Kommentar zum Evangelium Mt 29

Neunundzwanzigste Homilie. Kap. IX, V.1-8.

29 Mt 9,1-8
1.

V.1: "Und Jesus stieg in das Schifflein, fuhr über das Meer und begab sich in seine eigene Stadt.

   V.2: Und siehe, sie brachten einen Gelähmten zu ihn, der auf einer Bahre lag. Und als Christus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gelähmten: Vertraue, mein Sohn, deine Sünden seien dir nachgelassen". 

   "Seine eigene Stadt" nennt hier der Evangelist: Kapharnaum. Jesu Geburtsstadt war nämlich Bethlehem; die Stadt, in der er aufwuchs, war Nazareth; diejenige, in der er sich meistens aufzuhalten pflegte, war Kapharnaum. Dieser Gelähmte ist aber ein anderer als der, von dem Johannes erzählt (Jn 5,1-15). Jener lag ja bei dem Teiche, der unsrige dagegen in Kapharnaum. Der eine war schon achtunddreißig Jahre krank; von diesem ist nichts dergleichen erwähnt. Der eine war allein und ohne Hilfe; dieser hatte Leute, die für ihn sorgten und die ihn[319] trugen. Zu diesem sagte der Herr: "Mein Sohn, deine Sünden seien dir nachgelassen"; zu jenem: "Willst du gesund werden?" Den einen hat er am Sabbat geheilt; diesen an einem anderen Tag; sonst hätten ihm die Juden vielleicht auch das noch vorgeworfen. In der Tat haben sie aber in diesem Falle geschwiegen; bei dem anderen dagegen verfolgten sie den Herrn mit Klagen. Das habe ich nicht ohne Grund gesagt, sondern in der Absicht, dass niemand glaube, es liege hier ein Widerspruch vor, indem er von der Voraussetzung ausgeht, es handle sich um einen und denselben Gelähmten. Du aber beachte die Demut und die Milde des Herrn. Schon früher hatte er die Menge des Volkes entlassen; und als ihn die Bewohner von Gadara fortwiesen, widerstand er nicht, sondern ging fort, wenn auch nicht weit. Dann stieg er ins Schifflein, um ans andere Ufer zu kommen, obwohl er auch zu Fuß hätte[320] gehen können. Er wollte eben nicht immer Wunder wirken, um den Plan seiner Vorsehung nicht zu stören. 

   Matthäus also sagt, man habe den Kranken zu Christus getragen; die anderen dagegen schreiben, die Leute hätten sogar das Dach durchbrochen und ihn so herausgelassen. Dann stellten sie den Kranken vor ihn und sagten nichts, sondern überließen alles ihm (Mc 2,14 Lc 3,18-19). Im Anfange ging nämlich der Herr selbst umher, da er[321] noch keinen so großen Glauben erwartete, dass sie[322] zu ihm gekommen wären. Hier dagegen mußten sie nicht bloß zu ihm kommen, sondern auch ihren Glauben zeigen. "Denn", heißt es, "da Christus ihren Glauben sah", das heißt den Glauben derjenigen, die den Kranken vom Dach herunterließen. Er verlangt eben den Glauben nicht immer bloß von den Kranken, so z.B.,wenn diese ohne Verstand sind, oder wegen einer sonstigen Krankheit die Besinnung verloren haben. Indes bewies hier auch der Kranke seinen Glauben. Denn wenn er nicht geglaubt hätte, würde er nicht geduldet haben, dass man ihn vom Dache herunterlasse. Weil also der Kranke solchen Glauben zeigte, so zeigte auch Christus seine Macht und löste ihn aus eigener Machtfülle von seinen Sünden. So zeigte er in allweg, dass er die gleiche Ehre genießt, wie der Vater. Beachte aber wohl: oben hat er seine Macht gezeigt durch die Art, wie er lehrte, denn "er lehrte sie wie einer, der Macht hat" (Mt 7,28); dann bei dem Aussätzigen durch die Worte: "Ich will, sei rein" (Mt 8,3); bei dem Hauptmanne, der da sagte: "Sprich nur ein Wort, und mein Knecht wird gesund", denn da zollte ihm der Herr Anerkennung und lobte ihn über alle; auf dem Meere zeigte er seine Macht, indem er es mit einem einzigen Worte zur Ruhe brachte; bei den Dämonen, da sie ihn als Richter bekannten und der Herr sie mit seinem Machtwort ausgetrieben hat. Auch hier zwingt er wiederum seine Feinde, in anderer, noch viel stärkerer Weise seine Ebenbürtigkeit mit dem Vater anzuerkennen, denn er läßt dies sogar durch ihren eigenen Mund verkünden. Er selbst zeigte, wie wenig es ihm um Menschenehre zu tun sei. Da nämlich eine so große Menge von Zuschauern um ihn herumstand, dass es nicht möglich war, zu ihm durchzudringen, so ließen sie den Gelähmten von oben herab. Demnach heilte er nicht gleich beim ersten Anblick den Leib des Kranken, sondern wartete, bis die anderen ihn baten, und heilte dann zuerst das Unsichtbare die Seele, durch die Vergebung der Sünde. Das hat dem Kranken die Rettung verschafft und ihm selber großen Ruhm. Die Umstehenden waren nämlich von bösem Willen beseelt und wollten bei der Sache genau zusehen; dadurch trugen sie aber, ohne es zu wollen, nur dazu bei, das Geschehnis um so mehr bekannt und berühmt zu machen. Da eben der Herr sehr klug war, benützte er ihre Eifersucht, um das Wunder desto mehr hervortreten zu lassen. Sie fingen also an, unruhig zu werden und sagten:

   V.3: "Der lästert Gott; wer kann Sünden vergeben, außer Gott allein?" 

   Sehen wir, was der Herr ihnen antwortet. Hat er ihnen vielleicht ihre Meinung ausgeredet? Wenn sie nicht recht war, so mußte er sagen: Warum hegt ihr falsche Ansichten von mir? Ich bin weit entfernt, solche Macht zu besitzen! In der Tat sagte er aber nichts dergleichen. Gerade das Gegenteil hat er bestätigt und bekräftigt, erstens durch seine eigene Aussage, zweitens durch das Wunder, das er wirkte. Da es bei den Zuhörern vermutlich Anstoß erregt hätte, dass jemand in einer Sache für sich selbst Zeugnis ablege, so ließ der Herr seine Macht und Würde von anderen bezeugen. Bewunderungswert daran ist, dass er dies nicht nur durch seine Freunde, sondern auch durch seine Feinde tat. Darin bekundet sich eben die Fülle seiner Weisheit. Durch seine Freunde tat er es, als er sagte:"Ich will, sei rein!" (Mt 8,8). Ebenso da er sprach: "Nicht einmal in Israel habe ich solchen Glauben gefunden! (Mt 8,10). Durch seine Feinde tat er dasselbe hier. Sie hatten gesagt, niemand könne Sünden nachlassen außer Gott allein. Da fuhr der Herr weiter: "Damit ihr aber wißt, dass der Menschensohn die Macht hat, auch Sünden nachzulassen[323] : Steh auf, nimm dein Bett und geh in dein Haus!" So machte er es aber nicht bloß in diesem Falle, sondern auch ein andermal, da die Juden wider ihn sprachen und sagten: "Nicht ob eines guten Werkes wollen wir Dich steinigen, sondern ob Deiner Gotteslästerung und weil Du Dich selbst zu Gott machst, obwohl Du ein bloßer Mensch bist." (Jn 10,33). Selbst da hat er dieser Meinung nicht widersprochen, sondern hat sie im Gegenteil wiederum bestätigt und gesagt: "Wenn ich die Werke meines Vaters nicht tue, dann braucht ihr mir nicht zu glauben; wenn ich sie aber tue und ihr mir nicht glauben wollt, so glaubt wenigstens meinen Werken" (Jn 10,37-38).



2.

Auch hier gibt er uns neue und nicht unbedeutende Beweise seiner Gottheit und seiner Ebenbürtigkeit mit seinem Vater. Die Juden hatten gesagt, nur Gott könne Sünden nachlassen; er aber läßt nicht bloß die Sünden nach, sondern tut noch zuvor etwas, was nur Gott tun konnte, er liest die geheimen Gedanken ihres Herzens. Sie hatten ja nicht laut gesagt, was sie dachten. "Denn siehe", heißt es, "einige Schriftgelehrten sagten bei sich selbst: Der lästert Gott!"

   V.4: "Und Christus sah ihre Gedanken und sprach: Was denkt ihr Böses in eurem Herzen?" 

   Dass aber nur Gott allein die geheimen Gedanken erkennt, das kannst du von dem Propheten hören, der da sagt: "Du allein kennst die Herzen" (2Ch 6,30), und an einer anderen Stelle: "Gott erforscht Herz und Nieren" (Ps 7,10). Und Jeremias sagt: "Das Menschenherz ist tiefer als irgend etwas, und er ist ein Mensch, und wer wird ihn kennen?" (Jr 17,9); endlich: "Der Mensch schaut ins Gesicht, Gott aber in das Herz" (1R 16,7). Auch auf andere vielfache Weise kann man sehen, dass Gott allein die Gedanken wissen kann. Nachdem also Christus gezeigt hatte, dass er Gott ist und seinem Vater gleichstehe, so enthüllt und offenbart er ihre verborgenen Gedanken. Sie fürchteten eben das Volk und wagten deshalb ihre Meinung nicht zu äußern. Doch auch hierbei verfuhr er sehr schonend. "Was denkt ihr Schlechtes in eurem Herzen?" fragt er. Wenn jemand das Recht hatte unwillig zu werden, so war es der Kranke, der gewissermaßen enttäuscht worden war. Er konnte sagen: Für eines wollt ihr Genesung suchen, und Du heilst etwas anderes? Wie sollte ich wissen können, dass mir meine Sünden nachgelassen sind? In der Tat aber sagt der Gichtbrüchige nichts dergleichen, sondern überläßt sich ganz der Macht dessen, von dem er Heilung erwartet. Die Juden dagegen waren anmaßend und eifersüchtig, und wollten den guten Werken anderer Hindernisse in den Weg legen. Darum weist er sie zurecht, aber mit großer Milde: Wenn ihr meinen früheren Worten nicht glaubt, sagt er, und sie für eitle Prahlerei haltet, so will ich noch etwas anderes tun, nämlich eure geheimen Gedanken offenbaren; und außerdem noch ein drittes. Was ist dies? Dass ich den Gichtbrüchigen seine leibliche Krankheit zurückgebe. 

   Da er zum Gichtbrüchigen redete, so verrieten seine Worte seine Macht nicht mit voller Deutlichkeit; er sagte nämlich nicht: ich lasse dir deine Sünden nach, sondern: "Deine Sünden sollen dir nachgelassen sein." Als aber die Juden ihn herausforderten, da zeigte er seine Macht schon viel deutlicher und sprach: "Damit ihr aber erkennet, dass der Menschensohn die Macht hat, Sünden nachzulassen auf Erden." Siehst du, wie fern ihm die Absicht liegt, dem Vater nicht gleich gehalten zu werden? Er sagt nicht: Der Menschensohn braucht eines anderen Hilfe, oder: Der Vater hat ihm die Macht verliehen, sondern: Er hat die Macht. Auch das sagt er nicht aus Ruhmsucht, sondern: Um euch zu überzeugen, dass ich nicht lästere, wenn ich mich Gott gleichstelle. Überall will er deutliche und unwiderlegliche Beweise bieten; so, wenn er sagt: "Wohlan, zeige dich dem Priester" (Mt 8,4); wenn er zeigt, wie die Schwiegermutter des Petrus sogleich imstande war, ihn zu bedienen, und wenn er den Dämonen erlaubt, die Schweine in das Meer zu stürzen. Ebenso macht er es auch hier. Um zu beweisen, dass er wirklich die Macht der Sündenvergebung besitzt, heilt er den Gichtbrüchigen, und um die Heilung zu beweisen, heißt er ihn sein Bett forttragen. So konnte keiner glauben, das Geschehene sei nur Sinnestäuschung. Doch tut der Heiland das nicht, bevor er sie nicht gefragt hat:

   V.5: "Was gibt es Leichteres, als zu sagen, deine Sünden seien dir nachgelassen, oder zu sagen: Nimm dein Bett und gehe in dein Haus?" 

   Der Sinn dieser Worte ist der: Was haltet ihr für leichter, einen gichtbrüchigen Leib zu heilen, oder die Sünden der Seele nachzulassen? Offenbar, dem Leibe seine Kraft wiederzugeben. Denn um wieviel höher die Seele über dem Leibe steht, um wieviel mehr ist es auch, Sünden nachzulassen. Da aber das eine sichtbar, der andere unsichtbar ist, so lasse ich auch das nachfolgen, was zwar in sich geringer, dafür aber deutlicher bemerkbar ist. Dieses soll zum Beweise dienen für das Größere und Unsichtbare, indem ich durch die Wunderwerke zum voraus die Verheißung des Johannes erfülle, der da sagte: "Er nimmt hinweg die Sünden der Welt" (Jn 1,29).



3.

Christus richtete also den Gichtbrüchigen auf und schickte ihn nach Hause. Auch damit bewies er wieder, dass er nicht aus Stolz gehandelt und dass der Vorgang nicht bloßer Schein war. Diejenigen, die Zeugen der Krankheit gewesen, die macht er so auch zu Zeugen der Heilung. Ich hätte gewünscht, so will er gleichsam sagen, durch deine Krankheit auch diejenigen zu heilen, die anscheinend gesund, an der Seele dagegen krank sind; da sie aber nicht wollen, so gehe nach Hause und nütze wenigstens denen, die dort sind. Siehst du, wie er sich dadurch kundgibt als den Schöpfer der Seele und der Leiber? Beide heilt er von ihrer Lähmung und gibt so das Unsichtbare durch das Sichtbare zu erkennen. Trotzdem kriechen sie aber noch immer am Boden. Denn

   V.8: "Als die Menge dieses sah, wunderte sie sich und lobte Gott, der solche Macht den Menschen gegeben hat." 

   Das Fleisch hinderte sie eben[324] . Der Herr aber tadelte sie nicht, sondern fuhr fort, durch seine Werke sie aufzurütteln und ihren Sinn nach oben zu richten. Es war ja schon nichts Geringes, dass sie glaubten, er sei größer als alle anderen Menschen und er komme von Gott. Denn wenn diese Überzeugung sich bei ihnen festsetzte, so konnten sie wohl zu der Erkenntnis fortschreiten, dass er auch der Sohn Gottes ist. Aber sie hielten eben das erste nicht unerschütterlich fest; deshalb konnten sie nicht weiter voran kommen. So sagten sie nachher wieder: "Dieser Mensch ist nicht von Gott" (Jn 9,16), und: "Wie sollte dieser Mensch von Gott sein?" Solche Redensarten führten sie immer im Munde und benutzten sie als Deckmantel für ihre eigenen Leidenschaften. Das gleiche tun auch jetzt noch viele. Sie geben sich den Anschein, die Ehre Gottes zu wahren und gehorchen dabei nur ihren eigenen Leidenschaften, denen sie jedoch allen entsagen sollten. Gott, der Herr des Alls, könnte ja sonst seinen Blitzstrahl schleudern wider die, die ihn also lästern. Statt dessen läßt er die Sonne aufgehen und sendet Regen und gibt uns reichlich alles andere, dessen wir bedürfen. Das müssen auch wir nachahmen, müssen bitten, ermahnen, mit Sanftmut zurechtweisen, nicht im Zorn und in wilder Leidenschaft. Die Lästerungen bringen ja Gott keinen Schaden; seinetwegen brauchst du dich nicht aufzuregen; der Lästerer verwundet nur sich selbst. Deshalb seufze und weine! Der Tränen wert ist solche Leidenschaft. Auch gibt es für den Verwundeten keine bessere Arznei als Sanftmut. Die Sanftmut ist mächtiger als alle Gewalt. Sieh nur, wie der gelästerte Gott mit uns redet im Alten, wie im Neuen Bunde? Dort sagte er: "Mein Volk, was habe ich dir getan?" (Mi 6,3), hier aber: "Saulus, Saulus, was verfolgst du mich?" (Ac 9,4). Auch Paulus weist uns an, unsere Gegner mit Sanftmut zu belehren (2Tm 2,25). Und als die Jünger zu Christus kamen und ihn baten, er möge Feuer vom Himmel fallen lassen, da verwies er es ihnen mit Strenge und sagte: "Ihr wißt nicht, wessen Geistes ihr seid" (Lc 9,54). Auch hier rief der Herr nicht aus: O ihr Elenden, ihr Gaukler und neiderfüllten Feinde des Menschenheiles! Nein, er sagt: "Was denkt ihr Böses in eurem Herzen?" (Mt 13,30). 

   Man muß also doch die Krankheiten mit Sanftmut zu heilen versuchen. Denn wer sich nur aus Menschenfurcht gebessert hat, wird sich gar schnell wieder dem Bösen zuwenden. Deshalb befahl der Herr, das Unkraut stehen zu lassen, um den Sündern Zeit zur Bekehrung zu geben. So haben sich viele bekehrt und sind eifrig im Guten geworden, während sie früher böse waren, wie z.B.: Paulus, der Zöllner und der Räuber. Diese alle waren vorher Unkraut und wurden dann reifer Weizen. Beim natürlichen Samen ist so etwas allerdings unmöglich; beim freien Willen aber ganz leicht; er ist eben nicht durch die Gesetze der Natur gebunden, sondern ist durch die Freiheit der Selbstbestimmung ausgezeichnet. Wenn du also irgendwo einen Feind der Wahrheit siehst, so heile ihn, pflege ihn, leite ihn an zur Tugend, gib ihm das Beispiel tadelloser Lebensführung, sei unanfechtbar in der Rede, erweise ihm Hilfe und Fürsorge, laß nichts unversucht, ihn auf den rechten Weg zu bringen. Mache es ganz so, wie es die besten unter den Ärzten zu tun pflegen: die haben ja auch nicht bloß ein einziges Heilverfahren, sondern wenn sie sehen, dass eine Wunde beim ersten Heilmittel nicht heilt, so nehmen sie ein zweites, und nachher ein drittes. Das eine Mal schneiden sie auseinander, ein anderes Mal binden sie zusammen. So sei auch du ein Arzt für die Seelen! Laß kein Heilmittel unversucht, entsprechend den Weisungen Christi, damit du nicht bloß den Lohn für deine eigene Rettung verlangst, sondern auch für das, was du anderen Gutes getan hast; und alles tue zur Ehre Gottes, die dann auch auf dich zurückfällt. Denn, sagt der Herr: "Diejenigen, die mich ehren, die werde auch ich ehren; und wer mich verachtet, den werde auch ich verachten!" (1R 2,30). Tun wir also alles zu seiner Ehre, damit dieser beseligende Ausspruch einst an uns sich bewähre; das möge uns allen zuteil werden, durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Macht gebührt in alle Ewigkeit. Amen!





Dreißigste Homilie. Kap. IX, V.9-17.

30 Mt 9,9-17
1.

V.9: "Und als Jesus von dort wegging, sah er einen Menschen beim Zollhaus sitzen, der Matthäus hieß. Und er sprach zu ihm: Folge mir." 

   Nach der wunderbaren Heilung[325] hielt sich der Herr nicht mehr lange auf, um nicht durch seinen Anblick die Eifersucht der Juden noch mehr zu erregen; vielmehr entfernt er sich ihnen zuliebe in der Absicht, ihre Leidenschaft dadurch zu besänftigen. So wollen auch wir es machen; wollen nicht mit denen zusammenbleiben, die uns übelgesinnt sind, sondern durch Nachgiebigkeit ihre Wunden lindern und so die Spannung heben. Weshalb hat aber Jesus den Matthäus nicht zugleich mit Petrus und Johannes und den übrigen Aposteln berufen? Weil die Berufung der Apostel immer erst dann erfolgte, wenn der Herr wußte, sie würden seinem Rufe auch wirklich Folge leisten. So rief er auch den Matthäus erst dann, als er ihn bereit wußte, auf seinen Ruf zu hören. Deshalb hat er auch den hl. Paulus erst nach seiner Auferstehung in sein Netz gezogen. Er kannte eben die Herzen und sah die verborgenen Gedanken eines jeden. So wußte er, wann jeder von ihnen bereit sein würde, ihm zu folgen. Aus diesem Grunde rief Jesus den Matthäus nicht schon gleich im Anfange, weil er damals noch nicht zugänglich genug war, sondern erst, nachdem er viele Wunder gewirkt und großen Ruf erlangt hatte, und als er wußte, dass er inzwischen bereitwilliger geworden war, seiner Berufung Gehör zu schenken. 

   Auch die Weisheit des Evangelisten verdient Bewunderung; denn er verbirgt sein früheres Leben nicht, sondern nennt sogar seinen Namen, während alle anderen ihn hinter einem fremden Namen verbargen (Mc 2,14 Lc 5,27). Warum sagt er aber: "Er saß bei dem Zollhaus"? Er wollte damit die Macht dessen zeigen, der ihn nicht zu einer Zeit berief, da er sein schlechtes Gewerbe bereits aufgegeben und verlassen hatte, sondern ihn mitten aus dem Verderben herauszog. So hat er auch den hl. Paulus bekehrt, da er noch voll Wut und Zorn gleichsam Feuer schnaubte (Ac 9,1). Das hat der hl. Paulus selbst als Beweis für die Macht dessen hingestellt, der ihn berief; denn er schrieb an die Galater: "Ihr habt gehört von meiner Bekehrung aus meinem früheren Judaismus und wie heftig ich damals die Kirche Gottes verfolgte" (Ga 1,13). Auch die Fischer hat Christus mitten in ihrer Arbeit berufen. Doch war ihr Handwerk wenigstens nicht so verrufen, sondern nur das vom ungebildeten, schlichten und ganz einfachen Leuten. Dieses Zöllnergewerbe hingegen ward meist von unverschämten, frechen Leuten ausgeübt, die auf nicht einwandfreien Gewinn ausgingen und auf rücksichtslosen Gelderwerb. Aber trotz all dem scheute der Herr vor seiner Berufung nicht zurück. Doch was sage ich, er hat sich des Zöllners nicht geschämt; er hat sich ja nicht einmal gescheut, eine Buhldirne zu rufen und zu gestatten, dass sie seine Füße küsse und mit ihren Tränen abtrockne (Lc 7,36-50). Gerade deshalb ist ja der Herr gekommen; nicht, um bloß die Leiber zu heilen, sondern um auch die Seelenkrankheiten zu beseitigen. Das tat er auch bei dem Gichtbrüchigen. Und erst nachdem er klar gezeigt hatte, dass er die Macht habe, Sünden nachzulassen, kam er auch zu Matthäus, damit niemand Ärgernis nähme, wenn sie sähen, dass ein Zöllner in den Kreis seiner Jünger aufgenommen worden sei. Denn wenn er die Macht besaß, alle Sünden zu vergeben, was wunderst du dich, wenn er auch diesen Zöllner zum Apostel machte? Wenn du aber auf der einen Seite die Macht des Berufenden gesehen, so lerne auf der anderen auch den Gehorsam des Berufenen kennen. Er sträubte sich nicht und sagte nicht zweifelnd: Was willst du von mir? Willst du mich etwa täuschen, wenn du mich, einen so schlechten Menschen, berufst? Solche Demut wäre gewiß nicht am Platze gewesen. Nein, er gehorchte sofort und bat nicht einmal, vorher nach Hause gehen zu dürfen, um den Seinigen Mitteilung davon zu machen, so wenig als dies die Fischer getan. So wie diese das Netz, das Schiff und den Vater verließen, so dieser sein Zollhaus und seinen Erwerb, und folgte dem Herrn nach. Er zeigte damit, dass er in seinem Herzen zu allem bereit war; und indem er sich heroisch von allen Weltgeschäften losriß, bewies er durch seinen vollendeten Gehorsam, dass der Herr ihn zur rechten Zeit berufen. 

   Warum hat uns aber der Evangelist nicht auch bei den anderen Aposteln berichtet, wie und auf welche Weise sie berufen wurden, sondern nur bei Petrus, Jakobus, Johannes und Philippus, bei den anderen aber nicht? Weil gerade diese die niedrigsten und unansehnlichsten Gewerbe ausübten. Es gibt ja nichts Gemeineres als das Zöllneramt, nichts Armseligeres als das Fischerhandwerk. Dass auch Philippus von sehr niedrigem Stande war, ergibt sich schon aus seiner Heimat. Deshalb machen sie uns mit den Gewerben[326] bekannt, um uns zu zeigen, dass man ihnen auch dann glauben müsse, wenn sie etwas Ehrenvolles von ihnen berichten. Denn wenn sie nichts auslassen von dem, was nicht für vornehm gilt, sondern gerade das vor allen anderen Dingen gewissenhaft hervorheben, handle es sich nun um den Meister oder um die Jünger, wie könnte man dann Mißtrauen gegen sie haben, wenn sie einmal etwas Ruhmvolles erzählen? Zumal, da die ja viele Zeichen und Wundertaten übergehen, dagegen die Schmach, die mit dem Kreuzestod verbunden zu sein schien, ganz ausführlich berichten? Auch bei den Jüngern haben sie das Gewerbe und ihren niedrigen Stand offen bekannt, so wie die beim Herrn jene Vorfahren erwähnten, die ob ihrer Sünden verrufen waren. Daraus ergibt sich klar, dass es ihnen durchaus um die Wahrheit zu tun war, und dass sie nichts niederschrieben aus Rücksicht auf Personen, oder um bei den Menschen Ruhm zu ernten.



2.

Nachdem also der Herr den Matthäus berufen, erwies er ihm auch eine sehr hohe Ehre, indem er alsbald mit ihm an seinem Tische teilnahm. Dadurch erfüllte er ihn auch mit größter Hoffnung in Betreff seines zukünftigen Heiles und machte ihm überhaupt mehr Mut. Er hatte ja zur Heilung seines Sündenzustandes nicht viel Zeit gebraucht, sondern sie in einem Augenblick bewerkstelligt. Und nicht bloß mit ihm allein nimmt er am Tische teil, sondern noch mit vielen anderen, obgleich man ihm auch das übelnahm, dass er die Sünder nicht von sich fernhielt. Auch das verheimlicht der Evangelist nicht, wie die Juden in seinen Handlungen etwas zu entdecken suchten, um ihn anzuklagen. Indes kamen die anderen Zöllner zusammen, weil ja Matthäus ihr Kollege war. Da er sich nämlich durch den Besucht Christi sehr geehrt fühlte, rief er sie alle zusammen. Christus hat eben jedes Mittel benützt, das geeignet schien, andere zu bessern. Er beschränkte sich nicht auf bloß mündliches Zureden, auf Heilungen von Krankheiten und Tadel gegen seine Widersacher; nein, viele Sünder hat er durch seine Teilnahme am Mahle auf den rechten Weg gebracht. Damit gibt er uns die Lehre, dass jeder Augenblick und jede Handlung für unsere Absichten von Nutzen sein kann. Obgleich aber das, was damals[327] aufgetragen wurde, die Frucht des Unrechtes und der Habgier war, so weigerte sich Christus doch nicht, daran teilzunehmen, da er eben wußte, dass er damit viel Gutes stiften könnte. Deshalb wird er sogar Haus- und Tischgenosse derer, die so große Sünder waren. So geht es ja auch beim Arzt; wenn er den Geruch der Fäulnis bei den Kranken nicht ertragen kann, so kann er sie auch von ihrer Krankheit nicht heilen. 

   Indes kam der Herr dadurch in üblen Ruf, nicht bloß, weil er mit Matthäus aß, sondern auch, weil er es in dessen Haus tat und dazu noch in Gesellschaft vieler anderer Zöllner. Höre also, wie ihm die Juden das vorwerfen: "Da seht diesen Menschen an, er ist ein Fresser und Säufer, ein Freund der Zöllner und Sünder" (Mt 11,19). Das sollen diejenigen sich merken, die durch Fasten sich großen Ruhm erwerben wollen; die sollen daran denken, dass unser Herr ein Fresser und Weintrinker genannt wurde und sich dessen nicht schämte, sondern sich über all dies hinwegsetzte, um seinen Zweck zu erreichen. Den hat er aber auch erreicht. Denn der Zöllner ward bekehrt und so gebessert. Damit du aber sehest, dass er diesen großen Erfolg wirklich dadurch erreichte, dass er mit ihm am Tische teilnahm, so höre, was Zachäus sagt, der ebenfalls ein Zöllner war. Da er Christus sagen hörte: "Heute muß ich in deinem Hause bleiben" (Lc 19,5), geriet er vor Freude fast außer sich und sprach: "Die Hälfte meines Vermögens will ich den Armen geben, und wenn ich jemandem in etwas betrogen habe, so will ich es ihm vielfach zurückerstatten" (Lc 19,8). Und Jesus antwortete ihm: "Heute ist diesem Hause Heil widerfahren" (Lc 19,9). So kann man jedes Mittel zur Besserung anderer gebrauchen. Wie kommt es aber denn, fragst du, dass Paulus befiehlt: "Wenn einer, der sich Bruder nennt, unzüchtig ist oder habsüchtig, so soll man mit einem solchen nicht einmal zusammen essen" (1Co 5,11). Allein es ist gar nicht sicher, ob er das auch den Lehrern vorschreibt und nicht bloß den übrigen Brüdern. Außerdem waren diese[328] noch nicht gefestigt und vollkommen und noch nicht einmal wirkliche Brüder geworden. Sodann befiehlt Paulus, auch diejenigen, die schon Brüder geworden, zu meiden, für den Fall, dass sie in der Sünde verharren. Diese Zöllner waren aber bereits daran, die Sünde aufzugeben und sich zu bekehren. Doch machte nichts von all dem auf die Pharisäer Eindruck. Sie beschweren sich vielmehr bei den Jüngern und sagen:

   V.11: "Warum ißt euer Meister mit Zöllnern und Sündern?" 

   Und wenn sie glauben, dass die Jünger selbst das Gesetz übertreten, so kommen die Pharisäer zum Herrn und sagen: "Siehe, Deine Jünger tun etwas, was man am Sabbat nicht tun darf!" (Mt 12,2). In diesem Falle aber verklagen sie Christus bei seinen Jüngern. Das alles taten sie aber nur aus böser Absicht und zu dem Zweck, die Schar seiner Jünger dem Herrn abtrünnig zu machen. Was erinnert nun aber die[329] Weisheit?

   V.12: "Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken." 

   Siehe, wie er sie mit ihrer eigenen Rede schlug! Sie hatten es ihm zum Vorwurf gemacht, dass er mit solchen Menschen umgehe; er aber sagt im Gegenteil, nicht mit ihnen zu verkehren, wäre seiner und seiner Liebe zu den Menschen nicht würdig, und solche Menschen zu bessern, verdiene nicht nur keinen Tadel, sondern sei ein hervorragendes Werk, eine notwendige und unendlich lobenswerte Sache. Um sich aber dann nicht den Anschein zu geben, als wolle er diejenigen beschämen, die er als "Kranke" bezeichnet hatte, so beachte, wie er dies wieder ausgleicht, indem er die Juden tadelt mit den Worten:

   V.13: "Gehet und lernet, was es heißt: Erbarmen will ich und nicht Opfer" (Os 6,6). 

   Das sagt er, um ihnen ihre Unkenntnis der Schriften vorzuwerfen. Deshalb sprach er auch in etwas schärferem Tone; er war aber deswegen noch nicht zornig, durchaus nicht; er will nur jene Zöllner nicht in Verlegenheit lassen. Er hätte ja auch sagen können: Habt ihr nicht bemerkt, wie ich dem Gichtbrüchigen seine Sünden nachgelassen habe? Wie ich seinem Leibe die Kraft zurückgab? Doch von all dem sagt er nichts. Vielmehr bringt er zuerst einen bloßen Vernunftgrund vor, dann erst die Hl. Schrift. Zuerst sagt er: "Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken" und deutet damit in verborgener Weise an, dass er selbst der Arzt sei. Dann fügt er hinzu: "Gehet hin und lernet, was es heißt: Erbarmen will ich und nicht Opfer." Gerade so macht es auch Paulus. Er beginnt zunächst mit den Beispielen aus dem gewöhnlichen Leben und sagt: "Wer hütet eine Herde und nährt sich nicht von ihrer Milch?" (1Co 9,7). Dann erst zitier er die Hl. Schrift und sagt: "Im Gesetze des Moses steht geschrieben: "Du sollst dem Ochsen, der das Getreide tritt, das Maul nicht zubinden" (1Co 9,9 Dt 25,4). Und an einer anderen Stelle sagt er: "Also hat der Herr denen befohlen, die das Evangelium verkünden, dass sie vom Evangelium leben" (1Co 9,14). Bei seinen Jüngern dagegen macht es der Herr nicht so[330] , sondern erinnert sie an seine Wunder und spricht: "Denkt ihr nicht mehr an die fünf Brote und die fünftausend Menschen, und wieviel Körbe voll ihr noch gesammelt habt"? (Mt 16,9).



3.

Anders dagegen redet der Herr in unserem Falle. Er weist auf die Schwachheiten der Menschen hin und zeigt, dass auch sie zu den Schwachen gehören, da sie ja nicht einmal die Schriften kennten und sich überdies um keinerlei Tugend kümmerten, sondern glaubten, mit ihren Opfern sei alles getan. Darum weist er mit Nachdruck auf das hin, was alle Propheten verkündet hatten, faßt es in kurzem Ausdruck zusammen und sagt: "Lernet, was es ist: Erbarmen will ich und nicht Opfer." So zeigt er ihnen durch die Propheten, dass nicht er es ist, der das Gesetz übertritt, sondern sie. Er sagt gewissermaßen: Warum tadelt ihr mich? Weil ich die Sünder bessere? Dann müßt ihr aus dem gleichen Grunde auch den Vater schmähen. Ebenso verfuhr er auch ein andermal, wo er sagte: "Mein Vater wirkt bis auf diese Stunde und auch ich wirke" (Jn 5,17). In gleicher Weise sagt er auch hier: " Gehet und lernet, was es ist: Erbarmen will ich und nicht Opfert." Denn wie der Vater dies will, so auch ich. Siehst du also, wie das eine überflüssig ist, das andere notwendig? Der Herr sagte nicht: Ich will Erbarmen und Opfer, sondern: "Ich will Erbarmen und nicht Opfer." Das eine hat er gebilligt, das andere verworfen. Damit bewies er, dass das, was sie ihm vorwarfen, nicht nur nicht verboten, sondern sogar geboten sei und zwar mehr als das Opfer. Dafür zitiert er das Gesetz des Alten Bundes, dessen Aussage und Vorschrift vollkommen mit ihm übereinstimmt. Auf diese Weise setzt er den Juden zu mit gewöhnlichen Vernunftbeispielen und mit der Hl. Schrift. Dann fährt er fort: "Ich bin nicht gekommen, die Gerechten zu rufen, sondern die Sünder, damit sie Buße tun." Mit diesen Worten wollte er sie beschämen, wie damals, als er sagte: "Sieh da, Adam ist geworden, wie einer aus uns" (Gn 3,22), und an einer anderen Stelle: "Wenn ich hungere, will ich es dir nicht sagen" (Ps 49,12). Dass nämlich auf Erden kein Mensch gerecht ist, das hat uns der hl. Paulus bezeugt, da er schrieb: "Alle haben ja gesündigt und haben die Herrlichkeit Gottes verloren" (Rm 3,23). Damit tröstet er auch diejenigen, die er wirklich rief. Ich bin so weit entfernt, will er gleichsam sagen, die Sünder zu verabscheuen, dass ich gerade und allein ihretwegen in die Welt gekommen bin. Um sie aber mit dem Ausdruck Sünder nicht allzusehr zu beschämen, ließ er es dabei nicht bewenden, sondern fügte noch hinzu: "Damit sie Buße tun." Ich bin nicht gekommen, damit sie Sünder bleiben, sondern damit sie sich bekehren und besser werden. 

   Nachdem also der göttliche Heiland die Juden auf allen Seiten widerlegt hatte, aus der Hl. Schrift und aus Vernunftgründen, und sie nicht mehr wußten, was sie sagen sollten, und da die Vorwürfe, die sie gegen den Herrn erhoben, ganz offen auf sie selber zurückfielen, und es sich zeigte, dass sie selbst im Gegensatze zum Alten Bund standen, da ließen sie von ihm ab und richtete dafür ihre Beschwerden gegen die Jünger. Lukas schreibt hier, die Pharisäer hätten geredet; Matthäus dagegen, die JohannesJünger seien es gewesen. Wahrscheinlich haben es eben beide gesagt. Da nämlich die Pharisäer ihrer Sache nicht ganz sicher waren, so nahmen sie jedenfalls diese mit sich, wie sie es ja auch später bei den Herodianern machten. Die Jünger des Johannes waren ja immer etwas eifersüchtig auf den Herrn und redeten gegen ihn. Erst dann wurden sie demütig, als Johannes in das Gefängnis geworfen war. Da kamen sie und teilten es Jesus mir. Später fielen sie aber wieder in ihre frühere Stimmung der Eifersucht zurück. Was bringen sie also vor?

   V.14: "Wie kommt es, dass wir und die Pharisäer ao häufig fasten, während deine Jünger nicht fasten?" 

   Sie kranken also an jenem Übel, das Christus schon früher brandmarkte, da er sagte: "Wenn du fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht" (Mt 6,17). Er wußte eben zum voraus, welch schlimme Folgen das bloß äußerliche Fasten haben würde. Doch auch diese Pharisäer tadelte der Herr nicht und sagte nicht: Ihr ehrgeizigen, hochmütigen Menschen! Nein, er spricht in aller Sanftmut mit ihnen und sagt:

   V.15: "Die Kinder des Bräutigams können nicht fasten, solange der Bräutigam mit ihnen ist." 

   Solange es sich um andere handelt, nämlich um die Zöllner, deren verwandelte Seelen er heilen wollte, wies der Herr die Schmäher ziemlich scharf zurück. Wo sie aber ihn selbst und seine Jünger angriffen, entgegnete er ihnen voll Sanftmut. Der Sinn ihrer Worte aber war der: Zugegeben, dass du das als Arzt tust. Warum aber setzen sich auch deine Jünger an solch einen Tisch und übertreten dabei das Fastengebot? Und um der Anklage noch mehr Nachdruck zu geben, nennen sie sich an erster Stelle und dann erst die Pharisäer; sie wollen eben ihren Tadel durch den Vergleich noch mehr hervorheben. Sowohl wir, sagen sie, als auch die Pharisäer, fasten sehr viel. Die einen fasten nämlich in Nachahmung des Johannes, die anderen im Gehorsam gegen das Gesetz. So sagte ja auch der Pharisäer: "Ich faste zweimal in der Woche" (Lc 18,12). Was antwortet also Jesus? "Können denn die Söhne des Bräutigams fasten, solange der Bräutigam bei ihnen ist?" Oben hat er sich einen Arzt genannt, hier einen Bräutigam. Durch beide Namen offenbart er uns sehr tiefe Geheimnisse. Er hätte ihnen ja viel schärfer antworten und sagen können: Ihr seid nicht die Herren meiner Jünger, um ihnen solche Vorschriften zu geben. Oder was nützt denn das Fasten, wenn die Seele voll ist von Schlechtigkeit? wenn ihr andere tadelt, andere verurteilt, wenn ihr ganz Balken in euren Augen umhertragt und alles nur tut, um von den Menschen gesehen zu werden? Vor allem anderen galt es also, ihre Ruhmsucht auszutreiben und sie dafür zu jeglicher Tugend anzuleiten, zur Liebe, zur Sanftmut und Brüderlichkeit. Aber nichts von all dem sagt der Herr; er antwortet voll Sanftmut: "Die Söhne des Bräutigams können nicht fasten, solange der Bräutigam mit ihnen ist." Damit erinnert er sie an die Worte des Johannes, der da sagte: "Wer eine Braut hat, ist Bräutigam; der Freund des Bräutigams aber ist der, der steht und auf ihn hört, und voll Freude ist über die Stimme des Freundes" (Jn 3,29). Damit wollte er sagen: Jetzt ist die Zeit der Freude und der Fröhlichkeit. Komm also nicht mit traurigen, unangenehmen Dingen daher. Etwas Unangenehmes ist ja das Fasten, nicht in sich selbst, sondern für diejenigen, die noch ein zu schwaches Gemüt haben; dagegen ist es für die, die sich der Fröhlichkeit widmen, süß und angenehm. Solange man leiblich gesund ist, ist man sehr guter Dinge; ebenso ist die Freude größer, wenn in der Seele alles in Ordnung ist. Diese Antwort war aber nur ihrer geistigen Verfassung angepaßt. So redet auch Isaias vom Fasten und nennt es eine Verdemütigung der Seele (Is 58,3); und ähnlich drückt sich Moses aus (Lv 16,29).



4.

Allein nicht bloß damit bringt er sie zum Schweigen; er führt noch einen anderen Grund an. Er sagt:" Es werden Tage kommen, da der Bräutigam wird von ihnen genommen werden, und dann werden sie fasten." Damit gibt er zu verstehen, dass sie nicht aus Gaumenlust am Mahle teilnahmen, sondern weil er eine weise Absicht damit verband. Zugleich deutet er auch schon zum voraus auf sein Leiden hin, lehrt die Jünger, wie man anderen antworten soll, und hält sie dazu an, sich mit dem Gedanken an Leiden und Widerwärtigkeiten vertraut zu machen. Hätte er dies unmittelbar zu den Jüngern gesagt, so wäre es ihnen schwer und hart erschienen; hat es sie ja doch noch in Aufregung gebracht, als er es ihnen erst später mitteilte (Mt 17,21 Mt 17,22). Indem er es aber zu den anderen sagte, wurde es auch für sie erträglicher. Da sie aber vermutlich auf den Leidenstod des Johannes sich viel zugute taten, so demütigt er ihren Hochmut gerade damit. Doch erwähnt er vorläufig nichts von der Auferstehung; dazu war eben die Zeit noch nicht gekommen. Das entsprach ja ganz der Natur, dass einer, der als bloßer Mensch galt, sterben soll; das andere aber geht über die Natur. Daraufhin macht er es auch in diesem Falle wieder so, wie er es schon in einem früheren getan. Während die Pharisäer beweisen wollten, dass er Tadel verdiene, wenn er mit Sündern esse, beweist er im Gegenteil, dass seine Handlungsweise nicht bloß keinen Tadel, sondern sogar Lob verdiene. Auch hier wollten sie ihm wieder vorwerfen, er wisse seine Jünger nicht ordentlich zu erziehen. Deshalb zeigt er, dass nur diejenigen so etwas sagen können, die ihrerseits den Verstand nicht zu gebrauchen wissen, sondern denen es einfach ums Tadeln zu tun ist.

   V.16: "Denn niemand", sagte der Heiland, "setzte einen neuen Fleck auf ein altes Kleid." 

   Wieder flicht er Beispiele aus dem täglichen Leben in seine Rede. Der Sinn des Vergleiches ist der: Die Jünger sind noch nicht erstarkt, sondern bedürfen noch vieler Nachsicht. Noch sind sie nicht erneut worden durch den Geist. Unter diesen Umständen darf man ihnen noch keine harten Gebote auferlegen. So spricht er, um eben dadurch seinen Jüngern als Gesetz vorzuschreiben, dass sie selber, wenn sie einmal ihren Jüngern, die sie aus der ganzen Welt an sich ziehen sollten, mit großer Milde entgegenkämen.

   V.17: "Auch schüttet man keinen neuen Wein in alte Schläuche." 

   Siehst du, wie seine Vergleiche denen des Alten Bundes entsprechen, nämlich der mit dem Kleid und der mit den Schläuchen? So nennt ja Jeremias das Volk einen Gürtel (Jr 13,1-11)und erwähnt ein andermal Schläuche und Wein (Jr 13,12 ff.). Da nämlich hier gerade von Schlemmerei und Tischfreuden die Rede war, so entnimmt er ihnen seine Vergleiche. Lukas sagt sogar noch etwas mehr, dass nämlich auch das Neue zerreißt, wenn man es auf eine alte Unterlage setzt (Lc 5,36). Siehst du also, dass so etwas nicht nur nichts nützt, sondern nur noch mehr schadet? Auch redet hier der Herr zwar von der Gegenwart, weist aber damit auf etwas Zukünftiges hin. So z. B. sagt er, sie[331] würden später neu sein; bis aber dies eintreffe, dürfe man ihnen nichts Hartes und Schweres auferlegen. Denn wer vor der rechten Zeit zu hohe Anforderungen stellen will, wird die Menschen auch dann nicht bereit finden, wenn die rechte Zeit gekommen ist, weil er sie ein für allemal unbrauchbar gemacht hat. Daran ist aber nicht der Wein schuld, noch sind es die Gefäße, sondern diejenigen, die den Wein zur unrechten Zeit in die Schläuche gießen. Damit hat uns der Herr den Grund angegeben, weshalb er immer so sanftmütig mit den Jüngern sprach. Wegen ihrer Schwäche hat er vieles gesagt, das an sich nicht seiner Würde entsprach. Das hat er ja auch nach dem Zeugnis des Johannes selber ausgesprochen mit den Worten: "Ich habe euch vieles zu sagen, aber ihr könnt es noch nicht tragen" (Jn 16,12). Damit sie nämlich nicht glauben, das sei alles, was er zu sagen hätte, sondern noch anderes und viel Größeres erwarten, deshalb beruft er sich auf ihre Schwachheit und kündet ihnen an, wenn sie einmal stark geworden seien, werde er auch das übrige sagen. Ebenso spricht er auch hier: "Es werden Tage kommen, wo der Bräutigam wird von ihnen genommen werden, und dann werden sie fasten." Darum sollen auch wir nicht gleich von Anfang an alles von allen erwarten, sondern nur so viel, als möglich ist; dann werden wir bald auch das andere erreichen. Wenn du dagegen drängst und treibst, so wirst du gerade deshalb nicht vorankommen, weil du eilst. Falls dir aber diese Worte rätselhaft erscheinen, so laß dich von der Natur der Dinge selbst belehren, dann wirst du die ganze Kraft und Tragweite der Worte erfassen. Und laß dich von keinem von denen bewegen, die dich zur Unzeit tadeln; auch hier waren ja die Pharisäer die Ankläger und die Jünger die Angeklagten.



5.

Indes war nichts von all dem imstande, Christus von seinem Vorsatze abzubringen. Er sagte nicht: Es ist eine Schande, dass die einen fasten und die anderen nicht. Wie ein guter Steuermann nicht auf die brausenden Wogen achtet, sondern auf das, was er selbst zu tan hat, so machte es damals auch Christus. Denn eine Schande war es allerdings, nicht zwar dass die Jünger nicht fasteten, sondern dass die Pharisäer sich durch ihr Fasten tödliche Wunden zuzogen, sich untereinander zerrissen und uneins wurden. Das wollen also auch wir uns zur Lehre dienen lassen und alle unsere Angehörigen in dieser Weise behandeln: Hast du eine Frau, die auf Schönheit hält, die nur den Schminktöpfen nachgeht und Vergnügungen sucht, die geschwätzig und dumm ist? Allerdings werden diese Fehler zu gleicher Zeit kaum in einer Frau sich vereinigt finden; nehmen wir aber einmal an, es gebe wirklich eine solche Frau. Aber warum beschreibst du denn, heißt es, gerade eine Frau und nicht einen Mann? Es gibt ja auch Männer, die noch schlimmer sind als solch eine Frau! Ja; aber die Männer sind dazu berufen, über der Frau zu stehen; deshalb wollen wir vorläufig einmal eine Frau beschreiben; damit ist aber nicht gesagt, dass sie immer der schlechtere Teil sei. Man kann ja auch bei den Männern viele Vergehungen finden, von denen die Frauen frei sind. So z.B. Mord, Grabschändung, Auftreten als Tierkämpfer und vieles andere dergleichen. Glaube also nicht, ich tue dies, um das weibliche Geschlecht herunterzusetzen; nein, durchaus nicht; nur weil es gerade besser paßt, entwerfe ich die Schilderung. Setzen wir also voraus, es sei da eine solche Frau, und der Mann bemühe sich auf alle erdenkliche Weise, sie zu bessern. Wie wird er dies zustande bringen? Nicht dadurch, dass er alles auf einmal von ihr verlangt, sondern zuerst das leichtere, an dem sie weniger hängt. Willst du sie dagegen zwingen, gleich von Anfang an sich in allen Stücken zu bessern, so wirst du nichts erreichen. Nimm ihr also nicht gleich ihren Goldschmuck weg, sondern erlaube, dass sie ihn vorläufig noch behalte und anlege; ich halte das wenigstens für weniger schlimm als Puder und Schminke. Nimm ihr also zuerst das weg; aber auch dies nicht durch Furcht und Drohung, sondern durch gütiges Zureden, indem du diesen Fehler an anderen tadelst und dazu auch deine eigene Meinung und Ansicht kundgibst. Sage zu ihr recht oft: Dein Gesicht gefällt mir nicht, wenn du es mit solchen Schönheitsmitteln beschmierst; ja ich finde es dann sogar sehr unschön; und suche sie so auf jede Weise davon zu überzeugen, dass dir dies wirklich sehr unangenehm ist. Und nachdem du deine persönliche Ansicht in die Waagschale geworfen, dann bringe auch die Meinung anderer vor und sage: Dergleichen Dinge pflegen sogar die schönen Frauen zu verunstalten, um ihr auf diese Weise ihre Untugend abzugewöhnen. Auch rede niemals von der Hölle oder vom Himmel; das wären verlorene Worte; mache ihr vielmehr begreiflich, dass sie dir mehr Freude bereitet, wenn sie das Werk Gottes so zeigt, wie es von Natur ist, während eine, die ihr Gesicht einreibt, bearbeitet und übertüncht, nicht einmal vom gewöhnlichen Volk als schön und gefällig gefunden wird. 

   Zuerst suche also die Krankheit durch Vernunftgründe und durch das übereinstimmende Urteil vieler zu beseitigen. Hast du sie dann mit solchen Reden mürbe gemacht, dann komm auch mit den anderen Gründen. Und wenn du es einmal gesagt hast, ohne Erfolg zu erzielen, so wiederhole es ein zweites und drittes Mal; ja, werde nicht müde, sie immer wieder mit den gleichen Reden zu bearbeiten; natürlich so, dass es nichts Ärgerliches an sich hat, sondern tue es mit Milde und Liebe. Das eine Mal wende dich von ihr ab, das andere Mal tue ihr schön und sei recht aufmerksam gegen sie. Oder weißt du nicht, wie oft die Künstler, die ein schönes Gesicht malen sollen, bald etwas auswischen, bald etwas dazu malen? So mache es doch nicht minder, als sie. Wenn die Maler, um einen Leib im Bilde darzustellen, sich viel Mühe geben, um wieviel mehr sollten wir keine Anstrengungen scheuen, wenn es gilt, eine Seele zu formen? Wenn du das Antlitz dieser Seele recht schön gestaltest, so hast du nicht nötig, das leibliche Gesicht ungestaltet zu sehen, die Lippen rotgefärbt, den Mund gleichsam von Blut gerötet, wie den eines Bären, die Brauen geschwärzt wie vom Ruße eines Küchentopfes, die Wangen getüncht wie die Wände einer Grabkammer. Das alles ist ja nur Ruß, Asche und Staub, und ein Beweis außergewöhnlicher Häßlichkeit.



6.

Da weiß ich nun aber wirklich nicht, wie ich unvermerkt auf solche Dinge zu sprechen kam, und während ich andere ermahne, sie sollten ihre Angehörigen mit Sanftmut belehren, mich selbst in Zorn hineingeredet habe. Kehren wir also um und kleiden wir unsere Ermahnung in mildere Form; ertragen wir alle die weiblichen Schwächen, um die Besserung zu erreichen, die wir wünschen Oder siehst du nicht, wie wir das Geschrei der Kinder ertragen, die man der Mutterbrust entwöhnen will; wie wir alles mit Geduld hinnehmen, nur um sie dazu zu bringen, die frühere Nahrung nicht mehr zu verlangen? So wollen wir es auch in unserem Falle machen. Ertragen wir alles andere, um nur diesen einen Punkt zu bessern. Wenn einmal das erreicht ist, dann wirst du auch noch das andere sich bessern sehen; dann kannst du dich auch an die Goldgeschmeide wagen und auf die gleiche Weise auch von ihnen reden. So wirst du langsam, dem Bilde deiner Frau die richtige Form geben, wirst dich als vorzüglicher Maler bewähren, als getreuer Diener, als ausgezeichneter Sämann. Daneben erinnere sie auch an die Frauen des Alten Bundes, an Sara und Rebekka, an die Schönen und an die Unschönen, und zeige ihr, wie alle in gleicher Weise maßvoll und klug waren. So hat auch die Lia, die Frau des Patriarchen, sich nicht veranlaßt gesehen, derartige Schönheitsmittel zu ersinnen, obgleich sie nicht schön, sondern sogar häßlich war und von ihrem Gemahl nicht sonderlich geliebt wurde. Aber sie dachte nicht an solche Schminken und hat ihr Gesicht nicht verunstaltet, sondern bewahrte ihr natürliches Aussehen, und das, obgleich sie von Heiden erzogen worden. Du aber, die Christin, deren Haupt Christus ist, du kommst uns mit derlei teuflischen Künsten daher? Du denkst nicht an das Taufwasser, das dein Gesicht benetzte, an das Opfer, das deine Lippen schmückte, an das Blut, das deine Zunge gerötet? Wenn du an all das dächtest, dann könntest du noch so gefallsüchtig sein, du würdest es nicht wagen noch ertragen, diesen Staub und solche Asche auf dein Gesicht zu bringen. Wisse, dass du für Christus geschmückt worden bist, und laß ab von solch schändlichem Treiben. Er freut sich nicht an diesen Farben, er will eine andere Art von Schönheit, nach der er gar sehr verlangt, nämlich die der Seele. Um diese Schönheit hieß dich auch der Prophet dich bemühen, indem er sprach:"Und der König wird Verlangen tragen nach deiner Schönheit" (Ps 44,12). 

   Erlauben wir uns also keine überflüssigen Ungehörigkeiten! Von den Werken Gottes ist ja keines so unvollkommen, dass es deiner bessernden Hand bedürfte. Wenn das Bild des Kaisers aufgestellt würde und sich jemand erlaubte, nach eigenem Befinden daran herumzukorrigieren, so würde ihm sein Unterfangen nicht sehr gut bekommen; er würde sich vielmehr der größten Gefahr aussetzen. Nun wohl, was ein Mensch gemacht, daran rührst du nicht; was Gott gemacht, das willst du verbessern. Denkst du denn nicht an das höllische Feuer? Nicht an die Vernachlässigung deiner Seele? Gerade deshalb ist ja sie vernachlässigt, weil du deine ganze Aufmerksamkeit an deinen Leib verschwendest. Und was rede ich nur von deiner Seele? Auch an deinem Leibe selbst erreichst du gerade das Gegenteil von dem, was du beabsichtigt hast. Sieh nur! Du willst schön erscheinen? Gerade das macht dich häßlich! Du willst deinem Manne gefallen? Eben das mißfällt ihm nur noch mehr. Und nicht nur von ihm, auch von Außenstehenden ziehst du dir Tadel zu. Du willst jung erscheinen? Das gibt dir schnell ein altes Aussehen. Du willst schöner werden? Das macht dich nur unschön. Ja, eine solche Frau bringt nicht bloß ihre Standesgenossinnen in Verlegenheit, sondern selbst ihre Mägde, die darum wissen, und ihre Hausgenossen, die sie sehen, in erster Linie aber macht sie sich selber Schande. Jedoch, wozu brauche ich denn das alles zu sagen? Gerade das Schlimmste habe ich jetzt übergangen, dass du nämlich Gott beleidigst, die Sittsamkeit untergräbst, den Brand der Eifersucht entfachst und die Huren nachahmst, die unter dem Stadttor sitzen. Das alles beherzige also, verachte die Eitelkeit des Satan und die Künste des Teufels; laßt ab von derlei Zier oder vielmehr Unzier, und bemüht euch um die Schönheit eurer eigenen Seele, die selbst den Engeln liebwert ist, Gott wohlgefällig und den Ehegatten angenehm, auf dass ihr die zeitliche und ewige Herrlichkeit erlanget, deren wir alle mögen teilhaft werden durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem die Ehre und die Macht gebührt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!






Kommentar zum Evangelium Mt 29