Augustinus - Bekenntnisse 508

Fünftes Buch - Achtes Kapitel

508
Wunderbar hast du mich geleitet daß mir geraten wurde, nach Rom zu reisen, um dort besser lehren zu können, was ich zu Karthago lehrte. Auch wie mir dies geraten wurde, will ich nicht unterlassen, dir zu bekennen, weil hierin deine tiefsten Verborgenheiten und zugleich deine gegenwärtigste Barmherzigkeit gegen uns zu bedenken und zu prüfen ist. Nicht des größeren Erwerbes und des größeren Ansehens halber, die mir die beratenden Freunde zusicherten, wollte ich nach Rom reisen, obgleich auch das mich damals anzog, sondern die Hauptsache, ja beinahe der einzige Beweggrund war, weil ich vernahm, die jungen Studierenden lebten dort ruhiger und würden durch geordnete Zucht in Schranken gehalten, so daß sie nicht bald bei dem, bald bei jenem Lehrer sich eindrängen, wiewohl sie nicht bei ihm hörten; überhaupt würden sie gar nicht zugelassen, wenn jener nicht die Erlaubnis dazu erteilte. In Karthago dagegen ist die Unverschämtheit der Studierenden maßlos. Sie strömen unverschämt herein und wie rasend stören sie die Ordnung, welche jeder seinen Schülern festgestellt hat, um sie in ihren Studien zu fördern. Mit unbegreiflicher Roheit verüben sie ihre Bubenstreiche, die der Strafe des Gesetzes unterliegen sollten, wenn nicht die Gewohnheit sie beschützte, die sie um so heilloser darstellt, da sie das, als ob es erlaubt wäre, ausüben, was doch nach deinem ewigen Gesetz nie erlaubt sein wird, und es ungestraft zu begehen glauben, während sie doch schon durch diese sündige Verblendung gestraft werden und ungleich mehr Böses erleiden, als sie tun. Die Sitten, welche ich als Studierender mir nicht aneignen wollte, die sollte ich nun gezwungenerweise als Lehrer an anderen ertragen, und darum wollte ich dahin gehen, wo solches nach dem Zeugnis aller nicht geschah. Du aber, meine Hoffnung und mein Teil im Lande der Lebendigen, bewogst mich für das Heil meiner Seele, meinen Wohnort zu ändern, und zu Karthago ließest du mich stacheln, um mich von da loszureißen, und in Rom mir Lockspeisen vorhalten.

Durch Menschen, welche ein totes Leben liebten, dort durch solche, die heillos handelten, andererseits von solchen, die Eitles verhießen, und um meinen Wandel zu bessern, bedientest du dich geheimnisvoll sowohl der Verkehrtheit anderer als auch der meinen, denn die mich um meine Ruhe brachten, waren blind in schändlicher Verwilderung und die mich anders wohin luden, waren irdisch gesinnt. Ich aber, der ich hier das wahre Elend verabscheute, suchte dort falsche Glückseligkeit.

Warum aber ich von Karthago nach Rom ging, du wußtest es, o Gott, machtest es aber weder mir noch der Mutter kund, die bei meiner Abreise bitterlich weinte und mir bis zum Meere folgte. Ich täuschte sie, da sie mich mit Gewalt festhielt, entweder um mich zurückzuhalten oder selbst mit mir zu gehen, und gab vor, bei einem Freunde zu bleiben und nicht ohne sie abzufahren, bis ein günstiger Wind die Abfahrt ermögliche. So betrog ich meine Mutter, und welch eine Mutter! und entrann, während du mir auch dies in deiner Barmherzigkeit vergabst und mich bewahrtest vor den Wassern des Meeres, da ich voll verdammlichen Schmutzes war bis zu dem Gnadenwasser der Taufe, durch das ich gereinigt wurde, damit der Tränenstrom des Mutterauges versiegte, mit welchem dir ihr Angesicht täglich die Erde netzte. Und da sie sich weigerte, ohne mich zurückzukehren, überredete ich sie mit Mühe, daß sie in dem unserm Schiff zunächst gelegenen Bauwerk, der Begräbniskapelle des hl. Cyprian, die Nacht verbrächte. In derselben Nacht aber fuhr ich heimlich ab, jene aber blieb zurück in Gebet und Tränen. Und was bat sie von dir, mein Gott, mit so viel Tränen, daß du mich nicht abreisen lassen möchtest. Du aber nach deinem hohen Ratschluß erhörtest wohl das Hauptziel ihrer Sehnsucht, aber du erhörtest nicht, was sie damals bat, damit du an ihr es erfülltest, was ihr stetes Gebet war. Es wehte der Wind, unsere Segel füllten sich und entzogen unseren Augen das Ufer, an dem am Morgen meine Mutter in bitterem Schmerze jammerte und mit Klagen und Seufzen dein Ohr erfüllte, als hättest du ihr Flehen verachtet, da du mich durch meine Gelüste fortrissest, um diesen Gelüsten selbst ein Ende zu machen und meiner Mutter fleischliches Verlangen mit der Geißel gerechten Schmerzes schlugest. In mütterlicher Weise liebte sie, mich immer um sich zu haben, doch viel inniger als andere, und sie wußte nicht, welche Freude du ihr aus meiner Abwesenheit schaffen würdest. Sie wußte es nicht und deshalb weinte und klagte sie, und in jenen Qualen verriet sich in ihr das Erbteil der Eva, wenn sie mit Seufzen suchte, was sie mit Schmerzen geboren. Doch, nachdem sie meinen Trug und meine Grausamkeit verklagt hatte, da wendete sie sich wiederum zur Fürbitte für mich, sie ging ihrer gewohnten Lebensweise nach und ich - nach Rom.

Fünftes Buch - Neuntes Kapitel

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Und siehe, dort ward ich von der Geißel leiblicher Krankheit betroffen und wankte dem Tode zu, mit mir tragend alles Böse, das ich gegen dich und mich und andere, viel und schwer, verübt hatte, dazu gebunden von der Fessel der Erbsünde, durch die wir alle in Adam sterben. Denn du hattest mir noch nichts von alledem in Christo vergeben noch hatte jener von seinem Kreuz die Feindschaften weggenommen, welche ich mir durch meine Sünden gegen dich zugezogen hatte. Denn wie hätte er sie am Kreuz als jenes Scheinbild, für das ich ihn gehalten, zu lösen vermocht? So falsch mir daher der Tod seines Fleisches erschien, so nahe war der Tod meiner Seele, und so wahr der Tod seines Leibes war, so falsch war das Leben meiner Seele, welche nicht daran glaubte. Mit zunehmendem schwerem Fieber ging ich schon meinem Untergang entgegen. Denn wohin wäre ich gegangen, wenn ich damals aus diesem Leben ging, als in Feuer und Qualm, meiner Taten würdig, nach der Wahrheit deiner Ordnung. Die Mutter wußte nichts davon und doch betete sie für mich, da ich fern war. Du aber, Allgegenwärtiger, erhörtest sie, wo sie auch war und wo ich war, da erbarmtest du dich meiner, daß ich meine Gesundheit wiedererlangte, wenn auch noch krank durch das gottlose Herz. Nicht sehnte ich mich auch in solch großer Gefahr nach deiner Taufe! Besser war ich, da ich noch ein Knabe war, da ich sie, 'von der Frömmigkeit der Mutter angeregt, verlangte, wie ich es ja schon gesagt habe in meinen Bekenntnissen. ich aber war in meiner Schande gewachsen; wahnsinnig verlachte ich den Rat deines Heils, der du mich nicht zweimal, zeitlich und ewiglich, sterben ließest als ein solcher. Wenn mit dieser Wunde das Herz meiner Mutter geschlagen worden wäre, sie wäre nimmer genesen; denn nicht genug kann ich es ja aussprechen, mit welcher Zärtlichkeit sie mich liebte und mit wieviel größerer Bedrängnis sie mich im Geiste gebar, als sie mich im Fletsche geboren hatte.

Um deswillen ist es mir nicht denkbar, wie sie hätte genesen sollen, wenn solch ein doppelter Tod ihr liebendes Herz durchbohrt hätte. Wo wären so innige ununterbrochene Gebete geblieben, wo wären sie anders als bei dir? Oder solltest du, Gott des Erbarmens, dies geängstete und zerschlagene Herz einer züchtigen und verständigen Witwe verachtet haben, die fleißig Almosen gab, deinen Heiligen gehorsam war und ihnen diente, keinen Tag ohne Opfer auf deinem Altar vorübergehen ließ, die zweimal am Tage, morgens und abends, zu deiner Kirche ohne Unterlaß kam, nicht leerer Fabeln und Altweibergeschwätzes wegen, sondern daß sie dich hörte in deiner Rede und du sie in ihren Gebeten erhörtest? Solltest du die Tränen, mit denen sie dich nicht um Gold oder Silber bat noch sonst um ein wandelbares und unbeständiges Gut, sondern um das Seelenheil ihres Sohnes, du, durch dessen Wirken sie also war, solltest du sie zurückweisen und ihr deine Hilfe verweigern? Nicht doch! Du warst ihr nahe, und du erhörtest sie nach der Heilsordnung, die du vorher bestimmt hattest. Fern sei es, zu behaupten, du hättest sie in jenen Gesichten und Offenbarungen getäuscht, die ich schon erwähnte, und die ich noch nicht erwähnte, die sie in treuem Herzen bewahrte und Gebete, die sie wie eine Handschrift dir immer wieder vorhielt. Denn du würdigst, solange dein Erbarmen in der Zeit währt, die, welchen du ihre Schulden erläßt, auch durch deine Verheißungen ihr Schuldner zu bleiben.

Fünftes Buch - Zehntes Kapitel

510
So hast du mich denn von jener Krankheit hergestellt und hast gesund gemacht den Sohn deiner Magd, damals fürs erste leiblich, damit er am Leben bliebe und du ihm ein besseres und sichereres Heil verliehest. Auch in Rom knüpfte ich Verbindung an mit jenen betrogenen und betrügenden Heiligen, nicht nur mit den sogenannten "Zuhörern", zu denen auch der gehörte, in dessen Hause ich krank lag und gesundete, sondern auch mit denen, die man die "Auserwählten" nennt. Denn mir schien es noch, als ob wir es nicht wären, die da sündigten, sondern in uns sündige eine andere Natur; und es erfreute meinen Stolz, schuldlos zu sein und, wenn ich irgend etwas Böses getan hatte, mich nicht zur Tat bekennen zu müssen, damit du meine Seele heilest, denn sie hat an dir gesündigt; sondern ich pflegte sie zu entschuldigen und etwas anderes anzuklagen, was mit mir war, ohne daß ich es war. Aber mein Ich war das Ganze, meine Gottlosigkeit hatte mich aber feindlich entzweit. Und eben darin beruhte meine Sünde, die um so unheilbarer war, je weniger ich mich für den Sünder hielt, und es war eine fluchwürdige Ungerechtigkeit, daß ich lieber wollte, daß du, allmächtiger Gott, in mir zu meinem Verderben überwunden würdest, als daß ich von dir zu meinem Heile überwunden würde, Denn noch hattest du meinem Mund keine Wache gesetzt und eine Türe der Schweigsamkeit meinen Lippen, daß mein Herz nicht abwäge und boshafte Worte vorbrächte, um die Entschuldigungen bei Verständigungen zu entschuldigen mit Menschen, die gottlos handeln; deshalb war ich noch mit ihren Auserwählten vereint.

Schon aber verzweifelte ich, durch jene falsche Lehre Nutzen zu erlangen, und selbst das, womit ich beschlossen hatte, zufrieden zu sein, wenn sich nichts Besseres fände, hatte alle Anziehungskraft für mich verloren. Auch hatte ich schon den Gedanken gehabt, daß jene Welt weiser, die sogenannten Akademiker immer noch klüger gewesen seien als die übrigen, weil sie lehrten, man müsse an allem zweifeln, und sich dafür entschieden hatten, daß der Mensch die Wahrheit zu erkennen überhaupt nicht imstande sei. Denn das schien mir klar ihre Meinung gewesen zu sein nach der allgemeinen Ansicht, denn noch erkannte ich nicht ihre Intentionen. Ohne Hehl suchte ich meinen Gastfreund von zu großem Vertrauen abzubringen, das er, wie ich bemerkte, zu den Fabeln hatte, von denen die Schriften der Manichäer strotzen. Indessen blieb ich mit ihnen noch in freundschaftlicherem Verkehr als mit denen, die nicht jener Sekte angehörten. Doch auch sie verteidigte ich nicht mehr mit demselben Feuer; der freundschaftliche Verkehr mit ihnen, von denen Rom ziemlich viel birgt, machte mich lässiger, etwas anderes zu suchen, zumal da ich an deiner Kirche verzweifelte, o Herr des Himmels und der Erden, du Schöpfer des sichtbaren und unsichtbaren Alls, Wahrheit finden zu können, von der mich jene abgewendet hatten. Für häßlich hielt ich den Glauben, du habest die Gestalt des menschlichen Fleisches und werdest begrenzt von den körperlichen Umrissen unserer Glieder. Aber weil ich, wenn ich über meinen Gott denken wollte, nichts zu denken wußte als körperliche Massen, so war dies die größte und fast einzige Ursache unvermeidlichen Irrtums.

Deshalb glaubte ich auch, es gäbe auch eine ähnliche Substanz des Bösen, die eine häßliche und ungestalte Masse habe, entweder eine plumpe, welche sie Erde nennen, oder eine dünne, feine, wie der Luftkörper ist, und von welcher sie sich einbildeten, daß er als böser Geist durch die Erde krieche. Und weil meine Frömmigkeit, so gering sie auch war, mich zu glauben zwang, der gute Gott habe keine böse Natur geschaffen, so bestimmte ich zwei sich feindliche Massen, beide unendlich, aber die böse im engem Sinne, die gute im weitern. Aus dieser verderblichen Grundlage ergaben sich die übrigen Gottlosigkeiten. Denn da mein Geist sich in den Glauben der Kirche zurückzuversetzen versuchte, fühlte ich mich abgestoßen, weil der kirchliche Glaube nicht so beschaffen war, wie ich meinte. Es erschien mir frömmer, wenn ich dich, mein Gott, dessen Erbarmen gegen mich ich bekenne, mir überall unendlich dächte, obgleich ich mich gezwungen sah, auf der einen Seite, wo sich dir die Masse des Bösen entgegensetzt, dich mir begrenzt vorzustellen, als wenn ich glaubte, du seiest auf allen Seiten, nach Art der menschlichen Gestalt, begrenzt. Besser schien es mir, zu glauben, du habest nicht das Böse erschaffen, das mir in meiner Unwissenheit nicht bloß eine Substanz, sondern auch körperlich zu sein schien, da ich mir den Geist nur als einen feinen Körper denken konnte, der sich durch den Raum ausgieße, als zu glauben, die Natur des Bösen wäre durch dich so gestaltet worden, wie ich sie mir vorstellte. Selbst von unserm Erlöser, deinem Eingebornen, glaubte ich, daß er aus dein Stoff deiner lichthellsten Masse zu unserm Heile herausgestaltet worden, so daß ich von ihm nichts glaubte, als was ich mir nach meiner eitlen Ansicht vorstellen konnte. Ich meinte, eine solche Lichtnatur könne nicht von Maria geboren sein, ohne mit dem Fleischlichen vermischt und dadurch befleckt zu werden. Diese Vermischung aber wäre ohne Befleckung nicht möglich, weil ich alles Fleisch für böse hielt. Ich fürchtete mich also davor, an einen im Fleisch Gebornen zu glauben, um nicht an einen im Fleisch Befleckten glauben zu müssen Hier werden mich deines Geistes Kinder milde belächeln in feindlicher Weise, wenn sie lese meine Bekenntnisse lesen, aber so war ich.

Fünftes Buch - Elftes Kapitel

511
Was die Manichäer ferner in deinen Schriften getadelt hatten, das, glaubte ich, könne nicht verteidigt werden; doch wünschte ich zuweilen mit irgendeinem in jenen Büchern bewanderten Manne über einzelnes zu sprechen und seine Meinung darüber zu erfahren. Schon in Karthago hatten mich die Reden eines gewissen Helpidius angeregt, die er gegen die Manichäer hielt, da er solche Stellen aus der Schrift anführte, denen man nicht leicht widersprechen konnte, und die Antwort jener schien mir auf schwachen Füßen zu stehen. Doch brachten sie diese nicht öffentlich vor, sondern nur im geheimen, indem sie sagten, die Schriften des Neuen Testamentes seien gefälscht worden von Leuten, welche das jüdische Gesetz dem christlichen Glauben hatten einpflanzen wollen; doch konnten sie keine unverfälschten Exemplare aufweisen. Mich aber, der ich nun gefangen und erstickt war, bedrückten bei meinen körperlichen Vorstellungen jene Massen, unter welchen ich keuchend die klare reine Luft deiner Wahrheit nicht atmen konnte.

Fünftes Buch - Zwölftes Kapitel

512
Mit Eifer begann ich nun auszuführen, weshalb ich nach Rom gekommen war; als Lehrer der Beredsamkeit versammelte ich zunächst einige Schüler um mich, mit welchen und durch welche ich bekannt wurde. Hier in Rom mußte ich aber anderes Unrecht erdulden, was mir in Afrika erspart geblieben war. Zwar bestätigte sich es allerdings, daß jene Zügellosigkeiten junger Wüstlinge Karthagos hier nicht vorkamen; aber "plötzlich", so hieß es, geschieht es, daß sich viele junge Leute verabreden, dem Lehrer kein Honorar geben, und zu einem andern laufen; Wortbrüchige, denen aus Geldgier die Gerechtigkeit feil ist. Mein Herz verabscheute, obwohl nicht um Gottes willen. Denn weil ich von ihnen dergleichen erleiden sollte, haßte ich sie vielmehr, als weil sie taten, was niemandem erlaubt ist. Gewißlich sind solche schändlich, sind untreu gegen dich, durch die Liebe zu flüchtigem Zeitvertreib und schmutzigem Gewinn, der die Hand, die ihn angreift, besudelt; während sie die flüchtige Welt umfassen, verachten sie dich, den Unvergänglichen, der du sie zurückrufst und der menschlichen Seele, die zurückkehrt zu dir von sündiger Buhlschaft, verzeihest. Auch jetzt noch hasse ich solche als schlechte und verkehrte Menschen, obwohl ich sie auch wiederum liebe als solche, die zu bessern seien, damit sie fortan die Lehre selbst, die sie lernen, dem Gelde, ihr aber dich, o Gott, der ,tu die Wahrheit bist und die Fülle des wahren Guten und reinsten Friedens vorziehen. Damals aber wollte ich diese Schlechten vielmehr um meinetwillen nicht dulden, den sie beleidigten, als daß ich gewünscht hätte, daß sie gut würden um deinetwillen.

Fünftes Buch - Dreizehntes Kapitel

513
Als daher von Mailand nach Rom an den Präfekten der Stadt um einen Lehrer der Beredsamkeit geschrieben und damit die kostenfreie Reise verbunden wurde, bewarb ich mich, durch die von manichäischen Irrtümern Trunkenen - ich ging hinweg, um sie loszuwerden, aber beiderseits wußte man es nicht - empfohlen, sobald ich auch durch eine Proberede ausgewiesen hatte, daß Symmachus mich nach Mailand schicken möchte. So kam ich nach Mailand zum Bischof Ambrosius, einem der besten Männer, die auf dieser Erde wandelten, einem frommen Verehrer von dir, dessen Predigten deinem Volke kräftig darreichten deinen besten Weizen und Freudenöl und des Weines nüchterne Trunkenheit. Zu ihm aber ward ich durch dich geführt ohne mein Wissen, damit ich durch ihn zu dir gerührt würde mit meinem Wissen. Väterlich nahm mich der Gottesmann auf und an meiner Übersiedelung hatte er ein bischöfliches Wohlgefallen. Und ich lernte ihn lieben, anfänglich zwar nicht als einen Lehrer der Wahrheit, die in deiner Kirche zu finden ich ganz aufgegeben hatte, sondern nur als einen mir wohlwollenden Mann. ich hörte fleißig seine Vorträge, zwar nicht in der Absicht, die mir geziemt hätte, sondern gewissermaßen nur, um seine Beredsamkeit zu prüfen, ob sie seinem Ruhme entspräche, ob sie herrlicher oder dürftiger ströme, als man sie pries. Von seinen Worten wurde meine Aufmerksamkeit gefesselt; ich bekümmerte mich aber nicht um den Inhalt, den ich verachtete; ich freute mich über die Anmut seiner Rede, die, obwohl gehaltreicher, aber weniger erheiternd und einschmeichelnd als die des Faustus war, was die Worte an sich betraf. In Hinsicht des Gegenstandes selbst konnte natürlich kein Vergleich stattfinden, jener war ja von den manichäischen Fallstricken irregeführt, dieser aber lehrte heilsamst das Heil. Aber das Heil ist fern von den Gottlosen, wie ich damals einer war, und dennoch näherte ich mich ihm allmählich und unvermerkt.

Fünftes Buch - Vierzehntes Kapitel

514
Denn obwohl es mir nicht darum zu tun war zu lernen, was er sprach, sondern nur zu hören, wie er sprach - denn nur diese eitle Sorge war nur geblieben, mir, der ich daran verzweifelte, daß den Menschen überhaupt ein Weg zu dir offenstehe -, kam doch in meine Seele zugleich mit den Worten, die ich gern hörte, noch der Inhalt, den ich geringschätzte, denn ich konnte beides nicht voneinander trennen. Während ich nun mein Herz auftat, um zu erfassen, was er also beredt sprach, ging zugleich auch das mit ein, was er so wahr gesprochen, aber freilich auch nur allmählich. Zuerst kam es mir so vor, als ob auch diese Lehren zu verteidigen wären, denn es sei nicht unverschämt, die Wahrheit des kirchlichen Glaubens zu behaupten, die mir bis dahin gegen die Angriffe der Manichäer unhaltbar erschienen war, besonders nachdem ich die eine und die andere dunkle Stelle im Alten Testamente öfters hatte erklären hören, während ich, der am Buchstaben festhielt, den Geist verlor. Daher tadelte ich, nachdem so manche dieser Schriftstellen meinem Verständnis näher gebracht waren, meine Verzweiflung, die mich glauben ließ, Gesetz und Propheten vermöchten sich nicht gegen ihre Feinde und Spötter zu halten. Keineswegs aber glaubte ich deshalb schon den Weg der Kirche betreten zu müssen, weil er seine gelehrten Verteidiger haben konnte, die beredt und vernünftig die Einwürfe zurückwiesen, und nicht deshalb schon könne die Richtung, die ich eingeschlagen, verdammt werden, weil die Verteidigung in ihren Gründen einander gleichstand. Der kirchliche Glaube erschien mir nicht mehr als besiegt, aber doch auch noch nicht als Sieger. Nun aber strengte ich meinen Geist an, ob es mir nicht gelänge, die Manichäer durch gewisse Beweise des Irrtums zu überführen. Hätte ich mir eine geistige Substanz denken können, so wären mit einem Male alle jene Trugwerke zerstört und aus meinem Geist entfernt worden. Aber ich vermochte es nicht. Ich fand aber, daß von der Körperwelt und der ganzen Natur, soweit sie der Sinn des Geistes erfaßt, die meisten Philosophen weit richtigere Ansichten hatten, je mehr ich mich mit ihnen beschäftigte und sie verglich. Als ich daher nach Art der Akademiker an allem zweifelte und zwischen allem schwankte, da beschloß ich, die Manichäer zu verlassen, weil ich glaubte, ich dürfte in dieser Zeit meines Zweifelns nicht mehr jener Sekte angehören, der ich schon mehrere Philosophen vorzog. Diesen Philosophen aber wollte ich die Heilung meiner kranken Seele auch nicht anvertrauen, weil sie nicht auf den heilsamen Namen Christi fußten. Ich faßte demnach den Entschluß, so lange in der mir von den Eltern empfohlenen Kirche als Katechumen zu bleiben, bis mir ein hellerer Stern meine Schritte auf sicheren Pfad lenke.

SECHSTES BUCH



Erstes Kapitel

601
Du meine Hoffnung von Jugend auf, wohin watest du mir und wohin hattest du dich zurückgezogene Hattest du mich denn nicht geschaffen und mich unterschieden von den Tieren des Feldes und den Vögeln des Himmels? Du hattest mich weiser gemacht, aber ich wanderte in Finsternis und auf schlüpfrigem Pfade, ich suchte dich außer mir und fand nicht den Gott meines Herzens, ich versank in der Tiefe des Meeres und zweifelte und verzweifelte, die Wahrheit zu finden. Schon war meine Mutter, eine Heldin im Glauben, zu mir gekommen, über Land und Meer mir folgend, in allen Gefahren furchtlos im Vertrauen auf dich. Denn auch in den Fährlichkeiten der See tröstete sie der Schiffer, von welchem sonst die Neulinge in Seereisen in ihrer Angst pflegen getröstet zu werden, und verhieß ihnen glückliche Ankunft, die du ihr in meinem Gesichte verheißen. Sie fand mich in tiefer Bedrängnis und schwerer Verzweiflung, daß ich die Wahrheit nicht erlangen konnte. Als ich ihr gesagt, daß ich zwar kein Manichäer mehr sei, doch auch kein rechtgläubiger Christ, da frohlockte sie nicht, als ob sie etwas Unerwartetes vernommen hätte. Aber Frieden gewann sie und Beruhigung durch diese Veränderung in meinem Elend, in welchem sie mich wie einen von dir zu erweckenden Toten beweint hatte und mich hinausgetragen hatte auf der Bahre ihrer Gedanken, daß du sprechest zu der Witwe Sohne: Jüngling, ich sage dir, stehe auf, und daß er wieder lebendig würde und zu reden anfinge Lind du ihn seiner Mutter wiedergäbest. Von keiner ungestümen Freude ward dir Herz also erschüttert, als sie hörte, daß von so vielem, um das sie tagtäglich zu dir seufzte, wenigstens so viel geschehen sei, daß ich die Wahrheit zwar noch nicht gewonnen, jedoch der Falschheit entronnen sei. Weil sie aber des festen Glaubens lebte, daß du auch das noch Erübrigende geben würdest, der du ihr das Ganze verheißen, antwortete sie mir mit Sanftmut und vertrauendem Herzen, sie glaube in Christo, ehe sie aus diesem Leben scheide, mich noch als rechtgläubigen Christen zu sehen. So sprach sie zu mir; dich aber, du Quell der Erbarmung, ging sie fort und fort an mit Bitten und Tränen, auf daß du beschleunigen mögest das Werk deiner Hilfe und erleuchten meine Finsternis.

nis. Um so eifriger ging sie zur Kirche und hing an des Ambrosius Munde wie am Quell des Wassers, das in das ewige Leben quillt. Sie liebte jenen Mann wie einen Engel Gottes, weil sie wußte, daß durch ihn jenes innere Schwanken herbeigeführt sei, aus welchem sie den Übergang von Krankheit zur Genesung bei herzutretender dringlicherer Gefahr, wie bei jenem Zustande, den die Ärzte Krisis nennen, erwartete.

Sechstes Buch - Zweites Kapitel

602
Als sie, wie es in Afrika üblich war, zu den Begräbniskapellen der Heiligen Brot und Wein brachte und vom Türhüter abgewiesen wurde, so fügte sie sich, sobald sie erfuhr, daß der Bischof solches verboten hätte, mit solch demütig frommem Gehorsam, daß ich selbst mich verwunderte, wie leicht sie eher eine Anklägerin ihrer Gewohnheit als eine Richterin jenes Verbots ward; denn nicht Trunkliebe beherrschte ihren Geist und die Liebe zum Weine reizte sie nicht zum Haß gegen die Wahrheit wie so viele Männer und Frauen, welche zu der Predigt, die sie zur Nüchternheit ermahnt und zu dem gewässerten Tranke mit Ekel kommen. Wenn meine Mutter dagegen einen Korb mit den Weihegaben zum Vorkosten und zum Verteilen herbeibrachte, dann nahm sie nie mehr als ein einziges Becherchen, für ihren nüchternen Gaumen gemischt, den sie mit den Ihrigen als Zeichen der Gemeinschaft genoß. Und wenn es auch viele solche Begräbniskapellen gibt, deren Heilige man auf solche Weise ehren wollte, so trug sie doch in allen nur jenen kleinen Becher mit sich umher, dessen Inhalt nicht nur stark gewässertes, sondern auch ganz laues Getränk war, das sie mit den Anwesenden in ganz kleinen Teilen genoß, weil sie Frömmigkeit, nicht Vergnügen daselbst suchte. Als sie nun erfuhr, daß dies von dem vortrefflichen Prediger und Bischof selbst denen verboten sei, die es nüchtern vollzögen, damit den Trunksüchtigen keine Gelegenheit zur Ausschweifung geboten würde und weil ohnehin dies, wie die Totenopfer, dem heidnischen Aberglauben sehr nahe käme, enthielt sie sich ihrer bereitwilligst und lernte für den mit irdischen Früchten angefüllten Korb ein von reinen Gelübden volles Herz dem Gedächtnis der Märtyrer darbringen, damit sie, soviel sie vermöchte, den Armen gäbe. So ward von ihr die Gemeinschaft des Leibes Christi gefeiert, durch dessen Leidensnachfolge die Märtyrer den Tod erduldet und die Krone empfangen haben. Doch scheint es mir, mein Herr und mein Gott, nur dies ist vor deinem Angesichte meines Herzens Meinung daß meine Mutter nicht so leicht von dieser Gewohnheit abgelassen haben würde, wenn ihr ein anderer als Ambrosius es untersagt hätte, den sie nicht wie den Ambrosius liebte, zu welchem sie um meines Seelenheiles willen eine große Zuneigung hegte. Aber auch er liebte sie wegen ihres gottseligen Wandels, in welchem sie in guten Werken, voll Inbrunst des Geistes, unablässig die Kirche besuchte, so daß er, wenn er meiner ansichtig wurde, oft in ihr Lob ausbrach und mir Glück zu einer solchen Mutter wünschte, ohne daß er wußte, was für einen Sohn sie habe, der ich an allem zweifelte und nimmermehr glaubte, daß ich den Weg zum Leben zu finden vermöchte.

Sechstes Buch - Drittes Kapitel

603
Ich seufzte nicht mehr betend nach deiner Hilfe, sondern mein Geist strengte sich an zu forschen und sehnte sich unruhig nach Besprechung mit anderen. Den Ambrosius hielt ich nach weltlichem Maßstabe für einen glücklichen Mann, da ihm selbst Leute von der höchsten Machtbefugnis ihre Ehrenbezeigungen erwiesen, nur seine Ehelosigkeit schien mir schwer durchführbar. Was für Hoffnungen er in sich trug, wie er gegen die Versuchungen seiner eigenen Vortrefflichkeit kämpfte, welchen Trost er hatte in den Widerwärtigkeiten und weich köstliche Freude seines Herzens verborgener Mund von deinem Brote kostete, das konnte ich nicht ahnen, denn ich hatte es selbst nicht erfahren. Auch wußte er nichts von meinen Unruhen noch von dem Abgrunde meiner Gefahr, weil ich ihn nicht nach Wunsch fragen konnte, da die Scharen geschäftiger Leute, deren Schwachheit er aufhalf, von seinem Ohr und Munde mich trennten. Die wenige Zeit, die er nicht mit ihnen zusammen war, erfrischte er den Körper mit der nötigen Nahrung oder labte am Lesen den Geist. Und wenn er las, schweiften die Augen über die Seiten und das Herz erforschte den Sinn, er selbst aber schwieg. oft, wenn wir gegenwärtig waren, denn jeder hatte Zutritt, auch pflegte der Kommende nicht angemeldet zu werden, sahen wir ihn schweigend lesen, und nie anders; lange Zeit saßen wir schweigend da - denn wer hätte es gewagt, eine solche Vertiefung zu stören? -, dann gingen wir in der Vermutung, daß er die kurze Spanne Zeit, die ihm zu seiner geistigen Erholung zu Gebote stand, feiernd von dem Lärmen der Unruhe fremder Angelegenheiten ungestört verbringen wolle. Auch vermied er vielleicht die Lautlosen deshalb, damit er nicht genötigt wäre, den in höchster Aufmerksamkeit in Spannung befindlichen Zuhörern ein minder klar -geschriebenes Buch auszulegen oder sich auf schwierige Fragen einzulassen und durch diese Verwendung seiner Zeit mehr, als er wollte, von seinen Büchern abgezogen zu werden, obgleich wohl noch außerdem der Umstand hinzukam, daß er seine Stimme schonen mußte, die sehr leicht heißer wurde, und er schon deshalb mit vollem Rechte still für sich las. In welcher Absicht aber er es auch tat, er tat wohl daran.

Soviel aber stand fest, daß ich niemals Gelegenheit fand, von seinem Herzen, deinem heiligen Orakel, zu erfahren, was ich wünschte; ein kurzes Gehör erlangte ich zuweilen. Meine innere Aufregung aber verlangte nach einer ruhigen Aussprache mit ihm, nie aber fand sich Zeit dazu. An jedem Sonntage aber hörte ich ihn das Wort der Wahrheit lauter auslegen, und ich überzeugte mich mehr und mehr, daß alle jene Knoten schlauer Verleumdungen, die jene unsere Betrüger gegen die heiligen Schriften knüpften, gelöst werden konnten. Als ich nun vollends erfuhr, daß die Lehre, wie der Mensch von dir nach deinem Bilde geschaffen sei, von den geistlichen Söhnen, die du aus Gnade durch der Mutter Kirche wiedergeboren werden ließest, nicht so verstanden werden dürfe, als ob du nach ihrer Vorstellung in ihren Gedanken von menschlicher Gestalt begrenzt seiest, obgleich ich kaum dunkel ahnte, wie das Wesen des Geistes beschaffen sei, da errötete ich vor Freude, daß ich nicht den echten Kirchenglauben, sondern Hirngespinste fleischlicher Gedanken angebetet hatte. Verwegen und gottlos aber war ich darin, daß ich das, was ich hätte durch Forschen erst zu beurteilen lernen sollen, angeklagt hatte. Du aber, Erhabenster und Nächster, Verborgenster und Gegenwärtigster, der du keine Glieder, weder größere noch kleinere, hast, sondern der du überall ganz und unbegrenzt bist, du bist freilich nicht jene Körperform, die ich mir einbildete; dennoch schufst du den Menschen nach deinem Bilde, und siehe, er ist vom Raume begrenzt vom Kopf bis zu den Füßen.

Sechstes Buch - Viertes Kapitel

604
Da ich also nicht wußte, wie dieses dein Ebenbild beschaffen ist, so hätte ich anklopfen und die Frage vorlegen sollen, was zu glauben sei, und nicht höhnend widerlegen sollen, als glaube die Kirche so. Um so mehr nagte die Sorge an meinem Herz, was ich als sicher annehmen solle, je mehr ich mich schämte, so lange durch die Verheißung der Gewißheit getäuscht und betrogen und in knabenhafter Unbesonnenheit und Irrtum so viel Ungewisses als gewiß in die Welt ausgeschwatzt zu haben. Denn daß es falsch war, ward mir erst später klar. Sicher war jedoch, daß das, was von mir einst für sicher gehalten wurde, unsicher war, als ich deine Kirche mit blinden Beschuldigungen anklagte, von welcher ich zwar noch nicht mit Gewißheit wußte, daß sie Wahres lehre, jedoch daß sie nicht das lehre, was ich mit schwerer Anklage belegt hatte. So zerfiel ich mit mir, und ich freute mich, mein Gott, daß deine einige Kirche, deines Einigen Leib, in der mir als Kind Christi Name beigelegt wurde, keinen Geschmack habe an kindischen Albernheiten, daß sie in ihrer Dogmatik dich, den Schöpfer des Alls, nicht in einen Raum, wenn auch in den erhabensten, so doch überall begrenzten - in den Menschenleib einschloß.

Auch freute ich mich, daß mir nicht mehr zugemutet wurde, die Schriften des Alten Testaments, das Gesetz und die Propheten mit dem Auge zu lesen, mit welchem sie mir früher unsinnig erschienen, als ich deine Heiligen beschuldigte, so zu denken, in Wahrheit aber dachten sie nicht so. Mit Freude hörte ich den Ambrosius in seinen Volkspredigten sagen, eine Regel, die er aufs dringendste empfahl: "Der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig." Er enthüllte, was nach dem Buchstaben Verkehrtes zu besagen schien, indem er den mystischen Schleier hinwegnahm, erklärte es nach dem Geiste und äußerte dabei nichts, was bei mir Anstoß erregte, wenn ich auch die Wahrheit des von ihm Vorgetragenen noch nicht verstand. Denn ich suchte mein Herz vor jedem Beifall zu wahren, aus Furcht, in die Tiefe zu fallen, und durch die Ungewißheit ward ich noch mehr gequält, denn ich wollte mich von der Wahrheit der unsichtbaren Dinge so gewiß überzeugen, als ich überzeugt war, daß sieben und drei zehn seien. So unsinnig war ich aber doch nicht, daß ich geglaubt hätte, selbst das lasse sich nicht begreifen; gleich diesem aber wünschte ich auch das andere zu verstehen, sei es nun etwas Körperliches und meinen Augen Abwesendes, sei es etwas Geistiges, an das ich nur denken konnte, wie ich an körperliche Dinge dachte. Durch den Glauben konnte ich geheilt werden, durch den mein geläuterter Geist zu deiner immer bleibenden, in keiner Hinsicht irrenden Wahrheit gelenkt worden wäre. Aber wie der, welcher einem schlechten Arzt in die Hände gefallen ist, auch einem guten sich anzuvertrauen fürchtet, so war es auch mit der Krankheit meiner Seele der Fall, die nur durch den Glauben geheilt werden konnte, und aus Furcht, solches zu glauben, verschmähte sie die Heilung und leistete deinen Händen Widerstand, der du die Heilmittel des Glaubens bereitetest, der du sie über die Krankheiten des Erdkreises verbreitet hast und ihnen so große Kraft verliehen.


Augustinus - Bekenntnisse 508