Benedikt XVI Predigten 149

149

SEGNUNG DES RESTAURIEREN BRONZETORS

IM APOSTOLISCHEN PALAST

Freitag, 12. Oktober 2007




Verehrte Brüder,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Brüder und Schwestern!

Wir treffen uns an diesem Ort, der als Haupteingang zum Apostolischen Palast dient, um das nach zwei Jahren geduldiger und gekonnter Arbeit vollständig restaurierte Bronzetor zu segnen und einzuweihen. Es handelt sich um ein Ereignis, das an sich nicht von großer Wichtigkeit ist: es ist jedoch bedeutsam aufgrund der besonderen Funktion, die dieses einzigartige Tor erfüllt, und aufgrund der Jahrhunderte an Kirchengeschichte, die es an sich vorbeiziehen sah. Ich danke euch daher für eure Anwesenheit und grüße einen jeden von euch sehr herzlich.

Dieses Tor wurde von Giovanni Battista Soria und Orazio Censore unter dem Pontifikat von Paul V. geschaffen, der zwischen 1617 und 1619 die gesamte Anlage der »Porta Palatii« erneuern wollte. Im Jahr 1663 wurde es nach dem gewaltigen architektonischen Eingriff, der dem Genius Gianlorenzo Berninis zu verdanken ist, an seine jetzige Stelle versetzt, das heißt auf die Schwelle zwischen den Kolonnaden des Petersplatzes und dem »Braccio di Costantino«. Da die Zeit ihre zersetzenden Spuren hinterlassen hatte, beabsichtigte man, es anläßlich des Großen Jubiläums 2000 zu restaurieren, dieser Eingriff einer gründlichen Erneuerung wurde aber erst einige Jahre später möglich. Das Tor wurde so abmontiert, und es wurde nicht nur sorgfältig entsprechend der modernsten Methoden und Techniken seine ursprüngliche Schönheit wiederhergestellt, es wurde auch mit einem Stahlkern gefestigt. Jetzt hat es wieder seinen Platz und seine Funktion unter dem schönen Mosaik eingenommen, das die Gottesmutter mit dem Kind darstellt, umgeben von den hll. Petrus und Paulus.

Gerade weil es den Zugang zum Haus dessen markiert, den der Herr dazu berufen hat, als Vater und Hirt das gesamte Volk Gottes zu führen, nimmt dieses Tor einen symbolischen und geistlichen Wert an. Es durchschreiten diejenigen, die kommen, um dem Nachfolger Petri zu begegnen. Durch dieses Tor gehen Pilger und Besucher, die sich in die verschiedenen Ämter des Apostolischen Palastes begeben. Ich wünsche von Herzen, daß sich all diejenigen, die durch das Bronzetor eintreten, von diesem Moment an durch die Umarmung des Papstes empfangen fühlen. Das Haus des Papstes ist offen für alle.

Meine Wertschätzung und Anerkennung gelten all denjenigen, die diese dringende und gründliche Restaurierungsarbeit ermöglicht haben. Vor allem all jenen, die die Arbeiten in ihren verschiedenen Phasen geleitet und verwirklicht haben: dem technischen Amt des Governatorats und den Restaurierungswerkstätten der Vatikanischen Museen, die sich die Kompetenz spezialisierter Firmen für die Teile in Holz und Metall zunutze gemacht haben. Es war möglich, diese lange und aufwendige Arbeit dank der finanziellen Unterstützung des Ritterordens vom Heiligen Grab und der Bank »Credito Artigiano« zu unternehmen. Daher bringe ich meine lebhafte Dankbarkeit gegenüber diesen Einrichtungen zum Ausdruck, die auf diese Weise ein Zeichen der Treue gegenüber dem Papst und der Aufmerksamkeit gegenüber den Kunstgütern des Heiligen Stuhles erneuern wollten. Mein aufrichtiger Dank schließt alle ein, die auf verschiedene Weise ihren Beitrag angeboten haben.

Und jetzt sichere ich den Verantwortlichen, den Arbeitern und den Wohltätern wie einem jeden von euch, die ihr hier seid, mein Gebetsgedenken zu, während ich mit Zuneigung allen den Apostolischen Segen erteile
150

AN DIE BISCHÖFE DER REPUBLIK KONGO

ANLÄSSLICH IHRES "AD-LIMINA"-BESUCHES Freitag, 19. Oktober 2007

Liebe Mitbrüder im Bischofs- und im Priesteramt!


Ich freue mich, euch zu empfangen, die ihr vom Herrn den Auftrag erhalten habt, Hirten des Gottesvolkes in der Republik Kongo zu sein. Ich wünsche mir, daß unsere Begegnung, die Ausdruck der Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri ist, auch Quelle einer immer intensiveren Gemeinschaft unter euch und unter euren Diözesankirchen sein möge, die euch mit Zuversicht erfüllt und euch dazu ermutigt, in der Verkündigung des Evangeliums fortzufahren. Ich danke dem Bischof von Kinkala und Präsidenten eurer Bischofskonferenz, Louis Portella Mbuzu, für seine Darstellung des Lebens der Kirche in der Republik Kongo. Durch euch grüße ich herzlich die Priester, Diakone, Ordensmänner, Ordensfrauen, Katecheten und gläubigen Laien eurer Diözesen, die wiederholt ihre Anhänglichkeit an Christus und ihre Solidarität mit ihren Brüdern in den schwierigen Zeiten der jüngsten Geschichte eures Landes bekundet haben, und fordere sie auf, zusammen mit allen Menschen guten Willens unermüdliche Baumeister der Gerechtigkeit und des Friedens zu sein.

Eure Bischofskonferenz wird nicht müde, die Gewissen wachzurütteln und den Willen zu stärken, und leistet damit einen eigenen konkreten Beitrag zur Herstellung des Friedens und der Versöhnung im Land. Ich appelliere daher an die Christen und an die gesamte Bevölkerung des Landes, Wege der Versöhnung zu öffnen, damit die ethnischen und sozialen Unterschiede, gelebt in gegenseitiger Achtung und Liebe, zu einem gemeinsamen Reichtum und nicht zu einem Grund der Spaltung werden.

Eure Fünfjahresberichte weisen auf die Dringlichkeit hin, in euren Ortskirchen eine echte missionarische Dynamik zu entwickeln. Die Kirche kann sich diesem ursprünglichen Auftrag nicht entziehen, der sie zu einer Grundforderung nach Kohärenz und Harmonisierung zwischen Glauben und sittlichen Normen anhält. Für eine Evangelisierung in Wahrhaftigkeit und Tiefe braucht es immer treuere und glaubwürdigere Zeugen Christi. Diese außerordentliche Verantwortung obliegt ganz besonders euch. Bleibt »Männer Gottes«, indem ihr in euren Diözesen an der Seite eurer Priester anwesend seid, euch vor allem um die Verkündigung des Evangeliums kümmert, aus eurer Vertrautheit mit Christus die Kraft schöpft, immer stärkere Bande der Brüderlichkeit und Einheit unter euch und mit allen zu knüpfen! Diese Forderung betrifft auch die Bischofskonferenz, die berufen ist, immer mehr ein bevorzugter Ort der Gemeinschaft, aber auch brüderlichen Lebens und miteinander abgestimmter Arbeit an gemeinsamen Projekten zu sein. Aus diesem Vorgehen entspringen zahlreiche Früchte.

In einer wirklichen missionarischen Sorge für den Aufbau der Kirche als Familie stützt sich eure pastorale Tätigkeit auf die lebendigen Kirchengemeinden. Als konkrete Orte der Verkündigung des Evangeliums und der praktizierten Nächstenliebe, besonders gegenüber den Ärmsten, rufen sie eine Pastoral nachbarschaftlicher Nähe ins Leben und bilden damit auch ein starkes Bollwerk gegen die Sekten. Ich lade euch ein, für die christliche Grund- und Weiterbildung der Gläubigen aufmerksam Sorge zu tragen, damit sie, gestützt auf das Lesen der Heiligen Schrift und das sakramentale Leben, das christliche Geheimnis kennen und leben lernen. Auf diese Weise werden sie den Reichtum ihrer durch die Taufe empfangenen Berufung und den Wert ihrer, den sittlichen Grundsätzen entsprechenden, christlichen Verpflichtungen mit dem Ziel einer immer aktiveren Präsenz in der Gesellschaft entdecken. Ich danke den Personen, die sich in der Ausbildung der Laien engagieren, besonders den Katecheten und ihren Familien, die wertvolle Helfer der Evangelisierung sind, und wünsche mir, daß ihnen geeignete Ausbildungsstrukturen zur Verfügung gestellt werden, damit sie ihre wichtige Aufgabe gut durchführen können.

Überbringt euren Priestern die Ermunterungen des Papstes! Es ist eure Aufgabe, ihnen zu helfen, in voller Gemeinschaft mit euch und in einem echten Geist des Dienstes an Christus und an der christlichen Gemeinde ein immer würdigeres und heiligmäßigeres Leben zu führen; ein Leben, das auf eine tiefe Spiritualität und gefühlsmäßige Reife gegründet ist und im Zölibat gelebt wird. Durch das Leben in Ehelosigkeit bringen sie mit der Gnade des Heiligen Geistes und durch die Antwort aus ihrem eigenen Willen die Gesamtheit ihrer Liebe und Sorge Jesus Christus und der Kirche dar (vgl. Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Pastores dabo vobis PDV 44). Durch die Nähe zu euren Priestern werdet ihr selbst Vorbilder des priesterlichen Lebens sein und ihnen zu einem lebendigeren Bewußtsein der sakramentalen Brüderlichkeit verhelfen, in die sie durch die Priesterweihe eingesetzt wurden. Ich appelliere auch an die zahlreichen außerhalb des Landes lebenden kongolesischen Priester, die pastoralen Bedürfnisse ihrer Diözesen mit großer Ernsthaftigkeit zu bedenken und die notwendigen Entscheidungen zu treffen, um auf die dringenden Appelle ihrer Diözesankirchen zu antworten.

Ich freue mich, daß ihr plant, demnächst eine vertiefte Reflexion über das Priesteramt durchzuführen, um den Priestern und Seminaristen ein Leben als Diözesanpriester vor Augen zu führen, das in einem starken geistlichen Leben verwurzelt ist und der Erfordernis entspricht, Jesus Christus, Haupt und Diener der Kirche, gleich zu werden; es muß auf eine Liebe zur Sendung gegründet sein und den Verpflichtungen der Weihe entsprechen. Der Glaube muß, wie ich bereits unterstrichen habe, durch die Lehre und das Verhalten »unverfälscht dargelegt werden«.

Der empfindliche Rückgang der Zahl kirchlicher Trauungen ist eine echte Herausforderung, die zu einer Belastung für die Familie wird, deren richtige Gestaltung ja für die Stabilität der Gesellschaft unersetzlich ist. Die staatliche Gesetzgebung, die Schwächung der Struktur der Familie, aber auch die Last mancher traditioneller Praktiken, namentlich die maßlos hohen Mitgiftkosten, bremsen tatsächlich junge Leute und hindern sie an der Eheschließung. Ein gründliches pastorales Nachdenken ist nötig, um die Würde der christlichen Ehe zu fördern, die Widerschein und Verwirklichung der Liebe Christi zu seiner Kirche ist. Es ist wichtig, den Paaren zu helfen, zu einer menschlichen und geistlichen Reife zu gelangen, damit sie ihre Aufgabe als Eheleute und christliche Eltern in verantwortlicher Weise übernehmen; dabei gilt es, sie auf die Einzigkeit und Unauflöslichkeit ihrer Liebe und darauf hinzuweisen, daß die Ehe zur vollen Verwirklichung ihrer menschlichen und christlichen Berufung beiträgt.

Möge die Kirche weiterhin ihre prophetische Rolle im Dienst aller Einwohner des Landes spielen, besonders der Ärmsten und jener, die keine Stimme haben, indem sie jedem seine Würde enthüllt und ihm die Liebe Gottes anbietet, die in Jesus Christus voll offenbar geworden ist! Die Liebe »ist das Licht – letztlich das einzige –, das eine dunkle Welt immer wieder erhellt und uns den Mut zum Leben und zum Handeln gibt« (Deus caritas Est 39). Durch die Fürsprache der allerseligsten Jungfrau, Stern der Evangelisierung, erteile ich euch und euren Diözesangemeinden von Herzen den Apostolischen Segen.



AN EINE DELEGATION

DER MENNONITISCHEN WELTKONFERENZ Freitag, 19. Oktober 2007

Liebe Freunde!


»Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus« (2Co 1,2). Mit Freude heiße ich euch in Rom willkommen, wo Petrus und Paulus Christus bezeugt und ihr Blut für das Evangelium vergossen haben.

Im ökumenischen Geist der gegenwärtigen Zeit haben wir nach jahrhundertelanger Isolation wieder begonnen, Kontakt zueinander aufzunehmen. Ich weiß, daß die Verantwortlichen der Mennonitischen Weltkonferenz die Einladung meines geliebten Vorgängers, Papst Johannes Paul II., angenommen haben, um gemeinsam mit ihm sowohl 1986 wie auch 2002 bei den großen Treffen der Führer der Kirchen, der kirchlichen Gemeinschaften und der anderen Weltreligionen in Assisi für den Frieden zu beten. Und es freut mich, daß die Verantwortlichen des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen euren Einladungen zur Teilnahme an euren Weltkonferenzen von 1997 und 2003 gefolgt sind.

Da Christus selbst uns auffordert, nach der Einheit der Christen zu streben, ist es völlig richtig und angebracht, daß Mennoniten und Katholiken einen Dialog angebahnt haben, um den im 16. Jahrhundert zwischen uns entstandenen Konflikt zu ergründen. Verstehen ist der erste Schritt zur Heilung. Ich weiß, daß in dem 2003 veröffentlichten und gegenwärtig in verschiedenen Ländern analysierten Bericht über diesen Dialog die Heilung der Erinnerung ganz besonders betont wird. Mennoniten sind bekannt für ihr starkes christliches Zeugnis für den Frieden im Namen des Evangeliums, und hier, trotz jahrhundertelanger Spaltung, hat das Dialogdokument »Called Together to be Peacemakers« [Für den Aufbau des Friedens zusammengerufen] gezeigt, daß wir zahlreiche Überzeugungen teilen. Beide betonen wir, daß unsere Arbeit für den Frieden in Jesus Christus verwurzelt ist, »denn er ist unser Friede. Er vereinigte die beiden Teile … Er stiftete Frieden und versöhnte die beiden durch das Kreuz mit Gott in einem einzigen Leib« (Eph 2,14–16) (Bericht Nr. 174). Wir wissen beide, daß »Versöhnung, Gewaltlosigkeit und der aktive Aufbau des Friedens Kernpunkte des Evangeliums sind (vgl. Mt Mt 5,9 Röm 12,14–21; Ep 6,15)« (Nr. 179). Unser unablässiges Bemühen um die Einheit der Jünger des Herrn ist von größter Bedeutung. Unser Zeugnis wird beeinträchtigt sein, solange die Welt Zeuge unserer Spaltung ist. Das, was uns drängt, nach christlicher Einheit zu streben, ist vor allem die an den Vater gerichtete Fürbitte unseres Herrn: »Alle sollen eins sein… damit die Welt glaubt, daß du mich gesandt hast« (Jn 17,21).

Möge euer Besuch ein weiterer Schritt zu gegenseitigem Verständnis und Versöhnung sein. Der Friede und die Freude Christi sei mit euch allen und den euch Nahestehenden.


151

PASTORALBESUCH

VON PAPST BENEDIKT XVI.

IN NEAPEL

BEGEGNUNG MIT DEN REPRÄSENTANTEN DER

VERSCHIEDENEN WELTRELIGIONEN

GRUSSWORTE VON BENEDIKT XVI. Aula Magna des Erzbischöflichen Seminars von Capodimonte

Sonntag, 21. Oktober 2007




Eure Heiligkeit, Eure Seligkeiten,
verehrte Autoritäten,
Vertreter der Kirchen und der kirchlichen Gemeinschaften,
geehrte Repräsentanten der großen Weltreligionen!

Gern nutze ich diese Gelegenheit, um die Persönlichkeiten zu grüßen, die hier in Neapel zum XXI. Treffen über das Thema »Für eine Welt ohne Gewalt – Religionen und Kulturen im Dialog« zusammengekommen sind. Sie stellen in gewisser Weise die Vielfalt der religiösen Welt und des Erbes der Menschheit dar, auf die die katholische Kirche mit aufrichtiger Achtung und herzlicher Aufmerksamkeit blickt. Herrn Kardinal Crescenzio Sepe und der Erzdiözese Neapel, die dieses Treffen beherbergt, gelten meine Worte der Hochschätzung, ebenso wie der Gemeinschaft »Sant’Egidio««, die sich eifrig bemüht, den Dialog zwischen den Religionen und Kulturen im »Geist von Assisi« zu fördern.

Die Begegnung heute führt uns geistig in das Jahr 1986 zurück, als mein verehrter Vorgänger Johannes Paul II. hohe Religionsvertreter zum Friedensgebet auf den Hügel des hl. Franziskus einlud. Bei diesem Anlaß unterstrich er, daß eine wahre religiöse Haltung immer mit einer lebhaften Sensibilität für dieses grundlegende Gut der Menschheit einhergeht. Im Jahr 2002, nach den dramatischen Ereignissen des 11. September des Vorjahres, rief Johannes Paul II. die Religionsführer erneut in Assisi zusammen, damit sie Gott bitten, die schweren Gefahren abzuwenden, die die Menschheit bedrohen, besonders die des Terrorismus.

Wir sind alle berufen, unter Achtung der Verschiedenheit der einzelnen Religionen für den Frieden zu arbeiten und uns für die Förderung der Versöhnung unter den Völkern einzusetzen. Der echte »Geist von Assisi« widersetzt sich jeder Form von Gewalt und dem Mißbrauch der Religion als Vorwand für die Gewalt. Angesichts einer von Konflikten zerrissenen Welt, wo man die Gewalt mitunter im Namen Gottes rechtfertigt, ist es wichtig zu betonen, daß die Religionen nie Mittel von Haß werden dürfen; nie darf man den Namen Gottes anrufen, um das Böse und die Gewalt zu rechtfertigen. Im Gegenteil, die Religionen können und sollen beste Möglichkeiten anbieten für den Aufbau einer friedvollen Menschheit, weil sie zum Herzen des Menschen vom Frieden sprechen. Die katholische Kirche will den Weg des Dialogs fortsetzen, um die Verständigung zwischen den verschiedenen Kulturen, Traditionen und religiösen Bekenntnissen zu fördern. Ich wünsche aufrichtig, daß sich dieser Geist immer mehr verbreite, besonders dort, wo die Spannungen am größten sind, wo die Freiheit und die Achtung vor dem andern verweigert werden und die Menschen infolge von Intoleranz und Unverständnis leiden.

iebe Freunde, diese Tage der Arbeit, des Zuhörens und des Gebets mögen fruchtbar für alle sein. Ich bitte deshalb den ewigen Gott, daß er auf jeden der Teilnehmer des Treffens die Fülle des Segens, seiner Weisheit und seiner Liebe ausgieße. Er befreie das Herz der Menschen von allem Haß und von jeder Wurzel der Gewalt und mache uns alle zu Bauleuten der Zivilisation der Liebe.
152

AN DIE STUDENTEN DER PÄPSTLICHEN UNIVERSITÄTEN ROMS

ANLÄSSLICH DER ERÖFFNUNG DES AKADEMISCHEN JAHRES Petersdom

Donnerstag, 25. Oktober 2007




Meine Herren Kardinäle,
verehrte Mitbrüder im bischöflichen und priesterlichen Dienst,
liebe Brüder und Schwestern!

Ich danke dem Herrn, daß er mir auch in diesem Jahr die Gelegenheit gibt, zu Beginn eines neuen Akademischen Jahres den Dozenten und Studenten der päpstlichen und kirchlichen Universitäten in Rom zu begegnen. Es ist ein Gebetstreffen – soeben ist die Feier der heiligen Messe zu Ende gegangen, die der Mittelpunkt unseres ganzen christlichen Lebens ist – und gleichzeitig eine günstige Gelegenheit, um über den Sinn und Wert eurer Studienerfahrung hier in Rom, im Herzen der Christenheit, nachzudenken. An jeden von euch ergeht mein herzlicher Gruß. Er gilt zunächst Herrn Kardinal Zenon Grocholewski, dem Präfekten der Kongregation für das Katholische Bildungswesen, dem ich für die freundlichen Worte danke, die er in euer aller Namen an mich gerichtet hat. Ich begrüße auch die anderen hier anwesenden Bischöfe, die Rektoren der Universitäten und die Mitglieder der jeweiligen akademischen Lehrkörper, die Verantwortlichen und Oberen der Seminare und Kollegien sowie die Studenten, die praktisch aus allen Teilen der Welt kommen.

Die alljährliche Begegnung, die die gesamte akademische Familie der kirchlichen Universitäten Roms hier in der Vatikanischen Basilika im Geiste versammelt sieht, erlaubt es euch, liebe Freunde, die einzigartige Erfahrung der Gemeinschaft und der Brüderlichkeit, die ihr in diesen Jahren machen könnt, besser wahrzunehmen. Um Früchte zu tragen, bedarf diese Erfahrung des Beitrags aller und jedes einzelnen. Ihr habt gemeinsam an der Eucharistiefeier teilgenommen, und gemeinsam werdet ihr dieses neue Jahr verbringen. Versucht unter euch eine Atmosphäre zu schaffen, in der das Engagement im Studium und die brüderliche Zusammenarbeit euch alle zusammen bereichern, nicht nur unter kulturellem, wissenschaftlichem und lehrmäßigem Aspekt, sondern auch von menschlicher und geistlicher Seite her. Nutzt intensiv die Gelegenheiten, die euch diesbezüglich in Rom geboten werden, einer auch unter diesem Gesichtspunkt wirklich einzigartigen Stadt.

Rom ist reich an historischen Erinnerungen, an Meisterwerken der Kunst und Kultur; vor allem aber ist es voll von beredten christlichen Zeugnissen. Im Laufe der Zeit sind kirchliche Universitäten und Fakultäten entstanden, die nunmehr Jahrhunderte alt sind, wo ganze Generationen von Priestern und pastoralen Mitarbeitern ausgebildet wurden, unter denen große Heilige und berühmte Männer der Kirche nicht fehlen. Auf ihren Spuren wandelt auch ihr, indem ihr wichtige Jahre eures Lebens der Vertiefung verschiedener humanistischer und theologischer Disziplinen widmet. Wie der geliebte Johannes Paul II. 1979 im Apostolischen Schreiben Sapientia christiana darlegte, sind die Ziele dieser ehrwürdigen Einrichtungen unter anderem, »durch wissenschaftliche Forschung die eigenen Disziplinen zu betreiben und voranzubringen, vor allem die Kenntnis der christlichen Offenbarung und der mit ihr verbundenen Bereiche zu vertiefen, systematisch die in ihr enthaltenen Wahrheiten freizulegen, in ihrem Licht die neuen Probleme der fortschreitenden Zeit zu betrachten und sie den Menschen der Gegenwart in einer den verschiedenen Kulturen angepaßten Weise darzulegen« (Titel I, Art.3 § 1). Dies ist eine mehr denn je dringliche Pflicht in unserer postmodernen Epoche, in der sich die Notwendigkeit einer Neuevangelisierung bemerkbar macht, die angemessen ausgebildete Lehrer des Glaubens und ebensolche Boten und Zeugen des Evangeliums braucht.

In der Tat kann und muß die Zeit des Aufenthalts in Rom euch zur Vorbereitung auf die bestmögliche Erfüllung der Aufgabe dienen, die euch in verschiedenen apostolischen Tätigkeitsbereichen erwartet. Die der Kirche eigene Sendung der Evangelisierung verlangt in unserer Zeit nicht nur, daß sich die Botschaft überall verbreitet, sondern daß diese tief in das Denken, die Urteilskriterien und die Verhaltensweisen der Menschen eindringt. Mit einem Wort: es ist notwendig, daß die ganze Kultur des heutigen Menschen vom Evangelium durchdrungen ist. Die Vielfalt der Lehrinhalte, die euch in den Universitäten und Studienzentren, die ihr besucht, angeboten werden, will dazu beitragen, auf diese große und dringliche kulturelle und geistliche Herausforderung zu antworten. Die Möglichkeit, in Rom zu studieren, dem Sitz des Nachfolgers Petri und daher des Petrusamtes, hilft euch, den Sinn der Zugehörigkeit zur Kirche und die Verpflichtung zur Treue gegenüber dem universalen Lehramt des Papstes zu stärken. Die Anwesenheit in den akademischen Einrichtungen, den Kollegien und Seminaren von Dozenten und Studenten aus allen Kontinenten bietet euch darüber hinaus eine weitere Gelegenheit, euch kennenzulernen und die Schönheit zu erfahren, zur einen großen Familie Gottes zu gehören: Nutzt diese Gelegenheit in vollem Umfang!

Liebe Brüder und Schwestern, das Studium der humanistischen und theologischen Wissenschaften muß jedoch unabdingbar von einer fortschreitenden innigen und tiefen Erkenntnis Christi begleitet sein. Daher müßt ihr euer notwendiges Interesse am Studium und an der Forschung mit einem aufrichtigen Streben nach Heiligkeit verbinden. Diese Jahre der Ausbildung in Rom sollen somit geprägt sein von einem ernsthaften und eifrigen intellektuellen Einsatz, darüber hinaus aber müssen es in erster Linie Jahre des tiefen Gebets sein, in ständigem Einklang mit dem göttlichen Meister, der euch in seinen Dienst erwählt hat. Ebenso möge die Begegnung mit der religiösen und sozialen Wirklichkeit der Stadt euch zur geistlichen und pastoralen Bereicherung dienen. Rufen wir die Fürsprache Marias an, der fügsamen und weisen Mutter, auf daß sie euch helfe, bereit zu sein, in jeder Lage die Stimme des Herrn zu erkennen, der euch beschützt und begleitet auf eurem Ausbildungsweg und in jedem Augenblick des Lebens. Ich versichere euch eines Gebetsgedenkens und wünsche euch ein friedvolles Jahr, das reich sein möge an Früchten. Diese Wünsche begleite ich mit einem besonderen Apostolischen Segen.
153

AN DIE BISCHÖFE AUS GABUN

ANLÄSSLICH IHRES "AD-LIMINA"-BESUCHES Freitag, 26. Oktober 2007


Liebe Mitbrüder im bischöflichen und priesterlichen Dienst!

Mit Freude empfange ich euch, Hirten der Kirche in Gabun, mit dem Wunsch, daß euer »Ad-limina«-Besuch für euch eine intensive Zeit kirchlicher Gemeinschaft und geistlichen Lebens sein möge. Auf diese Weise festigt ihr eure apostolische Sendung, um stets vor allem Diener und Leiter des Volkes zu sein, das euch anvertraut ist. Ich danke dem Bischof von Franceville und Vorsitzenden eurer Bischofskonferenz, Timothée Modibo-Nzockena, für das von ihm gezeichnete Gesamtbild der pastoralen Gesichtspunkte. Ihr seid in eurem Amt zusammen mit den lebendigen Kräften eurer Diözesen aufgerufen, eine immer besser gegliederte Seelsorge auf diözesaner und nationaler Ebene zu entwickeln. Ebenso gilt es, eure Bischofskonferenz bezüglich eurer Treffen und in struktureller Hinsicht immer angemessener zu organisieren, damit sie in der Lage ist, euch zu unterstützen. Dadurch, daß ihr an eurer pastoralen Vielfalt und an euren Vorhaben gegenseitig teilhabt, werdet ihr euren Diözesen neuen Elan verleihen können. Je größer die Gemeinschaft unter euch und unter allen Katholiken ist, um so stärker und wirksamer wird die Evangelisierung sein.

Die Gabuner lassen sich manchmal von der Konsumgesellschaft und von der sittlichen Freizügigkeit verführen und kümmern sich daher weniger um die Ärmsten des Landes. Ich ermutige sie, ihren brüderlichen Sinn und ihre Solidarität wachsen zu lassen. Ebenso ist eine gewisse Nachlässigkeit im Leben der Christen festzustellen, die sich von den Verlockungen der Welt verführen lassen. Ich wünsche mir, daß sie, was die geistlichen und moralischen Werte betrifft, immer ein beispielhaftes Verhalten an den Tag legen.

Unter den dringenden Aufgaben der Kirche in Gabun ist vor allem die Weitergabe des Glaubens und die Vertiefung des christlichen Geheimnisses zu nennen. Um den verschiedenen Verlockungen entgegenzutreten, brauchen die Gläubigen eine tiefe Bildung, die ihnen die Möglichkeit gibt, ihr christliches Leben auf klare Prinzipien zu gründen. Das setzt voraus, daß ihr die Ausbildungsstrukturen so gestaltet, daß sie tatsächlich wirksam sind. Habt keine Angst, Priester und Laien, die die entsprechenden Fähigkeiten besitzen, auf diese Aufgabe vorzubereiten. So werden die kirchlichen Gemeinschaften lebendiger werden und die Gläubigen werden aus der Liturgie sowie aus dem persönlichen und gemeinschaftlichen Gebet Kräfte schöpfen, um in allen Bereichen des sozialen Lebens Zeugen der Frohen Botschaft, Stifter der Versöhnung, der Gerechtigkeit und des Friedens zu sein, die unsere Welt nötiger hat als je zuvor.

Als Nachfolger der Apostel seid ihr für alle Angehörigen eurer Diözesen gleichsam Väter und dazu berufen, euch in besonderer Weise der Jugend eures Landes anzunehmen. Alle Christen und besonders die Eltern sollen aktiv werden und die Jugendlichen einladen, ihr Herz Christus zu öffnen und ihm zu folgen. Der Herr will jedem die Gnade eines schönen und guten Lebens und die Hoffnung schenken, die es ermöglicht, durch die Ungewißheiten des täglichen Lebens hindurch den wahren Sinn des Daseins zu finden. Ich wünsche mir, daß sich die jungen Leute nicht scheuen, auch die ersten Glaubensverkünder unter ihren Altersgenossen zu sein. Oft werden diese dank der Freundschaft und Teilnahme die Person Christi entdecken und sich ihm anschließen können.

In euren Berichten hebt ihr hervor, daß es nur in geringer Anzahl Priester- und Ordensberufungen gibt. Für einen Bischof ist es immer schmerzlich, wenn es an jungen Menschen fehlt, die bereit sind, auf den Ruf des Herrn zu hören. Dem Priesterseminar in Libreville müßt ihr eure ganz besondere Aufmerksamkeit widmen, denn an dieser Einrichtung hängt die Zukunft der Evangelisierung und der Kirche. Das sollte immer ein Ansporn dazu sein, in jeder Diözese die Berufungspastoral intensiver zu entfalten. Mögen sich die Priester, die Ordensmänner und Ordensfrauen sowie die Familien durch das Gebet, durch die Begleitung der Jugend, durch die Sorge um die Weitergabe des Rufes Christi mobilisieren lassen, damit die Berufungen entstehen und sich entfalten, die euer Land dringend braucht. Nicht vergessen werden darf der katholische Unterricht, wo Lehrer und Erzieher die Aufgabe haben, sich um die ganzheitliche Erziehung der Jugend zu bemühen, die des Zeugnisses und der Weitergabe des Glaubens ebenso bedarf wie einer besonderen Aufmerksamkeit für die Berufungen. Mit euch will ich auch für alle Missionare, Männer und Frauen, danken, die es eurem Land ermöglicht haben, den Samen des Evangeliums zu empfangen. Ihnen sei gedankt für die Arbeit, die sie geleistet haben und die sie weiterhin voll Treue in Zusammenarbeit mit den Bischöfen von Gabun in Treue vollbringen.

Meine liebevollen Gedanken gelten den Priestern, deren Hochherzigkeit im Dienst ich begrüße. Wenn sie ihr Leben ständig in inniger Verbundenheit mit Christus entfalten, werden sie sich der Notwendigkeit der Treue zu den vor Gott und vor der Kirche übernommenen Verpflichtungen stärker bewußt werden: das betrifft insbesondere die Verpflichtung zum Gehorsam und zur Keuschheit im Zölibat. So werden sie ihr Priesteramt immer mehr als einen Dienst an den Gläubigen leben. Sie sollen auch daran denken, daß sie in ihrem Dienst zu einer um den Bischof versammelten Priesterschaft gehören. In der priesterlichen Brüderlichkeit werden sie, von euch gestärkt, die ihr für sie wie ein Vater und Bruder seid, eine geistliche Hilfe finden; dann werdet ihr gemeinsame pastorale Vorhaben verwirklichen können, die der Mission einen neuen Schwung verleihen sollen. Ich ermahne jeden Priester, zuerst das Wohl der Kirche zu suchen und nicht persönliche Vorteile, indem er sein Leben und seine Sendung an die Geste der Fußwaschung angleicht (vgl. Joh 13,1–11). Diese Liebe, die in einer Perspektive des selbstlosen Dienstes gelebt wird, läßt eine tiefe Freude lebendig werden.

Überbringt den Priestern, allen Personen, die für das pastorale Leben zusammenarbeiten, allen Gläubigen und allen Einwohnern von Gabun die herzlichen Grüße des Papstes! Während ich euch der Fürsprache der Jungfrau Maria, Stern der Evangelisierung, anvertraue, erteile ich euch sowie allen Angehörigen eurer Diözesen, den Apostolischen Segen.
154

AN HERRN FAUSTO CORDOVEZ CHIRIBOGA,

NEUER BOTSCHAFTER DER REPUBLIK ECUADOR

BEIM HL. STUHL Samstag, 27. Oktober 2007

Herr Botschafter!


1. Gern nehme ich das Schreiben entgegen, mit dem Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Republik Ecuador beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Während ich Sie bei diesem feierlichen Akt herzlich willkommen heiße, möchte ich einmal mehr meiner aufrichtigen Zuneigung Ausdruck geben, die ich für alle Söhne und Töchter dieser edlen Nation empfinde.

Ich danke Ihnen für den ehrerbietigen Gruß, den Sie mir freundlicherweise vom Herrn Staatspräsidenten Dr. Rafael Correa Delgado überbracht haben sowie für die liebenswürdigen Worte für diesen Apostolischen Stuhl und meine Person, die auch die treuen Empfindungen des ecuadorianischen Volkes bezeugen. Ich bitte Sie daher höflich, ihm meine aufrichtige Dankbarkeit zukommen zu lassen.

2. Während meines Besuchs in Ecuador im Jahr 1978 als Vertreter Papst Johannes Pauls II. hatte ich die Freude, einem friedlichen, einfachen und gastfreundlichen Volk zu begegnen, das aber vor allem fest im christlichen Glauben verwurzelt ist, der, wie Sie in ihren Worten hervorgehoben haben, im Laufe mehrerer Generationen so viele Früchte getragen hat. In diesem Sinn möchte ich an die hl. Marianita de Jesús und ganz besonders an die sel. Narcisa de Jesús erinnern, die sehr beliebt ist beim gläubigen Volk, das sich ihre baldige Heiligsprechung wünscht.

In ihren Heiligen entdecken die Christgläubigen die reife Frucht eines Glaubens, der ihre Geschichte geprägt hat. Es handelt sich um ein Erbe, das im Laufe der Jahrhunderte weitergegeben wurde und das unter verschiedenen Ausdrucksformen der Volksfrömmigkeit und der Kunst zusammen mit den sittlichen, bürgerlichen und sozialen Werten zu ihrer Identität als Nation gehört.

3. Die Menschheit steht heute vor neuen Freiheits- und Hoffnungsszenarien, die oft durch instabile politische Verhältnisse und durch die Folgen schwacher Sozialstrukturen getrübt werden. Zudem wächst immer mehr die gegenseitige Abhängigkeit zwischen den Staaten. Deshalb ist es dringend nötig, sich für den Aufbau einer inneren und internationalen Ordnung einzusetzen, die das friedliche Zusammenleben, die Zusammenarbeit, die Achtung der Menschenrechte und vor allem die Anerkennung der zentralen Stellung der menschlichen Person und ihrer unverletzlichen Würde fördert.

In diesem Sinn und bei dem Gedanken an die unzähligen Ecuadorianer, die auf der Suche nach einer besseren Zukunft für sich selbst und ihre Familien unter schwierigen Bedingungen in andere Länder emigrieren, können wir nicht vergessen, daß »Liebe – Caritas – immer nötig sein wird, auch in der gerechtesten Gesellschaft. Es gibt keine gerechte Staatsordnung, die den Dienst der Liebe überflüssig machen könnte. Wer die Liebe abschaffen will, ist dabei, den Menschen als Menschen abzuschaffen« (Deus Caritas Est 28). Die Liebe als hochherzige Selbsthingabe an den anderen hat daher dieses Netz von Erziehungs- und Hilfswerken zur Förderung und Entwicklung hervorgebracht – und tut dies weiterhin –, Werke, die der Kirche und der Gesellschaft in Ekuador zur Ehre gereichen.

4. Die katholische Kirche, die »kraft ihrer Sendung und Natur an keine besondere Form menschlicher Kultur und an kein besonderes politisches, wirtschaftliches oder gesellschaftliches System gebunden ist« (II. Vat. Konzil, Konstitution Gaudium et spes GS 42), leistet durch den ihr eigenen pastoralen Dienst einen bedeutenden Beitrag zum Gemeinwohl des Landes. Daran erkennt man die Notwendigkeit, den Bereich der Freiheit zu fördern und zu stärken, den die Verfassungs- und Gesetzestexte Ecuadors ihm zuerkannt haben. Es ist deshalb zu hoffen, daß auch die neue Verfassung die weitreichenden Garantien für die Religionsfreiheit der Ecuadorianer beachtet, so daß sich die Nation auf einen Gesetzesrahmen verlassen kann, der auch dem internationalen Rahmen und den internationalen Vereinbarungen entspricht.

5. Die Handlungsfreiheit der Kirche ist nicht nur ein unveräußerliches Recht, sie ist die Grundvoraussetzung dafür, daß die Kirche ihre Sendung unter der Bevölkerung auch unter schwierigen Umständen durchführen kann. Deshalb »brauchen wir nicht den alles regelnden und beherrschenden Staat, sondern den Staat, der entsprechend dem Subsidiaritätsprinzip großzügig die Initiativen anerkennt und unterstützt, die aus den verschiedenen gesellschaftlichen Kräften aufsteigen und Spontaneität mit Nähe zu den hilfsbedürftigen Menschen verbinden« (Deus Caritas Est 28).

Nichts anderes kann auch das Bestreben einer demokratischen Regierung sein, die sich darum bemüht, eine Kultur des Respekts und der Gleichheit vor dem Gesetz sowie eine vorbildhafte Ausübung der Autorität zu fördern, die auf den Dienst am ganzen Volk ausgerichtet ist. Durch all das hat die ecuadorianische Regierung ihren entschiedenen Willen bekundet, sich vorrangig der Bedürftigsten anzunehmen und sich dabei von der Soziallehre der Kirche inspirieren zu lassen. Es ist also zu wünschen, daß die Bürger alle Rechte, verbunden mit ihren entsprechende Pflichten, genießen können und dadurch bessere Lebensbedingungen und einen leichteren Zugang zu einer würdigen Wohnung und zu Arbeit, Erziehung und Gesundheit erhalten, bei voller Achtung des Lebens von der Empfängnis bis zu seinem natürlichen Ende.

6. Herr Botschafter, bevor diese Begegnung endet, möchte ich Ihnen meine besten Wünsche für die erfolgreiche Erfüllung ihrer hohen Mission aussprechen, die dazu beitragen möge, die traditionellen Bande des Dialogs und der Zusammenarbeit zwischen Ecuador und dem Heiligen Stuhl zu festigen, während ich Sie um die Freundlichkeit bitte, meine Gedanken Ihrer Regierung und den anderen nationalen Autoritäten übermitteln zu wollen. Zugleich denke ich in meinem Gebet an das geliebte ecuadorianische Volk, während ich reiche Segnungen Gottes auf Ecuador, auf Sie, auf Ihre werte Familie und auf Ihre Mitarbeiter herabrufe.



Benedikt XVI Predigten 149