Benedikt XVI Predigten 102

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ABSCHLUSS DER EXERZITIEN FÜR DIE MITGLIEDER DER RÖMISCHEN KURIE

Kapelle "Redemptoris Mater"
Samstag, 3. März 2007



Herr Kardinal,

im Namen aller hier Versammelten möchte ich Ihnen von ganzem Herzen meinen Dank aussprechen für die wundervolle anagogische Betrachtung, die Sie uns in dieser Woche dargelegt haben.

In der heiligen Messe antworten wir jeden Tag vor dem Eucharistischen Hochgebet auf die Aufforderung »Erhebet die Herzen« mit den Worten: »Wir haben sie beim Herrn«. Ich befürchte, daß diese Antwort oft eher ritueller als existentieller Art ist. Doch Sie haben uns in dieser Woche gelehrt, unser Herz wirklich zu erheben und nach oben, zum Unsichtbaren hinaufzusteigen, hin zur wahren Wirklichkeit. Und Sie haben uns auch den Schlüssel gegeben, um Tag für Tag auf die Herausforderungen dieser Wirklichkeit zu antworten.

Während Ihres ersten Vortrags ist mir aufgefallen, daß in den Intarsien meines Betstuhls der auferstandene Christus dargestellt ist, um den Engel schweben. Mir ist der Gedanke gekommen, daß diese Engel fliegen können, weil sie nicht der Schwerkraft der materiellen Dinge dieser Erde unterworfen, sondern in die Gravitationskraft der Liebe des Auferstandenen hineingenommen sind; und daß auch wir fliegen könnten, wenn wir ein wenig aus der Schwerkraft des Materiellen heraustreten und uns in die neue Gravitationskraft der Liebe des Auferstandenen hineinbegeben würden.

Sie haben uns wirklich dabei geholfen, diese Schwerkraft der alltäglichen Dinge zu überwinden und in das andere Kraftfeld des Auferstandenen einzutreten, um nach oben hinaufzusteigen. Dafür danken wir Ihnen.

Ich möchte Ihnen auch meinen Dank aussprechen, daß Sie uns eine so scharfsinnige und präzise Diagnose der heutigen Situation vorgelegt und uns gezeigt haben, daß hinter vielen Phänomenen unserer Zeit, die scheinbar weit entfernt von der Religion und von Christus sind, eine Frage, eine Erwartung, eine Sehnsucht steht; und daß die einzige wahre Antwort auf diese gerade in unserer Zeit allgegenwärtige Sehnsucht Christus ist.

Sie haben uns auf diese Weise geholfen, noch mutiger Christus nachzufolgen und noch tiefer die Kirche zu lieben, die »Immaculata ex maculatis«, wie Sie es mit den Worten des hl. Ambrosius zum Ausdruck gebracht haben.

Schließlich möchte ich Ihnen danken für Ihren Realismus, Ihren Humor und Ihre Konkretheit; bis hin zur etwas gewagten Theologie Ihrer Haushälterin: Ich würde es nicht wagen, die Worte »Der Herr hat vielleicht auch seine Fehler« dem Urteil der Kongregation für die Glaubenslehre vorzulegen. In jedem Fall haben wir viel gelernt und Ihre Gedanken, Herr Kardinal, werden uns nicht nur in den kommenden Wochen begleiten.

Wir sind im Gebet mit Ihnen verbunden. Danke.



AN DIE MITGLIEDER DES INSTITUTS "PAOLO VI" IN BRESCIA Samstag, 3. März 2007


Liebe Brüder und Schwestern!

Ich freue mich, jeden von euch zu empfangen, die ihr dem Wissenschaftlichen Ausschuß bzw. dem Exekutivausschuß des Instituts »Paul VI.« angehört, das vom »Werk für Christliche Erziehung« in Brescia unterstützt wird, um die Erforschung des Lebens, Denkens und Wirkens dieses unvergeßlichen Papstes zu fördern. Herzlich begrüße ich euch alle, angefangen bei den anwesenden Herren Kardinälen. Besonders begrüße ich Herrn Dr. Giuseppe Camadini und danke ihm für die Worte, die er in seiner Eigenschaft als Präsident eures Instituts an mich gerichtet hat. Sodann gilt mein besonderer Gruß Msgr. Giulio Sanguineti, Bischof der Diözese, in der mein verehrter Vorgänger geboren, getauft und zum Priester geweiht worden ist. Ihm danke ich auch für alles, was er maßgeblich zur Unterstützung und Begleitung einer so verdienstvollen Einrichtung leistet. Danke, liebe Freunde, daß ihr mir ein Exemplar aller bisher von euch herausgegeben Publikationen zum Geschenk gemacht habt. Es handelt sich um eine ansehnliche Reihe von Bänden, die Zeugnis geben von der bemerkenswerten Arbeit, die in über 25 Jahren von euch vollbracht worden ist.

Wie gesagt wurde, hatte auch ich Gelegenheit, die Tätigkeit eures Instituts kennenzulernen. Ich habe dessen Treue zum Lehramt ebenso bewundert wie die Absicht, einen großen Papst dadurch zu ehren, daß ihr durch sorgfältige Forschungsarbeit und Initiativen von hoher wissenschaftlicher und kirchlicher Substanz dafür Sorge tragt, sein apostolisches Anliegen herauszustellen. Dem Diener Gottes Paul VI. fühle ich mich persönlich sehr verbunden wegen des Vertrauens, das er mir mit der Ernennung zum Erzbischof von München und drei Monate später mit der Aufnahme in das Kardinalskollegium im Jahr 1977 erwiesen hat. Er wurde von der göttlichen Vorsehung dazu berufen, das Schiff Petri in einer geschichtlichen Periode zu führen, die von nicht wenigen Herausforderungen und problematischen Situationen gezeichnet war. Läßt man in Gedanken noch einmal die Jahre seines Pontifikats vorüberziehen, berührt einen der missionarische Eifer, der ihn beseelte und ihn dazu drängte, anspruchsvolle Apostolische Reisen auch in ferne Länder zu unternehmen, um prophetische Gesten von großer kirchlicher, missionarischer und ökumenischer Bedeutung zu vollbringen. Er hat sich als erster Papst in das Land begeben, wo Christus gelebt hat und von dem Petrus nach Rom aufgebrochen ist. Jenem Besuch – kaum sechs Monate nach seiner Wahl zum Obersten Hirten des Volkes Gottes, während das II. Vatikanische Konzil noch andauerte – kam eine klare symbolische Bedeutung zu. Er zeigte der Kirche, daß der Weg ihrer Sendung darin bestand, den Spuren Christi zu folgen. Genau das versuchte Papst Paul VI. während seines Petrusamtes zu tun, das er stets mit Weisheit und Klugheit, in voller Treue zum Gebot des Herrn ausgeübt hat.

Tatsächlich besteht das Geheimnis des pastoralen Wirkens, das Paul VI. mit unermüdlicher Hingabe erfüllt und dabei auch schwierige und unpopuläre Entscheidungen getroffen hat, in seiner Liebe zu Christus: einer Liebe, die in all seinen Lehren mit berührenden Worten zum Ausdruck kommt. Seine Hirtenseele war ganz von einem missionarischen Bestreben erfüllt, das sich aus dem aufrichtigen Wunsch nach einem Dialog mit der Menschheit nährte. Seine mehrmals vorgeschlagene prophetische Aufforderung, die von Unruhen und Gewalt erschütterte Welt durch »die Zivilisation der Liebe« zu erneuern, erwuchs aus seinem totalen Anvertrauen an Jesus, den Erlöser des Menschen. Wie könnte man zum Beispiel jene Worte vergessen, die auch ich – damals als Sachverständiger beim II. Vatikanischen Konzil – bei der Eröffnung der Zweiten Sitzungsperiode am 29. September 1963 in der Vatikanischen Basilika gehört habe? »Christus unser Anfang« – verkündete Paul VI. mit tiefer innerer Begeisterung, und ich höre noch seine Stimme –, »Christus unser Weg und unser Meister! Christus unsere Hoffnung und unser Ziel […] Möge kein anderes Licht über dieser Versammlung schweben als Christus, das Licht der Welt; möge keine andere Wahrheit unsere Herzen interessieren als die Worte des Herrn, unseres einzigen Meisters; möge keine andere Bestrebung uns leiten als der Wunsch, ihm absolut treu zu sein« (Insegnamenti di Paolo VI, I [1963], 170–171). Und bis zum letzten Atemzug galten sein Denken, seine Energien und sein Wirken Christus und der Kirche.

Der Name dieses Papstes, den die weltweite öffentliche Meinung in seiner Größe gerade anläßlich seines Todes verstand, bleibt vor allem mit dem II. Vatikanischen Konzil verbunden. Wenn in der Tat Johannes XXIII. das Konzil angekündigt und begonnen hat, so oblag es dessen Nachfolger, es mit sachkundiger, feinfühliger und fester Hand zu Ende zu führen. Nicht weniger schwierig war es für Papst Montini, die Kirche in der Zeit nach dem Konzil zu leiten. Er ließ sich nicht von Unverständnis und Kritik beeinflussen, auch wenn er Leid und manchmal heftige Angriffe ertragen mußte, sondern blieb in jeder Situation ein fester und besonnener Steuermann des Schiffes Petri.

Mit den Jahren zeigt sich immer deutlicher die Bedeutung seines Pontifikats für die Kirche und die Welt, wie auch der Wert seines Lehramtes, an dem sich seine Nachfolger inspiriert haben und auf das auch ich weiterhin Bezug nehme. Ich ergreife daher gern die heutige Gelegenheit, um ihm meine Ehrerbietung zu erweisen, während ich euch, liebe Freunde, ermutige, mit der Arbeit, die ihr seit langem aufgenommen habt, fortzufahren. Ich mache mir den Aufruf zu eigen, den der geliebte Papst Johannes Paul II. an euch gerichtet hat, und ich wiederhole gern: »Studiert Paul VI. mit Liebe …, studiert ihn mit wissenschaftlicher Strenge …, studiert ihn in der Überzeugung, daß sein geistliches Erbe auch weiterhin die Kirche bereichert und die Gewissen der Menschen von heute nähren kann, die nach Worten des ewigen Lebens hungern« (Ansprache Am 26 Am 1980, O.R. dt., Nr. Dt 12,21 Dt 12,3 Dt 12, S. Dt 5,2). Liebe Brüder und Schwestern, ich danke euch nochmals für euren Besuch. Ich versichere euch meines Gedenkens im Gebet und segne herzlich euch, eure Familien und sämtliche Initiativen des Instituts »Paolo VI« in Brescia.



AN DIE MITGLIEDER DES "CIRCOLO SAN PIETRO" Donnerstag, 8. März 2007

Liebe Freunde!


Ich danke euch für eure Anwesenheit bei diesem Treffen, mit dem ihr erneut die Zuneigung und Ergebenheit bekräftigt, die eure Vereinigung mit dem Nachfolger des Apostels Petrus verbindet. Alle heiße ich herzlich willkommen. Ich grüße die Mitglieder des Generalpräsidiums eures verdienstvollen Vereins, insbesondere den Präsidenten Don Leopoldo dei Duchi Torlonia, dem ich auch für die in eurem Namen an mich gerichteten freundlichen Worte danke, mit denen er eure liturgischen und karitativen Aktivitäten dargelegt hat. Mein Gruß gilt auch eurem geistlichen Assistenten, euren Familien und allen, die auf verschiedene Art und Weise an den von euch organisierten Initiativen teilnehmen. Der langen Tradition gemäß findet dieses jährliche Treffen in Verbindung mit dem Fest der Kathedra Petri statt, um jene besondere Treue zum Heiligen Stuhl hervorzuheben, die eure Vereinigung auszeichnet, und um dem Papst den traditionellen Peterspfennig zu überreichen, den ihr in den Pfarrgemeinden und Instituten der Diözese Rom gesammelt habt.

Der althergebrachte Brauch des Peterspfennigs, der gewissermaßen bereits in den ersten christlichen Gemeinden gepflegt wurde, entspringt dem Bewußtsein, daß jeder Gläubige dazu aufgerufen ist, das Werk der Evangelisierung auch in materieller Hinsicht zu fördern und gleichzeitig die Armen und Bedürftigen hochherzig zu unterstützen – eingedenk der Worte Jesu: »Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan« (Mt 25,40). In der Apostelgeschichte lesen wir, daß dank der Beteiligung an materiellen Ressourcen »es auch keinen unter ihnen gab, der Not litt. Denn alle, die Grundstücke oder Häuser besaßen, verkauften ihren Besitz, brachten den Erlös und legte ihn den Aposteln zu Füßen« (vgl. Apg Ac 4,34), und weiter: »Man beschloß, jeder von den Jüngern sollte nach seinem Vermögen den Brüdern in Judäa etwas zur Unterstützung senden« (Ac 11,29).

Diese kirchliche Praxis hat sich im Laufe der Jahrhunderte weiterentwickelt, den unterschiedlichen Anforderungen der Zeit angepaßt und wird auch heute noch beibehalten. In jeder Diözese, in jeder Pfarrei und Glaubensgemeinschaft wird alljährlich der Peterspfennig gesammelt, der dann zum Zentrum der Kirche gelangt, um den Bedürfnissen und den aus aller Welt an den Papst gerichteten Anfragen entsprechend verteilt zu werden. In der Geschichte der Kirche hat es Zeiten gegeben, in denen die wirtschaftliche Unterstützung des Nachfolgers Petri durch die Christen ganz besonders bedeutend war, was wir beispielsweise deutlich den Worten des sel. Pius IX. entnehmen können, wenn er in der Enzyklika Saepe venerabilis vom 5. August 1871 schreibt: »Reicher als sonst hat Uns der Peterspfennig erreicht, mit dem Arm und Reich bemüht ist, Unsere Armut zu lindern; dazu kamen zahlreiche Gaben verschiedener und edler Art und ein herrlicher Beitrag christlicher Künste und Talente, ganz besonders geeignet, um jene zweifache geistliche und königliche Gewalt hervorzuheben, die Gott Uns gegeben hat«.

Auch in dieser unserer Zeit ist die Kirche weiterhin bemüht, das Evangelium zu verbreiten und zur Entwicklung einer brüderlicheren und solidarischeren Menschheit beizutragen. Und gerade auch dank des Peterspfennigs hat sie die Möglichkeit, diese ihre Sendung zur Evangelisierung und Förderung der Menschheit zu erfüllen. Somit danke ich euch für euren Einsatz für die Spendenkollekte der römischen Bevölkerung, die, wie euer Präsident hervorgehoben hat, Ausdruck ihrer Dankbarkeit für die pastorale und karitative Aktion des Nachfolgers Petri ist. Ich weiß, daß ihr von Eifer und Hochherzigkeit beseelt seid: möge der Herr euch belohnen und den von euch erfüllten kirchlichen Dienst fruchtbar machen. Auch möge er euch helfen, jede Initiative eures Vereins zu realisieren. Vor allem möchte ich an jenen wertvollen Dienst erinnern, den ihr seit über sechs Jahren mit dem Hospiz »Sacro Cuore« leistet, wo die tägliche Präsenz eurer freiwilligen Helfer den Kranken und ihren Angehörigen Unterstützung bietet – ein stilles, aber vielsagendes Zeugnis der Liebe für das menschliche Leben, das Aufmerksamkeit und Achtung bis zum letzten Atemzug verdient.

Liebe Freunde, wir befinden uns in der Fastenzeit, während derer uns die Liturgie daran erinnert, daß wir mit der Pflicht des Gebets und des Fastens die Aufmerksamkeit den Brüdern gegenüber vereinen müssen, insbesondere für die Notleidenden, indem wir ihnen mit Gesten und Werken materiellen und geistlichen Beistands zu Hilfe kommen. Heute wiederhole ich vor euch jene Einladung, die ich in der Botschaft zur Fastenzeit an jeden Christen gerichtet habe, nämlich den Wunsch, daß diese liturgische Zeit allen »eine erneute Erfahrung der Liebe Gottes sein möge, die uns in Jesus Christus geschenkt worden ist – eine Liebe, die wir unsererseits dem Nächsten weiterschenken müssen, vor allem denen, die leiden und in Not sind« (vgl. Botschaft für die Fastenzeit 2007). Nochmals bedanke ich mich für den heutigen Besuch und bestärke euch, eure karitativen Tätigkeiten wie auch den liturgischen Dienst an den Gläubigen im Petersdom und während der Feiern, denen der Papst vorsteht, mit Begeisterung fortzusetzen. Ich vertraue euch dem mütterlichen Schutz Marias an, die ihr als »Salus Populi Romani« anruft. In diesem Sinn und mit der Versicherung meines Gebets für euch und eure Initiativen erteile ich allen meinen besonderen Apostolischen Segen.

AN DIE TEILNEHMER DER VOLLVERSAMMLUNG DES

PÄPSTLICHEN RATES FÜR DIE

SOZIALEN KOMMUNIKATIONSMITTEL Clementina-Saal

Freitag, 9. März 2007




Eminenzen,
liebe Mitbrüder im Bischofsamt,
liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Ich freue mich, euch heute aus Anlaß der Jahresvollversammlung des Päpstlichen Rates für die sozialen Kommunikationsmittel im Vatikan zu begrüßen. Mein Dank gilt zunächst Erzbischof Foley, dem Präsidenten des Rates, für seine freundlichen einleitenden Worte. Euch allen möchte ich meine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen für euren Einsatz im Apostolat der sozialen Kommunikation, dessen Bedeutung in unserer zunehmend technologischen Welt nicht unterschätzt werden darf.

Der Bereich der sozialen Kommunikation ist raschen Veränderungen unterworfen. Während die Printmedien Mühe haben, ihre Auflagen zu erhalten, entwickeln sich andere Medienarten wie Radio, Fernsehen und Internet mit außerordentlicher Geschwindigkeit. Vor dem Hintergrund der Globalisierung fällt dieser Aufstieg der elektronischen Medien zusammen mit ihrer zunehmenden Konzentration in den Händen einiger weniger multinationaler Konzerne, deren Einfluß alle sozialen und kulturellen Grenzen überschreitet.

Welche Folgen und Auswirkungen hat dieser Anstieg in der Medien- und Unterhaltungsindustrie? Ich weiß, daß dies eine Frage ist, die von euch große Aufmerksamkeit verlangt. Da die Medien eine wichtige Rolle in der Prägung der Kultur spielen, betrifft sie in der Tat alle Menschen, die das Wohlergehen der Zivilgesellschaft ernstnehmen.

Zweifellos tragen die Massenmedien in ihren verschiedenen Ausprägungen vieles bei, was für die Zivilisation von großem Nutzen ist. Man braucht nur an hochwertige Dokumentarfilme und Nachrichtensendungen zu denken, an gesunde Unterhaltung und an Debatten und Interviews, die zum Denken anregen. Außerdem muß, was das Internet betrifft, gebührend anerkannt werden, daß es eine Welt der Erkenntnis und des Lernens eröffnet hat, die für viele Menschen vorher, wenn überhaupt, nur schwer zugänglich war.

Diese Beiträge zum Gemeinwohl müssen Beifall und Ermutigung finden.

Andererseits wiederum ist es leicht ersichtlich, daß vieles von dem, was in verschiedenen Formen in die Häuser von Millionen Familien auf der ganzen Welt übertragen wird, zerstörerisch ist. Indem sie das Licht der Wahrheit Christi auf diese Schatten richtet, erzeugt die Kirche Hoffnung. Laßt uns unsere Bemühungen verstärken, alle zu ermutigen, das angezündete Licht auf den Leuchter zu stellen, wo es vor allen Menschen im Haus, in der Schule und in der Gesellschaft leuchtet (vgl. Mt 5,14–16)!

In diesem Zusammenhang lenkt meine Botschaft für den Welttag der sozialen Kommunikationsmittel in diesem Jahr die Aufmerksamkeit auf die Beziehung zwischen den Medien und den jungen Menschen. Meine Besorgnisse unterscheiden sich nicht von denen jeder Mutter oder jeden Vaters oder Lehrers oder verantwortlichen Bürgers.

Wir alle erkennen: »Schönheit, eine Art Spiegel des Göttlichen, inspiriert und belebt Herz und Geist junger Menschen, während Häßlichkeit und Vulgarität eine erniedrigende Wirkung auf Einstellungen und Verhalten haben« (Nr. 2). Die Verantwortung, Kinder und Jugendliche in die Wege der Schönheit, der Wahrheit und des Guten einzuführen und sie zu diesen zu erziehen, wiegt daher schwer. Sie kann nur in dem Maße von den Medienkonzernen unterstützt werden, in dem diese die grundlegende Würde des Menschen, den wahren Wert der Ehe und des Familienlebens sowie die positiven Errungenschaften und Ziele der Menschheit fördern.

Ich rufe noch einmal die Verantwortlichen der Medienindustrie auf, die Produzenten dazu anzuhalten, das Gemeinwohl zu schützen, die Wahrheit aufrechtzuerhalten, die persönliche Würde des Menschen zu wahren und die Achtung gegenüber den Bedürfnissen der Familie zu fördern. Und während ich euch alle, die ihr heute hier versammelt seid, ermutige, vertraue ich darauf, daß man dafür sorgen wird, die Teilkirchen an den Früchten eurer Reflexionen und Studien durch die Pfarrgemeinden, Schulen und Diözesaneinrichtungen teilhaben zu lassen.

Euch allen, euren Kollegen und den Mitgliedern eurer Familien zu Hause erteile ich meinen Apostolischen Segen.
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ROSENKRANZGEBET ANLÄSSLICH DES 5. EUROPÄISCHEN STUDENTENTAGES

Audienzenhalle
Samstag, 10. März 2007

Liebe junge Studenten!


Es freut mich sehr, euch am Ende der marianischen Gebetsvigil, die das Vikariat von Rom anläßlich des Europäischen Studententages veranstaltet, herzlich zu begrüßen. Ich danke Kardinal Camillo Ruini und Msgr. Lorenzo Leuzzi sowie allen, die bei der Initiative mitgeholfen haben: den akademischen Einrichtungen, den Musikhochschulen, dem Ministerium für Universitäten und wissenschaftliche Forschung, dem Ministerium für Kommunikation. Ich beglückwünsche den Dirigenten des Orchesters und den Chorleiter sowie euch, liebe Musiker und Chorsänger. Während ich euch, römische Freunde, empfange, denke ich mit gleicher Zuneigung an eure Altersgenossen, die dank der Rundfunk- und Fernsehübertragungen an dieser Stunde des Gebets und der Reflexion aus einigen Städten Europas und Asiens teilnehmen konnten: aus Prag, Kalkutta, Hongkong, Bologna, Krakau, Turin, Manchester, Manila, Coimbra, Tirana und Islamabad- Rawalpindi. Dieses »Netz«, das durch die Zusammenarbeit des Vatikanischen Fernsehzentrums, von Radio Vatikan und »Telespazio« verwirklicht wurde, ist in der Tat ein Zeichen der Zeit, ein Zeichen der Hoffnung.

Seine ganze Bedeutung offenbart dieses »Netz«, wenn wir das Thema der heutigen Gebetsvigil bedenken: »Intellektuelle Nächstenliebe, der Weg für eine neue Zusammenarbeit zwischen Europa und Asien.« Es beeindruckt, wenn wir an die intellektuelle Nächstenliebe als Kraft des menschlichen Geistes denken, die imstande ist, die Bildungswege der jungen Generationen zu verbinden. Global gesehen kann die intellektuelle Nächstenliebe den Lebensweg der Jugendlichen zusammenführen, obwohl sie weit voneinander entfernt wohnen, sich aber auf der Ebene der inneren Suche und des Zeugnisses miteinander verbunden fühlen. Heute abend verwirklichen wir eine geistige Brücke zwischen Europa und Asien, einem Kontinent mit reicher geistiger Überlieferung, wo einige der ältesten und edelsten kulturellen Traditionen der Menschheit entstanden sind. Wie bedeutsam ist deshalb unsere Begegnung! Die jungen Studenten aus Rom sind Wortführer der Geschwisterlichkeit im Zeichen der intellektuellen Nächstenliebe, sie pflegen eine Solidarität, deren Antriebskraft nicht wirtschaftliche oder politische Interessen sind, sondern das Studium und die Wahrheitssuche. Wir befinden uns also in einer wahren »Universitätsperspektive«, das heißt in der Gemeinschaft des Wissens, die einer der Grundbausteine Europas war. Danke, liebe Jugendliche!

Jetzt wende ich mich an all jene, die mit uns aus den verschiedenen Städten und Nationen verbunden sind.

Der Papst sagte auf tschechisch: Liebe Jugendliche, ihr habt euch in Prag versammelt! Die Freundschaft mit Christus möge euer Studium und eure persönliche Entwicklung immer erleuchten.

auf englisch: Liebe Studenten aus Kalkutta, Hongkong, Islamabad- Rawalpindi, Manchester und Manila! Gebt Zeugnis davon, daß Jesus Christus uns nichts wegnimmt, sondern unsere tiefste Sehnsucht nach Leben und Wahrheit erfüllt!

auf polnisch: Liebe Freunde in Krakau! Macht euch immer die Lehren zu eigen, die der verehrungswürdige Papst Johannes Paul II. den Jugendlichen und in besonderer Weise den Universitätsstudenten hinterlassen hat.

auf portugiesisch: Liebe Studenten der Universität Coimbra! Die Jungfrau Maria, Sitz der Weisheit, führe euch, auf daß ihr wahre Jünger und Zeugen der christlichen Weisheit werdet.

auf albanisch: Liebe Jugendliche in Tirana! Bemüht euch, als Wegbereiter das neue Albanien aufzubauen, indem ihr auf die christlichen Wurzeln Europas zurückgreift.

auf italienisch: Liebe Studenten der Universitäten von Bologna und Turin! Versäumt es nicht, zum Aufbau des neuen Humanismus, der auf dem fruchtbaren Dialog zwischen Glaube und Vernunft gründet, euren kreativen Beitrag zu leisten. Liebe Freunde, wir stehen in der Fastenzeit, und die Liturgie ruft uns ständig auf, unsere Nachfolge Christi zu festigen. Auch diese Gebetsvigil kann in der Tradition der Weltjugendtage als eine Etappe des vom Kreuz angeführten geistlichen Pilgerweges betrachtet werden. Und das Geheimnis des Kreuzes ist nicht zu trennen vom Thema der intellektuellen Nächstenliebe, ja es erhellt dieses. Die christliche Weisheit ist die Weisheit des Kreuzes: Die christlichen Studenten und noch mehr die christlichen Lehrer deuten jede Wirklichkeit im Licht des Geheimnisses der Liebe Gottes, die im Kreuz ihre höchste und vollkommenste Offenbarung findet. Ich vertraue euch, liebe Jugendliche, noch einmal das Kreuz Christi an: Nehmt es an, umarmt es, folgt ihm nach. Es ist der Baum des Lebens! Zu seinen Füßen findet ihr immer Maria, die Mutter Jesu. Zusammen mit ihr, dem Sitz der Weisheit, richtet den Blick auf den, der für uns durchbohrt wurde (vgl. Joh Jn 19,37), betrachtet die unerschöpfliche Quelle der Liebe und Wahrheit, dann werdet ihr auch deren frohe Jünger und Zeugen sein. Das wünsche ich jedem einzelnen von euch. Ich begleite diesen Wunsch von Herzen mit dem Gebet und meinem Segen, in den ich gern alle eure Lieben einschließe.


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BESUCH DER DOMBAUHÜTTE VON ST. PETER

Mittwoch, 14. März 2007
Verehrte Mitbrüder im bischöflichen Dienst,

liebe Freunde!

Diese Begegnung mit euch freut mich sehr, findet sie doch am Sitz einer berühmten und alten päpstlichen Einrichtung statt, der Dombauhütte von St. Peter. Ich begrüße vor allem euren Präsidenten und Erzpriester der Basilika St. Peter, Erzbischof Angelo Comastri, der die gemeinsamen Gefühle zum Ausdruck gebracht hat. Dann begrüße ich den Delegaten dieser Dombauhütte, Bischof Vittorio Lanzani, und einen jeden von euch. Ihr arbeitet an einem Ort, in der ehrwürdigen Basilika des Apostels, die das Herz der katholischen Kirche ist: ein pulsierendes Herz, dank des Heiligen Geistes, der es immer lebendig erhält, aber auch dank der Tätigkeit derer, die sie täglich in Betrieb halten. Vor knapp 500 Jahren wurde der Grundstein zur zweiten vatikanischen Basilika gelegt, wie Erzbischof Comastri in Erinnerung gerufen hat. Fünf Jahrhunderte, und doch ist sie noch immer lebendig und jung; sie ist kein Museum, sondern ein geistlicher Organismus, und auch die Steine spüren diese Lebenskraft! Ihr zuallererst, die ihr hier arbeitet, seid »lebendige Steine«, wie der Apostel Petrus geschrieben hat, lebendige Steine des geistlichen Hauses, der Kirche.

Diese wenn auch kurze Begegnung mit euch, gleichsam zum Abschluß der Fünfhundertjahrfeier der vatikanischen Basilika, wo ihr konkret arbeitet, freut mich sehr. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, jetzt an eure Kollegen zu erinnern, die euch in den vergangenen 500 Jahren vorausgegangen sind. Ich spreche euch meinen Dank aus für das, was ihr mit Eifer und Sachverstand tut, damit dieses »Herz« der Kirche, wie ich zuvor sagte, weiter mit anhaltender Lebenskraft »pulsieren« kann, indem es Menschen aus der ganzen Welt anzieht und ihnen zu einer geistlichen Erfahrung verhilft, die ihr Dasein prägt. Denn dank eures Beitrags, der fast immer verborgen, aber stets so wertvoll ist, können viele Menschen aus aller Welt ihre Pilgerfahrt oder einfach ihren Besuch in der vatikanischen Basilika fruchtbringend erleben und eine Botschaft des Glaubens und der Hoffnung in ihrem Herzen mit sich nehmen. Sie erfahren die Gewißheit, nicht nur großartige Kunstwerke gesehen zu haben, sondern der lebendigen Kirche, dem Apostel Petrus und letztlich Christus begegnet zu sein. Ich danke euch nochmals und ermutige euch: Leistet eure Arbeit immer als einen Akt der Liebe für die Kirche, für den hl. Petrus und damit für Christus. Ich vertraue alle dem besonderen Schutz des hl. Petrus an, euch und eure Lieben. Und während ich euch meines Gedenkens im Gebet versichere und euch bitte, es zu erwidern, indem ihr für mich betet, segne ich euch von Herzen.

AN HERRN ALFONSO RIVERO MONSALVE,

NEUER BOTSCHAFTER VON PERU BEIM HL. STUHL Freitag, 16. März 2007



Herr Botschafter!

1. Zur Entgegennahme des Schreibens, mit dem Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Republik Peru beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden, heiße ich Sie herzlich willkommen und wünsche Ihnen eine fruchtbare Arbeit zur Aufrechterhaltung der guten Beziehungen, die zwischen Ihrem edlen Land und dem Apostolischen Stuhl bestehen.

Während ich Ihnen für die freundlichen und einfühlsamen Worte danke, die Sie an mich gerichtet haben, bitte ich Sie, S. Exzellenz Dr. Alan García Pérez, Präsident der Republik, Ihrer Regierung und dem geliebten peruanischen Volk meinen ehrerbietigen Gruß übermitteln zu wollen.

2. Diese Begegnung erinnert uns an die tiefen Bande, die Ihre Nation zur Kirche hatte und hat. Der katholische Glaube, der von Verkündigern des Evangeliums wie dem hl. Toribio de Mogrovejo – seines 400. Todestages wurde im vergangenen Jahr gedacht – dorthin gebracht worden war, wurde vom ersten Augenblick an aufgenommen, um schließlich nach und nach die kulturellen und sozialen Gefüge dieses gesegneten Volkes zu durchdringen, aus dem schon sehr bald die ersten Heiligen, Männer und Frauen, auf lateinamerikanischem Boden erwuchsen.

Und wie schon von Ihnen erwähnt, möchte ich außer an den heiligen Bischof noch an die hl. Rosa von Lima, die hll. Martín de Porres, Francisco Solano, Juan Macías sowie an die sel. Ana de los Ángeles Monteagudo erinnern, die von Papst Johannes Paul II. bei seinem ersten Besuch in Peru 1985 seliggesprochen wurde.

Auch ich hatte Gelegenheit, Ihre Heimat im Jahr 1986 zu besuchen, als ich Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre war. Ich bewahre eine sehr einprägsame Erinnerung an jene Tage, vor allem an meine Begegnungen mit einfachen Menschen aus den Armenvierteln in Lima und Cuzco.

3. In der heutigen Welt der raschen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Veränderungen ist Ihr Land nicht davon ausgenommen, gleichfalls tiefgreifende Wandlungen zu erleben. Das sind Vorgänge, die sich direkt auf die Menschen und ihre Werte auswirken.

In diesem Zusammenhang sind die Anstrengungen beachtlich, die von der Kirche und vom Staat in Peru im Erziehungsbereich und bei der Anwendung der neuen Technologien mit dem Ziel vollbracht worden sind, eine größere Einbeziehung der weniger begünstigten Gebiete in die neuen Kulturräume unserer Zeit zu bewerkstelligen.

Andererseits gibt es nach wie vor moralische und religiöse Probleme, denen sich sowohl die Kirche wie der Staat, jeder im Rahmen der ihm eigenen Zuständigkeit, gerade für das Wohl der Peruaner stellen müssen.

Wie man weiß, versucht Peru das Phänomen der Globalisierung durch angemessene Nutzung der vom Wirtschaftswachstum gebotenen Chancen zu bewältigen, so daß der produzierte Reichtum und andere soziale Güter in gerechter Weise allen zukommen.

Wie alle Menschen erhoffen sich auch die Peruaner, daß alle sozialen Schichten von den Gesundheitsdiensten gebührend betreut werden; daß die Erziehung durch Verbesserung ihrer Qualität auf sämtlichen Ebenen zu einem Gut aller werde; daß gegenüber der Korruption die Rechtschaffenheit vorherrschend werde, die das wirksame Tätigwerden der verschiedenen öffentlichen Einrichtungen ermöglicht und so viele Situationen des Hungers und Elends überwinden hilft.

Dringend notwendig ist also die Einigkeit in den Absichten, um ein kontinuierliches Handeln der Regierenden angesichts der Herausforderungen einer globalisierten Welt zu ermöglichen, denen mit echter Solidarität begegnet werden muß.

Diese Tugend der Solidarität muß – wie mein Vorgänger Johannes Paul II. sagte – das Tun der Einzelnen, der Regierungen, der internationalen Organisationen und Institutionen und aller Glieder der Zivilgesellschaft dahingehend inspirieren, daß sie für ein gerechtes Wachstum aller Völker und Nationen arbeiten und dabei als Ziel das Wohl aller und jedes einzelnen im Auge haben (vgl. Enzyklika Sollicitudo Rei Socialis SRS 40).

4. Die Kirche, die die Zuständigkeit des Staates in sozialen, politischen und wirtschaftlichen Fragen anerkennt, übernimmt als ihre Pflicht, die sich aus ihrer Sendung zur Evangelisierung herleitet, die Wahrung und die Verbreitung der Wahrheit über den Menschen, den Sinn seines Lebens und seiner letzten Bestimmung, die Gott ist. Sie ist Quelle der Inspiration, damit die Würde des Menschen und des Lebens von seiner Empfängnis bis zu seinem natürlichen Tod anerkannt und geschützt wird, wie es die peruanische Verfassung garantiert.

Darum wird die Kirche weiterhin in der Erziehung, in der gesundheitlichen Betreuung und in der Hilfe für die Ärmsten und Bedürftigsten treu und hochherzig mitarbeiten.

5. Der Apostolische Stuhl wird weiterhin jede soziale Anstrengung unterstützen, die unternommen wird, damit immer gleiche Chancen für alle bestehen und jeder Peruaner sich in seinen unveräußerlichen Rechten respektiert fühlt. Die Bischöfe Perus werden daher im Licht des Evangeliums und der Soziallehre der Kirche auch in Zukunft die Suche nach der Wahrheit im Bereich von Familie, Arbeit und Sozialpolitik fördern.

Die peruanischen Katholiken sind ihrerseits dazu aufgerufen, in den sozialen Einrichtungen und im öffentlichen Leben Sauerteig der christlichen Botschaft zu sein, um auf diese Weise zum Aufbau einer brüderlicheren Gesellschaft beizutragen. Im Bewußtsein ihrer »religiösen und gerade dadurch höchst humanen Sendung« (Gaudium et Spes GS 11) ebenso wie im Bewußtsein ihrer Pflicht, die Wahrheit jedem Menschen anzubieten, der als Kind Gottes mit einer höheren und jedem positiven Gesetz vorausgehenden Würde ausgestattet ist, wird die Kirche für die Erreichung dieser Ziele weiterarbeiten.

»Auf Grund ihrer Erfahrung in allem, was den Menschen betrifft« (Paul VI., Enzyklika Populorum Progressio PP 13), lehrt sie außerdem, daß nur unter Achtung des Sittengesetzes, das die Würde des Menschen verteidigt und schützt, durch Förderung eines stabilen sozialen Fortschritts der Friede errichtet werden kann.

Es ist daher zu wünschen, daß die Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirche in Peru, die bisher gute Früchte erbracht hat, fortgesetzt wird.

6. Herr Botschafter, zum Abschluß dieser willkommenen Begegnung heiße ich Sie noch einmal herzlich willkommen und spreche Ihnen die besten Wünsche für die Erfüllung der Mission aus, die Sie heute antreten.

Während ich zum Herrn, »Señor de los Milagros«, flehe, daß er über Eure Exzellenz, Ihre werte Familie, Ihre Mitarbeiter und die Autoritäten Ihres Landes reichen Segen ausgieße, bitte ich auch die gnadenreiche Jungfrau »Nuestra Señora de las Mercedes«, sie möge das geliebte peruanische Volk beschützen, damit es auf dem Weg der Gerechtigkeit, der Solidarität und des Friedens weiter voranschreite.

AN DIE TEILNEHMER EINES VON DER

APOSTOLISCHEN PÖNITENTIARIE VERANSTALTETEN KURSES

ÜBER DAS FORUM INTERNUM Clementina-Saal

Freitag, 16. März 2007

Herr Kardinal,

verehrte Brüder im bischöflichen und im priesterlichen Dienst!

Sehr gern empfange ich euch heute und grüße jeden einzelnen von euch, die ihr an dem von der Apostolischen Pönitentiarie veranstalteten Kurs über das Forum Internum teilnehmt. An erster Stelle grüße ich den Großpönitentiar Kardinal James Francis Stafford und danke ihm für die freundlichen Worte, die er an mich gerichtet hat; des weiteren grüße ich den Regenten der Pönitentiarie, Bischof Gianfranco Girotti, und alle Anwesenden.

Die heutige Begegnung bietet mir die Gelegenheit, zusammen mit euch über die Bedeutung des Bußsakraments auch in dieser unserer Zeit nachzudenken und die Notwendigkeit hervorzuheben, daß sich die Priester darauf vorbereiten, es mit Andacht und Glauben zur Ehre Gottes und für die Heiligung des christliches Volkes zu spenden, wie sie es dem Bischof am Tag ihrer Priesterweihe versprochen haben. Denn es handelt sich um eine der Aufgaben, die den besonderen Dienst kennzeichnen, den sie »in persona Christi« zu leisten berufen sind. Durch die Gesten und die sakramentalen Worte machen die Priester vor allem die Liebe Gottes sichtbar, der sich in Christus in Fülle offenbart hat. Wenn er das Sakrament der Vergebung und der Versöhnung spendet, handelt der Priester – wie es im Katechismus der Katholischen Kirche heißt – als »Zeichen und Werkzeug der barmherzigen Liebe Gottes zum Sünder« (Nr. 1465). Was in diesem Sakrament geschieht, ist also vor allem Geheimnis der Liebe, Werk der barmherzigen Liebe des Herrn.

»Gott ist die Liebe« (1Jn 4,16): In diesen kurzen Satz hat der Evangelist Johannes die Offenbarung des ganzen Geheimnisses des dreifaltigen Gottes eingeschlossen. Und bei der Begegnung mit Nikodemus kündigt Jesus sein Leiden und Sterben am Kreuz an, indem er sagt: »Gott hat die Welt so sehr geliebt, daß er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat« (Jn 3,16). Für uns alle ist es notwendig, aus der unversiegbaren Quelle der göttlichen Liebe zu schöpfen, die sich uns im Geheimnis des Kreuzes vollkommen kundtut, damit wir den wahren Frieden mit Gott, mit uns selbst und mit dem Nächsten finden. Nur aus dieser geistlichen Quelle kann man die unentbehrliche innere Kraft schöpfen, um das Böse und die Sünde im Kampf zu überwinden, der keine Unterbrechung kennt und unseren Pilgerweg auf Erden hin zur himmlischen Heimat kennzeichnet.

Die Welt von heute weist die gleichen Widersprüche auf, die von den Vätern des II. Vatikanischen Konzils deutlich wahrgenommen wurden (vgl. Pastoralkonstitution Gaudium et spes, Nr. 4–10): Wir sehen eine Menschheit, die unabhängig sein will, wo nicht wenige meinen, daß sie Gott nicht brauchen, um gut zu leben; wie viele aber scheinen dazu verurteilt zu sein, dramatischen Situationen einer existentiellen Leere entgegenzutreten; wieviel Gewalt ist da noch auf Erden, wieviel Einsamkeit lastet auf der Seele des Menschen im Zeitalter der Kommunikation! Mit einem Wort, heute ist scheinbar der »Sinn für die Sünde« abhanden gekommen, an dessen Stelle aber haben sich die »Schuldkomplexe« vermehrt. Wer kann das Herz der Menschen vom Joch des Todes befreien, wenn nicht er, der durch seinen Tod die Macht des Bösen mit der Allmacht der göttlichen Liebe für immer besiegt hat? Der Apostel Paulus schrieb an die Christen von Ephesus: »Gott aber, der voll Erbarmen ist, hat uns, die wir infolge unserer Sünden tot waren, in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, zusammen mit Christus wieder lebendig gemacht« (Ep 2,4). Der Priester ist im Sakrament der Beichte Werkzeug dieser barmherzigen Liebe Gottes, die er in der Absolutionsformel anruft: »Gott, der barmherzige Vater, hat durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes die Welt mit sich versöhnt und den Heiligen Geist gesandt zur Vergebung der Sünden. Durch den Dienst der Kirche schenke er dir Verzeihung und Frieden.«

Im Neuen Testament ist auf allen Seiten die Rede von der Liebe und Barmherzigkeit Gottes, die in Christus sichtbar geworden sind. Denn Jesus, »der sich mit Sündern abgibt und sogar mit ihnen ißt« (vgl. Lk Lc 15,2), bekräftigt mit Vollmacht: »Deine Sünden sind dir vergeben« (Lc 5,20) und sagt: »Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, um die Sünder zur Umkehr zu rufen, nicht die Gerechten« (Lk 5,31–32). Die Aufgabe des Priesters und des Beichtvaters ist hauptsächlich diese: Jeden zur Erfahrung der Liebe Christi zu führen, indem er Christus auf dem eigenen Lebensweg begegnet, wie Paulus Ihm auf dem Weg nach Damaskus begegnet ist. Wir kennen die leidenschaftlichen Worte des Völkerapostels nach dieser Begegnung, die sein Leben verändert hat: »Er hat mich geliebt und sich für mich hingegeben« (vgl. Gal Ga 2,20). Das ist seine persönliche Erfahrung auf dem Weg nach Damaskus: Jesus, der Herr, hat Paulus geliebt und sein Leben für ihn hingegeben. Und in der Beichte ist das auch unser Weg, unser Weg nach Damaskus, unsere Erfahrung: Jesus hat mich geliebt und sich für mich hingegeben. Möge jede Person diese geistliche Erfahrung machen und – wie der Diener Gottes Johannes Paul II. gesagt hat – »Jesus Christus als mysterium pietatis wieder freilegen. In Christus zeigt uns Gott sein mitfühlendes Herz und versöhnt uns ganz mit sich. Dieses Antlitz Christi muß man auch durch das Sakrament der Buße neu zeigen« (Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Novo millennio ineunte, 37). Der Priester, Spender des Sakraments der Versöhnung, soll es immer als seine Aufgabe ansehen, in den Worten und in der Weise, wie er sich an den Pönitenten wendet, die barmherzige Liebe Gottes durchscheinen zu lassen. Wie der Vater im Gleichnis vom verlorenen Sohn soll er den reuigen Sünder aufnehmen, ihm helfen, sich aus der Sünde zu erheben; er soll ihn ermutigen, sich zu bessern und nie mit dem Bösen einen Kompromiß zu schließen, sondern immer den Weg der evangeliumsgemäßen Vollkommenheit wieder aufzunehmen. Diese schöne Erfahrung des verlorenen Sohnes, der im Vater die ganze göttliche Barmherzigkeit findet, möge im Sakrament der Versöhnung die Erfahrung eines jeden sein, der beichtet.

Liebe Brüder, das alles erfordert, daß der im Dienst des Bußsakraments stehende Priester selbst von einem ständigen Streben nach Heiligkeit beseelt ist. Der Katechismus der Katholischen Kirche stellt diesen Anspruch ganz hoch, denn er bekräftigt: »Der Beichtvater… muß zuverlässig wissen, wie ein Christ zu leben hat, in menschlichen Dingen Erfahrung haben und den, der gefallen ist, achten und sich ihm gegenüber feinfühlig verhalten. Er muß die Wahrheit lieben, sich an das Lehramt der Kirche halten und den Pönitenten geduldig der Heilung und vollen Reife entgegenführen. Er soll für ihn beten und Buße tun und ihn der Barmherzigkeit Gottes anvertrauen« (Nr. 1466). Um diese wichtige Sendung zu vollbringen, soll der Priester im Herzen immer mit dem Herrn vereint und so dem Lehramt der Kirche bezüglich der Morallehre treu sein in dem Bewußtsein, daß das Gesetz des Guten und des Bösen nicht von den Situationen, sondern von Gott bestimmt wird. Ich bitte die Jungfrau Maria, Mutter der Barmherzigkeit, den Dienst der Beichtväter zu unterstützen und jeder christlichen Gemeinde zu helfen, daß sie den Wert und die Bedeutung des Bußsakraments für das geistliche Wachstum jedes Gläubigen immer besser versteht. Euch hier Anwesenden und all jenen, die euch lieb sind, erteile ich von Herzen meinen Segen.
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Benedikt XVI Predigten 102