Katechismus KK 1997 2816

II "Dein Reich komme"

2816 Das Wort "Reich" (basileia) im Neuen Testament kann mit "Königtum" (abstrakter Begriff), "Königreich" (konkreter Begriff) oder "Königsherrschaft" (Handlungsbegriff) übersetzt werden. Das Reich Gottes ist schon da. Es hat sich im menschgewordenen Wort genähert, ist im gesamten Evangelium verkündet worden und im Tod und in der Auferstehung Christi gekommen. Seit dem Letzten Abendmahl kommt das Reich Gottes in der Eucharistie; es ist mitten unter uns. Das Reich Gottes wird in Herrlichkeit kommen, wenn Christus es dem Vater übergeben wird (Vgl. dazu auch CEC 541 CEC 2632 CEC 560 CEC 1107).

"Es kann auch Christus selbst das Reich Gottes sein, nach dem wir mit unserem Verlangen täglich rufen, dessen baldige Ankunft wir ungeduldig erwarten. Denn da er selbst unsere Auferstehung ist, weil wir in ihm auferstehen, so kann er auch selbst als das Reich Gottes aufgefaßt werden, weil wir in ihm herrschen werden" (Cyprian, Dom. orat. 13).

2817 Diese Bitte ist das "Marána tha", der Ruf des Geistes und der Braut: "Komm, Herr Jesus!" (Vgl. dazu auch CEC 451 CEC 2632 CEC 671)

"Auch wenn in diesem Gebet keine Vorschrift, um die Ankunft des Reiches zu bitten, bestünde, so müßten wir von selbst diesen Schrei ausstoßen und uns beeilen, unsere Hoffnung zu umarmen. Unter dem Altar erflehen die Seelen der Märtyrer vom Herrn mit großem Schreien: ,Wie lange zögerst du noch, Herr, unser Blut an den Bewohnern der Erde zu rächen?' (Ap 6,10). Denn es soll ihnen Gerechtigkeit zuteil werden am Ende der Zeit. Herr, beschleunige das Kommen deines Reiches!" (Tertullian, or. 5).

2818 Das Gebet des Herrn handelt hauptsächlich vom endgültigen Kommen des Reiches Gottes durch die Wiederkunft Christi (Vgl. Tit Tt 2,13). Dieses Verlangen lenkt die Kirche nicht von ihrer Sendung in dieser Welt ab, sondern verpflichtet sie dazu. Seit Pfingsten nämlich ist das Kommen des Reiches das Werk des Heiligen Geistes, der das Werk Christi "auf Erden weiterführt und alle Heiligung vollendet" (MR, Viertes Hochgebet) (Vgl. dazu auch CEC 769).

2819 "Das Reich Gottes ... ist Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist" (Rm 14,17). Die letzten Zeiten, in denen wir stehen, sind die der Ausgießung des Heiligen Geistes. Damit hat ein entscheidender Kampf zwischen dem "Fleisch" und dem "Geist" begonnen (Vgl. Ga 5,16-25) (Vgl. dazu auch CEC 2046 CEC 2516).

"Nur eine reine Seele kann mit Zuversicht sprechen: ,Dein Reich komme'. Wer auf das Wort Pauli hört: ,Die Sünde soll euren sterblichen Leib nicht mehr beherrschen' (Rm 6,12), wer sich in seinem Handeln, Denken und Reden rein hält, kann zu Gott sagen: ,Dein Reich komme'" (Cyrill v. Jerusalem, catech. myst. 5,13) (Vgl. dazu auch CEC 2519).

2820 Die Christen müssen, vom Heiligen Geist geleitet, das Wachsen des Reiches Gottes vom Fortschritt der Kultur und der Gesellschaft unterscheiden, in die sie hineingestellt sind. Diese Unterscheidung ist keine Trennung, denn die Berufung des Menschen zum ewigen Leben befreit ihn nicht von der Aufgabe, die vom Schöpfer erhaltenen Kräfte und Mittel für Gerechtigkeit und Frieden (Vgl. GS 22 GS 32 GS 39 GS 45 EN 31) in dieser Welt einzusetzen, sondern bekräftigt diese Pflicht (Vgl. dazu auch CEC 1049).

2821 Diese Bitte wird im Beten Jesu (Vgl. Jn 17,17-20) getragen und erhört. In der Eucharistie ist dieses Beten gegenwärtig und wirksam. Die Bitte trägt ihre Frucht im neuen Leben, das den Seligpreisungen entspricht (Vgl. Mt 5,13-16 Mt 6,24 Mt 7,12-13) (Vgl. dazu auch CEC 2746).



III "Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden"

2822 Es ist der Wille unseres Vaters, "daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen" (1Tm 2,4). Er ist geduldig, "weil er nicht will, daß jemand zugrunde geht" (2P 3,9) (Vgl. Mt 18,14). Sein Gebot, das alle anderen zusammenfaßt und uns seinen Willen offenbart, lautet: "Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben" (Jn 13,34) (Vgl. 1Jn 3 1Jn 4 Lc 10,25-37) (Vgl. dazu auch CEC 851 CEC 2196).

2823 Gott "hat uns das Geheimnis seines Willens kundgetan, nach seinem gnädigen Ratschluß ... das All in Christus wieder unter ein Haupt zu fassen. Durch ihn sind wir auch als Erben vorherbestimmt und eingesetzt nach dem Plan dessen, der alles so verwirklicht, wie er es in seinem Willen beschließt" (Ep 1,9-11). So beten wir inständig, daß dieser gnädige Ratschluß sich verwirkliche auf der Erde, so wie er es im Himmel schon ist (Vgl. dazu auch CEC 59).

2824 Der Wille des Vaters wurde in Christus durch seinen menschlichen Willen ein für allemal vollkommen erfüllt. Bei seinem Eintritt in die Welt sprach Jesus: "Ja, ich komme ... deinen Willen, Gott, zu tun" (He 10,7 Ps 40,8). Nur Jesus kann von sich sagen, daß er "immer das tue, was (dem Vater) gefällt" (Jn 8,29). Beim Beten in seiner Todesangst stimmt er diesem Willen des Vaters ganz zu: "Nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen" (Lc 22,42) (Vgl. Jn 4,34 Jn 5,30 Jn 6,38). Darum hat sich Jesus "für unsere Sünden hingegeben ... nach dem Willen unseres Gottes" (Ga 1,4). "Aufgrund dieses Willens sind wir durch die Opfergabe des Leibes Jesu Christi ein für allemal geheiligt" (He 10,10) (Vgl. dazu auch CEC 475 CEC 612).

2825 Jesus hat, "obwohl er der Sohn war ... durch Leiden den Gehorsam gelernt" (He 5,8). Wieviel mehr gilt das für uns Geschöpfe und Sünder, die in Jesus an Kindes Statt angenommen wurden! Wir bitten unseren Vater, unseren Willen mit dem seines Sohnes zu vereinen, damit wir seinen Willen, den Ratschluß des Heiles für das Leben der Welt, erfüllen. Aus uns selbst sind wir dazu völlig unfähig, aber mit Jesus vereint und mit der Kraft seines Heiligen Geistes können wir dem Vater unseren Willen übergeben und uns zu dem entschließen, wozu sich der Sohn stets entschieden hat: Das zu tun, was dem Vater gefällt (Vgl. Jn 8,29) (Vgl. dazu auch CEC 615).

Wenn wir Christus anhängen, "können wir mit ihm ein einziger Geist werden und dadurch seinen Willen erfüllen; so wird dieser auf Erden wie im Himmel vollkommen erfüllt" (Origenes, or. 26).

"Seht, wie Jesus Christus uns Demut lehrte, indem er uns zu verstehen gab, daß die Tugend nicht nur ein Werk unseres Eifers ist sondern auch der Gnade Gottes. Auch hier hieß er wieder einen jeden von uns, im Gebet auf das Wohl der ganzen Welt bedacht zu sein. Er sagte nämlich nicht: ,Es geschehe dein Wille' an mir oder an euch, sondern: ,auf der ganzen Welt', auf daß aller Irrtum verschwinde, die Wahrheit erscheine, jegliches Böse ausgerottet werde, die Tugend Einzug halte und so kein Unterschied mehr bestehe zwischen Himmel und Erde" (Johannes Chrysostornus, hom. in Mt 19,5).

2826 Durch das Gebet können wir "erkennen ... was der Wille Gottes ist" (Rm 12,2) (Vgl. Ep 5,17), und "Ausdauer" erhalten, um ihn zu "erfüllen" (He 10,36). Jesus lehrt uns, daß nicht jener, der viele Worte macht, in das Himmelreich eintritt, "sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt" (Mt 7,21).

2827 "Wer aber Gott fürchtet und seinen Willen tut, den erhört Gott" (Jn 9,31) (Vgl. 1Jn 5,14). Eine so große Macht hat das Gebet der Kirche im Namen ihres Herrn, vor allem in der Eucharistie. Diese ist fürbittende Gemeinschaft mit der heiligen Mutter Gottes (Vgl. Lc 1,38 Lc 1,49) und allen Heiligen, die dem Herrn "wohlgefällig" waren, weil sie einzig seinen Willen erfüllen wollten (Vgl. dazu auch CEC 2611).

"Wir können, ohne die Wahrheit zu verletzen, die Worte: ,Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden' auch übersetzen durch: ,in der Kirche wie in unserem Herrn Jesus Christus; in der Braut, die ihm verlobt worden ist, wie im Bräutigam, der den Willen des Vaters erfüllt hat'" (Augustinus, serm. Dom. 2,6,24) (Vgl. dazu auch CEC 796).



IV "Unser tägliches Brot gib uns heute"

2828 Gib uns. Schön ist das Vertrauen der Kinder, die von ihrem Vater alles erwarten. Dieser "läßt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er läßt regnen über Gerechte und Ungerechte" (Mt 5,45). "Zur rechten Zeit" gibt er allen Lebewesen "Speise" (Ps 104,27). Jesus lehrt uns diese Bitte; sie verherrlicht unseren Vater, denn sie anerkennt, daß er über alle Güte hinaus gut ist (Vgl. dazu auch CEC 2778).

2829 "Gib uns" ist auch Ausdruck des Bundes: Wir gehören Gott und er gehört uns und ist für uns da. Aber das Wort "uns" anerkennt ihn auch als den Vater aller Menschen. So bitten wir ihn für sie alle, in Verbundenheit mit ihren Bedürfnissen und Leiden (Vgl. dazu auch CEC 1939).

2830 Unser Brot: Es ist unmöglich, daß der Vater, der uns das Leben gibt, uns nicht auch die zum Leben notwendige Nahrung, alle angemessenen materiellen und geistigen Güter gibt. Jesus hebt in der Bergpredigt das kindliche Vertrauen hervor, das mit der Vorsehung unseres Vaters mitwirkt (Vgl. Mt 6,25-34). Er verpflichtet uns nicht auf ein unbeteiligtes Hinnehmen (Vgl. 2Th 3,6-13), sondern will uns von beunruhigenden Sorgen und aller Ängstlichkeit befreien. Die Kinder Gottes verlassen sich kindlich auf ihren Vater (Vgl. dazu auch CEC 2633).

"Denen, die nach dem Reiche und der Gerechtigkeit Gottes trachten, soll nach seiner Verheißung auch alles andere zuteil werden. Denn da alles Gott gehört, wird es dem, der Gott hat, an nichts fehlen, wenn er selbst es Gott gegenüber an nichts fehlen läßt" (Cyprian, Dom. orat. 21) (Vgl. dazu auch CEC 227).

2831 Es gibt Menschen, die hungern, weil sie kein Brot haben. Diese Tatsache offenbart einen weiteren tiefen Sinn der Bitte. Der Hunger in der Welt ruft die Christen, die in Wahrhaftigkeit beten wollen, auf, die Verantwortung ihren Brüdern gegenüber wirksam wahrzunehmen. Dies betrifft ihr persönliches Verhalten und ihre Verbundenheit mit der ganzen Menschheit. So kann diese Bitte des Herrengebetes weder vom Gleichnis des armen Lazarus (Vgl. Lc 16,19-31) noch vom Gleichnis des Letzten Gerichtes (Vgl. Mt 25,31-46) losgelöst werden (Vgl. dazu auch CEC 1038).

2832 Wie die Hefe den Teig, soll die Neuheit des Gottesreiches die Erde mit dem Geist Christi emporheben (Vgl. AA 5). Dies muß sich darin erweisen, daß die persönlichen und gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und internationalen Beziehungen gerecht werden. Dabei darf nie vergessen werden, daß es ohne Menschen, die sich bemühen, gerecht zu sein, keine gerechten Beziehungen gibt (Vgl. dazu auch CEC 1928).

2833 Die Rede ist von "unserem" Brot: "eines" für "viele". Zur Armut der Seligpreisungen gehört die Tugend des Teilens; sie ruft dazu auf, die materiellen und geistigen Güter weiterzugeben und zu teilen, nicht aus Zwang, sondern aus Liebe, damit der Überfluß der einen den Nöten der anderen abhelfe (Vgl. 2Co 8,1-15) (Vgl. dazu auch CEC 2790 CEC 2546).

2834 "Bete und arbeite!" (Vgl. Benedikt, reg. 20; 48) "Betet, als ob alles von Gott abhinge, und arbeitet, als ob alles von euch abhinge." Auch wenn wir unsere Arbeit getan haben, bleibt die Nahrung eine Gabe unseres Vaters; es ist gut, ihn darum zu bitten, indem wir ihm dafür danken. Das ist der Sinn des Tischsegens in einer christlichen Familie (Vgl. dazu auch CEC 2428).

2835 Diese Bitte und die Verantwortung, zu der sie aufruft, gelten auch für einen anderen Hunger, an dem die Menschen zugrunde gehen: "Der Mensch lebt nicht nur von Brot, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt" (Mt 4,4) (Vgl. Dt 8,3), das heißt vom Wort und vom Hauch Gottes. Die Christen müssen alle Anstrengungen unternehmen, um "den Armen das Evangelium zu verkünden". Es gibt auf Erden einen anderen Hunger, "nicht den Hunger nach Brot, nicht Durst nach Wasser, sondern nach einem Wort des Herrn" (Am 8,11). Darum bezieht sich der besondere christliche Sinn dieser vierten Bitte auf das Brot des Lebens. Es ist das Wort Gottes, das wir im Glauben annehmen sollen, und der Leib Christi, den wir in der Eucharistie empfangen haben (Vgl. Jn 6,26-58) (Vgl. dazu auch CEC 2443 CEC 1384).

2836 Heute ist auch ein Ausdruck des Vertrauens, das uns der Herr lehrt (Vgl. Mt 6,34 Ex 16,19), und keine anmaßende Erfindung. Da es sich vor allem um das Wort des Vaters und den Leib seines Sohnes handelt, ist dieses "Heute" nicht nur die Gegenwart unserer vergänglichen Zeit, sondern das Heute Gottes (Vgl. dazu auch CEC 1165).

"Wenn du jeden Tag Brot erhältst, ist jeder Tag für dich dieses Heute. Wenn Christus heute dein ist, aufersteht er alle Tage für dich. Wie denn? ,Mein Sohn bist du. Heute habe ich dich gezeugt' (Ps 2,7). Heute, das heißt dann, wenn Christus aufersteht" (Ambrosius, sacr. 5,26).

2837 Täglich.Dieses Wort, epioúsios, findet sich im Neuen Testament nur hier. Im zeitlichen Sinn verstanden, nimmt es erzieherisch das "Heute" wieder auf (Vgl. Ex 16,19-21), um uns in einem "unbedingten" Vertrauen zu bestärken. Im qualitativen Sinn genommen, bedeutet es das Lebensnotwendige und, weiter gefaßt, jedes Gut, das zum Lebensunterhalt genügt (Vgl. 1Tm 6,8). Buchstäblich (epioúsios: über-wesentlich) bezeichnet es unmittelbar das Brot des Lebens, den Leib Christi und die "Arznei der Unsterblichkeit" (Ignatius v. Antiochien, Ep 20,2), ohne die wir das Leben nicht in uns haben (Vgl. Jn 6,53-56). Mit dem buchstäblichen wird auch der himmlische Sinn dieser Bitte offensichtlich: "dieser Tag" bezeichnet den Tag des Herrn. Dieser ist der Tag des Festmahls im Reiche Gottes, der in der Eucharistie vorweggenommen wird, die Vorgeschmack des kommenden Reiches ist. Darum ist es angemessen, die Eucharistie jeden Tag zu feiern (Vgl. dazu auch CEC 2659 CEC 2633 CEC 1405 CEC 1166 CEC 1389).

"Die Eucharistie ist unser tägliches Brot. Dieser göttlichen Speise eignet die Kraft der Einigung: sie vereint uns mit dem Leib des Herrn und macht uns zu seinen Gliedern, damit wir das werden, was wir empfangen ... Dieses tägliche Brot ist auch in den Lesungen, die ihr jeden Tag in der Kirche anhört, in den Hymnen, die ihr hört und die ihr singt. All das benötigen wir für unsere Pilgerschaft" (Augustinus, serm. 57,7,7).

Der Vater im Himmel ermahnt uns, als Kinder des Himmels um das Brot des Himmels zu bitten (Vgl. Jn 6,51). Christus "selbst ist das Brot, das in die Jungfrau gesät, im Fleisch durchsäuert, im Leiden geknetet, im Ofen des Grabes gebacken, in der Kirche aufbewahrt und auf den Altären geopfert wird. Dieses Brot teilt er Tag für Tag den Gläubigen aus als eine himmlische Nahrung" (Petrus Chrysologus, serm. 67).



V "Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern"

2838 Diese Bitte erstaunt. Enthielte sie nur den ersten Teil des Satzes, "Vergib uns unsere Schuld", so könnte sie schon in den drei ersten Bitten des Vaterunsers enthalten sein, da das Opfer Christi "zur Vergebung der Sünden" dient. Gemäß dem zweiten Satzteil jedoch wird unsere Bitte nur dann erhört, wenn wir zuvor einer Anforderung entsprochen haben. Unsere Bitte richtet sich auf die Zukunft; unsere Antwort muß ihr vorausgegangen sein; ein Wort verbindet beide: "wie" (Vgl. dazu auch CEC 1425 CEC 1933 CEC 2631).



"Vergib uns unsere Schuld ..."

2839 In kühnem Vertrauen haben wir begonnen, zu unserem Vater zu beten. In der Bitte, daß sein Name geheiligt werde, haben wir darum gebetet, selbst immer mehr geheiligt zu werden. Obwohl wir das Taufkleid tragen, hören wir nicht auf, zu sündigen, uns von Gott abzuwenden. Jetzt, in dieser neuen Bitte, kehren wir wie der verlorene Sohn (Vgl. Lc 15,11-32) zu ihm zurück und bekennen uns vor ihm als Sünder, wie der Zöllner es getan hat (Vgl. Lc 18,13). Unsere Bitte beginnt mit einer "Beichte", in der wir zugleich unser Elend und Gottes Barmherzigkeit bekennen. Unsere Hoffnung ist unerschütterlich, denn in seinem Sohn "haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden" (Col 1,14 Ep 1,7). In den Sakramenten seiner Kirche finden wir das wirksame und nicht anzuzweifelnde Zeichen seiner Vergebung (Vgl. Mt 26,28 Jn 20,23) (Vgl. dazu auch CEC 1425 CEC 1439 CEC 1422).

2840 Es ist erschreckend, daß diese Barmherzigkeit nicht in unser Herz eindringen kann, bevor wir nicht unseren Schuldigern vergeben haben. Wie der Leib Christi ist auch die Liebe unteilbar. Wir können Gott, den wir nicht sehen, nicht lieben, wenn wir den Bruder und die Schwester, die wir sehen, nicht lieben (Vgl. 1Jn 4,20). Wenn wir uns weigern, den Brüdern und Schwestern zu vergeben, verschließt sich unser Herz und seine Härte wird undurchdringbar für die barmherzige Liebe des Vaters. Im Bekennen unserer Sünde aber öffnet sich unser Herz seiner Gnade (Vgl. dazu auch CEC 1864).

2841 Diese Bitte ist so wichtig, daß sie die einzige ist, auf die der Herr in der Bergpredigt zu sprechen kommt und die er dort auch darlegt (Vgl. Mt 6,14-15 Mt 5,23-24 Mc 11,25). Dem Menschen ist es zwar nicht möglich, diese entscheidende Forderung des Mysteriums des Bundes zu erfüllen, doch "für Gott ist nichts unmöglich".



"... wie auch wir Vergeben unsern Schuldigern"

2842 Dieses "Wie" ist nicht das einzige der Lehre Jesu: "Ihr sollt ... vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist" (Mt 5,48). "Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist" (Lc 6,36). "Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe ..." (Jn 13,34). Es wäre nicht möglich, das Gebot des Herrn zu befolgen, wenn es sich darum handelte, das göttliche Vorbild äußerlich nachzuahmen. Es handelt sich aber um eine lebendige, "aus den Tiefen des Herzens" kommende Teilnahme an der Heiligkeit, an der Barmherzigkeit und an der Liebe unseres Gottes. Nur der Geist, aus dem wir "leben" (Ga 5,25), kann die Gesinnung Jesu zu "unserer" machen (Vgl. Ph 2,1 Ph 2,5). Die Einheit der Vergebung wird möglich, wenn wir einander verzeihen, "weil auch Gott euch durch Christus vergeben hat" (Ep 4,32) (Vgl. dazu auch CEC 521).

2843 So nehmen die Worte des Herrn über die Vergebung, das heißt über diese Liebe, die bis zum Äußersten liebt (Vgl. Jn 13,1), Leben an. Das Gleichnis vom unbarmherzigen Knecht, das die Lehre des Herrn über die kirchliche Gemeinschaft abschließt (Vgl. Mt 18,23-35), endet mit den Worten: "Ebenso wird mein himmlischer Vater jeden von euch behandeln, der seinem Bruder nicht von ganzem Herzen vergibt". Davon, vom ganzen "Herzen", hängt alles ab. Es liegt nicht in unserer Macht, eine Schuld nicht mehr zu spüren und so zu vergessen; doch das Herz, das sich dem Heiligen Geist öffnet, läßt diese Verletzung zu Mitleid werden und reinigt das Gedächtnis, indem es die Schuld zu einer Fürbitte werden läßt (Vgl. dazu auch CEC 368).

2844 Das christliche Gebet geht so weit, den Feinden zu vergeben (Vgl. Mt 5,43-44). Es verklärt den Jünger, indem es ihn seinem Meister gleichgestaltet. Die Vergebung ist ein Höhepunkt des christlichen Betens. Deshalb kann nur ein Herz, das mit dem göttlichen Mitleid übereinstimmt, die Gabe des Gebetes in sich aufnehmen. Die Vergebung bezeugt auch, daß in unserer Welt die Liebe stärker ist als die Sünde. Die Märtyrer von gestern und heute legen für Jesus dieses Zeugnis ab. Die Vergebung ist die Grundbedingung für die Versöhnung (Vgl. 2Co 5,18-21) der Kinder Gottes mit ihrem Vater und der Menschen untereinander (Vgl. Johannes Paul II., Enz. "Dives in misericordia" 14) (Vgl. dazu auch CEC 2262).

2845 Diese der Natur nach göttliche Vergebung kennt weder Maß noch Grenzen (Vgl. Mt 18,21-22 Lc 17,3-4). Wenn es sich um Schuld (nach Lc 11,4 "Sünden"; nach Mt 6,12 "Schulden") handelt, sind eigentlich immer wir die Schuldner: "Bleibt niemand etwas schuldig; nur die Liebe schuldet ihr einander immer" (Rm 13,8). Die Gemeinschaft der heiligsten Dreifaltigkeit ist Ursprung und Maßstab der Echtheit jeder Beziehung (Vgl. 1Jn 3,19-24). Im Gebet, vor allem in der Eucharistie wird sie gelebt (Vgl. Mt 5,23-24) (Vgl. dazu auch CEC 1441).

"Gott nimmt das Opfer unversöhnlicher Menschen nicht an und schickt sie vom Altar weg, um sich zuvor mit ihrem Bruder auszusöhnen, damit sie dann durch ihre friedfertigen Bitten auch bei Gott Frieden finden. Das schönste Opfer in Gottes Augen ist es, wenn Friede und brüderliche Eintracht unter uns herrschen und wenn das Volk in der Einheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes verbunden ist" (Cyprian, Dom. orat. 23).



VI "Und führe uns nicht in Versuchung"

2846 Diese Bitte wurzelt in der vorhergehenden, denn unsere Sünden sind die Früchte unserer Zustimmung zur Versuchung. Wir bitten unseren Vater, uns nicht in Versuchung zu "führen". Es ist nicht einfach, den griechischen Ausdruck, der so viel bedeutet wie "laß uns nicht in Versuchung geraten" (Vgl. Mt 26,41) oder "laß uns ihr nicht erliegen" in einem Wort wiederzugeben. "Denn Gott kann nicht in die Versuchung kommen, Böses zu tun, und er führt auch selbst niemand in Versuchung" (Jc 1,13); er will uns vielmehr davon befreien. Wir bitten ihn, uns nicht den Weg beschreiten zu lassen, der zur Sünde führt. Wir stehen im Kampf "zwischen dem Fleisch und dem Geist". So fleht diese Bitte des Vaterunsers um den Geist der Unterscheidung und der Kraft (Vgl. dazu auch CEC 164 CEC 2516).

2847 Der Heilige Geist läßt uns unterscheiden zwischen der Prüfung, die im Hinblick auf die hoffnungsvolle "Bewährung" (Rm 5,3-5) zum Wachstum des inneren Menschen notwendig ist (Vgl. Lc 8,13 Ac 14,22 2Tm 3,12), und der Versuchung, die zur Sünde und zum Tod führt (Vgl. Vgl. Jak Jc 1,14-15). Wir müssen auch zwischen "Versuchtwerden" und "der Versuchung zustimmen" unterscheiden. Weiters entlarvt die Gabe der Unterscheidung die Lüge der Versuchung: dem Anschein nach ist ihr Gegenstand schön, verlockend und "köstlich" (Gn 3,6), in Wahrheit aber führt er zum Tod (Vgl. dazu auch CEC 2284).

"Gott will das Gute nicht aufzwingen, er will freie Wesen ... Auch die Versuchung hat ihr Gutes. Niemand außer Gott weiß, was unsere Seele von Gott erhalten hat, nicht einmal wir. Aber die Versuchung bringt es an den Tag, um uns zu lehren, uns selbst zu erkennen und so unser Elend zu entdecken; und um uns zu verpflichten, für all das Gute zu danken, das die Versuchung uns aufgedeckt hat" (Origenes, or. 29).

2848 Einer Versuchung widerstehen zu können, verlangt eine Entscheidung des Herzens. "Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz ... Niemand kann zwei Herrn dienen" (Mt 6,21 Mt 6,24). "Wenn wir aus dem Geist leben, wollen wir dem Geist auch folgen" (Ga 5,25). In dieser "Zustimmung" zum Heiligen Geist gibt der Vater uns die Kraft. "Noch ist keine Versuchung über euch gekommen, die den Menschen überfordert. Gott ist treu; er wird nicht zulassen, daß ihr über eure Kraft hinaus versucht werdet. Er wird euch in der Versuchung einen Ausweg schaffen, so daß ihr sie bestehen könnt" (1Co 10,13) (Vgl. dazu auch CEC 1808).

2849 Nun aber ist ein Sieg in einem solchen Kampf nur im Gebet möglich. Jesus besiegte den Versucher von Beginn an (Vgl. Mt 4,1-11) bis zum letzten Kampf in seiner Todesangst (Vgl. Mt 26,36-44) durch das Gebet. So vereint uns Christus in dieser Bitte zu unserem Vater mit seinem Kampf und seiner Todesangst. Wir werden eindringlich ermahnt, in Gemeinschaft mit ihm unser Herz wachsam zu halten (Vgl. Mc 13,9 Mc 13,23 Mc 13,33-37 Mc 14,38 Lc 12,35-40). Wachsamkeit ist eine "Wächterin" des Herzens. Jesus bittet für uns seinen Vater mit den Worten: "Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen" (Jn 17,11). Ohne Unterlaß fordert uns der Heilige Geist zu dieser Wachsamkeit auf (Vgl. 1Co 16,13 Col 4,2 1Th 5,6 1P 5,8). In der letzten Versuchung unseres Kampfes auf Erden wird die Ernsthaftigkeit dieser Bitte offenkundig; sie bittet um Beharrlichkeit bis zum Ende. "Siehe, ich komme wie ein Dieb. Selig, wer wach bleibt" (Ap 16,15) (Vgl. dazu auch CEC 540 CEC 612 CEC 2612 CEC 162).



VII "Sondern erlöse uns von dem Bösen"

2850 Auch die letzte Bitte an unseren Vater wird vom Gebet Jesu getragen: "Ich bitte nicht, daß du sie aus der Welt nimmst, sondern daß du sie vor dem Bösen bewahrst" (Jn 17,15). Sie betrifft jeden einzelnen von uns, aber es sind immer "wir", die beten: in Gemeinschaft mit der ganzen Kirche und zur Befreiung der ganzen Menschheit. Das Gebet des Herrn öffnet uns immer für den ganzen Umfang der Ökonomie des Heiles. Unsere gegenseitige Verstrickung in Sünde und Tod wird zur Solidarität im Leib Christi in der "Gemeinschaft der Heiligen" (Vgl. RP 16) (Vgl. dazu auch CEC 309).

2851 In dieser Bitte ist das Böse nicht etwas rein Gedankliches, sondern bezeichnet eine Person, Satan, den Bösen, den Engel, der sich Gott widersetzt. Der "Teufel" (diabolos) stellt sich dem göttlichen Ratschluß und dem in Christus gewirkten Heilswerk entgegen (Vgl. dazu auch CEC 391).

2852 Der Teufel "war ein Mörder von Anfang an ... denn er ist ein Lügner und ist der Vater der Lüge" (Jn 8,44). Er ist es, "der Satan heißt und die ganze Welt verführt" (Ap 12,9). Durch ihn sind die Sünde und der Tod in die Welt gekommen. Durch seine endgültige Niederlage wird "die ganze Schöpfung von der Verderbnis der Sünde und des Todes befreit" werden (MR, Viertes Hochgebet). "Wir wissen: Wer von Gott stammt, sündigt nicht, sondern der von Gott Gezeugte bewahrt ihn, und der Böse tastet ihn nicht an. Wir wissen: Wir sind aus Gott, aber die ganze Welt steht unter der Macht des Bösen" (1Jn 5,18-19).

"Der Herr, der eure Sünden weggenommen und eure Verfehlungen vergeben hat, ist imstande, euch vor den Listen des Teufels, der gegen euch kämpft, zu schützen und zu behüten, damit der Feind, der gewohnt ist, Sünde zu erzeugen, euch nicht überrasche. Wer sich Gott anvertraut, fürchtet den Teufel nicht. ,Ist Gott für uns, wer ist dann gegen uns?' (Rm 8,31)" (Ambrosius, sacr. 5,30).

2853 In der Stunde, in der Jesus freiwillig den Tod auf sich nimmt, um uns sein Leben zu geben, ist der Sieg über den "Herrscher der Welt" (Jn 14,30) ein für allemal errungen. Es ist das Gericht über diese Welt, und der Herrscher dieser Welt wird "hinausgeworfen" (Jn 12,31) (Vgl. Ap 12,11). Dieser "verfolgt die Frau" (Vgl. Ap 12,13-16), hat aber keine Gewalt über sie; die neue Eva, die vom Heiligen Geist "Begnadete", wird von der Sünde und der Verderbnis des Todes bewahrt (in der Unbefleckten Empfängnis und durch die Aufnahme der allzeit jungfräulichen Mutter Gottes Maria in den Himmel). "Da geriet der Drache in Zorn über die Frau, und er ging fort, um Krieg zu führen gegen ihre übrigen Nachkommen" (Ap 12,17). Darum beten der Geist und die Kirche: "Komm, Herr Jesus !" (Ap 22,20) (Vgl. Ap 22,17), denn sein Kommen wird uns vom Bösen befreien (Vgl. dazu auch CEC 677 CEC 490 CEC 972).

2854 Wenn wir darum bitten, vom Bösen befreit zu werden, bitten wir auch um Befreiung von allen vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Übeln, deren Urheber und Anstifter der Böse ist. In dieser letzten Bitte trägt die Kirche das gesamte Elend der Welt vor den Vater. Mit der Erlösung von den Übeln, welche die Menschheit bedrücken, erfleht sie das kostbare Gut des Friedens und die Gnade des beharrlichen Wartens auf die Wiederkunft Christi. Wenn die Kirche so betet, nimmt sie in der Demut des Glaubens die Vereinigung von allen und allem in jenem vorweg, der "die Schlüssel zum Tod und zur Unterwelt" (Ap 1,18) hat, "der ist und der war und der kommt, der Herrscher über die ganze Schöpfung" (Ap 1,8) (Vgl. Ap 1,4) (Vgl. dazu auch CEC 2632).

"Erlöse uns, Herr, allmächtiger Vater, von allem Bösen und gib Frieden in unseren Tagen. Komm uns zu Hilfe mit deinem Erbarmen und bewahre uns vor Verwirrung und Sünde, damit wir voll Zuversicht das Kommen unseres Erlösers Jesus Christus erwarten" (MR, Embolismus) (Vgl. dazu auch CEC 1041).



DIE SCHLUSSDOXOLOGIE

2855 Die Schlußdoxologie "Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit" greift die drei ersten Bitten an unseren Vater wieder auf: die Verherrlichung seines Namens, das Kommen seines Reiches und die Kraft seines Heilswillens. Diese Wiederholung geschieht aber wie in der himmlischen Liturgie (Vgl. Ap 1,6 Ap 4,11 Ap 5,13) in Anbetung und Danksagung. Der Herrscher dieser Welt hatte sich die drei Titel der Herrschaft, der Macht und der Herrlichkeit (Vgl. Lc 4,5-6) auf betrügerische Weise angeeignet. Christus, der Herr, gibt sie seinem Vater und unserem Vater zurück, bis dieser ihm das Reich übergeben wird, wenn das Mysterium des Heiles endgültig vollendet sein und Gott alles in allen sein wird (Vgl. 1Co 15,24-28) (Vgl. dazu auch CEC 2760).

2856 "Am Schluß des Gebetes sprichst du ,Amen'. Durch das Wörtchen ,Amen', das heißt ,Es geschehe!', besiegelst du, was das von Gott gelehrte Gebet enthält" (Cyrill v. Jerusalem, catech. myst. 5, 18) (Vgl. dazu auch CEC 1061-1065).



KURZTEXTE



2857 Die ersten drei Bitten des Vaterunsers betreffen die Ehre des Vaters: die Heiligung seines Namens, das Kommen seines Reiches und die Erfüllung des göttlichen Willens. Die vier weiteren Bitten bringen ihm Anliegen vor, die unser Leben betreffen: er möge uns Nahrung verschaffen, uns von Sünde heilen und uns in unserem Kampf für den Sieg des Guten über das Böse beistehen.

2858 Wenn wir bitten: "Geheiligt werde dein Name", treten wir in den Ratschluß Gottes ein. Sein Name, der zunächst dem Mose und dann durch Jesus geoffenbart wurde, soll durch uns und in uns sowie in jedem Volk und in jedem Menschen geheiligt werden.

2859 In der zweiten Bitte geht es der Kirche vor allem um die Wiederkunft Christi und um das endgültige Kommen des Reiches Gottes. Sie betet auch um das Wachstum des Reiches Gottes im Heute unseres Lebens.

2860 In der dritten Bitte flehen wir zu unserem Vater, er möge unseren Willen mit dem seines Sohnes vereinen, damit sich im Leben der Welt sein Ratschluß des Heiles erfülle.

2861 Mit dem "Gib uns" in der vierten Bitte äußern wir in Gemeinschaft mit unseren Brüdern unser kindliches Vertrauen zu unserm Vater im Himmel. "Unser Brot" bezeichnet die irdische Nahrung, die zu unser aller Lebensunterhalt notwendig ist. Es bezeichnet auch das Brot des Lebens, das Wort Gottes und den Leib Christi. Es wird "heute" von Gott als die unersetzliche, (über-) wesentliche Nahrung des Festmahls im Reiche Gottes empfangen, das in der Eucharistie vorweggenommen wird.

2862 Die fünfte Bitte erfleht für unsere Vergehen die Barmherzigkeit Gottes. Diese kann nur dann in unser Herz eindringen, wenn wir nach dem Vorbild Christi und mit seiner Hilfe unseren Feinden vergeben haben.

2863 Mit den Worten "Führe uns nicht in Versuchung" bitten wir Gott, nicht zuzulassen, daß wir den Weg einschlagen, der zur Sünde führt. Diese Bitte fleht um den Geist der Unterscheidung und der Kraft; sie bittet um die Gnade, wachsam zu bleiben und bis zum Ende auszuharren.

2864 In der letzten Bitte "Sondern erlöse uns von dem Bösen" betet der Christ mit der Kirche zu Gott, er möge den durch Christus schon errungenen Sieg über den "Herrscher der Welt", über Satan, zutage treten lassen. Satan ist der Engel, der sich Gott und dessen Ratschluß des Heiles persönlich widersetzt.

2865 Durch das Amen sprechen wir zu den sieben Bitten unser "Fiat": "So sei es!".




Katechismus KK 1997 2816