ANSPRACHE 2009 165


BEITRAG DES ÄTHIOPISCH-ORTHODOXEN PATRIARCHEN

AUF DER 3. GENERALKONGREGATION DER

ZWEITEN SONDERVERSAMMLUNG DER BISCHOFSSYNODE FÜR AFRIKA

ANTWORT VON BENEDIKT XVI. AUF DIE WORTMELDUNG VON PATRIARCH ABUNA PAULOS

Dienstag, 6. Oktober 2009



Heiligkeit,

von ganzem Herzen danke ich Ihnen für Ihre meditative Stellungnahme und dafür, daß Sie meiner Einladung zur Teilnahme an der Zweiten Sonderversammlung der Bischofssynode für Afrika gefolgt sind. Ich bin sicher, daß meine Dankbarkeit und meine Anerkennung von allen Mitgliedern der Versammlung geteilt werden.

Ihre Anwesenheit ist ein vielsagendes Zeugnis der antiken und reichen Tradition der Kirche in Afrika. Schon zur Zeit der Apostel gab es unter den zahlreichen Menschen, die den Wunsch verspürten die Heilsbotschaft Chrsiti zu hören, auch solche, die aus Äthiopien kamen (vgl. Ac 8,26-40). Die Treue des äthiopischen Volkes zum Evangelium zeigt sich nicht nur dadurch, daß es das Gesetz der Liebe befolgt, sondern auch, wie Sie uns daran erinnerten, durch die Ausdauer während der Verfolgung und durch das äußerste Opfer des Martyriums im Namen Christi.

166 Heiligkeit, Sie haben daran erinnert, daß die Verkündigung des Evangeliums nicht von dem Auftrag getrennt werden kann, eine mit Gottes Willen übereinstimmende Gesellschaft aufzubauen, die den Segen seiner Schöpfung respektiert sowie die Würde und die Unschuld aller seiner Kinder schützt. Wir wissen, daß eine Wiederversöhnung in Christus möglich ist, Gerechtigkeit überwiegen und der Frieden andauern kann! Das ist die Botschaft der Hoffnung, die wir alle zu verkünden aufgerufen sind. Das ist die Verheißung, deren Erfüllung die Völker Afrikas herbeisehnen.

Laßt uns daher beten, daß unsere Kirchen sich der Einheit, die ein Geschenk des Heiligen Geistes ist, nähern und gemeinsam Zeugnis ablegen von der Hoffnung, die uns das Evangelium bringt. Laßt uns die Arbeit fortsetzen für eine ganzheitliche Entwicklung aller afrikanischen Völker und so die Familien stärken - das Bollwerk der afrikanischen Gesellschaft- sowie für eine Bildung der Jugendlichen, die die Zukunft Afrikas sind, und damit einen Beitrag leisten für den Aufbau einer Gesellschaft, die von Ehrenhaftigkeit, Integrität und Solidarität geprägt ist. Mögen unsere Entscheidungen, die wir in diesen Wochen treffen, den Nachfolgern Christi helfen, auf dem Kontinent überzeugende Vorbilder der Redlichkeit, Barmherzigkeit und des Friedens zu sein und ein Licht, das den Weg der künftigen Generationen erleuchtet.

Heiligkeit, nochmals danke ich Ihnen für Ihre Anwesenheit und die wertvolle Meditation. Ihre Teilnahme an dieser Synode möge ein Segen für unsere Kirchen sein!



KONZERT "JUGEND GEGEN DEN KRIEG"

DES INTERREGIONALEN JUGENDSINFONIEORCHESTERS (IRO)

ANLÄSSLICH DES 70. JAHRESTAGES DES BEGINNS

DES ZWEITEN WELTKRIEGES

Auditorium in der Via della Conciliazione

Donnerstag, 8. Oktober 2009



Herr Präsident der Italienischen Republik,
meine Herren Kardinäle, verehrte Synodenväter,
meine Herren Botschafter, sehr geehrte Damen und Herren!

Mit Freude habe ich die Einladung zu diesem Konzert angenommen: »Youth against war concert - 70 Jahre nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs: Jugend gegen den Krieg«. Es wird gemeinsam veranstaltet vom Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen, der Kommission für die religiösen Beziehungen mit dem Judentum, der Deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl und dem »Europäischen KulturForum Mainau«, unter der Schirmherrschaft des Internationalen Jüdischen Komitees für Interreligiöse Gespräche. Allen Veranstaltern und Organisatoren gilt mein Gruß und mein herzlicher Dank; insbesondere danke ich Kardinal Walter Kasper dafür, daß er die gemeinsamen Empfindungen zum Ausdruck gebracht hat. Einen ehrerbietigen Gruß richte ich an den Präsidenten der Italienischen Republik und seine sehr verehrte Gattin, denen ich für ihre Anwesenheit danke. Durch die universale Sprache der Musik will diese Initiative die Jugendlichen ermutigen, gemeinsam die Zukunft der Welt aufzubauen, indem sie sich an den Werten des Friedens und der Brüderlichkeit unter den Menschen inspirieren. Ich grüße die Herren Kardinäle, die Synodenväter, die verehrten Mitglieder des Diplomatischen Korps beim Heiligen Stuhl, die Sponsoren und alle Anwesenden.

... auf deutsch: Ganz herzlich danke ich den jungen Musikern aus 15 Ländern, die sich im Inter-Regionalen Jugend-Sinfonieorchester zusammengefunden haben, mit ihren beiden Dirigenten Professor Wolfgang Gönnenwein und Jochem Hochstenbach für die hervorragende Darbietung. In gleicher Weise gilt mein Dank der Solistin Frau Michelle Breedt für den ausdrucksstarken Gesang und Herrn Professor Klaus Maria Brandauer für die lebendige Interpretation der literarischen Texte. Und ich schließe in diesen Dank alle ein, die diesen Abend möglich gemacht haben: Das Internationale Jüdische Komitee für Interreligiöse Gespräche (IJCIC) als Schirmherr dieses Konzerts wie auch den Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen, die deutsche Botschaft beim Heiligen Stuhl und das Europäische Kulturforum Mainau als dessen Veranstalter.

... auf italienisch: Liebe Freunde! Heute abend kehren wir in Gedanken zur Tragödie des Zweiten Weltkriegs zurück, ein schmerzhafter, von Gewalt und Unmenschlichkeit geprägter Abschnitt der Geschichte, der den Tod von Millionen Menschen verursacht, die Sieger gespalten und ein Europa zurückgelassen hat, das wiederaufgebaut werden mußte. Der vom Nationalsozialismus gewollte Krieg hat viele unschuldige Bevölkerungsteile in Europa und auf anderen Kontinenten getroffen, und er hat mit dem Drama der Shoah vor allem das jüdische Volk verletzt, das Gegenstand einer gezielten Auslöschung war. Und doch fehlte es nicht an Aufrufen zur Vernunft und zum Frieden, die sich auf vielen Seiten erhoben. Hier in Rom erhob sich eindringlich die Stimme meines verehrten Vorgängers Pius XII. In der Radiobotschaft vom 24. August 1939 - unmittelbar vor dem Ausbruch des Krieges - sagte er mit Entschiedenheit: »Nichts ist verloren durch den Frieden, alles kann verloren werden durch den Krieg« (vgl. AAS, XXXI, 1939, S. 334). Leider gelang es jedoch niemandem, die bevorstehende Katastrophe aufzuhalten: erbarmungslos überwog die Logik des Egoismus und der Gewalt. Dieser traurigen Ereignisse zu gedenken möge vor allem für die jungen Generationen eine Mahnung sein, niemals mehr der Versuchung des Krieges zu erliegen.

167 Wie Kardinal Kasper in Erinnerung gerufen hat, gedenken wir in diesem Jahr eines weiteren bedeutsamen Jahrestages: 20 Jahre seit dem Fall der Berliner Mauer, der ein vielsagendes Symbol für das Ende der totalitären kommunistischen Regime in Osteuropa ist. »Der Fall von Mauern sowie der Sturz gefährlicher Götzenbilder und einer unfrei machenden Ideologie haben gezeigt, daß grundlegende Freiheiten, die dem menschlichen Leben Sinn verleihen, auf Dauer nicht unterdrückt oder gar erstickt werden können«, schrieb Johannes Paul II. (Botschaft anläßlich des 90. Katholikentages in Berlin; O.R. dt., Nr. 22, 1.6.1990, S. 1). Europa, ja die ganze Welt dürstet nach Freiheit und Frieden! Gemeinsam muß die wahre Zivilisation errichtet werden, die nicht auf Macht gegründet ist, sondern »vielmehr die Frucht des Sieges über sich selbst« ist, »über die Mächte von Ungerechtigkeit, Egoismus und Haß, die den Menschen sogar ganz und gar entstellen können« (Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben zum 50. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkriegs, 12; O.R. dt., Nr. 35, 1.9.1989, S. 10). Die ökumenische Bewegung, die im Zweiten Weltkrieg einen Katalysator fand - wie Kardinal Kasper zu Recht unterstrichen hat -, kann dazu beitragen diese Zivilisation aufzubauen, indem sie mit den Juden und allen Gläubigen zusammenarbeitet. Gott segne uns und gewähre der Menschheit die Gabe seines Friedens. Liebe Freunde, nochmals herzlichen Dank für Ihre Anwesenheit.



ROSENKRANZGEBET MIT DEN UNIVERSITÄTSSTUDENTEN "MIT AFRIKA UND FÜR AFRIKA"

Audienzenhalle - Samstag, 10. Oktober 2009

Gemeinsames Mariengebet der Synodenväter mit den römischen Universitätsstudenten sowie den Studenten von acht afrikanischen Hauptstädten, die per Satellit mit dem Vatikanischen Fernsehzentrum verbunden sind: Kairo (Ägypten), Nairobi (Kenia), Khartoum (Sudan), Johannesburg (Südafrika), Onitsha (Nigeria), Kinshasa (Demokratische Republik Kongo), Maputo (Mosambique) unde Ouagadougou (Burkina Faso).



Verehrte Synodenväter,
liebe Brüder und Schwestern, liebe Universitätsstudenten!

Zum Abschluß dieser Begegnung zum Mariengebet richte ich an alle meinen herzlichen Gruß, wobei ich den anwesenden Synodenvätern besondere Dankbarkeit zum Ausdruck bringe. Ich danke den italienischen Autoritäten, die diese Initiative unterstützt haben, und vor allem dem Generalsekretariat der Bischofssynode sowie dem Büro für die Hochschulseelsorge des Vikariats von Rom, die sie ins Leben gerufen und organisiert haben.

Liebe Freunde, liebe Studenten der römischen Universitäten, auch euch gilt natürlich ein aufrichtiges »Dankeschön« dafür, daß ihr meiner Einladung so zahlreich gefolgt seid. Wie ihr wißt, findet in diesen Tagen im Vatikan die Zweite Sonderversammlung der Bischofssynode für Afrika statt. Die Tatsache, daß der Nachfolger Petri und zahlreiche Hirten der Kirche in Afrika sowie viele andere fachkundige Experten sich versammeln, ist ein Grund zur Freude und zur Hoffnung; es bringt die Gemeinschaft zum Ausdruck und nährt sie. Bereits die Kirchenväter verglichen die christliche Gemeinschaft mit einem wohlgeordneten und harmonischen Orchester oder Chor - wie jene, die unser Gebet musikalisch unterstützt haben und denen unser Dank gilt.

Wie schon bei früheren Gelegenheiten hat man sich auch heute abend die modernen Telekommunikationstechniken zunutze gemacht, um »ein Netz auszuwerfen« - ein Gebetsnetz! -, das Rom mit Afrika verbindet. Und so konnten dank der Zusammenarbeit von »Telespazio«, des Vatikanischen Fernsehzentrums und Radio Vatikan zahlreiche Universitätsstudenten mehrerer afrikanischer Städte zusammen mit ihren Hirten am Rosenkranzgebet teilnehmen. An sie richte ich einen herzlichen Gruß.

... auf französisch: Brüder und Schwestern französischer Sprache, ich grüße euch sehr herzlich, besonders diejenigen, die sich uns von Burkina Faso, der Demokratischen Republik Kongo und Ägypten aus angeschlossen haben. Ich lade euch ein, mit den Bischöfen aus ganz Afrika, die in Rom zur Synode versammelt sind, im Gebet vereint zu bleiben, damit die Kirche einen wirksamen Beitrag zur Versöhnung, zur Gerechtigkeit und zum Frieden auf diesem geliebten Kontinent leisten kann und sie ein echtes Zeichen der Hoffnung für alle afrikanischen Völker sein möge, »Salz der Erde … und Licht der Welt«. Die Jungfrau Maria, Unsere Liebe Frau von Afrika, erhalte euch im Frieden und führe euch zu ihrem Sohn Jesus, dem Retter! Gott segne euch!

168 ... auf englisch: Liebe Freunde, von Herzen grüße ich die vielen jungen Studenten, besonders diejenigen aus Kenia, Nigeria, Südafrika und Sudan, die sich unserem Gebet an Maria, die Mutter Jesu, angeschlossen haben. Ihrem mütterlichen Schutz haben wir das gute Gelingen der Zweiten Sonderversammlung der Bischofssynode für Afrika anvertraut. Möge ihre Fürbitte die Christen in aller Welt und besonders die Völker Afrikas stützen, und möge ihr Vorbild uns lehren, uns dem Herrn zuzuwenden und in Freud und Leid im Gebet zu verharren. Mein besonderer Gruß gilt den jungen Männern und Frauen Afrikas, die in meinem Herzen und in meinem Gebet präsent sind. Seid stets kompromißlose Zeugen und aktive Förderer der Gerechtigkeit, der Versöhnung und des Friedens!

... auf portugiesisch: Ich grüße die Universitätsstudenten, die mit dem Rosenkranz in der Hand und dem Namen Marias auf den Lippen in Maputo versammelt sind, wo sie mit Afrika und für Afrika dafür beten, daß die gläubigen Christen vom Heiligen Geist erfüllt die von Christus empfangene Sendung erfüllen können: das Salz einer gerechten Erde zu sein und das Licht, das die Welt zur Versöhnung und zum Frieden führt. Ich danke euch, meine Freunde, für euer Gebet und für euer christliches Zeugnis! Über euch wache die jungfräuliche Mutter, der ich alle jungen Menschen anvertraue, in Mosambik und in den anderen afrikanischen Ländern, in denen Portugiesisch die Amtssprache ist.

... auf italienisch: In Vorbereitung auf die heutige Begegnung fand in Rom ein Kongreß statt, der von der Generaldirektion für Zusammenarbeit und Entwicklung des Außenministeriums organisiert wurde und unter folgendem Thema stand: »Für eine neue Kultur der Entwicklung in Afrika: die Rolle der universitären Zusammenarbeit«. Indem ich meine Anerkennung für dieses Projekt zum Ausdruck bringe und zu seiner Fortsetzung ermutige, möchte ich hervorheben, wie wichtig die Ausbildung junger Intellektueller sowie die wissenschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen ist, um in Afrika und in den anderen Kontinenten eine ganzheitliche menschliche Entwicklung anzubieten und aktiv zu unterstützen. In diesem Zusammenhang habe ich euch, liebe junge Menschen, symbolisch die Enzyklika Caritas in veritate anvertraut, in der ich auf die dringende Notwendigkeit verweise, eine neue humanistische Synthese zu erarbeiten (vgl. ), die die Verbindung zwischen Anthropologie und Theologie wieder herstellt. In der Betrachtung der Geheimnisse des Rosenkranzes sind wir erneut dem wahren Antlitz Gottes begegnet, der uns in Jesus Christus seine Gegenwart im Leben eines jeden Volkes offenbart. Der Gott Jesu Christi begleitet den Menschen: Und durch ihn ist es möglich, die Zivilisation der Liebe aufzubauen (vgl. ebd., 39). Liebe Universitätsstudenten in Rom und in Afrika, ich bitte euch, in der Kirche und in der Gesellschaft Vermittler der intellektuellen Nächstenliebe zu sein. Sie ist notwendig, um den großen Herausforderungen der Geschichte unserer Zeit zu begegnen. Seid in den Universitäten aufrichtige und leidenschaftliche Sucher der Wahrheit und baut akademische Gemeinschaften von hohem intellektuellem Niveau auf, wo man jene offene und weite Vernunft üben und genießen kann, die den Weg zur Begegnung mit Gott öffnet. Schafft Brücken wissenschaftlicher und kultureller Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Hochschulen, vor allem mit den afrikanischen. Euch, liebe afrikanische Studenten, lade ich besonders ein, die Studienzeit als Vorbereitung auf einen Dienst kultureller Bildungsarbeit in euren Ländern zu leben. Die Neuevangelisierung in Afrika zählt auch auf euren großherzigen Einsatz.

Liebe Brüder und Schwestern, durch das Rosenkranzgebet haben wir die Zweite Synode für Afrika der mütterlichen Fürsprache der allerseligsten Jungfrau anvertraut. In ihre Hände legen wir die Hoffnungen, Erwartungen und Pläne der afrikanischen Völker ebenso wie ihre Schwierigkeiten und ihr Leid. Allen, die von verschiedenen Teilen Afrikas her mit uns verbunden sind, sowie allen hier Anwesenden erteile ich von Herzen den Apostolischen Segen.

AN HERRN YVES GAZZO, VERTRETER DER KOMMISSION DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFTEN BEIM HL. STUHL

Montag, 19. Oktober 2009



Herr Botschafter!

Ich freue mich, Eure Exzellenz zu empfangen und Sie als Vertreter der Kommission der Europäischen Gemeinschaft beim Heiligen Stuhl zu akkreditieren. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie Seiner Exzellenz Herrn José Barroso, der kürzlich an die Spitze der Kommission wiedergewählt wurde, für ihn persönlich und für den neuen Auftrag, der ihm anvertraut ist, sowie für alle seine Mitarbeiter meine herzlichen Wünsche aussprechen.

In diesem Jahr gedenkt Europa des 20. Jahrestages des Falls der Berliner Mauer. Ich habe dieses Ereignis in besonderer Weise gewürdigt, als ich in die Tschechische Republik reiste. In diesem vom Joch einer schmerzlichen Ideologie heimgesuchten Land konnte ich für das Geschenk der wiedererlangten Freiheit danken, die dem europäischen Kontinent die Wiedergewinnung seiner Integrität und Einheit ermöglicht hat.

Sie, Herr Botschafter, haben soeben die Wirklichkeit der Europäischen Union als »einen Raum des Friedens und der Stabilität« bezeichnet, »der 27 Staaten vereint, die auf dieselben Grundwerte bauen«. Das ist eine gelungene Definition. Es ist jedoch richtig zu betonen, daß sich die Europäische Union diese Werte nicht selbst gegeben hat, sondern daß es vielmehr diese gemeinsamen Werte sind, die diese Union überhaupt erst haben entstehen lassen und die gleichsam die Gravitationskraft für die verschiedenen Nationen darstellten, die sich dann im Laufe der Zeit dem Kern der Gründerländer angeschlossen haben. Diese Werte sind Frucht einer langen und verwickelten Geschichte, in der - was keiner leugnen wird - das Christentum eine herausragende Rolle gespielt hat. Die gleiche Würde aller Menschen, die Freiheit des Glaubensaktes als Wurzel aller anderen bürgerlichen Freiheiten, der Friede als entscheidendes Element des Gemeinwohls, die menschliche Entwicklung - in intellektueller, sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht - als göttliche Berufung (vgl. Caritas in veritate, 16-19) und der sich daraus ableitende Sinn der Geschichte sind weitere zentrale Elemente der christlichen Offenbarung, die die europäische Zivilisation bis in die heutige Zeit prägen.

Wenn die Kirche an die christlichen Wurzeln Europas erinnert, tut sie das nicht, weil sie für sich selbst eine privilegierte Stellung anstreben möchte. Sie will historische Gedächtnisarbeit leisten, indem sie zunächst an eine - zunehmend in Vergessenheit geratene - Wahrheit erinnert, nämlich an die entschieden christliche Inspiration der Gründungsväter der Europäischen Union. Tiefergehend möchte sie auch zum Ausdruck bringen, daß die Grundlage der Werte vor allem aus dem christlichen Erbe stammt, das sie noch heute nach wie vor nährt.

Diese gemeinsamen Werte sind keine planlose oder zufällige Ansammlung, sondern bilden ein zusammenhängendes Ganzes, das historisch von einem klaren Menschenbild her geordnet und gegliedert ist. Kann Europa das ursprüngliche organische Prinzip dieser Werte vergessen, das den Menschen seine herausragende Würde und zugleich die Tatsache erkennen ließ, daß seine persönliche Berufung ihn für alle anderen Menschen offen macht, mit denen zusammen er berufen ist, eine einzige Familie zu bilden? Diesem Vergessen nachzugeben - hieße das nicht, sich der Gefahr auszusetzen, mitanzusehen, wie diese großen und schönen Werte in Konkurrenz oder in Konflikt zueinander treten? Oder aber, daß sie Gefahr laufen, von einzelnen und Gruppen instrumentalisiert zu werden, die Druck ausüben, um Sonderinteressen durchzusetzen - zum Schaden eines von den Europäern erwarteten, gemeinsamen und ehrgeizigen Projekts für den Kontinent und unsere ganze Welt? Diese Gefahr ist bereits von zahlreichen Beobachtern, die ganz verschiedenen Bereichen angehören, wahrgenommen und angeprangert worden. Es ist wichtig, daß Europa nicht zuläßt, daß sich sein Zivilisationsmodell Stück für Stück auflöst. Sein ursprünglicher Elan darf nicht vom Individualismus oder vom Zweckdenken erstickt werden.

169 Die immensen intellektuellen, kulturellen und wirtschaftlichen Ressourcen des Kontinents werden weiterhin Früchte tragen, wenn sie von der transzendenten Sicht der menschlichen Person befruchtet werden, die den wertvollsten Schatz des europäischen Erbes bildet. Diese humanistische Tradition, in der sich viele, mitunter sehr unterschiedliche Denkrichtungen wiedererkennen, befähigt Europa dazu, sich den Herausforderungen von morgen zu stellen und auf die Erwartungen der Bevölkerung zu antworten. Es handelt sich vor allem um das Suchen nach dem richtigen und delikaten Gleichgewicht zwischen der wirtschaftlichen Effizienz und den sozialen Erfordernissen, dem Schutz der Umwelt und vor allem der unverzichtbaren und notwendigen Unterstützung für das menschliche Leben von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod und für die auf die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau gegründete Familie. Europa wird nur dann wirklich es selbst sein, wenn es seine Ursprünglichkeit zu bewahren versteht, die seine Größe ausmacht und imstande ist, Europa auch in der Zukunft zu einem der Hauptakteure bei der Förderung der ganzheitlichen Entwicklung der Menschen zu machen, die die Kirche als den einzigen Weg ansieht, der die in unserer Welt vorhandenen Störungen zu heilen vermag.

Aus all diesen Gründen, Herr Botschafter, verfolgt der Heilige Stuhl mit Achtung und großer Aufmerksamkeit die Tätigkeit der europäischen Institutionen mit dem Wunsch, daß sie durch ihre Arbeit und ihre Kreativität Europa zur Ehre gereichen, das mehr als ein Kontinent ist, sondern vielmehr ein »geistiges Zuhause« (vgl. Ansprache an die zivilen Autoritäten und das Diplomatische Korps, Prag, 26. September 2009). Die Kirche möchte den Aufbau der Europäischen Union »begleiten «. Deshalb erlaubt sie sich, diese an die wesentlichen Grundwerte der europäischen Gesellschaft zu erinnern, damit sie zum Wohl aller gefördert werden können.

In dem Augenblick, in dem Sie Ihre Mission beim Heiligen Stuhl antreten, möchte ich erneut meine Zufriedenheit über die ausgezeichneten Beziehungen zum Ausdruck bringen, die die Europäische Gemeinschaft und der Heilige Stuhl unterhalten, und spreche Ihnen, Herr Botschafter, meine besten Wünsche für die gute Erfüllung Ihrer ehrenvollen Aufgabe aus. Sie dürfen gewiß sein, daß Sie bei meinen Mitarbeitern die Aufnahme und das Verständnis finden werden, das Sie hierzu benötigen.

Auf Eure Exzellenz, auf Ihre Familie und auf Ihre Mitarbeiter rufe ich von ganzem Herzen die Fülle des göttlichen Segens herab.



AN DIE DOZENTEN, STUDENTEN UND ANGESTELLTEN DES PÄPSTLICHEN BIBELINSTITUTES

Sala Clementina - Montag, 26. Oktober 2009



Meine Herren Kardinäle,
hochwürdigster Generaloberer der Gesellschaft Jesu,
verehrter Herr Rektor,
verehrte Dozenten und liebe Studenten des Päpstlichen Bibelinstituts!

Mit aufrichtiger Freude begegne ich euch aus Anlaß des 100. Jahrestages der Gründung eures Instituts, das nach dem Willen meines heiligen Vorgängers Pius X. entstanden ist, um in Rom - wie bereits gesagt wurde - ein Zentrum für Fachstudien zur Heiligen Schrift und für die damit verbundenen Fächer zu errichten. Ich begrüße ehrerbietig Kardinal Zenon Grocholewski, dem ich für die höflichen Worte danke, die er in eurem Namen an mich gerichtet hat. Ebenso begrüße ich den Generaloberen Pater Adolfo Nicolás Pachón und nehme gern die Gelegenheit wahr, der Gesellschaft Jesu meine aufrichtige Dankbarkeit dafür zu bekunden, daß sie mit beachtlichem Engagement bei der Leitung der Fakultät für den Alten Orient, der Fakultät für Bibelwissenschaft hier in Rom und des Sitzes des Instituts in Jerusalem finanzielle Mittel und menschliche Ressourcen aufbietet. Ich begrüße den Rektor und die Dozenten, die ihr Leben in ständigem Hinhören auf das Wort Gottes dem Studium und der Forschung gewidmet haben. Ferner grüße ich das Personal und danke den Angestellten und Arbeitern für ihre wertvolle Mitarbeit sowie auch den Wohltätern, die die notwendigen finanziellen Mittel für die Erhaltung der Strukturen und für die Aktivitäten des Päpstlichen Bibelinstituts zur Verfügung gestellt haben und dies auch weiterhin tun. Ich grüße die ehemaligen Studenten, die in dieser Stunde geistig mit uns verbunden sind, und ganz besonders begrüße ich euch, liebe Studenten, die ihr aus allen Teilen der Welt kommt.

170 Hundert Jahre sind seit der Errichtung des Päpstlichen Bibelinstituts vergangen. Im Laufe dieses Jahrhunderts ist das Interesse an der Bibel sicher gestiegen, und dank des Zweiten Vatikanischen Konzils, vor allem der dogmatischen Konstitution Dei Verbum - deren Ausarbeitung ich als direkter Zeuge miterlebt habe, da ich als Theologe an den der endgültigen Verabschiedung vorausgehenden Diskussionen teilnahm -, wurde die Bedeutung des Wortes Gottes im Leben und in der Sendung der Kirche viel stärker wahrgenommen. Das hat in den christlichen Gemeinschaften eine echte spirituelle und pastorale Erneuerung begünstigt, die vor allem die Predigt, die Katechese, das Theologiestudium und den ökumenischen Dialog betrifft. Zu dieser Erneuerung hat euer Päpstliches Institut mit der wissenschaftlichen Bibelforschung, mit der Lehre der biblischen Disziplinen und der Veröffentlichung von qualifizierten Studien und Fachzeitschriften einen bedeutsamen Beitrag geleistet. Im Laufe der Jahrzehnte folgten aufeinander mehrere Generationen berühmter Dozenten - ich möchte hier unter anderen Kardinal Bea erwähnen -, die über 7000 Professoren für Bibelwissenschaft und Förderer von Bibelgruppen sowie auch viele Experten ausgebildet haben, die heute in allen Gegenden der Welt in verschiedenen kirchlichen Diensten tätig sind. Wir danken dem Herrn für eure Tätigkeit, die sich darum bemüht, die biblischen Texte in dem Geist auszulegen, in dem sie geschrieben wurden (vgl. Dei Verbum DV 12), und die für den Dialog mit den anderen Disziplinen, mit den verschiedenen Kulturen und Religionen offen ist. Auch wenn es für eure Arbeit schwierige Zeiten gegeben hat, ist sie stets in Treue zum Lehramt durchgeführt worden, wie es den Zielsetzungen eures Instituts entspricht, das eben dazu errichtet wurde, »damit in der Stadt Rom ein Zentrum für höhere Studien der Heiligen Schrift entstehe, um auf möglichst wirksame Weise die Bibelwissenschaft und alle zu ihr gehörigen Studien im Geiste der katholischen Kirche zu fördern« (Pius X., Apostol. Schreiben Vinea electa (7. Mai 1909): AAS 1 (1909), 447-448).

Liebe Freunde, das Hundertjahrjubiläum stellt ein Ziel und zugleich einen Ausgangspunkt dar. Bereichert mit der Erfahrung der Vergangenheit setzt ihr euren Weg mit erneuertem Engagement fort, wobei ihr euch des Dienstes an der Kirche, der von euch verlangt wird, bewußt seid: nämlich die Bibel dem Leben des Volkes Gottes nahezubringen, damit es die neuen Herausforderungen, die die modernen Zeiten an die Neuevangelisierung stellen, entsprechend zu bewältigen vermag. Es ist der gemeinsame Wunsch, daß die Heilige Schrift in dieser säkularisierten Welt nicht nur zur Seele der Theologie wird, sondern auch zur Quelle der Spiritualität und der Glaubenskraft aller Christgläubigen. Das Päpstliche Bibelinstitut möge daher als kirchliches Studienzentrum von hoher Qualität im Bereich der Bibelforschung weiter wachsen, indem es sich der modernen kritischen Methoden bedient und mit den Fachgelehrten in Dogmatik und in anderen theologischen Bereichen zusammenarbeitet; es möge eine sorgfältige Ausbildung für die künftigen Professoren für Bibelwissenschaft sicherstellen, damit sie, wenn sie sich der biblischen Sprachen und der verschiedenen exegetischen Methoden bedienen, direkten Zugang zu den biblischen Texten finden können.

Die bereits erwähnte dogmatische Konstitution Dei Verbum hat in diesem Zusammenhang die Legitimität und Notwendigkeit der historischkritischen Methode unterstrichen und sie auf drei wesentliche Elemente zurückgeführt: die Berücksichtigung der literarischen Gattungen; die Erforschung des historischen Umfeldes; die Prüfung dessen, was man üblicherweise »Sitz im Leben« nennt. Das Konzilsdokument hält gleichzeitig am theologischen Charakter der Exegese fest und weist auf die Stärken der theologischen Methode bei der Textauslegung hin. Das geschieht deshalb, weil die Grundvoraussetzung, auf der das theologische Verständnis der Bibel beruht, die Einheit der Schrift ist, und dieser Voraussetzung entspricht als methodologischer Weg die »analogia fidei«, das heißt das Verständnis der einzelnen Texte vom Gesamten her. Der Konzilstext fügt noch einen weiteren methodologischen Hinweis hinzu. Da die Heilige Schrift ein Ganzes ist, ausgehend vom einen Volk Gottes, das sie durch die Geschichte getragen hat, bedeutet folglich das Lesen der Schrift als einer Einheit, sie ausgehend vom Volk Gottes, von der Kirche als ihrem lebenswichtigen Ort zu lesen und den Glauben der Kirche für den wahren Auslegungsschlüssel zu halten. Wenn die Exegese auch Theologie sein will, muß sie anerkennen, daß der Glaube der Kirche jene Form von »sym-pathia« ist, ohne die die Bibel ein versiegeltes Buch bleibt: die Tradition verschließt nicht den Zugang zur Schrift, sondern öffnet ihn vielmehr; andererseits steht der Kirche in ihren institutionellen Organen das entscheidende Wort bei der Auslegung der Schrift zu. Es ist nämlich die Kirche, der das Amt anvertraut ist, das geschriebene und überlieferte Wort Gottes authentisch auszulegen, indem sie ihre Autorität im Namen Jesu Christi ausübt (vgl. Dei Verbum DV 10).

Liebe Brüder und Schwestern, während ich euch für euren willkommenen Besuch danke, ermuntere ich euch, euren kirchlichen Dienst in ständigem Festhalten am Lehramt der Kirche fortzusetzen. Ich sichere einem jeden von euch die Unterstützung durch das Gebet zu und erteile euch allen als Unterpfand der göttlichen Gnaden von Herzen den Apostolischen Segen.




AN DEN NEUEN BOTSCHAFTER DER ISLAMISCHEN REPUBLIK IRAN, ALI AKBAR NASERI

Donnerstag, 29. Oktober 2009



Herr Botschafter!

Ich freue mich, Sie heute zur Entgegennahme des Schreibens zu empfangen, mit dem Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Islamischen Republik Iran beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Ich danke Ihnen für die liebenswürdigen Worte, die Sie an mich gerichtet haben, sowie für die Wünsche, die Sie mir von Seiner Exzellenz Herrn Mahmoud Ahmadinejad, Präsident der Republik, überbracht haben.

Ihre Anwesenheit hier am heutigen Vormittag bringt das Interesse Ihres Landes an der Entwicklung guter Beziehungen mit dem Heiligen Stuhl zum Ausdruck. Wie Sie, Herr Botschafter, durch Ihre Präsenz in den internationalen Einrichtungen und durch Ihre bilateralen Beziehungen mit zahlreichen Ländern wissen, ist es der Wunsch des Heiligen Stuhls, die Würde des Menschen zu verteidigen und zu fördern. Er will dem Wohl der Menschheitsfamilie dadurch dienen, daß er den ethischen, moralischen und humanitären Aspekten der Beziehungen zwischen den Völkern besondere Aufmerksamkeit entgegenbringt. Aus dieser Sicht möchte der Heilige Stuhl seine Beziehungen zur Islamischen Republik Iran festigen und das gegenseitige Verständnis und die Zusammenarbeit mit Blick auf das Gemeinwohl fördern.

Der Iran ist eine große Nation mit wichtigen spirituellen Traditionen, und sein Volk besitzt eine tiefe religiöse Sensibilität. Das kann ein Grund zur Hoffnung auf eine wachsende Öffnung und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der internationalen Gemeinschaft sein. Der Heilige Stuhl wird seinerseits immer dazu bereit sein, in Harmonie mit denjenigen zu arbeiten, die der Sache des Friedens dienen und die Würde fördern, mit der der Schöpfer jedes menschliche Wesen bedacht hat. Heute müssen wir alle eine neue Phase internationaler Zusammenarbeit erhoffen und unterstützen, die stärker auf humanitäre Prinzipien und auf die wirksame Hilfe für die Leidenden gegründet ist und weniger abhängt von kalten Berechnungen und technischen oder wirtschaftlichen Vorteilen.

Der Glaube an den einen Gott soll alle Gläubigen einander näherbringen und sie dazu anhalten, gemeinsam für die Verteidigung und Förderung der menschlichen Grundwerte zu arbeiten. Unter den universellen Rechten haben die Religions- und die Gewissensfreiheit einen vorrangigen Platz, denn sie sind die Grundlage der anderen Freiheiten. Die Verteidigung anderer Rechte, die sich aus der Würde der Personen und der Völker ergeben - besonders die Förderung des Lebensschutzes, der Gerechtigkeit und der Solidarität - müssen ebenso Gegenstand einer echten Zusammenarbeit sein. Im übrigen ist, wie ich schon oft Gelegenheit hatte zu betonen, die Herstellung freundlicher Beziehungen zwischen den Gläubigen verschiedener Religionen eine dringende Notwendigkeit unserer Zeit, um eine menschlichere Welt aufzubauen, die dem Plan Gottes mit der Schöpfung besser entspricht. Ich freue mich daher, daß es nach mehreren Jahren jetzt wieder regelmäßig zu Begegnungen kommt, die gemeinsam vom Päpstlichen Rat für den Interreligiösen Dialog und von der Organisation für islamische Kultur und Beziehungen zu Themen von gemeinsamen Interesse abgehalten werden. Solche Begegnungen tragen dazu bei, gemeinsam nach dem zu suchen, was wahr und gerecht ist, und ermöglichen dadurch allen, sich gegenseitig besser kennenzulernen und mitzuwirken an der Reflexion über die großen Probleme, die das Leben der Menschheit betreffen.

Andererseits sind die Katholiken seit den ersten Jahrhunderten des Christentums im Iran präsent, und sie sind immer ein integrierender Bestandteil des Lebens und der Kultur der Nation gewesen. Diese Gemeinschaft ist wirklich iranisch, und ihre jahrhundertelange Erfahrung des Zusammenlebens mit den muslimischen Gläubigen ist für die Förderung eines tieferen Verständnisses und einer engeren Zusammenarbeit von großem Nutzen. Der Heilige Stuhl vertraut darauf, daß die iranischen Obrigkeiten den Christen verstärkt die Freiheit zum Bekenntnis ihres Glaubens gewährleisten und der katholischen Gemeinde die wesentlichen Voraussetzungen für ihr Dasein sicherstellen werden; dazu gehören insbesondere die Möglichkeit, ausreichend religiöses Personal zu haben, sowie Erleichterungen bei der Bewegungsfreiheit im Land, um den religiösen Dienst an den Gläubigen sicherzustellen. Aus dieser Sicht wünsche ich, daß sich ein vertrauensvoller und aufrichtiger Dialog mit den Institutionen des Landes entwickelt, um die Lage der christlichen Gemeinschaften und ihrer Aktivitäten im Rahmen der Zivilgesellschaft zu verbessern und ihren Sinn für die Zugehörigkeit zum Leben der Nation wachsen zu lassen. Der Heilige Stuhl, zu dessen Wesen und Sendung es gehört, sich direkt um das Leben der Ortskirchen zu kümmern, will die notwendigen Anstrengungen unternehmen, um der katholischen Gemeinschaft im Iran zu helfen, die Zeichen der christlichen Präsenz in einem Geist wohlwollender Verständigung mit allen lebendig zu erhalten.

Herr Botschafter, ich möchte schließlich diese erfreuliche Gelegenheit wahrnehmen, um die katholischen Gemeinden im Iran sowie ihre Hirten zu grüßen. Der Papst ist allen Gläubigen nahe und betet für sie, daß sie, während sie treu an ihrer Identität festhalten und ihrem Land verbunden bleiben, mit allen ihren Landsleuten großzügig für die Entwicklung der Nation zusammenarbeiten.

Exzellenz, da nun Ihre Mission beim Heiligen Stuhl beginnt, spreche ich Ihnen meine besten Wünschen für ein gutes Gelingen aus. Ich darf Ihnen versichern, daß Sie bei meinen Mitarbeitern stets Verständnis und Hilfe für die Erfüllung Ihrer Aufgabe finden werden.

Aus ganzem Herzen rufe ich auf Sie persönlich, auf Ihre Familie, Ihre Mitarbeiter sowie auf alle Iraner den reichen Segen des Allmächtigen herab.



AN DIE TEILNEHMER DER VOLLVERSAMMLUNG DES PÄPSTLICHEN RATES FÜR DIE SOZIALEN KOMMUNIKATIONSMITTEL

Donnerstag, 29. Oktober 2009

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ANSPRACHE 2009 165