Benedikt XVI Predigten 75

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BESUCH DER PÄPSTLICHEN UNIVERSITÄT GREGORIANA

Freitag, 3. November 2006



Meine Herren Kardinäle,
verehrte Mitbrüder im Bischofs- und Priesteramt,
liebe Professoren und liebe Studenten!

Ich freue mich, heute mit euch zusammenzutreffen. Ein erster Gruß geht an euch Studenten, die ich so zahlreich in diesem vornehm-strengen Säuleninnenhof versammelt sehe, die aber, wie ich weiß, auch in verschiedenen Hörsälen über Bildschirme und Lautsprecher mit uns verbunden sind. Liebe junge Leute, ich danke euch für die durch euren Vertreter und von euch selbst zum Ausdruck gebrachten Empfindungen. In gewissem Sinn gehört diese Universität ja euch. Sie besteht seit dem weit zurückliegenden Jahr 1551 – als der hl. Ignatius von Loyola sie gegründet hat – für euch, für die Studenten. Alle Kräfte, die eure Professoren und Dozenten für Lehre und Forschung einsetzen, sind für euch bestimmt. Euch gilt die tägliche Sorge und Mühe des Rektors, der Vizerektoren, der Dekane und der Präsides. Ihr seid euch dessen bewußt, und ich bin sicher, daß ihr dafür auch dankbar seid.

Ein besonderer Gruß geht sodann an Kardinal Zenon Grocholewski. Als Präfekt der Kongregation für das katholische Bildungswesen ist er Großkanzler dieser Universität und vertritt in ihr den römischen Papst (vgl. Statuta Universitatis, Art. 6, § 2). Eben deshalb erklärte mein Vorgänger seligen Angedenkens, Pius XI., die Universität Gregoriana »plenissimo iure ac nomine« zur Päpstlichen Universität (vgl. Apostolisches Schreiben Gregorianam studiorum, in: AAS 24 [1932], S. 268). Die Geschichte des Collegium Romanum und der aus ihm hervorgegangenen Universität Gregoriana ist, wie Pater Rektor in seinem Grußwort an mich ausführte, die Grundlage dieses ganz besonderen Statuts. Ich begrüße den hochwürdigen P. Peter-Hans Kolvenbach SJ, der als Generaloberer der Gesellschaft Jesu Vize-Großkanzler der Universität ist und dem die unmittelbare Sorge für dieses Werk obliegt, das ich, ohne zu zögern, als einen der größten Dienste bezeichne, welche die Gesellschaft Jesu der Universalkirche leistet.

Ich begrüße die hier anwesenden Wohltäter: den »Freundeskreis der Gregoriana« aus Deutschland, die »Gregorian University Foundation« aus New York, die Stiftung »La Gregoriana« aus Rom und andere Gruppen von Wohltätern. Liebe Freunde, ich danke euch für alles, was ihr großherzig leistet, um dieses Werk zu unterstützen, das der Heilige Stuhl der Gesellschaft Jesu anvertraut hat und weiter anvertraut. Ich begrüße die Jesuitenpatres, die hier mit lobenswerter Opferbereitschaft, Disziplin und Einfachheit im Lebensstil ihr Lehramt ausüben; mit ihnen begrüße ich die übrigen Professoren und schließe auch die Patres und Brüder des Päpstlichen Bibelinstituts und des Päpstlichen Orientalischen Instituts ein, die mit der Gregoriana zusammen ein akademisches »Consortium« bilden (vgl. Pius XI., Motu proprio Quod maxime, 30. September 1928), das höchstes Ansehen genießt, nicht nur im Hinblick auf die Lehre, sondern auch wegen der Bücherschätze der drei Bibliotheken, die mit unvergleichlichen Fachbeständen ausgestattet sind. Schließlich grüße ich das Universitätspersonal, das nicht dem Lehrkörper angehört und das seine Stimme durch den Generalsekretär, dem ich danke, zu Gehör gebracht hat. Das Personal, das nicht dem Lehrkörper angehört, leistet tagtäglich einen Dienst im verborgenen, der aber für die Sendung sehr wichtig ist, zu deren Erfüllung die Gregoriana im Auftrag des Heiligen Stuhls berufen ist. Jedem von ihnen gilt meine herzliche Ermutigung.

Voll Freude finde ich mich hier in diesem Säuleninnenhof wieder, den ich zu verschiedenen Anlässen durchquert habe. Ich erinnere mich insbesondere an die Verteidigung der Dissertation von Pater Lohfink während des Konzils in Anwesenheit vieler Kardinäle und auch einfacher Sachverständiger wie mir. Gern erinnere ich mich besonders an die Zeit, in der ich als Ordinarius für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Universität Regensburg im Jahr 1972 vom damaligen Rektor P. Hervé Carrier SJ eingeladen wurde, für die Studenten des II. Zyklus des Fachbereiches Dogmatische Theologie einen Vorlesungskurs zu halten. Thema meiner Vorlesungen war die heilige Eucharistie. Mit der Erfahrung von damals sage ich euch, liebe Professoren und Studenten, daß die Mühen des Studiums und der Lehre, um in bezug auf das Reich Gottes sinnvoll zu sein, von den theologischen Tugenden getragen sein müssen. Denn der unmittelbare Gegenstand der theologischen Wissenschaft in ihren verschiedenen Spezialfächern ist Gott selbst, der sich in Jesus Christus offenbart hat, der Gott mit einem menschlichen Antlitz. Auch dann, wenn – wie im Kirchenrecht und in der Kirchengeschichte – der unmittelbare Gegenstand das Volk Gottes in seiner sichtbaren und geschichtlichen Dimension ist, werden wir durch die vertiefte Analyse des Themas wieder dazu gedrängt, im Glauben das Geheimnis des auferstandenen Christus zu betrachten. Er ist es, der in seiner Kirche gegenwärtig ist und sie durch das zeitliche Geschehen zur eschatologischen Fülle führt, ein Ziel, auf das wir, von der Hoffnung getragen, zugehen. Es genügt jedoch nicht, Gott zu kennen; um ihm wirklich begegnen zu können, muß man ihn auch lieben. Die Kenntnis muß zur Liebe werden. Das Studium der Theologie, des Kirchenrechts und der Kirchengeschichte ist nicht nur Kenntnis der Glaubenssätze in ihrer historischen Ausformulierung und praktischen Anwendung, sondern es ist immer auch das Verständnis dieser Sätze im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe. Nur der Geist ergründet die Tiefen Gottes (vgl. 1Co 2,10); nur im Hören auf den Geist kann man daher die Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes ergründen (vgl. Röm Rm 11,33). Der Geist ist im Gebet zu hören, wenn sich das Herz für die Betrachtung des Geheimnisses Gottes öffnet, das sich uns im Sohn Jesus Christus offenbart hat, dem Ebenbild des unsichtbaren Gottes (vgl. Kol Col 1,15), eingesetzt als Haupt der Kirche und Herr aller Dinge (vgl. Eph Ep 1,10 Col 1,18).

Die Universität Gregoriana hat sich seit ihren Anfängen als Collegium Romanum durch das Studium der Philosophie und Theologie ausgezeichnet. Es würde zu weit führen, die Namen der hervorragenden Philosophen und Theologen aufzuzählen, die auf den Lehrstühlen dieses akademischen Zentrums aufeinanderfolgten. Zu ihnen müßten wir auch jene berühmten Kanonisten und Kirchenhistoriker hinzufügen, die ihre Kräfte in diesen würdigen Mauern eingesetzt haben. Sie alle haben in hohem Maße zum Fortschritt der von ihnen betriebenen Wissenschaften beigetragen und somit dem Apostolischen Stuhl bei der Erfüllung seines Amtes in den drei Funktionen der Lehre, der Leitung und des Hirtendienstes einen wertvollen Dienst erwiesen. Mit dem Fortschreiten der Zeiten ändern sich notwendigerweise die Perspektiven. Heute kann man nicht umhin, der Auseinandersetzung mit der weltlichen Kultur Rechnung zu tragen, die in vielen Teilen der Welt immer mehr dazu tendiert, nicht nur jedes Zeichen der Gegenwart Gottes im Leben der Gesellschaft und des einzelnen zu leugnen, sondern versucht, seine Fähigkeit, auf Gott zu hören, zu zerstören – mit verschiedenen Mitteln, die das Gewissen des Menschen in die Irre führen und verfinstern. Ferner kann man nicht absehen von der Beziehung zu den anderen Religionen, die sich nur dann als konstruktiv erweist, wenn man jede Doppeldeutigkeit vermeidet, die den wesentlichen Inhalt des christlichen Glaubens an Christus, den einzigen Erlöser aller Menschen (vgl. Apg Ac 4,12), und an die Kirche, das für die ganze Menschheit notwendige Heilssakrament (vgl. Erklärung Dominus Iesus, Nr. 13–15; 20–22, in O.R. dt., Nr. 36, 8.9.2000, S. 7–12), in irgendeiner Weise schwächen würde.

Ich kann in diesem Augenblick die anderen Humanwissenschaften nicht übergehen, die in Anknüpfung an die ruhmreiche akademische Tradition des Collegium Romanum an dieser angesehenen Universität gelehrt werden. Welch hohes Ansehen sich das Collegium Romanum auf dem Gebiet der Mathematik, der Physik und der Astronomie erworben hat, ist allen bekannt. Man braucht nur daran zu erinnern, daß der »Gregorianische« Kalender – er wird so genannt, weil er von meinem Vorgänger Gregor XIII. eingeführt wurde –, der heute in der ganzen Welt in Gebrauch ist, im Jahr 1582 von P. Cristoforo Clavio, Professor am Collegium Romanum, erarbeitet wurde. Es genügt auch, P. Matteo Ricci zu erwähnen, der mit seinem Glaubenszeugnis auch das Wissen, das er sich als Schüler von Pater Clavio erworben hatte, bis in das ferne China brachte. Heute werden diese Fächer an der Gregoriana nicht mehr gelehrt, aber an ihre Stelle sind andere Humanwissenschaften getreten, wie die Psychologie, die Sozialwissenschaften, die Kommunikationswissenschaft. Durch sie soll der Mensch tiefer verstanden werden, sowohl in seiner inneren persönlichen Dimension als auch in seiner äußeren Dimension als Baumeister der Gesellschaft in Gerechtigkeit und Frieden und als Übermittler der Wahrheit. Gerade weil diese Wissenschaften den Menschen betreffen, können sie nicht von der Beziehung zu Gott absehen. Der Mensch kann nämlich weder in seinem Inneren noch in seinem Äußeren voll begriffen werden, wenn er nicht als offen für die Transzendenz erkannt wird.

Ohne einen Gottesbezug kann der Mensch keine Antwort auf die grundlegenden Fragen geben, die sein Herz hinsichtlich des Ziels und damit des Sinns seiner Existenz bewegen und immer bewegen werden. Folglich ist es dann auch nicht möglich, jene ethischen Werte in der Gesellschaft einzuführen, die allein ein menschenwürdiges Zusammenleben gewährleisten können. Das Schicksal des Menschen ohne Gottesbezug kann nur die Trostlosigkeit der Angst sein, die zur Verzweiflung führt. Nur in der Beziehung zu Gott, der Liebe ist und der sich in Jesus Christus offenbart hat, kann der Mensch den Sinn seiner Existenz finden und in der Hoffnung leben, trotz der Erfahrung von Übeln, die seine persönliche Existenz und die Gesellschaft, in der er lebt, verletzen. Die Hoffnung bewirkt, daß sich der Mensch nicht in einem lähmenden und sterilen Nihilismus verschließt, sondern – um die Gesellschaft, in der er lebt, verbessern zu können – offen ist für den großherzigen Einsatz in ihr. Das ist die Aufgabe, die Gott dem Menschen anvertraut hat, als er ihn nach seinem Bild und Gleichnis erschuf, eine Aufgabe, die jeden Menschen mit größter Würde, aber auch mit einer unermeßlichen Verantwortung erfüllt.

Ihr, die Professoren und Dozenten der Gregoriana, seid dazu gerufen, die Studenten, die die Kirche euch anvertraut, mit dieser Perspektive auszubilden. Die umfassende Ausbildung der jungen Menschen ist eines der traditionellen Apostolate der Gesellschaft Jesu seit ihrer Gründung; deshalb hat sich das Collegium Romanum von Anfang an dieser Aufgabe angenommen. Die Tatsache, daß in Rom, beim Apostolischen Stuhl, das Collegium Germanicum, das Römische Seminar, das Ungarische Kolleg, das mit dem Germanikum verbunden ist, das Englische Kolleg, das Griechische Kolleg, das Schottische Kolleg und das Irische Kolleg der Gesellschaft Jesu übertragen wurden, hatte die Sicherstellung der Ausbildung des Klerus jener Nationen zum Ziel, wo die Einheit des Glaubens und die Gemeinschaft mit dem Apostolischen Stuhl zerbrochen war. Noch heute schicken diese Kollegien in Fortführung jener ursprünglichen Sendung ihre Alumnen fast ausschließlich oder doch in großer Zahl an die Universität Gregoriana. Zu diesen genannten Kollegien kamen im Laufe der Geschichte viele andere hinzu. Wie anspruchsvoll und verpflichtend ist die Aufgabe, die auf euren Schultern lastet, liebe Professoren und Dozenten! Zu Recht habt ihr deshalb nach eingehender Reflexion eine »Absichtserklärung« verfaßt, die für eine Institution wie die eure wesentlich ist, weil sie in zusammenfassender Form auf das Wesen und die Sendung der Universität hinweist. Auf ihrer Grundlage arbeitet ihr nun an der Fertigstellung der Erneuerung der Statuten der Universität und der allgemeinen Universitätsordnung sowie auch der Statuten und Ordnungen der verschiedenen Fakultäten, Institute und Zentren. Das wird dazu beitragen, die Identität der Gregoriana besser zu definieren, weil es die Erarbeitung von Studienprogrammen erlaubt, die für die Erfüllung ihrer Sendung angemessener sind. Eine Sendung, die leicht und zugleich schwierig ist. Leicht, weil die Identität und die Sendung der Gregoriana von deren ersten Anfängen an klar umrissen sind auf Grund der Anweisungen, die von so vielen römischen Päpsten – von denen 16 ehemalige Studenten dieser Universität waren – bestätigt wurden. Eine Sendung, die zugleich schwierig ist, weil sie, um ihre historischen Wurzeln nicht zu verlieren, ständige Treue zur eigenen Geschichte und Tradition und zugleich die Öffnung gegenüber der aktuellen Wirklichkeit voraussetzt, um nach sorgfältiger Unterscheidung mit schöpferischem Geist Antwort zu geben auf die Bedürfnisse der Kirche und der Welt von heute.

Als päpstliche kirchliche Universität ist dieses akademische Zentrum verpflichtet zum »sentire in Ecclesia et cum Ecclesia«. Das ist eine Verpflichtung, die der Liebe zur Kirche, unserer Mutter und Braut Christi, entspringt. Wir müssen sie lieben, wie Christus sie geliebt hat, indem wir die Leiden der Welt und der Kirche auf uns nehmen, um zu ergänzen, was an den Leiden Christi in unserem Leben noch fehlt (vgl. Kol Col 1,24). Auf diese Weise können die neuen Generationen von Priestern, Ordensleuten und engagierten Laien ausgebildet werden. Die Pflicht verlangt nämlich, sich die Frage zu stellen, zu was für einem Priester man die Studenten ausbilden will, zu was für einem Ordensmann oder was für einer Ordensfrau, zu was für einem Mann oder was für einer Frau im Laienstand. Ihr, liebe Professoren und Dozenten, habt gewiß die Absicht, gelehrte Priester heranzubilden, die aber zugleich bereit sind, ihr Leben einzusetzen, indem sie allen, die der Herr ihrem Dienst anvertrauen wird, mit ungeteiltem Herzen, in Demut und einem einfachen und disziplinierten Lebensstil dienen. Ebenso wollt ihr Ordensmännern und Ordensfrauen eine solide intellektuelle Ausbildung bieten, damit sie die Weihe, mit der Gott sie beschenkt hat, mit Freude leben und eschatologisches Zeichen jenes zukünftigen Lebens sein können, zu dem wir alle berufen sind. Gleichermaßen wollt ihr Laien, Männer und Frauen, darauf vorbereiten, daß sie mit Sachkenntnis Dienste und Ämter in der Kirche wahrnehmen und vor allem Sauerteig des Reiches Gottes im weltlichen Bereich sein können. Unter diesem Gesichtspunkt hat die Universität dieses Jahr mit einem interdisziplinären Studienprogramm begonnen, um Laien für ihre spezielle kirchliche Berufung zu einem ethischen Engagement im öffentlichen Bereich auszubilden.

Die Ausbildung liegt jedoch auch in eurer Verantwortung, liebe Studenten. Das Studium verlangt sicher beständige Askese und Entsagung. Aber gerade auf diesem Weg wird der Mensch zu Opfer und Pflichtgefühl erzogen. Denn was ihr heute lernt, ist das, was ihr morgen weitergeben werdet, wenn euch von der Kirche das Priesteramt oder andere Dienste und Ämter zum Wohl der Gemeinschaft anvertraut werden. Was in jedem Fall euer Herz erfreuen kann, ist das Bewußtsein, stets die Redlichkeit des Willens geübt zu haben, dank der man gewiß sein darf, allein den Willen Gottes gesucht und getan zu haben. Natürlich verlangt all das die Reinigung des Herzens und die Unterscheidung der Geister.

Liebe Söhne des hl. Ignatius, noch einmal vertraut euch der Papst diese Universität an, ein so wichtiges Werk für die Gesamtkirche und für viele Teilkirchen. Sie stellt seit jeher eine oberste Priorität unter den Apostolaten der Gesellschaft Jesu dar. Im Umfeld der Universität von Paris reifte im hl. Ignatius von Loyola und seinen ersten Gefährten das brennende Verlangen, den Seelen dadurch zu helfen, daß sie Gott lieben und in allem dienen zu seiner größeren Ehre. Von der Bewegung des Geistes innerlich getrieben, kam der hl. Ignatius nach Rom, das Zentrum der Christenheit und Sitz des Nachfolgers Petri, und gründete hier das Collegium Romanum, die erste Universität der Gesellschaft Jesu. Die Universität Gregoriana ist heute das universitäre Umfeld, in dem sich noch im Abstand von 456 Jahren das Verlangen des hl. Ignatius und seiner ersten Gefährten, den Seelen zu helfen, Gott zu lieben und in allem zu dienen zu seiner größeren Ehre, auf vollkommene und offensichtliche Weise verwirklicht. Ich würde sagen, daß hier, in diesen Mauern, all das verwirklicht wird, was Papst Julius III. am 21. Juli 1550 in der Formula Instituti mit der Bestimmung festlegte, daß jedes Mitglied der Gesellschaft Jesu gehalten ist, »sub crucis vexillo Deo militare, et soli Domino ac Ecclesiae Ipsius sponsae, sub Romano Pontifice, Christi in terris Vicario, servire [unter dem Banner des Kreuzes für Gott Kriegsdienst zu leisten und allein dem Herrn und der Kirche, seiner Braut, unter dem Papst, dem Stellvertreter Christi auf Erden, zu dienen]«, indem er sich »potissimum … ad fidei defensionem et propagationem, et profectum animarum in vita et doctrina christiana, per publicas praedicationes, lectiones et aliud quodcumque verbi Dei ministerium… [besonders um die Verteidigung und Verbreitung des Glaubens und den Fortschritt der Seelen in christlicher Lebensführung und Lehre durch öffentliche Predigten, Vorträge und jedweden anderen Dienst des Wortes Gottes]« bemüht (Apostolisches Schreiben Exposcit debitum, 1). Diese charismatische Besonderheit der Gesellschaft Jesu – institutionell zum Ausdruck gebracht im Vierten Gelübde des vollkommenen Gehorsams gegenüber dem Papst im Hinblick auf Sendungen, wohin und wozu auch immer er sie »ad profectum animarum et fidei propagationem [zum Fortschritt der Seelen und zur Vorbereitung des Glaubens]« (ebd., Nr. 3) anordnen mag – findet auch darin ihre Verwirklichung, daß der Generalobere der Gesellschaft Jesu aus der ganzen Welt die geeignetsten Jesuiten dazu beruft, den Lehrauftrag als Professoren an dieser Universität zu erfüllen. Die Kirche ist sich bewußt, daß dies den Verzicht auf andere – für die Erreichung der Ziele, die sich die Gesellschaft Jesu vornimmt, ebenfalls hilfreiche – Werke und Dienste mit sich bringen kann, und ist ihr dafür aufrichtig dankbar; sie wünscht, daß die Gregoriana den ignatianischen Geist bewahre, der sie beseelt und in ihrer pädagogischen Methode und in der Gestaltung der Studien zum Ausdruck kommt.

Liebe Freunde, mit väterlicher Liebe vertraue ich euch alle – Professoren und Dozenten, Studenten, das Personal außerhalb des Lehrkörpers, Wohltäter und Freunde, die ihr die lebendigen Bausteine der Universität Gregoriana seid – der Fürsprache des hl. Ignatius von Loyola, des hl. Robert Bellarmin und der allerseligsten Jungfrau Maria, Königin der Gesellschaft Jesu, an, die im Wappen der Universität den Titel »Sedes Sapientiae« trägt. Mit diesen Empfindungen erteile ich allen als Unterpfand reicher himmlischer Gnaden den Apostolischen Segen.



AN DIE TEILNEHMER DER VOLLVERSAMMLUNG DER PÄPSTLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN Clementina-Saal Montag, 6. November 2006



Exzellenzen,
sehr geehrte Damen und Herren!

Mit Freude begrüße ich die Mitglieder der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften anläßlich der Vollversammlung, und ich danke Herrn Professor Nicola Cabibbo für seine freundlichen Grußworte, die er mir in Ihrem Namen ausgesprochen hat. Das Thema Ihres Treffens – »Vorhersagbarkeit in den Wissenschaften: Genauigkeit und Grenzen« – befaßt sich mit einem besonderen Merkmal der modernen Wissenschaft. Die Vorhersagbarkeit ist in der Tat einer der Hauptgründe für das Prestige der Wissenschaft in der heutigen Gesellschaft. Die Etablierung der wissenschaftlichen Methode hat den Wissenschaften die Fähigkeit verliehen, Phänomene vorauszusagen, ihre Entwicklung zu studieren und so die Umwelt zu kontrollieren, in welcher der Mensch lebt.

Dieses zunehmende »Fortschreiten« der Wissenschaft und vor allem ihre Fähigkeit, die Natur durch Technologie zu beherrschen, ist gelegentlich mit einem entsprechenden »Rückzug« der Philosophie, der Religion und sogar des christlichen Glaubens in Verbindung gebracht worden. In der Tat haben einige im Fortschritt der modernen Wissenschaft und Technologie eine der Hauptursachen der Säkularisation und des Materialismus gesehen: Warum sollte man sich auf Gottes Herrschaft über diese Phänomene berufen, wenn sich die Wissenschaft als fähig erwiesen hat, dasselbe zu tun? Sicherlich erkennt die Kirche an, daß der Mensch »mit den Mitteln der Wissenschaft und der Technik seine Herrschaft über beinahe die gesamte Natur ausgebreitet hat« und sich demnach »viele Güter, die er einst vor allem von höheren Mächten erwartete, durch seine eigene Tat beschafft« (Gaudium et spes GS 33). Gleichwohl postuliert das Christentum keinen unvermeidlichen Konflikt zwischen dem übernatürlichen Glauben und dem wissenschaftlichen Fortschritt. Der eigentliche Ausgangspunkt der biblischen Offenbarung ist die Aussage, daß Gott die Menschen geschaffen, sie mit Vernunft ausgestattet und über alle Geschöpfe der Erde gestellt hat. Auf diese Weise ist der Mensch zum Verwalter der Schöpfung und zum »Helfer« Gottes geworden. Wenn wir zum Beispiel daran denken, wie die moderne Wissenschaft durch die Vorhersage von Naturphänomenen zum Schutz der Umwelt, zum Fortschritt der Entwicklungsländer, zum Kampf gegen die Epidemien und zur Erhöhung der Lebenserwartung beigetragen hat, scheint es offensichtlich, daß es keinen Konflikt zwischen der göttlichen Vorsehung und der Initiative des Menschen gibt. Wir könnten in der Tat sagen, daß die Tätigkeit der Vorhersage, der Kontrolle und der Beherrschung der Naturphänomene, die durch die heutige Wissenschaft realisierbarer ist als in der Vergangenheit, zum Plan des Schöpfers gehört.

Obwohl die Wissenschaft viel gibt, gibt sie nur das, wozu sie bestimmt ist. Der Mensch darf in Wissenschaft und Technologie kein derartig radikales und unbedingtes Vertrauen setzen, daß er meint, der wissenschaftliche und technologische Fortschritt könne alles erklären und seine existentiellen und geistlichen Bedürfnisse vollkommen erfüllen. Die Wissenschaft kann die Philosophie und die Offenbarung nicht ersetzen und auch keine erschöpfende Antwort auf die grundlegenden Fragen des Menschen geben: Fragen über die Bedeutung des Lebens und des Sterbens, über die höchsten Werte und über die Natur des Fortschritts selbst. Aus diesem Grund hat das II. Vatikanische Konzil den dem wissenschaftlichen Fortschritt entspringenden Gewinn anerkannt, hob dann aber hervor, daß »die Forschungsmethode dieser Disziplinen unberechtigt als oberste Norm der Findung der Wahrheit schlechthin angesehen wird«. Und weiter heißt es: »Ja es besteht die Gefahr, daß der Mensch in allzu großem Vertrauen auf die heutigen Errungenschaften sich selbst zu genügen glaubt und darüber hinaus nicht mehr sucht« (ebd., 57).

Die wissenschaftliche Vorhersagbarkeit wirft auch die Frage nach der ethischen Verantwortlichkeit des Wissenschaftlers auf. Seine Schlußfolgerungen müssen von der Achtung der Wahrheit und von der ehrlichen Anerkennung sowohl der Genauigkeit als auch der unvermeidlichen Grenzen der wissenschaftlichen Methode geleitet sein. Dies bedeutet gewiß, unnötig alarmierende Vorhersagen zu vermeiden, wenn diese nicht durch ausreichende Daten gestützt sind oder über die tatsächlichen Fähigkeiten der Wissenschaft zur Vorhersage hinausgehen. Dies heißt aber auch, das Gegenteil zu vermeiden, nämlich aus Angst zu schweigen angesichts der wirklichen Probleme. Der Einfluß der Wissenschaftler auf die Bildung der öffentlichen Meinung auf der Grundlage ihrer Erkenntnisse ist zu wichtig, um von einer unbotmäßigen Eile oder von der Suche nach einer oberflächlichen Publizität untergraben zu werden. Wie mein Vorgänger Papst Johannes Paul II. einmal bemerkte: »Deshalb sind die Wissenschaftler, gerade weil sie ›mehr wissen‹, berufen, ›mehr zu dienen‹. Weil die Forschungsfreiheit, die sie genießen, ihnen den Zutritt zum Fachwissen gibt, haben sie die Verantwortung, dieses weise zum Wohl der ganzen Menschheitsfamilie zu nutzen« (Ansprache an die Päpstliche Akademie der Wissenschaften, 11. November 2002; in O.R. dt., Nr. 48, 29.11.2002, S. 7).

Liebe Mitglieder der Akademie, unsere Welt schaut weiterhin auf Sie und Ihre Kollegen, um die möglichen Konsequenzen vieler wichtiger Naturphänomene zu verstehen. Ich denke zum Beispiel an die beständige Bedrohung der Umwelt, die ganze Völker in Mitleidenschaft zieht, und an die dringende Notwendigkeit, alternative Energiequellen zu entdecken, die sicher und allen zugänglich sind. Die Wissenschaftler werden bei ihren Bemühungen, derartige Problematiken anzugehen, die Unterstützung der Kirche finden, denn die Kirche hat von ihrem göttlichen Stifter die Aufgabe erhalten, das Gewissen der Menschen zum Guten, zur Solidarität und zum Frieden zu führen. Gerade aus diesem Grund hält sie es für ihre Pflicht, darauf zu bestehen, daß die Fähigkeit der Wissenschaft zur Vorhersage und Kontrolle niemals gegen das menschliche Leben und seine Würde benutzt wird, sondern immer in seinen Dienst gestellt wird, in den Dienst der gegenwärtigen und zukünftigen Generationen.

Das Thema Ihrer Versammlung kann uns heute eine abschließende Überlegung nahelegen. Wie einige der in den letzten Tagen vorgelegten Referate hervorgehoben haben, hat bei der Sammlung, Bearbeitung und Verwendung von Daten für Vorhersagen die wissenschaftliche Methode ihr selbst innewohnende Grenzen, die die wissenschaftliche Vorhersagbarkeit notwendigerweise auf spezifische Kontexte und Annäherungsweisen beschränken. Daher kann die Wissenschaft nicht den Anspruch erheben, eine vollständige und deterministische Darstellung unserer Zukunft und der Entwicklung eines jeden von ihr untersuchten Phänomens zu liefern. Die Philosophie und die Theologie könnten einen wichtigen Beitrag zu dieser im wesentlichen epistemologischen Frage leisten, zum Beispiel indem sie den empirischen Wissenschaften dabei helfen, einen Unterschied zwischen der mathematischen Unfähigkeit, bestimmte Ereignisse vorherzusagen, und der Gültigkeit des Kausalprinzips anzuerkennen, oder zwischen dem wissenschaftlichen Indeterminismus oder der Kontingenz (Zufälligkeit) und der Kausalität auf philosophischer Ebene, oder, radikaler, zwischen der Evolution als dem Ursprung einer raumzeitlichen Sukzession und der Schöpfung als letztem Ursprung des Seins durch Teilhabe aus dem wesenhaften Sein.

Gleichzeitig gibt es eine höhere Ebene, die notwendig alle wissenschaftlichen Vorhersagen überschreitet, das heißt die menschliche Welt der Freiheit und der Geschichte. Während der physikalische Kosmos eine eigene raumzeitliche Entwicklung haben kann, hat strenggenommen nur die Menschheit eine Geschichte, die Geschichte ihrer Freiheit. Die Freiheit ist wie die Vernunft ein wertvoller Teil des Bildes Gottes in uns und kann nie auf eine deterministische Analyse reduziert werden. Ihre Transzendenz hinsichtlich der materiellen Welt muß anerkannt und respektiert werden, da sie ein Zeichen unserer menschlichen Würde ist. Die Negation dieser Transzendenz im Namen einer vermeintlichen absoluten Fähigkeit der wissenschaftlichen Methode, die menschliche Welt vorherzusagen und zu konditionieren, brächte den Verlust des Menschlichen im Menschen mit sich, und die Nichtanerkennung seiner Einzigartigkeit und Transzendenz könnte seiner Ausbeutung auf gefährliche Weise die Tore öffnen.

Liebe Freunde, während ich diese Betrachtungen abschließe, versichere ich Sie nochmals meines großen Interesses für die Aktivitäten dieser Päpstlichen Akademie sowie meines Gebets für Sie und Ihre Familien. Für Sie alle erbitte ich den Segen, die Weisheit, Freude und den Frieden des Allmächtigen Gottes.



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TREFFEN MIT DEN SCHWEIZER BISCHÖFEN Dienstag, 7. November 2006



Eminenzen, Exzellenzen, liebe Mitbrüder,

ich möchte Sie zuerst sehr herzlich begrüßen und meine Freude darüber ausdrücken, daß wir den 2005 abgebrochenen Pastoralbesuch nun zu Ende führen dürfen und noch einmal das ganze Panorama der Fragen, die uns bewegen, miteinander durcharbeiten können. Ich kann mich noch sehr lebhaft an den Ad-limina-Besuch 2005 erinnern, wo wir gemeinsam in der Glaubenskongregation Probleme, die auch in diesen Tagen wieder zur Debatte stehen werden, besprochen haben, und weiß noch, welch ein Klima des inneren Einsatzes herrschte dafür, daß das Wort des Herrn lebendig sei und ankomme in den Herzen der Menschen dieser Zeit, damit die Kirche lebe. In der uns gemeinsamen Situation der Bedrängnis durch eine säkulare Kultur versuchen wir, den Auftrag des Herrn zu verstehen und so gut zu erfüllen, wie wir es vermögen.

Ich habe keine richtige Rede vorbereiten können und möchte jetzt nur zu den einzelnen großen Problemkomplexen, die wir berühren werden, ein paar „erste Vorstöße“ machen, die nicht endgültige Aussagen in den Raum stellen, sondern das Gespräch in Gang bringen wollen. Es ist dies ja eine Begegnung zwischen den Schweizer Bischöfen und den verschiedenen Dikasterien der Kurie, in denen die einzelnen Sektoren unserer pastoralen Aufgabe sichtbar werden und vertreten sind; zu einigen davon möchte ich versuchen, die eine oder andere Anmerkung zu machen. Wie es meiner eigenen Vorgeschichte entspricht, fange ich mit der Glaubenskongregation an, oder besser gesagt: mit dem Thema Glaube. Ich habe schon in der Homilie zu sagen versucht, daß der Glaube in der Tat die Priorität in dem ganzen Ringen dieser unserer Zeit haben muß. Vielleicht konnte er vor zwei Generationen noch als selbstverständlich vorausgesetzt werden: Man wuchs im Glauben auf; der Glaube war irgendwie als ein Teil des Lebens einfach gegenwärtig und brauchte gar nicht besonders gesucht zu werden. Er mußte geformt, mußte vertieft werden, erschien aber wie selbstverständlich. Heute ist das Umgekehrte selbstverständlich: daß man eigentlich nicht glauben kann und daß Gott abwesend ist. Jedenfalls erscheint der Glaube der Kirche wie etwas sehr Vergangenes, so daß dann auch aktive Christen es sich so vorstellen, daß man aus dem Gefüge des Glaubens der Kirche sich die Sachen heraussucht, die man als für heute noch vertretbar ansieht. Und vor allen Dingen müht man sich, durch den Einsatz für die Menschen eben auch zugleich sozusagen seine Pflicht Gott gegenüber zu erfüllen. Das ist dann aber doch eine Art „Werkrechtfertigung“, die einsetzt: Der Mensch rechtfertigt sich und die Welt, in der er das tut, was offenkundig notwendig zu sein scheint, aber es fehlt das innere Licht und die Beseelung des Ganzen. Deswegen, glaube ich, ist es wichtig, daß wir einfach wieder sehen: Der Glaube ist die Mitte des Ganzen – „Fides tua te salvum fecit“, sagt unser Herr immer wieder zu den Geheilten. Nicht die Berührung, nicht das Äußere ist entscheidend, sondern daß sie geglaubt haben. Und auch wir können nur lebendig dem Herrn dienen, wenn der Glaube stark und in seiner Fülle gegenwärtig wird.

Ich möchte da zwei Eckpunkte unterstreichen. Einerseits: Glaube ist vor allen Dingen Glaube an Gott. Im Christentum geht es nicht um ein riesiges Gepäck von disparaten Sachen, sondern alles, was das Glaubensbekenntnis sagt und was die Glaubensentwicklung entfaltet hat, ist doch nur da, um uns das Gesicht Gottes deutlicher zu machen. Er ist und er lebt; ihm glauben wir; ihm gegenüber, auf ihn hin, im Mitsein mit ihm und von ihm her leben wir. Und in Jesus Christus ist er sozusagen körperlich mit uns. Diese Zentralität Gottes muß, wie ich meine, in all unserem Denken und Tun ganz neu erscheinen. Das beseelt dann auch die Aktivitäten, die sonst leicht in Aktivismus verfallen und leer werden können. Das ist das eine: daß der Glaube entscheidend wirklich auf Gott hinschaut und uns auf Gott hinschauen, auf ihn hin in Bewegung kommen läßt.

Das andere ist, daß wir den Glauben nicht uns selbst ausdenken und zusammensetzen aus Stücken, die man „verkraften“ kann, sondern daß wir mitglauben mit der Kirche. Nicht alles können wir verstehen, was die Kirche lehrt, nicht alles muß in jedem Leben gegenwärtig sein. Aber wichtig ist doch, daß wir in dem großen Ich der Kirche, in ihrem lebendigen Wir, Mitglaubende sind und dadurch in der großen Gemeinschaft des Glaubens stehen, in jenem großen Subjekt, in dem wirklich das Du Gottes und das Ich der Menschen sich anrühren; in dem das Vergangene der Schriftworte gegenwärtig ist, die Zeiten sich durchdringen, Vergangenheit gegenwärtig ist und sich auf Zukunft öffnet und das Ewige, der Ewige in die Zeit hereinleuchtet. Diese volle Form des Glaubens, wie das Credo sie ausdrückt, des Glaubens in und mit der Kirche als lebendigem Subjekt, in dem der Herr wirkt, sollten wir versuchen, wirklich als Mitte unserer Aktivitäten hinzustellen. Wir sehen es ja auch heute ganz deutlich: Wo man nur Entwicklung vorangetrieben und der Seele nichts gegeben hat, schadet die Entwicklung. Dann kann man zwar technisch mehr, aber daraus werden vor allem neue Möglichkeiten des Zerstörens. Wenn nicht mit der Entwicklungshilfe, mit dem Lernen all dessen, was der Mensch kann, was sein Verstand erdacht hat und was sein Wille ermöglicht, auch die Seele erleuchtet wird und die Kraft Gottes kommt, dann lernt man vor allem zerstören. Und insofern, glaube ich, muß uns die missionarische Verantwortung neu überkommen, daß, wenn wir selber des Glaubens froh sind, wir uns verpflichtet wissen, anderen davon zu reden. Gottes Sache ist es, wie weit die Menschen dann ihn annehmen können oder nicht.

Von da wollte ich gleich zur „Educazione Cattolica“ übergehen und dabei zwei Sektoren ansprechen. Das eine, denke ich, was uns allen „Sorge“ im guten Sinne macht, ist, daß die theologische Ausbildung der künftigen Priester und anderen den Glauben Lehrenden und Verkündenden gut sein sollte, daß wir also gute theologische Fakultäten und Priesterseminare brauchen und entsprechende Lehrer der Theologie, die nicht nur intellektuelle Kenntnisse vermitteln, sondern die einen intelligenten Glauben formen, so daß Glaube Intelligenz und Intelligenz Glaube wird. Da habe ich ein ganz spezifisches Anliegen. Unsere Exegese hat ja große Fortschritte gemacht; wir wissen ungeheuer viel über die Entstehung der Texte, über die Unterteilungen der Quellen usw., was das Wort damals genau gesagt haben kann… Aber wir sehen auch immer mehr, daß die historisch-kritische Exegese, wenn sie nur historisch-kritisch bleibt, das Wort in die Vergangenheit zurückschiebt, es ein Wort im Damals werden läßt, das uns eigentlich gar nicht anredet; und daß sie es fragmentiert, weil es sich ja in lauter verschiedene Quellen auflöst. Das Konzil, Dei Verbum, hat uns gesagt, daß die historisch-kritische Methode eine wesentliche Dimension der Exegese ist, weil es zum Wesen des Glaubens gehört, daß er factum historicum ist. Wir glauben nicht einfach einer Idee; Christentum ist nicht eine Philosophie, sondern ein Ereignis, das Gott in diese Welt gestellt hat, eine Geschichte, die er real als Geschichte mit uns gestaltet hat und gestaltet. Deswegen muß das Historische in seinem Ernst und Anspruch wirklich auch in unserem Lesen der Bibel da sein: daß wir wirklich das Faktum und eben dieses „Geschichte-Machende“ im Wirken Gottes erkennen. Aber Dei Verbum fügt hinzu, daß die Schrift, die demgemäß nach historischen Methoden gelesen werden muß, auch als Einheit zu lesen ist und daß sie in der lebendigen Gemeinschaft der Kirche gelesen werden muß. Diese beiden Dimensionen, die fallen in großen Teilen der Exegese aus. Die Einheit der Schrift ist kein rein historisch-kritisches Faktum, obwohl das Ganze doch auch historisch gesehen ein innerer Prozeß des Wortes ist, das immer weiter reift, in Relectures immer neu gelesen und verstanden wird. Aber letztlich ist sie doch theologisches Faktum: Diese Schriften sind eine Schrift, und man versteht sie nur ganz, wenn man sie in der analogia fidei als Einheit liest, in der es vorwärts geht auf Christus hin und Christus umgekehrt die ganze Geschichte an sich zieht, und wenn dies wiederum seine Lebendigkeit hat im Glauben der Kirche. Anders gesagt, mir liegt sehr daran, daß die Theologen die Schrift auch so lieben und lesen lernen, wie das Konzil es wollte nach Dei Verbum: daß sie die innere Einheit der Schrift sehen, wozu heute die „Kanonische Exegese“ ja hilft (die freilich immer noch in schüchternen Ansätzen ist) und dann eine geistliche Lesung der Schrift üben, die nicht äußere Erbaulichkeit ist, sondern das innere Eintreten in die Präsenz des Wortes. Da etwas zu tun, dazu beizuragen, daß neben und mit und in der historisch-kritischen Exegese wirklich Einführung in die lebendige Schrift als heutiges Wort Gottes geschieht, erscheint mir eine sehr wichtige Aufgabe. Wie man das praktisch macht, weiß ich nicht; aber man kann, glaube ich, schon Lehrer finden, sei es im akademischen Bereich, sei es im Seminar, sei es in einem Einführungskurs usw., damit diese gegenwärtige Begegnung mit der Schrift stattfindet im Glauben der Kirche, aus der dann erst Verkündigung möglich wird.

Das andere ist die Katechese, die ja in den letzten etwa fünfzig Jahren einerseits methodisch große Fortschritte gemacht hat, aber sich doch so sehr ins Anthropologische und in das Studieren der Anknüpfungspunkte hineinverloren hat, daß man oft gar nicht mehr zu den Glaubensinhalten kommt. Ich kann das verstehen: Selbst, als ich Kaplan war – das ist also 56 Jahre her – war es in der pluralistischen Schule mit vielen ungläubigen Eltern und Kindern schon sehr schwer, dort den Glauben zu verkünden, weil er als eine total fremde und unwirkliche Welt erschien. Heute ist das natürlich noch schlimmer. Trotzdem ist es wichtig, daß auch weiterhin in der Katechese, die ja Schule, Pfarrei, Gemeinde usw. umfaßt, der Glaube der Kirche wirklich voll zur Geltung kommt und die Kinder wirklich lernen, was das ist: „Schöpfung“, was das ist: „Heilsgeschichte“, die Gott gemacht hat, was Jesus Christus, wer Jesus Christus ist, was die Sakramente sind, was wir hoffen dürfen… Ich denke, wir müssen uns alle nach wie vor sehr um eine Erneuerung der Katechese mühen, in der der Mut, den eigentlichen Glauben zu bezeugen und Wege zu finden, damit er verstanden und angenommen wird, ganz grundlegend ist. Denn die religiöse Unwissenheit ist heute erschreckend groß geworden. Und dabei haben in Deutschland die Kinder alle mindestens zehn Jahre Katechese, müßten also doch eigentlich unheimlich viel wissen. So müssen wir gewiß ernstlich darüber nachdenken, wie wir wieder dazu führen können, daß auch einfach die Kenntnisse vermittelt werden, die Kultur des Glaubens gegenwärtig ist.

Und nun möchte ich zum „Culto divino“ kommen. Das Eucharistische Jahr hat uns dafür sehr viel geschenkt. Ich kann sagen, daß die Nachsynodale Instruktion auf gutem Wege ist. Sie wird sicher eine große Bereicherung sein. Dann hatten wir das Dokument der Kult-Kongregation über die rechte Feier der Eucharistie, das sehr wichtig ist. Ich glaube, aus alledem wird allmählich wieder deutlich, daß die Liturgie eben nicht eine „Selbstveranstaltung“ der Gemeinde ist, die sich dabei einbringt, wie man so schön sagt, sondern das Heraustreten der Gemeinde aus dem bloßen Selbersein und das Hineintreten in das große Mahl der Armen, in die große, lebendige Gemeinschaft, in der Gott uns selber speist. Dieser universale Charakter der Liturgie muß wieder allen bewußt werden. In der Eucharistie empfangen wir etwas, das wir nicht machen können, sondern treten in ein Größeres hinein, das gerade dann unsrig wird, wenn wir uns in dieses Größere hineingeben und die Liturgie wirklich als Liturgie der Kirche zu feiern versuchen. Damit verbunden ist dann auch das berühmte Problem der Homilie. Rein funktional kann ich das sehr gut verstehen: Vielleicht ist der Pfarrer müde oder hat schon mehrfach gepredigt, oder er ist alt und kräftemäßig überfordert. Wenn dann ein gescheiter Pastoralassistent da ist, der das Wort Gottes sehr gut und überzeugend auslegen kann, sagt man natürlich: Warum soll nicht der Pastoralassistent sprechen, der kann's besser, und dann haben die Leute mehr davon. Aber das ist eben die rein funktionale Sicht. Dagegen muß man berücksichtigen, daß die Homilie nicht eine Unterbrechung der Liturgie für einen Redeteil ist, sondern daß sie ins sakramentale Geschehen hineingehört und eben das Wort Gottes in die Gegenwart dieser Gemeinde hineinträgt. Sie ist der Augenblick, wo wirklich das Subjekt dieser Gemeinde angesprochen werden will und zum Hören und zum Annehmen gebracht werden soll; das heißt, sie ist selbst Teil des Mysteriums, der Mysterienfeier, und daher nicht einfach aus ihr herauszulösen. Vor allen Dingen aber ist mir auch wichtig, daß der Priester nicht sozusagen auf das Sakrament und auf die Jurisdiktion beschränkt wird, in der Überzeugung, alle anderen Aufgaben könnten auch andere übernehmen, sondern daß die Integralität seines Auftrags bleibt. Nur dann ist Priestertum auch schön, wenn es da einen Auftrag zu erfüllen gilt, der eine Ganzheit ist, an dem man nicht einfach herumschneiden kann. Und zu diesem Auftrag gehört immer schon – auch im alttestamentlichen Kult – die Pflicht des Priesters, mit dem Opfer das Wort zu verbinden, das wesentlicher Bestandteil des Ganzen ist. Rein praktisch müssen wir dann natürlich dafür sorgen, den Priestern die nötigen Hilfen zu geben, damit sie auch den Dienst des Wortes recht tun können. Grundsätzlich ist diese innere Einheit sowohl des Wesens der Eucharistiefeier wie auch des Wesens des priesterlichen Dienstes ganz wichtig.

Das zweite Thema, das ich in diesem Zusammenhang ansprechen möchte, betrifft das Sakrament der Versöhnung, das ja in den letzten etwa 50 Jahren immer mehr verkümmert ist. Gott sei Dank gibt es Klöster, Abteien und Wallfahrtsorte, zu denen die Menschen pilgern und wo sich ihr Herz öffnet und auch bereit ist zum Bekenntnis. Dieses Sakrament müssen wir wirklich neu erlernen. Schon unter einem rein anthropologischen Gesichtspunkt ist es wichtig, einerseits Schuld zu erkennen und andererseits Vergebung zu üben. Eines der bedenklichen Erscheinungen unserer Zeit ist ein weit verbreitetes Ausfallen des Sündenbewußtseins. So besteht das Geschenk des Bußsakramentes nicht nur darin, daß wir Vergebung erhalten, sondern darin, daß wir zunächst einmal überhaupt unsere Vergebungsbedürftigkeit bemerken und dadurch schon gereinigt werden, uns innerlich verändern und dann auch andere besser verstehen und ihnen vergeben können. Die Erkenntnis von Schuld ist elementar für den Menschen – er ist krank, wenn er sie nicht mehr erkennt –, und ebenso wichtig ist für ihn die befreiende Erfahrung, Vergebung zu empfangen. Für beides ist das Sakrament der Versöhnung der entscheidende Einübungsort. Darüber hinaus wird der Glaube dort ganz persönlich und verbirgt sich nicht mehr im Kollektiv. Wenn der Mensch sich der Herausforderung stellt und in seiner Lage der Vergebungsbedürftigkeit gleichsam „schutzlos“ vor Gott tritt, macht er die ergreifende Erfahrung einer ganz persönlichen Begegnung mit der Liebe Jesu Christi.

Zum Schluß möchte ich noch auf das Bischofsamt eingehen. Darüber haben wir ja implizit schon die ganze Zeit gesprochen. Es scheint mir wichtig, daß die Bischöfe als Nachfolger der Apostel einerseits wirklich die Verantwortung für die Ortskirchen tragen, die der Herr ihnen anvertraut, und dafür sorgen, daß dort die Kirche als Kirche Jesu Christi wächst und lebt. Andererseits müssen sie die Lokalkirchen ins Universale hinein öffnen. Wir merken an den Nöten der Orthodoxie mit den Autokephalien wie auch an den Problemen unserer protestantischen Freunde angesichts des Zerfalls der Landeskirchen, welch große Bedeutung der Universalität zukommt, wie wichtig es ist, daß die Kirche sich ins Ganze hinein öffnet und in der Universalität wirklich eine Kirche wird. Das kann sie andererseits aber nur, wenn sie am Ort lebendig ist. Dieses Miteinander muß in bewußter Nachfolge des Apostelkollegiums von den Bischöfen gemeinsam mit dem Nachfolger Petri getragen werden. Wir alle müssen uns ständig bemühen, in dieser Wechselbeziehung das rechte Gleichgewicht zu finden, so daß die Lokalkirche ihre Authentizität lebt und zugleich die Universalkirche davon immer wieder empfängt, damit beide geben und empfangen und so die eine Kirche des Herrn wächst.

Bischof Grab hat schon von den Mühsalen des Ökumenismus gesprochen; den brauche ich Ihnen allen nur einfach ans Herz zu legen. In der Schweiz sind Sie ja tagtäglich mit dieser Aufgabe konfrontiert, die uns mühsam ist, aber auch freut. Ich glaube, das Wichtige sind zum einen die persönlichen Beziehungen, in denen wir uns als Glaubende unmittelbar kennen und gegenseitig schätzen lernen und als spirituelle Menschen einander auch reinigen und helfen. Zum anderen geht es, wie Bischof Grab schon gesagt hat, um das Einstehen für die von Gott her kommenden, wesentlichen, tragenden Werte unserer Gesellschaft. Da haben wir alle zusammen – Protestanten, Katholiken und Orthodoxe – eine große Aufgabe. Und ich bin froh, daß das Bewußtsein dafür auch wächst. Im Osten ist es die Kirche in Griechenland, die, obwohl sie sich mit den Lateinern gelegentlich schwertut, doch immer deutlicher sagt: In Europa können wir unsere Aufgabe nur wahrnehmen, wenn wir uns gemeinsam für das große christliche Erbe einsetzen. Auch die Kirche in Rußland sieht dies immer mehr, und ebenso sind sich unsere protestantischen Freunde dessen bewußt. Ich meine, wenn wir lernen, auf diesem Gebiet miteinander zu handeln, dann können wir selbst da ein gutes Stück Einheit verwirklichen, wo die volle theologische, sakramentale Einheit noch nicht möglich ist.

Abschließend möchte ich Ihnen noch einmal meine Freude über Ihren Besuch ausdrücken und Ihnen in diesen Tagen viele fruchtbare Gespräche wünschen.





AN DIE TEILNEHMER DER VOLLVERSAMMLUNG DES PÄPSTLICHEN KOMITEES FÜR DIE EUCHARISTISCHEN WELTKONGRESSE Donnerstag, 9. November 2006



Meine Herren Kardinäle,
verehrte Mitbrüder im Bischofs- und Priesteramt,
liebe Brüder und Schwestern!

Euer Besuch ist mir sehr willkommen, und ich grüße euch alle herzlich. An erster Stelle begrüße ich Herrn Kardinal Jozef Tomko, dem ich dafür danke, daß er den gemeinsamen Empfindungen Ausdruck verliehen und mich über den Verlauf eurer in diesen Tagen stattfindenden Vollversammlung unterrichtet hat. Ein herzlicher Gruß geht an die Mitglieder des Päpstlichen Komitees für die Internationalen Eucharistischen Kongresse und an die Nationaldelegierten, die an dieser Begegnung teilgenommen haben, um gemeinsam den nächsten 49. Internationalen Eucharistischen Kongreß vorzubereiten, der im Juni 2008 in Québec stattfinden soll. Ich grüße schließlich die Vertreter des örtlichen Vorbereitungskomitees dieses großen kirchlichen Ereignisses sowie die kleine, aber wichtige Gruppe der »Anbeter der Eucharistie«.

Ihr kommt aus verschiedenen Teilen der Welt, und Ziel eurer Tagung ist die Vorbereitung einer für die gesamte Kirche mehr denn je wichtigen Feier, wie es gerade auf einen Internationalen Eucharistischer Kongreß zutrifft. Wie Kardinal Jozef Tomko soeben in Erinnerung gerufen hat, ist der Eucharistische Kongreß eine gemeinsame Antwort des Gottesvolkes auf die Liebe des Herrn, die in außerordentlicher Weise im eucharistischen Geheimnis offenbar wird. Ja, es ist wahr! Die Eucharistischen Kongresse, die jedesmal an anderen Orten und auf verschiedenen Kontinenten stattfinden, sind immer eine Quelle der geistlichen Erneuerung, eine Gelegenheit, eine bessere Kenntnis von der heiligsten Eucharistie zu vermitteln, dem wertvollsten Schatz, den Jesus uns hinterlassen hat. Sie sind ebenso eine Ermutigung für die Kirche, in jedem Bereich der Gesellschaft die Liebe Christi zu verbreiten und mit Entschiedenheit zu bezeugen. Euer verdienstvolles Päpstliches Komitee hat sich seit seiner Errichtung ja gerade zum Ziel gesetzt, daß »unser Herr Jesus Christus im Geheimnis der Eucharistie immer mehr erkannt, geliebt und daß ihm besser gedient werde; denn er ist die Mitte des Lebens der Kirche und ihrer Sendung für das Heil der Welt«.

Jeder Eucharistische Kongreß ist somit eine willkommene Gelegenheit, um der Menschheit in feierlicher Weise »die Eucharistie, Gabe Gottes für das Leben der Welt« zu zeigen, wie es im Grundtext des kommenden Kongresses heißt. Dieses Dokument wurde im Rahmen der Arbeiten eurer Vollversammlung von Kardinal Marc Ouellet, Erzbischof von Québec, vorgestellt, den ich besonders grüße. Nicht nur alle, die die Möglichkeit einer persönlichen Teilnahme haben, sondern auch die verschiedenen christlichen Gemeinschaften, die dazu eingeladen sind, sich ihm im Geiste anzuschließen, werden an den besonderen Gnaden teilhaben können, die der Herr durch diesen Internationalen Eucharistischen Kongreß spenden wird. In jenen Tagen wird die katholische Welt die Augen des Herzens fest auf das höchste Geheimnis der Eucharistie gerichtet halten, um daraus erneuerten apostolischen und missionarischen Schwung zu erhalten. Deshalb ist es wichtig, sich gut vorzubereiten, und ich danke euch, liebe Brüder und Schwestern, für die Arbeit, die ihr leistet, um den Gläubigen aller Kontinente zu helfen, den Wert und die große Bedeutung der Eucharistie in unserem Leben immer besser zu verstehen. Die Anwesenheit einiger Vertreter der »Anbeter der Eucharistie« sowie die Tatsache, daß Sie, Herr Kardinal Tomko, die »Federación Mundial de la Adoración Nocturna« erwähnt haben, geben mir darüber hinaus die Gelegenheit, daran zu erinnern, daß die Wiederentdeckung der eucharistischen Anbetung seitens vieler Christen Früchte trägt. Dabei kehre ich gerne in der Erinnerung zu dem zurück, was wir im letzten Jahr mit den Jugendlichen in Köln anläßlich des Weltjugendtages und auf dem Petersplatz zusammen mit den von ihren Familien und Katecheten begleiteten Kommunionkindern erlebt haben. Wie notwendig ist es für die heutige Menschheit, im eucharistischen Sakrament die Quelle der eigenen Hoffnung wiederzuentdecken! Ich danke dem Herrn dafür, daß viele Pfarreien neben der ehrfürchtigen Feier der heiligen Messe die Gläubigen an die eucharistische Anbetung heranführen, und wünsche, daß sich diese Praxis auch im Hinblick auf den bevorstehenden Internationalen Eucharistischen Kongreß immer mehr verbreiten möge.

Liebe Brüder und Schwestern, das nächste nachsynodale Apostolische Schreiben wird bekanntlich der Eucharistie gewidmet sein. Es wird die aus der letzten, dem eucharistischen Geheimnis gewidmeten Bischofssynode hervorgegangenen Hinweise und Anregungen aufnehmen, und ich bin sicher, daß auch dieses Dokument der Kirche helfen wird, mit innerer Anteilnahme den Eucharistischen Kongreß vorzubereiten und zu feiern, der im Juni 2008 stattfinden wird. Bereits heute vertraue ich ihn der Jungfrau Maria an, der ersten und unvergleichlichen Anbeterin Christi in der Eucharistie. Die Gottesmutter schütze und begleite einen jeden von euch und eure Gemeinschaften, sie mache die Arbeit fruchtbar, die ihr im Hinblick auf das wichtige kirchliche Ereignis von Québec leistet. Meinerseits versichere ich euch eines Gebetsgedenkens und segne euch von ganzem Herzen.
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Benedikt XVI Predigten 75