Benedikt XVI Predigten 245

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GEBET AN DER MARIENSÄULE AUF DEM SPANISCHEN PLATZ

Hochfest der Unbefleckten Empfängnis der Sel. Jungfrau Maria
Montag, 8. Dezember 2008




Liebe Brüder und Schwestern!

Vor etwa drei Monaten hatte ich die Freude, aus Anlaß der Marienerscheinungen der hl. Bernadette vor 150 Jahren nach Lourdes zu pilgern. Die Feierlichkeiten dieses besonderen Jubiläums schließen genau heute, am Hochfest der Unbefleckten Empfängnis, weil die »Schöne Frau« – wie Bernadette sie nannte – bei der letzten Erscheinung in der Grotte von Massabielle ihren Namen mit den Worten offenbarte: »Ich bin die Unbefleckte Empfängnis.« Sie sagte dies im örtlichen Dialekt, und die kleine Seherin berichtete ihrem Pfarrer von jener Bezeichnung, die ihr unbekannt und unverständlich war.

»Unbefleckte Empfängnis«: Auch wir sprechen tief berührt diesen geheimnisvollen Namen aus. Wir tun dies hier, zu Füßen dieses Denkmals im Herzen von Rom; und unzählige Brüder und Schwestern tun das gleiche an tausend anderen Orten der Welt, in den Wallfahrtsorten und Kapellen wie auch in den Häusern der christlichen Familien. Wo immer eine katholische Gemeinschaft ist, wird heute die Gottesmutter geehrt mit jenem wundervollen Namen: Unbefleckte Empfängnis. Sicher gab es die Überzeugung von der Unbefleckten Empfängnis Mariens schon viele Jahrhunderte vor den Erscheinungen in Lourdes, aber die Erscheinungen waren wie eine himmlische Besiegelung, nachdem mein verehrter Vorgänger, der selige Pius IX., diese Lehre am 8. Dezember 1854 als Dogma verkündet hatte. Am heutigen Festtag, der dem christlichen Volk so kostbar ist, steigt dieser Titel Mariens aus unseren Herzen auf und kommt uns von den Lippen als Name unserer himmlischen Mutter. Wie ein Kind seine Augen zum Gesicht der Mutter erhebt und angesichts ihres Lächelns jede Angst und jeden Schmerz vergißt, so erkennen wir, wenn wir unseren Blick auf Maria richten, in ihr das »Lächeln Gottes«, den unbefleckten Widerschein des göttlichen Lichtes, und wir finden in ihr neue Hoffnung inmitten der Probleme und Dramen der Welt.

Es ist Tradition, daß der Papst sich der Ehrerbietung der Stadt anschließt und Maria einen Korb Rosen darbringt. Diese Blumen sollen unsere Liebe und unsere Hingabe zum Ausdruck bringen: Die Liebe und die Hingabe des Papstes, der Kirche von Rom und der Bewohner dieser Stadt, die sich als geistliche Kinder der Jungfrau Maria fühlen. Die Rosen drücken symbolisch aus, was wir im Laufe des Jahres an Gutem und Schönem vollbracht haben. Wir wollen bei diesem traditionellen Gebet alles der Muttergottes schenken, denn wir sind überzeugt, daß wir nichts hätten vollbringen können ohne ihren Schutz und ohne die Gnaden, die sie uns täglich bei Gott erwirkt. Aber, wie man zu sagen pflegt: Es gibt keine Rosen ohne Dornen; und auch an den Stielen dieser wunderbaren weißen Rosen fehlen die Dornen nicht, die für uns die Schwierigkeiten, die Leiden und Schmerzen darstellen, die das Leben der Menschen und unserer Gemeinschaften gezeichnet haben und weiterhin zeichnen. Der Mutter bringt man die Freuden dar, aber man vertraut ihr auch die Sorgen an, in der sicheren Überzeugung, bei ihr Trost zu finden, um nicht zu verzweifeln, und eine Stütze, um voranzugehen.

O Unbefleckte Jungfrau, in diesem Augenblick möchte ich Dir besonders die »Kleinen« dieser Stadt anvertrauen: An erster Stelle die Kinder, vor allem die, die schwer krank sind, die benachteiligten Jugendlichen und all diejenigen, die unter schwierigen Situationen in ihren Familien zu leiden haben. Wache über sie und laß sie in der Zuneigung und Hilfe der Menschen, die ihnen nahe stehen, die Wärme der Liebe Gottes spüren! Ich vertraue Dir, o Maria, die alten Menschen an, die einsam sind, die Kranken, die Einwanderer, denen es schwerfällt, sich einzugewöhnen, die Familien, die nur mühsam über die Runden kommen, und die Menschen, die keine Arbeit finden oder die ihre Arbeit verloren haben, die sie dringend für ihren Lebensunterhalt brauchen. Lehre uns, Maria, solidarisch zu sein mit denen, die in Nöten sind und die immer größeren sozialen Ungleichheiten zu überwinden. Hilf uns, einen lebendigeren Sinn für das Gemeinwohl zu pflegen im Respekt vor dem, was öffentlich ist. Sporne uns dazu an, diese Stadt – und mehr denn je diese unsere Stadt Rom – als etwas anzusehen, das allen gehört, damit jeder einzelne gewissenhaft und engagiert das Seine tut, um eine gerechte und solidarische Gesellschaft aufzubauen.

O unbefleckte Mutter, die du für alle ein sicheres Zeichen der Hoffnung und des Trostes geworden bist, laß uns alle von deiner unbefleckten Reinheit angezogen sein. Deine Schönheit – »Tota Pulchra« singen wir heute – zeigt uns, daß der Sieg der Liebe möglich ist; ja, daß er sicher ist; sie zeigt uns, daß die Gnade stärker ist als die Sünde, und daß es möglich ist, aus jeglicher Art von Versklavung freizukommen. Ja, o Maria, du hilfst uns, vertrauensvoll an das Gute zu glauben, auf die Unentgeltlichkeit zu setzen, auf Dienstbereitschaft, Gewaltlosigkeit und die Kraft der Wahrheit; du ermutigst uns zu wachen, nicht der Versuchung bequemer Ablenkung nachzugeben, uns mutig und verantwortungsvoll der Realität mit ihren Problemen zu stellen. So hast auch du es getan, junge Frau, die du berufen warst, auf ein Wort des Herrn hin alles zu wagen. Sei du eine liebevolle Mutter für unsere jungen Menschen, damit sie den Mut haben, »Wächter des Morgens« zu sein, und schenke diese Tugend allen Christen, damit sie in diesem nicht einfachen geschichtlichen Moment die Seele der Welt sind. Unbefleckte Jungfrau, Mutter Gottes und unsere Mutter, »Salus Populi Romani«, bitte für uns!
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KONZERT DES PÄPSTLICHEN RATES FÜR GERECHTIGKEIT UND FRIEDEN ANLÄSSLICH DES 60. JAHRESTAGES DER VERKÜNDIGUNG DER

ALLGEMEINEN ERKLÄRUNG DER MENSCHENRECHTE

GRUSSWORTE VON BENEDIKT XVI.

Audienzenhalle

Mittwoch, 10. Dezember 2008

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Brüder und Schwestern!

Ich richte meinen herzlichen Gruß an die hier anwesenden Autoritäten, insbesondere an den Präsidenten der Republik Italien, an den Großmeister des Malteserordens und an euch alle, die ihr an diesem der klassischen Musik gewidmeten Abend teilgenommen habt, die vom Brandenburgischen Staatsorchester aus Frankfurt unter der Leitung von Frau Inma Shara aufgeführt wurde. Ihr und allen Mitgliedern des Orchesters möchte ich unser aller Wertschätzung für das Talent und die Meisterhaftigkeit zum Ausdruck bringen, mit der sie diese eindrucksvollen Musikstücke zu Gehör gebracht haben. Ich danke dem Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden und der »Stiftung des hl. Matthäus zum Gedenken an Kardinal François-Xavier Van Thuân« für die Veranstaltung dieses Konzerts. Ihm vorausgegangen sind ein Festakt zum 60. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, die Überreichung des Preises »Kardinal Van Thuân 2008« an Herrn Cornelio Sommaruga, ehemaliger Präsident des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes, und die Überreichung der Preise »Solidarität und Entwicklung« an P. Pedro Opeka, Missionar in Madagaskar, an P. José Raul Matte, Missionar bei den Leprakranken in Amazonien, an die Adressaten des Projektes »Gulunap« für die Errichtung einer medizinischen Fakultät in Norduganda und an die Verantwortlichen des Projektes »Villaggio degli Ercolini« für die soziale Eingliederung der in Rom lebenden Sinti und Roma im Kindes- und Jugendalter. Mein dankbarer Gruß geht zudem an all jene, die an der Verwirklichung dieses Konzertes mitgearbeitet haben sowie an die RAI, die es ausgestrahlt und auf diese Weise einem größeren Kreis von Personen ermöglicht hat, daran teilzunehmen.

Vor 60 Jahren, am 10. Dezember, hat die in Paris zusammengetretene Vollversammlung der Vereinten Nationen die »Allgemeine Erklärung der Menschenrechte« verabschiedet, die noch heute ein äußerst wichtiger Bezugspunkt für den interkulturellen Dialog über die Freiheit und die Menschenrechte ist. Die Würde jedes Menschen ist nur dann wirklich garantiert, wenn alle seine fundamentalen Rechte anerkannt, geschützt und gefördert werden. Seit jeher verkündet die Kirche, daß die Grundrechte jenseits der unterschiedlichen Formulierungen und des unterschiedlichen Stellenwertes, den sie im Bereich der verschiedenen Kulturen einnehmen, ein universales Faktum sind, da sie der Natur des Menschen selbst innewohnen. Das Naturgesetz, das Gott in das Gewissen des Menschen eingeschrieben hat, ist ein gemeinsames Merkmal aller Menschen und aller Völker; es ist eine gemeinsame Richtschnur, die alle anerkennen können und die die Grundlage für das gegenseitige Verständnis aller bildet. Die Menschenrechte gründen daher letztlich in Gott, dem Schöpfer, der einen jeden mit Intelligenz und Freiheit ausgestattet hat. Wenn diese solide ethische Basis nicht berücksichtigt wird, bleiben die Menschenrechte zerbrechlich, da ihnen ihr eigentliches Fundament fehlt.

Die Feier des 60. Jahrestages der Menschenrechtserklärung bietet daher die Gelegenheit zu überprüfen, inwieweit die Ideale, die 1948 vom Großteil der Völkergemeinschaft angenommen wurden, heute in den verschiedenen nationalen Gesetzgebungen und vor allem im Gewissen der einzelnen und der Gemeinschaften beachtet werden. Zweifelsohne wurde bereits ein langer Weg zurückgelegt, es liegt allerdings noch ein weites Wegstück vor uns: Hunderttausende unserer Brüder und Schwestern sehen sich noch immer in ihren Rechten auf Leben, auf Freiheit und auf Sicherheit bedroht; nicht immer wird die Gleichheit aller und die Würde eines jeden einzelnen respektiert, während aus Gründen der Rasse, der Religion, der politischen Auffassung oder anderer Überzeugungen neue Schranken errichtet werden. Daher mögen der gemeinsame Einsatz für die Förderung und die bessere Definierung der Menschenrechte weitergeführt und die Bemühungen zur Gewährleistung ihrer Einhaltung verstärkt werden. Meine guten Wünsche werden begleitet von meinem Gebet, auf daß Gott, der Vater aller Menschen, es uns gewähre, eine Welt aufzubauen, in der sich jeder Mensch in seiner vollen Würde angenommen fühlt und wo die Beziehungen zwischen den einzelnen Menschen und den Völkern von Respekt, Dialog und Solidarität bestimmt sind. Euch allen erteile ich meinen Segen!
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BEGEGNUNG MIT DEN STUDENTEN DER RÖMISCHEN UNIVERSITÄTEN

Petersdom
Donnerstag, 11. Dezember 2008

Meine Herren Kardinäle,

Frau Ministerin und verehrte Obrigkeiten,
verehrte Mitbrüder,
sehr geehrte Rektoren und Professoren,
liebe Studenten!

Das nahende Weihnachtsfest gibt mir die stets willkommene Gelegenheit, der Welt der römischen Universitäten zu begegnen. Ich begrüße sehr herzlich Herrn Kardinal Agostino Vallini, meinen Vikar für die Diözese Rom, sowie den Erzbischof von Sydney, Herrn Kardinal George Pell, dessen Anwesenheit uns im Geiste und im Herzen zur unvergeßlichen Erfahrung des Weltjugendtages im vergangenen Juli zurückführt. Die Übergabe der Marienikone »Sedes Sapientiae« von der rumänischen an die australische Delegation erinnert uns daran, daß dieses große »Netz« der jungen Menschen in der ganzen Welt immer aktiv und in Bewegung ist. Ich danke dem Rektor der römischen Universität »La Sapienza« und der Studentin, die mich im Namen aller begrüßt haben. Ich danke auch der Ministerin für Universität und Forschung für ihre Anwesenheit und wünsche alles Gute für diesen Bereich, der für das Leben des Landes so wichtig ist. Einen besonderen Gruß richte ich an die israelischen und palästinensischen Studenten, die dank der Unterstützung durch die Region Latium und die römischen Universitäten in Rom studieren, sowie den drei Rektoren, die gestern an der Begegnung teilgenommen haben, die unter dem Thema stand: »Von Jerusalem nach Rom zum Aufbau eines neuen Humanismus«.

Liebe Freunde, in diesem Jahr ist der Weg, den die Diözese Rom für euch, die Angehörigen der Universitäten, vorbereitet hat, angemessen mit dem Paulusjahr verbunden. Der 2000. Jahrestag der Geburt des Völkerapostels hilft der ganzen Kirche, ihre grundlegende missionarische Berufung wiederzuentdecken und gleichzeitig mit vollen Händen aus dem unerschöpflichen theologischen und geistlichen Schatz der Paulusbriefe zu schöpfen. Wie ihr wißt, führe ich selbst von Woche zu Woche einen Katechesezyklus zu diesem Thema weiter. Ich bin überzeugt, daß die Auseinandersetzung mit der Gestalt und der Botschaft des hl. Paulus auch für euch sowohl auf persönlicher Ebene als auch auf der Ebene der gemeinschaftlichen Erfahrung und des Apostolats in der Universität eine große Bereicherung darstellt. Aus diesem Grund werde ich euch nachher den Brief an die Römer überreichen, den höchsten Ausdruck des paulinischen Denkens und Zeichen seiner besonderen Wertschätzung für die Kirche von Rom oder – um die Grußworte zu gebrauchen, die am Anfang seines Briefes stehen – für »alle in Rom, die von Gott geliebt sind, die berufenen Heiligen« (Rm 1,7).

Der Brief an die Römer – das wissen einige der hier anwesenden Dozenten sehr gut – ist zweifellos einer der wichtigsten Texte der Kultur aller Zeiten. Aber er ist und bleibt vor allem eine lebendige Botschaft für die lebendige Kirche, und als solche, als eine Botschaft gerade für heute, lege ich sie an diesem Abend in eure Hände. Möge diese Schrift, die dem Herzen des Apostels entsprungen ist, zur gehaltvollen Nahrung für euren Glauben werden und euch dazu bringen, mehr und besser zu glauben und auch über euch selbst nachzudenken, um zu einem »durchdachten« Glauben zu gelangen und diesen Glauben gleichzeitig zu leben und in die Tat umzusetzen, wie es der Wahrheit des Gebotes Christi entspricht. Nur so wird der Glaube, den man bekennt, auch für die anderen »glaubwürdig«, die vom beredten Zeugnis der Tatsachen erobert werden. Laßt Paulus zu euch, den christlichen Dozenten und Studenten des heutigen Rom, sprechen, und er lasse euch an der Erfahrung teilhaben, die er persönlich gemacht hat: Das Evangelium Jesu Christi »ist eine Kraft Gottes, die jeden rettet, der glaubt« (Rm 1,16).

Die christliche Verkündigung, die im historischen und kulturellen Umfeld des Paulus revolutionär war, hatte die Kraft, die »trennende Wand« zwischen Juden und Heiden niederzureißen (vgl. Eph Ep 2,14 Rm 10,12). Sie trägt eine stets zeitgemäße Kraft der Neuheit in sich, die in der Lage ist, weitere Mauern niederzureißen, die in jedem Umfeld und in jeder Epoche wieder aufgebaut werden. Die Quelle dieser Kraft liegt im Geist Christi, auf den Paulus sich bewußt beruft. Den Christen von Korinth gegenüber erklärt er: Meine »Verkündigung war nicht Überredung durch gewandte und kluge Worte, sondern war mit dem Erweis von Geist und Kraft verbunden« (1Co 2,4). Und was war das Kernstück seiner Verkündigung? Es war die Neuheit des Heiles, das Christus der Menschheit gebracht hat: In seinem Tod und in seiner Auferstehung wird das Heil allen Menschen ohne Unterschied angeboten.

Angeboten, nicht aufgezwungen: Das Heil ist ein Geschenk, das stets persönlich angenommen werden will. Das, liebe Jugendliche, ist der wesentliche Inhalt der Taufe, die euch in diesem Jahr als Sakrament angetragen wird, das es wiederzuentdecken gilt und das einige von euch in einer freien und bewußten Entscheidung empfangen oder bekräftigen werden. Im Brief an die Römer findet sich im sechsten Kapitel eine großartige Formulierung der Bedeutung der christlichen Taufe. Paulus schreibt: »Wißt ihr denn nicht, daß wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind?« (Rm 6,3). Ihr könnt sicher verstehen, daß dies ein sehr tiefer Gedanke ist, der die ganze Theologie des Ostergeheimnisses enthält: Der Tod Christi ist durch die Kraft Gottes Quelle des Lebens, unerschöpflicher Quell der Erneuerung im Heiligen Geist. »Auf Christus Jesus getauft« zu sein bedeutet, geistlich in jenen Tod hineingenommen zu sein, der die unendliche und universale Liebestat Gottes ist, durch die jeder Mensch und jedes Geschöpf aus der Knechtschaft der Sünde und des Todes freigekauft werden kann. In der Tat schreibt der hl. Paulus weiter: »Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben« (Rm 6,4).

Im Brief an die Römer teilt uns der Apostel seine ganze Freude über dieses Geheimnis mit, wenn er schreibt: »Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? … Denn ich bin gewiß: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn« (Rm 8,35 Rm 8, . Und in eben dieser Liebe besteht das neue Leben des Christen. Auch hier stellt der hl. Paulus eine eindrucksvolle Synthese her, die ebenso Frucht seiner persönlichen Erfahrung ist. Er schreibt: »Wer den andern liebt, hat das Gesetz erfüllt … Also ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes« (Röm 13,8.10).

Das also, liebe Freunde, überreiche ich euch an diesem Abend. Es ist gewiß eine Botschaft des Glaubens, gleichzeitig aber eine Wahrheit, die den Geist erleuchtet und ihn nach den Horizonten Gottes hin ausweitet; es ist eine Wahrheit, die dem wirklichen Leben Orientierung verleiht, denn das Evangelium ist der Weg, um zur Fülle des Lebens zu gelangen. Diesen Weg hat Jesus bereits beschritten, ja er ist sogar selbst der Weg. Er ist vom Vater zu uns gekommen, damit wir durch ihn zum Vater kommen können. Das ist das Geheimnis von Advent und Weihnachten. Die Jungfrau Maria und der hl. Paulus mögen euch helfen, es anzubeten und es euch mit tiefem Glauben und inniger Freude zu eigen zu machen. Ich danke euch allen für eure Anwesenheit. Im Hinblick auf das nunmehr bevorstehende Weihnachtsfest spreche ich einem jeden meine herzlichen Wünsche aus, die auch euren Familien und den euch nahestehenden Menschen gelten. Frohe Weihnachten!



AN DIE BISCHÖFE VON TAIWAN

ANLÄSSLICH IHRES "AD-LIMINA"-BESUCHES Freitag, 12. Dezember 2008


Liebe Mitbrüder im bischöflichen Dienst!

Euch allen entbiete ich einen Gruß des Friedens und der Freude in Jesus, dem Herrn. Durch seine Gnade seid ihr in diese Stadt gekommen, um als Zeichen eurer Gemeinschaft mit der Kirche in Rom die Gräber der Apostel Petrus und Paulus zu verehren. Sie »steht der universalen Gemeinschaft der Liebe vor« (Pastores gregis, 57; vgl. Ignatius von Antiochien, Ad Romanos, 1,1). In diesem Geist der Liebe heiße ich euch heute willkommen und ermutige die katholischen Gläubigen von Taiwan, im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe zu verharren.

»Tröstet, tröstet mein Volk« (Is 40,1). Diese Worte, die wir in dieser Woche in der Liturgie der Kirche vernehmen, fassen meine heutige Botschaft an euch sehr schön zusammen. Ihr seid niemals allein! Vereint mit dem Vater durch den Sohn und im Heiligen Geist seid ihr, gemeinsam mit all euren Brüdern im Bischofsamt, mit jener »affektiven Kollegialität« begnadet, die euch die Kraft gibt, das Evangelium zu verkünden und für die Nöte der Herde des Herrn Sorge zu tragen (vgl. Pastores gregis, 8). In der Tat gibt euch die 150-Jahr-Feier der katholischen Evangelisierung in Taiwan Gelegenheit, eure Einheit untereinander und mit unserem Herrn noch eifriger zu bekunden, indem ihr zusammen das gemeinsame Apostolat der Kirche vorantragt.

Diese Eintracht des Geistes und des Herzens wird durch euren Wunsch nach engerer Zusammenarbeit bei der Verkündigung des Evangeliums unter Nichtgläubigen und bei der Ausbildung jener hervorgehoben, die bereits durch Taufe und Firmung in die Kirche aufgenommen sind. Ich freue mich zu erfahren, daß ihr zu diesem Zweck auch weiterhin verschiedene Einrichtungen koordiniert, wobei der Schwerpunkt zu Recht auf der Gemeinde liegt. Sie ist »Motor und bevorzugter Ort der Katechese« (Catechesi tradendae CTR 67). Als Bischöfe seid ihr euch eurer lebenswichtigen Rolle in dieser Hinsicht sehr wohl bewußt. Euer Lehramt ist untrennbar mit eurem Amt der Heiligung und Leitung verbunden, und es ist ein wesentlicher Bestandteil dessen, was der hl. Augustinus das »amoris officium« nennt, den »Liebesdienst« (Augustinus, In Ioannem, 123). Entscheidend dafür ist die Ausbildung der Priester, die geweiht sind, um euch zu helfen, diesen »Liebesdienst« zum Wohl des Gottesvolkes auszuüben.

Diese Programme müssen ständig weitergeführt werden, damit die Priester sich stets aufs neue auf die Bedeutung ihrer Sendung ausrichten und sie in Treue und Großherzigkeit erfüllen können. Beim Entwurf dieser Programme müssen auch die verschiedenen Altersgruppen, Lebensbedingungen und Pflichten eures Klerus angemessen berücksichtigt werden.

Der gründlichen Ausbildung der Katecheten muß ebenso Priorität eingeräumt werden. Auch hier ist es sehr wichtig, das Umfeld, in dem sie tätig sind, zu berücksichtigen und sie mit den notwendigen Mitteln auszustatten, damit sie dem Beispiel Jesu folgen und auf freimütige und für alle gut verständliche Weise die Wahrheit verkünden können (vgl. Mk Mc 4,11). Mit ihrer aktiven Unterstützung wird es euch möglich sein, gutgeplante Katecheseprogramme zu entwerfen, die einer fortschreitenden, graduellen Methode folgen, um von Jahr zu Jahr in eurem Volk eine immer tiefere Begegnung mit dem dreifaltigen Gott zu fördern.

Eine wirkkräftige Katechese stärkt unweigerlich die Familien, aus denen wiederum neue Priesterberufungen hervorgehen. Die Familie ist nämlich jene »Hauskirche«, in der das Evangelium Jesu zuerst gehört und die Kunst des christlichen Lebens zuerst eingeübt wird (vgl. Lumen gentium LG 11). Die Kirche muß das Geschenk des Priestertums auf allen Ebenen in Ehren halten und fördern, damit junge Männer großherzig auf den Ruf des Herrn antworten, Arbeiter im Weinberg zu werden. Eltern, Hirten, Lehrer, Gemeindeleiter und alle Glieder der Kirche müssen jungen Menschen die Radikalität der Christusnachfolge nahebringen, damit sie, indem sie ihn finden, sich selbst finden (vgl. Sacramentum caritatis, 25).

Die Familie ist, wie ihr wißt, die »Grund- und Lebenszelle der Gesellschaft «: die Grundform jeder Ebene der Gesellschaft (vgl. Apostolicam actuositatem AA 11). Euer kürzlich erschienener Hirtenbrief Soziale Frage und Evangelisierung hebt hervor, daß die Kirche sich aktiv für die Förderung des Familienlebens einsetzen muß. Die Familie gründet auf einem unwiderruflichen Bund und führt die Menschen zur Entdeckung des Guten, Schönen und Wahren, damit sie ihre einzigartige Bestimmung erkennen und lernen, wie sie zum Aufbau einer Zivilisation der Liebe beitragen können. Eure tiefe Sorge um das Wohl der Familien und um die Gesellschaft als Ganze, meine Brüder, spornt euch an, den Eheleuten zu helfen, die Unauflöslichkeit ihres Eheversprechens zu wahren. Werdet niemals müde, eine gerechte Zivilgesetzgebung und Politik zu fördern, die die Heiligkeit der Ehe schützen. Verteidigt dieses Sakrament gegen alles, was ihm Schaden zufügen kann, besonders gegen die Auslöschung des Lebens in seinen wehrlosesten Phasen.

Die Fürsorge der Kirche für die Schwachen veranlaßt sie ebenso, den Migranten besondere Aufmerksamkeit zu widmen. In letzter Zeit habt ihr in mehreren Hirtenbriefen die wesentliche Rolle der Pfarrei aufgezeigt, wenn es darum geht, den Migranten zu dienen und das Bewußtsein für ihre Nöte zu wecken. Ich freue mich auch zu erfahren, daß die Kirche in Taiwan aktiv für Gesetze und für eine Politik eingetreten ist, die die Menschenrechte der Migranten schützen. Wie ihr wißt, haben viele von denen, die an euren Küsten landen, nicht nur vollen Anteil an der katholischen Gemeinschaft, sondern bringen auch das einzigartige kulturelle Erbe ihrer jeweiligen Herkunftsorte mit sich. Ich ermutige euch, sie auch weiterhin von Herzen willkommen zu heißen, damit ihnen eine gute Seelsorge gewährleistet wird, die ihnen zusichert, daß sie zu denen gehören, »die mit uns im Glauben verbunden sind« (Ga 6,10).

Meine lieben Mitbrüder im Bischofsamt, die Vorsehung des allmächtigen Gottes hat euch dazu bestimmt, über all diese Menschen, die mit uns im Glauben verbunden sind, zu wachen. Eure apostolische Verbundenheit mit dem Nachfolger Petri bringt eine pastorale Verantwortung für die universale Kirche auf der ganzen Erde mit sich. Das bedeutet in eurem Falle insbesondere die liebevolle Fürsorge für die Katholiken auf dem Kontinent, die stets in mein Gebet eingeschlossen sind. Ihr und die Christgläubigen in Taiwan seid ein lebendiges Zeichen dafür, daß man in einer gerechten Gesellschaftsordnung keine Angst haben muß, ein treuer Katholik und ein guter Bürger zu sein. Ich bitte inständig darum, daß ihr als Teil der großen Familie der chinesischen Katholiken auch weiterhin mit euren Brüdern auf dem Kontinent geistlich verbunden bleibt.

Liebe Brüder, ich weiß wohl, daß die Schwierigkeiten, denen ihr gegenübersteht, überwältigend erscheinen können. Dennoch gibt es – der Jugendtag in Taiwan und die Konferenz über die kreative Evangelisierung sind nur zwei Beispiele aus jüngster Zeit – viele deutliche Zeichen der Kraft des Evangeliums, Menschen zu bekehren, zu heilen und zu retten. Mögen die Worte des Propheten Jesaja stets in eurem Herzen lebendig sein: »Fürchte dich nicht! … Seht, da ist euer Gott« (Is 40,9). Der Herr lebt wirklich mitten unter uns! Er lehrt uns auch weiterhin durch sein Wort und nährt uns mit seinem Leib und Blut. Die Erwartung seiner Wiederkunft bewegt uns, wie Jesaja und später Johannes der Täufer zu rufen: »Bereitet dem Herrn den Weg« (vgl. Jes Is 40,3). Ich bin zuversichtlich, daß eure gläubige Feier des heiligen Opfers euch und euer Volk bereitmachen wird, dem Herrn zu begegnen, wenn er wiederkommt.

Ich stelle euch und das euch anvertraute Volk unter den mütterlichen Schutz Mariens, Hilfe der Christen, und erteile von Herzen meinen Apostolischen Segen.

AN DIE TEILNEHMER DER VOLLVERSAMMLUNG DES

PÄPSTLICHEN RATES ZUR FÖRDERUNG

DER EINHEIT DER CHRISTEN Freitag, 12. Dezember 2008

Meine Herren Kardinäle,

verehrte Mitbrüder im Bischofs- und im Priesteramt,
liebe Brüder und Schwestern!

Einen herzlichen Willkommensgruß richte ich an euch alle, die ihr an der Vollversammlung des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen teilnehmt. Zunächst ergeht mein Gruß an den Kardinalpräsidenten, dem ich auch für die freundlichen Worte danke, mit denen er die Arbeit geschildert hat, die ihr in diesen Tagen durchgeführt habt. Mein Gruß gilt weiterhin dem Sekretär und den anderen Mitarbeitern des Päpstlichen Rates sowie allen, die von überall her gekommen sind, um ihre Erfahrungen einzubringen in die gemeinsame Reflexion über das Thema eurer Versammlung: »Rezeption und Zukunft des ökumenischen Dialogs.« Dieses Thema ist von großem Interesse für den Weg zur vollen Einheit der Christen, und es besitzt zwei wesentliche Dimensionen: einerseits die Beurteilung der bisher zurückgelegten Wegstrecke und andererseits die Suche nach neuen Wegen, um weiter voranzukommen, indem man gemeinsam versucht, die Gegensätze zu überwinden, die leider immer noch in den Beziehungen zwischen den Jüngern Christi vorhanden sind.

Zweifellos ist der theologische Dialog ein wesentliches Element zur Wiederherstellung jener vollen Einheit, nach der wir alle streben, und muß daher unterstützt und ermutigt werden. Dieser Dialog findet immer mehr im Kontext der kirchlichen Beziehungen statt, die sich durch Gottes Gnade immer weiter ausbreiten und nicht nur die Hirten einbeziehen, sondern all die verschiedenen Glieder und Bereiche des Gottesvolkes. Wir wollen dem Herrn danken für die bedeutenden Schritte nach vorn, die zum Beispiel in den Beziehungen mit den orthodoxen Kirchen und den altorientalischen orthodoxen Kirchen gemacht wurden – sowohl in bezug auf den theologischen Dialog als auch durch die Konsolidierung und das Anwachsen der kirchlichen Brüderlichkeit. Das letzte Dokument der Gemischten Internationalen Kommission für den theologischen Dialog zwischen der katholischen Kirche und den orthodoxen Kirchen zum Thema »Kirchliche Gemeinschaft, Konziliarität und Autorität«, das Seine Heiligkeit Bartholomaios I. in seiner Ansprache an die kürzlich abgehaltene Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode ausdrücklich erwähnt hat, öffnet sicher den Weg für eine positive Reflexion über die Beziehung zwischen Primat und Synodalität in der Kirche. Dieses Thema ist von entscheidender Bedeutung in den Beziehungen mit den orthodoxen Brüdern und wird Gegenstand der Vertiefung und der Auseinandersetzung in zukünftigen Begegnungen sein. Darüber hinaus ist es tröstlich zu sehen, daß in diesen Jahren der aufrichtige Geist der Freundschaft zwischen Katholiken und Orthodoxen immer mehr gewachsen ist. Er hat sich auch in den vielen Kontakten zwischen den Verantwortungsträgern der Römischen Kurie sowie den Bischöfen der katholischen Kirche und den Verantwortungsträgern der verschiedenen orthodoxen Kirchen gezeigt, ebenso wie in den Besuchen orthodoxer Würdenträger in Rom und in katholischen Teilkirchen.

In eurer Vollversammlung habt ihr insbesondere über das sogenannte »Harvest Project« nachgedacht: »Ecumenical consensus/convergence on some basic aspects of the Christian faith found in the reports of the first four international bilateral dialogues in which the Catholic Church has taken part since the Second Vatican Council« [Ökumenische Übereinstimmung/Annäherung über einige grundlegende Aspekte des christlichen Glaubens in den Berichten der ersten vier internationalen bilateralen Dialoge, an denen die katholische Kirche seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil teilgenommen hat]. Diese Gegenüberstellung hat euch dazu geführt, die Ergebnisse von vier wichtigen Dialogen zu untersuchen: mit dem Lutherischen Weltbund, mit dem Weltrat der Methodisten, mit der Anglikanischen Gemeinschaft und mit dem Reformierten Weltbund. Dabei habt ihr dargelegt, wie viel mit Gottes Hilfe bereits erreicht wurde in bezug auf das gegenseitige Verständnis und das Erkennen übereinstimmender Elemente. Ihr habt euch jedoch mit großer Aufrichtigkeit auch nicht gescheut, das aufzuzeigen, was noch getan werden muß. Man könnte sagen, daß wir uns »in via« befinden, in einer Zwischensituation, in der eine objektive Untersuchung der erlangten Ergebnisse sicherlich nützlich und angebracht erscheint. Und ich bin gewiß, daß die Arbeit dieser Sitzungsperiode sehr dazu beitragen wird, in dieser Hinsicht weitergreifende, genauere und detailliertere Reflexionen zu erarbeiten.

Liebe Brüder und Schwestern, in vielen Regionen hat sich die ökumenische Situation heute gewandelt und ist auch weiterhin im Wandel begriffen. Das bringt Bemühungen um eine aufrichtige Auseinandersetzung mit sich. Es entstehen neue Gemeinschaften und Gruppen, nie dagewesene Tendenzen und manchmal sogar Spannungen zwischen den christlichen Gemeinschaften treten hervor. Daher ist der theologische Dialog wichtig, der den konkreten Lebensbereich der verschiedenen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften betrifft. In diesem Licht muß das Thema eurer Vollversammlung betrachtet werden, ebenso wie die Entscheidungsfindung, die unverzichtbar ist, um die Perspektiven der ökumenischen Bemühungen, die die katholische Kirche fortführen und mit pastoraler Klugheit und Weisheit vertiefen will, konkret darzulegen. In unserem Geist ist das Gebot Christi lebendig, das »mandatum novum«, ebenso wie sein Gebet für die Einheit, »ut omnes unum sint… ut mundus credat quia tu me misisti« (Jn 17,21). Die Liebe wird den Christen helfen, den »Durst« nach der vollen Einheit in der Wahrheit stets zu erhalten, und wenn wir fügsam den Eingebungen des Heiligen Geistes folgen, können wir hoffen, bald zu der erwünschten Einheit zu gelangen. Daher spornt uns der Ökumenismus zu einem brüderlichen und großherzigen Gabenaustausch an, im Bewußtsein, daß die volle Gemeinschaft im Glauben, in den Sakramenten und im Amt der Zweck und das Ziel der gesamten ökumenischen Bewegung bleibt. Bei dieser großen Aufgabe ist der geistliche Ökumenismus, wie das Zweite Vatikanische Ökumenische Konzil deutlich gesagt hat, das schlagende Herz.

Wir befinden uns im Advent, der uns auf die Feier der Geburt Christi vorbereitet. Diese Zeit der wachsamen Erwartung möge in uns die Hoffnung auf die Erfüllung des Reiches Gottes, der »Basileia tou Theou«, wachhalten, und Maria, Mutter der Kirche, begleite und führe uns auf dem nicht einfachen Weg zur Einheit. Mit diesen Empfindungen spreche ich meine besten Wünsche für das bevorstehende Weihnachtsfest aus. Während ich euch erneut für die Arbeit danke, die ihr in dieser Versammlung durchgeführt habt, rufe ich auf euch alle und auf einen jeden Gottes Segen herab.

AN EINE DELEGATION AUS NIEDERÖSTERREICH

ANLÄSSLICH DER ÜBERGABE DES WEIHNACHTSBAUMES

AUF DEM PETERSPLATZ Freitag, 12. Dezember 2008



Liebe Brüder und Schwestern!

Ein herzliches Grüß Gott sage ich Ihnen allen, die Sie gekommen sind, dem Heiligen Vater und der Kirche von Rom den Christbaum zu schenken, der in der kommenden Weihnachtszeit zusammen mit der Krippe den Petersplatz schmücken wird. Besonders heiße ich den Herrn Landeshauptmann von Niederösterreich Dr. Erwin Pröll willkommen und danke ihm vielmals für seine freundlichen Worte, die er im Namen aller Anwesenden an mich gerichtet hat. Ebenso begrüße ich den Bischof von Sankt Pölten Dr. Klaus Küng und stellvertretend für die Delegation und alle Gäste aus Niederösterreich den Bürgermeister der Marktgemeinde Gutenstein, Herrn Johann Seper, in deren Gebiet der prächtige Baum gewachsen ist. Mein besonderer Gruß gilt nicht zuletzt den Altenburger Sängerknaben und den Ziersdorfer Turmbläsern, die mit ihrer Musik unserer Begegnung hier einen festlichen Rahmen verleihen und gleichsam Botschafter der reichen Kultur Ihres Landes und seiner vielfältigen Traditionen sind. Vielen Dank!

Die Gabe aus den Wäldern Ihres schönen Landes – dazu gehören auch weitere Tannen und Fichten, die Sie mitgebracht haben, um dem Apostolischen Palast und verschiedenen Orten im Vatikan eine weihnachtliche Atmosphäre zu verleihen – ruft mir auch den Besuch in Erinnerung, den ich im Vorjahr in Ihrer Heimat machen durfte. Dabei konnte ich ja in einem der vielen Stifte Halt machen, die Ihr Land prägen und die von seiner zutiefst christlichen Geschichte Zeugnis geben. Das Bemühen aller Gläubigen muß es sein, daß auch in Zukunft dieses Zeugnis für Christus lebendig bleibt und den Menschen Halt und Richtung auf ihrem Weg gibt.

Der Christbaum wird in den nächsten Wochen die Römer und die vielen Pilger aus aller Welt, die zum Fest der Geburt Christi in die Ewige Stadt kommen, erfreuen. Auch ich werde beim Blick aus dem Fenster meines Arbeitszimmers immer wieder mit Freude diesen Baum neben der Krippe betrachten. Seine aufstrebende Gestalt, sein Grün und die Lichter auf seinen Zweigen sind Symbole des Lebens. Sie weisen uns zudem auf das Geheimnis der Heiligen Nacht hin. Christus, der Sohn Gottes, bringt in die dunkle, kalte und unerlöste Welt, in die er hineingeboren wird, eine neue Hoffnung und einen neuen Glanz. Wenn der Mensch sich vom Glanz der lebendigen Wahrheit, die Christus ist, anrühren und erleuchten läßt, wird er einen inneren Frieden im Herzen erfahren und zum Friedensstifter werden in einer Gesellschaft, die sich zutiefst nach Versöhnung und Erlösung sehnt.

Liebe Freunde! Nochmals ein aufrichtiges „Vergelt’s Gott“ für dieses schöne Geschenk! Ich danke auch den vielen Helfern, die heute nicht dabeisein können, den Sponsoren und allen, die den Transport des Baumes besorgt haben. Der Herr vergelte Ihnen Ihre Bereitschaft, mit der Sie großherzig zu dieser Übergabe beigetragen haben. Schon heute spreche ich Ihnen meine besten Wünsche für ein gnadenreiches Weihnachtsfest aus und bitte Sie, diese an Ihre Familien und an Ihre Landsleute weiterzugeben. Gerne versichere ich Sie meines Gebets für Ihre Familien und für Ihr Land und empfehle Sie alle der Fürsprache Mariens, der Schutzfrau Österreichs, und des Landespatrons Leopold. Der Herr schütze Ihr Land und segne ganz Österreich!
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Benedikt XVI Predigten 245