Katechismus KK 1997 790

Ein einziger Leib

790 Die Gläubigen, die auf das Wort Gottes antworten und zu Gliedern des Leibes Christi werden, werden eng mit Christus vereint: "In jenem Leibe strömt Christi Leben auf die Glaubenden über, die durch die Sakramente auf geheimnisvolle und wirkliche Weise mit Christus, der gelitten hat und verherrlicht ist, vereint werden" (LG 7). Dies gilt vor allem von der Taufe, durch die wir mit dem Tod und der Auferstehung Christi vereint werden (Vgl. Rm 6,4-5 1Co 12,13), und von der Eucharistie, durch die "wir wirklich Anteil am Leib des Herrn (erhalten) und ... zur Gemeinschaft mit ihm und miteinander erhoben" werden (LG 7) (Vgl. dazu auch CEC 947 CEC 1227 CEC 1329).

791 Die Einheit des Leibes hebt die Verschiedenheit der Glieder nicht auf: "Bei der Auferbauung des Leibes Christi waltet die Verschiedenheit der Glieder und der Aufgaben. Der eine Geist ist es, der seine vielfältigen Gaben gemäß seinem Reichtum und den Erfordernissen der Dienste zum Nutzen der Kirche austeilt." Die Einheit des mystischen Leibes bewirkt und fördert unter den Gläubigen die Liebe zueinander: "Daher leiden, wenn ein Glied etwas leidet, alle Glieder mit, und wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle Glieder mit" (LG 7). Die Einheit des mystischen Leibes überwindet alle menschlichen Trennungen: "Ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus (als Gewand) angelegt. Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid ,einer' in Christus Jesus" (Ga 3,27-28) (Vgl. dazu auch CEC 814 CEC 1937).



Christus ist das Haupt des Leibes

792 Christus "ist das Haupt des Leibes, der Leib aber ist die Kirche" (Col 1,18). Er ist Ursprung der Schöpfung und der Erlösung. In die Herrlichkeit des Vaters erhoben, "hat er in allem den Vorrang" (Col 1,18), besonders in der Kirche, durch die er sein Reich auf alles ausdehnt (Vgl. dazu auch CEC 669 CEC 1119).

793 Er vereint uns mit seinem Pascha.Alle Glieder müssen sich ihm anzugleichen suchen, "bis Christus in (ihnen) Gestalt annimmt" (Ga 4,19). "Deswegen werden wir aufgenommen in die Mysterien seines Lebens ... werden wir seinen Leiden - als Leib dem Haupt - zugesellt; wir leiden mit ihm, um mit ihm verherrlicht zu werden" (LG 7) (Vgl. dazu auch CEC 661 CEC 519).

794 Er sorgt für unser Wachstum (Vgl. Col 2,19). Um uns ihm, unserem Haupt, entgegenwachsen zu lassen (Vgl. Ep 4,11-16), versieht Christus seinen Leib, die Kirche, mit den Gaben und Diensten, durch die wir uns gegenseitig auf dem Weg des Heils voranbringen (Vgl. dazu auch CEC 872).

795 Christus und die Kirche bilden somit den "ganzen Christus" (Christus totus). Die Kirche ist mit Christus eins. Die Heiligen sind sich dieser Einheit sehr lebhaft bewußt (Vgl. dazu auch CEC 695):

"Laßt uns also jubeln und Dank sagen, daß wir nicht bloß Christen geworden sind, sondern Christus. Versteht ihr, Brüder, erfaßt ihr die Gnade, die Gott uns schenkte, als er uns Christus zum Haupt gab? Staunt, freut euch, Christus sind wir geworden. Denn wenn jener das Haupt ist, wir die Glieder, dann ist der ganze Mensch er und wir ... Die Fülle Christi, das ist also Haupt und Glieder. Was heißt: Haupt und Glieder? Christus und die Kirche" (Augustinus, ev. Jo. 21,8).

"Unser Erlöser erweist sich als eine Person mit der heiligen Kirche, die er sich zu eigen gemacht hat" (Gregor d. Gr., mor. praef. 1,6,4).

"Haupt und Glieder sind gleichsam eine mystische Person" (Thomas v. A., s. th. III 48,2, ad 1)

(Vgl. dazu auch CEC 1474).

Der von den heiligen Glaubenslehrern gelehrte Glaube und das gesunde Empfinden der Gläubigen äußern sich in einem Wort der hl. Jeanne d'Arc an ihre Richter: "Von Jesus und der Kirche denke ich, daß das alles eins ist und daß man daraus kein Problem machen soll".



Die Kirche ist die Braut Christi

796 Die Einheit zwischen Christus und der Kirche, dem Haupt und den Gliedern des Leibes, besagt auch, daß die beiden zwar voneinander verschieden sind, aber in einer persönlichen Beziehung stehen. Dieser Aspekt wird oft durch das Bild von Bräutigam und Braut zum Ausdruck gebracht. Daß Christus der Bräutigam der Kirche ist, wurde von den Propheten angedeutet, und Johannes der Täufer verkündete es (Vgl. Jn 3,29). Der Herr selbst hat sich als "der Bräutigam" bezeichnet (Mc 2,19) (Vgl. Mt 22,1-14 Mt 25,1-13). Der Apostel stellt die Kirche und jeden Gläubigen, der Glied des Leibes Christi ist, als eine Braut dar, die er Christus dem Herrn "verlobt" hat, damit sie ein Geist mit ihm sei (Vgl. 1Co 6,15-17 2Co 11,2). Sie ist die makellose Braut des makellosen Lammes (Vgl. Ap 22,17 Ep 1,4 Ep 5,27), die "Christus ... geliebt" und für die er sich "hingegeben hat, um sie ... rein und heilig zu machen" (Ep 5,25-26), die er durch einen ewigen Bund mit sich verbunden hat und die er pflegt wie seinen eigenen Leib (Vgl. Ep 5,29) (Vgl. dazu auch CEC 757 CEC 219 CEC 772 CEC 1602 CEC 1616).

"Der ganze Christus, Haupt und Leib, einer aus vielen ... Rede nun das Haupt oder rede der Leib, immer redet Christus: er redet aus der Rolle des Hauptes (ex persona capitis) wie aus der des Leibes (ex persona corporis). Wie steht es geschrieben? ,Zwei werden ein Fleisch sein. Dies ist ein tiefes Geheimnis; ich beziehe es auf Christus und die Kirche' (Ep 5,31-32). Und der Herr selbst sagt im Evangelium: ,Sie sind also nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch' (Mt 19,6). Es sind, wie ihr wißt, zwei Personen, und doch wiederum nur eine durch die eheliche Verbindung ... Bräutigam nennt er sich selber als Haupt, Braut als Leib" (Augustinus, Psal. 74,4).



III Die Kirche - Tempel des Heiligen Geistes

797 "Was unser Geist, das heißt unsere Seele, für unsere Glieder ist, das ist der Heilige Geist für die Glieder Christi, für den Leib Christi, die Kirche" (Augustinus, serm. 267,4). "Diesem Geist Christi als dem unsichtbaren Prinzip ist zuzuschreiben, daß alle Teile des Leibes sowohl untereinander als auch mit ihrem erhabenen Haupt verbunden sind, da er ganz im Haupt ist, ganz im Leib, ganz in den einzelnen Gliedern" (Pius XII., Enz. "Mystici Corporis": DS 3808). Der Heilige Geist macht die Kirche zum "Tempel des lebendigen Gottes" (2Co 6,16) (Vgl. 1Co 3,16-17 Ep 2,21) (Vgl. dazu auch CEC 813 CEC 586):

"Dieses göttliche Geschenk ist der Kirche anvertraut ... In ihr ist niedergelegt die Gemeinschaft mit Christus, das heißt der Heilige Geist, das Angeld der Unverweslichkeit, die Befestigung unseres Glaubens, die Himmelsleiter zu Gott ... Wo die Kirche, da ist auch der Geist Gottes; und wo der Geist Gottes, dort ist die Kirche und alle Gnade" (Irenäus, hier. 3,24,1).

798 Der Heilige Geist ist "in allen Teilen des Leibes das Prinzip jeder lebenspendenden und wirklich heilsamen Handlung" (Pius XII., Enz. "Mystici Corporis": DS 3808). Er bewirkt auf vielfältige Weise die Auferbauung des ganzen Leibes in der Liebe (Vgl. Ep 4,16): durch das Wort Gottes, "das die Kraft hat, aufzubauen" (Ac 20,32); durch die Taufe, durch die er den Leib Christi bildet (Vgl. 1Co 12,13); durch diejenigen Sakramente, die den Gliedern Christi Wachstum und Heilung geben; durch die "Gnade der Apostel", die unter den Gnadengaben "hervorragt" (LG 7); durch die Tugenden, die das gute Handeln bewirken; durch die vielfältigen besonderen Gaben, die sogenannten Charismen, durch die er die Gläubigen "geeignet und bereit macht, verschiedene für die Erneuerung und den weiteren Aufbau der Kirche nützliche Werke und Dienste zu übernehmen" (LG 12) (Vgl. AA 3) (Vgl. dazu auch CEC 737 CEC 1091-1109 CEC 791).

Die Charismen

799 Die Charismen, ob außergewöhnlich oder schlicht und bescheiden, sind Gnadengaben des Heiligen Geistes, die direkt oder indirekt der Kirche dienen: sie sind zum Aufbau der Kirche, zum Wohl der Menschen und für die Nöte der Welt geschenkt (Vgl. dazu auch CEC 951 CEC 2003).

800 Die Charismen sind von dem, der sie erhält, aber auch von allen Gliedern der Kirche dankbar entgegenzunehmen. Sie sind ja ein wunderbarer Gnadenreichtum für die apostolische Lebenskraft und für die Heiligkeit des ganzen Leibes Christi. Es muß sich dabei um Gaben handeln, die wirklich vom Heiligen Geist kommen, und sie sind so auszuüben, daß sie den echten Anregungen dieses Geistes voll entsprechen. Kurz, sie müssen in Liebe ausgeübt werden, die das eigentliche Maß der Charismen ist (Vgl. 1Co 13).

801 In diesem Sinn ist es stets notwendig, die Charismen zu prüfen. Kein Charisma enthebt der Pflicht, die Hirten der Kirche zu ehren und ihnen zu gehorchen, da es ihnen "in besonderer Weise zukommt, den Geist nicht auszulöschen, sondern alles zu prüfen und, was gut ist, zu behalten" (LG 12). Alle Charismen, die in ihrer Verschiedenheit einander ergänzen, sollen so zusammenwirken, daß "sie anderen nützen" (1Co 12,7) (Vgl. LG 30 CL 24) (Vgl. dazu auch CEC 894 CEC 1905).



KURZTEXTE



802 Christus Jesus hat sich für uns hingegeben um uns von aller Schuld zu erlösen und sich ein reines Volk zu schaffen das ihm als sein besonderes Eigentum gehört (Tt 2 Tt 14)

803 "Ihr seid ein auserwähltes Geschlecht eine königliche Priesterschaft ein heiliger Stamm ein Volk das sein besonderes Eigentum wurde" (1P 2 1P 9).

804 Der Eintritt in das Volk Gottes geschieht durch den Glauben und die Taufe "Zum neuen Volk Gottes werden alle Menschen gerufen" (LG 13) damit in Christus die Menschen eine einzige Familie und ein einziges Gottesvolk bilden" (AGD 1).

805 Die Kirche ist der Leib Christi. Durch den Geist und sein Wirken in den Sakramenten vor allem in der Eucharistie macht der gestorbene und auferstandene Christus die Gemeinschaft der Gläubigen zu seinem Leib.

806 In der Einheit dieses Leibes gibt es eine Verschiedenheit der Glieder und der Aufgaben. Alle Glieder sind miteinander verbunden, insbesondere mit denen, die leiden, arm sind oder verfolgt werden.

807 Die Kirche ist der Leib, dessen Haupt Christus ist. Sie lebt aus ihm, in ihm und für ihn; er lebt mit ihr und in ihr.

808 Die Kirche ist die Braut Christi. Er hat sie geliebt und sich für sie hingegeben. Er hat sie durch sein Blut gereinigt. Er hat sie zur fruchtbaren Mutter aller Kinder Gottes gemacht.

809 Die Kirche ist der Tempel des Heiligen Geistes. Der Geist ist gleichsam die Seele des mystischen Leibes, das Prinzip seines Lebens, der Einheit in der Verschiedenheit und des Reichtums seiner Gaben und Charismen.

810 "So erscheint die ganze Kirche als das von der Einheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes her geeinte Volk" (Cyprian).






ABSATZ 3 DIE EINE, HEILIGE, KATHOLISCHE

UND APOSTOLISCHE KIRCHE



811 "Dies ist die einzige Kirche Christi, die wir im Glaubensbekenntnis als die eine, heilige, katholische und apostolische bekennen" (LG 8). Diese vier Eigenschaften, die sich nicht voneinander trennen lassen (Vgl. DS 2888), bezeichnen Wesenszüge der Kirche und ihrer Sendung. Die Kirche besitzt sie nicht von sich aus. Christus macht durch den Heiligen Geist seine Kirche zur einen, heiligen, katholischen und apostolischen. Er beruft sie dazu, jede dieser Eigenschaften zu verwirklichen (Vgl. dazu auch CEC 750 CEC 832 CEC 865).

812 Einzig der Glaube vermag zu erkennen, daß die Kirche diese Eigenschaften von ihrem göttlichen Ursprung her besitzt. Deren geschichtliche Auswirkungen sind jedoch Zeichen, die auch klar die menschliche Vernunft ansprechen. Wie das Erste Vatikanische Konzil sagt, ist die Kirche "wegen ihrer wunderbaren Ausbreitung, außerordentlichen Heiligkeit und unerschöpflichen Fruchtbarkeit an allem Guten, wegen ihrer katholischen Einheit und unbesiegten Beständigkeit ein mächtiger und fortdauernder Beweggrund der Glaubwürdigkeit und ein unwiderlegbares Zeugnis ihrer göttlichen Sendung" (DS 3013) (Vgl. dazu auch CEC 156 CEC 770).



I Die Kirche ist eine



"Das heilige Geheimnis der Einheit der Kirche"

(UR 2)

813 Die Kirche ist eine von ihrem Ursprung her. "Höchstes Vorbild und Urbild dieses Geheimnisses ist die Einheit des einzigen Gottes, des Vaters und des Sohnes im Heiligen Geist in der Dreiheit der Personen" (UR 2). Die Kirche ist eine von ihrem Gründer her. Dieser, "der menschgewordene Sohn hat durch sein Kreuz alle Menschen mit Gott versöhnt und die Einheit aller in einem Volk und in einem Leib wiederhergestellt" (GS 78,3). Die Kirche ist eine von ihrer Seele her. "Der Heilige Geist, der in den Gläubigen wohnt und die ganze Kirche erfüllt und leitet, schafft diese wunderbare Gemeinschaft der Gläubigen und verbindet sie in Christus so innig, daß er das Prinzip der Einheit der Kirche ist" (UR 2). Die Einheit gehört somit zum Wesen der Kirche (Vgl. dazu auch CEC 172 CEC 766 CEC 797):

"O welch geheimnisvolles Wunder! Einer ist der Vater aller Dinge, einer auch der Logos aller Dinge, und der Heilige Geist ein und derselbe überall, und es gibt auch nur eine einzige jungfräuliche Mutter; ich liebe es, sie Kirche zu nennen" (Clemens v. Alexandrien, paed. 1,6,42).

814 Von Anfang an weist indes diese eine Kirche eine große Vielfalt auf. Diese rührt einerseits von der Unterschiedlichkeit der Gaben Gottes her, andererseits von der Vielzahl der sie empfangenden Menschen. In der Einheit des Gottesvolkes kommen die Verschiedenheiten der Völker und Kulturen zusammen. Unter den Gliedern der Kirche besteht eine Vielfalt von Gaben, Aufgaben, Lebensbedingungen und Lebensweisen; "in der kirchlichen Gemeinschaft gibt es zu Recht Teilkirchen, die über eigene Überlieferungen verfügen" (LG 13). Der große Reichtum an Verschiedenheiten steht der Einheit der Kirche nicht entgegen, sondern die Sünde und ihre Folgen belasten und bedrohen diese Gabe der Einheit unablässig. Darum muß der hI. Paulus dazu ermahnen, "die Einheit des Geistes zu wahren durch das Band des Friedens" (Ep 4,3) (Vgl. dazu auch CEC 791 CEC 873 CEC 1202 CEC 832).

815 Welches sind die Bande der Einheit? Vor allem ist es die Liebe, "das Band der Vollkommenheit" (Col 3,14). Die Einheit der pilgernden Kirche wird aber auch durch folgende sichtbare Bande der Gemeinschaft gesichert:

- das Bekenntnis ein und desselben, von den Aposteln überlieferten Glaubens;

- die gemeinsame Feier des Gottesdienstes, vor allem der Sakramente;

- die apostolische Sukzession, die durch das Weihesakrament die brüderliche Eintracht der Familie Gottes aufrechterhält (Vgl. UR 2 LG 14; CIC 205).

(Vgl. dazu auch CEC 1827 CEC 830 CEC 837 CEC 173)

816 "Die einzige Kirche Christi ... zu weiden, hat unser Erlöser nach seiner Auferstehung dem Petrus übertragen, ihm und den übrigen Aposteln hat er ihre Ausbreitung und Leitung anvertraut ... Diese Kirche, in dieser Welt als Gesellschaft verfaßt und geordnet, ist verwirklicht in (subsistit in) der katholischen Kirche, die vom Nachfolger des Petrus und von den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird" (LG 8) (Vgl. dazu auch CEC 819).

Das Dekret des Zweiten Vatikanischen Konzils über den Ökumenismus erklärt:

"Nur durch die katholische Kirche Christi, die allgemeine Hilfe zum Heil ist, kann man die ganze Fülle der Heilsmittel erlangen. Denn einzig dem Apostelkollegium, dem Petrus vorsteht, hat der Herr, so glauben wir, alle Güter des Neuen Bundes anvertraut, um den einen Leib Christi auf Erden zu bilden, dem alle völlig einverleibt werden müssen, die schon auf irgendeine Weise zum Volke Gottes gehören" (UR 3) (Vgl. dazu auch CEC 830).



Verletzungen der Einheit

817 "In dieser einen und einzigen Kirche Gottes sind schon von den ersten Zeiten an Spaltungen aufgekommen, die der Apostel als schwer verwerflich tadelt; in den späteren Jahrhunderten aber sind ausgedehntere Uneinigkeiten entstanden, und es trennten sich nicht unbedeutende Gemeinschaften von der vollen Gemeinschaft der katholischen Kirche, bisweilen nicht ohne Schuld der Menschen auf beiden Seiten" (UR 3). Zu den Spaltungen, welche die Einheit des Leibes Christi verwunden (man unterscheidet dabei die Häresie, die Apostasie und das Schisma) (Vgl. CIC 751), kommt es nicht ohne die Sünden der Menschen (Vgl. dazu auch CEC 2089):

"Wo Sünden sind, da ist Vielheit, da sind Spaltungen, da Sekten, da Streitgespräche. Wo aber Tugend ist, da ist Einmütigkeit, da Einheit, weshalb alle Gläubigen eines Herzens und einer Seele waren" (Origenes, horn. in Ezech. 9,1).

818 "Denen aber, die jetzt in solchen Gemeinschaften geboren sind und mit dem Glauben an Christus erfüllt werden, können keine Vorwürfe wegen der Sünde der Trennung gemacht werden und die katholische Kirche begegnet ihnen in brüderlicher Achtung und Liebe ... sie werden aufgrund des Glaubens in der Taufe gerechtfertigt, Christus einverleibt, und darum gebührt ihnen der Ehrenname des Christen, und mit Recht werden sie von den Kindern der katholischen Kirche als Brüder im Herrn anerkannt" (UR 3) (Vgl. dazu auch CEC 1271).

819 Zudem sind außerhalb der sichtbaren Grenzen der katholischen Kirche "vielfältige Elemente der Heiligung und der Wahrheit zu finden" (LG 8): "das geschriebene Wort Gottes, das Leben der Gnade, Glaube, Hoffnung und Liebe und andere innere Gaben des Heiligen Geistes und sichtbare Elemente" (UR 3) (Vgl. LG 15). Der Geist Christi bedient sich dieser Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften als Mittel zum Heil. Ihre Kraft kommt aus der Gnaden- und Wahrheitsfülle, die Christus der katholischen Kirche anvertraut hat. Alle diese Güter stammen von Christus, führen zu ihm (Vgl. UR3) und drängen von selbst "auf die katholische Einheit hin" (LG 8).



Auf die Einheit hin

820 Die Einheit "hat Christus seiner Kirche von Anfang an geschenkt, eine Einheit, die nach unserem Glauben unverlierbar in der katholischen Kirche besteht, und die, wie wir hoffen, immer mehr wachsen wird bis zur Vollendung der Zeiten" (UR 4). Christus gibt seiner Kirche stets die Gabe der Einheit, aber die Kirche muß ständig beten und arbeiten, um die Einheit, die Christus für sie will, zu erhalten, zu stärken und zu vervollkommnen. Deshalb bittet Jesus selbst zur Stunde seines Leidens und fortwährend den Vater um die Einheit seiner Jünger: "Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist, und ich in dir bin, sollen auch sie in uns eins sein, damit die Welt glaubt, daß du mich gesandt hast" (Jn 17,21). Das Verlangen, zur Einheit aller Christen zurückzufinden, ist eine Gabe Christi und ein Ruf des Heiligen Geistes (Vgl. UR 1) (Vgl. dazu auch CEC 2748).

821 Um diesem Ruf richtig zu entsprechen, bedarf es:

- einer dauernden Erneuerung der Kirche in einer größeren Treue zu ihrer Berufung. Diese Erneuerung ist die Triebkraft der Bewegung hin zur Einheit (Vgl.
UR 6);

- der Bekehrung des Herzens, um nach einem reinen Leben gemäß dem Evangelium zu streben (Vgl. UR7), denn die Untreue der Glieder gegenüber der Gabe Christi verursacht die Trennungen; (Vgl. dazu auch CEC 827).

- des gemeinsamen Gebetes, denn "die Bekehrung des Herzens und die Heiligkeit des Lebens ist in Verbindung mit dem privaten und öffentlichen Gebet für die Einheit der Christen als die Seele der ganzen ökumenischen Bewegung anzusehen; sie kann mit Recht geistlicher Ökumenismus genannt werden" (UR 8) (Vgl. dazu auch CEC 2791);

- der gegenseitigen brüderlichen Kenntnis (Vgl. UR 9);

- der ökumenischen Bildung der Gläubigen und vor allem der Priester (Vgl. UR 10);

- des Gesprächs zwischen den Theologen und der Begegnungen zwischen den Christen der verschiedenen Kirchen und Gemeinschaften (Vgl. UR 4 UR 9 UR 11);

- der Zusammenarbeit der Christen in den verschiedenen Bereichen des Dienstes am Menschen (Vgl. UR 12).

822 "Die Sorge um die Wiederherstellung der Einheit ist Sache der ganzen Kirche, sowohl der Gläubigen wie auch der Hirten" (UR 5). Man muß sich aber auch bewußt sein, "daß dieses heilige Anliegen der Wiederversöhnung aller Christen in der Einheit der einen und einzigen Kirche Christi die menschlichen Kräfte und Fähigkeiten übersteigt". Darum setzen wir unsere Hoffnung "gänzlich auf das Gebet Christi für die Kirche, auf die Liebe des Vaters zu uns und auf die Kraft des Heiligen Geistes" (UR 24).



II Die Kirche ist heilig

823 "Es ist Gegenstand des Glaubens, daß die Kirche ... unzerstörbar heilig ist. Denn Christus, der Sohn Gottes, der mit dem Vater und dem Geist als ,allein Heiliger' gepriesen wird, hat die Kirche als seine Braut geliebt, indem er sich selbst für sie hingab, um sie zu heiligen, und er hat sie als seinen Leib mit sich verbunden sowie mit der Gabe des Heiligen Geistes erfüllt zur Ehre Gottes" (LG 39). Die Kirche ist somit "das heilige Volk Gottes" (LG 12), und ihre Glieder werden "heilig" genannt (Vgl. Ac 9,13 1Co 6 1Co 1 1Co 16,1) (Vgl. dazu auch CEC 459 CEC 796 CEC 946).

824 Die Kirche wird durch Christus geheiligt, weil sie mit ihm vereint ist; durch ihn und in ihm wirkt sie auch heiligend.Die "Heiligung der Menschen in Christus und die Verherrlichung Gottes" sind es, "auf die alle anderen Werke der Kirche als auf ihr Ziel hinstreben" (SC 10). In der Kirche ist "die ganze Fülle der Heilsmittel" (UR 3) vorhanden. In ihr "erlangen wir mit der Gnade Gottes die Heiligkeit" (LG 48) (Vgl. dazu auch CEC 816).

825 "Die Kirche ist schon auf Erden durch eine wahre, wenn auch unvollkommene Heiligkeit ausgezeichnet" (LG 48). Sie muß in ihren Gliedern die vollkommene Heiligkeit erst noch erreichen. "Mit so vielen und so großen Mitteln zum Heile ausgerüstet, sind alle Christgläubigen jedweden Berufs und Standes auf ihrem jeweiligen Weg vom Herrn zu der Vollkommenheit der Heiligkeit berufen, in der der Vater selbst vollkommen ist" (LG 11) (Vgl. dazu auch CEC 670 CEC 2013).

826 Die Liebe ist die Seele der Heiligkeit, zu der alle berufen sind: "Sie leitet und beseelt alle Mittel der Heiligung und führt sie zum Ziel" (LG 42).

"Ich begriff, daß, wenn die Kirche ein aus verschiedenen Gliedern zusammengesetzter Leib ist, das edelste Organ ihr nicht fehlen dürfe; ich begriff, daß sie ein Herz haben muß, das von Liebe glüht. Ich begriff, daß die Liebe allein die anderen Glieder in Tätigkeit zu versetzen vermag, und daß, wenn sie je erlöschte, die Apostel aufhören würden, das Evangelium zu verkünden, und die Märtyrer sich weigern, ihr Blut zu vergießen ... Ich begriff, daß die Liebe alle Berufungen umfaßt, daß sie alles in allem ist, daß sie alle Zeiten und Orte einschließt ..., mit einem Wort, daß sie ewig ist" (Theresia vom Kinde Jesu, ms. autob. B 3v) (Vgl. dazu auch CEC 864).

827 "Während Christus, ,heilig, schuldlos, unbefleckt', die Sünde nicht kannte, sondern allein die Vergehen des Volkes zu sühnen kam, umfaßt die Kirche in ihrem eigenen Schoß Sünder, ist zugleich heilig und stets reinigungsbedürftig, sie geht so immerfort den Weg der Buße und Erneuerung" (LG 8) (Vgl. UR 36). Alle Glieder der Kirche, auch ihre Amtsträger, müssen bekennen, daß sie Sünder sind (Vgl. 1Jn 1,8-10). In allen wächst zwischen der guten Saat des Evangeliums bis zum Ende der Zeiten auch das Unkraut der Sünde (Vgl. Mt 13,24-30). Die Kirche vereint sündige Menschen, die zwar vom Heil Christi erfaßt, aber noch immer erst auf dem Weg zur Heiligkeit sind (Vgl. dazu auch CEC 1425-1429 CEC 821):

"Die Kirche ist heilig, auch wenn sich in ihrer Mitte Sünder befinden; denn sie lebt kein anderes Leben als das der Gnade. Wo die Glieder der Kirche an diesem Leben teilhaben, werden sie geheiligt, wo sie aber dieses Leben preisgeben, verfallen sie der Sünde und Unordnung. Das aber behindert dann die Strahlkraft der Heiligkeit der Kirche. Darunter leidet sie und tut Buße für diese Sünden. Sie hat dabei aus dem Blute Christi und aus der Gabe des Heiligen Geistes die Gewalt, ihre Söhne und Töchter von der Sündenschuld wieder zu befreien" (SPF 19).

828 Wenn die Kirche gewisse Gläubige heiligspricht, das heißt feierlich erklärt, daß diese die Tugenden heldenhaft geübt und in Treue zur Gnade Gottes gelebt haben, anerkennt die Kirche die Macht des Geistes der Heiligkeit, der in ihr ist. Sie stärkt die Hoffnung der Gläubigen, indem sie ihnen die Heiligen als Vorbilder und Fürsprecher gibt (Vgl. LG 40 LG 48-51). "In den schwierigsten Situationen der Geschichte der Kirche standen am Ursprung der Erneuerung immer Heilige" (CL 16,3), "Die geheime Quelle und das unfehlbare Maß der missionarischen Kraft der Kirche ist ihre Heiligkeit" (CL 17,3) (Vgl. dazu auch CEC 1173 CEC 2045).

829 "Während aber die Kirche in der seligsten Jungfrau Maria schon zur Vollkommenheit gelangt ist, in der sie ohne Makel und Runzel ist, bemühen sich die Christgläubigen noch, die Sünde völlig zu besiegen und so in der Heiligkeit zu wachsen; und daher erheben sie ihre Augen zu Maria" (LG 65): in ihr ist die Kirche schon die ganz heilige (Vgl. dazu auch CEC 1172 CEC 972).



III Die Kirche ist katholisch



Was heißt "katholisch"?

830 Das Wort "katholisch" bedeutet "allumfassend" im Sinn von "ganz" oder "vollständig". Die Kirche ist katholisch in einem doppelten Sinn:

Sie ist katholisch, weil in ihr Christus zugegen ist. "Wo Christus Jesus ist, ist die katholische Kirche" (Ignatius v. Antiochien, Smyrn. 8,2). In ihr ist der mit seinem Haupt vereinte Leib Christi in Fülle verwirklicht (Vgl.
Ep 1,22-23). Sie erhält somit von ihm "die Fülle der Mittel zum Heil" (AGD 6), die er gewollt hat: das richtige und ganze Glaubensbekenntnis, das vollständige sakramentale Leben und das geweihte Dienstamt in der apostolischen Sukzession. In diesem grundlegenden Sinn war die Kirche schon am Pfingsttag katholisch (Vgl. AGD AGD 4) und sie wird es bis zum Tag der Wiederkunft Christi bleiben (Vgl. dazu auch CEC 795 CEC 815-816).

831 Sie ist katholisch, weil sie von Christus zum ganzen Menschengeschlecht gesandt worden ist (Vgl. Mt 28,19) (Vgl. dazu auch CEC 849):

"Zum neuen Volk Gottes werden alle Menschen gerufen. Deswegen muß dieses Volk eines und ein einziges bleiben und sich über die ganze Welt und durch alle Zeiten hin ausbreiten. So soll sich die Absicht des Willens Gottes erfüllen, der die Menschennatur am Anfang als eine gegründet und beschlossen hat, seine Kinder, die zerstreut waren, schließlich zur Einheit zu versammeln ... Diese Eigenschaft der Universalität, die das Volk Gottes auszeichnet, ist eine Gabe des Herrn selbst, mit deren Hilfe die katholische Kirche tatkräftig und stetig danach strebt, die ganze Menschheit mit all ihren Gütern unter dem Haupt Christus zusammenzufassen in der Einheit seines Geistes" (LG 13) (Vgl. dazu auch CEC 360 CEC 518).



Jede Teilkirche ist "katholisch"

832 "Die Kirche Christi ist wahrhaft in allen rechtmäßigen örtlichen Gemeinden der Gläubigen anwesend, die in der Verbindung mit ihren Hirten auch selbst im Neuen Testament Kirchen genannt werden ... In ihnen werden durch die Verkündigung der Frohbotschaft Christi die Gläubigen versammelt, in ihnen wird das Mysterium des Herrenmahls begangen ... In diesen Gemeinschaften ist, auch wenn sie oft klein und arm sind oder in der Zerstreuung leben, Christus gegenwärtig, durch dessen Kraft die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche versammelt wird" (LG 26) (Vgl. dazu auch CEC 814 CEC 811).

833 Unter "Teilkirche" - Bistum (oder Eparchie) - versteht man eine Gemeinschaft von Christen, die mit ihrem in der apostolischen Sukzession stehenden Bischof im Glauben und in den Sakramenten vereint ist (Vgl. CD 11 CIC 368-369). Diese Teilkirchen sind "nach dem Bild der Gesamtkirche gestaltet. In ihnen und aus ihnen besteht die eine und einzige katholische Kirche" (LG 23) (Vgl. dazu auch CEC 886).

834 Die Teilkirchen sind im Vollsinn katholisch durch die Gemeinschaft mit einer von ihnen: mit der Kirche von Rom, "die den Vorsitz in der Liebe führt" (Ignatius v. Antiochien, Rm 1,1). "Mit dieser Kirche nämlich muß wegen ihres besonderen Vorranges notwendig jede Kirche übereinstimmen, das heißt die Gläubigen von überall" (Irenäus, haer. 3,3,2; übernommen vom 1. Vatikanischen K.: DS 3057). "Seitdem das inkarnierte Wort zu uns herabgekommen ist, hielten und halten alle christlichen Kirchen von überall die große Kirche, die hier (in Rom) ist, für ihre einzige Basis und Grundlage, weil gemäß den Verheißungen des Herrn die Mächte der Unterwelt sie nie überwältigt haben" (Maximus der Bekenner, opusc.) (Vgl. dazu auch CEC 882 CEC 1369).

835 "Hüten wir uns davor, die Gesamtkirche aufzufassen als die Summe oder gleichsam einen mehr oder weniger lockeren Zusammenschluß von wesentlich verschiedenen Teilkirchen. Im Denken des Herrn ist es die nach Berufung und Sendung universale Kirche, die in verschiedenen Kulturräumen, sozialen und menschlichen Ordnungen Wurzeln schlägt und dabei in jedem Teil der Welt verschiedene Erscheinungsweisen und äußere Ausdrucksformen annimmt" (EN 62). Die reiche Vielfalt von Kirchenordnungen, liturgischen Riten, theologischen und geistlichen Erbgütern, die den Ortskirchen zu eigen sind, "zeigt die Katholizität der ungeteilten Kirche in besonders hellem Licht" (LG 23) (Vgl. dazu auch CEC 1202).



Wer gehört der katholischen Kirche an?

836 "Zu dieser katholischen Einheit des Gottesvolkes ... sind alle Menschen berufen. Auf verschiedene Weise gehören ihr zu oder sind ihr zugeordnet die katholischen Gläubigen, die anderen an Christus Glaubenden und schließlich alle Menschen überhaupt, die durch die Gnade Gottes zum Heile berufen sind" (LG 13) (Vgl. dazu auch CEC 831).

837 "Jene werden der Gemeinschaft der Kirche voll eingegliedert, die, im Besitze des Geistes Christi, ihre ganze Ordnung und alle in ihr eingerichteten Mittel zum Heil annehmen und sich in ihrem sichtbaren Gefüge mit Christus, der sie durch den Papst und die Bischöfe leitet, verbinden, nämlich durch die Bande des Glaubensbekenntnisses, der Sakramente und der kirchlichen Leitung und Gemeinschaft. Nicht gerettet wird jedoch, auch wenn er der Kirche eingegliedert wird, wer, in der Liebe nicht verharrend, im Schoße der Kirche zwar ,dem Leibe', aber nicht ,dem Herzen' nach verbleibt" (LG 14) (Vgl. dazu auch CEC 771 CEC 815 CEC 882).

838 "Mit jenen, die als Getaufte mit dem christlichen Namen geziert sind, den vollständigen Glauben aber nicht bekennen oder die Einheit der Gemeinschaft unter dem Nachfolger des Petrus nicht wahren, weiß sich die Kirche aus mehreren Gründen verbunden" (LG 15). "Wer an Christus glaubt und in der rechten Weise die Taufe empfangen hat, steht dadurch in einer gewissen, wenn auch nicht vollkommenen Gemeinschaft mit der katholischen Kirche" (UR 3). Die Gemeinschaft mit den orthodoxen Kirchen ist so tief, "daß ihr nur wenig fehlt, um zu der Fülle zu gelangen, die zu einer gemeinsamen Feier der Eucharistie des Herrn berechtigt" (Paul VI., Ansprache vom 14. Dezember 1975) (Vgl. UR 13-18) (Vgl. dazu auch CEC 818 CEC 1271 CEC 1399).



Die Kirche und die Nichtchristen

839 "Diejenigen endlich, die das Evangelium noch nicht empfangen haben, sind auf das Volk Gottes auf verschiedene Weise hingeordnet" (LG 16) (Vgl. dazu auch CEC 856):

Das Verhältnis der Kirche zum jüdischen Volk. Indem die Kirche, das Gottesvolk im Neuen Bund, sich in ihr eigenes Mysterium vertieft, entdeckt sie ihren Zusammenhang mit dem jüdischen Volk (Vgl. NA Na 4), "zu dem Gott, unser Herr, zuerst gesprochen hat" (MR, Karfreitag 13: große Fürbitte 6). Im Unterschied zu den anderen nichtchristlichen Religionen ist der jüdische Glaube schon Antwort auf die Offenbarung Gottes im Alten Bund. Das jüdische Volk besitzt "die Sohnschaft, die Herrlichkeit, die Bundesordnungen, ihm ist das Gesetz gegeben, der Gottesdienst und die Verheißungen, sie haben die Väter, und dem Fleisch nach entstammt ihnen der Christus" (Rm 9,4-5), denn "unwiderruflich sind Gnade und Berufung, die Gott gewährt" (Rm 11,29) (Vgl. dazu auch CEC 63 CEC 147).

840 Blickt man auf die Zukunft, so streben das Gottesvolk des Alten Bundes und das neue Volk Gottes ähnlichen Zielen zu: Die Ankunft (oder die Wiederkunft) des Messias. Auf der einen Seite wird die Wiederkunft des gestorbenen und auferstandenen Messias erwartet, der als Herr und Sohn Gottes anerkannt ist; auf der anderen Seite erwartet man für das Ende der Zeiten das Kommen des Messias, dessen Züge verborgen bleiben - eine Erwartung, die freilich durch das Drama der Unkenntnis oder des Verkennens Jesu Christi begleitet wird (Vgl. dazu auch CEC 674 CEC 597).

841 Die Beziehungen der Kirche zu den Muslimen. "Die Heilsabsicht umfaßt aber auch die, welche den Schöpfer anerkennen, unter ihnen besonders die Muslime, die sich zum Festhalten am Glauben Abrahams bekennen und mit uns den einzigen Gott anbeten, den barmherzigen, der die Menschen am Jüngsten Tag richten wird" (LG 16) (Vgl. Na 3).

842 Die Verbindung der Kirche mit den nichichristlichen Religionen liegt zunächst im gemeinsamen Ursprung und Ziel des Menschengeschlechts (Vgl. dazu auch CEC 360):

"Alle Völker sind nämlich eine Gemeinschaft und haben einen Ursprung, da Gott das ganze Menschengeschlecht auf dem gesamten Antlitz der Erde hat wohnen lassen; auch haben sie ein letztes Ziel, Gott, dessen Vorsehung, Zeugnis der Güte und Heilsratschlüsse sich auf alle erstrecken, bis die Erwählten in der Heiligen Stadt ... vereint sein werden" (Na 1).

843 Die Kirche anerkennt bei den anderen Religionen, daß sie, wenn auch erst "in Schatten und Bildern", nach Gott suchen. Er ist ihnen noch unbekannt, aber doch nahe, da er allen Leben, Atem und alles gibt und er will, daß alle Menschen gerettet werden. Somit betrachtet die Kirche alles, was sich in den Religionen an Wahrem und Gutem findet, "als Vorbereitung für die Frohbotschaft und als von dem gegeben ..., der jeden Menschen erleuchtet, damit er schließlich das Leben habe" (LG 16) (Vgl. NA Na 2 EN 53) (Vgl. dazu auch CEC 28 CEC 856).

844 Das religiöse Verhalten der Menschen weist aber auch Grenzen und Irrtümer auf, die das Gottesbild entstellen (Vgl. dazu auch CEC 29):

"Vom Bösen getäuscht, wurden ... die Menschen oft eitel in ihren Gedanken und verwandelten die Wahrheit Gottes in Lüge, indem sie der Schöpfung mehr dienten als dem Schöpfer, oder sie sind, ohne Gott in dieser Welt lebend und sterbend, der äußersten Verzweiflung ausgesetzt" (LG 16).

845 Um alle seine Kinder, die die Sünde voneinander getrennt und in die Irre geführt hat, von neuem zu vereinen, wollte der Vater die ganze Menschheit in die Kirche seines Sohnes berufen. Die Kirche ist der Ort, an dem die Menschheit ihre Einheit und ihr Heil wiederfinden soll. Sie ist die "versöhnte Welt" (Augustinus, serm. 96,7,9). Sie ist das Schiff, "das da sicher auf hoher See fährt, mit den Segeln am Mastbaum des Kreuzes, die sich blähen im Sturmwind des Heiligen Geistes" (Ambrosius, virg. 18,118). Nach einem anderen bei den Kirchenvätern beliebten Bild wird sie durch die Arche Noachs dargestellt, die allein aus der Sintflut rettet (Vgl. schon 1P 3,20-21) (Vgl. dazu auch CEC 30 CEC 953 CEC 1219).




Katechismus KK 1997 790