Katechismus KK 1997 309

Die Vorsehung und das Ärgernis des Bösen

309 Wenn doch Gott, der allmächtige Vater, der Schöpfer einer geordneten und guten Welt, sich aller seiner Geschöpfe annimmt, warum gibt es dann das Böse? Jede vorschnelle Antwort auf diese ebenso bedrängende wie unvermeidliche, ebenso schmerzliche wie geheimnisvolle Frage wird unbefriedigt lassen. Der christliche Glaube als ganzer ist die Antwort auf diese Frage: Das Gutsein der Schöpfung, das Drama der Sünde, die geduldige Liebe Gottes, der dem Menschen entgegenkommt. Er tut dies durch seine Bundesschlüsse, durch die erlösende Menschwerdung seines Sohnes und die Gabe des Geistes; er tut es durch das Versammeln der Kirche und die Kraft der Sakramente; er tut es schließlich durch die Berufung zu einem glückseligen Leben. Die freien Geschöpfe sind im voraus eingeladen, diese Berufung anzunehmen. Sie können diese aber auch - ein erschreckendes Mysterium - im voraus ausschlagen. Es gibt kein Element der christlichen Botschaft, das nicht auch Antwort auf das Problem des Bösen wäre (Vgl. dazu auch CEC 164 CEC 385 CEC 2850).

310 Warum aber hat Gott nicht eine so vollkommene Welt erschaffen, daß es darin nichts Böses geben könnte? In seiner unendlichen Macht könnte Gott stets etwas Besseres schaffen (Vgl. Thomas v. A., s. th. I 25,6). In seiner unendlichen Weisheit und Güte jedoch wollte Gott aus freiem Entschluß eine Welt erschaffen, die "auf dem Weg" zu ihrer letzten Vollkommenheit ist. Dieses Werden bringt nach Gottes Plan mit dem Erscheinen gewisser Daseinsformen das Verschwinden anderer, mit dem Vollkommenen auch weniger Vollkommenes mit sich, mit dem Aufbau auch den Abbau in der Natur. Solange die Schöpfung noch nicht zur Vollendung gelangt ist, gibt es mit dem physisch Guten folglich auch das physische Übel (Vgl. Thomas v. A., s. gent. SCG 3,71) (Vgl. dazu auch CEC 412 CEC 1042-1050 CEC 342).

311 Die Engel und die Menschen, intelligente und freie Geschöpfe, müssen ihrer letzten Bestimmung aus freier Wahl entgegengehen und ihr aus Liebe den Vorzug geben. Sie können darum auch vom Weg abirren und sie haben auch tatsächlich gesündigt. So ist das moralische Übel in die Welt gekommen, das unvergleichlich schlimmer ist als das physische Übel. Gott ist auf keine Weise, weder direkt noch indirekt, die Ursache des moralischen Übels (Vgl. Augustinus, lib. 1,1,1; Thomas v. A., s. th. I-II 79,1). Er läßt es jedoch zu, da er die Freiheit seines Geschöpfes achtet, und er weiß auf geheimnisvolle Weise Gutes daraus zu ziehen (Vgl. dazu auch CEC 396 CEC 1849):

"Der allmächtige Gott ... könnte in seiner unendlichen Güte unmöglich irgend etwas Böses in seinen Werken dulden, wenn er nicht dermaßen allmächtig und gut wäre, daß er auch aus dem Bösen Gutes zu ziehen vermöchte" (Augustinus, enchir. 11,3).

312 So kann man mit der Zeit entdecken, daß Gott in seiner allmächtigen Vorsehung sogar aus den Folgen eines durch seine Geschöpfe verursachten moralischen Übels etwas Gutes zu ziehen vermag. Josef sagt zu seinen Brüdern: "Nicht ihr habt mich hierher geschickt, sondern Gott ... Ihr habt Böses gegen mich im Sinne gehabt, Gott aber hatte dabei Gutes im Sinn ... um ... viel Volk am Leben zu erhalten" (Gn 45,8 Gn 50,20) (Vgl. Tb 2,12-18 Vg). Aus dem schlimmsten moralischen Übel, das je begangen worden ist, aus der durch die Sünden aller Menschen verschuldeten Verwerfung und Ermordung des Sohnes Gottes, hat Gott im Übermaß seiner Gnade (Vgl. Rm 5,20) das größte aller Güter gemacht: die Verherrlichung Christi und unsere Erlösung. Freilich wird deswegen das Böse nicht zu etwas Gutem (Vgl. dazu auch CEC 598-600 CEC 1994).

313 "Wir wissen, daß Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt" (Rm 8,28). Das bezeugen die Heiligen immer wieder (Vgl. dazu auch CEC 227):

Die hl. Katharina von Siena sagt deshalb "zu denen, die an dem, was ihnen zustößt, Ärgernis nehmen und sich dagegen auflehnen": "Alles geht aus Liebe hervor, alles ist auf das Heil des Menschen hingeordnet. Gott tut nichts außer mit diesem Ziel" (dial. 4,138).

Der hl. Thomas Morus tröstet kurz vor seinem Martyrium seine Tochter: "Es kann nichts geschehen, was Gott nicht will. Was immer er aber will, so schlimm es auch scheinen mag, es ist für uns dennoch wahrhaft das Beste" (Brief).

Und Juliana von Norwich sagt: "Durch die Gnade Gottes wurde ich inne, daß ich mich fest an den Glauben halten und nicht weniger fest sehen muß, daß alles, wie es auch sein mag, gut sein wird. ... Und du wirst sehen, daß alles, alles gut sein wird" (rev. 32).

314 Wir glauben fest, daß Gott der Herr der Welt und der Geschichte ist. Die Wege seiner Vorsehung sind uns jedoch oft unbekannt. Erst am Schluß, wenn unsere Teilerkenntnis zu Ende ist und wir Gott "von Angesicht zu Angesicht" schauen werden (1Co 13,12), werden wir voll und ganz die Wege erkennen, auf denen Gott sogar durch das Drama des Bösen und der Sünde hindurch seine Schöpfung zur endgültigen Sabbatruhe (Vgl. Gn 2,2) führt, auf die hin er Himmel und Erde erschaffen hat (Vgl. dazu auch CEC 1040 CEC 2550).



KURZTEXTE

315 Mit der Erschaffung der Welt und des Menschen hat Gott das erste und allumfassende Zeugnis seiner allmächtigen Liebe und Weisheit sowie die erste Ankündigung seines "gnädigen Ratschlusses" gegeben, welcher sich in der Neuschöpfung durch Christus verwirklicht.

316 Das Schöpfungswerk wird insbesondere dem Vater zugeschrieben, doch ist es ebenfalls eine Glaubenswahrheit, daß der Vater, der Sohn und der Heilige Geist das einzige, unteilbare Schöpfungsprinzip sind.

317 Gott allein hat das Universum frei, direkt und ohne irgendeine Hilfe erschaffen.

318 Kein Geschöpf hat die unendliche Macht, die notwendig ist, um im eigentlichen Sinn des Wortes zu "erschaffen", das heißt etwas, das überhaupt nicht existierte, hervorzubringen und ihm das Sein zu geben, es "aus nichts" (ex nihilo) ins Dasein zu rufen (Vgl. DS 3624).

319 Gott hat die Welt erschaffen, um seine Herrlichkeit zu zeigen und mitzuteilen. Daß seine Geschöpfe an seiner Wahrheit, Güte und Schönheit teilhaben - das ist die Herrlichkeit, für die sie Gott erschaffen hat.

320 Gott, der das Weltall erschaffen hat, erhält es im Dasein durch sein Wort, den Sohn, der "das All durch sein machtvolles Wort" trägt (He 1,3), und durch seinen Schöpfergeist, der das Leben spendet.

321 Die göttliche Vorsehung besteht in den Fügungen, durch die Gott alle Geschöpfe mit Weisheit und Liebe ihrem letzten Ziel entgegenführt.

322 Christus fordert uns auf, uns kindlich auf die Vorsehung unseres himmlischen Vaters zu verlassen (Vgl. Mt 6,26-34) und der Apostel Petrus nimmt dies auf:"Werft alle eure Sorge auf ihn, denn er kümmert sich um euch" (1P 5,7) (Vgl. Ps 55,23).

323 Die göttliche Vorsehung handelt auch durch das Handeln der Geschöpfe. Den Menschen gibt Gott die Möglichkeit, in Freiheit an seinen Plänen mitzuwirken.

324 Daß Gott das physische und das moralische Böse zuläßt, ist ein Mysterium, das er durch seinen Sohn Jesus Christus erhellt, der gestorben und auferstanden ist, um das Böse zu besiegen. Der Glaube gibt uns die Gewißheit, daß Gott das Böse nicht zuließe, wenn er nicht auf Wegen, die wir erst im ewigen Leben vollständig erkennen werden, sogar aus dem Bösen Gutes hervorgehen ließe.






ABSATZ 5 HIMMEL UND ERDE



325 Das Apostolische Credo bekennt, daß Gott "der Schöpfer des Himmels und der Erde" ist, und das Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel verdeutlicht: "der sichtbaren und der unsichtbaren Welt".

326 In der Heiligen Schrift bezeichnet das Wortpaar "Himmel und Erde" alles, was existiert: die gesamte Schöpfung. Es gibt auch das Band an, das innerhalb der Schöpfung Himmel und Erde zugleich vereint und unterscheidet: "die Erde" ist die Welt der Menschen (Vgl. Ps 115,16) "der Himmel" oder "die Himmel" kann das Firmament bezeichnen (Vgl. Ps 19,2), aber auch den eigentlichen "Ort" Gottes - er ist ja unser "Vater im Himmel" (Mt 5,16) (Vgl. Ps 115,16) - und folglich auch den Himmel, der die endzeitliche Herrlichkeit ist. Schließlich bezeichnet das Wort "Himmel" den "Ort" der geistigen Geschöpfe - der Engel -, die Gott umgeben (Vgl. dazu auch CEC 290 CEC 1023 CEC 2794).

327 Das Glaubensbekenntnis des Vierten Laterankonzils sagt: Gott "schuf am Anfang der Zeit aus nichts zugleich beide Schöpfungen, die geistige und die körperliche, nämlich die der Engel und die der Welt: und danach die menschliche, die gewissermaßen zugleich aus Geist und Körper besteht" (DS 800) (Vgl. DS 3002 SPE 8) (Vgl. dazu auch CEC 296).



I Die Engel


Die Existenz der Engel - eine Glaubenswahrheit

328 Daß es geistige, körperlose Wesen gibt, die von der Heiligen Schrift für gewöhnlich "Engel" genannt werden, ist eine Glaubenswahrheit. Das bezeugt die Schrift ebenso klar wie die Einmütigkeit der Überlieferung (Vgl. dazu auch CEC 150).



Wer sind sie?

329 Der hl. Augustinus sagt: ",Engel' bezeichnet das Amt, nicht die Natur. Fragst du nach seiner Natur, so ist er ein Geist; fragst du nach dem Amt, so ist er ein Engel: seinem Wesen nach ist er ein Geist, seinem Handeln nach ein Engel" (Psal. 103,1,15). Ihrem ganzen Sein nach sind die Engel Diener und Boten Gottes. Weil sie "beständig das Antlitz meines Vaters sehen, der im Himmel ist" (Mt 18,10), sind sie "Vollstrecker seiner Befehle, seinen Worten gehorsam" (Ps 103,20).

330 Als rein geistige Geschöpfe haben sie Verstand und Willen; sie sind personale (Vgl. Pius XII.: DS 3891) und unsterbliche (Vgl. Lc 20,36) Wesen. Sie überragen alle sichtbaren Geschöpfe an Vollkommenheit. Der Glanz ihrer Herrlichkeit zeugt davon (Vgl. Dt 10,9-12).



Christus "mit all seinen Engeln"

331 Christus ist das Zentrum der Engelwelt. Es sind seine Engel: "Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm .. (Mt 25,31). Sie sind sein, weil sie durch ihn und auf ihn hin erschaffen sind: "Denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen" (Col 1,16). Sie sind erst recht deshalb sein, weil er sie zu Boten seines Heilsplanes gemacht hat: "Sind sie nicht alle nur dienende Geister, ausgesandt, um denen zu helfen, die das Heil erben sollen?" (He 1,14) (Vgl. dazu auch CEC 291).

332 Sie sind da, seit der Welterschaffung (Vgl. Ijob 38,7, wo die Engel "Gottessöhne" genannt werden) und im Laufe der ganzen Heilsgeschichte; sie künden von ferne oder von nahe das Heil in und dienen dem göttlichen Plan, es zu verwirklichen. Sie schließen das irdische Paradies ab (Vgl. Gn 3,24), beschützen Lot (Vgl. Gn 19), retten Hagar und ihr Kind (Vgl. Gn 21,17), gebieten der Hand Abrahams Einhalt (Vgl. Gn 22,11), teilen dem Volk das Gesetz mit (Vgl. Ac 7,53), führen das Gottesvolk (Vgl. Ex 23,20-23), kündigen Geburten (Vgl. Ri Jg 13) und Berufungen an (Vgl. Ri Jg 6,11-24 Is 6,6), stehen den Propheten bei (Vgl. 1R 19,5), um nur einige Beispiele zu nennen. Schließlich erscheint der Engel Gabriel, um die Geburt des Vorläufers und die Geburt Jesu selbst anzukündigen (Vgl. Lc 1,11 Lc 1,26).

333 Von der Menschwerdung bis zur Himmelfahrt ist das Leben des fleischgewordenen Wortes von der Anbetung und dem Dienst der Engel umgeben. Als Gott "den Erstgeborenen in die Welt einführt, sagt er: ,Alle Engel Gottes sollen sich vor ihm niederwerfen"' (He 1,6). Ihr Lobgesang bei der Geburt Christi - "Ehre sei Gott ..." (Lc 2,14) - klingt im Lobpreis der Kirche weiter. Sie beschützen Jesus im Kindesalter (Vgl. Mt 1,20 Mt 2,13 Mt 2,19), dienen ihm in der Wüste (Vgl. Mk,12; Mt 4,11), stärken ihn in der Todesangst (Vgl. Lc 22,43), und sie hätten ihn auch - wie einst Israel (Vgl. 2M 10,29-30 2M 11,8) - aus der Hand der Feinde retten können (Vgl. Mt 26,53). Die Engel sind es auch, die "evangelisieren" (Lc 2,10), indem sie die frohe Botschaft der Menschwerdung (Vgl. Lc 2,8-14) und der Auferstehung (Vgl. Mc 16,5-7) Christi verkünden. Bei der Wiederkunft Christi, die sie ankündigen (Vgl. Ac 1,10-11), werden sie ihn begleiten und ihm bei seinem Gericht dienen (Vgl. Mt 13,41 Mt 25,31 Lc 12,8-9) (Vgl. dazu auch CEC 559).



Die Engel im Leben der Kirche

334 Bis zur Wiederkunft Christi kommt die geheimnisvolle, mächtige Hilfe der Engel dem ganzen Leben der Kirche zugute (Vgl. Ac 5,18-20 Ac 8,26-29 Ac 10,3-8 Ac 12,6-11 Ac 27,23-25).

335 In ihrer Liturgie vereint sich die Kirche mit den Engeln, um den dreimal heiligen Gott anzubeten (Vgl. MR, "Sanctus"); sie bittet um deren Beistand (So im "Supplices te rogamus ..." des römischen Hochgebetes, im "In paradisum deducant te angeli ..." der Bestattungsliturgie und auch im "Cherubinischen Hymnus" der Liturgie des hl. Johannes Chrysostomus) und feiert insbesondere das Gedächtnis gewisser Engel (der heiligen Michael, Gabriel und Raphael und der heiligen Schutzengel). (Vgl. dazu auch CEC 1138)

336 Von seinem Beginn (Vgl. Mt 18,10) bis zum Tod (Vgl. Lc 16,22) umgeben die Engel mit ihrer Hut (Vgl. Ps 34,8 Ps 91,10-13) und Fürbitte das Leben des Menschen (Vgl. Jb 33,23-24 Za 1,12 Tb 12,12). "Einem jeden der Gläubigen steht ein Engel als Beschützer und Hirte zur Seite, um ihn zum Leben zu führen" (Basilius, Eun. 3,1). Schon auf dieser Erde hat das christliche Leben im Glauben an der glückseligen Gemeinschaft der in Gott vereinten Engel und Menschen teil (Vgl. dazu auch CEC 1020).



II Die sichtbare Welt

337 Gott selbst hat die sichtbare Welt mit all ihrem Reichtum, ihrer Vielfalt, ihrer Ordnung erschaffen. Die Schrift stellt das Schöpfungswerk sinnbildlich als eine Reihe von sechs göttlichen "Arbeitstagen" dar, die mit der "Ruhe" des siebten Tages abschließen (Vgl. Gen 1,1-2,4). Die Heilige Schrift lehrt in bezug auf die Schöpfung Wahrheiten, die Gott um unseres Heiles willen geoffenbart hat (Vgl. DV 11) und die "das innerste Wesen der ganzen Schöpfung, ihren Wert und ihre Hinordnung auf das Lob Gottes anerkennen" lassen (LG 36) (Vgl. dazu auch CEC 290 CEC 293).

338 Es gibt nichts, was nicht dem Schöpfer sein Dasein verdankt. Die Welt begann, als sie durch das Wort Gottes aus dem Nichts geschaffen wurde. Alle existierenden Wesen, die ganze Natur, die ganze Menschheitsgeschichte wurzeln in diesem Urereignis; durch diese "Genesis" ist die Welt gebildet worden und hat die Zeit begonnen (Vgl. Augustinus, Gen. Man. 1,2,4) (Vgl. dazu auch CEC 297).

339 Jedes Geschöpf besitzt seine eigene Güte und Vollkommenheit. Von jedem Werk der "sechs Tage" heißt es: "Und Gott sah, daß es gut war". "Aufgrund ihres Geschaffenseins selbst nämlich werden alle Dinge mit einer eigenen Beständigkeit, Wahrheit, Gutheit sowie mit eigenen Gesetzen und (einer eigenen) Ordnung ausgestattet" (GS 36,2). Die unterschiedlichen Geschöpfe widerspiegeln in ihrem gottgewollten Eigensein, jedes auf seine Art, einen Strahl der unendlichen Weisheit und Güte Gottes. Deswegen muß der Mensch die gute Natur eines jeden Geschöpfes achten und sich hüten, die Dinge gegen ihre Ordnung zu gebrauchen. Andernfalls wird der Schöpfer mißachtet und es entstehen für die Menschen und ihre Umwelt verheerende Folgen (Vgl. dazu auch CEC 2501 CEC 299 CEC 226).

340 Die gegenseitige Abhängigkeit der Geschöpfe ist gottgewollt. Die Sonne und der Mond, die Zeder und die Feldblume, der Adler und der Sperling - all die unzähligen Verschiedenheiten und Ungleichheiten besagen, daß kein Geschöpf sich selbst genügt, daß die Geschöpfe nur in Abhängigkeit voneinander existieren, um sich im Dienst aneinander gegenseitig zu ergänzen (Vgl. dazu auch CEC 1937).

341 Die Schönheit des Universums: Ordnung und Harmonie der erschaffenen Welt ergeben sich aus der Verschiedenheit der Seinsformen und der Beziehungen unter diesen. Der Mensch entdeckt sie nach und nach als Naturgesetze. Sie rufen die Bewunderung der Wissenschaftler hervor. Die Schönheit der Schöpfung widerspiegelt die unendliche Schönheit des Schöpfers. Sie soll Ehrfurcht wecken und den Menschen dazu anregen, seinen Verstand und seinen Willen dem Schöpfer unterzuordnen (Vgl. dazu auch CEC 283 CEC 2500).

342 Die Rangordnung der Geschöpfe wird durch die Abfolge der "sechs Tage" zum Ausdruck gebracht, die vom weniger Vollkommenen zum Vollkommeneren fortschreitet. Gott liebt alle seine Geschöpfe (Vgl. Ps 145,9), nimmt sich eines jeden an, selbst der Sperlinge. Und doch sagt Jesus: "Ihr seid mehr wert als viele Spatzen" (Lc 12,7) und: "Ein Mensch ist viel mehr wert als ein Schaf" (Mt 12,12) (Vgl. dazu auch CEC 310).

343 Der Mensch ist der Gipfel des Schöpfungswerkes. Der inspirierte Bericht bringt dies dadurch zum Ausdruck, daß er die Erschaffung des Menschen von der der anderen Geschöpfe deutlich abhebt (Vgl. Gn 1,26) (Vgl. dazu auch CEC 355).

344 Zwischen allen Geschöpfen besteht eine Solidarität, denn sie alle haben den gleichen Schöpfer, und sie alle sind auf seine Herrlichkeit hingeordnet (Vgl. dazu auch CEC 293 CEC 1939 CEC 2416).

Gelobt seist du, mein Herr, mit allen deinen Geschöpfen,

vornehmlich durch die Herrin, die Schwester Sonne,

die uns den Tag heraufführt und uns erhellt durch ihr Licht.

Schön ist sie und strahlend mit großem Glanz:

sie bietet uns ein Gleichnis von dir, du Höchster ...

Gelobt seist du, mein Herr, durch die Schwester, das Wasser,

das gar sehr nützlich und demütig ist,

kostbar und keusch ...

Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, die Mutter Erde,

die uns trägt und nährt

und mancherlei Früchte hervorbringt

und vielfarbene Blumen und Kräuter ...

Lobet und preiset meinen Herrn,

sagt ihm Dank und dienet ihm

in großer Ergebung.

(Franz von Assisi, Sonnengesang) (Vgl. dazu auch CEC 1218)

345 Der Sabbat - der Abschluß der "sechs Tage". Die Heilige Schrift sagt: "Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er geschaffen hatte" - so "wurden Himmel und Erde vollendet" - "und er ruhte am siebten Tag ... Und Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn für heilig" (Gn 2,1-3). Diese inspirierten Worte sind sehr aufschlußreich (Vgl. dazu auch CEC 2168):

346 In der Schöpfung hat Gott eine Grundlage und Gesetze gelegt, die bestehen bleiben (Vgl. He 4,3-4). Der Glaubende kann sich auf sie verlassen; sie sind ihm Zeichen und Gewähr der unerschütterlichen Treue, mit der Gott an seinem Bund festhält (Vgl. Jr 31,35-37 Jr 33,19-26). Der Mensch muß sich seinerseits treu an diese Grundlage halten und die Gesetze, die Gott in die Schöpfung eingeschrieben hat, achten (Vgl. dazu auch CEC 2169).

347 Die Schöpfung geschah im Hinblick auf den Sabbat und somit auf die Verehrung und Anbetung Gottes. Der Gottesdienst ist in die Schöpfungsordnung eingeschrieben (Vgl. Gn 1,14). "Dem Gottesdienst soll nichts vorgezogen werden", sagt die Regel des hl. Benedikt, die uns so auf die richtige Ordnung der menschlichen Anliegen hinweist (Vgl. dazu auch CEC 1145-1152).

348 Der Sabbat bildet im Gesetz Israels die Mitte. Die Gebote halten heißt der Weisheit und dem Willen Gottes entsprechen, die in seinem Schöpfungswerk zum Ausdruck kommen (Vgl. dazu auch CEC 2172).

349 Der achte Tag. Für uns aber ist ein neuer Tag angebrochen: der Tag der Auferstehung Christi. Der siebte Tag vollendet die erste Schöpfung. Am achten Tag beginnt die Neuschöpfung. So gipfelt das Schöpfungswerk im noch größeren Werk der Erlösung. Die erste Schöpfung findet ihren Sinn und Höhepunkt in der Neuschöpfung in Christus, welche die erste an Glanz übertrifft (Vgl. MR, Osternacht 24: Gebet nach der ersten Lesung) (Vgl. dazu auch CEC 2174 CEC 1046).



KURZTEXTE



350 Die Engel sind geistige Geschöpfe, die Gott unablässig verherrlichen und seinem Heilsplan für die anderen Geschöpfe dienen:"Bei allen unseren guten Werken wirken die Engel mit" (Thomas v. A., s. th. I 114,3 ad 3).

351 Die Engel umgeben Christus, ihren Herrn. Sie dienen ihm insbesondere bei der Erfüllung seiner Heilssendung für die Menschen.

352 Die Kirche verehrt die Engel, die der Kirche auf ihrem irdischen Pilgerweg beistehen und jeden Menschen beschützen.

353 Gott hat gewollt, daß seine Geschöpfe voneinander verschieden sind, daß sie ihre je eigene Güte haben, daß sie voneinander abhängen und daß sie in einer Ordnung stehen. Er hat alle materiellen Geschöpfe zum Wohl des Menschengeschlechtes bestimmt. Der Mensch und durch ihn die ganze Schöpfung ist zur Verherrlichung Gottes bestimmt.

354 Die in die Schöpfung eingeschriebenen Gesetze und die Beziehungen zu achten, die sich aus der Natur der Dinge ergeben, ist ein Grundsatz der Weisheit und eine Grundlage der Sittlichkeit.




ABSATZ 6 DER MENSCH



355 "Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde; nach dem Bilde Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie" (Gn 1,27). Der Mensch nimmt in der Schöpfung eine einzigartige Stellung ein: er ist "nach Gottes Bild" geschaffen (I); in seiner Natur vereint er die geistige mit der materiellen Welt (II); er ist "als Mann und Frau" geschaffen (III); Gott hat ihn zu seinem Freund gemacht (IV) (Vgl. dazu auch CEC 1700 CEC 343).



I "Nach dem Bilde Gottes"

356 Von allen sichtbaren Geschöpfen ist einzig der Mensch "fähig, seinen Schöpfer zu erkennen und zu lieben" (GS 12,3); er ist "auf Erden das einzige Geschöpf ... das Gott um seiner selbst willen gewollt hat" (GS 24,3); er allein ist berufen, in Erkenntnis und Liebe am Leben Gottes teilzuhaben. Auf dieses Ziel hin ist er geschaffen worden, und das ist der Hauptgrund für seine Würde (Vgl. dazu auch CEC 1703 CEC 2258 CEC 225):

"Was war der Grund, weshalb du den Menschen zu einer so großen Würde erhoben hast? Die unschätzbare Liebe, mit der du dein Geschöpf in dir selbst angeblickt und dich in es verliebt hast, denn du hast es aus Liebe erschaffen, aus Liebe hast du ihm eine Natur gegeben, die an dir, dem ewigen Gut, Freude zu empfinden vermag" (Katharina v. Siena, dial. 4,13) (Vgl. dazu auch CEC 295).

357 Weil er nach dem Bilde Gottes geschaffen ist, hat der Mensch die Würde, Person zu sein; er ist nicht bloß etwas, sondern jemand. Er ist imstande, sich zu erkennen, über sich Herr zu sein, sich in Freiheit hinzugeben und in Gemeinschaft mit anderen Personen zu treten, und er ist aus Gnade zu einem Bund mit seinem Schöpfer berufen, um diesem eine Antwort des Glaubens und der Liebe zu geben, die niemand anderer an seiner Stelle geben kann (Vgl. dazu auch CEC 1935 CEC 1877).

358 Gott hat alles für den Menschen erschaffen (Vgl. GS 12,1 GS 24,2 GS 39,1), aber der Mensch selbst ist erschaffen worden, um Gott zu dienen, ihn zu lieben und ihm die ganze Schöpfung darzubringen (Vgl. dazu auch CEC 299 CEC 901):

"Welches ist das Wesen, das in solchem Ansehen geschaffen ist? Es ist der Mensch, die große, bewundernswerte lebendige Gestalt, die in den Augen Gottes wertvoller ist als alle Geschöpfe. Es ist der Mensch; für ihn sind der Himmel und die Erde und das Meer und die gesamte Schöpfung da. Auf sein Heil legt Gott sosehr Wert, daß er sogar seinen eingeborenen Sohn für ihn nicht verschont hat. Gott zögerte ja nicht, alles ins Werk zu setzen, um den Menschen zu ihm aufsteigen und zu seiner Rechten sitzen zu lassen" (Johannes Chrysostomus, serm. in Gn 2,1).

359 "Tatsächlich klärt sich nur im Geheimnis des fleischgewordenen Wortes das Geheimnis des Menschen wahrhaft auf" (GS 22,1) (Vgl. dazu auch CEC 1701).

"Der heilige Apostel Paulus spricht von zwei Menschen, von denen das Menschengeschlecht abstamme: von Adam und von Christus ... Paulus sagt: ,Adam, der erste Mensch, wurde ein irdisches Lebewesen. Der letzte Adam wurde lebendigmachender Geist'. Jener Erste ist von diesem Letzten geschaffen worden und hat auch von ihm die Seele erhalten, damit er lebendig wurde ... Dieser letzte Adam ist es, der bei der Formung dem ersten sein Bild aufprägte. Daher kam es, daß er seine Gestalt annahm und seinen Namen empfing, damit ihm nicht verlorenging, was er nach seinem Bild gemacht hatte. Der erste Adam, der letzte Adam: Der Erste hat einen Anfang, der Letzte hat kein Ende, weil dieser Letzte in Wirklichkeit der Erste ist. Sagt er doch: ,Ich bin das Alpha und das Omega"' (Petrus Chrysologus, sermo 117) (Vgl. dazu auch CEC 388 CEC 411).

360 Das Menschengeschlecht bildet aufgrund des gemeinsamen Ursprungs eine Einheit. Denn Gott "hat aus einem einzigen Menschen das ganze Menschengeschlecht erschaffen" (Ac 17,26) (Vgl. Tb 8,6) (Vgl. dazu auch CEC 225 CEC 404 CEC 775 CEC 831 CEC 842).

"Wunderbare Schau, die uns das Menschengeschlecht sehen läßt in der Einheit eines gemeinsamen Ursprungs in Gott ... in der Einheit der Natur, bei allen gleich gefügt aus stofflichem Leib und geistiger, unsterblicher Seele; in der Einheit des unmittelbaren Ziels und seiner Aufgabe in der Welt; in der Einheit der Siedlung auf dem Erdboden, dessen Güter zu nutzen alle Menschen naturrechtlich befugt sind, um so ihr Leben zu erhalten und zu entwickeln; in der Einheit des übernatürlichen Endziels, Gottes selbst, nach dem zu streben alle verpflichtet sind; in der Einheit der Mittel, um dieses Ziel zu erreichen; ... in der Einheit des Loskaufs, den Christus für alle gewirkt hat" (Pius XII., Enz. "Summi Pontificatus") (Vgl. NA Na 1).

361 Dieses "Gesetz der Solidarität und Liebe" (ebd.) versichert uns, daß bei aller reichen Vielfalt der Personen, Kulturen und Völker alle Menschen wahrhaft Brüder und Schwestern sind (Vgl. dazu auch CEC 1939).



II "In Leib und Seele einer"

362 Die nach dem Bilde Gottes erschaffene menschliche Person ist ein zugleich körperliches und geistiges Wesen. Der biblische Bericht bringt das in einer sinnbildlichen Sprache zum Ausdruck, wenn er sagt: "Da formte Gott, der Herr, den Menschen aus Erde vom Ackerboden und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen" (Gn 2,7). Der ganze Mensch ist von Gott gewollt (Vgl. dazu auch CEC 1146 CEC 2332).

363 In der Heiligen Schrift bedeutet der Ausdruck Seele oft das Leben des Menschen (Vgl. Mt 16,25-26 Jn 15,13) oder die ganze menschliche Person (Vgl. Ac 2,41). Er bezeichnet aber auch das Innerste im Menschen (Vgl. Mt 26,38 Jn 12,27), das Wertvollste an ihm (Vgl. Mt 10,28 2M 6,30), das, wodurch er am meisten nach dem Bild Gottes ist: "Seele" benennt das geistige Lebensprinzip im Menschen (Vgl. dazu auch CEC 1703).

364 Der Leib des Menschen hat an der Würde des Seins "nach dem Bilde Gottes" teil: er ist eben deswegen menschlicher Leib, weil er durch die geistige Seele beseelt wird. Die menschliche Person ist als ganze dazu bestimmt, im Leibe Christi zum Tempel des Geistes zu werden (Vgl. 1Co 6,19-20 1Co 15,44-45) (Vgl. dazu auch CEC 1004).

"In Leib und Seele einer, vereint der Mensch durch seine leibliche Verfaßtheit die Elemente der stofflichen Welt in sich, so daß sie durch ihn ihren Höhepunkt erreichen und ihre Stimme zum freien Lob des Schöpfers erheben. Das leibliche Leben darf also der Mensch nicht geringachten; er muß im Gegenteil seinen Leib als von Gott geschaffen und zur Auferweckung am Jüngsten Tag bestimmt für gut und der Ehre würdig halten" (GS 14,1) (Vgl. dazu auch CEC 2289).

365 Die Einheit von Seele und Leib ist so tief, daß man die Seele als die "Form" des Leibes (Vgl. K. v. Vienne 1312: DS 902) zu betrachten hat, das heißt die Geistseele bewirkt, daß der aus Materie gebildete Leib ein lebendiger menschlicher Leib ist. Im Menschen sind Geist und Materie nicht zwei vereinte Naturen, sondern ihre Einheit bildet eine einzige Natur.

366 Die Kirche lehrt, daß jede Geistseele unmittelbar von Gott geschaffen ist (Vgl. Pius XII., Enz. "Humani generis" 1950: DS 3896 SPF 8) - sie wird nicht von den Eltern "hervorgebracht" - und daß sie unsterblich ist (Vgl. 5. K. im Lateran 1513: DS 1440): sie geht nicht zugrunde, wenn sie sich im Tod vom Leibe trennt, und sie wird sich bei der Auferstehung von neuem mit dem Leib vereinen (Vgl. dazu auch CEC 1085 CEC 997).

367 Manchmal wird die Seele vom Geist unterschieden. So betet der hl. Paulus: "Gott ... heilige euch ganz und gar und bewahre euren Geist, eure Seele und euren Leib unversehrt, damit ihr ohne Tadel seid" bei der Wiederkunft des Herrn (1Th 5,23). Die Kirche lehrt, daß diese Unterscheidung die Seele nicht zweiteilt (Vgl. 4. K. v. Konstantinopel 870: DS 657). Mit "Geist" ist gemeint, daß der Mensch von seiner Erschaffung an auf sein übernatürliches Ziel hingeordnet ist (Vgl. 1. Vatikanisches K.: DS 3005 GS 22,5) und daß seine Seele aus Gnade zur Gemeinschaft mit Gott erhoben werden kann (Vgl. Pius XII., Enz. "Humani generis", 1950: DS 3891) (Vgl. dazu auch CEC 2083).

368 Die geistliche Tradition der Kirche legt auch Wert auf das Herz im biblischen Sinn des "Wesensgrundes" oder "Inneren" (Jr 31,33), worin sich die Person für oder gegen Gott entscheidet (Vgl. Dt 6,5 Dt 29,3 Is 29,13 Ez 36,26 Mt 6,21; Lc 8,15 Rm 5,5) (Vgl. dazu auch CEC 478 CEC 582 CEC 1431 CEC 1764 CEC 2517 CEC 2562 CEC 2843).



III "Als Mann und Frau schuf er sie"



Gottgewollte Gleichheit und Verschiedenheit

369 Mann und Frau sind erschaffen, das heißt gottgewollt in vollkommener Gleichheit einerseits als menschliche Personen, andererseits in ihrem Mannsein und Frausein. "Mann sein" und "Frau sein" ist etwas Gutes und Gottgewolltes: beide, der Mann und die Frau, haben eine unverlierbare Würde, die ihnen unmittelbar von Gott, ihrem Schöpfer zukommt (Vgl. Gn 2,7 Gn 2,22). Beide, der Mann und die Frau, sind in gleicher Würde "nach Gottes Bild". In ihrem Mannsein und ihrem Frausein spiegeln sie die Weisheit und Güte des Schöpfers wider.

370 Gott ist keineswegs nach dem Bild des Menschen. Er ist weder Mann noch Frau. Gott ist reiner Geist, in dem es keinen Geschlechtsunterschied geben kann. In den "Vollkommenheiten" des Mannes und der Frau spiegelt sich jedoch etwas von der unendlichen Vollkommenheit Gottes wider: die Züge einer Mutter (Vgl. Is 49,14-15 Is 66,13 Ps 131,2-3) und diejenigen eines Vaters und Gatten (Vgl. Os 11,1-4 Jr 3,4-19) (Vgl. dazu auch CEC 42 CEC 239).



"Füreinander" - eine "Zwei-Einheit"

371 Miteinander erschaffen, sind der Mann und die Frau von Gott auch füreinander gewollt. Das Wort Gottes gibt uns das durch verschiedene Stellen der Heiligen Schrift zu verstehen: "Es ist nicht gut, daß der Mensch allein bleibt. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht" (Gn 2,18). Keines der Tiere kann für den Menschen eine solche Entsprechung sein (Gn 2,19-20). Die Frau, die Gott aus einer Rippe des Mannes "baut" und dem Mann zuführt, läßt diesen, über die Gemeinschaft mit ihr beglückt, voll Bewunderung und Liebe ausrufen: "Das endlich ist Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch!" (Gn 2,23). Der Mann entdeckt die Frau als ein anderes Ich, als Mitmenschen (Vgl. dazu auch CEC 1605).

372 Der Mann und die Frau sind "füreinander" geschaffen, nicht als ob Gott sie nur je zu einem halben, unvollständigen Menschen gemacht hätte. Vielmehr hat er sie zu einer personalen Gemeinschaft geschaffen, in der die beiden Personen füreinander eine "Hilfe" sein können, weil sie einerseits als Personen einander gleich sind ("Bein von meinem Bein") und andererseits in ihrem Mannsein und Frausein einander ergänzen. In der Ehe vereint Gott sie so eng miteinander, daß sie, "nur ein Fleisch bildend" (Gn 2,24), das menschliche Leben weitergeben können: "Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde!" (Gn 1,28). Indem sie das menschliche Leben ihren Kindern weitergeben, wirken Mann und Frau als Gatten und Eltern auf einzigartige Weise am Werk des Schöpfers mit (Vgl. GS 50,1) (Vgl. dazu auch CEC 1652 CEC 2366).

373 Nach dem Plane Gottes haben Mann und Frau die Berufung, als von Gott bestellte "Verwalter" sich die Erde zu "unterwerfen". Diese Oberhoheit darf keine zerstörerische Willkürherrschaft sein. Nach dem Bild des Schöpfers geschaffen, "der alles, was da ist, liebt" (Sg 11,24), sind Mann und Frau berufen, an der göttlichen Vorsehung für die anderen Geschöpfe teilzunehmen. Sie sind deshalb für die Welt, die Gott ihnen anvertraut hat, verantwortlich (Vgl. dazu auch CEC 307 CEC 2415).



Katechismus KK 1997 309