ANSPRACHE 2010 151


ANSPRACHE VON PAPST BENEDIKT XVI.

AN VERTRETER DER ITALIENISCHEN SKILEHRER

Sala Clementina

Montag, 15. November 2010



Herr Minister,
sehr geehrte Damen und Herren!

Ich freue mich, Sie alle herzlich zu begrüßen. Einen ehrerbietigen Gruß richte ich an den italienischen Außenminister, Herrn Abgeordneten Franco Frattini, der an dieser Audienz teilnehmen wollte, da er selbst zur großen Gruppe der Skilehrer gehört. Ich danke ihm für die freundlichen Worte, die er im Namen aller an mich gerichtet hat, und bringe ihm bei dieser Gelegenheit meinen aufrichtigen Dank dafür zum Ausdruck, daß er sich dafür verwendet hat, zahlreichen Katholiken, die vor kurzem in Bagdad verwundet wurden, in Italien unverzügliche Aufnahme zu gewähren. Danke. Ihre Anwesenheit gibt mir Anregung zu zwei kurzen Überlegungen in bezug auf den Wert des Sports und den Wert der natürlichen Umwelt.

Die sportliche Betätigung gehört zu den Mitteln, die zur harmonischen Entwicklung der Person und ihrer sittlichen Vervollkommnung beitragen (vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Erklärung Gravissimum educationis GE 4). Auch Ihre Arbeit als Skilehrer trägt dazu bei, einige Fähigkeiten zu fördern, zum Beispiel die Beharrlichkeit beim Verfolgen von Zielen, die Beachtung von Regeln und die Ausdauer, wenn es darum geht, Schwierigkeiten anzupacken und zu überwinden. Wenn der Sport mit Leidenschaft und ethischem Bewußtsein geübt wird, dann bildet er einen gesunden Wetteifer aus und wird zur Schule, in der menschliche und christliche Werte erlernt und vertieft werden. Er lehrt nämlich, wichtige Dimensionen der menschlichen Person in Einklang zu bringen und fördert so ihre ganzheitliche Entwicklung. Durch die sportliche Betätigung versteht die Person besser, daß ihr Leib nicht als Gegenstand betrachtet werden kann, sondern daß sie sich durch die Leiblichkeit ausdrückt und in Beziehung zu den anderen tritt. So führt das Gleichgewicht zwischen der physischen und der geistlichen Dimension dahin, den Leib nicht zu vergötzen, sondern ihn zu achten, ihn nicht zu einem Werkzeug zu machen, dessen Fähigkeiten um jeden Preis gesteigert werden müssen, vielleicht sogar durch Anwendung unzulässiger Mittel.

Der zweite Aspekt, den ich erwähnen möchte, erwächst aus der Tatsache, daß das Skilaufen in den Bergen praktiziert wird, in einer Umwelt, die uns auf besondere Weise das Gefühl gibt, klein zu sein, die uns die richtige Dimension unserer Geschöpflichkeit zurückerstattet, die uns befähigt, über den Sinn der Schöpfung nachzudenken, in die Höhe zu blicken, uns dem Schöpfer zu öffnen. Ich denke daran, wie oft sich euch - wenn ihr einen Berg bestiegen habt, um dann die Abfahrt auf Skiern vorzunehmen, oder beim Skilanglauf - ein Panorama eröffnet hat, das unwillkürlich den Geist erhebt und dazu einlädt, nicht nur den äußeren Blick, sondern auch den des Herzens in die Höhe zu erheben. Wenn er die Schöpfung betrachtet, erkennt der Mensch die Größe Gottes, der letzten Quelle des eigenen Seins und des Universums. Man darf nicht vergessen, daß die Beziehung zur Schöpfung ein wichtiges Element für die Entwicklung der menschlichen Identität darstellt; nicht einmal die Sünde des Menschen hat ihm die Aufgabe genommen, Hüter der Welt zu sein. Auch die sportliche Betätigung kann als Teil dieser Verantwortung aufgefaßt und gelebt werden. Die Fortschritte im wissenschaftlichen und im technischen Bereich geben dem Menschen die Möglichkeit, in die Natur einzugreifen und sie zu manipulieren. Dabei besteht aber stets die tückische Gefahr, selbst an die Stelle des Schöpfers treten zu wollen und die Schöpfung gleichsam auf ein Produkt zu reduzieren, das man gebrauchen und verbrauchen kann. Was ist dagegen die richtige Haltung, die es anzunehmen gilt? Es ist mit Sicherheit ein tiefes Empfinden der Dankbarkeit und der Anerkennung, aber auch der Verantwortung, Gottes Werk zu bebauen und zu hüten (vgl. Gn 2,15). Die sportliche Betätigung hilft dabei, diese Ziele zu verfolgen, und beeinflußt den Lebensstil, der im Zeichen des Gleichgewichts, der Selbstdisziplin und des Respekts ausgerichtet wird. Der Kontakt mit der Natur ist außerdem insbesondere für euch ein Grund, die tiefe Liebe zu Gottes Schöpfung zu pflegen.

Im Licht dieser Überlegungen ist eure Rolle sowohl für eine gesunde sportliche Ausbildung als auch für die Erziehung zur Achtung der Umwelt von Bedeutung. Daher ist es eine Aufgabe, die nicht im Alleingang umgesetzt werden kann, sondern nur in Absprache mit den Familien, besonders dann, wenn eure Schüler minderjährig sind, und in Zusammenarbeit mit der Schule und den anderen Bildungseinrichtungen. Wichtig ist außerdem euer Zeugnis als gläubige Laien, die auch im Zusammenhang mit der sportlichen Betätigung den für das Glaubensleben wesentlichen Augenblicken die gebührende Zentralität zu geben wissen, besonders der Heiligung des Sonntags als Tag des Herrn.

Liebe Freunde, ich danke Ihnen für Ihren freundlichen Besuch und wünsche Ihnen alles Gute für die berufliche und sportliche Tätigkeit. Ich versichere Sie meines Gebetes und segne Sie alle, Ihre Angehörigen und Ihre Schüler von Herzen.




ORDENTLICHES ÖFFENTLICHES KONSISTORIUM

ZUR KREIERIUNG NEUER KARDINÄLE


AN DIE NEUEN KARDINÄLE, IHRE ANGEHÖRIGEN UND DIE ZUM KONSISTORIUM ANGEREISTEN GLÄUBIGEN


Aula Paolo VI

152

Montag, 22. November 2010



Meine Herren Kardinäle,
liebe Mitbrüder im Bischofs- und im Priesteramt,
liebe Freunde!

Im Geist und im Herzen von uns allen sind noch die Gedanken und Empfindungen lebendig, die wir gestern und vorgestern aus Anlaß der Kreierung von 24 neuen Kardinälen erlebt haben. Es waren Augenblicke innigen Gebetes und tiefer Gemeinschaft, die wir heute fortsetzen wollen mit einem von Dankbarkeit erfüllten Herzen gegenüber dem Herrn, der uns die Freude geschenkt hat, einen neuen Abschnitt der Kirchengeschichte zu erleben. Deshalb freue ich mich, euch heute zu dieser einfachen und familiären Begegnung zu empfangen und meinen herzlichen Willkommensgruß an die neuen Purpurträger zu richten wie auch an ihre Angehörigen, Freunde und alle, die sie bei diesem feierlichen und wichtigen Anlaß begleiten.

An erster Stelle grüße ich euch, liebe italienische Kardinäle! Ich begrüße Sie, Kardinal Angelo Amato, Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse; ich begrüße Sie, Kardinal Francesco Monterisi, Erzpriester der Päpstlichen Basilika St. Paul vor den Mauern; ich begrüße Sie, Kardinal Fortunato Baldelli, Großpönitentiar; ich begrüße Sie, Kardinal Paolo Sardi, Vize-Camerlengo der Heiligen Römischen Kirche; ich begrüße Sie, Kardinal Mauro Piacenza, Präfekt der Kongregation für den Klerus; ich begrüße Sie, Kardinal Velasio De Paolis, Präsident der Präfektur für die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Heiligen Stuhls; ich begrüße Sie, Kardinal Gianfranco Ravasi, Präsident des Päpstlichen Rats für die Kultur; ich begrüße Sie, Kardinal Paolo Romeo, Erzbischof von Palermo; ich begrüße Sie, Kardinal Elio Sgreccia, den ehemaligen Präsidenten der Päpstlichen Akademie für das Leben; ich begrüße Sie, Kardinal Domenico Bartolucci, den ehemaligen Leiter des Päpstlichen Chores. Liebe und verehrte Brüder, durch euch bereichert die Kirche in Italien das Kardinalskollegium mit zusätzlicher pastoraler Klugheit und apostolischem Eifer. In meinen herzlichen Gruß schließe ich gerne all jene ein, die die Freude dieses Augenblicks mit euch teilen, und fordere sie auf, ihre Unterstützung durch das Gebet zuzusichern, damit ihr für das Evangelium und das ganze Gottesvolk in den jeweiligen Aufgaben treu ausharren könnt.

... auf französisch: Ich richte meinen herzlichen Gruß an die neuen französischsprachigen Kardinäle: den Patriarchen von Alexandrien der Kopten, Kardinal Antonios Naguib; den Präsidenten des Päpstlichen Rats »Cor Unum«, Kardinal Robert Sarah; den Erzbischof von Kinshasa, Kardinal Laurent Monsengwo Pasinya. Mit Freude grüße ich auch ihre Angehörigen und alle, die sie an diesen Festtagen, die wir gerade erlebt haben, begleiten. Liebe Freunde, diese Feierlichkeiten fordern uns auf, unseren Blick auf die Dimensionen der Weltkirche auszuweiten. Ich lade euch ein, für die neuen Kardinäle zu beten, damit sie in Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri fruchtbar für die Einheit und die Heiligkeit des ganzen Volkes Gottes wirken. Seid auch ihr leidenschaftliche Zeugen des Evangeliums, um der Welt die Hoffnung wiederzugeben, die sie braucht, und um überall zum Aufbau des Friedens und der Brüderlichkeit beizutragen.

… auf englisch: Mein herzlicher Gruß gilt auch den englischsprachigen Würdenträgern, die ich zu meiner Freude im Konsistorium am vergangenen Samstag in den Kardinalsrang erhoben habe. Kardinal Raymond Leo Burke, Präfekt des Obersten Gerichtshofs der Apostolischen Signatur; Kardinal Medardo Joseph Mazombwe, emeritierter Erzbischof von Lusaka (Sambia); Kardinal Donald William Wuerl, Erzbischof von Washington (USA) und Kardinal Albert Malcolm Ranjith Patabendige Don, Erzbischof von Colombo (Sri Lanka). Ich heiße auch ihre Angehörigen und Freunde willkommen sowie alle Gläubigen, die sie nach Rom begleitet haben. Das Kardinalskollegium, dessen Ursprünge mit dem antiken Klerus der römischen Kirche verbunden sind, hat den Auftrag, den Nachfolger Petri zu wählen und ihn in Angelegenheiten von größerer Wichtigkeit zu beraten. Ob in den Büros der Römischen Kirche oder in ihrem Amt in den Ortskirchen der ganzen Welt, sind die Kardinäle berufen, in besonderer Weise die Sorge des Papstes für die universale Kirche zu teilen. Die leuchtende Farbe ihrer Gewänder wird traditionell als Zeichen ihrer Verpflichtung gesehen, die Herde Christi auch bis zum Blutvergießen zu verteidigen. Während die neuen Kardinäle die Bürde dieses Amtes annehmen, vertraue ich darauf, daß sie unterstützt werden von eurem beständigen Gebet und eurer Mitarbeit bei ihren Bemühungen, den Leib Christi in Einheit, Heiligkeit und Frieden aufzubauen.

… auf deutsch: Einen besonderen Gruß richte ich an die neuernannten Kardinäle deutscher Sprache. Ich darf mit Kardinal Kurt Koch beginnen, den ich herzlich grüße, ebenso seine Angehörigen, seine Freunde und Gäste aus der Schweiz, vor allem die Vertreter des Bistums Basel, in dem er viele Jahre als Bischof gewirkt hat, sowie die Repräsentanten des Bundesrats und der Kantone. Verbindet euch mit ihm im Gebet und unterstützt ihn so bei seiner wichtigen Aufgabe für die Universalkirche und als Mitarbeiter des Papstes im Dienst an der Einheit der Christen. Mit Freude heiße ich dann Kardinal Reinhard Marx willkommen und mit ihm seine Familie, die Gäste und Pilger aus der Erzdiözese München und Freising, die Herren Weihbischöfe, die Mitarbeiter in den verschiedenen diözesanen Einrichtungen, die Vertreter der Politik und des öffentlichen Lebens wie auch die Gläubigen aus dem Bistum Trier und aus seinem Heimaterzbistum Paderborn. Schließlich grüße ich von Herzen Kardinal Walter Brandmüller mit seinen Angehörigen und Freunden aus Rom, Augsburg und Bamberg. Liebe Freunde, die Kardinäle nehmen in besonderer Weise an der Sorge des Nachfolgers Petri für die weltweite Kirche teil. Zeichen dafür ist das leuchtende Rot des Purpurs, das dahingehend gedeutet wird, daß sie bereit sein sollen, die Herde Christi bis zum Äußersten, bis zur Hingabe ihres Blutes zu schützen und zu verteidigen. Begleitet sie in ihrer Aufgabe mit eurem Gebet und eurem Einsatz für die Kirche.

… auf spanisch: Von Herzen begrüße ich die neuen Kardinäle spanischer Sprache, die von ihren Familien und zahlreichen Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Laien begleitet werden, insbesondere aus Ecuador und Spanien. Die Kirche in Ecuador freut sich über Kardinal Raúl Eduardo Vela Chiriboga, emeritierter Erzbischof von Quito, der mit Eifer und vorbildlicher Hingabe sein Bischofsamt in Guayaquil und Azogues sowie das Amt des Militärbischofs ausgeübt hat. Ebenso ist die pilgernde Kirche in Spanien glücklich über Kardinal José Manuel Estepa Llaurens, den emeritierten Militärerzbischof, der durch seine Teilnahme an der Abfassung des Katechismus der Katholischen Kirche einen wertvollen Dienst geleistet hat. Ich lade euch alle ein, die neuen Mitglieder des Kardinalskollegiums mit eurem Gebet und eurer geistlichen Nähe zu begleiten, damit sie, von einer tiefen Liebe zu Christus bewegt und in enger Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri vereint, weiterhin treu der Kirche dienen.

… auf portugiesisch: Ich begrüße Kardinal Raymundo Damasceno Assis, der hier von ihm nahestehenden Personen umgeben ist, die sich darüber freuen, daß seine Person enger mit der Sendung des Papstes verbunden wird. Eure Gegenwart erinnert mich an die Stunden inniger Freude und großer kirchlicher Hoffnung, die ich in Aparecida während meines unvergeßlichen Besuches in Brasilien erlebt habe. Vor allem an jenem Tag schloß er den ganzen lateinamerikanischen Kontinent und die Karibik ein, da der Episkopat dort in der Gemeinschaft des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe unter dem mütterlichen Blick Mariens um den Nachfolger Petri versammelt war. Heute spreche ich gemeinsam mit euch von neuem dem Kardinalerzbischof von Aparecida mein herzliches Vertrauen aus und bitte Unsere Liebe Frau, euch alle zu beschützen und euch beizustehen, damit sie euren Weg in Gemeinschaft mit eurem Hirten und Freund mit Hoffnung erfüllen möge, um alles in Christus zu erneuern.

153 … auf polnisch: Meine Grüße gelten auch Kardinal Kazimierz Nycz und seinen Gästen. Die Kardinalsernennung verpflichtet nunmehr nicht nur zur Sorge für die Ortskirche, sondern zur Sorge für die Geschicke der universalen Kirche sowie zur engen Mitarbeit mit dem Papst in der Erfüllung seines Petrusamtes. Daher erflehe ich für ihn alle nötigen Gnaden und bitte euch alle, stets um das Licht und die Kraft des Heiligen Geistes - Geist der Weisheit und des Rates - zu beten. Gott segne euch!

... auf italienisch: Liebe und verehrte Brüder, die ihr Mitglieder des Kardinalskollegiums geworden seid! Jedem von euch spreche ich erneut meinen herzlichen Glückwunsch aus. Euer Dienst wird durch die weitere Verpflichtung bereichert, den Nachfolger Petri in seinem universalen Dienst an der Kirche zu unterstützen. Ich vertraue fest auf euch, auf euer Gebet und eure wertvolle Hilfe. Mit brüderlicher Wertschätzung ermutige ich euch, eure geistliche und apostolische Sendung fortzusetzen, die einen wichtigen Punkt erreicht hat. Richtet den Blick fest auf Christus und schöpft aus ihm jede Gnade und geistlichen Trost nach dem leuchtenden Beispiel der heiligen Kardinäle, jener mutigen Diener der Kirche, die im Laufe der Jahrhunderte Gott verherrlicht haben mit der heroischen Übung der Tugenden und der unerschütterlichen Treue zum Evangelium. Auf euch und die Anwesenden rufe ich den mütterlichen Schutz der Jungfrau Maria, Mutter der Kirche, herab sowie der heiligen Märtyrerin Cäcilia, deren Gedenktag wir heute feiern. Die Patronin der Musik und des Gesangs begleite und unterstütze euren Einsatz, in der Kirche aufmerksame Hörer der verschiedenen Stimmen zu sein, um die Einheit der Herzen zu vertiefen. Mit diesen Gedanken erteile ich euch und allen Anwesenden von Herzen einen besonderen Apostolischen Segen.


AN DIE MITGLIEDER DES ITALIENISCHEN VERBANDES KATHOLISCHER WOCHENZEITUNGEN

Sala Clementina

Freitag, 26. November 2010



Liebe Brüder und Schwestern!

Ich freue mich, euch anläßlich der Versammlung des Italienischen Verbandes katholischer Wochenzeitungen zu begegnen. Mein herzlicher Gruß gilt Bischof Mariano Crociata, dem Sekretär der Italienischen Bischofskonferenz, den anwesenden Bischöfen und Priestern sowie Don Giorgio Zucchelli, dem Vorsitzenden des Verbandes, dem ich für die freundlichen Worte danke. Ich begrüße euch alle, Direktoren und Mitarbeiter der 188 katholischen Zeitungen, die im Verband vertreten sind, insbesondere den Direktor der Agentur »Sir« sowie den Direktor der Tageszeitung »Avvenire«. Ich bin dankbar für diese Begegnung, mit der ihr eure Treue zur Kirche und zu ihrem Lehramt zum Ausdruck bringt; ich danke euch auch für eure ständige Unterstützung der Sammlung des »Peterspfennigs« sowie der vom Heiligen Stuhl ins Leben gerufenen und getragenen Wohltätigkeitsinitiativen.

Im Italienischen Verband katholischer Wochenzeitungen sind die Diözesanzeitungen sowie die verschiedenen Presseorgane katholischer Ausrichtung der ganzen italienischen Halbinsel zusammengefaßt. Er ist 1966 entstanden, als Antwort auf die Notwendigkeit, eine Zusammenarbeit zu entwickeln, die ausgerichtet ist auf die Förderung der wertvollen Aufgabe, das Leben, die Tätigkeit und die Lehre der Kirche bekannt zu machen. Durch die Schaffung von Kommunikationswegen zwischen den verschiedenen örtlichen Presseorganen in ganz Italien sollte der Notwendigkeit entsprochen werden, die Zusammenarbeit zu fördern und den verschiedenen intellektuellen und kreativen Kräften einen gewissen organischen Aufbau zu geben, um die Wirkkraft und den Nachdruck der Verkündigung der Botschaft des Evangeliums zu stärken. Das ist die besondere Rolle der Zeitungen katholischer Ausrichtung: die Frohe Botschaft zu verkündigen durch die Berichterstattung über die konkreten Ereignisse, die die christlichen Gemeinschaften betreffen, sowie über die reale Situation, in die sie eingebunden sind. Wie ein wenig Sauerteig, der unter das Mehl gemischt wird, den ganzen Teig durchsäuert, so läßt die Kirche, die in der Gesellschaft gegenwärtig ist, das Wahre, Gute und Schöne in dieser wachsen und heranreifen. Und eure Aufgabe ist es, Rechenschaft abzulegen von dieser Gegenwart, die das wahrhaft Menschliche fördert und festigt und dem Menschen von heute die Botschaft der Wahrheit und der Hoffnung Jesu bringt.

Ihr wißt sehr wohl, daß im Kontext der Postmoderne, in dem wir leben, eine der wichtigsten kulturellen Herausforderungen das Verständnis der Wahrheit betrifft. Die vorherrschende, im Areopag der Medien am stärksten verbreitete Kultur nimmt gegenüber der Wahrheit eine skeptische und relativistische Haltung ein und stellt sie auf eine Ebene mit einfachen Meinungen; infolgedessen hält sie viele »Wahrheiten« gleichermaßen für möglich und rechtmäßig. Aber das Verlangen, das im Herzen des Menschen wohnt, bezeugt die Unmöglichkeit, sich mit Teilwahrheiten zufriedenzugeben. Aus diesem Grund strebt die menschliche Person »nach einer jenseitigen Wahrheit, die in der Lage sein soll, den Sinn des Lebens zu erklären; es handelt sich daher um eine Suche, die nur im Absoluten Antwort finden kann« (Johannes Paul II., Enzyklika Fides et ratio FR 33). Die Wahrheit, nach der der Mensch dürstet, ist eine Person: Jesus, der Herr. In der Begegnung mit dieser Wahrheit, indem wir sie erkennen und lieben, finden wir den wahren Frieden und das wahre Glück. Die Sendung der Kirche besteht darin, die Bedingungen zu schaffen, um diese Begegnung des Menschen mit Christus stattfinden zu lassen. Durch ihre Mitarbeit an dieser Aufgabe sind die Presseorgane aufgerufen, der Wahrheit mutig zu dienen, um der öffentlichen Meinung zu helfen, die Wirklichkeit vom Standpunkt des Evangeliums her zu betrachten und zu verstehen. Es geht darum, die Gründe des Glaubens darzulegen, die als solche jede ideologische Sichtweise übersteigen und in der öffentlichen Debatte ihre volle Daseinsberechtigung haben. Aus dieser Notwendigkeit erwächst euer unablässiges Bemühen, einem Gesichtspunkt Stimme zu geben, der das katholische Denken in allen ethischen und sozialen Fragen widerspiegelt.

Liebe Freunde, die Bedeutung eurer Anwesenheit wird bezeugt durch die flächendeckende Verbreitung der Zeitungen, die ihr vertretet. Diese Verbreitung geschieht durch das Mittel des Druckerzeugnisses, das gerade aufgrund seiner Einfachheit auch weiterhin ein wirkkräftiger Resonanzkörper dessen ist, was innerhalb der verschiedenen diözesanen Wirklichkeiten geschieht. Ich fordere euch daher auf, euren Dienst der Informationen über die Ereignisse, die den Weg der Gemeinschaften prägen, über ihr tägliches Leben und über die vielen von ihnen unternommenen Initiativen im Bereich der Wohlfahrt und der Fürsorge fortzusetzen. Gestaltet auch weiterhin Zeitungen, die den Menschen nahe sind, und versucht, einen echten Dialog zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Kräften zu fördern, seid Übungsorte der Auseinandersetzung und der aufrichtigen Debatte zwischen unterschiedlichen Meinungen. Wenn sie dies tun, übernehmen die katholischen Zeitungen die wichtige Aufgabe der Information und erfüllen gleichzeitig einen unersetzlichen Bildungsauftrag: Sie fördern ein Verständnis der komplexen Wirklichkeit, das dem Evangelium entspricht, ebenso wie die Herausbildung eines kritischen christlichen Gewissens. Damit kommt ihr auch der Aufforderung der Italienischen Bischofskonferenz entgegen, die in den Mittelpunkt des pastoralen Einsatzes der nächsten zehn Jahre die erzieherische Herausforderung gestellt hat, die Notwendigkeit, dem christlichen Volk eine solide und gefestigte Bildung zukommen zu lassen.

Liebe Brüder und Schwestern, jeder Christ wird durch das Sakrament der Taufe zum Tempel des Heiligen Geistes; eingetaucht in den Tod und die Auferstehung des Herrn wird er ihm geweiht und gehört ihm. Um eure wichtige Aufgabe zu erfüllen, müßt auch ihr vor allem eine ständige und tiefe Verbindung mit Christus pflegen; nur die tiefe Gemeinschaft mit ihm wird euch befähigen, dem Menschen von heute das Heil zu verkünden!

Im Fleiß und in der Hingabe an eure tägliche Arbeit sollt ihr euren Glauben bezeugen, das große und unentgeltliche Geschenk der christlichen Berufung. Haltet auch weiterhin an der kirchlichen Gemeinschaft mit euren Hirten fest, um als Direktoren, Redakteure und Geschäftsführer katholischer Wochenzeitungen zusammen mit ihnen an der Evangelisierungssendung der Kirche arbeiten zu können.

154 Bevor ich mich von euch verabschiede, möchte ich euch meines Gebetes für den kürzlich verstorbenen Msgr. Franco Peradotto versichern, den ersten Vorsitzenden des Italienischen Verbandes katholischer Wochenzeitungen und langjährigen Direktor der Turiner Wochenzeitung »Voce del Popolo«. Ich vertraue den Verband und eure Arbeit der himmlischen Fürsprache der Jungfrau Maria und des hl. Franz von Sales an und erteile euch und allen euren Mitarbeitern den Apostolischen Segen.


AN DIE TEILNEHMER DER GENERALVERSAMMLUNG DER UNION DER GENERALOBEREN (USG) UND DER INTERNATIONALEN VEREINIGUNG DER GENERALOBERINNEN (UISG)

Sala Clementina

Freitag, 26. November 2010





Liebe Brüder und Schwestern!

Ich freue mich, euch anläßlich der Halbjahresversammlung der Union der Generaloberen zu begegnen, die ihr in Kontinuität mit der Versammlung vom vergangenen Mai über das Thema des geweihten Lebens in Europa abhaltet. Ich begrüße den Präsidenten, Don Pascual Chávez - dem ich für die Worte danke, die er an mich gerichtet hat -, sowie den Exekutivrat. Ein besonderer Gruß gilt dem Vorstand der Internationalen Vereinigung von Generaloberinnen sowie den zahlreichen Generaloberen. In meinen Gruß schließe ich auch alle eure Mitbrüder und Mitschwestern in aller Welt ein, besonders jene, die leiden, um das Evangelium zu bezeugen. Ich möchte meinen aufrichtigen Dank aussprechen für das, was ihr in der Kirche und mit der Kirche für die Evangelisierung und den Menschen tut.

Ich denke an die zahlreichen pastoralen Tätigkeiten in den Pfarreien, Wallfahrtsorten und Gemeindezentren, für die Katechese und die christliche Unterweisung der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, wobei eure Leidenschaft für Christus und für die Menschheit zum Ausdruck kommt. Ich denke an die große Arbeit im Bereich von Erziehung und Bildung, an den Universitäten und an den Schulen sowie an die zahlreichen sozialen Werke, durch die ihr mit der Liebe Gottes auf die ärmsten Brüder und Schwestern zugeht. Ich denke auch an das Zeugnis eines Lebens nach dem Evangelium in den Missionen »ad gentes«, das oft unter schwierigen Umständen gelebt wird und manchmal mit Risiken verbunden ist. Eure beiden letzten Versammlungen waren darauf ausgerichtet, über die Zukunft des geweihten Lebens in Europa nachzudenken. Das bedeutete, den Sinn eurer Berufung neu zu überdenken. Sie bringt vor allem die Gottsuche mit sich, »quaerere Deum«: Ihr seid Gottsucher aus Berufung. Dieser Suche widmet ihr die besten Kräfte eures Lebens. Vom Nebensächlichen geht ihr über zum Wesentlichen, zu dem, was wirklich wichtig ist; ihr sucht das Endgültige, ihr sucht Gott, ihr haltet den Blick auf ihn gerichtet. Wie die ersten Mönche seid ihr eschatologisch ausgerichtet: Hinter dem Vorläufigen sucht ihr das Bleibende, das Unvergängliche (vgl. Ansprache im Collège des Bernardins, Paris, 12. September 2008).

Ihr sucht Gott in den Mitbrüdern, die er euch gegeben hat, mit denen ihr das Leben und die Sendung teilt. Ihr sucht ihn in den Männern und Frauen unserer Zeit, zu denen ihr gesandt seid, um ihnen durch das Leben und durch das Wort das Geschenk des Evangeliums anzubieten. Ihr sucht ihn besonders in den Armen, den ersten Empfängern der guten Nachricht (vgl. Lc 4,18). Ihr sucht ihn in der Kirche, wo der Herr gegenwärtig ist, vor allem in der Eucharistie und in den anderen Sakramenten, und in seinem Wort, dem Königsweg für die Gottsuche, das uns zum Gespräch mit ihm führt und uns sein wahres Antlitz offenbart. Seid stets leidenschaftliche Sucher und Zeugen Gottes! Die tiefe Erneuerung des geweihten Lebens geht von der Zentralität des Wortes Gottes und noch konkreter vom Evangelium aus, der obersten Regel für euch alle, wie das Zweite Vatikanische Konzil im Dekret Perfectae caritatis sagt (vgl. PC 2) und wie eure Ordensgründer sehr wohl verstanden haben: Das geweihte Leben ist ein Baum mit vielen Zweigen, der seine Wurzeln in das Evangelium senkt. Das zeigt die Geschichte eurer Institute, in denen der feste Wille, die Botschaft Christi zu leben und das eigene Leben daran auszurichten, das grundlegende Kriterium für die Berufungsentscheidung und eure persönliche und gemeinschaftliche Entscheidungsfindung war und bleiben wird. Das täglich gelebte Evangelium ist das Element, das dem geweihten Leben Anziehungskraft und Schönheit verleiht und euch vor der Welt als verläßliche Alternative ausweist. Das braucht die gegenwärtige Gesellschaft, das erwartet die Kirche von euch: lebendiges Evangelium zu sein. Ein weiterer grundlegender Aspekt des geweihten Lebens, den ich hervorheben möchte, ist die Brüderlichkeit: »confessio Trinitatis« (vgl. Johannes Paul II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Vita consecrata VC 41) und Gleichnis der Kirche als Gemeinschaft.

Durch sie gebt ihr Zeugnis von eurer Weihe. Das brüderliche Leben ist einer der Aspekte, die die jungen Menschen am meisten suchen, wenn sie sich eurer Lebensweise annähern; es ist ein wichtiges prophetisches Element, das ihr in einer stark individualistischen Gesellschaft anbietet. Ich weiß um eure Bemühungen in diesem Bereich, ebenso wie um die Schwierigkeiten, die das Gemeinschaftsleben mit sich bringt. Es bedarf einer ernsthaften und unablässigen Entscheidungsfindung, um zu hören, was der Geist der Gemeinschaft sagt (vgl. Ap 2,7), um zu erkennen, was vom Herrn kommt und was ihm entgegensteht (vgl. Vita consecrata VC 73). Ohne die vom Gebet und vom Nachdenken begleitete Unterscheidung läuft das geweihte Leben Gefahr, sich den Maßstäben dieser Welt anzupassen: dem Individualismus, dem Konsumdenken, dem Materialismus.

Diese Maßstäbe schwächen die Brüderlichkeit und nehmen dem geweihten Leben Anziehungskraft und Nachdruck. Seid Lehrer der Unterscheidungsgabe, damit eure Mitbrüder und Mitschwestern diesen »habitus« annehmen und eure Gemeinschaften ein beredtes Zeichen für die Welt von heute seien. Ihr, die ihr den Dienst der Autorität ausübt und Aufgaben im Bereich der Leitung und der Zukunftsplanung eurer Ordensinstitute wahrnehmt, sollt stets daran denken, daß ein wichtiger Teil der Gestaltung des geistlichen Lebens und der Leitung die gemeinsame Suche nach den Mitteln zur Förderung der Gemeinschaft, der Kommunikation untereinander, der Wärme und der Wahrheit in den gegenseitigen Beziehungen ist. Ein letztes Element, das ich hervorheben möchte, ist das Missionarische. Die Mission ist die Seinsweise der Kirche und in ihr des geweihten Lebens; sie ist Teil eurer Identität; sie spornt euch an, allen das Evangelium zu bringen, ohne Grenzen. Die Mission, unterstützt von einer starken Gotteserfahrung, von einer soliden Ausbildung und vom brüderlichen Leben in Gemeinschaft, ist ein Schlüssel, um das geweihte Leben zu verstehen und neu zu beleben. Geht also und macht euch in kreativer Treue die Herausforderung der Neuevangelisierung zu eigen. Erneuert eure Anwesenheit auf den Areopagen von heute, um wie der hl. Paulus in Athen den »unbekannten« Gott zu verkünden (vgl. Ansprache im Collège des Bernardins).

Liebe Generalobere, nicht wenige Institute erfahren derzeit einen zahlenmäßigen Rückgang, besonders in Europa. Die Schwierigkeiten dürfen uns jedoch nicht vergessen lassen, daß das geweihte Leben seinen Ursprung im Herrn hat: Es ist von ihm gewollt für die Auferbauung und die Heiligkeit seiner Kirche, und daher wird es der Kirche niemals vorenthalten werden. Ich ermutige euch, im Glauben und in der Hoffnung euren Weg zu gehen und bitte euch um einen erneuerten Einsatz in der Berufungspastoral sowie in der anfänglichen Ausbildung und ständigen Weiterbildung.

Ich vertraue euch der allerseligsten Jungfrau Maria und euren heiligen Gründern und Patronen an und erteile euch von Herzen meinen Apostolischen Segen, in den ich eure Ordensfamilien mit einschließe.




ANSPRACHE VON PAPST BENEDIKT XVI.

AN HERRN HIDEKAZU YAMAGUCHI,

NEUER BOTSCHAFTER JAPANS BEIM HEILIGEN STUHL


155
Samstag, 27. November 2010




Exzellenz!

Ich freue mich, Sie anläßlich der Überreichung des Beglaubigungsschreibens zu empfangen, durch das Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter Japans beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Ich danke Ihnen für die freundlichen Grüße, die Sie mir im Namen Seiner Majestät des Kaisers ausgesprochen haben. Im Gegenzug möchte ich Sie bitten, ihm meine herzlichen Wünsche zu übermitteln und ihn meines Gebets für seine Gesundheit und die der Mitglieder der kaiserlichen Familie zu versichern. Gerne möchte ich auch der Regierung und der ganzen japanischen Bevölkerung meinen Gruß aussprechen. Der Heilige Stuhl ist froh über die ausgezeichneten Beziehungen, die er immer zu Ihrem Land unterhalten hat, seitdem diese Beziehungen vor fast 60 Jahren aufgenommen wurden. Sie waren stets durch Herzlichkeit und gegenseitiges Verständnis geprägt. Durch Ihre Exzellenz möchte ich Seiner kaiserlichen Majestät sowie der Regierung versichern, daß der Heilige Stuhl sich bemühen wird, diese Beziehungen weiterzuführen und zu verstärken.

Japan ist seit seinem Eintritt in die Vereinten Nationen ein wichtiger Akteur auf der regionalen und internationalen Bühne und hat auf entscheidende Weise zum Ausbau des Friedens, der Demokratie und der Menschenrechte im Fernen Osten und weit darüber hinaus beigetragen, vor allem in den Entwicklungsländern. Der Heilige Stuhl hat durch seine in diesen Staaten vorhandenen diplomatischen Missionen die von Ihrem Land für die Entwicklung bewilligten Finanzierungshilfen sowie weitere Hilfsmaßnahmen erfreut zur Kenntnis genommen. Sie wirken sich unmittelbar auf die Begünstigten aus, das ist richtig, doch sie stellen sicherlich auch eine wesentliche Grundlage dar für die Errichtung eines dauerhaften Friedens und des Wohlstands in der Gemeinschaft der Nationen der Welt.

Indem Sie so, durch die internationale Zusammenarbeit, zum Aufbau der Einheit der Menschheitsfamilie beitragen, helfen Sie, eine Weltwirtschaft zu errichten, in der jeder den ihm angemessenen Platz einnehmen und wie nie zuvor von den weltweiten Ressourcen profitieren kann. Erlauben Sie mir, Ihre Regierung zu ermutigen, ihre Politik der Zusammenarbeit für die Entwicklung fortzusetzen, vor allem in den Bereichen, die die Ärmsten und Schwächsten betreffen. Dieses Jahr wird geprägt durch den 65. Jahrestag des tragischen Atombombenabwurfs auf die Bevölkerung von Hiroshima und Nagasaki.

Die Erinnerung an diese düstere Episode in der Geschichte der Menschheit wird jedes Jahr schmerzlicher, in dem Maße, in dem die direkten Zeugen dieses entsetzlichen Ereignisses allmählich immer weniger werden. Diese Tragödie ruft uns eindringlich in Erinnerung, wie notwendig es ist, uns weiterhin beharrlich für die Nichtverbreitung von Atomwaffen und für die Abrüstung einzusetzen. Atomwaffen verursachen weiterhin große Besorgnis. Ihr Besitz und die Gefahr ihres möglichen Einsatzes rufen Spannungen und Mißtrauen in vielen Teilen der Welt hervor. Ihr Land, Herr Botschafter, muß als Vorbild angeführt werden für seine ständige Unterstützung bei der Suche nach politischen Lösungen, die nicht nur erlauben, die Verbreitung von Nuklearwaffen zu verhindern, sondern auch vermeiden, daß der Krieg als ein Weg zur Lösung von Konflikten zwischen Nationen und Völkern betrachtet wird. Der Heilige Stuhl, der mit Japan das Anliegen einer Welt ohne Atomwaffen teilt, ermutigt alle Nationen, geduldig die wirtschaftlichen und politischen Verbindungen des Friedens zu knüpfen, die sich wie ein Bollwerk gegen jeden Vorwand erheben, zu den Waffen zu greifen, und die es erlauben, die ganzheitliche menschliche Entwicklung aller Völker zu fördern (vgl. Generalaudienz, 5. Mai 2010). Ein Teil der Mittel, die für Waffen bewilligt werden, könnte stattdessen Projekten der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung, der Bildung und der Gesundheit zugeführt werden. Dies würde zweifellos zur inneren Stabilität der Länder und zur Stabilität zwischen den Völkern beitragen (vgl. Caritas in veritate ).

In diesen Zeiten der Instabilität der Märkte und der Beschäftigung bleibt also die Notwendigkeit, sichere Finanzierungshilfen für die Entwicklung zu finden, eine ständige Sorge. Von den mit der derzeitigen globalen Rezession verbundenen Schwierigkeiten ist kein Land verschont geblieben. Dennoch bleibt Japans Rolle in der internationalen Wirtschaft sehr wichtig und aufgrund der zunehmenden Globalisierung des Handelssystems und der Kapitalbewegungen - die eine Realität darstellt - werden sich die von Ihrer Regierung getroffenen Entscheidungen weiterhin weit über die Landesgrenzen hinaus auswirken. Mögen die Völker guten Willens in der derzeitigen internationalen Wirtschaftskrise einen »Anlaß zu Unterscheidung und neuer Planung« sehen (Caritas in veritate, ), einer Planung, die sich durch die Liebe in der Wahrheit, durch Solidarität und durch den Einsatz zugunsten einer ethisch ausgerichteten Wirtschaft auszeichnet (vgl. ebd., 36).

Ihr Land, Exzellenz, genießt seit vielen Jahren Gewissensfreiheit und die Freiheit der Religionsausübung, so daß die katholische Kirche in Japan die Möglichkeit hat, in Frieden und Brüderlichkeit mit allen zu leben. Ihren Mitgliedern steht es nicht nur frei, sich in der japanischen Kultur und Gesellschaft zu engagieren, sondern sie können im heutigen Japan vor allem durch ihre Universitäten, Schulen, Krankenhäuser und karitativen Einrichtungen, die sie gerne in den Dienst der gesamten Gemeinschaft stellen, eine wichtige und aktive Rolle spielen. In letzter Zeit haben sich diese Institutionen auch um die Bedürfnisse der Migranten gekümmert, die nach Japan gekommen sind und deren Situation sicherlich kluge Umsicht und wirksame Hilfe seitens der gesamten Gesellschaft erfordert.

Darüber hinaus möchte ich hervorheben, daß die Mitglieder der katholischen Kirche in Japan seit langem einen offenen und respektvollen Dialog mit den anderen Religionen führen, insbesondere solchen, die in Ihrem Land verwurzelt sind. Die Kirche hat stets die Achtung vor der menschlichen Person in ihrer Integrität und ihrer spirituellen Dimension gefördert, als ein wesentliches, allen Kulturen gemeinsames Element, das in der persönlichen Suche nach dem Heiligen und in der religiösen Praxis zum Ausdruck kommt. »Gott ist der Garant der wahren Entwicklung des Menschen, denn da er ihn nach seinem Bild geschaffen hat, begründet er auch seine transzendente Würde und nährt sein Grundverlangen, ›mehr zu sein‹« (ebd., 29). Ich möchte das japanische Volk des hohen Respekts versichern, mit dem die katholische Kirche den interreligiösen Dialog führt und ihn dafür einsetzt, das gegenseitige Vertrauen sowie Verständnis und Freundschaft im Interesse der gesamten Menschheitsfamilie zu fördern.

Erlauben Sie mir schließlich, Herr Botschafter, Ihnen für den Erfolg Ihrer Mission meine besten Wünsche auszusprechen und Sie meines Gebetes zu versichern wie auch der bereitwilligen Unterstützung der verschiedenen Ämter der Römischen Kurie bei der Ausübung Ihrer Aufgaben. Für Ihre Exzellenz, Ihre Familie und die Bevölkerung in Japan erbitte ich von Herzen Gottes reichen Segen.


ANSPRACHE 2010 151