Generalaudienz 2000






1

Januar 2000

Mittwoch, 5. Januar 2000

Maria - die bevorzugt geliebte Tochter des Vaters

Liebe Schwestern und Brüder!

1. Wenige Tage nach der Eröffnung des Großen Jubiläums ist es mir eine Freude, heute die erste Generalaudienz des Jahres 2000 zu beginnen, indem ich allen Anwesenden meine herzlichsten Glückwünsche zum Jubiläumsjahr entbiete: Möge es wirklich eine »starke Zeit« der Gnade, der Versöhnung und der inneren Erneuerung werden.

Im vergangenen Jahr, dem letzten, das der unmittelbaren Vorbereitung des Jubiläums gewidmet war, haben wir miteinander das Geheimnis des Vaters vertieft. Heute wollen wir zum Abschluß dieser Betrachtungsreihe und gewissermaßen als besondere Einführung zu den Katechesen des Heiligen Jahres noch einmal mit Liebe bei der Person Marias verweilen.

In ihr, der »bevorzugt geliebte[n] Tochter des Vaters« (Lumen gentium LG 53), hat sich der göttliche Liebesplan für die Menschheit offenbart. Indem er sie dazu bestimmte, die Mutter seines Sohnes zu werden, hat der Vater sie unter allen Geschöpfen auserwählt und zur höchsten Würde und Sendung im Dienst an seinem Volk erhoben.

Dieser Plan des Vaters beginnt sich im »Protoevangelium« abzuzeichnen, als Gott nach dem Fall Adams und Evas ankündigt, daß er Feindschaft zwischen die Schlange und die Frau setzen wird: Der Nachwuchs der Frau wird der Schlange den Kopf zertreten (vgl. Gn 3,15).

Das Wirklichkeit - Werden dieser Verheißung nimmt seinen Anfang bei der Verkündigung, als an Maria der Vorschlag ergeht, Mutter des Erlösers zu werden.

2. »Sei gegrüßt, du Begnadete« (Lc 1,28). Das erste Wort, das der Vater Maria durch seinen Engel überbringen läßt, ist eine Grußformel, die als Aufforderung zur Freude verstanden werden kann; darin hallt jene Aufforderung wider, die der Prophet Sacharja an das ganze Volk Israel richtete: »Juble laut, Tochter Zion! […] Siehe, dein König kommt zu dir« (Za 9,9 vgl. auch So 3,14-18). Mit diesem ersten an Maria gerichteten Wort offenbart der Vater seine Absicht, der Menschheit Freude - die wahre, endgültige Freude - mitzuteilen. Die dem Vater eigene Freude, die darin besteht, den Sohn bei sich zu haben, wird allen geboten, zuerst aber wird sie Maria anvertraut, damit sie sich durch sie in der Menschengemeinschaft ausbreitet.

3. Die Aufforderung zur Freude ist für Maria mit der besonderen Gabe verbunden, die sie vom Vater empfangen hat: »… du Begnadete.« Der griechische Ausdruck »kecharitoméne« wird oft und nicht ohne Grund mit »erfüllt von der Gnade« übersetzt: Es geht in der Tat um eine Fülle, die den höchsten Grad erreicht.

2 Wir können feststellen, daß der Ausdruck so klingt, als ob er den Namen Marias bildete - der »Name«, der ihr vom Anfang ihres Daseins an vom Vater gegeben wurde. Ist ihre Seele doch von der Empfängnis an mit allem Segen erfüllt, was ihr einen Weg herausragender Heiligkeit durch das ganze Erdendasein hindurch ermöglicht. Auf dem Antlitz Marias entdecken wir den Abglanz des geheimnisvollen Antlitzes des Vaters. Die unendliche Zärtlichkeit Gottes, der die Liebe ist, offenbart sich in den mütterlichen Gesichtszügen der Mutter Jesu.

4. Maria ist die einzige Mutter, die von Jesus als »mein Sohn« sprechen kann, so wie der Vater sagt: »Du bist mein […] Sohn« (
Mc 1,11). Jesus seinerseits sagt zum Vater »Abba«, »Vater« (vgl. Mc 14,36), während er zu Maria »Mutter« sagt, wobei er all seine kindliche Zuneigung in diesen Namen legt.

In seinem öffentlichen Leben, als er die Mutter in Nazaret verlassen hat, nennt er sie »Frau«, wenn er ihr begegnet. Dies um hervorzuheben, daß er jetzt nur mehr dem Vater gehorsam ist, aber auch um klar zu machen, daß sie nicht einfach biologische Mutter ist, sondern eine Sendung zu erfüllen hat als »Tochter Zion« und Mutter des Volkes des neuen Bundes. Als solche bleibt Maria stets auf volle Zustimmung zum Willen des Vaters ausgerichtet.

Das war nicht bei der ganzen Familie Jesu der Fall. Das vierte Evangelium verrät uns, daß seine Verwandten »nicht an ihn [glaubten]« (Jn 7,5), und Markus berichtet, daß sie »sich auf den Weg [machten], um ihn mit Gewalt zurückzuholen; denn sie sagten: Er ist von Sinnen« (Mc 3,21). Man kann sicher sein, daß die innere Haltung Marias eine völlig andere war. Das versichert uns das Lukasevangelium, in dem Maria sich selbst als demütige »Magd des Herrn« (Lc 1,38) darstellt. In diesem Licht ist die Antwort Jesu zu sehen, als man ihm berichtet: »Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und möchten dich sehen« (Lc 8,20 vgl. Mt 12,46-47 Mc 3,32); Jesus erwidert: »Meine Mutter und meine Brüder sind die, die das Wort Gottes hören und danach handeln« (Lc 8,21). Maria ist in der Tat ein Vorbild des Hörens auf das Wort Gottes (vgl. Lc 2,19 Lc 2,51) und der Bereitschaft, es zu befolgen.

5. Die Jungfrau hat die vollkommene Verfügbarkeit, die sie bei der Verkündigung zum Ausdruck gebracht hatte, bewahrt und beharrlich erneuert. Das unermeßliche Vorrecht und die herausragende Sendung, Mutter des Sohnes Gottes zu sein, haben an ihrem Verhalten demütiger Ergebenheit an den Plan des Vaters nichts geändert. Unter anderen Aspekten dieses göttlichen Planes hat sie die in ihrer Mutterschaft mitenthaltene Erziehungsaufgabe übernommen. Mutter ist nicht nur die, die zur Welt bringt, sondern auch diejenige, die sich aktiv für die Bildung und Entwicklung der Persönlichkeit des Kindes einsetzt. Das Verhalten Marias hat sicher Einfluß auf die Lebenshaltung Jesu ausgeübt. Man kann sich vorstellen, daß etwa die Geste der Fußwaschung (vgl. Jn 13,4-5), die er den Jüngern als zu befolgendes Beispiel hinterließ (vgl. Jn 13,14-15), das widerspiegelt, was Jesus selbst von Kindheit an am Verhalten Marias beobachtet hatte, wenn sie den Gästen in demütiger Gesinnung des Dienens die Füße wusch.

Nach dem Zeugnis des Evangeliums war Jesus während der in Nazaret verbrachten Zeit Maria und Josef »gehorsam« (vgl. Lc 2,51). Er erhielt somit von Maria eine wahre Erziehung, die sein Menschsein gestaltete. Anderseits ließ Maria sich von ihrem Sohn beeinflussen und formen. In der fortschreitenden Offenbarung Jesu entdeckte sie immer tiefer den Vater und schenkte ihm die ganze Liebe ihres kindlichen Herzens. Ihre Aufgabe ist es jetzt, der Kirche zu helfen, mit ihr in den Spuren Christi zu gehen.
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Intervention des Papstes zur Gewalt auf den Molukken

Die Friedensbotschaft von Betlehem, die die Kirche in den vergangenen Tagen erneut der ganzen Welt verkündet hat, möge kraftvoll an den von Katastrophen oder Kriegen geprüften Orten erschallen, insbesondere auf den Molukken, wo der Konflikt ethnischer und religiöser Natur, der diese indonesischen Inseln seit langem heimsucht, in den letzten Wochen wieder in blutigen Zusammenstößen entflammt ist.

»Friede auf Erden den Menschen, die Gott liebt!« Diese Botschaft, von jedem Herzen aufgenommen, möge die Kette der Rache sprengen, die Verletzungen des Hasses heilen und die Versuchung zur Gewalt endgültig entfernen; sie möge Christen und Muslime anspornen, sich als Mitglieder der einzigen Menschheitsfamilie zu erkennen und untereinander in Gerechtigkeit und Vergebung harmonische Beziehungen wiederaufzubauen.

Zu Beginn unserer neuen Katechesenreihe im Heiligen Jahr möchte ich heute über die Jungfrau Maria zu Euch sprechen.

3 Sie ist die bevorzugt geliebte Tochter des Vaters. In ihr wird der Heilsplan Gottes deutlich sichtbar sowie seine unermeßliche Liebe zu allen Menschen. Von Anfang an ist sie auserwählt, die Mutter des Sohnes Gottes zu werden. Maria wird deswegen “voll der Gnaden” genannt. Dieses großartige Privileg und die erhabene Aufgabe, die Mutter Gottes zu werden, führen bei ihr zu einer demütigen Ergebenheit gegenüber dem Willen Gottes.

Als Mutter hat sie natürlich auch die Pflicht zur Erziehung Jesu übernommen, indem sie aktiv auf die Bildung und die Entwicklung der Persönlichkeit ihres Sohnes einwirkt. Umgekehrt läßt sie sich von Jesus beeinflussen und formen. Heute obliegt es ihr, der Kirche zu helfen, hier auf Erden die Wege des Messias zu gehen.
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Von Herzen wünsche ich Euch, liebe deutschsprachige Pilger und Besucher, ein gesegnetes Neues Jahr. Unter Euch heiße ich insbesondere die Schülerinnen und Schüler aus Bonn und Siegen willkommen. Gern erteile ich Euch und allen, die mit uns über Radio Vatikan oder das Fernsehen verbunden sind, den Apostolischen Segen.




Mittwoch, 12. Januar 2000

Maria auf unserem Weg zum Vater

Liebe Schwestern und Brüder!

1. Als Vervollständigung unserer Betrachtungen über Maria zum Abschluß des Gottvater gewidmeten Katechesenzyklus möchten wir heute ihre Rolle auf unserem Weg zum Vater herausstellen.

Er selbst hat die Gegenwart Marias in der Heilsgeschichte gewollt. Als er beschloß, seinen Sohn in die Welt zu senden, wollte er, daß sein Sohn von einer Frau geboren würde, um zu uns Menschen zu kommen (vgl. Ga 4,4). Und er hat es so gewollt, daß diese Frau, die seinen Sohn als erste aufgenommen hat, ihn der ganzen Menschheit weitergeben sollte.

Als Mutter, die allen Menschen den Sohn und Erlöser schenkt, befindet sich Maria also auf dem Weg, der vom Vater zur Menschheit führt. Gleichzeitig ist sie aber auch auf dem Weg, den die Menschen gehen müssen, um durch Christus im Heiligen Geist zum Vater zu gelangen (vgl. Ep 2,18).

2. Um die Gegenwart Marias auf dem Pfad zum Vater zu verstehen, müssen wir mit allen Kirchen anerkennen, daß Christus »der Weg und die Wahrheit und das Leben« (Jn 14,6) und der einzige Mittler zwischen Gott und den Menschen ist (vgl. 1Tm 2,5). Maria ist in diese einzigartige Mittlerschaft Christi einbezogen und steht vollkommen in ihrem Dienst. Daraus folgt, wie das Konzil in der Dogmatischen Konstitution Lumen gentium bestätigt: »Marias mütterliche Aufgabe gegenüber den Menschen aber verdunkelt oder mindert diese einzige Mittlerschaft Christi in keiner Weise, sondern zeigt ihre Wirkkraft« (LG 60). Nichts liegt uns ferner als die Behauptung, Maria habe in der Kirche eine Rolle, die außerhalb oder neben der Mittlerschaft Christi steht, so als handele es sich um eine parallele oder gar konkurrierende Mittlerschaft.

4 Wie ich in der Enzyklika Redemptoris Mater ausdrücklich gesagt habe, ist die mütterliche Mittlerschaft Marias »Mittlerschaft in Christus« (RMA 38). Das Konzil erklärt: »Jeglicher heilsame Einfluß der seligen Jungfrau auf die Menschen kommt nämlich nicht aus irgendeiner sachlichen Notwendigkeit, sondern aus dem Wohlgefallen Gottes und fließt aus dem Überfluß der Verdienste Christi, stützt sich auf seine Mittlerschaft, hängt von ihr vollständig ab und schöpft aus ihr seine ganze Wirkkraft. Die unmittelbare Vereinigung der Glaubenden mit Christus wird dadurch aber in keiner Weise gehindert, sondern vielmehr gefördert« (Lumen gentium LG 60).

Auch Maria ist von Christus erlöst, ja noch mehr: Sie ist die erste der Erlösten, denn die Gnade, die Gottvater ihr zu Beginn ihres Daseins gewährte, ist den »Verdiensten Christi Jesu, des Erlösers des Menschengeschlechtes«, zu verdanken, wie die Bulle Ineffabilis Deus von Pius IX. bestätigt (Denzinger-Hünermann, 2803). Die gesamte Mitarbeit Marias für das Heil gründet auf der Mittlerschaft Christi, die - wie das Konzil weiter erläutert - »im geschöpflichen Bereich eine unterschiedliche Teilnahme an der einzigen Quelle in der Mitwirkung nicht ausschließt, sondern erweckt« (vgl. Lumen gentium LG 62).

In dieser Perspektive betrachtet, erscheint die Mittlerschaft Marias als das höchste Ergebnis der Mittlerschaft Christi, und sie ist im wesentlichen darauf ausgerichtet, unsere Begegnung mit ihm inniger und tiefer zu machen: »Eine solche untergeordnete Aufgabe Marias zu bekennen, zögert die Kirche nicht, sie erfährt sie auch ständig und legt sie den Gläubigen ans Herz, damit sie unter diesem mütterlichen Schutz dem Mittler und Erlöser inniger anhangen« (ebd.).

3. In Wirklichkeit möchte Maria die Aufmerksamkeit nicht auf ihre eigene Person lenken. Sie lebte auf Erden mit ihrem Blick fest auf Jesus und auf den himmlischen Vater gerichtet. Ihr größter Wunsch ist es, das Augenmerk aller Menschen in dieselbe Richtung zu lenken. Sie möchte eine Sichtweise des Glaubens und der Hoffnung auf den vom Vater gesandten Erlöser fördern.

Sie war vorbildlich in ihrer Haltung des Glaubens und der Hoffnung vor allem in dem Moment, als sie im Sturm der Passion des Sohnes ihren vollkommenen Glauben an ihn und den Vater in ihrem Herzen bewahrte. Während die Jünger, von den Ereignissen überrollt, in ihrem Glauben tief erschüttert wurden, hielt Maria trotz leidvoller Prüfungen an der Gewißheit fest, daß sich die Voraussage Jesu erfüllen würde: »Der Menschensohn wird [. . .] am dritten Tag auferstehen« (Mt 17,22-23). Diese Gewißheit verließ sie nicht einmal dann, als sie den leblosen Körper ihres gekreuzigten Sohnes in den Armen hielt.

4. Mit diesem gläubigen und hoffnungsvollen Blick ermutigt Maria die Kirche und die Gläubigen dazu, immer den Willen des Vaters zu tun, der uns von Christus geoffenbart wurde.

Die Worte, die sie vor dem Wunder in Kana zu den Dienern sprach, gelten für alle Generationen von Christen: »Was er euch sagt, das tut!« (Jn 2,5).

Die Diener folgten ihrem Rat und füllten die Krüge bis zum Rand. Die gleiche Einladung richtet Maria heute an uns. Es ist eine Aufforderung, in eine neue Epoche der Geschichte einzutreten mit dem Entschluß, all das in die Tat umzusetzen, was Christus im Evangelium im Namen des Vaters gesagt hat und was er uns heute durch den in uns wohnenden Heiligen Geist eingibt.

Wenn wir das tun, was Christus uns sagt, kann das gerade begonnene Jahrtausend ein neues Gesicht annehmen, das dem Evangelium besser entspricht und wahrhaft christlich ist, und es kann auf diese Weise dem tiefsten Wunsch Marias entsprechen.

5. Die Worte: »Was er euch sagt, das tut!«, auf Christus bezogen, verweisen uns in Wirklichkeit auch auf den Vater, zu dem wir unterwegs sind. Sie stimmen sinngemäß überein mit der Stimme Gottes, die auf dem Berg der Verklärung zu hören war: »Das ist mein geliebter Sohn [. . .] auf ihn sollt ihr hören« (Mt 17,5). Derselbe Vater ruft, leitet und erwartet uns - mit dem Wort Christi und dem Licht des Heiligen Geistes.

Unsere Heiligkeit besteht darin, all das zu tun, was uns vom Vater aufgetragen wird. Darin liegt der Wert von Marias Leben: in der Er füllung des göttlichen Willens. Von Maria begleitet und unterstützt, empfangen wir dankbar das neue Jahrtausend aus den Händen des Vaters und bemühen uns, seiner Gnade mit demütiger und großzügiger Hingabe zu entsprechen.

5 Nachdem wir die Schwelle der Heiligen Pforte ins Jahr 2000 überschritten haben, bleiben wir weiter auf dem Weg zu unserem himmlischen Vater. Dabei begleitet uns Maria, über die wir heute miteinander nachdenken wollen.

Der Vater selbst wollte es, daß Maria in der Heilsgeschichte eine besondere Rolle bekommt. Seiner Entscheidung, den Sohn in die Welt zu senden, entspricht der Wille, daß dieser von einer Frau geboren werden sollte. Auf diese Weise wollte der Vater, daß diese Frau als erste seinen Sohn empfange. Die Frohe Botschaft von der Ankunft des Herrn sollte sie der ganzen Menschheit weitergeben.

Maria wollte sich nicht selbst in den Mittelpunkt stellen. Vielmehr lebte sie mit festem Blick auf ihren Sohn. Auch die anderen sollten auf Jesus schauen. Mit Glauben und Hoffnung sollten sie sich auf den Erlöser hin ausrichten, der vom Vater gesandt worden ist.

Wenn wir auf die Haltung Marias schauen, dann ist sie für die Kirche und die Gläubigen eine Ermutigung, immer dem Willen Gottes des Vaters zu gehorchen, wie er uns in Christus mitgeteilt wurde.
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Mit diesen Gedanken grüße ich die Pilger und Besucher, die aus den Ländern deutscher Sprache nach Rom gekommen sind. Besonders heiße ich willkommen: eine Gruppe von Ordensschwestern, die an einem geistlichen Kurs in La Storta teilnehmen, sowie die Pfarrer und Vikare der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Euch, Euren Angehörigen daheim und allen, die mit uns über Radio Vatikan und das Fernsehen verbunden sind, erteile ich gern den Apostolischen Segen.




Mittwoch, 19. Januar 2000

Quelle und Mündung der Heilsgeschichte

Liebe Schwestern und Brüder!

1. »Dreieinigkeit, erhaben über alles Sein, alles Göttliche und alles Gute, die Du über die Gottesweisheit der Christen wachst, geleite uns zum Gipfel der geheimnisvollen Worte empor, hoch über alles Nichtwissen wie alles Lichte hinaus. Dort liegen ja der Gotteskunde Mysterien in überlichtem Dunkel geheimnisvoll verhüllten Schweigens verborgen: einfach, absolut und unwandelbar«. Mit dieser Anrufung von Dionysios Areopagita, des orientalischen Theologen (vgl. De mystica theologia, I, 1; übers. v. A. M. Ritter, Bibliothek der griechischen Literatur, hrsg. v. P. Wirth u. W. Gessel, Bd. 40], Stuttgart 1994, S. 74), schlagen wir einen beschwerlichen, aber faszinierenden Weg zur Betrachtung des Geheimnisses Gottes ein. Nachdem wir während der vergangenen Jahre über jede der drei göttlichen Personen - Sohn, Heiliger Geist und Vater - nachgedacht haben, nehmen wir uns in diesem Jubeljahr vor, mit einem einzigen Blick die gemeinsame Herrlichkeit der Drei zu umfassen, die ein einziger Gott sind: »Nicht in der Einzigkeit einer Person, sondern in den drei Personen des einen göttlichen Wesens« (Präfation von der Allerheiligsten Dreifaltigkeit). Diese Entscheidung entspricht der Vorgabe im Apostolischen Schreiben Tertio millennio adveniente, worin »die Verherrlichung der Dreifaltigkeit […], von der alles kommt und der sich alles zuwendet in Welt und Geschichte«, als Ziel der Feierlichkeiten des Großen Jubiläums genannt wird (TMA 55).

2. In Anlehnung an ein Bild aus dem Buch der Offenbarung (vgl. 22,1), könnten wir diesen Weg mit der Reise eines Pilgers entlang der Ufer des Stromes Gottes, das heißt seiner Gegenwart und seiner Offenbarung in der Menschheitsgeschichte, vergleichen.

6 Als geistige Zusammenfassung dieses Weges werden wir uns heute am Anfang und am Ende jenes Stromes aufhalten, an seiner Quelle und an seiner Mündung, um sie in einem einzigen Horizont zu vereinen. Die göttliche Dreifaltigkeit steht nämlich am Ursprung des Seins und der Geschichte, und sie ist auch an ihrem letztendlichen Ziel gegenwärtig. Sie stellt Anfang und Ende der Heilsgeschichte dar. Zwischen diesen beiden Extremen, dem Garten Eden (vgl. Gn 2) und dem Baum des Lebens im himmlischen Jerusalem (vgl. Ap 22) verläuft eine lange Reihe von Ereignissen, gezeichnet von Finsternis und Licht, von Sünde und Gnade. Die Sünde hat uns von der Pracht des Paradieses Gottes entfernt; die Erlösung führt uns wieder zur Herrlichkeit eines neuen Himmels und einer neuen Erde, wo »der Tod nicht mehr sein wird, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal« (vgl. ebd., 21,4).

3. Der erste Blick auf diesen Horizont wird uns in den Anfangsversen der Hl. Schrift geboten, die auf den Zeitpunkt hinweisen, an dem die Schöpferkraft Gottes die Welt aus dem Nichts hervorgehen läßt: »Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde« (Gn 1,1). Dieser Blick gewinnt im Neuen Testament an Tiefe und dringt bis zum Mittelpunkt des göttlichen Lebens vor, wenn Johannes zu Beginn seines Evangeliums verkündet: »Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott« (Jn 1,1). Noch vor der Schöpfung, und als Grundlage dazu, läßt uns die Offenbarung das Geheimnis des einen Gottes in der Dreifaltigkeit der Personen betrachten: der Vater und sein Wort, im Heiligen Geist vereint.

Der biblische Verfasser des Kapitels über die Schöpfung konnte die Tiefe dieses Geheimnisses nicht ahnen. Umso weniger wären einfache philosophische Überlegungen in der Lage gewesen, es zu erfassen, denn die Dreifaltigkeit steht über den Möglichkeiten unseres Intellekts und kann nur durch die Offenbarung erkannt werden.

Und doch ist dieses Mysterium, das unendlich über uns hinausgeht, auch die uns nächste Wirklichkeit, denn sie steht an der Quelle unseres Seins. Denn in Gott »leben wir, bewegen wir uns und sind wir« (Ac 17,28), und das, was Augustinus von Gott sagt, findet für alle drei göttlichen Personen Anwendung: Er ist »intimior intimo meo« [innerlicher als mein Innerstes] (Confessiones, 3, 6, 11). In den Tiefen unseres Seins, wohin nicht einmal unser eigener Blick dringen kann, macht die Gnade Vater, Sohn und Heiligen Geist, den einen Gott in drei Personen, gegenwärtig. Weit davon entfernt, eine trockene, dem Verstand übergebene Wahrheit zu sein, ist das Geheimnis der Dreifaltigkeit in Wirklichkeit Leben, das in uns wohnt und uns stützt.

4. Von diesem dreifaltigen Leben, das der Schöpfung vorausgeht und sie gründet, nehmen unsere Betrachtungen in diesem Jubeljahr ihren Ausgang. Geheimnis der Ursprünge, aus denen alles hervorgeht, erscheint uns Gott als derjenige, der die Fülle des Seins ist und uns das Sein vermittelt, als Licht, »das jeden Menschen erleuchtet« (Jn 1,9), als Lebendiger und Lebensspender. Er erscheint uns vor allem als Liebe, laut der schönen Definition im ersten Johannesbrief (vgl. 1Jn 4,8). Er ist Liebe in seinem innersten Leben, wo die Dynamik der Dreifaltigkeit Ausdruck jener ewigen Liebe ist, mit der der Vater den Sohn zeugt und beide sich im Heiligen Geist einander schenken. Er ist Liebe in der Beziehung zur Welt, denn die freie Entscheidung, diese Welt aus dem Nichts hervorgehen zu lassen, ergibt sich aus dieser unendlichen Liebe, die in die Sphäre der Schöpfung ausstrahlt. Wenn die Augen unseres Herzens, von der Offenbarung erleuchtet, rein und durchdringend genug geworden sind, werden sie zur Begegnung im Glauben mit diesem Geheimnis fähig, in dem alles, was ist, seine Wurzel und Grundlage hat.

5. Wie schon zu Beginn angedeutet, steht das Geheimnis der Dreifaltigkeit auch vor uns als das Ziel, auf das die Geschichte zustrebt, als die Heimat, nach der wir uns sehnen. Unsere Betrachtung über die Dreifaltigkeit wird die verschiedenen Bereiche von Schöpfung und Geschichte untersuchen und auf dieses Ziel schauen, das in der Offenbarung sehr eindrucksvoll als Siegel der Geschichte dargestellt wird.

Das ist der zweite und letzte Teil des Stromes Gottes, von dem wir vorhin sprachen. Im himmlischen Jerusalem treffen Ursprung und Ende wieder zusammen. Es erscheint nämlich Gott-Vater auf seinem Thron und sagt: »Seht, ich mache alles neu« (Ap 21,5). Neben ihm ist das Lamm, das heißt Christus, auf seinem Thron, mit seinem Licht und mit dem Lebensbuch, in dem die Erlösten eingetragen sind (vgl. ebd., 21,23.27; 22,1.3). Und zum Schluß, in einem sanften und innigen Dialog, betet der Geist in uns, und mit der Kirche, der Braut des Lammes, sagt er: »Komm, Herr Jesus!« (vgl. ebd., 22,17.20).

Kehren wir also zum Abschluß dieses ersten, kleinen Ansatzes unserer großen Pilgerfahrt ins Geheimnis Gottes zum Gebet des Dionysios Areopagita zurück, der uns an die Notwendigkeit der Kontemplation erinnert: »Inmitten undurchdringlichen Dunkels übertreffen sie noch an Glanz, was bereits größere Leuchtkraft besitzt […]; inmitten des gänzlich Unbegreifbaren und Unsichtbaren machen sie die dafür blinden Geister jenes Glanzes übervoll, der an Schönheit alles in den Schatten stellt« (vgl. De mystica theologia, I, 1; aaO.).

Womit kann man den Christen vergleichen, der das Große Jubiläum feiert? Mir kommt ein Bild der Geheimen Offenbarung in den Sinn, das von einem Strom lebendigen Wassers erzählt (vgl. Ap 22,1). So gleicht der Christ im Heiligen Jahr einem Pilger, der an einem Fluß entlangwandert. Dabei darf er entdecken, daß der dreifaltige Gott in der Geschichte der Menschen gegenwärtig ist und sich offenbart.

Heute wollen wir auf die Quelle und die Mündung dieses Stromes schauen. Zwischen dem Garten in Eden und dem Baum des Lebens im himmlischen Jerusalem spannt sich die Geschichte auf: zwischen Nacht und Tag, zwischen Sünde und Gnade. Das Licht der Gnade hat mehr Recht als die Finsternis der Sünde. Gott schreibt auch auf krummen menschlichen Zeilen seine Heilsgeschichte.

Gott, der die Liebe ist, macht Geschichte. Wie Vater, Sohn und Heiliger Geist eine Liebesgemeinschaft sind, so strahlt das Geheimnis der Liebe in die Geschichte hinein: Von der Schöpfung bis zur Vollendung der Welt schreibt Gott mit dem Menschen eine Art "Liebesgeschichte". Lassen wir uns in den Strom der dreifaltigen Liebe hineinziehen!
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Mit diesen Gedanken grüße ich alle deutschsprachigen Besucher, die Ihr im Heiligen Jahr nach Rom gepilgert seid. Möge die Wallfahrt an die Apostelgräber die Liebe zu Gott in Euren Herzen neu entfachen! Dazu erteile ich Euch, Euren Angehörigen daheim und allen, die mit uns über Radio Vatikan und das Fernsehen verbunden sind, gern den Apostolischen Segen.




Mittwoch, 26. Januar 2000

Der Lobpreis der Dreifaltigkeit in der Schöpfung

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Liebe Schwestern und Brüder!

1. »Alle seine Werke sind vortrefflich, doch sehen wir nur einen Funken und ein Spiegelbild …] Keines von ihnen [den Dingen] hat er vergeblich gemacht […] Wer kann sich satt sehen an ihrer Pracht? […] Sagten wir nochmal so viel, wir kämen an kein Ende; darum sei der Rede Schluß: Er ist alles! Wir können [ihn] nur loben, aber nie erfassen, ist er doch größer als alle seine Werke« (
Si 42,22 Si 42, 43,27-28). Mit diesen Worten voller Bewunderung nahm der biblische Lehrer der Weisheit Jesus Sirach zur Pracht der Schöpfung Stellung und pries Gott. Dies ist ein kleiner Ausschnitt aus der langen Reihe von Betrachtung und Meditation, die die gesamte Heilige Schrift durchzieht. Sie beginnt bei den ersten Zeilen des Buches Genesis, als die Geschöpfe, vom Schöpferwort Gottes ins Leben gerufen, aus der Stille des Nichts entstehen.

»Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht« (Gn 1,3). Schon in diesem Abschnitt der ersten Schöpfungsgeschichte sehen wir den »Logos« in Aktion, von dem Johannes sagen wird: »Im Anfang war das Wort, […] und das Wort war Gott […] Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist« (Jn 1,1 Jn 1,3). Im Christushymnus des Kolosserbriefs wird dies von Paulus wieder aufgenommen: »Denn in ihm [Christus] wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen. Er ist vor aller Schöpfung, in ihm hat alles Bestand« (Col 1,16-17). Zu Beginn der Schöpfung zeigt sich schon der Geist, wenn auch nur andeutungsweise: »Gottes Geist schwebte über dem Wasser« (Gn 1,2). Die Herrlichkeit der Dreifaltigkeit - so können wir mit der christlichen Tradition sagen - erstrahlt in der Schöpfung.

2. In der Tat kann man in der Offenbarung erkennen, daß der Schöpfungsakt hauptsächlich »dem Vater der Gestirne, bei dem es keine Veränderung und keine Verfinsterung gibt« (Jc 1,17), zugeschrieben wird. Er erstrahlt über dem ganzen Horizont, wie der Psalmist besingt: »Herr, unser Herrscher, wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde; über den Himmel breitest du deine Hoheit aus« (Ps 8,2). »Den Erdkreis hat er [Gott] gegründet, so daß er nicht wankt« (Ps 96,10), und vor dem Nichts, symbolisch von den chaotischen Wassern dargestellt, die ihr Tosen vernehmen lassen, erhebt sich der Schöpfer , um Bestand und Sicherheit zu schenken: »Fluten erheben sich, Herr, Fluten erheben ihr Brausen, Fluten erheben ihr Tosen. Gewaltiger als das Tosen vieler Wasser, gewaltiger als die Brandung des Meeres ist der Herr in der Höhe« (Ps 93,3-4).

3. In der Heiligen Schrift wird auch oft ein Bezug hergestellt zwischen der Schöpfung und dem »Logos«, der sie durchdringt und dort wirkt: »Durch das Wort des Herrn wurden die Himmel geschaffen, ihr ganzes Heer durch den Hauch seines Mundes […] Denn der Herr sprach, und sogleich geschah es; er gebot, und alles war da […] Er sendet sein Wort zur Erde, rasch eilt sein Befehl dahin« (Ps 33,6 Ps 33,9 Ps 147,15). In den alttestamentlichen Büchern der Lehre von der Weisheit ist es die personifizierte Weisheit Gottes, von der der ganze Kosmos ausgeht und auf diese Weise den Plan Gottes umsetzt (vgl. Pr 8,22-31). Es wurde vorhin schon gesagt, daß Johannes und Paulus im Wort und in der Weisheit Gottes die Ankündigung des Wirkens Christi sehen werden: »Von ihm stammt alles, und wir leben auf ihn hin« (1Co 8,6), denn durch ihn hat Gott »auch die Welt erschaffen« (He 1,2).

4. An anderen Stellen betont die Schrift die Rolle von Gottes Geist im Schöpfungsakt: »Sendest du deinen Geist aus, so werden sie alle erschaffen, und du erneuerst das Antlitz der Erde« (Ps 104,30). Derselbe Geist wird auch bildhaft als Hauch aus dem Mund Gottes dargestellt. Er schenkt dem Menschen Leben und Verstand (vgl. Gn 2,7) und bringt ihn in der Auferweckung zum Leben zurück, wie der Prophet Ezechiel in einem einprägsamen Kapitel verkündet, wo der Geist wirkt, um die »ausgetrockneten Gebeine« wieder lebendig zu machen (vgl. Ez 37,1-14). Dieser Hauch beherrscht auch die Wasser des Meeres beim Auszug Israels aus Ägypten (vgl. Ex 15,8 Ex 15,10). Und es ist wiederum der Geist, der den Menschen neu erschafft, wie Jesus in seinem nächtlichen Dialog mit Nikodemus sagen wird: »Amen, amen, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; was aber aus dem Geist geboren ist, das ist Geist« (Jn 3,5-6).

5. Angesichts der Herrlichkeit der Dreifaltigkeit in der Schöpfung muß der Mensch in Betrachtung versinken, singen, sein Erstaunen wiederfinden. In der zeitgenössischen Gesellschaft wird man gefühllos, »nicht wegen Mangels an Wunderwerken, sondern wegen Mangels an Erstaunen« (G.K. Chesterton). Die Schöpfung zu betrachten bedeutet für den Gläubigen auch, eine Botschaft zu hören, eine paradoxe und stille Stimme wahrzunehmen, wie uns der »Sonnenpsalm« nahelegt: »Die Himmel rühmen die Herrlichkeit Gottes, vom Werk seiner Hände kündet das Firmament. Ein Tag sagt es dem andern, eine Nacht tut es der andern kund, ohne Worte und ohne Reden, unhörbar bleibt ihre Stimme. Doch ihre Botschaft geht in die ganze Welt hinaus, ihre Kunde bis zu den Enden der Erde« (Ps 19,2-5).

Die Natur wird also zum Evangelium, das von Gott kündet: »Denn von der Größe und Schönheit der Geschöpfe läßt sich auf ihren Schöpfer schließen« (Sg 13,5). Paulus lehrt uns: »Seit Erschaffung der Welt wird seine unsichtbare Wirklichkeit an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit« (Rm 1,20). Aber diese Fähigkeit zum Betrachten und Kennenlernen, dieses Entdecken einer transzendenten Präsenz in der Schöpfung muß uns auch zum Wiederentdecken unserer geschwisterlichen Beziehung zur Erde führen, mit der wir seit unserem eigenen Geschaffensein verbunden sind (vgl. Gn 2,7). Genau dieses Ziel hatte das Alte Testament für das jüdische Jubeljahr vor Augen, als das Land brach lag und die Menschen den Ertrag »vom Feld weg« essen sollten (vgl. Lev 25,11-12). Wenn die Natur nicht geschändet und unterdrückt wird, erweist sie sich wieder als Schwester des Menschen.

8 In unserer Reihe über die drei göttlichen Personen will ich heute auf die Schöpfung schauen. Sie ist ein herrlicher Lobpreis auf die Dreifaltigkeit.

Die Bibel preist Gott immer wieder für die Erschaffung der Welt und des Menschen.

Dabei wird die Schöpfung im Alten Testament einmal mit dem Logos, ein andermal mit der Weisheit oder auch mit dem Geist in Verbindung gebracht. Der Schöpfungsakt an sich wird aber hauptsächlich Gott dem Vater zugeschrieben.

Der Apostel Paulus entwickelt im Neuen Testament die Schöpfungs-theologie weiter, indem er sagt: “Denn in Christus wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, ... alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen. Er ist vor aller Schöpfung, in ihm hat alles Bestand” (
Col 1,16-17).

Jedenfalls kann der Mensch den dreifaltigen Gott in seiner Schöpfung erkennen und ihm darin begegnen. Die Natur wird zum Evangelium, das von Gott kündet. Schon deshalb müssen wir die Erde achten und ehren. Sie erweist sich als unsere Schwester Erde.
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Von Herzen grüße ich alle deutschsprachigen Pilger und Besucher. Unter Euch heiße ich insbesondere die Una-Sancta-Gruppe aus Berlin willkommen sowie die Unteroffiziere des “Corpo Sottufficiali Esteri in Italia”. Gern erteile ich Euch und allen, die mit uns über Radio Vatikan oder das Fernsehen verbunden sind, den Apostolischen Segen.






Generalaudienz 2000