Katechismus KK 1997 373


IV Der Mensch im Paradies

374 Der erste Mensch wurde als ein gutes Wesen erschaffen und in Freundschaft mit seinem Schöpfer und in Einklang mit sich selbst und mit der ihn umgebenden Schöpfung versetzt. Nur durch die Herrlichkeit der Neuschöpfung in Christus können diese Freundschaft und Harmonie noch übertroffen werden (Vgl. dazu auch CEC 54).

375 Die Kirche legt die Symbolik der biblischen Sprache im Licht des Neuen Testamentes und der Überlieferung authentisch aus und lehrt, daß unsere Stammeltern Adam und Eva in einen ursprünglichen Stand der "Heiligkeit und Gerechtigkeit" eingesetzt wurden (K. v. Trient: DS 1511). Diese Gnade der ursprünglichen Heiligkeit war eine "Teilhabe am göttlichen Leben" (LG 2) (Vgl. dazu auch CEC 1997).

376 Durch die Ausstrahlung dieser Gnade wurde das menschliche Leben in jeder Hinsicht gestärkt. Solange der Mensch in der engen Verbindung mit Gott blieb, mußte er weder sterben (Vgl. Gn 2,17 Gn 3,19) noch leiden (Vgl. Gn 3,16). Die innere Harmonie der menschlichen Person, die Harmonie zwischen Mann und Frau (Vgl. Gn 2,25) und die Harmonie zwischen dem ersten Menschenpaar und der gesamten Schöpfung bildete den Zustand der sogenannten "Urgerechtigkeit" (Vgl. dazu auch CEC 1008 CEC 1502).

377 Die von Gott dem Menschen von Anfang an gewährte "Herrschaft" über die Welt wirkte sich in erster Linie im Menschen als Herrschaft über sich selbst aus. Der Mensch war in seinem ganzen Wesen heil und geordnet, weil er von der dreifachen Begierlichkeit (Vgl. 1Jn 2,16), die ihn zum Knecht der Sinneslust, der Gier nach irdischen Gütern und der Selbstbehauptung gegen die Weisungen der Vernunft macht, frei war (Vgl. dazu auch CEC 2514)

378 Zeichen der Vertrautheit mit Gott ist es, daß Gott den Menschen in den "Garten" setzt (Vgl. Gn 2,8). Er lebt darin, "um ihn zu hegen und zu pflegen" (Gn 2,15). Die Arbeit ist für Mann und Frau nicht Fron (Vgl. Gn 3,17-19), sondern Mitwirken mit Gott an der Vervollkommnung der sichtbaren Schöpfung (Vgl. dazu auch CEC 2415 CEC 2427).

379 Diese ganze Harmonie der Urgerechtigkeit, die der Plan Gottes für den Menschen vorgesehen hatte, ging durch die Sünde unserer Stammeltern verloren.



KURZTEXTE

380 "Den Menschen hast du nach deinem Bild geschaffen und ihm die Sorge für die ganze Welt anvertraut. Über alle Geschöpfe sollte er herrschen und allein dir, seinem Schöpfer, dienen" (MR, Viertes Hochgebet 118).

381 Der Mensch ist vorherbestimmt, das Bild des menschgewordenen Gottessohnes - "Ebenbild des unsichtbaren Gottes" (Col 1,15) - treu wiederzugeben, damit Christus der Erstgeborene von vielen Brüdern und Schwestern sei (Vgl. Ep 1,3-6 Rm 8,29).

382 Der Mensch ist "in Leib und Seele einer" (GS 14,1). Die Glaubenslehre sagt, daß die geistige, unsterbliche Seele unmittelbar von Gott erschaffen ist.

383 "Gott hat den Menschen nicht allein geschaffen: denn von Anfang an, hat er sie als Mann und Frau geschaffen' (Gn 1,27), deren Verbindung die erste Form von Gemeinschaft unter Personen bewirkt" (GS 12,4).

384 Die Offenbarung läßt uns den Stand der Urheiligkeit und Urgerechtigkeit des Mannes und der Frau vor der Sünde erkennen. Ihrer Freundschaft mit Gott entsprang die Glückseligkeit ihres Daseins im Paradies.






ABSATZ 7 DER SÜNDENFALL



385 Gott ist unendlich gut und alle seine Werke sind gut. Niemand entgeht jedoch der Erfahrung des Leides, der natürlichen Übel - die mit den Grenzen der Geschöpfe gegeben zu sein scheinen - und vor allem kann niemand dem Problem des sittlich Schlechten ausweichen. Woher stammt das Böse? "Ich fragte nach dem Ursprung des Bösen, doch es fand sich kein Ausweg", sagt der hl. Augustinus (conf. 7,7,11), und sein schmerzliches Suchen wird erst in seiner Bekehrung zum lebendigen Gott einen Ausweg finden. "Die geheime Macht der Gesetzwidrigkeit" (2Th 2,7) enthüllt sich nämlich nur im Licht des "Geheimnisses des Glaubens" (1Tm 3,16). Die in Christus geschehene Offenbarung der göttlichen Liebe zeigt zugleich die Größe der Sünde und die Übergröße der Gnade (Vgl. Rm 5,20). Wenn wir uns der Frage nach dem Ursprung des Bösen stellen, müssen wir also den Blick unseres Glaubens auf den richten, der allein dessen Besieger ist (Vgl. Lc 11,21-11 Jn 16,11 1Jn 3,8) (Vgl. dazu auch CEC 309 CEC 457 CEC 1848 CEC 539).



I Wo die Sünde groß wurde, ist die Gnade übergroß geworden



Die Wirklichkeit der Sünde

386 In der Geschichte des Menschen ist die Sünde gegenwärtig. Man würde vergeblich versuchen, sie nicht wahrzunehmen oder diese dunkle Wirklichkeit mit anderen Namen zu versehen. Um zu verstehen, was die Sünde ist, muß man zunächst den tiefen Zusammenhang des Menschen mit Gott beachten. Sieht man von diesem Zusammenhang ab, wird das Böse der Sünde nicht in ihrem eigentlichen Wesen - als Ablehnung Gottes, als Widerstand gegen ihn - entlarvt, obwohl sie weiterhin auf dem Leben und der Geschichte des Menschen lastet (Vgl. dazu auch CEC 1847).

387 Was die Sünde, im besonderen die Erbsünde, ist, sieht man nur im Licht der göttlichen Offenbarung. Diese schenkt uns eine Erkenntnis Gottes, ohne die man die Sünde nicht klar wahrnehmen kann und ohne die man versucht ist, Sünde lediglich als eine Wachstumsstörung, eine psychische Schwäche, einen Fehler oder als die notwendige Folge einer unrichtigen Gesellschaftsstruktur zu erklären. Nur in Kenntnis dessen, wozu Gott den Menschen bestimmt hat, erfaßt man, daß die Sünde ein Mißbrauch der Freiheit ist, die Gott seinen vernunftbegabten Geschöpfen gibt, damit sie ihn und einander lieben können (Vgl. dazu auch CEC 1848 CEC 1739).



Die Erbsünde - eine wesentliche Glaubenswahrheit

388 Mit dem Fortschreiten der Offenbarung wird auch die Wirklichkeit der Sünde erhellt. Obwohl das Gottesvolk des Alten Bundes im Licht der im Buche Genesis erzählten Geschichte vom Sündenfall die menschliche Daseinsverfassung irgendwie erkannte, konnte es den letzten Sinn dieser Geschichte nicht erfassen; dieser tritt erst im Licht des Todes und der Auferstehung Jesu Christi zutage (Vgl. Rm 5,12-21). Man muß Christus als den Quell der Gnade kennen, um Adam als den Quell der Sünde zu erkennen. Der Heilige Geist, den der auferstandene Christus uns sendet, ist gekommen, um "die Welt der Sünde zu überführen" (Jn 16,8), indem er den offenbart, der von der Sünde erlöst (Vgl. dazu auch CEC 431 CEC 208 CEC 359 CEC 729).

389 Die Lehre von der Erbsünde (oder Ursünde) ist gewissermaßen die "Kehrseite" der frohen Botschaft, daß Jesus der Retter aller Menschen ist, daß alle des Heils bedürfen und daß das Heil dank Christus allen angeboten wird. Die Kirche, die den "Sinn Christi" (Vgl. 1Co 2,16) hat, ist sich klar bewußt, daß man nicht an der Offenbarung der Erbsünde rühren kann, ohne das Mysterium Christi anzutasten (Vgl. dazu auch CEC 422).



Die Erzählung vom Sündenfall

390 Der Bericht vom Sündenfall (Gn 3) verwendet eine bildhafte Sprache, beschreibt jedoch ein Urereignis, das zu Beginn der Geschichte des Menschen stattgefunden hat (Vgl. GS 13,1). Die Offenbarung gibt uns die Glaubensgewißheit, daß die ganze Menschheitsgeschichte durch die Ursünde gekennzeichnet ist, die unsere Stammeltern freiwillig begangen haben (Vgl. K. v. Trient: DS 1513 Pius XII., Enz. "Humani Generis": DS 3897 Paul VI., Ansprache vom 11. Juli 1966) (Vgl. dazu auch CEC 289).



II Der Fall der Engel

391 Hinter der Entscheidung unserer Stammeltern zum Ungehorsam steht eine verführerische widergöttliche Stimme (Vgl. Gn 3,1-5), die sie aus Neid in den Tod fallen läßt (Vgl. Sg 2,24). Die Schrift und die Überlieferung der Kirche erblicken in diesem Wesen einen gefallenen Engel, der Satan oder Teufel genannt wird (Vgl. Jn 8,44 Ap 12,9). Die Kirche lehrt, daß er zuerst ein von Gott erschaffener guter Engel war. "Die Teufel und die anderen Dämonen wurden zwar von Gott ihrer Natur nach gut geschaffen, sie wurden aber selbst durch sich böse" (4. K. im Lateran 1215: DS 800) (Vgl. dazu auch CEC 2538).

392 Die Schrift spricht von einer Sünde der gefallenen Engel (Vgl. 2P 2,4). Ihr "Sündenfall" besteht in der freien Entscheidung dieser geschaffenen Geister, die Gott und sein Reich von Grund auf und unwiderruflich zurückwiesen. Wir vernehmen einen Widerhall dieser Rebellion in dem, was der Versucher zu unseren Stammeltern sagte: "Ihr werdet sein wie Gott" (Gn 3,5). Der Teufel ist "Sünder von Anfang an" (1Jn 3,8), "der Vater der Lüge" (Jn 8,44) (Vgl. dazu auch CEC 1850 CEC 2482).

393 Wegen des unwiderruflichen Charakters ihrer Entscheidung und nicht wegen eines Versagens des unendlichen göttlichen Erbarmens kann die Sünde der Engel nicht vergeben werden. "Es gibt für sie nach dem Abfall keine Reue, so wenig wie für die Menschen nach dem Tode" (Johannes v. Damaskus, f. o. 2,4) (Vgl. dazu auch CEC 1022).

394 Die Schrift bezeugt den unheilvollen Einfluß dessen, den Jesus den "Mörder von Anfang an" nennt (Jn 8,44) und der sogar versucht hat, Jesus von seiner vom Vater erhaltenen Sendung abzubringen (Vgl. Mt 4,1-11). "Der Sohn Gottes aber ist erschienen, um die Werke des Teufels zu zerstören" (1Jn 3,8). Das verhängnisvollste dieser Werke war die lügnerische Verführung, die den Menschen dazu gebracht hat, Gott nicht zu gehorchen (Vgl. dazu auch CEC 538-540 CEC 550 CEC 2846-2849).

395 Die Macht Satans ist jedoch nicht unendlich. Er ist bloß ein Geschöpf; zwar mächtig, weil er reiner Geist ist, aber doch nur ein Geschöpf: er kann den Aufbau des Reiches Gottes nicht verhindern. Satan ist auf der Welt aus Haß gegen Gott und gegen dessen in Jesus Christus grundgelegtes Reich tätig. Sein Tun bringt schlimme geistige und mittelbar selbst physische Schäden über jeden Menschen und jede Gesellschaft. Und doch wird dieses sein Tun durch die göttliche Vorsehung zugelassen, welche die Geschichte des Menschen und der Welt kraftvoll und milde zugleich lenkt. Daß Gott das Tun des Teufels zuläßt, ist ein großes Geheimnis, aber "wir wissen, daß Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt" (Rm 8,28) (Vgl. dazu auch CEC 309 CEC 1673 CEC 412 CEC 2850-2854).



III Die Erbsünde



Die Prüfung der Freiheit

396 Gott hat den Menschen nach seinem Bilde geschaffen und in seine Freundschaft aufgenommen. Als geistbeseeltes Wesen kann der Mensch diese Freundschaft nur in freier Unterordnung unter Gott leben. Das kommt darin zum Ausdruck, daß den Menschen verboten wird, vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse zu essen, "denn sobald du davon ißt, wirst du sterben" (Gn 2,17). Dieser "Baum der Erkenntnis von Gut und Böse" erinnert sinnbildlich an die unüberschreitbare Grenze, die der Mensch als Geschöpf freiwillig anerkennen und vertrauensvoll achten soll. Der Mensch hängt vom Schöpfer ab, er untersteht den Gesetzen der Schöpfung und den sittlichen Normen, die den Gebrauch der Freiheit regeln (Vgl. dazu auch CEC 1730 CEC 311 CEC 301).



Die erste Sünde des Menschen

397 Vom Teufel versucht, ließ der Mensch in seinem Herzen das Vertrauen zu seinem Schöpfer sterben (Vgl. Gen3,1), mißbrauchte seine Freiheit und gehorchte dem Gebot Gottes nicht. Darin bestand die erste Sünde des Menschen (Vgl. Rm 5,19). Danach wird jede Sünde Ungehorsam gegen Gott und Mangel an Vertrauen auf seine Güte sein (Vgl. dazu auch CEC 1707 CEC 2541 CEC 1850 CEC 215).

398 In dieser Sünde zog der Mensch sich selbst Gott vor und mißachtete damit Gott: er entschied sich für sich selbst gegen Gott, gegen die Erfordernisse seines eigenen Geschöpfseins und damit gegen sein eigenes Wohl. In den Stand der Heiligkeit gestellt, war der Mensch dazu bestimmt, von Gott in der Herrlichkeit völlig "vergöttlicht" zu werden. Vom Teufel versucht, wollte er "wie Gott sein" (Vgl. Gen3,5), aber "ohne Gott und vor Gott und nicht Gott gemäß" (Maximus der Bekenner, ambig.). (Vgl. dazu auch CEC 2084 CEC 2113)

399 Die Schrift zeigt die verhängnisvollen Folgen dieses ersten Ungehorsams. Adam und Eva verlieren sogleich die Gnade der ursprünglichen Heiligkeit (Vgl. Rm 3,23). Sie fürchten sich vor Gott (Vgl. Gn 3,9-10), von dem sie sich das Zerrbild eines Gottes gemacht haben, der auf seine Vorrechte eifersüchtig bedacht ist (Vgl. Gn 3,5).

400 Die Harmonie, die sie der ursprünglichen Gerechtigkeit verdankten, ist zerstört; die Herrschaft der geistigen Fähigkeiten der Seele über den Körper ist gebrochen (Vgl. Gn 3,7) die Einheit zwischen Mann und Frau ist Spannungen unterworfen (Vgl. Gn 3,11-13) ihre Beziehungen sind gezeichnet durch Begierde und Herrschsucht. Auch die Harmonie mit der Schöpfung ist zerbrochen: die sichtbare Schöpfung ist dem Menschen fremd und feindlich geworden (Vgl. Gn 3,17 Gn 3,19). Wegen des Menschen ist die Schöpfung der Knechtschaft "der Vergänglichkeit unterworfen" (Rm 8,20). Schließlich wird es zu der Folge kommen, die für den Fall des Ungehorsams ausdrücklich vorhergesagt worden war: der Mensch "wird zum Erdboden zurückkehren, von dem er genommen ist" (Gn 3,19). Der Tod hält Einzug in die Menschheitsgeschichte (Vgl. Rm 5,12) (Vgl. dazu auch CEC 1607 CEC 2514 CEC 602 CEC 1008).

401 Seit dieser ersten Sünde überschwemmt eine wahre Sündenflut die Welt: Kain ermordet seinen Bruder Abel (Vgl. Gn 4,3-15); infolge der Sünde werden die Menschen ganz allgemein verdorben (Vgl. Gn 6,5 Gn 6,12 Rm 1,18-32) in der Geschichte Israels äußert sich die Sünde oft - vor allem als Untreue gegenüber dem Gott des Bundes und als Übertretung des mosaischen Gesetzes; und selbst nach der Erlösung durch Christus sündigen auch die Christen auf vielerlei Weisen (Vgl. 1Co 1-6 Ap 2-3). Die Schrift und die Überlieferung der Kirche erinnern immer wieder daran, daß es Sünde gibt und daß sie in der Geschichte des Menschen allgemein verbreitet ist (Vgl. dazu auch CEC 1865 CEC 2259 CEC 1739).

"Was uns aufgrund der göttlichen Offenbarung bekannt wird, stimmt mit der Erfahrung selbst überein. Denn der Mensch erfährt sich, wenn er in sein Herz schaut, auch zum Bösen geneigt und in vielfältige Übel verstrickt, die nicht von seinem guten Schöpfer herkommen können. Oft weigert er sich, Gott als seinen Ursprung anzuerkennen; er durchbricht dadurch auch die gebührende Ausrichtung auf sein letztes Ziel, zugleich aber auch seine ganze Ordnung gegenüber sich selbst wie gegenüber den anderen Menschen und allen geschaffenen Dingen" (GS 13,1).



Folgen der Sünde Adams für die Menschheit

402 Alle Menschen sind in die Sünde Adams verwickelt. Der hl. Paulus sagt: "Durch den Ungehorsam des einen Menschen" wurden "die vielen (das heißt alle Menschen) zu Sündern" (Rm 5,19). "Durch einen einzigen Menschen kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod, und auf diese Weise gelangte der Tod zu allen Menschen, weil alle sündigten" (Rm 5,12). Der Universalität der Sünde und des Todes setzt der Apostel die Universalität des Heils in Christus entgegen: "Wie es durch die Übertretung eines einzigen für alle Menschen zur Verurteilung kam, so wird es auch durch die gerechte Tat eines einzigen (die Tat Christi) für alle Menschen zur Gerechtsprechung kommen, die Leben gibt" (Rm 5,18) (Vgl. dazu auch CEC 430 CEC 605).

403 Im Anschluß an den hl. Paulus lehrte die Kirche stets, daß das unermeßliche Elend, das auf den Menschen lastet, und ihr Hang zum Bösen und zum Tode nicht verständlich sind ohne den Zusammenhang mit der Sünde Adams und mit dem Umstand, daß dieser uns eine Sünde weitergegeben hat, von der wir alle schon bei der Geburt betroffen sind und "die der Tod der Seele" ist (Vgl. K. v. Trient: DS 1512). Wegen dieser Glaubensgewißheit spendet die Kirche die Taufe zur Vergebung der Sünden selbst kleinen Kindern, die keine persönliche Sünde begangen haben (Vgl. K. v. Trient: DS 1514) (Vgl. dazu auch CEC 2606 CEC 1250).

404 Wieso ist die Sünde Adams zur Sünde aller seiner Nachkommen geworden? Das ganze Menschengeschlecht ist in Adam "wie der eine Leib eines einzelnen Menschen" (Thomas v. A. , mal. QDM 4,1). Wegen dieser "Einheit des Menschengeschlechtes" sind alle Menschen in die Sünde Adams verstrickt, so wie alle in die Gerechtigkeit Christi einbezogen sind. Die Weitergabe der Erbsünde ist jedoch ein Geheimnis, das wir nicht völlig verstehen können. Durch die Offenbarung wissen wir aber, daß Adam die ursprüngliche Heiligkeit und Gerechtigkeit nicht für sich allein erhalten hatte, sondern für die ganze Menschennatur. Indem Adam und Eva dem Versucher nachgeben, begehen sie eine persönliche Sünde, aber diese Sünde trifft die Menschennatur, die sie in der Folge im gefallenen Zustand weitergeben (Vgl. K. v. Trient: DS 1511-1512). Sie ist eine Sünde, die durch Fortpflanzung an die ganze Menschheit weitergegeben wird, nämlich durch die Weitergabe einer menschlichen Natur, die der ursprünglichen Heiligkeit und Gerechtigkeit ermangelt. Deswegen ist die Erbsünde "Sünde" in einem übertragenen Sinn: Sie ist eine Sünde, die man "miterhalten", nicht aber begangen hat, ein Zustand, keine Tat (Vgl. dazu auch CEC 360 CEC 50).

405 Obwohl "einem jeden eigen" (Vgl. K. v. Trient: DS 1513), hat die Erbsünde bei keinem Nachkommen Adams den Charakter einer persönlichen Schuld. Der Mensch ermangelt der ursprünglichen Heiligkeit und Gerechtigkeit, aber die menschliche Natur ist nicht durch und durch verdorben, wohl aber in ihren natürlichen Kräften verletzt. Sie ist der Verstandesschwäche, dem Leiden und der Herrschaft des Todes unterworfen und zur Sünde geneigt; diese Neigung zum Bösen wird "Konkupiszenz" genannt. Indem die Taufe das Gnadenleben Christi spendet, tilgt sie die Erbsünde und richtet den Menschen wieder auf Gott aus, aber die Folgen für die Natur, die geschwächt und zum Bösen geneigt ist, verbleiben im Menschen und verpflichten ihn zum geistlichen Kampf (Vgl. dazu auch CEC 2515 CEC 1264).

406 Die Lehre der Kirche über die Weitergabe der Ursünde ist vor allem im 5. Jahrhundert geklärt worden, besonders unter dem Anstoß des antipelagianischen Denkens des hl. Augustinus, und im 16. Jahrhundert im Widerstand gegen die Reformation. Pelagius vertrat die Ansicht, der Mensch könne allein schon durch die natürliche Kraft seines freien Willens, ohne der Gnadenhilfe Gottes zu bedürfen, ein sittlich gutes Leben führen, und beschränkte so den Einfluß der Sünde Adams auf den eines schlechten Beispiels. Die ersten Reformatoren dagegen lehrten, der Mensch sei durch die Erbsünde von Grund auf verdorben und seine Freiheit sei zunichte gemacht worden. Sie identifizierten die von jedem Menschen ererbte Sünde mit der Neigung zum Bösen, der Konkupiszenz, die unüberwindbar sei. Die Kirche hat sich insbesondere 529 auf der zweiten Synode von Orange (Vgl. DS 371-372) und 1546 auf dem Konzil von Trient (Vgl. DS 1510-1516) über den Sinngehalt der Offenbarung von der Erbsünde ausgesprochen.



Ein harter Kampf ...

407 Die Lehre von der Erbsünde - in Verbindung mit der Lehre von der Erlösung durch Christus - gibt einen klaren Blick dafür, wie es um den Menschen und sein Handeln in der Welt steht. Durch die Sünde der Stammeltern hat der Teufel eine gewisse Herrschaft über den Menschen erlangt, obwohl der Mensch frei bleibt. Die Erbsünde führt zur "Knechtschaft unter der Gewalt dessen, der danach ,die Herrschaft des Todes innehatte, das heißt des Teufels' (He 2,14)" (K. v. Trient: DS 1511). Zu übersehen, daß der Mensch eine verwundete, zum Bösen geneigte Natur hat, führt zu schlimmen Irrtümern im Bereich der Erziehung, der Politik, des gesellschaftlichen Handelns (Vgl. CA25) und der Sittlichkeit (Vgl. dazu auch CEC 2015 CEC 2852 CEC 1888).

408 Die Folgen der Erbsünde und aller persönlichen Sünden der Menschen bringen die Welt als Ganze in eine sündige Verfassung, die mit dem Evangelisten Johannes "die Sünde der Welt" (Jn 1,29) genannt werden kann. Mit diesem Ausdruck bezeichnet man den negativen Einfluß, den die Gemeinschaftssituationen und Gesellschaftsstrukturen, die aus den Sünden der Menschen hervorgegangen sind, auf die Menschen ausüben (Vgl. RP16) (Vgl. dazu auch CEC 1869).

409 Diese dramatische Situation der "ganzen Welt", die "unter der Gewalt des Bösen" steht (1Jn 5,19) (Vgl. 1P 5,8), macht das Leben des Menschen zu einem Kampf (Vgl. dazu auch CEC 2516):

"Die gesamte Geschichte der Menschen durchzieht nämlich ein hartes Ringen gegen die Mächte der Finsternis, ein Ringen, das schon am Anfang der Welt begann und nach dem Wort des Herrn bis zum letzten Tag andauern wird. In diesen Streit hineingezogen, muß sich der Mensch beständig darum bemühen, dem Guten anzuhangen, und er kann nicht ohne große Anstrengung in sich mit Gottes Gnadenhilfe die Einheit erlangen" (GS 37,2).



IV "Du hast ihn nicht der Macht des Todes überlassen"

410 Nach seinem Fall wurde der Mensch von Gott nicht aufgegeben. Im Gegenteil, Gott ruft ihn (Vgl. Gn 3,9) und kündigt ihm auf geheimnisvolle Weise den Sieg über das Böse und die Erhebung aus seinem Fall an. Diese Stelle des Buches Genesis (Gn 3,15) wird "Protoevangelium" genannt, da sie die erste Ankündigung des erlösenden Messias sowie eines Kampfes zwischen der Schlange und der Frau und des Endsieges eines Nachkommens der Frau ist (Vgl. dazu auch CEC 55 CEC 705 CEC 1609 CEC 2568).

411 Die christliche Überlieferung sieht in dieser Stelle die Ankündigung des "neuen Adam" (Vgl. 1Co 15,21-22 1Co 15,45), der durch seinen "Gehorsam bis zum Tod am Kreuz" (Ph 2,8) den Ungehorsam Adams mehr als nur wiedergutmacht (Vgl. Rm 5,19-20). Übrigens sehen zahlreiche Kirchenväter und -lehrer in der im "Protoevangelium" angekündigten Frau die Mutter Christi, Maria, als die "neue Eva". Ihr ist als erster und auf einzigartige Weise der von Christus errungene Sieg über die Sünde zugute gekommen: sie wurde von jeglichem Makel der Erbsünde unversehrt bewahrt (Vgl. Pius IX.: DS 2803) und beging durch eine besondere Gnade Gottes während ihres ganzen Erdenlebens keinerlei Sünde (Vgl. K. v. Trient: DS 1573) (Vgl. dazu auch CEC 359 CEC 615 CEC 491).

412 Aber warum hat Gott den ersten Menschen nicht daran gehindert, zu sündigen? Der hl. Leo der Große antwortet: "Wertvoller ist das, was uns durch die unbeschreibliche Gnade des Herrn zuteil wurde, als was wir durch des Teufels Neid verloren hatten" (serm. 73,4). Und der hl. Thomas von Aquin: "Auch nach der Sünde blieb die Möglichkeit einer Höherführung der Natur. Gott läßt ja das Böse nur zu, um etwas Besseres daraus entspringen zu lassen: ,Wo die Sünde mächtig wurde, ist die Gnade übergroß geworden' (Rm 5,20). Darum wird bei der Weihe der Osterkerze gesungen: ,O glückliche Schuld, die einen solchen großen Erlöser zu haben verdient hat!"' (s. th. III 1,3 ad 3) (Vgl. dazu auch CEC 310 CEC 395 CEC 272 CEC 1994).



KURZTEXTE



413 "Gott hat den Tod nicht gemacht und hat keine Freude am Untergang der Lebenden ... Doch durch den Neid des Teufels kam der Tod in die Welt" (Sg 1,13 Sg 2,24).

414 Satan oder der Teufel und die weiteren Dämonen waren einst Engel, sind aber gefallen, weil sie sich aus freiem Willen weigerten, Gott und seinem Ratschluß zu dienen. Ihre Entscheidung gegen Gott ist endgültig. Sie suchen, den Menschen in ihren Aufstand gegen Gott hineinzuziehen.

415 "Obwohl in Gerechtigkeit von Gott begründet, hat der Mensch dennoch auf Anraten des Bösen gleich von Anfang der Geschichte an seine Freiheit mißbraucht, indem er sich gegen Gott erhob und sein Ziel außerhalb Gottes erreichen wollte" (GS 13,1).

416 Durch seine Sünde hat Adam als der erste Mensch die ursprüngliche Heiligkeit verloren, die er von Gott nicht nur für sich, sondern für alle Menschen erhalten hatte.

417 Adam und Eva haben ihren Nachkommen die durch ihre erste Sünde verwundete, also der ursprünglichen Heiligkeit und Gerechtigkeit ermangelnde menschliche Natur weitergegeben. Dieser Mangel wird "Erbsünde" genannt.

418 Infolge der Erbsünde ist die menschliche Natur in ihren Kräften geschwächt, der Unwissenheit, dem Leiden und der Herrschaft des Todes unterworfen und zur Sünde geneigt. Diese Neigung heißt "Konkupiszenz".

419 "Wir halten, dem Konzil von Trient folgend, daran fest, daß die Erbsünde zusammen mit der menschlichen Natur durch Fortpflanzung übertragen wird und nicht etwa bloß durch Nachahmung, und daß sie jedem Menschen als ihm eigen innewohnt" (SPF 16).

420 Der Sieg Christi über die Sünde hat uns bessere Güter gegeben als die, welche die Sünde uns weggenommen hatte. "Wo die Sünde mächtig wurde, da ist die Gnade übergroß geworden" (Rm 5,20).

421 "Nach dem Glauben der Christen wird die Welt von der Liebe des Schöpfers begründet und erhalten. Sie steht zwar unter der Knechtschaft der Sünde, wurde aber von Christus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen, durch Brechung der Macht des Bösen befreit" (GS 2,2).







ZWEITES KAPITEL




ICH GLAUBE AN JESUS CHRISTUS,

GOTTES EINGEBORENEN SOHN




Die frohe Botschaft: Gott hat seinen Sohn gesandt



422 "Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt, damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die Sohnschaft erlangen" (Ga 4,4-5). Das ist "die Frohbotschaft von Jesus Christus, dem Sohn Gottes" (Mc 1,1): Gott hat sein Volk besucht (Vgl. Lc 1,68); er hat die Verheißungen erfüllt, die er Abraham und seinen Nachkommen gegeben hatte (Vgl. Lc 1,55) er hat weit mehr getan, als man je erwarten durfte: er hat seinen "geliebten Sohn" (Mc 1,11) gesandt (Vgl. dazu auch CEC 389 CEC 2763).

423 Wir glauben und bekennen: Jesus von Nazaret, ein Jude, zur Zeit des Königs Herodes des Großen und des Kaisers Augustus von einer Tochter Israels in Betlehem geboren, von Beruf Zimmermann und während der Herrschaft des Kaisers Tiberius unter dem Statthalter Pontius Pilatus in Jerusalem am Kreuz hingerichtet, ist der menschgewordene ewige Sohn Gottes. Er ist "von Gott ausgegangen" (Jn 13,3), "vom Himmel herabgestiegen" (Jn 3,13 Jn 6,33), "im Fleisch gekommen" (1Jn 4,2). Denn "das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit ... Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade um Gnade" (Jn 1,14 Jn 1,16).

424 Durch die Gnade des Heiligen Geistes bewegt und vom Vater angezogen, glauben und bekennen wir von Jesus: "Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes" (Mt 16,16). Auf den Felsen dieses Glaubens, den der hl. Petrus bekannte, hat Christus seine Kirche gebaut (Vgl. Mt 16,18 Leo d , serm. 4,3; 51,1; 62,2; 83,3) (Vgl. dazu auch CEC 683 CEC 552).



"Den unergründlichen Reichtum Christi verkünden"

(Ep 3,8)

425 Die Weitergabe des christlichen Glaubens besteht in erster Linie in der Verkündigung Jesu Christi: sie soll zum Glauben an ihn führen. Von Anfang an brannten die ersten Jünger vor Verlangen, Christus zu verkünden: "Wir können unmöglich von dem schweigen, was wir gesehen und gehört haben" (Ac 4,20). Und sie laden die Menschen aller Zeiten ein, in die Freude ihrer Gemeinschaft mit Christus einzutreten (Vgl. dazu auch CEC 850 CEC 858):

"Was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und was unsere Hände angefaßt haben, das verkünden wir: das Wort des Lebens. Denn das Leben wurde offenbart; wir haben gesehen und bezeugen und verkünden euch das ewige Leben, das beim Vater war und uns offenbart wurde. Was wir gesehen und gehört haben, das verkünden wir auch euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt. Wir aber haben Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. Wir schreiben dies, damit unsere Freude vollkommen ist" (1Jn 1,1-4).



Christus ist die Mitte der Katechese

426 "Im Kern der Katechese finden wir wesentlich eine Person vor, nämlich Jesus von Nazaret, einziger Sohn vom Vater ..., der für uns gelitten hat und gestorben ist und der jetzt als der Auferstandene immer für uns lebt ... Katechisieren heißt ... in der Person Christi den gesamten ewigen Plan Gottes aufzuzeigen, der sich in ihr erfüllt. Es ist das Bemühen, die Bedeutung der Taten und Worte Christi und der von ihm gewirkten Zeichen zu verstehen" (CTR 5). "Ziel der Katechese" ist es, die Menschen "in Lebenseinheit mit Jesus Christus zu bringen; er allein kann zur Liebe des Vaters im Heiligen Geiste hinführen und uns Anteil am Leben der heiligsten Dreifaltigkeit geben" (ebd.) (Vgl. dazu auch CEC 1698 CEC 513 CEC 260).

427 "In der Katechese wird nur Christus, das fleischgewordene Wort und der Sohn Gottes, gelehrt - und alles andere im Hinblick auf ihn. Und Christus allein ist Lehrer, jeder andere nur in dem Maße, wie er Christi Wort weitergibt und so Christus ermöglicht, durch seinen Mund zu lehren ... Jeder Katechet müßte auf sich selber die geheimnisvollen Worte Jesu anwenden können: ,Meine Lehre stammt nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat' (Jn 7,16)" (CTR 6) (Vgl. dazu auch CEC 2145 CEC 876).

428 Wer den Auftrag hat, "Christus zu lehren", muß somit zuerst nach der "alles überbietenden Erkenntnis Christi Jesu" suchen; er muß bereit sein, "alles aufzugeben, um Christus zu gewinnen und in ihm zu sein", ihn zu "erkennen und die Macht seiner Auferstehung und die Gemeinschaft mit seinen Leiden", von seinem Tod geprägt zu werden, um "auch zur Auferstehung von den Toten zu gelangen" (Ph 3,8-11).

429 Diese liebende Erkenntnis Christi weckt das Verlangen, zu verkünden, zu "evangelisieren" und andere zum Ja des Glaubens an Jesus Christus zu führen. Gleichzeitig wird das Bedürfnis verspürt, diesen Glauben immer besser kennenzulernen. Zu diesem Zweck werden dem Aufbau des Glaubensbekenntnisses entsprechend zunächst die Hoheitstitel Jesu dargelegt: Christus, der Sohn Gottes, der Herr (Artikel 2). Das Credo bekennt sodann die Hauptmysterien des Lebens Christi: seine Menschwerdung (Artikel 3), sein Pascha (Artikel 4 und 5) und schließlich seine Verherrlichung (Artikel 6 und 7).





ARTIKEL 2 "UND AN JESUS CHRISTUS,

SEINEN EINGEBORENEN SOHN,

UNSEREN HERRN"




I Jesus

430 "Jesus" bedeutet auf hebräisch "Gott rettet". Bei der Verkündigung gibt der Engel Gabriel ihm den Namen Jesus, der besagt, wer er ist, und zugleich, wozu er gesandt ist (Vgl. Lc 1,31). Weil niemand "Sünden vergeben" kann "außer dem einen Gott" (Mc 2,7), ist er es, der in Jesus, seinem menschgewordenen ewigen Sohn, "sein Volk von seinen Sünden erlösen" wird (Mt 1,21). In Jesus faßt also Gott sein ganzes Heilswirken für die Menschen zusammen (Vgl. dazu auch CEC 210 CEC 402).

431 In der Geschichte des Heils begnügte Gott sich nicht damit, Israel aus dem "Sklavenhaus" zu befreien (Dt 5,6), indem er es aus Ägypten herausführte. Er rettet Israel auch aus seiner Sünde. Weil die Sünde stets eine Beleidigung Gottes ist (Vgl. Ps 51,6), kann allein er von ihr lossprechen (Vgl. Ps 51,12). Darum wird Israel, das sich der allgemeinen Verbreitung der Sünde immer mehr bewußt wird, das Heil nur darin finden, daß es den Namen des Erlösergottes anruft (Vgl. Ps 79,9) (Vgl. dazu auch CEC 1850 CEC 1441 CEC 388).

432 Der Name Jesus besagt, daß der Name Gottes in der Person seines Sohnes zugegen ist (Vgl. Ac 5,41 3Jn 7). Er wurde Mensch, um alle endgültig von den Sünden zu erlösen. Jesus ist der göttliche Name, der allein Heil bringt (Vgl. Jn 3,18 Ac 2,21). Er kann nunmehr von allen angerufen werden, weil Gott sich durch die Fleischwerdung seines Sohnes mit allen Menschen sosehr vereint hat (Vgl. Rm 10,6-13), daß "uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben ist, durch den wir gerettet werden sollen" (Ac 4,12) (Vgl. Ac 9,14 Jc 2,7) (Vgl. dazu auch CEC 589 CEC 2666 CEC 389 CEC 161).

433 Der Name des Rettergottes wurde zur Sühnung der Sünden Israels nur einmal im Jahr vom Hohenpriester angerufen, wenn er die Sühneplatte des Allerheiligsten mit dem Blut des Opfertieres besprengte (Vgl. Lv 16,15-16 Si 50,20 He 9,7). Die Sühneplatte war die Stätte der Gegenwart Gottes (Vgl. Ex 25,22 Lev l6,2; Nb 7,89 He 9,5). Wenn der hl. Paulus von Jesus sagt: "Ihn hat Gott als Sühne hingestellt in seinem eigenen Blut" (Rm 3,25), meint er damit, daß es in dessen Menschennatur "Gott war ... der in Christus die Welt mit sich versöhnt hat" (2Co 5,19) (Vgl. dazu auch CEC 615).

434 Die Auferstehung Jesu verherrlicht den Namen des Rettergottes (Vgl. Jn 12,28), denn von nun an bekundet der Name Jesus voll und ganz die erhabene Macht des Namens, "der größer ist als alle Namen" (Ph 2,9). Die bösen Geister haben vor seinem Namen Angst (Vgl. ), und die Jünger Jesu wirken in seinem Namen Wunder (Vgl. ), denn alles, worum sie den Vater in seinem Namen bitten, wird er ihnen gewähren. (Vgl. Jn 15,16) (Vgl. dazu auch CEC 1812 CEC 2614).

435 Der Name Jesu ist das Herz des christlichen Betens. Liturgische Gebete schließen mit der Formel "durch (Jesus) Christus, (deinen Sohn,) unseren Herrn .. ." Das "Ave Maria" gipfelt in "Gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus". Das ostkirchliche Herzensgebet, das sogenannte Jesusgebet, lautet: "Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, hab' Erbarmen mit mir Sünder!". Viele Christen sterben, wie die hl. Jeanne d'Arc, mit dem Wort "Jesus" auf den Lippen (Vgl. dazu auch CEC 2667-2668 CEC 2676).




Katechismus KK 1997 373