Christifideles laici DE 20

Organische communio: Verschiedenheit und Komplementarität

20 Genauer betrachtet stellt die communio der Kirche sich als »organische communio« dar, ähnlich der eines lebendigen und wirkenden Leibes: Sie ist gekennzeichnet von der Koexistenz derVerschiedenheit und der Komplementarität der Berufungen, Lebenssituationen, Diensten, Charismen und Verantwortungen. Dank dieser Verschiedenheit und Komplementarität steht jeder Laie in Beziehung zum gesamten Leib und bringt seinen Beitrag in ihn ein. Der heilige Paulus betont auf ganz besondere Weise die organische communio des mystischen Leibes Christi. Wir finden seine reiche Lehre in der Synthese, die das Konzil uns geboten hat: Jesus Christus - so lesen wir in der Konstitution Lumen Gentium - hat, »indem er nämlich seinen Geist mitteilte, ... seine Brüder, die er aus allen Völkern zusammenrief, in geheimnisvoller Weise gleichsam zu seinem Leib gemacht. In jenem Leibe strömt Christi Leben auf die Gläubigen über ... Wie aber alle Glieder des menschlichen Leibes, obschon sie viele sind, dennoch den einen Leib ausmachen, so auch die Gläubigen in Christus (vgl. 1Co 12,12). Auch bei der Auferbauung des Leibes Christi waltet die Verschiedenheit der Glieder und der Aufgaben. Der eine Geist ist es, der seine vielfältigen Gaben gemäß seinem Reichtum und den Erfordernissen der Dienste zum Nutzen in der Kirche austeilt (vgl. 1Co 12,1-11). Unter diesen Gaben ragt die Gnade der Apostel heraus, deren Autorität der Geist selbst auch die Charismatiker unterstellt (vgl. 1Co 14). Derselbe Geist eint durch sie und durch seine Kraft, wie durch die innere Verbindung der Glieder den Leib; er bringt die Liebe der Gläubigen untereinander hervor und treibt sie an. Folglich leiden, wenn ein Glied leidet, alle Glieder mit, und wenn ein Glied Ehre empfängt, freuen sich alle Glieder mit (vgl. 1Co 12,26)«.(60)

Das dynamische Prinzip der Verschiedenheit und der Einheit der Kirche und in der Kirche istimmer derselbe Geist. Wir lesen ferner in der Konstitution Lumen Gentium: »Damit wir aber in ihm unablässig erneuert werden (vgl. Ep 4,23), gab er uns von seinem Geist, der als der eine und gleiche im Haupt und in den Gliedern wohnt und den ganzen Leib so lebendig macht, eint und bewegt, daß die heiligen Väter sein Wirken vergleichen konnten mit der Aufgabe, die das Lebensprinzip - die Seele - im menschlichen Leibe erfüllt«.(61) In einem anderen Passus, dessen Dichte und Fülle die »Organizität« der communio der Kirche auch unter dem Gesichtspunkt ihres dauernden Wachstums auf die vollkommene communio hin aufschließt, schreibt das Konzil: »Der Geist wohnt in der Kirche und in den Herzen der Gläubigen wie in einem Tempel (vgl. 1Co 3,16 1Co 6,19), in ihnen betet er und bezeugt ihre Annahme an Sohnes Statt (vgl. Ga 4,6 Rm 8,15-16 Rm 8,26). Er führt die Kirche in alle Wahrheit ein (vgl. Jn 16,13), eint sie in Gemeinschaft und Dienstleistung, bereitet und lenkt sie durch die verschiedenen hierarchischen und charismatischen Gaben und schmückt sie mit seinen Früchten (vgl. Ep 4,11-12 1Co 12,4 Ga 5,22). Durch die Kraft des Evangeliums läßt er die Kirche allezeit sich verjüngen, erneut sie immerfort und geleitet sie zur vollkommenen Vereinigung mit ihrem Bräutigam. Denn der Geist und die Braut sagen zum Herrn Jesus: "Komm" (vgl. Ap 22,17)«.(62)

Die communio der Kirche ist also eine Gabe, eine große Gabe des Heiligen Geistes, die die Laien dankbar annehmen und mit tiefem Verantwortungsbewußtsein leben sollen. Das geschieht konkret durch ihre Teilnahme am Leben und an der Sendung der Kirche, in deren Dienst sie ihre verschiedenen und komplementären Aufträge und Charismen stellen.

Der Laie »kann sich nicht in sich selbst verschließen und geistig von der Gemeinschaft trennen, er muß in einem dauernden Austausch mit den anderen leben, aus einem lebendigen Sinn für Brüderlichkeit, in der Freude der gleichen Würde und im Bemühen, gemeinsam den großen Schatz, der als Erbe empfangen wurde, fruchtbar werden zu lassen. Der Geist des Herrn schenkt ihm wie auch den anderen vielfältige Charismen, er lädt ihn zu verschiedenen Diensten und Aufgaben ein und erinnert ihn daran, so wie er im Hinblick auf ihn andere daran erinnert, daß das, was ihn unterscheidet, nicht ein mehr an Würde, sondern eine besondere und komplementäre Befähigung zum Dienst ist ... So bestehen die Charismen, die Dienste, die Aufgaben des Laien in der communio und für die communio. Sie sind komplementäre Reichtümer für den Dienst an allen unter der weisen Führung der Hirten«.(63)

[60] Ibid., LG 7.
[61] Ibid. LG 7
[62] Ibid., LG 4.
[63] Juan Pablo II, Homilía en la solemne Concelebración Eucarística de clausura de la VII Asamblea Ordinaria del Sínodo de los Obispos (30 Octubre 1987): AAS 80 (1988) 600.


Ämter und charismen, Gaben des Geistes an die Kirche

21 Das II. Vatikanische Konzil stellt die Ämter und Charismen als Gaben des Geistes für den Aufbau des Leibes Christi und für seine Heilssendung in der Welt dar.(64) Die Kirche wird vom Geist geleitet und geführt, und er gewährt den Getauften verschiedene hierarchische und charismatische Gaben und beruft einen jeden, auf seine Weise aktiv und mitverantwortlich zu werden.

Wir wollen nun die Ämter und Charismen in ihrer unmittelbaren Beziehung zu den Laien und zu ihrer Teilhabe am Leben der Kirche als communio betrachten.

Ämter, Dienste und Funktionen

Wenn auch auf verschiedene Weise, sind alle Ämter, die in der Kirche gegenwärtig und wirksam sind, Teilhabe am Amt Jesu Christi, dem guten Hirten, der sein Leben hingibt für seine Schafe (vgl.
Jn 10,11), und dem demütigen und für das Heil aller sich gänzlich opfernden Diener (vgl. Mc 10,45). Paulus stellt die amtliche Struktur der Urgemeinden deutlich heraus. Im ersten Brief an die Korinther schreibt er: »So hat Gott in der Kirche die einen als Apostel eingesetzt, die andern als Propheten, die dritten als Lehrer ...« (1Co 12,28). Im Brief an die Epheser lesen wir: »Aber jeder von uns empfängt die Gnade in dem Maß, wie Christus sie ihm geschenkt hat ... Und er gab den einen das Apostelamt, andere setzte er als Propheten ein, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer, um die Heiligen für die Erfüllung ihres Dienstes zu rüsten für den Aufbau des Leibes Christi. So sollen wir alle zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, damit wir zum vollkommenen Menschen werden und Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen« (Ep 4,7 Ep 4,11-13; vgl. Rm 12,4-8). Wie aus diesen und anderen Texten des Neuen Testamentes hervorgeht, sind die Ämter sowie die Gaben und die Aufgaben in der Kirche vielfältig und verschiedenartig.

[64] Cf. Conc. Ecum. Vat. II, Const. dogm. sobre la Iglesia Lumen gentium, LG 4.


Die vom Ordo abgeleiteten Ämter

22 In der Kirche begegnen uns zunächst die geweihten Ämter, das heißt, die Ämter, die sich aus dem Sakrament des Ordo ableiten. Der Herr Jesus hat die Apostel erwählt und eingesetzt - als Keime des neuen Israel und Ursprung der Hierarchie(65) - mit dem Auftrag, alle Menschen zu seinen Jüngern zu machen (vgl. Mt 28,19), das priesterliche Volk zu konstituieren und zu regieren. Der Auftrag der Apostel, den der Herr Jesus weiterhin den Hirten seines Volkes anvertraut, ist im wahren Sinn des Wortes ein Dienst, der in der Heiligen Schrift bezeichnenderweise als»diakonia«, das heißt Dienst oder Amt, genannt wird. Die Amtsträger empfangen durch das Sakrament des Ordo von Christus, dem Auferstandenen, in der ununterbrochenen Apostolischen Nachfolge das Charisma des Heiligen Geistes. Sie empfangen damit die Autorität und die heilige Vollmacht, um der Kirche zu dienen, indem sie »in persona Christi Capitis« (in der Person des Hauptes Christus)(66) handeln und sie im Heiligen Geist durch das Evangelium und die Sakramente zu einen.

Mehr noch als für die Menschen, die sie empfangen, sind die geweihten Ämter eine große Gnade für die gesamte Kirche. Sie realisieren und machen eine andere Art der Teilhabe am Priestertum Jesu Christi sichtbar, die nicht nur im Grad, sondern wesenhaft verschieden ist von der Teilhabe, die mit Taufe und Firmung allen Gläubigen gegeben ist. Auf der anderen Seite ist das Amtspriestertum, wie es das II. Vatikanische Konzil in Erinnerung gerufen hat, wesentlich auf das königliche Priestertum aller Gläubigen hin und diesem zugeordnet.(67)

Aus diesem Grund und um die communio der Kirche vor allem im Bereich der verschiedenen und komplementären Dienste zu sichern und zu vertiefen, müssen die Hirten sich bewußt sein, daß ihr Amt grundsätzlich auf den Dienst am gesamten Volk Gottes ausgerichtet ist (vgl. He 5,1).Die Laien ihrerseits müssen anerkennen, daß das Amtspriestertum für ihr Leben und für ihrer Teilhabe an der Sendung unverzichtbar ist.(68)

[65] Cf. Conc. Ecum. Vat. II, Dec. sobre la actividad misionera de la Iglesia Ad gentes, AGD 5.
[66] Conc. Ecum. Vat. II, Dec. sobre el ministerio y vida de los presbíteros Presbyterorum ordinis, PO 2. Cf Conc. Ecum. Vat. II, Const. dogm. sobre la Iglesia Lumen gentium, LG 10.
[67] Cf. Conc. Ecum. Vat. II, Const. dogm. sobre la Iglesia Lumen gentium, LG 10.
[68] Cf. Juan Pablo II, Carta a todos los sacerdotes de la Iglesia con ocasión del Jueves Santo(9 Abril 1979), 3-4: Insegnamenti, II, 1 (1979) 844-847.



Dienste, Aufgaben und Funktionen der Laien

23 Die Heilssendung der Kirche in der Welt wird nicht nur von den Amtsträgern aufgrund des Sakramentes des Ordo realisiert, sondern auch von allen Laien. Als Getaufte und aufgrund ihrer spezifischen Berufung nehmen diese in dem Maß, das einem jeden entspricht, am priesterlichen, prophetischen und königlichen Amt Christi teil. Darum müssen die Hirten die Dienste, Aufgaben und Funktionen der Laien anerkennen und fördern. Diese haben ihre sakramentale Grundlage in Taufe und Firmung und vielfach auch in der Ehe.

Wenn es zum Wohl der Kirche nützlich oder notwendig ist, können die Hirten entsprechend den Normen des Universalrechts den Laien bestimmte Aufgaben anvertrauen, die zwar mit ihrem eigenen Hirtenamt verbunden sind, aber den Charakter des Ordo nicht voraussetzen. Der Codex schreibt: »Wo es ein Bedarf der Kirche nahelegt, weil für diese Dienste Beauftragte nicht zur Verfügung stehen, können auch Laien, selbst wenn sie nicht Lektoren oder Akolythen sind, nach Maßgabe der Rechtsvorschriften bestimmte Aufgaben erfüllen, nämlich den Dienst am Wort, die Leitung liturgischer Gebete, die Spendung der Taufe und die Austeilung der heiligen Kommunion«.(69) Die Erfüllung einer solchen Aufgabe macht den Laien aber nicht zum Hirten: Nicht eine Aufgabe konstituiert das Amt, sondern das Sakrament des Ordo.

Nur das Sakrament des Ordo gewährt dem geweihten Amtsträger eine besondere Teilhabe am AmtChristi, des Hauptes und Hirten, und an seinem ewigen Priestertum.(70) Die in Vertretung erfüllte Aufgabe leitet ihre Legitimität formell und unmittelbar von der offiziellen Beauftragung durch die Hirten ab. Ihre konkrete Erfüllung untersteht der Leitung der kirchlichen Autorität.(71)

Die letzte Synode hat ein breites und bedeutungsreiches Panorama der Situation von Diensten, Aufgaben und Funktionen der Getauften in der Kirche geboten. Die Väter haben ihre volle Anerkennung den wertvollen apostolischen Beiträgen der Laien ausgesprochen, der Männer und Frauen, die sich für die Evangelisierung, die Heiligung und die christliche Inspirierung des säkularen Bereiches einsetzen, sowie ihrer hochherzigen Einsatzbereitschaft als Stellvertreter in Situationen akuter oder dauernder Not.(72)

Im Prozeß der liturgischen Erneuerung, die das Konzil gefördert hat, haben die Laien Aufgaben, die ihnen bei liturgischen Versammlungen und bei ihrer Vorbereitung zustehen, bewußter erkannt; sie haben sich bereitwillig zur Verfügung gestellt, um diese zu erfüllen, denn die liturgische Feier ist eine heilige Handlung, die nicht nur vom Klerus, sondern von der gesamten Versammlung vollzogen wird. Es ist darum selbstverständlich, daß die Aufgaben, die nicht spezifisch den geweihten Amtsträgern zukommen, von den Laien übernommen werden.(73) Der Übergang von der effektiven Mitwirkung der Laien ander Liturgie bis zu ihrem Mittun bei der Verkündigung des Wortes Gottes und in der Seelsorge hat sich spontan vollzogen.(74)

Bei dieser Vollversammlung der Synode fehlten neben den positiven nicht die kritischen Beurteilungen über den undifferenzierten Gebrauch des Terminus »Amt«, über Unklarheit und wiederholte Nivellierungen zwischen dem gemeinsamen Priestertum und dem Amtspriestertum, über die geringe Beachtung gewisser kirchlicher Normen und Bestimmungen, über die willkürliche Interpretation des Begriffes der »Stellvertretung«, über die Tendenz zur »Klerikalisierung« der Laien und über das Risiko, de facto eine kirchliche Dienststruktur zu schaffen, die parallel zu der im Sakrament des Ordo gründenden steht.

Um diese Gefahren zu vermeiden, haben die Synodenväter auf der Notwendigkeit bestanden, nicht zuletzt durch den Gebrauch einer präziseren Terminologie,(75) die Einheit der einen Sendung der Kirche, an der alle Getauften teilnehmen, aber auch den wesenhaften Unterschied des Amtes der Hirten, der im Sakrament des Ordo gründet, gegenüber anderen Diensten, Aufgaben und Funktionen in der Kirche, die in den Sakramenten der Taufe und Firmung begründet sind, klar herauszustellen.

Die Hirten dürfen darum zunächst bei der Übertragung der verschiedenen Dienste, Aufgaben und Funktionen an die Laien nicht versäumen, diese sorgältig über die in der Taufe liegende Wurzel dieser Dienste zu unterrichten.

Die Hirten müssen zudem darüber wachen, daß nicht leichtfertig oder gar unrechtmäßig auf vermeintliche »Notsituationen« oder auf die Notwendigkeit einer »Stellvertretung«, wo sie in der Tat nicht vorhanden sind oder wo man sie mit einer rationelleren pastoralen Planung vermeiden könnte, zurückgegriffen wird.

»Das eigentliche Feld ihrer evangelisierenden Tätigkeit ist die weite und schwierige Welt der Politik, des Sozialen und der Wirtschaft, aber auch der Kultur, der Wissenschaften und Künste, des internationalen Lebens und der Massenmedien, ebenso gewisse Wirklichkeiten, die der Evangelisierung offenstehen, wie Liebe, Familie, Kinder- und Jugenderziehung, Berufsarbeit, Leiden usw. Je mehr vom Evangelium geprägte Laien da sind, die sich für diese Wirklichkeiten verantwortlich wissen und überzeugend in ihnen sich betätigen, sie mit Fachkenntnis voranbringen und sich bewußt bleiben, daß sie ihre gesamte kirchliche Substanz, die oft verschüttet und erstickt erscheint, einsetzen müssen, um so mehr werden diese Wirklichkeiten, ohne etwas von ihrer menschlichen Tragweite zu verlieren oder zu opfern, geradezu eine oft verkannte transzendente Dimension offenbaren, in den Dienst der Erbauung des Reiches Gottes treten und damit in den Dienst des Heiles in Jesus Christus«.(76)

Im Lauf der Synodenarbeiten haben die Väter dem Lektorat und dem Akolythat besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Diese bestanden in der Vergangenheit der Lateinischen Kirche nur als geistige Etappen des Weges zum geweihten Amt. Mit dem Motu Proprio Paulus VI. Ministeria quaedam (15. August 1972) haben sie eine eigene Autonomie und Stabilität erhalten und wurden Laien, wenn auch nur Männern, zugänglich gemacht. Der neue Codex führt diese Linie fort.(77)

Die Väter haben jetzt den Wunsch ausgesprochen, daß »das motu proprio "Ministeria quaedam" auf dem Hintergrund der Praxis, die sich in den Teilkirchen entwickelt hat, und vor allem im Hinblick auf die Bestimmung von Kriterien, nach denen die Adressaten eines jeden Dienstes ausgewählt werden sollen, überprüft werde«.(78)

So wurde eine besondere Kommission konstituiert, die nicht nur diesem Wunsch der Synodenväter enstprechen, sondern auch die verschiedenen theologischen, liturgischen, juridischen und pastoralen Probleme vertiefen soll, die sich aus der aktuellen wachsenden Zahl von Diensten, Aufgaben und Funktionen, die Laien anvertraut werden, ergeben. In der Erwartung, daß die Kommission ihre Untersuchungen abschließt und damit die kirchliche Praxis der Dienste, die Laien anvertraut werden, geordnet und fruchtbar ausgeübt wird, sollen die oben in Erinnerung gerufenen theologiscken Prinzipien in allen Teilkirchen treu beachtet werden, vor allem im Hinblick auf den wesentlichen Unterschied zwischen Amtspriestertum und gemeinsamem Priestertum und somit zwischen den Ämtern, die sich vom Sakrament des Ordo ableiten, und den Diensten, die sich vom Sakrament der Taufe und Firmung ableiten.

[69] C.I.C., can.
CIC 230 SS 3.
[70] Cf. Conc. Ecum. Vat. II, Dec. sobre el ministerio y vida de los presbíteros Presbyterorum ordinis, PO 2 PO 5.
[71] Cf. Conc. Ecum. Vat. II, Dec. sobre el apostolado de los laicos Apostolicam actuositatem, AA 24.
[72] El Código de Derecho Canónico enumera una serie de funciones o tareas propias de los sagrados ministros, que, sin embargo -por especiales y graves circunstancias, y concretamente por falta de presbíteros o diáconos-, son momentáneamente ejercitadas por fieles laicos, previa facultad jurídica y mandato de la autoridad eclesiástica competente: cf cann. CIC 230 SS 3; CIC 517 SS 2; CIC 776 CIC 861 SS 2; CIC 910 SS 2; CIC 943 CIC 1112; etc.
[73] Cf. Conc. Ecum. Vat. II, Const. sobre la sagrada liturgia Sacrosanctum Concilium, SC 28;C.I.C., can. CIC 230 SS 2, que dice así: "Por encargo temporal, los laicos pueden desempeñar la función de lector en las ceremonias litúrgicas; asimismo, todos los fieles laicos pueden desempeñar las funciones de comentador, cantor y otras, a tenor de la norma del derecho".
[74] El Código de Derecho Canónico presenta distintas funciones y tareas que los fieles laicos pueden desempeñar en las estructuras organizativas de la Iglesia: cf. cann. CIC 228 CIC 229 SS 3; CIC 317 SS 3; CIC 463 SS 1 n. 5, SS 2; CIC 483 CIC 494 CIC 537 CIC 759 CIC 776 CIC 784 CIC 785 CIC 1282 CIC 1421 SS 2; CIC 1424 CIC 1428 SS 2; CIC 1435; etc.
[75] Cf. Propositio 18.
[76] Pablo VI, Exh. Ap. Evangelii nuntiandi, EN 70: AAS 68 (1976) 60.
[77] Cf. C.I.C., can. CIC 230 SS 1.
[78] Propositio 18.


Die Charismen

24 Der Heilige Geist vertraut der Kirche als communio die verschiedenen Ämter an. Zugleich bereichert er sie mit anderen besonderen Gaben und Impulsen, Charismen genannt. Sie können als Ausdruck der vollkommenen Freiheit des Geistes, der sie schenkt, oder als Antwort auf die vielfältigen Bedürfnisse im Lauf der Geschichte der Kirche verschiedene Formen annehmen. Die Beschreibung und Klassifizierung dieser Gaben in den Schriften des Neuen Testamentes beweisen ihre große Vielfalt. »Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt. Dem einen wird vom Geist die Gabe geschenkt, Weisheit mitzuteilen, dem andern durch den gleichen Geist die Gabe, Erkenntnis zu vermitteln, dem dritten im gleichen Geist Glaubenskraft, einem andern - immer in dem einen Geist - die Gabe, Krankheiten zu heilen, einem andern Wunderkräfte, einem andern prophetische Reden, einem andern die Fähigkeit, Geister zu unterscheiden, wieder einem andern verschiedene Arten von Zungenreden, einem andern schließlich die Gabe, sie zu deuten« (1Co 12,7-10 vgl. 1Co 12,4-6 1Co 12,28-31 Rm 12,6-8 1P 4,10-11).

Ob sie außergewöhnlich oder bescheiden und einfach sind, stellen die Charismen Gnaden des Heiligen Geistes dar, die unmittelbar oder mittelbar der Kirche Nutzen bringen, weil sie auf ihre Auferbauung, auf das Wohl der Menschen und auf die Bedürfnisse der Welt hingeordnet sind.

Auch in unseren Zeiten fehlt das Aufkommen von verschiedenen Charismen unter den Laien, Männern und Frauen, nicht. Sie werden dem einzelnen gegeben, können aber von anderen geteilt werden, so daß sie als kostbares und lebendiges Erbe in der Zeit fortdauern und zwischen einzelnen Menschen eine besondere geistige Verwandtschaft schaffen. Gerade im Hinblick auf das Laienapostolat schreibt das II. Vatikanische Konzil: »Zum Vollzug dieses Apostolates schenkt der Heilige Geist, der ja durch den Dienst des Amtes und durch die Sakramente die Heiligung des Volkes Gottes wirkt, den Gläubigen auch noch besondere Gaben (vgl. 1Co 12,7); "einem jeden teilt er sie zu, wie er will" (1Co 12,11), damit alle, "wie ein jeder die Gnadengabe empfangen hat, mit dieser einander helfen"und so auch selbst "wie gute Verwalter der mannigfachen Gnade Gottes" seien (1P 4,10) zum Aufbau des ganzen Leibes in der Liebe (vgl. Ep 4,16)«.(79)

Gemäß der Logik des ursprünglichen Schenkens, aus dem sie kommen, verlangen die Gaben des Geistes, daß jene, die sie empfangen haben, sie für das Wachstum der gesamten Kirche verwenden, so wie das Konzil es uns in Erinnerung gerufen hat.(80)

Die Charismen müssen von jenen, die sie empfangen, aber auch von der gesamten Kirche inDankbarkeit angenommen werden. Sie beinhalten einen besonderen Reichtum an Gnade für die apostolische Dynamik und für die Heiligkeit des ganzen Leibes Christi, vorausgesetzt, daß es sich um Gaben handelt, die in der Tat vom Geist kommen und in vollkommenem Einklang mit echten Antrieben des Geistes ausgeübt werden. Darum ist eine Unterscheidung der Charismen immer notwendig. Wie die Synodenväter ausgesagt haben, »kann das Wirken des Geistes, der weht, wo er will, nicht immer mit Leichtigkeit erkannt und angenommen werden. Wir wissen, daß Gott in allen Gläubigen wirkt, und wir sind uns der Wohltaten bewußt, die uns von den Charismen kommen, sei es im Hinblick auf die einzelnen wie auf die ganze christliche Gemeinde, aber wir wissen auch um die Macht des Bösen und um sein Bemühen, das Leben der Gläubigen und der Gemeinde zu stören und durcheinanderzubringen«.(81)

Darum dispensiert kein Charisma von der Rückbindung an die Hirten der Kirche und von der Unterordnung unter sie. Das Konzil schreibt mit großer Klarheit: »Das Urteil über ihre (der Charismen) Echtheit und ihren geordneten Gebrauch steht bei jenen, die in der Kirche die Leitung haben und denen es in besonderer Weise zukommt, den Geist nicht auszulöschen, sondern alles zu prüfen und das Gute zu behalten (vgl. 1Th 5,12 u. 1Th 5,19-21)«,(82) damit alle Charismen in ihrer Verschiedenheit und Komplementarität zum Allgemeinwohl beitragen.(83)

[79] Conc. Ecum. Vat. II, Dec. sobre el apostolado de los laicos Apostolicam actuositatem, AA 3.
[80] «Por haber recibido estos carismas, incluso los más sencillos, se origina en cada creyente el derecho y deber de ejercitarlos para el bien de los hombres y para la edificación de la Iglesia, tanto en la misma Iglesia como en el mundo, con la libertad del Espíritu Santo que "sopla donde quiere" (Jn 3,8), y al mismo tiempo, en la comunión con todos los hermanos en Cristo, especialmente con los propios Pastores» (Ibid.).
[81] Propositio 9.
[82] Conc. Ecum. Vat. II, Const. dogm. sobre la Iglesia Lumen gentium, LG 12.
[83] Cf. Ibid. LG 30.


Die Teilhabe der Laien am Leben der Kirche

25 Die Laien nehmen nicht nur durch die Ausübung ihrer Dienste und Charismen, sondern auf viele andere Weisen am Leben der Kirche teil.

Diese Teilhabe kommt zunächst und notwendigerweise im Leben und in der Sendung derTeilkirchen, der Diözesen zum Ausdruck, in denen »die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche wahrhaft wirkt und gegen wärtig ist«.(84)

Teilkirchen und Universalkirche

Um auf rechte Weise am Leben der Kirche teilzunehmen, müssen die Laien notwendig klare und präzise Vorstellungen über die Teilkirche in ihrer ursprünglichen Beziehung zur Universalkirchehaben. Die Teilkirche entsteht nicht aus einer Art Fragmentierung der Universalkirche, und die Universalkirche stellt sich nicht aus der einfachen Summe der Teilkirchen zusammen; sie werden vielmehr durch ein lebendiges, wesentliches und dauerndes Band miteinander verbunden, weil die Universalkirche in den Teilkirchen besteht und sich in ihnen ausdrückt. Darum behauptet das Konzil, daß die Teilkirchen »nach dem Bild der Gesamtkirche gestaltet sind. In ihnen und aus ihnen besteht die eine und einzige katholische Kirche«.(85)

Das Konzil fordert die Laien mit Entschiedenheit auf, ihre Zugehörigkeit zur Teilkirche aktiv mitzuvollziehen und zugleich ihren Blick immer mehr für die »Katholizität« auszuweiten.

»Stets mögen sie« - so lesen wir im Dekret über das Laienapostolat - »den Sinn für das ganze Bistum, dessen Zelle gleichsam die Pfarrei ist, pflegen, immer bereit, auf Einladung ihres Bischofs auch für die diözesanen Unternehmungen ihre Kräfte einzusetzen. Ja, um den Bedürfnissen von Stadt und Land zu entsprechen, mögen sie ihre Mitarbeit nicht auf die engen Grenzen ihrer Pfarrei oder ihres Bistums beschränken, sondern sie auf den zwischenpfarrlichen, interdiözesanen, nationalen und internationalen Bereich auszudehnen bestrebt sein; dies um so mehr, als die von Tag zu Tag zunehmende Wanderung der Menschen und Völker, die Zunahme der gegenseitigen Verbundenheit und die Leichtigkeit des Nachrichtenaustausches nicht mehr zulassen, daß irgendein Teil der Gesellschaft in sich abgeschlossen weiterlebt. So sollen sie sich um die Nöte des über den ganzen Erdkreis verstreuten Volkes Gottes kümmern«.(86) Die letzte Synode hat in diesem Sinn die Bitte um die Förderung der Errichtung von Diözesanpastoralräten gestellt, die man den Verhältnissen und Bedürfnissen entsprechend einschalten soll. Auf Diözesanebene sei diese die wichtigste Form der Mitarbeit und des Dialogs sowie der gemeinsamen Urteilsbildung. Die Mitwirkung der Laien in diesen Räten kann die Möglichkeiten der Konsultation erweitern, so wie das Prinzip der Mitwirkung - die in einzelnen Fällen auch Mitentscheidung ist - auf breiterer Basis und intensiver zur Anwendung kommen lassen.(87)

Der Codex sieht die Teilnahme der Laien an Diözesansynoden und Partikularkonzilien auf Provinz- und Dekanatsebene vor;(88) sie kann einen Beitrag für die communio und die Sendung der Teilkirche bedeuten, sei es in ihrem eigenen Rahmen, sei es in ihrem Verhältnis zu den anderen Teilkirchen der Kirchenprovinz oder der Bischofskonferenz.

Den Bischofskonferenzen kommt es zu, die geeigneten Mittel und Wege zu finden, um auf National- oder Regionalebene die Konsultation und die Mitarbeit der Laien, Männer und Frauen, weiterzuentwickeln. So kann über die gemeinsamen Probleme beraten werden und die kirchliche communio aller zutage treten.(89)

[84] Conc. Ecum. Vat. II, Dec. sobre el oficio pastoral de los Obispos en la Iglesia Christus Dominus,
CD 11.
[85] Conc. Ecum. Vat. II, Const. dogm. sobre la Iglesia Lumen gentium, CD 23.
[86] Conc. Ecum. Vat. II, Dec. sobre el apostolado de los laicos Apostolicam actuositatem, AA 10.
[87] Cf. Propositio 10.
[88] Cf. C.I.C., cann. CIC 443 SS 4; CIC 463 SS 1 y 2.
[89] Cf. Propositio 10.


Die Pfarrei

26 Wenn sie auch eine universale Dimension kennt, findet die communio der Kirche ihren unmittelbaren und greifbaren Ausdruck in der Pfarrei. Diese stellt die konkrete Form der örtlichen Realisierung der Kirche dar; in einem gewissen Sinn ist sie die Kirche, die inmitten der Häuser ihrer Söhne und Tochter lebt.(90)

Wir alle müssen das wahre Gesicht der Pfarrei im Glauben neu entdecken, das heißt, das »Geheimnis« der Kirche, das in ihr wirksam und gegenwärtig ist. Auch wenn sie zuweilen an Gliedern und Gütern arm ist, wenn sie sich geographisch über weiteste Gebiete erstreckt oder inmitten dicht bevölkerter und problemvoller moderner Stadtviertel fast unauffindbar ist, besteht die Pfarrei nicht in erster Linie aus einer Struktur, aus einem Gebiet oder aus einem Gebäude, vielmehr ist sie »die Familie Gottes, als von einem Geist durchdrungene Gemeinde von Brüdern«,(91) sie ist »das Haus der Pfarrfamilie, brüderlich und gastfreundlich«,(92) die »Gemeinschaft der Gläubigen«.(93) Letztlich gründet die Pfarrei in einer theologischen Gegebenheit, weil sie eucharistische Gemeinschaft ist.(94) Dies bedeutet, daß sie als Gemeinschaft befähigt ist, Eucharistie zu feiern, in der sie die lebendigen Wurzeln ihres Wachstums sowie das sakramentale Band ihrer communio mit der gesamten Kirche findet. Diese Befähigung zur Feier der Eucharistie ist gegeben durch die Tatsache, daß die PfarreiGemeinschaft des Glaubens und organische Gemeinschaft ist - das heißt, zusammengesetzt von geweihten Amtsträgern und von anderen Christen -, in der der Pfarrer den Ortsbischof vertritt(95) und das hierarchische Band mit der gesamten Teilkirche darstellt.

Die Aufgabe der Kirche in unseren Tagen ist mit Sicherheit immens, und die Pfarrei allein kann ihr nicht genügen. Darum sieht der Codex Formen der Zusammenarbeit zwischen Pfarreien und auf Dekanatsebene vor(96) und empfiehlt dem Bischof die Sorge für alle Gläubigen, auch für die, die die ordentliche Seelsorge nicht erfaßt.(97) Viele Orte und Formen der Präsenz und Wirksamkeit der Kirche sind notwendig, um das Wort und die Gnade des Evangeliums in die verschiedensten Lebenssituationen der modernen Menschen hineinzutragen. Viele Arten religiöser Austrahlung und gezielten Milieuapostolates auf kulturellem, sozialem, pädagogischem und beruflichem Gebiet usw. können nicht in der Pfarrei ihren Mittel- und Ausgangspunkt haben. Dennoch erlebt diese auch heute eine neue Hoffnung versprechende Zeit. Zu Beginn seines Pontifikates wies Paul VI. in seiner Ansprache an den römischen Klerus auf diese Tatsache hin: »Wir sind einfach davon überzeugt,daß diese altüberkommene und geschätzte Struktur der Pfarrei eine unverzichtbare und höchst aktuelle Sendung hat; ihr kommt es zu, die erste Gemeinschaft des christlichen Volkes zu bilden; sie versammelt das Volk und führt es in die liturgische Feier ein; sie beschützt und belebt den Glauben in den Menschen unserer Zeit; sie bietet ihnen den Unterricht über die heilbringende Lehre Christi; sie verwirklicht in der Haltung und in der Tat die demütige Liebe in den guten und brüderlichen Werken«.(98)

Die Synodenväter haben ihrerseits die augenblickliche Situation vieler Pfarreien aufmerksam ins Auge gefaßt und auf ihre Erneuerung gedrängt: »Viele Pfarreien in Stadtgebieten oder in Missionsgebieten sind wegen Mangel an den notwendigen materiellen Mitteln und an geweihten Amtsträgern oder auch aufgrund ihrer geographischen Ausbreitung und der besonderen Situation einiger Christen (z.B. der Flüchtlinge und Auswanderer) nicht in der Lage, mit ganzer Wirksamkeit ihre Aufgabe zu erfüllen. Damit alle diese Pfarreien lebendige, christliche Gemeinden werden, müssen die jeweiligen örtlichen Autoritäten dafür Sorge tragen, daß: a) die Pfarrstrukturen den Situationen mit der großen Flexibilität, die das Kirchenrecht vor allem durch die Förderung der Teilhabe der Laien an der pastoralen Verantwortung gewährt, angepaßt werden;b) die kleinen Basisgemeinschaften, auch lebendige Gemeinden genannt, in denen die Gläubigen einander das Wort Gottes verkündigen und im Dienst und in der Liebe tätig werden können, wachsen. Diese Gemeinden sind in Gemeinschaft mit ihren Hirten wahre Konkretisierungen der kirchlichen communio und Zentren der Evangelisierung; ...«.(99) Im Dienst der Erneuerung der Pfarreien und um die Wirksamkeit ihrer Initiativen besser zu sichern, sollen auch institutionalisierte Formen der Mitarbeit zwischen den verschiedenen Pfarreien eines Dekanates gefördert werden.

[90] Leemos en el Concilio: «Ya que en su Iglesia el Obispo no puede presidir siempre y en todas partes personalmente a toda su grey, debe constituir necesariamente asambleas de fieles, entre las cuales tienen un lugar preeminente las parroquias constituidas localmente bajo la guía de un pastor que hace las veces del Obispo: ellas, en efecto, representan en cierto modo la Iglesia visible establecida en toda la tierra» (Conc. Ecum. Vat. II, Const. sobre la sagrada liturgia Sacrosanctum Concilium
SC 42).
[91] Conc. Ecum. Vat. II, Const. dogm. sobre la Iglesia Lumen gentium, LG 28.
[92] Juan Pablo II, Exh. Ap. Catechesi tradendae, CTR 67: AAS 71 (1979) 1333.
[93] C.I.C., can. CIC 515 SS 1.
[94] Cf. Propositio 10.
[95] Cf. Conc. Ecum. Vat. II, Const. sobre la sagrada liturgia Sacrosanctum Concilium, SC 42.
[96] Cf. C.I.C., can. CIC 555 SS 1, 1.
[97] Cf. C.I.C., can. CIC 383 SS 1.
[98] Pablo VI, Discurso al Clero romano (24 Junio 1963): AAS 55 (1963) 674.
[99] Propositio 11.



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