Benedikt XVI Predigten 264

264

APOSTOLISCHE REISE

VON PAPST BENEDIKT XVI.

NACH KAMERUN UND ANGOLA

(17.-23. MÄRZ 2009)

INTERVIEW VON BENEDIKT XVI. MIT DEN JOURNALISTEN WÄHREND DES FLUGES NACH AFRIKA

Dienstag, 17. März 2009




Pater Federico Lombardi, Pressesprecher des Heiligen Stuhls, sagte zur Einführung:

Heiligkeit, willkommen unter einer Gruppe von Kollegen: wir sind ungefähr 70 und sind im Begriff, diese Reise mit Ihnen zusammen zu erleben. Wir bringen Ihnen unsere besten Wünsche zum Ausdruck und hoffen, daß wir Sie mit unserem Dienst begleiten können, damit auch viele andere Menschen an diesem Abenteuer teilhaben können. Wie immer sind wir Ihnen sehr dankbar für das Gespräch, das Sie uns jetzt gewähren; wir haben es vorbereitet, indem wir in den vergangenen Tagen bei den Kollegen eine gewisse Anzahl von Fragen gesammelt haben – ich habe etwa 30 erhalten –, und dann haben wir einige ausgewählt, die eine etwas umfassendere Sichtweise dieser Reise ansprechen und vielleicht alle interessieren; und wir sind Ihnen sehr dankbar für die Antworten, die Sie uns geben werden. Die erste Frage stellt unser Kollege Lucio Brunelli vom italienischen Fernsehen. Er steht hier rechts von uns:

Frage: Heiligkeit, seit einiger Zeit – und vor allem nach Ihrem letzten Brief an die Bischöfe der Welt – sprechen viele Zeitungen von der »Einsamkeit des Papstes«. Meine Frage: Was denken Sie darüber? Fühlen Sie sich wirklich einsam? Und mit welchen Empfindungen fliegen Sie jetzt nach den jüngsten Ereignissen nach Afrika?

Benedikt XVI.: Um die Wahrheit zu sagen, ich muß ein wenig über diesen Mythos meiner Einsamkeit lachen: Ich fühle mich in keinster Weise einsam. Jeden Tag empfange ich in den Tabellenaudienzen meine engsten Mitarbeiter, angefangen vom Staatssekretär bis hin zur Glaubenskongregation usw.; dann sehe ich regelmäßig alle Leiter der Dikasterien, jeden Tag empfange ich Bischöfe zu »Ad-limina«-Besuchen – kürzlich alle Bischöfe, einer nach dem anderen, von Nigeria, anschließend die Bischöfe aus Argentinien … Wir hatten in diesen Tagen zwei Vollversammlungen, sowohl die der Kongregation für den Gottesdienst als auch die der Kleruskongregation. Und dann gibt es auch freundschaftliche Gespräche, ein Netz von Freundschaften, der Jahrgang meiner Priesterweihe ist kürzlich für einen Tag aus Deutschland gekommen, um mit mir zu plaudern… Also, die Einsamkeit ist kein Problem, ich bin wirklich von Freunden umgeben in einer hervorragenden Zusammenarbeit mit Bischöfen, Mitarbeitern, Laien, und ich bin dafür dankbar. Nach Afrika reise ich mit großer Freude: Ich liebe Afrika, ich habe schon seit meiner Zeit als Professor und bis heute viele afrikanische Freunde; ich liebe die Glaubensfreude, diesen freudigen Glauben, den man in Afrika antrifft. Sie wissen, daß der Auftrag des Herrn an den Nachfolger Petri lautet, die »Brüder im Glauben zu stärken«: das zu tun versuche ich. Aber ich bin sicher, daß ich selbst von den Brüdern im Glauben bestärkt zurückkommen werde, sozusagen »angesteckt« von ihrem freudigen Glauben.



Pater Lombardi: Die zweite Frage stellt John Thavis, der Verantwortliche der katholischen Nachrichtenagentur der Vereinigten Staaten in Rom.

Frage: Heiligkeit, Sie reisen nach Afrika, während eine Weltwirtschaftskrise im Gange ist, die auch Auswirkungen auf die armen Länder hat. Darüber hinaus muß Afrika in diesem Moment auch eine Ernährungskrise bewältigen. Ich möchte Sie drei Dinge fragen: Werden Sie diese Situation auf Ihrer Reise ansprechen? Und: Werden Sie sich an die internationale Gemeinschaft wenden, damit sie sich der Probleme in Afrika annimmt? Und drittens: Wird von diesen Problemen auch in der Enzyklika die Rede sein, die Sie vorbereiten?

Benedikt XVI.: Danke für die Frage. Natürlich reise ich nicht mit einem wirtschaftspolitischen Programm nach Afrika, dafür würde mir die Kompetenz fehlen. Ich komme mit einem religiösen Programm, einem Programm des Glaubens, der Moral, aber gerade dies ist auch ein wesentlicher Beitrag zum Problem der wirtschaftlichen Krise, die wir in diesem Augenblick erleben. Wir alle wissen, daß ein grundsätzliches Element der Krise gerade eine mangelnde Ethik in den wirtschaftlichen Strukturen ist; man hat verstanden, daß die Ethik nicht etwas »außerhalb« der Ökonomie Liegendes ist, sonder »innerhalb«, und daß die Ökonomie nicht funktioniert, wenn sie nicht das ethische Element in sich trägt. Deshalb werde ich, indem ich von Gott und den großen geistlichen Werten spreche, die das christliche Leben ausmachen, versuchen, einen Beitrag zu leisten, gerade auch um diese Krise zu überwinden, um das Wirtschaftssystem von innen her zu erneuern, wo der Punkt der wahren Krise liegt. Und natürlich werde ich an die internationale Solidarität appellieren: Die Kirche ist katholisch, das heißt universal, offen für alle Kulturen, für alle Kontinente; sie ist in allen politischen Systemen präsent, und so ist die Solidarität ein inneres Prinzip, das grundlegend ist für den Katholizismus. Ich möchte natürlich vor allem einen Appell an die katholische Solidarität richten, ihn aber auch an die Solidarität aller richten, die ihre Verantwortung in der menschlichen Gesellschaft von heute sehen. Selbstverständlich werde ich davon auch in der Enzyklika sprechen: Das ist ein Grund für die Verspätung. Wir waren fast zur Veröffentlichung bereit, als diese Krise ausgebrochen ist, und wir haben den Text noch einmal zur Hand genommen, um angemessenere Antworten zu geben – im Rahmen unserer Kompetenzen, im Rahmen der Soziallehre der Kirche, aber mit Bezug auf reale Elemente der aktuellen Krise. So hoffe ich, daß die Enzyklika auch ein Element, eine Kraft sein kann, um die gegenwärtige schwierige Situation zu überwinden.



Pater Lombardi: Heiligkeit, die dritte Frage stellt unsere Kollegin Isabelle de Gaulmyn von »La Croix«.

Frage: Heiliger Vater, guten Tag. Ich stelle die Frage auf italienisch, aber wenn Sie bitte auf französisch antworten könnten… Der Sonderrat der Bischofssynode für Afrika hat gefordert, daß das starke quantitative Wachstum der Kirche in Afrika auch ein qualitatives Wachstum werden muß. Manchmal werden die Verantwortungsträger der Kirche als eine Gruppe von Reichen und Privilegierten betrachtet, und ihr Verhalten stimmt nicht mit der Verkündigung des Evangeliums überein. Werden Sie die Kirche in Afrika auffordern, sich zu einer Gewissenserforschung und einer Reinigung ihrer Strukturen zu verpflichten?

Benedikt XVI. [auf französisch]: Ich werde versuchen, wenn das möglich ist, französisch zu sprechen. Ich habe eine positivere Sicht von der Kirche in Afrika: Es ist eine Kirche, die den Armen sehr nahe ist, eine Kirche, die bei den Leidenden ist, an der Seite der Hilfsbedürftigen, und deshalb scheint mir, daß die Kirche wirklich eine Institution ist, die noch funktioniert, während andere Strukturen nicht mehr funktionieren, und mit ihrem System der Bildung und Erziehung, der Krankenhäuser, der Assistenz in all diesen Situationen ist sie in der Welt der Armen und der Leidenden präsent. Natürlich ist die Erbsünde auch in der Kirche da; es gibt keine perfekte Gesellschaft, und so gibt es auch Sünder und Schwächen in der Kirche in Afrika, und in dieser Hinsicht ist eine Gewissenserforschung, eine innere Reinigung immer notwendig, und unter diesem Aspekt würde ich auch an die Liturgie der Eucharistiefeier erinnern: Man beginnt immer mit einer Reinigung des Gewissens und einem Neuanfang in der Gegenwart des Herrn. Und ich würde sagen, mehr als eine Reinigung der Strukturen, die auch immer notwendig ist, ist eine Reinigung der Herzen vonnöten, weil die Strukturen ein Widerschein der Herzen sind, und wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um der Spiritualität, der Gegenwart Gottes in unserem Herzen neue Kraft zu verleihen, sei es um die Strukturen der Kirche zu reinigen, sei es auch um zu helfen, die gesellschaftlichen Strukturen zu reinigen.

Anschließend wurde das Interview in italienischer Sprache weitergeführt.



Pater Lombardi: Jetzt eine Frage, die von einem deutschen Mitglied dieser Journalistengruppe stammt. Christa Kramer, die den St.-Ulrich-Verlag repräsentiert, stellt die Frage.

Frage: Heiliger Vater, gute Reise! Pater Lombardi hat mir gesagt, ich soll italienisch sprechen, also stelle ich die Frage auf italienisch. Wenn Sie sich an Europa wenden, sprechen Sie oft von einem Horizont, aus dem Gott zu verschwinden scheint. In Afrika ist es nicht so, aber es gibt dort eine aggressive Präsenz der Sekten, es gibt die traditionellen afrikanischen Religionen. Was ist das Besondere der Botschaft der katholischen Kirche, die Sie in diesem Kontext übermitteln wollen?

Benedikt XVI.: Nun, zunächst sehen wir alle, daß sich das Problem des Atheismus in Afrika fast gar nicht stellt, weil die Wirklichkeit Gottes in den Herzen der Afrikaner so präsent, so real ist, daß nicht an Gott zu glauben, ohne Gott zu leben, nicht als Versuchung auftritt. Es ist wahr, daß es auch die Probleme der Sekten gibt: Wir verkünden nicht, wie es einige von ihnen tun, ein Evangelium der Prosperität, sondern einen christlichen Realismus; wir verkünden keine Wunder, wie es einige tun, sondern die Nüchternheit des christlichen Lebens. Wir sind überzeugt, daß all diese Nüchternheit, dieser Realismus, der einen Gott verkündet, der Mensch geworden ist – also einen zutiefst menschlichen Gott, einen Gott, der leidet, auch mit uns, unserem Leiden einen Sinn gibt – eine Verkündigung mit einem weiteren Horizont ist, die mehr Zukunft besitzt. Und wir wissen, daß diese Sekten nicht sehr beständig sind: Für den Augenblick kann die Ankündigung des Wohlstands, der Wunderheilungen usw gut tun, aber nach einiger Zeit sieht man, daß das Leben schwierig ist, daß ein menschlicher Gott, ein Gott, der mit uns leidet, überzeugender, wahrer ist und eine größere Hilfe für das Leben bietet. Es ist auch wichtig, daß wir die Struktur der katholischen Kirche haben. Wir verkünden nicht eine kleine Gruppe, die sich nach einer gewissen Zeit isoliert und verliert, sondern wir treten ein in dieses universale Netz der Katholizität, das nicht nur überzeitlich, sondern gegenwärtig ist – vor allem als ein großes Netz der Freundschaft, das uns eint und uns auch hilft, den Individualismus zu überwinden, um diese Einheit in der Verschiedenheit zu erreichen, die die wahre Verheißung ist.



Pater Lombardi: Jetzt erteilen wir erneut einer französischen Stimme das Wort, unserem Kollegen Philippe Visseyrias von »France 2«.

Frage: Heiligkeit, unter den vielen Übeln, die Afrika heimsuchen, ist insbesondere auch das der Verbreitung von Aids. Die Position der katholischen Kirche in bezug auf die Art und Weise, dagegen anzukämpfen, wird oft als unrealistisch und unwirksam betrachtet. Werden Sie auf Ihrer Reise über dieses Thema sprechen?

Benedikt XVI.: Ich würde das Gegenteil behaupten. Ich denke, daß die wirksamste, am meisten präsente Realität im Kampf gegen Aids gerade die katholische Kirche mit ihren Bewegungen und verschiedenen Strukturen ist. Ich denke an die Gemeinschaft Sant’Egidio, die im Kampf gegen Aids so viel tut – sichtbar und auch im Verborgenen –, ich denke an die Kamillianer, an viele andere Dinge, an all die Ordensschwestern, die sich um die Kranken kümmern… Ich würde sagen, daß man das Aidsproblem nicht nur mit Geld lösen kann, das zwar auch notwendig ist. Aber wenn die Seele nicht beteiligt ist, wenn die Afrikaner nicht mithelfen (indem sie eigene Verantwortung übernehmen), kann man es mit der Verteilung von Präservativen nicht bewältigen. Im Gegenteil, sie vergrößern das Problem. Die Lösung kann nur in einem zweifachen Bemühen gefunden werden: erstens in einer Humanisierung der Sexualität, das heißt in einer spirituellen und menschlichen Erneuerung, die eine neue Verhaltensweise im gegenseitigen Umgang mit sich bringt; und zweitens in einer wahren Freundschaft auch und vor allem zu den Leidenden, in einer Verfügbarkeit, auch mit Opfern und persönlichem Verzicht an der Seite der Leidenden zu sein. Das sind die Faktoren, die helfen und sichtbare Fortschritte bringen. Deshalb würde ich sagen, es geht um diese unsere doppelte Kraft, einmal den Menschen von innen her zu erneuern, ihm spirituelle und menschliche Kraft zu geben für ein rechtes Verhalten zu seinem eigenen Leib und dem des anderen, und dann diese Fähigkeit mit den Leidenden zu leiden, in Situationen innerer Prüfung präsent zu bleiben. Mir scheint das die richtige Antwort zu sein, und die Kirche tut dies und leistet so einen sehr großen und wichtigen Beitrag. Danken wir all denen, die dies tun.



Pater Lombardi: Und jetzt eine letzte Frage, die sogar aus Chile kommt, weil wir sehr international sind, auch die Korrespondentin des chilenischen katholischen Fernsehens ist unter uns. Wir erteilen ihr das Wort für die letzte Frage: Maria Burgos…

Frage: Danke, Pater Lombardi. Heiligkeit, welche Zeichen der Hoffnung sieht die Kirche auf dem afrikanischen Kontinent? Und: Glauben Sie, daß Sie eine Botschaft der Hoffnung an Afrika richten können?

Benedikt XVI.: Unser Glaube ist Hoffnung per definitionem: Das sagt die Heilige Schrift. Und deshalb ist der, der den Glauben bringt, auch davon überzeugt, daß er Hoffnung bringt. Mir scheint, daß es trotz all der Probleme, die wir gut kennen, große Zeichen der Hoffnung gibt. Neue Regierungen, neue Bereitschaft zur Zusammenarbeit, Kampf gegen Korruption – ein großes Übel, das überwunden werden muß! – und auch die Öffnung der traditionellen Religionen für das Christentum, denn in den traditionellen Religionen erkennen alle einen Gott an, den einen Gott, aber er scheint etwas weit weg zu sein. Sie erwarten, daß er sich nähert. In der Verkündigung des menschgewordenen Gottes erkennen sie sich wieder: Gott hat sich wirklich genähert. Dann hat die katholische Kirche auch vieles gemeinsam: Sagen wir, der Ahnenkult findet seine Entsprechung in der Gemeinschaft der Heiligen, dem Fegefeuer. Die Heiligen sind nicht nur diejenigen, die heiliggesprochen worden sind, sondern all unsere Verstorbenen. Und so verwirklicht sich im Leib Christi auch das, was der Ahnenkult nur erahnte. Und so weiter. So gibt es eine tiefe Begegnung, die wirklich Anlaß zur Hoffnung gibt. Und auch der interreligiöse Dialog wächst. Ich habe jetzt mit mehr als der Hälfte der afrikanischen Bischöfe gesprochen, und die Beziehungen mit den Muslimen sind trotz der Probleme, die auftreten können, sehr vielversprechend, haben sie mir gesagt: Der Dialog wächst in der gegenseitigen Achtung und der Zusammenarbeit in der gemeinsamen ethischen Verantwortung. Und im übrigen wächst auch dieser Sinn für die Katholizität, der hilft, den Tribalismus zu überwinden – eines der großen Probleme –, und daraus entspringt die Freude, Christ zu sein. Ein Problem der traditionellen Religionen ist die Angst vor den Geistern. Einer der afrikanischen Bischöfe hat mir gesagt: Jemand hat sich wirklich zum Christentum bekehrt, jemand ist ganz Christ geworden, wenn er weiß, daß Christus wirklich stärker ist. Es gibt keine Angst mehr. Und auch dies ist ein Phänomen, das weiter zunimmt. So würde ich sagen, daß es trotz vieler Aspekte und Probleme, die nicht fehlen, die spirituellen, wirtschaftlichen und menschlichen Kräfte wachsen, die uns Hoffnung geben, und ich möchte eben diese Elemente der Hoffnung ins Licht rücken.

Pater Lombardi: Vielen Dank, Heiligkeit, für die Zeit, die Sie uns geschenkt haben, für die Dinge, die Sie uns gesagt haben. Es ist eine sehr gute Einführung, um Ihre Reise mit großer Begeisterung zu begleiten. Wir werden uns wirklich anstrengen, um Ihre Botschaft auf dem ganzen Kontinent und bei allen unseren Lesern und Zuhörern zu verbreiten.
265

APOSTOLISCHE REISE

VON PAPST BENEDIKT XVI.

NACH KAMERUN UND ANGOLA

(17.-23. MÄRZ 2009)

BEGRÜSSUNGSZEREMONIE

Internationaler Flughafen Nsimalen, Yaoundé
Dienstag, 17. März 2009




Herr Staatspräsident,
sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter der zivilen Autoritäten,
Herr Kardinal,
liebe Mitbrüder im Bischofsamt,
liebe Brüder und Schwestern!

... auf französisch: Ich danke euch für den herzlichen Empfang. Und ich danke Ihnen, Herr Staatspräsident, für die freundlichen Worte, die Sie an mich gerichtet haben. Ich weiß Ihre Einladung, hierher nach Kamerun zu kommen, sehr zu schätzen und möchte Ihnen, Exzellenz, sowie dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz des Landes, Erzbischof Tonyé Bakot, meinen Dank dafür aussprechen. Ich grüße euch alle, die ihr mich mit eurer Anwesenheit bei dieser Gelegenheit beehrt, und ich möchte euch sagen, wie sehr ich mich freue, zum ersten Mal seit meiner Wahl auf den Stuhl Petri hier bei euch in Afrika zu sein. Ich grüße sehr herzlich meine Mitbrüder im Bischofsamt sowie die hier versammelten Priester und Laien. Mein ehrerbietiger Gruß gilt auch den Regierungsvertretern, den zivilen Obrigkeiten und den Mitgliedern des Diplomatischen Korps. Euer Land nähert sich wie viele andere Länder Afrikas dem 50. Jahrestag seiner Unabhängigkeit, und so möchte ich mich dem Chor der Gratulationen und der guten Wünsche anschließen, die eure Freunde in aller Welt euch aus diesem freudigen Anlaß übermitteln. In eurer Mitte grüße ich mit Anerkennung auch die Angehörigen anderer christlicher Konfessionen und die Gläubigen anderer Religionen.

Indem ihr euch heute uns anschließt, gebt ihr ein beredtes Zeichen des guten Willens und der Eintracht in diesem Land zwischen Menschen, die verschiedenen religiösen Traditionen angehören.

Ich komme zu euch als Hirte; ich komme, um meine Brüder und Schwestern im Glauben zu stärken. Das ist die Sendung, die Christus beim Letzten Abendmahl Petrus anvertraut hat, und das ist die Sendung der Nachfolger Petri. Als Petrus der Menge predigte, die zum Pfingstfest nach Jerusalem gekommen war, waren unter ihnen auch Pilger aus Afrika. Und in den ersten Jahrhunderten des Christentums belegen zahlreiche große Heilige dieses Kontinents – der hl. Cyprian, die hl. Monika, der hl. Augustinus, der hl. Athanasius, um nur einige zu nennen – durch ihr Zeugnis den bedeutenden Platz Afrikas in den Annalen der Kirchengeschichte. Seitdem und bis in unsere Tage hinein legen unzählige Missionare und zahlreiche Märtyrer in ganz Afrika Zeugnis ab von Christus, und heute ist die Kirche mit etwa 150 Millionen Mitgliedern gesegnet. Wie hätte der Nachfolger Petri also nicht nach Afrika kommen können, um mit euch den Glauben an Christus zu feiern, der das Leben schenkt? Dieser Glaube trägt und nährt so viele Söhne und Töchter dieses großen Kontinents!

... auf englisch: Hier in Yaoundé promulgierte mein verehrter Vorgänger Papst Johannes Paul II. das Nachsynodale Apostolische Schreiben Ecclesia in Africa, die Frucht der Ersten Sonderversammlung der Bischofssynode für Afrika, die im Jahr zuvor in Rom abgehalten worden war. Der zehnte Jahrestag dieses historischen Ereignisses wurde vor nicht allzu langer Zeit ebenfalls hier in dieser Stadt sehr feierlich begangen. Ich bin hierhergekommen, um das Instrumentum Laboris für die Zweite Sonderversammlung vorzustellen, die im kommenden Oktober in Rom stattfinden wird. Die Synodenväter werden gemeinsam über folgendes Thema nachdenken: »Die Kirche in Afrika im Dienst von Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden: ›Ihr seid das Salz der Erde … Ihr seid das Licht der Welt‹ (Mt 5,13–14)«. Dieser Augenblick der Gnade ist heute, fast zehn Jahre nach Beginn des neuen Jahrtausends, ein Aufruf an alle Bischöfe, Priester, Ordensleute und gläubigen Laien des Kontinents, ihre Hingabe an die Sendung der Kirche zu erneuern, Hoffnung in das Herz der Menschen in Afrika und der ganzen Welt zu bringen.

Auch im größten Leid bringt die christliche Botschaft stets Hoffnung. Das Leben der hl. Josephine Bakhita ist ein leuchtendes Beispiel für den Wandel, den eine Situation großer Not und Ungerechtigkeit durch eine Begegnung mit dem lebendigen Gott erfahren kann. Angesichts von Leiden und Gewalt, Armut und Hunger, Korruption und Machtmißbrauch kann ein Christ niemals schweigen. Die Heilsbotschaft des Evangeliums muß laut und deutlich verkündet werden, damit das Licht Christi in der Dunkelheit des Lebens der Menschen erstrahlen kann. Wie in vielen Teilen der Welt sehnen sich auch hier in Afrika unzählige Männer und Frauen nach einem Wort der Hoffnung und des Trostes. Regionale Konflikte lassen Tausende obdachlos oder mittellos, verwaist oder verwitwet zurück. Auf einem Kontinent, wo in vergangenen Zeiten so viele Menschen grausam ihrer Heimat entrissen und nach Übersee verkauft wurden, um als Sklaven zu arbeiten, ist heute der Menschenhandel, besonders der Handel mit wehrlosen Frauen und Kindern, zu einer neuen Form der Sklaverei geworden. In einer Zeit globaler Nahrungsmittelknappheit, finanzieller Unsicherheit und besorgniserregender klimatischer Veränderungen leidet Afrika unverhältnismäßig stark: Immer mehr Menschen fallen hier Hunger, Armut und Krankheiten zum Opfer. Sie flehen um Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden, und das ist es, was die Kirche ihnen bietet: keine neuen Formen wirtschaftlicher oder politischer Unterdrückung, sondern die Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes (vgl. Röm Rm 8,21); keine aufgezwungenen Kulturmodelle, die die Rechte der Ungeborenen mißachten, sondern das reine, heilende Wasser des Evangeliums des Lebens; keine erbitterte Feindschaft zwischen Ethnien oder Religionen, sondern die Gerechtigkeit, den Frieden und die Freude des Reiches Gottes, die Papst Paul VI. so treffend als »Zivilisation der Liebe« bezeichnete (vgl. Regina Caeli, Pfingstsonntag 1970).

... auf französisch: Da in Kamerun mehr als ein Viertel der Bevölkerung katholisch ist, ist die Kirche in der Lage, ihrer Sendung des Trostes und der Versöhnung gut nachzukommen. Im Rehabilitationszentrum »Cardinal Léger« werde ich mich persönlich von der Hirtensorge der Ortskirche gegenüber den Kranken und Leidenden überzeugen können. Und besonders wünschenswert ist, daß die Aids-Kranken in diesem Land kostenlos behandelt werden können. Die Erziehung und Bildung ist ein weiterer wesentlicher Aspekt des Dienstes der Kirche: Wir sehen die Bemühungen von Generationen von missionarischen Lehrkräften jetzt Früchte tragen in der Arbeit der katholischen Universität von Zentralafrika, die ein Zeichen großer Hoffnung für die Zukunft dieser Region ist.

Kamerun ist wirklich ein Land der Hoffnung für viele Männer und Frauen hier in Zentralafrika. Tausende von Flüchtlingen aus Ländern, die vom Krieg verwüstet wurden, haben hier Aufnahme gefunden. Es ist ein Land des Lebens, in dem die Regierung sich deutlich für den Schutz der Rechte ungeborener Kinder ausspricht. Es ist ein Land des Friedens: Durch den Dialog miteinander haben Kamerun und Nigeria ihre Differenzen in bezug auf die Bakassi-Halbinsel überwunden und der Welt gezeigt, daß eine geduldige Diplomatie Gutes hervorbringen kann. Es ist ein junges Land, ein gesegnetes Land, denn seine Bevölkerung ist jung, voller Lebenskraft und entschlossen, eine gerechtere und friedlichere Welt aufzubauen. Zu Recht wird Kamerun als »Afrika in Miniatur« bezeichnet, denn hier sind über 200 verschiedene ethnische Gruppen beheimatet, die in Eintracht miteinander leben. Das sind wirklich Gründe, um Gott zu danken und zu loben!

Wenn ich heute zu euch komme, bete ich darum, daß die Kirche, hier und in ganz Afrika, auch weiterhin in der Heiligkeit wachsen möge, im Dienst der Versöhnung, der Gerechtigkeit und des Friedens. Ich bete darum, daß die Arbeiten der Zweiten Sonderversammlung der Bischofssynode die Gaben, die der Heilige Geist über die Kirche in Afrika ausgegossen hat, in hellem Licht erstrahlen lassen. Ich bete für einen jeden von euch, für eure Familien und für jene, die euch nahestehen, und ich bitte euch, gemeinsam mit mir für alle Völker dieses großen Kontinents zu beten. Gott segne Kamerun! Und Gott segne Afrika! Danke!
266

APOSTOLISCHE REISE

VON PAPST BENEDIKT XVI.

NACH KAMERUN UND ANGOLA

(17.-23. MÄRZ 2009)

BEGEGNUNG MIT DEN BISCHÖFEN VON KAMERUN

Kirche "Christ-Roi", Tsinga - Yaoundé
Mittwoch, 18. März 2009

... auf französisch:


Herr Kardinal,
liebe Brüder im Bischofsamt!

Diese Begegnung mit den Bischöfen der katholischen Kirche in Kamerun ist für mich eine große Freude. Ich danke dem Vorsitzenden eurer Bischofskonferenz, dem Erzbischof von Yaoundé, Simon-Vicot Tonyé Bakot, für die liebenswürdigen Worte, die er in eurem Namen an mich gerichtet hat. Zum dritten Mal empfängt euer Land den Nachfolger Petri, und der Beweggrund meiner Reise ist, wie ihr wißt, vor allem eine Gelegenheit, um den Völkern des geliebten afrikanischen Kontinents zu begegnen und den Vorsitzenden der Bischofskonferenzen das »Instrumentum laboris« der Zweiten Sonderversammlung der Bischofssynode für Afrika zu überreichen. Heute vormittag möchte ich durch euch alle Gläubigen, die eurer Hirtensorge anvertraut sind, liebevoll grüßen. Die Gnade und der Friede unseres Herrn Jesus Christus seien mit jedem von euch, mit allen Familien eures großen und schönen Landes, mit den Priestern, den Ordensmännern und Ordensfrauen, den Katechisten und allen, die mit euch in der Verkündigung des Evangeliums tätig sind!

In diesem dem hl. Paulus geweihten Jahr ist es besonders angebracht, uns der dringenden Notwendigkeit zu erinnern, das Evangelium allen zu verkünden. Dieser Auftrag, den die Kirche von Christus erhalten hat, bleibt eine Priorität, weil unzählige Menschen noch immer auf die Botschaft der Hoffnung und Liebe warten, die es ihnen erlauben wird, »befreit zu werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes« (Rm 8,21). Zusammen mit euch, liebe Brüder, sind daher alle eure Diözesangemeinschaften gesandt, vom Evangelium Zeugnis zu geben. Das Zweite Vatikanische Konzil hat nachdrücklich daran erinnert, daß »die missionarische Tätigkeit zuinnerst aus dem Wesen der Kirche hervorquillt« (Ad gentes AGD 6). Um das Volk Gottes bei dieser Aufgabe zu leiten und anzuspornen, müssen die Hirten zuallererst selbst Verkünder des Glaubens sein, um neue Jünger zu Christus zu führen. Die Verkündigung des Evangeliums ist das Wesensmerkmal des Bischofs, der auch wie der hl. Paulus ausrufen kann: »Wenn ich nämlich das Evangelium verkünde, kann ich mich deswegen nicht rühmen; denn ein Zwang liegt auf mir. Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!« (1Co 9,16). Um ihren Glauben zu stärken und zu läutern, brauchen die Gläubigen das Wort ihres Bischofs, der der Katechet im eigentlichen Sinn ist.

Um diesen Evangelisierungsauftrag zu übernehmen und über die Begegnungen im institutionellen Rahmen hinaus, die an sich notwendig sind, den vielfältigen Herausforderungen des Lebens in der heutigen Welt nachzukommen, muß die Hirten der Kirche eine tiefe Gemeinschaft verbinden. Die Qualität der Arbeiten eurer Bischofskonferenz, die das Leben der Kirche und der Gesellschaft in Kamerun gut widerspiegeln, ermöglicht euch, miteinander nach Antworten auf die vielfältigen Herausforderungen zu suchen, mit denen die Kirche konfrontiert wird, und durch eure Hirtenbriefe gemeinsame Weisungen zu geben, um den Gläubigen in ihrem Leben in Kirche und Gesellschaft zu helfen. Das lebendige Bewußtsein der kollegialen Dimension eures Dienstes muß euch dazu bewegen, untereinander die vielfältigen Formen der sakramentalen Brüderlichkeit herzustellen, die von gegenseitiger Annahme und Wertschätzung bis zu den unterschiedlichen Aufmerksamkeiten der Liebe und der konkreten Zusammenarbeit reichen (vgl. Johannes Paul II., Pastores gregis, 59). Eine wirksamere Zusammenarbeit zwischen den Diözesen, im besonderen hinsichtlich einer besseren Aufteilung der Priester in eurem Land, kann die Beziehungen brüderlicher Solidarität mit den ärmeren Diözesankirchen nur begünstigen, damit die Verkündigung des Evangeliums nicht mehr unter dem Priestermangel leidet. Diese apostolische Solidarität wird sich großzügig auf die Bedürfnisse der anderen Ortskirchen, besonders auf jene eures Kontinents, ausweiten. Auf diese Weise wird klar ersichtlich werden, daß eure christlichen Gemeinden nach dem Vorbild jener, die euch einst die Botschaft des Evangeliums gebracht haben, nun selbst eine missionarische Kirche sind.

... auf englisch: Liebe Brüder, der Bischof und seine Priester sind aufgerufen, die Bande enger Gemeinschaft zu unterhalten, die auf das eine Priestertum Christi gegründet sind, an dem sie, wenn auch in unterschiedlichem Maße, teilhaben. Die Qualität der Verbundenheit mit euren Priestern, euren hauptsächlichen und unersetzlichen Mitarbeitern, ist von größter Bedeutung. Wenn sie in ihrem Bischof einen Vater und Bruder sehen, der sie liebt, sie anhört, ihnen in ihren Prüfungen Trost zuspricht und ihren menschlichen und materiellen Bedürfnissen besondere Aufmerksamkeit widmet, werden sie dazu ermutigt, ihr Amt aus ganzem Herzen, würdig und fruchtbar auszuüben. Die Worte und das Beispiel ihres Bischofs haben eine Schlüsselrolle dabei, sie dahingehend zu inspirieren, daß sie ihrem geistlichen und sakramentalen Leben einen zentralen Platz in ihrem Dienst geben, und sie dazu anzuspornen, die besondere Rolle des Hirten vor allem als eines Mannes des Gebets zu entdecken und immer tiefer zu leben. Das spirituelle und sakramentale Leben ist ein außerordentlicher Schatz, der uns für uns selber und zum Wohl der uns anvertrauten Menschen geschenkt worden ist. Sodann bitte ich euch dringend, besonders wachsam zu sein, was die Treue von Priestern und Ordensleuten zu den Verpflichtungen betrifft, die sie bei ihrer Priesterweihe oder beim Eintritt ins Ordensleben übernommen haben, damit sie zur größeren Heiligkeit der Kirche und zur Ehre Gottes an ihrer Berufung festhalten. Die Glaubwürdigkeit ihres Zeugnisses verlangt, daß es zwischen dem, was sie lehren, und der Art und Weise, wie sie tagtäglich leben, keinen Unterschied gibt.

In euren Diözesen stellen sich viele junge Männer als Kandidaten für das Priesteramt vor. Dafür können wir dem Herrn nur danken. Es ist unbedingt erforderlich, daß eine ernsthafte Prüfung stattfindet. In diesem Sinne ermutige ich euch, trotz der organisatorischen Schwierigkeiten, die mitunter auf der pastoralen Ebene auftreten können, der Auswahl und Bildung der Ausbilder und geistlichen Begleiter Priorität einzuräumen. Sie müssen eine persönliche und fundierte Kenntnis der Priesteramtskandidaten haben und imstande sein, ihnen eine solide menschliche, geistliche und pastorale Ausbildung zu bieten, die sie zu reifen, ausgeglichenen und für das priesterliche Leben gut vorbereiteten Männern machen soll. Die ständige brüderliche Unterstützung eurerseits wird den Ausbildern helfen, ihre Aufgabe in der Liebe zur Kirche und ihrer Sendung zu erfüllen.

Seit den Anfängen des christlichen Glaubens in Kamerun haben Ordensmänner und Ordensfrauen einen wesentlichen Beitrag zum Leben der Kirche geleistet. Zusammen mit euch danke ich Gott dafür und freue mich über die Entwicklung des geweihten Lebens unter den Söhnen und Töchtern eures Landes, die in Ordensgemeinschaften, welche ihren Ursprung in eurem Land haben, auch charakteristisch afrikanische Charismen zum Ausdruck kommen läßt. Das Bekenntnis zu den evangelischen Räten erscheint in der Tat als »ein Zeichen, das alle Glieder der Kirche wirksam zur eifrigen Erfüllung der Pflichten ihrer christlichen Berufung hinziehen kann und soll« (Lumen gentium LG 44).

In eurem Dienst der Verkündigung des Evangeliums werdet ihr auch von anderen pastoralen Mitarbeitern, insbesondere Katechisten, unterstützt. Sie haben bei der Evangelisierung eures Landes eine Schlüsselrolle gespielt und tun das bis heute. Ich danke ihnen für ihre Hochherzigkeit und Treue im Dienst der Kirche. Durch ihre Arbeit findet eine echte Inkulturation des Glaubens statt. Ihre menschliche, geistliche und lehrmäßige Bildung ist daher unerläßlich. Die materielle, moralische und geistliche Unterstützung, die sie von ihren Bischöfen erhalten, um ihre Sendung unter guten Lebens- und Arbeitsbedingungen erfüllen zu können, soll auch ein Ausdruck der Anerkennung von seiten der Kirche sein für die Bedeutung ihrer Verpflichtung, den Glauben zu verkünden und sein Wachstum zu stärken.

Unter den vielen Herausforderungen, vor denen ihr in eurer Verantwortung als Bischöfe steht, bereitet euch die Situation der Familie besondere Sorge. Die Schwierigkeiten, die durch die Auswirkung der Moderne und Säkularisierung auf die traditionelle Gesellschaft entstehen, veranlassen euch dazu, die wesentlichen Werte der afrikanischen Familie nachdrücklich zu verteidigen und ihrer sorgfältigen Evangelisierung hohen Vorrang zu geben. Bei der Entwicklung der Familienpastoral seid ihr darauf bedacht, ein besseres Verständnis des Wesens, der Würde und der Rolle der Ehe zu fördern, die eine unauflösliche und dauerhafte Verbindung voraussetzt.

Die Liturgie nimmt einen wichtigen Platz im Glaubensleben eurer Gemeinden ein. Diese kirchlichen Feiern sind gewöhnlich festlich und freudig und bekunden die Inbrunst der Gläubigen, die glücklich darüber sind, in der Kirche zusammenzusein und den Herrn zu preisen. Es ist daher wesentlich, daß die auf diese Weise zum Ausdruck gebrachte Freude das Gespräch und die Gemeinschaft mit Gott nicht behindern darf, sondern erleichtern soll, was durch eine wirksame Verinnerlichung der Struktur und der Worte der Liturgie erreicht wird, so daß sie Ausdruck dessen ist, was in den Herzen der Gläubigen in wirklicher Einheit mit allen anderen Teilnehmern geschieht. Die Würde der Feiern, besonders wenn sie unter Teilnahme großer Menschenmengen stattfinden, ist ein beredtes Zeichen dafür.

Die Ausbreitung von Sekten und esoterischen Bewegungen und der wachsende Einfluß abergläubischer Formen von Religiosität sowie der Relativismus stellen eine dringende Aufforderung dar, der Ausbildung der Jugendlichen und jungen Erwachsenen einen neuen Impuls zu geben, besonders im Universitätsbereich und in den Intellektuellenkreisen. In diesem Zusammenhang möchte ich der Arbeit des »Institut Catholique« von Yaoundé und allen kirchlichen Einrichtungen, deren Auftrag es ist, das Wort Gottes und die Lehre der Kirche für alle zugänglich und verständlich zu machen, Ermutigung aussprechen und meine Anerkennung zollen.

... auf französisch: Ich freue mich zu erfahren, daß sich in eurem Land die gläubigen Laien immer mehr im Leben der Kirche und der Gesellschaft engagieren. Die zahlreichen Laienverbände, die sich in euren Diözesen entfalten, sind Zeichen für das Wirken des Geistes im Herzen der Gläubigen und tragen zu einer erneuerten Verkündigung des Evangeliums bei. Es ist mir eine Freude, die aktive Teilnahme von Frauenverbänden an den verschiedenen Wirkungsbereichen der Kirche ermutigend hervorzuheben, denn es zeigt ein tatsächliches Bewußtwerden der Würde der Frau und ihrer besonderen Berufung in der kirchlichen Gemeinschaft und in der Gesellschaft. Ich danke Gott für die von den Laien bekundete Bereitwilligkeit, zur Zukunft der Kirche und zur Verkündigung des Evangeliums bei euch ihren Beitrag zu leisten. Durch die Sakramente der christlichen Initiation und durch die Gaben des Heiligen Geistes sind sie befähigt und aufgefordert, im Dienst am Menschen und an der Gesellschaft das Evangelium zu verkünden. Ich ermuntere euch daher wärmstens, eure Anstrengungen fortzusetzen, um ihnen eine solide christliche Schulung zu bieten, die es ihnen erlaubt, »ihre Rolle einer christlichen Durchdringung der zeitlichen (politischen, kulturelle, wirtschaftlichen, sozialen) Ordnung voll auszufüllen, worin ja das charakteristische Engagement der weltlichen Berufung der Laien besteht« (Ecclesia in Africa, 75).

Im Zusammenhang mit der Globalisierung, die wir erleben, bringt die Kirche den bedürftigsten Menschen ein besonderes Interesse entgegen. Seine Sendung veranlaßt den Bischof, Verteidiger der Rechte der Armen zu sein, zur Übung der Nächstenliebe, Bekundung der Liebe des Herrn zu den Kleinen, aufzufordern und zu ermutigen. Auf diese Weise werden die Gläubigen dazu angeleitet, ganz konkret zu erfassen, daß die Kirche eine echte Familie Gottes ist, die in der brüderlichen Liebe verbunden ist, was jeden Ethnozentrismus und jeden übertriebenen Partikularismus ausschließt und zur Versöhnung und zur Zusammenarbeit zwischen den Ethnien zum Wohl aller beiträgt. Außerdem will die Kirche durch ihre Soziallehre in den Herzen der aus der Gesellschaft Ausgeschlossenen die Hoffnung wecken. Pflicht der Christen, besonders der Laien, die soziale, wirtschaftliche, politische Verantwortung haben, ist es auch, sich von der Soziallehre der Kirche leiten zu lassen, um zum Aufbau einer gerechteren Welt beizutragen, wo jeder in Würde leben können wird.
Herr Kardinal, liebe Brüder im Bischofsamt, zum Abschluß unserer Begegnung möchte ich noch einmal meiner Freude darüber Ausdruck verleihen, daß ich mich in eurem Land befinde und dem Volk von Kamerun begegne. Ich danke euch für euren herzlichen Empfang, Zeichen der hochherzigen afrikanischen Gastfreundschaft. Die Jungfrau Maria, Unsere Liebe Frau von Afrika, wache über alle eure Diözesangemeinschaften. Ich vertraue ihr das ganze Volk von Kamerun an und erteile euch sowie den Priestern, den Ordensmännern und Ordensfrauen, den Katechisten und allen Gläubigen eurer Diözesen gerne von Herzen den Apostolischen Segen. APOSTOLISCHE REISE

267
Benedikt XVI Predigten 264