ANSPRACHE 2005 34

AN DEN GENERALSEKRETÄR DES ÖKUMENISCHEN RATES DER KIRCHEN, REVEREND DR. SAMUEL KOBIA

Donnerstag, 16. Juni 2005



Lieber Herr Generalsekretär!

»Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus« (Ph 1,2). Mit diesen Worten des hl. Paulus heiße ich Sie und die Mitglieder der Delegation des Ökumenischen Rates der Kirchen gern willkommen. Nach Ihrer Einsetzung als Generalsekretär hatten Sie geplant, meinen geliebten Vorgänger, Papst Johannes Paul II., zu besuchen. Obwohl sich diese Hoffnung nie erfüllt hat, danke ich Ihnen, daß Sie bei seinem Begräbnis den Ökumenischen Rat der Kirchen vertreten haben, und ich spreche Ihnen meinen Dank für die Botschaft aus, die Sie mir aus Anlaß der feierlichen Einführung in mein Amt als Bischof von Rom gesandt haben.

Die Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und dem Ökumenischen Rat entwickelten sich während des Zweiten Vatikanischen Konzils, wo zwei Beobachter aus Genf bei allen vier Sitzungsperioden anwesend waren. Das führte 1965 zur Einrichtung der Gemeinsamen Arbeitsgruppe als einem Instrument des ständigen Kontakts und der Zusammenarbeit, die sich als Antwort auf das Gebet des Herrn selbst, »alle mögen eins sein« (Jn 17,21), der gemeinsamen Aufgabe der Einheit widmen soll. Nächsten November wird aus Anlaß des 40. Jahrestages der Gründung der Gemeinsamen Arbeitsgruppe eine wichtige Beratung über ihre Zukunft stattfinden. Ich hoffe und bete, daß ihre Ziele und ihre Arbeitsweise weiter geklärt werden, um zu einem immer nachhaltigeren ökumenischen Verständnis, zu Zusammenarbeit und Fortschritt zu gelangen.

In den ersten Tagen meines Pontifikats erklärte ich, daß meine »vorrangige Verpflichtung die Aufgabe [ist], mit allen Kräften an der Wiederherstellung der vollen und sichtbaren Einheit aller Jünger Christi zu arbeiten«. Dazu bedarf es außer guter Absichten »konkreter Gesten, die das Herz erfassen und die Gewissen aufrütteln, indem sie jeden zu der inneren Umkehr bewegen, die die Voraussetzung für jedes Fortschreiten auf dem Weg der Ökumene ist« (Missa pro Ecclesia, 5; in O.R. dt., Nr. 17, 29.4.2005, S. 9).

Papst Johannes Paul II. hat oft daran erinnert, daß das Herzstück der Suche nach der christlichen Einheit der »geistliche Ökumenismus« ist. Er sah dessen Kern in Begriffen, die das Sein in Christus ausdrücken: »An Christus glauben heißt, die Einheit wollen; die Einheit wollen heißt, die Kirche wollen; die Kirche wollen heißt, die Gnadengemeinschaft wollen, die dem Plan des Vaters von Ewigkeit her entspricht. Das also ist die Bedeutung des Gebetes Christi: Ut unum sint« (Enzyklika Ut Unum sint UUS 9).

Ich hoffe, daß Ihr Besuch beim Heiligen Stuhl fruchtbar gewesen ist und die Bande des Verstehens und der Freundschaft zwischen uns festigt. Die Verpflichtung der katholischen Kirche zur Einheit der Christen ist unumkehrbar. Ich möchte Ihnen daher zusichern, daß sie die Zusammenarbeit mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen unbedingt fortsetzen will. Noch einmal richte ich ein besonderes Wort der Ermutigung an Sie, Herr Generalsekretär, an die Mitglieder des Zentralkomitees und an den gesamten Führungsstab, die Sie mit der Arbeit betraut sind, dieses wichtige ökumenische Organ zu leiten und zu erneuern. Sie sollen wissen, daß ich Sie in meine Gebete einschließe und daß Sie stets meines Wohlwollens versichert sein können. »Gnade sei mit euch und Friede in Fülle« (2P 1,2).

AN DIE BISCHÖFE VON MADAGASKAR ANLÄSSLICH IHRES "AD-LIMINA"-BESUCHES

Samstag, 18. Juni 2005



Herr Kardinal,
35 liebe Mitbrüder im bischöflichen Dienst!

Mit Freude empfange ich euch anläßlich eures »Ad-limina«-Besuches an den Gräbern der Apostel Petrus und Paulus, durch den ihr eure Gemeinschaft mit dem Apostolischen Stuhl bekundet. Ich danke dem Vorsitzenden eurer Bischofskonferenz, Msgr. Fulgence Rabeony, Erzbischof von Toliara, für den Bericht über die Situation der Kirche in eurem Land. Ich wünsche dem ganzen Volk von Madagaskar, im Frieden Gottes zu leben und mutig den Aufbau einer Gesellschaft fortzusetzen, die den Menschen und seine Würde immer mehr achtet!

Im Leben und Dienst des Bischofs hat die Feier des österlichen Geheimnisses Christi einen zentralen Platz. Deshalb lade ich euch in diesem Jahr der Eucharistie in besonderer Weise ein, eure Zugehörigkeit zu Christus zu erneuern, der nicht aufhört, sich in diesem Sakrament uns zu schenken. Leitet durch euer vorbildliches Leben und eure Lehre sowie durch die aktive Zusammenarbeit untereinander die Gläubigen zur Freundschaft mit Christus an und fordert sie auf, die Nächstenliebe gegenüber ihren Brüdern und Schwestern noch hochherziger zu üben! So unterstützt ihr das Engagement der Laien eurer Diözesen im öffentlichen Leben getreu der Berufung, die sie empfangen haben. Indem sie sich tatkräftig für den Aufbau einer gerechteren Gesellschaft einsetzen und die Korruption, die Unsicherheit und jede Form von Ausbeutung der Ärmsten bekämpfen, bringen sie die Sorge der Kirche um das wahre Wohl des Menschen zum Ausdruck.

Unser bischöflicher Dienst erfordert es, daß wir den uns anvertrauten Gläubigen helfen, einen erleuchteten Glauben zu erlangen, der in der inneren Begegnung mit Christus wurzelt. Er soll das Maß für alles sein, durch das wir unterscheiden können, wo die Wahrheit zu finden ist, um die Probleme von heute in echter Treue zu seiner Lehre angehen zu können. In dieser Hinsicht ist die Inkulturation des Glaubens in der madagassischen Kultur ein wichtiges Ziel. Die Aufnahme der Modernität schließt diese Verwurzelung nicht aus, sondern sie setzt sie sogar voraus. Sich auf einen erleuchteten Glauben zu stützen ist unerläßlich für einen wahren Fortschritt in der Suche nach der Einheit der Jünger Christi. Der Aufbau von brüderlichen und vertrauensvollen Beziehungen unter ihnen soll deshalb die Ansprüche der katholischen Identität in der Wahrheit miteinbeziehen und damit jede Geste vermeiden, die nicht nur die Gläubigen verwirren, sondern auch den religiösen Relativismus stärken könnte.

In eurem Dienst sind die Priester eure engsten Mitarbeiter. Viele von ihnen, die mitunter in schwierigen Verhältnissen leben, sind großmütig und den Menschen nahe. Eure Aufgabe ist es, sie in ihren Schwierigkeiten zu stützen, für jeden ein Vater und ein anspruchsvoller Begleiter zu sein. Gewissenhafte Bildung in den Seminaren Die Verkündigung des Evangeliums erfordert Priester mit hohen intellektuellen, geistigen und moralischen Eigenschaften, die in ihrem ganzen Leben Zeugnis geben von ihrer vorbehaltlosen Zugehörigkeit zur Person Christi und zu seiner Kirche. Ich ermutige euch deshalb nachdrücklich, einer gewissenhaften Bildung in den Seminaren den Vorrang zu geben und zu versuchen, Wege der ständigen Fortbildung der Priester zu entwickeln.

Zum Abschluß unserer Begegnung bitte ich euch, die Priester, die Ordensleute, die Katechisten und alle Gläubigen eurer Diözesen herzlich zu grüßen. Ich ermutige sie lebhaft im Zeugnis des Glaubens und der Nächstenliebe, das sie für Christus unter oft sehr schwierigen Umständen geben, und ich spreche auch den Missionaren meine Hochschätzung für ihre großherzige Arbeit aus. Der Geist des Herrn sei ihre Hoffnung und gewähre ihnen, daß sie zur Verkündigung des Evangeliums beitragen, jeder seiner Berufung entsprechend. Indem ich euch der mütterlichen Fürsprache der Jungfrau Maria und der Fürbitte eures Landsmannes, des sel. Victoire Rasoamanarivo, anvertraue, erteile ich allen den Apostolischen Segen.



AN DEN TEILNEHMER DER JAHRESVERSAMMLUNG DER UNION DER HILFSWERKE FÜR DIE ORIENTALISCHEN KIRCHEN (ROACO)

Donnerstag, 23. Juni 2005

Seligkeit,

verehrte Mitbrüder im Bischofs- und im Priesteramt,
liebe Mitglieder und Freunde der ROACO!

Es ist mir eine Freude, heute euch alle zu empfangen, die ihr zur Jahresversammlung der ROACO (Union der Hilfswerke für die Orientalischen Kirchen) nach Rom gekommen seid. Jeden einzelnen heiße ich herzlich willkommen. Mein Gruß geht an Kardinal Ignace Moussa Daoud, Präfekt der Kongregation für die Orientalischen Kirchen, mit dem Sekretär, Erzbischof Antonio Maria Vegliò, sowie an die Mitarbeiter des Dikasteriums. Besonders grüße ich den Großerzbischof von Lemberg, Kardinal Lubomyr Husar, und alle, die aufgrund von Angelegenheiten, die ihre Länder, Gemeinschaften und Einrichtungen betreffen, zur ROACO gehören.

36 Seit den Anfängen der christlichen Verkündigung haben die bedürftigen und armen christlichen Gemeinschaften verschiedene Formen der Unterstützung erfahren durch Menschen, die sich in einer günstigeren Lebenssituation befinden. In der heutigen Zeit, die nicht selten von individualistischen Tendenzen geprägt ist, scheint es noch dringender, daß die Christen Zeugnis ablegen von einer grenzüberschreitenden Solidarität, um eine Welt aufzubauen, in der sich jeder aufgenommen und geachtet fühlt. All jene, die diese Sendung persönlich oder in Gemeinschaft erfüllen, werden zur Verbreitung einer wahren Liebe beitragen, einer Liebe, die das Herz befreit und überall jene Freude bereitet, »die niemand nehmen kann«, weil sie vom Herrn kommt. Ich möchte euch danken, liebe Freunde der ROACO, für alles, was ihr leistet zugunsten der Brüder, die sich in Not befinden, und insbesondere für die Mühen, die ihr auf euch nehmt, um die Nächstenliebe spürbar zu machen, die die Christen der lateinischen Tradition mit denen der orientalischen verbindet. Diese Bande zu stärken bedeutet, einen wertvollen Dienst an der Universalkirche zu leisten. Setzt deshalb dieses lobenswerte Werk fort, und weitet die Perspektiven für euer Wirken immer mehr aus.

In diesen Tagen habt ihr besonders die Situation der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine geprüft, deren fortschreitende Entwicklung nach dem traurigen Winter des kommunistischen Regimes Anlaß zur Freude und Hoffnung ist, auch deshalb, weil das antike und edle geistliche Erbe, das die griechisch-katholische Gemeinschaft bewahrt, einen wahren Schatz für den Fortschritt des ganzen ukrainischen Volkes darstellt. Deshalb sage ich euch: Unterstützt seinen kirchlichen Weg und fördert all das, was der Versöhnung und Brüderlichkeit zwischen den Christen der geliebten Ukraine zugute kommt.

Bei euren Arbeiten habt ihr euch zudem mit dem Thema der Ausbildung der Priester, Seminaristen und Ordensleute beschäftigt, die den verschiedenen orientalischen Kirchen angehören und in Rom oder in den Herkunftsländern ihr Studium absolvieren. Die Anwesenheit beim Stuhl Petri von über 500 orientalischen Studenten der katholischen Kirchen stellt eine hoch zu bewertende Gelegenheit dar. Zugleich erachtet auch ihr es zu Recht als notwendig, daß die in den orientalischen Kirchen wirkenden Bildungseinrichtungen höchste Aufmerksamkeit verdienen: Neben der materiellen Hilfe muß deshalb auch das Bildungswesen angeregt werden, das einerseits die natürliche ortsbezogene Tradition vertieft und dabei den »organischen Fortschritt« (Orientalium Ecclesiarum
OE 6) der orientalischen Kirchen gebührend in Erwägung zieht, und anderseits das vom II. Vatikanischen Konzil, das vor 40 Jahren zu Ende ging, vorgegebene authentische Aggiornamento berücksichtigt. Liebe Mitglieder der ROACO, Jerusalem und das Heilige Land, gegenüber denen alle Christen eine nicht zu vergessende Schuld tragen (vgl. Rm 15,27), freuen sich stets über eure lobenswerten Bemühungen. Einige positive Signale, die uns in den letzten Monaten erreichen, stärken unsere Hoffnung, daß der Tag der Wiederversöhnung zwischen den verschiedenen im Heiligen Land lebenden Gemeinschaften bald näherrücken wird; daher hören wir nicht auf, vertrauensvoll zu beten.

Zum Abschluß möchte ich meinen Dank zum Ausdruck bringen für die wertvolle Arbeit, die ihr leistet. Bei eurer täglichen Tätigkeit begleite euch der immerwährende göttliche Beistand und der mütterliche Schutz der Jungfrau Maria, Mutter der Kirche. Indem ich euch meines besonderen Gebetsgedenkens versichere, erteile ich allen von Herzen den Apostolischen Segen, den ich gern auf die kirchlichen Einrichtungen ausbreite, die ihr vertretet, sowie auf eure Familien.

BESUCH VON PAPST BENEDIKT XVI.

BEIM ITALIENISCHEN STAATSPRÄSIDENTEN

CARLO AZEGLIO CIAMPI

Quirinalspalast

Freitag, 24. Juni 2005



Herr Präsident!

Ich habe die Freude, heute den herzlichen Besuch zu erwidern, den Sie mir in Ihrer Eigenschaft als italienisches Staatsoberhaupt am 3. Mai des Jahres anläßlich des neuen Hirtendienstes abstatten wollten, zu dem mich der Herr berufen hat. Ich möchte deshalb vor allem Ihnen und, durch Sie, dem italienischen Volk für den herzlichen Empfang danken, den Sie mir vom ersten Tag meines pastoralen Dienstes an als Bischof von Rom und Hirte der universalen Kirche bereitet haben. Ich meinerseits versichere besonders die römische Bevölkerung und die ganze italienische Nation meines Bemühens, mit allen Kräften für das religiöse und zivile Wohl derer zu arbeiten, die der Herr meiner Hirtensorge anvertraut hat. Die Verkündigung des Evangeliums, die ich in Gemeinschaft mit den italienischen Bischöfen berufen bin, nach Rom und Italien zu bringen, dient nicht nur dem Wachstum des italienischen Volkes im Glauben und im christlichen Leben, sondern auch seinem Fortschritt auf den Wegen der Eintracht und des Friedens. Christus ist der Erlöser des ganzen Menschen, seines Geistes und seines Leibes, seiner geistlichen und ewigen Bestimmung und seines zeitlichen und irdischen Lebens. Wenn also seine Botschaft angenommen wird, wird die bürgerliche Gemeinschaft auch verantwortungsbewußter, aufmerksamer für die Erfordernisse des Gemeinwohls und solidarischer mit den armen, verlassenen und ausgegrenzten Personen. Wenn man die italienische Geschichte betrachtet, ist man beeindruckt von den zahllosen karitativen Werken, die die Kirche unter großen Opfern ins Leben gerufen hat, um Leiden aller Art zu lindern. Heute will die Kirche ihren Weg in derselben Richtung fortsetzen, ohne jedes Machtstreben, und ohne Privilegien oder vorteilhafte soziale oder wirtschaftliche Sonderpositionen zu fordern. Das Vorbild Jesu Christi, der »umherzog, Gutes tat und alle heilte« (Ac 10,38), bleibt für sie die höchste Verhaltensnorm inmitten der Völker.

Die Beziehungen zwischen der Kirche und dem italienischen Staat gründen auf dem vom II. Vatikanischen Konzil verkündeten Prinzip: »Die politische Gemeinschaft und die Kirche sind auf je ihrem Gebiet voneinander unabhängig und autonom. Beide aber dienen, wenn auch in verschiedener Begründung, der persönlichen und gesellschaftlichen Berufung der gleichen Menschen« (Gaudium et spes GS 76). Dieses Prinzip ist schon in den Lateranverträgen enthalten und wurde in den geänderten Konkordatsverträgen bekräftigt. Eine gesunde Laizität des Staates ist also legitim; durch diese halten die weltlichen Wirklichkeiten gemäß ihren eigenen Regeln stand, ohne jedoch die ethischen Bezüge auszuschließen, die ihren letzen Grund in der Religion haben. Die Autonomie der weltlichen Sphäre schließt eine innere Harmonie mit den höheren und komplexen Ansprüchen nicht aus, die aus einer ganzheitlichen Sicht des Menschen und seiner ewigen Bestimmung erwachsen.

Gerne sichere ich Ihnen, Herr Präsident, und dem ganzen italienischen Volk zu, daß die Kirche den herzlichen Geist der Zusammenarbeit und des Einvernehmens zugunsten des geistlichen und moralischen Wachstums des Landes beibehalten und fördern möchte, mit dem sie ganz besondere Bande verknüpft. Es wäre deshalb äußerst schädlich nicht nur für sie selbst, sondern auch für Italien, diese Bande zu schwächen und abzubrechen. Die italienische Kultur ist eine zutiefst von christlichen Werten durchdrungene Kultur, wie es in den herrlichen Meisterwerken deutlich wird, die die Nation in allen Bereichen des Denkens und der Kunst hervorgebracht hat. Mein Wunsch ist es, daß das italienische Volk das christliche Erbe, das Teil seiner Geschichte ist, nicht nur nicht verleugne, sondern sorgsam bewahre und weiterhin Früchte tragen lasse, die der Vergangenheit würdig sind. Ich vertraue darauf, daß Italien unter der weisen und vorbildlichen Führung derer, die berufen sind, es zu regieren, in der Welt die zivilisatorische Sendung fortsetzt, in der es sich im Laufe der Jahrhunderte so sehr ausgezeichnet hat. Durch seine Geschichte und seine Kultur kann Italien einen wertvollen Beitrag insbesondere für Europa leisten, indem es ihm hilft, die christlichen Wurzeln neu zu entdecken, die ihm erlaubt haben, in der Vergangenheit Großes zu leisten, und die auch heute noch die tiefe Einheit dieses Erdteils fördern können.

Wie Sie, Herr Präsident, gut verstehen werden, wird der Antritt meines Hirtenamtes auf dem Stuhl Petri von nicht wenigen Sorgen begleitet. Einige von ihnen möchte ich nennen, weil sie aufgrund ihres universal menschlichen Charakters nicht umhin können, das Interesse auch derer zu wecken, die Verantwortung für die öffentliche Sache tragen. Ich will damit auf das Problem des Schutzes der auf dem Ehebund gegründeten Familie anspielen, wie sie auch in der italienischen Verfassung anerkannt wird (Art. 29), auf das Problem des Schutzes des menschlichen Lebens vom Augenblick der Empfängnis bis zu seinem natürlichen Ende und schließlich auf das Problem der Ausbildung und damit der Schule, des unerläßlichen Übungsplatzes für die Bildung und Formung der jungen Generationen. Die Kirche, die gewohnt ist, den Willen Gottes zu erforschen, der in die Natur des menschlichen Geschöpfes eingeschrieben ist, sieht in der Familie einen äußerst wichtigen Wert, der vor jedem Angriff geschützt werden muß, weil dieser darauf abzielt, ihre Festigkeit zu unterhöhlen und ihre Existenz in Frage zu stellen. Weiter versteht die Kirche das menschliche Leben als ein vorrangiges Gut, das allen anderen Gütern vorangestellt ist, und bittet daher, daß es sowohl in seinem Anfang als auch an seinem Ende geachtet wird, wobei auch die Pflicht zu angemessenen palliativen Behandlungen unterstrichen wird, die den Tod humaner machen. Was die Schule betrifft, ist ihre Rolle mit der Familie als natürliche Ausweitung der Bildungsaufgabe der letzteren verbunden. In dieser Hinsicht, davon ausgehend, daß es Zuständigkeit des Staates ist, die allgemeinen Regeln des Bildungswesens vorzugeben, kann ich nicht umhin, den Wunsch auszusprechen, daß das Recht der Eltern auf eine freie Wahl der Bildung geachtet werde, ohne daß sie das zusätzliche Gewicht durch weitere Belastungen tragen müssen. Ich vertraue darauf, daß die italienischen Gesetzgeber in ihrer Klugheit den soeben erwähnten Problemen »humane« Lösungen zu geben wissen, das heißt, daß sie die unveräußerlichen Werte achten, die in ihnen enthalten sind.

37 Wenn ich abschließend die besten Wünsche für einen ständigen Fortschritt der Nation auf dem Weg des geistlichen und materiellen Wohlergehens ausspreche, schließe ich mich Ihnen, Herr Präsident, an und rufe alle Bürger und alle Glieder der Gesellschaft auf, immer im Geist der wahren Eintracht zu handeln, in einem Kontext des offenen Dialogs und des gegenseitigen Vertrauens, im Bemühen, dem Gemeinwohl und der Würde jeder Person zu dienen und sie zu fördern. Herr Präsident, zum Schluß möchte ich gern auf die Hochschätzung und Zuneigung hinweisen, die das italienische Volk für Ihre Person hegt, ebenso auf das volle Vertrauen, das es in die Erfüllung der Pflichten setzt, die Ihr hohes Amt Ihnen auflegt. Diese liebevolle Hochschätzung und dieses Vertrauen teile ich gerne, während ich Sie und Ihre Gemahlin Frau Franca sowie die Verantwortlichen für das Leben der Nation und das ganze italienische Volk dem Schutz der Jungfrau Maria anvertraue, die in den vielen ihr gewidmeten Heiligtümern so tief verehrt wird. Mit diesen Gefühlen erbitte ich für alle den Segen Gottes, der alles ersehnte Gute bringen möge. AN DIE BISCHÖFE AUS PAPUA NEUGUINEA UND VON DEN SALOMOMINSELN ANLÄSSLICH IHRES "AD-LIMINA"-BESUCHES

Samstag, 25. Juni 2005



Liebe Mitbrüder im Bischofsamt!

1. In der Liebe unseres Herrn heiße ich euch, die Mitglieder der Bischofskonferenz von Papua- Neuguinea und von den Salomoninseln, herzlich willkommen und mache mir den Gruß des hl. Petrus zu eigen: »Gnade sei mit euch und Friede in Fülle« (1P 1,2). Ich bin Bischof Sarego dankbar für die freundlichen Empfindungen, die er mir in eurem Namen ausgesprochen hat. Herzlich erwidere ich sie und versichere euch und alle, die eurer Hirtensorge anvertraut sind, meiner Gebete. Ihr, die ihr eine weite Entfernung zurückgelegt habt, um die Gräber der Apostel Petrus und Paulus zu besuchen, »erkennt und schätzt mehr und mehr jenes große Erbe des spirituellen und moralischen Reichtums, das die ganze Kirche zusammen mit dem Bischof von Rom… in aller Welt verbreitet hat« (Pastor bonus, Anhang I,3).

2. Unablässig führt Jesus Christus die Völker eurer zwei Inselnationen zu einem immer tieferen Glauben und Leben in ihm. Als Bischöfe antwortet ihr auf seine Stimme, indem ihr fragt, wie die Kirche ein immer wirksameres Werkzeug Christi werden kann (vgl. Ecclesia in Oceania, 4). Bei der jüngsten nationalen »Generalversammlung « in Papua-Neuguinea und beim »Seminar« auf den Salomoninseln wurde diese Aufgabe angesprochen. Diese beiden Ereignisse haben deutliche Zeichen der Hoffnung gesetzt, so die begeisterte Mitwirkung der Jugend an der Sendung der Kirche, die herausragende Großherzigkeit der Missionare und die Blüte der örtlichen Berufungen. Gleichwohl habt ihr nicht gezögert, die Schwierigkeiten, mit denen sich eure Diözesen nach wie vor auseinanderzusetzen haben, in den Blick zu nehmen. Angesichts dieser Probleme schauen die Gläubigen auf euch als mutige Zeugen Christi, die aufmerksam neue Wege der Glaubensvermittlung suchen, damit die Kraft des Evangeliums ihre Denkweise, die Maßstäbe ihres Urteils und ihre Handlungsnormen durchdringen kann (vgl. Sapientia Christiana, Einleitung).

3. Wie ihr wißt, sind die Priester die engsten Mitarbeiter des Bischofs (vgl. Pastores gregis ). Die besondere Bedeutung der »Communio« zwischen dem Bischof und seinen Priestern verlangt, daß für euch das Interesse an ihrem Wohlergehen von höchster Relevanz ist. Am wirksamsten drückt sich diese besondere Beziehung durch eure gewissenhafte Sorge dafür aus, die einzigartige Identität eurer Priester zu wahren, ihre persönliche Heiligung im Dienst zu ermutigen und eine Vertiefung ihres pastoralen Engagements zu fördern. Die priesterliche Identität darf nie mit einem weltlichen Titel verglichen oder mit einem bürgerlichen oder politischen Amt verwechselt werden. Vielmehr nimmt der Priester die Gestalt Christi an, der sich selbst entäußert hat und wie ein Sklave wurde (vgl. Ph 2,7-8); er lebt ein Leben der Schlichtheit, Keuschheit und des demütigen Dienstes, wobei er die anderen durch sein Beispiel inspiriert. Im Mittelpunkt des priesterlichen Dienstes steht die tägliche, andächtige Feier der heiligen Messe. In diesem Jahr der Eucharistie rufe ich eure Priester auf: Bleibt dieser Verpflichtung treu, die der Mittelpunkt des Lebens und der Sendung eines jeden von euch ist (vgl. Botschaft bei der Missa pro Ecclesia, 20. April 2005, 4).

Die angemessene Ausbildung von Priestern und Ordensleuten ist für eine erfolgreiche Evangelisierung von wesentlicher Bedeutung (vgl. Pastores dabo vobis PDV 2). Ich weiß, daß ihr euch mit diesem Thema schon seit geraumer Zeit mit der gebührenden Aufmerksamkeit beschäftigt. Eure Sorge um die menschliche, geistliche, intellektuelle und pastorale Entwicklung eurer Seminaristen sowie eurer Ordensmänner und -frauen wird in euren Diözesen reiche Früchte hervorbringen. Ich ermutige euch daher, die sorgfältige Auswahl der Kandidaten sicherzustellen, eure Seminare persönlich zu beaufsichtigen und für regelmäßige Programme zur Weiterbildung zu sorgen. Sie sind sehr wichtig zur Vertiefung der priesterlichen und religiösen Identität und zur bereichernden, freudigen Annahme des zölibatären Lebens. Schließlich bete ich diesbezüglich in tiefer Dankbarkeit für alle, die in Seminaren und Bildungshäusern ihren Dienst leisten. Bitte teilt ihnen mit, daß der Heilige Vater ihnen für ihre Großzügigkeit dankt. Am Evangelisierungsauftrag mitwirken

4. Liebe Brüder, mit großem Eifer haben sich eure Katechisten die brennende Überzeugung des hl. Paulus zu eigen gemacht: »Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde« (1Co 9,16). Bei der Synode für Ozeanien haben viele von euch mit Genugtuung bemerkt, daß eine stets größer werdende Zahl von Laien ihre Verpflichtung, am kirchlichen Evangelisierungsauftrag mitzuwirken, immer tiefer zu schätzen weiß (vgl. Ecclesia in Oceania, 19). Wenn es durch diesen Eifer möglich würde, eine immer größere Zahl der Gläubigen davon zu überzeugen, daß »der Glaube die Kraft haben kann, die Kultur selbst zu prägen, indem er sie zutiefst durchdringt« (Ecclesia in Oceania, 20)«, dann werden die von euch festgelegten pastoralen Prioritäten - insbesondere die der Ehe und des soliden Familienlebens - entsprechende angemessene Programme der Erwachsenenkatechese erforderlich machen. Ich bin voll Zuversicht, daß eure Völker auf diese Weise ihren Glauben besser verstehen werden, daß sie in der Fähigkeit wachsen werden, seine befreiende Wahrheit zum Ausdruck zu bringen, und daß sie Rechenschaft geben werden von der Hoffnung, die in ihnen ist (vgl. 1P 3,15).

5. Mit brüderlicher Zuneigung lege ich euch diese Überlegungen vor und bestärke euch in eurem Bestreben, dem Drang zum Zeugnisgeben und zur Evangelisierung nachzukommen, den die Begegnung mit Christus in uns erweckt und der in der Eucharistie stetig vertieft wird (vgl. Mane nobiscum Domine, 24). Geht, vereint in eurer Verkündigung der Frohbotschaft Jesu Christi, hoffnungsvoll voran! Während ich für euch die Fürsprache des sel. Peter To Rot erbitte, erteile ich euch, den Priestern, Ordensleuten und Gläubigen eurer Diözesen von Herzen meinen Apostolischen Segen.

VORSTELLUNG DES KOMPENDIUMS DES KATECHISMUS DER KATHOLISCHEN KIRCHE



Dienstag, 28. Juni 2005


Liebe Brüder und Freunde!

38 1. »Er erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid, welchen Reichtum die Herrlichkeit seines Erbes den Heiligen schenkt« (Ep 1,18).

Diesen Wunsch richtet der hl. Paulus in dem eben gehörten Abschnitt aus dem Brief an die Epheser an den Gott unseres Herrn Jesus Christus, den Vater der Herrlichkeit.

Wir werden Gott, unserem Vater, nie genug danken können für diesen unermeßlichen Schatz der Hoffnung und Herrlichkeit, den er uns in seinem Sohn Jesus geschenkt hat. Unsere ständige Aufgabe ist es, uns unablässig von ihm erleuchten zu lassen, um dieses sein geheimnisvolles Geschenk immer tiefer zu erkennen.

Das Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche, das ich heute bei dieser Gebetsfeier zu meiner großen Freude der Kirche und der Welt vorstelle, kann und soll ein bevorzugtes Hilfsmittel sein, um uns in der Kenntnis und freudigen Annahme dieses göttlichen Geschenkes wachsen zu lassen. Notwendigkeit eines sicheren, vollständigen Textes

2. Nach der Veröffentlichung des Katechismus der Katholischen Kirche im Jahr 1992 liegt nun das Kompendium vor. Schon damals war nämlich immer verbreiteter und nachdrücklicher das Bedürfnis nach einer solchen Kurzfassung des Katechismus laut geworden, die - in einfacher, für alle verständlicher, klarer und zusammenfassender Form formuliert - alle wesentlichen und grundlegenden Elemente des Glaubens und der katholischen Sittenlehre enthalten sollte. Um dieser Forderung entgegenzukommen, wurden in den letzten 20 Jahren in verschiedenen Sprachen und Ländern zahlreiche, mehr oder weniger geglückte Versuche von Zusammenfassungen des Weltkatechismus unternommen, die nicht nur im Hinblick auf die Treue und Beachtung seines Aufbaus und seines Inhalts, sondern auch bezüglich der Vollständigkeit und Unversehrtheit der katholischen Lehre manche Probleme mit sich brachten.

Man wurde sich daher immer mehr der Notwendigkeit eines verbindlichen, sicheren, vollständigen Textes über die wesentlichen Aspekte des Glaubens der Kirche bewußt, der mit dem genannten, vom Papst approbierten und für die ganze Kirche bestimmten Weltkatechismus in vollem Einklang steht.

3. Zum Sprachrohr dieser verbreiteten Forderung machten sich im Oktober 2002 besonders die Teilnehmer am Internationalen Katechetischen Kongreß, die ein ausdrückliches Ersuchen in diesem Sinn an den Diener Gottes Johannes Paul II. gerichtet hatten.

Es ist nun gut zwei Jahre her, seit mein verehrter Vorgänger im Februar 2003 die Erarbeitung dieses Kompendiums beschlossen hat, von dem er anerkannte, daß es nicht nur dem Wohl der Gesamtkirche und der Teilkirchen, sondern auch der nach Wahrheit dürstenden Welt von heute entspreche. In die intensive und fruchtbare Arbeit, die zwei Jahre dauerte, waren auch alle Kardinäle und die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen einbezogen; nach ihrer Konsultation zu einem der letzten Entwürfe des Kompendiums haben sie mit großer Mehrheit eine sehr positive Bewertung abgegeben.

4. Heute, am Vorabend des Hochfestes der hll. Petrus und Paulus, 40 Jahre seit dem Abschluß des Zweiten Vatikanischen Konzils, empfinde ich große Freude darüber, dieses von mir approbierte Kompendium nicht nur allen Mitgliedern der Kirche zu übergeben, die von euch allen, die ihr an dieser feierlichen Begegnung teilnehmt, in ihren verschiedenen Bereichen eindrucksvoll vertreten werden. Aber durch euch - ehrwürdige Brüder Kardinäle, Bischöfe, Priester, Katecheten und Laien - möchte ich dieses Kompendium gewissermaßen auch jedem Menschen guten Willens übergeben, der die unergründlichen Reichtümer des Heilsgeheimnisses Jesu Christi kennenlernen will.

Es handelt sich natürlich nicht um einen neuen Katechismus, sondern um ein Kompendium, das den Katechismus der Katholischen Kirche getreu widerspiegelt; dieser bleibt daher sowohl die Quelle, aus der man schöpft, um das Kompendium selbst besser zu verstehen, als auch das Modell, auf das man ständig blicken muß, um zu einer harmonischen und authentischen Darlegung des Glaubens und der katholischen Moral zu gelangen; und er bleibt der Bezugspunkt, der zur Verkündigung des Glaubens und zur Erstellung der lokalen Katechismen anregen soll. Der Katechismus der Katholischen Kirche behält also seine ganze Autorität und Bedeutung unangetastet bei und wird durch diese Zusammenfassung nutzbringend dazu ermutigen können, ihn selber als grundlegendes Hilfsmittel der Glaubenserziehung besser kennenzulernen und zu gebrauchen.

5. Dieses Kompendium ist eine erneuerte Verkündigung des Evangeliums in der heutigen Zeit. Auch durch diesen verbindlichen, abgesicherten Text »behüten wir« - wie der hl. Irenäus, dessen Fest wir heute feiern, sagt - »sorgfältig diesen Glauben, den wir von der Kirche empfangen haben. Wie ein kostbarer Schatz, der in einem ausgezeichneten Gefäß verschlossen ist, wird der Glaube durch die Wirkung des Geistes Gottes immer verjüngt und verjüngt das Gefäß, das ihn enthält« (Irenäus von Lyon, Adversus haereses, 1,10,2: SC 264, 158-160).

39 Das Kompendium stellt den Glauben der Kirche an Jesus Christus dar. Wie der Katechismus der Katholischen Kirche folgt es der Gliederung in vier Teile und stellt Christus vor, der als der eingeborene Sohn des Vaters, als vollkommener Offenbarer der Wahrheit Gottes und als endgültiger Retter der Welt bekannt wird; Christus, der in den Sakramenten als Quelle und Halt des Lebens der Kirche gefeiert wird; Christus, den man hört und dem man als Quelle des neuen Lebens in Liebe und Eintracht im Gehorsam gegenüber seinen Geboten folgt; Christus, der im Gebet als Vorbild und Lehrmeister unserer Gebetshaltung gegenüber dem Vater nachgeahmt wird. Zusammenfassung auf das Wesentliche

6. Dieser Glaube wird im Kompendium in Dialogform dargelegt. Auf diese Weise will man - wie ich in der Einführung zum Kompendium geschrieben habe - »eine Art Dialog zwischen dem Meister und dem Jünger darstellen. Die rasch aufeinanderfolgenden Fragen reißen den Leser mit und laden ihn ein, immer neue Aspekte der Wahrheit seines Glaubens zu entdecken. Die dialogische Form trägt auch dazu bei, den Text beträchtlich zu kürzen und auf das Wesentliche zu beschränken. Dies könnte die Aneignung und das eventuelle Auswendiglernen der Inhalte fördern«. Die Kürze der Antworten begünstigt die Zusammenfassung auf das Wesentliche und die Klarheit der Vermittlung.

7. In den Text sind - zu Beginn der jeweiligen Teile oder Abschnitte - auch Bilder eingefügt. Zweck dieser Auswahl ist es, den Lehrinhalt des Kompendiums illustrieren: Denn die Bilder »verkünden dieselbe Botschaft, die die Heilige Schrift durch das Wort weitergibt, und helfen, den Glauben der Gläubigen zu wecken und zu nähren« (Kompendium, Nr. 240).

Bild und Wort erhellen sich gegenseitig. Die Kunst »spricht« immer, zumindest implizit, vom Göttlichen, von der unendlichen Schönheit Gottes, die sich in der Ikone schlechthin widerspiegelt: im Herrn Christus, dem Bild des unsichtbaren Gottes.

Sakrale Bilder sind in ihrer Schönheit auch Verkündigung des Evangeliums und Ausdruck des Glanzes der katholischen Wahrheit; sie weisen die höchste Harmonie zwischen dem Guten und dem Schönen, zwischen der via veritatis [Weg der Wahrheit] und der via pulchritudinis [Weg der Schönheit] auf. Während sie von der jahrhundertealten fruchtbaren Tradition christlicher Kunst zeugen, leiten sie alle, Glaubende und Nichtglaubende, zum Entdecken und Betrachten des unerschöpflichen Zaubers des Erlösungsmysteriums an und geben dem lebendigen Prozeß der Inkulturation dieses Geheimnisses in die jeweilige Zeit immer neue Impulse.

Dieselben Bilder finden sich auch in den verschiedenen Übersetzungen des Kompendiums. Auf diese Weise wird auch der Text in der Vielfältigkeit der Sprachen leicht zu identifizieren und zu erkennen sein: Der eine Glaube wird von jedem Gläubigen in der Vielfalt der kirchlichen und kulturellen Zusammenhänge bekannt. Zurückfinden zu einer gemeinsamen Gebetsweise

8. Ein Anhang am Ende des Kompendiums enthält einige gemeinsame Gebete der Gesamtkirche und einige katechetische Lehrformeln des katholischen Glaubens.

Die als opportun angesehene Entscheidung, am Schluß des Kompendiums einige Gebete hinzuzufügen, ist eine Einladung, in der Kirche sowohl für das persönliche als auch für das gemeinschaftliche Gebet zu einer gemeinsamen Gebetsweise zurückzufinden.

In allen Übersetzungen des Kompendiums werden die meisten Gebete auch in lateinischer Sprache wiedergegeben. Sie auch in dieser Sprache zu erlernen, wird das gemeinsame Beten von Christen, die verschiedenen Sprachen angehören, erleichtern, besonders wenn sie zu besonderen Anlässen zusammenkommen. Wie ich schon 1997 sagte, als die Editio typica, die verbindliche Ausgabe des Katechismus der Katholischen Kirche in lateinischer Sprache meinem ehrwürdigen Vorgänger vorgestellt wurde, »garantiert gerade bei der Vielfalt der Sprachen und Kulturen das Latein, das so viele Jahrhunderte Träger und Instrument der christlichen Kultur war, nicht nur die Verbindung mit unseren Wurzeln, sondern bleibt äußerst wichtig, um die Bande der Einheit des Glaubens in der Gemeinschaft der Kirche zu stärken« (Ansprache bei der Pressekonferenz
Am 9 Am 1997).

9. Ich danke aus tiefem Herzen allen, die an der Verwirklichung dieses wichtigen Werkes gearbeitet haben, im besonderen den Kardinalmitgliedern der Sonderkommission, den Redakteuren, den Experten: Alle haben mit großer Hingabe und Sachkompetenz mitgearbeitet. Gott, der Herr, der alles sieht, vergelte es ihnen und segne sie in seinem unendlichen Wohlwollen.

Möge dieses Kompendium, Frucht ihrer Mühe, aber vor allem Geschenk, das Gott der Kirche in diesem dritten Jahrtausend bereitet, der Evangelisierung und der Katechese neuen Schwung verleihen, denn von diesen hängen »nicht nur geographische Ausbreitung und zahlenmäßiges Wachstum, sondern auch und mehr noch das innere Wachstum der Kirche, ihre Übereinstimmung mit Gottes Heilsplan ab« (Katechismus der Katholischen Kirche, CEC 7).

40 Die allerseligste Jungfrau Maria und die heiligen Apostel Petrus und Paulus mögen durch ihre Fürbitte diesen Wunsch zum Wohl der Kirche und der Menschheit unterstützen.

Euch allen erteile ich von Herzen meinen Apostolischen Segen. AN DIE MITGLIEDER DER RELIGIÖSEN FAMILIE


ANSPRACHE 2005 34