Ecclesia in Asia DE 25

Gemeinschaft innerhalb der Kirche


25 Vereint um den Nachfolger Petri, beten die Bischöfe der Sonderversammlung für Asien gemeinsam und arbeiten zusammen. So geben sie ein konkretes Bild von dem ab, was die kirchliche Gemeinschaft in ihrer so reichen Verschiedenheit ist, die aus den Teilkirchen kommt, denen sie in Liebe vorstehen. Meine Anwesenheit bei den Generalkongregationen der Synode war einerseits eine großartige Gelegenheit, um Schwierigkeiten, Freude und Hoffnungen der Bischöfe zu teilen, andererseits war es eine intensive und zutiefst empfundene Ausübung meines Amtes. Denn gerade in dieser Perspektive der kirchlichen Gemeinschaft kommt die universale Autorität des Nachfolgers Petri am deutlichsten zum Vorschein, und zwar nicht in erster Linie als jurisdiktionelle Vollmacht über die Ortskirchen, sondern vor allem als Pastoralprimat im Dienste der Einheit des Glaubens und Lebens des gesamten Gottesvolkes. Die Synodenväter waren sich zutiefst bewußt, »daß das Petrusamt die spezifische Funktion hat, die Einheit der Kirche zu garantieren und zu fördern«(125), und in diesem Sinne haben sie auch den Dienst anerkannt und geschätzt, den die Dikasterien der Römischen Kurie und der diplomatische Dienst des Hl. Stuhls den Ortskirchen gegenüber im Geiste der Gemeinschaft und Kollegialität leisten (126). Eine wesentliche Dimension dieses Dienstes ist die Achtung und Sensibilität, den diese engen Mitarbeiter des Nachfolgers Petri der legitimen Unterschiedlichkeit der Ortskirchen und der kulturellen Vielfalt der Völker, mit denen sie in Kontakt kommen, entgegenbringen.

Jede Teilkirche muß auf dem Zeugnis der kirchlichen Gemeinschaft gegründet sein, welches das Seinsprinzip der Kirche selbst darstellt. Die Synodenväter haben für die Beschreibung der Diözese die Definition einer Gemeinschaft der von den Hirten versammelten Gemeinden gewählt, wo der Klerus, die Ordensleute und die Laien sich um einen »Dialog des Lebens und des Herzens« (127) bemühen, bei dem sie von der Gnade des Heiligen Geistes unterstützt werden. In erster Linie kann sich nämlich in der Diözese die Vision der Gemeinschaft einer Gemeinde inmitten jener komplexen sozialen, politischen, religiösen, kulturellen und wirtschaftlichen Realität Asiens bewahrheiten. Kirchliche Gemeinschaft beinhaltet, daß jede Ortskirche zu dem werden muß, was die Synodenväter eine »teilnehmende Kirche« genannt haben, das heißt eine Kirche, in der jeder seine eigene Berufung lebt und sie in seine Rolle einfügt, damit die »Gemeinschaft für die Mission« und die »Mission der Gemeinschaft« errichtet werden kann. Das Charisma des einzelnen Mitglieds muß anerkannt, entfaltet und in wirksamer Weise eingesetzt werden (128). Genauer gesagt, heißt das, es besteht eine Notwendigkeit, eine größere Einbeziehung der Laien und Ordensleute in das Seelsorgeprogramm und in den Entscheidungsprozeß zu fördern, und zwar mit Hilfe von Strukturen, die diese Teilnahme ermöglichen, wie zum Beispiel Seelsorgeräte oder Pfarrgemeindeversammlungen (129).

In jeder Diözese ist die Pfarrei der normale Ort, an dem die Gläubigen sich versammeln, um im Glauben zu wachsen, um das Geheimnis der kirchlichen Gemeinschaft zu erleben und um an der Mission der Kirche teilzunehmen. Daher haben die Synodenväter die Pfarrer eindringlich dazu eingeladen, neue und wirksame Arten für die seelsorgliche Leitung der Gläubigen bereitzustellen, so daß alle, besonders aber die Armen, sich wirklich als zur Pfarrei und zum ganzen Gottesvolk zugehörig fühlen. Es sollte eine normale Praxis jeder Pfarrgemeinde sein, die Seelsorge zusammen mit den Laien zu gestalten (130). Außerdem hat die Synode besonders die Jugendlichen als diejenigen bestimmt, für welche »die Pfarrei größere Möglichkeiten zur Freundschaft und Gemeinschaft durch Aktivitäten im Bereich eines organisierten Jugendapostolates oder durch Jugendverbände anbieten müßte«(131). Keiner dürfte von vornherein davon ausgeschlossen sein, voll und ganz am Leben und an der Sendung der Pfarrei im Rahmen der sozialen, wirtschaftlichen, politischen, kulturellen und pädagogischen Gegebenheiten teilzunehmen, und da jeder, der Christus nachfolgt, der Gemeinschaft eine Gabe zu bieten hat, sollte sich auch die Gemeinschaft bereit zeigen, die Gabe eines jeden anzunehmen und aus ihr Nutzen zu ziehen.

In einem solchen Kontext und im Hinblick auf die eigene Seelsorgeerfahrung haben die Synodenväter den Wert der kirchlichen Basisgemeinden als eine wirksame Art der Gemeinschaftsförderung und Teilnahme an der Pfarrei und der Diözese hervorgehoben und sie als eine genuine Kraft der Evangelisierung qualifiziert (132). Diese kleine Gruppen helfen den Gemeinden, zu leben, zu beten und sich gegenseitig zu lieben wie die Urchristen (vgl. Apg 2,44–47;4,32–35). Denn sie neigen dazu, den eigenen Mitgliedern zu helfen, das Evangelium in einem Geist der brüderlichen Liebe und des Dienstes zu leben, und sind daher ein solider Ausgangspunkt, um eine neue Gesellschaft zu gründen, die ein Ausdruck der Zivilisation der Liebe ist. Zusammen mit der Synode ermutige ich die Kirche in Asien, diese Basisgemeinden dort, wo es möglich ist, als ein brauchbares Werkzeug für das kirchliche Werk der Evangelisierung zu betrachten. Gleichzeitig werden sie auch Nutzen bringen, wenn sie, so schrieb Paul VI., in Einheit mit der Ortskirche und der Gesamtkirche leben, in aufrichtiger Gemeinschaft mit den Hirten und dem Lehramt stehen und sich in der Mission engagieren, ohne irgendwelchen Isolationsstrukturen oder ideologischen Ausnutzungsschemen Raum zu gewähren (133). Die Anwesenheit dieser kleinen Gemeinschaften steht den Institutionen und fest gefügten Strukturen nicht entgegen, welche für die Kirche notwendig bleiben, um die eigene Mission zu erfüllen.

Auch hat die Synode die Rolle der Erneuerungsbewegungen für die Errichtung der Gemeinschaft anerkannt, vor allem dann, wenn sie die Möglichkeit bieten, durch den Glauben und die Sakramente sowie durch die Förderung einer Umkehr im Lebenswandel eine noch tiefere Gotteserfahrung zu erleben (134). Es obliegt der Verantwortung der Hirten, solche Gruppen zu leiten, zu begleiten und zu ermutigen, damit sie sich gut in das Leben und die Mission der Pfarrei und der Diözese integrieren können. Alle, die irgendwelchen Verbänden oder Bewegungen angehören, sollten der Ortskirche Unterstützung leisten und sich nicht selbst als eine Alternative zu den diözesanen Strukturen und dem Leben in der Pfarrei präsentieren. Die Gemeinschaft wird dann gestärkt, wenn die jeweiligen Verantwortlichen dieser Bewegungen mit den Hirten im Geist der Nächstenliebe zum Wohle aller zusammenarbeiten (vgl.
1Co 1,13).

Solidarität unter den Kirchen


26 Diese Gemeinschaft »ad intra« trägt auch zur Solidarität unter den verschiedenen Ortskirchen bei. Es ist legitim und unerläßlich, den Bedürfnissen der Ortskirchen nachzukommen, doch verlangt Gemeinschaft, daß diese Ortskirchen offen zueinander stehen und zusammenarbeiten, so daß sie durch ihre Verschiedenheit klar und deutlich das Band der Gemeinschaft mit der Universalkirche bewahren und zum Ausdruck bringen. Gemeinschaft verlangt auch gegenseitiges Verständnis und eine koordinierte Annäherung an die Mission, und zwar ohne Vorurteile gegenüber der Autonomie und den Rechten jener Kirchen gemäß ihrer jeweiligen theologischen, liturgischen und spirituellen Traditionen. Beweist doch die Geschichte, wie oft Trennungen die Gemeinschaft der Kirchen in Asien verletzt haben. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich die Beziehungen zwischen den Teilkirchen unterschiedlicher kirchlicher Jurisdiktionen oder verschiedener liturgischer Traditionen und missionarischer Methoden als voller Spannungen und Schwierigkeiten herausgestellt. Die auf der Synode anwesenden Bischöfe räumten ein, daß leider auch heutzutage sowohl zwischen den Teilkirchen in Asien als auch innerhalb derselben mitunter immer noch Trennungen vorkommen, die oft im Zusammenhang stehen mit der rituellen, liturgischen, ethnischen, ideologischen Verschiedenheit sowie den unterschiedlichen gesellschaftlichen Kasten. Einige Wunden sind zwar zum Teil verheilt, jedoch immer noch nicht völlig ausgeheilt.

Die Synodenväter waren sich bewußt, daß dort, wo die Gemeinschaft geschwächt ist, das Zeugnis der Kirche und ihr missionarisches Werk darunter zu leiden hat. Deshalb haben sie konkrete Initiativen zur Stärkung der gegenseitigen Beziehung der asiatischen Teilkirchen vorgeschlagen. Außer den notwendigen spirituellen Ausdrucksformen zur Unterstützung und Ermutigung wurde eine gleichmäßigere Verteilung der Priester, eine wirksamere wirtschaftliche Solidarität, kultureller und theologischer Austausch sowie ein größeres Angebot von Partnerschaften mit anderen Diözesen vorgeschlagen (135).

Regionale und kontinentale Verbände der Bischöfe, insbesondere der Rat der katholischen Patriarchen des Mittleren Ostens und die Föderation der asiatischen Bischofskonferenzen, haben dazu beigetragen, die Einheit unter den Ortskirchen zu fördern. Man hat einen Begegnungsort der Zusammenarbeit zur Lösung von pastoralen Problemen geschaffen. Ebenso gibt es in Asien etliche theologische, spirituelle und pastorale Zentren, welche die Gemeinschaft und praktische Zusammenarbeit fördern (136). Es muß das Anliegen aller sein, dafür zu sorgen, daß diese vielversprechenden Initiativen zum Wohle der Kirche und der Gesellschaft in Asien weiterentwickelt werden.

Die katholischen Ostkirchen


27 Die Situation der katholischen Ostkirchen, vornehmlich jener des Mittleren Ostens und Indiens, verdient besondere Aufmerksamkeit. Sie waren seit der apostolischen Zeit die Hüter eines wertvollen spirituellen, liturgischen und theologischen Erbes. Ihre Riten und Traditionen, die aus einer tiefgreifenden Inkulturation des Glaubens in vielen asiatischen Ländern hervorgehen, haben ein Anrecht auf allerhöchsten Respekt. Zusammen mit den Synodenvätern möchte ich, daß alle legitimen Bräuche und die Freiheit dieser Kirchen in disziplinären und liturgischen Angelegenheiten anerkannt werden, so wie sie das Orientalische Kirchenr echt festgesetzt hat (137). Im Lichte der Lehre des II. Vatikanischen Konzils besteht eine dringende Notwendigkeit, die Ängste und die Verständnislosigkeit zu überwinden, die mitunter zwischen den Katholischen Ostkirchen und der lateinischen Kirche aufzukommen scheinen und offenbar auch innerhalb jener Kirchen selbst, besonders im Hinblick auf die Seelsorge, auch außerhalb des eigenen Territoriums existieren (138). Als Kinder der einen Kirche und in neuem Leben in Christus wiedergeboren, sind die Gläubigen dazu berufen, alles in einem Geist der Gemeinschaft, in guter Absicht, mit Vertrauen und in unerschütterlicher Liebe anzugehen. Man darf nicht zulassen, daß die Konflikte Ursache von Trennung sind, sondern sie müssen im Geist der Wahrheit und Achtung angegangen werden, denn nur aus der Liebe heraus kann Gutes entstehen (139).

Diese ehrwürdigen Kirchen sind direkt in den ökumenischen Dialog mit den orthodoxen Schwesterkirchen einbezogen, und die Synodenväter haben sie ermutigt, auf diesem Wege weiterzugehen (140). Auch haben sie sehr wertvolle Erfahrungen im Rahmen des interreligiösen Dialogs gemacht – und dies ganz besonders mit dem Islam, was auch für andere Kirchen in Asien und anderswo hilfreich sein kann. Selbstverständlich sind die katholischen Ostkirchen sehr reich an Traditionen und Erfahrungen, die sie in großartiger Weise zum Wohl der ganzen Kirche einsetzen können.

Geteilte Hoffnung, geteiltes Leid


28 Auch waren sich die Synodenväter bewußt, daß es einer wirkungsvollen Gemeinschaft und Zusammenarbeit mit den auf asiatischem Boden ansässigen Ortskirchen der ehemaligen Sowjetunion bedarf, welche unter schwierigen, aus einer geschichtlichen Zeit des Leids herrührenden Umständen im Wiederaufbau begriffen sind. Die Kirche begleitet sie im Gebet und teilt mit ihnen das Leid und die wiedergefundenen Hoffnungen. Daher ermutige ich die ganze Kirche, diese Ortskirchen moralisch, spirituell und materiell zu unterstützen, vielleicht auch, indem man ihnen Geistliche und Laien zur Verfügung stellt, denn diese sind wirklich notwendig, damit diesen Gemeinschaften dabei geholfen werden kann, Gottes Liebe, die in Christus geoffenbart wurde, mit den Völkern dieser Länder zu teilen (141).

In vielen Teilen Asiens leben unsere Brüder und Schwestern ihren Glauben weiterhin unter einschränkenden Bedingungen oder gar in totaler Aberkennung der Freiheit. Diesen leidenden Gliedern der Kirche gegenüber haben die Synodenväter ihre ganz besondere Besorgnis zum Ausdruck gebracht. Zusammen mit den Bischöfen Asiens appelliere ich an die Brüder und Schwestern jener Kirchen, die unter solch leidgeprüften Bedingungen zu leben haben, ihr Leid mit den Leiden des gekreuzigten Herrn zu vereinen, denn wir wissen ebensogut, wie sie, daß nur das Kreuz, wenn man es in Glauben und Liebe auf sich nimmt, der Weg zur Auferstehung und zum neuen Leben der Menschheit ist. Ich ermutige die verschiedenen Bischofskonferenzen Asiens, eine Anlaufstelle zur Hilfe dieser Kirchen einzurichten; was mich anbelangt, so garantiere ich dafür, daß der Hl. Stuhl all jenen, die Verfolgung um des Glaubens an Christus willen leiden, fortwährend nahe steht und um sie bemüht ist (142). Auch appelliere ich an die Regierungen und die Verantwortlichen der Nationen, eine Politik zu betreiben bzw. in die Tat umzusetzen, die allen Bürgern die Religionsfreiheit garantiert.

Bei verschiedenen Gelegenheiten haben die Synodenväter ihren Blick auf die katholische Kirche in China gerichtet und darum gebetet, daß der Tag bald kommen möge, an dem unsere geliebten Brüder und Schwestern Chinas ihren Glauben frei und in voller Gemeinschaft mit dem Stuhl Petri und der Universalkirche ausüben dürfen. An euch, liebe Brüder und Schwestern in China, richte ich meinen eindringlichen Aufruf: Laßt niemals zu, daß die Schwierigkeiten und Tränen eure Hingabe an Christus und euren Einsatz für euer großes Land verringern (143). Die Synode hat auch ihrer innigen Solidarität mit der Katholischen Kirche in Korea Ausdruck verliehen und hat ihren Beistand zugesagt für »die Anstrengungen [der Katholiken], dem Volk von Nordkorea, das selbst der geringsten Mittel zum Überleben beraubt ist, Hilfe zu leisten und Versöhnung zu stiften unter zwei Ländern, die aus einem einzigen Volk bestehen, eine einzige Sprache sprechen und ein kulturelle Erbe gemeinsam haben«(144).

In gleicher Weise galten die Gedanken der Synode mehrfach auch der Kirche in Jerusalem, die im Herzen der Christen einen besonderen Platz einnimmt. Die Worte des Propheten Jesaja finden zweifelsohne im Herzen von Millionen von Gläubigen in der ganzen Welt, für welche Jerusalem einen einzigartigen und vielgeliebten Platz einnimmt, ihr Echo: »Freut euch mit Jerusalem! Jubelt in der Stadt, alle, die ihr sie liebt. […] Saugt euch satt an ihrer tröstenden Brust« (66,10–11). Jerusalem, die Stadt der Versöhnung zwischen Gott und den Menschen sowie der Menschen untereinander, war so oft Ort von Konflikten und Trennungen. Die Synodenväter haben die Teilkirchen aufgerufen, sich mit der Kirche in Jerusalem solidarisch zu erklären, indem sie ihr Leid teilen, für sie und mit ihr beten, mit ihr zusammenarbeiten, um dem Frieden, der Gerechtigkeit und der Versöhnung der zwei Völker und drei Religionen dieser Stadt zu dienen (145) . Nun erneuere ich den schon oft an die politischen und religiösen Führer und an alle Menschen guten Willens gerichteten Appell, Wege zu suchen, um den Frieden und die Integrität Jerusalems zu sichern. Wie ich bereits bei anderer Gelegenheit geschrieben habe, ist es mein innigster Wunsch, als Pilger ins Heilige Land zu reisen, wie es auch mein Vorgänger Paul VI. getan hat, um in der Heiligen Stadt zu beten, wo Jesus Christus gelebt hat und wo er gestorben und auferstanden ist, und um den Ort zu besuchen, von dem aus die Apostel durch die Kraft des Heiligen Geistes sich aufmachten, um das Evangelium Jesu Christi der Welt zu verkünden (146).

Eine Mission des Dialogs


29 Das gemeinsame Thema der verschiedenen »Kontinental«-synoden, die zur Vorbereitung der Kirche auf das Große Jubiläum des Jahres 2000 beigetragen haben, ist die Neuevangelisierung.Eine neue Epoche der Verkündigung des Evangeliums ist nicht nur deshalb von wesentlicher Bedeutung, weil nach zweitausend Jahren ein Großteil der Menschenfamilie Christus immer noch nicht anerkennt, sondern auch, weil die Situation, in der sich die Kirche und die Welt an der Schwelle des neuen Jahrtausends befinden, besondere Herausforderungen an den religiösen Glauben und an die aus ihm resultierende moralische Wahrheit stellt. Es besteht nahezu überall die Tendenz, Fortschritt und Wohlstand ohne Bezug auf Gott zu schaffen und die religiöse Dimension des Menschen auf die Privatsphäre zu reduzieren. Die von den grundlegendsten, den Menschen betreffenden Glaubenswahrheiten getrennte Gesellschaft – und hier ist speziell die Beziehung zum Schöpfer und zur Erlösung durch Christus im Heiligen Geist zu nennen – kann so nur noch mehr die wahren Quellen des Lebens, der Liebe und des Glücks verlieren. Dieses von Gewalt gezeichnete Jahrhundert, das nun bald seinem Ende zugeht, legt ein erschreckendes Zeugnis davon ab, was passiert, wenn die Wahrheit und das Gute aufgegeben werden, weil der Mensch nach Macht dürstet und jeder sich selbst zum Nachteil der anderen überbetont. Die Neuevangelisierung ist eine Einladung zur Umkehr, zur Gnade und zur Hoffnung, und als solche ist sie die einzige wirkliche Hoffnung auf bessere Zeiten und eine lichtvollere Zukunft. Die Frage ist nicht, ob die Kirche den Menschen unserer Zeit noch etwas Wesentliches zu sagen hat, sondern vielmehr, ob sie dies in klarer und überzeugender Weise zu tun vermag.

Zur Zeit des II. Vatikanischen Konzils hat mein Vorgänger Papst Paul VI. in seiner EnzyklikaEcclesiam suam erklärt, daß die Frage der Beziehungen zwischen Kirche und moderner Welt eine der größten Sorgen unserer Zeit sei. Er schrieb: »Die Tatsache und Dringlichkeit dieses Problems ist derart, daß es eine Last für Unsere Seele bedeutet, einen Stachel, gleichsam einen Beruf.«(147) Die Kirche hat seit dem Konzil bis heute konsequent bewiesen, daß sie diese Beziehungen im Geiste des Dialogs weiter führen will. Aber dieser Wille zum Dialog ist nicht einfach nur eine Strategie zur friedvollen Koexistenz zwischen den Völkern, sondern sie ist vielmehr ein wesentlicher Bestandteil der kirchlichen Sendung, da die Kirche selbst ihre Ursprünge im liebevollen Heilsdialog hat, den der Vater mit der Menschheit durch den Sohn und in der Kraft des Heiligen Geistes führt. Die Kirche kann ihre Mission nur in einer Weise erfüllen, die jener entspricht, in der Gott in Jesus Christus gehandelt hat, welcher Mensch geworden ist, als Mensch mit den Menschen gelebt hat und die Sprache der Menschen gesprochen hat, um seine Heilsbotschaft mitzuteilen. Dieser Dialog, den die Kirche vorschlägt, erhält seine Grundlage in der Logik der Menschwerdung. Daher kann lediglich eine innige und selbstlose Solidarität dem Dialog der Kirche mit den Menschen Asiens einen Aufwind geben, die auf der Suche nach der Wahrheit in der Liebe sind.

Die Kirche kommt als Sakrament der Einheit des Menschengeschlechtes nicht umhin, mit den Völkern aller Zeiten und aller Orte den Dialog aufzunehmen. Aufgrund der ihr übertragenen Sendung geht sie den Völkern der Welt im Bewußtsein entgegen, »eine kleine Herde« inmitten der riesigen Masse der Menschheit zu sein (vgl
Lc 12,32). Aber sie ist sich auch bewußt, daß sie der Sauerteig ist, der die Welt durchwirkt (vgl. Mt Mt 13,33). Die Anstrengungen im Dialog gelten vor allem jenen, die denselben Glauben an Jesus Christus, den Herrn und Heiland, teilen. Von dort muß er sich über die christliche Welt hinaus ausweiten und die Mitglieder anderer religiöser Traditionen auf der Basis jenes religiösen Drangs erreichen, der jedem menschlichen Herzen innewohnt. Der ökumenische Dialog und der interreligiöse Dialog stellen also für die Kirche eine wahre Berufung dar.

Ökumenischer Dialog


30 Der ökumenische Dialog ist eine Herausforderung und ein Ruf zur Umkehr für die ganze Kirche, besonders für die Kirche in Asien, wo die Menschen von den Christen ein deutlicheres Zeichen der Einheit erwarten. Die Gemeinschaft derer, die im Glauben Jesus Christus als den Herrn angenommen haben, muß wieder hergestellt werden, damit sich alle Völker in der Gnade Gottes versammeln können. Jesus selbst hat um die sichtbare Einheit seiner Jünger gebetet, und er hört nicht auf, sie zu dieser Einheit anzuregen, so daß die Welt glaubt, daß der Vater ihn gesandt hat (vgl. Joh Jn 17,21)(148). Aber der Wille des Herrn, daß seine Kirche eins sei, will vollständig und in mutiger Weise von seinen Jüngern beantwortet sein.

Gerade in Asien, wo die Christen zahlenmäßig geringer vertreten sind, machen Trennungen die missionarische Aktivität noch schwieriger. Die Synodenväter haben zur Kenntnis genommen, daß »der Skandal einer gespaltenen Christenheit ein großes Hindernis für die Evangelisierung in Asien bedeutet«(149). In der Tat wird die Spaltung der Christen von all jenen als ein Zeugnis gegen Jesus Christus betrachtet, die in Asien durch ihre Religionen und Kulturen auf der Suche nach Harmonie und Einheit sind. Daher fühlt sich die Katholische Kirche in Asien so sehr veranlaßt, mit den Christen anderer Konfessionen für die Einheit zu wirken, und sie ist sich bewußt, daß die Suche nach der vollen Einheit von jedem einzelnen Nächstenliebe, Unterscheidungsgabe, Mut und Hoffnung erfordert. »Um wahr und fruchtbringend zu sein, erfordert die ökumenische Bewegung auch von seiten der katholischen Gläubigen einige Grundhaltungen. Vor allem die Liebe, gepaart mit der Zuneigung und dem lebhaften Wunsch, dort, wo es möglich ist, mit den Brüdern der anderen Kirchen oder kirchlichen Gemeinschaften zusammenzuarbeiten. An zweiter Stelle die Treue zur katholischen Kirche, ohne die Fehler zu verkennen oder zu leugnen, die durch das Verhalten mancher ihrer Glieder begangen wurden. An dritter Stelle den Geist der Unterscheidung, um das, was gut und lobenswert ist, hochzuschätzen. Schließlich ist ein ehrlicher Wille zur Läuterung und Erneuerung erforderlich.«(150)

Wenn auch die Synodenväter die Schwierigkeiten anerkannt haben, die es in den Beziehungen der Christen untereinander immer noch gibt und die nicht nur auf Vorurteilen beruhen, die ein Erbe der Vergangenheit sind, sondern auch auf Überzeugungen, die den Gewissensbegriff miteinbeziehen (151), so haben sie doch Anzeichen von verbesserten Beziehungen zwischen einigen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften in Asien aufgezeigt. Zum Beispiel anerkennen Orthodoxe und Katholiken oft ihre kulturelle Einheit untereinander, und sie haben einen Sinn dafür, einige wichtige Elemente einer gemeinsamen kirchlichen Tradition zu teilen. Das ist eine solide Basis für einen fruchtbaren ökumenischen Dialog, der auch im nächsten Jahrtausend fortgesetzt werden kann und der – so hoffen und hierfür beten wir zumindest – schließlich den Spaltungen dieses ausgehenden Jahrtausends ein Ende setzt.

Die Synode hat auch für die Praxis vorgeschlagen, daß die asiatischen Bischofskonferenzen die anderen christlichen Kirchen einladen, sich gemeinsam im Gebet aufzumachen und sich gegenseitig zu beraten, um die Möglichkeiten neuer Strukturen und ökumenischer Vereinigungen zur Förderung der Einheit der Christen auszuschöpfen. Der Vorschlag, den die Synode gemacht hat, wird auch dabei hilfreich sein, die Gebetswoche für die Einheit der Christen fruchtbarer zu begehen. Die Bischöfe wurden ermutigt, ökumenische Gebets- und Dialogszentren einzurichten und ihnen vorzustehen; auch sollte man in die Ausbildungsprogramme der Seminare, Bildungshäuser und Erziehungsanstalten eine angemessene Unterweisung hinsichtlich des ökumenischen Dialogs mit einbeziehen.

Interreligiöser Dialog


31 Im Apostolischen Schreiben Tertio millennio adveniente habe ich darauf hingewiesen, daß das Herannahen eines neuen Jahrtausends auch eine große Gelegenheit zum interreligiösen Dialog und zur Begegnung mit den Führern der großen Weltreligionen bietet (152). Kontakte zu knüpfen, Dialog zu führen und zusammenzuarbeiten sind Aufgaben, die das II. Vatikanische Konzil der ganzen Kirche als Pflicht und Herausforderung übertragen hat. Die Prinzipien für die Suche nach positiven Beziehungen mit anderen religiösen Traditionen wurden in der am 28. Oktober 1965 promulgierten Konzilserklärung Nostra aetate bekanntgegeben. Sie ist die »magna charta« für den interreligiösen Dialog in unserer Zeit. Von christlicher Warte aus gesehen, ist der interreligiöse Dialog wesentlich mehr als nur eine Methode, um die gegenseitige Kenntnis zu fördern und sich gegenseitig zu stärken. Er gehört zum Auftrag der Kirche zur Evangelisierung und ist somit ein Ausdruck der Sendung »ad gentes«(153). Das, was die Christen zu diesem Dialog beitragen, ist die feste Überzeugung, daß die Heilsfülle nur von Christus kommt und daß die Gemeinschaft der Kirche, aus der sie stammen, das ordentliche Mittel zu diesem Heil ist (154) . Und ich wiederhole hier, was ich bereits an die Fünfte Vollversammlung der Föderation der asiatischen Bischofskonferenzen geschrieben habe: »Obwohl die Kirche gerne all das anerkennt, was in den religiösen Traditionen des Buddhismus, des Hinduismus und des Islam wahr und heilig, ja gleichsam ein Widerschein jener Wahrheit ist, die alle Menschen erleuchtet, so mindert dies dennoch nicht ihre Aufgabe, unaufhörlich Jesus Christus zu verkünden, der »der Weg, die Wahrheit und das Leben« ist (Jn 14,6). Die Tatsache, daß auch die Anhänger anderer Religionen die Gnade Gottes empfangen und von Christus gerettet werden können, wenn auch nicht durch die Mittel, die er eingesetzt hat, hebt den Ruf zum Glauben und zur Taufe nicht auf, die Gott allen Menschen zugedacht hat«(155).

Hinsichtlich des Dialogsprozesses habe ich in der Enzyklika Redemptoris missio folgendes geschrieben: »Dabei darf es keine Verzichtserklärung und keine falsche Friedfertigkeit geben. Es braucht das gegenseitige Zeugnis für einen gemeinsamen Fortschritt auf dem Weg der religiösen Suche und Erfahrung. Dies dient zugleich der Überwindung von Vorurteilen, Mißverständnissen und Intoleranz.« (156) Nur wer einen gereiften und von Überzeugung getragenen christlichen Glauben hat, ist für die Einbeziehung in einen genuinen interreligiösen Dialog geeignet. »Nur jene Christen, die tief in das Mysterium Christi eingetaucht und in der eigenen Glaubensgemeinschaft glücklich sind, können ohne unnützes Risiko und in der Hoffnung auf positive Früchte in den interreligiösen Dialog eintreten.« (157) Es ist daher für die Kirche in Asien wichtig, daß geeignete Modelle für den interreligiösen Dialog zur Verfügung gestellt werden (Evangelisierung durch den Dialog und Dialog für die Evangelisierung) und daß diejenigen, die daran beteiligt sind, auch adäquat dafür vorbereitet werden.

Nachdem die Synodenväter die Notwendigkeit eines festen Glaubens an Christus für den interreligiösen Dialog unterstrichen haben, sprachen sie auch über das Bedürfnis eines Dialoges des Lebens und des Herzens. Diejenigen, die Christus nachfolgen, müssen, wie ihr Meister, ein demütiges und reines Herz besitzen, sie dürfen niemals stolz, aber auch nicht nachgiebig sein, wenn sie ihren Dialogspartnern gegenübertreten (vgl. Mt Mt 11,29). »Die interreligiösen Beziehungen entwickeln sich am besten in einem Kontext der Öffnung Andersgläubigen gegenüber, in einem Kontext, der die Bereitschaft zum Zuhören und den Wunsch, den anderen in seinen Unterschieden zu achten und zu verstehen, zum Ausdruck bringt. Für all das ist die Nächstenliebe unverzichtbar, und sie sollte zur Zusammenarbeit, zur Harmonie und zur gegenseitigen Bereicherung führen«(158).

Um jene zu anzuleiten, die in diesem Prozeß einbezogen sind, hat die Synode empfohlen, einige Richtlinien für den interreligiösen Dialog auszuarbeiten (159). Da nun die Kirche neue Wege der Begegnung mit anderen Religionen erkundet, möchte ich gerne einige Formen des Dialogs in Erinnerung rufen, die bereits erfolgreich angewandt werden. Dazu gehört der akademische Austausch von Experten oder Repräsentanten der verschiedenen religiösen Traditionen, gemeinsame Aktionen zur Förderung der Entwicklung des Menschen in seiner Ganzheit und die Verteidigung menschlicher und religiöser Werte (160). Auch möchte ich nochmals betonen, wie wichtig innerhalb dieses Vorgehens im Dialog die Wiederbelebung des Gebets und der Kontemplation ist. Die Personen des geweihten Lebens können hier in bedeutender Weise zum interreligiösen Dialog beitragen, indem sie Zeugnis geben von der Lebendigkeit großer asketischer und mystischer Traditionen des Christentums (161).

Das denkwürdige Gebetstreffen von Assisi, der Stadt des hl. Franziskus, am 27. Oktober 1986, bei dem die katholische Kirche mit Vertretern der anderen Weltreligionen zusammengetroffen ist, beweist, daß religiöse Menschen, ohne ihre jeweilige Tradition aufzugeben, sich dennoch im Gebet engagieren und gemeinsam für den Frieden und das Wohl der Menschheit arbeiten können (162). Die Kirche muß sich auch weiterhin dafür einsetzen, um diesen Geist der Begegnung und Zusammenarbeit mit den anderen Religionen auf allen Ebenen zu bewahren und zu fördern.

Gemeinschaft und Dialog sind zwei wesentliche Aspekte der kirchlichen Sendung, und ihr unendlich transzendentes Vorbild besteht im Mysterium der Dreifaltigkeit, aus der jegliche Mission hervorgeht und zu der sie auch zurückkehren muß. Ein wirklich großes »Geburtstagsgeschenk«, das die Glieder der Kirche, besonders die Hirten, dem Herrn der Geschichte am zweitausendsten Jahrestag seiner Menschwerdung machen können, ist die Stärkung des Geistes der Einheit und Gemeinschaft auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens, »heiliger Stolz« in der fortwährenden Treue der Kirche hinsichtlich all dessen, was ihr gegeben wurde, neues Vertrauen auf die immerwährende Gnade und Sendung, wodurch die Kirche als Zeugin der erlösenden Liebe und Barmherzigkeit Gottes zu den Völkern der Welt gesandt wird. Nur wenn das Gottesvolk das Geschenk erkennt, das ihm in Christus eigen ist, wird es im Stande sein, dies auch durchVerkündigung und Dialog anderen Menschen mitzuteilen.

KAPITEL VI

DER ENTFALTUNG DES MENSCHEN DIENEN

Die Soziallehre der Kirche


32 Im Dienst an der Menschheitsfamilie richtet sich die Kirche unterschiedslos an alle Männer und Frauen in dem Bestreben, gemeinsam mit ihnen eine Zivilisation der Liebe aufzubauen, deren Grundlage jene universalen Werte des Friedens, der Gerechtigkeit, der Solidarität und der Freiheit sind, die in Christus ihre volle Erfüllung finden. Mit denkwürdigen Worten betonte das II. Vatikanische Konzil: »Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände.«(163) Angesichts der zahlreichen armen und unterdrückten Menschen Asiens ist die Kirche dieses Kontinents zu einer Lebensgemeinschaft aufgerufen, die insbesondere in ihrem liebevollen Dienst an den Armen und Schutzlosen zum Ausdruck kommt.

Wenn das kirchliche Lehramt in letzter Zeit in zunehmendem Maße die Notwendigkeit hervorgehoben hat, die wahre und ganzheitliche Entwicklung der menschlichen Person zu fördern,(164) dann geschah das als Antwort auf die reelle Situation der Menschen in aller Welt und das wachsende Bewußtsein, daß nicht nur die Taten einzelner, sondern auch Strukturen des gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Lebens oft das Wohl der Menschheit bedrohen. Das durch den stets größeren Unterschied zwischen jenen, denen die erhöhte Produktivität und der größere Reichtum der Welt zugute kommt, und jenen, die am Rande des Fortschritts stehen, entstandene Mißver hältnis erfordert einen radikalen Wandel von Gesinnungen und Strukturen zum Wohl des Menschen. Die große moralische Herausforderung, die die Entwicklung an alle Nationen und die internationale Gemeinschaft stellt, besteht darin, Mut zu jener neuen Solidarität zu haben, die zu kreativen und wirksamen Schritten fähig ist, um sowohl die entmenschlichende Unterentwicklung wie auch jene »Überentwicklung« zu bekämpfen, die die menschliche Person zu einem Teil der Wirtschaft in einem stets aggressiveren Konsumnetz erniedrigt. Während sie versucht, diese Wandlung zu fördern, »hat die Kirche keine technischen Lösungen anzubieten«, sondern sie »leistet ihren Hauptbeitrag zur Lösung des drängenden Problems der Entwicklung, wenn sie die Wahrheit über Christus, über sich selbst und über den Menschen verkündet und auf eine konkrete Situation anwendet«.(165) Die menschliche Entwicklung darf nie auf ein rein technisches oder wirtschaftliches Problem reduziert werden. Vielmehr handelt es sich um eine menschliche und moralische Frage.

Die Soziallehre der Kirche ist eine in erster Linie an ihre Mitglieder gerichtete Zusammenfassung von Reflexionsprinzipien, Urteilskriterien sowie Richtlinien für das konkrete Handeln (166) . Es ist wichtig, daß die für die Entwicklung des Menschen arbeitenden Gläubigen eingehende Kenntnisse dieses wertvollen »Lehrgebäudes« haben und es als Bestandteil ihres Auftrags zur Evangelisierung betrachten. Daher betonten die Synodenväter, daß die Vorbereitung der Gläubigen in der Soziallehre der Kirche für jede Erziehungs- oder Bildungsarbeit und vor allem in den Seminaren und Ausbildungsstätten wichtig sei.(167) Christliche Leiter im kirchlichen wie im gesellschaftlichen Bereich, insbesondere die für das öffentliche Leben verantwortlichen Laien, müssen mit dieser Lehre fest vertraut sein, um die bürgerliche Gesellschaft und ihre Strukturen mit dem Sauerteig des Evangeliums zu inspirieren und zu beleben. (168) Die Soziallehre der Kirche erinnert diese verantwortlichen Christen nicht nur an ihre Pflichten, sondern bietet ihnen auch Richtlinien zur Förderung des Menschen, die sie von irrigen Meinungen über den Menschen und sein Handeln befreien.


Ecclesia in Asia DE 25