Katechismus KK 1997 2682


ARTIKEL 6 FÜHRER ZUM GEBET



"Eine Wolke von Zeugen"

2683 Die Zeugen, die uns in das Reich Gottes vorausgegangen sind (Vgl. He 12,2), besonders die von der Kirche anerkannten "Heiligen", wirken an der lebendigen Überlieferung des Gebetes durch das Vorbild ihres Lebens, die Weitergabe ihrer Schriften und durch ihr gegenwärtiges Beten mit. Sie betrachten Gott, loben ihn und sorgen unablässig für jene, die sie auf Erden zurückließen. Beim Eintritt in "die Freude ihres Herrn" wurden sie "über vieles gesetzt" (Vgl. Mt 25,21). Ihre Fürbitte ist ihr höchster Dienst an Gottes Ratschluß. Wir können und sollen sie bitten, für uns und für die ganze Welt einzutreten (Vgl. dazu auch CEC 956).

2684 In der Gemeinschaft der Heiligen haben sich im Lauf der Geschichte der Kirchen verschiedene Spiritualitäten (geistliche Lebenshaltungen) entwickelt. Das persönliche Charisma eines Zeugen der Liebe Gottes zu den Menschen konnte weitergegeben werden, wie der "Geist" des Elija an Elischa (Vgl. 2R 2,9) und an Johannes den Täufer (Vgl. Lc 1,17), damit die Jünger an diesem Geist Anteil hätten (Vgl. PC PC 2). Eine Spiritualität erwächst aus verschiedenen liturgischen und theologischen Richtungen. Sie zeugt von der Einwurzelung des Glaubens in ein bestimmtes menschliches Umfeld und dessen Geschichte. Die verschiedenen christlichen Spiritualitäten nehmen an der lebendigen Überlieferung des Betens teil. Sie sind unerläßliche Führer für die Gläubigen. Die reiche Vielfalt geistlicher Lebenshaltungen widerspiegelt das reine und einzige Licht des Heiligen Geistes (Vgl. dazu auch CEC 917 CEC 719 CEC 1202).

"Der Geist ist wahrhaft der Ort der Heiligen, und der Heilige ist für den Geist ein geeigneter Ort, denn er läßt Gott bei sich wohnen und wird Tempel des Geistes genannt" (Basilius, Spir. 26,62).



Diener des Gebetes

2685 Die christliche Familie ist der erste Ort der Erziehung zum Gebet. Auf der Grundlage des Sakramentes der Ehe ist die Familie "Hauskirche", in der die Kinder Gottes "als Kirche" beten und im Gebet verharren lernen. Besonders für die kleinen Kinder ist das tägliche Gebet der Familie das erste Zeugnis für das lebendige Gedächtnis der Kirche, das durch den Heiligen Geist geduldig geweckt wird (Vgl. dazu auch CEC 1657).

2686 Auch die geweihten Amtsträger sind für die Ausbildung ihrer Brüder und Schwestern in Christus im Beten verantwortlich. Als Diener des guten Hirten sind sie geweiht, um das Volk Gottes zu den lebendigen Quellen des Gebetes zu führen: zum Wort Gottes, zur Liturgie, zum göttlichen Leben und zur Erkenntnis der Gegenwart Gottes in den Gegebenheiten des Lebens (Vgl. PO 4-6) (Vgl. dazu auch CEC 1547).

2687 Zahlreiche Ordensleute haben ihr ganzes Leben dem Gebet geweiht. Seit der Zeit der Mönchsväter in der Wüste Ägyptens widmen Einsiedler, Mönche und Nonnen ihr Leben dem Lobpreis Gottes und der Fürbitte für sein Volk. Ohne das Gebet kann das gottgeweihte Leben weder bestehen noch sich ausbreiten; es ist eine der lebendigen Quellen der Betrachtung und des geistlichen Lebens in der Kirche (Vgl. dazu auch CEC 916).

2688 Die Katechese der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen zielt darauf ab, daß das Wort Gottes im persönlichen Gebet betrachtet, im liturgischen Gebet vergegenwärtigt und innerlich aufgenommen wird, damit es in einem neuen Leben Frucht bringe. Die Katechese kann auch dazu dienen, die Volksfrömmigkeit zu beurteilen und zu fördern (Vgl. CTR CTR 54). Das Auswendiglernen der Grundgebete bietet dem Gebetsleben eine unerläßliche Stütze; es ist jedoch wichtig, den Sinn dieser Gebete erfahren zu lernen (Vgl. CTR 55) (Vgl. dazu auch CEC 1674).

2689 Gebetsgruppen, ja "Schulen des Gebetes" sind heute ein Zeichen und eine der treibenden Kräfte der Erneuerung des Gebetes in der Kirche, sofern sie aus den wahren Quellen christlichen Betens schöpfen. Das Bemühen um die Gemeinschaft ist ein Zeichen für ein wahrhaft kirchliches Beten.

2690 Der Heilige Geist gibt einzelnen Gläubigen die Gaben der Weisheit, des Glaubens und der Unterscheidung der Geister zum Zweck der geistlichen Leitung, das heißt eines Wirkens in Hinblick auf dieses gemeinsame Gut des Gebetes. Die Männer und Frauen, denen solche Gaben zuteil werden, leisten der lebendigen Überlieferung des Gebetes einen wertvollen Dienst.

Deshalb muß eine Seele, die nach Vollkommenheit strebt, nach dem Rat des hl. Johannes vom Kreuz "gar wohl beachten, wessen Händen sie sich anvertraut; denn wie der Lehrmeister, so der Schüler, und wie der Vater, so das Kind". Der Seelenführer "muß weise und klug sein, aber auch Erfahrung besitzen ... Wenn dem Seelenführer die Erfahrung in rein geistigen Dingen fehlt, wird er in der Leitung einer Seele, die von Gott besondere Gnaden empfängt, nicht zurechtkommen und auch kein Verständnis dafür haben" (llama, Strophe 3).



Geeignete Orte des Gebetes

2691 Die Kirche, das Haus Gottes, ist für die Pfarrgemeinde der eigentliche Ort des liturgischen Gebetes. Sie ist auch der bevorzugte Ort, Christus in seiner Realpräsenz im heiligsten Sakrament anzubeten. Die Wahl eines geeigneten Ortes kann die Wahrhaftigkeit des Gebetes beeinflussen (Vgl. dazu auch CEC 1181 CEC 2197 CEC 1379).

- Für das persönliche Gebet kann dieser Ort eine "Gebetsecke" mit der Heiligen Schrift und Ikonen sein, um dort, "im Verborgenen" (Vgl. Mt 6,6), vor unserem Vater zu verweilen. In einer christlichen Familie begünstigt eine solche Gebetsstätte das gemeinsame Beten.

- Klösterliche Gemeinschaften sind dazu berufen, die Teilnahme der Gläubigen am Stundengebet zu fördern und die für ein tieferes persönliches Beten notwendige Einsamkeit zu bieten (Vgl. PC PC 7) (Vgl. dazu auch CEC 1175).

- Wallfahrten erinnern daran, daß wir auf Erden auf dem Weg zum Himmel sind. Sie sind von alters her zur Erneuerung des Gebetes besonders geeignet. Heiligtümer sind für Pilger auf der Suche nach ihren lebendigen Quellen besonders geeignete Orte, um die Formen christlichen Betens "als Kirche" zu leben (Vgl. dazu auch CEC 1674).



KURZTEXTE



2692 Die pilgernde Kirche ist in ihrem Beten mit dem Gebet der Heiligen verbunden, deren Fürsprache sie erbittet.

2693 Die verschiedenen christlichen Spiritualitäten sind Teil der lebendigen Überlieferung des Gebetes und sind wertvolle Führer des geistlichen Lebens.

2694 Die christliche Familie ist der erste Ort der Erziehung zum Gebet.

2695 Die geweihten Amtsträger, das gottgeweihte Leben, die Katechese, die Gebetsgruppen und die "geistliche Leitung" bieten in der Kirche eine Hilfe für die Betenden.

2696 Vorzügliche Orte des Gebetes sind die Gebetsstätten des einzelnen oder der Familie, Klöster und Wallfahrtsheiligtümer, vor allem aber die Kirche ist für die Pfarrgemeinde der eigentliche Ort des liturgischen Betens und der geeignete Ort der eucharistischen Anbetung.



DRITTES KAPITEL

DAS GEBETSLEBEN



2697 Das Gebet ist das Leben des neuen Herzens. Es muß uns immerzu beseelen. Wir vergessen aber den, der unser Leben und unser Alles ist. Darum bestehen die geistlichen Väter im Anschluß an das Buch Deuteronomium und die Propheten auf dem Gebet als einer "Erinnerung an Gott", einem häufigen Wachrufen des "Gedächtnisses des Herzens". "Man soll sich häufiger an Gott erinnern als man atmet" (Gregor v. Nazianz, or. theol. 1,4). Aber man kann nicht "jederzeit" beten, wenn man nicht zu gewissen Zeiten bewußt betet. Diese Augenblicke sind dann in ihrer Tiefe und Dauer Höhepunkte christlichen Betens (Vgl. dazu auch CEC 1099).

2698 Die Überlieferung der Kirche bietet den Gläubigen sich regelmäßig wiederholende Gebete an, um das ständige Gebet zu fördern. Einige davon sind tägliche Gebete, z. B. das Morgen- und das Abendgebet, das Gebet vor und nach den Mahlzeiten und das Stundengebet. Der Sonntag mit seiner Ausrichtung auf die Eucharistie wird besonders durch das Gebet geheiligt. Das Kirchenjahr mit seinen großen Festen ist das zeitliche Grundmaß im Gebetsleben der Christen (Vgl. dazu auch CEC 1168 CEC 1174 CEC 2177).

2699 Der Herr führt alle Menschen auf den Wegen und auf die Weise, die ihm gefallen. Jeder Gläubige antwortet ihm nach dem Entschluß seines Herzens und mit den persönlichen Ausdrucksformen seines Betens. Die christliche Überlieferung pflegt jedoch drei Hauptausdrucksformen des Gebetslebens: das mündliche, das betrachtende und das innere Gebet. Die Sammlung des Herzens ist ihr gemeinsamer Grundzug. Die Wachsamkeit, die das Wort Gottes bewahrt und in seiner Gegenwart bleiben läßt, macht aus jenen drei Ausdrucksformen Höhepunkte des Lebens aus dem Gebet (Vgl. dazu auch CEC 2563).


ARTIKEL 7 FORMEN DES GEBETES



I Mündliches Gebet

2700 Gott spricht zum Menschen durch sein Wort. Durch innerliche oder ausgesprochene Worte nimmt unser Gebet Gestalt an. Aber das wichtigste ist die Gegenwart des Herzens bei dem, zu welchem wir im Gebet sprechen. "Ob unser Gebet erhört wird, hängt nicht von der Menge der Worte, sondern von der Inbrunst unserer Seele ab" (Johannes Chrysostomus, ed. 2) (Vgl. dazu auch CEC 1176).

2701 Das mündliche Gebet gehört unverzichtbar zum christlichen Leben. Christus lehrt die Jünger, die sich vom stillen Gebet ihres Meisters angezogen fühlen, ein Gebet sprechen: das Vaterunser. Jesus hat nicht nur die liturgischen Gebete der Synagoge gebetet, sondern auch seine Stimme erhoben, um seinem persönlichen Beten Ausdruck zu geben, wie uns die Evangelien zeigen. Diese seine Gebete reichen vom jubelnden Lobpreis des Vaters (Vgl. Mt 11,25-26) bis zur Bitte in der Todesangst von Getsemani (Vgl. Mc 14,36) (Vgl. dazu auch CEC 2603 CEC 612).

2702 Das Bedürfnis, die äußeren Sinne am inneren Beten zu beteiligen, entspricht einer Forderung unserer menschlichen Natur. Wir sind Leib und Geist und empfinden das Bedürfnis, unsere Gefühle nach außen kundzutun. Wir müssen mit unserem ganzen Wesen beten, um unserem Flehen möglichst viel Kraft zu verleihen (Vgl. dazu auch CEC 1146).

2703 Dieses Bedürfnis entspricht auch einer göttlichen Forderung. Gott sucht Anbeter im Geist und in der Wahrheit und folglich das Gebet, das voll Leben aus der Tiefe der Seele emporsteigt. Gott will aber auch, daß das Gebet ausgedrückt und so der Leib mit dem inneren Beten vereinigt wird. Dieses Gebet bringt Gott jene vollkommene Ehrerbietung dar, auf die er Anspruch hat (Vgl. dazu auch CEC 2097).

2704 Weil das mündliche Gebet nach außen gerichtet und so vollkommen menschlich ist, ist es in erster Linie ein Gebet des Volkes. Aber auch das innerliche Beten darf das mündliche Gebet nicht vernachlässigen. Das Gebet wird in dem Maß innerlich, in dem wir uns bewußt werden, "zu wem wir sprechen" (Theresia v. Jesus, cam. 26). Damit wird das mündliche Gebet zu einer ersten Weise inneren Betens.



II Betrachtendes Gebet

2705 Das betrachtende Gebet, die Meditation, ist vor allem ein Suchen. Der Geist sucht das Warum und das Wie des christlichen Lebens zu erfassen, um dem, was der Herr verlangt, zustimmen und antworten zu können. Dazu bedarf es der Aufmerksamkeit, die sich aber nur schwer beherrschen läßt. Man nimmt gewöhnlich ein Buch zu Hilfe. Die christliche Überlieferung bietet eine reiche Auswahl: die Heilige Schrift, besonders die Evangelien, Ikonen, die für den Tag vorgesehenen liturgischen Texte, die Schriften der geistlichen Väter, das geistliche Schrifttum, das große Buch der Schöpfung und jenes der Geschichte, besonders die Seite, die heute aufgeschlagen ist (Vgl. dazu auch CEC 158 CEC 127).

2706 Über Gelesenes nachsinnen heißt, diesem begegnen und es sich aneignen. So wird das Buch des Lebens aufgeschlagen: Dies ist der Übergang von den Gedanken zur Wirklichkeit. Der Demut und dem Glauben entsprechend werden darin die Bewegungen des Herzens wahrgenommen und beurteilt. Man muß die Wahrheit tun, um zum Licht zu kommen. "Herr, was willst du? Was soll ich tun?"

2707 Die Methoden betrachtenden Gebetes sind so unterschiedlich wie die geistlichen Lehrer. Ein Christ soll regelmäßig meditieren. Andernfalls gleicht er dem Weg, dem felsigen oder dem dornenüberwachsenen Boden aus dem Gleichnis vom Sämann (Vgl. Mc 4,4-7 Mc 4,15-19). Eine Methode aber ist nur ein Führer. So ist es wichtig, mit dem Heiligen Geist auf Christus Jesus, dem einzigen Weg des Gebetes, voranzuschreiten (Vgl. dazu auch CEC 2690 CEC 2664).

2708 Das betrachtende Gebet macht vom Denken, von der Einbildungskraft, von der Gefühlsbewegung und vom Verlangen Gebrauch. Dieser Einsatz ist notwendig, um die Wahrheiten des Glaubens zu vertiefen, die Umkehr des Herzens anzuregen und den Willen zur Nachfolge Christi zu stärken. Das christliche Gebet bemüht sich vor allem, über die "Mysterien Christi" nachzusinnen, wie das bei der Schriftlesung, der "lectio divina", und beim Rosenkranz geschieht. Diese Form betenden Nachdenkens ist von großem Wert; aber das christliche Gebet soll noch mehr erstreben: die liebende Erkenntnis Christi und die Vereinigung mit ihm (Vgl. dazu auch CEC 516 CEC 2678).



III Inneres Gebet

2709 Was ist inneres Gebet? Die hl. Theresia von Jesus antwortet: "Meiner Ansicht nach ist das innere Gebet nichts anderes als ein freundschaftlicher Umgang, bei dem wir oftmals ganz allein mit dem reden, von dem wir wissen, daß er uns liebt" (vida VIE 8,5) (Vgl. dazu auch CEC 2562-2564).

Das innere Gebet sucht den, "den meine Seele liebt" (Ct 1,7) (Vgl. Ct 3,1-4): Jesus, und in ihm den Vater. Wir suchen nach ihm, weil das Verlangen nach ihm der Beginn der Liebe zu ihm ist. Wir suchen nach ihm in reinem Glauben, in dem Glauben, der uns aus ihm geboren sein und in ihm leben läßt. Man kann auch im inneren Gebet noch meditieren, doch richtet sich der Blick bereits auf den Herrn.

2710 Die Wahl der Zeit und die Dauer des inneren Gebetes beruhen auf einem entschlossenen Wollen, in dem sich das Verborgene des Herzens offenbart. Man betet nicht, wenn man Zeit hat, sondern man nimmt sich die Zeit, um für den Herrn da zu sein. Man tut dies mit dem festen Entschluß, ihm diese Zeit nicht wieder wegzunehmen, auch wenn die Begegnung mühevoll und trocken sein mag. Man kann nicht immer meditieren. Es ist jedoch immer möglich, in das innere Gebet einzutreten, unabhängig von Gesundheitszustand, Arbeitsbedingungen und Gemütslage. In Armut und im Glauben ist das Herz der Ort der Suche und der Begegnung (Vgl. dazu auch CEC 2726).

2711 Der Eintritt in das innere Gebet ist der Eröffnung der Eucharistiefeier vergleichbar: Unter dem Antrieb des Heiligen Geistes "sammeln" wir unser Herz und unser ganzes Wesen, leben wir bewußt in der Wohnung des Herrn, die wir selbst sind, und beleben wir den Glauben, um in die Gegenwart dessen einzutreten, der uns erwartet. Wir lassen unsere Masken fallen und wenden unser Herz wieder dem uns liebenden Herrn zu, um uns ihm als eine Opfergabe, die gereinigt und verwandelt werden soll, zu übergeben (Vgl. dazu auch CEC 1348 CEC 2100).

2712 Das innere Gebet ist das Gebet des Kindes Gottes, des Sünders, der Vergebung gefunden hat und gewillt ist, die Liebe, mit der er geliebt wird, zu empfangen, und sie durch noch größere Liebe zu erwidern (Vgl. Lc 7,36-50 Lc 19,1-10). Aber er weiß, daß seine Gegenliebe vom Heiligen Geist stammt, der sie seinem Herzen eingießt. Denn alles ist Gnade von Gott her. Das innere Gebet ist demütige und arme Hingabe an den liebenden Willen des Vaters in immer tieferer Vereinigung mit seinem geliebten Sohn (Vgl. dazu auch CEC 2822).

2713 So ist das innere Gebet der einfachste Ausdruck des Mysteriums des Betens. Es ist ein Geschenk und eine Gnade, die nur in Demut und Armut empfangen werden kann. Das innere Gebet ist eine Beziehung des Bundes, die Gott in den Grund unseres Wesens gesenkt hat (Vgl. Jr 31,33). Es ist eineGemeinschaft, in der die heiligste Dreifaltigkeit den Menschen, das Abbild Gottes, sich "ähnlich" gestaltet (Vgl. dazu auch CEC 2559).

2714 Das innere Gebet ist der Höhepunkt des Betens überhaupt. In ihm rüstet uns der Vater durch seinen Geist mit Kraft aus, damit in uns der "innere Mensch" gestärkt werde, Christus durch den Glauben in unseren Herzen wohne und wir "in der Liebe verwurzelt und auf sie gegründet" seien (Ep 3,16-17).

2715 Die "Beschauung" (Kontemplation) ist gläubiges Hinschauen auf Jesus. "Ich schaue ihn an, und er schaut mich an", sagte ein Bauer von Ars, der vor dem Tabernakel betete, zu seinem heiligen Pfarrer. Dieses aufmerksame Schauen auf Jesus ist Verzicht auf das "Ich", denn der Blick Jesu reinigt das Herz. Das Licht seines Antlitzes erleuchtet die Augen unseres Herzens und läßt uns alles im Licht seiner Wahrheit und seines Mitleids mit allen Menschen sehen. Die Kontemplation sieht auf die Mysterien des Lebens Christi und lernt auf diese Weise "die innere Erkenntnis des Herrn", um ihn mehr zu lieben und ihm besser nachzufolgen (Vgl. lgnatius. ex. spir. 104) (Vgl. dazu auch CEC 1380 CEC 521).

2716 Das innere Gebet ist Hören auf das Wort Gottes. Dieses Hören ist keineswegs untätig, sondern ist ein Gehorchen des Glaubens, ein bedingungsloses Empfangen des Knechtes und liebendes Einwilligen des Kindes. Es nimmt teil am "Ja" des Sohnes, der Knecht geworden ist, und am "Fiat" der demütigen Magd des Herrn (Vgl. dazu auch CEC 494).

2717 Das innere Gebet ist Schweigen. Es ist "Symbol der kommenden Welt" (Isaak v. Ninive, tract. myst. 66) und "schweigsame Liebe" (Johannes vom Kreuz). Beim inneren Gebet sind die Worte kein langes Reden, sie sind wie Reisig, das das Feuer der Liebe anfacht. In diesem für den "äußeren" Menschen unerträglichen Schweigen spricht der Vater zu uns sein menschgewordenes Wort, das für uns leidet, stirbt und aufersteht; der Geist der Sohnschaft läßt uns am Beten Jesu teilnehmen (Vgl. dazu auch CEC 533 CEC 498).

2718 Insofern das innere Gebet am Mysterium Christi teilhaben läßt, ist es Vereinigung mit dem Beten Jesu. Das Mysterium Christi wird von der Kirche in der Eucharistie gefeiert; im inneren Gebet läßt es der Heilige Geist aufleben, damit es durch die tätige Liebe offenbar werde.

2719 Das innere Gebet ist eine Gemeinschaft der Liebe. Es trägt Leben für viele in sich, wenn es einwilligt, in der Nacht des Glaubens zu verharren. Die österliche Auferstehungsnacht wird durch die Nacht der Todesangst und jene des Grabes vorbereitet. Diese drei Nächte prägen die Stunde Jesu. Der Geist Jesu, und nicht das "Fleisch, das schwach ist", läßt diese Stunde im inneren Gebet verbringen. Es gilt, "eine Stunde" mit ihm zu wachen (Vgl. Mt 26,40) (Vgl. dazu auch CEC 165 CEC 2730).



KURZTEXTE



2720 Die Kirche lädt die Gläubigen zu regelmäßigem Gebet ein: zu den täglichen Gebeten, zum Stundengebet, zur sonntäglichen Eucharistie und zu den Festen des Kirchenjahres.

2721 Die christliche Überlieferung kennt drei bedeutende Ausdrucksweisen des Gebetslebens: das mündliche, das betrachtende und das innere Gebet. Die Sammlung des Herzens ist ihnen gemeinsam.

2722 Das mündliche Gebet, das in der Einheit von Leib und Seele der menschlichen Natur grundgelegt ist, verbindet den Leib mit dem Gebet des Herzens nach dem Beispiel Jesu, der zu seinem Vater betete und seine Jünger das Vaterunser lehrte.

2723 Das betrachtende Gebet, die Meditation, ist ein betendes Suchen. Es bezieht das Denken, die Einbildungskraft, die Gefühlsregung und das Verlangen mit ein. Es will die gläubige Aneignung des Betrachteten mit der Wirklichkeit unseres Lebens verbinden.

2724 Das innere Gebet ist der einfache Ausdruck des Mysteriums des Betens. Es ist ein gläubiger Blick auf Jesus, ein Horchen auf das Wort Gottes und eine schweigsame Liebe. Es vereint mit dem Beten Christi, insofern es an seinem Mysterium teilhaben läßt.




ARTIKEL 8 KAMPF DES BETENS


2725 Das Gebet ist ein Geschenk der Gnade und eine entschlossene Antwort unsererseits. Es verlangt immer ein Bemühen. Die großen Beter des Alten Bundes vor der Zeit Christi wie auch die Mutter Gottes und die Heiligen lehren uns zusammen mit Jesus, daß Beten Kampf bedeutet. Gegen wen? Gegen uns selbst und gegen die List des Versuchers, der alles unternimmt, um den Menschen vom Gebet, von der Vereinigung mit Gott abzuhalten. Wir beten, wie wir leben, weil wir leben, wie wir beten. Wer nicht stets im Geist Christi zu handeln gewillt ist, kann auch nicht gewohnt sein, in seinem Namen zu beten. Der "geistige Kampf" des neuen Lebens des Christen läßt sich nicht vom Kampf des Betens trennen (Vgl. dazu auch CEC 2612 CEC 409 CEC 2015).



I Einwände gegen das Gebet

2726 Im Kampf des Betens haben wir uns mit falschen Auffassungen über das Gebet auseinanderzusetzen, die wir in uns selbst und in unserer Umwelt vorfinden. Manche sehen im Gebet lediglich einen psychologischen Vorgang, andere ein Bemühen der Sammlung, um zu innerer Leere zu gelangen. Wieder andere schreiben das Beten in rituellen Haltungen und Worten fest. Viele Christen sehen unbewußt im Gebet eine Beschäftigung, die sich mit all dem, was sie zu tun haben, nicht vereinbaren läßt: sie haben keine Zeit. Und diejenigen, die im Gebet nach Gott suchen, werden schnell entmutigt, weil sie nicht wissen, daß das Gebet auch vom Heiligen Geist und nicht allein von ihnen kommt (Vgl. dazu auch CEC 2710).

2727 Wir haben uns auch den Geisteshaltungen "dieser Welt" zu stellen. Wenn wir nicht wachsam sind, dringen sie bei uns ein. So etwa die Ansicht, daß nur das wahr ist, was durch Vernunft und Wissenschaft nachgeprüft werden kann. Dagegen steht aber, daß Beten ein Mysterium ist, das unser Bewußtes und Unbewußtes übersteigt. Eine andere Ansicht hält nur Produktion und Gewinn für wertvoll und damit Beten für nutzlos, weil unproduktiv. Für eine weitere Meinung sind Sinnlichkeit und Bequemlichkeit Maßstab des Wahren, Guten und Schönen. Dagegen aber will das Gebet, das "Liebe zur Schönheit" (Philokalie) ist, die Herrlichkeit des lebendigen und wahren Gottes über alles lieben. Schließlich wird das Gebet aus Angst vor Betriebsamkeit als Weltflucht dargestellt. Doch ist das christliche Gebet nicht ein Rückzug aus der Geschichte; es ist auch kein Bruch mit dem Leben (Vgl. dazu auch CEC 37 CEC 2500).

2728 Schließlich muß unser Kampf auch dem gelten, was wir als Scheitern im Gebet erleben. Dazu zählen die Entmutigung angesichts unserer Trockenheit, die Traurigkeit, Gott nicht alles gegeben zu haben, weil wir "ein großes Vermögen" haben, die Enttäuschung darüber, nicht unserem eigenen Willen entsprechend erhört worden zu sein, die Verletzung unseres Stolzes, der sich in der Erbärmlichkeit des Sünders verhärtet und die Abneigung dagegen, das Gebet ungeschuldet geschenkt zu erhalten. In jedem Fall stellt sich die Frage: Wozu Beten? Um diese Hindernisse zu besiegen, müssen wir um Demut, Vertrauen und Ausdauer kämpfen.



II Demütige Wachsamkeit des Herzens



Schwierigkeiten beim Beten

2729 Oft wird das Beten durch die Zerstreuung erschwert. Beim mündlichen Gebet kann sie die Worte und deren Sinn betreffen. Sie kann aber auch tiefergehend denjenigen betreffen, an den wir uns im betrachtenden und inneren Beten, aber auch im liturgischen und individuellen gesprochenen Gebet richten. Wollten wir auf die Zerstreuungen Jagd machen, gingen wir ihnen in die Falle, während wir doch nur zu unserem Herzen zurückzukommen brauchen. Eine Zerstreuung offenbart uns, woran wir hängen. Sich dessen demütig vor Gott bewußt werden weckt unsere Liebe, die ihm nichts vorzieht, wenn wir ihm entschlossen unser Herz schenken, damit er es reinige. Hier ist der Ort des Kampfes und der Entscheidung, welchem Herrn wir dienen wollen (Vgl. Mt 6,21 Mt 6,24) (Vgl. dazu auch CEC 2711).

2730 Der Kampf gegen unser besitz- und herrschsüchtiges Ich besteht in Wachsamkeit und Nüchternheit. Wenn Jesus auf die Wachsamkeit drängt, bleibt sie immer auf seine Person und sein Kommen bezogen - am Letzten Tag und jeden Tag: "Heute". Der Bräutigam kommt mitten in der Nacht; der Glaube ist das Licht, das nicht erlöschen darf: "Mein Herz denkt an dein Wort: Sucht mein Angesicht!" (Ps 27,8) (Vgl. dazu auch CEC 2659).

2731 Eine weitere Schwierigkeit, besonders für jene, die aufrichtig beten wollen, ist die Trockenheit.Diese gehört zum inneren Gebet, wenn das Herz von Gott wie getrennt und ohne Verlangen nach geistlichen Gedanken, Erinnerungen und Gefühlen ist. Dies sind Augenblicke reinen Glaubens, welcher mit Jesus treu in der Todesangst und im Grab ausharrt. Wenn das Weizenkorn "stirbt, bringt es reiche Frucht" (Jn 12,24). Falls die Trockenheit daher rührt, daß das Wort auf Felsen gefallen ist und darum keine Wurzel schlagen konnte (Vgl. Lc 8,6 Lc 8,13), gilt es, um die Bekehrung zu kämpfen (Vgl. dazu auch CEC 1426).



Versuchungen im Gebet

2732 Die häufigste und verborgenste Versuchung ist unser Mangel an Glauben. Dieser äußert sich weniger in einem erklärten Unglauben als in der tatsächlichen Bevorzugung anderer Dinge. Wenn wir zu beten beginnen, stellen sich tausend Arbeiten und Sorgen, die wir für dringlich halten, alswichtig dar. Dies ist der Moment, da offenbar wird, wem das Herz den Vorzug gibt. Das eine Mal wenden wir uns an den Herrn als unsere letzte Hilfe, aber wir sind nicht immer wirklich von seiner Hilfe überzeugt. Das andere Mal machen wir den Herrn zu unserem Verbündeten, doch das Herz bleibt überheblich. In allen diesen Fällen offenbart unser Mangel an Glauben, daß unser Herz noch nicht demütig genug ist: "Getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen" (Jn 15,5) (Vgl. dazu auch CEC 2092 CEC 2074).

2733 Eine weitere Versuchung, der die Überheblichkeit die Tür öffnet, ist der Überdruß.Die Lehrer des geistlichen Lebens verstehen darunter eine Art Depression. Sie wird durch das Nachlassen in der Askese, das Schwinden der Wachsamkeit und durch die mangelnde Sorgfalt des Herzens hervorgerufen. "Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach" (Mt 26,41). Je größer die Höhe, von der man herabfällt, desto mehr verletzt man sich. Die schmerzliche Entmutigung ist die Kehrseite der Überheblichkeit. Der Demütige wundert sich nicht über sein Elend. Es bringt ihn dazu, stärker zu vertrauen und beständig zu bleiben (Vgl. dazu auch CEC 2094 CEC 2559).



III Kindliches Vertrauen

2734 In der Bedrängnis wird das kindliche Vertrauen geprüft und muß sich bewähren (Vgl. Rm 5,3-5). Die größte Schwierigkeit liegt im Bittgebet, das wir für uns selbst oder für andere fürsprechend vorbringen. Manche hören sogar auf zu beten, weil sie denken, ihr Gebet werde nicht erhört. Hier stellen sich zwei Fragen: Warum denken wir, daß unsere Bitte nicht erhört wird? Wie wird unser Gebet erhört und "wirksam"? (Vgl. dazu auch CEC 2629)



Warum klagen, wir seien nicht erhört worden?

2735 Eine Feststellung sollte uns zunächst erstaunen. Wenn wir Gott loben oder ihm für seine Wohltaten im allgemeinen danken, kümmert es uns kaum, ob unser Gebet ihm angenehm ist. Dagegen verlangen wir aber, das Ergebnis unserer Bitte zu sehen. Welches Gottesbild veranlaßt uns zu beten? Ist Gott für uns nur ein brauchbares Mittel oder ist er der Vater unseres Herrn Jesus Christus? (Vgl. dazu auch CEC 2779)

2736 Können wir mit Überzeugung sagen: "Wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen" (Rm 8,26)? Bitten wir Gott um "angemessene Güter"? Unser Vater weiß genau, was wir brauchen, noch bevor wir ihn darum bitten (Vgl. Mt 6,8). Er erwartet aber unsere Bitte, weil die Würde seiner Kinder in ihrer Freiheit liegt. Es ist also nötig, daß wir mit Gottes Geist der Freiheit beten, um wirklich erkennen zu können, was sein Wille ist (Vgl. Rm 8,27) (Vgl. dazu auch CEC 2559 CEC 1730).

2737 "Ihr erhaltet nichts, weil ihr nicht bittet. Ihr bittet und empfangt doch nichts, weil ihr in böser Absicht bittet, um es in eurer Leidenschaft zu verschwenden" (Jc 4,2-3) (Vgl. den ganzen Kontext Jc 4 Jc 1-10 Jc 1,5-8 Jc 5,16). Wenn wir mit einem geteilten Herzen wie "Ehebrecher" (Jc 4,4) beten, kann Gott uns nicht erhören, denn er will unser Wohl und unser Leben. "Oder meint ihr, die Schrift sage ohne Grund: Eifersüchtig sehnt er sich nach dem Geist, den er in uns wohnen ließ" (Jc 4,5). Unser Gott ist "eifersüchtig" auf uns, was zeigt, daß er uns wahrhaft liebt. Lassen wir uns in das Verlangen seines Geistes hineinnehmen und wir werden erhört werden.

"Werde nicht betrübt, wenn du von Gott nicht sogleich das, was du von ihm erbittest, erhältst. Denn er will dir viel mehr an Gutem erweisen mit Hilfe deiner Ausdauer, mit der du im Gebet bei ihm verweilst" (Evagrius, or. 34). "Er will, daß unser Verlangen sich im Gebet bewähre. So bereitet er uns darauf vor, das zu empfangen, was er uns zu geben geneigt ist" (Augustinus, ep. 130,8,17).



Wie wird unser Gebet wirksam?

2738 Die Offenbarung des Gebetes in der Heilsordnung lehrt uns, daß der Glaube sich auf das Wirken Gottes in der Geschichte stützt. Das kindliche Vertrauen wird vor allem durch sein Handeln im Leiden und in der Auferstehung seines Sohnes geweckt. Das christliche Gebet wirkt an seiner Vorsehung, an seinem liebenden Ratschluß für die Menschen mit (Vgl. dazu auch CEC 2568 CEC 307).

2739 Beim hl. Paulus ist dieses Vertrauen kühn (Vgl. Rm 10,12-13), weil es sich auf das Beten des Geistes in uns und auf die treue Liebe des Vaters, der uns seinen eingeborenen Sohn geschenkt hat (Vgl. Rm 8,26-39), stützt. Die Verwandlung des betenden Herzens ist die erste Antwort auf unser Bitten (Vgl. dazu auch CEC 2778).

2740 Das Beten Jesu macht das christliche Gebet zu einer wirksamen Bitte. Er ist dessen Vorbild; er betet in uns und mit uns. Wie kann sich das Herz der als Kinder Gottes Angenommenen mehr an die Gaben als an den Geber hängen, wenn das Herz des Sohnes nur das sucht, was dem Vater gefällt? (Vgl. dazu auch CEC 2604)

2741 Zudem betet Jesus an unserer Stelle und für uns. Alle unsere Bitten sind ein für allemal in seinen Schrei am Kreuz hineingenommen und vom Vater in seiner Auferstehung erhört worden. Deshalb hört Jesus nicht auf, beim Vater für uns einzutreten (Vgl. He 5,7 He 7,25 He 9,24). Wenn unser Gebet mit dem Vertrauen und mit der Kühnheit eines Kindes mit dem Gebet Jesu vereint ist, erhalten wir alles, worum wir in seinem Namen bitten, und noch viel mehr als nur dieses oder jenes, nämlich den Heiligen Geist selbst, der alle Gaben in sich birgt (Vgl. dazu auch CEC 2606 CEC 2614).



IV In der Liebe ausharren

2742 "Betet ohne Unterlaß!" (1Th 5,17). "Sagt Gott, dem Vater, jederzeit Dank für alles im Namen Jesu Christi, unseres Herrn!" (Ep 5,20). "Hört nicht auf, zu beten und zu flehen! Betet jederzeit im Geist; seid wachsam, harrt aus und bittet für alle Heiligen" (Ep 6,18). "Es wurde uns nicht vorgeschrieben, beständig zu arbeiten, zu wachen und zu fasten. Doch ist es für uns ein Gesetz, unablässig zu beten" (Evagrius, cap. pract. 49). Dieser unermüdliche Eifer kann nur aus der Liebe kommen. Der Kampf des Gebetes gegen unsere Schwerfälligkeit und Faulheit ist ein Kampf um eine demütige, vertrauende und beharrliche Liebe. Diese Liebe öffnet unsere Herzen für drei leuchtende und lebendigmachende Gewißheiten des Glaubens (Vgl. dazu auch CEC 2098 CEC 162):

2743 Beten ist immer möglich. Die Zeit des Christen ist die Zeit des auferstandenen Christus, der zu uns spricht: "Ich bin bei euch alle Tage" (Mt 28,20), wie groß die Stürme (Vgl. Lc 8,24) auch sein mögen. Unsere Zeit liegt in Gottes Hand.

"Selbst auf dem Marktplatz oder auf einem einsamen Spaziergang ist es möglich, oft und eifrig zu beten. Auch dann, wenn ihr in eurem Geschäft sitzt, oder gerade kauft oder verkauft, ja selbst wenn ihr kocht" (Johannes Chrysostomus, ed. 2).

2744 Beten ist lebensnotwendig. Der Beweis durch das Gegenteil ist nicht weniger überzeugend: Wenn wir uns nicht vom Geist leiten lassen, fallen wir in die Knechtschaft der Sünde (Vgl. Ga 5,16-25) zurück. Wie kann der Heilige Geist "unser Leben" sein, wenn unser Herz fern ist von ihm?

"Nichts ist so wertvoll wie das Gebet: Es macht Unmögliches möglich und Schweres leicht ... Ein Mensch, der betet, kann unmöglich sündigen" (Johannes Chrysostomus, Anna 4,5).

"Wer betet, wird sicherlich gerettet; wer nicht betet, verdammt sich sicherlich"

(Alphons v. Liguori, mez.).

2745 Beten und christliches Leben lassen sich nicht trennen. Denn es handelt sich hier um dieselbe Liebe und denselben Verzicht, der aus der Liebe hervorgeht; um dieselbe kindliche und liebende Gleichförmigkeit mit dem liebenden Ratschluß des Vaters; um dieselbe verwandelnde Vereinigung im Heiligen Geist, die uns Christus Jesus immer mehr gleichgestaltet und um dieselbe Liebe zu allen Menschen, mit der Jesus uns geliebt hat. "Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet. Dies trage ich euch auf: Liebt einander!" (Jn 15,16-17) (Vgl. dazu auch CEC 2660).

"Unablässig betet, wer sein Gebet mit Taten, und Taten mit Gebet verbindet. Nur so können wir der Ansicht sein, daß sich der Grundsatz, jederzeit zu beten, verwirklichen läßt" (Origenes, or. 12).




Katechismus KK 1997 2682