Allgemeines Direktorium für die Katechese 235

Zielsetzung und Wesen der Katechetenausbildung


235 Die Ausbildung sucht die Katecheten zu befähigen, denen, die sich Jesus Christus anzuvertrauen wünschen, das Evangelium zu vermitteln. Die Zielsetzung der Ausbildung verlangt deshalb, daß der Katechet in möglichst hohem Maße dazu befähigt wird, einen Kommunikationsakt zu vollbringen: »Der Höhepunkt und zugleich das Herzstück der katechetischen Ausbildung ist die Eignung und Geschicklichkeit, die Botschaft des Evangeliums auszurichten«. (239)

Die christozentrische Zielsetzung der Katechese, welche die Verbindung des Bekehrten mit Jesus Christus zu fördern sucht, prägt die ganze Ausbildung der Katecheten. (240) Diese strebt ja nichts anderes an, als den Katecheten dazu anzuleiten, einen katechetischen Lehrgang wirkungsvoll zu beseelen, in dem er durch die notwendigen Etappen hindurch Jesus Christus verkündet, mit seinem Leben bekannt macht, indem er es in den Rahmen der ganzen Heilsgeschichte stellt, das Geheimnis des Gottessohnes, der für uns Mensch geworden ist, erklärt; schließlich soll er dem Katechumenen und dem Glaubensschüler helfen, sich durch die Initiationssakramente mit Jesus Christus zu identifizieren. (241) Bei der ständigen Katechese tut der Katechet nichts anderes, als daß er diese Grundaspekte vertieft.

Die christologische Sicht wirkt sich auf die Identität des Katecheten und seine Ausbildung unmittelbar aus. »Einheit und Harmonie des Katecheten sind in dieser christozentrischen Optik zu sehen und bauen sich um eine tiefe Verbundenheit mit Christus und dem Vater im Heiligen Geist auf«.(242)


236 Die Tatsache, daß die Ausbildung den Katecheten dafür tauglich zu machen sucht, das Evangelium im Namen der Kirche weiterzugeben, verleiht der ganzen Ausbildung einen kirchlichen Charakter. Die Ausbildung der Katecheten ist nichts anderes als eine Hilfe für sie, sich in das lebendige, gegenwartsbezogene Bewußtsein, das die Kirche vom Evangelium hat, einzufühlen und so fähig zu werden, es in ihrem Namen weiterzugeben.

Konkreter gesagt, der Katechet vereint sich — in seiner Ausbildung — mit jenem Bestreben der Kirche, die als Braut »das Treuewort, das sie dem Bräutigam gegeben hat, unversehrt und rein bewahrt« (243) und als »Mutter und Lehrerin« das Evangelium in seiner ganzen Echtheit weitergeben will, indem sie es an alle Kulturen, Lebensalter und Situationen anpaßt. Dieser ekklesiologische Charakter der Weitergabe des Evangeliums durchdringt die ganze Ausbildung der Katecheten und gibt ihr ihren wahren Charakter.

Inspirative Kriterien der Katechetenausbildung


237 Um die Ausbildung der Katecheten richtig zu konzipieren, muß man sich vorher einige inspirierende Richtlinien vor Augen halten, welche mit verschiedenen Akzentsetzungen diese Bildung ausmachen.

– Vor allem gilt es, Katecheten auszubilden für die Erfordernisse der Evangelisierung in diesem Augenblick der Geschichte mit seinen Werten, seinen Herausforderungen und seinen Schattenseiten. Um diese Aufgabe zu bewältigen, braucht es Katecheten mit einem tiefen Glauben, (244) einer klaren christlichen und kirchlichen Identität (245) und tiefem sozialen Einfühlungsvermögen. (246) Jeder Ausbildungsplan muß diesen Aspekten Rechnung tragen.

– Bei der Ausbildung wird man sich auch den Begriff Katechese vor Augen halten, den die Kirche heute vertritt. Es gilt Katecheten so auszubilden, daß sie nicht nur eine Lehre, sondern durch Erfüllung von »Aufgaben der Einführung, der Erziehung und der Unterweisung« (247) auch eine christliche Gesamtformung zu vermitteln vermögen. Es braucht Katecheten, die zugleich Lehrer, Erzieher und Zeugen sind.

– Die Stunde der Katechese, die die Kirche erlebt, ist eine Aufforderung, Katecheten auszubilden, die imstande sind, »sich über divergierenden einseitigen Tendenzen zu halten« (248) und eine volle und vollständige Katechese zu bieten. Sie sollen die Wahrheits- und die Sinndimension des Glaubens, die Rechtgläubigkeit und das richtige Handeln (Orthodoxie und Orthopraxis), den sozialen und den kirchlichen Sinn miteinander zu verbinden wissen. Die Ausbildung wird zur gegenseitigen Befruchtung dieser Pole, die zu Polaritäten werden können, beitragen müssen.

– Die Ausbildung von Laienkatecheten darf den Eigencharakter des Laien in der Kirche nicht ignorieren und darf nicht als bloße Synthese der Formung konzipiert werden, welche die Ordensleute oder die Priester erhalten. Ja, man wird sich vor Augen halten müssen, daß »ihre apostolische Bildung vom weltbezogenen Eigencharakter des Laientums selbst und von seiner Spiritualität eine eigene Prägung erhält« (
AA 29).

– Die Pädagogik schließlich, an die man sich bei dieser Ausbildung hält, ist von grundlegender Bedeutung. Als allgemeinen Grundsatz gilt es zu betonen, daß zwischen der Pädagogik der katechetischen Ausbildung als ganzer und der Pädagogik eines katechetischen Lehrganges unbedingt ein Zusammenhang bestehen muß. Für den Katecheten wäre es sehr schwierig, in seiner Tätigkeit einen Stil und eine Sensibilität zu improvisieren, zu denen er in seiner Ausbildung nicht angeleitet worden ist.

Die Dimensionen der Ausbildung: Sein, Wissen, praktisches Können


238 Die Ausbildung der Katecheten umfaßt verschiedene Dimensionen. Die tiefste bezieht sich auf das Sein des Katecheten, auf seine menschliche und christliche Dimension. Denn die Ausbildung soll ihm helfen, vor allem als Person, als Glaubender und als Apostel zu reifen. Dazu kommt das, was der Katechet wissen muß, um seine Aufgabe gut zu erfüllen. Von der doppelten Treue zur Botschaft und zum Menschen durchdrungen, verlangt diese Dimension, daß der Katechet die Botschaft, die er weitergibt, und gleichzeitig den Adressaten, der sie empfängt, und das soziale Umfeld, in dem dieser lebt, entsprechend kennt. Schließlich ist da noch die Dimension despraktischen Könnens (Know-how), denn die Katechese ist ein Kommunikationsakt. Die Ausbildung sucht den Katecheten zu einem Erzieher des Menschen und des menschlichen Lebens zu machen.(249)

Menschliche, christliche und apostolische Reife der Katecheten


239 Auf der Grundlage einer anfanghaften menschlichen Reife (250) wird die fortwährend überprüfte und beurteilte Ausübung der Katechese dem Katecheten ermöglichen, im Hinblick auf das emotionale Gleichgewicht, das kritische Bewußtsein, die innere Einheit, die Beziehungs- und Dialogfähigkeit, den konstruktiven Geist und die Gruppenarbeit zu wachsen. (251) Man wird sich vor allem bemühen müssen, sie in der Achtung und Liebe gegenüber den Katechumenen und den Glaubensschülern wachsen zu lassen. »Was ist das für eine Liebe? Sehr viel mehr als die eines Erziehers, es ist die Liebe eines Vaters, ja, noch mehr: die Liebe einer Mutter. Das ist die Liebe, die der Herr von jedem Verkündiger der Frohbotschaft erwartet, von jedem, der die Kirche aufbauen will«. (252)

Die Ausbildung wird gleichzeitig dafür sorgen müssen, daß die Ausübung der Katechese den Glauben des Katecheten fördert und stärkt und ihn so als Glaubenden wachsen läßt. Darum nährt eine solide Ausbildung vor allem die Spiritualität des Katecheten selbst, (253) so daß seine Tätigkeit wirklich dem Zeugnis seines Lebens entspringt. Jedes katechetische Thema, das er behandelt, soll zunächst den Glauben des Katecheten selbst fördern. Denn dadurch, daß man zuerst sich selbst unterweist, unterweist man die anderen.

Darüber hinaus soll die Ausbildung fortwährend das apostolische Bewußtsein des Katecheten, sein Eigenverständnis als Verkünder des Evangeliums stärken. Deshalb soll er das konkrete Evangelisierungsprojekt der eigenen Diözesankirche und das seiner Pfarrei kennen, um sich auf das Bewußtsein einzustellen, das die Teilkirche von ihrer Sendung hat. Die beste Weise, dieses apostolische Bewußtsein zu nähren, besteht darin, sich mit der Gestalt Jesu Christi, des Lehrers und Heranbilders der Apostel, zu identifizieren und sich den Eifer für das Reich, den Jesus bekundet hat, zu eigen zu machen. Von der Ausübung der Katechese her wird die apostolische Berufung des Katecheten — von seiner Weiterbildung genährt — mehr und mehr reifen.

Die biblisch-theologische Ausbildung des Katecheten


240 Der Katechet soll nicht nur Glaubenszeuge, sondern auch Glaubenslehrer sein. Eine biblisch-theologische Ausbildung wird ihn mit einer organischen Kenntnis der rund um das zentrale Geheimnis des Glaubens, Jesus Christus, gegliederten christlichen Botschaft ausstatten.

Der Inhalt dieser lehrmäßigen Ausbildung ist durch die verschiedenen Teile vorgegeben, aus denen sich jede organische Katecheseplanung zusammensetzt:

– die drei großen Etappen der Heilsgeschichte: Altes Testament, Leben Jesu Christi und Geschichte der Kirche;

– die großen Kernpunkte der christlichen Botschaft: Symbolum, Liturgie, sittliches Leben und Gebet.

Auf der Ebene des Theologiestudiums ist der Lehrinhalt bei der Ausbildung eines Katecheten der gleiche wie der, den die Katechese zu vermitteln hat. Die Heilige Schrift wird also »gleichsam die Seele dieser ganzen Ausbildung« sein müssen. (254) Der Katechismus der Katholischen Kirche wird die Lehrgrundlage sein, zusammen mit den Katechismen der eigenen Teil- oder Ortskirche.


241 Diese biblisch-theologische Ausbildung soll folgende Eigenschaften aufweisen:

a) Erstens muß sie eine Ausbildung von synthetischem Charakter sein, die der zu vermittelnden Botschaft entspricht und worin die verschiedenen Elemente des christlichen Glaubens gut aufgebaut und aufeinander abgestimmt in einer organischen Sicht erscheinen, welche die »Hierarchie der Wahrheiten« respektiert.

b) Diese Glaubenssynthese soll so beschaffen sein, daß sie dem Katecheten hilft, im eigenen Glauben zu reifen, und ihn gleichzeitig befähigt, über die Hoffnung Auskunft zu geben, die in der Zeit der Mission vorhanden ist. »Eine theologische Schulung der Laien erweist sich heute nicht nur aufgrund der Dynamik ihrer Glaubensvertiefung, sondern auch aufgrund der Forderung, vor der Welt und ihren schweren und komplexen Problemen die Hoffnung, die in ihnen ist, zu bezeugen, als immer notwendiger«. (255)

c) Sie muß eine theologische Ausbildung sein, die der menschlichen Erfahrung nahe steht und in der Lage ist, die verschiedenen Aspekte der christlichen Botschaft auf das konkrete Leben der Männer und Frauen zu beziehen, »das sie mit dem Licht des Evangeliums beleuchtet, um anzuregen oder in Frage zu stellen«. (256) Sie soll, obwohl sie theologischer Unterricht bleibt, gewissermaßen einen katechetischen Stil annehmen.

d) Schließlich muß sie so beschaffen sein, daß der Katechet »die Botschaft des Evangeliums nicht nur richtig weitergeben kann, sondern auch in der Lage ist, die Glaubensschüler zu befähigen, eben diese Botschaft in aktiver Weise aufzunehmen, und unterscheiden zu können, was auf deren geistlichem Weg mit dem Glauben übereinstimmt«. (257)

Die Humanwissenschaften in der Ausbildung des Katecheten


242 Der Katechet verschafft sich die Kenntnis des Menschen und der Wirklichkeit, in der er lebt, auch durch die Humanwissenschaften, die in unserer Zeit eine außerordentlich hohe Entwicklungsstufe erreicht haben. »In der Seelsorge sollen nicht nur die theologischen Prinzipien, sondern auch die Ergebnisse der profanen Wissenschaften, vor allem der Psychologie und der Soziologie, wirklich beachtet und angewendet werden, so daß auch die Laien zu einem reineren und reiferen Glaubensleben kommen«.(258)

Der Katechet muß wenigstens einige Grundelemente der Psychologie kennenlernen: die psychischen Triebkräfte, die den Menschen bewegen; die Struktur der Persönlichkeit; die tiefsten Bedürfnisse und Sehnsüchte des menschlichen Herzens; die Entwicklungspsychologie und die Etappen des menschlichen Lebenszyklus; die Religionspsychologie und die Erfahrungen, die den Menschen für das Mysterium des Heiligen öffnen.

Die Sozialwissenschaften verschaffen die Kenntnis des sozio-kulturellen Umfeldes, in dem der Mensch lebt und vondem er stark beeinflußt wird. Deshalb ist bei der Ausbildung des Katecheten auch eine »Analyse der soziologischen, kulturellen und wirtschaftlichen Verhältnisse« vorzunehmen, »soweit diese Gegebenheiten des gesamten Lebens Auswirkungen auf die Verbreitung des Evangeliums haben können«. (259)

Zusammen mit diesen Wissenschaften, die vom II. Vatikanischen Konzil ausdrücklich empfohlen werden, sollen bei der Ausbildung der Katecheten noch weitere in der einen oder anderen Weise berücksichtigt werden, insbesondere die Erziehungs- und die Kommunikationswissenschaften.

Verschiedene Kriterien, die den Gebrauch der Humanwissenschaften bei der Ausbildung der Katecheten inspirieren können


243 Dazu gehören:

a) Die Anerkennung der Autonomie der Wissenschaften: »Die Kirche bejaht... die rechtmäßige Eigengesetzlichkeit der Kultur und vor allem der Wissenschaften«. (260)

b) Die evangelische Unterscheidung der verschiedenen psychologischen, soziologischen und pädagogischen Tendenzen und Schulen: ihre Werte und ihre Grenzen.

c) Das Studium der Humanwissenschaften — bei der Ausbildung des Katecheten — ist kein Selbstzweck. Das Sich-Bewußtwerden der existentiellen, psychologischen, kulturellen und sozialen Situation des Menschen hat im Blick auf den Glauben zu geschehen, in dem man ihn erziehen muß. (261)

d) Die Theologie und die Humanwissenschaften müssen sich bei der Ausbildung der Katecheten gegenseitig befruchten. Man muß folglich vermeiden, daß diese Wissenschaften zur einzigen Norm für die Glaubenserziehung werden, während man von den theologischen Kriterien, die sich aus der göttlichen Erziehungskunst herleiten, absieht. Wohl sind es notwendige und grundlegende Wissenschaften, die aber immer in den Dienst eines evangelisierenden Wirkens gestellt sind, das nicht ausschließlich menschlich ist. (262)

Die pädagogische Ausbildung


244 Zusammen mit den Dimensionen, die sich auf das Sein und das Wissen beziehen, muß die Ausbildung des Katecheten auch das Know-how pflegen. Der Katechet ist ein Erzieher, der das Reifen des Glaubens erleichtert, das der Katechumene oder der Glaubensschüler mit der Hilfe des Heiligen Geistes vollzieht. (263)

In diesem entscheidenden Abschnitt der Ausbildung muß man als Erstes bewußt die Eigenart der Glaubenserziehung respektieren. Der Katechet bereitet sich ja darauf vor, das Wachstum einer Glaubenserfahrung zu erleichtern, die nicht er in Verwahrung hat. Sie ist von Gott in das Herz des Mannes und der Frau gelegt worden. Aufgabe des Katecheten ist es bloß, diese Gabe zu pflegen, darzubringen, zu nähren und ihr Wachstum zu unterstützen. (264)

Die Ausbildung wird versuchen, im Katecheten die erzieherische Fähigkeit zur Reife zu bringen; sie beinhaltet: die Fähigkeit, auf die Personen einzugehen, die Geschicklichkeit, die Nachfrage nach Erziehung zu deuten und ihr zu entsprechen, die Initiative, Lernprozesse in Gang zu bringen, und die Kunst, eine Menschengruppe zur Reife zu führen. Wie bei jeder Kunst ist auch hier das Wichtigste, daß der Katechet seinen eigenen Stil, Katechese zu erteilen, erwirbt, indem er die allgemeinen Grundsätze der katechetischen Pädagogik seiner Persönlichkeit anpaßt. (265)


245 Konkreter gesagt: Der Katechet, insbesondere der, der sich vollamtlich der Katechese widmet, muß dazu befähigt werden, unter Erwägung der Umstände das erzieherische Wirken in der Katechetengruppe zu programmieren, einen realistischen Plan auszuarbeiten und — nach dessen Verwirklichung — kritisch zu beurteilen. (266) Er soll imstande sein, eine Gruppe zu leiten, indem er in kluger Weise Techniken der Gruppendynamik anwendet, wie sie die Psychologie anbietet.

Diese erzieherische Fähigkeit und dieses Know-how mit den sich daraus ergebenden Konsequenzen, Haltungen und Techniken »können besser angeeignet werden, wenn sie gleichzeitig mit der Arbeit vermittelt werden (z.B. während der Sitzungen, bei denen die einzelnen Stunden der Katechese vorbereitet oder kritisch besprochen werden)«. (267)

Das Ziel oder Ideal wäre, daß die Katecheten sich als Protagonisten ihres Lernprozesses erwiesen, indem sie die Ausbildung unter das Zeichen der Kreativität und nicht der bloßen Aufnahme äußerer Regeln stellen. Deshalb muß die Ausbildung der Praxis sehr nahe stehen: man muß von jener ausgehen, um zu dieser zu gelangen. (268)

Die Ausbildung der Katecheten innerhalb der christlichen Gemeinden


246 Unter den Ausbildungsorten des Katecheten ist die eigene christliche Gemeinde besonders wichtig. In ihr erfährt der Katechet seine Berufung und nährt ständig sein apostolisches Bewußtsein. Bei der Aufgabe, ihr fortwährendes Reifen als Glaubende und Glaubenszeugen zu gewährleisten, ist die Gestalt des Priesters von entscheidender Bedeutung. (269)


247 Eine christliche Gemeinde kann verschiedene Arten von Bildungsmöglichkeiten für die eigenen Katecheten vorsehen:

a) Eine von ihnen besteht darin, die kirchliche Berufung der Katecheten fortwährend zu fördern, indem man in ihnen das Bewußtsein lebendig erhält, von ihrer Kirche beauftragt zu sein.

b) Ebenfalls sehr wichtig ist es, auf dem ordentlichen Weg, auf dem die christliche Gemeinschaft ihre Seelsorger und die engagiertesten Laien im Glauben erzieht, für die Reifung des Glaubens ihrer Katecheten zu sorgen. (270)

Wenn der Glaube der Katecheten noch nicht reif ist, ist es ratsam, daß sie am katechumenalen Lehrgang für die Jugendlichen und Erwachsenen teilnehmen. Es kann der gewöhnliche der eigenen Gemeinde sein oder ein eigens für sie eingerichteter.

c) Die zusammen mit der Katechetengruppe vorgenommene unmmittelbare Vorbereitung auf die Katechese ist ein ausgezeichnetes Bildungsmittel, vor allem wenn es mit der Beurteilung aller in den Katechesesitzungen gemachten Erfahrungen einhergeht.

d) Im Rahmen der Gemeinde können auch weitere Bildungsaktivitäten veranstaltet werden: Kurse zur Sensibilisierungs für die Katechese, beispielsweise zu Beginn des Seelsorgejahres; Einkehrtage und brüderliches Zusammenleben in den hohen Zeiten des liturgischen Jahres, (271) monographische Kurse über notwendigere oder dringendere Themen; eine systematischere Ausbildung in der Glaubenslehre, beispielsweise durch das Studium des Katechismus der Katholischen Kirche.

Das sind Aktivitäten zur Weiterbildung, die zusammen mit der persönlichen Arbeit des Katecheten sehr angebracht erscheinen. (272)

Katechetenschulen und Höhere Ausbildungszentren für Katechese-Experten


248 Der Besuch einer Katechetenschule (273) ist im Ausbildungsprozeß eines Katecheten eine besonders wichtige Zeit. An vielen Orten werden solche Schulen auf zwei Ebenen geführt: für »gewöhnliche Katecheten« (274) und für »Verantwortliche der Katechese«.

Schulen für gewöhnliche Katecheten


249 Diese Schulen haben zum Ziel, eine organische und systematische katechetische Grundausbildung bereitzustellen. In einem genügend langen Zeitrahmen befaßt man sich mit den im spezifischen Sinn katechetischen Seiten der Ausbildung: christliche Botschaft, Kenntnis des Menschen und des sozio-kulturellen Umfeldes und Glaubenspädagogik.

Die beträchtlichen Vorteile dieser organischen Ausbildung bestehen:

– in ihrer Systematik, da es sich um eine Ausbildung handelt, die von der unmittelbaren praktischen Arbeit weniger in Beschlag genommen wird;

– in ihrer Qualität, die durch spezialisierte Ausbilder gewährleistet wird;

– in der Integration von Katecheten anderer Gemeinden, was die kirchliche Gemeinschaft fördert.

Schulen für Verantwortliche


250 Um die Vorbereitung der in den Pfarreien oder Vikariatszonen für die Katechese Verantwortlichen und auch die jener Katecheten zu fördern, die sich mehr oder weniger ständig und hauptamtlich der Katechese widmen, (275) ist es angebracht, auf diözesaner oder interdiözesaner Ebene Schulen für Verantwortliche zu gründen.

Selbstverständlich wird das Niveau solcher Schulen anspruchsvoller sein. Zusammen mit einem gemeinsamen Grundprogramm sollen darin diejenigen katechetischen Spezialsparten angeboten werden, welche die Diözese in ihren besonderen Verhältnissen für die notwendigsten hält.

Es kann — um Mittel und Finanzen zu sparen — angebracht sein, daß die Ausrichtung dieser Schulen sich auch auf die Verantwortlichen für die verschiedenen pastoralen Tätigkeiten ausweitet, so daß sie zu Bildungszentren für die in der Pastoral Tätigen werden. Im Anschluß an eine gemeinsame (lehrmäßige und anthropologische) Grundausbildung werden sich die Spezialfächer nach den Erfordernissen der verschiedenen pastoralen und apostolischen Tätigkeiten richten, die diesen in der Pastoral eingesetzten Personen anvertraut sind.

Höhere Ausbildungszentren für Katechese-Experten


251 Eine katechetische Ausbildung auf höherer Ebene, zu der auch Priester, Ordensleute und Laien Zugang haben können, sind für die Katechese von lebenswichtiger Bedeutung. Darum wird der Wunsch wiederholt, man möge höhere Institute für katechetische Pastoral fördern bzw. gründen, um Katecheten auszubilden, die imstande sind, die Katechese im Bereich einer Diözese oder in den von den Ordenskongregationen entfalteten Tätigkeitsbereichen zu leiten. Diese höheren Institute können nationalen oder auch internationalen Charakter haben. Sie müssen sich, was den Studienplan, die Dauer der Kurse und die Zulassungsbestimmungen betrifft, den Universitäten angleichen. (276)

Diese Institute werden zusätzlich zur Ausbildung derer, die in der Katechese Leitungsaufgaben übernehmen sollen, auch Katechetikdozenten für die Priesterseminare, die Bildungshäuser und die Katechetenschulen ausbilden. Desgleichen werden sich solche Institute auch der Förderung der entsprechenden katechetischen Forschung annehmen.


252 Diese Ausbildungsebene eignet sich gut zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen den Kirchen: »Hier kann dann auch die materielle Hilfe der bessergestellten Kirchen für ihre ärmeren Schwesterkirchen am wirksamsten werden. Kann eine Kirche überhaupt einer anderen besser helfen, als wenn sie dazu beiträgt, daß diese durch sich selbst als Kirche wachsen kann?«. (277) Natürlich muß diese Zusammenarbeit von feinfühliger Achtung für die Besonderheiten der ärmeren Kirchen und für deren Eigenverantwortung beseelt sein.

Auf diözesaner oder interdiözesaner Ebene ist es sehr angebracht, daß man sich der Notwendigkeit bewußt wird, Leute auf dieser höheren Ebene auszubilden, wie man das für die anderen kirchlichen Aktivitäten oder für den Lehrbetrieb anderer Fächer eilig vorantreibt.


III. KAPITEL

Orte und Wege der Katechese

Die christliche Gemeinschaft als Heimstätte der Katechese\b\i(278)


253 Die christliche Gemeinschaft ist die geschichtliche Verwirklichung der Gabe der »Communio» (koinonia),(279) die eine Frucht des Heiligen Geistes ist.

Die »Communio« drückt den tiefen Kern der Gesamtkirche und der Teilkirchen aus, welche die christliche Gemeinschaft bilden, auf die man sich jeweils bezieht. Diese kommt einem nahe und wird sichtbar in der reichen Vielfalt der unmittelbaren christlichen Gemeinschaften, in denen die Christen zum Glauben geboren werden, in ihm aufwachsen und ihn leben: die Familie, die Pfarrei, die katholische Schule, die christlichen Vereine und Bewegungen, die kirchlichen Basisgemeinden... Sie sind die »Orte« der Katechese, das heißt die gemeinschaftlichen Räume, wo die Katechese katechumenaler Inspiration und die ständige Katechese stattfinden.(280)


254 Die christliche Gemeinschaft ist Ursprung, Ort und Ziel der Katechese. Die Verkündigung des Evangeliums, welche die Menschen auffordert, umzukehren und Christus nachzufolgen, erwächst stets aus der christlichen Gemeinschaft. Und diese Gemeinschaft ist es auch, welche diejenigen aufnimmt, die den Herrn kennenlernen und sich auf ein neues Leben einlassen möchten. Sie begleitet die Katechumenen und die Glaubensschüler auf ihrem katechetischen Weg, läßt sie in mütterlicher Sorge an der eigenen Glaubenserfahrung teilhaben und gliedert sie in ihren Schoß ein. (281) Die Katechese ist stets die gleiche. Aber diese »Orte« (282) der Unterweisung kennzeichnen sie durch je eigene Züge. Es ist wichtig, zu wissen, welche Rolle jeder von ihnen für die Katechese spielt.

Die Familie als Bereich oder Mittel des Glaubenswachstums


255 Die Eltern sind die ersten Erzieher im Glauben. Zusammen mit ihnen haben, vor allem in gewissen Kulturen, alle Familienangehörigen eine aktive Aufgabe bei der Erziehung der jüngeren Glieder. Es soll nun konkreter bestimmt werden, in welchem Sinn die christliche Familiengemeinschaft »Ort« von Katechese ist.

Die Familie ist als »Hauskirche« bezeichnet worden. (283) Das besagt, daß sich in jeder christlichen Familie die verschiedenen Aspekte oder Funktionen des Lebens der ganzen Kirche wiederfinden sollen: Mission, Katechese, Zeugnis, Gebet usw. ... Denn die Familie ist, wie die Kirche, »ein Raum, wo das Evangelium ins Leben übersetzt wird und wo daher dieses Evangelium aufleuchtet«. (284) Die Familie hat als »Ort« der Katechese einen einzigartigen Vorzug: sie vermittelt das Evangelium, indem sie es im Umfeld tiefer menschlicher Werte verwurzelt. (285) Auf dieser menschlichen Grundlage geht die Einführung in das christliche Leben tiefer: das Erwachen zu einem Gottesbewußtsein, die ersten Schritte im Gebet, die Erziehung zum sittlichen Bewußtsein und die Formung des christlichen Empfindens der menschlichen Liebe als eines Widerscheins der Liebe Gottes, des Schöpfers und Vaters. Kurz, es handelt sich um eine christliche Erziehung, die mehr in Zeugnis als in Lehre besteht, mehr zufällig als systematisch erfolgt, eher dauernd und täglich geschieht als in bestimmten Perioden.

Der Taufkatechumenat von Erwachsenen\b\i (286)


256 Der Taufkatechumenat ist ein typischer Ort der Glaubensunterweisung; er wurde von der Kirche eingerichtet, um die Erwachsenen, die Christen zu werden wünschen, auf den Empfang der Initiationssakramente vorzubereiten. (287) Im Katechumenat erfolgt wirklich jene »besondere Formung, durch welche der zum Glauben bekehrte Erwachsene zum Bekenntnis seines Glaubens bei der Taufe in der Osternacht veranlaßt wird«. (288)

Die Katechese, die im Taufkatechumenat erteilt wird, ist eng an die christliche Gemeinde gebunden. (289) Die Kirche wendet den Katechumenen vom Augenblick ihres Eintritts in den Katechumenat an »besondere Liebe zu, da sie bereits mit ihr verbunden sind und zum "Haus Christi" gehören...«. (290) Daher soll die christliche Gemeinde »den Bewerbern und den Katechumenen während der ganzen Zeit der Eingliederung beistehen: im Vorkatechumenat, in der entfernteren und näheren Vorbereitung und in der Zeit der Einübung und Vertiefung«.( 291)

Diese ständige Präsenz der christlichen Gemeinde kommt auf verschiedene Weisen zum Ausdruck, die in Die Feier der Eingliederung Erwachsener in die Kirche [= OICA] treffend beschrieben werden.(292)

Die Pfarrei als Bereich der Katechese


257 Die Pfarrei ist zweifellos der bedeutsamste Ort, an dem sich die christliche Gemeinschaft bildet und in Erscheinung tritt. Sie ist dazu berufen, ein familiäres, einladendes Zuhause zu sein, wo sich die Christen bewußt werden, Volk Gottes zu sein. (293) In der Pfarrei schmelzen alle menschlichen Unterschiede, die sich dort finden, zusammen und fließen in die Universalität der Kirche ein. (294) Sie ist zum andern der normale Bereich, wo man im Glauben geboren wird und wächst. Sie bildet deshalb einen gemeinschaftlichen Raum, der sich sehr gut dazu eignet, daß der in ihr vollzogene Dienst am Wort gleichzeitig Belehrung, Erziehung und lebendige Erfahrung ist.

Die Pfarrei macht heute in vielen Ländern einen tiefgreifenden Wandel durch. Die sozialen Veränderungen haben starke Rückwirkungen auf sie. In den Großstädten ist sie »durch das Phänomen der Verstädterung erschüttert worden«. (295) Trotzdem bleibt die Pfarrei »ein Hauptbezugspunkt für die Christen, selbst für die nichtpraktizierenden«.(296) Sie soll jedoch weiterhin »Motor und bevorzugter Ort der Katechese« (297) bleiben, obwohl man zugeben muß, daß sie bei gewissen Anlässen nicht das Gravitationszentrum der ganzen kirchlichen Funktion, Katechese zu erteilen, sein kann, sondern sich mit anderen Institutionen in die Aufgabe teilen muß.


258 Damit es der Pfarrei gelingt, in der evangelisierenden Sendung ihre ganze Wirkkraft zu entfalten, sind einige Voraussetzungen erfordert:

a) Die Erwachsenenkatechese (298) muß immer mehr Gewicht erhalten. Gefördert werden muß »eine Katechese nach der Taufe, nach Art eines Katechumenats, die einige wesentliche Elemente aus dem Ritus der christlichen Einführung für Erwachsene aufnehmen und so dazu beitragen soll, die immensen außerordentlichen Reichtümer und Verantwortungen der empfangenen Taufe zu verstehen und zu leben«. (299)

b) Es gilt, sich mit neuem Mut die Verkündigung an die Fernstehenden und an jene, die in religiöser Gleichgültigkeit leben, planmäßig vorzunehmen. (300) Bei diesem Einsatz können sich die vorsakramentalen Begegnungen (Vorbereitung auf die Trauung, auf die Taufe und die Erstkommunion der Kinder...) als überaus wichtig erweisen. (301)

c) Als solider Bezugspunkt für die Pfarrkatechese ist das Vorhandensein einer Kerngemeinde von reifen, schon in den Glauben eingeführten Christen erforderlich, denen eine angemessene und differenzierte pastorale Sorge zuteil werden muß. Man wird dieses Ziel leichter erreichen können, wenn man in den Pfarreien die Bildung kleiner kirchlicher Gemeinschaften fördert. (302)

d) Wenn diese eben genannten Voraussetzungen, die sich hauptsächlich auf die Erwachsenen beziehen, erfüllt werden, wird die Kinder- und Jugendkatechese — die freilich immer unverzichtbar bleibt — daraus großen Gewinn ziehen.

Die katholische Schule


259 Die katholische Schule (303) ist ein sehr bedeutsamer Ort für die menschliche und christliche Bildung. Die Erklärung Gravissimum educationis des II. Vatikanischen Konzils »bedeutet eine entscheidende Wende in der Geschichte der katholischen Schule: den Übergang von der Schule als Institution zur Schule als Gemeinschaft«. (304)

Die katholische Schule »verfolgt nicht weniger als andere Schulen die Bildungsziele und die menschliche Erziehung der Jugend. Ihre besondere Aufgabe aber ist es,

– einen Lebensraum zu schaffen, in dem der Geist der Freiheit und der Liebe des Evangeliums lebendig ist«;

– dem jungen Menschen zu helfen, »seine Persönlichkeit zu entfalten und zugleich der neuen Schöpfung nach zu wachsen, die er durch die Taufe geworden ist«;

– »die gesamte menschliche Bildung auf die Heilsbotschaft« auszurichten. (305)

Der Erziehungsplan der katholischen Schule soll auf der Grundlage dieser vom II. Vatikanischen Konzil vorgelegten Konzeption entwickelt werden.

Dieses Erziehungsprojekt findet seine Realisierung in der Schulgemeinschaft, zu der all jene gehören, die direkt in sie einbezogen sind: »die Lehrkräfte, das Leitungs-, Verwaltungs- und Hilfspersonal, die Eltern, die als die unersetzlichen natürlichen Erzieher ihrer Kinder zentrale Gestalten sind, und die Schüler, die als wahre Hauptpersonen und aktive Subjekte des Erziehungsprozesses mitbeteiligt und mitverantwortlich sind«.(306)


260 Wenn die Schüler der katholischen Schule mehrheitlich Familien angehören, die mit dieser Schule wegen deren katholischen Charakters verbunden sind, kann an ihr der Dienst am Wort in verschiedenen Formen ausgeübt werden: Erstverkündigung, schulischer Religionsunterricht, Katechese, Homilie. Zwei dieser Möglichkeiten haben jedoch in der katholischen Schule eine besondere Bedeutung:der Religionsunterricht in der Schule und die Katechese, auf deren je eigenen Charakter schon hingewiesen wurde. (307)

Wenn die Schüler und ihre Familien die katholische Schule wegen deren erzieherischer Qualität oder wegen möglicher anderer Umstände besuchen, bleibt das katechetische Wirken zwangsläufig beschränkt und die eigentliche religiöse Unterweisung — sofern sie möglich ist — betont dann den kulturellen Charakter. Der Beitrag dieser Schule bleibt bestehen als ein »äußerst wertvoller Dienst für die Menschen« (308) und als ein der Evangelisierungstätigkeit der Kirche innewohnendes Element.

Angesichts der Vielfalt sozio-kultureller und religiöser Umstände, in denen sich das Wirken der katholischen Schule quer durch die verschiedenen Nationen abspielt, wird es angebracht sein, daß die Bischöfe und die Bischofskonferenzen die Art und Weise der katechetischen Tätigkeit bestimmen, die an der katholischen Schule geleistet werden soll.


Allgemeines Direktorium für die Katechese 235