Katechismus KK 1997 640

Das leere Grab

640 "Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden" (Lc 24,5-6). Das erste Element, auf das wir im Rahmen der Osterereignisse stoßen, ist das leere Grab. Es ist an und für sich kein direkter Beweis. Daß der Leichnam Jesu nicht mehr im Grab lag, ließe sich auch anders erklären (Vgl. Jn 20,13 Mt 28,11-15). Trotzdem war das leere Grab für alle ein entscheidend wichtiges Zeichen, und seine Entdeckung durch die Jünger der erste Schritt zu der Einsicht, daß Christus tatsächlich auferstanden ist, wie das zuerst bei den heiligen Frauen (Vgl. Lc 24,3 Lc 24,22-23) und sodann bei Petrus (Vgl. Lc 24,12) der Fall war. Der "Jünger, den Jesus liebte" (Jn 20,2) sagt, er habe, als er in das leere Grab eingetreten sei und "die Leinenbinden liegen" gesehen habe (Jn 20,6), "gesehen und geglaubt" (Jn 20,8). Das setzt voraus, daß er am Zustand des leeren Grabes festgestellt hat (Vgl. Jn 20,5-7), daß das Fehlen des Leichnams Jesu nicht auf die Tat von Menschen zurückzuführen sei und daß Jesus nicht einfach, wie Lazarus (Vgl. Jn 11,44), in ein irdisches Leben zurückgekehrt war (Vgl. dazu auch CEC 999).



Die Erscheinungen des Auferstandenen

641 Die Ersten, die dem Auferstandenen begegneten (Vgl. Mt 28,9-10 Jn 20,11-18), waren Maria von Magdala und die heiligen Frauen, die zum Grabe kamen, um den Leichnam Jesu einzubalsamieren (Vgl. Mc 16,1 Lc 24,1), der am Karfreitagabend, weil der Sabbat anbrach, hastig bestattet worden war (Vgl. Jn 19,31 Jn 19,42). So waren Frauen selbst für die Apostel (Vgl. Lc 24,9-10) die ersten Botinnen der Auferstehung Christi. Danach erschien Jesus den Aposteln, zuerst dem Petrus, dann den Zwölfen (Vgl. 1Co 15,5). Petrus, der den Auftrag erhalten hat, den Glauben seiner Brüder zu stärken (Vgl. Lc 22,31-32), erblickt also den Auferstandenen vor diesen, und auf sein Zeugnis hin ruft die Gemeinschaft aus: "Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon erschienen" (Lc 24,34) (Vgl. dazu auch CEC 553 CEC 448).

642 Alles, was in diesen Ostertagen geschah, stellte die Apostel - und ganz besonders Petrus - in den Dienst am Aufbau der neuen Ära, die am Ostermorgen anbrach. Als Zeugen des Auferstandenen bleiben sie die Grundsteine seiner Kirche. Der Glaube der ersten Glaubensgemeinde gründet auf dem Zeugnis konkreter Menschen, die den Christen bekannt waren und von denen die meisten noch unter ihnen lebten. Diese "Zeugen der Auferstehung" Christi (Vgl. Ac 1,22) sind vor allem Petrus und die Zwölf, aber nicht nur sie: Paulus spricht klar von mehr als fünfhundert Personen, denen Jesus gleichzeitig erschienen ist; er erschien auch dem Jakobus und allen Aposteln (Vgl. 1Co 15,4-8) (Vgl. dazu auch CEC 659 CEC 881 CEC 860).

643 Angesichts dieser Zeugnisse ist es unmöglich, die Auferstehung als etwas zu interpretieren, das nicht der physischen Ordnung angehört, und sie nicht als ein geschichtliches Faktum anzuerkennen. Aus den Ereignissen ergibt sich, daß der Glaube der Jünger die überaus harte Prüfung des Leidens und des Kreuzestodes ihres Meisters durchmachen mußte, die dieser vorausgesagt hatte (Vgl. Lc 22,31-32). Die Jünger (jedenfalls einige von ihnen) waren durch die Passion so sehr erschüttert worden, daß sie der Kunde von der Auferstehung nicht ohne weiteres Glauben schenkten. Die Evangelien zeigen uns keineswegs eine mystisch hingerissene Gemeinde, sondern Jünger, die niedergeschlagen ("trübe dreinblickend": Lc 24,17) und erschrocken (Vgl. Jn 20,19) waren. Darum schenkten sie den heiligen Frauen, die vom Grabe zurückkehrten, keinen Glauben und "hielten das alles für Geschwätz" (Lc 24,11) (Vgl. Mc 16,11 Mc 16,13). Als Jesus sich am Osterabend den Elfen zeigte, "tadelte er ihren Unglauben und ihre Verstocktheit, weil sie denen nicht glaubten, die ihn nach seiner Auferstehung gesehen hatten" (Mc 16,14).

644 Sogar angesichts des auferstandenen Jesus selbst zweifeln die Jünger noch (Vgl. Lc 24,38), da ihnen die Sache so unmöglich erscheint: Sie meinen, ein Gespenst zu sehen (Vgl. Lc 24,39). "Sie staunten, konnten es aber vor Freude immer noch nicht glauben" (Lc 24,41). Thomas wird die gleiche Prüfung des Zweifels durchmachen (Vgl. Jn 20,24-27), und noch bei der letzten Erscheinung in Galiläa, von der Matthäus berichtet, hatten einige "Zweifel" (Mt 28,17). Darum läßt sich die Hypothese, daß die Auferstehung ein "Erzeugnis" des Glaubens (oder der Leichtgläubigkeit) der Apostel gewesen sei, nicht halten. Ganz im Gegenteil, ihr Glaube an die Auferstehung - unter dem Wirken der göttlichen Gnade- ist aus der unmittelbaren Erfahrung der Wirklichkeit des auferstandenen Christus selbst hervorgegangen.



Der Zustand der auferstandenen Menschennatur Christi

645 Der auferstandene Jesus tritt mit seinen Jüngern in direkte Beziehung: er läßt sich berühren (Vgl. Lc 24,39 Jn 20,27) und ißt mit ihnen (Vgl. Lc 24,30 Lc 24,41-43 Jn 21,9 Jn 21,13-15). Er fordert sie auf, festzustellen, daß er kein Gespenst ist (Vgl. Lc 24,39), vor allem aber, daß der auferstandene Leib, in dem er vor ihnen steht, wirklich der gleiche ist, der gequält und gekreuzigt worden ist, weil er noch die Spuren des Leidens trägt (Vgl. Lc 24,40 Jn 20,20 Jn 20,27). Dieser echte und wirkliche Leib besitzt jedoch zugleich die neuen Eigenschaften eines verherrlichten Leibes: Jesus ist nicht mehr an Ort und Zeit gebunden, sondern kann nach Belieben da sein, wo und wann er will (Vgl. Mt 28,9 Mt 28,16-17 Lc 24,15 Lc 24,36 Jn 20,14 Jn 20,19 Jn 20,26 Jn 21,4). Seine Menschennatur kann nicht mehr auf der Erde zurückgehalten werden und gehört nur noch dem göttlichen Bereich des Vaters an (Vgl. Jn 20,17). Aus diesem Grund steht es dem auferstandenen Jesus auch völlig frei, so zu erscheinen, wie er will: in der Gestalt eines Gärtners (Vgl. Jn 20,14-15) oder "in einer anderen Gestalt" (Mc 16,12) als der, die den Jüngern vertraut war. Dadurch sollte ihr Glaube geweckt werden (Vgl. Jn 20,14 Jn 20,16 Jn 21,4 Jn 21,7) (Vgl. dazu auch CEC 999).

646 Die Auferstehung Jesu war nicht eine Rückkehr in das irdische Leben, wie das bei den Auferweckungen der Fall war, die er vor Ostern gewirkt hatte: des Töchterchens des Jaïrus, des jungen Mannes von Naïn und des Lazarus. Diese Taten waren wunderbare Ereignisse, aber die Menschen, an denen das Wunder geschah, kehrten durch die Macht Jesu in das gewöhnliche, irdische Leben zurück. Zu bestimmter Zeit mußten sie aufs neue sterben. Die Auferstehung Christi ist wesentlich anders. Er geht in seinem auferweckten Leib aus dem Totsein in ein anderes Leben über, jenseits von Zeit und Raum. Der Leib Jesu wird bei der Auferstehung von der Macht des Heiligen Geistes erfüllt; er hat in seinem verherrlichten Zustand am göttlichen Leben teil, so daß der hl. Paulus Christus als den "Himmlischen" bezeichnen kann (Vgl. 1Co 15,35-50) (Vgl. dazu auch CEC 994 CEC 549).



Die Auferstehung als transzendentes Ereignis

647 "O wahrhaft selige Nacht", jubelt das "Exsultet" der Ostervigil, "dir allein war es vergönnt, die Stunde zu kennen, in der Christus erstand von den Toten". In der Tat war niemand Augenzeuge des Ereignisses der Auferstehung selbst, und kein Evangelist schildert sie. Niemand konnte sagen, wie sie äußerlich vor sich ging. Noch weniger aber konnte ihr inneres Wesen, der Übergang in ein anderes Leben, durch die Sinne wahrgenommen werden. Obwohl sie ein Ereignis war, das sich durch das Zeichen des leeren Grabes und durch die Wirklichkeit der Begegnungen der Apostel mit dem auferweckten Christus feststellen ließ, bleibt die Auferstehung in dem, worin sie über die Geschichte hinausgeht, im Herzen des Glaubensmysteriums. Darum offenbart sich der auferweckte Christus nicht der Welt (Vgl. Jn 14,22), sondern seinen Jüngern, "die mit ihm zusammen von Galiläa nach Jerusalem hinaufgezogen waren und die jetzt vor dem Volk seine Zeugen sind" (Ac 13,31) (Vgl. dazu auch CEC 1000).



II Die Auferstehung - Werk der heiligsten Dreifaltigkeit

648 Die Auferstehung Christi ist Gegenstand des Glaubens: transzendenter Eingriff Gottes selbst in die Schöpfung und in die Geschichte. Bei ihr handeln die drei göttlichen Personen gemeinsam und offenbaren dabei gleichzeitig ihre Eigenart. Sie geschah durch die Macht des Vaters, der Christus, seinen Sohn, "auferweckte" (Vgl. Ac 2,24) und so dessen Menschennatur - mitsamt dem Leib - vollkommen in die Dreifaltigkeit aufnahm. Jesus wird endgültig geoffenbart als "dem Geist der Heiligkeit nach ... Sohn Gottes in Macht aufgrund der Auferstehung von den Toten" (Rm 1,3-4). Der hl. Paulus betont die Offenbarung der Macht Gottes (Vgl. Rm 6,4 2Co 13,4 Ph 3,10 Ep 1,19-22 He 7,16) durch das Wirken des Geistes, der die tote Menschennatur Jesu lebendig gemacht und in den verherrlichten Zustand, in das Herr-Sein, versetzt hat (Vgl. dazu auch CEC 258 CEC 989 CEC 663 CEC 445 CEC 272).

649 Was den Sohn anbelangt, so bewirkt er seine Auferstehung kraft seiner göttlichen Macht. Jesus kündigt an, der Menschensohn werde viel leiden und auch sterben müssen; dann werde er auferstehen (Vgl. Mc 8,31 Mc 9,9-31 Mc 10,34). An anderer Stelle sagt er ausdrücklich: "Ich gebe mein Leben hin, um es wieder zu nehmen ... Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen" (Jn 10,17-18). "Das ist unser Glaube: Jesus ist gestorben und auferstanden" (1Th 4,14).

650 Die Kirchenväter betrachten die Auferstehung von der göttlichen Person Christi her. Diese war mit seiner Seele und seinem Leib, die durch den Tod voneinander getrennt worden waren, vereint geblieben: "Kraft der Einheit der göttlichen Natur, die in beiden Wesensteilen des Menschen zugegen bleibt, vereinigen sich diese aufs neue. So kommt der Tod durch die Trennung des menschlichen Gefüges zustande und die Auferstehung durch die Vereinigung der beiden getrennten Teile" (Gregor v. Nyssa, res. 1) (Vgl. auch DS 325 DS 359 DS 369 DS 539) (Vgl. dazu auch CEC 626 CEC 1005).



III Sinn und Heilsbedeutung der Auferstehung

651 "Ist Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos" (1Co 15,15). Die Auferstehung stellt vor allem die Bestätigung für all das dar, was Christus getan und gelehrt hat. Sämtliche Wahrheiten, selbst die für den menschlichen Geist unfaßlichsten, finden ihre Rechtfertigung, wenn Christus durch seine Auferstehung den von ihm verheißenen endgültigen Beweis seiner göttlichen Autorität gegeben hat (Vgl. dazu auch CEC 129 CEC 274).

652 In der Auferstehung Christi erfüllen sich die Verheißungen des Alten Bundes (Vgl. Lc 24,26-27 Lc 24,44-48) und auch die, welche Jesus selbst während seines irdischen Lebens gegeben hat (Vgl. Mt 28,6 Mc 16,7 Lc 24,6-7). Der Ausdruck "gemäß der Schrift" (1Co 15,3) (Vgl. das Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel) weist darauf hin, daß mit der Auferstehung Christi diese Vorhersagen in Erfüllung gehen (Vgl. dazu auch CEC 994 CEC 601).

653 Seine Auferstehung bestätigt die wahre Gottheit Jesu. Er hatte gesagt: "Wenn ihr den Menschensohn erhöht habt, dann werdet ihr erkennen, daß Ich bin" (Jn 8,28). Die Auferstehung des Gekreuzigten beweist, daß er wirklich der "Ich bin", der Sohn Gottes, ja Gott selber ist. Der hl. Paulus konnte den Juden erklären: "Gott hat die Verheißung, die an die Väter ergangen ist, an uns ... erfüllt, indem er Jesus auferweckt hat, wie es schon im zweiten Psalm heißt: ,Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt'" (Ac 13,32-33) (Vgl. Ps 2,7). Die Auferstehung Christi steht in enger Verbindung mit der Menschwerdung des Sohnes Gottes. Gemäß Gottes ewigem Plan ist sie deren Vollendung (Vgl. dazu auch CEC 445 CEC 461 CEC 422).

654 Das Ostergeheimnis hat zwei Seiten: Durch seinen Tod befreit uns Christus von der Sünde, durch seine Auferstehung eröffnet er uns den Zugang zu einem neuen Leben. Dieses besteht zuerst in der Rechtfertigung, die uns wieder in die Gnade Gottes versetzt (Vgl. Rm 4,25), "damit, wie Christus ... von den Toten auferweckt wurde, auch wir in einem neuen Leben wandeln" (Rm 6,4). Die Rechtfertigung besteht im Sieg über den durch die Sünde verursachten Tod und in der neuen Teilhabe an der Gnade (Vgl. Ep 2,4-5 1P 1,3). Sie vollzieht die Annahme zu Söhnen Gottes, denn die Menschen werden Brüder Christi. Jesus selber bezeichnet nach der Auferstehung seine Jünger als seine Brüder: "Geht und verkündet meinen Brüdern ..." (Mt 28,10 Jn 20,17). Seine Brüder sind wir nicht aufgrund unserer Natur, sondern durch ein Geschenk der Gnade, denn diese Adoptivsohnschaft schenkt eine wirkliche Teilhabe am Leben des eingeborenen Sohnes, das in seiner Auferstehung voll zutage getreten ist (Vgl. dazu auch CEC 1987 CEC 1996).

655 Schließlich ist die Auferstehung Christi - und der auferstandene Christus selbst - Ursache und Urgrund unserer künftigen Auferstehung: "Christus ist von den Toten auferweckt worden als der Erste der Entschlafenen ... Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden" (1Co 15,20-22). Während des Harrens auf diese Vollendung lebt der auferstandene Christus im Herzen seiner Gläubigen. Im Auferstandenen kosten die Christen "die Kräfte der zukünftigen Welt" (He 6,5), und ihr Leben wird von Christus in den Schoß des göttlichen Lebens geborgen (Vgl. Col 3 Col 1-3), "damit die Lebenden nicht mehr für sich leben, sondern für den, der für sie starb und auferweckt wurde" (2Co 5,15) (Vgl. dazu auch CEC 989 CEC 1002).



KURZTEXTE

656 Der Glaube an die Auferstehung bezieht sich auf ein Ereignis, das von den Jüngern, die dem Auferstandenen wirklich begegnet sind, als geschichtlich bezeugt wurde. Als Eintritt der Menschennatur Christi in die Herrlichkeit Gottes ist es gleichzeitig geheimnisvoll transzendent.

657 Das leere Grab und die daliegenden Tücher bedeuten, daß der Leib Christi durch die Macht Gottes aus den Banden des Todes und der Verwesung befreit worden ist. Sie bereiten die Jünger auf die Begegnung mit dem Auferstandenen vor.

658 Christus, "der Erstgeborene der Toten" (Col 1,18), ist der Urheber unserer eigenen Auferstehung, schon jetzt durch die Rechtfertigung unserer Seele (Vgl. Rm 6,4) und dereinst dadurch, daß er unseren Leib lebendig machen wird (Vgl. Rm 8,11).





ARTIKEL 6 JESUS IST "AUFGEFAHREN

IN DEN HIMMEL;

ER SITZT ZUR RECHTEN GOTTES,

DES ALLMÄCHTIGEN VATERS"




659 "Nachdem Jesus, der Herr, dies zu ihnen gesagt hatte, wurde er in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes" (Mc 16,19). Der Leib Christi wurde schon im Augenblick der Auferstehung verherrlicht, wie das die neuen, übernatürlichen Eigenschaften beweisen, die sein Leib nun dauernd besitzt (Vgl. Lc 24,31 Jn 20,19 Jn 20,26). Doch während der vierzig Tage, in denen er mit seinen Jüngern vertraut ißt und trinkt (Vgl. Ac 10,41) und sie über das Reich Gottes unterrichtet (Vgl. Ac 1,3), bleibt seine Herrlichkeit noch unter der Gestalt einer gewöhnlichen Menschennatur verhüllt (Vgl. Mc 16,12 Lc 24,15 Jn 20,14-15 Jn 21,4). Die letzte Erscheinung Christi endet mit dem endgültigen Eintritt seiner menschlichen Natur in die göttliche Herrlichkeit, die durch die Wolke (Vgl. Ac 1,9 vgl. auch Lc 9,34-35 Ex 13,22) und durch den Himmel (Vgl. Lc 24,51) versinnbildlicht wird. Dort thront Jesus nun zur Rechten Gottes (Vgl. Mc 16,19 Ac 2,33 Ac 7,56 vgl. auch Ps 110,1). Ganz ausnahmsweise und nur einmal wird er sich in einer letzten Erscheinung Paulus - gleichsam der "Mißgeburt" (Kor 15,8) - zeigen und ihn zum Apostel berufen (Vgl. 1Co 9,1 Ga 1,16) (Vgl. dazu auch CEC 645 CEC 66 CEC 697 CEC 642).

660 Daß die Herrlichkeit des Auferstandenen in dieser Zwischenzeit verschleiert war, klingt in seinem geheimnisvollen Wort an Maria von Magdala an: "Ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern, und sag ihnen: ,Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott'" (Jn 20,17). Dies deutet an, daß die Herrlichkeit des auferstandenen Christus noch nicht ebenso hell erstrahlte wie dann die Herrlichkeit des zur Rechten des Vaters erhöhten Christus. Das zugleich geschichtliche und transzendente Ereignis der Himmelfahrt stellt den Übergang dar.

661 Diese letzte Stufe der Verherrlichung bleibt eng mit der ersten verbunden, das heißt mit der Herabkunft vom Himmel in der Menschwerdung. Nur wer "vom Vater ausgegangen" ist, kann "zum Vater zurückkehren": Christus (Vgl. Jn 16,28). "Niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen außer dem, der vom Himmel herabgestiegen ist: der Menschensohn" (Jn 3,13) (Vgl. Ep 4,8-10). Ihren natürlichen Kräften überlassen, hat die menschliche Natur nicht Zugang zum "Haus des Vaters" (Jn 14,2), zum Leben und zur Glückseligkeit Gottes. Einzig Christus kann dem Menschen diesen Zugang eröffnen. "Er gibt den Gliedern seines Leibes die Hoffnung, ihm dorthin zu folgen, wohin er als erster vorausging" (MR, Präfation von Christi Himmelfahrt) (Vgl. dazu auch CEC 461 CEC 792).

662 "Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen" (Jn 12,32). Das Erhöhtwerden am Kreuz bedeutet das Erhöhtwerden bei der Himmelfahrt und kündigt es an. Es ist deren Beginn. Jesus Christus, der einzige Priester des neuen und ewigen Bundes, "ist nicht in ein von Menschenhand errichtetes Heiligtum hineingegangen ..., sondern in den Himmel selbst, um jetzt für uns vor Gottes Angesicht zu erscheinen" (He 9,24). Im Himmel übt Christus sein Priestertum dauernd aus. "Darum kann er auch die, die durch ihn vor Gott hintreten, für immer retten; denn er lebt allezeit, um für sie einzutreten" (He 7,25). Als "Hoherpriester der künftigen Güter" (He 9,11) ist er Mittelpunkt und Hauptzelebrant der Liturgie, die den Vater im Himmel ehrt (Vgl. Ap 4,6-11) (Vgl. dazu auch CEC 1545 CEC 1137).

663 Nun sitzt Christus zur Rechten des Vaters: "Unter der Rechten des Vaters verstehen wir die Herrlichkeit und die Ehre der Gottheit, in welcher der Sohn Gottes als Gott wesensgleich mit dem Vater von Ewigkeit her existiert und in der er nun, nachdem er in den letzten Zeiten Fleisch geworden, auch dem Leibe nach sitzt, da sein Fleisch mitverherrlicht ist" (Johannes v. Damaskus, f. o. 4,2) (Vgl. dazu auch CEC 648).

664 Das Sitzen zur Rechten des Vaters bedeutet den Beginn der Herrschaft des Messias. Die Vision des Propheten Daniel geht in Erfüllung: "Ihm wurden Herrschaft, Würde und Königtum gegeben. Alle Völker, Nationen und Sprachen müssen ihm dienen. Seine Herrschaft ist eine ewige, unvergängliche Herrschaft. Sein Reich geht niemals unter" (Da 7,14). Von diesem Zeitpunkt an sind die Apostel die Zeugen der "Herrschaft" geworden, der "kein Ende sein" wird (Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel) (Vgl. dazu auch CEC 541).



KURZTEXTE



665 Die Himmelfahrt Christi kennzeichnet den endgültigen Eintritt der menschlichen Natur Jesu in den himmlischen Bereich Gottes. Von wo er wiederkommen wird (Vgl. Ac 1,11), der ihn aber in der Zwischenzeit den Blicken der Menschen entzieht (Vgl. Col 3,3).

666 Jesus Christus, das Haupt der Kirche, geht uns in das herrliche Reich des Vaters voraus, damit wir alle als Glieder seines Leibes in der Hoffnung leben, eines Tages für immer bei ihm zu sein.

667 Da Jesus Christus ein für allemal in das Heiligtum des Himmels eingetreten ist, legt er unablässig Fürbitte für uns ein als der Mittler, der den Heiligen Geist fortwährend auf uns ausgießt.








ARTIKEL 7 "VON DORT WIRD ER KOMMEN,

ZU RICHTEN DIE LEBENDEN

UND DIE TOTEN"




I Er wird wiederkommen in Herrlichkeit



Christus herrscht schon durch die Kirche

668 "Christus ist gestorben und lebendig geworden, um Herr zu sein über Tote und Lebende" (Rm 14,9). Der Aufstieg Christi zum Himmel bedeutet, daß er nun in seiner Menschennatur an der Macht und Autorität Gottes selbst teilhat. Jesus Christus ist der Herr: er besitzt alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Er ist "hoch über alle Fürsten und Gewalten, Mächte und Herrschaften" erhoben, denn der Vater hat ihm "alles" "zu Füßen gelegt" (Ep 1,20-22). Christus ist der Herr des Weltalls (Vgl. Ep 4,10 1Co 5,24 1Co 5,27-28) und der Geschichte. In ihm wird die Geschichte des Menschen, ja die ganze Schöpfung erneut unter ein Haupt "zusammengefaßt" (Ep 1,10) und jenseitig vollendet (Vgl. dazu auch CEC 450 CEC 518).

669 Als der Herr ist Christus auch das Haupt der Kirche, die sein Leib ist (Vgl. Ep 1,22). Obwohl in den Himmel aufgenommen und verherrlicht, da er seine Sendung voll erfüllt hat, bleibt er auf Erden in seiner Kirche. Die Erlösung ist die Quelle der Autorität, die Christus kraft des Heiligen Geistes über die Kirche ausübt (Vgl. Ep 4,11-13). "Die Kirche, das heißt das im Mysterium schon gegenwärtige Reich Christi", ist "Keim und Anfang dieses Reiches auf Erden" (LG 3 LG 5) (Vgl. dazu auch CEC 792 CEC 1088 CEC 541).

670 Seit der Himmelfahrt geht der Plan Gottes seiner Erfüllung entgegen. Wir leben schon in der "letzten Stunde" (1Jn 2,18) (Vgl. 1P 4,7). "Schon sind also die Enden der Zeiten zu uns gekommen, und die Erneuerung der Welt ist unwiderruflich begründet und wird in dieser Weltzeit auf eine gewisse wirkliche Weise vorweggenommen: Denn die Kirche wird schon auf Erden durch eine wahre, wenn auch unvollkommene Heiligkeit ausgezeichnet" (LG 48). Schon jetzt erweist das Reich Christi seine Gegenwart durch die wunderbaren Zeichen (Vgl. Mc 16,17-18), die seine Verkündigung durch die Kirche begleiten (Vgl. Mc 16,20) (Vgl. dazu auch CEC 1042 CEC 825 CEC 547).



... bis ihm alles unterworfen ist

671 Das Reich Christi, in der Kirche schon gegenwärtig, ist jedoch noch nicht durch die Ankunft des Königs auf Erden "mit großer Macht und Herrlichkeit" (Lc 21,27) (Vgl. Mt 25,31) vollendet. Es wird noch von bösen Mächten angegriffen (Vgl. 2Th 2,7), obwohl diese durch das Pascha Christi im Grunde schon besiegt sind. Bis ihm dann alles unterworfen sein wird (Vgl. 1Co 15,28), bis es "neue Himmel und eine neue Erde geben wird, in denen die Gerechtigkeit wohnt, trägt die pilgernde Kirche in ihren Sakramenten und Einrichtungen, die zu dieser Zeit gehören, die Gestalt dieser Welt, die vergeht, und weilt selbst unter den Geschöpfen, die seufzen und bis jetzt noch in Wehen liegen und die Offenbarung der Kinder Gottes erwarten" (LG 48). Aus diesem Grund beten die Christen, besonders in der Eucharistiefeier (Vgl. 1Co 11,26), um das rasche Eintreten der Wiederkunft Christi (Vgl. 2P 3,11-12), indem sie zu ihm rufen: "Komm, Herr!" (1Co 16,22 Ap 22,17 Ap 22,20) (Vgl. dazu auch CEC 1043 CEC 769 CEC 773 CEC 1043 CEC 2046 CEC 2817).

672 Christus hat vor seiner Himmelfahrt gesagt, die Stunde sei noch nicht da, um das von Israel erwartete messianische Reich herrlich zu errichten (Vgl. Ac 1,6-7). Dieses sollte den Propheten zufolge (Vgl. Is 11,1-9) für alle Menschen die endgültige Herrschaft der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens bringen. Die jetzige Zeit ist nach dem Wort des Herrn die Zeit des Geistes und des Zeugnisgebens (Vgl. Ac 1,8), aber auch noch eine Zeit der "Not" (1Co 7,26) und der Prüfung durch das Böse (Vgl. Ep 5,16), das selbst die Kirche nicht verschont (Vgl. 1P 4,17) und die Kämpfe der letzten Tage einleitet (Vgl. 1Jn 2,18 1Jn 4,3 1Tm 4,1). Sie ist eine Zeit des Harrens und des Wachens (Vgl. Mt 25,1-13 Mc 13,33-37) (Vgl. dazu auch CEC 732 CEC 2612).



Das glorreiche Kommen Christi als Hoffnung für Israel

673 Seit der Himmelfahrt steht die Ankunft Christi in Herrlichkeit bevor (Vgl. Ac 22,20), nur steht es uns "nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat" (Ac 1,7) (Vgl. Mc 13,32). Diese eschatologische Ankunft kann jederzeit geschehen (Vgl. Mt 24,44 1Th 5,2), auch wenn sie und die endzeitliche Prüfung, die ihr vorausgehen wird (Vgl. 2Th 2,3-12), noch "aufgehalten" werden (Vgl. dazu auch CEC 1040 CEC 1048).

674 Das Kommen des verherrlichten Messias hängt zu jedem Zeitpunkt der Geschichte (Vgl. Rm 11,31) davon ab, daß er von "ganz Israel" (Rm 11,26) (Vgl. Mt 23,39) anerkannt wird, über dem zum Teil "Verstockung liegt" (Rm 11,25), so daß sie Jesus "nicht glaubten" (Rm 11,20). Petrus sagt es nach Pfingsten zu den Juden von Jerusalem: "Also kehrt um, und tut Buße, damit eure Sünden getilgt werden und der Herr Zeiten des Aufatmens kommen läßt und Jesus sendet als den für euch bestimmten Messias. Ihn muß freilich der Himmel aufnehmen bis zu den Zeiten der Wiederherstellung von allem, die Gott von jeher durch den Mund seiner heiligen Propheten verkündet hat" (Ac 3,19-21). Und Paulus sagt gleich ihm: "Wenn schon ihre Verwerfung für die Welt Versöhnung gebracht hat, dann wird ihre Annahme nichts anderes sein als Leben aus dem Tod" (Rm 11,15). Der Eintritt der "Vollzahl" der Juden (Rm 11,12) in das messianische Reich im Anschluß an die "Vollzahl der Heiden" (Rm 11,25) (Vgl. Lc 21,24) wird dem Volk Gottes die Möglichkeit geben, das "Vollmaß Christi" (Ep 4,13) zu verwirklichen, in dem "Gott alles in allen" sein wird (1Co 15,28) (Vgl. dazu auch CEC 840 CEC 58).



Die letzte Prüfung der Kirche

675 Vor dem Kommen Christi muß die Kirche eine letzte Prüfung durchmachen, die den Glauben vieler erschüttern wird (Vgl. Lc 18,8 Mt 24,12). Die Verfolgung, die ihre Pilgerschaft auf Erden begleitet (Vgl. Lc 21,12 Jn 15,19-20), wird das "Mysterium der Bosheit" enthüllen: Ein religiöser Lügenwahn bringt den Menschen um den Preis ihres Abfalls von der Wahrheit eine Scheinlösung ihrer Probleme. Der schlimmste religiöse Betrug ist der des Antichrist, das heißt eines falschen Messianismus, worin der Mensch sich selbst verherrlicht, statt Gott und seinen im Fleisch gekommenen Messias (Vgl. 2Th 2,4-12 1Th 5,2-3 2Jn 7 1Jn 2,18 1Jn 2,22) (Vgl. dazu auch CEC 769).

676 Dieser gegen Christus gerichtete Betrug zeichnet sich auf der Welt jedesmal ab, wenn man vorgibt, schon innerhalb der Geschichte die messianisehe Hoffnung zu erfüllen, die nur nachgeschichtlich durch das eschatologische Gericht zu ihrem Ziel gelangen kann. Die Kirche hat diese Verfälschung des künftigen Reiches, selbst in ihrer gemäßigten Spielart, unter dem Namen "Millenarismus" zurückgewiesen (Vgl. DS 3839), vor allem aber die "zuinnerst verkehrte" politische Form des säkularisierten Messianismus (Vgl. die Verurteilung des falschen "Mystizismus" dieser Fehlform der Erlösung der Armen in der Enzyklika "Divini Redemptoris" Pius' XI; vgl. auch GS 20-21) (Vgl. dazu auch CEC 2425).

677 Die Kirche wird nur durch dieses letzte Pascha hindurch, worin sie dem Herrn in seinem Tod und seiner Auferstehung folgen wird (Vgl. Ap 19,1-9), in die Herrlichkeit des Reiches eingehen. Das Reich wird also nicht in stetigem Fortschritt durch einen geschichtlichen Triumph der Kirche zustande kommen (Vgl. Ap 3,18), sondern durch den Sieg Gottes im Endkampf mit dem Bösen (Vgl. Ap 20,7-10). In diesem Sieg wird die Braut Christi vom Himmel herabkommen (Vgl. Ap 21,2-4). Nach der letzten kosmischen Erschütterung dieser Welt, die vergeht (Vgl. 2P 3,12-13), wird es in Gestalt des letzten Gerichts zum Triumph Gottes über den Aufstand des Bösen kommen (Vgl. Ap 20,12) (Vgl. dazu auch CEC 1340 CEC 2853)



II ... zu richten die Lebenden und die Toten

(Vgl. dazu auch CEC 1038-1042)

678 Wie die Propheten (Vgl. Dt 7,10 Jl 3-4 Ml 3,19) und Johannes der Täufer (Vgl. Mt 3,7-12) kündigte Jesus in seiner Predigttätigkeit das Gericht am letzten Tag an. Dann wird das Verhalten (Vgl. Mc 12,38-40) und der geheimste Herzensgrund eines jeden (Vgl. Lc 12,1-3 Jn 3,20-21 Rm 2,16 1Co 4,5) aufgedeckt werden. Dann wird der sündige Unglaube, der die von Gott angebotene Gnade verschmäht hat, verurteilt werden (Vgl. Mt 11,20-24 Mt 12,41-42). Die Haltung gegenüber dem Nächsten wird zeigen, ob man die Gnade und Liebe Gottes angenommen oder zurückgewiesen hat (Vgl. Mt 5,22 Mt 7,1-5). Jesus wird sagen: "Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan" (Mt 25,40) (Vgl. dazu auch1470).

679 Christus ist der Herr des ewigen Lebens. Als dem Erlöser der Welt kommt Christus das volle Recht zu, über die Werke und die Herzen der Menschen endgültig zu urteilen. Er hat durch seinen Kreuzestod dieses Recht "erworben". Darum hat der Vater "das Gericht ganz dem Sohn übertragen" (Jn 5,22) (Vgl. Jn 5,27 Mt 25,31 Ac 10,41 Ac 17,31 2Tm 4,1). Nun aber ist der Sohn nicht gekommen, um zu richten, sondern um zu retten (Vgl. Jn 3,17) und das Leben zu geben, das in ihm ist (Vgl. Jn 5,26). Wer in diesem Leben die Gnade zurückweist, richtet sich schon jetzt selbst (Vgl. Jn 3,18 Jn 12,48): Jeder erhält Lohn oder erleidet Verlust je nach seinen Werken (Vgl. 1Co 3,12-15); er kann sich selbst sogar für die Ewigkeit verurteilen, wenn er vom Geist der Liebe nichts wissen will (Vgl. Mt 12,32 He 6,4-6 He 10,26-31).



KURZTEXTE



680 Christus der Herr herrscht schon jetzt durch die Kirche, aber es ist ihm noch nicht alles auf dieser Welt unterworfen. Das Reich Christi wird erst nach einem letzten Ansturm der Mächte des Bösen triumphieren.

681 Am Tag des Gerichtes, am Ende der Welt, wird Christus in Herrlichkeit kommen, um den endgültigen Sieg des Guten über das Böse herbeizuführen, die im Lauf der Geschichte nebeneinander wuchsen wie Weizen und Unkraut auf einem Acker.

682 Wenn er am Ende der Zeiten kommt, um die Lebenden und die Toten zu richten, wird der verherrlichte Christus die innersten Gesinnungen der Herzen aufdecken und jedem Menschen nach seinen Werken vergelten, je nachdem, ob dieser die Gnade annahm oder zurückwies.





DRITTES KAPITEL

ICH GLAUBE AN DEN HEILIGEN GEIST




683 "Keiner kann sagen: ,Jesus ist der Herr!', wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet" (1Co 12,3). Gott sandte "den Geist seines Sohnes in unser Herz, den Geist, der ruft: ,Abba, Vater" (Ga 4,6). Diese Glaubenserkenntnis ist nur möglich im Heiligen Geist. Um mit Christus in Verbindung zu sein, muß man zuvor durch den Heiligen Geist berührt worden sein. Er kommt uns entgegen und erweckt in uns den Glauben. Durch das erste Sakrament des Glaubens, die Taufe, wird uns das Leben, das im Vater seinen Urgrund hat und uns im Sohn geschenkt wird, in der Kirche durch den Heiligen Geist ganz tief und persönlich weitergegeben (Vgl. dazu auch CEC 424 CEC 2670 CEC 152):

"Die Taufe gewährt uns die Gnade, in Gott dem Vater durch den Sohn im Heiligen Geist wiedergeboren zu werden. Diejenigen nämlich, die den Geist Gottes haben, werden zum Wort, das heißt zum Sohn geführt; der Sohn aber stellt sie dem Vater vor, und der Vater verschafft ihnen die Unvergänglichkeit. Ohne den Geist ist es also nicht möglich, den Sohn Gottes zu sehen, und ohne den Sohn kann sich niemand dem Vater nähern, denn die Erkenntnis des Vaters ist der Sohn, und die Erkenntnis des Sohnes Gottes geschieht im Heiligen Geist" (Irenäus, dem. 7) (Vgl. dazu auch CEC 249).

684 Durch seine Gnade ist der Heilige Geist der Erste bei der Weckung unseres Glaubens und beim Eintritt in das neue Leben. Dieses Leben besteht darin, den Vater "zu erkennen und Jesus Christus", den er gesandt hat (Jn 17,3). In der Offenbarung der Personen der heiligsten Dreifaltigkeit ist der Heilige Geist jedoch der zuletzt Geoffenbarte. Der hl. Gregor von Nazianz, "der Theologe", erklärt diese Reihenfolge durch liebevolle göttliche Pädagogik (Vgl. dazu auch CEC 236):

"Das Alte Testament verkündete den Vater offen, den Sohn mehr dunkel. Das Neue offenbarte den Sohn und ließ die Gottheit des Geistes erahnen. Jetzt wohnt der Geist unter uns und gewährt uns eine klarere Sicht von sich selbst. Als man noch nicht die Gottheit des Vaters bekannte, wäre es ja nicht klug gewesen, offen den Sohn zu verkünden, und als die Gottheit des Sohnes noch nicht angenommen war, den Heiligen Geist gleichsam als eine weitere Bürde hinzuzufügen, um einen ein wenig gewagten Ausdruck zu gebrauchen ... Durch Fortschritte und Vordringen ,von Herrlichkeit zu Herrlichkeit' wird das Licht der Dreifaltigkeit den schon mehr Erleuchteten aufstrahlen" (or. theol. 5,26).

685 An den Heiligen Geist glauben heißt also bekennen, daß der Heilige Geist eine der Personen der heiligsten Dreifaltigkeit ist, eines Wesens mit dem Vater und dem Sohn, und daß er "mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird" (Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel). Aus diesem Grund war vom göttlichen Geheimnis des Heiligen Geistes schon in der Trinitäts-"Theologie" die Rede. Hier hingegen geht es um die Stellung des Heiligen Geistes in der Heils-"Ökonomie" (Vgl. dazu auch236).

686 Zusammen mit dem Vater und dem Sohn verwirklicht der Heilige Geist vom Anfang bis zur Vollendung den Ratschluß zu unserem Heil. Doch erst jetzt, in den "letzten Zeiten", die mit der erlösenden Menschwerdung des Sohnes anheben, wird er als Person offenbart und erkannt, geschenkt und aufgenommen. Jetzt kann dieser göttliche Ratschluß, den Christus als "Erstgeborener" und Haupt der neuen Schöpfung, vollzogen hat, durch den ausgegossenen Geist in der Menschheit Gestalt annehmen als die Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, die Vergebung der Sünden, die Auferstehung des Fleisches und das ewige Leben (Vgl. dazu auch CEC 258).






Katechismus KK 1997 640