Benedikt XVI Predigten 302

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PILGERREISE VON PAPST BENEDIKT XVI.

INS HEILIGE LAND

(8.-15. MAI 2009)

BESUCH DES CARITAS BABY HOSPITAL

WORTE VON BENEDIKT XVI. Betlehem

Mittwoch, 13. Mai 2009


Liebe Freunde!

Sehr herzlich grüße ich Sie im Namen unseres Herrn Jesus Christus, „der gestorben ist, der auferweckt worden ist und nun zur Rechten Gottes sitzt und für uns eintritt“ (vgl. Röm Rm 8,34). Euer Glaube an seine Auferstehung und seine Verheißung des neuen Lebens aus der Taufe mögen eure Herzen in dieser Osterzeit mit Freude erfüllen!

Ich danke für den freundlichen Empfang, den mir der Präsident der Kinderhilfe Bethlehem, Pfarrer Michael Schweiger, sowie Herr Ernst Langensand, der seine Zeit als Direktor des Caritas Baby Hospitals beendet, und die Oberin der hiesigen Gemeinschaft der Franziskaner-Elisabethinerinnen von Padua, Schwester Erika Nobs, in eurem Namen erwiesen haben. Ebenso grüße ich herzlich Erzbischof Robert Zollitsch und Bischof Kurt Koch als Vertreter der deutschen bzw. der schweizerischen Bischofskonferenzen, die durch ihre großzügige finanzielle Unterstützung die Mission des Caritas Baby Hospital gefördert haben.

Gott hat mir diese Gelegenheit geschenkt, der Leitung, den Ärzten, den Krankenschwestern und Mitarbeitern des Caritas Baby Hospital meine Anerkennung für den unschätzbaren Dienst auszudrücken, den sie für die Kinder in der Gegend von Bethlehem und in ganz Palästina seit über fünfzig Jahren geleistet haben – und weiter leisten. Pater Ernst Schnydrig gründete diese Einrichtung in der Überzeugung, daß unschuldige Kinder einen sicheren Zufluchtsort vor allem, was ihnen in Zeiten und an Orten des Konflikts schaden mag, verdienen. Dank der Hingabe der Kinderhilfe Bethlehem blieb diese Einrichtung eine Oase des Friedens für die Schutzlosesten und hat als Leitstern der Hoffnung gezeigt, daß Liebe über Haß und Friede über Gewalt siegen kann.

Den jungen Patienten und ihren Familienangehörigen, die von eurer Fürsorge profitieren, möchte ich einfach sagen: „Der Papst ist bei euch!“ Heute ist er persönlich bei euch, aber geistig begleitet er euch jeden Tag mit seinen Gedanken und Gebeten und bittet dabei den Allmächtigen, in seiner liebevollen Sorge über euch zu wachen.

Pater Schnydrig beschrieb diesen Ort als „eine kleine Brücke unter den Friedensbrücken“. Nun, nachdem sie von vierzehn Kinderbetten auf achtzig Betten angewachsen ist und jedes Jahr für die Bedürfnisse Tausender von Kindern gesorgt wird, ist die Brücke keineswegs mehr klein! Sie führt Menschen verschiedener Herkunft, Sprache und Religion im Namen des Reiches Gottes, der Reiches des Friedens (vgl. Röm Rm 14,17) zusammen. Von Herzen ermutige ich euch, an eurer Mission festzuhalten, allen Kranken, Armen und Schwachen Liebe zu erweisen.

Am Fest Unserer Lieben Frau von Fatima möchte ich mit einem Anruf um Marias Fürsprache schließen, ehe ich den Kindern und euch allen meinen Apostolischen Segen erteile. Lasset uns beten:

Maria, Heil der Kranken, Zuflucht der Sünder, Mutter des Erlösers. Wir reihen uns ein in die große Zahl der Geschlechter, die dich „selig“ gepriesen haben. Höre deine Kinder, die wir deinen Namen anrufen. Du hast den drei Kindern von Fatima versprochen: „Am Ende wird mein Unbeflecktes Herz siegen“. So geschehe es! Die Liebe möge über den Haß siegen, die Solidarität über die Entzweiung und der Friede über jede Form von Gewalt! Die Liebe, mit der du deinen Sohn getragen hast, möge uns lehren, Gott zu lieben mit ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzer Kraft. Der Allmächtige möge uns sein Erbarmen zeigen, uns mit seiner Kraft stärken und mit allem Guten erfüllen (vgl. Lk Lc 1,46-56). Wir bitten deinen Sohn Jesus, diese Kinder zu segnen und alle Kinder, die auf der ganzen Welt leiden. Sie mögen Gesundheit des Leibes erlangen, Kraft des Geistes und Frieden des Herzens. Vor allem aber mögen sie wissen, daß sie geliebt werden mit einer Liebe, die weder Grenzen noch Schranken kennt: die Liebe Christi, die alle Erkenntnis übersteigt (vgl. Eph Ep 3,19). Amen.
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INS HEILIGE LAND

(8.-15. MAI 2009)

BESUCH DES "AIDA REFUGEE CAMP"

Betlehem
Mittwoch, 13. Mai 2009


Sehr geehrter Herr Präsident!
Liebe Freunde!

Mein Besuch im Aida Refugee Camp an diesem Nachmittag bietet mir eine willkommene Gelegenheit, meine Solidarität mit allen heimatlosen Palästinensern zu bekunden, die sich danach sehnen, an ihren Geburtsort zurückkehren zu können oder ständig in ihrem eigenen Heimatland zu leben. Ich danke Ihnen, Herr Präsident, für Ihre freundliche Begrüßung. Auch Ihnen, Frau Abu Zayd und unseren anderen Rednern, danke ich. All den Funktionären der United Nations Relief and Works Agency, die für die Flüchtlinge sorgen, möchte ich die Wertschätzung bezeugen, die zahllose Menschen auf der ganzen Welt für die Arbeit, die hier und in anderen Lagern in der Region getan wird, empfinden.

Einen besonderen Gruß richte ich an die Schüler und Lehrer in den Schulen. Durch Ihr Engagement im Bildungsbereich drücken Sie Hoffnung auf die Zukunft aus. Zu allen jungen Menschen hier sage ich: Bereitet euch mit neuem Eifer auf die Zeit vor, wenn ihr in den kommenden Jahren für die Angelegenheiten des palästinensischen Volkes verantwortlich sein werdet! Den Eltern kommt hier eine äußerst wichtige Rolle zu, und so rufe ich alle Familien in diesem Lager auf: Achten Sie darauf, Ihre Kinder in ihrer Ausbildung zu unterstützen und ihre Begabungen zu fördern, damit es in der zukünftigen palästinensischen Gesellschaft nicht an qualifizierten Kräften für Führungspositionen fehlt. Ich weiß, daß viele Ihrer Familien auseinandergerissen sind – durch Gefangenschaft einzelner Familienmitglieder oder aufgrund eingeschränkter Bewegungsfreiheit – und viele unter Ihnen haben im Laufe der Feindseligkeiten den schmerzlichen Verlust von Angehörigen erlebt. Alle, die in dieser Weise leiden, haben mein Mitgefühl. Bitte seien Sie versichert, daß ich aller palästinensischen Flüchtlinge auf der ganzen Welt, besonders derjenigen, die während des jüngsten Konflikts im Gazastreifen ihre Häuser und geliebte Menschen verloren haben, ständig in meinen Gebeten gedenke.

Ich möchte auch die gute Arbeit vieler kirchlicher Organisationen würdigen, die sich hier und in anderen Teilen der palästinensischen Territorien der Flüchtlinge annehmen. Die Päpstliche Mission für Palästina, die vor etwa sechzig Jahren gegründet wurde, um die katholische humanitäre Flüchtlingshilfe zu koordinieren, setzt ihre dringend benötigte Arbeit zusammen mit anderen derartigen Organisationen fort. In diesem Lager erinnert die Anwesenheit der Franziskanischen Missionsschwestern vom Unbefleckten Herzen Marias an die charismatische Figur des heiligen Franziskus, dieses großen Apostels des Friedens und der Versöhnung. Und so möchte ich meine besondere Dankbarkeit für den enormen Beitrag bekunden, den verschiedene Glieder der franziskanischen Familie durch ihren Einsatz für die Menschen in diesen Ländern leisten, indem sie sich zu „Werkzeugen des Friedens“ machen, wie ein althergebrachtes, dem Heiligen von Assisi zugeschriebenes Wort sagt.

Werkzeuge des Friedens. Wie sehr sehnen sich die Menschen in diesem Lager, in diesen Gebieten und in dieser ganzen Region nach Frieden! In diesen Tagen ist dieses Sehnen besonders schmerzlich und intensiv, da Sie der Ereignisse vom Mai 1948 und der Jahre des immer noch ungelösten Konflikts gedenken, den diese Ereignisse nach sich zogen. Sie leben jetzt unter unsicheren und schwierigen Bedingungen, mit begrenzten Beschäftigungsmöglichkeiten. Es ist verständlich, daß Sie sich oft frustriert fühlen. Ihr legitimes Streben nach einem ständigen Zuhause, nach einem unabhängigen palästinensischen Staat, bleibt unerfüllt. Statt dessen sehen Sie sich – wie so viele in dieser Region und in der ganzen Welt – gefangen in einer Spirale der Gewalt, von Angriff und Gegenangriff, Vergeltung und fortwährender Zerstörung. Die ganze Welt sehnt sich danach, daß diese Spirale durchbrochen werde, sehnt den Frieden herbei, der den ständigen Kämpfen ein Ende setzt.

Über uns, die wir uns an diesem Nachmittag hier versammeln, steht hoch aufragend ein krasses Mahnmal für die Pattsituation, in welche die Beziehungen zwischen Israelis und Palästinensern geraten zu sein scheinen – die Mauer. In einer Welt, in der immer mehr Grenzen geöffnet werden – für den Handel, für Reisen, für die Beweglichkeit der Menschen, für kulturellen Austausch – ist es tragisch zu sehen, daß noch Mauern errichtet werden. Wie sehr sehnen wir uns danach, die Früchte der viel schwierigeren Aufgabe zu sehen, Frieden zu schaffen! Wie ernsthaft beten wir für ein Ende der Feindseligkeiten, welche den Bau dieser Mauer verursacht haben!

Auf beiden Seiten der Mauer bedarf es großen Mutes, wenn es darum geht, Furcht und Mißtrauen zu überwinden sowie dem Trieb zu widerstehen, für Verlust und Beleidigung Vergeltung zu üben. Es erfordert Großmut, nach Jahren des Kampfes Versöhnung zu suchen. Aber die Geschichte hat gezeigt, daß es nur dann zum Frieden kommt, wenn die Konfliktparteien gewillt sind, ihren Groll zu überwinden und auf gemeinsame Ziele hin zusammenzuarbeiten, indem jede die Interessen und die Besorgnisse der anderen ernst nimmt und sich bemüht, eine Atmosphäre des Vertrauens zu schaffen. Es muß die Bereitschaft vorhanden sein, mutige und phantasievolle Initiativen zur Versöhnung zu ergreifen: Wenn jeder auf vorgängige Zugeständnisse des anderen beharrt, kann das Ergebnis nur eine Pattsituation sein.

Der humanitären Hilfe, wie sie in diesem Lager geleistet wird, kommt eine unentbehrliche Rolle zu, doch die langfristige Lösung eines Konflikts, wie dieser ihn darstellt, kann nur politischer Art sein. Niemand erwartet vom palästinensischen und vom israelischen Volk, allein dahin zu gelangen. Die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft ist unbedingt notwendig, und daher richte ich einen neuerlichen Appell an alle Betroffenen, ihren Einfuß zugunsten einer gerechten und dauerhaften Lösung geltend zu machen, und zwar unter Berücksichtigung der legitimen Forderungen aller Parteien und in Anerkennung ihres Rechts auf ein Leben in Frieden und Würde, in Übereinstimmung mit dem internationalen Recht. Doch zugleich können diplomatische Bemühungen nur zum Erfolg führen, wenn Palästinenser und Israelis selber bereit sind, aus dem Kreis der Aggression auszubrechen. Mir kommen dabei noch jene anderen schönen, dem heiligen Franziskus zugeschriebenen Worte in den Sinn: „… daß ich Liebe bringe, wo man haßt, Verzeihung, wo man beleidigt, … Licht, wo Finsternis regiert, Freude, wo Traurigkeit herrscht.“

Sie alle rufe ich erneut zu einem tiefgreifenden Engagement auf, nach dem Vorbild des heiligen Franziskus und anderer großer Friedensstifter den Frieden und die Gewaltlosigkeit zu fördern. Der Friede muß im Hause, in der Familie, im Herzen seinen Anfang nehmen. Ich bete weiterhin darum, daß alle in den Konflikt verwickelten Parteien in diesen Ländern den Mut und die Phantasie aufbringen, den anspruchsvollen, aber unverzichtbaren Weg der Versöhnung zu beschreiten. Möge der Friede in diesen Ländern eine neue Blütezeit erleben! Gott segne sein Volk mit Frieden!
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INS HEILIGE LAND

(8.-15. MAI 2009)

ABSCHIEDSZEREMONIE

Innenhof des Präsidentenpalastes - Betlehem
Mittwoch, 13. Mai 2009


Herr Präsident!
Liebe Freunde!

Ich danke Ihnen für die große Freundlichkeit, die Sie mir im Verlauf dieses Tages entgegengebracht haben, den ich in Ihrer Begleitung hier in den Palästinensischen Gebieten verbringen durfte. Ich bin dem Präsidenten, Herrn Mahmoud Abbas, dankbar für seine Gastfreundschaft und seine liebenswürdigen Worte. Es war für mich sehr bewegend, auch die Zeugnisse der Bewohner zu hören, die über die Lebensumstände hier in der West Bank und im Gazastreifen zu uns gesprochen haben. Ich versichere Ihnen allen, daß ich Sie in meinem Herzen mitnehme und ich sehnlichst wünsche, Friede und Versöhnung in diesen leidgeprüften Gebieten zu erleben.

Es war wirklich ein sehr denkwürdiger Tag. Seit ich heute früh in Betlehem angekommen bin, hatte ich die Freude, mit einer großen Zahl von Gläubigen an dem Ort die Messe zu feiern, wo Jesus Christus, das Licht der Völker und die Hoffnung der Welt, geboren wurde. Ich habe gesehen, wie im Caritas Baby Hospital für die Kinder von heute Sorge getragen wird. Schmerzlich wurde mir die Lage der Flüchtlinge deutlich, die wie die heilige Familie aus ihrem Zuhause fliehen mußten. Und ich habe die an das Flüchtlingslager angrenzende und Betlehem überschattende Mauer gesehen, die in euere Gebiete eindringt, Nachbarn voneinander trennt und Familien auseinanderreißt.

Auch wenn es ein leichtes ist, Mauern zu errichten, wissen wir doch alle, daß sie nicht auf ewig Bestand haben. Sie können niedergerissen werden. Zuerst ist es jedoch notwendig, die Mauern zu entfernen, die wir um unsere Herzen errichten, wie auch die Barrieren, die wir gegen unsere Nächsten aufstellen. Daher möchte ich in meinen Abschiedsworten erneut zu einer offenen und großherzigen Geisteshaltung aufrufen, zu einem Ende der Intoleranz und der Ausgrenzung. Wie heikel und tief verwurzelt ein Konflikt auch erscheinen mag, es gibt immer Gründe zur Hoffnung, daß eine Lösung gefunden werden kann, daß die geduldigen und ausdauernden Bemühungen derer, die für den Frieden und die Versöhnung arbeiten, letztendlich Frucht bringen werden. Ich wünsche Ihnen, dem palästinensischen Volk, aufrichtig, daß dies bald der Fall sein möge und daß Sie sich endlich des Friedens, der Freiheit und der Stabilität erfreuen können, die Ihnen so lange vorenthalten waren.

Seien Sie gewiß, daß ich weiterhin jede Gelegenheit nutzen werde, um alle an den Friedensverhandlungen Beteiligten dringend aufzufordern, auf eine gerechte Lösung hinzuarbeiten, die die legitimen Ansprüche der Israelis und der Palästinenser gleichermaßen achtet. Als wichtigen Schritt in diese Richtung blickt der Heilige Stuhl freudig der baldigen Einrichtung der Ständigen Bilateralen Arbeitskommission mit der Palästinensischen Autonomiebehörde entgegen, die in dem am 15. Februar 2000 unterzeichneten Grundsatzabkommen ins Auge gefaßt wurde (vgl. Grundsatzabkommen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Palästinensischen Befreiungsorganisation, Art. 9).

Herr Präsident, liebe Freunde, ich danke Ihnen noch einmal und empfehle Sie dem Schutz des Allmächtigen. Gott möge in Liebe auf jeden von Ihnen herabschauen, auf Ihre Familien und alle, die Ihnen am Herzen liegen. Und er möge das palästinensische Volk mit Frieden segnen.
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(8.-15. MAI 2009)

GRUSSWORTE AN DIE RELIGIONSFÜHRER VON GALILÄA

Auditorium des Verkündigungsheiligtums - Nazaret
Donnerstag, 14. Mai 2009


Liebe Freunde!

Ich danke für die Worte der Begrüßung von Bischof Giacinto-Boulos Marcuzzo und für den freundlichen Empfang. Herzlich grüße ich die Führer verschiedener Gemeinschaften, die hier anwesend sind, unter ihnen Christen, Muslime, Juden, Drusen und andere Gläubige.

Ich schätze mich vor allem glücklich, diese Stadt besuchen zu können, die von uns Christen als der Ort verehrt wird, wo der Engel der Jungfrau Maria verkündigte, daß sie durch die Kraft des Heiligen Geistes einen Sohn empfangen sollte. Hier sah auch Josef, ihr Verlobter, den Engel in einem Traum und wurde aufgefordert, das Kind „Jesus“ zu nennen. Nach den wunderbaren Ereignissen im Zusammenhang mit seiner Geburt wurde das Kind von Josef und Maria in diese Stadt gebracht; hier „wuchs es heran und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit Weisheit und seine Gnade ruhte auf ihm“ (Lc 2,40).

Die Überzeugung, daß die Welt ein Geschenk Gottes ist und daß Gott in die Windungen und Wendungen der menschlichen Geschichte eingetreten ist, stellt den Gesichtspunkt dar, von dem her die Christen die Schöpfung als etwas ansehen, was Vernunft und Sinn hat. Weit davon entfernt, Ergebnis eines blinden Zufalls zu sein, ist die Welt von Gott gewollt, und sie zeugt von seinem herrlichen Glanz.

In der Mitte aller religiösen Traditionen steht die Überzeugung, daß der Frieden selbst ein Geschenk Gottes ist, auch wenn er nicht ohne menschliche Anstrengung erlangt werden kann. Dauerhafter Frieden entspringt der Erkenntnis, daß die Welt letztlich nicht uns selbst gehört, sondern vielmehr den Hintergrund bildet, vor dem wir eingeladen sind, an Gottes Liebe teilzuhaben und unter seiner Führung bei der Lenkung der Welt und der Geschichte mitzuarbeiten. Wir können nicht mit der Welt tun, was immer uns gefällt; wir sind vielmehr aufgerufen, unsere Pläne den leisen, doch nichtsdestoweniger wahrnehmbaren Gesetzen, die vom Schöpfer dem Universum eingeschrieben worden sind, anzupassen und unsere Handlungen nach der göttlichen Güte zu gestalten, die den Bereich der Schöpfung durchdringt.

Das Land Galiläa, das für seine religiöse und ethnische Vielfalt bekannt ist, beheimatet ein Volk, das sehr wohl die Anstrengungen kennt, die erforderlich sind, um in harmonischer Koexistenz zu leben. Unsere verschiedenen religiösen Traditionen haben ein mächtiges Potential, um eine Kultur des Friedens zu fördern, besonders weil sie die tieferen spirituellen Werte unseres gemeinsamen Menschseins lehren und predigen. Wenn wir die Herzen der jungen Menschen formen, formen wir die Zukunft der Menschheit selbst. Christen verbinden sich bereitwillig mit Juden, Muslimen, Drusen und Menschen anderer Religionen im Wunsch, Kinder vor Fanatismus und Gewalt zu schützen, wenn sie sie zu Gestaltern einer besseren Welt erziehen.

Meine lieben Freunde, ich weiß, daß Sie zuvorkommend und mit einem Gruß des Friedens die vielen Pilger empfangen, die nach Galiläa strömen. Ich ermutige Sie, weiterhin gegenseitig Respekt zu üben, wenn Sie daran arbeiten, Spannungen bezüglich der Gebetsstätten abzubauen und so eine friedvolle Umgebung für Gebet und Betrachtung hier und überall in Galiläa zu gewährleisten. Auch wenn Sie verschiedenen religiösen Traditionen angehören, teilen Sie das Verlangen, zu einer Verbesserung der Gesellschaft beizutragen und damit für die religiösen und spirituellen Werte einzutreten, die mithelfen, das öffentliche Leben aufrechtzuerhalten. Ich versichere Ihnen, daß die katholische Kirche sich verpflichtet weiß, an diesem ehrbaren Unterfangen teilzunehmen. In Zusammenarbeit mit Menschen guten Willens wird sie bemüht sein sicherzustellen, daß das Licht der Wahrheit, des Friedens und der Güte weiterhin von Galiläa ausstrahlen wird und Menschen weltweit dazu anleitet, all das anzustreben, was die Einheit der Menschheitsfamilie stärkt. Gott segne Sie alle.
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INS HEILIGE LAND

(8.-15. MAI 2009)

ÖKUMENISCHES TREFFEN

Thronsaal des Sitzes des Griechisch-Orthodoxen Patriarchats - Jerusalem
Freitag, 15. Mai 2009


Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

In tiefer Dankbarkeit und Freude statte ich dem Griechisch-Orthodoxen Patriarchat in Jerusalem diesen Besuch ab – ein Moment, auf den ich mich sehr gefreut habe. Ich danke dem Patriarchen, Seiner Seligkeit Theophilus III., für seine freundlichen, brüderlichen Worte zur Begrüßung, die ich herzlich erwidere. Auch Ihnen allen drücke ich meinen tiefempfundenen Dank aus, daß Sie mir diese Gelegenheit gegeben haben, noch einmal die vielen Oberhäupter der hier vertretenen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften zu treffen.

Heute morgen gehen meine Gedanken zu den historischen Begegnungen, die hier in Jerusalem zwischen meinem Vorgänger Papst Paul VI. und dem Ökumenischen Patriarchen Athenagoras I. sowie auch zwischen Papst Johannes Paul II. und Patriarch Diodoros stattgefunden haben. Diese Treffen, einschließlich meines heutigen Besuches, sind von großer symbolischer Bedeutung. Sie erinnern daran, daß von dem Moment an, als uns das „aufstrahlende Licht aus der Höhe“ (Lc 1,78) besuchte, das Licht aus dem Osten (vgl. Jes Is 60,1 Offb 21,23f) die ganze Welt erleuchtet hat, und sie erinnern uns auch daran, daß von hier ausgehend das Evangelium allen Völkern verkündet wurde.

Angesichts dieses geheiligten Ortes neben der Grabeskirche, welche die Stelle kennzeichnet, wo unser gekreuzigter Herr für die ganze Menschheit vom Tod erstand, und in der Nähe des Abendmahlssaals, wo sich am Pfingsttag „alle am gleichen Ort befanden“ (Ac 2,1) – wer würde sich da nicht gedrängt fühlen, guten Willen, rechte Gelehrsamkeit und geistliches Verlangen mit vollem Einsatz in unsere ökumenischen Bemühungen einzubringen? Ich bete, daß unsere heutige Versammlung der Arbeit des theologischen Dialogs zwischen der katholischen Kirche und den orthodoxen Kirchen neuen Schwung verleihe und die jüngsten Errungenschaften der Studiendokumente und anderer gemeinsamer Initiativen ergänze.

Eine besondere Freude für unsere Kirchen war die Teilnahme des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Seiner Heiligkeit Bartholomäus I., an der letzten Bischofssynode in Rom, die dem Thema „Das Wort Gottes im Leben und in der Sendung der Kirche“ gewidmet war. Die Herzlichkeit, mit der er empfangen wurde, und sein bewegender Beitrag waren ein echter Ausdruck der tiefen geistlichen Freude über das Ausmaß, das die Gemeinsamkeit zwischen unseren Kirchen bereits erreicht hat. Eine solche ökumenische Erfahrung bestätigt deutlich die Verbindung zwischen der Einheit der Kirche und ihrer Sendung. Durch das Ausstrecken seiner Arme am Kreuz hat Jesus seine ganze Sehnsucht geoffenbart, alle Menschen zu sich zu ziehen und sie in die Einheit zusammenzuführen (vgl. Joh Jn 12,32). Indem er seinen Geist über uns ausgehaucht hat, offenbarte er seine Macht, uns zur Teilhabe an seiner Sendung der Versöhnung zu befähigen (vgl. Joh Jn 19,30 Jn 20,22-23). In diesem Hauch liegt – aufgrund der Erlösung, die uns eint – unser Auftrag! So ist es kaum verwunderlich, daß wir gerade in unserem brennenden Wunsch, Christus zu den anderen zu bringen, seine Botschaft der Versöhnung bekannt zu machen (vgl. 2Co 5,19), die Schande unserer Spaltung empfinden. Da wir jedoch in die Welt hinausgesandt (vgl. Joh Jn 20,21) und durch die einende Kraft des Heiligen Geistes ermächtigt sind (ebd., V. 22) sowie die Versöhnung verkünden, die alle dazu führt zu glauben, daß Jesus der Sohn Gottes ist (vgl. ibid., V. 31), werden wir die Kraft finden, unsere Anstrengungen zu verdoppeln, um unsere Gemeinschaft zu vertiefen, sie zur vollen Gemeinschaft werden zu lassen, vereint Zeugnis zu geben von der Liebe des Vaters, der seinen Sohn sendet, damit die Welt an seine Liebe zu uns glauben kann (vgl. Joh Jn 17,23).

Vor etwa zweitausend Jahren richtete auf ebendiesen Straßen eine Gruppe von Griechen an Philippus diese Bitte: „Herr, wir möchten Jesus sehen“ (Jn 12,21). Es ist eine Bitte, die heute hier in Jerusalem, im Heiligen Land, in der Region und in der ganzen Welt erneut an uns herangetragen wird. Wie antworten wir? Wird unserer Antwort Gehör geschenkt? Der heilige Paulus macht uns auf das Gewicht unserer Antwort aufmerksam: wir haben nämlich den Auftrag zu lehren und zu predigen. Er sagt: „Der Glaube gründet in der Botschaft, die Botschaft im Wort Christi“ (Rm 10,17). Es ist darum eine Verpflichtung, daß christliche Führer und ihre Gemeinschaften ein lebendiges Zeugnis für das ablegen, was unser Glaube verkündet: Das ewige Wort, das in diesem Land in Raum und Zeit eingetreten ist, Jesus von Nazaret, der auf diesen Straßen wanderte, ruft durch sein Wort und sein Tun Menschen jeden Alters in sein Leben der Wahrheit und der Liebe.

Liebe Freunde, während ich Sie ermutige, den auferstandenen Herrn freudig zu verkünden, möchte ich auch der auf dieses Ziel ausgerichteten Arbeit der Leiter der christlichen Gemeinschaften, die sich regelmäßig in dieser Stadt treffen, meine Anerkennung aussprechen. Mir scheint, daß der größte Dienst, den die Christen Jerusalems ihren Mitbürgern erweisen können, die Erziehung und Ausbildung einer kommenden Generation gebildeter und engagierter Christen ist, die den innigen Wunsch haben, in großherziger Weise zum religiösen und zivilen Leben dieser einzigartigen und heiligen Stadt beizutragen. Für jeden christlichen Leiter hat es höchste Priorität, den Glauben der einzelnen und der Familien, die seiner Seelsorge anvertraut sind, zu fördern. Dieses gemeinsame pastorale Anliegen wird dafür sorgen, daß Ihre regelmäßigen Begegnungen durch jene Weisheit und brüderliche Liebe gekennzeichnet sind, die nötig sind, um sich gegenseitig zu unterstützen und sich sowohl den Freuden als auch den speziellen Schwierigkeiten zu stellen, die das Leben Ihres Volkes charakterisieren. Ich bete, daß die von den Christen Jerusalems angestrebten Ziele als übereinstimmend mit denen aller Einwohner, gleich welcher Religionszugehörigkeit, verstanden werden: ein Leben in Religionsfreiheit und friedlicher Koexistenz und – besonders für die jungen Menschen – unbehinderter Zugang zu Ausbildung und Beruf, die Aussicht auf ein angemessenes Wohnen und ein Zuhause für die Familien sowie die Chance, von wirtschaftlicher Stabilität zu profitieren und auch selber dazu beizutragen.

Eure Seligkeit, ich danke Ihnen nochmals für die Freundlichkeit, mich hier zusammen mit den anderen Gästen einzuladen. Auf jeden von Ihnen wie auch auf die Gemeinschaften, die Sie vertreten, rufe ich reichen göttlichen Segen der Weisheit und der Stärke herab! Mögen Sie alle gestärkt werden durch die Hoffnung Christi, die nicht enttäuscht!

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INS HEILIGE LAND

(8.-15. MAI 2009)

BESUCH DES HL. GRABES

Jerusalem
Freitag, 15. Mai 2009


Liebe Freunde in Christus!

Der Lobgesang, den wir soeben gesungen haben, vereint uns mit den Heerscharen der Engel und mit der Kirche aller Zeiten und Orte – „der glorreiche Chor der Apostel, der Propheten lobwürdige Zahl, der Märtyrer leuchtendes Heer“ –, während wir Gott für das Werk unserer Erlösung preisen, das er im Leiden, im Tod und in der Auferstehung Jesu Christi vollbracht hat. Vor diesem Heiligen Grab, wo der Herr „des Todes Stachel bezwungen und denen, die glauben, die Reiche der Himmel aufgetan hat“, grüße ich euch alle in österlicher Freude. Ich danke Patriarch Fouad Twal und dem Kustos Pater Pierbattista Pizzaballa für die freundliche Begrüßung. Ebenso möchte ich meine Dankbarkeit für den Empfang zum Ausdruck bringen, den mir die Hierarchen der griechisch-orthodoxen Kirche und der armenisch-apostolischen Kirche gewährt haben. Dankbar heiße ich die anwesenden Vertreter der anderen christlichen Gemeinschaften im Heiligen Land willkommen. Ich grüße den Großmeister des Ritterordens vom Heiligen Grab, Kardinal John Foley, wie auch die Ritter und Damen des Ordens, die zugegen sind, und verbinde damit meinen Dank für ihr unermüdliches Engagement zur Unterstützung der Sendung der Kirche in diesen Ländern, die der Herr während seines irdischen Lebens geheiligt hat.

Das Johannesevangelium hat uns einen sinnträchtigen Bericht über den Besuch des Petrus und des Jüngers, den Jesus liebte, am Ostermorgen am leeren Grab hinterlassen. Heute, nach ungefähr zwanzig Jahrhunderten, steht der Nachfolger Petri, der Bischof von Rom, vor demselben leeren Grab und betrachtet das Geheimnis der Auferstehung. Den Fußspuren der Apostel folgend, möchte ich aufs neue den Menschen unserer Zeit den festen Glauben der Kirche verkünden, daß Jesus Christus „gekreuzigt wurde, gestorben ist und begraben wurde“, und daß er „am dritten Tage auferstanden ist von den Toten“. Zur Rechten des Vaters erhöht, hat er uns den Geist gesandt zur Vergebung der Sünden. Außer ihm, den Gott zum Herrn und Messias gemacht hat, „ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen“ (Ac 4,12).

Wenn wir an diesem heiligen Ort stehen und dieses wundersame Ereignis bedenken, wie können wir da nicht „mitten ins Herz“ getroffen sein (Ac 2,37) wie jene, die als erste die Predigt des Petrus am Pfingsttag hörten? Hier ist Christus gestorben und auferstanden, und er stirbt nicht mehr. Hier wurde die Geschichte der Menschheit entscheidend geändert. Die lange Herrschaft der Sünde und des Todes wurde durch den Sieg des Gehorsams und des Lebens gebrochen; das Holz des Kreuzes hat die Wahrheit über Gut und Böse aufgedeckt; Gottes Gericht erging in der Welt, und die Gnade des Heiligen Geistes wurde über die Menschheit ausgegossen. Hier lehrte uns Christus, der neue Adam, daß das Böse niemals das letzte Wort hat, daß die Liebe stärker ist als der Tod, daß unsere Zukunft und die der ganzen Menschheit in den Händen eines treuen und vorsehenden Gottes liegt.

Das leere Grab spricht zu uns von Hoffnung, von der Hoffnung, die uns nicht zugrunde gehen läßt, da sie die Gabe des lebendigen Geistes ist (vgl. Röm Rm 5,5). Das ist die Botschaft, die ich euch heute, am Ende meiner Pilgerreise ins Heilige Land, hinterlassen möchte. Möge durch Gottes Gnade die Hoffnung in den Herzen aller Menschen, die in diesen Ländern wohnen, stets neu aufsteigen! Möge sie in euren Herzen wurzeln, in euren Familien und Gemeinschaften bleiben und in einem jeden von euch ein immer treueres Zeugnis für den Friedensfürsten anregen! Die Kirche im Heiligen Land, die so oft das dunkle Geheimnis von Golgota erfahren hat, darf niemals aufhören, ein unerschrockener Herold der leuchtenden Botschaft der Hoffnung zu sein, die dieses leere Grab verkündet. Das Evangelium beteuert uns, daß Gott alles neu machen kann, daß Geschichte sich nicht wiederholen muß, daß Gedächtnisse geheilt werden können, daß die Bitterkeit von Beschuldigung und Feindseligkeit überwunden werden kann und daß eine Zukunft der Gerechtigkeit, des Friedens, des Wohlstands und der Zusammenarbeit entstehen kann für jeden Menschen, für die ganze Menschheitsfamilie und in besonderer Weise für die Menschen, die in diesem Land wohnen, das dem Erlöser sehr am Herzen liegt.

Die altehrwürdige Kirche der Anastasis legt ein stummes Zeugnis ab sowohl für die Last unserer Vergangenheit mit ihrem Versagen, ihren Mißverständnissen und Konflikten als auch für die herrliche Verheißung, die weiterhin vom leeren Grab Christi ausstrahlt. Dieser heilige Ort, an dem sich Gottes Kraft in der Schwachheit offenbart hat und die menschlichen Leiden von der göttlichen Herrlichkeit verklärt wurden, lädt uns ein, noch einmal mit den Augen des Glaubens das Antlitz des gekreuzigten und auferstandenen Herrn anzuschauen. In der Betrachtung seines verherrlichten, vom Geist ganz verklärten Fleisches erkennen wir noch mehr als selbst jetzt: Durch die Taufe „tragen wir das Todesleiden Jesu an unserem Leib, … damit auch das Leben Jesu an unserem sterblichen Fleisch offenbar wird“ (2Co 4,10-11). Sogar jetzt ist die Gnade der Auferstehung in uns wirksam! Möge die Betrachtung dieses Geheimnisses unsere Bemühungen als einzelne wie auch als Mitglieder der kirchlichen Gemeinschaft anspornen, in dem Leben des Geistes durch Bekehrung, Buße und Gebet zu wachsen. Sie helfe uns, jeden Konflikt und jede Spannung in der Kraft ebendieses Geistes zu überwinden und jedes Hindernis innerhalb wie außerhalb zu bewältigen, das unserem gemeinsamen Zeugnis für Christus und die versöhnende Kraft seiner Liebe im Wege steht.

Mit diesen Worten der Ermutigung, liebe Freunde, beende ich meine Pilgerreise zu den heiligen Stätten unserer Erlösung und Wiedergeburt in Christus. Ich bete, daß die Kirche im Heiligen Land stets neue Kraft aus der Betrachtung des leeren Grabes des Heilands schöpfen möge. Sie ist gerufen, in diesem Grab all ihre Angst und Furcht zu begraben, um jeden Tag wieder aufzustehen und ihren Weg durch die Straßen von Jerusalem, Galiläa und darüber hinaus fortzusetzen und dabei den Triumph der Vergebung Christi und die Verheißung neuen Lebens zu verkünden. Als Christen wissen wir, daß der Friede, nach dem dieses von Streit zerrissene Land sich sehnt, einen Namen hat: Jesus Christus. „Er ist unser Friede“, der uns mit Gott in einem einzigen Leib durch das Kreuz versöhnte und die Feindschaft beendete (vgl. Eph Ep 2,14 Eph Ep 2,16). In seine Hände laßt uns dann vertrauensvoll all unsere Hoffnung für die Zukunft legen, genau wie er in der Stunde der Finsternis seinen Geist in die Hände des Vaters legte.

Erlaubt mir, mit einem besonderen Wort brüderlicher Ermutigung an meine Brüder im Bischofs- und Priesteramt sowie an die Ordensleute, die der geliebten Kirche im Heiligen Land dienen, zu schließen. Hier vor dem leeren Grab, dem eigenen Herzen der Kirche, lade ich euch ein, die Begeisterung eurer Weihe an Christus und eures Engagements für den Liebesdienst an seinem mystischen Leib wieder zu entfachen. Euch kommt das große Privileg zu, Zeugnis für Christus abzulegen in dem Land, das er selber durch sein irdisches Leben und Wirken geheiligt hat. Ermöglicht in pastoraler Nächstenliebe euren Brüdern und Schwestern und allen Einwohnern dieses Landes, die heilende Gegenwart und die versöhnende Liebe des Auferstandenen zu spüren. Jesus fragt einen jeden von uns, Zeuge der Einheit und des Friedens zu sein für alle, die in dieser Stadt des Friedens wohnen. Als der neue Adam ist Christus der Quell der Einheit, zu der die ganze Menschheitsfamilie gerufen ist, jener Einheit, für die die Kirche Zeichen und Sakrament ist. Als das Lamm Gottes ist er der Quell jener Versöhnung, die zugleich Gabe Gottes und heilige Aufgabe ist, die uns auferlegt ist. Als der Friedensfürst ist er der Quell jenes Friedens, der alles Verstehen übersteigt, des Friedens des neuen Jerusalems. Möge er euch in eure Prüfungen stützen, in euren Bedrängnissen trösten und in euren Bemühungen stärken, sein Reich zu verkünden und zu verbreiten. Euch allen und all jenen, denen ihr dient, erteile ich von Herzen als Unterpfand der Freude und des Friedens von Ostern meinen Apostolischen Segen.
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