wie die menschlichen Tyrannen. Wenn dieser Schöpfer uns jedoch liebt und unsere Abhängigkeit darin besteht, im Raum seiner Liebe zu stehen, dann ist gerade die Abhängigkeit Freiheit. Auf diese Weise stehen wir nämlich in der Liebe des Schöpfers, sind wir mit ihm, mit seiner ganzen Wirklichkeit, mit seiner ganzen Macht vereint. Das ist also der erste Punkt: Geschöpf zu sein bedeutet, vom Schöpfer geliebt zu sein, in der Liebesbeziehung zu stehen, die er uns schenkt, mit der er uns zuvorkommt. Vor allem darauf beruht unsere Wahrheit, die gleichzeitig Berufung zur Liebe ist.

Gott zu sehen, sich auf Gott auszurichten, Gott kennenzulernen, den Willen Gottes kennenzulernen, sich in den Willen Gottes zu fügen, also in die Liebe Gottes, bedeutet also, immer mehr in den Raum der Wahrheit einzutreten. Und dieser Weg der Erkenntnis Gottes, der Liebesbeziehung zu Gott, ist das außerordentliche Abenteuer unseres christlichen Lebens, denn wir kennen in Christus das Antlitz Gottes - das Antlitz Gottes, der uns liebt bis zum Kreuz, bis zur Selbsthingabe.

Aber die kreatürliche Beziehungsorientiertheit bringt auch eine zweite Art der Beziehung mit sich: Wir stehen in Beziehung zu Gott, aber gemeinsam, als Menschheitsfamilie, stehen wir auch in Beziehung zueinander. Mit anderen Worten: die menschliche Freiheit bedeutet einerseits, in der Freude und im weiten Raum der Liebe Gottes zu stehen, aber sie setzt auch voraus, daß wir eins sind mit dem anderen und für den anderen. Es gibt keine Freiheit gegen den anderen. Wenn ich mich verabsolutiere, werde ich zum Feind des anderen. Dann können wir nicht mehr zusammenleben, und das ganze Leben wird Grausamkeit, wird zum Scheitern verurteilt. Nur eine gemeinsame Freiheit ist eine menschliche Freiheit; im Zusammensein können wir in die Symphonie der Freiheit eintreten.

33 Und das ist daher ein weiterer sehr wichtiger Punkt: Nur wenn ich den anderen annehme, wenn ich auch die Grenze annehme, die die Achtung der Freiheit des anderen meiner eigenen Freiheit zu setzen scheint, nur wenn ich mich in das Netz der Abhängigkeiten hineinbegebe, das uns am Ende zu einer einzigen Familie macht, dann bin ich auf dem Weg zur gemeinsamen Befreiung.

Hier taucht ein sehr wichtiges Element auf: In welchem Maß müssen wir die Freiheit miteinander teilen? Wir sehen, daß der Mensch Ordnung und Recht braucht, um so seine Freiheit, die eine gemeinsam gelebte Freiheit ist, verwirklichen zu können. Und wie können wir die rechte Ordnung finden, in der niemand unterdrückt wird, sondern jeder seinen Beitrag dazu leisten kann, dieses Konzert der Freiheiten entstehen zu lassen? Wenn es keine gemeinsame Wahrheit des Menschen gibt, wie sie in Gottes Augen erscheint, dann bleibt nur der Positivismus, und man hat den Eindruck, daß etwas - auch gewaltsam - aufgezwungen wird. Daher kommt die Auflehnung gegen die Ordnung und das Recht, so als handle es sich um eine Versklavung.

Aber wenn wir die Ordnung des Schöpfers in unserer Natur finden können, die Ordnung der Wahrheit, die jedem seinen Platz gibt, dann können Ordnung und Recht Mittel sein, die zur Freiheit gegen die Knechtschaft des Egoismus führen. Einander zu dienen wird zum Mittel der Freiheit. Hier könnten wir eine ganze politische Philosophie gemäß der Soziallehre der Kirche einfügen. Sie hilft uns, die gemeinsame Ordnung zu finden, die jedem seinen Platz im gemeinsamen Leben der Menschheit gibt. Die erste Wirklichkeit, die es zu achten gilt, ist also die Wahrheit: Freiheit gegen die Wahrheit ist keine Freiheit. Einander zu dienen schafft den gemeinsamen Raum der Freiheit.

Und dann fährt Paulus fort: »Das ganze Gesetz ist in dem einen Wort zusammengefaßt: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.« Hinter diesen Worten wird das Geheimnis des menschgewordenen Gottes sichtbar, das Geheimnis Christi, der in seinem Leben, in seinem Tod, in seiner Auferstehung zum lebendigen Gesetz wird. Die ersten Worte unserer Lesung - »Ihr seid zur Freiheit berufen« - spielen unmittelbar auf dieses Geheimnis an. Wir sind vom Evangelium berufen worden, wir sind wirklich berufen worden in der Taufe, in der Teilhabe am Tod und an der Auferstehung Christi, und auf diese Weise sind wir vom »Fleisch«, vom Egoismus übergegangen zur Gemeinschaft mit Christus. Und so stehen wir in der Fülle des Gesetzes.

Ihr kennt wahrscheinlich alle die schönen Worte des hl. Augustinus: »Dilige et fac quod vis - Liebe und tue, was du willst.« Was Augustinus sagt, ist die Wahrheit, wenn wir das Wort »Liebe« richtig verstanden haben. »Liebe und tue, was du willst«, aber wir müssen wirklich in die Gemeinschaft mit Christus eingedrungen sein, uns mit seinem Tod und mit seiner Auferstehung identifiziert haben, mit ihm in der Gemeinschaft seines Leibes vereint sein. In der Teilnahme an den Sakramenten, im Hören des Wortes Gottes tritt der göttliche Wille, das göttliche Gesetz wirklich in unseren Willen ein, stimmt unser Wille mit seinem Willen überein, werden sie zu einem einzigen Willen. Und so sind wir wirklich frei, können wir wirklich das tun, was wir wollen, weil wir mit Christus wollen, in der Wahrheit und mit der Wahrheit wollen.

Bitten wir also den Herrn, uns auf diesem Weg zu helfen, der mit der Taufe begonnen hat, einem Weg der Identifizierung mit Christus, der in der Eucharistie stets aufs neue wirklich wird. Im Dritten Eucharistischen Hochgebet sprechen wir: »Damit wir ein Leib und ein Geist werden in Christus«. In diesem Augenblick werden wir durch die Eucharistie und durch unsere wahre Teilhabe am Geheimnis des Todes und der Auferstehung Christi ein Geist mit ihm, stehen wir in dieser Willensgleichheit und gelangen so wirklich zur Freiheit.

Hinter diesem Wort - das Gesetz ist erfüllt -, hinter diesem einen Wort, das in der Gemeinschaft mit Christus Wirklichkeit wird, werden hinter dem Herrn alle Gestalten der Heiligen sichtbar, die in diese Gemeinschaft mit Christus eingetreten sind, in diese Einheit des Seins, in diese Einheit mit seinem Willen. Sichtbar wird vor allem die Muttergottes, in ihrer Demut, in ihrer Güte, in ihrer Liebe. Die Muttergottes schenkt uns dieses Vertrauen, sie nimmt uns an der Hand, sie führt uns, sie hilft uns auf diesem Weg, eins zu sein mit dem Willen Gottes - so wie sie selbst es vom ersten Augenblick an war. Durch ihr »Fiat« hat sie diese Vereinigung zum Ausdruck gebracht.

Und nach diesen schönen Dingen findet sich im selben Brief schließlich ein Hinweis auf die etwas traurige Situation der Gemeinde der Galater. Paulus sagt: »Wenn ihr einander beißt und verschlingt, dann gebt acht, daß ihr euch nicht gegenseitig umbringt … Laßt euch vom Geist leiten. « Mir scheint, daß es in dieser Gemeinde - die sich nicht mehr auf dem Weg der Gemeinschaft mit Christus befand, sondern auf dem des äußeren Gesetzes des »Fleisches« - natürlich auch zu Polemiken kommt, und Paulus sagt: Ihr werdet wie die Tiere, einer beißt den anderen. Er spielt damit auf die Polemiken an, die dort entstehen, wo der Glaube zum Intellektualismus verkommt und an die Stelle der Demut die Anmaßung tritt, besser zu sein als der andere.

Wir sehen sehr wohl, daß es auch heute Ähnliches gibt - dort, wo jeder, statt sich in die Gemeinschaft mit Christus, in den Leib Christi, die Kirche, einzugliedern, dem anderen überlegen sein will und mit intellektueller Anmaßung glauben machen will, daß er besser sei. Und so entstehen Polemiken, die zersetzend sind; so entsteht eine Karikatur von Kirche, die ein Herz und eine Seele sein sollte.

In dieser Mahnung des hl. Paulus müssen wir auch heute einen Grund zur Gewissenserforschung finden. Wir dürfen nicht meinen, daß wir dem anderen überlegen sind, sondern wir müssen in der Demut Christi, in der Demut der Muttergottes stehen, in den Glaubensgehorsam eintreten. So öffnet sich auch für uns wirklich der große Raum der Wahrheit und der Freiheit in der Liebe.

Zum Abschluß wollen wir Gott danken, daß er uns in Christus sein Antlitz gezeigt hat, daß er uns die Muttergottes geschenkt hat, daß er uns die Heiligen geschenkt und uns berufen hat, ein Leib und ein Geist zu sein in ihm. Und wir wollen beten, daß er uns helfen möge, in diese Gemeinschaft mit seinem Willen immer mehr eingefügt zu sein, um so mit der Freiheit die Liebe und die Freude zu finden.

34 Nachdem Papst Benedikt XVI. mit der Gemeinschaft des Römischen Priesterseminars in familiärer Atmosphäre im Refektorium zu Abend gegessen hatte, richtete er folgende Worte an die Seminaristen.

Man sagt mir, daß man noch einige Worte von mir erwartet. Vielleicht habe ich bereits zu viel geredet, aber ich möchte meiner Dankbarkeit und meiner Freude Ausdruck verleihen, hier bei euch zu sein. Im Gespräch bei Tisch habe ich noch mehr über die Geschichte des Laterans gelernt, angefangen bei Konstantin, Sixtus V., Benedikt XIV., Papst Lambertini. So habe ich alle Probleme der Geschichte gesehen und die immer neue Wiedergeburt der Kirche in Rom. Und ich habe verstanden, daß es in der Diskontinuität der äußeren Ereignisse die große Kontinuität der Einheit der Kirche in allen Zeiten gibt. Und auch im Hinblick auf die Zusammensetzung des Seminars habe ich verstanden, daß sie Ausdruck der Katholizität unserer Kirche ist. Aus allen Kontinenten bilden wir die eine Kirche, und wir haben eine gemeinsame Zukunft. Hoffen wir nur, daß die Zahl der Berufungen noch größer wird, denn wir brauchen - wie der Rektor gesagt hat - Arbeiter im Weinberg des Herrn. Danke euch allen!




ANSPRACHE 2009 28