ANSPRACHE 2010 115


APOSTOLISCHE REISE NACH GROSSBRITANNIEN

(16.-19. SEPTEMBER 2010)

EINLEITUNGSWORTE VON PAPST BENEDIKT XVI. VOR DEM ABENDGEBET

116
Westminster Abbey - City of Westminster

Freitag, 17. September 2010



Euer Gnaden!
Herr Dekan!
Liebe Freunde in Christus!

Ich danke Ihnen für das herzliche Willkommen. Dieses erhabene Gebäude erinnert an die lange Geschichte Englands, die tief von der Verkündigung des Evangeliums und von der christlichen Kultur geprägt ist, die daraus hervorging. Ich komme als Pilger aus Rom, um am Grab des heiligen Eduard des Bekenners zu beten und mit Ihnen um das Geschenk der Einheit der Christen zu bitten. Diese Zeit des Gebets und der Freundschaft mögen uns in der Liebe zu Christus, unserem Herrn und Erlöser, und im gemeinsamen Zeugnis für die Kraft des Evangeliums bestärken, das diese große Nation auch in Zukunft erleuchten möge.

GRUSSWORTE DES HEILIGEN VATERS AM SCHLUSS DES ABENDGEBETS

Liebe Freunde in Christus!

Ich danke dem Herrn für die Gelegenheit, Ihnen, den Vertretern der in Großbritannien ansässigen christlichen Konfessionen, in dieser großartigen, dem heiligen Petrus geweihten Abteikirche, zu begegnen. Ihre Architektur und Geschichte geben ein beredtes Zeugnis von unserem gemeinsamen Glaubenserbe. Hier werden wir wie von selbst daran erinnert, wie sehr der christliche Glaube die Einheit und die Kultur Europas und das Herz und den Geist des englischen Volkes geprägt hat. Hier wird uns zudem unausweichlich in Erinnerung gerufen, daß das, was wir in Christus miteinander teilen, größer ist, als das, was uns noch voneinander trennt.

Ich danke Seiner Gnaden dem Erzbischof von Canterbury für seine freundliche Begrüßung und dem Dekan und dem Kapitel dieser ehrwürdigen Abtei für die herzliche Aufnahme. Ich bin dem Herrn dankbar, daß er mir erlaubt, als Nachfolger des heiligen Petrus auf dem Bischofsstuhl von Rom diese Wallfahrt zum Grab des heiligen Eduard des Bekenners zu machen. König Eduard von England bleibt ein Modell christlichen Zeugnisses und ein Beispiel der wahren Größe, zu der der Herr seine Jünger aufruft, wie wir in den Schriftlesungen gerade gehört haben: die Größe der Demut und des Gehorsams, die auf Christi eigenem Beispiel gründen (vgl. Ph 2,6-8), die Größe der Treue, die nicht zögert, aus nicht endender Liebe zum göttlichen Meister und unverbrüchlicher Hoffnung auf seine Verheißungen das Geheimnis des Kreuzes auf sich zu nehmen (vgl. Mc 10,43-44).

Dieses Jahr begehen wir, wie allgemein bekannt, den hundersten Jahrestag der modernen ökumenischen Bewegung, an deren Anfang der Aufruf der Konferenz von Edinburgh zur christlichen Einheit als Vorbedingung für ein glaubwürdiges und überzeugendes Zeugnis für das Evangelium in unserer Zeit stand. Anläßlich dieses Jubiläums müssen wir Dank sagen für den bemerkenswerten Fortschritt auf dieses hohe Ziel hin, welcher durch den Einsatz engagierter Christen aller Konfessionen erreicht wurde. Zugleich sind wir uns jedoch bewußt, wieviel hier noch zu tun bleibt. In einer von zunehmender Wechselwirkung und Solidarität geprägten Welt sind wir herausgefordert, mit neuer Überzeugung unsere reale Versöhnung und Befreiung in Christus zu verkünden und die Wahrheit des Evangeliums als den Schlüssel zu einer authentischen und umfassenden menschlichen Entwicklung anzubieten. In einer Gesellschaft, die der christlichen Botschaft zunehmend gleichgültig oder sogar feindlich gegenübersteht, sind wir um so mehr in der Pflicht, freudig und überzeugend von der Hoffnung zu sprechen, die uns erfüllt (vgl. 1 Petr 3,15), und zu zeigen, daß der auferstandene Herr die Antwort auf die tiefsten Fragen und die geistigen Sehnsüchte der Menschen unserer Zeit ist.

117 Während der Prozession zum Altarraum zu Beginn dieses Gottesdienstes sang der Chor, daß Christus unser „sicheres Fundament“ ist. Er ist der Ewige Sohn Gottes, eines Wesens mit dem Vater, der - wie es im Glaubensbekenntnis heißt - „für uns Menschen und zu unserem Heil“ Fleisch angenommen hat. Er allein hat Worte ewigen Lebens. „In ihm hat“ - wie der Apostel lehrt - „alles Bestand. [...] Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen“ (Col 1,17 Col 1,19).

Unser Einsatz für die Einheit der Christen hat keinen geringeren Ursprung als unseren Glauben an Christus, an diesen Christus, der von den Toten auferstanden ist und zur Rechten des Vaters sitzt, der wiederkommen wird in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten. Die Realität der Person Christi, sein Erlösungswerk und vor allem die historische Tatsache seiner Auferstehung sind der Inhalt des apostolischen Kerygmas und der Glaubensbekenntnisse, die vom Neuen Testament selbst an seine vollständige Weitergabe garantiert haben. Die Einheit der Kirche kann, in einem Wort, nie etwas anderes sein als Einheit im apostolischen Glauben, in dem Glauben, der jedem neuen Glied am Leib Christi im Taufritus anvertraut wird. Dieser Glaube vereint uns mit dem Herrn, gibt uns Anteil am Heiligen Geist und macht uns auch jetzt zu Teilhabern am Leben der heiligen Dreifaltigkeit, dem Modell der koinonia der Kirche hier auf Erden.

Liebe Freunde, wir sind uns alle der Herausforderungen, der Gnadengeschenke, der Enttäuschungen und der Zeichen der Hoffnung bewußt, die unseren ökumenischen Weg kennzeichnen. Heute abend legen wir all das im Vertrauen auf seine Vorsehung und die Kraft seiner Gnade in Gottes Hände. Wir wissen, daß die unter uns geschlossenen Freundschaften, der begonnene Dialog und die uns leitende Hoffnung uns auf unserem weiteren gemeinsamen Weg Kraft und Orientierung spenden werden. Zugleich müssen wir mit einem im Evangelium begründeten Realismus die Herausforderungen anerkennen, die uns erwarten, nicht nur auf dem Weg zur Einheit der Christen, sondern auch bei unserer Aufgabe, Christus in unserer Zeit zu verkünden. Die Treue zum Wort Gottes - denn dieses ist ja das wahre Wort - verlangt von uns einen Gehorsam, der uns gemeinsam zu einem tieferen Verständnis des Willens des Herrn führt, einen Gehorsam, der frei sein muß von intellektuellem Konformismus und bequemer Anpassung an den Zeitgeist. Dieses Wort der Ermutigung möchte ich Ihnen heute abend mitgeben, und ich tue das getreu meines Amtes als Bischof von Rom und Nachfolger des heiligen Petrus, der den Auftrag hat, in besonderer Weise für die Einheit der Herde Christi zu sorgen.

In dieser altehrwürdigen Klosterkirche versammelt, können wir uns das Beispiel eines großen Engländers und Kirchenmannes ins Gedächtnis rufen, den wir gemeinsam verehren: den heiligen Beda Venerabilis. Beim Anbruch eines neuen Zeitalters im gesellschaftlichen und kirchlichen Leben verstand Beda sowohl die Bedeutung der Treue zum Wort Gottes, wie es in der apostolischen Tradition überliefert wurde, als auch die Notwendigkeit einer kreativen Offenheit für neue Entwicklungen und die Erfordernisse, das Evangelium in der jeweiligen Sprache und Kultur gut einzupflanzen.

Diese Nation und das Europa, zu deren Aufbau Beda und seine Zeitgenossen beigetragen haben, stehen wiederum an der Schwelle eines neuen Zeitalters. Das Beispiel des heiligen Beda sporne die Christen dieser Länder an, ihr gemeinsames Erbe wiederzuentdecken, zu festigen, was sie miteinander teilen, und sich weiter um ein Wachstum in ihrer Freundschaft zu bemühen. Der auferstandene Herr begleite unseren Einsatz, die Spaltungen der Vergangenheit zu überwinden und den gegenwärtigen Herausforderungen mit Hoffnung auf die Zukunft zu begegnen, die er in seiner Vorsehung für uns und unsere Welt bereithält. Amen.


APOSTOLISCHE REISE NACH GROSSBRITANNIEN

(16.-19. SEPTEMBER 2010)

BESUCH IM ALTENHEIM "ST. PETER’S RESIDENCE"


London Borough of Lambeth

Samstag, 18. September 2010



Liebe Brüder und Schwestern!

Ich freue mich sehr, unter euch, den Bewohnern von St. Peter’s, zu sein. Ich danke Sr. Marie Claire und Mrs. Fasky für ihren lieben Willkommensgruß in eurem Namen. Ich freue mich, auch Erzbischof Smith von Southwark begrüßen zu können sowie die Kleinen Schwestern der Armen, das Personal und die freiwilligen Helfer, die um euch Sorge tragen.

Die Fortschritte in der Medizin und andere Faktoren haben zu einer höheren Lebenserwartung geführt. Daher ist es wichtig, die wachsende Zahl von älteren Menschen als einen Segen für die Gesellschaft zu erkennen. Jede Generation kann von der Erfahrung und der Weisheit der vorausgegangenen Generation lernen. In der Tat sollte die Fürsorge für die alten Menschen nicht so sehr als Akt der Großzügigkeit als vielmehr als Rückgabe einer Dankesschuld betrachtet werden.

Die Kirche brachte den älteren Menschen immer eine große Achtung entgegen. Das vierte Gebot: „Ehre deinen Vater und deine Mutter, wie es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht hat“ (Dt 5,16), ist verbunden mit der Verheißung: „damit du lange lebst und es dir gut geht in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt“ (Dt 5,16). Dieses Werk der Kirche an den Alten und Kranken sieht nicht nur Liebe und Fürsorge für diese vor, sondern wird von Gott auch mit dem Segen belohnt, den er dem Land verheißt, wo dieses Gebot beachtet wird. Gott will eine wirkliche Achtung vor der Würde und dem Wert, der Gesundheit und dem Wohlergehen der alten Menschen; und durch ihre karitativen Institutionen in Großbritannien und darüber hinaus strebt die Kirche danach, das Gebot des Herrn, das Leben zu achten, unabhängig von Alter oder von den Begleitumständen zu erfüllen.

118 Gleich zu Beginn meines Pontifikats sagte ich: „Jeder ist gewollt, jeder ist geliebt, jeder ist gebraucht“ (Predigt bei der Messe zu Beginn des Petrusamtes des Bischofs von Rm 24 Rm 2005). Das Leben ist ein einzigartiges Geschenk, und zwar in jedem Stadium von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod; und es steht Gott allein zu, es zu geben oder zu nehmen. Mancher mag sich noch im Alter einer guten Gesundheit erfreuen; aber wir Christen sollten uns ebenso nicht davor fürchten, am Leiden Christi Anteil zu haben, wenn Gott verlangt, daß wir mit einem Gebrechen ringen. Mein Vorgänger Papst Johannes Paul II. litt in den letzten Jahren seines Lebens vor aller Öffentlichkeit. Es war uns allen bewußt, daß er dies in Vereinigung mit dem Leiden unseres Erlösers tat. Seine Gelassenheit und Geduld im Angesicht seiner letzten Tage waren ein außerordentliches und bewegendes Beispiel für uns alle, die wir die Last des fortgeschrittenen Alters zu tragen haben.

In diesem Sinne komme ich zu euch nicht nur als Vater, sondern auch als Bruder, der die Freuden und die Mühen gut kennt, die mit dem Alter verbunden sind. Unsere hohen Lebensjahre bieten uns die Möglichkeit, beides zu schätzen: die Schönheit des größten Geschenks, das Gott uns gegeben hat, das Geschenk des Lebens, genauso wie die Gebrechlichkeit des menschlichen Seins. Diejenigen unter uns, die bereits viele Lebensjahre zählen, haben die wunderbare Chance, das Bewußtsein des Geheimnisses Christi zu vertiefen, der sich selbst erniedrigte, um an unserer Menschennatur Anteil zu nehmen. Während die gewöhnliche Lebensspanne heute zunimmt, verringern sich oft die physischen Kräfte, und doch könnten diese Zeiten wohl die geistlich fruchtbarsten Jahre unseres Lebens werden. Diese Jahre sind eine Möglichkeit, im innigen Gebet all derer zu gedenken, die wir in diesem Leben geliebt haben, und all das, was wir persönlich gewesen sind und getan haben, der Barmherzigkeit und Güte Gottes anzuempfehlen. Dies wird für uns gewiß ein großer geistlicher Trost sein und uns befähigen, immer wieder neu seine Liebe und sein Erbarmen durch alle Tage unseres Lebens zu erkennen.

Mit diesen Gedanken, liebe Brüder und Schwestern, versichere ich allen gerne mein Gebet, und ich bitte auch euch um euer Beten für mich. Die selige Jungfrau Maria und ihr Bräutigam, der heilige Josef, mögen uns Glück in diesem Leben erflehen und uns die Gnade eines guten Übergangs in die kommende Welt erwirken.

Gott segne euch alle.

Ansprache des Heiligen Vaters an die Mitglieder des Kinderschutzes




Liebe Freunde!

Ich freue mich über die Gelegenheit, Sie als Vertreter der vielen professionellen und freiwilligen Helfer zu begrüßen, die für den Kindesschutz in kirchlichen Einrichtungen verantwortlich sind. Die Kirche blickt auf eine lange Tradition in der Betreuung von Kindern von deren frühesten Jahren an bis zum Erwachsenenalter, indem sie dem liebevollen Beispiel Christi folgt, der die zum ihm gebrachten Kinder segnete und seine Jünger lehrte, daß das Reich Gottes Menschen wie ihnen gehört (vgl. Mc 10,13-16).

Ihre Arbeit, die Sie im Rahmen der im Nolan Report in erster Instanz und später durch die Cumberlege Commission erlassenen Empfehlungen ausführen, hat einen entscheidenden Beitrag zur Förderung einer sicheren Umgebung für Jugendliche geleistet. Sie hilft sicherzustellen, daß die vorhandenen vorbeugenden Maßnahmen wirksam sind, daß sie mit Sorgfalt eingehalten werden und daß jeglichen Behauptungen von Mißbrauch umgehend und objektiv nachgegangen wird. Im Namen der vielen Kinder und deren Eltern, denen Sie beistehen, möchte ich Ihnen für Ihre gute Arbeit, die Sie schon geleistet haben und weiterhin in diesem Bereich tun werden, danken.

Es ist sehr beklagenswert, daß Kinder - im offensichtlichen Gegensatz zu der Sorge für sie in der langen Tradition der Kirche - Mißbrauch und Mißhandlung von Priestern und Ordensleuten erleiden mußten. Wir alle sind uns der Notwendigkeit des Schutzes von Kindern viel mehr bewußt geworden, und Sie spielen eine wichtige Rolle in der umfassenden Antwort der Kirche zu diesem Problem.

Obgleich es nie einen Grund zur Selbstzufriedenheit gibt, sollte doch Anerkennung gezollt werden, wo es angebracht ist: Die Bemühungen der Kirche in diesem Land und anderswo, vor allem in den letzten zehn Jahren, die Sicherheit von Kindern und Jugendlichen zu gewährleisten und sie in ihren den Jahren ihres Erwachsenwerdens zu respektieren, sollte gewürdigt werden. Ich bete, daß Ihr großherziger Dienst helfen wird, eine Atmosphäre von Vertrauen und erneutem Einsatz für das Wohl von Kindern, die ein so kostbares Geschenk Gottes sind, zu sichern.

Möge Gott Ihre Arbeit gedeihen lassen und Ihnen allen seinen Segen schenken.




APOSTOLISCHE REISE NACH GROSSBRITANNIEN

(16.-19. SEPTEMBER 2010)

ABENDGEBET ZUR SELIGSPRECHUNG VON

KARDINAL JOHN HENRY NEWMAN ANSPRACHE VON PAPST BENEDIKT XVI.


Hyde Park - London

119

Samstag, 18. September 2010



Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Das ist ein Abend der Freude, einer ungemein geistlichen Freude für uns alle. Wir sind hier zu einer Gebetsvigil zusammengekommen, um uns auf die morgige heilige Messe einzustimmen, in der ein großer Sohn dieses Landes, Kardinal John Henry Newman, seliggesprochen wird. Wie viele Menschen in England und in der ganzen Welt haben diesen Moment herbeigesehnt! Es ist auch für mich persönlich eine große Freude, dieses Ereignis mit euch gemeinsam zu feiern. Schon lange hat Newman, wie ihr wißt, mein eigenes Leben und Denken in besonderer Weise beeinflußt, wie er es bei so vielen Menschen über diese Inseln hinaus getan hat. Das Drama von Newmans Leben lädt uns ein, unser Leben zu überprüfen, es vor dem weiten Horizont der Pläne Gottes zu betrachten und in Gemeinschaft mit der Kirche zu jeder Zeit und an jedem Ort zu wachsen: die Kirche der Apostel, die Kirche der Martyrer, die Kirche der Heiligen, die Kirche, die Newman liebte und für deren Sendung er sein ganzes Leben einsetzte.

Ich danke Erzbischof Peter Smith für die herzlichen Worte, mit denen er mich in eurem Namen willkommen geheißen hat, und es freut mich besonders, so viele junge Menschen zu sehen, die bei dieser Vigil anwesend sind. Heute abend möchte ich mit euch in Verbindung mit unserem gemeinsamen Gebet über einige Aspekte von Newmans Leben nachdenken, die ich für unser Leben und für das Leben der Kirche heute für sehr bedeutungsvoll halte.

Ich möchte mit dem Gedanken beginnen, daß Newman, wie er selbst berichtet, die Entwicklung seines ganzen Lebens auf eine einschneidende Erfahrung der Umkehr als junger Mann zurückführte. Es war eine direkte Erfahrung der Wahrheit des Wortes Gottes, der objektiven Realität der christlichen Offenbarung, wie sie in der Kirche überliefert ist. Diese zugleich religiöse wie auch verstandesmäßige Erkenntnis hat seine Berufung als Diener des Evangeliums, seine Einsicht über den Ursprung der Lehrautorität der Kirche Gottes und seinen Eifer für die Erneuerung des kirchlichen Lebens in Treue zur apostolischen Tradition beeinflußt. Am Ende seines Lebens beschreibt Newman sein Lebenswerk als einen Kampf gegen die wachsende Tendenz, die Religion als bloß private und subjektive Angelegenheit, als Frage von persönlicher Meinung zu betrachten. Das ist die erste Lehre, die wir von seinem Leben lernen können: Wenn heutzutage ein intellektueller und moralischer Relativismus die wahren Fundamente unserer Gesellschaft zu untergraben droht, erinnert uns Newman daran, daß wir Menschen, die wir Abbild Gottes und ihm ähnlich sind, erschaffen wurden, um die Wahrheit zu erkennen und in dieser Wahrheit unsere höchste Freiheit und die Erfüllung unserer tiefsten menschlichen Sehnsucht zu finden. Kurz gesagt, wir sind dazu bestimmt, Christus zu erkennen, der selbst „der Weg und die Wahrheit und das Leben“ ist (Jn 14,6).

Das Leben von Newman weist uns darauf hin, daß Leidenschaft für Wahrheit, intellektuelle Aufrichtigkeit und echte Umkehr sehr anspruchsvoll sind. Wir können die Wahrheit, die uns frei macht, nicht für uns selbst behalten; sie ruft zum Zeugnis auf, sie will gehört werden und letztlich kommt ihre überzeugende Kraft aus ihr selbst und nicht von menschlicher Beredsamkeit oder von Argumenten, in denen sie möglicherweise verborgen ist. In Tyburn, nicht weit von hier entfernt, sind viele Brüder und Schwestern für den Glauben gestorben; das Zeugnis ihrer Treue bis zum Ende war wirksamer als die mitreißenden Worte, die so viele von ihnen gebrauchten, bevor sie alles dem Herrn hingaben. In der heutigen Zeit wird man als Preis für die Treue zum Evangelium nicht mehr gehängt, gestreckt und gevierteilt, sondern man wird häufig abgelehnt, lächerlich gemacht oder verspottet. Und dennoch kann die Kirche sich nicht von der Aufgabe zurückziehen, Christus und sein Evangelium als Heilswahrheit, als Quelle größten Glücks für jeden persönlich und als Fundament für eine gerechte und menschliche Gesellschaft zu verkünden.

Schließlich lehrt uns Newman, daß es keine Trennung geben kann zwischen dem, was wir glauben, und der Art, wie wir unser Leben gestalten, wenn wir die Wahrheit Christi angenommen und ihm unser Leben übergeben haben. Jeder Gedanke, jedes Wort und jede Handlung soll auf Gott und auf die Ausbreitung seines Reiches gerichtet sein. Newman verstand das und war der große Verfechter des prophetischen Amtes der christlichen Laien. Er erkannte klar, daß wir die Wahrheit nicht so sehr auf rein intellektuelle Weise annehmen, sondern sie vielmehr mit einer geistigen Dynamik erfassen sollen, die bis ins Innerste unseres Wesens dringt. Die Wahrheit wird nicht nur durch formales Wissen - so wichtig dies ist - übermittelt, sondern auch durch das Zeugnis des in Lauterkeit, Treue und Heiligkeit gelebten Lebens; diejenigen, die in der Wahrheit und gemäß der Wahrheit leben, begreifen instinktiv, was falsch ist, und sie erkennen genau das als falsch, was gegen die Schönheit und Güte ist, die den Glanz der Wahrheit, veritatis splendor, begleiten.

Die erste Lesung heute abend ist das wunderbare Gebet, in dem der heilige Paulus darum bittet, „die Liebe Christi zu verstehen, die alle Erkenntnis übersteigt“ (Ep 3,19). Der Apostel bittet, daß durch den Glauben Christus in unserem Herzen wohne (vgl. Ep 3,17), und daß wir dazu fähig sind, „mit allen Heiligen … die Länge und Breite, die Höhe und Tiefe“ (Ep 3,18) dieser Liebe zu ermessen. Im Glauben erkennen wir Gottes Wort als Leuchte für unseren Fuß und als Licht für unseren Pfad (vgl. Ps 119,105). Newman lehrt wie zahllose Heilige, die ihm auf dem Weg der christlichen Nachfolge vorausgegangen sind, daß das „freundliche Licht“ des Glaubens uns dazu führt, die Wahrheit über uns selbst, unsere Würde als Kinder Gottes und das erhabene Ziel, das uns im Himmel erwartet, zu verstehen. Wenn wir das Licht des Glaubens in unseren Herzen aufleuchten lassen und durch unsere tägliche Verbindung mit dem Herrn im Gebet und die Teilhabe an den lebensspendenden Sakramenten der Kirche in diesem Licht wohnen, werden wir selbst Licht für die Menschen um uns; wir erfüllen unsere „prophetische Sendung“; häufig bringen wir Menschen, sogar ohne uns dessen bewußt zu sein, dem Herrn und seiner Wahrheit einen Schritt näher. Ohne Gebetsleben, ohne die durch die sakramentale Gnade bewirkte innere Umwandlung, können wir nicht „Christus ausstrahlen“, wie Newman sagt; wir werden leicht zu einer anderen „lärmenden Pauke“ (1Co 13,1) in einer Welt voll von vermehrtem Lärm und Verwirrung, voll von so vielen falschen Wegen, die nur zu Kummer und Illusion führen.

In einer der bevorzugten Meditationen des Kardinals heißt es: „Gott hat mich erschaffen, damit ich ihm einen besonderen Dienst erweise. Er hat mir eine Aufgabe übertragen, die er keinem anderen übergeben hat“ (Meditationen über die christliche Lehre). Das ist Newmans wahrer christlicher Realismus, die unumgängliche Schnittstelle von Glauben und Leben. Durch das Wirken des Heiligen Geistes im Leben und im Tun der Gläubigen soll der Glaube für die Umwandlung der Welt fruchtbar werden. Keiner, der unsere Welt von heute realistisch betrachtet, sollte meinen, daß Christen so weiterleben könnten wie bisher, indem sie die ernste Krise des Glaubens, die unsere Gesellschaft erfaßt hat, ignorieren oder einfach hoffen, daß das im Laufe der christlichen Jahrhunderte übermittelte Erbe christlicher Werte weiterhin die Zukunft unserer Gesellschaft beeinflussen und formen wird. Wir wissen, daß in Zeiten der Krise und des Umbruchs Gott große Heilige und Propheten für die Erneuerung der Kirche und der christlichen Gesellschaft berufen hat; wir vertrauen auf seine Vorsehung und bitten um seine beständige Führung. Doch jeder und jede von uns ist gemäß seinem und ihrem Lebensstand angesprochen, sich um die Ausbreitung des Reiches Gottes zu bemühen und das irdische Leben mit den Werten des Evangeliums zu durchdringen. Jeder von uns hat eine Sendung, jeder von uns ist aufgerufen, die Welt zu verändern und sich für eine Kultur des Lebens einzusetzen, eine Kultur, die durch Liebe und Respekt für die Würde eines jeden menschlichen Wesens geprägt ist. So sagt uns der Herr in dem Evangelium, das wir gerade gehört haben, unser Licht soll vor den Augen aller leuchten, damit sie, wenn sie unsere guten Werke sehen, unseren Vater im Himmel preisen (vgl. Mt 5,16).

Nun möchte ich ein eigenes Wort an die anwesenden jungen Menschen richten. Liebe junge Freunde: Nur Jesus weiß, welchen „bestimmten Auftrag“ er für euch im Sinn hat. Seid offen für seine Stimme, die im Inneren eures Herzens widerhallt; gerade jetzt spricht sein Herz zu eurem Herzen. Christus braucht Familien, um die Welt an die Würde der menschlichen Liebe und die Schönheit des Familienlebens zu erinnern. Er braucht Männer und Frauen, die ihr Leben der edlen Erziehungsaufgabe widmen, die jungen Menschen zu umsorgen und sie im Geist des Evangeliums zu formen. Er braucht solche, die ihr Leben dem Dienst der vollkommenen Liebe weihen, ihm in Armut, Keuschheit und Gehorsam folgen und ihm im Geringsten unserer Brüder und Schwestern dienen. Er braucht die kraftvolle Liebe der Mitglieder von beschaulichen Orden, die das Zeugnis und das Wirken der Kirche durch ihr beständiges Gebet unterstützen. Und er braucht Priester, gute und heilige Priester, Männer, die gewillt sind, ihr Leben für ihre Schafe hinzugeben. Fragt unseren Herrn, was er für euch im Sinn hat! Bittet ihn um die Bereitschaft, Ja zu sagen! Habt keine Angst, euch ganz Jesus hinzugeben. Er wird euch die Gnade geben, die ihr braucht, um eure Berufung zu erfüllen. Diese kurze Ansprache möchte ich schließen, indem ich euch herzlich einlade, mit mir im nächsten Jahr am Internationalen Weltjugendtag in Madrid teilzunehmen. Das ist immer eine wunderbare Gelegenheit, in der Liebe zu Christus zu wachsen und gemeinsam mit Tausenden von anderen jungen Menschen zu einem frohen, lebendigen Glauben ermutigt zu werden. Ich hoffe, viele von euch dort zu sehen!

120 Und nun, liebe Freunde, wollen wir unsere Gebetsvigil fortsetzen und uns auf die Begegnung mit Christus vorbereiten, der im Heiligsten Altarsakrament unter uns gegenwärtig ist. Zusammen wollen wir in der Stille unserer gemeinsamen Anbetung Herz und Sinn seiner Gegenwart, seiner Liebe und der überzeugenden Kraft seiner Wahrheit öffnen. Ganz besonders wollen wir ihm für das bleibende Zeugnis dieser Wahrheit danken, das uns Kardinal John Henry Newman geschenkt hat. Im Vertrauen auf sein Gebet bitten wir den Herrn, er möge unseren Weg und den Weg der ganzen britischen Gesellschaft mit dem freundlichen Licht seiner Wahrheit, seiner Liebe und seines Friedens erhellen. Amen.




APOSTOLISCHE REISE NACH GROSSBRITANNIEN

(16.-19. SEPTEMBER 2010)

TREFFEN MIT DEN BISCHÖFEN VON ENGLAND, SCHOTTLAND

UND WALES ANSPRACHE VON PAPST BENEDIKT XVI.


Kapelle des "Francis Martin House", Oscott College - Birmingham

19. September 2010




Liebe Mitbrüder im Bischofsamt!

Dies war ein Tag großer Freude für die katholische Gemeinschaft auf diesen Inseln. Der selige John Henry Newman, wie wir ihn nun nennen dürfen, wurde zur Ehre der Altäre erhoben als Beispiel heldenhafter Treue zum Evangelium und als Fürsprecher für die Kirche in diesem Land, das er liebte und dem er so gut diente. Hier, genau in dieser Kapelle, gab er 1852 dem neuen Selbstvertrauen und der neuen Lebendigkeit der katholischen Gemeinschaft in England und Wales nach der Wiedererrichtung der Hierarchie Ausdruck, und seine Worte könnten ebenso für Schottland ein Vierteljahrhundert später angewandt werden. Seine Seligsprechung heute erinnert uns an die dauernde Tätigkeit des Heiligen Geistes, der Gaben der Heiligkeit unter den Menschen in Großbritannien hervorruft, so daß von Ost nach West und von Nord nach Süd zur Ehre des Namens Gottes Lobpreis und Dank dargebracht werden mag.

Ich danke Kardinal O’Brien und Erzbischof Nichols für ihre Worte, und dabei kommt mir in Erinnerung, wie ich Euch alle vor kurzem in Rom zu den Ad-limina-Besuchen Eurer jeweiligen Bischofskonferenzen begrüßen konnte. Wir sprachen damals über einige der Herausforderungen, vor denen Ihr bei der Führung der Menschen im Glauben steht, insbesondere im Hinblick auf die drängende Notwendigkeit, das Evangelium in einer stark säkularisierten Umgebung von neuem zu verkünden. Im Laufe meines Besuchs ist deutlich geworden, wie groß hier unter den Briten der Durst nach der Guten Nachricht Jesu Christi ist. Ihr wurdet von Gott dazu auserwählt, um ihnen das lebendige Wasser des Evangeliums darzubieten und sie zu ermutigen, ihre Hoffnungen nicht auf leere Verlockungen dieser Welt zu setzen, sondern auf die feste Zusicherung der kommenden. Während Ihr das Kommen des Reiches verkündet, das Hoffnung für die Armen und Bedürftigen, für die Kranken und Alten, die Ungeborenen und die Vernachlässigten verheißt, seht zu, die lebensspendende Botschaft des Evangeliums in ihrer Fülle darzulegen, einschließlich jener Elemente, welche weitverbreitete Annahmen der heutigen Kultur in Frage stellen. Wie Ihr wißt, wurde kürzlich der Päpstliche Rat für die Neuevangelisierung der Länder alter christlicher Tradition gegründet, und ich möchte Euch ermutigen, von seinen Diensten Gebrauch zu machen, wenn Ihr die vor Euch liegenden Aufgaben angeht. Außerdem verfügen viele der neuen kirchlichen Bewegungen über ein besonderes Charisma zur Evangelisierung, und ich weiß, daß Ihr weiter nach geeigneten und wirksamen Möglichkeiten sucht, sie in die Sendung der Kirche einzubinden.

Seit Eurem Besuch in Rom haben politische Veränderungen im Vereinigten Königreich die Aufmerksamkeit auf die Auswirkungen der Finanzkrise gelenkt, die bei unzähligen Einzelpersonen und Familien so viel Entbehrung verursacht hat. Das Schreckgespenst der Arbeitslosigkeit breitet seinen Schatten über das Leben vieler Menschen aus, und die langfristigen Kosten für die unklugen Investitionspraktiken in jüngster Zeit sind allzu offensichtlich geworden. Unter diesen Umständen wird die Großzügigkeit, die die britischen Katholiken auszeichnet, zusätzlich gefragt sein, und ich weiß, daß Ihr beim Aufruf zur Solidarität mit den Bedürftigen eine führende Position einnehmen werdet. Die prophetische Stimme der Christen spielt eine wichtige Rolle, um ein Schlaglicht auf die Bedürfnisse der Armen und Benachteiligten zu werfen, die in der Verteilung der begrenzten Mittel so leicht übersehen werden können. In ihrem Lehrdokument Choosing the Common Good [Das Gemeinwohl wählen] haben die Bischöfe von England und Wales unterstrichen, wie wichtig es ist, die Tugenden im öffentlichen Leben zu üben. Die heutigen Umstände bieten einen guten Anlaß, diese Botschaft zu bekräftigen, ja die Menschen zu ermuntern, vor dem Hintergrund eines zunehmenden Zynismus selbst gegenüber der Möglichkeit eines tugendhaften Lebens in jedem Bereich ihres Lebens nach höheren moralischen Werten zu streben.

Ein anderes Thema, das in den letzten Monaten viel Aufmerksamkeit erregt hat und das die moralische Glaubwürdigkeit der Kirchenführer ernsthaft untergräbt, ist der beschämende Mißbrauch von Kindern und Jugendlichen durch Priester und Ordensleute. Bei vielen Gelegenheiten habe ich über die tiefen Wunden gesprochen, die dieses Verhalten verursacht - vor allem bei den Opfern, aber auch in der Vertrauensbeziehung, die zwischen Priestern und Menschen, zwischen den Priestern und ihren Bischöfen und zwischen den kirchlichen Autoritäten und der Öffentlichkeit herrschen sollte. Ich weiß, Ihr habt ernsthafte Schritte unternommen, um diese Situation zu beheben, um zu gewährleisten, daß Kinder wirkungsvoll vor Schaden geschützt werden, und um richtig und transparent mit Beschuldigungen umzugehen, wenn sie erhoben werden. Ihr habt öffentlich Euer tiefes Bedauern bekannt über das, was vorgefallen ist, und über die oft unzulänglichen Vorgehensweisen, wie dies in der Vergangenheit angegangen wurde. Euer wachsendes Bewußtsein für das Ausmaß von Kindesmißbrauch in der Gesellschaft, seine verheerenden Auswirkungen und die Notwendigkeit, für eine angemessene Unterstützung der Opfer zu sorgen, sollte als Anstoß dazu dienen, das, was Ihr daraus gelernt habt, mit der breiten Öffentlichkeit zu teilen. Ja, welchen besseren Weg könnte es zur Wiedergutmachung dieser Sünden geben, als zu versuchen in demütiger Haltung des Mitgefühls die Kinder zu erreichen, die anderswo weiter Mißbrauch erleiden? Unsere Pflicht zur Sorge gegenüber jungen Menschen verlangt nicht weniger.

Während wir über die menschliche Schwäche nachdenken, die diese tragischen Ereignisse so überdeutlich offenbaren, werden wir daran erinnert, daß wir ein Leben höchster Integrität, Demut und Heiligkeit leben müssen, wenn wir überzeugende christliche Führungspersonen sein sollen. Der selige John Henry Newman schrieb einmal: „Ach, daß Gott den Geistlichen gewährte, ihre Schwäche als sündige Männer zu spüren, und den Menschen, mit ihnen zu fühlen, sie zu lieben und für ihre Zunahme in allen guten Gnadengaben zu beten“ (Sermon, 22. März 1829). So bete ich darum, daß unter den Gnaden dieses Besuchs es dazu kommt, daß die christlichen Führungskräfte sich verstärkt ihrer prophetischen Berufung, die sie empfangen haben, widmen und die Menschen das große Geschenk des Weihepriestertums neu wertschätzen. Das Gebet um Berufungen wird dann von selbst aufsteigen, und wir können darauf vertrauen, daß der Herr antworten wird, indem er Arbeiter sendet, um die reiche Ernte einzubringen, die er im ganzen Vereinigten Königreich vorbereitet hat (vgl. Mt 9,37-38). In dieser Hinsicht freue ich mich, daß ich in Kürze die Gelegenheit haben werde, die Seminaristen von England, Schottland und Wales zu treffen und ihnen meine Gebete zu versichern, da sie sich darauf vorbereiten, ihre Rolle beim Einbringen dieser Ernte zu spielen.

Zum Schluß möchte ich über zwei bestimmte Themen zu Euch sprechen, die Euren bischöflichen Dienst in der jetzigen Zeit betreffen. Das eine ist die bevorstehende Veröffentlichung der neuen Übersetzung des Römischen Meßbuchs. Ich möchte diese Gelegenheit wahrnehmen, um Euch allen für Euren mit großer Sorgfalt geleisteten Beitrag bei der gemeinsamen Arbeit zur Revision und Genehmigung der Texte zu danken. Dies erweist den Katholiken in der ganzen englischsprachigen Welt einen ungeheueren Dienst. Ich ermutige euch nun, die Gelegenheit zu nutzen, welche die neue Übersetzung für eine gründliche Katechese über die Eucharistie und eine erneuerte Andacht bei der Art und Weise ihrer Feier bietet. „Je lebendiger der eucharistische Glaube im Gottesvolk ist, um so tiefer ist dessen Teilnahme am kirchlichen Leben durch eine überzeugte Unterstützung der Sendung, die Christus seinen Jüngern aufgetragen hat“ (Sacramentum caritatis, 6). Das andere Thema habe ich im Februar mit den Bischöfen von England und Wales angesprochen, als ich Euch bat, bei der Umsetzung der Apostolischen Konstitution Anglicanorum coetibus großzügig zu sein. Diese sollte als eine prophetische Geste gesehen werden, die positiv zur Entwicklung der Beziehungen zwischen Anglikanern und Katholiken beitragen kann. Sie hilft uns, das letzte Ziel jeglicher ökumenischer Aktivität anzupeilen: die Wiederherstellung der vollen kirchlichen Gemeinschaft im Rahmen des gegenseitigen Austauschs von Gaben unseres jeweiligen spirituellen Erbes zur Bereicherung für uns alle. Laßt uns unaufhörlich weiter beten und arbeiten, um den freudigen Tag schneller herbeizuführen, an dem dieses Ziel verwirklicht werden kann.


ANSPRACHE 2010 115