ANSPRACHE 2006 34

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Eminenzen,
Exzellenzen,
liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Mit großer Freude heiße ich euch anläßlich der Jahresvollversammlung des Päpstlichen Rates für die sozialen Kommunikationsmittel heute im Vatikan willkommen. Ich möchte zuerst Erzbischof Foley, dem Präsidenten des Rates, für seine freundlichen Einleitungsworte danken und euch allen für euer Engagement in dem wichtigen Apostolat der sozialen Kommunikation, das sowohl eine direkte Form der Evangelisierung als auch einen Beitrag zur Förderung all dessen darstellt, was für jede menschliche Gesellschaft gut und wahr ist.

In meiner ersten Botschaft zum Welttag der sozialen Kommunikationsmittel wollte ich über die Medien als ein Netzwerk, das Kommunikation, Gemeinschaft und Kooperation erleichtert, nachdenken. Ich erinnerte daran, daß das Dekret des II. Vatikanischen Konzils Inter Mirifica bereits den enormen Einfluß der Medien auf die meinungsbildende Information und das Denken der Menschen erkannt hatte. Vierzig Jahre später sind wir uns mehr denn je über die dringliche Notwendigkeit im klaren, jenen Einfluß zum Wohl der ganzen Menschheit nutzbar zu machen.

Der hl. Paulus erinnert uns daran, daß wir nicht mehr Fremde ohne Bürgerrecht sind, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes, die zu einem heiligen Tempel, zu einer Wohnstatt Gottes heranwachsen (vgl.
Ep 2,19-22). Dieses großartige Bild eines Gemeinschaftslebens erstreckt sich auf alle Aspekte unseres Lebens als Christen und ist in besonderer Weise für euch ein Hinweis auf die Herausforderung, die sozialen Kommunikationsmittel und die Unterhaltungsindustrie zu ermutigen, Vorkämpfer der Wahrheit und Förderer des Friedens zu sein, der aus einem Leben entspringt, das im Einklang mit jener befreienden Wahrheit gelebt wird. Wie ihr sehr wohl wißt, verlangt eine solche Verpflichtung von seiten derjenigen, die in der so einflußreichen Medienindustrie als Eigentümer oder Beschäftigte tätig sind, den grundsätzlichen Mut und die Entschlossenheit, sicherzustellen, daß die Förderung des Gemeinwohls niemals zugunsten eines egoistischen Strebens nach Profit oder eines ideologischen Programms von geringer öffentlicher Verantwortlichkeit geopfert wird. Ich bin überzeugt, daß es für euch eine große Hilfe sein wird, wenn ihr euch beim Nachdenken über diese Anliegen eingehend mit dem Apostolischen Schreiben meines geliebten Vorgängers Die schnelle Entwicklung befaßt.

In meiner diesjährigen Botschaft wollte ich auch besondere Aufmerksamkeit auf die dringende Notwendigkeit lenken, die Ehe und das Familienleben, Grundlage jeder Kultur und Gesellschaft, aufrechtzuerhalten und zu unterstützen. In Zusammenarbeit mit den Eltern können die Medien und die Unterhaltungsindustrie in der schwierigen, aber zutiefst erfüllenden Berufung der Kindererziehung dadurch helfen, daß sie erbauende Vorbilder des Lebens und der menschlichen Liebe vorstellen. Wie entmutigend und destruktiv ist es doch für uns alle, wenn das Gegenteil geschieht! Trifft es uns nicht in ganz besonderer Weise ins Herz, wenn unsere jungen Menschen dem Einfluß von entwürdigenden oder falschen Formen von Liebe ausgesetzt sind, welche die gottgegebene Würde jedes Menschen lächerlich machen und die Anliegen der Familie unterminieren?

Abschließend fordere ich euch dringend auf, eure Anstrengungen von neuem darauf zu verwenden, daß ihr denen, die in der Welt der Medien arbeiten, dabei helft, das Gute und Wahre besonders im Hinblick auf den Sinn der Existenz des Menschen und der Gesellschaft zu fördern, und zu verurteilen, was falsch ist, besonders solche verderblichen Tendenzen, die den Aufbau einer menschenwürdigen Zivilgesellschaft untergraben. Lassen wir uns von den Worten des hl. Paulus ermutigen: Christus ist unser Friede. In ihm sind wir eins (vgl. Ep 2,14)! Und laßt uns miteinander nach dem Plan des Schöpfers, der uns durch seinen Sohn offenbart wurde, am Aufbau der Gemeinschaft der Liebe arbeiten! Euch allen, euren Mitarbeitern und euren Familienangehörigen zu Hause erteile ich von Herzen meinen Apostolischen Segen. AN DIE BISCHÖFE AUS KAMERUN

ANLÄSSLICH IHRES "AD-LIMINA"-BESUCHES

Samstag, 18. März 2006

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Herr Kardinal,
verehrte Mitbrüder im Bischofsamt!

Ich freue mich, euch auf eurem Pilgerweg zu den Gräbern der Apostel Petrus und Paulus herzlich willkommen zu heißen, und begrüße besonders jene, die in diesem Jahr ihren ersten »Ad-Limina«-Besuch durchführen. Ihr seid zur Begegnung mit dem Nachfolger Petri gekommen, um die Bande der Gemeinschaft zu stärken, die euch mit ihm verbinden. Im Laufe unserer Begegnungen habe ich aufmerksam eure Freuden und Sorgen als Hirten der Kirche in Kamerun wahrgenommen. Ich versichere euch meines Gebetes für euer Bischofsamt und für die Gemeinden eurer Diözesen. Möge dieser Aufenthalt eure missionarische Tatkraft stärken und unter euch die Einheit in der Liebe wachsen lassen, um die eurer pastoralen Fürsorge anvertrauten Gläubigen mit gerechter und sicherer Hand zu leiten!

Ich danke dem Vorsitzenden eurer Bischofskonferenz, Simon-Victor Tonyé Bakot, Erzbischof von Yaoundé, für seine herzlichen Worte und seine Darlegung der Herausforderungen, die die Kirche in Kamerun heute erwarten. Wenn ihr in euer Land zurückkehrt, überbringt allen Mitgliedern eurer Diözesen den herzlichen Gruß des Papstes, der sie einlädt, sich von Christus innerlich erneuern zu lassen, um ein Zeugnis der Brüderlichkeit und der Gemeinschaft abzulegen, das eine immer größere Herausforderung für die heutige Gesellschaft darstellen soll.

Das Leben der Kirche in Kamerun war im vergangenen Jahr gekennzeichnet vom zehnten Jahrestag des Nachsynodalen Apostolischen Schreibens Ecclesia in Africa, das Papst Johannes Paul II. im September 1995 in Yaoundé unterzeichnete. Jener im Glauben und in der Hoffnung gelebte Moment der Gnade läßt auf dem ganzen afrikanischen Kontinent eine echte pastorale Solidarität erkennen, die organisch gegliedert ist und besonders in den Arbeiten der Sonderversammlung der Bischofssynode für Afrika, die fruchtbar waren und viele Anregungen gaben, zum Ausdruck kam. Ich wünsche, daß die in diesem Text enthaltenen ekklesiologischen und geistlichen Anregungen der Mutlosigkeit und Resignation entgegenwirken, euren Gemeinden, aber auch der Bischofskonferenz neuen Antrieb verleihen mögen, um den Heilsauftrag zu erfüllen, den die Kirche von Christus erhalten hat. Es geht darum, das Evangelium tief in das Innerste der Kulturen und der Traditionen eures Volkes, die vom Reichtum ihrer menschlichen, geistlichen und sittlichen Werte geprägt sind, eindringen zu lassen und durch die erforderliche Umkehr diese Kulturen gleichzeitig stets von dem zu reinigen, was in ihnen im Gegensatz steht zur Fülle der Wahrheit und des Lebens, die sich in Jesus Christus offenbart. Das macht es auch erforderlich, die Frohe Botschaft zu verkündigen und zu leben, indem man ohne Ängste in einen kritischen Dialog mit den neuen Kulturen tritt, die eng mit dem Auftauchen der Globalisierung verbunden sind, damit die Kirche dorthin eine Botschaft bringe, die immer realitätsbezogener und glaubwürdiger ist, und so dem Gebot, das sie vom Herrn erhalten hat, treu bleibt (vgl.
Mt 28,19).

Eure Fünfjahresberichte unterstreichen die ungünstige wirtschaftliche und soziale Lage, die die Zahl der Menschen, die in großer Armut leben, ansteigen läßt und dadurch den gesellschaftlichen Zusammenhalt schwächt und den Verlust einer Reihe traditioneller Werte - wie die Familie, das Teilen, die aufmerksame Sorge für Kinder und Jugendliche, den Sinn dafür, daß alles ein Geschenk ist, den Respekt vor älteren Menschen - nach sich zieht. Die Offensive der Sekten, die die Leichtgläubigkeit der Gläubigen ausnützen, um sie von Christus und der Kirche zu entfernen, die verschiedenen Formen der Volksfrömmigkeit, die in den Gemeinden lebendig sind und die ständiger Reinigung bedürfen, sowie die verheerenden Auswirkungen von Aids sind weitere Herausforderungen der Gegenwart, die euch auffordern, deutliche theologische und pastorale Antworten zu geben, um die Herzen der Menschen in der Tiefe zu evangelisieren und ihre Gewissen zu wecken. Aus dieser Perspektive heraus ist es angebracht, allen Mitgliedern der Kirche ohne Ausnahme dabei zu helfen, eine immer größere Vertrautheit mit Christus zu entwickeln, die vom Wort Gottes, von einem intensiven Gebetsleben und von einer regelmäßigen Teilnahme an den Sakramenten genährt wird. Möget ihr sie auf den Wegen eines reiferen und festeren Glaubens leiten, der in der Lage ist, die Herzen und die Gewissen zutiefst zu verwandeln, damit überall immer brüderlichere und solidarischere Beziehungen entstehen.

Es ist eure Aufgabe, durch das Wort und durch das Zeugnis eures Lebens die Menschen aufzurufen, Christus in der Kraft des Heiligen Geistes zu entdecken, und sie im lebendigen Glauben zu bestärken. Ich wünsche zutiefst, daß der Reichtum eurer Predigten, euer Bemühen um die Förderung einer gut strukturierten Katechese und um eine anspruchsvolle Grundausbildung und Weiterbildung der Katecheten, eure Unterstützung der theologischen Forschung sowie auch die Sorge, die ihr für euren Dienst der Heiligung tragt, in den Gemeinden einen neuen Antrieb zur Heiligkeit hervorrufen mögen. Die Christen werden dann in den Bereichen des gesellschaftlichen Lebens, der Politik und der Wirtschaft ihren Platz einnehmen, Kompetenz zeigen und ihren Landsleuten ein Menschen- und Gesellschaftsbild vermitteln können, das den menschlichen Grundwerten und der Soziallehre der Kirche entspricht. [Hier fügte der Papst einige Sätze auf englisch ein:]

Die Kirche ist aufgerufen, immer mehr zu einem Haus und einer Schule der Gemeinschaft zu werden. In dieser Hinsicht ist bereits die Arbeit selbst, die in eurer Bischofskonferenz, die sich aus französisch- und englischsprachigen Bischöfen zusammensetzt, im Geist der Liebe gemeinsam geleistet wird, ein beredtes Zeichen für jene Einheit, die ihr erfahrt, und dient dazu, die Evangelisierung eures Volkes, das von ethnischen Unterschieden geprägt ist, voranzubringen. Ich ermutige euch, in diese Richtung weiterzugehen, indem ihr durch eure Worte und Schriften zeigt, wie sehr der katholischen Kirche die Förderung des Wohlergehens und der Würde ausnahmslos aller Menschen in Kamerun sowie die Erfüllung ihres tiefen Strebens nach Einheit, Frieden, Gerechtigkeit und Brüderlichkeit am Herzen liegen. [Auf französisch fuhr der Papst fort:]

Ich freue mich über die wachsende Zahl von Priestern und Seminaristen in eurem Land und danke auch für die geduldige Arbeit der Missionare, die ihnen vorausgegangen sind und die sich hochherzig und mit apostolischem Geist für den Aufbau von Gemeinden eingesetzt haben, die in der Lage sind, Priesterberufungen aus ihrer Mitte hervorzubringen. Die Suche nach der Einheit im Dienst der Sendung hält euch dazu an, auf Bande brüderlicher Gemeinschaft mit euren Priestern zu achten. Ebenso ermutige ich eure Priester, sich von der pastoralen Liebe, die sie leiten soll, erneuern zu lassen, sie, die durch die Priesterweihe Christus, dem Haupt und Hirten, gleichgestaltet sind. Jeder denke über seine Ganzhingabe an Gott und an die Kirche nach, die er nach dem Vorbild der Hingabe Christi vollzogen hat, und über die Anforderungen der pastoralen Liebe, besonders hinsichtlich der Notwendigkeit der Keuschheit, die dem Gesetz der Kirche entsprechend im Zölibat gelebt wird, über eine gerechte Ausübung der Autorität und über ein gesundes Verhältnis zu den materiellen Gütern. Eure Aufgabe ist es, sie durch eure Nähe und euer Vorbild in ihrem priesterlichen Leben zu unterstützen, indem ihr euch in Erinnerung ruft: »Wenn sich nämlich das Bischofsamt nicht auf das Zeugnis der Heiligkeit stützt, die in der pastoralen Liebe, in der Demut und in der Einfachheit des Lebens zum Ausdruck kommt, wird es schließlich zu einer nahezu reinen Funktionsrolle verkürzt und verliert unvermeidlich an Glaubwürdigkeit beim Klerus und bei den Gläubigen« (Pastores gregi, ). Es sind nicht in erster Linie unsere pastoralen Aktivitäten, sondern die Selbsthingabe und das Lebenszeugnis, die die Liebe Christi zu seiner Herde offenbaren.

In euren Fünfjahresberichten habt ihr die großen Herausforderungen angesprochen, vor denen die Familie steht. Sie bekommt in vollem Ausmaß die verheerenden Auswirkungen einer Gesellschaft zu spüren, durch deren Handeln sie häufig geschwächt wird. Es ist deshalb notwendig, eine Familienpastoral zu fördern, die den Jugendlichen eine anspruchsvolle Erziehung im affektiven und sittlichen Bereich bietet, eine Erziehung, die sie auf ihre Verpflichtung vorbereitet, die eheliche Liebe in verantwortungsvoller Weise zu leben, was eine wichtige Voraussetzung für die Stabilität der Familien und der ganzen Gesellschaft ist. Möge es euch gelingen, durch eine Grundausbildung und ständige Weiterbildung den christlichen Familien die Größe und Bedeutung ihrer Berufung zu vermitteln, indem ihr sie unablässig dazu auffordert, ihre Gemeinschaft durch die tägliche Treue zu dem Versprechen der völligen und ausschließlichen Hingabe an den einzigen Partner, die die Ehe mit sich bringt, immer wieder neu zu beleben!

36 Die Kirche in Kamerun ist stets darum bemüht, in einer ihr spezifischen und wirksamen Weise die Liebe Christi zu allen Menschen in den verschiedenen Bereichen der Entwicklung - Förderung des Menschen, Gerechtigkeit und Frieden, Gesundheitswesen - dadurch zum Ausdruck zu bringen, daß sie den engen Zusammenhang zwischen Evangelisierung und Sozialarbeit deutlich macht. Ich weiß die Initiativen, die aus dieser Perspektive heraus unternommen werden, zu schätzen und grüße die Christen, die sich dort engagieren, vor allem im Bereich der Krankenpastoral, deren Wert anläßlich des im vergangenen Jahr in Yaoundé abgehaltenen »Welttages der Kranken« besonders herausgestellt wurde. Dieses Ereignis wird sicher dazu beitragen, den pastoralen Einsatz und die Sendung der Kirche im Hinblick auf die Kranken und auf die Grundlagen der Gesundheitserziehung in der Öffentlichkeit immer sichtbarer zu machen und so eine fruchtbare Zusammenarbeit aller Mitarbeiter im Gesundheitswesen hervorzubringen.

Liebe Mitbrüder im Bischofsamt, zum Abschluß unserer Begegnung möchte ich euch ermutigen, das Werk der Evangelisierung in eurem Land fortzusetzen. Ich lade euch ein, in einem Geist des aufrichtigen und geduldigen, in der Wahrheit und in der Liebe gelebten Dialogs die Konsolidierung der brüderlichen Beziehungen zu den anderen christlichen Konfessionen und den Gläubigen anderer Religionen weiter zu verfolgen, um die Liebe Christi, des Erlösers, zu bekunden, der unter den Menschen den Wunsch entstehen läßt, in Frieden zu leben und ein Volk von Brüdern zu bilden! In Kamerun, in dieser so sehr durch Kriege verwundeten Region Zentralafrikas, ist die Kirche immer mehr ein offenkundiges Zeichen dieses Friedens, der aufgebaut werden muß, eines Friedens, der den Rückzug in identitätsgebundenes oder ethnisches Denken hinter sich zurückläßt, der der Versuchung einer Vergeltung und jedem Rachegefühl eine Absage erteilt und der die Menschen in eine neue Beziehung zueinander stellt, die auf Gerechtigkeit und Liebe gegründet ist!

Ich vertraue euch alle der Fürsprache der allerseligsten Jungfrau Maria, Stern der Evangelisierung, an und erteile euch, den Priestern, den Diakonen, den Ordensmännern und Ordensfrauen und allen Laien eurer Diözesen gerne einen besonderen Apostolischen Segen.

AN DIE VERTRETER DES HL. STUHLS BEI DEN INTERNATIONALEN ORGANISATIONEN

Samstag, 18. März 2006



Herr Kardinal,
verehrte Vertreter des Heiligen Stuhls
bei den Internationalen Organisationen!

Mit Zuneigung empfange ich euch zu dieser Begegnung, bei der ich die Freude habe, zum ersten Mal mit euch Kontakt aufzunehmen. Euch allen, die ihr hier in Rom zusammengekommen seid, um gemeinsam über einige wichtige aktuelle Fragen nachzudenken, gilt mein herzlicher Gruß, und ich danke dem Kardinalstaatssekretär aufrichtig für die Worte, die er in eurem Namen an mich gerichtet hat.

Die zunehmende Beteiligung des Heiligen Stuhls an internationalen Aktivitäten stellt einen wertvollen Ansporn dar, auch weiterhin dem Gewissen derer, die zur internationalen Gemeinschaft gehören, seine Stimme zu verleihen. Es handelt sich um einen schwierigen und mühevollen Dienst, der - gegründet auf die scheinbar wehrlose, letztlich jedoch überlegene Kraft der Wahrheit - mitwirken möchte am Aufbau einer internationalen Gesellschaft, die der Würde und den wirklichen Bedürfnissen des Menschen größere Aufmerksamkeit schenkt. In dieser Hinsicht stellt die Anwesenheit des Heiligen Stuhls bei den Internationalen Zwischenstaatlichen Organisationen einen grundlegenden Beitrag dar zur Achtung der Menschenrechte und des Gemeinwohls und folglich zur wahren Freiheit und zur Gerechtigkeit. Es ist ein spezifischer und unersetzlicher Einsatz, der noch wirksamer werden kann, wenn alle, die mit treuer Hingabe an der Sendung der Kirche in der Welt mitarbeiten, ihre Kräfte vereinen.

Die zwischen- und innerstaatlichen Beziehungen sind in dem Maße gerecht, in dem sie die Wahrheit achten. Wenn die Wahrheit jedoch verletzt, der Frieden bedroht und das Recht geschmälert wird, dann brechen als logische Folge daraus Ungerechtigkeiten hervor. Diese Grenzen trennen die Staaten viel einschneidender voneinander, als es die auf den Landkarten eingezeichneten Grenzen tun, und oft sind es nicht nur äußere Grenzen, sondern auch Grenzen, die innerhalb der Staaten verlaufen. Diese Ungerechtigkeiten nehmen außerdem viele verschiedene Gesichter an, zum Beispiel das Gesicht des Desinteresses oder der Unordnung, was dahin führt, daß die Struktur jener Keimzelle der Gesellschaft, die die Familie ist, Schaden erleidet; wie auch das Gesicht der Anmaßung oder der Arroganz, was zur Willkür werden kann und diejenigen zum Schweigen gebracht werden, die keine Stimme haben oder keine Kraft, sie hören zu lassen. So ist es bei der heute vielleicht schlimmsten Ungerechtigkeit der Fall, nämlich derjenigen, die das beginnende menschliche Leben auslöscht.

»Das Schwache in der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen« (1Co 1,27). Dieser Maßstab des göttlichen Handelns von andauernder Aktualität sei ein Ansporn, euch angesichts von Schwierigkeiten und Unverständnis nicht zu wundern, geschweige denn entmutigen zu lassen. Ihr wißt, daß ihr dadurch maßgeblichen Anteil an der prophetischen Verantwortung der Kirche habt, die beabsichtigt, auch weiterhin ihre Stimme zur Verteidigung des Menschen zu erheben, auch dann, wenn die Politik der Staaten oder der Großteil der öffentlichen Meinung sich in die entgegengesetzte Richtung bewegen. Die Wahrheit findet nämlich ihre Kraft in sich selbst und nicht in der Zahl der Zustimmungen, die sie erhält.

37 Seid gewiß, daß ich eure schwierige und wichtige Sendung mit herzlicher Aufmerksamkeit und aufrichtiger Dankbarkeit begleite. Ich versichere euch auch meiner Erinnerung im Gebet und erteile euch allen gern meinen Apostolischen Segen.

AN DIE MITGLIEDER DER SYNODE DES ARMENISCHEN PATRIARCHATS UND FÜR ARMENISCHE PILGER


Sala Clementina

Montag, 20. März 2006



Seligkeit,
ehrwürdige Mitbrüder im Bischofsamt,
liebe Brüder und Schwestern!

Mit Freude begrüße ich euch und heiße euch herzlich willkommen! Ihr seid aus verschiedenen Teilen der Welt in dem Bewußtsein nach Rom gekommen, einer altehrwürdigen Kirche anzugehören, die mit ihren geistlichen Schätzen dazu beiträgt, die Schönheit der Braut Christi zu bereichern. Danke, Seligkeit, für die herzlichen Worte der Verbundenheit, die Sie auch im Namen der Synode der Bischöfe der armenisch-katholischen Kirche und aller Anwesenden an mich gerichtet haben. Sie haben an die vielen Zeichen des Wohlwollens und der Fürsorge erinnert, die meine Vorgänger eurer alten und ehrwürdigen Kirche gegenüber bekundet haben. Zugleich muß die feste, manchmal bis zum Martyrium reichende Treue anerkannt werden, die eure Gemeinschaft in einer gegenseitigen und fruchtbaren Beziehung des Glaubens und der Zuneigung stets dem Stuhl Petri gegenüber gezeigt hat. Auch dafür möchte ich meine tiefe Dankbarkeit zum Ausdruck bringen.

Die dem Patriarchat Kilikien zugeordnete armenische Kirche hat gewiß vollen Anteil gehabt am historischen Geschehen, das das armenische Volk im Laufe der Jahrhunderte durchlebt hat, und besonders an den Leiden, die es im Namen des christlichen Glaubens in den Jahren jener schrecklichen Verfolgung erdulden mußte, die unter dem auf traurige Weise bezeichnenden Namen »Metz Yeghèrn«, das »Große Unglück«, in die Geschichte eingegangen ist. Wie könnten wir in diesem Zusammenhang die vielen Aufforderungen Leos XIII. unerwähnt lassen, die dieser an die Katholiken richtete, damit sie der armenischen Bevölkerung in ihrer Not und ihren Leiden zu Hilfe kämen? Und, wie Sie richtig hervorgehoben haben, dürfen auch die entschlossenen Eingriffe Papst Benedikts XV. nicht vergessen werden, als er tief erschüttert beklagte: »Miserrima Armeniorum gens prope ad interitum adducitur« [»Das unglückliche armenische Volk wird nahe an den Untergang gebracht«] (AAS VII. 1915, 510). Die Armenier, die immer darum bemüht waren, sich mit ihrem Fleiß und ihrer Würde in die Gesellschaften zu integrieren, in denen sie sich befanden, geben auch heute weiterhin Zeugnis von ihrer Treue zum Evangelium. Tatsächlich ist die armenisch-katholische Gemeinschaft über viele Länder, auch außerhalb des Patriarchatsgebiets, verstreut. In Anbetracht dessen hat der Apostolische Stuhl dort, wo es nötig war, zu ihrer pastoralen Betreuung Eparchien oder Ordinariate errichtet. Im Nahen Osten, in Kilikien, und später im Libanon hat die Vorsehung das Patriarchat der katholischen Armenier angesiedelt: Alle armenisch- katholischen Gläubigen blicken auf dieses Patriarchat als festen geistlichen Bezugspunkt für ihre jahrhundertealte kulturelle und liturgische Tradition.

Sodann stellen wir fest, daß verschiedene Kirchen, die den hl. Gregor den Erleuchter als ihren gemeinsamen Gründervater anerkennen, voneinander getrennt sind, auch wenn in den letzten Jahrzehnten alle einen herzlichen und fruchtbaren Dialog aufgenommen haben, um die gemeinsamen Wurzeln wiederzuentdecken. Ich ermutige und unterstütze diese wiedergefundene Brüderlichkeit und Zusammenarbeit und wünsche, daß aus ihr neue Initiativen für einen gemeinsamen Weg zur vollen Einheit erwachsen mögen. Und auch wenn die historischen Ereignisse zu einer Zersplitterung der armenischen Kirche geführt haben, wird die Göttliche Vorsehung sie eines Tages wieder vereinen, unter einer eigenen Hierarchie, in brüderlicher innerer Eintracht und in voller Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom. Ein trostreiches Zeichen dieser ersehnten Einheit war die 1700-Jahrfeier der Gründung der armenischen Kirche, an der mein geliebter Vorgänger Johannes Paul II. teilgenommen hat. Die Liebe des Herrn zu der durch die Zeit pilgernden Kirche wird den Christen - das ist unsere vertrauensvolle Hoffnung - die notwendigen Mittel bieten können, um seinen nachdrücklichen Wunsch zu verwirklichen: »ut unum sint«. Wir wollen alle als Werkzeuge Christus zur Verfügung stehen. Er, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, gewähre uns, mit all unserer Kraft und Beharrlichkeit fortzufahren, damit es möglichst bald nur eine Herde und einen Hirten gebe.

Liebe Brüder und Schwestern, mit diesen Empfindungen rufe ich auf euch, auf eure Gemeinschaften und auf das armenische Volk die himmlische Fürsprache der allerseligsten Jungfrau Maria herab, die, wie der hl. Nerses Schnorhalí gern sagte, »Ort des unbegrenzten Wortes ist, von allen Seiten versiegelte Erde, in der das Licht, die Morgenröte der Sonne der Gerechtigkeit gewohnt hat«. Auch der hl. Gregor der Erleuchter und die Heiligen und Märtyrer, die im Laufe der Jahrhunderte Zeugnis vom Evangelium gegeben haben, mögen euch mit ihrem Schutz beistehen. Schließlich begleite euch der Segen, den ich als Zeichen der beständigen Liebe des Nachfolgers Petri für alle Armenier euch und eurem Volk von Herzen erteile.

AN DIE NEUEN KARDINÄLE UND IHRE ANGEHÖRIGEN SOWIE DIE ZUM KONSISTORIUM ANGEREISTEN PILGER


Audienzenhalle

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Montag, 27. März 2006



Meine Herren Kardinäle,
verehrte Mitbrüder im Bischofs- und Priesteramt,
liebe Freunde!

Nach dem feierlichen Konsistorium, das uns die Möglichkeit gegeben hat, Zeiten des Gebets und inniger Brüderlichkeit zu erleben, freue ich mich, euch auch heute wieder zu begegnen. Unser Herz ist erfüllt von Dankbarkeit gegenüber dem Herrn für dieses frohe Ereignis und wir bitten ihn, die neuen Kardinäle zu unterstützen und sie in der Ausübung ihrer unterschiedlichen Ämter innerhalb der Kirche zu behüten. Jesus, den Guten Hirten, bitten wir besonders, sie auch in Zukunft mit seiner Gnade zu begleiten. An euch alle, die ihr hier anwesend seid, an die Angehörigen und die Gläubigen, die gekommen sind, um diese Festtage zusammen mit den neuen Kardinälen zu verbringen, richte ich meinen herzlichen Gruß.

Zunächst begrüße ich euch, liebe italienische Kardinäle. Ich begrüße Sie, Agostino Kardinal Vallini, Präfekt des Obersten Gerichtshofs der Apostolischen Signatur; ich begrüße Sie, Carlo Kardinal Caffarra, Erzbischof von Bologna; ich begrüße Sie, Andrea Kardinal Cordero Lanza di Montezemolo, Erzpriester der Basilika von St. Paul vor den Mauern. Um euch, liebe Brüder, scharen sich heute viele euch nahestehende Menschen, deren Anwesenheit nicht nur ein Zeichen der Freundschaft und Zuneigung ist, sondern auch eine sichtbare Bekundung der fruchtbaren Gemeinschaft des Guten, die die Kirche beseelt. Der Herr möge jeden von euch zu einem immer großherzigeren Zeugen seiner Liebe machen. [Nach diesen Worten auf italienisch sagte der Papst auf französisch:]

Herzlich begrüße ich den neuen Kardinal Albert Vanhoye und seine Mitbrüder im Jesuitenorden, seine Angehörigen und alle französischsprachigen Gläubigen, die aus Anlaß des Konsistoriums gekommen sind, in dessen Verlauf ich auch den Erzbischof von Bordeaux und geschätzten Vorsitzenden der Französischen Bischofskonferenz, Jean-Pierre Ricard, zum Kardinal ernannt habe. Ich sage Dank für die fruchtbare exegetische Arbeit von Kardinal Vanhoye, der bestrebt war, das Wort Gottes zu erforschen und sein Wissen zahlreichen Generationen von jungen Menschen geduldig weiterzugeben und ihnen so die Möglichkeit gab, vom Evangelium zu leben und dessen Zeugen zu sein. Mögt ihr alle euch regelmäßig Zeit nehmen, um euch von der Heiligen Schrift zu nähren. [… auf englisch:]

Herzliche Grüße richte ich an die neuernannten Kardinäle englischer Sprache: William Kardinal Levada, Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre; Gaudencio Kardinal Rosales, Erzbischof von Manila auf den Philippinen; Nicholas Kardinal Cheong Jinsuk, Erzbischof von Seoul (Korea); Sean Kardinal O’Malley OFMCap, Erzbischof von Boston in den Vereinigten Staaten von Amerika; Joseph Kardinal Zen Ze-kiun SDB, Bischof von Hongkong (China), und Peter Kardinal Dery, emeritierter Erzbischof von Tamale (Ghana). Verehrte, liebe Brüder! Während ich meine brüderlichen Grüße wiederhole und mein inniges Gebet zum Herrn erhebe für den Auftrag, der euch im Dienst der Universalkirche anvertraut worden ist, empfehle ich euch erneut dem Schutz Marias, der Mutter der Kirche.

Außerdem möchte ich die Familienangehörigen und Freunde unserer neuernannten Kardinäle grüßen, zusammen mit den Gläubigen, die sie zu den Feierlichkeiten am vergangenen Freitag und Samstag nach Rom begleitet haben. Ich wünsche, daß euer Aufenthalt hier in der Ewigen Stadt eure Liebe zur Kirche vertiefen und euren Glauben an Jesus, unseren Erlöser und Herrn, stärken möge! Ich ermutige euch, auch künftig für unsere Kardinäle zu beten und sie mit eurer Liebe und Zuneigung zu unterstützen. Gott segne euch alle! [… auf spanisch:]

Ich begrüße die neuen Kardinäle aus dem spanischen Sprachraum und alle lateinamerikanischen und spanischen Gläubigen, die sie begleiten. Besonders grüße ich die Angehörigen, die Mitbrüder im bischöflichen Amt, die Priester, Ordensleute und Seminaristen, vor allem diejenigen aus dem Seminar von Toledo. Venezuela freut sich über seinen Kardinal Jorge Liberato Urso Savino, Erzbischof von Caracas, der auch von seiner betagten Mutter begleitet wird. Er hat in Valencia wie auch jetzt in der Hauptstadt zahlreiche pastorale Initiativen zum Wohle seiner geliebten Nation verwirklicht. Spanien sieht sich geehrt durch Antonio Kardinal Cañizares Llovera, Erzbischof von Toledo, der früher seinen fruchtbaren Dienst in Avila und Granada ausübte, wo er seinen ständigen Einsatz für die jeweiligen kirchlichen Gemeinschaften bewies. Eure Völker zeichnen sich durch ihre Treue zum Nachfolger Petri und durch ihre Verehrung der Muttergottes aus. Sie sei stets der Stern, der eure Teilkirchen in ihrem Evangelisierungsauftrag leitet. [… auf polnisch:]

Ich grüße den lieben Kardinal Stanislaw Dziwisz, seine Familie, die Freunde und Gäste. Zusammen mit euch spreche ich dem neuen Kardinal unsere Dankbarkeit aus für all die Jahre, die er an der Seite von Johannes Paul II. verbracht hat, und für alles, was dieser Dienst für die Universalkirche bedeutet hat. Ich bete dafür, daß sein künftiges Amt ebenso fruchtbar sei. Euch alle, die ihr hier versammelt seid, segne ich von ganzem Herzen. [… auf slowenisch:]

39 Mein herzlicher Willkommensgruß gilt nun Franc Kardinal Rodé, seinen Landsleuten und Freunden, vor allem den Gläubigen der Erzdiözese Laibach, deren Hirte er bis vor kurzem gewesen ist. Mit Freude stelle ich fest, daß auch die Kirche in Slowenien, in der Person des neuernannten Kardinals, ihren Beitrag zur Sendung des Apostolischen Stuhls leistet. Sein Amt als Präfekt der Kongregation für die Institute geweihten Lebens und die Gesellschaften apostolischen Lebens ist von großer Bedeutung. Begleitet ihn auch in diesem seinem Dienst mit eurem Gebet, damit die Kirche immer besser auf dem Weg der Heiligkeit voranschreiten kann! [… auf italienisch:]

Liebe Brüder, ich danke euch noch einmal für euren Besuch! Den Kardinälen erneuere ich meinen brüderlichen Gruß, und ich möchte euch versichern, daß ich euch auch in Zukunft im Gebet nahe sein werde. Ich weiß meinerseits, daß ich stets auf eure Mitarbeit, deren Notwendigkeit mir bewußt ist, zählen kann. Die Treffen des gesamten Kardinalskollegiums mit dem Nachfolger Petri, wie am vergangenen Donnerstag, werden weiterhin bevorzugte Gelegenheiten sein, um uns gemeinsam zu bemühen, der Kirche, die Christus unserer Sorge anvertraut hat, besser zu dienen.

Die Jungfrau Maria, Mutter der Kirche, und die Heiligen Petrus und Paulus mögen über jeden von euch und eure tägliche Arbeit wachen. Mit diesen Empfindungen erteile ich euch von Herzen den Apostolischen Segen, in den ich gerne alle Menschen einschließe, die euch mit so viel Freude und Zuneigung nahe sind.

VORFÜHRUNG DES FILMS "KAROL, UN PAPA RIMASTO UOMO"

£["KAROL, EIN PAPST, DER MENSCH GEBLIEBEN IST"]

Audienzenhalle

Donnerstag, 30. März 2006



Meine Herren Kardinäle,
liebe Brüder im Bischofs- und Priesteramt,
sehr verehrte Damen und Herren!

Während die Bilder dieser interessanten Verfilmung des Pontifikats Johannes Pauls II. im Gedächtnis und im Herzen lebendig sind, richte ich einen herzlichen Gruß an diejenigen, die zur Produktion des Spielfilms mit dem vielsagenden Titel »Karol, ein Papst, der Mensch geblieben ist« beigetragen haben. Heute abend haben wir noch einmal das empfunden, was wir im Mai vergangenen Jahres kurz nach dem Tod des geliebten Papstes verspürt haben, als wir im selben Saal der Vorführung des ersten Teils dieses Films beiwohnten. Ich bin dem Regisseur und Drehbuchautor Giacomo Battiato sowie seinen Mitarbeitern, die uns die wichtigsten Momente des Apostolischen Dienstes meines verehrten Vorgängers mit Weisheit und meisterhaftem Können noch einmal vor Augen geführt haben, sehr dankbar; mein tiefempfundener Dank gilt dem Schauspieler Piotr Adamczyk, der als Hauptdarsteller der Figur meines Vorgängers Leben verliehen hat, sowie den anderen Darstellern; meinen aufrichtigen Dank möchte ich dem Produzenten Pietro Valsecchi und den hier anwesenden Direktoren der Produktionsfirmen Taodue und Mediaset aussprechen.

Mit diesem zweiten Teil des Spielfilms endet die Geschichte des irdischen Daseins des geliebten Papstes. Wir haben noch einmal den Aufruf gehört, der zu Beginn seines Pontifikats und im Laufe der Jahre noch viele Male erschollen ist: »Öffnet die Tore für Christus! Habt keine Angst!« Die vorüberziehenden Bilder haben uns einen Papst gezeigt, der sich ganz an Gott bindet und der gerade deshalb immer einfühlsam ist gegenüber den Erwartungen der Menschen. Der Film hat uns im Geiste zurückblicken lassen auf seine vielen apostolischen Reisen in alle Teile der Welt; er hat uns Gelegenheit geschenkt, seine Begegnungen mit vielen Menschen noch einmal zu erleben, mit den Großen der Erde und mit einfachen Menschen, mit berühmten Persönlichkeiten und unbekannten Personen. Unter all diesen Begegnungen muß die Umarmung mit Mutter Teresa von Kalkutta besonders hervorgehoben werden, die mit Johannes Paul II. geistlich tief verbunden war. Wie versteinert, als wären wir selbst dabei, haben wir die Schüsse des tragischen Attentats vom 13. Mai 1981 auf dem Petersplatz noch einmal gehört. Der ganze Film ließ die Gestalt eines unermüdlichen Propheten der Hoffnung und des Friedens vor uns entstehen, der überall auf dem Erdball unterwegs war, um allen Menschen das Evangelium zu verkünden. Uns sind die leidenschaftlichen Worte in die Erinnerung zurückgekehrt, mit denen er die Unterdrückung durch totalitäre Regime, Gewalt, Mord und Krieg verurteilt hat, die trostreichen und hoffnungsvollen Worte, mit denen er den Angehörigen der Opfer von Konflikten und dramatischen Attentaten wie dem auf die »Twin Towers« in New York seine Nähe bewiesen hat, die mutigen und anklagenden Worte gegen die Konsumgesellschaft und die hedonistische Kultur, die danach strebt, einen Wohlstand aufzubauen, der rein materieller Natur ist und der die tiefsten Erwartungen des menschlichen Herzens nicht erfüllen kann.

Dies sind die Empfindungen, die am heutigen Abend spontan aus meinem Herzen hervorbrechen und an denen ich euch, liebe Brüder und Schwestern, Anteil haben lassen wollte, nachdem wir mit Hilfe der Szenen dieses Films die einzelnen Stationen des unvergeßlichen Pontifikats Johannes Pauls II. noch einmal durchlaufen haben. Der geliebte Papst begleite uns vom Himmel her und erbitte für uns vom Herrn die Gnade, unserer Sendung immer treu zu sein, so wie er es gewesen ist. Euch allen, die ihr hier anwesend seid, und allen euren Lieben erteile ich meinen Segen.


April 2006


AN DIE TEILNEHMER EINES SEMINARS DER KONGREGATION FÜR DAS KATHOLISCHE BILDUNGSWESEN (FÜR DIE SEMINARE UND STUDIENEINRICHTUNGEN)

Clementina-Saal - Samstag, 1. April 2006

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ANSPRACHE 2006 34