Katechismus KK 1997 687

ARTIKEL 8 "ICH GLAUBE AN DEN HEILIGEN GEIST"




687 "Keiner erkennt Gott - nur der Geist Gottes" (1Co 2,11). Der Geist, der Gott offenbart, läßt uns Christus, sein lebendiges Wort erkennen; er spricht aber nicht von sich. Er, der "durch die Propheten gesprochen hat", läßt uns das Wort des Vaters vernehmen. Ihn selbst aber hören wir nicht. Wir erkennen ihn nur darin, daß er uns das Wort offenbart und uns bereit macht, es im Glauben anzunehmen. Der Geist der Wahrheit, der uns Christus "enthüllt", redet nicht "aus sich selbst heraus" (Jn 16,13). Diese wahrlich göttliche Zurückhaltung erklärt, warum ihn "die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt", während die an Christus Glaubenden ihn kennen, weil er bei ihnen bleibt (Jn 14,17) (Vgl. dazu auch CEC 243).

688 Als lebendige Glaubensgemeinschaft, die den Glauben der Apostel weitergibt, ist die Kirche der Ort unserer Erkenntnis des Heiligen Geistes:

- in den von ihm inspirierten Schriften;

- in der Überlieferung, deren stets aktuelle Zeugen die Kirchenväter sind;

- im Lehramt der Kirche, dem er beisteht;

- in der sakramentalen Liturgie: durch ihre Worte und Sinnbilder, in denen uns der Heilige Geist mit Christus verbindet;

- im Gebet, in dem er für uns eintritt;

- in den Charismen und Dienstämtern, durch die die Kirche aufgebaut wird;

- im apostolischen und missionarischen Leben;

- im Zeugnis der Heiligen, worin er seine Heiligkeit bekundet und das Heilswerk fortsetzt.



I Die gemeinsame Sendung des Sohnes und des Geistes

689 Der Geist des Sohnes (Vgl. Ga 4,6), den der Vater in unsere Herzen gesandt hat, ist wirklich Gott. Mit dem Vater und dem Sohn eines Wesens, läßt er sich weder im inneren Leben der Dreifaltigkeit noch als Gabe der Liebe für die Welt von ihnen trennen. Die Kirche betet die lebendigmachende, wesensgleiche und untrennbare heiligste Dreifaltigkeit an; ihr Glaube bekennt jedoch auch, daß sich die Personen voneinander unterscheiden. Wenn der Vater sein Wort sendet, dann sendet er stets auch seinen Hauch - es ist eine gemeinsame Sendung, in der der Sohn und der Heilige Geist sich voneinander unterscheiden, aber nicht voneinander trennen lassen. Christus erscheint, das sichtbare Bild des unsichtbaren Gottes, aber es ist der Heilige Geist, der ihn offenbart (Vgl. dazu auch CEC 245 CEC 254 CEC 485).

690 Jesus ist der Christus, der "Gesalbte", weil der Geist seine Salbung ist und alles, was von der Menschwerdung an geschieht, aus dieser Fülle fließt (Vgl. Jn 3,34). Und wenn am Ende Christus verherrlicht wird (Vgl. Jn 7,39), kann er denen, die an ihn glauben, vom Vater her den Geist senden: Der Sohn teilt ihnen seine Herrlichkeit mit (Vgl. Jn 17,22), das heißt den Heiligen Geist, der ihn verherrlicht (Vgl. Jn 16,14). Die gemeinsame Sendung entfaltet sich von da an in denen, die der Vater im mystischen Leib seines Sohnes als seine Kinder angenommen hat. Der Geist der Sohnschaft hat die Sendung, diese mit Christus zu vereinen und in ihm leben zu lassen (Vgl. dazu auch CEC 436 CEC 788).

"Der Begriff ,Salbung' macht darauf aufmerksam..., daß zwischen dem Sohn und dem Geist keine Distanz besteht. Wie nämlich weder die Vernunft noch die Sinne irgendein Mittelding zwischen der Körperoberfläche und dem aufgetragenen Öl wahrnehmen, ist auch der Kontakt des Sohnes mit dem Geist so unmittelbar, daß, wer durch den Glauben mit dem Sohn in Kontakt treten will, dabei zunächst mit dem Öl in Kontakt tritt. Es gibt nämlich keinen Teil von ihm, der nicht vom Heiligen Geist bedeckt wäre. Darum geschieht das Bekenntnis des Herr-Seins des Sohnes im Heiligen Geist, da der Geist denen, die sieh im Glauben nähern, von überall her entgegenkommt" (Gregor v. Nyssa, Spir. 16) (Vgl. dazu auch CEC 448).



II Name, Benennungen und Sinnbilder des Heiligen Geistes



Der Name des Heiligen Geistes

691 "Heiliger Geist" ist der Name dessen, den wir mit dem Vater und dem Sohn anbeten und verherrlichen. Die Kirche hat diesen Namen vom Herrn übernommen und spricht ihn bei der Taufe ihrer neuen Kinder aus (Vgl. Mt 28,19).

Der Ausdruck "Geist" gibt das hebräische Wort "Ruach" wieder, das zunächst Hauch, Luft, Wind bedeutet. Jesus gebraucht das eindrucksvolle Bild vom Wind, um Nikodemus das ganz Neue dessen verspüren zu lassen, der der Hauch Gottes, der göttliche Geist in Person ist (Vgl. Jn 3,5-8). Andererseits sind "Geist" und "heilig" göttliche Eigenschaften, die den drei göttlichen Personen gemeinsam sind. Die Schrift, die Liturgie und die Sprache der Theologie verbinden die beiden Begriffe, um die nicht in Worte zu fassende Person des Heiligen Geistes zu bezeichnen, ohne daß eine Verwechslung mit den anderen Verwendungen der Begriffe "Geist" und "heilig" möglich ist.



Die Benennungen des Heiligen Geistes

692 Wenn Jesus das Kommen des Heiligen Geistes ankündigt und verheißt, nennt er ihn "Paraklet", wörtlich: "ad-vocatus", den "Herbeigerufenen" (Jn 14,16 Jn 14,26 Jn 15,26 Jn 16,7). "Paraklet" wird für gewöhnlich mit "Tröster" oder "Beistand" wiedergegeben, wobei aber Jesus der erste Beistand ist (Vgl. 1Jn 2,1). Der Herr selbst nennt den Heiligen Geist "Geist der Wahrheit" (Jn 16,13) (Vgl. dazu auch CEC 1433).

693 Neben dem Namen, der in der Apostelgeschichte und in den Briefen am meisten gebraucht wird, finden sich beim hl. Paulus die Bezeichnungen: der "Geist der Verheißung" (Ga 3,14 Ep 1,13); der "Geist der Sohnschaft" (Rm 8,15 Ga 4,6); der "Geist Christi" (Rm 8,11); der "Geist des Herrn" (2Co 3,17); der "Geist Gottes" (Rm 8,9 Rm 8,14 Rm 15,19 1Co 6,11 1Co 7,40), und beim hl. Petrus "der Geist der Herrlichkeit" (1P 4,14).



Die Sinnbilder des Heiligen Geistes

694 Das Wasser. Bei der Taufe ist das Wasser ein Sinnbild des Wirkens des Heiligen Geistes, denn nach der Anrufung des Heiligen Geistes wird es zum wirksamen sakramentalen Zeichen der Wiedergeburt. So wie wir im Fruchtwasser unserer ersten Geburt entgegenwuchsen, ist das Taufwasser ein Zeichen dafür, daß unsere Geburt zum göttlichen Leben uns im Heiligen Geist geschenkt wird. "In einem Geist getauft", sind wir auch "mit dem einen Geist getränkt" (1Co 12,13). Der Geist ist also in Person das lebendige Wasser, das aus dem gekreuzigten Christus quillt (Vgl. Jn 19,34 1Jn 5,8) und uns das ewige Leben schenkt (Vgl. Jn 4,10-14 Jn 7,38 Ex 17,1-6 Is 55,1 Za 14,8 1Co 10,4 Ap 21,6 Ap 22,17) (Vgl. dazu auch CEC 1218 CEC 2652).

695 Die Salbung. Ein Sinnbild des Heiligen Geistes ist auch die Salbung mit Öl und zwar sosehr, daß sie zu einem Synonym für ihn wird (Vgl. 1Jn 2,20 1Jn 2,27 2Co 1,21). In der christlichen Initiation ist sie das sakramentale Zeichen der Firmung, die in den Ostkirchen deshalb "Chrismation" genannt wird. Um jedoch die ganze Bedeutungskraft dieses Sinnbildes zu erfassen, muß man auf die erste Salbung zurückkommen, die der Heilige Geist vorgenommen hat: die Salbung Jesu. "Christus" (Übersetzung des hebräischen Wortes "Messias") bedeutet der mit dem Geist Gottes "Gesalbte". Schon im Alten Bund gab es "Gesalbte" des Herrn (Vgl. Ex 30,22-32); vor allem David war ein Gesalbter (Vgl. 1S 16,13). Jesus ist aber der einzigartig von Gott Gesalbte: die menschliche Natur, die der Sohn annimmt, ist ganz "vom Heiligen Geist gesalbt". Jesus wird durch den Heiligen Geist zum "Christus" (Vgl. Lc 4,18-19 Is 61,1). Die Jungfrau Maria empfängt Christus durch den Heiligen Geist, der ihn durch den Engel schon bei seiner Geburt als Christus bekanntgibt (Vgl. Lc 2,11) und der Simeon in den Tempel führt, damit dieser den Gesalbten des Herrn sehe (Vgl. Lc 2,26-27). Er ist es, der Christus erfüllt (Vgl. Lc 4,1) und dessen Kraft von Christus ausgeht, wenn dieser Heilungen und Heilstaten vollbringt (Vgl. Lc 6,19 Lc 8,46). Er endlich ist es, der Jesus von den Toten auferweckt (Vgl. Rm 1,4 Rm 8,11). In seiner Menschennatur, die Siegerin ist über den Tod (Vgl. Ac 2,36), voll und ganz zum "Christus" geworden, spendet Jesus überreichlich den Heiligen Geist, bis "die Heiligen" in ihrer Vereinigung mit der Menschennatur des Gottessohnes zum "vollkommenen Menschen" werden und "Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen" (Ep 4,13): den "ganzen Christus", wie der hl. Augustinus sagt (Vgl. dazu auch CEC 1293 CEC 436 CEC 1504 CEC 794).

696 Das Feuer. Während das Wasser die Geburt und die Fruchtbarkeit des Lebens versinnbildet, das im Heiligen Geist geschenkt wird, symbolisiert das Feuer die verwandelnde Kraft der Taten des Heiligen Geistes. Der Prophet Elija, der "aufstand wie Feuer und dessen Wort wie ein flammender Ofen war (Si 48,1), zieht durch sein Gebet auf das Opfer vom Berge Karmel Feuer vom Himmel herab (Vgl. 1R 18,38-39) - Sinnbild des Feuers des Heiligen Geistes, der, was er erfaßt, umwandelt. Johannes der Täufer, der "mit dem Geist und mit der Kraft des Elija dem Herrn vorangeht" (Lc 1,17), kündigt Christus als den an, der "mit dem Heiligen Geist und mit Feuer tauft" (Lc 3,16). Von diesem Geist wird Jesus sagen: "Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen" (Lc 12,49). In "Zungen wie von Feuer" kommt der Heilige Geist am Pfingstmorgen auf die Jünger herab und erfüllt sie (Ac 2,3-4). In der geistlichen Überlieferung bleibt diese Symbolik des Feuers eines der sprechendsten Sinnbilder des Wirkens des Heiligen Geistes (Vgl. Johannes vom Kreuz, Ilama). "Löscht den Geist nicht aus !" (1Th 5,19) (Vgl. dazu auch CEC 1127 CEC 2583 CEC 718).

697 Die Wolke und das Licht. Diese beiden Sinnbilder sind stets miteinander vorhanden, wenn der Heilige Geist in Erscheinung tritt. Schon bei den Theophanien des Alten Testamentes offenbart die bald dunkle, bald lichte Wolke den lebendigen, rettenden Gott, indem sie seine überirdische Herrlichkeit verhüllt. So bei Mose auf dem Berg Sinai (Vgl. Ex 24,15-18), im Offenbarungszelt (Vgl. Ex 33,9-10) und während des Durchzugs durch die Wüste (Vgl. Ex 40,36-38 1Co 10,1-2); bei Salomo bei der Tempelweihe (Vgl. 1R 8,10-12). Diese Bilder sind durch Christus im Heiligen Geist in Erfüllung gegangen. Der Geist kommt auf die Jungfrau Maria herab und "überschattet" sie, damit sie Jesus empfängt und gebiert (Lc 1,35). Auf dem Berg der Verklärung kommt er in einer Wolke, "wirft einen Schatten" über Jesus, Mose und Elija, Petrus, Jakobus und Johannes, und "eine Stimme aus der Wolke ruft: Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören" (Lc 9,34-35). Die gleiche "Wolke" entzieht schließlich Jesus am Tag der Himmelfahrt den Blicken der Jünger (Ac 1,9); am Tag seines Kommens wird sie ihn als den Menschensohn in seiner Herrlichkeit offenbaren (Vgl. Lc 21,27) (Vgl. dazu auch CEC 484 CEC 554 CEC 659).

698 Das Siegel ist ein Sinnbild, das dem der Salbung nahesteht. Christus ist es ja, den "der Vater mit seinem Siegel beglaubigt" hat (Jn 6,27), und in ihm prägt der Vater auch uns sein Siegel ein (Vgl. 2Co 1,22 Eph 1,13;4,30). Weil das Bild des Siegels (griechisch "sphragis") bei den Sakramenten der Taufe, der Firmung und der Weihe die unauslöschliche Wirkung der Salbung des Heiligen Geistes andeutet, wurde es in einigen theologischen Traditionen gebraucht, um den unauslöschlichen Charakter, das Mal, zum Ausdruck zubringen, das diese drei unwiederholbaren Sakramente einprägen (Vgl. dazu auch CEC 1295-1296 CEC 1121).

699 Die Hand. Jesus heilt Kranke (Vgl. Mk 6,5;8,23) und segnet kleine Kinder (Vgl. Mc 10,16), indem er ihnen die Hände auflegt. In seinem Namen tun die Apostel das gleiche (Vgl. Mc 16,18 Ac 5,12 Ac 14,3). Durch die Auflegung der Hände der Apostel wird der Heilige Geist gespendet (Vgl. Ac 8,17-19 Ac 13,3 Ac 19,6). Der Hebräerbrief rechnet die Handauflegung zu den "Grundelementen" seiner Lehre (Vgl. He 6,2). In ihren sakramentalen Epiklesen hat die Kirche dieses Zeichen der alles vermögenden Ausgießung des Heiligen Geistes bewahrt (Vgl. dazu auch CEC 292 CEC 1288 CEC 1300 CEC 1573 CEC 1668).

700 Der Finger. "Durch den Finger Gottes" treibt Jesus die Dämonen aus (Lc 11,20). Während das Gesetz Gottes vom "Finger Gottes" auf steinerne Tafeln geschrieben wurde (Ex 31,18), ist der von den Aposteln ausgefertigte "Brief Christi ... geschrieben ... mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf Tafeln aus Stein, sondern - wie auf Tafeln - in Herzen von Fleisch" (2Co 3,3). Der Hymnus "Veni, Creator Spiritus" ruft den Heiligen Geist an als den "Finger der Rechten des Vaters" (Vgl. dazu auch CEC 2056).

701 Die Taube. Am Ende der Sintflut (die ein Sinnbild der Taufe ist) kehrte die Taube, die von Noach aus der Arche herausgelassen worden war, mit einem frischen Ölzweig im Schnabel zurück als Zeichen dafür, daß die Erde wieder bewohnbar war (Vgl. Gn 8,8-12). Als Christus aus dem Wasser seiner Taufe steigt, läßt sich der Heilige Geist wie eine Taube auf ihn nieder und ruht auf ihm (Vgl. Mt 3,16 par). Der Geist senkt sich in das gereinigte Herz der Getauften und ruht darin. In einzelnen Kirchen wird die heilige Eucharistie in einem taubenförmigen Metallbehälter (columbarium) aufbewahrt, der über dem Altar aufgehängt ist. Die Taube ist in der christlichen Ikonographie von jeher Sinnbild des Heiligen Geistes (Vgl. dazu auch CEC 1219 CEC 535).



III Der Geist und das Wort Gottes in der Zeit der Verheißungen

702 Bis zur "Fülle der Zeit" (Ga 4,4) bleibt die gemeinsame Sendung des Wortes und des Geistes des Vaters verborgen, ist aber schon von Anfang an am Werk. Der Geist Gottes bereitet auf den Messias vor. Ohne voll geoffenbart zu sein, sind beide schon verheißen, damit sie erwartet und bei ihrem Erscheinen aufgenommen werden. Deshalb forscht (Vgl. Jn 5,39 Jn 5,46) die Kirche, wenn sie das Alte Testament liest (Vgl. 2Co 3,14), nach dem, was der Geist, "der durch die Propheten gesprochen hat", uns von Christus sagen will (Vgl. dazu auch CEC 122 CEC 107).

Unter "Propheten" versteht der Glaube der Kirche hier diejenigen, die der Heilige Geist bei der lebendigen Verkündigung und bei der Abfassung der Heiligen Bücher des Alten wie des Neuen Testamentes inspiriert hat. Die jüdische Überlieferung unterscheidet das Gesetz (die fünf ersten Bücher, der sogenannte Pentateuch), die Propheten (unsere sogenannten geschichtlichen und prophetischen Bücher) und die Schriften (vor allem die Weisheitsbücher und insbesondere die Psalmen) (Vgl. Lc 22,44) (Vgl. dazu auch CEC 243).



In der Schöpfung

703 Aus dem Wort und dem Hauch Gottes geht das Sein und das Leben jedes Geschöpfes hervor (Vgl. Ps 33,6 Ps 104,30 Gn 1,2 Gn 2,7 Qo 3,20-21 Ez 37,10) (Vgl. dazu auch CEC 292).

"Dem Heiligen Geist kommt es zu, zu herrschen, die Schöpfung zu heiligen und zu beseelen, denn er ist Gott dem Vater und dem Sohn wesensgleich ... Ihm kommt die Macht über das Leben zu, denn, da er Gott ist, bewahrt er die Schöpfung durch den Sohn im Vater" (Byzantinische Liturgie, Tropar der Metten an den Sonntagen des zweiten Tons) (Vgl. dazu auch CEC 291).

704 "Den Menschen formte Gott mit seinen eigenen Händen (das heißt mit dem Sohn und dem Heiligen Geist) ... und er prägte dem geformten Fleisch seine eigene Gestalt auf, sodaß selbst das Sichtbare die göttliche Gestalt trüge" (Irenäus, dem. 11) (Vgl. dazu auch CEC 356).



Der Geist der Verheißung

705 Obwohl durch die Sünde und den Tod verunstaltet, bleibt der Mensch "nach dem Bilde Gottes", nach dem Bilde des Sohnes geschaffen, doch er hat "die Herrlichkeit Gottes verloren" (Rm 3,23), ist der "Ähnlichkeit" mit ihm beraubt. Mit der Verheißung, die an Abraham erging, beginnt die Heilsökonomie, an deren Ende der Sohn selbst "das Bild" annimmt (Vgl. Jn 1,14 Ph 2,7) und es in seiner "Ähnlichkeit" mit dem Vater wiederherstellt, indem er ihm die Herrlichkeit wiedergibt, den Geist, "der Leben spendet" (Vgl. dazu auch CEC 410 CEC 2809).

706 Entgegen aller menschlichen Hoffnung, verheißt Gott dem Abraham als Frucht des Glaubens und der Macht des Heiligen Geistes Nachkommenschaft (Vgl. Gn 18,1-15 Lc 1,27-38 Lc 1,54-55 Jn 1,12-13 Rm 4,16-21). In ihr werden alle Völker der Erde gesegnet (Vgl. Gn 12,3). Diese Nachkommenschaft ist Christus (Vgl. Ga 3,16), in dem die Ausgießung des Heiligen Geistes die versprengten Kinder Gottes wieder sammelt (Vgl. Jn 11,52). Durch einen Schwur (Vgl. Lc 1,73) verpflichtet sich Gott, seinen geliebten Sohn (Vgl. Gn 22,17-19 Rm 8,32 Jn 3,16) und den "Geist der Verheißung" zu schenken, der "der erste Anteil des Erbes" ist, "das wir erhalten sollen: der Erlösung durch die wir Gottes Eigentum werden" (Ep 1,13-14) (Vgl. Ga 3,14) (Vgl. dazu auch CEC 60).



Die Theophanien und das Gesetz

707 Die Theophanien (Erscheinungen Gottes) erhellen den Weg der Verheißung, von den Patriarchen über Mose und Josua bis zu den Visionen, die die Sendung der großen Propheten eröffnen. Die christliche Überlieferung hat stets angenommen, daß in diesen Theophanien das Wort Gottes, in der Wolke des Heiligen Geistes zugleich offenbar und "schattenhaft" zu erblicken und zu hören war.

708 Diese göttliche Pädagogik zeigt sich insbesondere in der Gabe des Gesetzes (Vgl. Ex 19-20 Dt 1-1129). Der Buchstabe des Gesetzes wurde gleichsam als "Zuchtmeister" gegeben, um das Volk Christus entgegenzuführen (Ga 3,24). Da das Gesetz jedoch den der "Ähnlichkeit" mit Gott beraubten Menschen nicht zu retten vermag und die Sünde schärfer erkennen läßt (Vgl. Rm 3,20), wird das Verlangen nach dem Heiligen Geist geweckt, wie das die Klagerufe der Psalmen bezeugen (Vgl. dazu auch CEC 1961-1964 CEC 122 CEC 2585).



Zur Zeit der Könige und im Exil

709 Als Zeichen der Verheißung und des Bundes hätte das Gesetz das Herz und die Einrichtungen des aus dem Glauben Abrahams hervorgegangenen Volkes bestimmen sollen. "Wenn ihr auf meine Stimme hört und meinen Bund haltet, ... sollt ihr mir als ein Reich von Priestern und als ein heiliges Volk gehören" (Ex 19,5-6) (Vgl. 1P 2,9). Nach David erliegt aber das Volk der Versuchung, ein Königreich wie die anderen Nationen zu errichten. Das David verheißene Reich (Vgl. 2S 7 Ps 89 Lc 1,32-33) wird jedoch das Werk des Heiligen Geistes sein; es wird den im Geiste Armen gehören (Vgl. dazu auch CEC 2579 CEC 544).

710 Die Mißachtung des Gesetzes und die Untreue gegenüber dem Bund führen zum Tode. Es kommt zum Exil; die Verheißungen werden scheinbar zunichte gemacht. In Wirklichkeit zeigt sich darin die geheimnisvolle Treue des Rettergottes, und damit beginnt eine verheißene - aber dem Geist entsprechende - Wiederherstellung. Es war nötig, daß das Gottesvolk diese Läuterung durchmachte (Vgl. Lc 24,26). Gemäß dem Plane Gottes steht das Exil bereits im Schatten des Kreuzes, und der "heilige Rest", der zurückkehrt, ist eines der deutlichsten Bilder der Kirche.



Die Erwartung des Messias und seines Geistes

711 "Seht her, nun mache ich etwas Neues" (Is 43,19). Zwei prophetische Linien zeichnen sich ab: die eine in Richtung der Messiaserwartung, die andere in Richtung der Ankündigung eines neuen Geistes. Beide laufen auf den kleinen Rest, das Volk der Armen, zu (Vgl. So 2,3), das voll Hoffnung den "Trost Israels" und die "Befreiung Jerusalems" erwartet (Vgl. dazu auch CEC 64 CEC 522).

Weiter oben wurde gezeigt, wie in Jesus die ihn betreffenden Weissagungen in Erfüllung gehen. Hier beschränken wir uns auf die, in denen die Beziehung zwischen dem Messias und seinem Geist deutlicher hervortritt.

712 In den Kapiteln über den Immanuel (Vgl. Is 6-12) ("als Jesaja Jesu Herrlichkeit sah": Jn 12,41), ins besondere in Is 11,1-2 beginnen die Wesenszüge des erwarteten Messias aufzuscheinen (Vgl. dazu auch CEC 439):

"Aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor,

ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht.

Der Geist des Herrn ruht auf ihm:

der Geist der Weisheit und der Einsicht,

der Geist des Rates und der Stärke,

der Geist der Erkenntnis und der Gottesfurcht,"

713 Die Züge des Messias werden vor allem in den Liedern vom Gottesknecht enthüllt (Vgl. Is 42,1-9 Mt 12,18-21 Jn 1,32-34 sodann Is 49,1-6 Mt 3,17 Lc 2,32 schließlich Is 50,4-10 und 52,13-53,12). Diese Lieder sagen den Sinn der Passion Jesu voraus und deuten so an, auf welche Weise dieser den Heiligen Geist spenden wird, um die vielen lebendig zu machen: nicht von außen her, sondern indem er sich unsere "Knechtsgestalt" (Ph 2,7) zu eigen macht. Weil er unseren Tod auf sich nimmt, kann er uns seinen Geist des Lebens weitergeben (Vgl. dazu auch CEC 601).

714 Darum eröffnet Christus die Verkündigung der Frohbotschaft damit, daß er folgende Jesaja-Stelle (Is 61,1-2) auf sich bezieht (Lc 4,18-19):

Der Geist des Herrn ruht auf mir;

denn der Herr hat mich gesalbt.

Er hat mich gesandt,

damit ich den Armen Frohbotschaft bringe;

damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde

und den Blinden das Augenlicht;

damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze

und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.

715 Die Prophetentexte, welche die Sendung des Heiligen Geistes direkt betreffen, sind Weissagungen, in denen Gott in der Sprache der Verheißungen, im Ton der "Liebe und Treue" zum Herzen seines Volkes spricht (Vgl. Ez 11,19 Ez 36,25-28 Ez 37,1-14 Jr 31,31-34 und Jl 3,1-5 von der letztgenannten Stelle wird der hI, Petrus sagen, sie habe sich am Pfingstmorgen erfüllt: vgl. Ac 2,17). Diesen Verheißungen gemäß wird der Geist des Herrn in den "letzten Zeiten" die Herzen der Menschen erneuern, indem er ihnen ein neues Gesetz einprägt. Er wird die zersprengten und getrennten Völker sammeln und miteinander versöhnen; er wird die erste Schöpfung umgestalten, und Gott wird in ihr mit den Menschen im Frieden zusammenleben (Vgl. dazu auch CEC 214 CEC 1965).

716 Im Volk der Armen (Vgl. z.B. So 2,3 Ps 22,27 Ps 34,3 Is 49,13 Is 61,1), der demütigen und sanften Menschen, die sich ganz auf die geheimnisvollen Pläne ihres Gottes verlassen und Gerechtigkeit erwarten, aber nicht von den Menschen, sondern vom Messias, ist während der Zeit der Verheißungen der Heilige Geist in seiner verborgenen Sendung mächtig am Werk, um auf das Kommen Christi vorzubereiten. Ihr redliches, durch den Geist geläutertes und erhelltes Herz äußert sich in den Psalmen. In diesen Armen bereitet der Geist dem Herrn ein "williges Volk" (Vgl. Lc 1,17) (Vgl. dazu auch CEC 368).





IV Der Geist Christi in der Fülle der Zeit



Johannes - Vorläufer, Prophet und Täufer

717 "Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes" (Jn 1,6). Johannes wurde "schon im Mutterleib vom Heiligen Geist erfüllt" (Lc 1,15) (Vgl. Lc 1,41), und zwar durch Christus selbst, den die Jungfrau Maria kurz zuvor durch den Heiligen Geist empfangen hatte. Im "Besuch" Marias bei Elisabet hat so Gott selbst "sein Volk besucht" (Lc 1,68) (Vgl. dazu auch CEC 523).

718 Johannes ist der "Elija", der kommen soll (Vgl. Mt 17,10-13). Das Feuer des Heiligen Geistes glüht in ihm und läßt ihn dem Herrn, der im Kommen ist, als "Vorläufer" vorausgehen. In Johannes, dem Vorläufer, vollendet der Heilige Geist sein Werk, "das Volk für den Herrn bereit zu machen" (Lc 1,17) (Vgl. dazu auch CEC 696).

719 Johannes ist "mehr als ein Prophet" (Lc 7,26). In ihm vollendet der Heilige Geist sein "Sprechen durch die Propheten". Johannes ist in der Reihe der Propheten, die mit Elija anhebt, der letzte (Vgl. Mt 11,13-14). Er kündigt an, daß der Trost Israels nahe sei; er ist die "Stimme" des kommenden Trösters (Jn 1,23) (Vgl. Is 40,1-3). Wie dies auch der Geist der Wahrheit tun wird, kommt er "als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht" (Jn 1,7) (Vgl. Jn 15,26 Jn 5,33). Unter den Augen des Johannes erfüllt so der Geist, wonach die Propheten geforscht und die Engel verlangt haben (Vgl. 1P 1,10-12): "Auf wen du den Geist herabkommen siehst und auf wem er bleibt, der ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft. Das habe ich gesehen, und ich bezeuge: ,Er ist der Sohn Gottes... Seht, das Lamm Gottes!'" (Jn 1,33-36) (Vgl. dazu auch CEC 2684 CEC 536).

720 Mit Johannes dem Täufer eröffnet der Heilige Geist das Werk, das er mit und in Christus vollbringen wird, indem er es vorausdeutet: die Wiederherstellung der "Ähnlichkeit" Gottes im Menschen. Die Taufe des Johannes war eine Bußtaufe; die Taufe im Wasser und im Heiligen Geist wird eine Wiedergeburt bewirken (Vgl. Jn 3,5) (Vgl. dazu auch CEC 535).



"Freue dich, du Gnadenvolle!"

721 Maria, die ganz heilige, stets jungfräuliche Gottesmutter ist die Krönung der Sendung des Sohnes und des Geistes in der Fülle der Zeit. Weil der Geist sie vorbereitet hat, findet der Vater nach seinem Heilsratschluß zum ersten Mal die Wohnung, in der sein Sohn und sein Geist unter den Menschen bleiben können. In diesem Sinn hat die Uberlieferung der Kirche die schönsten Texte über die Weisheit (Vgl. Spr 8,1-9,6; Si 24) oft auf Maria bezogen. Maria wird in der Liturgie als "Thron der Weisheit" besungen und dargestellt.

In ihr beginnen die "großen Taten" Gottes, die der Geist in Christus und in der Kirche vollbringen wird (Vgl. dazu auch CEC 484):

722 Der Heilige Geist hat Maria durch seine Gnade vorbereitet. Es geziemte sich, daß die Mutter dessen, in dem "die Fülle der Gottheit leibhaft" wohnt (Col 2,9), "voll der Gnade" sei. Aus reiner Gnade wurde sie als das demütigste Geschöpf, das am fähigsten war, das unaussprechbare Geschenk des Allmächtigen entgegenzunehmen, ohne Sünde empfangen. Mit Recht grüßt sie der Engel Gabriel als die "Tochter Zion" mit "Freue dich!" (Vgl. So 3,14 Za 2,14). Als sie den ewigen Sohn in sich trägt, läßt sie im Heiligen Geist die Danksagung des ganzen Gottesvolkes und somit der Kirche in ihrem Lobgesang zum Vater emporsteigen (Vgl. Lc 1,46-55) (Vgl. dazu auch CEC 489 CEC 2676).

723 In Maria verwirklicht der Heilige Geist den gnädigen Ratschluß des Vaters. Mit und durch den Heiligen Geist empfängt und gebiert die Jungfrau Maria den Sohn Gottes. Durch die Kraft des Geistes und des Glaubens wird ihre Jungfräulichkeit einzigartig fruchtbar (Vgl. Lc 1,26-38 Rm 4,18-21 Ga 4,26-28) (Vgl. dazu auch CEC 485 CEC 506).

724 In Maria offenbart der Heilige Geist den Sohn des Vaters, der nun auch zum Sohn der Jungfrau geworden ist. Sie ist der brennende Dornbusch der endgültigen Theophanie. Vom Heiligen Geist erfüllt, zeigt sie das Wort in der Demut seines Fleisches und gibt es den Armen (Vgl. Lc 2,15-19) und den ersten Vertretern der Völker (Vgl. Mt 2,11) zu erkennen (Vgl. dazu auch CEC 208 CEC 2619).

725 Schließlich beginnt der Heilige Geist durch Maria, die Menschen, denen "die barmherzige Liebe Gottes" (Vgl. Lc 1,78) gilt, in Gemeinschaft mit Christus zu bringen. Die demütigen Menschen sind immer die ersten, die ihn aufnehmen: die Hirten, die Weisen, Simeon und Hanna, die Brautleute von Kana und die ersten Jünger (Vgl. dazu auch CEC 963).

726 Am Ende dieser Sendung des Geistes wird Maria zur "Frau", zur neuen Eva, "zur Mutter der Lebendigen", zur Mutter des "ganzen Christus" (Vgl. Jn 19,25-27). Als solche ist sie, mit den Zwölfen "einmütig im Gebet" verharrend (Ac 1,14), zugegen, als der Geist am Pfingstmorgen mit dem Offenbarwerden der Kirche die "letzten Zeiten" anbrechen läßt (Vgl. dazu auch CEC 494 CEC 2618).



Jesus der Christus

727 Die ganze Sendung des Sohnes und des Heiligen Geistes in der Fülle der Zeit ist darin enthalten, daß der Sohn seit seiner Inkarnation der mit dem Geist des Vaters Gesalbte ist: Jesus ist der Christus, der Messias (Vgl. dazu auch CEC 438 CEC 536 CEC 695).

Das ganze zweite Kapitel des Glaubensbekenntnisses ist in diesem Licht zu lesen. Das ganze Werk Christi ist gemeinsame Sendung des Sohnes und des Heiligen Geistes. Hier wird nur das erwähnt, was die Verheißung des Heiligen Geistes durch Jesus und seine Spendung durch den verherrlichten Herrn betrifft.

728 Solange Jesus selbst nicht durch seinen Tod und seine Auferstehung verherrlicht ist, offenbart er den Heiligen Geist nicht voll und ganz. Er spielt jedoch, selbst in seiner an die Menge gerichteten Lehre, nach und nach auf ihn an, wenn er offenbart, daß sein Fleisch zur Nahrung für das Leben der Welt werden wird (Vgl. Jn 6,27 Jn 6,51 Jn 6,62-63). Er deutet sein Wirken auch dem Nikodemus (Vgl. Jn 3,5-8), der samaritischen Frau (Vgl. Jn 4,10 Jn 4,14 Jn 4,23-24) und den Teilnehmern am Laubhüttenfest (Vgl. Jn 7,37-39) an. Im Zusammenhang mit dem Gebet (Vgl. Lc 11,13) und dem Zeugnis, das sie abzulegen haben werden (Vgl. Mt 10,19-20), spricht er zu seinen Jüngern offen vom Heiligen Geist (Vgl. dazu auch CEC 2615).

729 Erst als die Stunde seiner Verherrlichung gekommen ist, verheißt Jesus das Kommen des Heiligen Geistes, denn in seinem Tod und in seiner Auferstehung wird die an die Väter ergangene Verheißung in Erfüllung gehen (Vgl. Jn 14,16-17 Jn 14,26 Jn 15,26 Jn 16,7-15 Jn 17,26): Der Geist der Wahrheit, der andere Paraklet, wird auf das Gebet Jesu hin vom Vater gegeben werden; er wird im Namen Jesu vom Vater gesandt werden; Jesus wird ihn vom Vater her senden, denn er ist vom Vater ausgegangen. Der Heilige Geist wird kommen; wir werden ihn erkennen; er wird für immer bei uns sein. Er wird uns unterweisen und an alles erinnern, was Christus uns gesagt hat, und für ihn Zeugnis ablegen; er wird uns der ganzen Wahrheit entgegenführen und Christus verherrlichen. Die Welt wird er der Sünde, der Gerechtigkeit und des Gerichtes überführen (Vgl. dazu auch CEC 388 CEC 1433).

730 Für Jesus kommt nun seine Stunde (Vgl. Jn 13,1 Jn 17,1): Als er durch seinen Tod den Tod besiegt, übergibt er seinen Geist in die Hände des Vaters (Vgl. Lc 23,46 Jn 19,30). Und als er "durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde" (Rm 6,4), spendet er sogleich den Geist, indem er seine Jünger anhaucht (Vgl. Jn 20,22). Von dieser Stunde an wird die Sendung Christi und des Geistes zur Sendung der Kirche: "Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch" (Jn 20,21) (Vgl. Mt 28,19 Lc 24,47-48 Ac 1,8) (Vgl. dazu auch CEC 850).



V Der Geist und die Kirche in den Letzten Zeiten



Pfingsten

731 Am Pfingsttag (am Ende der sieben Osterwochen) vollendet sich das Pascha Christi in der Ausgießung des Heiligen Geistes. Dieser wird als göttliche Person offenbar, gegeben und mitgeteilt. Christus der Herr spendet den Geist in Überfülle (Vgl. Ac 2,33) (Vgl. dazu auch CEC 2623 CEC 767 CEC 1302).

732 An diesem Tag wird die heiligste Dreifaltigkeit voll und ganz geoffenbart. Seit diesem Tag steht das von Christus angekündigte Reich allen offen, die an ihn glauben. Obwohl Menschen aus Fleisch und Blut, haben sie im Glauben schon Anteil an der Gemeinschaft der heiligsten Dreifaltigkeit. Durch sein unaufhörliches Kommen läßt der Heilige Geist die Welt in die "letzten Zeiten", die Zeit der Kirche eintreten: Das Reich Gottes wird schon als Erbe empfangen, ist aber noch nicht vollendet (Vgl. dazu auch CEC 244 CEC 672).

"Wir haben das wahre Licht geschaut, wir haben den himmlischen Geist erhalten, wir haben den wahren Glauben gefunden. Wir beten die unteilbare Dreifaltigkeit an, denn sie hat uns errettet" (Byzantinische Liturgie, Tropar der Pfingstvesper; als Gesang nach der Kommunion in die Eucharistiefeier übernommen).



Der Heilige Geist - die Gabe Gottes

733 "Gott ist die Liebe" (1Jn 4,8 1Jn 4,16), und die Liebe ist die erste Gabe; sie enthält alle weiteren Gaben. Diese Liebe hat Gott "ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist" (Rm 5,5) (Vgl. dazu auch CEC 218).

734 Weil wir durch die Sünde tot oder zumindest verwundet sind, ist die erste Wirkung der Liebe die Vergebung unserer Sünden. Die "Gemeinschaft des Heiligen Geistes" (2Co 13,13) gibt in der Kirche den Getauften die durch die Sünde verlorene Ahnlichkeit mit Gott zurück (Vgl. dazu auch CEC 1987).

735 Gott gibt uns das "Angeld", die "Anzahlung" für unser Erbe (Vgl. Rm 8,23 2Co 1,21): das Leben der heiligsten Dreifaltigkeit, das darin besteht, zu lieben, wie er uns geliebt hat (Vgl. 1Jn 4,11-12). Diese Liebe (Vgl. 1Co 13) ist das Prinzip des neuen Lebens in Christus, das möglich geworden ist, weil wir "die Kraft des Heiligen Geistes empfangen" haben (Ac 1,8) (Vgl. dazu auch CEC 1822).

736 Kraft dieser Macht des Geistes können die Kinder Gottes Frucht bringen. Er, der uns dem wahren Weinstock aufgepfropft hat, wird uns "die Frucht des Geistes" tragen lassen: "Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung" (Ga 5,22-23). Der Geist ist unser Leben; je mehr wir unser eigenes Leben verlieren (Vgl. Mt 16,24-26), desto mehr werden wir "dem Geist auch folgen" (Ga 5,25) (Vgl. dazu auch CEC 1832).

"Der Heilige Geist versetzt in das Paradies zurück; führt zum Himmelreich und zur Annahme an Kindes Statt; läßt voll Vertrauen Gott Vater nennen und an der Gnade Christi teilhaben, Kind des Lichtes genannt werden und die ewige Herrlichkeit mitbesitzen" (Basilius, spir. 15,36).




Katechismus KK 1997 687