Kommentar zum Evangelium Mt 78

Achtundsiebzigste Homilie. Kap.XXV, V.1-30.

78 Mt 25,1-30
1.

V.1: "Alsdann wird das Himmelreich zehn Jungfrauen gleichen, welche ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen. V.2: Fünf von ihnen waren aber töricht und fünf klug. V.3: Diese nahmen, heißt es, kein Öl mit sich. V.48 Die klugen jedoch nahmen Öl mit in ihren Gefäßen, samt den Lampen. V.5: Als aber der Bräutigam zögerte usw." 

   Die folgenden Gleichnisse sind dem vorhergehenden von dem treuen und dem undankbaren Knechte, der das Eigentum des Herrn vergeudete, ähnlich. Alle vier sollen uns nämlich auf verschiedene Weise zu demselben Ziele anspornen, nämlich zum Eifer im Almosengeben und zur möglichsten Unterstützung des Nächsten, da wir auf andere Weise nicht selig werden können. Früher hatte er nur im allgemeinen über die Hilfe gesprochen, die wir dem Nächsten bei jeder Gelegenheit spenden sollen; im Gleichnisse von den Jungfrauen redet er besonders von dem Geldalmosen und zwar mit größerem Nachdruck als früher. Doch straft er den Knecht, weil er andere schlug, weil er zechte und das Gut seines Herrn verpraßte und zugrunde richtete; hier auch deshalb, weil er nicht hilft und sein Vermögen nicht freigebig an die Bedürftigen austeilt. Die Jungfrauen hatten zwar Öl, aber sie werden gestraft, weil sie es nicht in genügendem Maße hatten. Weshalb legt er aber dem Gleichnisse nicht einfach die erste beste Person zugrunde, sondern wählt gerade Jungfrauen dazu? Er hatte mit besonderer Auszeichnung von der Jungfräulichkeit geredet: "Es gibt Verschnittene, die sich selbst verschnitten haben um des Himmelreiches willen", und: "Wer es fassen kann, der fasse es" (Mt 19,12). Er wußte auch, dass die meisten Menschen eine hohe Meinung von dieser Tugend haben. Und die Sache ist auch von Natur aus groß. Das ergibt sich schon daraus, dass sie im Alten Testament von den heiligen Männern der Vorzeit nicht geübt wurde und im Neuen Bunde nicht unter die Verbindlichkeit des Gesetzes fällt. Die Jungfräulichkeit wurde nicht befohlen, sondern der freien Wahl der Zuhörer überlassen. Darum schreibt Paulus: "In Hinsicht der Jungfrauen habe ich keinen Befehl des Herrn" (1Co 7,25). Ich lobe es, wenn einer sie übt, zwinge aber keinen, der nicht will, und mache die Sache nicht zur Pflicht. 

   Da also diese Tugend erhaben ist und bei der Mehrzahl in hohem Ansehen steht, so erzählt der Herr dieses Gleichnis, damit man nicht etwa glaube, man habe genug getan, wenn man sie übt, und könne nun die anderen Tugenden vernachlässigen. Das Gleichnis soll nämlich dartun, dass die Jungfräulichen, wenn sie auch alle anderen Tugenden üben, aber die Mildtätigkeit vernachlässigen, doch mit den Buhlerinnen hinausgeworfen und zu den Hartherzigen und Unbarmherzigen gestellt werden. Und das ganz mit Recht; denn die einen ergeben sich dem Dienste des Fleisches, die anderen dem des Geldes. Die Liebe zum Fleisch ist aber anders als die Liebe zum Gelde; jene ist viel leidenschaftlicher und überwältigender. Je schwächer nun der Gegner, um so schmählicher ist die Niederlage. Daher nennt auch der Herr die Jungfrauen töricht, weil sie nach Überwindung des stärkeren Gegners dem geringeren gegenüber alles verloren haben. Mit den Lampen bezeichnet er hier die Gnade der Jungfräulichkeit, die makellose Reinheit, mit dem Öle die Nächstenliebe, das Almosen, die den Bedürftigen geleistete Hilfe. V.5: "Während aber der Bräutigam zögerte, wurden sie alle müde und schliefen ein." Jesus zeigt wiederum, dass eine geraume Zeit verstreichen wird bis zu seiner Wiederkunft, und will dadurch die Jünger von der Erwartung abbringen, sein Reich werde sehr bald erscheinen. Darauf war nämlich ihre Hoffnung gerichtet; und so sucht er ihnen immer wieder diese Hoffnung zu benehmen. Dabei flicht er auch die Lehre mit ein, dass der Tod nur ein Schlaf ist. "Sie schliefen ein", sagt er. V.6: "Um Mitternacht aber erscholl der Ruf." Entweder will er hier nur das Gleichnis entsprechend beibehalten, oder er will andeuten, dass die Auferstehung bei Nacht geschieht. Den Ruf erwähnt auch Paulus: "Bei dem Zurufe und bei der Stimme eines Erzengels und zuletzt bei der Posaune wird er herabsteigen vom Himmel!" (1Th 4,16). Was sollen die Posaunen? was bedeutet das Geschrei: "Der Bräutigam kommt"? Nachdem sie nun ihre Lampen zurecht gerichtet, V.8: "da sagen die törichten zu den klugen; "Gebet uns von eurem Öle." Wieder nennt er sie töricht, um uns begreiflich zu machen, dass es keine größere Torheit gibt, als sich jetzt hienieden zu bereichern und dann mit leeren Händen dorthin zu kommen. wo man besonders viel Öl der Nächstenliebe aufweisen sollte. 

   Aber nicht allein hierin zeigt sich ihre Torheit, sondern auch, dass sie erwarteten, von den anderen Öl zu erhalten, und dass sie zur unrechten Zeit darum baten. Denn sonst waren ja die klugen Jungfrauen überaus liebevoll und eben deshalb fanden sie Anerkennung. Auch baten die törichten nicht um das ganze Öl: "Gebet uns", sagen sie, "von eurem Öle", und sie offenbarten dazu auch, wie dringend ihr Bedürfnis ist. "Unsere Lampen erlöschen", sagen sie. Dennoch erhalten sie nichts. Weder die Liebe der Gebetenen, noch die Leichtigkeit der Erfüllung der Bitte, noch das dringende Bedürfnis konnte die Erhörung bewirken. Welche Lehren sollen wir daraus ziehen? Dass uns dort drüben, wenn uns unsere Werke im Stich lassen, niemand wird beistehen können, auch wenn er wollte, weil er eben nicht imstande ist. So war es eben auch eine Unmöglichkeit, wozu die törichten Jungfrauen ihre Zuflucht nahmen. Das gibt auch der selige Abraham zu erkennen, wenn er sagt: "Zwischen uns und euch ist eine große Kluft. so dass, wer hinübergehen möchte, es nicht kann" (Lc 16,26). V.9: "Gehet aber zu den Krämern und kaufet es euch." Wer sind die Krämer? Die Armen. Und wo finden sich diese? Hienieden; da hätten sie sich Öl erwerben sollen, nicht erst bei jener Gelegenheit.



2.

Siehst du, wie groß der Dienst ist, den uns die Armen leisten? Wenn man die Armen wegnimmt, nimmt man uns auch die beste Gelegenheit, selig zu werden. Daher muß man sich auch hier mit Öl versehen, damit es uns im Jenseits zur Hand sei, sobald die Zeit unserer Abberufung da ist. Dort drüben ist keine Zeit mehr, sich damit zu versorgen, sondern nur hier. Verschwende also deine Habe nicht nutzlos auf Schwelgereien und Eitelkeiten. Denn im Jenseits brauchst du viel Öl. Als die törichten Jungfrauen die Antwort gehört hatten, gingen sie hin, aber es nützte ihnen nichts. Mit diesen Worten will der Herr entweder nur beim Gleichnisse bleiben und es fortspinnen, oder er will zeigen, dass wir der Strafe auch dann nicht entrinnen können, wenn wir nach dem Hinscheiden noch barm herzig werden wollten. Den Jungfrauen hat ihre Bereitwilligkeit nichts gefrommt, weil sie erst dort anstatt hier zu den Händlern gingen, ebensowenig als dem Prasser, der so mitleidig wurde, dass er sogar um seine Angehörigen besorgt war. Um den Armen, der an seiner Türe lag, hatte er sich nicht gekümmert; diejenigen, die er gar nicht sieht, will er ängstlich vor der Gefahr und der Hölle bewahren und fleht, man möge Boten zu ihnen schicken, um sie davon zu verständigen. Aber es nütze ihm nichts, ebensowenig wie den Jungfrauen. Denn als sie den Bescheid erhalten hatten und fortgegangen waren, kam der Bräutigam und die bereit waren, traten in den Saal ein, die anderen wurden ausgeschlossen. Nach zahlreichen Mühen, nach tausend Anstrengungen, nach dem unbeschreiblichen Kampfe und den Siegen über die widerstrebende Natur, mußten sie beschämt mit erloschenen Lampen und gesenkten Blickes fortgehen. Es gibt nichts Düstereres als die Jungfräulichkeit, der das Öl fehlt. So nennt auch das Volk die Unbarmherzigen "finstere Menschen". Was nützte ihnen also die Jungfräulichkeit, wenn sie den Bräutigam nicht sehen durften und trotz ihres eifrigen Klopfens das entsetzliche Wort hören mußten: V.12: "Fort mit euch, ich kenne euch nicht"? Wenn der Herr so redet, bleibt nichts übrig als die Hölle und die unerträgliche Strafe. Ja, dieses Wort ist noch schlimmer als die Hölle; er hatte es auch denen zugedonnert, die gottlos gelebt hatten. V.13: "Wachet also, weil ihr weder den Tag wisset, noch die Stunde." Siehst du, wie er beständig auf diesen Gedanken zurückkommt? Er will eben dartun, wie nützlich es ist, dass man die Zeit des Todes nicht weiß. Wo bleiben nun die Menschen, die ihr ganzes Leben nachlässig sind, und wenn man sie warnt, antworten: Beim Sterben werde ich die Armen bedenken? Sie sollen diese Worte hören und sich bessern. Es gibt viele, die es nicht mehr imstande gewesen sind, weil sie plötzlich dahingerafft wurden, ohne, wie sie geplant hatten, ihren Angehörigen Aufträge geben zu können. 

   Dieses Gleichnis erzählt der Herr, um zu dem Liebeswerke in Geld spenden aufzumuntern. Das folgende ist für die berechnet, die dem Nächsten weder durch Geld, noch durch Worte, noch durch Beistand oder sonstwie helfen wollen, sondern sich all dem entziehen. Warum läßt er aber in diesem Gleichnisse einen König auftreten, während im vorigen von einem Bräutigam die Rede war? Er wollte dir offenbaren, wie vertraulich Christus mit den Jungfrauen verkehrt, die ihr Hab und Gut hingegeben haben; das ist nämlich der Kern der Jungfräulichkeit. So stellt auch Paulus das Wesen dieser Tugend dar: "Die Ehelose sinnet, was des Herrn ist", sagt er, "und wie sie wohlanständig und sittsam unzertrennlich bei dem Herrn verbleiben könne" (1Co 7,34-35). Dazu ermahnen wir, sagt er. Wenn bei Lukas das Gleichnis von den Talenten anders lautet, so muß bemerkt werden, dass es sich um zwei verschiedene Fälle handelt. In jenem Gleichnisse trägt ein und dasselbe Kapital verschiedene Zinsen; mit einem Pfunde hatte der eine fünf, der andere zehn gewonnen, daher war auch ihr Lohn verschieden. Hier ist es umgekehrt, daher ist auch der Lohn gleich. Wer zwei erhalten hatte, lieferte zwei ab, fünf, wer fünf empfangen hatte; dort aber hatte bei gleicher Stammsumme der eine mehr, der andere weniger erworben, so dass sie folgerichtig auch im Lohne nicht gleichgehalten wurden. Siehe ferner, wie der Herr nicht sofort den jeweiligen Ertrag einfordert. Als er den Weinberg den Winzern übergeben hatte, verreiste er; ebenso verreiste er hier, nachdem er das Geld ausgehändigt hat: er gibt damit seine Langmut zu erkennen. Mir kommt es indessen vor, als ob er dabei auch auf seine Auferstehung mitanspielte. Wir finden hier aber keine Winzer und keinen Weinberg mehr, sondern lauter Arbeiter. Seine Worte gelten aber nicht bloß den Herren oder nur den Juden, sondern allen Menschen. Und wie sie nun ihr Gut bringen, bekennen sie dankbar, was ihr und was des Herren Eigentum ist. Der eine sagt: V.20: "Herr, fünf Talente hast Du mir übergeben", der andere nennt "zwei"; somit gestehen sie, dass sie von ihm den Ansporn zur Arbeitsamkeit erhalten haben und schreiben unter vielen Dankesbezeigungen alles ihm zu. Was antwortet darauf der Herr? V.21: "Recht so, guter und getreuer Knecht" sagt er[624] ,"weil du über weniges getreu gewesen bist, will ich dich über vieles setzen; gehe ein in die Freude deines Herrn". In diesen seinen Worten ist die ganze[625] Seligkeit angedeutet. Ganz anders tritt der zweite Knecht auf. Er sagt: V.24: "Herr, ich weiß, dass du ein harter Mann bist, erntest, wo du nicht gesäet, und sammelst wo du nicht ausgestreut hast; V.25: aus Furcht habe ich dein Talent versteckt; siehe, da hast du, was dein ist." Was erwidert ihm der Herr? V.26: "Du hättest mein Geld den Wechslern übergeben sollen", d.h. du hättest reden, ermahnen, raten sollen. Aber man findet kein Gehör? Nun, das geht dich dann nichts mehr an. Kann es noch eine größere Sanftmut geben?



3.

Die Menschen handeln freilich nicht so; sie machen den, der ausleiht, auch für die Forderung verantwortlich. Nicht so der Herr. Er spricht vielmehr: du hättest das Geld hingeben, die Einforderung aber mir überlassen sollen. V.27: "Und ich würde es mit Zinsen gefordert haben", wobei er die Übung guter Werke als die Zinsen seiner Predigt bezeichnet. Du solltest das Leichtere tun und das Schwere mir anheimstellen. Da nun der Knecht nicht so gehandelt hatte, sagt der Herr: V.28: "Nehmet ihm das Talent ab und gebet es dem, welcher zehn Talente hat. V.29: Denn jedem, welcher hat, wird gegeben werden, und er wird Überfluß haben; jenem aber, welcher nicht hat, wird auch das, was er hat, genommen werden." Was soll das bedeuten? Wer die Gabe des Wortes und der Lehre besitzt, um andere zu erbauen, sich ihrer aber nicht bedient, der wird auch die Gabe verlieren; wer dagegen eifrig ist, wird reichlichere Gaben auf sich herabziehen. Deshalb büßt ja auch der Knecht das ein, was er erhalten hatte. Aber bei dieser Strafe des trägen Knechtes, hat es noch nicht sein Bewenden; es kommt dazu die unerträgliche Qual mit der Züchtigung, das so vorwurfsvolle Urteil: V.30; "Den unnützen Knecht werfet hinaus in die Finsternis draußen, dort wird Weinen und Zähneknirschen sein." Siehst du nun, wie nicht nur der Räuber und Habsüchtige, nicht bloß, wer Böses getan, sondern auch, wer das Gute unterlassen hat, auf das strengste gestraft wird? Lassen wir uns diese Worte wohl gesagt sein. So lange es Zeit ist, lasset uns unser Heil wirken, lasset uns Öl in die Lampen füllen, lasset uns mit dem Talente wuchern. Denn wenn wir hienieden säumig und träge dahinleben, so wird sich im Jenseits niemand unser erbarmen, auch wenn wir noch so viel Tränen vergießen. Der Mensch mit dem schmutzigen Kleide verurteilte sich selbst, doch half es ihm nichts. Der Knecht, der ein Talent empfangen hatte, gab das Anvertraute zurück und wurde trotzdem verdammt. Die Jungfrauen kamen, flehten und klopften, aber alles umsonst und vergeblich. 

   Vergessen wir das nicht; tragen wir durch Geld, Eifer, Hilfe und sonst zum Nutzen des Nächsten bei. Die Talente sind hienieden die Fähigkeiten des einzelnen, sei es zum Beistandleisten, zum Almosengeben oder zum Lehren oder zu anderem derartigen Wirken. Es sage keiner: Ich habe nur ein Talent erhalten und kann nichts leisten. Auch mit einem Talente kannst du Gutes tun. Du bist gewiß nicht ärmer als jene Witwe, nicht ungebildeter als Petrus und Johannes, die einfache und ungelehrte Leute waren und dennoch den Himmel gewannen, weil sie eben Eifer entfalteten und alles mögliche für das Wohl der Menschen taten. Nichts ist Gott so angenehm, als ein Leben im Dienste der Nebenmenschen. Dazu hat uns Gott die Sprache, Hände und Füße, Leibeskraft, Vernunft und Verstand gegeben, damit wir alle diese Gaben zum eigenen Heile und zu Nutz und Frommen des Mitmenschen gebrauchen sollen. Unsere Sprache dient uns nicht nur, um Hymnen zu singen und Dank zu sagen, sondern eignet sich auch zur Belehrung und Ermahnung. Gebrauchen wir sie zu diesem Zwecke, so ahmen wir den Herrn nach, sonst aber den Teufel. So wurde Petrus für sein Bekenntnis Christi selig gepriesen, da er die Offenbarung des Vaters aussprach; als er aber vom Kreuzestode des Herrn nichts wissen wollte, wurde er strenge gerügt, weil er dadurch die Gesinnung des Teufels zum Ausdruck brachte. 

   Wenn nun schon eine Äußerung, die aus Unwissenheit geschah, so streng gerügt wurde, werden wir dann Verzeihung erhalten, wenn wir so viele Sünden mit Wissen und Willen begehen? Daher lasset uns nur solche Reden führen, in denen sich die Worte Christi widerspiegeln. Denn nicht allein wenn ich spreche: "Erhebe dich und gehe" (Ac 3,6), oder: "Tabitha stehe auf" (Ac 9,40), rede ich Worte Christi, sondern noch viel mehr, wenn ich bei Schmähungen den Feind segne, bei Anfeindungen für ihn bete. Früher sagte ich einmal, unsere Zunge sei die Hand, womit wir die Füße Gottes umschlingen; jetzt sage ich weit mehr, nämlich unsere Zunge ist eine zweite Zunge Christi, wenn sie die gehörige Sorgfalt anwendet, wenn sie nur spricht, was er will. Was für Reden verlangt er denn von uns? Reden voll Nachsicht und Milde, wie er selbst sie gebrauchte, als er den Lästerern antwortete: "Ich habe keinen Teufel" (Jn 8,49), oder: "Wenn ich unrecht geredet habe, so beweise es" (Jn 18,23). Wenn auch du so sprichst, wenn du mit deinen Reden den Nächsten erbaust, ist deine Zunge wie die seinige. Das sagt auch Gott selbst: "Wer das Wertvolle vom Wertlosen sondert, wird wie mein Mund sein" (Jr 15,19). Wenn nun deine Zunge der Zunge Christi gleicht, dein Mund der Mund des Vaters wird und du ein Tempel des Hl. Geistes bist, gibt es da noch eine Ehre, die dieser gleichkäme? Bestünde dein Mund aus Gold oder Edelsteinen, so könnte er nicht so strahlen wie dann, wenn auf ihm der Schmuck der Sanftmut schimmert. Gibt es etwas Lieblicheres als einen Mund, der nicht zu schmähen versteht, sondern nur zu segnen und Nützliches zu reden beflissen ist? Gewinnst du es aber nicht über dich, den Fluchenden zu segnen, so übe wenigstens diese Tugend durch Schweigen, und du wirst, wenn du auf diesem Wege weiterschreitest und dir ordentlich Mühe gibst, es auch so weit bringen, dass dein Mund so wird, wie wir es gezeichnet haben.



4.

Du darfst auch nicht glauben, meine Rede sei verwegen. Der Herr ist ja voll Liebe. seiner Güte verdankt man das Geschenk. Verwegen ist es, einen Mund zu haben, der dem des Teufels gleicht, eine Zunge, die der des bösen Geistes verwandt ist, besonders wenn man zu so großen Geheimnissen zugelassen wird, dass man das Fleisch des Herrn genießen darf. Das mußt du beherzigen, um nach Kräften dem Herrn ähnlich zu werden. Wenn es dir gelingt, dann wird der Teufel dir gar nicht mehr ins Antlitz zu blicken wagen, weil er das Merkmal des Königs wahrnimmt und die Waffen Christi erkennt, mit denen er geschlagen worden ist. Welches sind denn diese Waffen? Milde und Sanftmut. Denn als der Teufel den Herrn auf dem Berge versuchte, wurde er geschlagen und niedergerungen, obschon er noch nicht wußte, dass es Christus war; aber durch diese Eigenschaften wurde er von ihm umgarnt. Milde nahm ihn gefangen, Sanftmut schlug ihn. So sollst auch du es machen. Wenn du einen Menschen findest, der zu einem Teufel geworden ist und dich angreift, mit diesen Waffen wirst du ihn auf diese Weise besiegen. Christus hat dir die Möglichkeit geboten, ihm nach Kräften ähnlich zu werden. Bange nicht bei dieser Kunde. Zu fürchten hast du nur, du könntest ihm nicht ähnlich werden. Rede also nur so wie er und du bist in dieser Hinsicht schon wie er geworden, soweit das einem Menschen möglich ist. Daher ist, wer also redet, auch größer als ein Prophet. Die Gabe der Weissagung ist ein reines Gnadengeschenk, während hier auch deine Mühe und Anstrengung in Rechnung kommt. Lehre deine Seele, wie sie deinen Mund dem Munde Christi gleich gestalten kann; sie vermag es, wenn sie will, ein solches Werk zu leisten; sie versteht diese Kunst, wenn sie sich Mühe gibt. Wie kann sie aber, fragst du, einen solchen Mund bilden? mit welchen Farben, aus welchen Stoffen? Nicht mit Farben und Stoffen, nein, durch die Tugend allein, durch Sanftmut und Demut. 

   Lasset uns auch zusehen wie der Mund des Teufels gebildet wird, um uns davor zu hüten. Wie wird er also gebildet? Durch Fluchen, Lästern, Scheel sucht, Meineid. Denn wer die Reden des Teufels führt, nimmt auch seine Zunge an. Wie werden wir also Verzeihung finden, oder vielmehr, welcher Strafe werden wir verfallen, wenn wir die Zunge, die gewürdigt wurde, das Fleisch des Herrn zu kosten, Reden des Teufels führen lassen? Lassen wir es nie dahinkommen, lassen wir es uns vielmehr recht angelegen sein, sie zur Nachahmung ihres Herrn zu erziehen. Wenn wir sie dazu heranbilden, wird sie einst vor dem Richterstuhle Christi mit großer Zuversicht für uns eintreten. Wer aber nicht in der Weise reden kann, den wird auch der Richter nicht hören. Wie nämlich ein Richter, der z.B. ein Römer ist, die Verteidigung eines Mannes, der der römischen Sprache unkundig ist, nicht hören wird, so wird auch Christus, wenn du nicht seine Sprache redest, dich weder hören noch beachten. Lernen wir demnach also reden, wie es unser König zu hören gewohnt ist, beeifern wir uns, seine Sprache nachzuahmen. Wenn du in Trübsal gerätst, siehe zu, dass die Wucht der Mutlosigkeit deinen Mund nicht entstelle, sondern rede wie Christus; auch er war ja voll Trauer über Lazarus und Judas. Wenn Furcht dich befällt, suche wiederum so wie er zu reden; auch ihn befiel zuerst Furcht um deinetwillen nach dem Ratschlusse der Erlösung. Sprich auch du: "Jedoch nicht wie ich will, sondern wie Du willst" (Mt 26,39). Wenn du Tränen vergießen mußt, weine still wie er. Wenn man dich anfeindet und kränkt, benimm dich auch dann wie Christus. Auch er wurde angefeindet und gekränkt und sagte: "Traurig ist meine Seele bis zum Tode" (Mt 26,38). Und überhaupt für alle Lagen des Lebens hat er dir ein Beispiel gegeben, wie du Maß halten und die dir gezogenen Grenzen nicht überschreiten sollst. So wirst du imstande sein, deinen Mund seinem Munde gleichzugestalten, so wirst du, obwohl du auf Erden wandelst, doch durch Einhaltung des rechten Maßes in der Mutlosigkeit, im Zorne, im Leide, im Todeskampfe zeigen, dass du eine Zunge besitzest, als lebtest du dort drüben. Wie viele von euch sehnen sich darnach, ihn einst von Angesicht zu schauen? Siehe, es liegt in unserer Macht, nicht allein ihn zu schauen, sondern sogar ihm ähnlich zu werden, sofern wir uns nur Mühe geben. Schieben wir es also nicht auf. Christus findet kein so großes Gefallen am Munde des Propheten, wie am Munde der Milden und Sanftmütigen. "Viele werden zu mir sagen", spricht der Herr: "Haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Und ich werde ihnen erwidern: Ich kenne euch nicht" (Mt 7,22-23). Der Mund des Moses, eines gar milden und sanften Mannes "Moses", heißt es nämlich, "war der sanfteste Mann unter allen Menschen auf der Erde" (Nb 12,3), gefiel ihm so sehr, dass er von Angesicht zu Angesicht, von Mund zu Mund, wie ein Freund zum Freunde mit ihm redete. Du hast jetzt nicht die Macht, den Teufel zu befehlen, aber wenn dein Mund dem Munde Christi gleich ist, dann wirst du dem Höllenfeuer befehlen. Du wirst dem Feuerschlunde gebieten und sagen; "Schweige, verstumme" (Mc 4,39); und mit vollem Vertrauen wirst du zum Himmel hinaufsteigen und das Reich in Besitz nehmen. Möge es uns allen zuteil werden durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem mit dem Vater und dem Hl. Geiste Ehre, Macht und Ruhm sei jetzt und allezeit und in alle Ewigkeit. Amen!





Neunundsiebzigste Homilie. Kap.XXV,V.31 - Kap.XXVI,V.5.

79 Mt 25,31-26,5
1.

V.31: "Wenn aber der Menschensohn in der Herrlichkeit seines Vaters gekommen sein wird, und alle Heiligen Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen, V.3246: und er wird die Schafe von den Böcken scheiden, und die wird er aufnehmen, die ihn im Hunger gespeist, im Durst getränkt, als Fremdling beherbergt, in der Nacktheit gekleidet, in der Krankheit gepflegt und im Kerker besucht haben, und er wird ihnen das Himmelreich geben. Die anderen aber, die das Gegenteil getan hab en, wird er verurteilen und ins ewige Feuer werfen, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist." 

   Diesen lieblichen Abschnitt, den wir unablässig immer wieder durchgehen sollten, wollen wir jetzt mit allem Eifer und inniger Zerknirschung anhören. Er bildet den Schluß in der Rede des Herrn; und mit vollem Recht, denn am liebsten redet er ja von Nächstenliebe und Mildtätigkeit. Nachdem also der Herr im Vorhergehenden verschiedentlich darüber gehandelt, so redet er schließlich hier noch klarer und eindringlicher davon, indem er nicht boß zwei, drei oder fünf Personen, sondern die ganze Welt vorführt, wiewohl auch die früheren Gleichnisse in den zwei Personen nicht sowohl zwei Menschen, als vielmehr zwei Gruppen, die Ungehorsamen und die Gehorsamen, darstellen. Hier aber legt er in seine Worte etwas Schauriges, das auffallen muß. So sagt er nicht: Das Himmelreich ist gleich, sondern spricht unverhüllt von sich selbst: "Wenn aber der Menschensohn kommt in seiner Herrlichkeit." Das erstemal war er in Niedrigkeit gekommen, in Verachtung und Schmach, das zweite Mal aber wird er auf dem Throne seiner Herrlichkeit sitzen. Immer wieder kommt er auf die Herrlichkeit zu sprechen. Weil nämlich seine Kreuzigung noch bevor stand, ein Tod, der als der schimpflichste galt, ermutigt er die Zuhörer und bringt ihnen zum Bewußtsein, dass er der Richter ist und wie die ganze Welt vor seinen Richterstuhl gezogen wird. Gibt schon dieser Umstand sei nen Worten etwas Ehrfurchtgebietendes, so noch mehr der Hinweis darauf, dass alle Bewohner des Himmels dabei auftreten werden. Denn "alle Engel werden mit ihm kommen", und werden bezeugen, wie oft sie im Dienste des Herrn zum Heile der Menschheit entsendet worden sind. Überhaupt wird jener Tag in jeder Hinsicht schreckenerregend sein. V.32: "Dann", heißt es,"werden alle Völker vor ihm versammelt werden", d.h. das gesamte Menschengeschlecht. "Und er wird sie voneinander scheiden wie der Hirt die Schafe." 

   Jetzt sind sie noch nicht getrennt, sondern leben alle untereinander; an jenem Tage aber werden sie mit aller Strenge gesondert werden. Vorerst sondert und scheidet er sie nur örtlich; dann enthüllt er aber auch die Gesinnung der einzelnen, indem er die einen als Böcke, die anderen als Schafe bezeichnet, womit er zugleich ausdrückt, dass die einen unnütz sind, denn die Böcke bringen keinen Nutzen, die anderen aber viel Ertrag; die Schafe werfen reichen Nutzen ab durch Wolle, Milch und Junge, indes ein Bock nichts dergleichen gibt. Bei den vernunftlosen Tieren liegt der Grund dafür, dass sie nützlich oder unnütz sind, in ihrer Natur; bei den Menschen jedoch hängt es von dem freien Willen ab. Daher kommt es, dass die einen gestraft, die anderen belohnt werden. Die Strafe wird aber erst über sie verhängt, nachdem Christus Gericht über sie gehalten hat. Er stellt sie deshalb auf und bringt dann seine Anklagen vor. Sie verteidigen sich zwar bescheiden, aber es hilft ihnen nichts mehr. Und das ist ganz in der Ordnung, denn sie haben das Notwendigste vernachlässigt. Die Propheten hatten immer wieder darauf hingewiesen: "Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer" (Os 6,6), und der Gesetzgeber hatte auf alle mögliche Weise, in Worten und in Werken, dazu aufgemuntert, ja selbst die Natur drängt dazu. Beachte nun, dass sie nicht etwa nur ein oder zwei Gebote, sondern alle vernachlässigt haben. Sie haben es nicht bloß unterlassen, die Hungrigen zu speisen, oder die Nackten zu bekleiden, sondern auch, was leichter war, die Kranken zu pflegen. Beherzige wie leicht des Herrn Forderungen sind. Er sprach nicht: Ich war gefangen und ihr habt mich befreit, ich war krank und ihr habt mich geheilt, sondern: "Ihr habt mich gepflegt, ihr habt mich besucht." Und selbst wenn er hungert, legt sein Gebot nichts Lästiges auf. Er verlangt keinen reichbesetzten Tisch, sondern bloß, und zwar in der Form einer Bitte, dass man nur das Bedürfnis befriedigt und die notwendige Nahrung reicht. Alles ist somit darnach angetan, die Strafe zu rechtfertigen: die leichte Erfüllung der Bitte, es handelt sich ja nur um Brot, die Notlage des Bittstellers, es war ja ein Bettler, das natürliche Mitgefühl, denn es war ein Mensch, die Herrlichkeit der Verheißung, denn er hatte das Himmelreich versprochen, die fürchterliche Strafe, da er mit der Hölle gedroht hatte, das Ansehen des Empfängers, da Gott selbst in der Person des Bettlers das Almosen empfängt, die überschwengliche Ehre, da er sich huldvoll herabläßt, die Gerechtigkeit der Leistung, da er nur empfangen hat, was schon sein Eigentum war. Allein gegen alle diese Gründe macht die Geldgier die Menschen, die einmal von ihr ergriffen wurden, blind, und zwar trotz einer so ernsten Drohung. 

   Zuvor schon hatte der Herr erklärt, den Menschen, welche die Armen nicht aufnähmen, würde es schlimmer ergehen als den Einwohnern Sodomas; hier sagt er wieder: V.45: "Was ihr einem aus diesen Mindesten nicht getan habt, habt ihr auch mir nicht getan." Was sagst Du da, Herr? Deine Brüder sind es und Du nennst sie die Mindesten? Ja, eben deshalb sind sie deine Brüder, weil sie demütig, weil sie Bettler, weil sie verachtet sind. Gerade solche beruft ja der Herr vorzugsweise als seine Brüder, diejenigen, die unbekannt, die geringgeschätzt sind, ich meine nicht bloß die Mönche und die Einsiedler im Gebirge, sondern jeden Gläubigen; und wäre es auch ein Weltmensch, wenn er hungert und darbt, nackt und fremd ist, so soll ihm nach dem Willen des Herrn doch alle Fürsorge zuteil werden. Die Taufe und die Gemeinschaft der hl. Geheimnisse macht ihn zum Bruder des Herrn.



2.

Damit du ferner die Gerechtigkeit des Verdammungsurteils auch von einer anderen Seite erkennst, so lobt der Herr zuerst die Tugendhaften und sprich: V.34: "Kommet, Gesegnete meines Vaters, nehmet zum Erbe das Reich, das euch bereitet ist von Grundlegung der Welt an. V.35: Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr gabt mir zu essen usw." Um ihnen die Ausrede zu nehmen: Wir hatten nichts, verurteilt er sie durch den Hinweis auf ihre Mitmenschen, ähnlich wie er die Jungfrauen durch das Beispiel der anderen Jungfrauen beschämt, den zechenden und schwelgerischen Knecht durch das Beisspiel des getreuen, den, der das Talent vergaben hatte, durch Hinweis auf jene, die das Doppelte brachten, und überhaupt die Sünder durch das Beispiel der Tugendhaften. Bald zieht er zur Vergleichung Gleichwertiges heran wie hier und in dem Bilde von den Jungfrauen, als Größeres wie in der Stelle, wo er sagt: "Männer Ninives werden aufstehen in dem Gerichte gegen dieses Geschlecht und werden es verurteilen, weil sie Buße getan haben auf die Predigt des Jonas hin. Und sieh, hier ist mehr als Jonas. Eine Königin des Südens wird sich erheben in dem Gerichte mit diesem Geschlechte und wird es verurteilen, weil sie von den Grenzen der Erde kam, um zu hören die Weisheit Salomons. Und siehe, mehr als Salomon ist hier" (Mt 12,41-42). Bald zieht er Gleiches heran: "Eben sie werden eure Richter sein" (Mt 12,27 u. Lc 11,19), bald wieder Größeres: "Wisset ihr nicht, dass wir Engel richten werden? Um wieviel mehr Irdisches" (1Co 6,3). An unserer Stelle geht er von Ebenbürtigem aus; er vergleicht Reiche mit Reichen und Arme mit Armen. Die Gerechtigkeit des Urteils beweist er aber nicht bloß durch die guten Werke, die ihre Mitknechte, die in der gleichen Lage waren, verrichteten, sondern auch durch Hinweis darauf, dass sie selbst nicht gehorcht hatten, wo doch die Armut gar kein Hindernis sein konnte, z.B. wo es sich darum handelte, einen Durstigen zu tränken, einen Gefangenen zu besuchen, einen Kranken zu pflegen. 

   Nachdem er also die Tugendhaften belobt, zeigt er auch, wie groß seine Liebe zu ihnen von Anfang an gewesen ist: "Kommet", sagt er, Gesegnete meines Vaters, nehmet zum Erbe das Reich, welches euch bereitet wurde noch vor Grundlegung der Welt." Wieviel Glück liegt in diesen Worten: sie sind gesegnet, gesegnet vom Vater. Und woher kommt es, dass ihnen so viel Ehre erwiesen wird? Welches ist der Grund? "Ich war hungrig und ihr habt mich gespeist, ich war durstig und ihr habt mich getränkt" usw. Wieviel Ehre, wieviel Seligkeit spricht aus diesen Worten! Er sagte nicht: empfanget, sondern: "nehmet zum Erde",als etwas Eigenes, als Familiengut, als euch gehörig, als eine Schuldigkeit des Himmels. Noch ehe ihr selbst waret, sagt er, war es für euch hergerichtet und bereitet, denn ich sah, dass ihr es verdienen würdet. Und wofür empfangen sie so großen Lohn? Für ein Obdach, ein Kleid, ein Brot, einen Schluck frischen Wassers, für ein wenig Pflege, für einen Gang ins Gefängnis. Überall handelt es sich nur um das Notwendige, je gelegentlich nicht einmal um so viel. Denn die Kranken und Gefangenen brauchten ja eigentlich, wie schon erwähnt, nicht bloß Besuch, sondern Befreiung für den einen, und Heilung für den anderen. In seiner Milde fordert aber der Herr nur, was in unseren Kräften steht, ja sogar noch weniger und überläßt es unserem Eifer, mehr zu leisten. Zu den anderen dagegen spricht er: V.41: "Weichet von mir, ihr Verfluchten", nicht mehr vom Vater verflucht, denn nicht er hat sie verdammt, sondern ihre eigenen Werke, "in das ewige Feuer, das bereitet ist", nicht euch, sondern "dem Teufel und seinen Engeln". Als er vom Himmelreich redete, sprach er: "Kommet, Gesegnete nehmt zum Erbe das Reich", und dann fuhr er fort das euch bereitet wurde noch vor Grundlegung der Welt". Vom ewigen Feuer sagt er nicht so, sondern: "welches dem Teufel bereitet ist". Euch habe ich das Himmelreich bereitet, das Feuer aber nicht euch, sondern "dem Teufel und seinen Engeln"; da ihr euch aber selbst hineinstürzet, so mußt ihr euch selbst die Schuld beimessen. 

   Indes nicht allein hierdurch, sondern auch durch das Folgende recht fertigt er sich gewissermaßen vor ihnen, indem er die Gründe seiner Handlungsweise aufzählt. V.42: "Ich war hungrig und ihr gabt mir nicht zu essen." Wäre der Bittende auch ein Feind gewesen, mußten nicht sein Elend. Hunger, Kälte, Fesseln, Blöße, Krankheit, Herumirren ohne Obdach auch ein hartes Herz rühren und erweichen? Solche Not vermag ja auch Feindschaften zu brechen. Ihr aber habt nicht einmal einem Freunde diese Hilfe geleistet, einem, der euer Freund, euer Wohltäter, euer Herr ist! Ja, wenn man einen Hund hungern sieht, hat man oft Mitleid; beim Anblicke eines notleidenden, wilden Tieres wird man gerührt, und du kannst deinen Herrn Not leiden sehen, ohne eine Regung des Mitleids zu empfinden? Darf eine solche Verkehrtheit auf Nachsicht rechnen? Läge nicht darin schon Lohn genug[626] ? Ich will nicht davon sprechen, dass dir vor aller Welt die Anerkennung dessen zuteil wird, der auf dem väterlichen Throne sitzt, nicht vom Himmelreiche, das du gewinnst, sondern ich meine, das Werk an und für sich, wäre denn das nicht schon der reichste Lohn? Nun aber wird die ganze Welt gegenwärtig sein, Gottes unaussprechliche Herrlichkeit wird sich enthüllen, wenn er dich lobt, belohnt und dich seinen Ernährer und Gastgeber nennt; er nimmt keinen Anstand, so zu sagen, um deinen Lohn um so mehr leuchten zu lassen. Es ist sonach ganz gerecht, wenn die einen bestraft werden, und es ist eine Gnade, wenn die anderen Lohn empfangen. Denn wenn sie auch noch so viel getan haben, ihre Auszeichnung bleibt doch eine Gnade, weil sie für so kleine und unbedeutende Werke den weiten Himmel, das Reich Gottes und eine so überschwengliche Ehre erhalten. 

   Kapitel XXVI. V.1: "Und es geschah, als Jesus alle diese Reden geendet hatte, sprach er zu seinen Jüngern: V.2: Ihr wisset, dass nach zwei Tagen Ostern ist und der Sohn des Menschen überantwortet werden wird, um gekreuzigt zu werden." Nachdem Jesus vom Himmelreich, von der Vergeltung im Jenseits und von der ewigen Strafe gesprochen, nimmt er wiederum die Gelegenheit wahr, von seinem Leiden zu reden. Er sagt gleichsam: Was fürchtet ihr zeitliche Gefahren, wenn doch so ausgezeichnete Güter euer harren?



3.

Beachte hierbei, wie er auf die Dinge, die sie am tiefsten betrübten, in den vorher angeführten Worten in ganz neuem Lichte hinwies und anspielte. Er sagte nämlich nicht: Wisset, dass ich in zwei Tagen überliefert werde, sondern:"Ihr wisset, dass nach zwei Tagen Ostern ist", dann erst fuhr er fort: "Er wird überantwortet werden zum Kreuzestode"; damit deutete er an, dass sich in dem Ereignisse ein Geheimnis berge, dass zur Erlösung der Welt ein Hochfest gefeiert werde, und dass er sein Leiden vorherwußte. Das mußte für jetzt genügen, um die Jünger zu trösten. Er erwähnte daher auch seine Auferstehung nicht, da es nach so gewaltigen Reden überflüssig gewesen wäre, wieder davon zu sprechen. Auch dadurch weist er, wie gesagt, darauf hin, dass sein Leiden sie von zahllosen Übeln erlösen werde, dass er ihnen durch das Wort "Ostern" die uralten Wohltaten aus Ägypten ins Gedächtnis ruft. V.3: "Um diese Zeit versammelten sich die Hohenpriester und Schriftgelehrten und die Ältesten des Volkes in dem Hofe des Hohenpriesters, welcher Kaiphas hieß. V.4: und sie hielten Rat, um Jesus mit List zu ergreifen und zu töten. V.5: Sie sagten aber: Nicht am Tage des Festes, damit nicht etwa Tumult entstehe unter dem Volke." Siehst du, wie verderbt die Juden waren? Um etwas Gottloses zu unter nehmen, kommen sie zum Hohenpriester, und wollen die Gewalt dazu erhalten an einer Stelle, die sie hätte daran hindern sollen. 

   Wie viele Hohenpriester gab es denn damals? Das Gesetz kennt nur einen einzigen. Damals aber waren viele. Daraus mag man ersehen, dass für das Judentum der Anfang vom Ende gekommen war. Moses hatte, wie schon gesagt, angeordnet, dass nur ein Hoherpriester sein und erst nach dessen Tode ein anderer eingesetzt werden sollte. Zugleich hatte er bestimmt, dass ein unfreiwilliger Totschläger während der Lebenszeit des jeweiligen Hohenpriesters in der Verbannung leben sollte. Wie kommt es also, dass es damals viele Hohenpriester gab? Sie wurden später nur auf Jahresfrist eingesetzt, und das deutet auch der Evangelist an, wenn er berichtet, Zacharias sei aus dem Amtsjahr des Abias gewesen (Lc 1,5). Hohepriester nennt er also hier alle diejenigen, die einmal Hohepriester gewesen waren. Worüber hielten sie nun Rat? Wie sie sich des Herrn heimlich bemächtigen, oder wie sie ihn töten könnten? Über beides. Weil sie aber das Volk fürchteten, wollten sie erst das Fest vorübergehen lassen. Deshalb sagten sie auch:"Nicht am Feste." Der Teufel wollte nicht, dass Christus öffentlich leide, und suchte es zu verhindern, dass es zu Ostern geschehe. Die Hohenpriester hinwieder wollten auf diese Weise einen Aufruhr vermeiden. Du siehst also, nicht die Furcht vor Gottes Zorn oder das Bedenken, der Zeitpunkt könnte ihr Verbrechen vergrößern, sondern nur menschliche Rücksichten sind für sie maßgebend. In dessen, ihre glühende Leidenschaft brachte sie später dahin, dass sie auch diese Rücksicht fallen ließen. Sobald sich nämlich der Verräter gefunden hatte, gaben sie trotz ihrer früheren Worte: "Nicht am Feste" die Rücksicht auf die Zeit auf, und töteten ihn gerade am Feste. 

   Warum wählten sie aber gerade jene Zeit, um den Herrn gefangen zu nehmen? Sie glühten, wie gesagt, vor Leidenschaft, und hofften, ihn gerade jetzt zu finden. Überhaupt handelten sie dabei wie Blinde. Wenn er nun aber auch ihre Bosheit den Zwecken seiner Vorsehung besonders dienstbar machte, so sind darum jene gleichwohl nicht zu entschuldigen; sie sind vielmehr überaus strafwürdig wegen ihrer Gesinnung. Zu einer Zeit, wo die Gefangenen ohne Unterschied, auch die Schuldigen, hätten freigelassen werden sollen, da brachten sie den Unschuldigen um, der ihnen zahllose Wohltaten erwiesen und bisher um ihretwillen die Heiden unbeachtet gelassen hatte. Aber siehe, so groß ist seine Liebe! Trotz ihrer Schlechtigkeit, Verkehrtheit und zahllosen Untaten will er sie immer noch retten und sendet Apostel zu ihnen, die für sie hingeschlachtet werden sollten, um durch sie ihnen zu Hilfe zu kommen. Denn "für Christus verwalten wir das Gesandtschaftsamt" (2Co 5,20). 

   Da wir nun solche Beispiele vor Augen haben, so lasset uns, ich sage nicht, sterben für die Feinde das wäre eigentlich unsere Pflicht; weil wir indes zu schwach sind, sage ich nur, lasset uns nicht eifersüchtig sein auf die Freunde, nicht neidisch gegen unsere Wohltäter. Ich sage nicht: Lasset uns Gutes tun denen, die uns Böses zufügen, auch das wäre eigentlich mein Wunsch; aber, da ihr zu hartherzig seid, so stehet doch nur wenigstens von der Rache ab. Ist unser ganzes Leben nicht Spiegelfechterei und Heuchelei? Warum stellet ihr euch in geraden Gegensatz zu seinem Beispiele? Nicht umsonst ist das, was er zur Gewinnung der Juden, besonders unmittelbar vor und bei seinem Kreuzestode getan hat, verzeichnet worden; es geschah vielmehr zu dem Zweck, damit du seine Güte nachahmest, seiner Liebe nacheiferst. In dieser Absicht hat er seine Feinde zu Boden geworfen, das Ohr des Knechtes geheilt und sie voll Milde angeredet, am Kreuze hängend große Wunder gewirkt, die Sonne verdunkelt, die Felsen gespalten, Tote erweckt, das Weib des Richters durch Träume geschreckt, vor Gericht große Sanftmut an den Tag gelegt, was ebensosehr wie die Wunder auf sie hätte Eindruck machen sollen, hat dann bei der Verhandlung vieles geweissagt und schließlich am Kreuze ausgerufen;"Vater, vergib ihnen diese Sünde" (Lc 23,34). Wie viele Wunder ließ er nach seinem Begräbnis zu ihrer Rettung geschehen! Und nach der Auferstehung rief er nicht sofort die Juden? Gewährte er ihnen nicht Nachlassung ihrer Missetaten? Stellte er ihnen nicht unzählige Güter in Aussicht? Gibt es etwas Unbegreiflicheres? Die Kreuziger und Mordgierigen werden nach der Kreuzigung Söhne Gottes. Gibt es eine Fürsorglichkeit, die dieser gleichkäme? Wenn wir das hören, müssen wir da nicht unser Gesicht in die Hände bergen, weil wir so sehr hinter dem zurückstehen, den wir nachahmen sollten? Lasset uns wenigstens sehen, wie groß der Abstand ist, damit wir uns selbst das Urteil sprechen, wenn wir die anfeinden, für welche Christus sein Leben hingegeben hat; wenn wir uns nicht aussöhnen wollen mit jenen, für die er bereitwillig sich hinschlachten ließ, um sie mit Gott zu versöhnen. Oder könnt ihr auch hier Auslagen und Geldaufwand vorschützen, wie ihr beim Almosen tut?



4.

Beherzige also, wie tief du in der Schuld stehst, und du wirst nicht allein bereit sein, deinen Beleidigern zu vergeben, sondern wirst denen, die dich gekränkt haben, sogar entgegeneilen, um selbst einen Anlaß zur Verzeihung zu suchen und Trost in deinem eigenen Elende zu finden. Die Heiden hatten keinen besonderen Lohn zu erwarten und übten gleichwohl wiederholt diese Tugend, und du, der du beim Tode so große Hoffnung hegen darfst, kannst noch zögern und zaudern? Was die Zeit zuwege bringt, das wolltest du nicht vorher schon um des Gesetzes willen tun, du wolltest die Leidenschaft lieber ohne Aussicht auf Lohn erlöschen lassen, als mit Aussicht darauf? Ja, wenn nur die Zeit eine Versöhnung bewirkt, wirst du nichts davon haben, vielmehr wird es dir noch strenge Strafe eintragen, weil du dich durch das Gesetz Gottes nicht bewegen ließest, das zu tun, was die Zeit vermochte. Du wendest ein, bei der Erinnerung an die Beleidigung entstehe wieder der alte Groll in dir. Nun gut, dann erinnere dich an das Gute, das dir der Beleidiger je etwa erwiesen, und an das Böse, das du selbst anderen zugefügt hast. Er hat dich verleumdet und beschimpft? Bedenke, dass du es anderen auch so gemacht hast. Wie wirst du Verzeihung erlangen, wenn du sie anderen nicht gewährst? Aber du bist niemanden in Worten zu nahe getreten? Du hast aber doch solche Reden angehört und ihnen zugestimmt. Auch das ist schuldbar. Willst du erfahren, wie gut es ist, wenn man Böses nicht nachträgt und wie sehr dies Gott angenehm ist? Siehe, er straft es sogar, wenn man sich über die gerechte Bestrafung eines Menschen freut. Obschon nämlich die Strafe gerecht ist, so sollst du doch daran keine Freude haben. Auch der Prophet fährt nach mancherlei Tadel also fort: "Sie hatten kein Mitgefühl mit dem Jammer des Joseph" (Am 6,6), und ein anderer sagt: "Die Mitbewohnerin Enans ging nicht hinaus, um das Nachbarhaus zu beklagen" (Mi 1,1 <LXX>). Obwohl Joseph, d.h. der Stamm Josephs und seine Nachbarstämme nach Gottes Entschluß gezüchtigt wurden, so will er gleichwohl, dass man mit ihnen Mitleid habe. Trotz unserer Schlechtigkeit werden doch auch wir sehr erbittert, wenn wir einen Knecht strafen und sehen, dass ein anderer Knecht darüber lacht, und kehren unseren Zorn gegen diesen. Um so mehr wird Gott die strafen, die bei anderer Züchtigung schadenfroh sind. 

   Wenn wir nun schon die Menschen, die Gott strafte, nicht verhöhnen, sondern bemitleiden sollen. um wieviel mehr müssen wir Mitleid haben, wenn jemand gegen uns gefehlt hat. Dann zeigen wir erst wirklich Nächstenliebe und das schätzt Gott über alles. Wie am königlichen Purpur die Blumen und Farben geschätzt werden, die ihn zum königlichen Mantel machen, so sind auch die Tugenden schätzenswert, welche die Liebe ausmachen. Nichts ist aber so sehr geeignet, die Liebe zu bewahren, wie das Vergessen der Beleidigungen. Oder hat Gott seine Fürsorge nicht auch dem anderen Teil zukommen lassen? hat er nicht den Beleidiger an den Beleidigten gewiesen? schickt er ersteren nicht vom Opfer weg zu letzterem und lädt ihn erst nach der Aussöhnung an seinen Tisch? Das darf dich aber nicht veranlassen, auf ihn zu warten, da du sonst um alles Verdienst kommst. Eben deshalb setzt er dir einen so unaussprechlichen Lohn in Aussicht, damit du ihm zuvorkommest. Wofern du dich erst versöhnst, wenn du dazu aufgefordert wirst, so wird die Freundschaft nicht mehr auf Geheiß Gottes, sondern durch den Eifer des anderen geschlossen und du gehst dabei ohne Lohn aus, während der andere den Preis gewinnt. Was? du sagst, du hast einen Feind und schämst dich nicht? Haben wir nicht am Teufel genug, dass wir auch noch unseresgleichen gegen uns aufbringen? O, dass uns doch der Teufel nicht anfeindete, o gäbe es doch überhaupt keinen! Weißt du nicht, wie süß die Wonne nach der Versöhnung ist? Indessen während der Feindschaft sieht man das nicht so klar ein. Erst nach dem Aufgeben des Hasses wird dir das volle Verständnis aufgehen, dass es süßer ist, den Beleidiger zu lieben, als ihn zu hassen.



5.

Wollen wir es denn den Wahnsinnigen gleichtun, die einander aufzehren, indem wir unser eigenes Fleisch anfeinden? Vernimm nur, was das Alte Testament hierüber sagt: "Die Wege der Rachgierigen führen zum Tode" (Pr 12,28 <LXX>); "Der Mensch hegt Zorn gegen den Nächsten und erwartet doch Heilung bei Gott" (Si 28,3). Ja, aber der Herr hat doch zugestanden: Aug um Auge und Zahn um Zahn; wie kann er es nun tadeln? Das hat er allerdings zugestanden, aber nicht, damit wir so gegeneinander handeln, sondern damit die Furcht, man könnte uns ebenso behandeln, uns abhalte, so etwas zu tun. Übrigens beziehen sich jene Worte auf einen vorübergehenden Groll, während das anhaltende Nachtragen verrät, dass die Seele voll Bosheit ist. Aber dir ist übel mitgespielt worden? Indessen nicht so sehr, als wenn du rachgierig bist. Im übrigen ist es nicht möglich, dass einem gottesfürchtigen Mann etwas Böses widerfahre. Denn setzen wir den Fall, ein Mann hat Weib und Kinder, ist tugendhaft, besitzt vieles, worin man ihm schaden kann, hat großen Reichtum, Macht und Herrschaft, zahlreiche Freunde und steht in Ansehen nur muß er tugendhaft sein, denn das ist eine unerläßliche Forderung. Nun, nehmen wir an, er werde von verschiedenen Schicksalsschlägen betroffen. Ein Bösewicht kommt und fügt ihm großen Schaden zu; was liegt dem Manne daran, da er Reichtum für nichts achtet? Die Kinder werden ihm umgebracht, was kann ihm das anhaben, da er an die Auferstehung glaubt? Das Weib wird ihm gemordet; was ficht ihn das an, da er weiß, man darf um die Entschlafenen nicht trauern? (1Th 4,13). Er gerät in Schande; was kümmert es ihn, der das Irdische wie die Blüten des Grases ansieht? Wenn du willst, so nimm an, er werde auch am Leibe gestraft und ins Gefängnis geworfen; was macht er sich daraus, da er weiß: "Wenn auch unser äußerer Mensch zugrunde geht, wird doch der inwendige erneuert" (2Co 4,16), und: "Bedrängnis erwirkt Standhaftigkeit"? (Rm 5,3). Hätte ich nun behauptet, ein solcher werde dabei nicht zu Schaden kommen, so hat der Verlauf meiner Rede gezeigt, dass er sogar noch gewinnt, weil er erneuert und standhaft wird. Wir wollen daher anderen gegenüber nicht empfindlich sein, nicht uns selbst Unrecht tun und unserer Seele die Kraft entziehen. Der Schmerz ist nicht so sehr Wirkung der Bosheit unserer Nebenmenschen, als vielmehr unserer Armseligkeit. Daher rühren unsere Tränen und unsere Niedergeschlagenheit, wenn jemand uns beleidigt, oder wenn jemand uns beraubt. Wir handeln wie die kleinen Kinder, die, von übermütigen Gespielen geneckt, sich wegen einer wertlosen Sache aus nichtigen Anlässen grämen. Wenn sie nun weinen, so hören die Necker doch nicht auf, sie zu reizen; dagegen lassen sie sofort ab, sobald diese lachen. Wir sind aber noch unverständiger als solche Kinder, wenn wir über Dinge klagen, zu denen man lachen sollte. Darum rufe ich, lassen wir diese kindische Gesinnung fahren, halten wir uns an den Himmel. Christus will ja auch, dass wir Männer seien, vollkommene Männer. So hat es auch Paulus geboten: "Brüder! werdet nicht Kindlein der Einsicht nach, sondern in Sachen der Bosheit seid Kinder" (1Co 14,20). Lasset uns also unmündig sein in der Bosheit und die Gottlosigkeit fliehen, die Tugend hingegen üben, damit wir so ewigen Lohn erlangen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dessen Ehre und Macht währt in alle Ewigkeit. Amen!






Kommentar zum Evangelium Mt 78