Benedikt XVI Predigten 35

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AN HERRN DOMINGOS DIAS PEREIRA MASCARENHAS,

NEUER BOTSCHAFTER VON KAP VERDE Clementina-Saal

Donnerstag, 18. Mai 2006





Herr Botschafter!

Mit Freude empfange ich Eure Exzellenz anläßlich der Übergabe des Beglaubigungsschreibens, das Sie als außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafter von Kap Verde beim Heiligen Stuhl akkreditiert. Ich danke Ihnen für die freundlichen Worte, die Sie soeben an mich gerichtet haben, und für die Grüße von seiten des Präsidenten der Republik, Seiner Exzellenz Pedro Verona Rodrigues Pires. Ich möchte Sie meinerseits bitten, ihm im Gegenzug meine aufrichtigen Wünsche des Segens und des Wohlergehens für seine Person und für die Gesamtheit des kapverdischen Volkes zu übermitteln.

Wie Sie in Ihrer Ansprache betonten, ist die Kirche auf den Kapverdischen Inseln bereits seit mehreren Jahrhunderten anwesend; dies hat den christlichen Glauben zu einem wesentlichen Bestandteil der Kultur und des geistlichen Erbes der Bevölkerung gemacht. Auch ist es wichtig, daß die Beziehungen zwischen Kirche und Staat sich harmonisch und mit Achtung ihrer Unabhängigkeit voneinander entwickeln, denn sie stehen alle beide – wenn auch auf unterschiedlichen Ebenen – im Dienst der persönlichen und gesellschaftlichen Berufung derselben Personen, auf der Suche nach dem Gemeinwohl.

Wie Sie wissen, Herr Botschafter, möchte die katholische Kirche zur ganzheitlichen Entwicklung der Völker beitragen. In der Tat muß die Armut, in der so viele Männer und Frauen leben, an das menschliche Gewissen appellieren. Sie stellt alle vor das dramatische Problem der Gerechtigkeit.

Unterentwicklung ist keine Fügung des Schicksals. Man muß ihr entschlossen und beharrlich entgegentreten, denn die Entwicklung ist, wie das Lehramt der Kirche oft in Erinnerung gerufen hat, nicht nur ein dringender Wunsch, sondern ein Recht: »Die Zusammenarbeit für die Entwicklung des ganzen Menschen und jedes Menschen ist ja eine Pflicht aller gegenüber allen« (Enzyklika Sollicitudo Rei Socialis SRS 32).

Daher ist es notwendig, daß eine echte Solidarität gerechtere Beziehungen zwischen den Nationen sowie ihre menschliche und geistliche Entwicklung fördert. Solidarität muß nämlich nicht nur innerhalb der Gesellschaft geübt werden, sondern auch zwischen den Völkern, denn um einen Raum zu schaffen für Frieden und Stabilität, der wirtschaftliches Wachstum und politisches Gleichgewicht zuläßt, ist die vertrauensvolle und mutige Zusammenarbeit unerläßlich.

Daher wünsche ich von Herzen, daß die internationale Solidarität, vor allem zugunsten von Afrika, einen neuen Aufschwung erleben möge, damit dieser so schwer geprüfte Kontinent mit Entschiedenheit den Weg der ganzheitlichen Entwicklung, der Versöhnung und des Friedens einschlagen kann.

Außerdem tragen die vielfältigen Schwierigkeiten, die der afrikanische Kontinent kennt, dazu bei, das Phänomen der Migration auszuweiten und die sich daraus ergebenden schwerwiegenden Probleme zu verschärfen. Wie Sie, Herr Botschafter, soeben hervorgehoben haben, wurde eine beachtliche Zahl von Kapverdiern auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen in die Emigration gedrängt.

Gewiß, die Einwanderungsländer haben die Pflicht, die Immigranten brüderlich aufzunehmen und Gesetze zu erlassen, die ihre würdevolle Eingliederung in die Gesellschaft fördern, unter gleichzeitiger Achtung ihrer rechtmäßigen Identität.

Aber es ist ebenso notwendig, die sozio-ökonomischen Ungleichheiten und die Gefahren einer ungeregelten Globalisierung in Betracht zu ziehen, ebenso wie Situationen der Gewalt oder Verletzungen der Menschenrechte, die wichtige Migrationsfaktoren sind. Die internationale Solidarität sollte es jedem Menschen erlauben, im eigenen Land in Würde zu leben und die vom Schöpfer empfangenen Gaben zur Anwendung zu bringen.

Durch Ihre Vermittlung, Herr Botschafter, möchte ich meinen herzlichen Gruß auch an die Bischöfe Ihres Landes und an die gesamte katholische Gemeinschaft richten. Die jüngst erfolgte Errichtung der Diözese Mindelo ist ein Zeichen ihrer Lebendigkeit.

Den Katholiken wünsche ich also, ihr Engagement zusammen mit allen ihren Mitbürgern mutig fortzusetzen, um eine immer gerechtere und brüderlichere Gesellschaft aufzubauen.

In diesem Augenblick, in dem Eure Exzellenz Ihre Sendung beim Heiligen Stuhl beginnen, spreche ich Ihnen meine besten Wünsche aus für die edle Aufgabe, die Sie erwartet. Bei meinen Mitarbeitern werden Sie stets das aufmerksame Entgegenkommen und das freundliche Verständnis finden, dessen Sie bedürfen.

Auf Eure Exzellenz, auf Ihre Familie, Ihre Mitarbeiter, das kapverdische Volk und seine Regierenden rufe ich von ganzem Herzen den reichen Segen des Allerhöchsten herab.

AN DEN NEUEN BOTSCHAFTER DER REPUBLIK MOLDAWIEN BEIM HL. STUHL, HERRN VALERIU BOBUTAC Clementina-Saal

Donnerstag, 18. Mai 2006

Herr Botschafter!


Mit Freude heiße ich Sie im Vatikan willkommen und nehme das Beglaubigungsschreiben entgegen, mit dem Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Republik Moldawien beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Ich danke Ihnen für Ihre Worte und die Grüße, die Sie mir von Präsident Wladimir Woronin überbracht haben. Bitte übermitteln Sie ihm meine aufrichtigen guten Wünsche und versichern Sie ihn meines beständigen Gebets für das Wohl Ihrer Nation.

Die diplomatischen Beziehungen zu Ihrem Land, die aufgenommen wurden kurz nachdem Moldawien im Jahr 1991 die Unabhängigkeit erlangt hatte, schätzt der Heilige Stuhl sehr hoch und freut sich, in Zukunft weiterhin auf die herzlichen Beziehungen zu bauen, die sich seit jener Zeit entwickelt haben. Eingedenk der Herausforderungen, die die Verwirklichung eines reibungslosen Übergangs zur Demokratie und die Etablierung des erst seit kurzer Zeit unabhängigen Staates innerhalb der internationalen Gemeinschaft mit sich bringen, bietet der Heilige Stuhl weiterhin jede in seinen Möglichkeiten stehende Unterstützung an. Obwohl die Katholiken nur einen kleinen Teil der Bevölkerung ausmachen, sind sie doch stolz auf das reiche kulturelle Erbe ihrer Heimat und bemüht, ihren Teil zum Leben der Nation beizutragen, insbesondere im Bereich des Sozialwesens. Es sollte betont werden, daß eine solche Aktivität dem Wesen und der Mission der Kirche entspringt, die die Verpflichtung einschließen, die Würde der menschlichen Person zu fördern und jenen beizustehen, die in irgendeiner Form Not leiden. Die Kirche setzt sich für die volle Achtung der Gewissensfreiheit ein und bestärkt daher die Regierungen, Schritte zu unternehmen, um diese wertvolle Freiheit all ihren Bürgern zu garantieren. Höchst erfreulich ist die Zusicherung, die Sie in Verbindung mit der Haltung Ihrer eigenen Regierung in bezug auf diese Frage geben. Durch Sie, Herr Botschafter, möchte ich die gesamte Bevölkerung Moldawiens grüßen, insbesondere die katholische Gemeinschaft unter der Führung des Bischofs von Chisinau, Anton Cosa.

Angesichts ihrer Sorge für Frieden und Gerechtigkeit liegt der Kirche natürlich die Debatte über den Status der Dnjestr-Region sehr am Herzen. Während ich mir der Vielschichtigkeit der Frage bewußt bin, möchte ich Ihre Regierung dringend bitten, sich weiterhin um eine friedliche Lösung zu bemühen und mit den Einrichtungen der Europäischen Union, dem Europarat und anderen internationalen Organisationen zusammenzuarbeiten, um die Kontroverse zu beenden. Möge Ihr Land weiterhin Fortschritte machen auf dem Weg zum edlen Ziel des Friedens, das der tiefsten Sehnsucht und der Hoffnung aller Menschen entspricht.

Das von Ihrer Regierung gezeigte Interesse an einem Dialog mit allen europäischen Staaten begrüßt der Heilige Stuhl als ein Zeichen der Hoffnung für den Kontinent. Zu lange hat Moldawien unter dem Zwang der totalitären Utopie einer »Gerechtigkeit ohne Freiheit« gelitten. Der Westen hingegen ist weiterhin der Gefahr einer anderen Utopie ausgesetzt, der Utopie der »Freiheit ohne Wahrheit«, die mit einer falschen Auffassung von »Toleranz« einhergeht. Wenn dem Gemeinwohl der Bürger Europas wirklich gedient werden soll, müssen vor allem diese beiden gefährlichen einseitigen Sichtweisen vermieden und muß jene wahre Freiheit neu entdeckt werden, die von unserem gemeinsamen Erbe des Glaubens an Jesus Christus ausgeht, der in seiner Kirche lebt, Quelle der Hoffnung für Europa (vgl. Ecclesia in Europa, 98). Die Stimme und die Erfahrung Ihres Volkes muß in der europäischen Debatte Gehör finden, damit aus den jüngsten Erfahrungen gelernt werden kann. So kann eine bessere Zukunft aufgebaut werden, die auf der Verpflichtung zur Wahrheit gründet, und das ist, wie ich in meiner Ansprache an das Diplomatische Korps am Anfang dieses Jahres (9. Januar 2006) betont habe, die Seele der Gerechtigkeit. Das ist es, was dem Recht auf Freiheit das Fundament gibt, ihm Kraft verleiht und den Weg zu Vergebung und Versöhnung öffnet (vgl. Ansprache an das Diplomatische Korps; in O.R. dt., Nr. 3, 20.1.2006, S. 7).

Exzellenz, ich bin zuversichtlich, daß die diplomatische Mission, die Sie heute beginnen, die guten Beziehungen zwischen der Republik Moldawien und dem Heiligen Stuhl festigen wird. Mit meinen besten Wünschen für die kommenden Jahre möchte ich Ihnen versichern, daß die verschiedenen Einrichtungen der Römischen Kurie Ihnen bei der Erfüllung Ihrer Aufgaben gerne Hilfe und Unterstützung leisten werden. Auf Sie, Ihre Familie und das ganze Volk Moldawiens rufe ich von Herzen Gottes reichen Segen herab.

AN FRAU ANNE MAREE PLUNKETT,

NEUE BOTSCHAFTERIN AUSTRALIENS BEIM HL. STUHL


Clementina-Saal

Donnerstag, 18. Mai 2006


Exzellenz!

Mit Freude heiße ich Sie willkommen und nehme das Beglaubigungsschreiben entgegen, mit dem Sie als außerordentliche und bevollmächtigte Botschafterin von Australien beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Ich danke Ihnen für die Grüße, die Sie im Namen des Generalgouverneurs, der Regierung und der Bevölkerung Australiens überbringen. Bitte übermitteln Sie ihnen meine aufrichtige Dankbarkeit und versichern Sie sie meines Gebets für das Wohl der Nation.

Das entschlossene Eintreten des Heiligen Stuhls für die Förderung des Friedens steht im Mittelpunkt seiner diplomatischen Aktivität. Mit fester Überzeugung und im Geist des Dienens erinnert er alle Menschen daran, daß Frieden nur dann authentisch und dauerhaft sein kann, wenn er auf das Fundament der Wahrheit über Gott und den Menschen gegründet ist. Folglich kann die unauslöschliche Sehnsucht nach Frieden im Herzen jedes Menschen – ungeachtet seiner kulturellen Identität – nur dann gestillt werden, wenn der Friede als Frucht einer Ordnung verstanden wird, die die Liebe Gottes geplant und gewollt hat, die ihr göttlicher Gründer selbst in die menschliche Gesellschaft eingestiftet hat und die von der Menschheit in ihrem Streben nach stets vollkommenerer Gerechtigkeit geachtet wird (vgl. Botschaft zum Weltfriedenstag 2006, 3).

Exzellenz, zu Recht haben Sie darauf hingewiesen, daß der praktische Einsatz für die Gewährleistung des Grundsatzes der Gerechtigkeit und für die Förderung des Friedens ein sehr bekannter und anerkannter Wesenszug Ihres Volkes ist. Konkreten Ausdruck findet dies in seiner führenden Rolle bei Einsätzen zur Friedenssicherung, in der großzügigen Unterstützung von Hilfsaktionen und der Bereitschaft, einen Beitrag zu leisten zu den Anforderungen internationaler Stabilität und Sicherheit, die für den weltweiten sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt notwendig sind. Der Einsatz Australiens auf den Salomoninseln, in Osttimor und Afghanistan wird in der internationalen Gemeinschaft sehr geschätzt und ist ein edles Zeugnis für die Wahrheit, daß alle Menschen ein und derselben menschlichen Familie angehören, ihre wesenhafte und gemeinsame Würde von Gott empfangen und fähig sind, über jede gesellschaftliche und kulturelle Grenze hinauszugehen (vgl. Centesimus Annus CA 38).

Dem lobenswerten Entschluß, sich auf internationaler Ebene für den Frieden einzusetzen, muß dieselbe Entschiedenheit entsprechen, auf lokaler Ebene Gerechtigkeit zu erreichen. Ich weiß, daß Ihre Regierung stets den Fragen Aufmerksamkeit geschenkt hat, die die Aufnahme von Flüchtlingen betreffen, um zu gewährleisten, daß humanitäre Aspekte in die Flüchtlings- und Asylpolitik eingebracht und gebührend überwacht werden. Im Hinblick auf die Ureinwohner Ihres Landes muß noch viel getan werden. Ihre soziale Situation verursacht großes Leid. Sie und die Regierung möchte ich daher ermutigen, sich auch weiterhin in mitfühlender Anteilnahme und mit Entschlossenheit den grundlegenden Ursachen ihrer Notlage zuzuwenden. Die Verpflichtung zur Wahrheit öffnet den Weg zu dauerhafter Versöhnung durch den heilenden Prozeß des Bittens um Vergebung und des Gewährens von Vergebung – zwei unerläßliche Elemente für den Frieden. Unser Gedächtnis wird dadurch gereinigt, das Herz beruhigt und unsere Zukunft erfüllt von der berechtigten Hoffnung auf den Frieden, der aus der Wahrheit kommt (vgl. Ansprache an das beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomatische Korps, 9. Januar 2006).

Exzellenz, während ich Sie im Vatikan willkommen heiße, denke ich mit Freude an meinen bevorstehenden Besuch in Sydney, der, so Gott will, im Rahmen des Weltjugendtags 2008 stattfinden wird. In diesem Zusammenhang möchte ich der Bevölkerung Australiens und insbesondere dem Premierminister und der Regierung für die große Freude danken, mit der sie diesen Besuch begrüßt haben, sowie für die bereits erfolgte konkrete Unterstützung seiner Organisation.

Der Weltjugendtag ist mehr als nur ein Ereignis, er ist eine Zeit tiefer kirchlicher Erneuerung, vor allem unter den Jugendlichen, deren Früchte der ganzen Gesellschaft Ihres Landes zugute kommen werden. In Ländern wie dem Ihren, wo der besorgniserregende Prozeß der Säkularisierung weit fortgeschritten ist, kommen viele junge Menschen selbst zu dem Bewußtsein, daß es die transzendente Ordnung ist, die das ganze Leben auf dem Weg der wahren Freiheit und des echten Glückes leitet. Gegen die Zeitströmung des moralischen Relativismus, der nichts als definitiv erachtet und den Menschen in einem vergeblichen und unersättlichen Trachten nach Neuem gefangenhält, entdeckt die junge Generation das erfüllende Streben nach dem Guten und Wahren. Hierzu erwartet sie sowohl von kirchlichen wie auch von zivilen Verantwortungsträgern, daß sie jede Finsternis vertreiben, die den Sinn für Gott verdunkelt, und das Licht der Wahrheit leuchten lassen, um so dem ganzen Leben Sinn und jedem die Möglichkeit zu geben, Freude und Zufriedenheit zu finden.

Gerade diese Achtung der transzendenten Ordnung hat die Australier dazu geführt, die grundlegende Bedeutung der Ehe und eines festgefügten Familienlebens im Herzen der Gesellschaft zu erkennen und von den politischen und gesellschaftlichen Kräften – einschließlich den Medien und der Unterhaltungsindustrie – zu erwarten, daß sie den unersetzlichen Wert der Familie erkennen, unterstützen und bewahren. Die Australier sehen deutlich, daß gewisse Pseudo- »Ehen« den Plan des Schöpfers entstellen und die Wahrheit unserer menschlichen Natur untergraben, da sie eine falsche Auffassung von Freiheit mit der wahren Freiheit verwechseln, der Entscheidung für das endgültige Geschenk des ewigen »Ja«-Wortes, das die Eheleute einander geben. Daher bestärke ich die Bevölkerung Australiens, sich weiterhin der Herausforderung zu stellen und einen Lebensstil zu prägen, der sowohl auf individueller als auch auf gemeinschaftlicher Ebene dem Liebesplan Gottes für die ganze Menschheit entspricht.

Die katholische Kirche in Australien wird ihrerseits die Ehe und das Familienleben weiterhin unterstützen und die christlichen Grundlagen des zivilen Lebens aufrechterhalten. Vor allem durch ihre Schulen bemüht sie sich intensiv um die geistliche und intellektuelle Bildung der Jugend. Ihr karitatives Apostolat erstreckt sich ferner auf die Gemeinschaften der Einwanderer wie auch auf jene, die am Rand der Gesellschaft leben. Durch ihre Sendung des Dienstes wird sie eine hochherzige Antwort geben auf neu entstehende soziale Herausforderungen.

Exzellenz, zweifellos wird Ihre Ernennung die zwischen Australien und dem Heiligen Stuhl bereits bestehenden Bande der Freundschaft weiter festigen. Wenn Sie nun Ihre neue Verantwortung übernehmen, werden die verschiedenen Einrichtungen der Römischen Kurie Ihnen bereitwillig bei der Erfüllung Ihrer Aufgabe zur Seite stehen. Auf Sie, Ihre Familie und Ihre Mitbürger rufe ich den reichen Segen des allmächtigen Gottes herab.

AN DIE TEILNEHMER DER 56. VOLLVERSAMMLUNG

DER ITALIENISCHEN BISCHOFSKONFERENZ Synodenaula

Donnerstag, 18. Mai 2006



Liebe italienische Mitbrüder im Bischofsamt!

Es ist mir wirklich eine Freude, euch allen, die ihr zu eurer Vollversammlung zusammengekommen seid, an diesem Morgen zu begegnen. Ich grüße euren Präsidenten, Kardinal Camillo Ruini, und danke ihm für die herzlichen Worte, die er als Ausdruck der gemeinsamen Empfindungen an mich gerichtet hat. Ich grüße die drei Vizepräsidenten, den Generalsekretär und jeden von euch, indem ich euch meinerseits die Zuneigung meines Herzens und die Freude über unsere Gemeinschaft zum Ausdruck bringe.

Das Hauptthema eurer Versammlung betrifft das Leben und den Dienst der Priester im Hinblick auf eine Kirche, die immer mehr ihrem grundlegenden Evangelisierungsauftrag folgt. So setzt ihr das Werk fort, das ihr in der Versammlung vom November vergangenen Jahres in Assisi begonnen habt, in der eure Aufmerksamkeit den Priesterseminaren und der Ausbildung zum priesterlichen Dienstamt galt. Für uns Bischöfe ist es tatsächlich eine Hauptaufgabe, unseren Priestern stets nahe zu sein, die durch das Sakrament der Weihe am apostolischen Dienst teilhaben, den der Herr uns aufgetragen hat. Es ist vor allem notwendig, eine sorgfältige Auswahl der Priesteramtskandidaten zu treffen durch die Prüfung der persönlichen Voraussetzungen für die Übernahme der Pflichten, die mit dem zukünftigen Amt verbunden sind. Wichtig ist auch, ihre Ausbildung zu pflegen, nicht nur in den Jahren des Priesterseminars, sondern auch in den nachfolgenden Lebensabschnitten; ihr materielles und geistliches Wohl zu einem wirklichen Anliegen zu machen; unsere Vaterschaft ihnen gegenüber im brüderlichen Geist auszuüben; sie in den Mühen des Amtes, im Krankheitsfall und im Alter sowie in den unvermeidlichen Prüfungen des Lebens nie allein zu lassen. Liebe bischöfliche Mitbrüder, je näher wir unseren Priestern stehen, um so mehr Zuneigung und Vertrauen werden sie uns schenken; sie werden unsere persönlichen Grenzen entschuldigen, unser Wort aufnehmen und sich mit uns in den Freuden und in den Schwierigkeiten des Amtes solidarisch fühlen.

Im Mittelpunkt unserer Beziehung zu den Priestern sowie unseres und ihres Lebens steht ganz klar die Beziehung zu Christus, die tiefe Einheit mit ihm, die Teilhabe an der Sendung, die er vom Vater erhalten hat. Das Geheimnis unseres Priestertums besteht in der Identifizierung mit ihm, kraft der wir schwache und arme Menschen durch das Sakrament der Weihe »in persona Christi capitis« sprechen und handeln können. Unser ganzer Lebensweg als Priester kann nur auf dieses Ziel ausgerichtet sein: daß wir dem Geschenk und Geheimnis, das wir empfangen haben, in der Wirklichkeit des Daseins und im täglichen Verhalten Gestalt verleihen. Auf diesem Weg sollen uns die Worte Jesu leiten und stärken: »Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe« (Jn 15,15). Der Herr gibt sich in unsere Hände, er übergibt uns sein tiefstes persönliches Geheimnis, er will uns Anteil an seiner Heilsmacht geben. Das erfordert natürlich, daß wir unsererseits wirklich Freunde des Herrn sind, daß wir so gesinnt sind, wie er gesinnt war, daß unser Wille seinem Willen entspricht (vgl. Phil Ph 2,5), und das ist ein Weg, den wir jeden Tag gehen müssen.

Die Perspektive der Freundschaft, vor die Jesus uns stellt, umfaßt die ganze Menschheit. Denn er will für alle der Gute Hirt sein, der sein Leben hingibt (vgl. Joh Jn 10,11), und das betont er besonders in der Rede vom Guten Hirten, der gekommen ist, um alle zusammenzuführen, nicht nur das auserwählte Volk, sondern alle Kinder Gottes, die in der Zerstreuung leben. Deshalb kann auch unsere Hirtensorge nur universal sein. Sicher müssen wir uns vor allem um diejenigen kümmern, die wie wir mit der Kirche glauben und leben – es ist auch in dieser Dimension der Universalität sehr wichtig, daß wir besonders auf die Gläubigen achten, die jeden Tag ihr Kirche- Sein mit Demut und Liebe leben –, und doch dürfen wir nicht müde werden, »auf die Landstraßen und vor die Stadt« (Lc 14,23) hinauszugehen, wie der Herr uns auffordert, und zum Gastmahl einzuladen, das Gott auch denen bereitet hat, die ihn bisher noch nicht kannten oder vielleicht nicht kennen wollten. Liebe italienische Mitbrüder im Bischofsamt, ich schließe mich euch an, um unseren Priestern für ihre ständige und oft verborgene Hingabe aufrichtig zu danken und sie mit brüderlichem Herzen zu bitten, immer auf den Herrn zu vertrauen und hochherzig und mutig den Weg fortzusetzen, der zur Heiligkeit führt, indem sie auch uns Bischöfe auf dem gleichen Weg stärken und stützen.

Bei dieser Versammlung habt ihr auch die bevorstehende nationale Tagung der Kirche behandelt, die in Verona stattfinden wird und an der – so Gott will – auch ich mit Freude teilnehmen werde. Die Tagung, die unter dem Thema »Zeugen des auferstanden Jesus, Hoffnung der Welt« steht, wird zu einem bedeutsamen Moment der Gemeinschaft für alle Glieder der Kirche in Italien werden. Es wird möglich sein, einen klaren Überblick über den in den vergangenen Jahren zurückgelegten Weg zu geben und vor allem nach vorne zu blicken, um die Hauptaufgabe gemeinsam anzugehen, das heißt, die große christliche Tradition stets lebendig zu erhalten, die der größte Reichtum Italiens ist. Darum ist es eine besonders glückliche Entscheidung, in den Mittelpunkt der Tagung den auferstandenen Jesus, Quelle der Hoffnung für alle, zu stellen. Denn wenn wir von Christus ausgehen, und nur dann, wenn wir von ihm ausgehen, von seinem Sieg über die Sünde und den Tod, ist es möglich, das tiefste Verlangen des Menschen zu erfüllen, das Verlangen nach Gott, aber nicht nach einem fernen, unbestimmten Gott, sondern nach dem Gott, der sich in Jesus Christus geoffenbart hat als die Liebe, die rettet. Und es ist auch möglich, ein neues, befreiendes Licht auf die großen Probleme unserer Zeit zu werfen. Aber diese Priorität Gottes – vor allem wir sind es, die Gott brauchen – ist von großer Wichtigkeit.

In Verona wird es also notwendig sein, die Aufmerksamkeit zuallererst auf Christus zu richten, denn in Christus ist Gott konkret, ist er gegenwärtig, zeigt er sich, und deshalb ist es notwendig, sich auf die vorrangige Sendung der Kirche zu konzentrieren, die darin besteht, in seiner Gegenwart zu leben und diese Gegenwart so weit wie möglich für alle sichtbar werden zu lassen. Auf dieser Grundlage werdet ihr zu Recht die verschiedenen Bereiche des täglichen Lebens prüfen, in denen das Zeugnis der Gläubigen die Hoffnung wirksam machen soll, die vom auferstandenen Christus ausgeht: im einzelnen geht es um Affektivität und Familie, Arbeit und Freizeit, Krankheit und die verschiedenen Formen der Armut, Erziehung und Bildung, Kultur und soziale Kommunikation, bürgerliche und politische Verantwortlichkeiten. Keine Dimension des Menschen ist Christus fremd. Liebe bischöfliche Mitbrüder, auch in der gegenwärtigen Versammlung richtet sich eure Aufmerksamkeit besonders auf die jungen Menschen. Dankbar erinnere ich mich mit euch an die Erfahrung vom August vergangenen Jahres in Köln, als die jungen Italiener, begleitet von vielen von euch und euren Priestern, in großer Anzahl mit Begeisterung am Weltjugendtag teilgenommen haben. Jetzt geht es darum, den Weg einzuschlagen, der zum Treffen 2008 in Sydney führt und der Begeisterung der Jugendlichen und ihrer Freude an der Teilnahme Raum zu geben. So werden sie immer besser verstehen können, daß die Kirche die große Familie ist, in der man in der Freundschaft mit Christus wirklich frei und untereinander zu Freunden wird, so daß Spaltungen und Barrieren, die die Hoffnung auslöschen, überwunden werden.

Schließlich möchte ich mit euch die Fürsorge teilen, von der ihr im Hinblick auf das Wohl Italiens beseelt seid. Wie ich in der Enzyklika Deus caritas est (Nr. 28–29) betont habe, ist die Kirche sich bewußt, daß »zur Grundgestalt des Christentums die Unterscheidung zwischen dem, was des Kaisers und dem, was Gottes ist (vgl. Mt Mt 22,21), gehört«, das heißt die Unterscheidung von Staat und Kirche oder die Autonomie des weltlichen Bereichs, wie das II. Vatikanische Konzil in der Pastoralkonstitution Gaudium et spes hervorgehoben hat. Die Kirche anerkennt und achtet nicht nur diese Unterscheidung und Autonomie, sondern freut sich über sie als einen großen Fortschritt der Menschheit und eine Grundbedingung für ihre eigene Freiheit und die Erfüllung ihrer universalen Heilssendung unter allen Völkern. Zugleich und gerade kraft dieser Heilssendung darf die Kirche die Aufgabe nicht versäumen, die Vernunft zu reinigen durch das Angebot der eigenen Soziallehre, deren Argumentation »von dem ausgeht, was der Natur jedes Menschen entspricht«; eine weitere Aufgabe ist, die sittlichen und geistlichen Kräfte zu wecken, indem man den Willen den wahren Erfordernissen des Guten öffnet. Zweifellos führt eine gesunde Laizität des Staates dazu, daß die zeitlichen Wirklichkeiten ihren eigenen Normen gemäß gehandhabt werden, zu denen aber auch die ethischen Ansprüche gehören, die im Wesen des Menschen selbst begründet sind und deshalb im letzten auf den Schöpfer verweisen. Wenn wir unter den jetzigen Umständen den Wert in Erinnerung rufen, den verschiedene ethische Grundprinzipien, die im großen christlichen Erbe Europas und besonders Italiens wurzeln, nicht nur für das private, sondern vor allem für das öffentliche Leben haben, verletzen wir keineswegs die Laizität des Staates, sondern tragen vielmehr dazu bei, die Würde der Person und das Gemeinwohl der Gesellschaft zu sichern und zu fördern.

Liebe italienische Mitbrüder im Bischofsamt, wir schulden allen unseren Mitmenschen ein klares Zeugnis. Damit legen wir ihnen keine unnützen Lasten auf, sondern wir helfen ihnen, auf dem Weg des Lebens und der wahren Freiheit fortzuschreiten. Ich versichere euch meines täglichen Gebets für euch, für eure Kirchen und für die ganze liebe italienische Nation. Mit großer Zuneigung erteile ich den Apostolischen Segen jedem von euch, euren Priestern, den italienischen Familien und vor allem den Leidenden und denen, die am meisten Gottes Hilfe brauchen.

AN DIE MITGLIEDER DER STIFUNG

"CENTESIMUS ANNUS - PRO PONTIFICE" Clementina-Saal

Freitag, 19. Mai 2006




Herr Kardinal,
verehrte Mitbrüder im Bischofs- und im Priesteramt,
liebe Brüder und Schwestern!

Ich freue mich, euch zum ersten Mal begegnen zu dürfen und begrüße euch alle von Herzen. Ich begrüße besonders den Präsidenten der Verwaltung der Güter des Apostolischen Stuhls, Kardinal Attilio Nicora, sowie den Präsidenten der Stiftung, Graf Lorenzo Rossi di Montelera, dem ich für die Worte danke, die er in eurem Namen an mich gerichtet hat. Ich begrüße die anwesenden Bischöfe und die Priester, die euch seelsorgerlich begleiten. Jedem von euch bringe ich meine Wertschätzung und Dankbarkeit zum Ausdruck für den Dienst, den ihr dem Nachfolger Petri leistet, und für die Großherzigkeit, mit der ihr seine apostolische Tätigkeit unterstützt.

Bereits der Name eurer Stiftung zeigt deutlich die lobenswerten Ziele auf, die ihr verfolgt. »Centesimus Annus« nimmt Bezug auf die letzte große Sozialenzyklika Johannes Pauls II., mit der der unvergeßliche Papst, indem er 100 Jahre des Lehramtes in diesem Bereich aufnahm, die Kirche in die Zukunft wies und ihre Auseinandersetzung mit den »res novae« des dritten Jahrtausends anregte. »Centesimus Annus« drückt außerdem auch euer Bemühen aus, daran mitzuarbeiten, daß die Soziallehre der Kirche in den verschiedenen Kulturräumen der gegenwärtigen Welt auf klare Weise ihre Aufgabe erfülle, das Evangelium zu verbreiten. Die Bezeichnung »Pro Pontifice« ihrerseits unterstreicht eure Absicht, besondere Nähe zur pastoralen Aufgabe des Bischofs von Rom zu pflegen, indem ihr euch nach Kräften bemüht, dazu beizutragen, die konkreten Mittel aufzubringen, die er benötigt, um die Gegenwart der Kirche in der ganzen Welt zu beseelen und zu fördern. Ihr habt eure Tätigkeit in einem vorwiegend italienischen Umfeld begonnen; jetzt sehe ich mit Freuden, daß ihr sie nach und nach auch auf andere Gebiete Europas und Amerikas ausweitet. Die Natur eurer Stiftung, die eine vatikanische Stiftung ist, richtet euch auf diese weiten Horizonte aus und befähigt euch dazu.

Das von euch geförderte Studientreffen zum Thema »Demokratie, Institutionen und soziale Gerechtigkeit« greift Probleme von großer Aktualität auf. Es wird manchmal darüber geklagt, wie langsam sich eine echte »Demokratie« den Weg bahnt, und dennoch bleibt sie das historische Mittel, das, wenn es richtig angewandt wird, am besten dazu geeignet ist, verantwortungsvoll und auf menschenwürdige Weise über die eigene Zukunft zu verfügen. Zu Recht habt ihr zwei kritische Punkte auf dem Weg zu einer reiferen Ordnung des menschlichen Zusammenlebens herausgestellt. Es bedarf in erster Linie »geeigneter, glaubwürdiger, maßgebender Institutionen«, die nicht bloß auf die Verwaltung der öffentlichen Hand ausgerichtet, sondern in der Lage sind, die Volksbeteiligung auf verschiedenen Ebenen zu fördern, die Traditionen jeder einzelnen Nation achtend und stets bemüht um die Wahrung ihrer jeweiligen Identität. Ebenso dringend ist ein festes, dauerhaftes und gemeinsames Bemühen um »die Förderung der sozialen Gerechtigkeit«. Die Demokratie wird erst dann ihre vollständige Umsetzung erreichen, wenn jeder Mensch und jedes Volk Zugang haben wird zu den primären Gütern (Leben, Nahrung, Wasser, Gesundheit, Bildung, Arbeit, Rechtssicherheit) durch eine Ordnung der inneren und der internationalen Beziehungen, die jedem Menschen die Möglichkeit zusichert, an diesen Gütern teilzuhaben. Man kann aber keine wahre soziale Gerechtigkeit schaffen außer aus dem Blickwinkel echter Solidarität heraus, der dazu verpflichtet, stets füreinander zu leben und zu wirken, und niemals gegeneinander oder auf Kosten der anderen. Eine Weise zu finden, all dies in der heutigen Welt konkret umzusetzen, das ist die große Herausforderung für die christlichen Laien.

Liebe Freunde, durch die Stiftung »Centesimus Annus« wirkt ihr mit anderen verdienstvollen Vereinigungen zusammen, um die Soziallehre besser bekannt zu machen, mit der die Kirche, wie ich in der Enzyklika Deus caritas est geschrieben habe, beitragen möchte »zur Reinigung der Vernunft und zur Weckung der sittlichen Kräfte, ohne die rechte Strukturen weder gebaut werden noch auf Dauer wirksam sein können« (Nr. 29). Jeder von euch soll sich als gläubiger Laie »die unmittelbare Aufgabe, für eine gerechte Ordnung in der Gesellschaft zu wirken«, zu eigen machen, da »die Liebe das gesamte Leben der gläubigen Laien beseelen muß und folglich auch ihr politisches Wirken im Sinne einer ›sozialen Liebe‹« (ebd.). Daher möge unsere heutige Begegnung dazu dienen, euch in diesem großherzigen Einsatz zu bestärken. Wenn ihr zu euren täglichen Pflichten zurückkehrt, dann fühlt euch immer stärker vereint in der Verbundenheit der katholischen Gemeinschaft und lebt mit Leidenschaft die Verpflichtungen, die ihr übernommen habt. Ich danke euch auch für die Spende, die euer Präsident mir zur Unterstützung der Werke meines pastoralen Dienstes übergeben hat. Und während ich auf euch und auf eure Familien den mütterlichen Schutz Mariens herabrufe, segne ich euch alle von Herzen.

AN DEN NEUEN BOTSCHAFTER SPANIENS BEIM HL. STUHL, FRANCISCO VAZQUEZ VAZQUEZ


Samstag, 20. Mai 2006





Herr Botschafter!

1. Ich freue mich, das Beglaubigungsschreiben entgegenzunehmen, mit dem Sie, Exzellenz, als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter Spaniens beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden, und danke Ihnen von Herzen für die Worte, die Sie an mich gerichtet haben. Ich weiß die Grüße von seiten Seiner Majestät König Juan Carlos I., der königlichen Familie, Ihrer Regierung und der spanischen Nation sehr zu schätzen und bitte Sie, ihnen und allen Spaniern, die ich in meine Gebete einschließe, meinerseits die besten Wünsche des materiellen und geistlichen Wohlergehens zu übermitteln.

Ich hatte mehrmals die Gelegenheit, Ihr Land zu besuchen, an das ich gerne zurückdenke, sowohl aufgrund der Liebenswürdigkeit der Menschen, denen ich begegnet bin, als auch wegen der Fülle und des hohen Wertes der zahlreichen Kunstwerke und Kulturgüter, die über das ganze Land verteilt sind.

Es ist ein Erbe, auf das man stolz sein kann und das auf eine glanzvolle Geschichte hindeutet, die tief von christlichen Werten geprägt ist und vom Leben herausragender Zeugen des Evangeliums innerhalb und außerhalb seiner Grenzen bereichert wird.

Dieses Erbe umfaßt auch Werke, deren Urheber in ihnen ihre Ideale und ihren Glauben zum Ausdruck gebracht haben. Würde man das übersehen oder verschweigen, so verlöre es einen Großteil seiner Anziehungskraft und seiner Bedeutung, auch wenn die Werke weiterhin sozusagen »Steine, die sprechen« bleiben.

2. Die seit vielen Jahrhunderten bestehenden diplomatischen Beziehungen zwischen Spanien und dem Heiligen Stuhl spiegeln, wie Eure Exzellenz sagte, die ständige Verbindung des spanischen Volkes mit dem katholischen Glauben wider. Die große Lebendigkeit, die die Kirche in Ihrem Land hatte und hat, ist gleichsam eine besondere Einladung, besagte Beziehungen zu festigen und die enge Zusammenarbeit zwischen der Kirche und den öffentlichen Einrichtungen auf respektvolle und loyale Weise zu fördern. Diese Zusammenarbeit muß von den jeweiligen Zuständigkeiten und der beiderseitigen Unabhängigkeit ausgehen und das Ziel haben, das ganzheitliche Wohl der Menschen zu erlangen, die in großer Anzahl gleichzeitig Bürger ihrer Heimat und sehr geliebte Söhne und Töchter der Kirche sind. Ein wichtiger Weg zu dieser Zusammenarbeit ist durch das Abkommen abgesteckt worden, das vom spanischen Staat und vom Heiligen Stuhl unterzeichnet wurde, um der katholischen Kirche »die freie und öffentliche Ausübung der ihr zukommenden Tätigkeiten, vor allem den Gottesdienst, die Jurisdiktion und das Lehramt« zu gewährleisten (vgl. Art. 1 des ersten Abkommens vom 3. Januar 1979).

Wie Ihnen, Herr Botschafter, bekannt ist, ruft die Kirche die Gläubigen dazu auf, die Gerechtigkeit zu lieben und sich in aufrichtiger Weise, mit einem Sinn für Achtung und Solidarität, am öffentlichen und beruflichen Leben zu beteiligen, um »der organischen und institutionellen Förderung des Gemeinwohls« zu dienen (Enzyklika Deus Caritas Est, Nr. 29).

Die Kirche setzt sich auch für die Förderung und Verteidigung der Menschenrechte ein aufgrund der hohen Achtung, die sie der Würde der Person in ihrer Ganzheit entgegenbringt, wo und in welcher Situation auch immer diese sich befindet. Sie setzt sich mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln dafür ein, daß keines dieser Rechte verletzt oder den Menschen verweigert wird, weder durch Einzelpersonen noch durch Institutionen.

Deshalb verkündet die Kirche vorbehaltlos das grundlegende Recht auf Leben von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod, das Recht, geboren zu werden, eine Familie zu gründen und in der Familie zu leben, ohne daß diese ersetzt oder verdunkelt wird durch andere Lebensformen oder Institutionen, die sich von ihr unterscheiden.

In dieser Hinsicht wird mir das Weltfamilientreffen – das demnächst auf spanischem Boden, in Valencia, stattfinden wird und in das ich hoffnungsvolle Erwartungen setze – Gelegenheit bieten, die Schönheit und Fruchtbarkeit der auf der Ehe gegründeten Familie, ihre hohe Berufung und ihre unverzichtbare Bedeutung für die Gesellschaft ausdrücklich zu würdigen.

3. Die Kirche besteht auch auf dem unveräußerlichen Recht der Menschen, den eigenen religiösen Glauben sowohl im öffentlichen wie im privaten Bereich ungehindert zu bekennen, sowie auf dem Recht der Eltern, ihren Kindern eine Erziehung zukommen zu lassen, die mit ihren eigenen Werten und Überzeugungen in Übereinstimmung steht, ohne deshalb offen oder versteckt diskriminiert oder ausgegrenzt zu werden.

In diesem Zusammenhang ist für mich die große Nachfrage nach katholischem Religionsunterricht in den öffentlichen Schulen Spaniens ein Grund zur Freude, denn das bedeutet, daß die Bevölkerung die Bedeutung besagten Faches für die Entwicklung und die persönliche und kulturelle Bildung der jungen Menschen anerkennt. Diese große Bedeutung für die Persönlichkeitsentwicklung des Schülers ist das Grundprinzip des Abkommens zwischen dem spanischen Staat und dem Heiligen Stuhl über den Unterricht und die kulturellen Angelegenheiten. In ihm wurde festgesetzt, daß der katholische Religionsunterricht »unter Bedingungen erteilt wird, die mit denen der anderen Hauptfächer vergleichbar sind« (vgl. Art. 2).

Im Rahmen ihres Evangelisierungsauftrags hat die Kirche auch die Aufgabe der karitativen Tätigkeit, der Zuwendung zu allen Notleidenden, die auf freundliche, brüderliche und uneigennützige Hände warten, die ihnen ihre Lage erleichtern. Im heutigen Spanien ebenso wie in seiner langen Geschichte erweist sich dieser Aspekt als besonders fruchtbar durch die zahlreichen Hilfswerke, die in allen Bereichen und mit großem Weitblick tätig sind.

Und da diese Arbeit nicht an politischen oder ideologischen Strategien ausgerichtet ist (vgl. Enzyklika Deus Caritas Est, Nr. 31b; 33), begegnen diejenigen, die sie ausführen, auf ihrem Weg Menschen und Institutionen jeder Herkunft, die ebenfalls die Verpflichtung spüren, dem Hilflosen und Verlassenen, wer immer er sein mag, Beistand zu leisten.

Auf der Grundlage dieser »Pflicht der Menschlichkeit« hat die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Fürsorge und der humanitären Hilfe große Erfolge erzielt, und es ist zu hoffen, daß sie immer stärker gefördert werde.

4. Herr Botschafter, zum Abschluß dieser Begegnung wiederhole ich Ihnen meine besten Wünsche zur Erfüllung der hohen Sendung, die Ihnen anvertraut ist, auf daß die Beziehungen zwischen Spanien und dem Heiligen Stuhl gestärkt werden und fortschreiten und auf diese Weise die Achtung so vieler Spanier für den Papst und ihre herzliche Liebe zu ihm widerspiegeln mögen.

Auch hoffe ich, daß Ihr Aufenthalt in Rom reich sein möge an menschlichen, kulturellen und christlichen Erfahrungen, und Sie und Ihre verehrte Familie sich wie zu Hause fühlen, ohne freilich das schöne Land ganz im Westen Europas zu vergessen, aus dem Sie kommen und in dem das Evangelium sehr früh Wurzeln geschlagen hat; seine Verbreitung unter dem Schutz des Apostels Jakobus hat dann dazu beigetragen, die christlichen Wurzeln Europas wachsen zu lassen und am Leben zu erhalten.

Ich bitte Sie, Ihren Majestäten, dem König und der Königin von Spanien, sowie den Obrigkeiten Ihrer so edlen Nation meine Empfindungen zu übermitteln, und rufe gleichzeitig auf Sie, Ihre Angehörigen und die Mitarbeiter dieser diplomatischen Vertretung den reichen Segen des Allerhöchsten herab.

AN DIE BISCHÖFE DER KANADISCHEN ATLANTIKPROVINZEN ANLÄSSLICH IHRES "AD-LIMINA"-BESUCHES Samstag, 20. Mai 2006



Liebe Mitbrüder im Bischofsamt!

1. »Gnade, Erbarmen und Friede von Gott, dem Vater, und Christus Jesus, unserem Herrn« (1Tm 1,2). Mit brüderlicher Zuneigung heiße ich euch, die Bischöfe von Neubraunschweig, Neufundland, Neuschottland und der Prinz-Eduard- Insel, herzlich willkommen. Ich danke Bischof Lahey für die in eurem Namen zum Ausdruck gebrachten Empfindungen tiefer Verbundenheit. Von Herzen erwidere ich sie und versichere euch und all jene, die eurer pastoralen Sorge anvertraut sind, meines Gebetsgedenkens. Euer Besuch »ad limina Apostolorum« bietet Anlaß, Gott für das Wirken jener zu danken, die das Evangelium unermüdlich überall in eurem Land gepredigt haben. Ferner ist er eine Gelegenheit, im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe eure Bande der Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom zu festigen und eure Verpflichtung zu bekräftigen, das Antlitz Christi in der Kirche und in der Gesellschaft immer deutlicher sichtbar zu machen durch das ständige Zeugnis des Evangeliums, das Jesus Christus selbst ist. Auswirkungen der Säkularisierung überwinden

2. Kanada besitzt ein großartiges Erbe, das durchdrungen ist vom Reichtum sozialer Vielfalt. Im Mittelpunkt der kulturellen Seele der Nation steht das unermeßliche Glaubensgeschenk Christi, das von der Bevölkerung eures Landes im Laufe der Jahrhunderte mit tiefer Freude angenommen und gefeiert wurde. Doch wie so viele Länder leidet auch Kanada heute unter den Auswirkungen der Säkularisierung, die überall zutage treten. Der Versuch, eine Sichtweise der Menschheit zu verbreiten, die von Gottes transzendenter Ordnung abweicht und dem Ruf, der von Christus und seinem Licht ausgeht, gleichgültig gegenübersteht, nimmt den Männern und Frauen des Volkes die Möglichkeit, die Erfahrung wahrer Hoffnung zu machen. Die sinkende Geburtenrate ist eines der dramatischeren Anzeichen dieser Mentalität, die in eurer Region deutlich erkennbar ist. Dieses beunruhigende Zeugnis für Unsicherheit und Furcht steht, wenn man sich dessen auch nicht immer bewußt ist, in völligem Kontrast zur endgültigen Erfahrung wahrer Liebe, die ihrer Natur nach von Vertrauen gekennzeichnet ist, die das Gute für den Geliebten will und auf Ewigkeit zielt (vgl. Deus caritas Est 6).

Angesichts zahlreicher sozialer Übel und sittlicher Ambiguitäten, die die weltliche Ideologie nach sich zieht, erwarten die Kanadier von euch, daß ihr Vermittler der Hoffnung seid, die mit Hingabe den Glanz der Wahrheit Christi predigen und lehren. Christus vertreibt die Finsternis und erhellt den Weg zur Erneuerung des kirchlichen und staatlichen Lebens, er formt die Gewissen und lehrt die wahre Würde der Person und der menschlichen Gesellschaft. Vor allem in Gebieten, die auch unter den schmerzlichen Folgen wirtschaftlichen Abstiegs leiden, wie Arbeitslosigkeit und unfreiwillige Emigration, kann die Kirchenleitung fruchtbar wirken, wenn sie in ihrer Sorge um das Gemeinwohl hochherzig bemüht ist, die staatlichen Autoritäten zu unterstützen bei ihrer Aufgabe, eine Erneuerung innerhalb der Gemeinschaft zu fördern. In dieser Hinsicht bin ich sehr zufrieden über den Erfolg, den die Jubiläumsfeierlichkeiten des vergangenen Jahres in der Erzdiözese von Saint John’s verzeichnen konnten, die von einem Geist der Zusammenarbeit mit verschiedenen zivilen Autoritäten gekennzeichnet waren. Solche Initiativen zeigen, daß die Notwendigkeit geistlicher Kraft im Inneren der Gesellschaft erkannt wird. »Die Antwort auf die materiellen und sozialen Bedürfnisse der Menschen kann nämlich keineswegs von der Erfüllung der tiefen Sehnsucht ihrer Herzen getrennt werden« (Botschaft von Papst Benedikt XVI. zur Fastenzeit 2006; in O.R. dt., Nr. 6, 10.2.2006, S. 7).

3. Liebe Mitbrüder, aus euren Berichten geht deutlich hervor, daß ihr ernsthaft um die notwendige pastorale Erneuerung bemüht seid. Ich verstehe, daß die Herausforderungen auch in Anbetracht eines immer älter werdenden Klerus und zahlreicher isolierter Gemeinschaften groß sind. Doch wenn die Kirche den Durst der Männer und Frauen nach Wahrheit und echten Werten stillen will, auf denen sie ihr Leben aufbauen können, dann darf keine Mühe gescheut werden, um wirksame pastorale Initiativen zu finden, durch die Christus verkündet werden kann. Daher ist es von großer Bedeutung, daß die von euch durchgeführten katechetischen und religiösen Unterrichtsprogramme die Gläubigen auch weiterhin zu einem tieferen Verständnis des Herrn und seiner Kirche und zu einer tieferen Liebe zu ihnen führen und in ihnen den Eifer für das im Taufsakrament wurzelnde christliche Zeugnis neu erwecken. In dieser Hinsicht muß ganz besonders darauf geachtet werden, daß die innere Beziehung zwischen dem Lehramt der Kirche, dem Glauben des einzelnen und dem Zeugnis im öffentlichen Leben bewahrt und gefördert wird. Nur so können wir hoffen, den zersetzenden Bruch zwischen Evangelium und Kultur zu überwinden (vgl. Evangelii nuntiandi EN 20).

Von besonderer Bedeutung sind eure Katechisten. Mit großem Mut haben sie sich den brennenden Wunsch des hl. Paulus zu eigen gemacht: »zu überliefern, was auch ich empfangen habe« (vgl. 1Co 15,3). Die Unterweisung im Glauben kann sich nicht auf eine bloße Vermittlung von »Dingen« oder Worten beschränken und auch nicht auf ein Lehrgebäude aus abstrakten Wahrheiten. Die Tradition der Kirche ist lebendig! Sie ist die ständige Umsetzung der tätigen Gegenwart des Herrn Jesus in seinem Volk, die vom Heiligen Geist bewirkt und in jeder Generation in der Kirche zum Ausdruck gebracht wird. In diesem Sinne ist sie wie ein lebendiger Fluß, der uns mit den stets gegenwärtigen Ursprüngen verbindet und uns zum Hafen der Ewigkeit führt (vgl. Generalaudienz auf dem Petersplatz Am 26 Am 2006 in O.R. dt., Nr. Dt 18,5 Dt 18,5 Dt 18, S. Dt 2). Durch euch möchte ich den guten Dienst der Katechisten in euren Diözesen würdigen und sie in ihrer Pflicht und ihrem Privileg bestärken, anderen das wunderbare »Ja« Gottes zur Menschheit (vgl. 2Co 1,20) zu verkünden. Ferner rufe ich unmittelbar und in besonderer Weise die jungen Erwachsenen in euren Diözesen auf, die lohnende Aufgabe des katechetischen Dienstes anzunehmen und an der Freude teilzuhaben, den Glauben weiterzugeben. Die Vorbildfunktion, die sie als christliche Zeugen für diejenigen innehaben, die jünger sind als sie, wird ihren eigenen Glauben stärken und anderen jenes Glück vermitteln, das dem Bewußtsein entspringt, daß das Leben ein Ziel und einen Sinn hat, die vom Herrn offenbart werden.

4. In euren Plänen zur pastoralen Erneuerung steht ihr der schwierigen Aufgabe einer Neuorganisation der Pfarrgemeinden und auch der Diözesen gegenüber. Dies läßt sich mittels rein gesellschaftlicher Modelle der Umstrukturierung nie angemessen verwirklichen. Ohne Christus können wir nichts vollbringen (vgl. Joh Jn 15,5). Das Gebet verbindet uns zutiefst mit der Wahrheit und erinnert uns unablässig an den Primat Christi und in der Verbundenheit mit Ihm an den Primat des inneren Lebens und der Heiligkeit. Die Pfarrgemeinde wird daher zu Recht vor allem als Haus und Schule der Gemeinschaft betrachtet. Folglich handelt es sich bei der Umstrukturierung der Pfarreien im wesentlichen um eine geistliche Erneuerung. Das erfordert eine pastorale Förderung der Heiligkeit, damit die Gläubigen ihre Aufmerksamkeit stets auf den Willen Gottes lenken, dessen Leben wir teilen, indem wir der göttlichen Natur teilhaftig werden (vgl. Dei Verbum DV 2). Diese Heiligkeit, oder diese tiefe Gemeinschaft durch Christus und im Heiligen Geist, wird unter anderem durch eine echte Pädagogik des Gebets gefestigt, durch eine Einführung in das Leben der Heiligen und in die vielfältigen Formen der Spiritualität, die das Leben der Kirche bereichern und ihm Anregungen geben, durch eine regelmäßige Teilnahme am Sakrament der Versöhnung und durch eine überzeugende Katechese über den Sonntag als »Tag des Glaubens«, als »unverzichtbarer Tag«, als »Tag der christlichen Hoffnung« (vgl. Dies Domini, 29–30; 38).

Ich bin sicher, daß eine Wiederentdeckung Jesu Christi, des fleischgewordenen Wortes, unseres Erlösers, zur Wiederentdeckung der persönlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Identität der Gläubigen führen wird. Ohne die Verschiedenheit und Komplementarität der Gaben und Aufgaben der geweihten Amtsträger und der Laien miteinander zu verwechseln, wird eine gefestigte katholische Identität jedoch die Begeisterung für die Evangelisierung neu beleben, die zur Berufung jedes Gläubigen und zur Natur der Kirche gehört (vgl. Instruktion Der Priester, Hirte und Leiter der Pfarrgemeinde, 23–24). Auf den Ruf Gottes antworten

5. Die universale Berufung zur Heiligkeit (vgl. 1Th 4,3) enthält jenen besonderen Ruf Gottes, der an jeden Menschen ergeht. Im Hinblick darauf ermutige ich euch, stets wachsam zu sein bei eurer Aufgabe, eine Kultur der Berufung zu fördern. Eure Berichte zeugen von der hohen Anerkennung, die ihr euren Priestern entgegenbringt, die mit großer Hochherzigkeit für die Sendung der Kirche und das Wohl jener arbeiten, denen sie dienen. Ich hoffe, daß ihr täglicher Weg der Bekehrung und der Liebe, in der sie sich selbst hingeben, in jungen Männern den Wunsch wecken möge, auf den Ruf Gottes zum demütigen priesterlichen Dienst in seiner Kirche zu antworten.

Mit gutem Grund habt ihr ferner den wertvollen Beitrag der Ordensleute für die Sendung der Kirche hervorgehoben. Diese hohe Wertschätzung des geweihten Lebens ist zu Recht begleitet von eurer Sorge über den Rückgang der Ordensberufungen in eurem Land. Neue Klarheit ist notwendig, um den besonderen Beitrag der Ordensleute für das Leben der Kirche zum Ausdruck zu bringen: die Sendung, Präsenz der Liebe Christi inmitten der Menschheit zu sein (vgl. Instruktion Neubeginn in Christus: ein neuer Aufbruch des geweihten Lebens im dritten Jahrtausend, 5). Diese Klarheit wird einen neuen »kairos« hervorbringen, durch geweihte Menschen, die mit innerer Sicherheit ihre Berufung bekräftigen und vom Heiligen Geist geführt den Jugendlichen das Ideal der Weihe und der Sendung neu vor Augen halten. Ich versichere den Ordensleuten – Priestern, Laienbrüdern und Schwestern – noch einmal, daß sie ein lebenspendendes Zeugnis geben, indem sie sich ganz in die Hände Christi und der Kirche legen, als »starke und klare Verkündigung der Gegenwart Gottes in einer Sprache, die für unsere Zeitgenossen verständlich ist« (Eucharistiefeier im Petersdom am Fest der Darstellung des Herrn – Tag des geweihten Lebens; in O.R. dt., Nr. 6, 10.2.2006, S. 8).

6. Liebe Mitbrüder, mit Zuneigung und brüderlicher Dankbarkeit lege ich euch diese Überlegungen ans Herz und versichere euch meines Gebets, während ihr die euch anvertrauten Herden führt. Schreitet hoffnungsvoll voran, vereint in eurer Verkündigung der Frohen Botschaft Jesu Christi! Mit diesen Empfindungen vertraue ich euch dem Schutz Marias, Mutter der Kirche, an sowie der Fürsprache des hl. Josefs, ihres keuschen Bräutigams. Euch und den Priestern, Diakonen, Ordensleuten und Laien eurer Diözesen erteile ich von Herzen meinen Apostolischen Segen.
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Benedikt XVI Predigten 35