ANSPRACHE 2010 106

106 Der Aufbau einer menschlichen Gemeinschaft erfordert die Treue zur Wahrheit. In diesem Zusammenhang stimmen in jüngster Zeit gewisse Erscheinungen im Bereich der öffentlichen Medien bedenklich: In einem immer härter werdenden Wettbewerb sehen sich die Medien gedrängt, möglichst viel Aufmerksamkeit zu erlangen. Zudem ist es der Kontrast, der in der Regel Aufsehen erregt, auch wenn dies auf Kosten des Wahrheitsgehalts der Meldung geht. Problematisch wird es besonders, wenn Verantwortungsträger öffentlich Stellung nehmen, ohne in der Lage zu sein, alle Aspekte adäquat zu prüfen. Das Bestreben der Bundesregierung ist zu begrüßen, in solchen Fällen nach Möglichkeit ausgleichend und Frieden stiftend zu wirken.

Herr Botschafter, meine guten Wünsche für Ihre Arbeit und für die Kontakte, die Sie mit den Vertretern der Römischen Kurie, mit dem Diplomatischen Corps und auch mit den in Rom lebenden Priestern, Ordensleuten und kirchlich engagierten Laien haben werden, begleiten Sie. Von Herzen erbitte ich Ihnen, Ihrer werten Gattin sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Botschaft Gottes reichen Segen.



AN DIE NEUERNANNTEN BISCHÖFE, DIE AN DEM VON DER KONGREGATION FÜR DIE BISCHÖFE VERANSTALTETEN KONGRESS TEILGENOMMEN HABEN

Saal der Schweizergarde im Apostolischen Palast von Castel Gandolfo

Montag, 13. September 2010



Liebe Mitbrüder im Bischofsamt!

Mit großer Freude treffe ich mit euch zusammen, den neuernannten Bischöfen aus verschiedenen Ländern der Welt, die ihr in Rom zum jährlich von der Kongregation für die Bischöfe veranstalteten Kongreß versammelt seid. Ich danke Kardinal Marc Ouellet für die freundlichen Worte, die er im Namen von euch allen an mich gerichtet hat; an ihn möchte ich meine besonderen guten Wünsche zum Beginn seines Dienstes als Präfekt dieses Dikasteriums richten: ich freue mich, verehrter Bruder, daß Sie ihn mit dieser schönen Erfahrung der kirchlichen Gemeinschaft unter den neuen Hirten der verschiedenen Teilkirchen beginnen. Herzlich grüße ich auch Kardinal Leonardo Sandri, Präfekt der Kongregation für die Orientalischen Kirchen, und danke allen, die an der Organisation dieser Begegnung mitwirken.

Einem sehr bedeutungsvollen Brauch entsprechend seid ihr zunächst zum Grab des Apostels Petrus gepilgert, der Christus, dem Meister und Hirten, gleichförmig geworden ist bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. In diesem Zusammenhang sind einige Worte des hl. Thomas von Aquin sehr erhellend, die ein regelrechtes Lebensprogramm für jeden Bischof bilden können. In seinem Kommentar zu den im Johannesevangelium überlieferten Worten Jesu: »Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe«, bemerkt der hl. Thomas: »Er weiht ihnen seine Person in der Übung der Autorität und der Liebe. Denn beides wird verlangt: daß sie ihm gehorsam sind und daß er sie liebt. Das erste ohne das zweite genügt nicht« (Expositio in Evangelium secundum Ioannem 10,3). Die Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium erläutert: »Der Bischof, der vom Hausvater gesandt ist, seine Familie zu lenken, soll sich das Beispiel des guten Hirten vor Augen halten, der nicht gekommen ist, sich bedienen zu lassen, sondern zu dienen (vgl. Mt 20,28 Mc 10,45) und sein Leben für seine Schafe hinzugeben (vgl. Jn 10,11). Aus den Menschen genommen und mit Schwachheit behaftet, kann er mitleiden mit denen, die in Unwissenheit und Irrtum sind (vgl. He 5,1-2). Er soll sich nicht weigern, seine Untergebenen zu hören, die er wie wirkliche Söhne umsorgt und zu eifriger Mitarbeit mahnt. Da er für ihre Seelen Gott wird Rechenschaft ablegen müssen (vgl. He 13,17), soll er für sie durch Gebet, Predigt und jederlei Liebeswerk Sorge tragen, desgleichen für jene, die noch nicht von der einen Herde sind und die er doch im Herrn als ihm anempfohlen betrachten soll. Denn er ist wie der Apostel Paulus allen Schuldner« (LG 27).

Die Sendung des Bischofs kann mit der Mentalität der Leistungsfähigkeit und Effizienz, bei der die Aufmerksamkeit vor allem dem gilt, was zu tun ist, nicht verstanden werden. Es muß immer die ontologische Dimension berücksichtigt werden, die die Grundlage der funktionalen Dimension ist. Denn der Bischof, der mit der Autorität Christi selbst ausgerüstet ist, wenn er von der Kathedra aus spricht, steht »über« der Gemeinde und ihr »gegenüber«, insofern er »für« die Gemeinde da ist, der er seine pastorale Sorge zuwendet (vgl. Johannes Paul II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Pastores gregis ). Die Pastoralregel des heiligen Papstes Gregor der Große, die man als das erste »Direktorium« für Bischöfe in der Kirchengeschichte betrachten könnte, bezeichnet die Seelsorge als »Kunst der Künste« (I,1.4), und erläutert, daß derjenige die Amtsgewalt »gut ausübt, der sich mit ihr gegen die Sünden wendet und mit ihr den anderen gleich zu sein versteht … und mehr über die Laster herrscht als über die Brüder« (II,6).

Nachdenklich machen die ausdeutenden Worte, die in der Liturgie der Bischofsweihe beim Ritus der Übergabe des Ringes gesprochen werden: »Empfange den Ring, Zeichen der Treue, und bewahre in der Unversehrtheit des Glaubens und der Reinheit des Lebens die heilige Kirche, die Braut Christi.« Die Kirche ist die »Braut Christi«, und der Bischof ist der »Hüter« (episkopos) dieses Geheimnisses. Der Ring ist ein Zeichen der Treue: es geht um die Treue zur Kirche und ihrer Reinheit des Glaubens. Dem Bischof wird demnach ein Ehebund anvertraut: der der Kirche mit Christus. Bedeutsam sind in diesem Zusammenhang die Worte, die wir im Johannesevangelium lesen: »Wer aber die Braut hat, ist der Bräutigam; der Freund des Bräutigams aber, der dabei steht und ihn hört, freut sich über die Stimme des Bräutigams « (3,29). Der Begriff des »Hütens« bedeutet nicht nur, das, was bereits festgelegt ist, zu bewahren - auch wenn dieses Element nie fehlen darf -, sondern schließt wesentlich auch den dynamischen Aspekt ein, das heißt ein beständiges und konkretes Streben nach Vollkommenheit in voller Übereinstimmung und steter Anpassung an die neuen Bedürfnisse, die aus der Entwicklung und dem Fortschritt jenes lebendigen Organismus, der die Gemeinschaft ist, entstehen.

Groß sind die Verantwortlichkeiten eines Bischofs für das Wohl der Diözese, aber auch der Gesellschaft. Er ist gerufen, »stark und entschieden, gerecht und zuversichtlich« zu sein (Kongregation für die Bischöfe, Direktorium für den pastoralen Dienst der Bischöfe »Apostolorum successores«, ), um eine weise Unterscheidungsgabe hinsichtlich der Personen, der Realität und der Ereignisse zu haben, was seine Aufgabe, »Vater, Sohn und Freund« (Ebd., ) auf dem christlichen und menschlichen Weg zu sein, von ihm verlangt. Es handelt sich um eine tiefe Sichtweise des Glaubens und nicht eine Sicht rein menschlichen, verwaltungsmäßigen oder soziologischen Zuschnitts, in der das Amt des Bischofs gesehen werden muß, der weder nur ein Regierender, ein Bürokrat oder bloß Moderator und Organisator des diözesanen Lebens ist. Väterlichkeit und Brüderlichkeit in Christus sind es, die dem Vorgesetzten die Fähigkeit geben, eine Atmosphäre des Vertrauens, der Akzeptanz, der Zuneigung, aber auch der Offenheit und der Gerechtigkeit zu schaffen. Besonders erhellend sind in dieser Hinsicht die Worte eines alten Gebetes von Abt Aelred von Rievaulx: »Du, gütiger Herr, hast jemanden wie mich als Haupt deiner Familie eingesetzt, der Schafe deiner Weide (…), damit deine Barmherzigkeit und deine Weisheit offenbar werden. Es hat deiner Güte gefallen, deine Familie durch einen solchen Menschen gut zu leiten, so daß man die Erhabenheit deiner Macht erkenne, nicht die des Menschen, auf daß sich der Weise nicht seiner Weisheit, der Gerechte seiner Gerechtigkeit, noch der Starke seiner Stärke rühmen mögen: denn wenn diese dein Volk gut leiten, bist du es, der es trägt, und nicht sie. Und deshalb gebe nicht uns, o Herr, nicht uns, sondern deinem Namen die Ehre« (Speculum caritatis, PL CXCV).

Indem ich euch, liebe Mitbrüder, diese kurzen Überlegungen anvertraue, rufe ich den mütterlichen Schutz der allerseligsten Jungfrau Maria, »Regina Apostolorum«, auf euch herab und erteile von Herzen jedem von euch, euren Priestern, Ordensmännern und -frauen, den Seminaristen und den Gläubigen eurer Diözesen einen besonderen Apostolischen Segen.




APOSTOLISCHE REISE NACH GROSSBRITANNIEN

(16.-19. SEPTEMBER 2010)

INTERVIEW VON BENEDIKT XVI.

MIT DEN JOURNALISTEN AUF DEM FLUG NACH GROSSBRITANNIEN


107
Flugreise des Papstes

Donnerstag, 16. September 2010

P. Lombardi: Heiliger Vater, ich heiße Sie in unserer Mitte willkommen und danke Ihnen, daß Sie sich die Zeit für dieses Gespräch nehmen. Wir haben hier eine Gruppe von 70 Journalisten aus verschiedenen Ländern. Einige von ihnen sind eigens aus Großbritannien gekommen, um sich unserer Gruppe schon auf diesem Flug anzuschließen. Wie üblich haben die Kollegen in den vergangenen Tagen verschiedene Fragen eingereicht, die wir Ihnen für dieses erste Gespräch vorlegen wollen, am Beginn einer mit großer Spannung erwarteten und anspruchsvollen Reise, die - wie wir hoffen - wunderschön werden wird. Ich habe eine Reihe von Fragen aus den Vorschlägen ausgewählt. Ich werde sie Ihnen auf italienisch stellen, um Sie nicht zu sehr zu ermüden. Die Kollegen werden einander beim Verstehen helfen, falls sie nicht gut italienisch können.

Die erste Frage: Im Laufe der Vorbereitung dieser Reise gab es Diskussionen und Gegenpositionen. In der Vergangenheit des Landes gab es starke antikatholische Strömungen. Machen Sie sich Sorgen darüber, wie man Sie empfangen wird?

Papst Benedikt XVI.: Zunächst wünsche ich Ihnen einen guten Tag und uns allen einen guten Flug. Ich muß sagen, daß ich nicht besorgt bin. Denn als ich nach Frankreich ging, hieß es, daß dies das antiklerikalste Land sei, mit starken antiklerikalen Strömungen und sehr wenigen Gläubigen; als ich in die Tschechische Republik gereist bin, hieß es, daß dies das areligiöseste Land Europas und auch das antiklerikalste sei. So gibt es in den westlichen Ländern, in jedem auf besondere Art und der eigenen Geschichte entsprechend, starke antiklerikale und antikatholische Strömungen, aber es gibt auch immer eine starke Präsenz des Glaubens. So habe ich in Frankreich und in der Tschechischen Republik gesehen und erlebt, daß die katholische Gemeinschaft mir einen herzlichen Empfang bereitet hat. Es gab viel Aufmerksamkeit von seiten der Agnostiker, die doch auf der Suche sind und die Werte, die die Menschheit voranbringen, kennenlernen und erfahren möchten. Und sie waren sehr aufmerksam, um von mir in dieser Hinsicht etwas erfahren zu können. Es gab auch Toleranz und Respekt von seiten derer, die antikatholisch sind. Natürlich hat Großbritannien seine eigene antikatholische Geschichte, das ist klar, aber es ist auch ein Land mit einer großen Tradition der Toleranz. Deshalb bin ich sicher, daß es auf der einen Seite einen positiven Empfang von den Katholiken und Gläubigen geben wird; im allgemeinen Aufmerksamkeit von denen, die auf der Suche sind, wie sie in dieser unserer Zeit weitergehen sollen, und gegenseitigen Respekt und Toleranz dort, wo es Antikatholizismus gibt. Ich gehe mit großer Zuversicht und Freude voran.

Pater Lombardi: Das Vereinigte Königreich wird wie viele andere westliche Länder - ein Thema, das Sie schon in der ersten Antwort angesprochen haben - als ein säkulares Land betrachtet. Es gibt starke atheistische Strömungen, auch aus kulturellen Beweggründen; dennoch gibt es auch Anzeichen dafür, daß der religiöse Glaube, vor allem an Jesus Christus, auf persönlicher Ebene immer noch lebendig ist. Was kann das für Katholiken und Anglikaner bedeuten? Kann man etwas tun, um die Kirche als Institution auch glaubwürdiger und anziehender für alle zu machen?

Papst Benedikt XVI.: Ich würde sagen, daß eine Kirche, die vor allem versucht, attraktiv zu sein, schon auf dem falschen Weg ist. Denn die Kirche arbeitet nicht für sich, sie arbeitet nicht dafür, ihre Mitgliedszahlen und damit die eigene Macht zu vergrößern. Die Kirche steht im Dienst eines Anderen, sie dient nicht sich selbst, um stark zu sein, sondern sie dient dazu, die Verkündigung Jesu Christi zugänglich zu machen, die großen Wahrheiten, die großen Kräfte der Liebe, der Versöhnung, die in dieser Gestalt sichtbar geworden sind und die immer von der Gegenwart Jesu ausgehen. In dieser Hinsicht sucht die Kirche nicht die eigene Attraktivität, sondern sie muß für Jesus Christus transparent sein. Und in dem Maß, in dem sie nicht für sich selbst steht, als starke und mächtige Körperschaft in der Welt, die ihre Macht haben will, sondern indem sie sich bloß zur Stimme eines Anderen macht, wird sie wirklich Transparenz für die große Gestalt Christi und für die großen Wahrheiten, die er der Menschheit gebracht hat, die Kraft der Liebe: dann hört man auf die Kirche und nimmt sie an. Sie sollte nicht sich selbst betrachten, sondern eine Hilfe sein, ihn, den Anderen, zu betrachten, und sie sollte selbst den Anderen sehen, vom Anderen und für ihn sprechen. In dieser Hinsicht scheint mir, daß Anglikaner und Katholiken dieselbe Aufgabe haben, daß sie dieselbe Richtung einschlagen müssen. Wenn Anglikaner und Katholiken einsehen, daß beide nicht sich selbst dienen, sondern Werkzeuge Christi sind, »Freund des Bräutigams« sind - wie der hl. Johannes sagt -, wenn beide der Priorität Christi und nicht der eigenen folgen, kommen sie auch zusammen, denn dann vereint sie die Priorität Christi, und sie sind keine Konkurrenten mehr, jeder auf der Suche nach der höheren Mitgliederzahl, sondern sie sind vereint im Einsatz für die Wahrheit Christi, der in diese Welt kommt, und so finden sie sich gegenseitig in einer wahren und tiefen Ökumene.

Pater Lombardi: Danke, Heiliger Vater. Eine dritte Frage. Wie bekannt ist und wie es auch in vor kurzem durchgeführten Umfragen deutlich wurde, hat der Skandal des sexuellen Mißbrauchs das Vertrauen der Gläubigen in die Kirche erschüttert. Wie können Sie Ihrer Meinung nach dazu beitragen, dieses Vertrauen wieder herzustellen?

Papst Benedikt XVI.: Zunächst muß ich sagen, daß diese Enthüllungen für mich ein Schock waren. Sie verursachen große Traurigkeit. Es fällt schwer zu verstehen, wie diese Perversion des Priesteramtes möglich war. Der Priester sagt im Augenblick der Weihe, auf den er jahrelang vorbereitet wird, »Ja« zu Christus, um seine Stimme, sein Mund, seine Hand zu werden und ihm mit seinem ganzen Leben zu dienen, damit der Gute Hirte, der liebt und hilft und zur Wahrheit führt, in der Welt gegenwärtig sein kann. Wie ein Mann, der dies getan und gesagt hat, anschließend dieser Perversion verfallen kann, ist schwer zu verstehen und sehr traurig. Traurig ist auch, daß die Autorität der Kirche nicht wachsam genug war und nicht schnell und entschieden genug die notwendigen Maßnahmen ergriffen hat. Deswegen befinden wir uns jetzt in einem Moment der Buße, der Demut und der erneuerten Aufrichtigkeit, wie ich an die irischen Bischöfe geschrieben habe. Wir müssen jetzt, so scheint mir, eine Zeit der Buße, eine Zeit der Demut leben und eine absolute Aufrichtigkeit wiederfinden bzw. neu lernen. Was die Opfer betrifft, sind, denke ich, drei Dinge wichtig. Das erste Interesse muß den Opfern gelten: Wie können wir Wiedergutmachung leisten, was können wir tun, um diesen Menschen zu helfen, das Trauma zu überwinden, das Leben wiederzufinden, auch das Vertrauen in die Botschaft Christi wiederzufinden? Sorge und Engagement für die Opfer ist die erste Priorität mit materieller, psychologischer, geistlicher Hilfe und Unterstützung. Das zweite ist das Problem der Schuldigen: die gerechte Strafe finden, sie von jeder Möglichkeit des Kontaktes zu Jugendlichen auszuschließen, da wir wissen, daß dies eine Krankheit ist und der freie Wille dort nicht funktioniert, wo es diese Krankheit gibt; schließlich müssen wir diese Menschen vor sich selbst schützen und ihnen jeden Zugang zu Jugendlichen verwehren. Und der dritte Punkt ist die Prävention in der Ausbildung und der Auswahl der Priesteramtskandidaten. Wir müssen so aufmerksam sein, daß nach Maßgabe der menschlichen Möglichkeiten zukünftige Fälle ausgeschlossen sind. Und in diesem Augenblick möchte ich auch dem britischen Episkopat für seine Aufmerksamkeit, seine Zusammenarbeit danken, sowohl mit dem Stuhl Petri wie auch mit den öffentlichen Instanzen, und für die Sorge um die Opfer und ihr Recht. Mir scheint, der britische Episkopat hat eine große Arbeit vollbracht und tut dies immer noch, und ich bin ihm sehr dankbar.

Pater Lombardi: Heiliger Vater, die Person Kardinal Newmans ist für Sie bekanntlich von großer Bedeutung. Sie werden für Kardinal Newman eine Ausnahme machen und ihn persönlich seligsprechen. Meinen Sie, daß die Erinnerung an diese Gestalt dazu beitragen kann, die Spaltungen zwischen Anglikanern und Katholiken zu überwinden? Und welche Aspekte seiner Persönlichkeit möchten Sie am deutlichsten hervorheben?

Papst Benedikt XVI.: Kardinal Newman ist einerseits vor allem ein moderner Mensch, der das Problem der Moderne in seiner ganzen Tragweite erlebte, einschließlich des Problems des Agnostizismus, der Unfähigkeit, Gott zu kennen und an ihn zu glauben. Ein Mensch, der sein ganzes Leben lang auf dem Weg war, um sich von der Wahrheit verwandeln zu lassen. Dabei suchte er nach tiefer Aufrichtigkeit und war bereit, den Weg zum wahren Leben besser zu erkennen, zu finden und zu akzeptieren. Diese innere Modernität seines Seins und seines Lebens beinhaltet auch die Modernität seines Glaubens. Es ist kein Glaube, der aus Formeln vergangener Zeiten besteht: es ist ein ganz persönlicher, erlebter und erlittener Glaube, zu dem er auf einem langen Weg der Erneuerung und der Bekehrungen gefunden hat. Ein Mann von großer Kultur, der einerseits teilhat an der in unserer Zeit so verbreiteten skeptischen Kultur - vor allem im Hinblick auf die Frage, ob wir etwas Sicheres wissen können über die Wahrheit des Menschen und des Seins, oder ob wir das nicht können, und wie wir zur Konvergenz der Wahrscheinlichkeiten gelangen können. Andererseits war er ein Mann mit einer großen Kultur in der Kenntnis der Kirchenväter, der die innere Entwicklung des Glaubens studiert und erneuert und auf diese Weise dessen Gestalt und inneren Aufbau erkannt hat. Ein Mann von tiefer Spiritualität, von einem großen Humanismus, ein Mann des Gebets, der tiefen Verbindung mit Gott und daher auch einer persönlichen Verbindung zu den anderen Menschen seiner und unserer Zeit. Diese drei Elemente: die Modernität seines Lebens mit allen Zweifeln und Problemen unseres Seins von heute; eine umfassende Kultur und Kenntnis der großen Schätze der menschlichen Kultur, die Bereitschaft zur ständigen Suche und zur ständigen Erneuerung; und die Spiritualität: das geistliche Leben, das Leben mit Gott, geben meiner Ansicht nach diesem Menschen eine so außerordentliche Bedeutung für unsere Zeit. Daher ist er ein Kirchenlehrer für uns und für alle und auch eine Brücke zwischen Anglikanern und Katholiken.

108 Pater Lombardi: Kommen wir nun zur letzten Frage. Dieser Besuch wird als Staatsbesuch eingestuft. Was bedeutet das für die Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Großbritannien? Gibt es wichtige Punkte der Übereinstimmung vor allem in bezug auf die großen Herausforderungen der heutigen Welt?

Papst Benedikt XVI.: Ich bin Ihrer Majestät Königin Elisabeth II. sehr dankbar, daß sie diesem Besuch den Rang eines Staatsbesuches geben wollte, um den öffentlichen Charakter dieser Reise zu betonen und die gemeinsame Verantwortung von Politik und Religion für die Zukunft des Kontinents und die Zukunft der Menschheit zu betonen. Es handelt sich um eine große gemeinsame Verantwortung, damit jene Werte, die Gerechtigkeit und Politik schaffen und die aus der Religion hervorgehen, zusammen den Weg unserer Zeit bestimmen. Natürlich macht diese Tatsache, daß es sich juridisch gesehen um einen Staatsbesuch handelt, meine Reise nicht zu einem politischen Akt. Der Papst ist ein Staatsoberhaupt, aber dies ist nur ein Instrument, um die Unabhängigkeit seiner Verkündigung und den öffentlichen Charakter seines Hirtenamtes zu gewährleisten. In diesem Sinn bleibt der Staatsbesuch im wesentlichen ein Pastoralbesuch, also ein Besuch im Verantwortungsbereich des Glaubens, für den der »Summus Pontifex«, der Papst, zuständig ist. Und natürlich unterstreicht dieser Staatsbesuch auch die Übereinstimmung zwischen dem Interesse der Politik und der Religion. Die Politik dient im wesentlichen dazu, die Gerechtigkeit und mit ihr die Freiheit zu garantieren. Die Gerechtigkeit aber ist ein moralischer Wert, ein religiöser Wert, und an diesem Punkt der »Gerechtigkeit« verbindet sich der Glaube, die Verkündigung des Evangeliums, mit der Politik, wobei gemeinsame Interessen entstehen. Großbritannien hat große Erfahrungen und ein großes Engagement im Kampf gegen die Übel dieser Zeit wie Elend, Armut, Versklavung des Menschen, Mißbrauch von Menschen und Drogen, und dies ist auch ein Ziel des Glaubens, weil sie den Menschen humaner machen, damit angesichts all dieser Verwüstung und Zerstörung die Ebenbildlichkeit Gottes wiederhergestellt werde. Ein zweites gemeinsames Anliegen ist der Einsatz für den Frieden in der Welt, die Möglichkeit, in Frieden zu leben, und die Erziehung zum Frieden. Es müssen jene Tugenden herausgebildet werden, die den Menschen fähig zum Frieden machen. Ein wesentliches Element des Friedens ist schließlich der Dialog der Religionen, die Toleranz, die gegenseitige Offenheit, und dies ist auch ein wichtiges Ziel sowohl Großbritanniens als auch des katholischen Glaubens, nämlich die Herzen zu öffnen, sich für den Dialog, die Wahrheit und den gemeinsamen Weg der Menschheit zu öffnen, und dabei jene Werte wiederzufinden, die Grundlage unseres Menschseins sind.

Pater Lombardi: Danke, Heiliger Vater, für Ihre Worte. Sie haben uns einen Gesamtüberblick über die Bedeutung der vielen Botschaften gegeben, die Sie in diesen Tagen an uns richten wollen. Wir wünschen, daß diese Botschaften Ihrer Ansprachen Beachtung finden können, und wir als Mitarbeiter im Bereich Medien werden alles uns Mögliche tun, um zur guten Verbreitung und zum Verständnis Ihrer Botschaften beizutragen. Wir sind Ihnen sehr dankbar, daß Sie uns von Beginn an Zeit und Mühen gewidmet haben und entbieten Ihnen unsere besten Wünsche für den weiteren Verlauf dieser Reise. Danke, Heiliger Vater!




APOSTOLISCHE REISE NACH GROSSBRITANNIEN

(16.-19. SEPTEMBER 2010)

BESUCH BEI IHRER MAJESTÄT QUEEN ELIZABETH II. UND STAATSEMPFANG

Schloß "Holyroodhouse" - Edinburgh

Donnerstag, 16. September 2010



Eure Majestät!

Ich danke Ihnen für Ihre liebenswürdige Einladung zu einem offiziellen Besuch in das Vereinigte Königreich sowie für Ihre freundlichen Worte der Begrüßung im Namen der britischen Bevölkerung. Eure Majestät mögen mir gestatten, mit diesem Dank meine persönlichen Grüße an alle Menschen im Vereinigten Königreich zu richten und ihnen in Freundschaft die Hand zu reichen.

Es ist mir eine große Freude, meine Reise mit einem Besuch bei den Mitgliedern der Königlichen Familie zu beginnen. Besonders danke ich Seiner Königlichen Hoheit dem Herzog von Edinburgh, der mich am Flughafen zuvorkommend willkommen geheißen hat. Ich bringe auch meinen Dank an die jetzige und die vorhergehende Regierung Eurer Majestät zum Ausdruck wie auch an all jene, die mit ihnen zusammengearbeitet haben, um dieses Ereignis möglich zu machen. Dazu gehören Lord Patten und der frühere Minister Murphy. Ebenso gilt meine dankbare Anerkennung der Arbeit der parlamentarischen All-Parteien-Gruppe über den Heiligen Stuhl, die wesentlich zur Stärkung der bestehenden freundschaftlichen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Vereinigten Königreich beigetragen hat.

Wenn ich nun meinen Besuch im Vereinigten Königreich in Schottlands historischer Hauptstadt beginne, grüße ich in besonderer Weise den First Minister Salmond und die Vertreter des Schottischen Parlaments. Wie die Walisische und die Nordirische Regionalversammlung möge das Schottische Parlament immer mehr die edlen Traditionen und die charakteristische Kultur der Schotten zum Ausdruck bringen und danach streben, ihren Anliegen in einem Geist der Solidarität und der Sorge für das Gemeinwohl zu dienen.

Der Name Holyroodhouse des Amtssitzes Eurer Majestät in Schottland erinnert an das Heilige Kreuz und weist auf die tiefen christlichen Wurzeln hin, die immer noch in jeder Schicht britischen Lebens vorhanden sind. Die Monarchen Englands und Schottlands sind seit frühester Zeit Christen gewesen und schließen herausragende Heilige wie Eduard den Bekenner und Margareta von Schottland ein. Wie Sie wissen, haben viele von ihnen ihre Pflichten als Souverän bewußt im Geiste des Evangeliums ausgeübt und auf diese Weise das Land durch und durch zu seinem Wohl geprägt. Als Ergebnis ist die christliche Botschaft über einen Zeitraum von mehr als tausend Jahren ein wesentlicher Bestandteil von Sprache, Gedanken und Kultur der Britischen Inseln geworden. Die Achtung Ihrer Vorfahren für Wahrheit und Gerechtigkeit, für Barmherzigkeit und Nächstenliebe erben Sie von einem Glauben, der eine starke Kraft zum Guten in Ihrem Königreich zum Nutzen für Christen ebenso wie für Nichtchristen bleiben wird.

109 Wir finden viele Beispiele dieser Kraft zum Guten in der langen Geschichte Großbritanniens. Selbst in vergleichsweise neuerer Zeit hat Großbritannien dank solcher Persönlichkeiten wie William Wilberforce und David Livingstone direkt eingegriffen, um den internationalen Sklavenhandel zu beenden. Vom Glauben inspiriert haben Frauen wie Florence Nightingale den Armen und Kranken geholfen und so neue Standards für die Gesundheitsfürsorge gesetzt, die in der Folge überall nachgeahmt wurden. John Henry Newman, dessen Seligsprechung wir in Kürze feiern werden, ist einer von vielen britischen Christen seiner Zeit, deren Frömmigkeit, Sprachbegabung und Hilfstätigkeit ihren Landsleuten alle Ehre machten. Diese und viele Menschen ihresgleichen ließen sich von dem tiefen Glauben inspirieren, der auf diesen Inseln hervorgegangen und genährt worden ist.

Selbst aus unserer Zeit können wir uns in Erinnerung rufen, wie Großbritannien und seine Verantwortlichen der Nazityrannei widerstanden haben, die Gott aus der Gesellschaft entfernen wollte und vielen das allgemeine Menschsein absprachen, besonders den Juden, die als „lebensunwert“ betrachtet wurden. Ebenso möchte ich an die Haltung jenes Regimes gegenüber christlichen Pastoren und Ordensleuten erinnern, welche die Wahrheit in Liebe sagten, sich den Nazis entgegenstellten und diesen Widerstand mit ihrem Leben bezahlten. Wenn wir über die nüchternen Lektionen des atheistischen Extremismus des 20. Jahrhunderts nachdenken, wollen wir nicht vergessen, wie der Ausschluß von Gott, Religion und Tugend aus dem öffentlichen Leben uns letztlich zu einer verkürzten Vision des Menschen und der Gesellschaft führt und damit zu einer „herabwürdigenden Sicht des Menschen und seiner Bestimmung“ (Caritas in veritate ).

Vor 65 Jahren spielte Großbritannien eine wesentliche Rolle bei der Erarbeitung des internationalen Konsenses nach dem Krieg, der die Errichtung der Vereinten Nationen befürwortete und eine bislang ungekannte Phase des Friedens und des Wohlstands in Europa einleitete. In neuerer Zeit hat die internationale Gemeinschaft die Ereignisse in Nordirland genau verfolgt, die zur Unterzeichnung des Karfreitagsabkommens und die Übertragung von Zuständigkeiten an die Nordirische Regionalversammlung geführt haben. Die Regierung Eurer Majestät und die Regierung Irlands haben gemeinsam mit den politischen, religiösen und zivilen Verantwortungsträgern Nordirlands dazu beigetragen, eine Friedensresolution für den dortigen Konflikt auf den Weg zu bringen. Ich ermuntere alle Beteiligten, auf dem für sie vorgesehenen Weg zu einem gerechten und dauerhaften Frieden gemeinsam weiter mutig voranzuschreiten.

Wenn wir ins Ausland schauen, bleibt das Vereinigte Königreich politisch und wirtschaftlich eine Schlüsselfigur auf der internationalen Bühne. Ihre Regierung und Ihr Volk bringen Ideen ein, die nach wie vor weit über die britischen Inseln hinaus Wirkung zeigen. Dies legt ihnen eine besondere Verpflichtung auf, klug für das Gemeinwohl zu arbeiten. Entsprechend haben auch die britischen Medien, deren Meinungen ein so breites Publikum erreichen, eine schwerwiegendere Verantwortung als die meisten anderen Medien und eine größere Gelegenheit, den Frieden der Nationen, die ganzheitliche Entwicklung der Völker und die Ausbreitung authentischer Menschenrechte zu fördern. Mögen alle Briten weiterhin ihr Leben nach den Werten der Aufrichtigkeit, des Respekts und der redlichen Gesinnung führen, die ihnen die Wertschätzung und Bewunderung vieler Menschen eingebracht haben.

Heute strebt das Vereinigte Königreich danach, eine moderne und multikulturelle Gesellschaft zu sein. Bei diesem interessanten Unternehmen möge es stets seinen Respekt vor jenen traditionellen Werten und kulturellen Ausdrucksformen bewahren, die von aggressiveren Formen des Säkularismus nicht länger für wichtig erachtet oder nicht einmal mehr toleriert werden. Lassen Sie ihn den christlichen Grund nicht verdunkeln, der seine Freiheit untermauert. Und möge jenes Erbe, das Ihrem Land immer gut gedient hat, stets das Beispiel prägen, das Ihre Regierung und Ihr Volk den zwei Milliarden Mitgliedern des Commonwealth und der großen Familie englisch sprechender Nationen auf der ganzen Welt geben.

Gott segne Eure Majestät und die Menschen Ihres Königreichs. Danke!


APOSTOLISCHE REISE NACH GROSSBRITANNIEN

(16.-19. SEPTEMBER 2010)

FESTAKT MIT VERTRETERN DES KATHOLISCHEN BILDUNGSWESENS

Kapelle und Sportanlage des "St Mary’s University College"

in Twickenham (London Borough of Richmond)

Freitag, 17. September 2010



1. Ansprache von Papst Benedikt XVI. an Lehrer und Ordensleute
110 2. Ansprache von Papst Benedikt XVI. an die Schüler

ANSPRACHE DES HEILIGEN VATERS AN LEHRER UND ORDENSLEUTE

Kapelle des St Mary’s University College

Eure Exzellenz, Herr Minister für die Erziehung!

Hochwürdigster Herr Weihbischof Stack!
Sehr geehrter Herr Direktor Dr. Naylor!
Verehrte Mitbrüder im priesterlichen Dienst!
Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Ich freue mich sehr über diese Gelegenheit, den hervorragenden Beitrag zu würdigen, welchen Ordensmänner und Ordensfrauen in diesem Land in großherziger Erziehungsarbeit leisten. Ich danke den Jugendlichen für ihren Gesang und Sr. Teresa für ihre guten Worte. Ihr und allen engagierten Männern und Frauen, die ihr Leben der Erziehung der Jugend widmen, möchte ich meine tiefe Anerkennung zum Ausdruck bringen. Sie bilden neue Generationen nicht nur im Glaubenswissen aus, sondern in allem, was von Bedeutung ist, um als reife und verantwortungsbewußte Bürger in der heutigen Welt zu leben.

Wie Sie wissen, besteht die Aufgabe eines Lehrers nicht einfach darin, Informationen zu vermitteln oder für eine Schulung in gewissen Fertigkeiten zu sorgen, um den wirtschaftlichen Gewinn für eine Gesellschaft zu steigern; Erziehung ist nicht und darf nie rein utilitaristisch verstanden werden. Vielmehr geht es um die Ausbildung der menschlichen Person, um ihn oder sie zu rüsten, das Leben in seiner Fülle zu leben - kurz, es geht um die Vermittlung von Weisheit. Wahre Weisheit ist untrennbar mit dem Wissen um den Schöpfer verbunden, denn „wir und unsere Worte sind in seiner Hand, auch alle Klugheit und praktische Erfahrung“ (Sg 7,16).

Diese transzendente Dimension von Studium und Lehre hatten die Mönche klar erfaßt, die so viel zur Evangelisierung dieser Inseln beigetragen haben. Ich denke an die Benediktiner, die den heiligen Augustinus auf seiner Mission nach England begleiteten, an die Schüler des heiligen Kolumban, der den Glauben in Schottland und Nordengland verbreitete, oder an den heiligen David und seine Gefährten in Wales. Sofern die Suche nach Gott, die das Herzstück der monastischen Berufung ausmacht, aktives Engagement verlangt und zwar mit den Mitteln, durch die er sich selbst zu erkennen gibt - die Schöpfung und sein offenbartes Wort -, war es nur folgerichtig, daß ein Kloster eine Bibliothek und eine Schule haben sollte (vgl. Ansprache zu den Vertretern der Welt der Kultur am „Collège des Bernardins“ in Paris, 12. September 2008). Die Mönche widmeten sich der Bildung als dem Weg, auf dem sie dem fleischgewordenen Wort Gottes begegnen konnten. So sollten sie das Fundament für unsere westliche Kultur und Zivilisation legen.

Wenn ich mich heute hier umschaue, sehe ich viele apostolisch aktive Ordensleute, deren Charisma die Erziehung der jungen Leute einschließt. Dies möchte ich zum Anlaß nehmen, Gott für das Leben und Werk der ehrwürdigen Mary Ward zu danken, eines Kindes dieses Landes, deren bahnbrechende Vision von einem apostolischen Ordensleben für Frauen soviel Frucht gezeitigt hat. Ich selbst habe als Kind eine Erziehung von den „Englischen Fräulein“ erhalten, für die ich ihnen tiefe Dankbarkeit schulde. Liebe Ordensleute, viele von Ihnen gehören Schulorden an, die das Licht des Evangeliums in ferne Länder hinausgetragen haben als Teil des großen Missionsauftrags der Kirche - und auch dafür sage ich Gott Lob und Dank. Oft haben Sie die Grundlage erzieherischer Einrichtungen gelegt, lange bevor der Staat die Verantwortung für diesen unverzichtbaren Dienst am einzelnen und der Gesellschaft wahrgenommen hat. Während sich die jeweiligen Aufgaben von Kirche und Staat im Bereich der Erziehung weiter entwickeln, sollten Sie nie vergessen, daß Ordensleute einen einzigartigen Beitrag zu diesem Apostolat leisten, vor allem durch ihr gottgeweihtes Leben und ihr gläubiges und liebendes Zeugnis für Christus, den höchsten Lehrer.


ANSPRACHE 2010 106