ANSPRACHE 2007 Januar 2007


BESUCH DER CARITAS-MENSA IM RÖMISCHEN STADTTEIL COLLE OPPIO

1

Donnerstag, 4. Januar 2007



Liebe Freunde!

Sehr gern bin ich gekommen, um euch in der Atmosphäre der Weihnachtszeit und zu Beginn des neuen Jahres zu besuchen, für das ich allen einen guten Verlauf wünsche. Der Zusammenhang mit dem Weihnachtsfest macht unsere Begegnung, die an einem bedeutsamen Ort in Rom stattfindet, noch familiärer: an einem Ort, der reich an Menschlichkeit ist. Ich grüße alle mit Zuneigung, beginnend bei Kardinal Camillo Ruini und dem Weihbischof des Sektors Stadtmitte, Ernesto Mandara; ich grüße den Direktor der römischen Caritas, Msgr. Guerino Di Tora, dem ich für die herzlichen Worte danke, die er an mich gerichtet hat, und den Vizedirektor, Msgr. Angelo Bergamaschi, sowie die Fachkräfte und die Freiwilligen. Ich grüße den Verantwortlichen, die Erzieher und die Jugendlichen des Jugendzentrums »Il Centro«, denen ich für die schönen Lieder danke, mit denen sie uns erfreut haben. Ihr habt auch das »Te Deum« auf Deutsch gesungen. Danke für diese besondere Geste. Ich grüße den Pfarrer der Pfarrei »Santi Silvestro e Martino ai Monti« sowie die anwesenden Priester und geweihten Personen. Einen besonderen Dank richte ich an die Leiterin vom Dienst der Mensa, an den Freiwilligen und an den Gast, die sich zu Sprechern gemacht und die gemeinsamen Gefühle zum Ausdruck gebracht haben. Mein herzlichster Gruß gilt euch, die ihr täglich den Dienst dieser Caritas-Mensa in Anspruch nehmt; und in Gedanken möchte ich all eure Freunde erreichen, die aus fast allen Ländern der Erde kommen und in der Stadt Rom leben.

In dieser Mensa, die in gewisser Weise als das Symbol der Caritas in Rom betrachtet werden könnte, in diesem Gasthaus, wie euer Sprecher es genannt hat, kann man die Gegenwart Christi mit Händen greifen in dem Bruder, der Hunger hat, und in dem, der ihm zu essen gibt. Hier kann man erfahren, daß wir, wenn wir den Nächsten lieben, Gott besser kennen. Denn im Stall von Betlehem hat er sich uns in der Armut eines Neugeborenen geoffenbart, der alles braucht. Die Botschaft von Weihnachten ist einfach: Gott ist unter uns gekommen, weil er uns liebt und auf unsere Liebe wartet. Gott ist Liebe: keine sentimentale Liebe, sondern eine Liebe, die sich vollständig bis zum Opfer des Kreuzes hingegeben hat, angefangen mit der Geburt im Stall von Betlehem.

Von dieser realistischen und göttlichen Liebe spricht die schöne Krippe zu uns, die ihr in eurer Mensa aufgebaut habt und die ich soeben bewundern konnte. Die Krippe sagt uns gerade in ihrer Einfachheit, daß Liebe und Armut zusammengehören, wie uns auch der hl. Franz von Assisi lehrt, der Christus so sehr geliebt hat. An Weihnachten ist Gott Mensch geworden, denn Ihn interessiert der Mensch, jeder Mensch. Und der hl. Gregor von Nazianz sagte: Gott ist Mensch geworden, weil er persönlich erfahren wollte, was es heißt, Mensch zu sein, was es heißt, wirklich in Armut zu leben. Der große Gott wollte die persönliche Erfahrung des Menschenlebens, allen Leidens und aller menschlichen Bedürftigkeit machen. Kaum geboren, wurde Jesus in die Krippe von Betlehem gelegt, das, wie ihr wißt, »Haus des Brotes« bedeutet. Jesus, »das Brot, das vom Himmel gekommen ist«, »das Brot des Lebens« (vgl. Jn 6,32-51), wird in gewisser Weise jeden Tag in dieser Mensa sichtbar, wo man nicht nur zu essen geben will - Essen ist sicher wichtig -, sondern wo man der Person dienen will, ohne Unterschied von Rasse, Religion und Kultur. »Der Mensch, der leidet, gehört zu uns«, sagte mein unvergeßlicher Vorgänger Johannes Paul II., nach dem wir heute die Mensa benannt haben. Vom Stall von Betlehem, von jeder Krippe geht eine Botschaft aus, die allen gilt: Jesus liebt uns, und er lehrt uns zu lieben, er fordert uns heraus, zu lieben. Die Verantwortlichen, die Freiwilligen und alle, die in die Mensa kommen, mögen die Schönheit dieser Liebe erfahren können; mögen sie die Tiefe der Freude empfinden können, die aus ihr erwächst, eine Freude, die sich gewiß unterscheidet von jener trügerischen Freude, die die Werbung anpreist.

Wir werden diese Begegnung gleich beenden, indem wir unser Gebet an den Herrn richten. Er kennt die materiellen und geistlichen Bedürfnisse aller Anwesenden gut. Ich möchte ihn besonders bitten, daß er alle, die hier und an anderen Stellen der römischen Caritas in der Stadt einen wertvollen Dienst der Solidarität leisten, weiterhin behüten möge. Der Heilige Geist bewege die Herzen der Verantwortlichen und aller Fachkräfte und Freiwilligen, damit sie ihren Dienst mit immer geflissentlicherer Hingabe leisten, indem sie sich an dem authentischen Stil der christlichen Liebe inspirieren, den die Heiligen der Nächstenliebe in dem Motto zusammengefaßt haben: Das Gute muß man gut tun.Über alle wache mit fürsorglicher Liebe die Jungfrau Maria, die Mutter der Kirche, die Mutter von uns allen.

Ich segne euch von Herzen. AN DAS BEIM HL. STUHL AKKREDITIERTE

DIPLOMATISCHE KORPS BEIM NEUJAHRSEMPFANG


Regia-Saal

Montag, 8. Januar 2007



Herr Doyen,
Exzellenzen, meine Damen und Herren!

2 Mit Freude empfange ich Sie heute zu dieser traditionellen Zeremonie des Austauschs der Glückwünsche. Obwohl sie jedes Jahr wieder stattfindet, handelt es sich dennoch nicht um eine einfache Formalität, sondern um eine Gelegenheit, unsere Hoffnung zu bekräftigen und uns immer mehr im Dienst des Friedens und der Entwicklung der Menschen und Völker zu engagieren.

An erster Stelle möchte ich Ihrem Doyen, Herrn Botschafter Giovanni Galassi, für die freundlichen Worte danken, mit denen er mir Ihre Glückwünsche zum Ausdruck gebracht hat. Ich richte auch einen besonderen Gruß an die Botschafter, die zum ersten Mal an dieser Begegnung teilnehmen. Ich entbiete Ihnen allen meine herzlichsten Glückwünsche und versichere Sie meiner Gebete, auf daß das Jahr 2007 Ihnen selbst, Ihren Familien, Ihren Mitarbeitern, allen Völkern und ihren Regierenden Wohlergehen und Frieden bringe.

Am Anfang des Jahres sind wir dazu eingeladen, einen Blick auf die internationale Situation zu werfen, um uns die Herausforderungen näher anzusehen, denen wir uns gemeinsam stellen müssen. Wie könnten wir unter den Hauptproblemen nicht an die Millionen von Menschen denken, besonders an die Frauen und Kinder, denen es an Wasser, Nahrung und Obdach fehlt? Der Skandal des Hungers, der sich weiter verschlimmert, ist inakzeptabel in einer Welt, die über Güter, Wissen und Mittel verfügt, um dem ein Ende zu setzen. Er treibt uns, unsere Lebensweisen zu ändern; er weist uns auf die Dringlichkeit hin, die strukturellen Ursachen der Fehlfunktionen der Weltwirtschaft zu beseitigen und die Wachstumsmodelle zu korrigieren, die allem Anschein nach ungeeignet dafür sind, den Respekt vor der Umwelt und eine ganzheitliche menschliche Entwicklung für heute und vor allem für die Zukunft zu garantieren. Ich fordere erneut die Verantwortlichen der reichsten Nationen auf, die notwendigen Vorkehrungen zu treffen, damit die armen Länder, die oft reich an Naturschätzen sind, in den Genuß der Früchte der Güter kommen können, die ihnen gehören. Von diesem Gesichtspunkt aus gibt auch die Verzögerung bei der Umsetzung der von der internationalen Gemeinschaft in den letzten Jahren übernommenen Verpflichtungen Anlaß zur Sorge. Es ist notwendig, die Wiederaufnahme der Verhandlungen des »Doha Development Round« der Welthandelsorganisation ebenso zu wünschen wie die Fortsetzung und Beschleunigung des Prozesses der Streichung und der Senkung der Schulden der ärmsten Länder, ohne daß dies unter der Bedingung struktureller Anpassungsmaßnahmen geschieht, die für die schwächsten Völker verhängnisvoll sind.

Ebenso mehren sich im Bereich der Abrüstung Symptome einer fortschreitenden Krise, die mit den Schwierigkeiten bei den Verhandlungen über die konventionellen Waffen wie auch über die Massenvernichtungswaffen und andererseits mit dem weltweiten Anstieg der Militärausgaben zusammenhängt. Die durch den Terrorismus - der entschieden verurteilt werden muß - verschärften Fragen der Sicherheit müssen innerhalb eines globalen und weitblickenden Konzeptes angegangen werden.

Was die humanitären Krisen betrifft, ist anzumerken, daß die Organisationen, die sich ihrer annehmen, stärkerer Unterstützung bedürfen, damit sie in der Lage sind, den Opfern Schutz und Hilfe zu leisten. Ein weiteres Problem, das immer mehr an Bedeutung gewinnt, stellt die Migration der Menschen dar: Millionen Männer und Frauen sind gezwungen, infolge von Gewalttätigkeiten oder auf der Suche nach würdigeren Lebensbedingungen ihre Häuser und ihre Heimat zu verlassen. Es ist illusorisch zu glauben, die Migrationsphänomene könnten einfach durch Einsatz von Gewalt blockiert oder kontrolliert werden. Die Migrationen und die damit entstehenden Probleme müssen mit Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Mitleid angegangen werden.

Wie könnte man nicht besorgt sein über die ständigen Angriffe auf das Leben von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod? Solche Angriffe verschonen selbst jene Regionen nicht, wo die Kultur der Achtung vor dem Leben zur Tradition gehört, wie in Afrika, wo durch das Maputo-Protokoll sowie durch den von den Gesundheitsministern der Afrikanischen Union angenommenen Aktionsplan, der in Kürze dem Gipfel der Staatsund Regierungschefs unterbreitet werden soll, unter vorsätzlichem Verschweigen der Versuch unternommen wird, die Abtreibung zu banalisieren. Ebenso entwickeln sich Bedrohungen gegen die natürliche Struktur der Familie, die auf der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau gründet, sowie Versuche, sie dadurch zu relativieren, daß man ihr denselben Status verleiht wie anderen Formen der Verbindung, die radikal verschieden sind. Das alles beleidigt die Familie und trägt zu ihrer Destabilisierung bei, indem man ihre spezifische Eigenart und ihre einzigartige soziale Rolle verletzt. Andere Formen von Aggression gegen das Leben werden manchmal unter dem Deckmantel wissenschaftlicher Forschung begangen. Es verbreitet sich die Überzeugung, daß die Forschung nur den Gesetzen unterworfen sei, die sie sich selbst geben will, und daß sie außer ihren eigenen Möglichkeiten keine andere Grenze habe. Das ist zum Beispiel der Fall bei den Versuchen, das menschliche Klonen zu hypothetischen therapeutischen Zwecken zu legitimieren.

Diese beunruhigende Lage hindert aber nicht daran, positive Elemente wahrzunehmen, die unsere Zeit kennzeichnen. Ich möchte an erster Stelle das wachsende Bewußtsein für die Bedeutung des Dialogs unter den Kulturen und Religionen erwähnen. Es handelt sich dabei um eine vitale Notwendigkeit, besonders angesichts der gemeinsamen Herausforderungen, die die Familie und die Gesellschaft betreffen. Anerkennend hervorheben möchte ich im Übrigen die zahlreichen diesbezüglichen Initiativen, die darauf abzielen, die gemeinsamen Grundlagen für ein Zusammenleben in Eintracht zu legen.

Anführen muß man auch das wachsende Bewußtsein der internationalen Gemeinschaft angesichts der enormen Herausforderungen unserer Zeit sowie die Anstrengungen, dieses Bewußtsein in konkrete Taten umzusetzen. In der Organisation der Vereinten Nationen wurde im vergangenen Jahr der Menschenrechtsrat eingerichtet, von dem man hoffen darf, daß er seine Aktivität auf die Verteidigung und Förderung der Grundrechte des Menschen, insbesondere auf das Recht auf Leben und das Recht auf Religionsfreiheit, konzentrieren wird. Bei Erwähnung der Vereinten Nationen empfinde ich es als meine Pflicht, Seine Exzellenz Herrn Kofi Annan zu grüßen, voll Dankbarkeit für die Arbeit, die er während seines Mandats als Generalsekretär geleistet hat. Ich spreche seinem Nachfolger, Herrn Ban Ki-moon, die besten Wünsche zu seiner Amtsübernahme aus.

Was den Bereich Entwicklung betrifft, wurden gleichfalls verschiedene Initiativen in Gang gebracht, die der Heilige Stuhl entschieden unterstützt hat, wobei er gleichzeitig daran erinnerte, daß diese Projekte nicht die Verpflichtung der entwickelten Länder ersetzen dürfen, 0,7% ihres Bruttoinlandsprodukts für die internationale Hilfe bereitzustellen. Ein anderes wichtiges Element in der gemeinsamen Anstrengung für die Beseitigung des Elends verlangt nicht nur Hilfe, deren Ausweitung man nur wünschen kann, sondern auch das zunehmende Bewußtsein für die Wichtigkeit des Kampfes gegen die Korruption und die Förderung einer guten Regierung. Es gilt auch die Anstrengungen zu ermutigen und voranzubringen, die unternommen wurden, um die Anwendung des humanitären Rechts auf die Menschen und Völker für einen wirksameren Schutz der Zivilbevölkerung sicherzustellen.

Im Hinblick auf die politische Situation in den einzelnen Kontinenten finden wir gleichfalls Anlaß zu Besorgnis und zu Hoffnung. Wir stellen vor allem fest, daß der Friede sehr oft zerbrechlich ist und sogar verhöhnt wird. Wir dürfen den afrikanischen Kontinent nicht vergessen. Das Drama von Darfur geht weiter und weitet sich auf die Grenzregionen zum Tschad und zur Zentralafrikanischen Republik aus. Die internationale Gemeinschaft erscheint seit fast vier Jahren ohnmächtig, trotz der Initiativen, die der bedrängten Bevölkerung Hilfe bringen und eine politische Lösung herbeiführen sollen. Nur durch eine aktive Zusammenarbeit zwischen den Vereinten Nationen, der Afrikanischen Union, den betroffenen Regierungen und anderen Akteuren werden diese Mittel wirksam werden können. Ich fordere alle zu entschlossenem Handeln auf: Wir dürfen es nicht hinnehmen, daß so viele Unschuldige weiter leiden und in der Folge sterben.

Die Lage am Horn von Afrika hat sich durch die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten und die Internationalisierung des Konflikts in jüngster Zeit verschärft. Während ich alle Parteien zur Niederlegung der Waffen und zur Aufnahme von Verhandlungen aufrufe, sei es mir erlaubt, an Schwester Leonella Sgorbati zu erinnern, die ihr Leben im Dienst an den Ärmsten hingegeben hat, wobei sie um Vergebung für ihre Mörder bat. Möge ihr Beispiel und ihr Zeugnis alle jene inspirieren, die wirklich das Wohl Somalias suchen.

3 In Uganda ist die Fortsetzung der Verhandlungen zwischen den Parteien zum Zweck der Beendigung eines grausamen Konflikts zu wünschen, der sogar den Einzug vieler Kinder sah, die gezwungen wurden, Soldaten zu werden. Das wird den zahllosen Flüchtlingen ermöglichen, in ihre Häuser zurückzukehren und zu einem würdigen Leben zurückzufinden. Der Beitrag der religiösen Führer und die kürzlich erfolgte Bestellung eines Vertreters des Generalsekretärs der Vereinten Nationen sind ein gutes Vorzeichen. Ich wiederhole: Vergessen wir Afrika und seine zahlreichen Kriegs- und Spannungsherde nicht! Es gilt, daran zu erinnern, daß nur Verhandlungen zwischen den verschiedenen Akteuren den Weg zu einer gerechten Regelung von Konflikten zu eröffnen vermögen und Fortschritte hin zur Festigung des Friedens erkennen lassen können.

Die Region der Großen Seen wurde seit Jahren von gnadenlosen, blutigen Kriegen heimgesucht. Es ist daher angebracht, mit Interesse und Hoffnung die positiven Entwicklungen der letzten Zeit aufzunehmen, besonders den Abschluß der Phase des politischen Übergangs in Burundi und zuletzt in der Demokratischen Republik Kongo. Es ist dennoch dringend, daß sich die Länder um eine Rückkehr zu funktionierenden rechtsstaatlichen Institutionen bemühen, um alle Willkür einzudämmen und die soziale Entwicklung zu ermöglichen. In Ruanda wünsche ich mir, daß der lange nationale Aussöhnungsprozeß nach dem Völkermord in Gerechtigkeit, aber auch in der Wahrheit und Vergebung seinen erfolgreichen Abschluß findet. Die internationale Konferenz über die Region der Großen Seen, an der auch eine Delegation des Heiligen Stuhls und Vertreter zahlreicher nationaler und regionaler Bischofskonferenzen Zentral- und Ostafrikas teilnehmen, läßt neue Hoffnungszeichen erahnen. Schließlich möchte ich die Elfenbeinküste erwähnen und die gegnerischen Parteien auffordern, ein Klima gegenseitigen Vertrauens zu schaffen, das zur Niederlegung der Waffen und zur Befriedung führen könne, und andererseits Südafrika: In diesen Ländern befinden sich Millionen von Menschen in einer Situation großer Verletzbarkeit, die von der internationalen Gemeinschaft Aufmerksamkeit und Hilfe verlangt.

Positive Signale für Afrika kommen von dem von der internationalen Gemeinschaft zum Ausdruck gebrachten Willen, diesen Kontinent im Zentrum ihrer Aufmerksamkeit zu halten, und auch von der Stärkung der kontinentalen und regionalen Institutionen, die von der Absicht der betroffenen Länder zeugen, immer mehr Verantwortung für ihr eigenes Schicksal zu übernehmen. Lob gebührt ebenso der würdigen Haltung der Personen, die sich vor Ort jeden Tag entschlossen für die Förderung von Projekten einsetzen, die zur Entwicklung und Organisation des wirtschaftlichen und sozialen Lebens beitragen.

Meine apostolische Reise nach Brasilien im kommenden Mai gibt mir Gelegenheit, meinen Blick auf dieses große Land, das mich mit Freude erwartet, und auf ganz Lateinamerika und die Karibik zu richten. Die Verbesserung einiger Wirtschaftsindizes, das Engagement im Kampf gegen Drogenhandel und Korruption, die verschiedenen Integrationsprozesse, die Bemühungen für den verbesserten Zugang zu Bildung und Erziehung, für die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und für die Verminderung der Ungleichheiten bei der Verteilung der Einkünfte sind Anzeichen, die mit Befriedigung hervorgehoben werden sollen. Sollten sich diese Entwicklungen weiter konsolidieren, so würden sie entscheidend dazu beitragen können, die Armut, von der weite Kreise der Bevölkerung betroffen sind, zu besiegen und die Stabilität der Institutionen zu erhöhen. Was die Wahlen betrifft, die im vergangenen Jahr in mehreren Ländern stattgefunden haben, ist zu unterstreichen, daß die Demokratie dazu aufgerufen ist, die Bestrebungen der Gesamtheit der Bürger zu berücksichtigen und die Entwicklung mit Rücksicht auf alle Mitglieder der Gesellschaft nach den Prinzipien der Solidarität, der Subsidiarität und der Gerechtigkeit zu fördern. Es muß jedoch vor der Gefahr gewarnt werden, daß sich die Ausübung der Demokratie in eine Diktatur des Relativismus verwandelt und anthropologische Modelle vorschlägt, die mit der Natur und der Würde des Menschen unvereinbar sind.

Bestimmten Ländern wendet sich meine Aufmerksamkeit ganz besonders zu, vor allem Kolumbien, wo der lange interne Konflikt eine humanitäre Krise ausgelöst hat, von der vor allem die Flüchtlinge betroffen sind. Es müssen alle Anstrengungen unternommen werden, um das Land zu befrieden, den Familien ihre entführten Angehörigen zurückzugeben, Millionen Menschen wieder Sicherheit und ein normales Leben zu gewähren. Solche Signale werden allen Vertrauen schenken, einschließlich denen, die in den bewaffneten Kampf verwickelt waren. Unsere Blicke richten sich sodann auf Kuba. Während ich jedem seiner Bewohner wünsche, daß er seine berechtigten Bestrebungen in der Sorge um das Gemeinwohl verwirklichen könne, lassen Sie mich den Appell meines verehrten Vorgängers wiederaufnehmen: »Kuba möge sich der Welt und die Welt Kuba öffnen«. Die gegenseitige Öffnung zu den anderen Ländern wird nur zum Nutzen aller sein. Nicht weit von dort lebt das Volk von Haiti noch immer in großer Armut und unter der Gewalt. Ich hege den Wunsch, daß das Interesse der internationalen Gemeinschaft, das unter anderem durch die 2006 abgehaltenen Geberkonferenzen bekundet wurde, zur Festigung der Institutionen führe und es dem Volk ermögliche, in einem Klima der Versöhnung und Eintracht zum Baumeister seiner eigenen Entwicklung zu werden.

Asien weist vor allem Länder auf, die durch eine sehr zahlreiche Bevölkerung und ein starkes Wirtschaftswachstum gekennzeichnet sind. Ich denke an China und Indien, Länder, die sich in voller Expansion befinden, und wünsche mir, daß ihre wachsende Präsenz auf der internationalen Szene Nutzen für diese Bevölkerungen selbst und für die anderen Nationen bringen möge. Dasselbe wünsche ich für Vietnam und erinnere an seinen kürzlich erfolgten Beitritt zur Welthandelsorganisation. Meine Gedanken gehen zu den christlichen Gemeinschaften. In den meisten Ländern Asiens handelt es sich oft um kleine, aber lebendige Gemeinschaften, die den berechtigten Wunsch haben, in einem Klima der Religionsfreiheit leben und handeln zu können. Das ist ein wesentliches Recht und eine Voraussetzung, die ihnen erlaubt, ihren Beitrag zum materiellen und geistig-geistlichen Fortschritt der Gesellschaft zu leisten und Stifter von Zusammenhalt und Eintracht zu sein.

In Osttimor will die katholische Kirche weiter ihren Beitrag vor allem in den Bereichen Erziehung, Gesundheit und nationale Aussöhnung anbieten. Die politische Krise, die dieser junge Staat durchmachte, wie übrigens auch andere Länder der Region, macht eine gewisse Brüchigkeit der Demokratisierungsprozesse offenkundig. Gefährliche Spannungsherde schwelen auf der Halbinsel Korea. Das Ziel der Versöhnung des koreanischen Volkes und die Schaffung einer atomwaffenfreien Zone auf der Halbinsel, die nutzbringende Auswirkungen für die ganze Region hätten, müssen im Rahmen von Verhandlungen weiterverfolgt werden. Es gilt Gesten zu vermeiden, welche die Verhandlungsführung gefährden könnten, ohne jedoch die für die verletzlichsten Schichten der nordkoreanischen Bevölkerung bestimmten humanitären Hilfen von den Verhandlungsergebnissen abhängig zu machen.

Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auf zwei weitere asiatische Länder lenken, die Anlaß zur Sorge geben. In Afghanistan muß man leider in den letzten Monaten einen deutlichen Anstieg der Gewalt und der Terror-Angriffe beklagen, die den Weg zum Ausstieg aus der Krise behindern und schwer auf der lokalen Bevölkerung lasten. In Sri Lanka hatte das Fehlschlagen der Genfer Verhandlungen zwischen der Regierung und der Tamilenbewegung eine Intensivierung des Konflikts zur Folge, die immense Leiden unter der Zivilbevölkerung hervorruft. Einzig und allein der Weg des Dialogs wird eine bessere und sicherere Zukunft für alle sicherstellen können.

Quelle großer Beunruhigungen ist auch der Nahe Osten. Deshalb habe ich anläßlich des Weihnachtsfestes einen Brief an die Katholiken der Region gerichtet, um meine Solidarität und meine geistige Nähe mit allen auszudrücken und sie zu ermutigen, weiterhin in der Region zu bleiben, in der Gewißheit, daß ihr Zeugnis eine Hilfe und Stütze im Hinblick auf eine Zukunft in Frieden und Brüderlichkeit sein wird. Ich erneuere dringend meinen Appell an alle betroffenen Parteien auf dem komplexen politischen Schauplatz der Region, in der Hoffnung, daß sich die positiven Zeichen zwischen Israelis und Palästinensern, die im Laufe der letzten Wochen festzustellen waren, festigen werden. Der Heilige Stuhl wird nie aufhören zu wiederholen, daß militärische Lösungen zu gar nichts führen, wie man das im letzten Sommer im Libanon gesehen hat. Die Zukunft dieses Landes führt notwendigerweise über die Einheit aller seiner Angehörigen und über die brüderlichen Beziehungen zwischen den verschiedenen religiösen und gesellschaftlichen Gruppen. Das stellt eine Botschaft der Hoffnung für alle dar. Es ist nicht möglich, sich mit einseitigen Lösungen oder Teillösungen zufrieden zu geben. Um der Krise und den Leiden, die sie in den Bevölkerungen verursacht, ein Ende zu setzen, ist es wichtig, mittels einer globalen Annäherung voranzugehen, die niemanden von der Suche nach einer Verhandlungslösung ausschließt und den Wünschen und legitimen Interessen der verschiedenen betroffenen Völker Rechnung trägt; im besonderen haben die Libanesen ein Recht auf Respektierung der Integrität und Souveränität ihres Landes; die Israelis haben das Recht, in Frieden in ihrem Staat zu leben; die Palästinenser haben das Recht auf ein freies und souveränes Vaterland. Wenn jedes der Völker der Region seine Erwartungen berücksichtigt sieht und sich weniger bedroht fühlt, wird es zu einer Stärkung des gegenseitigen Vertrauens kommen. Dieses selbe Vertrauen wird sich entwickeln, wenn ein Land wie der Iran - vor allem, was sein Atomprogramm betrifft - einwilligt, auf die berechtigten Sorgen der internationalen Gemeinschaft eine befriedigende Antwort zu geben. In diese Richtung unternommene Schritte werden zweifellos eine positive Wirkung für die Stabilisierung der gesamten Region und insbesondere des Irak haben, wenn sie der furchtbaren Gewalt, die dieses Land in Blut taucht, ein Ende setzen und die Möglichkeit bieten, seinen Wiederaufbau und die Wiederversöhnung unter allen seinen Bewohnern voranzubringen.

Näher bei uns, in Europa, haben neue Länder, Bulgarien und Rumänien, Nationen mit langer christlicher Tradition, in die Europäische Union Einzug gehalten. Während man sich anschickt, den 50. Jahrestag der Unterzeichnung der Römischen Verträge zu feiern, drängt es mich zum Nachdenken über den Verfassungsvertrag. Ich wünsche mir, daß die fundamentalen Werte, die die Grundlage der Menschenwürde bilden, voll und ganz geschützt werden, insbesondere die Religionsfreiheit in allen ihren Dimensionen und die institutionellen Rechte der Kirchen. Ebenso kann man nicht von dem unleugbaren christlichen Erbe dieses Kontinents absehen, das maßgeblich zur Gestaltung des Europas der Nationen und des Europas der Völker beigetragen hat. Der 50. Jahrestag des Budapester Aufstandes, der im vergangenen Oktober begangen wurde, hat uns an die dramatischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts erinnert, die alle Europäer dazu veranlassen, eine Zukunft frei von jeder Unterdrückung und jeder ideologischen Konditionierung aufzubauen, Bande der Freundschaft und Brüderlichkeit zu knüpfen und für die Ärmsten und Geringsten Sorge und Solidarität zu bekunden; ebenso wichtig ist es, die Spannungen der Vergangenheit zu bereinigen, indem man auf allen Ebenen die Versöhnung fördert, denn nur sie ermöglicht es, die Zukunft aufzubauen und sich auf die Hoffnung einzulassen. Ich appelliere auch an alle jene auf dem europäischen Kontinent, die der Versuchung des Terrorismus ausgesetzt sind, jede Aktivität dieser Art aufzugeben, denn solche Verhaltensweisen, die der Gewalt zum Durchbruch verhelfen und bei der Bevölkerung Angst auslösen, stellen eine Sackgasse dar. Ich denke auch an die verschiedenen »eingefrorenen Konflikte« und wünsche mir, daß sie rasch eine endgültige Lösung finden, und an die immer wiederkehrenden Spannungen, die heutzutage vor allem mit den Energiequellen zusammenhängen.

Ich wünsche mir, daß die Balkanregion zu der von allen erhofften Stabilität gelangt, vor allem dank der Integration der Nationen, aus denen sie sich zusammensetzt, in die kontinentalen Strukturen und dank der Unterstützung von seiten der internationalen Gemeinschaft. Die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit der Republik Montenegro, die gerade erst friedlich in das Konzert der Nationen Einzug gehalten hat, und das mit Bosnien-Herzegowina unterzeichnete Grundabkommen markieren die ständige Aufmerksamkeit des Heiligen Stuhls für die Balkanregion. Während der Augenblick näherrückt, wo das Statut des Kosovo festgelegt werden soll, bittet der Heilige Stuhl alle Beteiligten, sich um weitblickende Weisheit, Flexibilität und Mäßigung zu bemühen, damit eine Lösung gefunden wird, die die Rechte und legitimen Erwartungen aller berücksichtigt.

4 Die Situationen, die ich erwähnt habe, stellen eine Herausforderung dar, die uns alle betrifft; es handelt sich um eine Herausforderung, die darin besteht, alles Positive in der Welt zu fördern und zu festigen und alles, was den Menschen verletzt, entwertet und tötet, mit gutem Willen, Weisheit und Hartnäckigkeit zu überwinden. Nur wenn die menschliche Person geachtet wird, ist es möglich, den Frieden zu fördern, und nur, wenn der Frieden errichtet wird, werden die Grundlagen für einen authentischen ganzheitlichen Humanismus gelegt. Hier findet die Sorge so vieler unserer Zeitgenossen gegenüber der Zukunft eine Antwort. Ja, die Zukunft wird dann friedlich sein können, wenn wir gemeinsam für den Menschen arbeiten. Der nach dem Ebenbild Gottes geschaffene Mensch besitzt eine unvergleichliche Würde; der Mensch, der in den Augen seines Schöpfers so sehr der Liebe würdig ist, daß Gott nicht gezögert hat, seinen eigenen Sohn für ihn hinzugeben. Das ist das große Geheimnis des Weihnachtsfestes, das wir gerade gefeiert haben und dessen fröhliche Atmosphäre sich bis zu unserer heutigen Begegnung fortsetzt. In ihrem Engagement im Dienst am Menschen und an der Errichtung des Friedens steht die Kirche an der Seite aller Menschen guten Willens und bietet eine uneigennützige Zusammenarbeit an. Mögen wir dazu imstande sein, miteinander, jeder an seinem Platz und mit den ihm eigenen Talenten, am Aufbau eines ganzheitlichen Humanismus zu arbeiten, der allein eine friedliche, gerechte und solidarische Welt sicherstellen kann. Dieser Wunsch geht einher mit meinem Gebet an Gott für Sie, für Ihre Familien, für Ihre Mitarbeiter und für die Völker, die Sie vertreten. Dank Ihnen allen.

AN DIE POLITISCHEN VERTRETER UND MITARBEITER DER VERWALTUNGSEINRICHTUNGEN DER REGION LATIUM SOWIE DER PROVINZ UND DER STADT ROM


Clementina-Saal

Donnerstag, 11. Januar 2007



Sehr geehrte Damen und Herrn!

Zum zweiten Mal habe ich die Freude, Sie am Anfang des Jahres zum traditionellen Austausch der Glückwünsche zu empfangen. Ich danke Ihnen für Ihr Kommen. Herzlichst und hochachtungsvoll grüße ich den Präsidenten der Region Latium, Herrn Pietro Marrazzo, den Bürgermeister von Rom, Herrn Abgeordneten Walter Veltroni, und den Präsidenten der Provinz Rom, Herrn Enrico Gasbarra, und danke ihnen aufrichtig für die freundlichen Worte, die sie auch im Namen der von ihnen geführten Verwaltungsbehörden an mich gerichtet haben. Mit ihnen grüße ich die Präsidenten der jeweiligen Ratsversammlungen und alle, die sich hier eingefunden haben.

Unser heutiges Treffen ist eine willkommene Gelegenheit, jene tiefen, alten und starken Bande zu festigen, die den Nachfolger Petri mit dieser auf der Welt einzigartigen Stadt, ihrer Provinz und der Region Latium verbinden. Allen Bürgern und Einwohnern Roms und Latiums möge durch Sie der Ausdruck meiner Zuneigung, meiner Nähe und pastoralen Sorge zuteil werden. Rom mit seiner jahrtausendealten Geschichte und seiner universalen Bedeutung, und zusammen mit Rom die gesamte Region Latium, ihre Städte, ihre Ortschaften und ländlichen Gegenden, sind ein Boden, in dem das Christentum ganz besonders deutlich verwurzelt ist und im Laufe der Jahrhunderte Werke der Schönheit und Früchte des Guten hervorgebracht und auf konkrete Art und Weise gezeigt hat, wie sehr der menschgewordene Gott wahrhaft der Freund des Menschen ist. Dieses Erbe des Guten und Schönen ist nun gewissermaßen auch Ihnen, den öffentlichen Verwaltern, anvertraut, unter voller Achtung der gesunden Laizität Ihrer Aufgaben. Und das ist ein natürlicher Bereich der Zusammenarbeit zwischen der Kirche und der bürgerlichen Gesellschaft, die Sie vertreten. Zweifellos wird eine derartige Zusammenarbeit das ganzheitliche menschliche Wohl der Bevölkerung Roms und Latiums schützen und fördern.

In diesem Geist möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf einige Themen von allgemeinem Interesse und großer Bedeutung und Aktualität lenken. Anregung dazu ist eine wenige Tage zurückliegende Erfahrung, die mir große Freude bereitet hat: der Besuch, den ich in der vergangenen Woche der diözesanen Caritas-Mensa am »Colle Oppio« abgestattet habe. Bei jener Gelegenheit habe ich die Mensa nach meinem unvergeßlichen Vorgänger Johannes Paul II. benannt und jene Worte wiederholt, die er vor 15 Jahren am gleichen Ort zum Ausdruck gebracht hatte: »Der Mensch, der leidet, gehört zu uns.« Ja, geehrte Vertreter der Verwaltungsbehörden Roms und Latiums, jeder leidtragende Mensch gehört zur Kirche und gleichzeitig auch zu allen Brüdern des Menschengeschlechts. Auf ganz bestimmte Weise gehört er somit auch zu Ihren Verantwortungen als öffentliche Verwalter. Daher kann ich mich nur über die Zusammenarbeit freuen, die seit langer Zeit zwischen den kirchlichen Institutionen und Ihren Verwaltungsorganen besteht und den Zweck hat, Erleichterung und Abhilfe zu schaffen für die vielen Formen wirtschaftlicher, aber auch menschlicher und relationaler Armut, von denen eine beachtliche Zahl von Personen und Familien besonders unter den Immigranten betroffen ist.

Dann ist da das sehr breite Gebiet des Gesundheitswesens, das beachtlichen und koordinierten Einsatz erfordert, um den physisch und psychisch Kranken rasche und angemessene Behandlung zu sichern: Auch auf diesem Gebiet bieten die Kirche und die katholischen Organisationen gerne ihre Zusammenarbeit an, im Licht der großen Prinzipien der Heiligkeit des menschlichen Lebens, von der Empfängnis bis zu seinem natürlichen Ende, und der Zentralität des Kranken als Person. Ich vertraue auf Ihre Bereitschaft, eine solche Zusammenarbeit zu fördern, die sicher für die gesamte Bevölkerung von Nutzen ist.

Dieselbe Sorge für den Menschen, die uns veranlaßt, den Armen und Kranken beizustehen, läßt uns auch auf jenes grundlegende menschliche Gut unsere Aufmerksamkeit richten, das die auf der Ehe gegründete Familie ist. Heute müssen Ehe und Familie in ihrem inneren Wert und in ihrer authentischen Motivation besser verstanden werden, und zu diesem Zweck ist der pastorale Einsatz der Kirche groß und muß weiter wachsen. Aber ebenso notwendig ist eine Politik der Familie und für die Familie, die, in zweifacher Hinsicht, auch die Ihnen eigenen Verantwortungen auf den Plan ruft. Es geht darum, jene Initiativen zu intensivieren, mittels derer für junge Paare die Gründung einer Familie und dann die Zeugung und Erziehung der Kinder weniger schwierig und belastend werden, indem die Beschäftigung der jungen Menschen gefördert wird, so weit wie möglich die Wohnungskosten eingeschränkt werden und die Zahl der Kindergärten und Kinderkrippen vermehrt wird. Hingegen erscheinen jene Projekte gefährlich und kontraproduktiv, die bestrebt sind, anderen Formen der Verbindung unangemessene rechtliche Anerkennung zu gewähren, und die so unweigerlich die auf der Ehe gegründete legitime Familie schwächen und destabilisieren.

Die Erziehung der neuen Generationen ist die pastorale Priorität, auf die die Diözese Rom gegenwärtig ihre Aufmerksamkeit konzentriert. Sicherlich entgeht niemandem von Ihnen auch die soziale und zivile Bedeutung einer derartigen Problematik. Daher danke ich Ihnen für die Unterstützung, die Sie einigen Anstrengungen der Kirche zur Erziehung, insbesondere den Oratorien, bereits zukommen lassen, und ich vertraue darauf, daß sich auch in diesem Bereich eine nutzbringende Zusammenarbeit unter Achtung des Wesens und der Aufgaben aller Beteiligten weiterentwickeln wird.

Geehrte Damen und Herren, zahlreiche weitere, nicht selten sehr komplexe Probleme müssen Sie täglich in Angriff nehmen, um die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung Roms und Latiums zu fördern. Daher versichere ich Sie meiner Nähe und meines Gebets für die Ihnen übertragenen verantwortungsvollen Aufgaben. Möge der Herr Ihre Schritte lenken und Ihre Vorhaben erleuchten. Mit diesen Gefühlen erteile ich jedem von Ihnen von Herzen den Apostolischen Segen, den ich auch auf Ihre Familien und all jene ausweite, die in Rom, seiner Provinz und in ganz Latium leben und arbeiten.

AN DIE ANGEHÖRIGEN DES SICHERHEITSINSPEKTORATS BEIM VATIKAN


Clementina-Saal

5
ANSPRACHE 2007 Januar 2007