Predigten 1978-2005 117


PASTORALBESUCH IN DER BUNDESREPUBLIK

DEUTSCHLAND (21.-23. JUNI 1996)

ÖKUMENISCHE WORTFEIER

ANSPRACHE VON JOHANNES PAUL II.


118
Dom zu Paderborn - Samstag, 22. Juni 1996




Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

1. In der kleinasiatischen Stadt Troas hatte der Völkerapostel Paulus auf seiner zweiten Missionsreise eine nächtliche Vision: »Ein Mazedonier stand da und bat ihn: Komm herüber nach Mazedonien, und hilf uns!« (
Ac 16,9) Paulus versteht diese Vision als Ruf Gottes, umgehend nach Europa überzusetzen, um dort die Frohbotschaft des Herrn zu verkündigen: »Auf diese Vision hin wollten wir sofort nach Mazedonien abfahren; denn wir waren überzeugt, daß uns Gott dazu berufen hatte, dort das Evangelium zu verkünden«. (Ac 16,10) Diese Begebenheit markiert eine entscheidende Stunde in der Geschichte Europas: Der Geist Gottes selbst hat dem Evangelium den Weg nach Europa gewiesen,

2. Aus dem Gang der Geschichte wissen wir, mit welch unermüdlichem Einsatz der Apostel Paulus zusammen mit seinen Mitarbeitern dem Ruf Gottes gefolgt ist. Er hat mit der Gründung der ersten Gemeinden jene Fundamente gelegt, auf denen jede spätere Mission aufbauen konnte. Die Bemühungen um die Evangelisierung waren und sind kein leichtes Unterfangen. Die mußte der Völkerapostel Paulus bereits bei seiner Verkündigung des Evangeliums in Athen, Korinth und Rom erfahren. Dies erfuhren in ähnlicher Weise diejenigen, die das Evangelium in späteren Jahrhunderten zu neuen Völkern gebracht haben: der heilige Patrick, der heilige Bonifatius, der heilige Kilian, der heilige Willibrord, der heilige Emmeram, die heiligen Brüder Cyrillus und Methodius. Und dies erfuhren in unserem Jahrhundert jene evangelischen, katholischen und orthodoxen Christen, die gegenüber den totalitären Diktaturen mutig und unerschrocken ihr Zeugnis für die Wahrheit des Evangeliums ablegten: Edith Stein, Alfred Delp, Bernhard Lichtenberg, Karl Leisner und Bernhard Leiterhaus, Dietrich Bonhoeffer und Helmuth Graf Moltke.

3. »Komm herüber und hilf uns«. Der Ruf, für die Wahrheit des Evangeliums Zeugnis abzulegen, ergeht heute an uns. Unsagbar viel hängt davon ab, ob das Evangelium glaubwürdig verkündigt und gelebt wird. Seit meinem letzten Besuch in Deutschland im Jahre 1987 hat sich das politische Bild Europas in einer geradezu unvorstellbaren Weise verändert. Die Mauer ist gefallen; den Menschen jenseits des Eisernen Vorhangs wurde nach 40jähriger kommunistischer Diktatur das kostbare Geschenk der Freiheit zuteil. Diese neue Freibit gilt es nun gemeinsam zu gestalten. Neue Möglichkeiten und Aufgaben tun sich auf, sich neuen Herausforderungen im Osten wie im Westen zu stellen und sie zu bestehen.

Im Osten haben die atheistischen Regime geistig-seelische Wüsten in den Herzen vieler Menschen und insbesondere bei der Jugend hinterlassen, während im Westen der Gefahr einer übermäßigen Konsumorientierung zu begegnen ist, die die geistigen Werte der Gesellschaft zu ersticken droht. Neu-Evangelisierung ist daher das Gebot der Stunde. Dabei geht es nicht um die »Restauration« einer längst vergangenen Epoche. Vielmehr müssen neue Schritte gewagt werden. Gemeinsam haben wir den Menschen Europas erneut die froh- und freimachende Botschaft des Evangeliums zu verkündigen. Auf diese Weise gilt es zugleich, die christlichen Wurzeln Europas wiederzuentdecken, um damit eine Zivilisation zu gestalten, in der die vom christlichen Glauben vermittelten Werte wahrer Menschlichkeit ihren festen Platz haben.

4. Herzlich grüße ich von hier aus die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Kirchentages in Eisleben, der von katholischen und evangelischen Christen gemeinsam vorbereitet wurde. Sie sind aus Anlaß des 450. Todestages von Martin Luther zusammengekommen. Möge Ihr gemeinsames Nachdenken dazu beitragen, uns einander näher zu bringen. »Komm herüber und hilf uns!«. Wir dürfen heute nicht zögern, uns der drängenden Aufgabe der Neu-Evangelisierung zu stellen. Ihre Kernbotschaft lautet: »Gott hat die Welt so sehr geliebt, daß er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat« (Jn 3,16). In Jesus Christus haben wir Anteil an seinem Sieg über Sünde und Tod; in Jesus Christus ist uns Auferstehung und ewiges Leben verheißen. Dieses Wissen um Sünde und Tod sowie um Auferstehung und ewiges Leben relativiert die Mächte und die Mächtigen dieser Welt und verleiht uns die Kraft, bei der Gestaltung Europas in einer immer mehr eins werdenden Welt mitzuwirken, damit die aus dem Glauben kommenden sittlichen Kräfte darin auf neue Weise wirksam werden können.

5. Der Auftrag der Evangelisierung geht alle Christen - Katholiken, Orthodoxe, Protestanten - gleichermaßen an. Das Zeugnis für Jesus Christus, den Sohn des lebendigen Gottes, der von den Toten auferstanden ist und allen Menschen das Antlitz des einen Gottes offenbart, muß einmütig von uns in die Welt hineingetragen werden. Alle Christen sind aufgerufen, sich entsprechend ihrer Berufung dieser Aufgabe zu stellen. Der Auftrag der Evangelisierung schließt das Zueinandergehen und Miteinandergehen der Christen von innen her mit ein; Evangelisierung und Einheit, Evangelisierung und Ökumene sind unlösbar aufeinander bezogen. Wie ich in meiner Enzyklika über den Einsatz für die Ökumene Ut unum sint betont habe, »liegt es auf der Hand, daß die Spaltung der Christen im Widerspruch zu der Wahrheit steht, die sie zu verbreiten beauftragt sind, und daher ihr Zeugnis schwer verletzt« (Ut unum sint UUS 98). Daher ist - um die Worte meines Vorgängers Papst Paul VI. zu gebrauchen »das Schicksal der Evangelisierung mit aller Bestimmtheit an das von der Kirche gebotene Zeugnis der Einheit gebunden« (Evangelii nuntiandi EN 77). Weil mir das Anliegen der Neu-Evangelisierung ein Herzensanliegen ist, sehe ich als Bischof von Rom in der Überwindung der Spaltung der Christenheit »eine der pastoralen Prioritäten«. »Wie kann man denn das Evangelium von der Versöhnung verkünden, ohne sich gleichzeitig tätig für die Versöhnung der Christen einzusetzen?« (Ut unum sint UUS 98).

6. Unser heutiges Bemühen um das gemeinsame Zeugnis für die Einheit kann nicht darauf verzichten, auch auf Martin Luther einzugehen. Heute, 450 Jahre nach seinem Tod, ist es aus dem zeitlichen Abstand heraus möglich, Person und Wirken des deutschen Reformators besser zu verstehen und ihm besser gerecht zu werden. Nicht nur die Forschungen bedeutender evangelischer und katholischer Wissenschaftler haben dazu beigetragen, ein vollständigeres und differenzierteres Bild von der Persönlichkeit Martin Luthers zu entwerfen. Auch der lutherisch-katholische Dialog hat einen bedeutenden Beitrag geleistet, alte Polemiken zu überwinden und einer gemeinsamen Sichtweise näher zu kommen.

Luthers Denken war geprägt durch eine starke Betonung des Individuums, wodurch das Bewußtsein für die Anforderungen der Gemeinschaft geschwächt wurde. Luthers Ruf nach Reform der Kirche war in seiner ursprünglichen Absicht ein Aufruf zu Buße und Erneuerung, die im Leben eines jeden einzelnen zu beginnen haben. Daß dennoch Trennung aus diesem Anfang geworden ist, hat viele Gründe. Dazu gehört jenes Versagen in der katholischen Kirche, das bereits Papst Hadrian VI. mit bewegenden Worten beklagt hat sowie das Hereintreten politischer und wirtschaftlicher Interessen, aber auch Luthers eigene Leidenschaft, die ihn weit über das anfangs Gewollte hinaus in eine radikale Kritik der katholischen Kirche, ihrer Lebensordnung und ihrer Lehre hineingetrieben hat. Wir alle haben Schuld auf uns geladen. Deshalb sind wir alle zur Buße aufgefordert und müssen uns alle immer wieder neu vom Herrn reinigen lassen.

7. »Komm herüber und hilf uns!«. Heute kommt es mehr denn je darauf an, daß alle Christen ihre besonderen Gaben und Charismen in das geistige Leben Europas einbringen, damit der eine vom Reichtum des anderen lernen kann. Die protestantische Christenheit hat mit ihren Kirchenliedern, ihrer großen Kirchenmusik und ihrer unablässigen theologischen Reflexion die ganze Christenheit bereichert. Die Göttliche Liturgie, das Mönchtum und die mystische Frömmigkeit der Orthodoxie wie ihr beharrlich von den Vätern her genährtes Denken sind ein Schatz, der uns allen zugute kommt. Die katholische Kirche hat mit der Fülle missionarischer und sozialer Ordensgemeinschaften, mit ihrer eucharistischen Frömmigkeit, mit der Liebe zu Maria, die sie mit der Orthodoxie teilt, mit der Kraft ihres Lehramtes, besonders mit der weltweit vernommenen Stimme der Päpste wiederum eigene Gaben, ohne die das christliche Zeugnis in der Welt von heute nicht zu denken ist.

119 Es gehört zu den grundlegenden Erkenntnissen, daß es den Christen im neuen Europa vor allem dann gelingt, sich Gehör zu verschaffen, wenn sie gemeinsam Zeugnis für die Wahrheit des Evangeliums und für die Verantwortung gegenüber der Welt ablegen. Von daher ist es unerläßlich, dieses gemeinsame Zeugnis zu verstärken.

8. In Deutschland gibt es bereits eine gute Tradition intensiver Zusammenarbeit zwischen den Konfessionen auf ethisch-sozialem Gebiet: angefangen von den Bemühungen, sich den Herausforderungen und Aufgaben zum Schutz des menschlichen Lebens zu stellen, bis hin zur Entwicklung gemeinsamer Perspektiven zur wirtschaftlichen und sozialen Verantwortung. Wir wollen dem Herrn danken, daß es heute möglich ist, daß Protestanten, Orthodoxe und Katholiken in vielen zentralen Fragen mit einer Stimme sprechen. Dies ist nicht zuletzt eine Frucht langjährigen Bemühens, im ökumenischen Dialog die bestehenden Lehrunterschiede aufzuarbeiten. Führende Theologen aus Deutschland haben dazu sowohl auf nationaler wie auf internationaler Ebene einen entscheidenden Beitrag geleistet. Im Anschluß an meinen ersten Deutschlandbesuch hat sich eine Expertengruppe darangegeben, die Lehrverurteilungen des 16. Jahrhunderts im ökumenischen Dialog historisch und systematisch zu behandeln. Gerade vorhin bin ich bei meiner Begegnung mit dem Herrn Ratsvorsitzenden der EKD ausführlich auf die Ergebnisse dieser Studie eingegangen. Viele der damaligen Kontroversen erscheinen heute dank dieser Untersuchung in einem neuen Licht. Es wurden Gräben überbrückt, die frühere Generationen für unüberbrückbar hielten. Die in Deutschland erarbeiteten Ergebnisse reichen in der Bedeutung auf dem Weg der Wiederannäherung von Katholiken und Protestanten weit über den nationalen Rahmen hinaus und geben Hoffnung an der Schwelle des dritten Jahrtausends christlicher Geschichte.

9. Nur noch wenige Jahre trennen uns vom Jahr 2000. Diese Zeit ist eine einzigartige Gelegenheit für alle Christen zur Verkündigung des Evangeliums. Gleichzeitig »spornt das Herannahen des Endes des zweiten Jahrtausends alle zu einer Gewissensprüfung und zu passenden ökumenischen Initiativen an, so daß man im Großen Jubeljahr, wenn schon nicht in völliger Einheit, so wenigstens in der Zuversicht auftreten kann, der Überwindung der Spaltungen des zweiten Jahrtausends sehr nahe zu sein« (Tertio Millennio adveniente
TMA 34). Der bevorstehende Übergang ins neue Jahrtausend sollte uns alle antreiben, für die zentralen Wahrheiten unseres Glaubens in verstärktem Maße gemeinsames Zeugnis abzulegen, »damit die Welt glaubt« (Jn 17,21).

»Komm herüber und hilf uns!«. Diesen Bittruf richte ich in dieser Stunde an den Herrn; denn ich weiß, daß die Evangelisierung nur gelingen kann, wenn er selbst uns hilft. »Komm herüber und hilf uns!«. Dieser Bittruf verlangt aber zugleich auch, daß wir alle diesen Ruf ernst nehmen und uns als Zeugen des Herrn aussenden lassen. Es geht dabei um die Zukunft der Welt. Möge das einmütige Gebet aller Christen (Ac 1,14) dazu beitragen, den Tag beschleunigt herbeizuführen, an dem der Herr selbst vor aller Augen sichtbar »das gute Werk vollenden wird, das er bei uns begonnen hat« (Ph 1,6).

Amen!

PASTORALBESUCH IN DER BUNDESREPUBLIK

DEUTSCHLAND (21.-23. JUNI 1996)

SELIGSPRECHUNG DER DIENER GOTTES

BERNHARD LICHTENBERG UND KARL LEISNER


Olympiastadion Berlin - Sonntag, 23. Juni 1996

Liebe Schwestern und Brüder!


»Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können«, (Mt 10,28)

1. Die einst von Christus an seine Jünger im Heiligen Land gerichteten Worte beziehen sich auf alle Christen über die Jahrhunderte hinweg. Sie gelten für alle geographischen Längen und Breitengrade, Sie gewannen eine besondere Bedeutung für jene Jünger Christi, deren Seligsprechung wir heute in Berlin feiern: Bernhard Lichtenberg und Karl Leisner.

Diese Feier ist eine Gnadenstunde für die Kirche von Berlin und von Münster. Und sie ist auch eine Gnadenstunde für das ganze deutsche Volk. In der großen Danksagung der Kirche, der Eucharistie, dürfen wir am heutigen Tag einen zusätzlichen und besonderen Danke sagen. Es ist der Dank an Gott, der seiner Kirche und der Welt zwei Menschen geschenkt hat, die in der bedingungslosen Nachfolge Jesu Christi Zeugnis abgelegt haben für den Sieg des Glaubens.

Die Geschichte stellte beide auf eine harte Probe, aber sie fürchteten sich nicht »vor denen, die den Leib töten«. Das furchtbare totalitäre System gestattete mit einer Großzügigkeit sondergleichen den Tod für die, die sich dem System nicht unterwarfen. Auf diese Weise versuchte man, die Seelen zu beherrschen. Unsere Seligen jedoch schöpften aus den Worten Christi die Gewißheit, daß jene »die Seele nicht töten können«. Von hier aus ist ihr Sieg zu verstehen. Sie haben diesen Sieg errungen, indem sie Christus vor den Menschen bekannten: »Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen« (Mt 10,32).

120 Der vor den Menschen bekannte Christus war ihre Stärke.Christus blieb ihnen auch nach dem Märtyrertod treu. Er ist ihr Zeuge vor dem Vater, und in diesem Zeugnis ist das »Urteil ihrer Heiligkeit« enthalten - das »Urteil«, das heute im Olympiastadion von Berlin von der Kirche öffentlich bekannt gemacht wird. Genau an dem Ort, wo das nationalsozialistische Regime vor 60 Jahren die Feier der olympischen Spiele zu einem Triumph für seine menschenverachtende Ideologie nutzen wollte, an dem Ort, wo der Idealismus der Jugend mißbraucht und Menschen statt zum friedlichen Miteinander zu Haß und Feindschaft angestachelt wurden, triumphieren heute zwei selige Märtyrer.

Wir grüßen euch, unerschrockene Diener Christi, des Königs mit der Dornenkrone. Möge diese Stadt, die Zeugin des Kampfes Bernhard Lichtenbergs gegen die Macht des Bösen und Zeugin des Gefängnisses, der Folter und des Todes wurde, heute Zeugin eurer Erhöhung in der Kirche des lebendigen Gottes werden.

2. Um die Umstände zu verstehen, unter denen unsere beiden Seligen von heute ihren geistlichen Kampf gekämpft haben, greift die Liturgie auf den Propheten Jeremia zurück: »Hörte ich doch das Flüstern der Vielen: Grauen ringsum! Zeigt ihn an! Wir wollen ihn anzeigen« (
Jr 20,10). Diese Worte wurden vor zweitausendfünfhundert Jahren geschrieben - aber sie klingen, als würden sie sich auf die jüngste Zeit beziehen. Das System bediente sich der Methode »Terror alter Orten«, um freie Menschen in Denunzianten zu verwandeln.

Jeremia ist die Gestalt Christi und durch Christus die Gestalt aller, die sich nicht betören ließen (ebd.); aller, die auf die Macht Gottes vertrauten und so den Sieg davongetragen haben. »Der Herr steht mir bei wie ein gewaltiger Held. Darum straucheln meine Verfolger und kommen nicht auf« (Jr 20,11). Der Herr »rettet das Leben des Armen aus der Hand der Übeltäter« (Jr 20,13).

Im Text des Propheten Jeremia finden wir einen hinreichend klaren Bezug auf die zwei Seligen von heute: Bernhard und Karl. Sie lebten in Zeiten des systematischen Terrors. Durch ihren Glauben und durch ihr Bekenntnis haben sie gesiegt.

Nicht der Beifall der Welt, sondern das treue Bekenntnis zu Jesus Christus ist der Ausweis einer echten Nachfolge Christi, Der Herr verlangt von seinen Jüngern kein Allerweltsbekenntnis, sondern ein Glaubensbekenntnis, das bereit ist, auch Opfer zu bringen. Dieses Bekenntnis haben Bernhard Lichtenberg und Karl Leisner abgelegt, nicht nur mit Worten, sondern mit ihrem Leben und ihrem Sterben. Sie haben sich in einer unmenschlich gewordenen Welt zu Christus bekannt, der allein der Weg, die Wahrheit und das Leben ist.

3. Christus ist der Weg, Bernhard Lichtenberg und Karl Leisner haben dies in einer Zeit bezeugt, in der viele den rechten Weg verlassen hatten. und aus Opportunismus oder Angst in die Irre gegangen sind. Wer den Weg der beiden Märtyrer betrachte, weiß Ihr Martyrium war kein zufälliges Mißgeschick auf ihren Lebensweg, sondern die letzte und zwangsläufige Konsequenz. eines Lebens, das in der Nachfolge Christi gelebt wurde.

Schon in früher Jugend haben sich beide auf den Weg gemacht, auf den Gott sie gerufen hat und den er mit ihnen gehen wollte. »Christus, du hast mich gerufen. Ich spreche bescheiden und bestimmt: "Hier bin ich, sende mich"«, schreibt Karl Leisner zu Beginn seines Theologiestudiums. Er, der frühzeitig den antichristlichen Charakter der damals herrschenden Partei erkannt hatte, fühlte sich berufen, durch den angestrebten Dienst als Priester den Menschen den Weg Gottes zu lehren und keine Zugeständnisse an die sogenannte »völkische Weltanschauung« zu machen. Noch bevor er in Dachau gefangen war, entwickelte er bereits eine tiefe Marienverehrung, zu der er von Pater Kentenich und der Schönstattbewegung angeregt worden war.

Sein Glaubensmut und seine Begeisterung für Christus sollen vor allem den jungen Menschen, die in einem weithin von Unglauben und Gleichgültigkeit geprägten Umfeld leben, Anstoß und Vorbild sein. Denn nicht nur politische Diktatoren schränken die Freiheit ein; es braucht ebenso Mut und Kraft, sich gegen den Sog des Zeitgeistes zu behaupten, der sich an Konsum und egoistischem Lebensgenuß orientiert oder gelegentlich mit Kirchenfeindschaft, ja sogar mit militantem Atheismus liebäugelt. Der Dienst an den Menschen verlangte von Bernhard Lichtenberg seinen ganzen Einsatz und seine ganze Hingabe. Sein unerschütterlicher Glaube gab ihm dazu die Kraft. »Er stand mit jeder seiner Faser hinter jedem Wort: er predigte durch sich selbst ... Er hatte den Glauben, der Berge versetzt«, schreibt einer seiner Zeit genossen später übet ihn.

Bernhard und Karl ermuntern uns, auf dem Weg zu bleiben, der Christus heißt. Wir dürfen nicht müde werden, auch wenn dieser Weg manches Mal dunkel erscheint und Opfer verlangt. Hüten wir uns vor den falschen Propheten, die uns andere Wege weisen wollen. Christus ist der Weg, der ins Leben führt. Alle anderen Wege werden sich als Umwege oder Irrwege erweisen.

4. Christus ist die Wahrheit. Dafür hat Bernhard Lichtenberg his zum letzten Atemzug Zeugnis abgelegt. Gegen die Lüge der nationalsozialistischen Ideologie bekannte Lichtenberg darum mutig: »Mein Führer ist Christus!«. Jeden Tag betete er in den Fürbitten des Abendgebetes »für die schwerbedrängten "nichtarischen Christen", für die verfolgten Juden, für die Gefangenen in den Konzentrationslagern...«.

121 Daß der neue Selige ein Heiliger des fürbittenden Gebetes war, zeigt sich nicht nur in diesem Gebet für die Juden und die Häftlinge in den Konzentrationslagern, es zeigt sich ebenso in seinem Gebet für die geistlichen Berufe. Er war ein unermüdlicher Förderer des Apostolats für Priesterberufe. Seine Seligsprechung soll deswegen ein Anruf sein, den Welttag und die monatlichen Gebetstage für geistliche Berufe mit neuer Hingabe und Zuversicht zu begehen, Ich möchte Euch auch ermutigen, in den Gemeinden und besonders im Päpstlichen Werk für geistliche Berufe im Sinn Bernhard Lichtenbergs die Sorge der Kirche mitzutragen.

Bernhard Lichtenberg erkannte klar, daß dort, wo die Wahrheit Gottes nicht mehr geachtet wird, auch die Würde des Menschen verletzt wird. Wo die Lüge herrscht, regiert auch immer das falsche und böse Handeln: »Die Taten eines Menschen sind die Konsequenzen seiner Grundsätze. Sind die Grundsätze falsch, werden Taten nicht richtig sein ... Ich bekämpfe falsche Grundsätze, aus welchen falsche Ta ten entstehen müssen«, schreibt er im Protokoll seiner ersten Vorführung vor den Nazirichtern, Und er nannte auch einige dieser falschen Grundsätze klar und deutlich beim Namen: »... die Beseitigung des Religionsunterrichtes an den Schulen. Kampf gegen das Kreuz ... Verweltlichung der Ehe, absichtliche Tötung angeblich lebensunwerten Lebens (Euthanasie), Judenverfolgung ... «.

Auf der Basis seiner klaren Grundsätze sprach und agierte Bernhard Lichtenberg eigenständig und unerschrocken. Dennoch war er von Glück und Freude fast überwältigt, als ihm sein Bischof Konrad von Preysing beim letzten Besuch im Gefängnis eine Botschaft meines Vorgängers Pius XII. überbrachte, in der ihm dessen innigstes Mitgefühl und väterliche Anerkennung bezeugt wurde. Wer sich nicht auf billige Polemik beschränkt, weiß sehr wohl, was Pius XII. über das Nazi-Regime dachte und wieviel er unternommen hat, um unzähligen Menschen, die von jenem Regime verfolgt wurden, zu helfen.

Für Bernhard Lichtenberg war das Gewissen »der Ort ... der heilige Raum, in dem Gott zum Menschen spricht ...« (Enzyklika Veritatis splendor
VS 58). Und die Würde des Gewissens beruhte für ihn immer auf der Wahrheit (ebd. 63).

Liebe Schwestern und Brüder! Das Beispiel des seligen Bernhard ruft uns auf, »Mitarbeiter für die Wahrheit« (vgl. 3Jn 8) zu werden. Laßt Euch nicht beirren, wenn Gott und der christliche Glaube auch in unseren Tagen schlecht gemacht oder verspottet werden. Bleibt der Wahrheit treu, die Christus ist. Meldet euch mutig zu Wort, wenn falsche Grundsätze wieder zu falschen Taten führen, wenn die Würde des Menschen verletzt oder die sittliche Ordnung Gottes in Frage gestellt wird.

In diesem Zusammenhang zeigt uns die zweite Lesung an die Römer in gewissem Sinne eine tiefere Dimension der Wirklichkeit, in die das Leben und die Berufung der beiden Seligen eingebettet war. Es handelt sich um die Wurzeln des Bösen selbst in der Geschichte der Abstammung von Adam (»durch einen einzigen Menschen kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod« [ Rm 5, 12]).

»Doch anders als mit der Übertretung verhält es sich mit der Gnade; sind durch die Übertretung des einen die vielen dem Tod anheim gefallen, so ist erst recht die Gnade Gottes und die Gabe, die durch die Gnadentat des einen Menschen Jesus Christus bewirkt worden ist, den vielen reichlich zuteil geworden« (Rm 5,15).

Zu Zeiten, als sich »die Sünde« durch das System absolut walt Tätigkeit und Grausamkeit als Herrin aufspielte, gewinnen diese den Zeugen Christi, die aus seiner Gnade die Kraft zum Sieg schöpfen, eine besondere Bedeutung. Die heutige Seligsprechung ist Beweis dafür. In ihr drückt sich »die Erinnerung« der Kirche aus: »die Taten Gottes nicht vergessen« (Ps 77,7[78], 7). Mit Gottes Hilfe werden wir dann wie Bernhard Lichtenberg und wie der Apostel Paulus vor den kommenden Generationen sagen können: »... wir haben ihnen nicht nachgegeben, damit euch die Wahrheit des Evangeliums erhalten bleibe« (Ga 2,5).

5. Christus ist das Leben: Das war die Überzeugung, für die Karl Leisner gelebt hat und für die er schließlich starb. Er hat sein Leben lang die Nähe Christi gesucht im Gebet, in der täglichen Schriftlesung und in der Meditation. Und er hat diese Nähe schließlich in besonderer Weise gefunden in der eucharistischen Begegnung mit dem Herrn, Das eucharistische Opfer, das Karl Leisner nach seiner Priesterweihe im Konzentrationslager Dachau dann doch noch als Priester feiern durfte, war für ihn aber nicht nur Begegnung mit dem Herrn und Kraftquelle für sein Leben. Karl Leisner wußte auch: Wer mit Christus lebt, tritt ein in die Schicksalsgemeinschaft mit dem Herrn. Karl Leisner und Bernhard Lichtenberg sind nicht Zeugen des Todes, sie sind Zeugen des Lebens: eines Lebens, das über den Tod hinausgeht. Sie sind Zeugen für Christus, der das Leben ist, und der gekommen ist, damit wir das Leben haben und es in Fülle haben (vgl. Jn 10,10). In einer Kultur des Todes haben beide Zeugnis abgelegt für das Leben.

Wie die beiden Seligen sind wir alle dazu berufen, für das Leben Zeugnis zu geben. Darum haltet fest am Leben, das Christus ist. Widersteht der Kultur des Hasses und des Todes, unter welchem Gewand sie auch immer auftritt. Und werdet nicht müde, Euch gerade für die einzusetzen, deren Leben und Lebenswürde bedroht ist: die Ungeborenen, die Schwerstkranken, die Alten und die vielen Notleidenden unserer Weit. In ihrem Sterben haben Bernhard Lichtenberg und Karl Leisner das Leben sichtbar gemacht, das Christus ist und das Christus gibt. Die Kirche wird sie und ihr Zeugnis für immer in Ehren halten.

6. Das Zeugnis, das die beiden Seligen abgelegt haben, war ihnen nicht zuletzt möglich durch das leuchtende Beispiel, das ihnen ihre eigenen Bischöfe gegeben haben: Konrad von Preysing in Berlin und Clemens August von Galen in Münster. Gerade in einer Zeit und Umwelt, die den Wert des christlichen Glaubens oftmals nicht mehr erkennen kann oder will und damit auch die Grundlage ihrer Kultur in Frage stellt, ist ein solches Zeugnis nötig. Dabei geht es nicht nur um das Zeugnis des Wortes, sondern eben um das Zeugnis eines Lebens, das in Gottes Wort seinen Grund hat, so wie es Karl Sonnenschein, der Berliner Großstadtapostel, bereits 1927 formuliert hat: »Vor den heidnischen Menschen der Großstadt ist Apologetik des Wortes fruchtlos ... Nur eines reicht an diese Menschen heran, die das Christentum auch nicht mehr aus den Erzählungen ihrer Väter kennen, auch nicht mehr vom Rosenkranz ihrer Mutter, auch nicht aus dem Religionsunterricht der eigenen Schulzeit ...: Die am eigenen Leibe, an eigener Seele, an eigener Not erlebte Güte dieser Religion in ihren Vertretern«. Dieses Zeugnis des Wortes und des Lebens haben nicht nur in dieser so lange Zeit zweigeteilten Stadt, sondern auch in dem Gebiet der ehemaligen DDR Bischöfe und Laien in großer Treue gegeben. In Dankbarkeit nenne ich die Berliner Bischöfe Wilhelm Weskamm, Julius Kardinal Döpfner, Alfred Kardinal Bengsch und schließlich - unter uns weilend - Joachim Kardinal Meisner. Ich sage ebenso an diesem Tag einen herzlichen Dank den vielen Laien, Frauen und Männern, ja auch Kindern und Jugendlichen, die über Jahrzehnte in der Unterdrückung dem katholischen Glauben und ihren Gemeinden treu geblieben sind.

122 7. Liebe Schwestern und Brüder! Unser Weltauftrag verlangt von uns Christen nicht, daß wir zu angepaßten und bequemen Zeitgenossen werden und dafür unsere Identität preisgeben. Er verlangt vielmehr, daß wir Christen bleiben, daß wir unseren Glauben bewahren und leben und als wesentlichen Anteil in die menschliche Gesellschaft einbringen. Darum dürfen wir wir an diesem Auftrag durch niemanden gehindert werden, auch nicht durch den Staat. Bei Wahrung gegenseitiger Freiheit und Unabhängigkeit ist das Verhältnis zwischen Kirche und Staat in Deutschland auf Kooperation hin angelegt und nicht auf Trennung. Die geschichtlich gewachsene Beziehung verpflichtet den Staat zum Schutz der Institutionen, die gesellschaftlich wichtige Aufgaben wahrnehmen, und verbietet jegliche Form von staatlichem Eingriff. In diesem Zusammenhang ist darauf zu achten, daß der vollen Durchsetzung des Grundgesetzes sowohl dem Geist als auch dem Buchstaben nach auch in den neuen Bundesländern Rechnung getragen wird. Unter Berücksichtigung der Dienstfunktion des Staates ist die Religionsfreiheit zu gewährleisten, vor allem im erzieherischen Bereich und in der religiösen Erziehung. Neutral ist der Staat und nicht der Religionsunterricht!

8. Meine besondere Verbundenheit bekunde ich in dieser Stunde dem Erzbischof von Berlin, Georg Maximilian Kardinal Sterzinsky, sowie den anwesenden Kardinälen, dem Bischof von Münster als Heimatbischof von Karl Leisner, dem Herrn Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und den Bischöfen aus Deutschland und den Nachbarländern, allen Priestern, Diakonen und Ordensleuten. Sehr herzlich begrüße ich den Herrn Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland, die Frau Präsidentin des Deutschen Bundestages, den Herrn Bundeskanzler, die Minister der Bundesregierung, den Herrn Regierenden Bürgermeister von Berlin mit Mitgliedern des Senats, die Ministerpräsidenten der Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Saarland und des Freistaates Thüringen sowie Repräsentanten der Landesregierungen und Landesparlamente, der übrigen Verfassungsorgane und die zahlreichen Vertreter des Diplomatischen Corps.

Schließlich grüße ich Euch alle, die zahllosen Gläubigen, und danke für Euer Kommen und für die Mitfeier. Besonders begrüße ich die Angehörigen unserer zwei neuen Seligen, wie auch die Gruppe ehemaliger Häftlinge der Konzentrationslager, Frauen und Männer.

Vor allem grüße ich auch die große Zahl von Jugendlichen. Ihr habt die vergangene Nacht gewacht und gebetet und seid heute früh mit dem Kreuz des Heiligen Jahres, das zum Symbol der Weltjugendtreffen wurde, ins Stadion gezogen. Ich danke Euch von Herzen für dieses mutige Bekenntnis Eures Glaubens! Wie könnte ich in diesem Augenblick vergessen, daß ich mich im August nächsten Jahres zu einer erneuten Begegnung mit der Jugend der Welt nach Paris begeben möchte. Schon heute lade ich Euch alle herzlich zu diesem großen Fest ein. Kommt selbst und bringt viele Eurer Altersgenossen mit. Die Weltjugendtreffen sind für alle, die sich einfinden, immer eine Stunde außergewöhnlicher Gnade.

Ferner begrüße ich die große Zahl meiner Landsleute. Eure heutige Anwesenheit in Berlin und die gemeinsame Feier ist ein beredtes Zeichen der Aussöhnung zwischen Deutschen und Polen, zu deren Gelingen die Bischöfe und Gläubigen in beiden Ländern wesentlich beigetragen haben. Es würde mich freuen, zahlreiche Schwestern und Brüder aus Deutschland im Mai nächsten Jahres in Breslau anläßlich des eucharistischen Weltkongresses wieder begrüßen zu können.

9. Der ganzen Kirche in Deutschland möchte ich Mut machen, unserer christlichen Sendung treu zu bleiben und stets auf das Vorbild der beiden seligen Märtyrer Bernhard Lichtenberg und Karl Leisner zu blicken, »Mater habebit curam« die himmlische Mutter wird sorgen! Mit diesem hoffnungsfrohen Wort Karl Leisners empfehle ich Euch der Fürsprache Mariens, die als erste Christin ihr Jawort zum unbegreiflichen Willen Gottes gesagt hat.

Von Herzen segne ich Euch alle in der Liebe unseres Herrn Jesus Christus, denn Dank sei und die Ehre in Ewigkeit.



SELIGSPRECHUNG VON :

OTTO NEURURER, JAKOB GAPP UND CATHERINE JARRIGE

Christkönigsfest - Sonntag, 24. November 1996




1. Oggi, ultima domenica dell’Anno Liturgico, la Chiesa celebra la solennità di Cristo Re e fissa lo sguardo sulla figura del Buon Pastore. Cristo, Buon Pastore, conduce il suo gregge, lo custodisce dagli assalti del nemico, procura il nutrimento per le pecore (cf. Ez 34, 11ss.) e, soprattutto, cerca di condurle nella casa del Padre, in quel regno, cioè, che il Padre gli ha affidato, perché ne renda partecipi gli uomini.

Cristo, Buon Pastore, è colui che “offre la vita per le pecore” (Gv 10, 11). Cristo crocifisso e risorto: come crocifisso dà la sua vita, come risorto dona la vita.

L’apostolo Paolo scrive: “Se a causa di un uomo venne la morte, a causa di un uomo verrà anche la risurrezione dei morti; e come tutti muoiono in Adamo, così tutti riceveranno la vita in Cristo” (1Cor 15, 21-22). E aggiunge: “Poi sarà la fine, quando egli consegnerà il Regno a Dio Padre . . . Bisogna, infatti, che egli regni finché non abbia posto tutti i nemici sotto i suoi piedi. L’ultimo nemico ad essere annientato sarà la morte” (1 Cor 15, 24-26).

123 Così, dunque, Cristo riceve il Regno e, allo stesso tempo, Gli viene dato il compito di offrirlo a noi: Regno di grazia e di verità, regno di giustizia, di amore, di pace.

2. In questo Regno il Figlio esercita il potere. Non soltanto il potere del pastore, ma anche quello del giudice, come indica l’odierno Vangelo. Cristo è Re poiché a lui appartiene il giudizio sulle nazioni, il giudizio su ogni uomo.

San Matteo ha delineato in modo impressionante lo svolgimento di questo giudizio. Il giudice dice: “Venite, benedetti del Padre mio, ricevete in eredità il regno preparato per voi fin dalla fondazione del mondo. Perché io ho avuto fame e mi avete dato da mangiare, ho avuto sete e mi avete dato da bere, ero forestiero e mi avete ospitato, nudo e mi avete vestito, malato e mi avete visitato, carcerato e siete venuti a trovarmi” (
Mt 25,34-36). I giusti domanderanno: quando mai abbiamo fatto tutto questo? Ed Egli risponderà: “In verità vi dico: ogni volta che avete fatto queste cose a uno solo di questi miei fratelli più piccoli, l’avete fatto a me” (Mt 25,40).

Cristo è Re d’amore e perciò il giudizio finale sull’uomo e sul mondo sarà un giudizio sull’amore. Dall’aver amato o dal non aver amato dipenderà la nostra collocazione dall’una o dall’altra parte. Il Regno offertoci da Cristo è, allo stesso tempo, un compito dato a ciascuno di noi. Sta a noi attuarlo mediante quegli atti d’amore descritti con grande realismo dal Vangelo.

3. Oggi la Chiesa ci pone dinanzi come modelli due uomini ed una donna che, proprio mediante le opere di una generosa dedizione a Dio e ai fratelli, hanno realizzato, ognuno nel proprio ambito, il Regno di Dio e ne sono diventati eredi. Nell’ora del giudizio, essi si sono sentiti dire: “Venite, benedetti del Padre mio, ricevete in eredità il regno preparato per voi fin dalla fondazione del mondo” (Mt 25,34). Con l’odierno rito di beatificazione vogliamo confessare il mistero del Regno di Dio ed onorare Cristo Re, Pastore pieno d’amore per il suo gregge.

4. Jesus, der gekommen ist, um für die Wahrheit Zeugnis abzulegen, geht es nicht um eine philosophische Diskussion, sondern um die lebendige Wahrheit des sich offenbarenden Gottes. Es geht um die Wahrheit, die das Heil bringt und das Leben verändert. Für diese Wahrheit legt der Herr sein Zeugnis ab. Und für diese Wahrheit, die der Hintergrund seines Königtums ist, sollte er den Tod erleiden.

Die beiden Märtyrer aus Tirol, der Weltpriester und Pfarrer Otto Neururer und der Priester des Marianistenordens Jakob Gapp, stehen sozusagen mit ihrem Lebenszeugnis neben dem gefesselten Christus, der der Macht des Pilatus ausgeliefert war.

Pater Jakob Gapp legte sein Zeugnis ab mit der Kraft des unerschrockenen Wortes und der tiefen Überzeugung, daß es zwischen der heidnischen Ideologie des Nationalsozialismus und dem Christentum keine Kompromisse geben konnte. Er sah mit Recht in dieser Auseinandersetzung einen apokalyptischen Kampf. Er wußte, wo er zu stehen hatte und wurde deshalb zum Tode verurteilt.

5. Der schlichte Pfarrer Otto Neururer legte sein Zeugnis für die Wahrheit Christi ab, indem er unter schwierigsten und gefährlichsten Umständen für die Heiligkeit der christlichen Ehe eintrat und ins Gefängnis der Gestapo geworfen wurde. Im Konzentrationslager war es sein priesterliches Pflichtbewußtsein, das ihn drängte, Glaubensunterricht zu geben - trotz strengsten Verbots der Lagerleitung. Zur Strafe hängte man ihn mit dem Kopf nach unten auf, bis er tot war.

Beide Priester sind für die Wahrheit eingetreten, beide haben Zeugnis abgelegt, auf sich allein gestellt, verlassen, verhöhnt, wehrlos, aber treu bis in den Tod.

Darum fällt heute in dieser Stunde der Seligsprechung ein Strahl des ewigen Königtums Christi auf diese beiden Blutzeugen. Sie gehören zu denen, die mit Ihm auf dem Thron sitzen, weil sie, wie die Geheime Offenbarung sagt, »das Tier und sein Standbild nicht angebetet haben«.

124 Uns allen aber schenken die beiden Märtyrer Otto Neururer und Jakob Gapp in einer Zeit, die das Christentum nur zu gerne in die Unverbindlichkeit tauchen und alle Verpflichtungen relativieren möchte, das Zeugnis für kompromißlose Treue zur Wahrheit Jesu, wo immer sie als solche aufleuchtet. So mögen sie als Patrone für die Unerschrockenheit in der Verkündigung, für die Heiligkeit der Ehe und des priesterlichen Dienens im Himmel unsere Fürbitter sein.

6. «Le Seigneur est mon berger, rien ne saurait me manquer ». Animée par cette certitude, Catherine Jarrige donna toute sa vie au service de Dieu et du prochain. Quand elle parcourait de nuit les vallées du Cantal, quand elle traversait «les ravins de la mort a pour porter secours aux prêtres persécutés, quand elle passait quater clans les maisons pour les pauvres en qui elle avait reconnu le visage du Christ souffrant, elle ne cessait de porter dans son coeur la présence du Seigneur, son rempart, son bouclier. Tertiaire dominicaine, fille spirituelle de sainte Catherine de Sienne, elle prêcha le Christ et l'Évangile par ses actes. Son message est un message de joie, d'amour et d'espérance.

Message de joie: le Christ roi de l'univers, peut se saisir totalement d'une âme pour en faire une vivante image de sa charité. Comme il l'a fait pour elle, ii ne cesse de nous attirer à lui. Message d'amour: face à ses persécuteurs, Catinon-Menette trouvait la répartie, la pointe d'humour qui désarmait un adversaire qu'au. fond d'elle-même elle continuait à aimer. Message d'espérance: la brebis perdue est prise sur les épaules du Berger et de ceux qui l'accompagnent. Catherine a côtoyé et secouru. de nombreuses pauvretés et spirituelles. Tout ce quelle a fait à «l' un de ces petits », c'est au Christ qu'elle l'a fait. Et le Christ lui-même l'a accueillie auprès d'elle en lui donnant part à sa Résurrection bienheureuse.

7. “Venite, benedetti del Padre mio” (
Mt 25,34): questo dolce invito hanno udito i tre Beati che oggi ho avuto la gioia di elevare agli onori degli altari. La Chiesa li propone alla venerazione di tutti i battezzati.

Carissimi Fratelli e Sorelle, imitiamo la loro fede, imitiamo la loro carità, perché la nostra speranza si rivesta di immortalità. Non lasciamoci distrarre da altri interessi terreni e passeggeri. I beati Otto Neururer, Jakob Gapp e Catherine Jarrige ci indicano la strada: seguiamone le orme!

Ci guidi nel cammino verso il Regno dei Cieli, Maria, Regina di tutti i Santi, così che anche a noi sia dato, un giorno, di ascoltare le parole di Cristo: “Venite, benedetti del Padre mio”. Amen.



Predigten 1978-2005 117