Augustinus - Bekenntnisse 1232

Zwölftes Buch - Zweiunddreißigstes Kapitel

1232
Endlich, Herr, der du Gott bist und nicht Fleisch und Blut, wenn auch ein Mensch dieses alles nicht gesehen hätte, konnte es deshalb deinem Geiste der Güte, der mich den ersten Weg leiten wollte, verborgen bleiben, was du selbst in späterer Zeit denen, die deine Worte lesen, offenbaren wolltest, obgleich jener, durch den sie gesprochen, vielleicht nur an eine der vielen Meinungen gedacht hat? Wenn es sich so verhält, dann wäre freilich diejenige, an die er dachte, vortrefflicher als alle. Uns aber lehre sie, Herr, oder wenigstens eine andere wahre, daß du uns entweder dasselbe offenbarst, was du auch jenem Manne offenbarst, oder uns vermittels dieser Worte beweisest, daß du uns doch weidest und uns kein Irrtum täusche. Siehe, Herr, mein Gott, wie vieles habe ich über so wenige Worte geschrieben, wie vieles, ich bitte dich! Würden alle unsere Kräfte, alle unsere Zeit in dieser Weise allen deinen Büchern genügen? Laß mich also kürzer in ihnen dir bekennen und irgend etwas wählen, was du als wahr, gewiß und gut eingabest, wenn auch vieles mir entgegentrat, wo so vieles mir entgegentreten kam; laß mein Bekenntnis so treu sein, daß, wenn ich sage, was dein Diener gemeint hat, ich es richtig und gut ausdrücke; denn darauf muß mein Streben gerichtet sein; wenn ich diesen Sinn nicht träfe, möchte ich wenigstens sagen, was deine Wahrheit mir durch seine Worte sagen wollen, die auch ihm gesagt hat, was sie wollte.

DREIZEHNTES BUCH



Erstes Kapitel

1301
Ich rufe dich an, mein Gott, mein Erbarmer, der du mich geschaffen hast und der du den, der dich vergaß, nicht vergessen hast. Ich rufe dich in meine Seele, die du bereitest, daß sie dich empfange, durch das Verlangen, das du ihr einflößest. Verlaß jetzt nicht den, der dich anruft, der du, ehe ich dich anrief, mir schon zuvorkamst und mich unaufhörlich in aller Weise drängtest, daß ich dich in der Ferne hören, zurückkehren und dich, der du mich riefst, anrufen möchte. Denn du, Herr, tilgest alle meine Schuld, damit du meinen Händen nicht vergeltest, durch deren Werke ich von dir abfiel; und du kamest allen meinen guten Werken zuvor, daß du mir mit deinen Händen, mit denen du mich gemacht hast, vergeltest; denn bevor ich war, watest du; und ich war nichts, dem du hättest das Dasein verleihen können, und doch bin ich durch deine Güte, die dem Ganzen, wozu du mich machtest und woraus du mich machtest, zuvorkam. Denn du bedurftest meiner nicht noch ist alles Gute in mir derart, daß es dir, mein Herr und Gott, Nutzen brächte noch daß ich dir also diente, damit du in deinem Wirken gleichsam nicht ermüdetest oder damit deine Macht meines Gehorsams entbehrend nicht geringer sei; noch daß ich dich also verehrte wie ein irdisches Gebilde, so daß du unverehrt wärest, wenn ich dich nicht ehre; sondern daß ich dir diene und dich ehre, damit es mir wohl werde durch dich, von dem ich gemacht bin als ein Wesen, dem wohl sein kann.

Dreizehntes Buch - Zweites Kapitel

1302
Aus der Fülle deiner Güte ist deine Schöpfung hervorgegangen, damit das Gute, obwohl es dir keinen Nutzen gewährt und obgleich es von dir ist, dir doch nicht gleich sein konnte, dennoch, da es nur aus dir werden konnte, nicht fehle. Denn welches Verdienst haben um dich Himmel und Erde, die du im Anfang geschaffen hast? Mögen die geistigen und körperlichen Geschöpfe, die du in deiner Weisheit schufest, sagen, wie sie verdient haben, daß das Angefangene und Ungestaltete, jedes in seiner Art, geistig oder körperlich, dennoch von ihr abhängt; welches zur Unordnung und zur höchsten Unähnlichkeit mit dir strebt, das geistige Ungestaltete vorzüglicher, als wenn es ein sinnlich Gestaltetes wäre; das sinnlich Ungestaltete vorzüglicher, als wenn es ganz und gar nichts wäre; und so wäre es, wie es zuerst in deinem Worte bezeichnet ist, ungestaltet geblieben, wenn es nicht durch dein Wort zu der Einheit mit dir berufen und gebildet wäre, auf daß alles durch dich, das einzige und höchste Gut, sehr gut würde. Wie aber hat es dies um dich verdient, auch nur gestaltlos. zu sein, da auch dies nicht wäre, wenn nicht durch dich?

Wie hat es eine körperliche Materie um dich verdient, daß sie wenigstens wüst und leer war? Sie wäre auch dieses nicht, wenn du sie nicht geschaffen; und deshalb konnte sie, weil sie nicht war, es auch nicht um dich verdienen, daß sie war. Oder, wie verdiente es um dich der Anfang der geistigen Schöpfung, daß sie auch nur als eine finstere, der Tiefe ähnliche, dir unähnliche, umhertrieb, wenn sie nicht durch dasselbe Wort zu dem gerichtet worden, von welchem sie geschaffen ist und, von ihm erleuchtet, ein Licht geworden, wenn auch nicht deinem Ebenbilde gleich, doch ihm ähnlich? Denn wie es für einen Körper nicht dasselbe ist, daß er ist und daß er schön ist, sonst könnte es ja keine Ungestalt geben, so ist es auch bei einem geschaffenen Geist nicht dasselbe, zu leben und weise zu leben, sonst würde er unveränderlich weise sein. Für ihn ist es gut, stets dir anzuhängen, damit er das, was er durch die Umkehr gewonnen, nicht wieder durch Abkehr verliere und nicht wieder in ein Leben des finsteren Abgrundes zurückfalle. Denn auch wir, die wir durch die Seele eine geistige Schöpfung sind, von dir, unserem Lichte abgewandt, waren wir weiland Finsternis in diesem Leben und wir leiden noch an den Überbleibseln unserer Finsternis, bis wir in deinem Eingeborenen deine Gerechtigkeit werden, wie Berge Gottes; denn wir waren der Gegenstand deines Gerichts, tief wie der Abgrund.

Dreizehntes Buch - Drittes Kapitel

1303
Was du aber beim Anfange der Schöpfung sagtest, es werde Licht und es ward Licht, verstehe ich wohl mit Recht von der geistigen Schöpfung, die bereits im Leben, wie es auch sein mochte, vorhanden war, so daß du erleuchten konntest, so hatte sie kein Verdienst, wenn sie auch das Dasein hatte, daß sie von dir erleuchtet würde. Dir hätte ihre Gestaltlosigkeit nicht gefallen, wenn sie nicht Licht wurde, nicht durch die Kraft ihres eigenen Daseins, sondern durch das Anschauen des erleuchtenden Lichtes und durch die Gemeinschaft mit Ihm, so daß sie ganz allein deiner Gnade verdankt, sowohl, daß sie lebt, als auch, daß sie glücklich lebt, weil sie sich durch eine Umwandelung zum Bessern zu dem hingewandt hat, der sich weder zum Bessern noch zum Schlechtern verändert, was du allein bist, daß du allein wahrhaft bist, für welchen leben und glückselig leben eins ist, da du deine Seligkeit selbst bist.

Dreizehntes Buch - Viertes Kapitel

1304
Was könnte dir also an der Seligkeit, die du dir selbst bist, mangeln, auch wenn jene Wesen nicht wären oder wenn sie auch in ihrer Unvollkommenheit geblieben wären, die du nicht, weil du ihrer bedurft hättest, gemacht hast, sondern aus der Fülle deiner Güte, die du ordnetest und gestaltetest, aber nicht damit durch sie gleichsam deine Freude vollkommen würde? Gewiß mißfällt dir ihre Unvollkommenheit. Denn dein guter Geist schwebte auf den Wassern; er wurde nicht etwa von denselben getragen, um auf ihnen gleichsam zu ruhen. Denn von welchen es heißt, ein guter Geist ruhe auf ihnen, die läßt er in sich ruhen. Aber dein unvergänglicher und unveränderlicher Wille, der sich selbst in sich genügt, schwebte über dem Leben, das du erschaffen hattest, denn leben und selig leben nicht dasselbe ist, weil es auch in seiner Finsternis umhertreibend lebt; es muß zu dem zurückkehren, von dem es geschaffen ist und immer mehr aus der Quelle des Lebens leben und das Licht in Seinem Lichte schauen und darin seine Vollkommenheit, seine Herrlichkeit und Seligkeit finden.

Dreizehntes Buch - Fünftes Kapitel

1305
Siehe, wie in einem Rätsel erscheint mir die Dreieinigkeit, die du, mein Gott, bist; denn du, Vater, hast im Anfange unserer Weisheit, die deine von dir geborene Weisheit ist, dir gleich und mit dir gleich ewig, das heißt, in deinem Sohne hast du Himmel und Erde geschaffen. Wir haben vieles von dem Himmel des Himmels gesprochen, von der wüsten und leeren Erde und von der finstern Tiefe, das heißt, von den Irrsalen und Mängeln der Gestaltlosigkeit der geistigen Wesen, worin sie immer geblieben wären, wenn sie nicht zu dem zurückgeführt worden wären, der ihnen dies unvollkommene Leben gab, und wenn dies nicht kraft der Erleuchtung herrlich und ein Himmel des Himmels geworden wäre, der dann zwischen das Wasser und das Wasser gesetzt wurde; ich erkannte schon in dem Namen Gottes den Vater, der dies schuf; in dem Worte Anfang, in dem er es schuf, den Sohn; und da ich annahm, daß mein Gott dreieinig sei, wie ich ihn glaubte, forschte ich in seinen heiligen Aussprüchen und siehe, dein Geist schwebte über dem Wasser. Das ist die Dreieinigkeit, mein Gott! Der Vater, der Sohn und der heilige Geist, der Schöpfer der ganzen Schöpfung.

Dreizehntes Buch - Sechstes Kapitel

1306
Was aber war die Ursache, o Licht, du Quell der Wahrheit (laß mein Herz sich dir nahen, damit es mich nicht zum Irrtume verleite, zerstreue seine Finsternis und sage mir), ich bitte dich bei der Liebe, der Quelle alles Heiles, sage mir, welches war die Ursache, daß erst nach der Erwähnung des Himmels, nach Erwähnung der wüsten und leeren Erde und der Finsternis auf der Tiefe die Schrift deines Geistes erwähnt? Etwa darum, weil es nötig war, Ihn so zu bezeichnen, ihn über etwas schweben zu lassen, und konnte dieses nicht geschehen, wenn nicht zuvor erwähnt war, worüber der Geist schwebte. Nicht über dem Vater, nicht über dem Sohne schwebte Er; und es ließe sich nicht mit Recht sagen, Er schwebte über etwas, wenn Er nicht wirklich über etwas schwebte. Zuvor mußte also gesagt werden, worüber er schwebte, dann konnte dessen erwähnt werden, welcher nicht anders als schwebend bezeichnet werden sollte. Warum aber sollte von Ihm nicht anders als schwebend gesprochen werden?

Dreizehntes Buch - Siebentes Kapitel

1307
Von hier aus folge, wer es vermag, mit seinen Gedanken deinem Apostel, wenn er sagte: Denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz durch den heiligen Geist, welcher uns gegeben ist, wenn er sagt: Strebet nach den besten Gaben. Und ich will euch einen köstlicheren Weg zeigen; und weiter: Ich beuge meine Knie gegen den Vater unseres Herrn Jesu Christi, auf daß ihr erkennen möchtet, daß Christum heb haben viel besser ist denn alles Wissen, auf daß ihr erfüllet werdet mit allerlei Geistesfülle. Deshalb schwebte er im Anfange über dem Wasser. Zu wem soll ich sprechen? Wie soll ich reden von dem Hinabziehen der Leidenschaft in den tiefen Abgrund und von der Erhebung der Liebe durch den Geist, der über dem Wasser schwebte? Zu wem soll ich sprechen? Wie soll ich es aussprechen? Es ist kein Ort, wo wir sinken und emporsteigen. Was ist ähnlicher? Was ist unähnlicher? Es sind unsere Leidenschaften, es sind die Regungen unserer Liebe; die Unreinheit unseres Geistes zieht uns durch die Liebe zu irdischen Sorgen in diesen Abgrund hinab und die Heiligkeit hebt uns empor durch das Verlangen der Gewißheit, so daß sich unsere Herzen zu dir emporrichten, wo dein Geist über dem Wasser schwebt, und wir zu der Ruhe gelangen, die über alles hinaus wohnt, wenn unsere Seele durch die Wasser hindurchgegangen ist, die ohne Wesen sind.

Dreizehntes Buch - Achtes Kapitel

1308
Der Engel sank hinab, die Seele des Menschen sank hinab, und beide wiesen dadurch auf den Abgrund aller geistigen Geschöpfe in der Tiefe der Finsternis hin, wenn du nicht gleich im Anfange gesagt hättest: Es werde Licht, und wenn es nicht Licht geworden wäre und alle geistigen Wesen deiner himmlischen Stadt sich nicht durch den Gehorsam mit dir vereinigten, um Ruhe zu finden in deinem Geiste, der unveränderlich über allem Wandelbaren schwebt. Sonst würde selbst der Himmel des Himmels in sich nur ein finsterer Abgrund sein; nun aber seid ihr ein Licht in dem Herrn. Denn auch in der unseligen Unruhe der zurücksinkenden Geister, die nach der Entkleidung von deinem Lichtgewande nur den Anblick ihrer Finsternis darbieten, zeigst du uns = Genüge die Größe der vernunftbegabten Geschöpfe, denen nichts zu ihrer seligen Ruhe genügt, was geringer ist als du, und deswegen kann sie auch sich selbst nicht genügen. Denn du, unser Gott, erleuchtest unsere Finsternis -, aus dir kommt unsere Kleidung, und die Nacht leuchtet wie der Tag und die Finsternis wie das Licht. Gib mir dich, mein Gott, gib dich meinem Herzen zurück, denn ich liebe dich und ist es auch noch wenig, ich will dich immer lieben. Ich kann nicht ermessen, daß ich weiß, wieviel der Liebe mir noch fehle, bis es hinreicht, daß mein Leben sich zu deiner Anschauung erhebe und nichts es von dir entferne, bis es sich in dem Geheimnisse deines Angesichts verliert. Nur eins weiß ich, daß ich ohne dich elend bin, nicht bloß außer mir, sondern auch in mir selbst; daß jeder Reichtum, der nicht mein Gott ist, für mich nur Armut ist.

Dreizehntes Buch - Neuntes Kapitel

1309
Schwebte nicht auch der Vater oder der Sohn über den Wassern? Wenn dies wäre gleich wie ein Körper über dem Raume, dann schwebte auch nicht der heilige Geist darüber; wenn diese Worte aber die Erhabenheit der unwandelbaren Gottheit über allem Wandelbaren anzeigen, so schwebte der Vater und der Sohn und der heilige Geist über dem Wasser. Warum also ist dies nur von dem heiligen Geist gesagt? Gleichsam als wenn er dort räumlich wäre, der doch nicht räumlich ist, sondern von welchem gesagt ist, daß er deine Gabe sei. In deiner Gabe wollen wir ruhen, dort deiner genießen. Dort ist unsere Ruhe, unsere Stätte. Dorthin erhebt uns die Liebe und dein guter Geist erhöhet unsere Niedrigkeit über die Pforten des Todes. Im guten Willen ist Friede für uns. Ein Körper strebt durch eigenes Gewicht zu seinem Mittelpunkt. Dies Gewicht zieht ihn nicht nur nach unten, sondern zu seinem Orte. Das Feuer steigt aufwärts, der Stein fällt abwärts. Von ihrem Gewichte getrieben, streben beide ihrem Mittelpunkte zu. Das Öl, auf welches man Wasser schüttet, erhebt sich über das Wasser; Wasser aber über Öl gegossen, sinkt unter das Öl hinab; von ihrem Gewichte getrieben, streben beide ihrem Mittelpunkte zu. Weniger geordnet, sind sie unruhig; wenn sie geordnet sind, ruhen sie. Mein Gewicht ist meine Liebe; durch sie werde ich getrieben, wohin ich immer getrieben werde. Durch deine Gabe werden wir entzündet und emporgehoben. Wir entbrennen und wir gehen. Wir steigen auf durch das Entzücken unseres Herzens und singen das Lied der Stufen. Durch dein Feuer, durch dein heiliges Feuer erglühen wir und wandeln wir; wir gehen hinauf zum Frieden Jerusalems, wie freue ich mich des, das mir geredet ist, daß wir werden in das Haus des Herrn gehen. Dorthin versetzt uns der gute Wille, der in uns keinen andern Wunsch aufkommen läßt, als dort zu bleiben in Ewigkeit.

Dreizehntes Buch - Zehntes Kapitel

1310
Selig das Geschöpf, das nichts anderes kennte, obgleich es selbst ein anderes wäre, wenn es nicht durch deine Gabe, die über allem Wandelbaren schwebt, gleich nach seiner Schöpfung ohne irgendeinen Zeitraum durch jenes Wort, es werde Licht und es ward Licht, emporgehoben wäre. Denn bei uns unterscheidet man in der Zeit, daß wir Finsternis waren und wir Licht wurden; bei jenen Geschöpfen aber ist gesagt, was sie wären, wenn sie nicht erleuchtet worden wären, und demzufolge wurde gesagt, wie sie früher unstät und finster gewesen, um die Ursache zu offenbaren, die es bewirkte, daß es anders geworden sei, das heißt, daß sie hingewandt zum unversiegbaren Lichte Licht wurden. Verstehe dieses, wer kann, und er bitte dich um sein Verständnis! Wozu ist er auch mir lästig, wie wenn ich das Licht wäre, das jeden Menschen erleuchten solle, der in diese Welt kommt?

Dreizehntes Buch - Elftes Kapitel

1311
Wer begreift die allmächtige Dreieinigkeit? Und wer spricht nicht von ihr als etwas ganz Gewöhnlichem, wenn er anders von ihr spricht? Selten ist der Geist, der, wenn er von ihr spricht, weiß, was er sagt. Man streitet und kämpft und doch schaut niemand ohne den Frieden und die Ruhe der Seele dieses Geheimnis. Ich wünschte, die Menschen bedächten bei sich drei Dinge. Freilich sind diese drei Dinge etwas ganz anderes als jene Dreieinigkeit; doch gebe ich sie ihnen auf, damit sie sich üben und erfahren, wie weit sie davon entfernt sind. Diese drei Dinge sind: Sein, Wissen und Wollen. Ich bin, ich weiß, ich will, ich bin, der weiß und der will; und ich weiß, daß ich bin und daß ich will; ich will sein und will wissen. Wie sehr von diesen Dingen das Leben unzertrennlich ist, und zwar ein Leben, ein Geist, eine Wesenheit und welch ein unzertrennlicher Unterschied und doch Unterschied, das begreife, dem es möglich ist. Dies liegt vor jedem; er betrachte sich, er sehe, und er antworte mir. Wenn er aber in diesem einen Aufschluß findet und es mir sagt, so glaube er nicht, daß er schon das Wesen erkannt habe, was über dieses Wandelbare erhaben ist, was unwandelbar ist, was unwandelbar weiß, was unwandelbar will; und ob dieser drei Dinge wegen auch dort die Dreieinigkeit ist oder ob alle drei in jedem einzelnen, so daß alle drei in jeder Person sind, oder ob beides auf wunderbare Weise einfach und dennoch auf vielfältige Weise in ihr stattfindet, die sich selbst ihr Ziel ist, sich kennt und unwandelbar in jener überaus großen Einheit sich selbst genügt; wer vermag dieses zu begreifen? Wer vermag es je zu sagen? Wer ist vermessen genug, es auf irgendeine Weise aussprechen zu wollen.

Dreizehntes Buch - Zwölftes Kapitel

1312
Fahre fort, mein Glaube, in deinem Bekenntnisse; sage dem Herrn deinem Gott: Heilig, heilig, heilig, mein Herr und Gott, auf deinen Namen sind wir getauft, Vater, Sohn und heiliger Geist; auf deinen Namen taufen wir, Vater, Sohn und heiliger Geist; denn auch bei uns schuf Gott in Christo, seinem Sohne, Himmel und Erde, die geistlichen und fleischlichen Menschen seiner Kirche; und bevor unsere Erde ihre Gestalt durch die Lehre des Wortes empfing, war sie wüst und leer und bedeckte uns die Finsternis der Unwissenheit, weil du den Menschen gezüchtigt hast um der Sünde willen und weil deine Gerichte wie die Tiefen des Abgrundes sind. Da aber dein Geist über dem Wasser schwebte, verließ deine Erbarmung unser Elend nicht und du sagtest: Es werde Licht. Tut Buße, das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. Tut Buße, es werde Licht. Und weil meine Seele betrübt in mir ist, darum denke ich an dich, Herr, im Lande am Jordan und auf dem Berge, der gleich groß ist wie du, aber klein um unseretwillen, und es mißfiel uns unsere Finsternis, als wir zu dir zurückkehrten, und es wurde Licht. Und siehe, die wir weiland Finsternis waren, nun sind wir ein Licht in dem Herrn.

Dreizehntes Buch - Dreizehntes Kapitel

1313
Doch sind wir dies nur erst im Glauben, nicht schon im Schauen. Die Hoffnung aber, die man sieht, ist nicht Hoffnung. Noch rauschen deine Fluten daher, daß hier eine Tiefe und da eine Tiefe brauset; und alle deine Wasserwogen und Wellen gehen über mich, aber die Tiefe ruft doch bereits mit der Stimme deiner Fluten. Auch jener, welcher spricht, ich konnte nicht mit euch reden als mit Geistlichen, sondern als mit Fleischlichen, schätzt sich selbst noch nicht, daß er es begriffen habe; ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich zu dem, was da vorne ist; er seufzet unter der Last, die ihn niederdrückt, er dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott, wie der Hirsch schreiet nach frischem Wasser, und sagt, wann werde ich dahin kommen, daß ich Gottes Angesicht schaue? Wir sehnen uns nach unserer Behausung, die vom Himmel ist, und uns verlanget, daß wir damit überkleidet werden, und er ruft dem untern Abgrunde zu, da er spricht: Stellet euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch Verneuerung eures Sinnes; und, werdet nicht Kinder an dem Verständnis, sondern vor der Bosheit seid Kinder, an dem Verständnis aber seid vollkommen; und, o ihr unverständigen Galater, wer hat euch bezaubert? Aber schon läßt sich nicht mehr seine Stimme, sondern deine Stimme selbst vernehmen, der du vom Himmel herab deinen Geist gesandt hast durch den, welcher zum Himmel aufgefahren ist und die unerschöpfliche Quelle deiner Gnade öffnete, um Ströme von Freude über deine heilige Stadt auszugießen. Nach ihr sehnt sich der Freund des Bräutigams, der schon die Erstlinge des Geistes empfangen hat, seufzt aber auch bei sich selbst nach der Kindschaft und wartet auf des Leibes Erlösung; nach ihr seufzt er (aber auch bei sich selbst), denn er ist ein Glied der Kirche, der Braut; für sie eifert er, denn er ist ein Freund des Bräutigams; für ihn eifert er, nicht für sich, weil er durch die Stimme deiner Wasserfluten, nicht mit seiner eigenen Stimme den andern Abgrund anruft; im Eifer für diesen befürchtet er, daß nicht, wie die Schlange Eva verführte mit ihrer Schalkheit, also auch eure Sinne verrückt werden von der Einfältigkeit in Christo, unserm Bräutigam, deinem Eingeborenen. Wie wird das Licht seines Angesichts leuchten, wenn wir ihn sehen werden, wie er ist, und wenn die Tränen vorüber sein werden, die Tag und Nacht meine Speise sind, weil man täglich zu mir sagt - Wo ist nun dein Gott?

Dreizehntes Buch - Vierzehntes Kapitel

1314
Auch ich spreche: Wo bist du, mein Gott? Ach, wo bist du? ich atme in dir etwas auf, wenn ich mein Herz herausschütte bei mir selbst mit Frohlocken und Danken, unter dem Haufen derer, die da eifern. Doch ist meine Seele noch traurig, weil sie bald wieder herabsinkt und ein Abgrund wird, oder vielmehr, weil sie fühlt, daß sie noch ein Abgrund ist. Da spricht zu ihr mein Glaube, den du in der Nacht angezündet hast: Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege. Hoffe und harre, bis die Nacht, die Mutter der Gottlosen, vorübergeht, bis der Zorn des Herrn vorübergehe, dessen Kinder auch wir einst waren, aber wir noch Finsternis waren, deren Überbleibsel noch dieser durch die Sünde sterbende Leib an sich trägt, bis der Tag kühl werde und die Schatten abnehmen. Harre auf den Herrn; frühe will ich mich zu dir schicken und darauf merken und will immerdar dein Lob verkündigen. Frühe will ich mich zu dir schicken und werde das Heil meines Angesichtes sehen, meinen Gott, der auch unsere sterblichen Leiber lebendig macht um deswillen, dessen Geist in uns wohnt, und der erbarmend über unserem finsteren und flutenden Innern schwebt. Durch ihn haben wir auf der Pilgerfahrt dieses Lebens das Unterpfand empfangen, daß wir bereits Licht sind, während wir schon in Hoffnung selig sind, Kinder des Lichtes und Kinder des Tages, nicht Kinder der Nacht noch der Finsternis, die wir einst waren. Zwischen diesen und uns unterscheidest, bei der Ungewißheit menschlicher Erkenntnis, allein du, der du unsere Herzen prüfst und das Licht Tag und die Finsternis Nacht nennst, wer kann uns unterscheiden als du? Was haben wir aber, was wir nicht empfangen haben, sind wir nicht alle von derselben Erde genommen, um Gefäße der Ehre oder Gefäße der Unehre zu sein?

Dreizehntes Buch - Fünfzehntes Kapitel

1315
Oder wer, wenn nicht du, unser Gott, hat die Veste der Autorität über uns in deiner göttlichen Schrift geschaffen? Denn der Himmel wird wie ein Buch aufgerollt werden und ist jetzt wie ein Kleid über uns ausgespannt. Das Ansehen deiner heiligen Schrift ist um so erhabener, seitdem jene Sterblichen, die du zu ihren Werkzeugen erwählt hast, durch den Tod bereits von hier geschieden sind. Du weißt, Herr, du weißt, wie du die Menschen mit Fellen bekleidetest, als sie durch die Sünde sterblich wurden. Deshalb hast du die Veste deiner Schrift wie ein Kleid über uns ausgebreitet, die völlig übereinstimmenden Worte, die du durch Vermittlung sterblicher Menschen über uns erhoben hast. Denn durch ihren Tod wird die Befestigung des Ansehens deiner von ihnen mitgeteilten Worte hoch über alles, was darunter ist, ausgebreitet, die, solange sie noch herniederwallten, nicht so erhöhet und verbreitet war. Du hattest noch nicht den Himmel wie ein Kleid über uns ausgebreitet noch nicht ihres Todes Ruf überallhin getragen.

Laß uns, Herr, die Himmel, die Werke deiner Hände schauen; zerstreue die Wolken, die sie unseren Augen verhüllen! Dort ist dein Zeugnis, das den Kleinen Weisheit gewährt. Bereite dir, mein Gott, dein Lob aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge. Wir kennen keine andern Bücher, die so sehr zunichte machen den Stolz, so sehr zunichte machen den Feind, der widerstrebend deiner Versöhnung seine Sünde verteidigt. Ich kenne, Herr, o Herr, ich kenne keine keuscheren Worte, die mich so zum Bekenntnis bewegten und meinen Nacken unter dein Joch so beugten' dir aus Liebe zu dienen. Möchte ich sie, gütiger Vater, verstehen; verleihe dieses mir, der sich ihnen unterwirft, da du sie für die gegründet, die sich ihnen unterwerfen.

Andere Gewässer gibt es über dieser Veste, ich glaube, unsterbliche, bewahrt vor dem irdischen Verderben. Mögen deinen Namen loben, mögen dich loben die übersinnlichen Völker deiner Engel, die nicht nötig haben, zu dieser Veste aufzublicken und dein Wort durch Lesen zu erkennen. Denn sie sehen allezeit dein Angesicht und lesen dort ohne Silben der Zeit, was dein ewiger Wille will. Sie lesen, sie wählen, sie lieben sie; sie lesen immerdar und nie vergeht, was sie lesen. Sie lesen selbst die Unwandelbarkeit deines Ratschlusses, sie wählen und lieben sie. Für sie schließt sich dies Buch nicht; ihr Buch rollt sich auf, denn du selbst bist ihr Buch und bist es ewig; denn du hast sie über diese Veste gestellt, die du über der Schwachheit der niederen Völker begründet hast, daß sie hinaufblicken und deine Barmherzigkeit erkennen, die dich ihnen zeitlich verkünden soll, der du die Zeiten geschaffen hast. Denn im Himmel, Herr, wohnt deine Barmherzigkeit und deine Wahrheit, soweit die Wolken geben. Die Wolken vergehen, der Himmel aber bleibt. Die Verkündiger deines Wortes gehen vorüber, gehen aus diesem Leben in ein anderes; deine Schrift aber breitet sich über die Völker aus bis an das Ende der Tage. Aber auch Himmel und Erde werden vergehen, aber dein Wort wird nicht vergehen. Denn auch das Kleid des Himmels wird zusammengelegt werden, und das Gras, über welches er ausgespannt war, wird mit all seiner Herrlichkeit verschwinden; dein Wort aber bleibt in Ewigkeit; jetzt erscheint es uns nur wie ein Rätsel in eine Wolke gehüllt; und wie durch den Spiegel des Himmels, nicht aber wie es ist; denn obwohl wir die Geliebten deines Sohnes sind, ist doch noch nicht erschienen, was wir sein werden. Er blickt durch die Hülle des Fleisches, hat uns mit Liebkosungen überhäuft und mit seiner Liebe entflammt, und wir laufen seinem Wohlgeruche nach. Wenn er aber erschienen sein wird, werden wir ihm gleich sein, denn wir werden ihn sehen, wie er ist; ihn zu sehen, wie er ist, Herr, das ist uns doch nicht vergönnt.

Dreizehntes Buch - Sechzehntes Kapitel

1316
Denn ganz, wie du bist, das weißt du allein, der du unwandelbar bist in deinem Sein; unwandelbar in dem, was du weißt; und unwandelbar in dem, was du willst. Dein Wesen weiß und will unwandelbar; dein Wissen ist und will unwandelbar, und dein Wille ist und weiß unwandelbar. Es scheint vor dir nicht gerecht zu sein, daß, wie das unwandelbare Licht sich selbst erkennt, daß es so auch von dem erleuchteten Wandelbaren erkannt werde. Deshalb dürstet meine Seele nach dir wie ein dürres Land, denn wie sie sich aus sich selbst nicht erleuchten kann, vermag sie auch nicht aus sich selbst ihr Verlangen zu stillen. So ist bei dir, bei dir die lebendige Quelle und in deinem Lichte sehen wir das Licht.

Dreizehntes Buch - Siebzehntes Kapitel

1317
Wer sammelte die bittern Wasser an einen einzigen Ort? Sie haben dasselbe Ziel zeitlichen und irdischen Glückes, dessentwegen sie alles tun, obwohl sie von unzähligen Sorgen hin- und herschwanken. Wer, Herr, als du, der du gesagt hast: Es sammele sich das Wasser an besondere Örter, damit man das Trockene sehe, das nach dir dürstet? Denn auch das Meer ist dein und du hast es gemacht und deine Hände haben das Trockene bereitet; denn nicht die Bitterkeit der Willen, sondern die Sammlung der Gewässer wird Meer genannt. Denn du hältst auch die unordentlichen Neigungen der Seele zusammen und steckst Grenzen, die sie nicht überschreiten dürfen und zwingst so die Wogen, sich an sich selbst zu brechen, und gestaltest dies Meer nach der Ordnung deiner Herrschaft über alles.

Doch die Seelen, die nach dir dürsten und stets vor deinem Angesichte sind, die du in anderer Absicht von der Gemeinschaft des Meeres getrennt hast, benetze du sie im verborgenen mit dem süßen Quell, damit auch die Erde ihre Frucht trage; es trägt unsere Seele Frucht und auf Geheiß unseres Herrn und Gottes läßt sie aufgehen Werke der Barmherzigkeit nach ihrer Art; sie liebt ihren Nächsten und hilft ihm in den Nöten des Lebens und trägt in sich den Samen zu Ähnlichem, denn, eingedenk unserer Schwachheit, fühlen wir Mitleid, dem Dürftigen beizustehen, wie auch wir wünschen würden, daß uns geholfen würde, wenn gleiche Not uns drängte; nicht nur in geringen Dingen, die dem Grase gleichen, das von selbst aus der Erde wächst, sondern auch in der kräftigen Gewährung von Schutz und Hilfe, gleich einem fruchtbaren Baume, das heißt, durch die Wohltat, den, der Unrecht leidet, aus der Hand der Gewalt zu reißen und ihm eine Zufluchtsstätte durch die Kraft eines gerechten Urteils zu gewähren.

Dreizehntes Buch - Achtzehntes Kapitel

1318
Ich bitte dich, Herr, laß also, wie du gewohnt bist, uns Freudigkeit und Kraft zu geben, Wahrheit aus der Erde sprossen, und deine Gerechtigkeit uns vom Himmel herabsehen und Lichter an der Veste des Himmels werden. Laßt uns dem Hungrigen unser Brot brechen und die, so im Elend irren, ins Haus führen; laßt uns, so wir einen nackend sehen, ihn kleiden und uns nicht unserem Fleische entziehen. Wenn die Erde unserer Herzen diese Früchte hervorbringt, dann siehe herab, daß es gut ist, und laß unser zeitliches Licht hervorbrechen und uns, von dieser niedrigen Frucht unseres Handelns zu der Wonne des Anschauens durch das Wort des höheren Lebens erhoben, scheinen wie die Lichter in der Welt und mit der Veste deiner Schrift innig vereint sein. Denn dort wirst du uns lehren, daß wir das Geistige vom Sinnlichen unterscheiden wie den Tag von der Nacht, oder die geistigen Seelen von den sinnlichen, so daß du nicht mehr allein in der Verborgenheit deines Gerichtes, wie vor der Entstehung der Veste des Himmels, das Licht von der Finsternis scheidest, sondern auch, daß die von dem Geiste Erfüllten, die du an die Veste des Himmels gesetzt und geordnet hast, nach der Offenbarung deiner Gnade über den Erdkreis leuchten, den Tag von der Nacht scheiden und die Zeiten bezeichnen; denn das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden; unser Heil ist näher, als wir es glaubten, weil die Nacht vorausgegangen ist, und der Tag nahet; weil du krönst das Jahr mit deinem Gut und Arbeiter in deine Ernte sendest, die andere Arbeiter fruchtbar gemacht haben, und sie auf eine andere Aussaat sendest, deren Ernte erst am Ende der Welt ist. So erfüllest du unsere Wünsche und segnest die Jahre des Gerechten; du aber bist immer derselbe, und deine Jahre, die nicht vergehen, sind die Schatzkammer, wo du unsere Jahre, die vergehen, aufbewahrst. Denn nach ewigem Ratschluß spendest du der Erde die himmlischen Gaben zu ihrer Zeit.

Dem einen gibst du durch deinen Geist, zu reden von der Weisheit gleich einem größeren Lichte, um derer willen, die sich an dem reinen Lichte der Wahrheit wie an der Morgenröte erfreuen; dem anderen wird gegeben, zu reden von deiner Erkenntnis nach demselben Geiste gleich einem geringeren Lichte; einem anderen der Glaube; einem anderen die Gabel gesund zu machen, in demselben Geiste; einem anderen, wunder zu tun; einem anderen Weissagung; einem anderen, Geister zu unterscheiden; einem anderen, mancherlei Sprachen; und alle diese Gaben gleichen den Sternen. Dies alles aber wirket derselbe einige Geist und teilt einem jeglichen seines zu, nachdem er will, und läßt die Sterne zum Heile erscheinen und leuchten. Aber was ist die Gabe der Erkenntnis, die alle Geheimnisse in sich faßt, die je nach der Zeit ihr Licht wechseln wie der Mond, und was sind die übrigen Gaben des Geistes, die darnach gleich wie Sterne erwähnt wurden, neben jener Herrlichkeit der Weisheit, deren sich der verheißene Tag erfreuet, anders als die Dämmerung einer finsteren Nacht. Aber für solche sind sie notwendig, mit denen dein weiser Diener nicht reden konnte als mit Geistlichen, sondern als mit Fleischlichen, er, der mit den Vollkommenen Weisheit redet. Aber der natürliche Mensch, nur ein Kind in Christo, das sich mit Milch nährt, bis es für kräftige Speise erstarke und sein Auge für den Anblick der Sonne kräftige, soll die Nacht seiner Finsternis nicht für verlassen halten, sondern sich mit dem Lichte des Mondes und der Sterne begnügen. Dies lehrst du uns, mein Gott, du höchste Weisheit, in deinem Buche, deiner Veste, auf daß wir in wunderbarer Betrachtung alles unterscheiden, obwohl nur erst in Zeichen, in Zeiten, in Tagen, in Jahren.


Augustinus - Bekenntnisse 1232