Katechismus KK 1997 1391

Die Früchte der Kommunion

1391 Die Kommunion vertieft unsere Vereinigung mit Christus. Der Empfang der Eucharistie in der Kommunion bringt als Hauptfrucht die innige Vereinigung mit Christus Jesus. Der Herr sagt ja: "Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm" (Jn 6,56). Das Leben in Christus hat seine Grundlage im eucharistischen Mahl: "Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich ißt, durch mich leben" (Jn 6,57) (Vgl. dazu auch CEC 460 CEC 521).

"Wenn an den Festen des Herrn die Gläubigen den Leib des Sohnes empfangen, verkünden sie einander die Frohbotschaft, daß die Erstlingsgaben des Lebens geschenkt werden, wie damals, als der Engel zu Maria von Magdala sagte: ,Christus ist auferstanden'. Auch jetzt werden das Leben und die Auferstehung dem geschenkt, der Christus empfängt" (Fanqîth, Syrisches Offizium von Antiochien, Band 1, Commune, S. 237a-b).

1392 Was die leibliche Speise in unserem leiblichen Leben, bewirkt die Kommunion auf wunderbare Weise in unserem geistlichen Leben. Die Kommunion mit dem Fleisch des auferstandenen Christus, "das durch den Heiligen Geist lebt und Leben schafft" (PO 5), bewahrt, vermehrt und erneuert das in der Taufe erhaltene Gnadenleben. Damit das christliche Leben wächst, muß es durch die eucharistische Kommunion, das Brot unserer Pilgerschaft, genährt werden bis zur Todesstunde, in der es uns als Wegzehrung gereicht wird (Vgl. dazu auch CEC 1212 CEC 1524).

1393 Die Kommunion trennt uns von der Sünde. Der Leib Christi, den wir in der Kommunion empfangen, ist "für uns hingegeben", und das Blut, das wir trinken, ist "vergossen worden für die Vielen zur Vergebung der Sünden". Darum kann uns die Eucharistie nicht mit Christus vereinen, ohne uns zugleich von den begangenen Sünden zu reinigen und vor neuen Sünden zu bewahren (Vgl. dazu auch CEC 613).

"Sooft wir ihn empfangen, verkünden wir den Tod des Herrn (Vgl. 1Co 11,26). Wenn wir den Tod des Herrn verkünden, verkünden wir die Vergebung der Sünden. Falls sein Blut jedesmal, wenn es vergossen wird, zur Vergebung der Sünden vergossen wird, muß ich es stets empfangen, damit es stets meine Sünden nachläßt. Ich, der ich immer sündige, muß immer ein Heilmittel haben" (Ambrosius, sacr. 4,28).

1394 Wie die leibliche Nahrung dazu dient, die verbrauchten Kräfte wiederherzustellen, so stärkt die Eucharistie die Liebe, die im täglichen Leben zu erlahmen droht. Diese neubelebte Liebe tilgt die läßlichen Sünden (Vgl. K. v. Trient: DS 1638). Wenn Christus sich uns schenkt, belebt er unsere Liebe und gibt uns Kraft, mit ungeordneten Anhänglichkeiten an Geschöpfe zu brechen und uns in ihm zu verwurzeln (Vgl. dazu auch CEC 1863 CEC 1436).

"Da Christus aus Liebe für uns gestorben ist, bitten wir, wenn wir das Gedächtnis an seinen Tod halten, im Moment des Opfers darum, daß durch das Kommen des Heiligen Geistes uns die Liebe gewährt werde. Wir bitten demütig, daß kraft dieser Liebe, deretwegen Christus für uns sterben wollte, auch wir dadurch, daß wir die Gnade des Heiligen Geistes empfangen, die Welt als für uns gekreuzigt und uns als für die Welt gekreuzigt ansehen können ... Laßt uns, da wir die Liebe geschenkt erhalten haben, der Sünde sterben und für Gott leben !" (Fulgentius v. Ruspe, Fab. 28,16-19).

1395 Durch diese Liebe, die die Eucharistie in uns entzündet, bewahrt sie uns vor zukünftigen Todsünden. Je mehr wir am Leben Christi teilhaben und je weiter wir in seiner Freundschaft fortschreiten, desto geringer wird die Gefahr sein, sich durch eine Todsünde von ihm zu trennen. Zur Vergebung von Todsünden ist aber nicht die Eucharistie bestimmt, sondern das Bußsakrament. Die Eucharistie ist das Sakrament derer, die in der vollen Gemeinschaft der Kirche stehen (Vgl. dazu auch CEC 1855 CEC 1446).

1396 Die Einheit des mystischen Leibes: Die Eucharistie baut die Kirche.Wer die Eucharistie empfängt, wird enger mit Christus vereint. Dadurch vereint ihn Christus auch mit allen Gläubigen zu einem einzigen Leib: zur Kirche. Die Kommunion erneuert, stärkt und vertieft die Eingliederung in die Kirche, die bereits durch die Taufe erfolgt ist. In der Taufe wurden wir berufen, einen einzigen Leib zu bilden (Vgl. 1Co 12,13). Die Eucharistie verwirklicht diese Berufung: "Ist der Kelch des Segens, über den wir den Segen sprechen, nicht Teilhabe am Blut Christi? Ist das Brot, das wir brechen, nicht Teilhabe am Leib Christi? Ein Brot ist es. Darum sind wir viele ein Leib; denn wir alle haben teil an dem einen Brot" (Vgl. 1Co 10,16-17) (Vgl. dazu auch CEC 1118 CEC 1267 CEC 790):

"Wenn ihr der Leib Christi und seine Glieder seid, wird das Sakrament, das ihr selber seid, auf den Tisch des Herrn gelegt; ihr empfangt das Sakrament, das ihr selber seid. Ihr antwortet auf das, was ihr empfangt, mit ,Amen (Ja, es ist so)', und ihr unterzeichnet es, indem ihr darauf antwortet. Du hörst das Wort ,Der Leib Christi', und du antwortest: ,Amen'. Sei also ein Glied Christi, damit dein Amen wahr sei!" (Augustinus, serm. 272) (Vgl. dazu auch CEC 1064).

1397 Die Eucharistie verpflichtet gegenüber den Armen. Um den Leib und das Blut Christi, die für uns hingegeben wurden, in Wahrheit zu empfangen, müssen wir Christus auch in den Ärmsten, seinen Brüdern, erkennen (Vgl. Mt 25,40) (Vgl. dazu auch CEC 2449).

"Du hast das Blut des Herrn verkostet - und erkennst doch deinen Bruder nicht. Du entehrst diesen Tisch, denn du hältst den nicht für würdig deine Nahrung zu teilen, der gewürdigt wurde, an diesem Tisch teilzuhaben. Gott hat dich von allen deinen Sünden befreit und dich dazu eingeladen. Und du bist nicht einmal dann barmherziger geworden" (Johannes Chrysostomus, hom. in 1 Cor. 27,4).

1398 Die Eucharistie und die Einheit der Christen. Angesichts der Größe dieses Mysteriums ruft der hl. Augustinus aus: "O Sakrament der Ehrfurcht! O Zeichen der Einheit! O Band der Liebe!" (ev. Jo 26,6,13) (Vgl. SC 47). Umso schmerzlicher empfindet man die Spaltungen der Kirche, die die gemeinsame Teilnahme am Tisch des Herrn abbrechen; umso dringlicher sind die Gebete zum Herrn, damit die Tage der vollen Einheit aller, die an ihn glauben, wiederkehren (Vgl. dazu auch CEC 817).

1399 Die Ostkirchen, die mit der katholischen Kirche nicht in voller Gemeinschaft stehen, feiern die Eucharistie mit großer Liebe. "Da nun diese Kirchen trotz ihrer Trennung wahre Sakramente besitzen, vor allem aber in der Kraft der apostolischen Sukzession das Priestertum und die Eucharistie, wodurch sie in ganz enger Gemeinschaft bis heute mit uns verbunden sind, so ist eine gewisse Gottesdienstgemeinschaft" - eine Gemeinschaft "in sacris", also in der Eucharistie - "unter gegebenen geeigneten Umständen mit Billigung der kirchlichen Autorität nicht nur möglich, sondern auch ratsam" (UR 15) (Vgl. CIC 844, § 3) (Vgl. dazu auch CEC 838).

1400 Die aus der Reformation hervorgegangenen, von der katholischen Kirche getrennten kirchlichen Gemeinschaften haben "vor allem wegen des Fehlens des Weihesakramentes die ursprüngliche und vollständige Wirklichkeit des eucharistischen Mysteriums nicht bewahrt" (UR 22). Aus diesem Grund ist für die katholische Kirche die eucharistische Interkommunion mit diesen Gemeinschaften nicht möglich. Doch diese Gemeinschaften "bekennen ... bei der Gedächtnisfeier des Todes und der Auferstehung des Herrn im Heiligen Abendmahl, daß hier die lebendige Gemeinschaft mit Christus bezeichnet werde, und sie erwarten seine glorreiche Wiederkunft" (UR 22) (Vgl. dazu auch CEC 1536).

1401 Wenn nach dem Urteil des Diözesanbischofs eine schwere Notlage dazu drängt, spenden katholische Priester die Sakramente der Buße, der Eucharistie und der Krankensalbung erlaubt auch den übrigen nicht in der vollen Gemeinschaft mit der katholischen Kirche stehenden Christen, die von sich aus darum bitten, sofern sie bezüglich dieser Sakramente den katholischen Glauben bekunden und in rechter Weise disponiert sind (Vgl. CIC 844, § 4) (Vgl. dazu auch CEC 1483 CEC 1385).



VII Die Eucharistie - "Unterpfand der künftigen Herrlichkeit"

1402 In einem alten Gebet lobpreist die Kirche das Mysterium der Eucharistie: "O heiliges Mahl, in dem Christus unsere Speise ist; Gedächtnis seines Leidens, Fülle der Gnade, Unterpfand der künftigen Herrlichkeit". Da die Eucharistie die Gedächtnisfeier des Pascha des Herrn ist und wir "durch unsere Teilnahme am Altar ... mit aller Gnade und allem Segen des Himmels" erfüllt werden (MR, Römisches Hochgebet 96), ist die Eucharistie auch die Vorwegnahme der himmlischen Herrlichkeit (Vgl. dazu auch CEC 1323 CEC 1130).

1403 Beim Letzten Abendmahl richtete der Herr die Aufmerksamkeit seiner Jünger auf die Vollendung des Pascha im Reiche Gottes: "Ich sage euch: Von jetzt an werde ich nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken, bis zu dem Tag, an dem ich mit euch von neuem davon trinke im Reich meines Vaters" (Mt 26,29) (Vgl. Lc 22,38 Mc 14,25). Jedesmal, wenn die Kirche die Eucharistie feiert, erinnert sie sich an diese Verheißung und richtet ihren Blick auf den, "der kommt" (Ap 1,4). In ihrem Gebet ruft sie sein Kommen herbei: "Marána tha!" (1Co 16,22), "Komm, Herr Jesus!" (Ap 22,20). "Es komme deine Gnade und es vergehe diese Welt!" (Didaché 10,6) (Vgl. dazu auch CEC 671).

1404 Die Kirche weiß, daß der Herr in seiner Eucharistie schon jetzt kommt und in unserer Mitte anwesend ist. Doch diese seine Gegenwart ist verhüllt. Deswegen feiern wir die Eucharistie, indem "wir voll Zuversicht das Kommen unseres Erlösers Jesus Christus erwarten" (MR, Embolismus nach dem Vaterunser) (Vgl. Tit Tt 2,13), und bitten: "Laß auch uns, wie du verheißen hast, zu Tische sitzen in deinem Reich. Dann wirst du alle Tränen trocknen. Wir werden dich, unseren Gott, schauen, wie du bist, dir ähnlich sein auf ewig und dein Lob singen ohne Ende. Darum bitten wir dich, durch unseren Herrn Jesus Christus" (MR, Drittes Hochgebet 116: Gebet für die Verstorbenen) (Vgl. dazu auch CEC 1041 CEC 1028).

1405 Die Eucharistie ist das sicherste Unterpfand und das deutlichste Zeichen dafür, daß sich die große Hoffnung auf einen neuen Himmel und eine neue Erde, in denen die Gerechtigkeit wohnt (Vgl. 2 Petr 3,13,), erfüllen wird. Jedesmal, wenn dieses Mysterium gefeiert wird, "vollzieht sich das Werk unserer Erlösung" (LG 3) und wir brechen "ein Brot ..., das Arznei der Unsterblichkeit ist, Gegengift, daß man nicht stirbt, sondern lebt in Jesus Christus immerdar" (Ignatius v. Antiochien, Ep 20,2) (Vgl. dazu auch CEC 1042 CEC 1000).



KURZTEXTE



1406 Jesus sagt: "Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot ißt, wird in Ewigkeit leben. Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben ... er bleibt in mir und ich bleibe in ihm" (Jn 6,51 Jn 6,54 Jn 6,56).

1407 Die Eucharistie ist die Mitte und der Hohepunkt des Lebens der Kirche. In ihr nimmt Christus seine Kirche und alle seine Glieder in sein Lob- und Dankopfer hinein, das er am Kreuz seinem Vater ein für allemal dargebracht hat. Durch dieses Opfer läßt er die Gnaden des Heils seinem Leib, der Kirche, zuteilwerden.

1408 Zur Eucharistiefeier gehören stets: die Verkündigung des Wortes Gottes, die Danksagung an Gott den Vater für alle seine Wohltaten, vor allem dafür, daß er uns seinen Sohn geschenkt hat, die Wandlung von Brot und Wein und die Teilnahme am liturgischen Mahl durch den Empfang des Leibes und des Blutes des Herrn. Diese Elemente bilden eine einzige Kulthandlung.

1409 Die Eucharistie ist die Gedachtnisfeier des Pascha Christi, das heißt des Heilswerkes, das durch das Leben den Tod und die Auferstehung Christi gewirkt worden ist. Dieses Werk wird in der liturgischen Handlung vergegenwärtigt.

1410 Christus selbst, der ewige Hohepriester des Neuen Bundes, bringt durch den Dienst der Priester das eucharistische Opfer dar. Ebenso ist es Christus selbst, der beim eucharistischen Opfer die Opfergabe ist. Er selbst ist unter den Gestalten von Brot und Wein wirklich gegenwärtig.

1411 Nur gültig geweihte Priester können der Eucharistiefeier vorstehen und Brot und Wein konsekrieren, damit diese Leib und Blut des Herrn werden.

1412 Die wesentlichen Zeichen des Sakramentes der Eucharistie sind Brot aus Weizen und Wein aus Weintrauben. Auf sie wird der Segen des Heiligen Geistes herabgefleht und der Priester spricht die Konsekrationsworte, die von Jesus beim Letzten Abendmahl gesprochen wurden: "Das ist mein Leib der für euch hingegeben wird ... Das ist der Kelch meines Blutes ...".

1413 Durch die Konsekration vollzieht sich die Wandlung (Transsubstantiation) von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi. Unter den konsekrierten Gestalten von Brot und Wein ist Christus selbst als Lebendiger und Verherrlichter wirklich tatsächlich und substantiell gegenwärtig, mit seinem Leib, seinem Blut, seiner Seele und seiner göttlichen Natur (Vgl. K. v. Trient: DS 1640 DS 1651).

1414 Als Opfer wird die Eucharistie auch zur Vergebung der Sünden der Lebenden und der Toten dargebracht und um von Gott geistliche und zeitliche Wohltaten zu erlangen.

1415 Wer Christus in der eucharistischen Kommunion empfangen will, muß im Stande der Gnade sein. Falls jemand sich bewußt ist, daß er eine Todsünde begangen hat, darf er die Eucharistie nicht empfangen, ohne vorher im Bußsakrament die Lossprechung empfangen zu haben.

1416 Der Empfang des heiligen Leibes und Blutes Christi läßt die Vereinigung des Kommunizierenden mit dem Herrn großer werden, vergibt ihm die läßlichen Sünden und bewahrt ihn vor schweren Sünden. Weil die Bande der Liebe zwischen dem Kommunizierenden und Christus verstärkt werden, festigt der Empfang dieses Sakramentes die Einheit der Kirche, des mystischen Leibes Christi.

1417 Die Kirche empfiehlt den Gläubigen nachdrücklich, wenn sie an der Eucharistiefeier teilnehmen, die heilige Kommunion zu empfangen; sie verpflichtet sie, das wenigstens einmal im Jahr zu tun.

1418 Weil im Altarsakrament Christus selbst gegenwärtig ist, ist es in Anbetung zu verehren. "Der Besuch des Allerheiligsten ist ein Beweis von Dankbarkeit, ein Zeichen von Liebe und eine Erfüllung der Pflicht, Christus unseren Herrn anzubeten" (MF).

1419 Weil Christus von dieser Welt zum Vater gegangen ist, gibt er uns in der Eucharistie das Unterpfand seiner kommenden Herrlichkeit. Die Teilnahme am heiligen Opfer macht unser Herz seinem Herzen gleich, unterstützt unsere Kräfte auf dem Pilgerweg dieses Lebens, läßt uns das ewige Leben ersehnen und vereint uns schon jetzt mit der Kirche des Himmels, mit der heiligen Jungfrau Maria und mit allen Heiligen.







ZWEITES KAPITEL


DIE SAKRAMENTE DER HEILUNG



1420 Durch die Sakramente der christlichen Initiation erhält der Mensch das neue Leben in Christus. Nun aber tragen wir dieses Leben "in zerbrechlichen Gefäßen" (2Co 4,7). Jetzt ist es noch "mit Christus verborgen in Gott" (Col 3,3). Wir leben noch in unserem "irdischen Zelt" (2Co 5,1) und sind dem Leiden, der Krankheit und dem Tod unterworfen. So kann auch das neue Leben als Kind Gottes geschwächt und durch die Sünde sogar verloren werden.

1421 Der Herr Jesus Christus, der Arzt unserer Seelen und unserer Leiber, der dem Gelähmten die Sünden vergeben und ihm wieder die Gesundheit geschenkt hat (Vgl. Mc 2,1-12), will, daß seine Kirche in der Kraft des Heiligen Geistes sein Heilungs- und Heilswerk fortsetzt. Dessen bedürfen auch ihre eigenen Glieder. Dazu sind die beiden Sakramente der Heilung da: das Bußsakrament und die Krankensalbung.



ARTIKEL 4 DAS SAKRAMENT DER BUSSE

UND DER VERSÖHNUNG



1422 "Die zum Sakrament der Buße hinzutreten, erlangen für die Gott zugefügte Beleidigung von seiner Barmherzigkeit Verzeihung und werden zugleich mit der Kirche wieder versöhnt, die sie durch ihr Sündigen verwundet haben und die zu ihrer Bekehrung durch Liebe, Beispiel und Gebete mitwirkt" (LG 11) (Vgl. dazu auch CEC 980).



I Wie wird dieses Sakrament genannt?

1423 Man nennt es Sakrament der Umkehr, denn es vollzieht sakramental die Umkehr, zu der Jesus aufruft (Vgl. Mc 1,15), den Schritt der Rückkehr zum Vater (Vgl. Lc 15,18), von dem man sich durch die Sünde entfernt hat (Vgl. dazu auch CEC 1989).

Man nennt es Sakrament der Buße, weil es einen persönlichen und kirchlichen Schritt der Umkehr, der Reue und Genugtuung des sündigen Christen darstellt (Vgl. dazu auch CEC 1440).

1424 Man nennt es Sakrament der Beichte, denn das Geständnis, das Bekenntnis der Sünden vor dem Priester, ist ein wesentliches Element dieses Sakramentes. Dieses Sakrament ist auch ein Bekenntnis im Sinn der Anerkennung und des Lobpreises der Heiligkeit Gottes und seines Erbarmens gegenüber dem sündigen Menschen (Vgl. dazu auch CEC 1456).

Man nennt es Sakrament der Vergebung, denn durch die sakramentale Lossprechung des Priesters gewährt Gott dem Beichtenden "Verzeihung und Frieden" (OP, Absolutionsformel) (Vgl. dazu auch CEC 1449).

Man nennt es Sakrament der Versöhnung, denn es schenkt dem Sünder die versöhnende Liebe Gottes: "Laßt euch mit Gott versöhnen !" (2Co 5,20). Wer aus der barmherzigen Liebe Gottes lebt, ist bereit, dem Ruf des Herrn zu entsprechen: "Geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder!" (Mt 5,24) (Vgl. dazu auch CEC 1442).



II Wozu ein Sakrament der Versöhnung nach der Taufe?

1425 "Ihr seid reingewaschen, seid geheiligt, seid gerecht geworden im Namen Jesu Christi, des Herrn, und im Geist unseres Gottes" (1Co 6,11). Man muß sich bewußt sein, wie groß die Gabe Gottes ist, die uns in den Sakramenten der christlichen Initiation geschenkt wird, um zu erfassen, wie sehr für den, der "Christus (als Gewand) angelegt" hat (Ga 3,27), die Sünde ausgeschlossen ist. Aber der Apostel Johannes sagt: "Wenn wir sagen, daß wir keine Sünde haben, führen wir uns selbst in die Irre, und die Wahrheit ist nicht in uns" (1Jn 1,8). Und der Herr selbst lehrte uns beten: "Vergib uns unsere Sünden!" (Lc 11,4). Dabei verband er die gegenseitige Vergebung unserer Beleidigungen mit der Vergebung, die Gott unseren Sünden gewähren wird (Vgl. dazu auch CEC 1263 CEC 2838).

1426 Die Umkehr zu Christus, die Wiedergeburt aus der Taufe, die Gabe des Heiligen Geistes, der Empfang des Leibes und des Blutes Christi als Nahrung haben uns "heilig und untadelig ... vor Gott" (Ep 1,4) gemacht, so wie die Kirche selbst, die Braut Christi, "heilig" und "makellos" ist (Ep 5,27). Das in der christlichen Initiation erhaltene neue Leben hat jedoch die Gebrechlichkeit und Schwäche der menschlichen Natur nicht behoben und auch nicht die Neigung zur Sünde, die sogenannte "Konkupiszenz". Diese verbleibt in den Getauften, damit sie sich mit Hilfe der Gnade Christi im Kampf des christlichen Lebens bewähren (Vgl. DS 1515) In diesem Kampf geht es darum, zur Heiligkeit und zum ewigen Leben umzukehren, zu denen der Herr uns beständig ruft (Vgl. DS 1545 LG 40) (Vgl. dazu auch CEC 405 CEC 978 CEC 1264).



III Die Umkehr der Getauften

1427 Jesus ruft zur Umkehr auf. Dieser Ruf ist ein wesentlicher Teil der Verkündigung des Gottesreiches: "Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!" (Mc 1,15). In der Verkündigung der Kirche richtet sich dieser Ruf zunächst an die, welche Christus und sein Evangelium noch nicht kennen. Der Ort der ersten, grundlegenden Umkehr ist vor allem die Taufe. Durch den Glauben an die Frohbotschaft und durch die Taufe (Vgl. Ac 2,38) widersagt man dem Bösen und erlangt das Heil, welches die Vergebung aller Sünden und das Geschenk des neuen Lebens ist (Vgl. dazu auch CEC 541 CEC 1226).

1428 Der Ruf Christi zur Umkehr ergeht auch weiterhin im Leben der Christen. Die zweite Umkehr ist eine fortwährende Aufgabe für die ganze Kirche; diese "umfaßt ... in ihrem eigenen Schoß Sünder" und ist somit "zugleich heilig und stets reinigungsbedürftig und geht so immerfort den Weg der Buße und Erneuerung" (LG 8). Das Streben nach Umkehr ist nicht nur eine Tat des Menschen. Sie ist die Regung eines "zerknirschten ... Herzens" (Ps 51,19), das durch die Gnade dazu gebracht und bewegt wird (Vgl. Jn 6,44 Jn 12,32), der barmherzigen Liebe Gottes, der uns zuerst geliebt hat (Vgl. 1Jn 4,10), zu entsprechen (Vgl. dazu auch CEC 1036 CEC 853 CEC 1996).

1429 Davon zeugt die Bekehrung des Petrus nach der dreifachen Verleugnung seines Meisters. Der erbarmungsvolle Blick Jesu ruft Tränen der Reue hervor (Vgl. Lc 22,61) und nach der Auferstehung des Herrn das dreifache Ja des Petrus auf die Frage Jesu, ob er ihn liebe (Vgl. Jn 21,15-17). Die zweite Umkehr weist auch eine gemeinschaftliche Dimension auf. Diese zeigt sich in der durch Jesus an eine ganze Kirche gerichteten Aufforderung: "Kehr um!" (Ap 2,5 Ap 2,16).

Der hl. Ambrosius sagt von den zwei Arten der Umkehr, in der Kirche gebe es "das Wasser und die Tränen: das Wasser der Taufe und die Tränen der Buße"(Ep 41,12).



IV Die innere Buße

1430 Wie schon die Aufforderung der Propheten zielt auch der Ruf Jesu zu Umkehr und Buße zunächst nicht auf äußere Werke, "Sack und Asche", Fasten und Abtötungen, sondern auf die Bekehrung des Herzens, die innere Buße. Ohne sie bleiben Bußwerke unfruchtbar und unehrlich. Die innere Umkehr drängt jedoch dazu, diese Haltung in sichtbaren Zeichen, in Handlungen und Werken der Buße (Vgl. Joël Jl 2,12-13 Is 1,16-17 Mt 6,1-6 Mt 6,16-18) zum Ausdruck zu bringen (Vgl. dazu auch CEC 1098).

1431 Innere Buße ist radikale Neuausrichtung des ganzen Lebens, Rückkehr, Umkehr zu Gott aus ganzem Herzen, Verzicht auf Sünde, Abwendung vom Bösen, verbunden mit einer Abneigung gegen die bösen Taten, die wir begangen haben. Gleichzeitig bringt sie das Verlangen und den Entschluß mit sich, das Leben zu ändern, sowie die Hoffnung auf das göttliche Erbarmen und das Vertrauen auf seine Gnadenhilfe. Diese Umkehr des Herzens ist von heilsamem Schmerz und heilender Traurigkeit begleitet, die die Kirchenväter "animi cruciatus" (Seelenschmerz), "compunctio cordis" (Herzensreue) nannten (Vgl. K. v. Trient: DS 1676-1678 DS 1705 Catech. R. 2,5,4) (Vgl. dazu auch CEC 1451 CEC 368).

1432 Das Herz des Menschen ist schwerfällig und verhärtet. Gott muß dem Menschen ein neues Herz geben (Vgl. Ez 36,26-27). Die Umkehr ist zunächst Werk der Gnade Gottes, der unsere Herzen zu sich heimkehren läßt: "Kehre uns, Herr, dir zu, dann können wir uns zu dir bekehren" (Lm 5,21). Gott gibt uns die Kraft zu einem Neubeginn. Wenn unser Herz die Größe und Liebe Gottes entdeckt, wird es von Abscheu vor der Sünde und von ihrer Last erschüttert. Es beginnt davor zurückzuschrecken, Gott durch die Sünde zu beleidigen und so von ihm getrennt zu werden. Das Menschenherz bekehrt sich, wenn es auf den schaut, den unsere Sünden durchbohrt haben (Vgl. Jn 19,37 Za 12,10) (Vgl. dazu auch CEC 1989).

"Blicken wir hin auf das Blut Christi und erkennen wir, wie wertvoll es seinem Vater ist; denn um unseres Heiles willen vergossen, brachte es der ganzen Welt die Gnade der Buße" (Klemens v. Rom, Kor. 7,4).

1433 Seit Ostern "überführt" der Heilige Geist die Welt "der Sünde" (Jn 16,8-9), das heißt er deckt auf, daß die Welt nicht an den glaubte, den der Vater gesandt hat. Der gleiche Geist, der die Sünde entlarvt, ist aber auch der Beistand (Vgl. Jn 15,26), der dem Herzen des Menschen die Gnade der Reue und der Umkehr schenkt (Vgl. Ac 2,36-38 DEV 27-48) (Vgl. dazu auch CEC 729 CEC 692 CEC 1848).



V Die vielfältigen Formen der Buße im christlichen Leben

1434 Die innere Buße des Christen kann in sehr verschiedener Weise Ausdruck finden. Die Schrift und die Väter sprechen hauptsächlich von drei Formen: Fasten, Beten und Almosengeben (Vgl. Tb 12,8 Mt 6,1-18) als Äußerungen der Buße gegenüber sich selbst, gegenüber Gott und gegenüber den Mitmenschen. Neben der durchgreifenden Läuterung, die durch die Taufe oder das Martyrium bewirkt wird, nennen sie als Mittel, um Vergebung der Sünden zu erlangen, die Bemühungen, sich mit seinem Nächsten zu versöhnen, die Tränen der Buße, die Sorge um das Heil des Nächsten (Vgl. Jak Jc 5,20), die Fürbitte der Heiligen und die tätige Nächstenliebe - "denn die Liebe deckt viele Sünden zu" (1P 4,8) (Vgl. dazu auch CEC 1969).

1435 Bekehrung geschieht im täglichen Leben durch Taten der Versöhnung, durch Sorge für die Armen, durch Ausübung und Verteidigung der Gerechtigkeit und des Rechts (Vgl. Am 5,24 Is 1,17), durch Geständnis der eigenen Fehler, durch die brüderliche Zurechtweisung, die Überprüfung des eigenen Lebenswandels, die Gewissenserforschung, die Seelenführung, die Annahme der Leiden und das Ausharren in der Verfolgung um der Gerechtigkeit willen. Jeden Tag sein Kreuz auf sich nehmen und Christus nachgehen ist der sicherste Weg der Buße (Vgl. Lc 9,23).

1436 Eucharistie und Buße. Die tägliche Umkehr und Buße finden ihre Quelle und Nahrung in der Eucharistie, denn in ihr wird das Opfer Christi gegenwärtig, das uns mit Gott versöhnt hat. Durch sie wird genährt und gestärkt, wer aus dem Leben Christi lebt. Sie ist das "Gegenmittel, durch das wir von der täglichen Schuld befreit und vor Todsünden bewahrt werden sollen" (K. v. Trient: DS 1638) (Vgl. dazu auch CEC 1394 CEC 1395).

1437 Die Lesung der Heiligen Schrift, das Beten des Vaterunsers und des Stundengebetes, jeder aufrichtige Akt der Gottesverehrung und der Frömmigkeit belebt in uns den Geist der Umkehr und der Buße und trägt zur Vergebung unserer Sünden bei.

1438 Die Bußzeiten und -tage im Laufe des Kirchenjahres (die Fastenzeit, jeder Freitag zum Gedächtnis des Todes des Herrn) sind prägende Zeiten im Bußleben der Kirche (Vgl. SC 109-110 CIC 1249-1253 CIO 880-883). Diese Zeiten eignen sich ganz besonders zu Exerzitien, Bußliturgien und Bußwallfahrten, zu freiwilligen Verzichten etwa durch Fasten und Almosengeben, und zum Teilen mit den Mitmenschen (karitative und missionarische Werke) (Vgl. dazu auch CEC 540 CEC 2043).

1439 Der Weg der Umkehr und der Buße wurde von Jesus eindrucksvoll geschildert im Gleichnis vom "verlorenen Sohn", dessen Mitte "der barmherzige Vater" ist (Vgl. Lc 15,11-24): die Verlockung einer illusorischen Freiheit, das Verlassen des Vaterhauses; das äußerste Elend, in das der Sohn gerät, nachdem er sein Vermögen verschleudert hat; die tiefe Demütigung, Schweine hüten zu müssen und, schlimmer noch, die des Verlangens, sich am Schweinefutter zu sättigen; das Nachsinnen über die verlorenen Güter; die Reue und der Entschluß, sich vor dem Vater schuldig zu bekennen; der Rückweg; die großherzige Aufnahme durch den Vater; die Freude des Vaters: das alles sind Züge des Bekehrungsvorgangs. Das schöne Gewand, der Ring und das Festmahl sind Sinnbilder des reinen, würdigen und freudvollen neuen Lebens, des Lebens des Menschen, der zu Gott und in den Schoß seiner Familie, der Kirche, heimkehrt. Einzig das Herz Christi, das die Tiefen der Liebe seines Vaters kennt, konnte uns den Abgrund seiner Barmherzigkeit auf eine so einfache und schöne Weise schildern (Vgl. dazu auch CEC 545 CEC 478).



VI Das Sakrament der Buße und der Versöhnung

1440 Die Sünde ist vor allem Beleidigung Gottes und Bruch der Gemeinschaft mit ihm. Gleichzeitig beeinträchtigt sie die Gemeinschaft mit der Kirche. Darum führt die Bekehrung zugleich die Vergebung Gottes und die Versöhnung mit der Kirche herbei. Das Sakrament der Buße und der Versöhnung bringt das liturgisch zum Ausdruck und bewirkt es (Vgl. LG 11) (Vgl. dazu auch CEC 1850).



Gott allein vergibt die Sünde

1441 Gott allein kann Sünden vergeben (Vgl. Mc 2,7). Weil Jesus der Sohn Gottes ist, sagt er von sich, "daß der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben" (Mc 2,10). Er übt diese göttliche Vollmacht aus: "Deine Sünden sind dir vergeben!" (Mc 2,5 Lc 7,48). Mehr noch: kraft seiner göttlichen Autorität gibt er Menschen diese Vollmacht (Vgl. Jn 20,21-23), damit sie diese in seinem Namen ausüben (Vgl. dazu auch CEC 270 CEC 431 CEC 589).

1442 Christus hat gewollt, daß seine Kirche als ganze in ihrem Gebet, ihrem Leben und Handeln Zeichen und Werkzeug der Vergebung und Versöhnung sei, die er uns um den Preis seines Blutes erworben hat. Er hat jedoch die Ausübung der Absolutionsgewalt dem apostolischen Amt anvertraut. Dieses ist mit dem "Dienst der Versöhnung" (2Co 5,18) beauftragt. Der Apostel ist "an Christi Statt" gesandt; durch ihn ermahnt und bittet Gott selbst: "Laßt euch mit Gott versöhnen!" (2Co 5,20) (Vgl. dazu auch CEC 983).



Versöhnung mit der Kirche

1443 Während seines öffentlichen Lebens vergab Jesus nicht nur Sünden, sondern zeigte auch die Wirkung der Vergebung: Er gliederte die Sünder, denen er verziehen hatte, wieder in die Gemeinschaft des Gottesvolkes ein, aus der die Sünde sie entfernt oder sogar ausgeschlossen hatte. Ein offensichtliches Zeichen dafür ist es, daß Jesus Sünder an seinen Tisch lädt, ja daß er sich selbst an ihren Tisch setzt - eine Handlung, die auf ergreifende Weise zugleich die Vergebung durch Gott (Vgl. Lc 15) und die Rückkehr in den Schoß des Volkes Gottes (Vgl. Lc 19,9) zum Ausdruck bringt (Vgl. dazu auch CEC 545).

1444 Indem der Herr den Aposteln seine eigene Vollmacht, Sünden zu vergeben, mitteilt, gibt er ihnen auch die Autorität, die Sünder mit der Kirche zu versöhnen. Dieser kirchliche Aspekt ihrer Aufgabe äußert sich vor allem im feierlichen Wort Christi an Simon Petrus: "Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein" (Mt 16,19). Es steht "fest, daß jenes Amt des Bindens und Lösens, das Petrus gegeben wurde, auch dem mit seinem Haupt verbundenen Apostelkollegium zugeteilt worden ist" (Vgl. Mt 18,18 Mt 28,16-20) (LG 22) (Vgl. dazu auch CEC 981).

1445 Die Worte binden und lösen besagen: Wen ihr aus eurer Gemeinschaft ausschließen werdet, wird Gott auch aus der Gemeinschaft mit sich ausschließen; wen ihr von neuem in eure Gemeinschaft aufnehmen werdet, wird auch Gott wieder in die Gemeinschaft mit sich aufnehmen. Die Versöhnung mit der Kirche läßt sich von der Versöhnung mit Gott nicht trennen (Vgl. dazu auch CEC 553).



Das Sakrament der Vergebung

1446 Christus hat das Bußsakrament für alle sündigen Glieder seiner Kirche eingesetzt, vor allem für jene, die nach der Taufe in schwere Sünde gefallen sind und so die Taufgnade verloren und die kirchliche Gemeinschaft verletzt haben. Ihnen bietet das Sakrament der Buße eine neue Möglichkeit, sich zu bekehren und die Gnade der Rechtfertigung wiederzuerlangen. Die Kirchenväter stellen dieses Sakrament dar als "die zweite (Rettungs)planke nach dem Schiffbruch des Verlusts der Gnade" (Tertullian, paen. 4,2) (Vgl. K. v. Trient: DS 1542) (Vgl. dazu auch CEC 979 CEC 1856 CEC 1990).

1447 Im Lauf der Jahrhunderte hat die konkrete Form, in der die Kirche diese vom Herrn erhaltene Vollmacht ausübt, starke Veränderungen durchlaufen. Während der ersten Jahrhunderte war die Versöhnung der Christen, die nach ihrer Taufe ganz besonders schwere Sünden begangen hatten (etwa Götzendienst, Mord und Ehebruch), an eine sehr strenge Disziplin gebunden: Die Pönitenten mußten für ihre Sünden oft jahrelang öffentlich Buße tun, bevor sie Vergebung erhielten. Zu diesem "Stand der Büßer" (der nur zur Buße für gewisse schwere Sünden da war) wurde man nur selten, in gewissen Regionen sogar nur einmal im Leben zugelassen. Von der monastischen Tradition des Ostens angeregt, brachten während des 7. Jahrhunderts irische Missionare die Praxis der "Privatbuße" nach Kontinentaleuropa. Diese verlangt keine langen öffentlichen Bußleistungen, bevor man die Versöhnung mit der Kirche erlangt. Das Sakrament vollzieht sich nun auf geheimere Weise zwischen dem Pönitenten und dem Priester. Diese neue Praxis sah die Möglichkeit der Wiederholung vor und führte so zu einem regelmäßigen Empfang des Bußsakramentes. Sie ermöglichte, die Vergebung schwerer und läßlicher Sünden in einer einzigen Feier vorzunehmen. Das ist in großen Linien die Form der Buße, die die Kirche bis heute anwendet.

1448 Trotz allen Veränderungen, welchen die Ordnung und die Feier dieses Sakramentes im Laufe der Jahrhunderte unterworfen waren, erkennt man die gleiche Grundstruktur.Sie enthält zwei Elemente, die gleichermaßen wesentlich sind: einerseits das Handeln des Menschen, der sich unter dem Walten des Heiligen Geistes bekehrt, nämlich Reue, Bekenntnis und Genugtuung; andererseits das Handeln Gottes durch den Dienst der Kirche. Die Kirche, die durch den Bischof und seine Priester im Namen Jesu Christi die Sündenvergebung schenkt und die Art und Weise der Genugtuung bestimmt, betet zudem für den Sünder und leistet mit ihm Buße. So wird der Sünder geheilt und wieder in die kirchliche Gemeinschaft aufgenommen.

1449 Die Absolutionsformel, die in der lateinischen Kirche verwendet wird, bringt die wesentlichen Elemente dieses Sakramentes zum Ausdruck: Der Vater des Erbarmens ist der Ursprung aller Vergebung. Er wirkt die Versöhnung der Sünder kraft des Pascha seines Sohnes und der Gabe seines Geistes durch das Gebet und den Dienst der Kirche (Vgl. dazu auch CEC 1481 CEC 234):



"Gott, der barmherzige Vater,

hat durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes

die Welt mit sich versöhnt

und den Heiligen Geist gesandt zur Vergebung der Sünden.

Durch den Dienst der Kirche schenke er dir Verzeihung und Frieden.

So spreche ich dich los von deinen Sünden

im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes."



Katechismus KK 1997 1391