Predigten 1978-2005 581

581 Dank der Taufe werdet ihr Teil der Kirche, die ein großes pilgerndes Volk ist, das keine rassischen, sprachlichen oder kulturellen Grenzen kennt; ein Volk, das seit Abraham zum Glauben berufen und dazu bestimmt ist, zum Segen unter allen Völkern der Erde zu werden (Gn 12,1-3). Bleibt dem treu, der euch erwählt hat, und vertraut ihm mit großzügigem Einsatz euer ganzes Leben an.

4. Die Liturgie lädt uns alle dazu ein, gemeinsam mit denen, die in wenigen Augenblicken getauft werden, unser Taufversprechen zu erneuern. Der Herr bittet uns, ihm unsere volle Bereitschaft und ganze Hingabe für den Dienst am Evangelium zu erneuern.

Liebe Brüder und Schwestern, wenn euch manchmal dieser Auftrag schwierig erscheinen mag, ruft euch die Worte des Auferstandenen ins Gedächtnis: "Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt" (Mt 28,20). In der Gewißheit seiner Gegenwart braucht ihr dann keine Schwierigkeiten oder Hindernisse fürchten. Sein Wort wird euch erleuchten; sein Leib und sein Blut werden Nahrung und Stütze auf dem täglichen Weg zur Ewigkeit sein.

Maria wird an der Seite eines jeden von euch bleiben, so wie sie unter den verängstigten und versprengten Aposteln in der Stunde der Prüfung zugegen war. Mit ihrem Glauben wird sie euch - jenseits der Nacht der Welt - die Morgenröte der Auferstehung in Herrlichkeit zeigen. Amen.



EUCHARISTIEFEIER MIT SELIGSPRECHUNGEN

Dritter Sonntag der Osterzeit, 25. April 2004

1.»Sie wußten, daß es der Herr war« (Jn 21,12): Mit diesen Worten beschreibt der Evangelist Johannes die freudige Reaktion der Jünger, als sie den auferstandenen Herrn erblickten. Jesus erscheint ihnen nach einer Nacht harter, fruchtloser Arbeit auf dem See Tiberias. Im Vertrauen auf sein Wort werfen sie die Netze aus und ziehen viele Fische ans Ufer (vgl. Jn 21,6).

Wie die Apostel sind auch wir erstaunt über die zahlreichen Wunder, die Gott in den Herzen der Menschen wirkt, die auf ihn vertrauen. In der heutigen Eucharistiefeier betrachten wir, was er in den sechs neuen Seligen vollbracht hat: im Priester Augusto Czartoryski; in vier Ordensfrauen: Laura Montoya, María Guadalupe García Zavala, Nemesia Valle und Eusebia Palomino Yenes; in einer Gläubigen im Laienstand, Alexandrina Maria da Costa. Sie sind ausdrucksstarke Zeichen dafür, wie der Herr das Leben der Gläubigen verwandelt, wenn sie ihr Vertrauen in ihn setzen. [Nach diesen Worten auf italienisch sagte der Papst auf polnisch:]

2. »Wie liebenswert ist deine Wohnung, Herr der Heerscharen. Meine Seele verzehrt sich in Sehnsucht nach dem Tempel des Herrn […] Denn ein einziger Tag in den Vorhöfen deines Heiligtums ist besser als tausend andere« (). Diese Worte des Psalms schrieb der sel. Augusto Czartoryski als Lebensmotto auf das Bildchen zu seiner Primizmesse. Aus ihm wird die Begeisterung eines Menschen deutlich, der der Stimme seiner Berufung folgt und dadurch die Schönheit des Priesteramtes entdeckt. Zudem hören wir darin den Widerhall der so andersartigen Entscheidung jener Menschen, die den Willen Gottes wahrnehmen und ihn erfüllen wollen. Der junge Fürst August Czartoryski entwickelte eine wirksame Methode zur Ergründung der Pläne Gottes: Er brachte im Gebet alle seine Fragen und grundlegenden Zweifel vor Gott; dann befolgte er im Geiste des Gehorsams die Empfehlungen seiner geistlichen Führer. Auf diese Weise verstand er, daß er zu einem Leben in Armut und zum Dienst an den Geringen berufen war. Diese Methode ermöglichte ihm sein ganzes Leben lang, seine Entscheidungen so zu treffen, daß wir heute mit Recht behaupten können: Er verwirklichte die Pläne der göttlichen Vorsehung auf heldenhafte Weise.

Sein Beispiel der Heiligkeit möchte ich vor allem den jungen Menschen nahelegen, die sich heute darum bemühen, den Willen Gottes für ihr Leben zu entziffern, und die jeden Tag in Treue zum Wort Gottes vorangehen möchten. Meine lieben jungen Freunde, lernt vom sel. August, im Gebet inständig um das Licht des Heiligen Geistes und um weise Seelenführer zu bitten, damit ihr den Plan Gottes für euer Dasein erkennen könnt und fähig werdet, stets auf dem Weg der Heiligkeit zu gehen. [Dann fuhr der Papst auf spanisch fort:]

3. »Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wußten nicht, daß es Jesus war« (Jn 21,4). Es ist möglich, daß der Mensch Gott trotz seiner vielfältigen Offenbarungen in der Geschichte nicht kennt. Als Mutter Laura Montoya sah, wie viele Eingeborene fern von den Städten lebten, ohne etwas vom Herrn zu wissen, beschloß sie, die Kongregation der Missionarinnen der Unbefleckten Jungfrau Maria und der hl. Katharina von Siena zu gründen, um das Licht des Evangeliums zur Urwaldbevölkerung zu bringen. Diese kolumbianische Selige fühlte sich als geistliche Mutter der Ureinwohner, denen sie die Liebe Gottes übermitteln wollte. Das war zu ihrer Zeit nicht einfach, da soziale Konflikte auch damals ihre edle Heimat mit Blut befleckten. Lassen wir uns von ihrer Botschaft des Friedens anregen, und bitten wir sie heute, daß sich das geliebte Land Kolumbien bald des Friedens, der Gerechtigkeit und eines umfassenden Fortschritts erfreuen möge.

4. Im Evangelium haben wir die dreimalige Frage Jesu an Petrus gehört: »Liebst du mich?« Eben diese Frage richtet Christus an die Männer und Frauen jedes Zeitalters. Die Christen müssen entschlossen und bereitwillig auf seine Pläne für jeden einzelnen Antwort geben. So war es auch im Leben der sel. Guadalupe García Zavala aus Mexiko. Sie verzichtete auf die Ehe und widmete sich dem Dienst an den Armen, Bedürftigen und Kranken. Zu diesem Zweck gründete sie die Kongregation der »Siervas de Santa Margarita María y de los pobres«.

582 Erfüllt von tiefem Glauben, grenzenloser Hoffnung und großer Liebe zu Christus suchte Mutter Lupita nach persönlicher Heiligung auf der Grundlage ihrer Liebe zum Herzen Jesu und ihrer Treue zur Kirche. Auf diese Weise lebte sie den Wahlspruch, den sie ihren geistlichen Töchtern hinterlassen hat: »Liebe bis zum Opfer – Beständigkeit bis in den Tod hinein.« [Johannes Paul wandte sich erneut auf italienisch an die Pilger:]

5. »Den Kleinen und Armen, jedem Menschen überall auf der Erde die Liebe Gottes zeigen«: Dies war das Ziel der sel. Nemesia Valle während ihres gesamten Daseins. Diese Lehre hinterläßt sie vor allem ihren Mitschwestern, den Schwestern der Nächstenliebe von der hl. Johanna Antida Thouret, wie auch den Gläubigen der Erzdiözese Turin. Es ist das Beispiel einer leuchtenden Heiligkeit, die nach den hohen Gipfeln der Vollkommenheit des Evangeliums strebt und ihren Ausdruck in den einfachen Gesten des alltäglichen, ganz für Gott hingeschenkten Lebens findet.

Die neue Selige wiederholt auch heute vor uns allen: »Heiligkeit besteht nicht darin, viele oder großartige Dinge zu tun […] Heilig ist, wer sich jeden Tag an seinem Platz für den Herrn aufopfert.« [Der Papst sprach dann wieder auf spanisch:]

6. Der Herr sagt mit Entschlossenheit und Nachdruck zu Petrus: »Folge mir nach!« (
Jn 21,19). Auch Schwester Eusebia Palomino, von der Kongregation der »Hijas de María Auxiliadora « hörte eines Tages den Ruf Gottes und antwortete darauf mit intensiver Spiritualität und tiefer Demut im Alltagsleben. Als echte Salesianerin war sie von der Liebe zur Eucharistie und zur Gottesmutter beseelt. Das Wichtigste war für sie die Liebe und der Dienst; alles andere zählte nicht, denn sie hielt sich an die salesianische Maxime: »da mihi animas, caetera tolle« [Gib mir Seelen, alles andere nimm].

Mit der Radikalität und Konsequenz ihrer Entscheidungen zeichnete Schwester Eusebia Palomino Yenes einen faszinierenden und anspruchsvollen Weg der Heiligkeit für uns alle vor, insbesondere für die jungen Menschen unserer Zeit. [Der Heilige Vater sagte auf portugiesisch:]

7. Jesus fragt Simon Petrus: »Liebst du mich?« Dieser antwortet: »Ja, Herr, du weißt, daß ich dich liebe« (Jn 21,15). Das Leben der sel. Alexandrina Maria da Costa läßt sich in diesem Dialog der Liebe zusammenfassen. Von solchen liebevollen Empfindungen durchdrungen und erfaßt, will sie ihrem Erlöser nichts vorenthalten: Mit ihrem starken Willen nimmt sie alles auf sich, um Ihm ihre Liebe zu beweisen. In bräutlicher Verbindung zum Blute Christi erlebt sie auf mystische Weise die Passion des Herrn und gibt sich als Opfergabe für die Sünder hin. Ihre Kraft bezieht sie aus der Eucharistie, die in den letzten dreizehn Jahren ihres Lebens ihre einzige Nahrung sein sollte.

Durch das Beispiel der sel. Alexandrina, das in der Trilogie »leiden, lieben, wiedergutmachen« zum Ausdruck kommt, können die Christen die nötige Anregung und Motivation finden, um alles Schmerzvolle und Traurige des Lebens durch den größten Liebesbeweis zu erhöhen: sein Leben hingeben für alle, die man liebt. [Zum Schluß sagte Johannes Paul II. wieder auf italienisch:]

8. »Ja, Herr, du weißt, daß ich dich liebe« (Jn 21,15). Wie Petrus und die Apostel am Ufer des Sees von Tiberias machten sich auch die sechs neuen Seligen dieses einfache, aber klare Bekenntnis ihres Glaubens und ihrer Liebe zu eigen und lebten es bis zum Äußersten. Die Liebe zu Christus ist das Geheimnis der Heiligkeit!

Liebe Brüder und Schwestern, laßt uns dem Beispiel dieser Seligen folgen! Laßt uns – ebenso wie sie – ein konsequentes Zeugnis für den Glauben und die Liebe zur lebendigen und wirksamen Gegenwart des Auferstandenen ablegen!



HL. MESSE MIT PRIESTERWEIHE IM PETERSDOM

IV. Sonntag der Osterzeit, 2. Mai 2004

583

1. »Auferstanden ist der Gute Hirt. Er gab sein Leben für die Schafe … Halleluja« (Kommunionvers).

Heute lädt uns die Liturgie ein, unseren Blick auf Christus, den Guten Hirten zu richten. »Agnus redemit oves«, singen wir in der Ostersequenz: »Das Lamm erlöst die Schafe.« Der eingeborene Sohn des Vaters, der Gute Hirte der Menschheit, der für uns am Kreuz sein Leben hingab, ist am dritten Tag auferstanden.

Dies ist die Frohe Botschaft, welche die Apostel, von der Kraft des Heiligen Geistes beseelt (vgl. ), von Jerusalem aus allen Völkern überbracht haben. Dies ist die gute Nachricht, die auch zu Beginn des dritten Jahrtausends noch immer erklingt. Geschenk und Geheimnis der Berufung zum Hirtenamt haben ihren Ursprung im barmherzigen Blick Christi.

2. Liebe Diakone, die ihr in Kürze zu Priestern geweiht werdet, durch eben diesen liebevollen Blick wurde auch eure Berufung zum Priestertum geweckt. Herzlich heiße ich euch willkommen und entbiete einem jeden einzelnen meinen Gruß. Ich begrüße den Kardinalvikar, seinen Stellvertreter und die Mitglieder des diözesanen Bischofsrates. Zudem gilt mein Gruß den Rektoren und Oberen des Päpstlichen Römischen Priesterseminars, des Diözesanseminars »Redemptoris Mater«, des »Almo Collegio Capranica« und der Oblaten Söhne der Muttergottes von der Göttlichen Liebe, denen eure Ausbildung anvertraut war. Ich grüße Herrn Kardinal Andrzej Maria Deskur und die Ausbilder der »Priesterbruderschaft der Söhne vom Kreuz«; ebenso begrüße und danke ich den Oberen und Lehrkräften des Päpstlichen Instituts für auswärtige Missionen.

Meine aufrichtige Dankbarkeit gilt auch euren Familien sowie den Priestern, die sich um eure Ausbildung und euer Heranreifen im Glauben gekümmert haben. Gedankt sei ferner all jenen, die euch gemeinsam mit euren Pfarrgemeinden und euren jeweiligen kirchlichen Gemeinschaften dabei geholfen haben, das »Geschenk und Geheimnis« eurer Berufung zu entdecken und zum Aufruf des Herrn »Ja« zu sagen.

3. Ihr werdet Priester in einer Zeit, in der es scheint, als wollten sogar hier in Rom starke kulturelle Strömungen Gott in Vergessenheit geraten lassen, vor allem unter den Jugendlichen und in den Familien. Ihr braucht aber keine Angst zu haben: Gott wird stets bei euch sein! Mit seiner Hilfe könnt ihr die Wege gehen, die zum Herzen jedes Menschen führen, und ihr könnt eurem Nächsten verkünden, daß der Gute Hirte sein Leben für ihn hingegeben hat und ihn an seinem Geheimnis der Liebe und des Heils teilhaben lassen will. Um dieses so dringend notwendige Werk zu verwirklichen, muß Jesus stets der Mittelpunkt eures Lebens sein. Mit Ihm sollt ihr durch das Gebet, die tägliche persönliche Meditation, die treue Übung des Stundengebets und vor allem durch die fromme, tägliche Feier der Eucharistie tiefinnerlich verbunden bleiben.Nur wenn ihr selbst von Gott erfüllt seid, könnt ihr wahre Apostel der Neuevangelisierung werden, denn niemand kann geben, was er nicht selbst im Herzen trägt.

Maria, die milde Mutter des Guten Hirten, die ihr stets wie Söhne verehren sollt, begleite und wache immer über euch. Amen.





EUCHARISTIEFEIER MIT HEILIGSPERCHUNG AUF DEM PETERSPLATZ

Sechster Sonntag der Osterzeit, 16. Mai 2004




1. »Meinen Frieden gebe ich euch« (Jn 14,27). In der Osterzeit hören wir oft diese Verheißung Jesu an seine Jünger. Der wahre Friede ist Frucht des Sieges Christi über die Macht des Bösen, der Sünde und des Todes. Alle, die ihm getreu folgen, werden zu Zeugen und Baumeistern seines Friedens.

Unter diesem Aspekt möchte ich gerne die sechs neuen Heiligen betrachten, die die Kirche heute zur weltweiten Verehrung vorstellt: Luigi Orione, Annibale Maria di Francia, Josep Manyanet y Vives, Nimatullah Kassab Al-Hardini, Paola Elisabetta Cerioli und Gianna Beretta Molla.

2. »Männer, die für den Namen Jesu Christi, unseres Herrn, ihr Leben eingesetzt haben« (vgl. Ac 15,26). Diese Worte aus der Apostelgeschichte können gut auf den hl. Luigi Orione angewendet werden, den Mann, der sich der Sache Christi und seines Reiches vollständig verschrieben hat. Sein apostolischer Dienst war von physischen und moralischen Leiden, von Mühen, Schwierigkeiten, Mißverständnissen und Hindernissen aller Art gekennzeichnet. »Christus, die Kirche, die Seelen« – sagte er – »liebt man, und man dient ihnen am Kreuz, indem man sich kreuzigen läßt, oder aber man liebt sie und dient ihnen überhaupt nicht« (Scritti, 68,81).

Das Herz dieses Strategen der Nächstenliebe war »grenzenlos, weil es von der Liebe Christi geweitet worden war« (ebd., 102,32). Die Leidenschaft für Christus war die Seele seines kühnen Lebensweges, der innere Antrieb einer vorbehaltlosen Selbstlosigkeit, die ständige frische Quelle einer unerschütterlichen Hoffnung.

584 Dieser einfache Sohn eines Bauarbeiters verkündet, daß »nur die Liebe die Welt retten wird« (ebd., 62,13) und wiederholt allen, daß »die vollkommene Freude nur in der vollkommenen Selbsthingabe an Gott und an die Menschen, an alle Menschen, besteht« (ebd.).

3. »Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten« (
Jn 14,23). In diesen Worten aus dem Evangelium erkennen wir das geistliche Profil von Annibale Maria di Francia, den die Liebe zum Herrn drängte, sein ganzes Dasein dem geistlichen Wohl des Nächsten zu widmen. In dieser Sicht spürte er vor allem die Dringlichkeit, das Gebot des Evangeliums zu verwirklichen: »Rogate ergo – Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden!« (Mt 9,38).

Er hinterließ den Rogationistenpatres und den Töchtern des Göttlichen Eifers den Auftrag, sich mit allen Kräften zu bemühen, das Gebet für die Berufungen »unaufhörlich und weltweit« fortzusetzen. Pater Annibale Maria Di Francia richtet an die jungen Menschen von heute dieselbe Einladung und faßt sie in der gewohnten Aufforderung zusammen: »Verliebt euch in Jesus Christus!«

Aus dieser providentiellen Intuition ist in der Kirche eine große Gebetsbewegung für die Berufungen entstanden. Ich wünsche von Herzen, daß das Beispiel von Pater Annibale Maria Di Francia diese seelsorgliche Tätigkeit auch in unserer Zeit leitet und stützt. [Nach diesen Worten auf italienisch fuhr der Papst auf spanisch fort:]

4. »Der Heilige Geist, den der Vater euch in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe« (Jn 14,26). Von Anfang an hat der Paraklet Männer und Frauen inspiriert, welche die von Jesus geoffenbarte Wahrheit in Erinnerung gerufen und verbreitet haben. Einer davon war der hl. Josep Manyanet, ein wahrer Apostel der Familie. Indem er sich an der Schule von Nazaret orientierte, verwirklichte er seinen Plan der persönlichen Heiligkeit und widmete sich mit heroischem Eifer der Sendung, die der Heilige Geist ihm anvertraut hatte. Zu diesem Zweck gründete er zwei weibliche Ordenskongregationen. Ein sichtbares Zeichen seines apostolischen Eifers ist auch die Kirche der »Sagrada Familia« in Barcelona. [In katalanischer Sprache sagte der Papst:]

Der hl. José Manyanet segne alle Familien und helfe euch, das Vorbild der Heiligen Familie in eure Häuser zu tragen! [Johannes Paul II. setzte seine Predigt auf französisch fort:]

5. Nimatullah Kassab Al-Hardini, ein Mann des Gebets, der die Eucharistie liebte und gerne vor ihr in Anbetung verweilte, ist ein Vorbild für die Mönche des libanesischen Maronitenordens ebenso für seine libanesischen Brüder und für alle Christen in der Welt. Er schenkte sich ganz dem Herrn in einem Leben des vollkommenen Verzichtes, indem er zeigte, daß die Liebe Gottes die einzige wahre Quelle der Freude und des Glücks für den Menschen ist. Er bemühte sich mit aller Kraft, Christus, seinen Meister und Herrn, zu suchen und ihm nachzufolgen.

Indem er seine Brüder aufnahm, schenkte er Trost und heilte viele Wunden im Herzen seiner Zeitgenossen durch sein Zeugnis von der Barmherzigkeit Gottes. Sein Beispiel erhelle unsern Weg und wecke insbesondere unter den Jugendlichen die echte Sehnsucht nach Gott und nach Heiligkeit, um der Welt von heute das Licht des Evangeliums zu verkünden!

6. Der Engel »zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem, wie sie von Gott her aus dem Himmel herabkam« (Ap 21,10). Das herrliche Bild, das in der Offenbarung des Johannes dargeboten wird, unterstreicht die Schönheit und geistliche Fruchtbarkeit der Kirche, des neuen Jerusalems. Besonders bezeugt wird diese geistliche Fruchtbarkeit von Paola Elisabetta Cerioli, deren Dasein reiche Früchte an Gutem hervorbrachte.

Als Paola Elisabetta die Heilige Familie betrachtete, begriff sie, daß die Familie als Gemeinschaft fest verbunden bleibt, wenn die verwandtschaftlichen Bande durch die Übereinstimmung in den Werten des christlichen Glaubens und der Kultur gestützt und gefestigt werden. Um diese Werte zu verbreiten, gründete die neue Heilige das Institut der Heiligen Familie. Denn sie war davon überzeugt, daß die Kinder, um sicher und gut aufzuwachsen, eine gesunde und geeinte, großmütige und festgefügte Familie brauchen. Gott helfe den christlichen Familien, in jeder Lage die Liebe des barmherzigen Gottes anzunehmen und zu bezeugen.

7. Gianna Beretta Molla war eine einfache, aber sehr bedeutsame Botin der göttlichen Liebe. Wenige Tage vor der Hochzeit schrieb sie in einem Brief an ihren künftigen Ehemann: »Die Liebe ist das schönste Gefühl, das der Herr ins Herz der Menschen gelegt hat

585 Nach dem Beispiel Christi, der »die Seinen liebte und ihnen seine Liebe bis zur Vollendung erwies« (vgl. Jn 13,1), hielt sich diese heilige Familienmutter in heroischer Treue an die am Hochzeitstag übernommene Verpflichtung. Das äußerste Opfer, das ihr Leben besiegelte, zeugt davon, daß nur derjenige, der den Mut hat, sich Gott und den Brüdern ganz zu schenken, sich selbst verwirklicht.

Möge unsere Zeit durch das Beispiel von Gianna Beretta Molla die reine, keusche und fruchtbare Schönheit der ehelichen Liebe wiederentdecken, die als Antwort auf den göttlichen Ruf gelebt wird!

8. »Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht« (Jn 14,27). Die irdischen Lebensschicksale dieser sechs neuen Heiligen spornen uns an, auf dem eigenen Weg durchzuhalten im Vertrauen auf die Hilfe Gottes und unter dem mütterlichen Schutz Mariens. Vom Himmel aus mögen sie nun über uns wachen und uns durch ihre mächtige Fürsprache unterstützen.



FEIER DER ERSTEN VESPER VON PFINGSTEN AUF DEM PETERSPLATZ

Samstag, 29. Mai 2004

1.»Veni, creator Spiritus

Überall in der Kirche erhebt sich am Pfingstfest einstimmig dieser Gesang: »Veni, creator Spiritus!« Der mystische Leib Christi, der die ganze Erde umfaßt, bittet um den Geist, aus dem er Leben schöpft, und um den Lebenshauch, der sein Wesen und sein Handeln beseelt.

Die Antiphonen der Psalmen haben uns soeben an die Erfahrung der Jünger im Abendmahlssaal erinnert: »Als die fünfzig Tage sich erfüllten, waren alle versammelt am gleichen Ort« (1. Antiphon); »Es erschienen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten, und der Heilige Geist ließ sich auf jeden nieder« (2. Antiphon).

Auch wir, die wir auf diesem Platz versammelt sind, der dadurch gleichsam zu einem großen Abendmahlssaal wird, machen aufs neue die gleiche spirituelle Erfahrung. Und ebenso wie wir erheben unzählige weitere Diözesangemeinschaften, Pfarrgemeinden, Verbände, Bewegungen und Gruppen überall auf der Welt diese gemeinsame Anrufung zum Himmel: Komm, Heiliger Geist!

2. Mein Gruß gilt den Kardinälen und allen weiteren hier anwesenden Bischöfen und Priestern. Auch begrüße ich euch alle, liebe Brüder und Schwestern, die ihr an dieser eindrucksvollen Feier habt teilnehmen wollen.

Nun gehen meine Gedanken zu den vielen Jugendlichen, die in der polnischen Stadt Lednica über Radio und Fernsehen mit uns verbunden sind. [Nach diesen Worten auf italienisch sagte der Papst auf polnisch:]

Vom Petersplatz aus sende ich meinen herzlichen Gruß an die jungen Menschen, die sich zur Gebetsvigil in Lednica versammelt haben. Mit euch, liebe Freunde, erbitte ich die Gaben des Heiligen Geistes. Der Tröster, der Geist der Wahrheit, erfülle euch mit der Liebe Christi, dem ihr eure Zukunft anvertraut. Ich segne euch von Herzen. [Dann fuhr Johannes Paul II. wieder auf italienisch fort:]

586 3. Besonders grüße ich die Mitglieder des »Rinnovamento nello Spirito« [»Erneuerung im Geist«], einer der vielen Ausdrucksformen innerhalb der großen Familie der katholischen charismatischen Bewegung. Dank der charismatischen Bewegung haben viele Christen, Männer und Frauen, Jugendliche und Erwachsene, das Pfingstereignis als lebendige und in ihrem Alltagsleben gegenwärtige Wirklichkeit wiederentdeckt. Es ist mein Wunsch, daß sich eine pfingstliche Spiritualität in der Kirche ausbreite, die sich zeigt im neuen Eifer im Gebet, in der Heiligkeit, im Gemeinschaftsleben und in der Verkündigung.

Gerne unterstütze ich daher die Initiative mit dem Namen »Roveto Ardente« [»Brennender Dornbusch«], die vom »Rinnovamento nello Spirito « ins Leben gerufen worden ist. Ziel dieser Initiative ist die immerwährende Anbetung, Tag und Nacht, vor dem Allerheiligsten; die Gläubigen werden somit eingeladen, »in den Abendmahlssaal zurückzukehren«, um, in der Betrachtung des eucharistischen Geheimnisses vereint, für die volle Einheit der Christen und für die Bekehrung der Sünder einzutreten. Ich wünsche von Herzen, daß diese Initiative viele Menschen zu einer Neuentdeckung der Gaben des Heiligen Geistes führen möge, die ja im Pfingstereignis ihre Quelle haben.

4. Liebe Brüder und Schwestern! Die Feier des heutigen Abends erinnert mich an das denkwürdige Treffen mit den kirchlichen Bewegungen und den neuen Gemeinschaften bei der Pfingstvigil vor sechs Jahren. Es war eine einzigartige Kundgebung der Einheit der Kirche in der Reichhaltigkeit und Vielfalt ihrer Charismen, die der Heilige Geist überreich schenkt. Was ich damals anmerkte, möchte ich heute mit Nachdruck wiederholen: Die kirchlichen Bewegungen und die neuen Gemeinschaften sind eine »vom Heiligen Geist bewirkte Antwort der Vorsehung« auf das heutige Bedürfnis nach Neuevangelisierung; dafür sind »reife christliche Persönlichkeiten« und »lebendige christliche Gemeinschaften« nötig (vgl. Insegnamenti XXI, 1 [1998], S. 1123; O.R. dt., Nr. 24, 12.6.1998, S. 8).

Deshalb rufe ich euch auf: »Öffnet euch folgsam für die Gaben des Heiligen Geistes! Nehmt die Charismen, die der Heilige Geist unaufhörlich spendet, dankbar und gehorsam an! Vergeßt nicht, daß jedes Charisma für das Gemeinwohl, das heißt zum Nutzen der ganzen Kirche, geschenkt ist!« (vgl. ebd., S. 1122).

5. »Veni, Sancte Spiritus

In unserer Mitte steht mit erhobenen Händen die betende Jungfrau, Mutter Christi und Mutter der Kirche.

Mit ihr erbitten und empfangen wir die Gabe des Heiligen Geistes, Licht der Wahrheit und Kraft des wahren Friedens. Wir tun dies mit den Worten der Antiphon zum Magnificat, die wir in Kürze singen werden:

»Komm Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe, du, der über alle Grenzen der Sprachen hinweg die Völker in einem Glauben sammelt. Halleluja.«

»Sancte Spiritus, veni



APOSTOLISCHE REISE NACH BERN (SCHWEIZ) 5. - 6. JUNI 2004 HL. MESSE IN BERN AM DREIFALTIGKEITSSONNTAG

Sonntag, 6. Juni 2004

"Gepriesen sei der Dreieinige Gott: der Vater und sein eingeborener Sohn und der Heilige Geist; denn er hat uns sein Erbarmen geschenkt. (Eröffnungsvers)


587 1. An diesem ersten Sonntag nach Pfingsten lädt uns die Kirche ein, das Geheimnis der Heiligsten Dreifaltigkeit zu feiern. Das tun wir, liebe Schwestern und Brüder, vor der herrlichen Kulisse der schneebedeckten Gipfel, der sattgrünen, an Blumen und Früchten reichen Täler sowie der zahlreichen Seen und Bäche, welche euer Land so schön machen. Zu dieser Betrachtung führt uns die erste Lesung, die uns Gottes Weisheit schauen läßt, als „er den Himmel baute ... als er droben die Wolken befestigte und Quellen strömen ließ aus dem Urmeer, als er dem Meer seine Satzung gab ... als er die Fundamente der Erde abmaß" (Pr 8,27-29).

Unser Blick richtet sich jedoch nicht nur auf die Schöpfung, „das Werk der Finger Gottes" (Antwortpsalm), sondern gibt auch acht auf die Menschen um uns herum. Mit Zuneigung grüße ich jeden von euch, liebe Brüder und Schwestern, in dieser prachtvollen Landschaft im Herzen Europas. Ich wünschte, ich könnte jedem von euch die Hand geben, um ihn persönlich zu begrüßen und ihm zu sagen: „Der Herr ist mit dir und liebt dich!".

Brüderlich begrüße ich die Schweizer Bischöfe mit ihrem Präsidenten, Bischof Amédée Grab aus Chur. Bischof Kurt Koch aus Basel danke ich in euer aller Namen für seine freundlichen Worte. Ein Zeichen meiner Hochachtung ergeht an den Herrn Bundespräsidenten der Schweizerischen Eidgenossenschaft und an alle zivilen und militärischen Autoritäten, die uns mit ihrer Anwesenheit beehren.

Einen besonders herzlichen Gruß möchte ich den jungen Schweizer Katholiken vorbehalten, denen ich gestern Abend in der Bern-Arena begegnen durfte, wo wir miteinander erneut den fordernden und enthusiastischen Ruf Jesu hören durften: „Steh auf!". Liebe junge Freunde, ihr sollt wissen, daß euch der Papst gern hat, euch mit seinem täglichen Gebet begleitet, auf eure Mitarbeit in der Sache des Evangeliums zählt und euch ermutigt, mit Zuversicht auf dem Weg des christlichen Lebens voranzuschreiten.

2. „Was wir auf deine Offenbarung hin von deiner Herrlichkeit glauben, das bekennen wir", werden wir gleich in der Präfation beten. Unsere eucharistische Versammlung ist Zeugnis und Verkündigung der Herrlichkeit des Allmächtigen Gottes und seiner wirkmächtigen Gegenwart in der Geschichte. Gestützt auf den Geist, den der Vater uns durch den Sohn gesandt hat, „rühmen wir uns ebenso unserer Bedrängnis; denn wir wissen: Bedrängnis bewirkt Geduld, Geduld aber Bewährung, Bewährung Hoffnung" (Rm 5,3-4).

Liebe Freunde, ich bitte den Herrn, mitten unter euch ein Zeuge der Hoffnung sein zu dürfen, jener Hoffnung, die „nicht zugrunde geht", weil sie auf der Liebe Gottes aufbaut, „die ausgegossen ist in unsere Herzen durch den Heiligen Geist" (Rm 5,5). Das hat die Welt heute besonders nötig: eine Zulage an Hoffnung!

3. „Du bist der eine Gott und der eine Herr" (Präfation). Die drei Personen, gleich und verschieden, sind ein einziger Gott. Ihre tatsächliche Verschiedenheit teilt die Einheit ihres göttlichen Wesens nicht.

Solch eine unzertrennliche Gemeinschaft hat Christus uns, seinen Schülern, als Vorbild empfohlen: „Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, daß du mich gesandt hast" (Jn 17,21). Jedes Jahr erhalten die Christen bei der Feier des Dreifaltigkeitsgeheimnisses sozusagen einen dringenden Ruf zum Einsatz für die Einheit. Dieser Ruf ist an alle gerichtet. Die Seelsorger und die Laien, alle werden angestoßen, sich ihrer Verantwortung für die Kirche bewußt zu werden. Die Kirche ist die Braut Christi. Muß man da nicht auch das ökumenische Anliegen als drängend empfinden? Machen wir jetzt bei dieser Gelegenheit unseren Willen deutlich, auf dem schwierigen Weg voranzuschreiten, der uns jedoch mit Freude erfüllt und der vollkommenen Gemeinschaft dient.

Es ist jedoch klar, daß ein starker Beitrag zur ökumenischen Sache vom Einsatz abhängt, den die Katholiken für ihre Einheit untereinander leisten. Im Apostolischen Schreiben Novo millennio ineunte habe ich die Notwendigkeit hervorgehoben, „die Kirche zum Haus und zur Schule der Gemeinschaft zu machen" (NM 43). Dabei halten wir den Blick des Herzens fest auf das Geheimnis der Dreifaltigkeit gerichtet, das in uns wohnt und dessen Licht auch auf dem Angesicht der Brüder und Schwestern wahrgenommen wird (vgl. ebd.). Wir stärken so die „Spiritualität der Gemeinschaft", die von den Orten ausgeht, wo der Mensch und der Christ geformt werden, und die Pfarreien, die Verbände und die Bewegungen erreicht. Eine Ortskirche, in der die Spiritualität der Gemeinschaft blüht, weiß sich beständig von den „Rauschgiften" des Egoismus zu reinigen, die Eifersucht, Mißtrauen, Sucht nach Selbstbestätigung und schädliche Gegensätze hervorrufen.

4. Die Aufzählung dieser Gefahren möge in uns ein spontanes Gebet an den Heiligen Geist erwecken, den Jesus uns zu senden versprochen hat: „Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen" (Jn 16,13).

Auf die Frage „Was ist Wahrheit?" hat Jesus mit Nachdruck geantwortet: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben" (Jn 14,6). Im Licht dieser Aussage versteht man auch die richtige Formulierung der Frage: nicht „Was ist Wahrheit?", sondern „Wer ist Wahrheit?" muß es heißen.

588 Das ist gerade die Frage, die der heutige Mensch an die Christen des Dritten Jahrtausends richtet. Wir dürfen die Antwort nicht verschweigen, weil wir sie ja wissen! Die Wahrheit ist Jesus Christus, der in die Welt gekommen ist, um uns die Liebe des Vaters zu offenbaren und zu schenken. Wir sind aufgerufen, mit unserem Wort und vor allem mit unserem Leben diese Wahrheit zu bezeugen!

5. Liebe Brüder und Schwestern, Kirche heißt Sendung! Sie braucht „Propheten", die fähig sind, in den Gemeinden den Glauben an das Wort, das uns Gott offenbart, der voll an Erbarmen ist (vgl.
Ep 2,4), wiederzuerwecken. Die Zeit ist gekommen, junge Generationen von Aposteln heranzubilden, die keine Angst haben, das Evangelium zu verkünden. Für jeden Getauften ist es notwendig, von einem Gewohnheitsglauben zu einem reifen Glauben zu gelangen, der in klaren, überzeugten und mutigen Entscheidungen zum Ausdruck kommt.

Nur ein solcher Glaube, der in der Liturgie und in brüderlicher Liebe gefeiert und geteilt wird, kann die Gemeinschaft der Jünger nähren und stärken und sie zu einer missionarischen Kirche auferbauen, die frei ist von falschen Ängsten, weil sie sich der Liebe des Vaters sicher ist.

6. „Denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist" (Rm 5,5). Dies ist nicht unser Verdienst; es ist ein unentgeltliches Geschenk. Trotz der Last unserer Sünden hat uns Gott geliebt und durch das Blut seines Sohnes erlöst. Seine Gnade hat uns im Innern geheilt.

Daher können wir mit dem Psalmisten ausrufen: „Wie gewaltig, Herr, ist deine Liebe auf der ganzen Erde!" Wie gewaltig ist sie in mir, in den anderen, in jedem Menschen!

Dies ist die wahre Quelle der Größe des Menschen, dies ist der Grund seiner unzerstörbaren Würde. In jedem Menschen spiegelt sich das Bild Gottes wieder. Darin besteht die tiefere „Wahrheit" des Menschen, die auf keinem Fall verleugnet oder verletzt werden kann. Jede Beleidigung, die dem Menschen zugefügt wird, richtet sich letztlich gegen seinen Schöpfer, der ihn wie ein Vater liebt.

In diesem Bewußtsein erheben wir unseren Lobpreis zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit: „Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist. Ehre sei dem einen Gott, der war und der ist und der kommen wird" (Ruf vor dem Evangelium). Amen!



Predigten 1978-2005 581