Benedikt XVI Predigten 202

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PASTORALBESUCH IN SAVONA UND GENUA

BESUCH DES KINDERKRANKENHAUSES "GIANNINA GASLINI" IN GENUA


Sonntag, 18. Mai 2008


Herr Bürgermeister,
Herr Sonderkommissar,
liebe Kinder,
liebe Brüder und Schwestern!

Nachdem ich zu Füßen der »Madonna della Guardia«, dem Heiligtum, das die Stadt von oben aus beherrscht, gebetet habe, findet meine erste Begegnung mit euch statt, an diesem Ort des Leidens und der Hoffnung, der vor genau siebzig Jahren, am 15. Mai 1938 eingeweiht worden ist. Fühlt euch umarmt, liebe Kinder, die ihr in diesem Krankenhaus, das als »ausgezeichnete Adresse« für die Kinderheilkunde im Dienste Genuas, Italiens und der gesamten Mittelmeerregion gilt, fürsorglich und liebevoll aufgenommen und versorgt werdet. Euer Sprecher hat mir eure herzlichen Gefühle zum Ausdruck gebracht, die ich von Herzen erwidere und auch mit einem besonderen Gedanken für eure Eltern begleite. Ein herzlicher Gruß an die Bürgermeisterin von Genua, Frau Marta Vincenzi, die mich im Namen der Stadt willkommen geheißen hat. Ich begrüße den Sonderkommissar des Instituts »Giannina Gaslini«, Prof. Vincenzo Lorenzelli, der den Zweck dieses Krankenhauses und die für die Zukunft geplanten Entwicklungen in Erinnerung gerufen hat.

Das »Gaslini«-Krankenhaus ist dem Herzen eines großzügigen Spenders, des Senators und Industriellen Gerolamo Gaslini, zu verdanken, der diese Einrichtung seiner schon im frühen Alter von zwölf Jahren verstorbenen Tochter gewidmet hat, und es ist Teil der Geschichte der Nächstenliebe, die Genua zu einer »Stadt der christlichen Nächstenliebe« macht. Auch heute veranlaßt der Glaube viele Menschen guten Willens zu Gesten der Liebe und der konkreten Hilfe für dieses Institut, das von den Genuesen zu Recht voller Stolz als wertvolles Erbe betrachtet wird. Ich danke allen und ermutige sie, weiterzumachen. Besonders freue ich mich über den neuen Gebäudekomplex, der einen großzügigen Spender gefunden hat und zu dem kürzlich der Grundstein gelegt worden ist. Auch das tatkräftige und herzliche Interesse der öffentlichen Verwaltung ist ein Zeichen der Anerkennung der sozialen Bedeutung, die das »Gaslini« für die Kinder der Stadt und darüber hinaus darstellt. Wenn eine gute Einrichtung für alle da ist, verdient sie – bei entsprechender Beachtung der Rollen und Zuständigkeiten – die Mitwirkung aller.

Ich wende mich nun an euch, liebe Ärzte, Forscher, Pflegepersonal und Mitarbeiter der Verwaltung; an euch, liebe Seelsorger, Ehrenamtliche und alle, die sich um den geistlichen Beistand der kleinen Gäste und ihrer Familien kümmern. Ich weiß, daß euer gemeinsamer Einsatz dafür sorgt, daß das »Gaslini« ein wirkliches »Heiligtum des Lebens« und ein »Heiligtum der Familie« wird, in dem sich die Professionalität der Mitarbeiter in jedem Bereich mit Liebe und Aufmerksamkeit gegenüber der Person verbindet. Die Entscheidung des Gründers, derzufolge der Präsident der Stiftung der jeweilige Erzbischof der Stadt Genua sein soll, bezeugt den Willen, daß die christliche Ausrichtung des Instituts stets beibehalten werden soll und daß alle sich stets auf die Werte des Evangeliums stützen sollen.

1931 hat Senator Gerolamo Gaslini, als er die Fundamente für die Einrichtung legte, öffentlich erklärt, daß »von dem Institut selbst stets das Wirken des Guten ausstrahlen sollte«. Das Gute durch die liebevolle Pflege der kleinen Kranken erstrahlen zu lassen, ist also das Ziel eures Krankenhauses. Während ich allen Mitarbeitern – in der Leitung, der Verwaltung und im Krankendienst – für die Professionalität und die Hingabe an ihren Dienst danke, bringe ich den Wunsch zum Ausdruck, daß sich dieses ausgezeichnete Kinderkrankenhaus in der Technologie, in der Pflege und in den Serviceleistungen weiterentwickelt, daß es aber auch immer mehr den Horizont im Hinblick auf jene positive Globalisierung erweitert, kraft derer die Ressourcen, Dienste und Bedürfnisse erkannt werden und ein heute so dringend notwendiges Netz der Solidarität geschaffen und verstärkt wird. All das möge geschehen, ohne es jemals an der Zuneigung fehlen zu lassen, die von den kleinen Patienten als wichtigste und unerläßliche Therapie wahrgenommen wird. So wird das Krankenhaus immer mehr zu einem Ort der Hoffnung werden.

Die Hoffnung nimmt hier im »Gaslini« das Antlitz der Behandlung von Patienten im Kindesalter an, für die man durch eine ständige Weiterbildung der Mitarbeiter im Krankendienst Sorge zu tragen sucht. Tatsächlich zeichnet sich euer Krankenhaus – als geschätztes Forschungs- und Pflegeinstitut mit wissenschaftlichem Charakter – dadurch aus, daß es monothematisch und polyfunktional ist und somit praktisch alle Fächer im Bereich der Pädiatrie abdeckt. Die Hoffnung, die hier geschaffen wird, stützt sich also auf ein gutes Fundament. Dennoch ist es, um der Zukunft wirksam zu begegnen, unerläßlich daß diese Hoffnung von einer höheren Vision des Lebens getragen wird, die dem Wissenschaftler, dem Arzt, den Fachleuten, den Assistenten und den Eltern erlaubt, ihre Fähigkeiten unter Einsatz aller ihrer Kräfte einzubringen, um im Bereich der Vorsorge und der Behandlung die besten Ergebnisse zu erzielen, die Wissenschaft und Technik heute anbieten können. Hier also scheint der Gedanke der schweigenden Gegenwart Gottes durch, die den Menschen auf nahezu unmerkliche Weise auf seinem langen Weg durch die Geschichte begleitet. Die wahre »verläßliche« Hoffnung ist Gott allein, der in Jesus Christus und in seinem Evangelium die dunkle Pforte der Zeit auf die Zukunft hin geöffnet hat. »Ich bin auferstanden und nun immer bei dir« – das sagt Jesus uns vor allem in den schwierigsten Momenten –, »meine Hand stützt dich. Wo immer du fallen magst, fällst du in meine Arme. Auch an der Pforte des Todes bin ich gegenwärtig«.

Hier im »Gaslini« werden Kinder behandelt. Wie sollte man da nicht an die Vorliebe Jesu für die Kinder denken? Er wollte sie um sich haben, er hat sie den Aposteln als nachzuahmendes Vorbild gezeigt in ihrem spontanen und uneigennützigen Glauben, in ihrer Unschuld. Mit harten Worten hat er sowohl davor gewarnt, auf sie herabzusehen als auch, sie zu verwirren. Er hatte Mitleid mit der Witwe von Naïn, einer Mutter, die ihren Sohn, ihren einzigen Sohn verloren hatte. Der heilige Evangelist Lukas schreibt, daß er sie beruhigt hat und zu ihr sagte: »Weine nicht!« (vgl. Lk Lc 7,14). Auch heute noch sagt Jesus denen, die Schmerzen haben, diese tröstenden Worte: »Weine nicht!« Er ist solidarisch mit jedem von uns und bittet uns, wenn wir seine Jünger sein wollen, seine Liebe zu allen, die sich in Schwierigkeiten befinden, zu bezeugen.

Ich wende mich schließlich an euch, liebe Kinder, um euch zu sagen, daß der Papst euch lieb hat. Neben euch sehe ich eure Familienangehörigen, die eure bangen und eure hoffnungsvollen Momente mit euch teilen. Seid alle gewiß: Gott läßt uns nie allein. Bleibt mit Ihm verbunden und verliert niemals eure Ruhe, nicht einmal in den besonders ungewissen und schwierigen Augenblicken. Ich versichere euch, daß ich eurer im Gebet gedenke und vertraue euch der seligen Jungfrau Maria an, die als Mutter aufgrund der Schmerzen ihres göttlichen Sohnes gelitten hat, doch jetzt mit Ihm in der Herrlichkeit lebt. Ein Danke nochmals an jeden von euch für diese Begegnung, die sich meinem Herzen für immer eingeprägt hat. Euch alle segne ich von Herzen.
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PASTORALBESUCH IN SAVONA UND GENUA

BEGEGNUNG MIT DEN JUGENDLICHEN AUF DER

PIAZZA MATTEOTTI IN GENUA


Sonntag, 18. Mai 2008


Liebe Jugendliche!

Leider verfolgt mich der Regen in diesen Tagen, doch nehmen wir ihn als ein Zeichen des Segens, der Fruchtbarkeit für die Erde, sowie als Symbol des Heiligen Geistes, der kommt und die Erde erneuert, auch die trockene Erde unserer Seelen. Ihr seid die Jugend von Genua! Ich freue mich, euch hier zu sehen! Ich umarme euch mit dem Herzen Christi! Ich danke den beiden Vertretern, die sich zu eurem »Sprachrohr« gemacht haben. Und ich danke euch allen für die ganze nicht nur äußere, sondern vor allem spirituelle Vorbereitungsarbeit: durch die eucharistische Anbetung und die Gebetsnacht seid ihr wirklich dem Heiligen Geist entgegengegangen, und in diesem Geist tretet ihr ein in das Fest der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, das wir heute feiern. Danke, daß ihr diesen Weg zurückgelegt habt! Ich danke euch für die Begeisterung, die immer kennzeichnend für euer Herz sein soll – nicht nur in den jungen Jahren, die voller Erwartungen und Träume sind, sondern immer, auch wenn die Jahre der Jugend vorüber sind und ihr dazu aufgerufen sein werdet, neue Lebensabschnitte zu durchleben. Doch im Herzen müssen wir alle jung bleiben! Es ist schön, jung zu sein, und heute wollen alle jung sein, jung bleiben und sich als Jugendliche ausgeben, auch wenn die Zeit der Jugend vorbei ist, sichtbar vorbei ist. Und ich frage mich – ich habe darüber nachgedacht –, warum ist es schön, jung zu sein? Woher stammt der Wunsch nach ewiger Jugend? Mir scheint, es gibt hier zwei entscheidende Elemente. Die Jugend hat noch die ganze Zukunft vor sich, alles ist Zukunft, Zeit der Hoffnung. Die Zukunft ist voller Verheißungen. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir sagen, daß sich vielen die Zukunft auch dunkel darstellt, voller Bedrohungen. Man weiß es nicht: Werde ich einen Arbeitsplatz finden? Werde ich eine Wohnung finden? Werde ich die Liebe finden? Wie wird meine wahre Zukunft sein? Und angesichts dieser Bedrohungen kann die Zukunft auch wie eine große Leere erscheinen. Daher wollen heute nicht wenige aus Angst vor einer leeren Zukunft die Zeit anhalten. Sie wollen sofort alles Schöne im Leben konsumieren. Und so ist das Öl in der Lampe verbraucht, wenn das Leben eigentlich erst beginnen sollte. Sich für Gott entscheiden, der sich in Christus offenbart hat Daher ist es wichtig, die wahren Verheißungen zu wählen, die – oft nicht ohne Verzicht – auf die Zukunft hin öffnen. Wer sich für Gott entschieden hat, der hat auch im Alter noch eine nie endende Zukunft ohne Bedrohungen vor sich. Es ist also wichtig, sich richtig zu entscheiden, die Zukunft nicht zu zerstören. Und die erste fundamentale Entscheidung muß Gott sein, Gott, der sich im Sohn Jesus Christus offenbart hat, und im Licht dieser Entscheidung, die uns gleichzeitig eine Begleitung auf unserem Weg anbietet, eine zuverlässige Begleitung, die mich niemals im Stich läßt, im Licht dieser Entscheidung finden sich die Kriterien für die anderen Entscheidungen, die getroffen werden müssen. Jung zu sein bedeutet gut und großherzig zu sein. Und wieder ist die Güte in Person Jesus Christus. Jener Jesus, den ihr kennt und den euer Herz sucht. Er ist der Freund, der euch niemals verrät, treu bis zur Hingabe seines Lebens am Kreuz. Ergebt euch seiner Liebe! Wie auf den T-Shirts, die ihr zu diesem Treffen vorbereitet habt, zu lesen ist: »Löst euch los« in der Gegenwart Christi, denn nur er kann euch von euren Ängsten und Besorgnissen lösen und eure Erwartungen erfüllen. Er hat das Leben für uns hingegeben, für jeden von uns. Könnte er jemals euer Vertrauen verraten? Könnte er euch auf falsche Wege führen? Seine Wege sind die Wege des Lebens, die zu den Weideplätzen der Seele führen, auch wenn sie in die Höhe führen und abenteuerlich sind. Es handelt sich um das geistige Leben, liebe Freunde, das zu pflegen ich euch auffordere. Jesus hat gesagt: »Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen« (Jn 15,5). Jesus verwendet keine Umschreibungen, er redet klar und deutlich. Alle verstehen ihn und treffen eine Entscheidung. Das Leben der Seele ist Begegnung mit ihm, dem konkreten Antlitz Gottes; es ist schweigendes und beharrliches Gebet, sakramentales Leben, meditiertes Evangelium, spirituelle Begleitung, von Herzen kommende Zugehörigkeit zur Kirche, zu euren kirchlichen Gemeinschaften.

Doch wie kann man lieben, eine Freundschaft zu jemandem aufbauen, den man nicht kennt? Das Kennenlernen drängt zur Liebe, und die Liebe regt zum Kennenlernen an. So ist es auch mit Christus. Um die Liebe zu Christus zu finden, um ihn wirklich als Gefährten unseres Lebens zu finden, müssen wir ihn vor allem kennenlernen. Wie jene beiden Jünger ihn genauer kennenlernen wollen, die ihm nach den Worten des Täufers folgen und schüchtern sagen: »Rabbi, wo wohnst du?« Jesus selbst unterscheidet in einem Gespräch mit den Jüngern: »Für wen halten mich die Menschen?«, wobei er sich auf diejenigen bezieht, die ihn von weitem, sozusagen »aus zweiter Hand« kennen, und »Ihr aber, für wen haltet ihr mich?«, wobei er sich auf diejenigen bezieht, die ihn »aus erster Hand« kennen, da sie mit ihm gelebt haben und wirklich bis in sein innerstes Leben vorgedrungen sind, so weit, daß sie sogar Zeugen seines Gebets, seines Dialogs mit dem Vater waren. So ist es auch für uns wichtig, daß wir uns nicht einfach auf die Oberflächlichkeit der vielen Menschen beschränken, die etwas von ihm gehört haben – daß er eine wichtige Persönlichkeit war usw. –, sondern in eine persönliche Beziehung eintreten, um ihn wirklich kennenzulernen. Und das erfordert die Kenntnis der Schrift, vor allem der Evangelien, wo der Herr mit uns spricht. Worte des ewigen Lebens, lebendige Worte für heute Diese Worte sind nicht immer einfach, doch wenn man in sie eindringt, den Dialog beginnt, an die Tür der Worte klopft und zum Herrn sagt »Öffne mir«, dann finden wir wirklich Worte des ewigen Lebens, lebendige Worte für heute, aktuell wie sie es in jenem Moment waren und auch in Zukunft sein werden. Dieses Gespräch mit dem Herrn in der Schrift muß immer auch nicht nur ein individuelles Gespräch sein, sondern ein gemeinschaftliches, in der großen Gemeinschaft der Kirche, wo Christus immer gegenwärtig ist, in der Gemeinschaft der Liturgie, in der tiefsten Begegnung mit der heiligen Eucharistie und dem Sakrament der Versöhnung, wo der Herr mir sagt »Ich vergebe dir«. Ein ganz wichtiger Weg ist auch, den armen Bedürftigen zu helfen, Zeit für den anderen zu haben. Es gibt so viele Dimensionen, um Jesus kennenzulernen. Natürlich auch das Leben der Heiligen. Ihr habt so viele Heilige hier in Ligurien, hier in Genua, die uns helfen, das wahre Antlitz Jesu zu finden. Nur so, indem wir Jesus persönlich kennenlernen, können wir diese unsere Freundschaft auch den anderen mitteilen. Wir können die Gleichgültigkeit überwinden. Denn auch wenn diese unbesiegbar erscheint – tatsächlich scheint es manchmal, als brauche die Gleichgültigkeit Gott nicht –, so wissen doch in Wirklichkeit alle, daß in ihrem Leben etwas fehlt. Erst nachdem sie Jesus entdeckt haben, wird ihnen klar: »Das war es, worauf ich gewartet habe.« Und wir können, je enger wir wirklich mit Jesus befreundet sind, desto besser auch den anderen das Herz öffnen, damit auch sie wirklich jung werden, da sie dann eine große Zukunft vor sich haben.

Zum Ende unserer Begegnung werde ich die Freude haben, einigen von euch das Evangelium als Zeichen eines missionarischen Auftrags zu überreichen. Geht, liebe Jugendliche, in alle Bereiche des Lebens, in eure Gemeinden, in die schwierigsten Stadtviertel, auf die Straßen! Verkündet Christus, den Herrn, die Hoffnung der Welt! Je mehr sich der Mensch von Gott, seiner Quelle, entfernt, desto mehr verliert er sich selbst, das menschliche Zusammenleben wird schwierig, und die Gesellschaft löst sich auf. Bleibt untereinander vereint, helft einander, zu leben und im Glauben und im christlichen Leben zu wachsen, damit ihr mutige Zeugen des Herrn sein könnt! Bleibt vereint, aber zieht euch nicht zurück! Seid demütig, aber nicht ängstlich! Seid gutgläubig, aber nicht naiv! Seid nachdenklich, aber nicht kompliziert! Sucht mit allen das Gespräch, aber seid ihr selbst! Bleibt in der Gemeinschaft mit euren Hirten: sie sind Diener des Evangeliums, der göttlichen Eucharistie, der göttlichen Vergebung. Sie sind für euch Väter und Freunde, Gefährten eures Weges. Ihr braucht sie, und sie – wir alle – brauchen euch.

Jeder von euch, liebe Jugendliche, kann, wenn er mit Christus und der Kirche vereint bleibt, Großes vollbringen. Das ist der Wunsch, den ich euch wie einen Auftrag übergebe. Ich sage allen unter euch, die sich zur Teilnahme am internationalen Treffen im Juli eingeschrieben haben, »Auf Wiedersehen in Sydney« und schließe alle ein, denn jeder wird das Ereignis auch von hier aus verfolgen können. Ich weiß, daß die Diözesen in diesen Tagen eigens Momente der Gemeinschaft organisieren werden, damit die Jugendlichen der ganzen Welt wirklich ein neues Pfingsten erleben können. Ich vertraue euch der Jungfrau Maria an, einem Vorbild der Bereitschaft und des demütigen Muts, wenn es darum geht, den Auftrag des Herrn anzunehmen. Lernt von ihr, aus eurem Leben ein »Ja« zu Gott zu machen! So wird Jesus kommen, um in euch zu wohnen, und ihr werdet ihn voller Freude zu allen bringen. Mit meinem Segen!
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PASTORALBESUCH IN SAVONA UND GENUA

BEGEGNUNG MIT DEM DOMKAPITEL UND DEN PERSONEN GEWEIHTEN LEBENS IN DER KATHEDRALE "SAN LORENZO" IN GENUA

PREDIGT VON BENEDIKT XVI. Sonntag, 18. Mai 2008


Meine Herren Kardinäle,
liebe Mitglieder des Domkapitels,
liebe Ordensmänner und Ordensfrauen!

Bei dieser kurzen, aber intensiven Pastoralvisite in Genua durfte ein Besuch in eurer berühmten Kathedrale nicht fehlen. Sie ist dem hl. Laurentius geweiht und bewahrt die Reliquien des Vorläufers Jesu, des hl. Johannes des Täufers. Ich freue mich, den Kanonikern des Metropolitankapitels sowie den in der Erzdiözese lebenden und wirkenden Ordensmännern und Ordensfrauen zu begegnen. Dieses Gotteshaus, das von vielen kleinen Gassen umgeben ist, scheint der Punkt zu sein, an dem alle Wege zusammenlaufen und ankommen, so als wollten die Menschen aus dem Schatten der engen Wege heraustreten in das Licht ihrer Kathedrale, in das Licht Gottes, das alle aufnimmt, umfaßt, erleuchtet und erquickt. Jedem von euch gilt mein herzlicher Gruß. Einen besonderen Gruß richte ich an Msgr. Mario Grone, den Dekan des Domkapitels, sowie an Pater Domenico Rossi, den Diözesanreferenten für das geweihte Leben, die eure ehrerbietigen Empfindungen zum Ausdruck gebracht haben.

In den vergangenen Jahrhunderten hat die Kirche in Genua eine reiche Tradition der Heiligkeit und des großherzigen Dienstes an den Brüdern erlebt, dank des Wirkens eifriger Priester, Ordensmänner und Ordensfrauen des aktiven und des kontemplativen Lebens. Die Namen mehrerer Heiliger und Seliger kehren hier ins Gedächtnis zurück: Antonio Maria Gianelli, Agostino Roscelli, Tommaso Reggio, Francesco Maria da Camporosso, Caterina Fieschi Adorno, Virginia Centurione Bracelli, Paola Frassinetti, Eugenia Ravasco, Maria Repetto, Benedetta Cambiagio Frassinello. Aber auch jetzt ist trotz der Schwierigkeiten, die die Gesellschaft gegenwärtig erlebt, in euren Gemeinschaften der Evangelisierungseifer stark. Insbesondere hat der allgemeine Wunsch zugenommen, Beziehungen zu knüpfen, die das brüderliche Einvernehmen stärken für die gemeinsame Missionstätigkeit, die in der ganzen Erzdiözese gefördert wird. Gemäß den Leitlinien der Italienischen Bischofskonferenz wollt ihr ohne Unterlaß missionarisch tätig sein, als Zeugnis für die Freude des Evangeliums und als ausdrückliche Einladung an alle, Jesus Christus zu begegnen. Ich bin hier bei euch, liebe Freunde, um euch zu ermutigen, in dieser Richtung weiterzugehen.

Insbesondere möchte ich euch den Apostel Paulus zum Vorbild geben. Wir bereiten uns zur Zeit auf die Feier eines besonderen Jubiläums anläßlich des 2000. Jahrestages seiner Geburt vor. Nachdem er sich auf der Straße nach Damaskus zu Christus bekehrt hatte, widmete er sich ganz der Verkündigung des Evangeliums. Für Christus nahm er Prüfungen jeglicher Art auf sich, und ihm blieb er treu bis zur Hingabe seines Lebens. Bereits am Ende seines irdischen Pilgerweges angekommen, schrieb er an seinen treuen Schüler Timotheus: »Ich werde nunmehr geopfert, und die Zeit meines Aufbruchs ist nahe. Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue gehalten« (2 Tim 4,6–7). Jeder von euch, liebe Brüder und Schwestern, möge in der Lage sein, am letzten Tag seines Lebens dasselbe zu sagen. Das ist es, was der Herr von seinen Freunden erwartet, und damit es so geschieht, müssen wir durch unablässige geistliche, asketische und pastorale Weiterbildung denselben missionarischen Geist pflegen, der den hl. Paulus beseelt hat. Vor allem müssen wir »Spezialisten« im Hören auf Gott werden und glaubwürdige Vorbilder einer Heiligkeit, die umgesetzt wird durch die Treue zum Evangelium ohne Nachgiebigkeit gegenüber dem Geist der Welt. Kardinal Giuseppe Siri, der mehrere Jahrzehnte lang eifriger Hirte dieser Erzdiözese war und jetzt hier in eurer Kathedrale bestattet liegt, schrieb: »Beim Ordensleben geht alles um Gott und ist alles auf Gott hin ausgerichtet. So wird es zu einem Zeugnis für Gott und zu einem Ruf Gottes« (Schreiben an alle Ordensfrauen des kontemplativen und des aktiven Lebens in der Diözese Genua zum Kongreß über den »Gottesdienst zu Ehren des Herrn«, 15. August 1953).

Wenn ihr, liebe Mitglieder des Domkapitels, Sorge tragt für die liturgischen Handlungen, die hier stattfinden, dann denkt daran, daß alles in uns aus dem persönlichen und dem liturgischen Gebet Kraft schöpft. Wiederum Kardinal Siri hebt hervor, daß »die ehrwürdigste und heiligste Handlung, die in einer Diözese stattfindet, die Handlung, die alle Wertschätzung und Achtung, alle Ehre und Auszeichnung verdient, das feierliche Stundengebet ist, also das, was ihr tut … Die ganze Diözese und in gewissem Sinne die ganze Kirche betet durch euren Mund. Die Diözesanfamilie der Gläubigen erfüllt vor allem durch dieses euer Gebet ihre Pflicht gegenüber Gott« (Auf dem Weg zum Kongreß über den »Gottesdienst zu Ehren des Herrn«. Hirtenbrief an die Kanoniker, 24. Januar 1953).

Ich danke euch, liebe Brüder und Schwestern, und insbesondere euch, den Personen des geweihten Lebens, für eure Anwesenheit – eine alte und stets neue Anwesenheit, trotz des Rückgangs der Zahlen und der Kräfte. Aber habt Vertrauen: Unsere Zeiten sind nicht die Zeiten Gottes und seiner Vorsehung. Es ist notwendig, zu beten und in der persönlichen und gemeinschaftlichen Heiligkeit zu wachsen. Der Herr sorgt für uns. Ich bitte euch, niemals zu glauben, daß ihr dem »Untergang « des Lebens nahe seid: Christus ist der ewige Morgenglanz, unser Licht. Ich bitte euch, euer Werk fortzusetzen, vor allem aber stets präsent zu sein: Das Schwinden eurer Gemeinschaften läßt euch, aber auch Genua verarmen. Die Armen, die Kranken, die Familien, die Kinder, unsere Pfarreien: Alles ist kostbarer Boden für den Dienst und die Hingabe, um die Kirche aufzubauen und den Menschen zu dienen. Ich lege euch vor allem die Erziehung der Kinder und Jugendlichen ans Herz: Ihr wißt, daß die erzieherische Herausforderung die dringlichste von allen ist, denn ohne eine wahre Erziehung des Menschen kommt man nicht weit. Und ihr alle habt, wenn auch in unterschiedlicher Weise, in eurer Geschichte eine Erziehungserfahrung. Wir müssen den Eltern bei ihrer außerordentlichen und schwierigen Erziehungsaufgabe helfen; wir müssen den Pfarreien und den Gruppen helfen; wir müssen auch unter großen Opfern die katholischen Schulen erhalten, die ein großer Schatz der christlichen Gemeinschaft und ein wirklicher Reichtum für das Land sind.

Liebe Kanoniker und liebe Ordensmänner und Ordensfrauen, in der langen geistlichen Tradition von Genua gibt es sechs Päpste, unter denen ich vor allem an Benedikt XV. seligen Angedenkens, den Friedenspapst, erinnern möchte. Er schrieb in der Enzyklika Humani generis redemptionem: »Das Mittel, das dem Menschenwort Macht und wunderbare Segenskraft zum Seelenheil verleiht, ist die Gnade Gottes«. Wir sollten nie vergessen, daß das, was uns alle vereint, unsere Berufung ist, gemeinsam die Freude Christi und die Schönheit der Kirche zu verkünden. Diese Freude und diese Schönheit, die vom Heiligen Geist herkommen, sind Gabe und Zeichen der Anwesenheit Gottes in unseren Seelen. Um Zeugen und Überbringer der Heilsbotschaft zu sein, können wir nicht nur auf unsere menschlichen Kräfte zählen. Die Treue Gottes ist es, die unsere Treue zu ihm weckt und sie seiner Treue angleicht: Lassen wir uns daher vom Geist der Wahrheit und der Liebe leiten. Diese Einladung richte ich an jeden von euch und bekräftige sie durch ein besonderes Gebetsgedenken. Ich vertraue euch alle Unserer Lieben Frau von der Wacht, dem hl. Laurentius, dem hl. Johannes dem Täufer und euren Schutzheiligen an. Mit diesen Empfindungen segne ich euch von Herzen.

ANSPRACH VON BENEDIKT XVI.

AN DIE BISCHÖFE AUS ALBANIEN ANLÄSSLICH IHRES

"AD-LIMINA"-BESUCHES Freitag, 23. Mai 2008



Verehrte und liebe Brüder!

Mit großer Freude empfange ich euch alle anläßlich eurer Pilgerfahrt »ad limina Apostolorum«. Dies ist eine gute Gelegenheit für den Nachfolger Petri, die apostolischen Sorgen mit euch zu teilen, mit denen ihr im geliebten Albanien konfrontiert seid. Ich begrüße euch herzlich und danke euch, daß ihr euer Herz so spontan geöffnet habt, um den Papst über die komplexe Wirklichkeit der Kirche in Albanien, mit ihren Schwierigkeiten und Hoffnungen, in Kenntnis zu setzen. Besonders dankbar bin ich für die Worte, mit denen der Präsident der Bischofskonferenz die Gedanken von euch allen zusammengefaßt und mir eure Gefühle zum Ausdruck gebracht hat. Danke, meine lieben Mitbrüder im Bischofsamt! Seid willkommen!

Alle sind sich des traurigen Erbes bewußt, das ein vormals diktatorisches Regime, das den Atheismus zur Staatsideologie erklärt hatte, in Albanien hinterlassen hat. Es ist einsichtig, daß ein so antidemokratischer Entwurf der Beziehungen zwischen den Bürgern euch schon auf menschlicher Ebene vor eine nicht leichte Aufgabe gestellt hat: die Aufgabe, wieder eine gemeinsame Grundlage zu entdecken, auf die sich das soziale Gebäude von neuem stützen kann. Doch ihr, die Nachfolger der Apostel, seid vor allem dazu aufgerufen, ein anderes Erbe zu bezeugen, das besonders heilsam und konstruktiv ist: das Erbe der Heilsbotschaft, die Christus in die Welt gebracht hat. In diesem Sinne hat die Kirche, nach der dunklen Nacht der kommunistischen Diktatur, die nicht in der Lage war, das albanische Volk in seinen alten Traditionen zu verstehen, auf providentielle Weise wieder entstehen können – auch dank der apostolischen Kraft meines verehrten Vorgängers, des Dieners Gottes Johannes Paul II., der euch 1993 besucht und die katholische Hierarchie zum Wohl der Gläubigen und zum Nutzen der albanischen Bevölkerung wieder eingerichtet hat.

Eine der ersten Handlungen dieses großen Papstes war die Anerkennung der Helden des Glaubens: ich erinnere hier vor allem an das wunderbare Zeugnis Kardinal Koliqis, der führenden Gestalt einer großen Schar von Märtyrern. Die Wiederherstellung der katholischen Hierarchie war die gebührende Würdigung jener engen Einheit, die euer Volk mit Christus verbindet, und sie hat dazu beigetragen, neuen Kräften des katholischen Glaubens in Albanien Raum zu schaffen. Ihr seid die Bewahrer dieser Verbundenheit, und es kommt euch vor allem die Aufgabe zu, in euren Taten und in Initiativen diese Einheit zu fördern, die das grundlegende und lebensstiftende Geheimnis des einen Leibes Christi, in Gemeinschaft mit dem Amt des Nachfolgers Petri zeigen soll. In dieser Perspektive kann man nicht umhin zu sehen, von welch grundlegender Bedeutung das gemeinsame Empfinden und die geteilte Mitverantwortung der Bischöfe gerade im Hinblick auf das Ziel ist, auf wirkungsvolle Weise die Probleme und Schwierigkeiten der Kirche in Albanien anzugehen. Wie könnte man sich einen diözesanen Weg vorstellen, der die Ansichten der anderen Bischöfe nicht berücksichtigen würde, deren Zustimmung erforderlich ist, um auf angemessene Weise auf die Erwartungen des einen Volkes zu antworten, an das die Kirche sich wendet?

Das herzliche und brüderliche Einvernehmen unter den Hirten kann dem geliebten albanischen Volk sowohl auf sozialer als auch auf ökumenischer und interreligiöser Ebene nur von großem Nutzen sein. Seid also, meine verehrten Mitbrüder, eins in Christus, wenn ihr das Evangelium verkündet und die göttlichen Geheimnisse feiert; zeigt die Gemeinschaft mit der Weltkirche, in umfassender und echter bischöflicher Brüderlichkeit. Es wäre undenkbar, daß ein Hirte sich in der Auseinandersetzung mit konkreten Situationen nicht darum sorgen würde, sein eigenes Tun mit dem seiner Mitbrüder im Bischofsamt abzustimmen. Es bestehen spezifische Probleme, die auf nebensächliche Fragen zurückgeführt werden können und die unter Mithilfe aller mit Liebe und pastoraler Geduld gelöst werden müssen. Ich fordere alle zu evangeliumsgemäßer Klugheit in einer Haltung wirklicher Liebe auf, und ich erinnere daran, daß die kirchlichen Gesetze eine Hilfe sind, um die Gemeinschaft in Christus und das übergeordnete Wohl der einen Herde des Erlösers auf geordnete Weise zu fördern. Das betrifft auch die Arbeit im Bereich der Evangelisierung und Katechese, und das kommt auch beim Einsatz im sozialen Bereich zum Ausdruck. Ich denke vor allem an das Gesundheitswesen, an die Erziehung, an das Bemühen, die Herzen zu versöhnen, und an alles, was die positive Zusammenarbeit der verschiedenen Teile der Gesellschaft und der verschiedenen religiösen Traditionen unterstützt.

Das Phänomen der Emigration innerhalb wie auch außerhalb des Landes, stellt euch vor schwere pastorale Probleme, und euer Herz als Bischöfe wird nicht nur hinsichtlich der Gläubigen, die auf eurem Gebiet wohnen, angesprochen, sondern auch hinsichtlich der Gläubigen in der Diaspora. Das stellt eine Herausforderung an eure Fähigkeit dar, mit euren Mitbrüdern in anderen Ländern zu sprechen, um dringend notwendige pastorale Hilfe anzubieten. Ich weiß um die Schwierigkeit, die der Mangel an Priestern darstellt. Ich kenne auch die Großherzigkeit nicht weniger euerer Priester, die unter unsicheren Umständen arbeiten und sich bemühen, den katholischen Gläubigen albanischer Herkunft in fremden Ländern den nötigen Dienst zu erweisen. Es gereicht euch zur Ehre, liebe Mitbrüder, daß ihr euch entsprechend dem Herzen Christi um die geistliche Situation eurer Bevölkerung auch außerhalb der Grenzen eurer Heimat besorgt zeigt. Und es gereicht auch den Priestern zur Ehre, die großherzig eure pastoralen Sorgen teilen.

Es gibt zahlreiche Probleme praktischer Art, für die auch der wirksame Beitrag der zivilen Einrichtungen erforderlich ist, durch Vorschläge, die nicht nur auf die Sorgen politischer Art eine Antwort geben, sondern die auch die konkrete gesellschaftliche Situation berücksichtigen. Vom katholischen Standpunkt aus sollte sowohl in der Heimat als auch im Kontext der Emigration ein Interesse gezeigt werden, das unter Wahrung der besonderen Identität eurer Bevölkerung, die Integration in den sozialen Kontext der Ankunftsländer nicht vernachlässigt. In dieser Hinsicht ist es notwendig, vor allem bei den Priestern, die zum Hirtendienst für die Emigranten bestimmt sind, eine besondere Sensibilität für die Zugehörigkeit aller zum einen Leib Christi zu pflegen, der in jedem Teil der Erde gleich ist. Das zu sagen, verehrte Brüder, bedeutet die anhaltende Notwendigkeit einer steten Sorge zugunsten derer zu bekräftigen, die der Herr in seine Nachfolge beruft. Die Sorge um die Förderung der Berufungen sei also immer eine Sorge, welche die erste Stelle eurer Prioritäten einnimmt: davon hängt die Zukunft der Kirche in Albanien ab.

Ich möchte schließlich meine Glückwünsche für die Vereinbarungen zum Ausdruck bringen, die kürzlich mit den Behörden der Republik unterzeichnet worden sind: Ich vertraue darauf, daß diese Maßnahmen, angesichts der positiven Rolle, welche die Kirche in der Gesellschaft spielt, dem geistigen Neuaufbau des Landes nutzen. Meinerseits ermutige ich euch, in eurem Amt weiterhin die Projekte zu verwirklichen, die ihr gemeinsam vereinbart habt. Während ich euch der himmlischen Fürsprache Marias, der Mutter vom Guten Rat, anvertraue, erteile ich euch, den Priestern, den Ordensleuten und allen Gläubigen, die eurer pastoralen Sorge anvertraut sind, meinen besonderen Apostolischen Segen.

AN DIE TEILNEHMER EINES VOM PÄPSTLICHEN RAT FÜR

DIE SOZIALEN KOMMUNIKATIONSMITTEL

VERANSTALTETEN KONGRESSES Freitag, 23. Mai 2008



Verehrte Mitbrüder im Bischofs- und im Priesteramt,
sehr geehrte Damen und Herren!

Ich freue mich wirklich, Sie alle – Akademiker und Erzieher der höheren katholischen Bildungseinrichtungen – willkommen zu heißen. Sie haben sich in Rom versammelt, um gemeinsam mit den Mitgliedern des Päpstlichen Rates für die sozialen Kommunikationsmittel über die Identität und Sendung der Fakultäten für Kommunikation an den katholischen Universitäten nachzudenken. Durch Sie möchte ich Ihre Kollegen, Schüler und Studenten grüßen sowie alle, die den von Ihnen vertretenen Fakultäten angehören. Ein besonderer Dank gilt Ihrem Präsidenten, Erzbischof Claudio Maria Celli, für die freundlichen und ehrerbietigen Worte, die er an mich gerichtet hat. Mit ihm begrüße ich die Sekretäre und den Untersekretär des Päpstlichen Rates für die sozialen Kommunikationsmittel.

All die verschiedenen Kommunikationsformen – Dialog, Gebet, Lehre, Zeugnis, Verkündigung – und ihre verschiedenen Hilfsmittel – Druck, Elektronik, bildende Künste, Musik, Stimme, Gestik und Kontakt – sind Ausdruck des Grundwesens der menschlichen Person. Die Kommunikation offenbart die Person, schafft wahre Beziehungen und Gemeinschaft, und durch sie können die Menschen in Erkenntnis, Weisheit und Liebe wachsen. Die Kommunikation ist jedoch nicht einfach nur ein reines Zufallsprodukt oder ein Erzeugnis unserer menschlichen Fähigkeiten; im Licht der biblischen Botschaft spiegelt sie vielmehr unsere Teilhabe an der kommunizierenden und vereinenden dreifaltigen Schöpferliebe wider, die der Vater, der Sohn und der Heilige Geist ist. Gott hat uns erschaffen, damit wir mit ihm vereint sind, und er hat uns die Kommunikation zur Gabe und zur Aufgabe gemacht, weil er will, daß wir diese Vereinigung erlangen – nicht allein, sondern durch unsere Erkenntnis, unsere Liebe und unseren Dienst an ihm und an unseren Brüdern und Schwestern in einer kommunizierenden und liebevollen Beziehung.

... auf englisch: Selbstverständlich muß im Mittelpunkt jeder ernsthaften Reflexion über das Wesen und den Zweck der menschlichen Kommunikation die Beschäftigung mit der Frage nach der Wahrheit stehen. Ein Kommunikator kann versuchen zu informieren, zu erziehen, zu unterhalten, zu trösten; aber der letztendliche Wert jeder Kommunikation liegt in ihrer Wahrhaftigkeit. In einer der frühesten Reflexionen über das Wesen der Kommunikation hob Platon die Gefahren jeder Art von Kommunikation hervor, die die Ziele und Absichten des Kommunikators oder seines Auftraggebers verfolgt, ohne die Wahrheit dessen zu berücksichtigen, was mitgeteilt wird. Man sollte auch an die schlichte Definition denken, die Cato der Ältere vom Redner gibt: »vir bonus dicendi peritus« – ein guter oder redlicher Mann, der Kommunikationstalent besitzt. Die Kommunikationskunst ist ihrem Wesen nach mit einem ethischen Wert verbunden, mit den Tugenden, die die Grundlage der Moral sind. Im Licht dieser Definition ermutige ich Sie als Erzieher, die Leidenschaft für das Wahre und das Gute, die in jungen Menschen immer stark vorhanden ist, zu nähren und zu belohnen. Helfen Sie ihnen, sich ganz der Suche nach der Wahrheit hinzugeben. Lehren Sie sie jedoch auch, daß ihre Leidenschaft für die Wahrheit, der ein gewisser methodologischer Skeptizismus durchaus dienlich sein kann, besonders in Angelegenheiten öffentlichen Interesses nicht verzerrt und zum relativistischen Zynismus werden darf, der jeden Anspruch auf Wahrheit und Schönheit grundsätzlich ablehnt oder unbeachtet läßt.

... auf französisch: Ich ermutige Sie, in einer Zeit, in der das Phänomen der Kommunikation in jedem sozialen Umfeld immer größeren Raum einnimmt, den Studienplänen im Bereich der Medienkunde und besonders den ethischen Dimensionen der interpersonalen Kommunikation gesteigerte Aufmerksamkeit zu widmen. Es ist wichtig, daß diese Ausbildung niemals nur als technische Schulung betrachtet wird oder nur dem reinen Wunsch nach Übermittlung von Informationen entspringt; vielmehr soll sie eine Einladung sein, die Wahrheit in der Information zu fördern und unsere Zeitgenossen dazu zu bringen, über die Ereignisse nachzudenken, mit dem Ziel, Erzieher der heutigen Menschen zu sein und eine bessere Welt aufzubauen. Außerdem müssen Gerechtigkeit und Solidarität gefördert und der Wert und die Würde jeder Person unter allen Umständen geachtet werden, denn jeder hat das Recht, auch in bezug auf sein Privatleben nicht verletzt zu werden.

... auf spanisch: Es wäre eine Tragödie für die Zukunft der Menschheit, wenn die neuen Kommunikationsmittel, durch die Kenntnisse und Informationen schneller und effizienter übermittelt werden können, den wirtschaftlichen und sozialen Randgruppen nicht zugänglich gemacht werden oder sie nur dazu beitragen, die Distanz zu vergrößern zwischen diesen Personen und den Netzwerken, die sich im Dienst der menschlichen Sozialisierung, der Information und der Bildung entwickeln. Ebenso schlimm wäre es jedoch, wenn die Globalisierungstendenz in der Welt der Kommunikation traditionelle Gebräuche und lokale Kulturen schwächen oder zerstören würde – besonders jene, durch die familiäre und soziale Werte wie Liebe, Solidarität und Achtung vor dem Leben gestärkt werden. In diesem Zusammenhang möchte ich den Ordensgemeinschaften meine Anerkennung aussprechen, die trotz großer finanzieller Kosten und einem hohen Aufgebot an menschlichen Ressourcen in den Entwicklungsländern katholische Universitäten eröffnet haben, und ich freue mich, daß viele dieser Einrichtungen heute hier vertreten sind. Ihre Bemühungen werden den Ländern, in denen sie sich befinden, den Vorteil der Zusammenarbeit junger Männer und Frauen gewährleisten, die eine gute Berufsausbildung haben, die an der christlichen Ethik orientiert ist und Erziehung und Bildung als Dienst an der ganzen Gemeinschaft fördert. Ich schätze es besonders, daß Sie sich dafür einsetzen, allen eine gründliche Ausbildung zu bieten, unabhängig von der ethnischen oder sozialen Herkunft oder der Religionszugehörigkeit, wie es der Sendung der katholischen Universität entspricht.

... auf italienisch: In diesen Tagen untersuchen Sie gemeinsam die Frage der Identität einer katholischen Universität oder Schule. In diesem Zusammenhang möchte ich daran erinnern, daß diese Identität nicht einfach nur eine Frage der Zahl der katholischen Schüler und Studenten ist; sie ist vor allem eine Frage der Überzeugung. Es geht darum, wirklich zu glauben, daß nur im Geheimnis des fleischgewordenen Wortes das Geheimnis des Menschen deutlich wird. Infolgedessen liegt die katholische Identität vor allem in der Entscheidung, sich selbst – Intellekt und Willen, Verstand und Herz – Gott anzuvertrauen. Als Experten der Kommunikationstheorie und -praxis sowie als Erzieher, die eine neue Generation von Kommunikatoren ausbilden, spielen Sie eine wichtige Rolle nicht nur im Leben Ihrer Schüler und Studenten, sondern auch in der Sendung Ihrer Ortskirchen und deren Hirten, um allen Menschen die Frohe Botschaft der Liebe Gottes zu verkünden.

Meine Lieben, ich bekräftige noch einmal meine Wertschätzung für Ihren eindrucksvollen Kongreß, der das Herz offen macht für die Hoffnung. Ich möchte Ihnen versichern, daß ich Ihre wertvolle Arbeit mit dem Gebet begleite. Ich erteile Ihnen meinen besonderen Apostolischen Segen, in den ich von Herzen alle Menschen einschließe, die Ihnen nahestehen.



AN EINE DELEGATION AUS DER REPUBLIK MAZEDONIEN

ANLÄSSLICH DER FEIERLICHKEITEN ZU EHREN DER

HLL. CYRILL UND METHODIUS Samstag, 24. Mai 2008



Herr Regierungspräsident,
verehrte Regierungsmitglieder und geehrte Autoritäten,
hochwürdige Brüder
der orthodoxen Kirche und der katholischen Kirche!

Das alljährliche Fest der hll. Cyrill und Methodius hat euch nach Rom geführt, wo die Reliquien des hl. Cyrill aufbewahrt werden, und es ist mir eine Freude, euch zu empfangen und an jeden einzelnen einen herzlichen Gruß zu richten. Es ist mein aufrichtiger Wunsch, daß euer Land auf den Wegen der Eintracht und Brüderlichkeit fortschreitet, indem es sich bemüht, mit immer großherzigerem Einsatz dem Vorbild der heiligen Brüder von Thessaloniki zu folgen. Von tiefem Glauben beseelt, verbreiteten sie in Europa mit vollen Händen die Samen des christlichen Glaubens, aus dem Werte und Werke zum Wohl des Menschen und seiner Würde hervorgehen. Ihre wirkungsvolle Lehre bleibt aktuell und ist Quelle der Inspiration für alle, die dem Evangelium dienen wollen sowie für die Verantwortungsträger des Gemeinwohls der Nationen.

Die heiligen Brüder und Schutzpatrone Europas wurden durch ihre unermüdliche apostolische Tätigkeit »Brückenbauer« zwischen dem Osten und dem Westen. Ihr leuchtendes geistliches Zeugnis zeigt eine ewige Wahrheit, die es immer mehr zu erforschen gilt: Nur wenn man von Gott ausgeht, kann die Hoffnung vertrauenswürdig und sicher werden. Ich schrieb in der Enzyklika Spe salvi: »Die wahre, die große und durch alle Brüche hindurch tragende Hoffnung des Menschen kann nur Gott sein – der Gott, der uns ›bis ans Ende‹, ›bis zur Vollendung‹ (vgl. Joh Jn 13,1 und 19,30) geliebt hat und liebt« (Nr. 27). Diese Hoffnung wird greifbare Wirklichkeit, wenn die Menschen guten Willens in allen Teilen der Welt wie die Brüder Cyrill und Methodius nach dem Vorbild Jesu und seiner Lehre getreu sich unablässig bemühen, die Grundlagen für das freundschaftliche Zusammenleben unter den Völkern zu schaffen, unter Achtung der Rechte des einzelnen und in der Suche nach dem Wohl aller.

Danke für euren Besuch, der mit eurer jährlichen Pilgerfahrt nach Rom verbunden ist: Es handelt sich zugleich um einen Akt der Verehrung für die hll. Cyrill und Methodius und um ein beredtes Zeichen der freundschaftlichen Bande, die die Beziehungen zwischen eurer Nation und der katholischen Kirche kennzeichnen. Ich hoffe von Herzen, daß diese Bande sich noch weiter verstärken und dabei Haltungen fruchtbarer Zusammenarbeit zugunsten eures ganzen Landes begünstigen werden. Gott der Allmächtige erfülle euren Sinn und euer Herz mit seinem Frieden und segne das Volk der ehemaligen Jugoslawischen Republik Mazedonien!



AN EINE DELEGATION AUS DER REPUBLIK BULGARIEN

ANLÄSSLICH DER FEIERLICHKEITEN ZU EHREN DER

HLL. CYRILL UND METHODIUS Samstag, 24. Mai 2008



Verehrte Regierungsmitglieder und geehrte Autoritäten,
hochwürdige Brüder
der orthodoxen Kirche und der katholischen Kirche!

Wie jedes Jahr habe ich die Ehre, euch Mitglieder der offiziellen bulgarischen Delegation herzlich willkommen zu heißen. Ihr seid anläßlich des Festes der hll. Cyrill und Methodius, die im Osten und im Westen verehrt werden, nach Rom gekommen. Der liturgische Gedenktag dieser beiden heiligen Brüder ist für Bulgarien von großer symbolischer Bedeutung und zugleich ein großes kulturelles Ereignis. Denn ihr Gedächtnis weckt in Orthodoxen und Katholiken den lebhaften Wunsch, dem Land einen deutlichen Impuls zu geben, um das reiche christliche Erbe zu vertiefen, dessen Wurzeln tatsächlich auf die unermüdliche Initiative der beiden großen Verkünder des Evangeliums aus Thessaloniki zurückgehen. Zeichen dieses gemeinsamen Bemühens ist die Zusammensetzung eurer Delegation, angeführt vom stellvertretenden Ministerpräsidenten und bestehend aus den Vertretern der einzelnen Kirchen und kulturellen Institutionen in Bulgarien.

Auch heute ist das Evangelisierungswerk, das von den hll. Cyrill und Methodius in den von slawischen Völkern bewohnten Ländern mit apostolischem Eifer durchgeführt wurde, in den Blick zu nehmen, denn es dient noch in postmoderner Zeit als Modell der Inkulturation des Glaubens. Das Evangelium schwächt nicht das, was in den verschiedenen kulturellen Traditionen authentisch ist, sondern es hilft den Menschen aller Zeiten, das wahre Wohl, das durch den Glanz der Wahrheit erhellt ist, zu erkennen und zu verwirklichen. Aufgabe der Christen ist es, das wesentliche Band zwischen dem Evangelium, der Sendung der Jünger Christi und ihrer jeweiligen kulturellen Identität zu erhalten und zu festigen. Die christlichen Wurzeln wiederentdecken ist wichtig, wenn man eine Gesellschaft aufbauen will, in der die geistlichen und kulturellen Werte, die aus dem Evangelium erwachsen, präsent sind. Diese Werte und Ideale nähren sich von einer beständigen Verbundenheit mit Gott, wie es die hll. Cyrill und Methodius in ihrem Leben bewiesen haben, indem sie Beziehungen des wechselseitigen Kennenlernens und der Herzlichkeit zwischen verschiedenen Völkern und zwischen unterschiedlichen Kulturen und kirchlichen Traditionen geknüpft haben. In meiner Enyzklika Spe salvi wollte ich darauf hinweisen: Wenn wir mit Ihm in Beziehung sind, der nicht stirbt, der das Leben und die Liebe selber ist, dann sind wir im Leben, dann können wir Beziehungen wahrer Solidarität mit dem Nächsten aufnehmen (vgl. Nr. 27).

Ich wünsche von Herzen, daß unsere Begegnung für euch und die kirchlichen und zivilen Wirklichkeiten, die ihr repräsentiert, ein Anlaß sei, die brüderlichen und solidarischen Beziehungen zu vertiefen. Der Herr segne euer liebes Land und alle seine Bürger.

AN HERRN AHMADA RWEYEMAMU NGEMERA,

NEUER BOTSCHAFTER DER VEREINIGTEN REPUBLIK TANSANIA BEIM HL. STUHL Donnerstag, 29. Mai 2008

Exzellenz!


Es ist mir eine Freude, Sie im Vatikan willkommen zu heißen und das Beglaubigungsschreiben entgegenzunehmen, durch das Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Vereinigten Republik Tansania beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Ich danke Ihnen für die Übermittlung der freundlichen Grüße und guten Wünsche von seiten seiner Exzellenz, Herrn Jakaya Mrisho Kikwete, dem Präsidenten der Republik, dem zu begegnen ich die Freude hatte. Ich bitte Sie höflichst, seiner Exzellenz dem Präsidenten, der Regierung und dem tansanischen Volk meinen Dank und meine persönlichen guten Wünsche zu überbringen.

Herr Botschafter, die Menschen in Ostafrika schauen wegen seiner Stabilität und seiner Atmosphäre der Toleranz und des Friedens mit Achtung und Wertschätzung auf Ihr Land. Tansania wird auch hoch geschätzt aufgrund der wichtigen Rolle, die seine politisch Verantwortlichen beim Befriedungsprozeß in der Region der Großen Seen und bei anderen Initiativen zur Friedenssicherung einnehmen. Ebenso hat die großherzige Gastfreundschaft, die Tansania trotz eigener wirtschaftlicher Schwierigkeiten Kriegsflüchtlingen aus den Nachbarländern gewährt, große Anerkennung für die edlen Empfindungen des tansanischen Volkes geweckt. Einige negative Entwicklungen wie die Zunahme des Waffenhandels in der Region und die Unterbrechungen wichtiger Initiativen des Dialogs und der Versöhnung haben in letzter Zeit an der unmittelbaren Zukunft des Friedensprozesses Zweifel aufkommen lassen. Die Regierungsverantwortlichen und viele Männer und Frauen guten Willens möchten diesen Prozeß natürlich um jeden Preis aufrechterhalten und zu einem guten Ende führen. Es dürfen keine Mühen gescheut werden, um die unverzichtbaren Voraussetzungen für ein normales Leben sowie für die Entwicklung und kulturelle Förderung der betroffenen Bevölkerungsgruppen wiederherzustellen. Der Heilige Stuhl schließt sich mit seiner Stimme diesem Appell an und ermahnt auch weiterhin alle Verantwortungsträger in der Region, das Vertrauen in den Wert des Dialogs nicht zu verlieren, sondern mit offenem Geist alle Möglichkeiten, die zu einem dauerhaften Friedensschluß führen können, zu erkunden und ihnen nachzugehen.

Tansania kann auf sein harmonisches Zusammenleben verschiedener ethnischer und religiöser Gruppen stolz sein, ein Erbe, das vom Gründerpräsidenten Julius Nyerere und anderen wichtigen Staatsmännern an die gegenwärtigen Generationen weitergegeben wurde. Jede Generation muß diesen Schatz auch weiterhin in Ehren halten und bewahren. Es muß dafür gesorgt werden, daß das Gemeinwohl aller Tansanier sowie die Würde und die wahren Rechte aller Menschen gegenüber besonderen Forderungen oder Interessen bestimmter Gruppen Vorrang haben. In diesem Zusammenhang bedarf es der Entscheidungsfindung und eines entschlossenen Handelns von seiten der Autoritäten, um ungerechte Begünstigungen wie auch Initiativen zu unterbinden, die unter Umständen Intoleranz und Gewalt säen können und die unvereinbar mit einem politischen Programm sind, das auf den allgemeinen Menschenrechten und der Rechtsstaatlichkeit gründet. Die katholische Kirche setzt sich dafür ein, positive Beziehungen zwischen den ethnischen Gruppen und den Dialog mit Angehörigen anderer Religionen zu fördern. Dies ist ein grundlegender Bestandteil ihres Wunsches, Zeugnis von der universalen Liebe Gottes zu geben. Es ist für sie eine große Freude, der Gesellschaft beim Aufbau einer Umwelt zu helfen, die vom Wohlwollen aller Männer und Frauen untereinander geprägt ist und auf gegenseitigem Kennenlernen und gegenseitiger Wertschätzung und Achtung gründet.

Das richtige Umfeld und geeignete Strukturen für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes zu schaffen, ist eines der wichtigen Ziele des guten Regierens. Das internationale Vertrauen und Wohlwollen gegenüber Tansania wurde nicht zuletzt durch den Einsatz im Kampf gegen die Korruption hervorgerufen, und die Wirtschaft hat mit beständigem Fortschritt darauf reagiert. Die Erfahrung vieler Entwicklungsländer zeigt, daß Zuverlässigkeit und Transparenz, besonders beim Gebrauch öffentlicher Gelder, nicht nur die notwendige moralische Integrität der Amtsträger aufrechterhalten, sondern in sich selbst unverzichtbare wirtschaftliche Faktoren für stabilen Fortschritt sind. Es ist große Sorgfalt darauf zu verwenden, diesen Weg fortzusetzen, verbunden mit dem deutlichen Willen, benachteiligte Sektoren zur rechtmäßigen und aktiven Teilnahme am allgemeinen wirtschaftlichen Wachstum zu führen. Während Ihr Land die Infrastruktur weiter ausbaut und Investitionen zur Unterstützung der Landwirtschaft und Industrie fördert, hoffe ich, daß Ihr Volk zuversichtlich für das Wohl seines Heimatlandes arbeitet und daß Tansania stets Offenheit, Vertrauen und tatkräftige Unterstützung auf internationaler Ebene finden wird.

Ich freue mich zu erfahren, daß beträchtliche Anstrengungen unternommen wurden, um einen breiter angelegten Zugang zu Erziehung und Bildung zu fördern, im Wissen, daß diese zu den wichtigsten Entwicklungsfaktoren gehören. Außerdem war es eine kluge Entscheidung, Schulungsprogramme für Lehrer und anderes Personal in Schulen und Gesundheitszentren einzurichten, denn die Errichtung geeigneter Strukturen kann nicht getrennt werden von den entsprechenden Bemühungen, qualifizierte Kräfte auszubilden. Ich danke Ihnen, Herr Botschafter, für Ihre anerkennenden Worte über den Dienst, den die katholische Kirche den Menschen Ihres Landes anbietet. Sowohl im Bereich der Erziehung und Bildung als auch in der Gesundheitsfürsorge müssen den verschiedenen Projekten und Einrichtungen je nach Bedarf oder Leistung finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden. Gerechtigkeit und Transparenz in diesem Bereich fördern den Geist loyaler Zusammenarbeit von Privatinitiativen und öffentlichen Einrichtungen. In denselben Bereichen der Entwicklung müssen die Einrichtungen immer weiter ausgebaut und qualitativ verbessert werden, um den Bedürfnissen der Bevölkerung entgegenzukommen. Ich bin sicher, daß die tansanischen Katholiken den ihnen zukommenden Beitrag durch die kirchlichen Einrichtungen und Initiativen leisten werden, beseelt durch den christlichen Dienst am Nächsten und die großherzige Liebe zu ihrem Land.

Exzellenz, anläßlich Ihrer Amtsübernahme als Vertreter der Vereinigten Republik Tansania beim Vatikan habe ich einige der Gesichtspunkte und der aufrichtigen Hoffnungen des Heiligen Stuhls für Ihr Land zum Ausdruck gebracht. Möge Ihre Mission dazu dienen, die Bande zwischen dem tansanischen Volk und dem Heiligen Stuhl zu stärken. Seien Sie versichert, daß die verschiedenen Dikasterien der Römischen Kurie Sie bereitwillig bei Ihrer Aufgabe unterstützen werden. Mit meinem Gebet und meinen besten Wünschen für den Erfolg Ihrer Mission rufe ich den überreichen Segen des allmächtigen Gottes auf Sie und Ihre Familie sowie auf das Volk Ihres Landes herab.

AN HERRN NYINE S. BITAHWA,

NEUER BOTSCHAFTER DER REPUBLIK UGANDA

BEIM HL. STUHL Donnerstag, 29. Mai 2008


Exzellenz!

Ich freue mich, Sie im Vatikan willkommen zu heißen und das Beglaubigungsschreiben entgegenzunehmen, durch das Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Republik Uganda beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Ich danke Ihnen für die Grüße, die Sie mir im Namen seiner Exzellenz Herrn Yoweri Museveni, dem Präsidenten der Republik, übermittelt haben, und erwidere sie meinerseits durch gute Wünsche und die Versicherung meines Gebets für Seine Exzellenz und das ganze Volk von Uganda.

Der Heilige Stuhl nimmt diplomatische Beziehungen zu Staaten auf, um zu einer gegenseitigen Zusammenarbeit für das geistliche und materielle Wohl der jeweiligen Bevölkerung zu gelangen. In diesem Zusammenhang sind die Bemühungen, die Ihr Land im Kampf gegen die Armut und gegen die ihr zugrundeliegenden Ursachen unternommen hat, äußerst ermutigend. Menschliche Entwicklung durch Arbeitsplätze, geeigneten Wohnraum und Erweiterung der Bildungschancen ist ein unverzichtbarer Faktor für den wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt einer Nation. In Uganda ist auf dem Gebiet der Erziehung und Bildung, der Entwicklung und der Gesundheitsfürsorge viel erreicht worden, besonders im Kampf gegen AIDS, durch fürsorgliche Aufmerksamkeit gegenüber den Betroffenen und eine erfolgreiche Präventionsstrategie auf der Grundlage der Enthaltsamkeit und der Förderung der ehelichen Treue. Treu ihrer Verpflichtung, die Liebe zu Gott und zum Nächsten zu verkünden, wird die katholische Kirche auch weiterhin mit den zivilen Obrigkeiten zusammenarbeiten, besonders auf den Gebieten, die zur Verbesserung der menschlichen Lebensbedingungen beitragen.

Herr Botschafter, Sie haben von der Freude Ihres Volkes darüber gesprochen, daß ein positives Ende der Bemühungen um den Abschluß von Friedensverträgen und um die Beilegung des langjährigen Krieges, der durch grausame und sinnlose Gewalt geprägt war, nunmehr abzusehen ist. Die Kirche kann angesichts ihrer Berufung, die Gewissen zu erleuchten, nicht umhin, ihre Freude über das Erreichte sowie ihre aufrichtige Hoffnung zum Ausdruck zu bringen, daß bald volle Sicherheit herrschen wird und alle Vertriebenen nach Hause zurückkehren und wieder ein friedliches und produktives Leben aufnehmen können. In diesem Zusammenhang möchte ich allen, die ihre Stimme gegen Gewalt und Haß erhoben haben, und allen, die zu den Friedensverhandlungen beigetragen haben, die Anerkennung des Heiligen Stuhls aussprechen. Ich ermutige alle Beteiligten, großherzig an der Wiederherstellung und dem Wiederaufbau nach so vielen Jahren der Unruhen und der Verwüstung mitzuarbeiten. Daß diese Aufgabe in der Angst vor einer weltweiten Nahrungsmittelknappheit und steigenden Preisen geschieht, sollte ein weiterer Ansporn zu Hingabe und Beharrlichkeit bei der Konsolidierung von Frieden, Versöhnung und Wiederaufbau sein. Ich bin zuversichtlich, daß der starke Friedenswunsch der Bevölkerung die Regierung anspornen wird, auch weiterhin ihrer regionalen Verantwortung nachzukommen und alles zu tun, was in ihrer Macht steht, um Stabilität und Versöhnung in der ganzen Region zu gewährleisten. Dort wird ein dauerhafter Friede nur dann möglich sein, wenn alle Beteiligten sich an die internationalen Vereinbarungen halten und sich verpflichten, die nationalen Grenzen in vollem Umfang zu respektieren. In diesen Jahren muß viel getan werden, aber für die Menschen in Norduganda und ihre Nachbarn ist neue Hoffnung entstanden. Der allmächtige Gott stehe ihnen in ihren Bemühungen bei, das Leben neu zu beginnen.

Keine Nation ist in der heutigen Zeit frei vom Einfluß der Globalisierung mit ihren Vorteilen und ihren Herausforderungen. Das Phänomen erleichtert den Handel, den Zugang zu Informationen und die Vermittlung von Werten. Leider kann es jedoch auch oberflächliche Lebensstile sowie Haltungen fördern, die gesunde, auf sittlicher Wahrheit und Tugend gründende Gebräuche untergraben. Die Männer und Frauen guten Willens in Afrika lehnen zu Recht destruktive Haltungen ab, die mit Geldgier, Korruption und den vielen Formen persönlicher Zersplitterung und sozialer Auflösung verbunden sind. Demokratie und Rechtsstaatlichkeit werden nicht durch Materialismus, Individualismus und moralischen Relativismus genährt, sondern durch Integrität und gegenseitiges Vertrauen, besonders wenn diese von engagierten und selbstlosen Verantwortungsträgern unterstützt werden, die ihren Mitbürgern bereitwillig ihren Dienst zum Aufbau des Gemeinwohls anbieten. Ich bete inständig, daß die wahren Vorteile der gegenwärtigen Kultur das Leben aller Ugander bereichern mögen, in Einklang mit dem, was wahr und gesund in den Werten ist, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden.

In diesem Zusammenhang, Herr Botschafter, verkörpert das Land, das Sie vertreten, viele wichtige Eigenschaften der afrikanischen Kultur, wie die respektvolle Haltung gegenüber der elterlichen Autorität und eine religiöse Sichtweise wichtiger Momente des menschlichen Lebens, wodurch die tiefe Achtung der Würde jedes menschlichen Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod gefördert wird. Dies ist der reiche Hintergrund, vor dem Generationen von Afrikanern erzogen wurden und aus dem der Same des christlichen Evangeliums reiche Frucht hervorgebracht hat. Die katholische Kirche schätzt dieses Erbe um seiner selbst willen und aufgrund seiner harmonischen Beziehung zu grundlegenden Wahrheiten der natürlichen sittlichen Ordnung und zu wesentlichen Glaubenssätzen. Ich versichere Ihnen, Herr Botschafter, daß die Kirche auch weiterhin ihren Teil zur Verteidigung und Förderung dieser Grundsätze beitragen wird. Sie betrachtet es als ihre Sendung, sie in der wunderbaren Fülle des Evangeliums zu festigen und zu vervollkommnen.

Exzellenz, ich habe über Themen gesprochen, die sowohl für den Staat als auch für die Kirche von grundlegendem Interesse sind, und über Bereiche, in denen die Zusammenarbeit zweifellos auch weiterhin für eine bessere Zukunft für alle Ugander Früchte tragen wird. Die verschiedenen Dikasterien der Römischen Kurie werden Sie gern in Ihrer Mission als Vertreter Ihres Landes beim Heiligen Stuhl unterstützen. Ich freue mich, Sie jetzt bei Ihrem Amtsbeginn meines Gebets zu versichern, und ich rufe den überreichen Segen des allmächtigen Gottes auf Sie und Ihre Familie sowie auf das Volk von Uganda herab.

AN HERRN WESLEY MOMO JOHNSON,

NEUER BOTSCHAFTER DER REPUBLIK LIBERIA

BEIM HL. STUHL Donnerstag, 29. Mai 2008



Exzellenz!

Ich freue mich, Sie im Vatikan willkommen zu heißen und das Beglaubigungsschreiben entgegenzunehmen, das Sie als außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafter der Republik Liberia beim Heiligen Stuhl akkreditiert. Ich danke Ihnen für die Übermittlung der guten Wünsche von seiten Ihrer Präsidentin, Frau Ellen Johnson-Sirleaf. Bitte überbringen Sie Ihrer Exzellenz meine herzlichen Grüße und versichern Sie sie meines ständigen Gebets für das ganze Volk Ihrer Nation.

Seien Sie versichert, Herr Botschafter, daß der Heilige Stuhl seinen diplomatischen Beziehungen zu Ihrem Land großen Wert beimißt und ihrer Weiterentwicklung in den kommenden Jahren erwartungsvoll entgegensieht. Die internationale Gemeinschaft strebt danach, ihre humanitären Verpflichtungen gegenüber den Menschen in Afrika zu erfüllen und der Heilige Stuhl blickt mit besonderer Sorge auf die vielen Bürger Liberias, die verarmt sind aufgrund des blutigen Konflikts, der über so viele Jahre hinweg Ihr Land verwüstet hat. Seit zwei Jahren gibt es eine stabile gewählte Regierung, und seitdem wurden bedeutende Fortschritte beim Wiederaufbau gemacht, einer sehr schwierigen Aufgabe. Mit Freude habe ich die Entscheidung des Internationalen Währungsfonds im vergangenen November aufgenommen, Schritte zu unternehmen, um Liberias Schulden zu tilgen. Das ist wirklich eine gute Nachricht, und es ist sehr zu hoffen, daß die Anzeichen für das wirtschaftliche Wachstum, die in letzter Zeit erkennbar sind, sich in den kommenden Jahren festigen werden. Nach Jahrzehnten des Krieges und der Instabilität haben die Menschen Ihres Landes einen Anspruch darauf, von der Armut, der Nahrungsmittelunsicherheit und der Arbeitslosigkeit, die so lange auf ihnen gelastet haben, befreit zu werden. Ich bin sicher, daß Ihr Volk sich bewußt ist, daß man nur dann zu einer friedlichen und gedeihlichen Zukunft gelangen kann, wenn man ernsthaft versucht, die Versäumnisse der Vergangenheit anzuerkennen und die im Bürgerkrieg zugefügten Wunden zu heilen. Der »Wahrheits- und Versöhnungsprozeß« ist in Liberia ebenso wie in anderen afrikanischen Ländern ein mutiger und notwendiger Schritt auf dem Weg zur nationalen Erneuerung, und wenn er mit Rechtschaffenheit und Entschlossenheit verfolgt wird, kann er nur zu einer Stärkung der Werte führen, von denen die zivilisierte Gesellschaft abhängt. Wenn die Menschen einer Nation Zeugen der Gewalt, der Mißwirtschaft und der Korruption geworden sind, die auf den höchsten Ebenen der Gesellschaft ungestraft praktiziert wurden, dann ist es nicht leicht, wieder Vertrauen in den Regierungsapparat zu gewinnen. Es ist freilich verlockend, sich ganz aus dem nationalen Leben zurückzuziehen und nur nach der Förderung der eigenen Interessen oder derer der eigenen Region oder ethnischen Gruppe zu trachten. Eine solche Cliquenwirtschaft muß überwunden werden durch einen erneuerten Einsatz für die Förderung des Gemeinwohls aller Bürger, durch tiefen Respekt gegenüber allen Mitgliedern der Gesellschaft, ungeachtet ihrer ethnischen Herkunft oder ihrer politischen Bindungen, und durch die Bereitschaft, die eigenen Talente und Mittel so einzubringen, daß sie dem größeren Wohlergehen und Gedeihen anderer dienen.

In meiner Botschaft zur Feier des Weltfriedenstages zu Beginn dieses Jahres habe ich die Bedeutung der Familie als Grundbaustein der Gesellschaft hervorgehoben, denn hier können die wesentlichen Werte für das friedliche Zusammenleben erlernt und dann an zukünftige Generationen weitergegeben werden. Durch das verantwortungsvolle und definitive Ja eines Mannes und einer Frau und das bewußte Ja der Kinder, die nach und nach zur Familie dazukommen, geben ihre Mitglieder ihre Zustimmung zum Aufbau des Gemeinwohls. Dadurch kann die ganze Gemeinschaft auf lokaler, nationaler und auch auf internationaler Ebene gedeihen (vgl. Botschaft zur Feier des Weltfriedenstages 2008, 6). Ich weiß, daß die Menschen in Afrika dem Erhalt der familiären Bindungen großen Wert beimessen, und ich möchte Ihre Regierung ermutigen, die allseitige Unterstützung und Stärkung der Familie durch die Politik auch weiterhin zu gewährleisten. Nur so schafft man feste Grundlagen für die Erneuerung der sozialen Infrastruktur, die durch Jahrzehnte blutiger Auseinandersetzungen so großen Schaden erlitten hat.

Sie können sicher sein, Herr Botschafter, daß die Kirche in Liberia eifrig danach strebt, ihren Beitrag zu leisten zum Aufbau des Familienlebens sowie zum Angebot von Erziehung, Bildung und Gesundheitsfürsorge, die im ganzen Land so sehr gebraucht werden. Ich bin sehr dankbar für die anerkennenden Worte von Frau Präsidentin Johnson-Sirleaf über die Arbeit der Kirche auf diesem Gebiet in der Geschichte Liberias und auch über das mutige Zeugnis der Märtyrer, die sich dem Dienst am Land verschrieben haben, auch wenn sie das mit dem Leben bezahlen mußten. Die vielen Männer und Frauen – Priester, Ordensleute und gläubige Laien –, die heute in Ihrem Land mit Hingabe ihr Apostolat ausüben, engagieren sich nicht weniger für die Menschen, denen sie dienen, wie auch für die Förderung der Gerechtigkeit, des friedlichen Zusammenlebens und der Versöhnung zwischen den kriegführenden Parteien der jüngeren Vergangenheit.

Das Apostolat der Erziehung ist vielleicht ihre bedeutendste Investition in die Zukunft Liberias. Viele der Kinder und jungen Menschen Ihres Landes wurden durch die Kriegserfahrung traumatisiert, einige von ihnen waren gezwungen, Soldaten zu werden und ihre Ausbildung abzubrechen, was zu einem niedrigen Bildungsniveau in der Bevölkerung geführt hat. Unter diesen Umständen möchte die Kirche den Menschen Hoffnung bieten, ihnen Vertrauen in die Zukunft geben und ihnen zeigen, daß sie geliebt werden und daß für sie Sorge getragen wird – mit anderen Worten, sie möchte die Menschen zur Begegnung mit Christus, dem Erlöser der Menschheit, führen. Ich bin zuversichtlich, Exzellenz, daß die herzlichen Beziehungen zwischen Liberia und dem Heiligen Stuhl auf diese Weise reiche Frucht tragen werden für ein dauerhaftes Wachstum und Gedeihen Ihres geliebten Landes.

Mit meinen besten Wünschen für den Erfolg Ihrer Mission möchte ich Sie versichern, daß die verschiedenen Abteilungen der Römischen Kurie bereit sind, Ihnen Hilfe und Unterstützung bei der Erfüllung Ihrer Pflichten zu geben. Auf Eure Exzellenz, Ihre Familie und das ganze Volk von Liberia rufe ich von Herzen den reichen Segen Gottes herab.

AN HERRN HISSEIN BRAHIM TAHA,

NEUER BOTSCHAFTER DES TSCHAD BEIM HL. STUHL Donnerstag, 29. Mai 2008



Herr Botschafter!

Mit Freude empfange ich Eure Exzellenz im Vatikan anläßlich der Überreichung des Beglaubigungsschreibens, durch das Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter des Tschad beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden, und ich danke Ihnen für die Übermittlung der freundlichen Botschaft Seiner Exzellenz Herrn Idriss Deby Itno, des Präsidenten der Republik. Zudem wäre ich dankbar, wenn Sie ihm meinerseits meine besten Wünsche für ihn persönlich und für das ganze Volk des Tschad aussprechen, verbunden mit dem Wunsch, daß alle Frieden und Wohlergehen erleben können.

Die Suche nach Frieden und Sicherheit für alle muß in der Tat für die Verantwortlichen der Nationen eine ständige und grundlegende Sorge sein. Ohne die Errichtung eines dauerhaften Friedens kann es keine echte Entwicklung geben. Nach dem Appell, den ich am vergangenen 6. Februar zugunsten der Bevölkerungsgruppen des Tschad ausgesprochen habe, bringe ich den Wunsch zum Ausdruck, daß es ohne Zögern zu einer echten nationalen Aussöhnung komme und die internationale Solidarität ihren Beitrag leiste, um den notleidenden Menschen tatkräftig zu helfen. Die mit der Führung der Völker dieser Region beauftragten Verantwortlichen sollen alles in ihrer Macht Stehende tun, um der Gewalt Einhalt zu gebieten und auf diese Weise günstige Bedingungen zu schaffen, die allen ein Leben in Frieden und Würde ermöglichen! Ich denke auch an die vielen Flüchtlinge, die in Ihrem Land Asyl gefunden haben. Mögen die Anstrengungen, die unternommen werden, um diesen manchmal in dramatischen Verhältnissen lebenden Familien beizustehen, ihnen helfen, wieder eine Situation vorzufinden, in der ihre grundlegenden Menschenrechte wirklich gewährleistet sind.

Aus dieser Sicht ist es notwendig, daß durch eine gute Verwaltung die wirtschaftlichen Ressourcen des Landes immer in den Dienst eines tatsächlichen sozialen Fortschritts gestellt werden, der der Bevölkerung die Möglichkeit gibt zu sehen, daß sich ihre berechtigten Ansprüche erfüllen. Um die Stabilität und die Einheit der Nation zu festigen, nötigt die Sorge um das Gemeinwohl dazu, den Reichtum des Landes gerecht und angemessen zu verteilen und dabei besonders die Menschen zu berücksichtigen, die sich am Rand des sozialen und wirtschaftlichen Fortschritts befinden.

Die Qualität der Beziehungen zwischen den im Tschad vertretenen Religionsgemeinschaften, insbesondere zwischen Christen und Muslimen, ist ein wichtiges Element auf dem Weg des Friedens und der Versöhnung. Jeder muß seinen Glauben furchtlos äußern und bei der Wahl seiner Religion der Stimme seines Gewissens folgen können. Ich freue mich, Herr Botschafter, zu erfahren, daß in Ihrem Land trotz der Schwierigkeiten, die auftreten können, Christen und Muslime versuchen, die Beziehungen in gegenseitiger Achtung und gegenseitigem Verständnis zu festigen. Ich wünsche mir, daß diese Beziehungen zum Gemeinwohl und zum Aufbau einer harmonischen und befriedeten Gesellschaft führen. Um mangelndes Verständnis zu überwinden, muß immer der Dialog der Weg bleiben, der es gestattet, jede Gewaltanwendung zu vermeiden.

Wie Sie, Herr Botschafter, festgestellt haben, umfaßt das Engagement der katholischen Kirche im Dienst der Gesellschaft des Tschad ohne Unterschied von Herkunft und Religion viele Bereiche, wie die Gesundheitsfürsorge, die Erziehung und die Entwicklung. Durch ihre sozialen Werke verleiht die katholische Gemeinschaft ihrer Sorge um die Förderung der Würde jedes Menschen Ausdruck. Aus dieser Sicht möchte ich ganz besonders die Arbeit der Kirche für die Erziehung und Bildung der Jugend hervorheben; sie erfolgt vor allem durch die katholischen Schulen, die innerhalb des Erziehungssystems im Tschad einen herausragenden Platz einnehmen. Durch diese Schulen – Bereiche, wo Jugendliche aus verschiedenen religiösen und sozialen Milieus einander zu achten und miteinander zu leben lernen – will die Kirche gegen jede Form von Armut ankämpfen und zum Aufbau einer immer brüderlicheren und solidarischeren Gesellschaft beitragen. Erlauben Sie mir, Herr Botschafter, zum Abschluß dieser Begegnung die Bischöfe des Tschad sowie alle Mitglieder der katholischen Gemeinschaft durch Sie grüßen zu lassen. Ich versichere sie meiner geistlichen Nähe und ermuntere sie, fest im Glauben und mutig in den Prüfungen zu bleiben, die sie mit ihren Mitbürgern teilen; so geben sie Zeugnis von ihrem Einsatz für den gemeinsamen Aufbau einer versöhnten Gesellschaft. Da Sie nun Ihre edle Mission antreten, spreche ich Ihnen, Herr Botschafter, in der Gewißheit, daß Sie bei meinen Mitarbeitern immer aufmerksame Aufnahme finden werden, meine herzlichen Wünsche für deren glückliche Erfüllung aus, damit die harmonischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Tschad fortgesetzt werden und sich weiterentwickeln.

Auf Eure Exzellenz, Ihre Familie, Ihre Mitarbeiter und auch auf die Verantwortlichen und alle Einwohner des Tschad rufe ich von ganzem Herzen die Fülle des göttlichen Segens herab.





AN HERRN DEBAPRIYA BHATTACHARYA,

NEUER BOTSCHAFTER VON BANGLADESCH

BEIM HL. STUHL Donnerstag, 29. Mai 2008

Herr Botschafter!


Ich freue mich, Sie heute zu empfangen, um das Beglaubigungsschreiben entgegenzunehmen, durch das Seine Exzellenz Präsident Iajuddin Ahmed Sie zum Botschafter der Volksrepublik Bangladesch beim Heiligen Stuhl ernannt hat. Ich möchte Sie bitten, ihm und den Mitgliedern der Regierung meinen herzlichen Gruß zu übermitteln, verbunden mit meinen besten Wünschen für das Wohlergehen aller Ihrer Mitbürger.

Die vor 35 Jahren aufgenommenen diplomatischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Bangladesch wurden gefestigt durch das gemeinsame Interesse an der Förderung des guten Willens in einer immer stärker vernetzten Welt, in der jedoch Anzeichen für neue Spaltungen und sehr besorgniserregende Formen der Gewalt und der Ungerechtigkeit nicht fehlen. Diese Phänomene stellen neue Herausforderungen für die gesamte Menschheitsfamilie dar und bringen deutlich zu Bewußtsein, daß es stärkerer internationaler Zusammenarbeit bedarf, um sicherzustellen, daß die Anliegen aller Menschen, besonders der Armen und Schwachen, in vollem Umfang zu Gehör gebracht werden (vgl. Sollicitudo rei socialis SRS 43). Herr Botschafter, ich bin zuversichtlich, daß die aktive Mitwirkung Ihres Landes in Körperschaften wie der Organisation der Vereinten Nationen die »Kultur des Friedens« unterstützen wird, die Bangladesch zu Hause und im Ausland aufbauen möchte. Durch die Teilnahme an diesen Gesprächen auf internationaler Ebene wird Ihr Land dazu beitragen, die Bemühungen der globalen Gemeinschaft zur Verwirklichung der gemeinsamen Ziele des Friedens und der Entwicklung aufeinander abzustimmen (vgl. Ansprache an die UN-Vollversammlung, 18. April 2008).

Wie Sie, Exzellenz, gesagt haben, braucht eine stabile Demokratie mehr als nur ein Regelwerk, um tragfähig zu sein. Vielmehr müssen die Bürger dafür die Werte annehmen, die den demokratischen Einrichtungen und Verfahrensweisen zugrunde liegen, wie die Würde der menschlichen Person, die wirkliche Achtung der Menschenrechte und den Einsatz für das Gemeinwohl als Richtschnur für das politische Leben (vgl. Centesimus annus CA 46). Durch das Streben nach einem allgemeinen Konsens über die zentrale Bedeutung dieser grundlegenden Werte werden die Verantwortungsträger Ihrer Nation den Weg bereiten für eine stabile Regierungsgewalt und das harmonische Zusammenleben aller, die in Bangladesch beheimatet sind. Ihr Land bereitet sich auf die allgemeinen Wahlen vor, die in diesem Jahr stattfinden werden, und ich bin zuversichtlich, daß seine Bürger über den moralischen Unterbau, der echte Demokratie ermöglicht, nachdenken werden und ihn erneut zu würdigen wissen. Sozialer Fortschritt und Zusammenhalt verlangen von allen – Einzelpersonen, Familien, gewählten Amtsinhabern, Staatsbeamten und Fachleuten – die bereitwillige Übernahme ihrer Verantwortung, mit Rechtschaffenheit, Ehrlichkeit und Bereitschaft zum Dienen zum Gemeinschaftsleben beizutragen (vgl. Pacem in terris PT 55 Centesimus annus, 46). Besonders jene, die für ein öffentliches Amt kandidieren, müssen bereit sein, persönliche Interessen zurückzustellen, um das Gemeinwohl der Menschen zu schützen, die sie vertreten und denen sie dienen. Exzellenz, Sie haben auf die Herausforderung hingewiesen, die repräsentativen Einrichtungen wieder aufzubauen, die trotz der Einhaltung demokratischer Prozesse bei den letzten Regierungsbildungen dem Verfall unterlegen sind. Für die wichtige Aufgabe, das Vertrauen in diese und andere demokratische Einrichtungen wiederherzustellen, bedarf es einer starken Führung von seiten vertrauenswürdiger, gerechter und kompetenter Männer und Frauen. Zweifellos werden die Menschen in Bangladesch ihre Kandidaten auf diese Eigenschaften hin prüfen, wenn sie ihr Wahlrecht ausüben in einem Wahlverfahren, in dem die Werte, von denen die Demokratie abhängt, ihren Niederschlag finden (vgl. Centesimus annus CA 46).

Ein lebendiges Schulsystem ist für starke Demokratien wesentlich. Sowohl der Staat als auch die Kirche haben ihre jeweilige Rolle, in der sie den Familien helfen müssen, ihren Kindern Weisheit, Wissen und sittliche Tugend zu vermitteln, damit diese die gemeinsame Würde aller Männer und Frauen erkennen, auch derer, die Kulturen und Religionen angehören, die nicht ihre eigenen sind. Die Kirche möchte dazu beitragen durch die Einrichtung von Schulen, in denen nicht nur die kognitive, sondern auch die geistliche und sittliche Entwicklung der Kinder gefördert wird. Insofern diese und andere Konfessionsschulen die öffentliche Aufgabe übernehmen, junge Menschen zu Toleranz und Achtung zu erziehen, sollten sie daher die Unterstützung erhalten, derer sie bedürfen, einschließlich finanzieller Hilfen, zum Wohl der ganzen Menschheitsfamilie. Das wirtschaftliche Wachstum in Ihrem Land hat in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte gemacht. Das hat jedoch nicht immer entsprechenden Ausdruck gefunden in der Linderung der Armut und der Schaffung von Arbeitsplätzen. Die langfristige Stabilität im wirtschaftlichen Sektor ist eng verbunden mit anderen Bereichen des öffentlichen Lebens, auch mit den öffentlichen Einrichtungen und einem gut funktionierenden Schulsystem. Jene fördern die Leistungsfähigkeit und Transparenz, die das wirtschaftliche Wachstum unterstützen (vgl. Centesimus annus CA 48), und dieses ist »für die Gesellschaft ein bevorzugtes Mittel des wirtschaftlichen Fortschritts und der Entwicklung« (Popolorum progressio, 35). Aus diesem Grund müssen die wirtschaftlichen Ziele einer Nation stets in den weiteren Horizont ihres sittlichen, staatlichen und kulturellen Wachstums hineingestellt werden (vgl. Centesimus annus CA 29). Überdies resultiert eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung aus der dynamischen Wechselwirkung zwischen Eigeninitiative, öffentlicher Hand und der Unterstützung durch internationale Organisationen (vgl. ebd., 10; 32; 49). In ihrer ständigen Sorge um das ganzheitliche Wohl der menschlichen Person macht sich die Kirche das Bestreben der Menschheit zu eigen, die für das leibliche und geistliche Wohlergehen notwendigen materiellen Güter sicherzustellen (vgl. Gaudium et spes GS 14). Sie ist in der Tat fest davon überzeugt, daß die Entwicklung letztlich eine Frage des Friedens ist, »denn sie hilft zu erreichen, was für die anderen und für die menschliche Gemeinschaft insgesamt gut ist« (Botschaft zur Feier des Weltfriedenstages 1987, 7; in O.R. dt., Nr. 51/52, 19.12.1986, S. 4).

Herr Botschafter, bei Ihrem Dienstantritt spreche ich Ihnen noch einmal meine besten Wünsche aus für den Erfolg Ihrer Mission. Ich versichere Ihnen, daß die verschiedenen Dikasterien des Heiligen Stuhls bereit sind, Ihnen bei der Erfüllung Ihrer Pflichten beizustehen. Auf Sie, Ihre Familie und das ganze Volk von Bangladesch rufe ich Gottes Segen, seine Kraft und seinen Frieden herab.



AN HERRN SERGEJ F. ALEINIK, NEUER BOTSCHAFTER WEISSRUSSLANDS BEIM HL. STUHL Donnerstag, 29. Mai 2008

Exzellenz,

es ist mir eine große Freude, Sie im Vatikan willkommen zu heißen und das Beglaubigungsschreiben entgegenzunehmen, durch das Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Republik Weißrußland beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Ich möchte meine Dankbarkeit für die von Ihnen überbrachte Grußbotschaft von Präsident Alexander Lukaschenko zum Ausdruck bringen, und bitte Sie, ihm meine guten Wünsche und die Versicherung meiner herzlichen Zuneigung zur Bevölkerung ihres Landes zu übermitteln.

Herr Botschafter, ich bin dankbar für die freundlichen Worte, mit denen Sie mich über die Fortschritte, die in Weißrußland erreicht worden sind, informiert haben. Ich sehe auch die vielen ermutigenden Zeichen und Aufgaben, die es heute im Land gibt. Seien Sie bitte versichert, daß der Heilige Stuhl Ihre Nation weiterhin sowohl bei ihren Bemühungen unterstützen wird, ihre angemessene und legitime Hoffnung auf Freiheit zu bekräftigen, als auch bei den Anstrengungen, den Demokratisierungsprozeß als Teil der großen Familie freier und souveräner europäischer Nationen zu fördern.

Seit Jahrzehnten strebt Europa jetzt tatkräftig danach, eine Zukunft des Friedens und des Fortschritts zu errichten und trennende Mauern abzubauen sowie schmerzvolle Teilungen zu überwinden. Dieses ehrbare Vorhaben, das durch das Bewußtsein einer gemeinsamen Verantwortung für das gemeinsame Schicksal der europäischen Völker motiviert wird, ist von äußerst großem Wert. Es ist nicht einfach, ein so ehrgeiziges Ziel zu erreichen; es erfordert, daß sich alle beteiligten Parteien um einen beständigen, aufrichtigen und vernünftigen Dialog bemühen, der auf wirklicher Solidarität beruht und die legitimen Hoffnungen, historischen Umstände sowie die Verschiedenheit der anderen respektiert. Um das zu erreichen, ist jede Nation auf dem Kontinent, einschließlich Weißrußlands, aufgerufen, zum Aufbau eines gemeinsamen europäischen Hauses beizutragen, in dem die Grenzen als ein Ort der Begegnung angesehen werden und nicht als Trennlinien oder – schlimmer noch – als unüberwindbare Mauern. Tatsächlich weisen die Geschichte, die geistigen und kulturellen Wurzeln sowie die Geographie von Weißrußland dem Land in diesem Prozeß eine wesentliche Rolle zu. Das, was die europäischen Nationen vereint, ist weitaus größer als die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Faktoren, durch welche sie getrennt werden. Um der eigenen Geschichte neuen Schwung zu verleihen, muß Europa »mit schöpferischer Treue jene grundlegenden Werte anerkennen und zurückgewinnen, zu deren Aneignung das Christentum einen entscheidenden Beitrag geleistet hat und die sich in der Bejahung der transzendenten Würde der menschlichen Person, des Wertes der Vernunft, der Freiheit, der Demokratie, des Rechtsstaates und der Unterscheidung zwischen Politik und Religion zusammenfassen lassen« (Ecclesia in Europa, 109).

Die neu entdeckte Unabhängigkeit ihres Landes und die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen mit dem Heiligen Stuhl haben zur Entwicklung eines guten Arbeitsverhältnisses zwischen den staatlichen und den kirchlichen Institutionen geführt. Dieses Verhältnis zeichnet sich durch die Offenheit beider Seiten aus, diese Verbindungen zu stärken und zu verbessern, die ihrerseits das Wohl und die Prosperität des Landes fördern. Ich bin Ihrer Exzellenz dankbar für die freundlichen Worte hinsichtlich der kirchlichen Aktivitäten in ihrem Land, und ich bin gewiß, daß die weißrussische Regierung die katholische Kirche weiterhin darin unterstützen wird, ihren Anforderungen nachzukommen. Dieses Jahr hat die katholische Kirche in Weißrußland zwei wichtige Jahrestage zu verzeichnen: den 225. Jahrestag der Errichtung der Diözese Mahiljou und den 210. Jahrestag der Diözese Minsk. In dieser Hinsicht muß mit Dankbarkeit festgestellt werden, daß ihr Land dem geistlichen, kulturellen und historischen Beitrag der Kirche für das Leben der Nation bereits seine Anerkennung ausgesprochen hat.

Kirche und Staat stehen auf ihre je besondere Weise und im Licht ihres spezifischen Auftrags im Dienste der Menschheit. Es ist daher notwendig, daß sie unter steter Achtung der jeweiligen Unabhängigkeit und der jeweiligen Kompetenzen auf eine Weise miteinander zusammenarbeiten, die Männern und Frauen hilft, sowohl materielles als auch geistliches Wohlergehen zu erlangen. Diese Zusammenarbeit kann nur dazu beitragen, immer demokratischere Institutionen zu stärken. Die katholische Kirche, die als ein integrierender Bestandteil des Lebens und der Geschicke in Weißrußland angesehen wird, freut sich ihrerseits, weiterhin durch ihre verschiedenen Strukturen und Institutionen (wie die Bischofskonferenz, die Diözesen, die Gemeinden und die religiösen Gemeinschaften) ihre Rolle in der Gesellschaft zu spielen. Diese Einrichtungen versuchen nur, den Männern und Frauen und der gesamten Gesellschaft durch die Vermittlung allgemeingültiger Werte, die durch das Evangelium vorgegeben werden, zu dienen. Diesbezüglich bittet die katholische Kirche in Weißrußland – sowohl der lateinischen als auch der byzantinischen Tradition – nicht um besondere Privilegien, sondern nur darum, zum Wachstum und zur Entwicklung des Landes beitragen zu dürfen. Alles, was sie verlangt, ist die Freiheit, den Auftrag, den sie von ihrem göttlichen Gründer zum Dienst für seine Schöpfung empfangen hat, in Ruhe erfüllen zu dürfen.

In diesem Sinne und mit dem gleichen Bewußtsein für gemeinsame Verantwortung bemühen sich die Katholiken in Weißrußland darum, im Bereich des ökumenischen Dialogs vor allem mit der orthodoxen Kirche in ihrem Land voranzukommen. Ich bete dafür, daß die ökumenischen Kontakte sich weiterhin in Frieden, Harmonie und fruchtbarem Dialog entwickeln und auf diese Weise zu einer immer größeren gesellschaftlichen Eintracht beitragen.

Herr Botschafter, während Sie ihre diplomatische Mission beim Heiligen Stuhl beginnen, entbiete ich Ihnen meine aufrichtigen guten Wünsche und versichere Sie der Bereitschaft der Ämter der Römischen Kurie, Sie zu unterstützen. Ihnen, Ihren Mitarbeitern, Ihrer Familie und dem geliebten weißrussischen Volk erteile ich Gottes reichen Segen.

AN HERRN ALEXANDRE CECE LOUA,

NEUER BOTSCHAFTER DER REPUBLIK GUINEA BEIM HL. STUHL Donnerstag, 29. Mai 2008



Herr Botschafter!

Ich freue mich, Sie zur Überreichung des Beglaubigungsschreibens zu empfangen, durch das Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Republik Guinea beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Ich danke Ihnen für die freundlichen Grüße, die Sie mir im Auftrag von Seiner Exzellenz Herrn Lansana Conté, dem Präsidenten der Republik, zum Ausdruck gebracht haben. Wollen Sie ihm freundlicherweise meine besten Wünsche für ihn persönlich und für das ganze guineische Volk übermitteln, dem ich ein Leben in Eintracht und Frieden wünsche, damit alle Familien ein würdiges und gedeihliches Leben führen können.

Wie Sie, Herr Botschafter, in Ihrer Ansprache unterstrichen haben, ist der Dialog zwischen den Kulturen und zwischen den Religionen ein wichtiges Ziel, und ich freue mich zu erfahren, daß in Ihrem Land die Qualität der Beziehungen zwischen Muslimen und Christen eine gewohnheitsmäßige Zusammenarbeit gestattet, namentlich bei den Problemen, die das Gemeinwohl der Nation betreffen. Darüber hinaus ist die Solidarität unter allen Bürgern eine notwendige und wesentliche Voraussetzung dafür, daß die Gesellschaft die Früchte eines tatsächlichen und dauerhaften Fortschritts genießen kann. Um jedoch den sozialen Frieden zu bewahren, ist es die Pflicht des Staates, durch seinen wirksamen Einsatz unter Respektierung der legitimen Rechte jedes einzelnen eine gerechte und angemessene Verwaltung der materiellen Güter sicherzustellen und das gute Einvernehmen zwischen allen menschlichen Gemeinschaften des Landes zu fördern.

In diesem Jahr, in dem wir den 60. Jahrestag der »Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte« begehen, ist es besonders angebracht, daß auch die Solidarität zwischen den Nationen wirksam zutage tritt und »daß alle für das internationale Leben Verantwortlichen gemeinsam handeln und bereit sind, in gutem Glauben zu arbeiten, in Achtung vor dem Gesetz, um die Solidarität mit den schwächsten Regionen des Planeten zu fördern« (Ansprache an die UNO-Vollversammlung, 18. April 2008; O.R. dt., Nr. 17, 25.4.2008, S. 14f.). In diesem Geist wünsche ich, daß nach den schmerzlichen Prüfungen, die eure Region durchlebt hat, eine aktive Zusammenarbeit ihre Stabilität festigt und zur Brüderlichkeit zwischen den Völkern ermutigt, während ich zugleich den Wunsch ausspreche, daß die internationale Gemeinschaft die Anstrengungen der betroffenen Länder unterstütze.

Andererseits muß sich die Gesamtentwicklung der Nation, um den berechtigten Wünschen der einzelnen und der Familien nachzukommen, von allgemeinen moralischen Werten inspirieren lassen, die es erlauben, Ursprung und Zweckbestimmung der materiellen Güter nicht aus den Augen zu verlieren und eine immer gerechtere und solidarischere Gesellschaft zu verwirklichen. Aus dieser Sicht ist es notwendig, den Menschen, die von zahlreichen Formen der Armut oder Unsicherheit betroffen sind, eine besondere Fürsorge zu gewähren. Die Pflicht, das Recht jedes Menschen auf ein Leben in Würde zu respektieren, gründet auf dem Willen des Schöpfers selbst, der allen eine gemeinsame transzendente Würde geschenkt hat.

Herr Botschafter, ich möchte Ihnen auch zusichern, daß die katholische Kirche durch ihre Werke für Erziehung, Gesundheit und soziale Förderung, die, wie ich weiß, von der Bevölkerung hochgeschätzt werden, zur allgemeinen Entwicklung der Gesellschaft beitragen will. Sie wissen im besonderen um die Aufmerksamkeit der Kirche für die Förderung der Menschen durch die Erziehung der Jugend. Ebenso wichtig ist es, sich um die Gesundheit jedes Menschen zu kümmern, vor allem durch eine Schulung und Information über die Pandemien, die mit den Verhaltensweisen der einzelnen zusammenhängen. Durch dieses Engagement will die katholische Gemeinschaft für das Gemeinwohl, für die Brüderlichkeit und die Festigung des Friedens in Gerechtigkeit arbeiten. Ich wünsche mir, daß dank der immer vertrauensvolleren Beziehungen zwischen der Kirche und dem Staat diese Werke zum Wohl aller Guinesen ohne Unterschied ihrer Herkunft oder Religion immer großzügiger unterstützt werden.

Ich nutze diese Gelegenheit, Sie zu bitten, die um ihre Bischöfe versammelte katholische Gemeinschaft in Guinea sehr herzlich von mir zu grüßen. Ich ermuntere sie dazu, stets ein Versöhnungs- und Friedensfaktor in der guinesischen Gesellschaft zu sein, damit alle zusammenleben und immer brüderlichere Bande der Zusammenarbeit entwickeln können.

Herr Botschafter, Sie treten heute die besondere Mission an, Ihr Land beim Heiligen Stuhl zu vertreten. Nehmen Sie bitte meine sehr herzlichen Wünsche für deren gutes Gelingen entgegen und seien Sie versichert, daß Sie bei meinen Mitarbeitern stets das nötige Verständnis und Unterstützung finden werden!

Auf Sie persönlich, auf Ihre Familie, Ihre Mitarbeiter, alle Ihre Landsleute und die Regierenden Ihres Landes rufe ich von Herzen die Fülle des göttlichen Segens herab.

AN HERRN TIKIRI BANDARA MADUWEGEDERA,

NEUER BOTSCHAFTER VON SRI LANKA

BEIM HL. STUHL Donnerstag, 29. Mai 2008

Exzellenz!


Es ist mir eine Freude, Sie heute im Vatikan willkommen zu heißen und das Beglaubigungsschreiben entgegenzunehmen, durch das Seine Exzellenz Präsident Mahinda Rajapakse Sie zum außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafter der Demokratischen Sozialistischen Republik Sri Lanka beim Heiligen Stuhl ernannt hat. Ich danke Ihnen für die Grüße, die Sie in seinem Namen ausgesprochen haben und bitte Sie, Seine Exzellenz meiner Gebete für den Frieden und das Wohlergehen der gesamten Nation zu versichern. Unsere heutige Begegnung bietet mir die günstige Gelegenheit, dem Volk von Sri Lanka mit seinem reichen Erbe meine tiefe Hochachtung auszusprechen sowie meinem Wunsch Ausdruck zu verleihen, die diplomatischen Verbindungen zwischen Ihrem Land und dem Heiligen Stuhl weiter zu festigen.

Herr Botschafter, ich bin dankbar für die Wertschätzung, die Sie im Namen Ihrer Mitbürger für die karitative Tätigkeit der katholischen Kirche in Ihrem Land zum Ausdruck gebracht haben. Besonders haben Sie den Beitrag der Kirche zu den Hilfsmaßnahmen nach dem verheerenden Tsunami, der Ihr Land im Jahr 2004 heimgesucht hat, hervorgehoben. Solches Handeln ist ein konkretes Beispiel für die bereitwillige und prompte Antwort der Kirche auf den Auftrag, den sie empfangen hat, nämlich den Bedürftigsten zu dienen (vgl. Lk 10,25–37; Deus caritas Est 29). Ich möchte Ihrer Regierung versichern, daß die Kirche sich weiterhin bemühen wird, gegenüber allen Barmherzigkeit zu üben, und ich möchte jede künftige Maßnahme loben, die dazu beitragen wird, zu gewährleisten, daß die katholischen Krankenhäuser, Schulen und karitativen Einrichtungen weiterhin für die Kranken, die jungen und die schwachen Menschen sorgen können, ungeachtet ihres ethnischen oder religiösen Hintergrunds (vgl. ebd., 30).

Die Katholiken in Sri Lanka sind gemeinsam mit anderen Christen, mit vielen Buddhisten, Hindus und Moslems durch den glühenden Wunsch nach dauerhaftem Frieden im Land und einem endgültigen Ende des anhaltenden Leids vereint. Leider fordert die Gewalt weiterhin ihren Tribut unter der Bevölkerung und bereitet dem Heiligen Stuhl und der internationalen Gemeinschaft schwere Sorgen. Offene und aufrichtige Verhandlungen, ungeachtet des zeitlichen und materiellen Aufwands, die sie erfordern, sind das einzige sichere Mittel, um zur Versöhnung zu gelangen und die Probleme anzusprechen, die lange Zeit das friedliche Zusammenleben in Sri Lanka behindert haben. Vor allem Terrorakte sind niemals zu rechtfertigen und stellen immer einen Angriff gegen die Menschheit dar (vgl. Botschaft zum Weltfriedenstag 2002, 4). Willkürlichen Angriffen gelingt es gewiß nicht, den Interessen der verschiedenen Gruppen, in deren Namen sie angeblich durchgeführt werden, eine wirksame Stimme zu verleihen. Sie können bedauerlicherweise unüberlegte Reaktionen auslösen, die wiederum Unschuldige in Gefahr bringen. Solche Folgen von Gewalt verdunkeln die Wahrheit, lösen eine Flut von Beschuldigungen und Gegenbeschuldigungen aus und führen zu Enttäuschung und Mutlosigkeit der Menschen. Aus diesem Grund muß der Kampf gegen den Terrorismus stets unter Achtung der Menschenrechte und der Rechtsgrundsätze durchgeführt werden (vgl. Botschaft zum Weltfriedenstag 2004, 8). Ich ermahne alle Seiten, keine Mühe zu scheuen, um eine Atmosphäre des Vertrauens, der Vergebung und der Offenheit zu schaffen, indem sie einander zuhören und den angemessenen Respekt für die legitimen Hoffnungen der anderen zeigen.

Eure Exzellenz hat auch die Aufmerksamkeit auf die beunruhigende Entwicklung gelenkt, Kinder zu rekrutieren, um sie in Kämpfen oder Terroranschlägen einzusetzen. Solche Praktiken sind von vornherein zu verurteilen, da sie unvermeidlich die moralische Entwicklung der Kinder behindern, Narben hinterlassen, die ein Leben lang bleiben (vgl. Botschaft zum Weltfriedenstag 1996, 3) und den moralischen Charakter der Gesellschaft selbst zerstören. Jesus hat Männer und Frauen dazu ermahnt, die »Kleinen« nicht zum Bösen zu verführen (vgl. Lk Lc 17,2) und sogar die Erwachsenen dazu aufgefordert, sie in ihrer Tugend und Reinheit nachzuahmen (vgl. Mt Mt 18,2). Inständig bitte ich daher die Führer in I hrem Land und auf der ganzen Welt, wachsam zu bleiben, damit in dieser Hinsicht kein Kompromiß eingegangen wird. Kinder und Jugendliche müssen heute eine solide Ausbildung zu den moralischen Werten erhalten, die morgen das soziale Gefüge ihres Landes stärken werden. Die Anerkennung dieser Werte und eine Haltung der gegenseitigen Achtung sind gewiß genauso wichtig wie jegliche technische Fähigkeiten, welche die jungen Menschen im Hinblick auf ihre berufliche Zukunft hin erwerben mögen.

Initiativen, die darauf abzielen, den Frieden durchzusetzen, müssen im richtigen Verständnis der menschlichen Person und der Unverletzlichkeit ihrer angeborenen Rechte verwurzelt sein. Wie ich kürzlich bemerkt habe, sind »die Universalität, die Unteilbarkeit und die gegenseitige Abhängigkeit der Menschenrechte Garantien für die Wahrung der Menschenwürde« (Ansprache an die Vollversammlung der Vereinten Nationen, 18. April 2008; O.R. dt., Nr. 17, 25.4.2008, S. 14f.). Eure Exzellenz hat auf neue Mechanismen hingewiesen, die in Bewegung gesetzt worden sind, um in Sri Lanka die Einhaltung der Menschenrechte zu kontrollieren und die humanitären Belange wieder ins Gleichgewicht zu bringen. In dieser Hinsicht ist es ermutigend, die Entscheidung Ihrer Regierung zu vermerken, eine eigene Untersuchungskommission einzusetzen, um so jene Fälle zu untersuchen, in denen Gerechtigkeit und Menschenrechte offenbar nicht beachtet worden sind. Es ist zu hoffen, daß jede Anstrengung unternommen wird, um sicherzustellen, daß die Kommission die Arbeit rasch durchführt, damit die Wahrheit über alle diese Fälle ans Licht kommt. Ich denke vor allem an Pfarrer Jim Brown und seinen Assistenten, deren Aufenthaltsort fast zwei Jahre nach ihrem Verschwinden noch immer unbekannt ist. Das Interesse der Regierung für diese Fälle zeigt die Verantwortung der politischen Behörden, ein geordnetes und rechtschaffenes Gemeinschaftsleben zu garantieren, das auf den Grundsätzen der Gerechtigkeit beruht und auf das Gemeinwohl ausgerichtet ist (vgl. Gaudium et spes GS 74).

Herr Botschafter, während Sie Ihr neues Amt übernehmen, entbiete ich Ihnen meine guten Wünsche für die erfolgreiche Erfüllung Ihrer Mission, in dem Vertrauen darauf, daß die freundschaftlichen Bande, die zwischen dem Heiligen Stuhl und Sri Lanka bestehen, in den kommenden Jahren weiter gestärkt werden. Ich versichere Ihnen, daß die verschiedenen Ämter und Abteilungen des Heiligen Stuhls Ihnen im Geiste der Zusammenarbeit bereitwillig ihre Hilfe anbieten. Eurer Exzellenz, Ihrer Familie und der Bevölkerung der Demokratischen Sozialistischen Republik Sri Lankas erteile ich den reichen Segen des allmächtigen Gottes.

AN HERRN OBED WADZANI, NEUER BOTSCHAFTER DER

REPUBLIK NIGERIA BEIM HL. STUHL Donnerstag, 29. Mai 2008



Exzellenz!

Es ist mir eine Freude, Sie im Vatikan willkommen zu heißen und das Beglaubigungsschreiben entgegenzunehmen, mit dem Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Bundesrepublik Nigeria beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Ich danke Ihnen für die freundlichen Grüße und die Gefühle guten Willens, die Sie im Namen des Präsidenten der Republik, Seiner Exzellenz Alhaji Umaru Musa Yar’Adua ausgesprochen haben. Ich erwidere diese gerne und bitte Sie freundlich, Seiner Exzellenz, den zivilen Behörden und der Bevölkerung von Nigeria meine persönliche Dankbarkeit und meine guten Wünsche zu übermitteln.

Es ist nicht nur eine humanitäre Pflicht, sondern eine Quelle wirklicher Freude, denen, die Not leiden, zu Hilfe zu kommen. Es ist sowohl für den einzelnen als auch für die Gesellschaft eine bereichernde und prägende Erfahrung, anderen mit einer Haltung des Respekts, der Rechtschaffenheit und der Unvoreingenommenheit beizustehen. In dieser Hinsicht machen die Größe, die Bevölkerungszahl, die wirtschaftlichen Ressourcen und die Großherzigkeit Ihres Volkes, Nigeria zu einem der einflußreichsten Länder des Kontinents und geben dem Land die einzigartige Chance, die anderen afrikanischen Länder dabei zu unterstützen, den verdienten Wohlstand und die verdiente Stabilität zu erlangen. Die Nation hat durch ihre Friedenstruppen, ihre materielle Hilfe und ihre diplomatischen Bemühungen zu den zahlreichen Maßnahmen beigetragen, den anderen Ländern gesellschaftliche Versöhnung zu bringen. Ich ermutige Nigeria, seine beachtlichen menschlichen und materiellen Ressourcen weiterhin auf eine Weise einzusetzen, die dem Frieden und dem Gedeihen der Nachbarländer förderlich sind. Es macht den Bürgern und der Regierung eines Landes Ehre, wenn sich solche Hilfe sowohl durch Rechtschaffenheit als auch durch Opfergeist auszeichnet.

In diesem Sinne müssen alle in der Heimat und im Ausland unterstützt werden, die versuchen, durch Forschung und praktischen Beistand menschliches Leid zu lindern. Die Kirche ist zuversichtlich, daß die Dienste, die sie im Bereich der Erziehung, der sozialen Programme und des Gesundheitswesens leistet, weiterhin eine positive Auswirkung auf den Kampf gegen Armut und Krankheit haben werden. Sie ist ein ständiger Verteidiger des Lebens, von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod. Wie Sie wissen, nimmt die Kirche ihre Rolle in der Kampagne gegen die Ausbreitung von HIV/Aids ernst, indem sie Programme unterstützt, welche die Treue in der Ehe und die Enthaltsamkeit außerhalb der Ehe hervorheben. Katholisches Personal, Ärzte, Krankenschwestern, Assistenten und Erzieher werden weiterhin alle Männer und Frauen und vor allem die jungen Menschen daran erinnern, sich zu den Werten der Familie zu bekennen und sich mit auf dem Glauben gründender Zivilcourage im Kampf gegen diese Krankheit und die damit verbundenen Umstände einzusetzen. Gleichzeitig steht die Kirche auf einer praktischen Ebene bereits zahlreichen Menschen auf Ihrem Kontinent und auf der ganzen Welt bei, die an dieser Krankheit leiden.

Herr Botschafter, die Menschen in Nigeria wünschen sich eine lebendige Demokratie, und Sie haben einige der Prioritäten erwähnt, die ihr Land als notwendige Schritte auf seinem Weg zu maßgeblichem Wachstum und anhaltender Entwicklung ausgemacht hat. Diese schließen eine demokratische Regierung und Rechtsstaatlichkeit, innere Sicherheit und eine gut funktionierende Justizverwaltung ein. Wie Eure Exzellenz wissen, erfordert eine gute Regierung, daß die Wahlen eindeutig frei, gerecht und transparent sind. Sie beruht auch auf der inneren Sicherheit, die immer auf dem demokratischen Ideal der Achtung individueller Rechte sowie auf Rechtsstaatlichkeit basiert. Um diesen Baustein der Demokratie richtig einzusetzen, müssen die Beamten zunächst die Grundursachen sozialer Unruhen ansprechen und zweitens die Bevölkerung zu den Tugenden des Respekts und der Toleranz ausbilden.

Ich bin mir bewußt, daß Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Gruppen in der Vergangenheit Anlaß zur Sorge gegeben haben. Konflikte dieser Art können meist auf eine Vielzahl von Faktoren, einschließlich administrativer Fehler, einzelner Mißstände oder ethnischer Spannungen zurückgeführt werden. In dieser Hinsicht freue ich mich festzustellen, daß sich die Spannungen in den vergangenen Jahren ein wenig beruhigt zu haben scheinen. Das kann als ein wirklicher Hinweis auf Fortschritt und als ein Zeichen der Hoffnung für die Zukunft angesehen werden. Durch die Förderung des Verständnisses, der Versöhnung und des guten Willens in den verschiedenen Gruppen stärkt die Kirche weiterhin den Sinn für Gemeinschaft und setzt sich dafür ein, Vorurteilen entgegenzuwirken und Offenheit gegenüber allen zu fördern. Sie möchte vor allem den interreligiösen Dialog fördern, in der Hoffnung, daß eine überzeugende Haltung der Solidarität unter den Religionsführern allmählich in allgemein anerkannten, landesweiten Formen der friedlichen Akzeptanz sowie des gegenseitigen Verständnisses und der Zusammenarbeit konkret Gestalt annehmen wird.

In vielen Ländern sind Gewalt und Kriminalität heute eine beunruhigende Tatsache. Mord, erpresserische Entführung und die Ausbeutung von Frauen, Kindern und Fremdarbeitern sind einige der schlimmsten Ausdrucksformen dieser untragbaren Praxis. Unsicherheit, Verzweiflung und Aggressivität, die durch die Auflösung der Familie, Arbeitslosigkeit, Armut oder Hoffnungslosigkeit hervorgerufen werden, sind einige der sozialen und psychologischen Faktoren, die hinter diesem Phänomen stehen. Eine bereits labile Situation wird durch die überall verbreitete materialistische Mentalität und einen Verlust der Ehrfurcht vor der menschlichen Person verschlimmert. Bisweilen kann das Gefühl der Hoffnungslosigkeit die Menschen dazu verleiten, nach einer scheinbar einfachen Lösung für ihre Probleme zu suchen. Jungen Menschen muß unter solchen Umständen jede mögliche Ermutigung gegeben werden, nach einer Verbesserung durch Erziehung, außerschulische Aktivitäten und freiwillige Hilfe für andere zu suchen sowie – idealerweise – Möglichkeiten einer Anstellung zu erhalten. Korruption kann die Folge von Gewaltverbrechen sein und hat den Effekt, Unternehmen und Investitionen abzuschrecken sowie das Vertrauen in die politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Institutionen des Landes zu unterminieren. Die Dynamik, mit der Nigeria den Kampf gegen Korruption und Verbrechen aufgenommen hat, und die Stärkung der Rechtsstaatlichkeit ist äußerst wichtig und muß mit Fairneß und Unvoreingenommenheit unterstützt und umgesetzt werden. Ich bete, daß Politiker und Sozialarbeiter, Berufstätige im Bereich der Wirtschaft, des Gesundheitswesens und der Gesetzgebung, Polizisten und Richter sowie alle, die im Kampf gegen Verbrechen und Korruption tätig sind, unablässig – mit Unterstützung der loyalen Kooperation der Bevölkerung – für den Schutz des Lebens und des Eigentums zusammenarbeiten. Die Kirche wird es nicht versäumen, ihren besonderen Beitrag zu leisten, indem sie eine umfassende Erziehung anbietet, die auf Ehrlichkeit, Integrität sowie Gottes- und Nächstenliebe beruht. Sie bemüht sich darum, Chancen für junge Menschen in schwierigen Situationen zu schaffen und erinnert sie dabei stets daran, daß »alles ernsthafte und rechte Tun des Menschen … Hoffnung im Vollzug« ist (Spe salvi, 35).

Herr Botschafter, ich wünsche Ihnen Erfolg bei ihrer Mission und versichere Sie der bereitwilligen Zusammenarbeit der verschiedenen Ämter der Römischen Kurie. Ich möchte nochmals anerkennend an den herzlichen Empfang erinnern, der meinem Vorgänger Papst Johannes Paul II. anläßlich seiner beiden Besuche in Nigeria bereitet worden ist. Ich bete, daß das herzliche Andenken an diesen Friedensboten das nigerianische Volk weiterhin vereinen und anregen wird. Möge der allmächtige Gott Eurer Exzellenz, Ihrer Familie und dem Land, das Sie vertreten, reichen und dauerhaften Segen, Frieden und Wohlergehen gewähren!

AN DIE NEUEN BOTSCHAFTER BEIM HL. STUHL ANLÄSSLICH

DER ÜBERGABE DER BEGLAUBIGUNGSSCHREIBEN Donnerstag, 29. Mai 2008

Exzellenzen!

Ich freue mich, Sie anläßlich der Überreichung Ihrer Beglaubigungsschreiben zu empfangen, durch die Sie als außerordentliche und bevollmächtigte Botschafter Ihrer Länder akkreditiert werden: Tansania, Uganda, Liberia, Tschad, Bangladesch, Weißrußland, Republik Guinea, Sri Lanka und Nigeria. Ich danke Ihnen für die liebenswürdigen Worte, die Sie mir im Namen Ihrer Staatsoberhäupter übermittelt haben. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie ihnen im Gegenzug meine ehrerbietigen Grüße und meine besten Wünsche für sie persönlich und für das hohe Amt, das sie im Dienst ihres Landes ausüben, zum Ausdruck bringen. Meine Grüße gehen auch an alle zivilen und religiösen Autoritäten Ihrer Länder sowie an alle Ihre Landsleute.

Ihre Anwesenheit heute gibt mir auch die Gelegenheit, den in Ihren Ländern vorhandenen katholischen Gemeinschaften mein herzliches Gedenken zu bekunden und sie meiner Gebete zu versichern, damit sie weiterhin in Treue und Hingabe durch die Verkündigung des Evangeliums und durch ihr vielfältiges Engagement im Dienst aller ihrer Brüder und Schwestern in der Menschheitsfamilie Zeugnis von Christus geben.

In der heutigen Welt spielen die Verantwortlichen der Nationen nicht nur in ihrem eigenen Land, sondern in den internationalen Beziehungen eine wichtige Rolle, damit jeder Mensch dort, wo er lebt, in den Genuß annehmbarer Lebensbedingungen kommen kann. Der entscheidende Maßstab dafür ist auf politischem Gebiet die Suche nach der Gerechtigkeit, damit die Würde und die Rechte jedes Menschen stets respektiert werden und alle Bewohner eines Landes am nationalen Reichtum teilhaben können. Das gilt ebenso auf internationaler Ebene. Aber die menschliche Gemeinschaft ist in jedem Fall auch dazu aufgerufen, über die bloße Gerechtigkeit hinauszugehen, indem sie ihre Solidarität gegenüber den ärmsten Völkern in der Sorge um eine bessere Verteilung der Reichtümer bekundet, die es vor allem den Ländern, die über fruchtbare Erde oder Bodenschätze verfügen, erlauben, zuallererst davon zu profitieren. Die reichen Länder können sich nicht allein das aneignen, was aus anderen Ländern stammt. Es ist ein Gebot der Gerechtigkeit und der Solidarität, daß die internationale Gemeinschaft über die Verteilung der Ressourcen wacht und dabei ihr Augenmerk auf die Bedingungen legt, die für die Entwicklung der bedürftigsten Länder günstig sind. Ebenso ist es über die Gerechtigkeit hinaus nötig, auch die Brüderlichkeit zu entwickeln, um harmonische Gesellschaften aufzubauen, wo Eintracht und Friede herrscht, und um eventuell auftretende Probleme durch Dialog und Verhandlung beizulegen und nicht durch Gewalt in allen ihren Formen, die ausschließlich die Schwächsten und Ärmsten unter den Menschen treffen kann. Die Solidarität und Brüderlichkeit sind letztlich von der grundlegenden Liebe abhängig, die wir unserem Nächsten entgegenbringen sollen, denn jede Person, die eine Verantwortung im öffentlichen Leben hat, ist aufgerufen, aus ihrem Amt vor allem einen Dienst an allen ihren Landsleuten und darüber hinaus an allen Völkern des Planeten zu machen.

Die Ortskirchen ihrerseits übernehmen alle nur möglichen Anstrengungen, um mitunter in schwierigen Situationen ihren Beitrag zum Wohl ihrer Landsleute zu leisten. Es ist ihr innigster Wunsch, diesen Dienst am Menschen – an jedem Menschen ohne Unterschied – unermüdlich weiterzuführen.

Ihre Staatsoberhäupter haben Sie mit einer Mission beim Heiligen Stuhl betraut, der seinerseits besonders sorgfältig auf das Wohl der Menschen und Völker bedacht ist. Zum Abschluß unserer Begegnung möchte ich Ihnen, meine Herren Botschafter, meine besten Wünsche für den Dienst aussprechen, zu dessen Erfüllung im Rahmen des diplomatischen Lebens Sie berufen worden sind. Der Allmächtige stehe Ihnen selbst, Ihren Angehörigen, Ihren Mitarbeitern und allen Ihren Landsleuten beim Aufbau einer befriedeten Gesellschaft bei, und auf jeden komme die Fülle des göttlichen Segens herab.

AN DIE VOLLVERSAMMLUNG DER ITALIENISCHEN BISCHOFSKONFERENZ Donnerstag, 29. Mai 2008



Liebe italienische Mitbrüder im Bischofsamt!

Bereits zum vierten Mal habe ich die Freude, euch aus Anlaß eurer Vollversammlung zu begegnen, um mit euch über die Sendung der Kirche in Italien und über das Leben dieser geliebten Nation nachzudenken. Ich grüße euren Präsidenten, Kardinal Angelo Bagnasco, und danke ihm herzlich für die freundlichen Worte, die er in euer aller Namen an mich gerichtet hat. Ich grüße die drei Vizepräsidenten und den Generalsekretär. Jeden von euch grüße ich mit der Zuneigung, die aus dem Bewußtsein entspringt, gemeinsam Glieder des einen mystischen Leibes Christi zu sein und an derselben Sendung Anteil zu haben.

Ich möchte euch zunächst dazu beglückwünschen, daß ihr in den Mittelpunkt eurer Arbeiten die Reflexion darüber gestellt habt, wie man die Begegnung der Jugendlichen mit dem Evangelium fördern kann und folglich konkret die grundlegenden Fragen der Evangelisierung sowie der Erziehung und Bildung der jungen Generationen. Wie in vielen anderen Ländern spürt man auch in Italien das, was wir als einen echten »Erziehungsnotstand« bezeichnen könnten. Denn wenn in einer Gesellschaft, die von einem in alle Bereiche eindringenden und nicht selten aggressiven Relativismus geprägt ist, die grundlegenden Sicherheiten, Werte und Hoffnungen fehlen, die dem Leben einen Sinn geben, verbreitet sich leicht unter den Eltern wie unter den Lehrern die Versuchung, sich ihrer Aufgabe zu entpflichten, und zuvor noch besteht die Gefahr, daß sie nicht mehr verstehen, was ihre persönliche Rolle und Aufgabe ist. Auch wenn die Kinder, Heranwachsenden und Jugendlichen von großer Aufmerksamkeit umgeben sind und vor den Prüfungen und Schwierigkeiten des Lebens in vielleicht übertriebener Weise geschützt werden, fühlen sie sich letztendlich allein gelassen angesichts der großen Fragen, die unweigerlich in ihnen aufbrechen, wie auch im Hinblick auf die Erwartungen und Herausforderungen, die sie auf ihrer Zukunft lasten spüren. Für uns Bischöfe, für unsere Priester, für die Katecheten und für die ganze christliche Gemeinschaft hat der Erziehungsnotstand einen eigenen präzisen Aspekt: die Weitergabe des Glaubens an die jungen Generationen. Auch hier, und in gewissem Sinn ganz besonders hier, müssen wir mit den Hindernissen rechnen, die der Weitergabe des Glaubens vom Relativismus in den Weg gelegt werden, von einer Kultur, die Gott ausklammert, den Mut zu jeder wirklich verbindlichen und insbesondere definitiven Entscheidung nimmt und dagegen in den verschiedenen Lebensbereichen die Selbstbehauptung und die unmittelbaren Befriedigungen bevorzugt.

Um diese Hindernisse zu überwinden, hat der Heilige Geist in der Kirche bereits viele Charismen erweckt und Kräfte der Evangelisierung freigesetzt, die im italienischen Katholizismus besonders präsent und lebendig sind. Als Bischöfe haben wir die Aufgabe, diese neuen Kräfte mit Freude aufzunehmen, sie zu unterstützen, ihre Reifung zu fördern, sie so zu lenken und zu leiten, daß sie immer innerhalb des großen Stroms des Glaubens und der kirchlichen Gemeinschaft bleiben. Darüber hinaus müssen wir den zahlreichen, immer noch vorhandenen Formen und Möglichkeiten der Begegnung mit den Jugendlichen und der Präsenz unter ihnen – in den Pfarreien, den Oratorien, den Schulen, vor allem den katholischen Schulen, und zahlreichen anderen Treffpunkten – ein stärker auf die Evangelisierung ausgerichtetes Profil verleihen. Vor allem sind da natürlich die persönlichen Beziehungen wichtig, insbesondere das Sakrament der Beichte und die geistliche Leitung. Jede dieser Gelegenheiten gibt uns die Möglichkeit, unsere Kinder und Jugendlichen das Antlitz jenes Gottes wahrnehmen zu lassen, der der wahre Freund des Menschen ist. Die großen Veranstaltungen – wie das Treffen im vergangenen September in Loreto und der Weltjugendtag im kommenden Juli in Sydney, an dem auch viele italienische Jugendliche teilnehmen werden – sind der gemeinschaftliche, öffentliche und feierliche Ausdruck der Erwartung, der Liebe und des Vertrauens zu Christus und der Kirche, die im Herzen der Jugendlichen verwurzelt bleiben. Diese Treffen ernten daher die Früchte unserer täglichen Pastoralarbeit und tragen zugleich dazu bei, in vollen Zügen den Geist der Universalität der Kirche und der Brüderlichkeit zu atmen, die alle Nationen vereinen muß.

Auch im weiteren sozialen Kontext wirft der aktuelle Erziehungsnotstand die Frage nach einer Erziehung auf, die wirklich eine solche ist: also konkret die Frage nach Erziehern, die glaubwürdige Zeugen jener Realität und jener Werte zu sein vermögen, auf die man sowohl das persönliche Leben aufbauen kann als auch allgemein anerkannte und gemeinschaftliche Lebenspläne. Diese Frage an sich – die aus dem Sozialgefüge aufsteigt und die Jugendlichen nicht weniger betrifft als die Eltern und die anderen Erzieher – ist schon Vorbedingung und Beginn eines Weges der Wiederentdeckung und des Neuanfangs, der erneut die volle und ganzheitliche Erziehung und Bildung der Person in Formen, die der heutigen Zeit angemessen sind, in den Mittelpunkt stellt. In diesem Zusammenhang muß auch ein Wort gesagt werden zugunsten der Schulen, dieser besonderen Orte der Erziehung und Ausbildung. In einem demokratischen Staat, der es sich zur Ehre anrechnet, die freie Initiative auf allen Gebieten zu fördern, scheint der Ausschluß einer angemessenen Unterstützung für das Engagement der kirchlichen Einrichtungen auf schulischem Gebiet nicht gerechtfertigt. Es ist legitim, sich zu fragen, ob die anregende Gegenüberstellung unterschiedlicher Bildungszentren – ins Leben gerufen durch vielfältige Gruppen aus der Bevölkerung, die den Erziehungsentscheidungen der einzelnen Familien Ausdruck verleihen wollen, natürlich unter Achtung der für alle geltenden Lehrpläne des Ministeriums – nicht der Qualität des Unterrichts dienlich wäre? All das weist darauf hin, daß eine solche Gegenüberstellung heilsame Auswirkungen haben würde.

Liebe italienische Mitbrüder im Bischofsamt, nicht nur in dem sehr wichtigen Bereich der Erziehung und Bildung, sondern in gewisser Weise im Hinblick auf die Gesamtsituation ist es nötig, daß Italien aus einer schwierigen Zeit herauskommt, in der sich die wirtschaftliche und soziale Dynamik abzuschwächen schien, das Vertrauen in die Zukunft geringer geworden ist, das Gefühl der Unsicherheit dagegen gewachsen ist aufgrund der Armut vieler Familien, mit der daraus folgenden Tendenz eines jeden, sich im eigenen Privatinteresse zu verschließen. Gerade im Bewußtsein dieses Kontexts bemerken wir mit besonderer Freude Zeichen eines neuen, zuversichtlicheren und konstruktiveren Klimas. Dies steht in Zusammenhang mit den sich abzeichnenden friedvolleren Beziehungen zwischen den politischen Kräften und den Institutionen auf Grund eines lebendigeren Bewußtseins der gemeinsamen Verantwortung für die Zukunft der Nation. Tröstlich ist, daß dieses Bewußtsein sich im allgemeinen Empfinden, auf dem gesamten Territorium und in allen sozialen Schichten zu verbreiten scheint. Es besteht der verbreitete Wunsch, den Weg wieder aufzunehmen, gemeinsam zumindest die dringendsten und schwersten Probleme anzugehen und zu lösen, eine neue Zeit des wirtschaftlichen, aber auch des zivilen und sittlichen Wachstums in Gang zu bringen.

Offensichtlich muß sich dieses Klima konsolidieren, und es könnte sich bald verflüchtigen, wenn es keine Entsprechung findet in einigen konkreten Resultaten. Es stellt aber schon an sich eine wertvolle Ressource dar, und jeder hat die Aufgabe, es der eigenen Rolle und den eigenen Verantwortlichkeiten entsprechend zu bewahren und zu stärken. Als Bischöfe müssen wir unseren besonderen Beitrag leisten, damit Italien eine Zeit des Fortschritts und der Eintracht erfährt und jene Energien und Impulse fruchtbar machen kann, die aus seiner großartigen christlichen Geschichte stammen. Dazu müssen wir unseren kirchlichen Gemeinschaften und dem ganzen italienischen Volk offen sagen und bezeugen, daß – auch wenn es viele Probleme gibt, die zu lösen sind – die Grundfrage des heutigen Menschen die Gottesfrage bleibt. Kein anderes menschliches und soziales Problem kann wirklich gelöst werden, wenn Gott nicht wieder im Mittelpunkt unseres Lebens steht. Nur so, durch die Begegnung mit dem lebendigen Gott, Quelle jener Hoffnung, die uns von innen her verwandelt und die nicht zugrunde gehen läßt (Rm 5,5), ist es möglich, ein starkes und sicheres Vertrauen in das Leben wiederzufinden und unseren guten Vorhaben Festigkeit und Kraft zu verleihen.

Ich möchte auch euch, liebe italienische Bischöfe, das sagen, was ich am vergangenen 16. April zu unseren Mitbrüdern aus den Vereinigten Staaten gesagt habe: »Als Verkünder des Evangeliums und Leiter der katholischen Gemeinschaft seid ihr auch dazu aufgerufen, euch am Ideenaustausch im öffentlichen Raum zu beteiligen, um dazu beizutragen, die kulturellen Haltungen zu formen« (Ansprache bei der Vesper mit den Bischöfen der USA im Nationalheiligtum der Unbefleckten Empfängnis in Washington; in O.R. dt., Nr. 17, 25.4.2008, S. 10). Im Rahmen einer gesunden und richtig verstandenen Laizität ist es notwendig, jeder Tendenz Widerstand zu leisten, die die Religion und insbesondere das Christentum als reine Privatangelegenheit betrachtet: die unserem Glauben entspringenden Perspektiven können im Gegenteil einen grundlegenden Beitrag leisten zur Klärung und zur Lösung der großen sozialen und moralischen Fragen des heutigen Italien und Europa. Ihr widmet daher zu Recht der auf die Ehe gegründeten Familie große Aufmerksamkeit, um eine Pastoral zu fördern, die den heute vor ihr liegenden Herausforderungen angemessen ist; um die Durchsetzung einer Kultur zu unterstützen, die die Familie und das Leben fördert und ihnen nicht feindlich gegenübersteht; wie auch um von den öffentlichen Institutionen eine konsequente und einheitliche Politik zu fordern, die der Familie jene zentrale Rolle zuerkennt, die sie in der Gesellschaft hat, insbesondere für die Zeugung und Erziehung der Kinder: Italien braucht dringend eine solche Politik. Unser Einsatz für die Würde und den Schutz des menschlichen Lebens muß unerschütterlich und beständig sein – in jeder Phase und Situation, von der Empfängnis über das embryonale Stadium bis hin zu Situationen von Krankheit und Leiden und schließlich zum natürlichen Tod. Wir dürfen auch nicht die Augen verschließen und schweigen angesichts der Armut, der Entbehrungen und der sozialen Ungerechtigkeiten, die einen großen Teil der Menschheit bedrücken und die ein großherziges Engagement aller verlangen, ein Einsatz, der alle Menschen einschließen soll, die, auch wenn sie unbekannt sind, in Not sind. Natürlich muß die Hilfsbereitschaft in die Tat umgesetzt werden unter Achtung der Gesetze, die für die Sicherung eines geordneten Ablaufs des sozialen Lebens sorgen, sei es innerhalb eines Staates, sei es gegenüber jemandem, der von außen kommt. Es ist nicht notwendig, daß ich diesen Aspekt noch konkreter ausführe, ich weiß, daß ihr und eure geschätzten Priester die konkreten und realen Situationen kennt, weil ihr vor Ort unter den Menschen lebt.

Es ist für die Kirche in Italien von außergewöhnlichem Vorteil, daß sie sich auf die Medien stützen kann, die in der öffentlichen Debatte täglich ihre Erfordernisse und Sorgen zum Ausdruck bringen, sicherlich in freier und autonomer Weise, aber im Geist der echten Übereinstimmung. Deshalb freue ich mich zusammen mit euch über den 40. Jahrestag der Gründung der Zeitung »Avvenire« und wünsche sehr, daß sie noch mehr Leser erreichen kann. Ich freue mich über die Veröffentlichung der neuen Bibelübersetzung und über das Exemplar, das ihr mit freundlicherweise überreicht habt, und ich hoffe, daß es auch eine Taschenbuchausgabe geben wird. Dies fügt sich gut ein in die Vorbereitung der nächsten Bischofssynode, die über »Das Wort Gottes im Leben und in der Sendung der Kirche« nachdenken wird.

Liebe italienische Mitbrüder im Bischofsamt, ich versichere euch meiner Nähe mit einem beständigen Gebetsgedenken und erteile voll Zuneigung jedem von euch, euren Ortskirchen und der ganzen geliebten italienischen Nation den Apostolischen Segen.

AN DIE BISCHÖFE VON MYANMAR

ANLÄSSLICH IHRES "AD-LIMINA"-BESUCHES Freitag, 30. Mai 2008

Liebe Mitbrüder im Bischofsamt!


Ich freue mich, euch, die Bischöfe von Myanmar, willkommen zu heißen. Ihr seid nach Rom gekommen, um die Gräber der heiligen Apostel zu verehren und eure Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri zu stärken. Unsere heutige Begegnung gibt Zeugnis von der Einheit, der Liebe und dem Frieden, die uns verbinden und unsere Sendung beseelen, das Volk Gottes zu lehren, zu leiten und zu heiligen (vgl. Lumen gentium LG 22). Ich bin dankbar für die freundlichen Grüße und die Zusicherung des Gebets, die Erzbischof Paul Grawng in eurem Namen sowie im Namen des Klerus, der Ordensleute und der Laien eurer jeweiligen Diözesen zum Ausdruck gebracht hat. Ich möchte sie erwidern durch meinen herzlichen Gruß und mein aufrichtiges Gebet, daß »der Herr euch den Frieden schenke zu jeder Zeit und auf jede Weise« (vgl. 2Th 3,16).

Die Kirche in Myanmar ist bekannt und hochgeschätzt für ihre Solidarität mit den Armen und Notleidenden. Das ist besonders deutlich geworden durch eure Sorge um die Folgen und Auswirkungen des Wirbelsturms Nargis. Die zahlreichen katholischen Organisationen und Verbände in eurem Land zeigen, daß die Menschen unter eurer Obhut den Ruf Johannes des Täufers beachtet haben: »Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle ebenso« (Lc 3,11). Ich vertraue darauf, daß die Gläubigen unter eurer Führung auch weiterhin beweisen werden, daß es möglich ist, »eine glückliche Verbindung zwischen Evangelisierung und Liebeswerk« (Deus caritas Est 30) herzustellen, so daß andere »ihre menschliche Güte zu spüren bekommen« und »Gott verherrlicht wird in Jesus Christus« (ebd., 31; vgl. 1 Petr 4,8–11).

Ich weiß, wie dankbar das birmanische Volk in diesen schweren Tagen für die Bemühungen der Kirche ist, den immer noch Notleidenden Unterkunft zu verschaffen und sie mit Nahrung, Wasser und Medizin zu versorgen. Ich hoffe, daß infolge der kürzlich getroffenen Vereinbarung über die Hilfeleistungen durch die internationale Gemeinschaft alle Hilfswilligen in die Lage versetzt werden, den erforderlichen Beistand zu leisten, und effektiven Zugang erhalten zu den Orten, an denen dieser am meisten gebraucht wird. In dieser kritischen Zeit danke ich dem allmächtigen Gott, daß er uns »von Angesicht zu Angesicht« (vgl. 1Th 2,17) zusammengeführt hat, denn es gibt mir Gelegenheit, euch nochmals zu versichern, daß die Universalkirche im Geiste mit denen verbunden ist, die den Verlust geliebter Menschen betrauern (vgl. Röm Rm 12,15), und ihnen die Verheißung der Stärkung und des Trostes gibt, die der Herr schenkt (vgl. Mt Mt 5,4). Möge Gott die Herzen aller Menschen öffnen, damit gemeinsame Anstrengungen unternommen werden, das fortdauernde Bemühen, den Leidenden Hilfe zu bringen und die Infrastruktur des Landes wiederaufzubauen, zu unterstützen und zu koordinieren.

Die Sendung der Liebe, die der Kirche zu eigen ist, leuchtet auf besondere Weise im Ordensleben hervor, durch das Männer und Frauen sich mit »ungeteiltem« Herzen dem Dienst an Gott und am Nächsten weihen (vgl. 1Co 7,34 vgl. Vita consecrata VC 3). Es freut mich zu erfahren, daß eine wachsende Anzahl von Männern und Frauen in eurer Region auf den Ruf zum geweihten Leben antwortet. Ich bete dafür, daß ihre freie und radikale Annahme der evangelischen Räte andere inspirieren möge, das Leben der Keuschheit, der Armut und des Gehorsams um des Himmelreiches willen anzunehmen. Um die Kandidaten auf diesen Dienst des Gebets und der apostolischen Arbeit vorzubereiten, müssen Zeit und Mittel investiert werden. Die Ausbildungskurse, die von der katholischen Ordenskonferenz von Myanmar angeboten werden, zeigen die Möglichkeit einer Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Ordensgemeinschaften auf, mit der gebotenen Achtung gegenüber dem besonderen Charisma jeder einzelnen, und verweisen auf den Bedarf an fundierter akademischer, geistlicher und menschlicher Ausbildung.

Ähnliche Zeichen der Hoffnung sieht man in der steigenden Anzahl von Berufungen zum Priestertum. Diese Männer wurden »zusammengerufen « und »ausgesandt, um zu verkündigen« (vgl. Lk 9,1–2), um dem Gottesvolk Vorbilder der Treue und Heiligkeit zu sein. Mögen die Priester, mit dem Heiligen Geist erfüllt und von eurer väterlichen Fürsorge geleitet, ihren heiligen Pflichten in Demut, Einfachheit und Gehorsam nachkommen (vgl. Presbyterorum ordinis PO 15). Wie ihr wißt, erfordert dies eine gründliche Ausbildung, die der Würde ihres Priesteramtes entspricht. Ich ermutige euch daher, auch weiterhin die notwendigen Opfer zu bringen, um sicherzustellen, daß die Seminaristen die ganzheitliche Ausbildung bekommen, die sie fähig macht, wahre Boten der Neuevangelisierung zu werden (vgl. Pastores dabo vobis PDV 2).

Meine lieben Brüder, die Sendung der Kirche, die Frohe Botschaft zu verbreiten, hängt von einer großherzigen und bereitwilligen Antwort der gläubigen Laien ab, Arbeiter im Weinberg zu werden (vgl. Mt 20,1–16; 9,37–38). Auch sie bedürfen einer soliden und dynamischen christlichen Ausbildung, die sie anspornt, die Botschaft des Evangeliums an ihren Arbeitsplatz, in die Familien und in die ganze Gesellschaft zu tragen (vgl. Ecclesia in Asia, 22). In euren Berichten wird die Begeisterung erwähnt, mit der die Laien viele neue katechetische und geistliche Initiativen ausrichten, an denen oft eine große Anzahl junger Menschen beteiligt ist. Ich ermutige euch, im Rahmen der Förderung und Überwachung dieser Aktivitäten diejenigen, die unter eurer Obhut stehen, zu ermahnen, sich beständig der Speise der Eucharistie durch die Teilnahme an der Liturgie und die stille Betrachtung zuzuwenden (vgl. Ecclesia de Eucharistia, 6). Fruchtbare Evangelisierungs- und Katecheseprogramme erfordern auch klare Planung und Organisation, wenn sie das erwünschte Ziel erreichen sollen, die christliche Wahrheit zu lehren und Menschen in die Liebe Christi hineinzuziehen. Es ist wünschenswert, daß sie sich geeigneter Hilfsmittel bedienen, wozu auch Broschüren und audiovisuelle Materialien gehören, um die mündliche Unterweisung zu ergänzen und gemeinsame Bezugspunkte für die wahre katholische Lehre zu geben. Ich bin sicher, daß andere Ortskirchen auf der ganzen Welt alles tun werden, was in ihrer Macht steht, um Material zu beschaffen, wann immer es möglich ist.

Eure aktive Teilnahme am ersten »Asian Mission Congress« hat zu neuen Initiativen geführt, das gegenseitige Wohlwollen zwischen euch und den Buddhisten in eurem Land zu fördern. Ich möchte euch in diesem Zusammenhang ermutigen, immer bessere Beziehungen zu den Buddhisten aufzubauen für das Wohl eurer einzelnen Gemeinschaften und der ganzen Nation.

Abschließend, meine lieben Brüder, möchte ich meinen aufrichtige Dankbarkeit zum Ausdruck bringen für euren treuen Dienst inmitten von schwierigen Umständen und Rückschlägen, die sich oft eurer Kontrolle entziehen. Im kommenden Monat eröffnet die Kirche ein besonderes Jubiläumsjahr zu Ehren des hl. Paulus. Dieser »Völkerapostel« wurde durch alle Jahrhunderte hindurch für seine furchtlose Beharrlichkeit in Prüfungen und Leid hoch geschätzt, von denen in seinen Briefen und in der Apostelgeschichte lebendig berichtet wird (vgl. 2 Tim 1,8–13; Apg 27,13–44). Paulus ermahnt uns, unseren Blick fest auf die Herrlichkeit zu heften, die uns erwartet, damit wir im Schmerz und in den Leiden der heutigen Zeit niemals verzweifeln. Das Geschenk der Hoffnung, das wir empfangen haben – und in dem wir gerettet sind (vgl. Röm Rm 8,24) – läßt Gnade zuteil werden und verändert unsere Lebensweise (vgl. Spe salvi, 3). Erleuchtet durch den Heiligen Geist lade ich euch ein, euch dem sicheren Vertrauen des hl. Paulus anzuschließen, daß nichts – weder Bedrängnis noch Verfolgung oder Hunger, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges – uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Jesus Christus ist, unserem Herrn (vgl. Röm 8,35–39).

Ich vertraue euch der Fürsprache Mariens, Königin der Apostel, an und erteile euch, eurem Klerus, euren Ordensleuten und gläubigen Laien gern meinen Apostolischen Segen.

AN HERRN ACISCLO VALLADARES MOLINA,

BOTSCHAFTER VON GUATEMALA BEIM HL. STUHL


Samstag, 31. Mai 2008




Herr Botschafter!

1. Mit Freude nehme ich das Beglaubigungsschreiben entgegen, mit dem Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Gern heiße ich Sie herzlich zu diesem feierlichen Akt willkommen, mit dem die Ihnen anvertraute Mission beginnt, und spreche Ihnen gleichzeitig meinen Dank für die Worte aus, die Sie an mich gerichtet haben, sowie auch für den ehrerbietigen Gruß, den der Präsident Ihres edlen Landes, Ingenieur Álavaro Colom Caballeros, mir durch Eure Exzellenz übermitteln ließ. Ich bitte Sie, ihm meine besten Wünsche für ihn und für seine Regierung zu übermitteln, während ich ihn meiner Gebete für die Sicherheit, den Fortschritt und das harmonische Zusammenleben des geliebten guatemaltekischen Volkes versichere.

2. Fünfundzwanzig Jahre sind vergangen seit dem ersten Pastoralbesuch, den mein verehrter Vorgänger diesem schönen Land »des ewigen Frühlings« abgestattet hat. Bei jenem denkwürdigen Anlaß konnte der Diener Gottes Johannes Paul II. der Aufmerksamkeit Ausdruck verleihen, mit der der Heilige Stuhl diese Nation in den Wechselfällen ihrer Geschichte begleitet hat und ihr in den heikelsten Augenblicken besonders nahe war, um die Sorgen ihres Volkes zu teilen und es vor allem zu ermutigen, sich entsagungsvoll um das Gemeinwohl zu bemühen. Herr Botschafter, ich weiß, daß die Guatemalteken diese Sorge mit einer tiefen Treue zum Bischof von Rom vergelten. Dies trägt zur Festigung der Bande der Freundschaft bei, die seit geraumer Zeit Ihr Land mit dem Heiligen Stuhl verbinden, der diese guten Beziehungen sehr zu schätzen weiß und die besten Wünsche dafür ausspricht, daß die Umstände in Guatemala Erfolge in den verschiedenen Gesellschaftsbereichen ermöglichen und eine feste Basis sein mögen, um einer vielversprechenden Zukunft entgegenzugehen.

3. Der jüngste »Ad-limina«-Besuch der Bischöfe Guatemalas hat eine großartige Gelegenheit geboten, näher kennenzulernen, mit welcher Lebendigkeit die Kirche in Ihrer Nation das Evangelium verkündet, Wege der Hoffnung öffnet und allen Bürgern, besonders den Bedürftigsten, eine brüderliche Hand reicht. Aus dieser Sicht teilt die Kirche die Sorge der Autoritäten Guatemalas – worauf Eure Exzellenz aufmerksam gemacht hat – über Phänomene wie Armut und Emigration, die einen Großteil der Bevölkerung betreffen. Die im Laufe der Geschichte gesammelte reiche kirchliche Erfahrung kann dazu beitragen, Maßnahmen zu finden, um diesen Problemen aus einer humanitären Sicht zu begegnen und die Solidarität zu stärken, die für das Finden wirksamer und dauerhafter Lösungen unerläßlich ist. In diesem Sinn müssen zu den unverzichtbaren technischen und ökonomischen Programmen jene anderen Aspekte hinzukommen, die die Würde der Person, die Stabilität der Familie und eine Erziehung fördern, die den wichtigsten menschlichen und christlichen Werten Rechnung trägt. Nicht vergessen werden dürfen auch alle diejenigen, die ihr Land verlassen mußten, aber nie aufgehört haben, es im Herzen zu tragen. Das ist eine Pflicht der Dankbarkeit und Gerechtigkeit gegenüber jenen, die de facto auch eine Quelle bedeutender Ressourcen für die Heimat sind, aus der sie entstammen.

4. Eine weitere Herausforderung für Guatemala besteht darin, der Unterernährung unzähliger Kinder ein Ende zu setzen. Das Recht auf Nahrung entspricht hauptsächlich einer ethischen Motivation: »den Hungrigen zu essen geben « (vgl. Mt Mt 25,35), die uns dazu drängt, als Zeichen der Liebe, die wir alle brauchen, die materiellen Güter zu teilen. Wie ich schon bei anderer Gelegenheit gesagt habe, erfordert »das Ziel, den Hunger zu bekämpfen und gleichzeitig auf eine gesunde und ausreichende Ernährung zählen zu können, […] auch besondere Methoden und Vorgehensweisen, die eine Nutzung der Ressourcen ermöglichen, bei der das Gut der Schöpfung geachtet wird. Eine Arbeit in dieser Richtung stellt eine Priorität dar. Sie macht es erforderlich, daß man sich nicht nur die Ergebnisse der Wissenschaft, der Forschung und der Technik zunutze macht, sondern auch die Kreisläufe und den Rhythmus der Natur berücksichtigt, die die Menschen in den ländlichen Gebieten kennen. Auch die traditionellen Gebräuche der indigenen Gemeinschaften müssen geschützt und egoistische und ausschließlich wirtschaftliche Motivationen überwunden werden« (Botschaft an den Generaldirektor der FAO anläßlich des Welternährungstages 2007, 4.10.2007; in O.R. dt., Nr. 43, 26.10.2007, S. 8–9). ).

5. Dieses vorrangige Recht auf Nahrung ist eng verknüpft mit dem Schutz und der Verteidigung des menschlichen Lebens, dem festen und unantastbaren Felsen, auf den das ganze Gebäude der Menschenrechte gegründet ist. Niemals wird daher die Sorgfalt ausreichen, die aufgewandt werden muß, um den Müttern, besonders jenen, die sich in ernsten Schwierigkeiten befinden, beizustehen, so daß sie ihr Kind in Würde zur Welt bringen können und so den nicht zu rechtfertigenden Rückgriff auf Abtreibung vermeiden. In diesem Sinn ist die Rettung besonders des bereits empfangenen, aber noch ungeborenen menschlichen Lebens, dessen Unschuld und Schutzlosigkeit größer ist, eine immer gültige Aufgabe, mit der von ihrer Natur her das Anliegen in Zusammenhang gebracht wird, daß die Adoption der Kinder zu jedem Zeitpunkt von der Gesetzlichkeit der dazu eingesetzten Verfahren garantiert wird.

6. Die Geißel der Gewalt in der Gesellschaft verschlimmert sich oft, weil es in den Familien an Dialog und Zusammenhalt fehlt; weitere Ursachen sind die erschütternden wirtschaftlichen Ungleichheiten, die schwerwiegenden Vernachlässigungen und Mängel im Gesundheitswesen, der Konsum und Handel von Drogen und die Plage der Korruption. Mit Befriedigung vermerke ich die Schritte, die man in Ihrer Nation im Kampf gegen diese Tragödien unternommen hat und die weitergehen müssen, indem man die Zusammenarbeit aller fördert, um durch die Pflege der richtigen Werte und den Kampf gegen Illegalität, Straflosigkeit und Korruption die gesteckten Ziele zu erreichen.

7. Herr Botschafter, vor Schluß dieser Begegnung möchte ich Sie und Ihre Familie sowie auch die anderen Mitglieder dieser diplomatischen Mission beglückwünschen und Ihnen meine besten Wünsche aussprechen in dem Augenblick, in dem Eure Exzellenz erneut die ehrenvolle Verantwortung übernimmt, Ihr Land beim Heiligen Stuhl zu vertreten. Seien Sie gewiß, daß Sie bei meinen Mitarbeitern stets die Hilfe finden werden, die Sie für die Erfüllung einer so erhabenen Aufgabe benötigen.

Während ich das Volk und die Autoritäten Guatemalas der mütterlichen Fürsprache der Schutzpatronin des Landes »Nuestra Señora del Rosario« anvertraue, bitte ich Gott inständig, Ihre Heimat auf ihrem Weg zu segnen und zu begleiten, damit in ihr unablässig die Sterne des Friedens, der Gerechtigkeit, des Wohlergehens und der brüderlichen Eintracht erstrahlen.

AN DIE MITGLIEDER DER STIFTUNG

"CENTESIMUS ANNUS - PRO PONTIFICE" Samstag, 31. Mai 2008

Herr Kardinal,

verehrte Mitbrüder im bischöflichen und im priesterlichen Dienst,
sehr geehrte Damen und Herren!

Gern empfange ich euch heute und heiße euch herzlich willkommen. Ich danke Graf Lorenzo Rossi di Montelera, der als Vorsitzender der Stiftung eure Gefühle zum Ausdruck gebracht und auch über eure Tätigkeit in diesem Jahr berichtet hat. Ich grüße Herrn Kardinal Attilio Nicora und die Erzbischöfe Claudio Maria Celli und Domenico Calcagno sowie einen jeden von euch. Erneut danke ich euch für den Dienst, den ihr für die Kirche leistet, indem ihr euren hochherzigen Beitrag zu den vielfältigen Initiativen des Heiligen Stuhls zugunsten der Armen in allen Teilen der Welt anbietet. In diesem Sinn danke ich euch besonders für das Geschenk, das ihr mir anläßlich dieser Begegnung überbringen wolltet.

Für euer gewohntes Treffen habt ihr in diesem Jahr das Thema »Das soziale Kapital und die menschliche Entwicklung« gewählt. So habt ihr über das von vielen verspürte Bedürfnis nachgedacht, eine globale Entwicklung zu fördern, die auf die ganzheitliche Entfaltung des Menschen achtet. Dabei habt ihr auch den Beitrag hervorgehoben, den die Freiwilligenvereinigungen, die Stiftungen und andere Zusammenschlüsse gemeinnützig leisten mit dem Ziel, das soziale Netz immer solidarischer zu machen. Eine harmonische Entwicklung ist möglich, wenn die wirtschaftlichen und politischen Entscheidungen, die in die Tat umgesetzt werden, jene Grundprinzipien berücksichtigen, die sie für alle erreichbar machen: Ich beziehe mich insbesondere auf die Prinzipien der Subsidiarität und der Solidarität. Im Mittelpunkt jeder wirtschaftlichen Planung, soll – besonders im Hinblick auf das ausgedehnte und komplexe Netz von Beziehungen, das die postmoderne Zeit kennzeichnet – immer die Person stehen, die nach dem Bild Gottes geschaffen und von ihm gewollt ist, um die außerordentlichen Ressourcen der Schöpfung zu schützen und zu verwalten. Nur eine miteinander geteilte Kultur der aktiven und verantwortlichen Teilhabe kann jedem Menschen ermöglichen, sich nicht als Nutznießer oder passiver Zeuge zu fühlen, sondern als aktiver Mitarbeiter am weltweiten Entwicklungsprozeß.

Der Mensch, dem Gott in der Genesis die Erde anvertraut hat, hat die Aufgabe, alle irdischen Güter Frucht bringen zu lassen, indem er sich bemüht, sie zu nutzen, um den vielfachen Bedürfnissen jedes Gliedes der Menschheitsfamilie abzuhelfen. Eine der im Evangelium häufig wiederkehrenden Metaphern ist gerade die des Verwalters. Der Mensch soll mit der Gesinnung eines treuen Verwalters die ihm von Gott anvertrauten Güter verwalten und allen zur Verfügung stellen. Mit anderen Worten gesagt: Es ist zu vermeiden, daß der Nutzen nur dem einzelnen zukommt oder aber daß Formen von Kollektivismus die personale Freiheit unterdrücken. Das wirtschaftliche und kommerzielle Interesse darf niemanden ausschließen, sonst würde in der Tat die Menschenwürde verletzt. Da der weltweite Globalisierungsprozeß immer mehr die Bereiche der Kultur, der Wirtschaft, der Finanzen und der Politik beherrscht, besteht heute die große Herausforderung darin, nicht nur die wirtschaftlichen und kommerziellen Interessen zu »globalisieren «, sondern auch die Erwartungen der Solidarität unter Achtung und Nutzung des Beitrags eines jeden Gliedes der Gesellschaft. Ihr habt zu Recht betont, daß das Wirtschaftswachstum nie von der Suche nach der ganzheitlichen menschlichen und sozialen Entwicklung getrennt werden darf. Die Kirche betont diesbezüglich die Bedeutung des Beitrags der mittleren Körperschaften gemäß dem Prinzip der Subsidiarität, um dazu beizutragen, den kulturellen und sozialen Veränderungen ein Ziel zu setzen und sie auf den wahren Fortschritt des Menschen und der Gemeinschaft auszurichten. In der Enzyklika Spe salvi habe ich betont: »Auch die besten Strukturen funktionieren nur, wenn in einer Gemeinschaft Überzeugungen lebendig sind, die die Menschen zu einer freien Zustimmung zur gemeinschaftlichen Ordnung motivieren können« (Nr. 24).

Liebe Freunde, ich danke euch nochmals, daß ihr die kirchlichen Tätigkeiten der Nächstenliebe und der menschlichen Entfaltung unermüdlich und hochherzig unterstützt, und ich lade euch ein, durch eure Überlegungen auch zur Verwirklichung einer gerechten wirtschaftlichen Weltordnung beizutragen. Dazu möchte ich gern eine bedeutsame Aussage des II. Vatikanischen Konzils wiederholen: »Die Christen« – so heißt es in der Konstitution Gaudium et spes – »können nichts sehnlicher wünschen, als den Menschen unserer Zeit immer großherziger und wirksamer zu dienen. Dem Evangelium gewissenhaft folgend und aus seinen Kräften lebend, verbunden mit allen, die die Gerechtigkeit lieben und pflegen, haben sie das große Werk begonnen, das sie hier auf Erden zu erfüllen haben« (Nr. 93). Setzt eure Tätigkeit in diesem Geist zugunsten aller unserer Brüder und Schwestern fort. Am Jüngsten Tag, am Tag des Weltgerichtes, werden wir gefragt werden, ob wir das genutzt haben, was Gott uns zur Verfügung gestellt hat, um den berechtigten Erwartungen und den Bedürfnissen unserer Brüder und Schwestern abzuhelfen, besonders den Bedürfnissen der Geringsten und der Notleidenden.

Die Jungfrau Maria, die wir heute bei ihrem Besuch bei der älteren Kusine Elisabet betrachten, erwirke jedem von euch, dem Nächsten gegenüber immer hilfsbereit zu sein. Ich versichere euch meiner Fürbitte im Gebet und erteile euch hier Anwesenden meinen Segen, in den auch eure Familien und alle eure Mitarbeiter in den verschiedenen Berufen eingeschlossen sind.
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Benedikt XVI Predigten 202