Dominum et vivificantem 18


18 Jesus Christus wird sich am Beginn seines messianischen Wirkens auf diese bei Jesaja enthaltene Verheißung beziehen. Das wird in Nazaret selbst geschehen, wo er dreißig Jahre seines Lebens im Hause Josefs, des Zimmermanns, bei Maria, seiner jungfräulichen Mutter, verbracht hat. Als er die Gelegenheit hatte, in der Synagoge das Wort zu ergreifen, öffnete er das Buch des Jesaja und fand die Stelle, in der geschrieben steht: »Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt«, und nachdem er den betreffenden Abschnitt vorgelesen hatte, sprach er zu den Anwesenden: »Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt« (64). Auf diese Weise bekannte und verkündete er, derjenige zu sein, der vom Vater »gesalbt« ist, also der Messias zu sein, derjenige, auf dem der Heilige Geist als Geschenk Gottes selbst ruht, derjenige, der die Fülle dieses Geistes besitzt und an dem sich der »neue Anfang« des Geschenkes zeigt, das Gott der Menschheit im Heiligen Geist macht.

5. Jesus von Nazaret, »erhöht« im Heiligen Geist

19 Auch wenn Jesus in seiner Heimatstadt Nazaret nicht als Messias angenommen wird, so wird doch am Beginn des öffentlichen Wirkens seine messianische Sendung im Heiligen Geist von Johannes dem Täufer dem Volk offenbart. Johannes, Sohn von Zacharias und Elisabet, verkündet am Jordan die Ankunft des Messias und spendet die Bußtaufe. Er sagt: »Ich taufe euch nur mit Wasser zum Zeichen der Umkehr. Der aber, der nach mir kommt, ist stärker als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe auszuziehen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen« (65).

Johannes der Täufer verkündet den Messias, den Christus, nicht nur als denjenigen, der im Heiligen Geist »kommt«, sondern auch als den, der den Heiligen Geist »bringt«, wie Jesus selbst es im Abendmahlssaal deutlicher offenbaren wird. Johannes ist hier das treue Echo der Worte des Jesaja, die bei diesem Propheten des Alten Testamentes die Zukunft betrafen, während sie in seiner eigenen Verkündigung an den Ufern des Jordan die unmittelbare Hinführung zur neuen messianischen Wirklichkeit bilden. Johannes ist nicht nur ein Prophet, sondern auch ein Bote: Er ist der Vorläufer Christi. Was er verheißt, verwirklicht sich vor den Augen aller. Jesus von Nazaret kommt zum Jordan, um auch selbst die Bußtaufe zu empfangen. Als Johannes ihn herankommen sieht, ruft er aus: »Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt« (66). Das sagt er unter der Eingebung des Heiligen Geistes (67) und bezeugt damit die Erfüllung der Weissagung des Jesaja. Gleichzeitig bekennt er seinen Glauben an die erlösende Sendung Jesu von Nazaret. Im Munde des Täufers Johannes ist »Lamm Gottes« ein Ausdruck der Wahrheit über den Erlöser, der nicht weniger reich an Inhalt ist als der von Jesaja benutzte Ausdruck »Knecht des Herrn«.

Durch das Zeugnis des Johannes am Jordan wird also Jesus von Nazaret, den die eigenen Mitbürger zurückgewiesen hatten, vor den Augen Israels als Messias hervorgehoben, als der vom Heiligen Geist »Gesalbte«. Und dieses Zeugnis wird noch bestärkt durch ein anderes Zeugnis einer höheren Ebene, wie die drei Synoptiker berichten. Denn als das ganze Volk sich taufen ließ und während Jesus nach seiner Taufe im Gebet verharrte, »öffnete sich der Himmel, und der Heilige Geist kam sichtbar in Gestalt einer Taube auf ihn herab« (68), und zugleich »sprach eine Stimme aus dem Himmel: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe« (69).

Dies ist eine trinitarische Gotteserscheinung, die Zeugnis gibt für die Hervorhebung Christi bei der Taufe im Jordan. Sie bestätigt nicht nur das Zeugnis Johannes' des Täufers, sondern enthüllt eine noch tiefere Dimension der Wahrheit über Jesus von Nazaret als Messias: Der Messias ist der geliebte Sohn des Vaters. Seine feierliche Hervorhebung beschränkt sich nicht auf die messianische Sendung des »Knechtes des Herrn«. Im Licht der Gotteserscheinung am Jordan erreicht diese Hervorhebung sogar die Person des Messias selbst. Er wird hervorgehoben, weil er der Sohn des göttlichen Wohlgefallens ist. Die Stimme von oben nennt ihn »mein Sohn«.
20 Die Gotteserscheinung vom Jordan erhellt nur flüchtig das Geheimnis Jesu von Nazaret, dessen gesamtes Wirken sich in Gegenwart des Heiligen Geistes vollziehen wird (70). Dieses Geheimnis sollte von Jesus selbst durch das, was «getan und gelehrt hat« (71) Schritt für Schritt enthüllt und bestätigt werden. Auf der Linie dieser Verkündigung sowie der messianischen Zeichen, die Jesus vollbrachte, bevor es zur Abschiedsrede im Abendmahlssaal kam, finden wir Ereignisse und Worte, die besonders wichtige Momente in dieser fortschreitenden Offenbarung bilden. Der Evangelist Lukas, der Jesus bereits vorgestellt hat als »erfüllt vom Heiligen Geist« und »vom Geist in die Wüste geführt« (72), berichtet uns, daß Jesus nach der Rückkehr der 72 Jünger von der ihnen vom Meister aufgetragenen Sendung (73), während diese ihm voller Freude von den Ergebnissen ihres Wirkens erzählten, »in dieser Stunde, vom Heiligen Geist erfüllt, jubelnd ausgerufen hat: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen« (74). Jesus jubelt aus Freude über die göttliche Vaterschaft; er jubelt, weil es ihm geschenkt ist, diese Vaterschaft zu offenbaren; er jubelt schließlich, weil sich diese göttliche Vaterschaft in besonderer Weise auf die »Unmündigen« erstreckt. Und der Evangelist nennt all dies »Jubel im Heiligen Geist«. Ein solcher Jubel drängt Jesus gewissermaßen dazu, uns noch mehr zu sagen. Hören wir: »Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden; niemand weiß, wer der Sohn ist, nur der Vater, und niemand weiß, wer der Vater ist, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will« (75).
21 Was bei der Gotteserscheinung am Jordan sozusagen »von außen«, »von oben« kam, kommt hier »aus dem Innern«, aus der Tiefe dessen, was Jesus ist. Es ist dies eine weitere Offenbarung des Vaters und des Sohnes, die geeint sind im Heiligen Geist. Jesus spricht nur von der Vaterschaft Gottes und der eigenen Sohnschaft; er spricht nicht direkt vom Geist, der Liebe ist und darum Vater und Sohn verbindet. Was er jedoch vom Vater und von sich selbst, dem Sohn, sagt, entspringt nichtsdestoweniger aus jener Fülle des Geistes, die in ihm ist, die sich in sein Herz ergießt, sein »Ich« selbst durchdringt und sein Wirken von innen her anregt und belebt. Von daher jener »Jubel im Heiligen Geist«. Die Einheit Christi mit dem Heiligen Geist, der er sich vollkommen bewußt ist, drückt sich in jenem »Jubel« aus, der so deren verborgene Quelle gewissermaßen wahrnehmen läßt. So ergibt sich eine besondere Offenbarung und Hervorhebung, wie sie dem Menschensohn, dem Christus und Messias, zu eigen ist, dessen Menschheit zur Person des Gottessohnes gehört, der mit dem Heiligen Geist in der Gottheit wesenhaft eins ist. In seinem wundervollen Bekenntnis der Vaterschaft Gottes offenbart Jesus von Nazaret auch sich selbst, sein göttliches »Ich«: Er ist fürwahr der Sohn »gleichen Wesens«, und darum »weiß niemand, wer der Sohn ist, nur der Vater, und niemand weiß, wer der Vater ist, nur der Sohn«; jener Sohn ist er, der »für uns Menschen und zu unserem Heil... Mensch geworden ist... durch den Heiligen Geist... von der Jungfrau Maria«.

6. Der auferstandene Christus: »Empfangt den Heiligen Geist«

22 Durch seine Darstellung führt uns Lukas ganz in die Nähe jener Wahrheit, die in der Abschiedsrede des Abendmahlssaals enthalten ist. Jesus von Nazaret, »erhöht« im Heiligen Geist, zeigt sich während dieser Rede und dieses Gespräches als derjenige, der den Geist »bringt«, der ihn um den Preis seines »Fortgehens« durch das Kreuz den Aposteln und der Kirche bringen und »geben« muß.

Das Wort »bringen« bedeutet hier vor allem »offenbaren«. Im Alten Testament, angefangen vom Buch der Genesis, ist uns der Geist Gottes in etwa bekannt geworden zunächst als »Hauch« Gottes, der das Leben gibt, als göttlicher »Lebenshauch«. Im Buch Jesaja wird er dargestellt als »Gabe« für die Person des Messias, als derjenige, der auf ihm ruht, um das gesamte Heilswirken des »Gesalbten« von innen her zu lenken. Am Jordan hat die Verheißung des Jesaja eine konkrete Form angenommen: Jesus von Nazaret ist derjenige, der im Heiligen Geist kommt und diesen als seine Gabe in eigener Person bringt, um ihn durch seine Menschheit zu verbreiten: »Er wird euch im Heiligen Geist taufen« (76). Im Lukasevangelium ist diese Offenbarung des Heiligen Geistes als innere Quelle des messianischen Lebens und Wirkens Jesu Christi bekräftigt und weiter entfaltet worden. Im Licht dessen, was Jesus in der Abschiedsrede des Abendmahlssaales sagt, wird der Heilige Geist in neuer und vollerer Weise offenbart. Er ist nicht nur eine Gabe für eine Person (für die Person des Messias), sondern ist als Gabe selbst eine Person. Jesus kündigt ihr Kommen an als das eines »anderen Beistandes«, der als Geist der Wahrheit die Apostel und die Kirche »in die ganze Wahrheit führen« wird (77). Das wird geschehen aufgrund der besonderen Gemeinschaft zwischen dem Heiligen Geist und Christus: »Er wird von dem, was mein ist, nehmen und es euch verkünden (78). Diese Gemeinschaft hat ihre ursprüngliche Quelle im Vater: »Alles, was der Vater hat, ist mein; darum habe ich gesagt: Er nimmt von dem, was mein ist, und wird es euch verkünden« (79). Weil der Heilige Geist vom Vater stammt, wird er vom Vater gesandt (80). Der Heilige Geist wurde zunächst gesandt als Gabe für den menschgewordenen Sohn, um die messianischen Verheißungen zu erfüllen. Nach dem »Fortgehen« Christi, des Sohnes, wird der Heilige Geist dem johanneischen Text zufolge direkt kommen - das ist seine neue Sendung -, um das Werk des Sohnes zu vervollständigen. So wird er es sein, der die neue Ära der Heilgeschichte zur Vollendung bringt.
23 Wir stehen an der Schwelle zu den Osterereignissen. Die neue, endgültige Offenbarung des Heiligen Geistes als Person, die ganz Gabe ist, geschieht gerade dann. Die Osterereignisse - Leiden, Tod und Auferstehung Christi - sind auch die Zeit des erneuten Kommens des Heiligen Geistes, nun als Beistand und Geist der Wahrheit. Sie sind die Zeit des »neuen Anfangs« in der Selbstmitteilung des dreieinigen Gottes an die Menschheit im Heiligen Geist durch das Werk Christi, des Erlösers. Dieser neue Anfang ist die Erlösung der Welt: »Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, daß er seinen einzigen Sohn hingab« (81). Bereits im »Geben« des Sohnes, im Geschenk des Sohnes, zeigt sich das tiefste Wesen Gottes, der ja als göttliche Liebe die unerschöpfliche Quelle des Schenkens ist. Im Geschenk, das der Sohn gibt, vervollständigen sich die Offenbarung und das Schenken der ewigen Liebe: Der Heilige Geist, der in den unergründlichen Tiefen der Gottheit Geschenk als Person ist, wird durch den Sohn, das heißt durch das Ostergeheimnis, in einer neuen Weise den Aposteln und der Kirche und durch diese der Menschheit und der ganzen Welt geschenkt.
24 Seinen endgültigen Ausdruck erhält dieses Geheimnis am Tag der Auferstehung. An diesem Tag wird Jesus von Nazaret, »der dem Fleisch nach geboren ist als Nachkomme Davids«, wie der Apostel Paulus schreibt, »dem Geist der Heiligkeit nach eingesetzt... als Sohn Gottes in Macht seit der Auferstehung von den Toten« (82). So kann man sagen, daß die »Erhöhung« Christi als Messias im Heiligen Geist ihren Höhepunkt in der Auferstehung erreicht, in der er sich als Sohn Gottes offenbart, »voll der Kraft«. Und diese Kraft, deren Quellen in der unergründlichen dreifaltigen Gemeinschaft sprudeln, zeigt sich vor allem darin, daß der auferstandene Christus sowohl die schon durch den Mund des Propheten ausgesprochene Verheißung Gottes: »Ich schenke euch ein neues Herz und gebe euch einen neuen Geist..., meinen Geist« (83), als auch seine eigene, den Aposteln gemachte Verheißung: »Wenn ich fortgegangen bin, so werde ich ihn zu euch senden« (84), erfüllt. Es ist der Geist der Wahrheit, der Beistand, den der auferstandene Christus sendet, um uns in seine eigene Gestalt des Auferstandenen zu verwandeln (85). So heißt es im Evangelium: »Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, daß sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!« (86).

Alle Einzelheiten dieses Schlüsseltextes des Johannesevangeliums haben ihre Aussagekraft, vor allem wenn wir sie im Bezug auf die Worte lesen, die am Beginn der Osterereignisse im selben Abendmahlssaal gesprochen worden sind. Nunmehr gelangen alle Ereignisse - das »Triduum sacrum«, die drei heiligen Tage Jesu, den der Vater gesalbt und in diese Welt gesandt hat - zu ihrer Erfüllung. Christus, der am Kreuz »seinen Geist aufgegeben hatte« (87) als Menschensohn und Lamm Gottes, geht gleich nach der Auferstehung zu den Aposteln, um sie mit jener Kraft »anzuhauchen«, von der der Römerbrief spricht (88). Das Kommen des Herrn erfüllt die Anwesenden mit Freude: Ihr »Kummer wird sich in Freude verwandeln« (89), wie er selbst vor seinem Leiden schon versprochen hatte. Und vor allem verwirklicht sich die hauptsächliche Verheißung der Abschiedsrede: Der auferstandene Christus »bringt« den Aposteln, indem er gleichsam eine neue Schöpfung einleitet, den Heiligen Geist. Er bringt ihn um den Preis seines »Fortgehens«: Er schenkt ihnen diesen Geist gewissermaßen durch die Wunden seiner Kreuzigung: »Er zeigte ihnen seine Hände und seine Seite«. Kraft dieser Kreuzigung kann er ihnen sagen: »Empfangt den Heiligen Geist«. Es bildet sich so ein enges Band zwischen dem Senden des Sohnes und dem Senden des Heiligen Geistes. Es gibt keine Sendung des Heiligen Geistes (nach der Ursünde) ohne das Kreuz und die Auferstehung: »Wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen« (90).

Es bildet sich auch ein enges Band zwischen der Sendung des Heiligen Geistes und der Sendung des Sohnes innerhalb der Erlösung. Die Sendung des Sohnes findet in gewissem Sinne ihre »Vollendung« in der Erlösung. Die Sendung des Heiligen Geistes »schöpft« aus der Erlösung: »Er nimmt von dem, was mein ist, und wird es euch verkünden« (91). Die Erlösung wird vollständig gewirkt vom Sohn als dem Gesalbten, der in der Kraft des Heiligen Geistes gekommen ist und gehandelt hat, indem er sich schließlich am Holz des Kreuzes als Ganzopfer hingegeben hat. Aber zugleich wird diese Erlösung im Herzen und Gewissen der Menschen - in der Geschichte der Welt - vom Heiligen Geist, dem »anderen Beistand«, ständig gewirkt.


7. Der Heilige Geist und die Zeit der Kirche

25 »Als das Werk vollendet war, das der Vater dem Sohn auf Erden zu tun aufgetragen hatte (vgl. Jn 17,4), wurde am Pfingsttag der Heilige Geist gesandt, auf daß er die Kirche immerfort heilige und die Gläubigen so durch Christus in einem Geiste Zugang hätten zum Vater (vgl. Ep 2,18). Er ist der Geist des Lebens, die Quelle des Wassers, das zu ewigem Leben aufsprudelt (vgl. Jn 4,14 Jn 7,38-39); durch ihn macht der Vater die in der Sünde erstorbenen Menschen lebendig, um endlich ihre sterblichen Leiber in Christus aufzuerwecken« (vgl. Rm 8,10-11) (92).

In dieser Weise spricht das II. Vatikanische Konzil von der Geburt der Kirche am Pfingsttag. Dieses Ereignis bildet die endgültige Offenbarung dessen, was schon am Ostersonntag im selben Abendmahlssaal geschehen war. Der auferstandene Christus kam und »brachte« den Aposteln den Heiligen Geist. Er schenkt ihn mit den Worten: »Empfangt den Heiligen Geist«. Was damals im Innern des Abendmahlssaals, bei »verschlossenen Türen«, geschehen war, wird später, am Pfingsttag, auch nach draußen getragen, vor die Menschen. Es öffnen sich die Türen des Saales, und die Apostel wenden sich den Einwohnern und den zum Fest anwesenden Pilgern in Jerusalem zu, um in der Kraft des Heiligen Geistes für Christus Zeugnis abzulegen. Auf diese Weise erfüllt sich die Verheißung: »Er (der Geist) wird für mich Zeugnis ablegen. Und auch ihr sollt Zeugnis ablegen, weil ihr von Anfang an bei mir seid« (93).

In einem anderen Dokument des II. Vatikanischen Konzils lesen wir: »Ohne Zweifel wirkte der Heilige Geist schon in der Welt, ehe Christus verherrlicht wurde. Am Pfingsttage jedoch ist er auf die Jünger herabgekommen, um auf immer bei ihnen zu bleiben. Die Kirche wurde vor der Menge öffentlich bekanntgemacht, und die Ausbreitung des Evangeliums unter den Heiden durch die Verkündigung nahm ihren Anfang« (94). Die Zeit der Kirche hat begonnen mit dem »Kommen«, das heißt mit der Herabkunft des Heiligen Geistes auf die Apostel, die im Abendmahlssaal von Jerusalem mit Maria, der Mutter des Herrn, versammelt waren (95).

Die Zeit der Kirche hat in jenem Augenblick begonnen, als die Verheißungen und Ankündigungen, die sich so ausdrücklich auf den Beistand, auf den Geist der Wahrheit, bezogen, anfingen, sich in aller Macht und Deutlichkeit an den Aposteln zu erfüllen und so die Geburt der Kirche zu bewirken. Hiervon spricht ausführlich und an vielen Stellen die Apostelgeschichte, aus der sich ergibt, daß der Heilige Geist im Bewußtsein der Urgemeinde, deren Überzeugungen Lukas wiedergibt, die unsichtbare - in gewisser Weise aber auch »wahrnehmbare« - Führung derer übernommen hat, die sich nach dem Fortgang des Herrn Jesus zutiefst als Waisen zurückgelassen fühlten. Mit dem Kommen des Geistes sahen sie sich nun in die Lage versetzt, die ihnen anvertraute Sendung zu erfüllen. Sie fühlten sich voller Kraft. Ebendies hat der Heilige Geist bewirkt, und das bewirkt er in der Kirche ständig in ihren Nachfolgern. Das Gnadengeschenk des Heiligen Geistes, das die Apostel durch die Auflegung der Hände an ihre Mitarbeiter weitergaben, wird ja in der Bischofsweihe immer wieder übertragen. Die Bischöfe ihrerseits geben im Weihesakrament den geistlichen Anteil an dieser Gnadengabe und sorgen dafür, daß im Firmsakrament alle, die wiedergeboren sind aus dem Wasser und dem Geist, darin bestärkt werden. So bleibt die Pfingstgnade in gewisser Weise immer in der Kirche gegenwärtig.

Wie das Konzil schreibt, »wohnt der Geist in der Kirche und in den Herzen der Gläubigen wie in einem Tempel (vgl. 1Co 3,16 1Co 6,19), in ihnen betet er und bezeugt ihre Annahme an Sohnes Statt (vgl. Ga 4,6 Rm 8,15-16 u. Rm 26). Er führt die Kirche in alle Wahrheit ein (vgl. Jn 16,13), eint sie in Gemeinschaft und Dienstleistung, bereitet und lenkt sie durch die verschiedenen hierarchischen und charismatischen Gaben und schmückt sie mit seinen Früchten (vgl. Ep 4,11-12 1Co 12,4 Ga 5,22). Durch die Kraft des Evangeliums läßt er die Kirche allezeit sich verjüngen, erneuert sie immerfort und geleitet sie zur vollkommenen Vereinigung mit ihrem Bräutigam« (96).
26 Die zitierten Stellen aus der Konzilskonstitution »Lumen gentium« sagen uns, daß mit dem Kommen des Heiligen Geistes die Zeit der Kirche begonnen hat. Sie sagen uns auch, daß diese Zeit, die Zeit der Kirche, fortdauert. Sie dauert fort über die Jahrhunderte und Generationen hinweg. In unserem Jahrhundert, in dem sich die Menschheit bereits dem Ende des zweiten Jahrtausends nach Christus nähert, hat sich diese Zeit der Kirche einen besonderen Ausdruck im II. Vatikanischen Konzil gegeben, als dem Konzil unseres Jahrhunderts. Es ist ja bekannt, daß dies vor allem ein »ekklesiologisches« Konzil gewesen ist: ein Konzil über das Thema der Kirche. Zugleich ist die Lehre dieses Konzils wesentlich »pneumatologisch«: durchdrungen von der Wahrheit über den Heiligen Geist als Seele der Kirche. Wir können sagen, daß das II. Vatikanische Konzil in seiner reichhaltigen Lehre gewiß alles enthält, »was der Geist den Kirchen sagt« (97) im Hinblick auf die gegenwärtige Phase der Heilsgeschichte.

Indem das Konzil der Führung des Geistes der Wahrheit gefolgt ist und zusammen mit ihm Zeugnis abgelegt hat, hat es die Gegenwart des Heiligen Geistes, des Beistandes, in besonderer Weise bestätigt. In gewissem Sinne hat es diesen in unserer schwierigen Epoche erneut »gegenwärtig« gesetzt. Im Licht dieser Überzeugung versteht man besser die große Bedeutung aller Initiativen, welche die Verwirklichung des II. Vatikanischen Konzils, seiner Lehre und seiner pastoralen wie ökumenischen Ausrichtung, zum Ziel haben. In diesem Sinne müssen auch die nachfolgenden Versammlungen der Bischofssynode gesehen und gewertet werden, die bewirken wollen, daß die Früchte der Wahrheit und der Liebe - die echten Früchte des Heiligen Geistes - ein bleibendes Gut des Volkes Gottes auf seiner irdischen Pilgerschaft durch die Jahrhunderte werden. Diese Arbeit der Kirche ist unerläßlich, um die vom Konzil geschenkten Heilsfrüchte des Geistes zu sichten und zu bestärken. Zu diesem Zweck muß man sie aufmerksam von allem zu »unterscheiden« wissen, was im Gegensatz dazu vor allem vom »Herrscher dieser Welt« (98) stammen kann. Diese Unterscheidung bei der Verwirklichung des Konzilswerkes ist um so notwendiger, als das Konzil sich der heutigen Welt so geöffnet hat, wie aus den wichtigen Konzilskonstitutionen »Gaudium et spes« und »Lumen gentium« klar ersichtlich ist.

Wir lesen in der Pastoralkonstitution: »Ist doch ihre eigene Gemeinschaft (der Jünger Christi) aus Menschen gebildet, die, in Christus geeint, vom Heiligen Geist auf ihrer Pilgerschaft zum Reich des Vaters geleitet werden und eine Heilsbotschaft empfangen haben, die allen auszurichten ist. Darum erfährt diese Gemeinschaft sich mit der Menschheit und ihrer Geschichte wirklich engstens verbunden« (99). »Die Kirche weiß sehr wohl, daß Gott, dem sie dient, allein die Antwort ist auf das tiefste Sehnen des menschlichen Herzens, das an den Gaben der Erde nie voll sich sättigen kann« (100). Die »wunderbare Vorsehung (des Geistes Gottes) leitet den Lauf der Zeiten und erneuert das Antlitz der Erde« (101).

II. DER GEIST,


DER DIE WELT IHRER SÜNDE ÜBERFÜHRT


1. Sünde, Gerechtigkeit und Gericht

27 Als Jesus während der Abschiedsrede im Abendmahlssaal das Kommen des Heiligen Geistes um den »Preis« seines Fortgehens ankündigt und verspricht: »Wenn ich fortgehe, werde ich ihn zu euch senden«, fügt er im gleichen Zusammenhang hinzu: »Und wenn er kommt, wird er die Welt überführen (und aufdecken), was Sünde, Gerechtigkeit und Gericht ist« (102). Derselbe Beistand und Geist der Wahrheit, der versprochen ist als derjenige, der »lehren« und »erinnern«, der »Zeugnis ablegen« und »in die ganze Wahrheit einführen wird«, wird mit den soeben zitierten Worten angekündigt als jener, der »die Welt überführen (und aufdecken) wird, was Sünde, Gerechtigkeit und Gericht ist«. Bedeutungsvoll erscheint auch der Kontext. Jesus verbindet diese Ankündigung des Heiligen Geistes mit den Worten, die auf sein »Fortgehen« durch das Kreuz hinweisen, und unterstreicht sogar dessen Notwendigkeit: »Es ist gut für euch, daß ich fortgehe. Denn wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen« (103).

Noch wichtiger aber ist die Erklärung, die Jesus selbst zu diesen drei Worten - Sünde, Gerechtigkeit, Gericht - hinzufügt. Denn er sagt: »Er wird die Welt überführen (und aufdecken), was Sünde, Gerechtigkeit und Gericht ist; Sünde, daß sie nicht an mich glauben; Gerechtigkeit, daß ich zum Vater gehe und ihr mich nicht mehr seht; Gericht, daß der Herrscher dieser Welt gerichtet ist« (104). Sünde, Gerechtigkeit und Gericht haben im Denken Jesu einen sehr bestimmten Sinn, der sich von dem unterscheidet, den einer vielleicht diesen Worten geben möchte, unabhängig von der Erklärung dessen, der hier spricht. Diese Erklärung weist auch darauf hin, wie jenes »die Welt überführen« verstanden werden soll, welches der Heilige Geist bewirkt. Hier ist sowohl die Bedeutung der einzelnen Worte wie auch die Tatsache wichtig, daß Jesus sie miteinander im selben Satz verbunden hat.

»Sünde« bezeichnet an dieser Stelle den Unglauben, den Jesus inmitten der »Seinen« angetroffen hat, angefangen von seinen Mitbürgern in Nazaret. Sie bedeutet die Ablehnung seiner Sendung, die die Menschen dazu führt, ihn zum Tod zu verurteilen. Wenn Jesus anschließend von »Gerechtigkeit« spricht, scheint er jene endgültige Gerechtigkeit vor Augen zu haben, die der Vater ihm zuteil werden läßt, wenn er ihn mit der Herrlichkeit der Auferstehung und der Himmelfahrt bekleidet: »Ich gehe zum Vater«. Im Zusammenhang der so verstandenen »Sünde« und »Gerechtigkeit« bedeutet »Gericht« sodann, daß der Geist der Wahrheit die Schuld der »Welt« an der Verurteilung Jesu zum Tod am Kreuz aufzeigen wird. Doch ist Christus nicht nur in die Welt gekommen, um sie zu richten und zu verurteilen: Er ist gekommen, um sie zu retten (105). Die Welt der Sünde und der Gerechtigkeit zu überführen, hat ihre Rettung zum Ziel, das Heil der Menschen. Genau diese Wahrheit scheint durch die Feststellung betont zu werden, daß das »Gericht« nur den »Herrscher dieser Welt«, das heißt Satan, betrifft, der von Anfang an das Werk der Schöpfung gegen das Heil, gegen den Bund und die Einheit des Menschen mit Gott mißbraucht: Er ist von Anfang an »schon gerichtet«. Wenn der Geist, der Beistand, die Welt gerade dem Gericht überführen soll, so geschieht dies, um das Heilswerk Christi fortzusetzen.

28 Wir wollen hier unsere Aufmerksamkeit hauptsächlich auf diese Sendung des Heiligen Geistes richten, die die »Welt der Sünde überführen« soll, dabei aber zugleich auf den allgemeinen Kontext der Worte Jesu beim Abendmahl achten. Der Heilige Geist, der vom Sohn das Werk der Erlösung der Welt übernimmt, übernimmt eben damit die Aufgabe, »der Sünde zu überführen«, um zu heilen. Dieses Überführen steht in ständiger Beziehung zur »Gerechtigkeit«, das heißt zum endgültigen Heil in Gott, zur Vollendung der Heilsökonomie, deren Mitte der gekreuzigte und verherrlichte Christus ist. Diese Heilsökonomie Gottes entzieht den Menschen gewissermaßen dem »Gericht«, der Verdammung, von der die Sünde Satans, des »Herrschers dieser Welt«, betroffen ist, der aufgrund seiner Sünde »Beherrscher dieser finsteren Welt« (106) geworden ist. Durch einen solchen Bezug zum »Gericht« eröffnet sich ein weiter Horizont für das Verständnis von »Sünde« und auch von »Gerechtigkeit«. Indem der Heilige Geist vor dem Hintergrund des Kreuzes Christi die Sünde in der Heilsökonomie (sozusagen »die erlöste Sünde«) aufzeigt, läßt er uns zugleich verstehen, wie es auch zu seiner Sendung gehört, jener Sünde zu »überführen«, die schon endgültig verurteilt ist (»die verurteilte Sünde«).
29 Alle Worte, die vom Erlöser im Abendmahlssaal vor seinem Leiden gesprochen wurden, prägen sich der Zeit der Kirche ein: vor allem jene über den Heiligen Geist als Beistand und Geist der Wahrheit. Sie prägen sich ihr in immer neuer Weise ein, in jeder Generation, in jeder Epoche. Soweit es unser Jahrhundert betrifft, wird dies von der gesamten Lehre des II. Vatikanischen Konzils, besonders aber von der Pastoralkonstitution »Gaudium et spes«, bestätigt. Viele Abschnitte dieses Dokumentes zeigen deutlich, daß sich das Konzil, indem es sich dem Licht des Geistes der Wahrheit öffnet, als der wahre Hort der Ankündigungen und Verheißungen versteht, die Christus den Aposteln und der Kirche in seiner Abschiedsrede gemacht hat: in Besonderer Weise jener Ankündigung, nach welcher der Heilige Geist die Welt überführen (und aufdecken) soll, »was Sünde, Gerechtigkeit und Gericht ist«.

Das zeigt schon der Text, in welchem das Konzil erklärt, wie es »die Welt« versteht: »Vor seinen (des Konzils) Augen steht also die Welt der Menschen, das heißt die ganze Menschheitsfamilie mit der Gesamtheit der Wirklichkeiten, in denen sie lebt; die Welt, der Schauplatz der Geschichte der Menschheit, von ihren Unternehmungen, Niederlagen und Siegen geprägt; die Welt, die nach dem Glauben der Christen durch die Liebe des Schöpfers begründet ist und erhalten wird; die unter die Knechtschaft der Sünde geraten, von Christus aber, dem Gekreuzigten und Auferstandenen, durch Brechung der Herrschaft des Bösen befreit wurde; bestimmt, umgestaltet zu werden nach Gottes Heilsratschluß und zur Vollendung zu kommen« (107). In bezug auf diese kurz zusammenfassende Beschreibung sind alle anderen Abschnitte in dieser Pastoralkonstitution zu lesen, die mit ganzem Glaubensrealismus die Situation der Sünde in der gegenwärtigen Welt aufzuzeigen und auch ihr Wesen von verschiedenen Seiten her zu erklären suchen (108). Wenn Jesus am Vorabend des Osterfestes vom Heiligen Geist als jenem spricht, der »die Welt der Sünde überführen wird«, muß man seiner Aussage einerseits den größtmöglichen Umfang beimessen, insofern sie die Gesamtheit der Sünden in der Geschichte der Menschheit umfaßt.

Wenn Jesus andererseits jedoch erklärt, daß diese Sünde darin besteht, daß »sie nicht an ihn glauben«, so scheint dieser Umfang sich auf diejenigen zu beschränken die die messianische Sendung des Menschensohnes verworfen und ihn zum Kreuzestod verurteilt haben. Aber es ist offenkundig, daß dieser mehr »eingeschränkte« und geschichtlich festgelegte Umfang der Bedeutung von Sünde schließlich universale Ausmaße annimmt aufgrund der Universalität der Erlösung, die durch das Kreuz vollbracht worden ist. Die Offenbarung des Geheimnisses der Erlösung eröffnet den Weg zu einem Verständnis, in dem jede Sünde, wo und wann auch immer sie begangen wurde, auf das Kreuz Christi bezogen wird - und so indirekt auch auf die Sünde jener, die »nicht an ihn geglaubt haben«, indem sie Jesus Christus zum Tod am Kreuz verurteilt haben.

Von diesem Gesichtspunkt her müssen wir noch einmal zum Pfingstereignis zurückkehren.


2. Das Zeugnis des Pfingsttages

30 Die Verheißungen Christi in seiner Abschiedsrede und insbesondere die Ankündigung, die wir hier behandeln: »Der Beistand... wird die Welt der Sünde überführen«, fanden am Pfingsttag ihre wörtliche und unmittelbare Bestätigung. An jenem Tag kam der verheißene Heilige Geist auf die Apostel herab, die zusammen mit Maria, der Mutter Jesu, im gleichen Abendmahlssaal zum Gebet versammelt waren, wie wir in der Apostelgeschichte lesen: »Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab« (109), »indem sie so die verstreuten Rassen zur Einheit führten und dem Vater das Erstlingsopfer aller Nationen darboten« (110).

Die Beziehung zwischen diesem Ereignis und der Ankündigung Christi ist offenkundig. Wir sehen hier die erste und grundlegende Erfüllung der Verheißung des Beistandes. Vom Vater gesandt, kommt dieser »nach« dem Fortgehen Christi, »um dessen Preis«. Dies ist zunächst ein Fortgehen durch seinen Tod am Kreuz, dann aber auch, 40 Tage nach seiner Auferstehung, durch seine Himmelfahrt. Noch im Augenblick der Himmelfahrt gebietet Jesus den Aposteln: »Geht nicht weg von Jerusalem, sondern wartet auf die Verheißung des Vaters«, »ihr werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft«; »ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarian und bis an die Grenzen der Erde« (111).

Diese letzten Worte enthalten ein Echo oder eine Erinnerung an die Verheißung im Abendmahlssaal. Am Pfingsttag erfüllt sich diese Verheißung ganz genau. Unter dem Antrieb des Heiligen Geistes, den die Apostel während des Gebetes im Abendmahlssaal empfangen haben, zeigt sich Petrus vor einer großen Schar von Menschen verschiedener Sprachen, die zum Fest versammelt sind, und spricht zu ihnen. Er verkündet, was er vorher nicht den Mut gehabt hätte zu sagen: »Israeliten, ... Jesus, den Nazoräer, den Gott vor euch beglaubigt hat durch machtvolle Taten, Wunder und Zeichen, die er durch ihn in eurer Mitte getan hat..., ihn, der nach Gottes beschlossenem Willen und Vorauswissen hingegeben wurde, habt ihr durch die Hand von Gesetzlosen ans Kreuz geschlagen und umgebracht. Gott aber hat ihn von den Wehen des Todes befreit und auferweckt; denn es war unmöglich, daß er vom Tod festgehalten wurde« (112).

Jesus hatte es vorausgesagt und versprochen: »Er wird Zeugnis für mich ablegen, und auch ihr sollt Zeugnis ablegen«. Mit der ersten Rede des Petrus in Jerusalem nimmt jenes »Zeugnis« seinen deutlichen Anfang: Es ist das Zeugnis über Christus, den Gekreuzigten und Auferstandenen, das Zeugnis des Geistes und Beistandes sowie das der Apostel. In den Worten jenes ersten Zeugnisses »überführt« der Geist der Wahrheit durch den Mund des Petrus »die Welt der Sünde«: vor allem jener Sünde, die in der Zurückweisung Christi bis zur Verurteilung zum Tod, bis zum Kreuz auf Golgota, besteht. Verkündigungen mit ähnlichem Inhalt wiederholen sich nach den Texten der Apostelgeschichte bei anderen Gelegenheiten und an verschiedenen Orten (113).


Dominum et vivificantem 18