Predigten 1978-2005 242


JUBILÄUMSPILGERFAHRT

VON JOHANNES PAUL II.

ZUM BERG SINAI

EUCHARISTIEFEIER IM SPORTPALAST VON KAIRO

Freitag, 25. Februar 2000

243 1.»Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen« (Mt 2,15).

Das heutige Evangelium bringt uns die Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten in Erinnerung, wo sie sich in Sicherheit brachte. »Dem Josef [erschien] im Traum ein Engel des Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten« (Mt 2,13). Auf diese Weise hat Christus, der »Fleisch geworden [ist], um die Menschen für die Aufnahme der Gottheit zu befähigen« (hl. Athanasius von Alexandrien, Gegen die Arianer, 2,59; BKV 2 , Bd. 13, Kempten 1913, S. 202f.), selbst jenen Weg machen wollen – den Weg des Rufes Gottes, auf dem sein Volk gezogen war –, damit im Sohn alle Mitglieder des Volkes zu Söhnen und Töchtern würden. Josef »[stand] in der Nacht auf und floh mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten. Dort blieb er bis zum Tod des Herodes, denn es sollte sich erfüllen, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen« (). Die Vorsehung führte Jesus auf die Straßen, auf denen einst die Israeliten gezogen waren, um ins Gelobte Land zu gelangen – unter dem Zeichen des Osterlammes in der Feier des Passah. Jesus, das Lamm Gottes, wurde ebenfalls vom Vater aus Ägypten gerufen, um in Jerusalem das Passah des neuen und unwiderruflichen Bundes zu vollbringen, das endgültige Passah, Ostern, das der Welt das Heil schenkt.

2. »Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.« So spricht der Herr, der sein Volk aus dem Zustand der Versklavung herausgeführt hat (vgl. Ex 20,2), um mit ihm auf dem Berg Sinai einen Bund zu schließen. Das Passahfest bleibt für immer die Erinnerung an diese Befreiung. Es feiert das Gedächtnis dieses Ereignisses, das bleibend in der Erinnerung des Gottesvolkes anwesend ist. Als die Israeliten unter der Führung des Mose zu ihrer langen Wanderung aufbrachen, glaubten sie nicht, daß ihre Pilgerfahrt durch die Wüste bis ins Gelobte Land vierzig Jahre dauern würde. Mose selbst, der sein Volk aus Ägypten herausgeführt und es während dieser ganzen Zeit angeführt hatte, zog nicht ins Gelobte Land ein. Er hat es nur kurz vor seinem Tod von der Anhöhe des Berges Nebo geschaut, bevor er die Führung des Volkes an seinen Nachfolger Josua übertrug.

3. Da die Christen den zweitausendsten Jahrestag der Geburt Jesu feiern, müssen wir diese Pilgerfahrt zu den Stätten machen, wo die Heilsgeschichte begonnen und stattgefunden hat: Geschichte der unwiderruflichen Liebe zwischen Gott und den Menschen, Gegenwart des Herrn der Geschichte in der Zeit und im Leben der Menschen. Wir sind nach Ägypten gekommen, um den Weg zu gehen, auf dem Gott sein Volk unter der Leitung Moses ins Gelobte Land geführt hat. Hier beginnen wir nun unsere Wanderung, erleuchtet von den Worten aus dem Buch Exodus: Aus unserem Sklavendasein ausziehend, pilgern wir dem Berg Sinai entgegen, wo Gott seinen Bund mit dem Hause Jakob besiegelt hat durch die Mittlerschaft Moses, in dessen Hände er die Tafeln der Zehn Gebote legte. Ein wunderbarer Bund! Er zeigt uns, daß Gott unaufhörlich auf den Menschen zugeht, um ihm sein Leben in Fülle mitzuteilen. Er vermittelt uns Gottes Gegenwart, ist Ausdruck seiner tiefen Liebe zu seinem Volk. Er fordert den Menschen auf, sich Gott zuzukehren, sich von seiner Liebe ergreifen zu lassen und die Sehnsucht nach Glück zu verwirklichen, die er in sich trägt. Wenn wir im Geist die Tafeln der Zehn Gebote entgegennehmen, werden wir ganz aus dem Gesetz leben, das Gott in unsere Herzen gelegt hat, und wir werden an dem Heil Anteil haben, das der auf dem Berg Sinai zwischen Gott und seinem Volk geschlossene Bund sichtbar gemacht hat und das der Gottessohn uns durch die Erlösung anbietet.

4. Auf diesem Boden Ägyptens, das ich die Freude habe, zum ersten Mal zu besuchen, wurde die Botschaft des neuen Bundes von Geschlecht zu Geschlecht weitergegeben durch die ehrwürdige koptische Kirche, Erbin der Verkündigung und des apostolischen Wirkens des Evangelisten Markus, der nach der Tradition das Martyrium in Alexandrien erlitt. An diesem Tag erheben wir innigen Dank zu Gott für die reiche Geschichte dieser Kirche und für das hochherzige Apostolat ihrer Gläubigen, die durch die Jahrhunderte hindurch, manchmal bis zum Blutvergießen, eifrige Zeugen der Liebe des Herrn gewesen sind.

Mit Zuneigung danke ich Seiner Seligkeit Stephanos II. Ghattas, dem koptisch-katholischen Patriarchen von Alexandrien, für die Willkommensworte, die er an mich gerichtet hat; sie zeugen von dem lebendigen Glauben und der Treue eurer Gemeinschaft zur Kirche von Rom. Von Herzen grüße ich die Patriarchen und Bischöfe, die an dieser eucharistischen Liturgie teilnehmen, sowie die Priester, Ordensmänner, Ordensfrauen und alle Gläubigen, die gekommen sind, um mich auf dieser Station meiner Jubiläums-Pilgerfahrt zu begleiten. Mein ehrerbietiger Gruß geht an die Vertreter der Behörden sowie an alle Menschen, die an dieser Feier teilnehmen.

Eure Anwesenheit hier an der Seite des Nachfolgers Petri ist ein Zeichen der Einheit der Kirche, deren Haupt Christus ist. Die hier so schön zum Ausdruck gebrachte Brüderlichkeit unter allen Jüngern des Herrn möge euch dazu ermutigen, in euren Anstrengungen zum Aufbau von in der Liebe geeinten Gemeinschaften fortzufahren, sie sind Fermente der Eintracht und Versöhnung! Ihr werdet so Kraft und Trost finden – besonders in Augenblicken der Schwierigkeiten und Zweifel –, um Christus ein immer lebendigeres Zeugnis im Land eurer Vorfahren zu geben. Mit dem Apostel Paulus danke ich Gott, dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, und bitte zu jeder Zeit für euch, daß ihr im Glauben wachst, an der Hoffnung festhaltet und überall die Liebe Christi um euch verbreitet (vgl. ).

5. In diesem Jubiläumsjahr steht die Tatsache vor unserem Bewußtsein: Christus »ist das Haupt des Leibes, der Leib aber ist die Kirche« (Col 1,18). Und daher müssen wir mit immer größerem Eifer entschlossen voranzugehen suchen auf dem Weg der Einheit, die Er für seine Jünger wollte, in einem Geist des Vertrauens und der Brüderlichkeit. So wird unser gemeinsames Zeugnis Gott zur Ehre gereichen und glaubhafter werden vor den Augen der Menschen. Ich bitte den Vater im Himmel, daß mit allen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, die ich hier mit Hochachtung grüße, sich friedliche und brüderliche Beziehungen in Liebe und gutem Willen entwickeln. Ein solches Klima des Dialogs und der Annäherung wird Lösungen zu den Problemen finden helfen, die noch Hindernisse für die volle Gemeinschaft bilden. Es wird auch die Achtung der den einzelnen Gemeinschaften eigenen Empfindsamkeit wie auch deren besondere Weise, den Glauben an Christus auszudrücken und die Sakramente zu feiern, fördern; diese sollen von den Kirchen gegenseitig anerkannt werden, denn sie spenden sie im Namen desselben Herrn. Wenn wir auf dieser Pilgerfahrt das Passah des Herrn feiern, mögen wir auch Pfingsten erleben, wo alle Jünger, mit der Gottesmutter versammelt, den Heiligen Geist empfangen, der uns mit dem Herrn versöhnt und der der Urheber der Einheit und der Kraft zur Sendung ist und uns zu einem Leib, Bild der kommenden Welt, macht!

6. Von Anfang an hat sich das geistliche und intellektuelle Leben in der Kirche Ägyptens in bemerkenswerter Weise entwickelt. Wir können hier an die berühmten Gründer des christlichen Mönchtums, Antonios, Pachomios und Makarios, sowie viele andere Patriarchen, Bekenner, Denker und Gelehrte erinnern, die der ganzen Kirche zum Ruhm gereichen. Heute noch bleiben die Klöster lebendige Zentren des Gebets, des Studiums und der Meditation in der Treue zur antiken koinobitischen und anachoretischen Tradition der koptischen Kirche und erinnern daran, daß der vertrauensvolle und stete Kontakt mit dem Herrn das Ferment für die Umwandlung der Menschen und der ganzen Gesellschaft ist. So läßt das Leben mit Gott Licht auf unserem Menschenantlitz aufstrahlen und erleuchtet die Welt mit neuer Helligkeit, lebendige Flamme der Liebe.

Die geistliche und apostolische Dynamik aufnehmend, die ihnen von ihren Vorfahren im Glauben übergeben wurde, mögen die Jugendlichen auf die Anrufe des Herrn achten, der sie einlädt, sich in seine Nachfolge zu begeben. Sie mögen hochherzig antworten und einwilligen in ein in Anspruch-genommen-Sein, sei es im Priestertum, sei es im geweihten Leben aktiver oder kontemplativer Art! Durch das Zeugnis ihres Lebens als Männer und Frauen in vollkommener Hingabe an Gott und die Mitmenschen – auf der Grundlage einer intensiven geistlichen Erfahrung – machen die gottgeweihten Menschen die grenzenlose Liebe des Herrn zur Welt offenbar!

7. Diese unentgeltliche und niemanden ausschließende Liebe will der Einsatz der katholischen Kirche unter dem ägyptischen Volk in den Bereichen der Erziehung, der Gesundheit, der karitativen Werke konkretisieren. Die aktive Präsenz der Kirche in der intellektuellen und moralischen Bildung der Jugend hat eine lange Tradition des koptisch-katholischen Patriarchats und des lateinischen Vikariats. Durch die Erziehung der Jugendlichen zu menschlichen, geistlichen und sittlichen Grundwerten in Achtung vor dem Gewissen eines jeden wollen die katholischen Erziehungseinrichtungen ihren Beitrag zur Förderung des Menschen, und insbesondere der Frau und der Familie, leisten. Sie möchten auch freundschaftliche Beziehungen zu den Muslimen fördern, so daß die Mitglieder jeder einzelnen Gemeinschaft sich aufrichtig bemühen um gegenseitiges Verständnis und gemeinsamen Einsatz zugunsten aller Menschen für soziale Gerechtigkeit, sittliche Werte, Frieden, Achtung und Freiheit.

244 Die Aufgabe aller Bürger ist es, im Geist der Solidarität aktiv am Aufbau der Gesellschaft, an der Sicherung des Friedens unter den Gemeinschaften und an der ehrenhaften Verwaltung des Gemeinwohls teilzunehmen. Um dieses gemeinsame Werk zu verwirklichen, das die Mitglieder ein und derselben Nation einander näherbringen soll, ist es rechtmäßig, daß alle – Christen wie Muslime – in Achtung vor den unterschiedlichen religiösen Überzeugungen auch ihre Kenntnisse in den Dienst der Gemeinschaft stellen auf allen Ebenen des gesellschaftlichen Lebens.

8. Wieder auf den Glaubensweg des Mose zurückkommend, dem die Jubiläums-Pilgerfahrt gilt, die wir in diesen Tagen unternehmen, sind wir nun eingeladen, weiter hinauf zum Berg des Herrn zu ziehen, unsere Abhängigkeiten hinter uns zu lassen, um auf den Wegen Gottes zu gehen. »Sieht so Gott deinen guten Willen [sieht er,] daß du das, was du in natürlicher Kraft vollbringst, Gott zuschreibst, so schenkt er dir dafür das, was ihm selbst eigen ist: das Geistige, das Göttliche und Himmlische« (hl. Makarios, Geistliche Homilien, 26, 20; BKV 2 , Bd. 10, Kempten 1913, S . 223). Für jeden von uns ist der Horeb, »Berg des Glaubens«, dazu bestimmt, »zum Ort der Begegnung und des Bundes, gleichsam zum ›Berg der Liebe‹« zu werden (Brief über die Pilgerfahrt zu den Stätten, die mit der Heilsgeschichte verbunden sind, Nr. 6). Hier hat das Volk sich verpflichtet, in voller Übereinstimmung mit dem Willen Gottes zu leben, hier hat Gott es seines ewigen Wohlwollens versichert. Dieses Geheimnis der Liebe verwirklicht sich vollends im Passah des Neuen Bundes, im Geschenk, das der Vater in seinem Sohn der ganzen Menschheit zum Heil macht.

Laßt uns heute in neuer Weise das Gesetz Gottes als einen kostbaren Schatz empfangen! Wir wollen wie Mose Männer und Frauen werden, die zugleich beim Herrn Fürbitte halten und den Menschen das Gesetz weitergeben, das ein Ruf zum wahren Leben ist, das von den Götzen befreit und alles Dasein unendlich schön und unendlich wertvoll macht! Ihrerseits erwarten die Jugendlichen mit Ungeduld, daß wir sie das Antlitz Gottes entdecken lassen, daß wir ihnen den richtigen Weg zeigen – den Weg der persönlichen Begegnung mit Gott – und die menschlichen Taten, die unserer Gotteskindschaft würdig sind: ein gewiß anspruchsvoller Weg, doch ein Weg der Befreiung, der allein ihre Sehnsucht nach Glück stillen kann. Wenn wir mit Gott auf dem Berg des Gebets sind, dann wollen wir uns von seinem Licht durchdringen lassen, damit unser Gesicht von Gottes Herrlichkeit leuchtet und die Menschen einlädt, von diesem göttlichen Glück zu leben, das das Leben in Fülle ist!

»Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.« Möge jeder Mensch den Ruf des Gottes des Bundes vernehmen und die Freude, sein Kind zu sein, entdecken!





JUBILÄUMSPILGERFAHRT

VON JOHANNES PAUL II.

ZUM BERG SINAI


WORTGOTTESDIENST AM KATHARINENKLOSTER AUF DEM BERG SINAI

Samstag, 26. Februar 2000

245

Liebe Brüder und Schwestern!

1. In diesem Großen Jubiläumsjahr werden wir durch unseren Glauben zu Pilgern auf den Fußspuren Gottes. Wir betrachten seinen Weg durch die Zeit, als er der Welt das wunderbare Geheimnis seiner treuen Liebe für die gesamte Menschheit offenbarte. Voll Freude und tief bewegt ist der Bischof von Rom heute als Pilger auf dem Sinai, angezogen von diesem heiligen Berg, der emporragt als erhabenes Monument dessen, was Gott hier verkündet hat. Hier offenbarte er seinen Namen! Hier gab er sein Gesetz, die Zehn Gebote des Bundes!

Wie viele Menschen sind vor uns an diesem Ort gewesen! Hier hat das Volk Gottes seine Zelte aufgeschlagen (vgl.
Ex 19,2); hier suchte der Prophet Elija Zuflucht in einer Höhle (vgl. 1R 19,9); hier fand die Märtyrerin Katharina ihre letzte Ruhestätte; hier sind im Laufe der Jahrhunderte unzählige Pilger hinaufgestiegen. Der hl. Gregor von Nyssa nannte ihn den »Berg des Verlangens« (vgl . Leben des Mose, II, 232). Generationen von Mönchen haben hier gewacht und gebetet. Voll Demut folgen wir nun ihren Spuren zu jenem »heiligen Boden«, auf dem der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs Mose den Auftrag erteilte, sein Volk zu befreien (vgl. ).

2. Gott offenbart sich auf geheimnisvolle Art und Weise – als ein nie verlöschendes Feuer –, einer Logik entsprechend, die allem trotzt, was wir kennen und erwarten. Er ist der Gott, der sowohl ganz nah als auch weit entfernt ist; er ist in der Welt, aber nicht von ihr. Er ist der Gott, der uns entgegenkommt, den wir aber nicht besitzen können. Er ist der »ICH-BIN-DA« – der Name, der kein Name ist! Ich bin der »ICH-BIN-DA«: die Unergründlichkeit Gottes, in der Wesen und Sein eins sind. Er ist der Gott, der das Sein in sich selbst ist! Wie könnten wir denn angesichts eines solchen Mysteriums nicht seinem Befehl entsprechend »unsere Schuhe ablegen« und ihn auf diesem heiligen Boden verehren?

Hier auf dem Sinai wurde die Wahrheit dessen, »der Gott ist«, Fundament und Garantie des Bundes. Mose tritt ein in die »leuchtende Finsternis« (vgl. hl. Gregor von Nyssa, Leben des Mose, II, 164). Hier wird ihm das Gesetz übergeben, das »mit dem Finger Gottes geschrieben« ist (vgl. Ex 31,18). Was aber ist dieses Gesetz? Es ist das Gesetz vom Leben und von der Freiheit!

Am Roten Meer erlebte das Volk eine große Befreiung. Es sah die Macht und die Treue Gottes. Es erkannte in ihm denjenigen Gott, der nach seiner Verheißung sein Volk wirklich befreit. Aber nun hoch auf dem Berg Sinai besiegelt der gleiche Gott seine Liebe mit dem Bund, den er niemals aufkündigen wird. Wenn die Menschen sein Gesetz befolgen, werden sie in immerwährender Freiheit leben. Auszug und Bund sind nicht lediglich Ereignisse der Vergangenheit; sie sind die ewige Bestimmung des gesamten Volkes Gottes!

3. Die Begegnung zwischen Gott und Mose auf diesem Berg birgt im Herzen unserer Religion das Geheimnis befreienden Gehorsams, das im vollkommenen Gehorsam Christi in der Menschwerdung und am Kreuz (vgl. Ph 2,8 ) seine Vollendung findet. Auch wir werden wirklich frei sein, wenn wir wie Jesus den Gehorsam lernen (vgl. He 5,8).

Die Zehn Gebote sind keineswegs willkürlich auferlegte Pflichten eines tyrannischen Herrn. Sie waren auf Stein geschrieben; aber bereits vorher waren sie als immerwährendes und überall gültiges universales Sittengesetz in das menschliche Herz eingeschrieben. Heute und für immer sind die zehn »Worte des Gesetzes« die einzig wahre Grundlage für das Leben des einzelnen Menschen, der Gesellschaften und der Nationen. Heute und für immer sind sie allein die Zukunft der menschlichen Familie. Sie bewahren den Menschen vor der zerstörenden Macht des Egoismus, Hasses und der Verlogenheit. Sie zeigen ihm alle falschen Götter, die ihn zum Sklaven machen: Gott ausschließende Eigenliebe, Machtgier und Vergnügungssucht, die die Rechtsordnung umstürzen und unsere menschliche Würde und die unseres Nächsten erniedrigen. Wenn wir uns von diesen falschen Idolen abwenden und jenem Gott folgen, der sein Volk befreit und es nie verläßt, dann werden wir wie Mose nach vierzig Tagen auf den Berg steigen, »strahlen in Herrlichkeit« (vgl. hl. Gregor von Nyssa, Leben des Mose, II, 230) und vom Licht Gottes erfüllt sein.

Das Einhalten der Gebote bedeutet, Gott treu sein, aber auch uns selbst, unserer wahren Natur und unserem tiefsten Streben. Der auch heute noch vom Sinai wehende Wind erinnert uns daran, daß Gott im und durch das Wachsen seiner Geschöpfe verehrt werden will. »Gloria Dei, homo vivens.« [Die Herrlichkeit Gottes ist der lebendige Mensch.] In dieser Hinsicht bringt jener Wind eine dringende Aufforderung zum Dialog unter den Anhängern der großen monotheistischen Religionen in ihrem Dienst an der Menschheitsfamilie mit sich. Er deutet darauf hin, daß wir in Gott Sinn und Ziel unserer Begegnung finden können: Gott, der Allmächtige und Barmherzige, Schöpfer des Universums und Herr der Geschichte, der am Ende unseres Erdenlebens mit vollkommener Gerechtigkeit über uns richten wird.

4. Das eben verlesene Evangelium deutet an, daß das Ereignis vom Sinai auf einem anderen Berg seine Vollendung findet, dem Berg der Verklärung, wo Jesus seinen Aposteln in göttlicher Herrlichkeit erscheint. An seiner Seite bezeugen Mose und Elija, daß die Fülle der Offenbarung Gottes in dem verklärten Christus zu finden ist.

Auf dem Berg der Verklärung spricht Gott aus der Wolke wie auf dem Sinai. Aber jetzt sagt er: »Das ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören« (Mc 9,7). Er befiehlt uns, auf seinen Sohn zu hören, denn »niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will« (Mt 11,27). Und so erkennen wir den wahren Namen Gottes: VATER! Der Name, der über alle anderen Namen hinausgeht: Abba! (vgl. Ga 4,6). Und in Jesus erkennen wir unseren wahren Namen: Sohn, Tochter! Wir erfahren, daß der Gott des Auszugs und des Bundes sein Volk befreit, weil es seine Söhne und Töchter sind, die nicht zur Sklaverei, sondern zur »Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes« (Rm 8,21) erschaffen sind.

Wenn der hl. Paulus schreibt, daß wir »durch das Sterben Christi tot sind für das Gesetz« (vgl. Rm 7,4), dann meint er nicht, daß das Sinai-Gesetz der Vergangenheit angehört. Er meint vielmehr, daß die Zehn Gebote nun durch die Stimme des geliebten Sohnes vernommen werden. Die von Jesus Christus zu wahrer Freiheit geführte Person ist sich bewußt, nicht äußerlich durch unzählige Vorschriften gebunden zu sein, sondern innerlich durch jene Liebe, die in die geheimsten Winkel ihres Herzens gedrungen ist. Die Zehn Gebote sind das Gesetz der Freiheit: nicht die Freiheit, blind unseren Leidenschaften zu folgen, sondern jene Freiheit, das zu lieben und zu wählen, was in jeder Situation gut und richtig ist, auch dann, wenn es uns Mühe und Kraft kostet. Wir beugen uns keineswegs einem unpersönlichen Gesetz; erforderlich ist vielmehr liebevolle Ergebenheit gegenüber dem Vater durch Jesus Christus im Heiligen Geist (vgl. Rm 6,14 Ga 5,18). Durch seine Selbstoffenbarung auf dem Berg und die Übergabe seiner Gebote offenbarte Gott den Menschen dem Mensch selbst. Der Sinai ist Mittelpunkt der Wahrheit vom Menschen und seiner Bestimmung.

5. Um zu dieser Wahrheit zu gelangen, schlugen die Mönche dieses Klosters ihre Zelte im Schatten des Sinai auf. Das Kloster der Verklärung und der hl. Katharina trägt alle Zeichen der Zeit und menschlicher Unruhe, aber es ist dennoch ein unbeugsames Zeugnis göttlicher Weisheit und Liebe. Jahrhundertelang haben Mönche aller christlichen Religionen in diesem Kloster zusammengelebt und gebetet, jenes Wort gehört, in dem die Fülle der väterlichen Weisheit und Liebe wohnt. In diesem Kloster schrieb der hl. Johannes Klimakos »Die Paradieses-Leiter«, ein spirituelles Meisterwerk, das bis heute Generationen von Mönchen und Nonnen aus Ost und West inspiriert. All das stand unter dem wirksamen Schutz der großen Gottesmutter. Bereits im dritten Jahrhundert wendeten sich ägyptische Christen mit vertrauensvollen Worten an sie: Dein Schutz sei unsere Zuflucht, heilige Mutter Gottes! »Sub tuum praesidium confugimus, sancta Dei Genetrix!« [Unter deinen Schutz fliehen wir, heilige Gottesgebärerin]! Im Lauf der Jahrhunderte ist dieses Kloster eine herausragende Begegnungsstätte für Menschen verschiedenster Kirchen, Traditionen und Kulturen. Ich bete dafür, daß das Katharinenkloster auch im neuen Jahrtausend ein leuchtendes Vorbild sei. Es möge die Kirchen dazu aufrufen, sich gegenseitig besser kennenzulernen und die Bedeutung wiederzuentdecken, die vor Gott all das hat, was uns mit Christus vereint.

6. Mein Dank gilt den zahlreichen Gläubigen der von Bischof Makarios geführten Diözese Ismayliah, die mich auf dieser Wallfahrt zum Berg Sinai begleiten. Der Nachfolger Petri dankt euch für die Festigkeit eures Glaubens. Gott segne euch und eure Familien!

Möge das Katharinenkloster auch weiterhin eine geistige Oase für die Mitglieder aller Kirchen sein, auf der Suche nach der Herrlichkeit des Herrn, die sich auf den Sinai herabgelassen hat (vgl. Ex 24,16). Das Erkennen dieser Herrlichkeit bewegt uns, mit übergroßer Freude zu rufen:

»Wir danken dir, heiliger Vater,
für deinen heiligen Namen,
den du in unseren Herzen hast Wohnung nehmen lassen«
(Didache, X; Schriften des Urchristentums, Teil II, hrsg. v. K. Wengst, Darmstadt 1984, S. 81). Amen.


SELIGSPRECHUNG VON 44 MÄRTYRERN AUF DEM PETERSPLATZ

Sonntag, 5. März 2000

246
1.»Ich will dich loben, Gott meines Heils. Ich will deinen Namen verkünden, du Hort meines Lebens, denn du hast mich […] befreit« ().

Du, Herr, bist der Hort meines Lebens! Diese Worte aus dem Buch Jesus Sirach fühle ich in meinem Herzen widerhallen, während ich die Wunder betrachte, die Gott im Leben dieser Brüder und Schwestern im Glauben vollbrachte, die die Palme des Martyriums errungen haben. Heute habe ich die Freude, sie zur Ehre der Altäre zu erheben und sie so der Kirche und der Welt als leuchtendes Zeugnis der Macht Gottes in der Schwäche der menschlichen Person vorzustellen.

Du, Gott, hast mich befreit! Das verkünden André de Soveral, Ambrósio Francisco Ferro und ihre achtundzwanzig Gefährten, Diözesanpriester, Laiengläubige, Männer und Frauen; das verkündet Nicolas Bunkerd Kitbamrung, Diözesanpriester; das verkünden Maria Stella Adela Mardosewicz und die zehn Mitschwestern, Professen des Instituts von der Heiligen Familie von Nazareth; das verkünden Pedro Calungsod und Andreas von Phú Yên, Laienkatechisten.

Ja, der Allmächtige war ihr sicherer Hort in der Zeit der Prüfung, so erfahren sie nun die Freude des ewigen Lohnes. Diese gehorsamen Diener des Evangeliums, deren Namen für immer im Himmel aufgezeichnet sind, sind durch ein und dieselbe Erfahrung der Treue zu Christus und der Kirche verbunden, wenn sie auch zu weit auseinanderliegenden Zeitpunkten der Geschichte und in voneinander sehr verschiedenen kulturellen Kontexten gelebt haben. Was sie eint, ist dasselbe bedingungslose Vertrauen in den Herrn und dieselbe tiefe Leidenschaft für das Evangelium.

Ich will dich loben, Gott meines Heils! Mit ihrem Leben, das sie für die Sache Christi opferten, verkünden diese neuen Seligen, die ersten des Jubiläumsjahres: Gott ist »Vater« (vgl. ebd., V. 10), Gott ist »Beschützer« und »Helfer« (vgl. V. 2); er ist unser Retter, der die Bitte derer, die sich mit ganzem Herzen ihm anvertrauen, erhört (vgl. V. 11). [Nachdem der Papst die Predigt auf italienisch begonnen hatte, fuhr er auf portugiesisch fort:]

2. Das sind die Empfindungen, die unsere Herzen er füllen, wenn wir an das bedeutsame Gedächtnis der Fünfhundert-Jahr-Feier der Evangelisierung Brasiliens erinnern, die in diesem Jahr stattfindet. In diesem riesigen Land waren die Schwierigkeiten, das Evangelium einzupflanzen, keineswegs gering. Die Präsenz der Kirche hat sich ganz langsam gefestigt durch die missionarischen Anstrengungen verschiedener religiöser Orden und Kongregationen sowie von Priestern aus dem Diözesanklerus. Die Märtyrer aus dem Ende des 17. Jahrhunderts, die heute seliggesprochen werden, kamen aus den Gemeinden Cunhaú und Uruaçu in Rio Grande do Norte. Die Priester André de Soveral und Ambrósio Francisco Ferro und die achtundzwanzig Laien, ihre Gefährten, gehören der Generation von Märtyrern an, die den heimatlichen Boden tränkte und fruchtbar machte für die kommenden Generationen von Christen. Es sind die Erstlingsfrüchte der missionarischen Arbeit, die Protomärtyrer von Brasilien. Einem von ihnen, Mateus Moreira, wurde bei lebendigem Leibe das Herz aus der Brust gerissen. Dennoch fand er die Kraft, seinen Glauben an die Eucharistie herauszurufen: »Gelobt sei das Allerheiligste Sakrament!«

Heute erschallen wieder die Worte Christi aus dem Evangelium: »Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können« (
Mt 10,28). Das Blut der wehrlosen Katholiken, viele sind unbekannt geblieben – Kinder, alte Leute und ganze Familien –, wird als Antrieb zur Stärkung des Glaubens der künftigen Generationen von Brasilianern dienen, vor allem auch wegen der Erinnerung an den Wert der Familie als wahre und unersetzliche Schule des Glaubens und Schöpferin sittlicher Werte. [Er sprach auf englisch weiter:]

3. »Deinen Namen will ich allzeit loben, an dich denken im Gebet« (Si 51,11). Das Priesterleben von Nicolas Bunkerd Kitbamrung war eine wahre Lobeshymne an den Herrn. Als Mann des Gebets war der Priester Nicolas herausragend in der Glaubensunterweisung, in der Suche nach den Gestrauchelten und in der Liebe zu den Armen. Ständig darum bemüht, Christus denen bekannt zu machen, die seinen Namen nie gehört hatten, nahm Nicolas die Schwierigkeiten einer Mission im Bergland und in Birma auf sich. Die Stärke seines Glaubens wurde allen offenbar, als er denen vergab, die ihn unter falschen Anschuldigungen anklagten, ihn seiner Freiheit beraubten und ihm viel Leid zufügten. Im Gefängnis ermutigte er seine Mitgefangenen, lehrte sie den Katechismus und spendete ihnen die Sakramente. An seinem Zeugnis für Christus bewahrheiten sich die Worte des hl. Paulus. »Von allen Seiten werden wir in die Enge getrieben und finden doch noch Raum; wir wissen weder aus noch ein und verzweifeln dennoch nicht; wir werden gehetzt und sind doch nicht verlassen; wir werden niedergestreckt und doch nicht vernichtet. Wohin wir auch kommen, immer tragen wird das Todesleiden Jesu an unserem Leib, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib sichtbar wird« (). Durch die Fürsprache des sel. Nicolas möge die Kirche in Thailand Segen und Stärkung in der Aufgabe der Evangelisierung und des Dienstes empfangen. […dann auf polnisch:]

247 4. Gott war ein wahrer »Helfer und Beschützer « auch für die Märtyrerinnen von Nowogródek – für die sel. Maria Stella Mardosewicz und die zehn Mitschwestern, Professen der Kongregation von der Heiligen Familie von Nazareth (Nazareth-Schwestern). Er war für sie ein Helfer während des ganzen Lebens und dann im Augenblick der schrecklichen Prüfung, als sie eine ganze Nacht lang auf den Tod warteten; er war es vor allem auf dem Weg zum Hinrichtungsort und schließlich im Augenblick der Erschießung.

Woher hatten sie die Kraft, sich im Austausch für die Rettung der Verurteilten im Gefängnis von Nowogródek selbst hinzugeben? Woher nahmen sie die Kühnheit, die Verurteilung zu einem so grausamen und ungerechten Tod mutig anzunehmen? Gott hatte sie langsam auf diesen Augenblick einer noch größeren Prüfung vorbereitet. Der Same der Gnade, der im Augenblick der hl. Taufe in ihre Herzen gelegt und danach mit großer Sorgfalt und Verantwortlichkeit gepflegt worden war, hatte tiefe Wurzeln geschlagen und die wunderbare Frucht der Hingabe des eigenen Lebens hervorgebracht. Christus sagt: »Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt« (
Jn 15,13). Ja, es gibt keine größere Liebe als dies: bereit zu sein, sein Leben für die Brüder hinzugeben.

Wir danken euch, selige Märtyrerinnen von Nowogródek, für das Zeugnis der Liebe, für das Vorbild an christlichem Heldenmut und für das Vertrauen in die Macht des Heiligen Geistes. »Christus hat euch erwählt und euch dazu bestimmt, daß ihr in eurem Leben Frucht bringt und daß eure Frucht bleibt« (vgl. Jn 15,16). Ihr seid das größte Erbe der Kongregation von der Heiligen Familie von Nazareth, der Nazareth-Schwestern. Ihr seid das Erbe der ganzen Kirche Christi für immer, und besonders in Weißrußland! [Wieder auf englisch sagte der Papst:]

5. »Wer sich […] vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen« (Mt 10,32). Von seiner Kindheit an bekannte sich Pedro Calungsod unverbrüchlich zu Christus und antwortete hochherzig auf seinen Anruf. Junge Menschen können heute Mut und Kraft am Vorbild Pedros fassen, dessen Liebe zu Jesus ihn dazu veranlaßte, seine Jugendjahre als Laienkatechist der Glaubensunterweisung zu widmen. Familie und Freunde hinter sich lassend, nahm Pedro bereit - willig die ihm von Pater Diego de San Vitores gestellte Herausforderung an, ihn in die Mission unter den Chamorros zu begleiten. In einem Geist des Glaubens, gekennzeichnet von einer starken eucharistischen und marianischen Frömmigkeit, nahm Pedro die anspruchsvolle Aufgabe, die von ihm verlangt wurde, auf sich und trat mutig den vielen Hindernissen und Schwierigkeiten entgegen, denen er begegnete. Angesichts der drohenden Gefahr ließ Pedro Pater Diego nicht im Stich, sondern zog es als »guter Soldat Christi« vor, an der Seite des Missionars zu sterben. Heute hält der sel. Pedro Calungsod Fürbitte für die Jugendlichen, vor allem für die in seiner Heimat, den Philippinen, und ist eine Herausforderung für sie. Liebe junge Freunde, zögert nicht, dem Beispiel Pedros zu folgen: Er »gefiel Gott und wurde von ihm geliebt« (Sg 4,10) und hat, früh zur Vollendung gelangt, doch ein erfülltes Leben gelebt (vgl. ebd., V. 13). [Er sprach weiter auf französisch:]

6. »Wer sich […] vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen« (Mt 10,32). Dieses Wort des Herrn hatte Andreas von Phú Yên, in Vietnam, mit heroischer Stärke zu dem seinen gemacht. Seit dem Tag, da er als Sechzehnjähriger die Taufe empfing, strebte er danach, ein tiefes geistliches Leben zu entfalten. Inmitten der Schwierigkeiten, denen diejenigen ausgesetzt waren, die dem christlichen Glauben anhingen, hat er als treuer Zeuge Christi, des Auferstandenen, gelebt, und er hat ohne Unterlaß seinen Brüdern in der Katechistenvereinigung »Haus Gottes« das Evangelium verkündet. Aus Liebe zum Herrn hat er alle seine Kräfte in den Dienst der Kirche gestellt und den Priestern in ihrer Sendung geholfen. Er hat ausgeharrt bis zur Hingabe seines Blutes, um der Liebe dessen treu zu bleiben, dem er sich ganz geschenkt hatte. Die Worte, die er wiederholte, als er sich entschlossen auf den Weg des Martyriums machte, sind Ausdruck dessen, was sein ganzes Leben erfüllte: »Laßt uns unserem Gott Liebe für Liebe geben; laßt uns Leben für Leben geben.«

Der sel. Andreas, Protomärtyrer von Vietnam, ist heute der Kirche seines Landes zum Vorbild gegeben. Mögen alle Jünger Christi in ihm Kraft und Halt in der Prüfung finden und das Anliegen verfolgen können, ihre Freundschaft mit dem Herrn, ihre Kenntnis des christlichen Geheimnisses, ihre Treue zur Kirche und ihren Sinn der Sendung zu vertiefen. [… und schließlich wieder auf italienisch:]

7. »Fürchtet euch also nicht!« (Mt 10,31). So lautet die Einladung Jesu Christi. So lautet auch die Aufforderung der neuen Seligen, die ungeachtet aller Schwierigkeiten fest in ihrer Liebe zu Gott und den Brüdern blieben. Diese Einladung ist als eine Ermutigung im Jahr des Jubiläums, Zeit der Umkehr und tiefen geistlichen Erneuerung, an uns gerichtet. Lassen wir uns nicht von Prüfungen und Schwierigkeiten abschrecken; lassen wir uns nicht von Hindernissen hemmen, mutige und mit dem Evangelium übereinstimmende Entscheidungen zu treffen!

Was sollten wir fürchten, wenn Christus mit uns ist? Weshalb zweifeln, wenn wir auf der Seite Christi bleiben und die Aufgabe und Verantwortung übernehmen, seine Jünger zu sein? Möge die Feier des Jubiläums uns in dem entschlossenen Willen stärken, dem Evangelium zu folgen. Vorbild sind uns und ihre Hilfe bieten uns die neuen Seligen.

Maria, Königin der Märtyrer, die zu Füßen des Kreuzes bis zum Äußersten am Opfer des Sohnes Anteil genommen hat, helfe uns, unseren Glauben mutig zu bezeugen!




Predigten 1978-2005 242