ANSPRACHE 2006 145


BESUCH DER PÄPSTLICHEN LATERANUNIVERSITÄT

Aula Magna

Samstag, 21. Oktober 2006



146 Nach seiner Ankunft auf dem Vorplatz der Lateranuniversität begrüßte der Heilige Vater die versammelten Studenten und Angestellten der Universität mit den Worten:

Ich freue mich, hier an »meiner« Universität zu sein, denn diese ist die Universität des Bischofs von Rom. Ich weiß, daß hier nach der Wahrheit und daher letztendlich nach Christus gesucht wird, weil er die Wahrheit in Person ist. Dieser Weg zur Wahrheit - der Versuch, die Wahrheit in all ihren Ausdrucksformen besser zu erkennen - ist in Wirklichkeit ein grundsätzlich kirchlicher Dienst. Ein großer belgischer Theologe hat ein Buch geschrieben mit dem Titel »Wissenschaft und Gottverlangen«, und er hat gezeigt, daß in der Tradition des Mönchtums diese beiden Dinge zusammengehören, weil Gott Wort ist und durch die Schrift zu uns spricht. Das setzt also voraus, daß wir anfangen zu lesen, zu studieren, die Kenntnis der Geisteswissenschaften zu vertiefen und dadurch unsere Kenntnis des göttlichen Wortes zu vertiefen. In diesem Sinne ist die Eröffnung der Bibliothek ein universitäres, akademisches und auch ein geistliches und theologisches Ereignis, denn eben wenn wir auf dem Weg zur Wahrheit lesen, uns im Studium mit Worten beschäftigen, um das Wort Gottes zu finden, dann stehen wir im Dienst des Herrn: ein Dienst am Evangelium für die Welt, weil die Welt die Wahrheit braucht. Ohne Wahrheit gibt es keine Freiheit, stehen wir nicht vollkommen in der ursprünglichen Idee des Schöpfers.

Ich danke euch für eure Arbeit! Der Herr segne euch in diesem ganzen Studienjahr.
***


Meine Herren Kardinäle,
verehrte Brüder im Bischofs- und Priesteramt,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Studenten!

Es ist mir eine besondere Freude, den Beginn des neuen Akademischen Jahres gemeinsam mit euch begehen zu können. Gleichzeitig findet die feierliche Eröffnung der neuen Bibliothek und dieser »Aula Magna« statt. Dem Großkanzler, Kardinal Camillo Ruini, danke ich für seinen freundlichen Willkommensgruß, den er im Namen der ganzen akademischen Gemeinschaft an mich gerichtet hat. Ich begrüße den Rector Magnificus, Bischof Rino Fisichella, und danke ihm für seine Eröffnungsworte zu diesem akademischen Festakt. Ich begrüße die Kardinäle, die Erzbischöfe und Bischöfe, die akademischen Autoritäten und alle Professoren sowie all jene, die im Bereich dieser Universität tätig sind. Auch begrüße ich mit besonderer Zuneigung alle Studenten, denn die Universität wurde für sie geschaffen.

Gern erinnere ich mich an meinen letzten Besuch im Lateran und möchte, so als wäre die Zeit nicht vergangen, an das damals behandelte Thema anknüpfen - als hätten wir die Ausführungen nur für einen Augenblick unterbrochen. Ein akademischer Rahmen lädt auf ganz besondere Weise dazu ein, noch einmal das Thema der Kultur- und Identitätskrise aufzugreifen, die uns in diesen Jahrzehnten dramatisch vor Augen steht. Die Universität ist einer der am besten geeigneten Orte für den Versuch, angemessene Wege zu finden, die aus dieser Situation herausführen. In der Universität wird nämlich der Reichtum der Tradition bewahrt, die über die Jahrhunderte hinweg lebendig bleibt - und gerade die Bibliothek ist ein wesentliches Mittel, um den Reichtum der Tradition zu bewahren. In der Universität kann die Fruchtbarkeit der Wahrheit zum Ausdruck gebracht werden, wenn diese in ihrer Authentizität mit einfachem und offenem Geist aufgenommen wird. An der Universität werden die jungen Generationen ausgebildet; sie erwarten hier ein ernsthaftes und anspruchsvolles Angebot, das in neuen Zusammenhängen auf die ewige Frage nach dem Sinn der eigenen Existenz zu antworten vermag. Diese Erwartung darf nicht enttäuscht werden. Unsere gegenwärtige Zeit scheint einer künstlichen Intelligenz den Vorrang zu geben, die sich in immer stärkerem Ausmaß der experimentellen Technik unterwirft, und vergißt auf diese Weise, daß jede Wissenschaft stets den Menschen schützen und sein Streben nach dem wahren Gut fördern muß. Das »Tun« überzubewerten und dabei das »Sein« zu verdunkeln ist keine Hilfe bei der Wiederherstellung des grundlegenden Gleichgewichts, das jeder Mensch braucht, um dem eigenen Dasein ein festes Fundament und eine gültige Zielsetzung zu geben.

Jeder Mensch ist nämlich aufgerufen, seinem Handeln einen Sinn zu geben, vor allem dann, wenn dieses Handeln vor dem Hintergrund einer wissenschaftlichen Entdeckung geschieht, die dem Wesen der personalen Existenz des Menschen seinen Wert abspricht. Wenn man sich von der Entdeckerfreude ergreifen läßt, ohne die Maßstäbe zu wahren, die aus einer tieferen Einsicht stammen, dann kommt es leicht zu dem Drama, von dem der antike Mythos erzählt: Der junge Ikarus, ergriffen von der Freude am Flug in die absolute Freiheit und die Warnungen seines alten Vaters Dädalus mißachtend, kommt der Sonne immer näher und vergißt dabei, daß die Flügel, mit denen er sich zum Himmel erhoben hat, aus Wachs sind. Jäher Absturz und Tod sind der Preis, den er für seine Illusion zahlt. Die antike Sage enthält für uns eine Lehre von bleibendem Wert. Im Leben gibt es noch andere Illusionen, denen man sich nicht hingeben darf, wenn man nicht verheerende Folgen für das eigene Leben und das Leben der anderen Menschen riskieren will.

147 Der Universitätsprofessor hat nicht nur die Aufgabe, nach der Wahrheit zu forschen und immer wieder Staunen über sie hervorzurufen, sondern er muß auch ihre Kenntnis in ihrem ganzen Facettenreichtum fördern und sie gegen verkürzte und verzerrte Interpretationen verteidigen. Das Thema der Wahrheit in den Mittelpunkt zu stellen ist kein rein spekulativer, auf einen kleinen Kreis von Denkern beschränkter Akt, sondern es ist im Gegenteil eine lebenswichtige Frage, um dem persönlichen Leben eine tiefgreifende Identität zu geben und die Verantwortung in den sozialen Beziehungen zu wecken (vgl. Ep 4,25). Wenn man nämlich die Frage nach der Wahrheit fallen läßt sowie die konkrete Möglichkeit für jeden Menschen, sie erreichen zu können, wird das Leben am Ende auf eine Reihe von Hypothesen ohne sichere Bezugspunkte reduziert, wie der berühmte Humanist Erasmus von Rotterdam sagte: »Meinungen sind Quelle für billiges Glück! Dagegen dringt man nur unter großer Mühe in das Wesen auch der einfachsten Dinge ein« (vgl. Lob der Torheit, 40,7). Diese Mühe muß die Universität auf sich nehmen, durch Studium und Forschung im Geiste geduldiger Ausdauer. Dieses Bemühen befähigt auf jeden Fall, nach und nach zum Kern der Fragen vorzudringen, und es macht offen gegenüber der Leidenschaft für die Wahrheit und gegenüber der Freude, sie gefunden zu haben. Die Worte des heiligen Bischofs Anselm von Canterbury besitzen immer noch große Aktualität: »Möge ich dich mit Verlangen suchen, möge ich suchend nach dir verlangen. Möge ich dich liebend finden, möge ich dich im Finden lieben« (Proslogion, 1). Der unverzichtbare Hintergrund, vor den die Fragen, die der Verstand aufwirft, gestellt werden müssen, ist der Raum des Schweigens und der Betrachtung. Er möge in diesen Mauern aufmerksame Menschen finden, die seine Bedeutung und Wirksamkeit sowie seine Folgen für das persönliche und soziale Leben zu schätzen wissen.

Gott ist die letzte Wahrheit, nach der die Vernunft naturgemäß strebt, vom Wunsch getrieben, den ihr zugewiesenen Weg bis ans Ende zu gehen. Gott ist weder ein leeres Wort noch eine abstrakte Hypothese; er ist im Gegenteil die Grundlage, auf die man sein Leben bauen kann. In der Welt zu leben, »veluti si Deus daretur - als ob es Gott gäbe«, bringt die Übernahme einer Verantwortung mit sich, die jeden gangbaren Weg zu erforschen weiß, um Gott so nahe wie möglich zu kommen; er ist das Ziel, zu dem alles hinstrebt (vgl. 1Co 15,24). Der Gläubige weiß, daß dieser Gott ein Antlitz hat und daß er sich in Jesus Christus ein für allemal jedem Menschen genähert hat. Das hat das Zweite Vatikanische Konzil eindringlich in Erinnerung gerufen: »Der Sohn Gottes hat sich in seiner Menschwerdung gewissermaßen mit jedem Menschen vereinigt. Mit Menschenhänden hat er gearbeitet, mit menschlichem Geist gedacht, mit einem menschlichen Willen hat er gehandelt, mit einem menschlichen Herzen geliebt. Geboren aus Maria, der Jungfrau, ist er in Wahrheit einer aus uns geworden, in allem uns gleich außer der Sünde« (Gaudium et spes GS 22). Ihn erkennen heißt, die volle Wahrheit erkennen, dank der man die Freiheit findet: »Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch befreien« (Jn 8,32).

Bevor ich schließe, möchte ich noch meine aufrichtige Anerkennung für die Ausführung des neuen Baukomplexes zum Ausdruck bringen. Er ergänzt das Universitätsgebäude und macht es immer geeigneter für das Studium, die Forschung und die Beseelung des Lebens der ganzen Gemeinschaft. Es war euer Wunsch, diese »Aula Magna« meiner bescheidenen Person zu widmen. Ich danke euch dafür und wünsche, daß sie ein fruchtbringendes Zentrum wissenschaftlicher Tätigkeit sein möge, durch das die Lateranuniversität zum Werkzeug eines fruchtbaren Dialogs zwischen den verschiedenen religiösen und kulturellen Wirklichkeiten werden kann, in der gemeinsamen Suche nach Wegen, die das Wohl und die Achtung aller Menschen fördern.

Mit diesen Empfindungen bitte ich den Herrn, die Fülle seines Lichtes über diese Stätte auszugießen. Ich stelle den Verlauf dieses Akademischen Jahres unter den Schutz der allerseligsten Jungfrau und erteile allen von Herzen den Apostolischen Segen.

AN DIE MITGLIEDER DER STIFTUNG "JOHANNES PAUL II."

Montag, 23. Oktober 2006

Sehr geehrte Damen und Herren!


Herzlich begrüße ich Sie alle, die Sie nach Rom gekommen sind, um den 25. Gründungstag der Stiftung »Johannes Paul II.« feierlich zu begehen. Ich danke Herrn Kardinal Stanislaw Dziwisz, Metropolit von Krakau, für die Worte, die er soeben an mich gerichtet hat, und ich heiße Herrn Kardinal Adam Maida und die hier anwesenden Erzbischöfe und Bischöfe willkommen. Ich begrüße den Rat der Stiftung mit seinem Vorsitzenden Erzbischof Szczepan Wesoly an der Spitze und die Leiter der einzelnen Stiftungseinrichtungen sowie die Vorsitzenden und Mitglieder der Freundeskreise der Stiftung, die aus unterschiedlichen Ländern gekommen sind.

Es ist mir eine Freude, heute die Vertreter derer zu Gast zu haben, die sich auf der ganzen Welt dafür einsetzen, das Andenken an Johannes Paul II., seine Lehre und das in seinem Pontifikat vollbrachte apostolische Werk lebendig zu erhalten. Und man muß sagen, daß dies wirklich ein verheißungsvolles Engagement ist, weil es sich nicht nur auf die Verwaltung des Archivs oder auf die Forschung beschränkt, sondern jetzt auch das Geheimnis der Heiligkeit des Dieners Gottes berührt. Dank Ihrer geistlichen und finanziellen Unterstützung kann die Stiftung die in den Statuten festgelegte Tätigkeit im kulturellen und wissenschaftlichen, sozialen und pastoralen Bereich fortsetzen. Sie sammelt das Dokumentationsmaterial über das Pontifikat Johannes Pauls II., sie erforscht und verbreitet die päpstliche Lehre und das Lehramt der Kirche, indem sie mit den polnischen und internationalen Einrichtungen der Wissenschaften und Künste Kontakte knüpft und zusammenarbeitet. Dieses Engagement der Stiftung hat nach dem Tod des Papstes eine neue Bedeutsamkeit erhalten. Das gesammelte Material seiner Schriften und der reichhaltigen Dokumentation der Aktivität des Heiligen Stuhls sowie der literarischen Werke und der in den Medien gegebenen Kommentare bildet gewiß ein vollständiges, gut organisiertes Archiv und ist eine Grundlage für die genaue und eingehende Erforschung des geistlichen Erbes Johannes Pauls II. Ich möchte heute gerade diese Dimension der Aktivität der Stiftung hervorheben, weil sie von wesentlicher Bedeutung ist: die Erforschung seines Pontifikats. Als Philosoph, Theologe und Hirt der Kirche hat Johannes Paul II. einen Reichtum an Worten und Taten hinterlassen, die Ausdruck seines Wunsches sind, das Evangelium Christi in der Welt zu verbreiten, in der Umsetzung der vom II. Vatikanischen Konzil aufgezeigten Mittel und Wege. Sie sind Ausdruck seines Wunsches, die Entwicklungslinien für das Leben der Kirche im neuen Jahrtausend vorzuzeichnen. Diese wertvollen Gaben dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Liebe Mitglieder und Freunde der Stiftung »Johannes Paul II.«, ich vertraue Ihnen heute die Aufgabe an, den Reichtum seiner Botschaft zu vertiefen und an die kommenden Generationen weiterzugeben.

Eine besonders wichtige Aufgabe ist auch die Unterstützung der Jugendlichen, insbesondere in Mittelosteuropa, damit sie die verschiedenen Bildungsgrade in den unterschiedlichen Wissenszweigen erwerben können.

Mein Dank gilt all denen, die im Laufe dieser 25 Jahre auf unterschiedliche Weise die Tätigkeit der Stiftung unterstützt haben, und denjenigen, die diese Aktivität mit Hingabe und Klugheit geleitet haben. Ich bitte Sie, lassen Sie nicht nach in diesem guten Werk, damit es sich weiterentwickelt und das gemeinsame Bemühen mit Gottes Hilfe auch in Zukunft großartige Früchte bringt.

Ich danke Ihnen für Ihr Kommen und für diese Begegnung. Gott segne Sie!

AN DIE STUDENTEN DER PÄPSTLICHEN UNIVERSITÄTEN ROMS ZUR ERÖFFNUNG DES AKADEMISCHEN JAHRES

Petersdom

148

Montag, 23. Oktober 2006



Meine Herren Kardinäle,
verehrte Mitbrüder im Bischofs- und Priesteramt,
liebe Brüder und Schwestern!

Es ist mir eine Freude, euch am Ende der heiligen Messe zu begegnen und so meine guten Wünsche für das neue Akademische Jahr zum Ausdruck bringen zu können. Ich begrüße zunächst den Präfekten der Kongregation für das Katholische Bildungswesen, Kardinal Zenon Grocholewski, der der Eucharistiefeier vorstand, und danke ihm herzlich für die Worte, die er in eurem Namen an mich gerichtet hat. Ich begrüße den Sekretär und die anderen Mitarbeiter des Dikasteriums für das Katholische Bildungswesen und drücke allen noch einmal meine dankbare Anerkennung aus für den wertvollen Dienst, den sie der Kirche in einem für die Ausbildung der jungen Generationen so wichtigen Bereich leisten. Ich schließe in meinen Gruß auch die hier anwesenden Rektoren, Professoren und Studenten aller Päpstlichen Universitäten ein sowie alle, die durch das Gebet im Geiste mit uns verbunden sind.

Wie jedes Jahr hat sich auch am heutigen Nachmittag die kirchliche akademische Gemeinschaft Roms versammelt. Sie setzt sich aus ungefähr 15.000 Personen zusammen und ist gekennzeichnet durch eine große Vielfalt der Herkunftsländer. Aus den Kirchen in allen Teilen der Welt, insbesondere aus den neu errichteten Diözesen und aus den Missionsgebieten, kommen Seminaristen und Diakone nach Rom, um an den Päpstlichen Hochschulen zu studieren, ebenso wie Priester, Diakone, Ordensmänner und Ordensfrauen und nicht wenige Laien, um die höheren Studiengänge des Lizentiats und des Doktorats abzuschließen oder an anderen Kursen zur Spezialisierung oder zur Fortbildung teilzunehmen. Sie treffen hier Professoren und Ausbilder an, die ihrerseits verschiedenen Nationalitäten und unterschiedlichen Kulturen angehören. Durch diese Vielfalt entsteht jedoch keine Zersplitterung, weil alle Universitäten, Fakultäten und Kollegien nach einer höheren Einheit streben - was in der höchsten Form auch die heutige liturgische Feier zum Ausdruck bringt -, indem sie gemeinsamen Bildungskriterien folgen, vornehmlich der Treue zum Lehramt. Zu Beginn des neuen Akademischen Jahres preisen wir deshalb den Herrn für diese einzigartige Gemeinschaft von Professoren und Studenten, die in beredter Weise die Universalität und die Einheit der katholischen Kirche offenbart: eine Gemeinschaft, die umso schöner ist, weil sie sich vor allem den jungen Menschen zuwendet und ihnen Gelegenheit gibt, mit Einrichtungen von hohem theologischen und kulturellen Wert in Verbindung zu treten, und gleichzeitig die Möglichkeit bietet, bereichernde kirchliche und pastorale Erfahrungen zu machen.

Wie ich es schon bei verschiedenen Begegnungen mit Priestern und Seminaristen tun konnte, möchte ich auch bei diesem Anlaß noch einmal die vorrangige Bedeutung des geistlichen Lebens betonen sowie die Notwendigkeit, neben dem kulturellen Wachstum auch Sorge zu tragen für ein ausgewogenes menschliches Heranreifen und eine tiefe asketische und religiöse Formung. Wer ein Freund Jesu sein und sein wahrer Jünger werden will - sei es als Seminarist, Priester, Ordensmann, Ordensfrau oder Laie -, muß in der Betrachtung und im Gebet eine innige Freundschaft mit ihm pflegen. Die Vertiefung der christlichen Wahrheiten und das Studium der Theologie oder eines anderen Faches im Bereich der Religion setzen eine Erziehung zum Schweigen und zur Betrachtung voraus, weil man fähig werden muß, Gott, der spricht, mit dem Herzen zu hören. Das Denken bedarf immer der Reinigung, um in die Dimension eintreten zu können, in der Gott sein schöpferisches und erlösendes Wort spricht, »sein in der Stille ausgegangenes Wort«, um den schönen Ausdruck des hl. Ignatius von Antiochien (Brief an die Magnesier, 8,2) zu gebrauchen. Nur wenn sie aus der Stille der Betrachtung hervorgehen, können unsere Worte einen Wert und einen Nutzen haben, ohne an Bedeutung zu verlieren wie der Redeschwall der Welt, der die Zustimmung der allgemeinen Meinung sucht. Wer in einer kirchlichen Einrichtung studiert, muß sich deshalb auf den Gehorsam gegenüber der Wahrheit einstellen und folglich eine besondere Askese des Denkens und des Wortes üben. Diese Askese gründet auf der liebevollen Vertrautheit mit dem Wort Gottes und vorher noch, würde ich sagen, mit jenem »Schweigen«, in dem dasW ort seinen Ursprung hat im Dialog der Liebe zwischen dem Vater und dem Sohn im Heiligen Geist. Zu diesem Dialog haben auch wir Zugang durch die heilige Menschennatur Christi. Darum, liebe Freunde, bittet den Herrn, wie es seine Jünger getan haben: Meister, »lehre uns beten« (Lc 11,1), und auch: Lehre uns denken, schreiben und sprechen, denn diese Dinge sind eng miteinander verbunden.

Liebe Brüder und Schwestern, das sind die Gedanken, die ich zu Beginn dieses neuen Akademischen Jahres als Empfehlung an jeden von euch richte. Ich begleite sie gern mit der Zusicherung eines besonderen Gebetsgedenkens, daß der Heilige Geist eure Herzen erleuchten und euch zu einer klaren Erkenntnis Christi führen möge, der euer Leben umzuwandeln vermag, weil er allein Worte des ewigen Lebens hat (vgl. Jn 6,68). Euer Apostolat wird morgen desto reicher und fruchtbarer sein, je mehr ihr euch in diesen Jahren durch ernsthaftes Studium darauf vorbereitet und je mehr ihr vor allem eure persönliche Beziehung zu Christus nährt, durch das Streben nach der Heiligkeit und mit der Verwirklichung des Reiches Gottes als einziges Lebensziel. Ich vertraue meine guten Wünsche für euch der mütterlichen Fürsprache der allerseligsten Jungfrau Maria, Sitz der Weisheit, an: Möge sie euch durch dieses neue Studienjahr begleiten und alle eure Erwartungen und Hoffnungen erhören. Von Herzen erteile ich jedem von euch, euren Studiengemeinschaften und auch euren Angehörigen einen besonderen Apostolischen Segen. AN HERRN FRANK DE CONINCK,

BELGISCHER BOTSCHAFTER BEIM HL. STUHL

Donnerstag, 26. Oktober 2006


Herr Botschafter!

Mit Freude empfange ich Eure Exzellenz im Vatikan zur Überreichung des Beglaubigungsschreibens, das Sie als außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafter des Königreichs Belgien beim Heiligen Stuhl akkreditiert.

149 Ich danke Ihnen herzlich für die Übermittlung der freundlichen Botschaft Seiner Majestät König Alberts II. und Ihrer Majestät der Königin. Im Rückblick auf den Besuch, den Ihre Majestäten mir im April dieses Jahres abgestattet haben, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie ihnen im Gegenzug meine besten Wünsche für sie selbst, für Königin Fabiola, Prinz Philipp und Prinzessin Mathilde sowie für die Verantwortungsträger des öffentlichen Lebens und für das ganze belgische Volk übermitteln würden.

50 Jahre nach dem Beginn des großen Projekts zum Aufbau Europas, das aus christlichem Geist entstanden ist und an dem Belgien von Anfang an aktiv beteiligt war, wurden bedeutende Fortschritte gemacht, auch wenn in jüngerer Zeit neue Schwierigkeiten aufgetreten sind. Der europäische Kontinent findet nach und nach seine Einheit im Frieden wieder, und die Europäische Union ist in der Welt eine Wirtschaftsmacht ersten Ranges und ein Zeichen der Hoffnung für viele Menschen geworden.

Angesichts der Erfordernisse des globalisierten Austausches und der Solidarität unter den Menschen muß sich Europa immer weiter öffnen und sich einsetzen an den Stellen unseres Planeten, die sich im Aufbau befinden.

Unter diesen Herausforderungen steht jetzt, da man sieht, daß die internationale Situation durch anhaltende Konflikte geschwächt ist, die Frage nach Frieden und Sicherheit an erster Stelle; dies gilt besonders für den Nahen Osten, wo die Situation im Heiligen Land, im Libanon und im Irak immer noch dramatisch ist, aber auch für Afrika und Asien.

Es ist äußerst wichtig, daß die internationale Gemeinschaft und ganz besonders die Europäische Union sich mit Entschiedenheit für den Frieden, den Dialog zwischen den Nationen und die Entwicklung einsetzen.

Ich weiß, daß das Land Belgien in dieser Beziehung keine Mühe scheut und begrüße besonders seine Bemühungen zur Unterstützung der Länder Zentralafrikas, damit diese ihre Zukunft im Frieden bestimmen können, wie auch die Bemühungen Ihres Landes im Zusammenhang mit dem Libanon, auf den Sie soeben Bezug genommen haben. Meinerseits kann ich Ihnen versichern, daß der Heilige Stuhl sich fest entschlossen dafür einsetzt, mit allen seinen Kräften zugunsten des Friedens und der Entwicklung zu wirken.

Eine weitere Herausforderung betrifft die Zukunft des Menschen und seine Identität. Die gewaltigen Fortschritte der Technik haben viele Verfahren auf dem Gebiet der medizinischen Wissenschaften radikal verändert, während durch die Liberalisierung der Lebensgewohnheiten eine erhebliche Relativierung von Normen, die unantastbar schienen, stattgefunden hat. In den westlichen Gesellschaften, die zudem von einem Überfluß an Konsumgütern und vom Subjektivismus geprägt sind, ist der Mensch daher mit einer Sinnkrise konfrontiert.

In einigen Ländern werden sogar neue Gesetze erlassen, die die Achtung vor dem menschlichen Leben von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod in Frage stellen; dadurch besteht die Gefahr, daß der Mensch als Gegenstand der Forschung und des Experimentierens mißbraucht und auf diese Weise seiner grundlegenden Würde schwerer Schaden zugefügt wird.

Die Kirche möchte auf der Grundlage ihrer langen Erfahrung und des Reichtums der Offenbarung, den sie erhalten hat, um ihn zu bewahren und ihn mit anderen zu teilen, nachdrücklich an das erinnern, was sie in bezug auf den Menschen und seine hohe Bestimmung glaubt, und möchte so jedem Menschen den Schlüssel zum Verständnis des Daseins und Grund zur Hoffnung geben. Das möchte sie im Verlauf der in einigen Tagen beginnenden Stadtmission »Brüssel Allerheiligen 2006« tun.

Wenn die Bischöfe Belgiens sich für eine Entwicklung der palliativen Behandlungsmethoden aussprechen, um denen, die es wünschen, ein würdiges Sterben zu ermöglichen, oder wenn sie in die gesellschaftlichen Debatten eingreifen, um daran zu erinnern, daß es »eine unsichtbare moralische Grenze gibt, vor der auch der technische Fortschritt haltmachen muß: die Würde des Menschen« (Erklärung der belgischen Bischöfe, Würde des Kindes und medizinische Technik), dann möchten sie damit der ganzen Gesellschaft dienen, indem sie die Voraussetzungen für eine wirkliche Zukunft der Freiheit und der Würde für den Menschen aufzeigen.

Auch die politischen Verantwortungsträger, die damit betraut sind, Gesetze zu schaffen, die dem Wohle aller dienen, lade ich zusammen mit den Bischöfen ein, ernsthaft zu ermessen, welche Verantwortung sie tragen und was bei diesen den Menschen betreffenden Fragen auf dem Spiel steht.

150 Ihr Land, das Königreich Belgien, ist auf der Grundlage des monarchischen Prinzips aufgebaut worden, mit dem König als Garanten der nationalen Einheit und der Achtung der sprachlichen und kulturellen Besonderheiten aller Gemeinschaften innerhalb der Nation. Die Einheit eines Landes, die, wie wir wissen, immer weiter vervollkommnet werden muß, erfordert von seiten aller den Willen, dem Gemeinwohl zu dienen und einander durch Dialog und gegenseitige Bereicherung immer besser kennenzulernen.

Durch die immer zahlreichere Aufnahme von Einwanderern und durch die Zunahme von Gemeinschaften unterschiedlicher Herkunft, Kultur und Religion innerhalb ein und desselben Gebietes ist heute der Dialog zwischen den Kulturen und den Religionen zu einer absoluten Notwendigkeit in unseren Gesellschaften geworden. Diese Tatsache habe ich vor kurzem während meiner Reise nach Bayern in Erinnerung gerufen, und auch Sie haben es soeben betont.

Das gegenseitige Kennenlernen muß vertieft werden - unter Achtung der religiösen Überzeugung eines jeden und der rechtmäßigen Ansprüche des Zusammenlebens gemäß der geltenden Gesetze -, und die Immigranten müssen so aufgenommen werden, daß ihre Würde stets geachtet wird.

In diesem Rahmen ist es wichtig, eine Immigrationspolitik zu betreiben, die die Interessen des Aufnahmelandes mit der notwendigen Entwicklung der am wenigsten begünstigten Länder zu vereinbaren vermag. Eine solche Politik muß auch von einem Integrationswillen gestützt sein, der es nicht zuläßt, daß Situationen der Ablehnung oder der Rechtlosigkeit - wie das Drama der »Sans papiers« gezeigt hat - sich entwickeln können.

So wird man die Risiken des Rückzugs auf sich selbst, des übersteigerten Nationalismus oder sogar der Xenophobie vermeiden und kann auf eine harmonische Entwicklung unserer Gesellschaften zum Wohl aller Bürger hoffen.

Erlauben Sie mir, Herr Botschafter, zum Abschluß unseres Gesprächs durch Sie die Bischöfe und alle Gläubigen der katholischen Gemeinschaft Belgiens zu grüßen, um sie zu ermutigen, unermüdlich in allen Bereichen des sozialen und beruflichen Lebens ihre Hoffnung zu bezeugen und dabei die Gefängnisse, die Krankenhäuser und alle neuen Situationen der Armut, die es geben kann, nicht zu vergessen. Mögen sie allen die Frohe Botschaft der Liebe Gottes bringen!

Während Sie - in der Gewißheit, bei meinen Mitarbeitern stets aufmerksame Aufnahme zu finden - Ihre hohe Sendung beginnen, spreche ich Ihnen, Herr Botschafter, meine besten Wünsche für eine glückliche Erfüllung ihrer Mission aus, sowie für eine Fortsetzung und Weiterentwicklung der harmonischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Königreich Belgien.

Auf Ihre Exzellenz, Ihre Familie und das gesamte Botschaftspersonal sowie auf die königliche Familie, die Verantwortungsträger und alle Einwohner des Landes rufe ich die Fülle des göttlichen Segens herab.

AN DIE TEILNEHMER DER V. INTERNATIONALEN TAGUNG DER MILITÄRORDINARIATE


Clementina-Saal

Donnerstag, 26. Oktober 2006



Meine Herren Kardinäle,
151 verehrte Mitbrüder im Bischofs- und im Priesteramt!

Es ist mir eine Freude, euch anläßlich der V. Internationalen Tagung der Militärordinariate zu begegnen, und ich begrüße jeden von euch. Insbesondere begrüße ich Kardinal Giovanni Battista Re und danke ihm für seine herzlichen Worte. Vor 20 Jahren, genauer gesagt am 21. April 1986, veröffentlichte der geliebte Johannes Paul II. die Apostolische Konstitution Spirituali militum curae, durch die die kanonische Regelung in bezug auf den geistlichen Beistand der Angehörigen des Militärs im Lichte des II. Vatikanischen Konzils erneuert wurde, unter Berücksichtigung der Veränderungen, die die Streitkräfte und ihre Mission auf nationaler und internationaler Ebene betrafen. Tatsächlich hat sich aber die heutige Welt in den letzten Jahrzehnten noch mehr gewandelt. Deshalb ist es notwendig, das päpstliche Dokument - das dennoch seine ganze Aktualität behält, denn die pastorale Ausrichtung der Kirche ändert sich nicht - den Bedürfnissen des gegenwärtigen Augenblicks immer besser anzupassen. Eben das wolltet ihr im Rahmen dieser Tagung, die von der Kongregation für die Bischöfe organisiert wurde, auf sehr angemessene Weise tun.

Vor allem ist es wichtig, das Vorwort der Apostolischen Konstitution noch einmal zu lesen: Es enthält die Beweggründe der lehramtlichen Äußerung und bringt den pastoralen Geist zum Ausdruck, der alle normativen Bestimmungen beseelt, sie inspiriert und ihnen Orientierung gibt. Das Dokument hebt zwei Grundwerte hervor: den Wert der Person und den Wert des Friedens. Die gesamte strukturelle Erneuerung, die die Militärordinariate den Diözesen angleicht - den Militärordinarius dem Diözesanbischof und den Militärseelsorger dem Pfarrer -, geschieht nach dem Kriterium des Dienstes an der Person des Soldaten, der »einer konkreten und besonderen Form der Seelsorge« bedarf (Vorwort). Zugleich aber wird gesagt, daß die Personen, an die das Ordinariat sich wendet, weiterhin auch Gläubige jener Teilkirche sind, der sie aufgrund des Wohnortes oder Ritus zugehören (vgl. IV). Das erfordert Gemeinsamkeit und Koordinierung zwischen den Militärordinariaten und den anderen Teilkirchen (vgl. II,4). All dies unterstreicht das vorrangige Ziel der Fürsorge für die »Christifideles«, das darin besteht, ihnen die Möglichkeit zu geben, die in der Taufe gründende Berufung und die Zugehörigkeit zur Kirche in Fülle zu leben. Damit befinden wir uns auf derselben Linie, wie sie der Diener Gottes Johannes Paul II. anläßlich der III. Tagung der Militärbischöfe im Jahre 1994 vorgegeben hat (vgl. Ansprache an die Militärbischöfe; in O.R. dt., Nr. 15, 15.4.1994, S. 11). Die Personen an die erste Stelle zu setzen heißt, der christlichen Formung des Soldaten den Vorrang zu geben, ihn und seine Familie auf dem Weg der christlichen Initiation, der Berufung, des Heranreifens im Glauben und im Zeugnis zu begleiten. Gleichzeitig bedeutet es, die Formen der Brüderlichkeit und der Gemeinschaft sowie des liturgischen und nichtliturgischen Gebets zu fördern, die dem Umfeld und den Lebensbedingungen der Soldaten angepaßt sein müssen.

Als zweiten Aspekt möchte ich die grundlegende Bedeutung des Wertes des Friedens hervorheben. Das Dokument Spirituali militum curae zitiert dazu im Vorwort ausdrücklich die Konzilskonstitution Gaudium et spes mit dem Hinweis, daß derjenige, der Militärdienst leistet, sich »als Diener der Sicherheit und Freiheit der Völker« betrachten soll, denn »indem er diese Aufgabe recht erfüllt, trägt er wahrhaft zur Festigung des Friedens bei« (Gaudium et spes
GS 79). Wenn das Konzil also die Soldaten als Diener des Friedens bezeichnet, wieviel mehr sind es dann die Hirten, denen sie anvertraut sind! Ich fordere deshalb euch alle auf, dafür zu sorgen, daß die Militärseelsorger wirkliche Kenner und Lehrer dessen seien, was die Kirche in bezug auf den Aufbau des Friedens in der Welt lehrt und tut. Die Apostolische Konstitution von Papst Johannes Paul II. stellt einen wichtigen Teil dieser Lehre dar, und ihr Beitrag dazu läßt sich in den Worten zusammenfassen, die ihr zu Recht aufgegriffen und als Thema dieser Tagung gewählt habt: »Ministerium pacis inter arma - Dienst am Frieden unter Waffen«. Mein Vorgänger bezeichnete diesen Dienst als »neue Verkündigung des Evangeliums in der Welt des Militärs, und die christlichen Soldaten sowie ihre Gemeinschaften müssen deren erste Herolde sein« (Ansprache an die Militärbischöfe; in O.R. dt., Nr. 15, 15.4.1994, S. 11).

Die Kirche ist ihrem Wesen nach missionarisch, und ihre erste Aufgabe ist die Evangelisierung, deren Ziel es ist, Christus zu verkünden und zu bezeugen und sein Evangelium des Friedens und der Liebe in jedem Umfeld und in jeder Kultur zu fördern. Auch in der Welt des Militärs ist die Kirche aufgerufen, »Salz«, »Licht« und »Sauerteig « zu sein - um in den Bildern zu sprechen, die Jesus selbst gebraucht -, damit das Denken und die Strukturen in immer größerer Fülle auf den Aufbau des Friedens ausgerichtet seien, das heißt auf jene »von der Liebe Gottes entworfene und gewollte Ordnung«, in der die Personen und die Völker sich ganzheitlich entwickeln können und ihre Grundrechte anerkannt werden (vgl. Botschaft zum Weltfriedenstag, 1. Januar 2006; in O.R. dt. Nr. 51/52, 23.12.2005, S.9).

Das Lehramt der Kirche zum Thema des Friedens ist ein wesentlicher Aspekt ihrer Soziallehre und hat sich aus uralten Wurzeln heraus im vergangenen Jahrhundert in einer Art »Crescendo« entwickelt, das seinen Höhepunkt fand in der Pastoralkonstitution Gaudium et spes, in den Enzykliken des sel. Johannes XXIII. und der Diener Gottes Paul VI. und Johannes Paul II. sowie in ihren Ansprachen vor der UNO und in den Botschaften zu den Weltfriedenstagen. Diese ständige Ermahnung zum Frieden hat auf die westliche Kultur eingewirkt und das Ideal gefördert, daß die Streitkräfte »im ausschließlichen Dienst der Verteidigung von Sicherheit und Freiheit der Völker« stehen sollen (vgl. Johannes Paul II., Ansprache an die Militärbischöfe; in O.R. dt., Nr. 15, 15.4.1994, S. 11). Leider bewirken manchmal andere Interessen - die wirtschaftlicher und politischer Natur sind und geschürt werden durch internationale Spannungen -, daß diese konstruktive Tendenz auf Hindernisse und Verzögerungen stößt, wie es auch in den Schwierigkeiten deutlich wird, denen die Entwaffnungsprozesse begegnen. Aus dem Inneren der Welt des Militärs heraus wird die Kirche weiterhin ihren Dienst zur Gewissensbildung anbieten, in der Gewißheit, daß das Wort Gottes, wenn es großzügig ausgesät und mutig vom Dienst der Nächstenliebe und der Wahrheit begleitet wird, zur rechten Zeit seine Frucht bringt.

Liebe und verehrte Mitbrüder, um den Menschen eine angemessene Seelsorge zu bieten und den Evangelisierungsauftrag zu erfüllen, benötigen die Militärordinariate motivierte und ausgebildete Priester und Diakone sowie Laien, die aktiv und verantwortungsbewußt mit den Hirten zusammenarbeiten. Deshalb bitte ich gemeinsam mit euch den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter in diese Ernte sende, in der ihr schon mit bewundernswertem Eifer arbeitet. Die leuchtenden Vorbilder so vieler Militärgeistlicher, wie der sel. Don Secondo Pollo, die Gott und den Brüdern mit heroischer Hingabe gedient haben, mögen die jungen Menschen ermutigen, ihr ganzes Leben in den Dienst des Reiches Gottes, des Reiches der Liebe, der Gerechtigkeit und des Friedens, zu stellen. Die Jungfrau Maria wache stets über euren Dienst, und es begleite euch mein Segen, den ich von Herzen euch allen und euren kirchlichen Gemeinschaften erteile.


ANSPRACHE 2006 145