Katechismus KK 1997 62

Gott bildet sich sein Volk Israel heran

62 In der Zeit nach den Patriarchen machte Gott Israel zu seinem Volk. Er befreite es aus der Sklaverei in Ägypten, schloß mit ihm den Sinaibund und gab ihm durch Mose sein Gesetz, damit es ihn als den einzigen, lebendigen und wahren Gott, den fürsorglichen Vater und gerechten Richter anerkenne, ihm diene und den verheißenen Erlöser erwarte (Vgl. DV 3) (Vgl. dazu auch CEC 2060 CEC 2574 CEC 1961).

63 Israel ist das priesterliche Volk Gottes (Vgl. Ex 19,6), über dem "der Name des Herrn ... ausgerufen ist" (Dt 28,10). Es ist das Volk derer, "zu denen Gott zuerst gesprochen hat" (MR, Karfreitag 13: große Fürbitte 6), das Volk der "älteren Brüder" im Glauben Abrahams (Vgl. dazu auch CEC 204 CEC 2810 CEC 839).

64 Durch die Propheten bildet Gott sein Volk heran in der Hoffnung auf das Heil, im Harren auf einen neuen, ewigen Bund, der für alle Menschen bestimmt ist (Vgl. Is 2,2-4) und in die Herzen geschrieben wird (Vgl. Jr 31,31-34 He 10,16). Die Propheten künden eine radikale Erlösung des Gottesvolkes an, die Reinigung von allen seinen Vergehen (Vgl. Ez 36), ein Heil, das alle Völker umfassen wird (Vgl. Is 49,5-6 Is 53,11). Vor allem die Armen und Demütigen des Herrn (Vgl. So 2,3) werden zu Trägern dieser Hoffnung. Heilige Frauen wie Sara, Rebekka, Rahel, Mirjam, Debora, Hanna, Judit und Ester erhalten die Heilshoffnung Israels lebendig; deren reinste Gestalt ist Maria (Vgl. Lc 1,38) (Vgl. dazu auch CEC 711 CEC 1965 CEC 489).



III Christus Jesus - der Mittler und die Fülle der ganzen Offenbarung

In seinem Wort hat Gott alles gesagt

65 "Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten; in dieser Endzeit aber hat er zu uns gesprochen durch den Sohn" (He 1,1-2). Christus, der menschgewordene Sohn Gottes, ist das vollkommene, unübertreffbare, eingeborene Wort des Vaters (Vgl. dazu auch CEC 102). In ihm sagt der Vater alles, und es wird kein anderes Wort geben als dieses. Das bringt der hl. Johannes vom Kreuz in seiner Auslegung von Hebr He 1,1-2 lichtvoll zum Ausdruck:

"Seit er uns seinen Sohn geschenkt hat, der sein Wort ist, hat Gott uns kein anderes Wort zu geben. Er hat alles, zumal in diesem einen Worte gesprochen. Denn was er ehedem nur stückweise zu den Propheten geredet, das hat er nunmehr im ganzen gesprochen, indem er uns das Ganze gab, nämlich seinen Sohn. Wer demnach jetzt noch ihn befragen oder von ihm Visionen oder Offenbarungen haben wollte, der würde nicht bloß unvernünftig handeln, sondern Gott geradezu beleidigen, weil er seine Augen nicht einzig auf Christus richten würde, ohne jegliches Verlangen nach anderen oder neuen Dingen" (Carm. 2MC 22) (Vgl. dazu auch CEC 516,157).



Es wird keine andere Offenbarung mehr geben

66 "Daher wird die christliche Heilsordnung, nämlich der neue und nun endgültige Bund, niemals vorübergehen, und es ist keine neue öffentliche Offenbarung mehr zu erwarten vor der glorreichen Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus" (DV 4). Obwohl die Offenbarung abgeschlossen ist, ist ihr Inhalt nicht vollständig ausgeschöpft; es bleibt Sache des christlichen Glaubens, im Lauf der Jahrhunderte nach und nach ihre ganze Tragweite zu erfassen (Vgl. dazu auch CEC 94).

67 Im Laufe der Jahrhunderte gab es sogenannte "Privatoffenbarungen", von denen einige durch die kirchliche Autorität anerkannt wurden. Sie gehören jedoch nicht zum Glaubensgut. Sie sind nicht dazu da, die endgültige Offenbarung Christi zu "vervollkommnen" oder zu "vervollständigen", sondern sollen helfen, in einem bestimmten Zeitalter tiefer aus ihr zu leben. Unter der Leitung des Lehramtes der Kirche weiß der Glaubenssinn der Gläubigen zu unterscheiden und wahrzunehmen, was in solchen Offenbarungen ein echter Ruf Christi oder seiner Heiligen an die Kirche ist (Vgl. dazu auch CEC 84 CEC 93).

Der christliche Glaube kann keine "Offenbarungen" annehmen, die vorgeben, die Offenbarung, die in Christus vollendet ist, zu übertreffen oder zu berichtigen, wie das bei gewissen nichtchristlichen Religionen und oft auch bei gewissen neueren Sekten der Fall ist, die auf solchen "Offenbarungen" gründen.



KURZTEXTE
68 Gott hat sich aus Liebe dem Menschen geoffenbart und geschenkt. Er gibt so eine überreiche und endgültige Antwort auf die Fragen nach dem Sinn und Ziel des Lebens, die sich der Mensch stellt.

69 Gott offenbarte sich dem Menschen dadurch, daß er ihm sein Mysterium stufenweise durch Taten und Worte mitteilte.

70 Über seine Selbstbezeugung in den geschaffenen Dingen hinaus hat sich Gott selbst unseren Stammeltern kundgetan. Er sprach zu ihnen; nach dem Sündenfall verhieß er ihnen das Heil (Vgl. Gn 3,15) und bot ihnen seinen Bund an.

71 Gott schloß mit Noach einen ewigen Bund, einen Bund zwischen sich und allen lebenden Wesen(Vgl. Gn 9,16). Solange die Welt dauert, dauert auch dieser Bund.

72 Gott erwählte Abraham und schloß mit ihm und seiner Nachkommenschaft einen Bund. Aus ihr bildete er sich ein Volk heran, dem er durch Mose das Gesetz offenbarte. Er bereitete dieses Volk durch die Propheten darauf vor, das für die ganze Menschheit bestimmte Heil zu empfangen.

73 Gott offenbarte sich ganz, indem er seinen eigenen Sohn sandte, in welchem er seinen Bund für immer schloß. Christus ist das endgültige Wort des Vaters, so daß es nach ihm keine weitere Offenbarung mehr geben wird.





ARTIKEL 2


DIE WEITERGABE DER GÖTTLICHEN OFFENBARUNG




74 Gott "will, daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen" (1Tm 2,4), das heißt zur Erkenntnis Jesu Christi (Vgl. Jn 14,6). Deshalb muß Christus allen Völkern und Menschen verkündet werden und die Offenbarung bis an die Grenzen der Erde gelangen (Vgl. dazu auch CEC 851).

"Was Gott zum Heil aller Völker geoffenbart hatte, das sollte - so hat er in seiner großen Güte verfügt - auf ewig unversehrt fortdauern und allen Geschlechtern weitergegeben werden" (DV 7).



I Die apostolische Überlieferung

75 "Christus, der Herr, in dem die ganze Offenbarung des höchsten Gottes sich vollendet, hat den Aposteln den Auftrag gegeben, das Evangelium, das, vordem durch die Propheten verheißen, er selbst erfüllt und mit eigenem Munde verkündet hat, als die Quelle aller heilsamen Wahrheit und Sittenlehre allen zu predigen und ihnen so göttliche Gaben mitzuteilen" (DV 7) (Vgl. dazu auch CEC 171).



Die apostolische Predigt ...

76 Dem Willen des Herrn entsprechend geschah die Weitergabe des Evangeliums auf zwei Weisen:

4. mündlich "durch die Apostel, die in mündlicher Predigt, durch Beispiel und Einrichtungen das weitergaben, was sie entweder aus Christi Mund, im Umgang mit ihm und durch seine Werke empfangen oder unter der Eingebung des Heiligen Geistes gelernt hatten";
5. schriftlich "durch jene Apostel und apostolischen Männer, die unter der Inspiration desselben Heiligen Geistes die Botschaft vom Heil niederschrieben" (
DV 7).


... weitergeführt in der apostolischen Sukzession

77 "Damit aber das Evangelium in der Kirche stets unversehrt und lebendig bewahrt werde, haben die Apostel als ihre Nachfolger Bischöfe zurückgelassen, denen sie ihr eigenes Lehramt übergaben" (DV 7). Denn es mußte "die apostolische Predigt, die in den inspirierten Büchern in besonderer Weise ausgedrückt wird, in ununterbrochener Folge bis zur Vollendung der Zeiten bewahrt werden" (DV 8) (Vgl. dazu auch CEC 861).

78 Diese lebendige Weitergabe, die im Heiligen Geist geschieht, wird - als von der Heiligen Schrift verschieden, aber doch eng mit ihr verbunden - "Überlieferung" genannt. "So setzt die Kirche in ihrer Lehre, ihrem Leben und ihrem Kult fort und übermittelt allen Geschlechtern alles, was sie selber ist, alles, was sie glaubt" (DV 8). "Die Aussagen der heiligen Väter bezeugen die lebendigmachende Gegenwart dieser Überlieferung, deren Reichtümer sich in Tun und Leben der glaubenden und betenden Kirche ergießen" (DV 8) (Vgl. dazu auch CEC 174 CEC 1124 CEC 2651).

79 So bleibt die Selbstmitteilung des Vaters durch sein Wort im Heiligen Geist in der Kirche zugegen und wirksam: "Und so ist Gott, der einst gesprochen hat, ohne Unterlaß im Gespräch mit der Braut seines geliebten Sohnes, und der Heilige Geist, durch den die lebendige Stimme des Evangeliums in der Kirche und durch sie in der Welt widerhallt, führt die Gläubigen in alle Wahrheit ein und läßt das Wort Christi in Überfülle unter ihnen wohnen" (DV 8).



II Die Beziehung zwischen der Überlieferung und der Heiligen Schrift



Eine gemeinsame Quelle ....

80 "Die Heilige Überlieferung und die Heilige Schrift sind eng miteinander verbunden und haben aneinander Anteil. Demselben göttlichen Quell entspringend, fließen beide gewissermaßen in eins zusammen und streben demselben Ziel zu" (DV 9). Beide machen in der Kirche das Mysterium Christi gegenwärtig und fruchtbar, der versprochen hat, bei den Seinen zu bleiben "alle Tage bis zum Ende der Welt" (Mt 28,20).



... zwei verschiedene Arten der Weitergabe

81 "Die Heilige Schrift ist Gottes Rede, insofern sie unter dem Anhauch des Heiligen Geistes schriftlich aufgezeichnet worden ist."

"Die Heilige Überlieferung aber gibt das Wort Gottes, das von Christus, dem Herrn, und vom Heiligen Geist den Aposteln anvertraut wurde, unversehrt an deren Nachfolger weiter, damit sie es unter der erleuchtenden Führung des Geistes der Wahrheit in ihrer Verkündigung treu bewahren, erklären und ausbreiten" (
DV 9) (Vgl. dazu auch CEC 113).

82 "So ergibt sich, daß die Kirche", der die Weitergabe und Auslegung der Offenbarung anvertraut ist, "ihre Gewißheit über alles Geoffenbarte nicht aus der Heiligen Schrift allein schöpft. Daher sind beide mit dem gleichen Gefühl der Dankbarkeit und der gleichen Ehrfurcht anzunehmen und zu verehren" (DV 9).



Apostolische Überlieferung und kirchliche Überlieferungen

83 Die Überlieferung (oder Tradition), von der wir hier sprechen, kommt von den Aposteln her und gibt das weiter, was diese der Lehre und dem Beispiel Jesu entnahmen und vom Heiligen Geist vernahmen. Die erste Christengeneration hatte ja noch kein schriftliches Neues Testament, und das Neue Testament selbst bezeugt den Vorgang der lebendigen Überlieferung.

Die theologischen, disziplinären, liturgischen oder religiösen Überlieferungen (oder Traditionen), die im Laufe der Zeit in den Ortskirchen entstanden, sind etwas anderes. Sie stellen an die unterschiedlichen Orte und Zeiten angepaßte besondere Ausdrucksformen der großen Überlieferung dar. Sie können in deren Licht unter der Leitung des Lehramtes der Kirche beibehalten, abgeändert oder auch aufgegeben werden (Vgl. dazu auch
CEC 1202 CEC 2041 CEC 2684).



III Die Auslegung des Glaubenserbes



Das Glaubenserbe ist der Kirche als ganzer anvertraut

84 Das in der Heiligen Überlieferung und in der Heiligen Schrift enthaltene "heilige Erbe" (Vgl. Tim 6, 20; 2Tm 1,12-14) des Glaubens (depositum fidei) ist von den Aposteln der Kirche als ganzer anvertraut worden. "Ihr anhängend verharrt das ganze heilige Volk, mit seinen Hirten vereint, ständig in der Lehre und Gemeinschaft der Apostel, bei Brotbrechen und Gebeten, so daß im Festhalten am überlieferten Glauben, in seiner Verwirklichung und in seinem Bekenntnis ein einzigartiger Einklang zwischen Vorstehern und Gläubigen zustande kommt" (DV 10) (Vgl. dazu auch CEC 857 CEC 871 CEC 2033).



Das Lehramt der Kirche

85 "Die Aufgabe aber, das geschriebene oder überlieferte Wort Gottes authentisch auszulegen, ist allein dem lebendigen Lehramt der Kirche" - das heißt den Bischöfen in Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri, dem Bischof von Rom - "anvertraut, dessen Vollmacht im Namen Jesu Christi ausgeübt wird" (DV 10) (Vgl. dazu auch CEC 888-892 CEC 2032-2040).

86 "Das Lehramt steht also nicht über dem Wort Gottes, sondern dient ihm, indem es nur lehrt, was überliefert ist, da es ja dieses (Wort Gottes) nach göttlichem Auftrag und mit dem Beistand des Heiligen Geistes ehrfürchtig hört, heilig bewahrt und treu erklärt und all das, was es als von Gott geoffenbart zu glauben vorlegt, aus diesem einen Erbe des Glaubens schöpft" (DV 10) (Vgl. dazu auch CEC 688).

87 Die Gläubigen rufen sich das Wort Christi an die Apostel ins Gedächtnis: "Wer euch hört, der hört mich" (Lc 10,16) (Vgl. LG 20) und nehmen die Lehren und Weisungen, die ihnen ihre Hirten in verschiedenen Formen geben, willig an (Vgl. dazu auch CEC 1548 CEC 2037).



Die Dogmen des Glaubens

88 Das Lehramt der Kirche setzt die von Christus erhaltene Autorität voll ein, wenn es Dogmen definiert, das heißt wenn es in einer das christliche Volk zu einer unwiderruflichen Glaubenszustimmung verpflichtenden Form Wahrheiten vorlegt, die in der göttlichen Offenbarung enthalten sind, oder auch wenn es auf endgültige Weise Wahrheiten vorlegt, die mit diesen in einem notwendigen Zusammenhang stehen.

89 Unser geistliches Leben und die Dogmen stehen in organischer Verbindung. Die Dogmen sind Lichter auf unserem Glaubensweg, sie erhellen und sichern ihn. Umgekehrt werden durch ein rechtes Leben unser Verstand und unser Herz geöffnet, um das Licht der Glaubensdogmen aufzunehmen (Vgl. Jn 8,31-32) (Vgl. dazu auch CEC 2625).

90 Die wechselseitigen Verbindungen zwischen den Dogmen und ihr innerer Zusammenhang sind in der Offenbarung des Mysteriums Christi als ganze zu finden (Vgl. 1. Vatikanisches Konzil: "nexus mysteriorum": DS 3016 LG 25). Es gibt "eine Ordnung oder ,Hierarchie' der Wahrheiten der katholischen Lehre, da ihr Zusammenhang mit dem Fundament des christlichen Glaubens verschieden ist." (UR 11). (Vgl. dazu auch CEC 114 CEC 158 CEC 234)



Der übernatürliche Glaubenssinn

91 Alle Gläubigen sind an der Erfassung und Weitergabe der geoffenbarten Wahrheit beteiligt. Sie haben die Salbung des Heiligen Geistes empfangen, der sie unterrichtet (Vgl. 1Jn 2,20 1Jn 2,27) und in die ganze Wahrheit führt (Vgl. Jn 16,13) (Vgl. dazu auch CEC 737).

92 "Die Gesamtheit der Gläubigen ... kann im Glauben nicht fehlgehen, und diese ihre besondere Eigenschaft macht sie mittels des übernatürlichen Glaubenssinns des ganzen Volkes dann kund, wenn sie von den Bischöfen bis zu den letzten gläubigen Laien ihre allgemeine Übereinstimmung in Sachen des Glaubens und der Sitten äußert" (LG 12) (Vgl. dazu auch CEC 785).

93 "Durch jenen Glaubenssinn nämlich, der vom Geist der Wahrheit geweckt und erhalten wird, hängt das Volk Gottes unter der Leitung des heiligen Lehramtes ... dem einmal den Heiligen übergebenen Glauben unwiderruflich an, dringt mit rechtem Urteil immer tiefer in ihn ein und wendet ihn im Leben voller an" (LG 12) (Vgl. dazu auch CEC 889).



Das Wachstum im Glaubensverständnis

94 Dank des Beistands des Heiligen Geistes kann das Verständnis der Wirklichkeiten wie auch der Formulierungen des Glaubenserbes im Leben der Kirche wachsen:

6. "aufgrund des Nachsinnens und des Studiums der Gläubigen, die sie in ihrem Herzen erwägen" (
DV 8); insbesondere "die theologische Forschung soll sich ... um eine tiefe Erkenntnis der geoffenbarten Wahrheit bemühen" (GS 62,7) (Vgl. GS 44,2 DV 23 DV 24 UR 4);
7. "aufgrund der inneren Einsicht in die geistlichen Dinge, die sie erfahren" (DV 8); "die göttlichen Worte wachsen mit den Lesenden" (Gregor d. Gr., hom. Ez. 1,7,8);
8. "aufgrund der Verkündigung derer, die mit der Nachfolge im Bischofsamt die sichere Gnadengabe der Wahrheit empfangen haben" (DV 8).
* 95 "Es zeigt sich also, daß die Heilige Überlieferung, die Heilige Schrift und das Lehramt der Kirche gemäß dem überaus weisen Ratschluß Gottes so miteinander verknüpft und einander zugesellt sind, daß das eine nicht ohne die anderen besteht und alle zusammen, jedes auf seine Weise, durch das Tätigsein des einen Heiligen Geistes wirksam zum Heil der Seelen beitragen"
(DV 10,3).



KURZTEXTE

96 Was Christus den Aposteln anvertraut hatte, haben diese, vom Heiligen Geist inspiriert, in ihrer Predigt und schriftlich allen Generationen bis zur herrlichen Wiederkunft Christi weitergegeben.

97 "Die Heilige Überlieferung und die Heilige Schrift bilden die eine der Kirche anvertraute heilige Hinterlassenschaft des Wortes Gottes " (DV 10). Darin betrachtet die pilgernde Kirche wie in einem Spiegel Gott, den Quell all ihrer Reichtümer.

98 "So setzt die Kirche in ihrer Lehre, ihrem Leben und ihrem Kult fort und übermittelt allen Geschlechtern alles, was sie selber ist, alles, was sie glaubt " (DV 8).

99 Dank seinem übernatürlichen Glaubensinn empfängt das ganze Volk Gottes unablässig die Gabe der göttlichen Offenbarung, dringt tiefer in sie ein und lebt voller aus ihr.

100 Die Aufgabe, das Wort Gottes verbindlich auszulegen, wurde einzig dem Lehramt der Kirche, dem Papst und den in Gemeinschaft mit ihm stehenden Bischöfen anvertraut.







ARTIKEL 3


DIE HEILIGE SCHRIFT




I Christus - das einzige Wort der Heiligen Schrift

101 Um sich den Menschen zu offenbaren, spricht Gott in seiner entgegenkommenden Güte zu den Menschen in menschlichen Worten: "Gottes Worte, durch Menschenzunge ausgedrückt, sind menschlicher Rede ähnlich geworden, wie einst des ewigen Vaters Wort durch die Annahme des Fleisches menschlicher Schwachheit den Menschen ähnlich geworden ist" (DV 13).

102 Durch alle Worte der Heiligen Schrift sagt Gott nur ein Wort: sein eingeborenes Wort, in dem er sich selbst ganz aussagt (Vgl. He 1,1-3) (Vgl. dazu auch CEC 65 CEC 2763):

"Das eine gleiche Wort Gottes erstreckt sich durch alle Schriften; das eine gleiche Wort ertönt im Mund aller heiligen Schriftsteller. Da es im Anfang Gott bei Gott war, benötigt es keine Silben, denn es ist nicht zeitbedingt" (Augustinus, Psal. 103, 4, 1) (Vgl. dazu auch CEC 426-429).

103 Aus diesem Grund hat die Kirche die Heiligen Schriften immer verehrt wie den Leib des Herrn selbst. Sie reicht den Gläubigen ohne Unterlaß das Brot des Lebens, das sie vom Tisch des Wortes Gottes und des Leibes Christi empfängt (Vgl. DV 21) (Vgl. dazu auch CEC 1100 CEC 1184 CEC 1378).

104 In der Heiligen Schrift findet die Kirche ständig ihre Nahrung und ihre Kraft (Vgl. DV 24), denn in ihr empfängt sie nicht nur ein menschliches Wort, sondern was die Heilige Schrift wirklich ist: das Wort Gottes (Vgl. ). "In den Heiligen Büchern kommt nämlich der Vater, der in den Himmeln ist, seinen Kindern liebevoll entgegen und hält mit ihnen Zwiesprache" (DV 21).





II Inspiration und Wahrheit der Heiligen Schrift

105 Gott ist der Urheber (Autor) der Heiligen Schrift. "Das von Gott Geoffenbarte, das in der Heiligen Schrift schriftlich enthalten ist und vorliegt, ist unter dem Anhauch des Heiligen Geistes aufgezeichnet worden."

"Denn die heilige Mutter Kirche hält aufgrund apostolischen Glaubens die Bücher sowohl des Alten wie des Neuen Testamentes in ihrer Ganzheit mit allen ihren Teilen für heilig und kanonisch, weil sie, auf Eingebung des Heiligen Geistes geschrieben, Gott zum Urheber (Autor) haben und als solche der Kirche übergeben sind" (
DV 11).

106 Gott hat die menschlichen Verfasser (Autoren) der Heiligen Schrift inspiriert. "Zur Abfassung der Heiligen Bücher aber hat Gott Menschen erwählt, die ihm durch den Gebrauch ihrer eigenen Fähigkeiten und Kräfte dazu dienen sollten, all das und nur das, was er - in ihnen und durch sie wirksam - selbst wollte, als wahre Verfasser (Autoren) schriftlich zu überliefern" (DV 11).

107 Die inspirierten Bücher lehren die Wahrheit. "Da also all das, was die inspirierten Verfasser oder Hagiographen aussagen, als vom Heiligen Geist ausgesagt gelten muß, ist von den Büchern der Schrift zu bekennen, daß sie sicher, getreu und ohne Irrtum die Wahrheit lehren, die Gott um unseres Heiles willen in heiligen Schriften aufgezeichnet haben wollte" (DV 11) (Vgl. dazu auch CEC 702).

108 Der christliche Glaube ist jedoch nicht eine "Buchreligion". Das Christentum ist die Religion des "Wortes" Gottes, "nicht eines schriftlichen, stummen Wortes, sondern des menschgewordenen, lebendigen Wortes" (Bernhard, hom. miss. 4, 11). Christus, das ewige Wort des lebendigen Gottes, muß durch den Heiligen Geist unseren Geist "für das Verständnis der Schrift" öffnen (Lc 24,45), damit sie nicht toter Buchstabe bleibe.



III Der Heilige Geist ist der Ausleger der Schrift

109 In der Heiligen Schrift spricht Gott zum Menschen nach Menschenweise. Um die Schrift gut auszulegen, ist somit auf das zu achten, was die menschlichen Verfasser wirklich sagen wollten und was Gott durch ihre Worte uns offenbaren wollte (Vgl. DV 12,1).

110 Um die Aussageabsicht der Schriftautoren zu erfassen, sind die Verhältnisse ihrer Zeit und ihrer Kultur, die zu der betreffenden Zeit üblichen literarischen Gattungen und die damals geläufigen Denk-, Sprech- und Erzählformen zu berücksichtigen. "Denn die Wahrheit wird in Texten, die auf verschiedene Weise geschichtlich, prophetisch oder poetisch sind, oder in anderen Redegattungen jeweils anders dargelegt und ausgedrückt" (DV 12,2).

111 Da aber die Heilige Schrift inspiriert ist, gibt es noch ein weiteres, nicht weniger wichtiges Prinzip zur richtigen Auslegung, ohne das die Schrift toter Buchstabe bliebe: "Die Heilige Schrift ist in demselben Geist, in dem sie geschrieben wurde, auch zu lesen und auszulegen" (DV 12,3).

Für eine Auslegung der Schrift gemäß dem Geist, der sie inspiriert hat, gibt das Zweite Vatikanische Konzil drei Kriterien an (Vgl. DV 12,3):

112 1. Sorgfältig "auf den Inhalt und die Einheit der ganzen Schrift" achten. Wie unterschiedlich auch die Bücher sind, aus denen sie sich zusammensetzt, bildet die Schrift doch eine Einheit aufgrund der Einheit des Planes Gottes, dessen Zentrum und Herz Jesus Christus ist. Seit Ostern ist dieses Herz geöffnet (Vgl. Lc 24,25-27 Lc 24,44-46) (Vgl. dazu auch CEC 168 CEC 328):

"Unter ,Herz (Vgl. Ps 22,15) Christi' ist die Heilige Schrift zu verstehen, die das Herz Christi kundtut. Dieses Herz war vor der Passion verschlossen, denn die Schrift war dunkel. Nach der Passion aber ist die Schrift geöffnet, damit diejenigen, die sie jetzt verstehen, erwägen und unterscheiden, wie die Weissagungen auszulegen sind" (Thomas v. A., Psal. 21, 11 RPS 21,11).

113 2. Die Schrift "in der lebendigen Überlieferung der Gesamtkirche" lesen. Einem Sinnspruch der Väter zufolge ist "die Heilige Schrift eher ins Herz der Kirche als auf Pergament geschrieben". Die Kirche bewahrt ja in ihrer Überlieferung das lebendige Gedächtnis des Gotteswortes, und der Heilige Geist gibt ihr die geistliche Auslegung der Schrift, " ... nach dem geistlichen Sinn, den der Geist der Kirche schenkt" (Origenes, hom. in LV 5,5) (Vgl. dazu auch CEC 81).

114 3. Auf die "Analogie des Glaubens" achten (Vgl. Rm 12,6). Unter "Analogie des Glaubens" verstehen wir den Zusammenhang der Glaubenswahrheiten untereinander und im Gesamtplan der Offenbarung (Vgl. dazu auch CEC 90).



Der mehrfache Schriftsinn

115 Nach einer alten Überlieferung ist der Sinn der Schrift ein doppelter: der wörtliche Sinn und der geistliche Sinn. Dieser letztere kann ein allegorischer, ein moralischer und ein anagogischer Sinn sein. Die tiefe Übereinstimmung dieser vier Sinngehalte sichert der lebendigen Lesung der Schrift in der Kirche ihren ganzen Reichtum.

116 Der wörtliche Sinn ist der durch die Worte der Schrift bezeichnete und durch die Exegese, die sich an die Regeln der richtigen Textauslegung hält, erhobene Sinn. "Jeder Sinn (der Heiligen Schrift) gründet auf dem wörtlichen" (Thomas v. A., s. th. I 1,10, ad 1) (Vgl. dazu auch CEC 110).

117 Der geistliche Sinn. Dank der Einheit des Planes Gottes können nicht nur der Schrifttext, sondern auch die Wirklichkeiten und Ereignisse, von denen er spricht, Zeichen sein (Vgl. dazu auch CEC 1101).

1. Der allegorische Sinn. Wir können ein tieferes Verständnis der Ereignisse gewinnen, wenn wir die Bedeutung erkennen, die sie in Christus haben. So ist der Durchzug durch das Rote Meer ein Zeichen des Sieges Christi und damit der Taufe (Vgl. 1Co 10,2).

2. Der moralische Sinn. Die Geschehnisse, von denen in der Schrift die Rede ist, sollen uns zum richtigen Handeln veranlassen. Sie sind "uns als Beispiel ... uns zur Warnung ... aufgeschrieben" (1Co 10,11) (Vgl. He 3, 1-4, 11).

3. Der anagogische Sinn. Wir können Wirklichkeiten und Ereignisse in ihrer ewigen Bedeutung sehen, die uns zur ewigen Heimat hinaufführt (griechisch: "anagogé"). So ist die Kirche auf Erden Zeichen des himmlischen Jerusalem (Vgl. Ap 21, 1-22, 5)

118 Ein Distichon des Mittelalters faßt die Bedeutung der vier Sinngehalte zusammen:

"Littera gesta docet, quid credas allegoria,

Moralis quid agas, quo tendas anagogia."

(Der Buchstabe lehrt die Ereignisse; was du zu glauben hast, die Allegorie; die Moral, was du zu tun hast; wohin du streben sollst, die Anagogie)

119 "Aufgabe des Exegeten ... ist es, nach diesen Regeln auf ein tieferes Verstehen und Erklären des Sinnes der Heiligen Schrift hinzuarbeiten, damit so gleichsam auf Grund wissenschaftlicher Vorarbeit das Urteil der Kirche reife. Alles das nämlich, was die Art der Schrifterklärung betrifft, untersteht letztlich dem Urteil der Kirche, die den göttlichen Auftrag und Dienst verrichtet, das Wort Gottes zu bewahren und auszulegen" (DV 12,3) (Vgl. dazu auch CEC 94).

"Ich würde selbst dem Evangelium keinen Glauben schenken, wenn mich nicht die Autorität der katholischen Kirche dazu bewöge" (Augustinus, fund. 5, 6) (Vgl. dazu auch CEC 113).


IV Der Schriftkanon



120 Die apostolische Überlieferung ließ die Kirche unterscheiden, welche Schriften in das Verzeichnis der heiligen Bücher aufgenommen werden sollten (Vgl. DV 8,3). Diese vollständige Liste wird "Kanon" der Heiligen Schriften genannt. Danach besteht das Alte Testament aus 46 (45, wenn man Jeremia und die Klagelieder zusammennimmt) und das Neue Testament aus 27 Schriften (Vgl. DS 179 DS 1334-1336 DS 1501-1504):

Altes Testament: Genesis, Exodus, Levitikus, Numeri, Deuteronomium, Josua, Richter, Rut, die zwei Bücher Samuel, die zwei Bücher der Könige, die zwei Bücher der Chronik, Esra und Nehemia, Tobit, Judit, Ester, die zwei Bücher der Makkabäer, Ijob, die Psalmen, die Sprichwörter, Kohelet, das Hohelied, die Weisheit, Jesus Sirach, Jesaja, Jeremia, die Klagelieder, Baruch, Ezechiel, Daniel, Hosea, Joël, Amos, Obadja, Jona, Micha, Nahum, Habakuk, Zefanja, Haggai, Sacharja, Maleachi.

Neues Testament: Die Evangelien nach Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, die Apostelgeschichte, die Paulusbriefe an die Römer, der erste und der zweite an die Korinther, an die Galater, an die Epheser, an die Philipper, an die Kolosser, der erste und der zweite an die Thessalonicher, der erste und der zweite an Timotheus, an Titus, an Philemon, der Hebräerbrief, der Jakobusbrief, der erste und der zweite Petrusbrief, die drei Briefe des Johannes, der Brief des Judas und die Offenbarung des Johannes.



Das Alte Testament

121 Das Alte Testament ist ein unaufgebbarer Teil der Heiligen Schrift. Seine Bücher sind von Gott inspiriert und behalten einen dauernden Wert (Vgl. DV 14), denn der Alte Bund ist nie widerrufen worden (Vgl. dazu auch CEC 1093).

122 "Der Heilsplan des Alten Testamentes war vor allem darauf ausgerichtet, die Ankunft Christi, des Erlösers von allem, ... vorzubereiten". Obgleich die Bücher des Alten Testamentes "auch Unvollkommenes und Zeitbedingtes enthalten", zeugen sie dennoch von der Erziehungskunst der heilschaffenden Liebe Gottes: Sie enthalten "erhabene Lehren über Gott, heilbringende Weisheit über das Leben des Menschen und wunderbare Gebetsschätze"; in ihnen ist "schließlich das Geheimnis unseres Heils verborgen" (DV 15) (Vgl. dazu auch CEC 702 CEC 762 CEC 708 CEC 2568).

123 Die Christen verehren das Alte Testament als wahres Wort Gottes. Den Gedanken, das Alte Testament aufzugeben, weil das Neue es hinfällig gemacht habe (Markionismus), wies die Kirche stets entschieden zurück.



Das Neue Testament

124 "Das Wort Gottes, das Gottes Kraft zum Heil für jeden, der glaubt, ist, zeigt sich und entfaltet seine Kraft auf vorzügliche Weise in den Schriften des Neuen Testamentes" (DV 17). Diese Schriften bieten uns die endgültige Wahrheit der göttlichen Offenbarung. Ihr zentrales Thema ist Jesus Christus, der menschgewordene Sohn Gottes, seine Taten, seine Lehre, sein Leiden und seine Verherrlichung, sowie die Anfänge seiner Kirche unter dem Walten des Heiligen Geistes (Vgl. DV 20).

125 Die Evangelien sind das Herzstück aller Schriften als "Hauptzeugnis für Leben und Lehre des fleischgewordenen Wortes, unseres Erlösers" (DV 18). (Vgl. dazu auch CEC 515)



126 Bei der Bildung der Evangelien lassen sich drei Stufen unterscheiden:

1. Das Leben und die Lehrtätigkeit Jesu. Die Kirche hält entschieden daran fest, daß die vier Evangelien, "deren Geschichtlichkeit sie ohne Bedenken bejaht, zuverlässig überliefern, was Jesus, der Sohn Gottes, in seinem Leben unter den Menschen zu deren ewigem Heil wirklich getan und gelehrt hat bis zu dem Tag, da er (in den Himmel) aufgenommen wurde".

2. Die mündliche Überlieferung. Die Apostel haben "nach dem Aufstieg des Herrn das, was er selbst gesagt und getan hatte, ihren Hörern mit jenem volleren Verständnis überliefert, über das sie, durch die wunderbaren Ereignisse um Christus unterwiesen und durch das Licht des Geistes der Wahrheit belehrt, verfügten" (Vgl. dazu auch
CEC 76).

3. Die Abfassung der Evangelien. "Die heiligen Verfasser aber haben die vier Evangelien geschrieben, indem sie manches aus dem vielen auswählten, das entweder mündlich oder schon schriftlich überliefert war, indem sie anderes zusammenfaßten oder mit Rücksicht auf den Stand der Kirchen erklärten, indem sie schließlich die Form der Verkündigung beibehielten, (doch) immer so, daß sie uns Wahres und Aufrichtiges über Jesus mitteilten" (DV 19) (Vgl. dazu auch CEC 76).

127 Das viergestaltige Evangelium nimmt in der Kirche eine einzigartige Stellung ein. Dies bezeugen seine Verehrung in der Liturgie und die unvergleichliche Anziehungskraft, die es jederzeit auf die Heiligen ausübte (Vgl. dazu auch CEC 1154).

"Es gibt keine Lehre, die besser, kostbarer und herrlicher wäre als der Text des Evangeliums. Seht und haltet fest, was unser Herr und Meister, Christus, in seinen Worten gelehrt und in seinen Taten gewirkt hat" (Cäsaria die Jüngere).

"Vor allem das Evangelium spricht mich während meiner inneren Gebete an; in ihm finde ich alles, was meiner armen Seele nottut. Ich entdecke darin stets neue Einsichten, verborgene, geheimnisvolle Sinngehalte" (Theresia vom Kinde Jesu, ms. autob. A MSA 83v) (Vgl. dazu auch CEC 2705).



Die Einheit des Alten und des Neuen Testamentes

128 Schon zur Zeit der Apostel (Vgl. 1Co 10,6 1Co 10,11 He 10,1 1P 3,21) und sodann in ihrer ganzen Überlieferung wurde die Einheit des göttlichen Plans in den beiden Testamenten von der Kirche durch die Typologie verdeutlicht. Diese findet in den Werken Gottes im Alten Bund "Vorformen" (Typologien) dessen, was Gott dann in der Fülle der Zeit in der Person seines menschgewordenen Wortes vollbracht hat (Vgl. dazu auch CEC 1094 CEC 489).

129 Die Christen lesen also das Alte Testament im Licht Christi, der gestorben und auferstanden ist. Diese typologische Lesung fördert den unerschöpflichen Sinngehalt des Alten Testamentes zutage. Sie darf nicht vergessen lassen, daß dieses einen eigenen Offenbarungswert behält, den unser Herr selbst ihm zuerkannt hat (Vgl. Mc 12,29-31). Im übrigen will das Neue Testament auch im Licht des Alten Testamentes gelesen sein. Die christliche Urkatechese hat beständig auf dieses zurückgegriffen (Vgl. 1Co 5,6-8 1Co 10,1-11). Einem alten Sinnspruch zufolge ist das Neue Testament im Alten verhüllt, das Alte im Neuen enthüllt: "Novum in Vetere latet et in Novo Vetus patet" (Augustinus, Hept. 2, 73) (Vgl. DV 16) (Vgl. dazu auch CEC 651 CEC 2055 CEC 1968).

130 Die Typologie bedeutet das Hindrängen des göttlichen Plans auf seine Erfüllung, bis schließlich "Gott alles in allen" sein wird (1Co 15,28). Zum Beispiel verlieren die Berufung der Patriarchen und der Auszug aus Ägypten nicht dadurch ihren Eigenwert im Plan Gottes, daß sie darin auch Zwischenstufen sind.



Katechismus KK 1997 62