Predigten 1978-2005 428

428 Auch die sel. Gaetana Sterni widmete sich den Ausgegrenzten und Leidenden mit unermüdlicher Liebe, denn sie hatte erkannt, daß der Wille Gottes immer die Liebe ist. Ihre Brüder und Schwestern behandelte sie immer mit der Fürsorge und Zuneigung all jener, die in ihrem Dienst an den Armen dem Herrn selbst dienen. Zum gleichen Ideal ermahnte sie ihre geistigen Töchter, die »Suore della Divina Volonta«; sie forderte sie in den von ihr verfaßten Regeln dazu auf, »bereit und zufrieden zu sein, Entbehrungen, Mühen und jedes Opfer auf sich zu nehmen, nur um dem bedürftigen Nächsten zu helfen in allem, was der Herr von ihnen verlangen konnte«. Das Zeugnis der Nächstenliebe im Geiste des Evangeliums, das die sel. Gaetana Sterni gegeben hat, spornt jeden Gläubigen dazu an, den Willen Gottes zu suchen in einer vertrauensvollen Hingabe an Ihn und im großherzigen Dienst an den Brüdern.

5. Der sel. Bartolomeo dos Mártires, Erzbischof von Braga, widmete sich mit großer Hingabe und apostolischem Eifer der Erhaltung und Erneuerung der lebendigen Steine der Kirche, ohne jedoch jene vorläufigen Gerüste – die toten Steine – zu vernachlässigen. Von den lebendigen Steinen gab er jenen den Vorzug, die wenig oder nichts zum Leben hatten. Er sparte sich selbst die Dinge vom Munde ab, um sie den Armen zu geben. Wegen seines armseligen und entbehrungsreichen Lebens gerügt, antwortete er: »Nie werdet ihr mich so verrückt sehen, daß ich das, womit ich vielen Armen das Leben schenken kann, mit den Nichtstuern verprasse.« Da er die religiöse Unwissenheit als die größte Armut betrachtete, tat der Erzbischof alles, um in dieser Hinsicht Abhilfe zu schaffen, angefangen bei einer moralischen Erneuerung und kulturellen Heranbildung des Klerus, »denn es ist offensichtlich« – so schrieb er den Priestern –, »daß wenn euer Eifer euren Riten entsprechen würde, […] die Schafe Christi nicht so weit vom Weg des Himmels abweichen würden«. Mit seinem Wissen, seinem Beispiel und seiner apostolischen Entschlossenheit bewegte und entflammte er die Herzen der Väter des Konzils von Trient, um sie zur notwendigen Kirchenreform zu bewegen, für deren Umsetzung er sich mit beharrlichem und unbezwingbarem Mut einsetzte.

6. »Ich will dich rühmen, mein Gott und König« (
Ps 145,1). Dieser Ausruf aus dem Antwortpsalm spiegelt das gesamte Leben von Mutter María Pilar Izquierdo, Gründerin des Missionswerks Jesu und Mariä, wider: Gott loben und in allem seinen Willen tun. Ihr kurzes, nur 39 Jahre währendes Leben läßt sich in der Aussage zusammenfassen, daß sie Gott loben wollte, indem sie ihm ihre Liebe und ihr Opfer darbrachte. Ihr Leben war von ständigem – nicht nur körperlichem – Leiden geprägt, und alles tat sie aus Liebe zu Dem, der uns als erster geliebt und für das Heil aller Menschen gelitten hat. Die Liebe zu Gott, zum Kreuz Jesu, zum Nächsten, der materielle Hilfe benötigt, waren die großen Anliegen der neuen Seligen. Sie war sich der Notwendigkeit bewußt, in den Vorstädten mit dem Evangelium Katechese zu betreiben und den Hungrigen zu essen zu geben, um durch die Werke der Barmherzigkeit Christus gleichförmig zu werden. Dieses ursprüngliche Bestreben ist auch heute noch an den Orten lebendig, wo das Missionswerk Jesu und Mariä vertreten ist und seine Tätigkeit im Sinne der Gründerin entfaltet. Ihr Beispiel selbstlosen und großherzigen Lebens helfe euch dabei, immer überzeugter im Dienst an den Bedürftigen tätig zu werden, damit die heutige Welt zum Zeugen der erneuernden Kraft des Evangeliums Christi werde.

7. Zu Beginn dieser Eucharistiefeier haben wir aus dem Buch der Weisheit erneut die wunderbare Botschaft der ewigen und bedingungslosen Liebe Gottes zu jedem Geschöpf gehört: »Du liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von allem, was du gemacht hast« (Sg 11,24). Ein beredtes Zeichen dieser grundlegenden Liebe Gottes sind die neuen Seligen. Mit ihrem Beispiel und ihrer mächtigen Fürsprache verkünden sie die Nachricht des Heils, das Gott in Christus allen Menschen anbietet. Folgen wir ihrem Zeugnis, indem wir Gott ehrerbietig und würdig dienen, um ohne Umwege auf das verheißene Gut zuzugehen (vgl. Tagesgebet ). Amen!



GEDENKMESSE FÜR DIE IM LAUFE DES JAHRES VERSTORBENEN KARDINÄLE, ERZBISCHÖFE UND BISCHÖFE IN DER PETERSKIRCHE


PREDIGT VON PAPST JOHANNES PAUL II.


Dienstag, 6. November 2001



1. Gott, der Vater, »hat uns in seinem großen Erbarmen neu geboren, damit wir durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten eine lebendige Hoffnung haben« (1P 1,3). Gestützt von diesen Worten des Apostels Petrus gedenken wir mit hoffnungsvollem Herzen unserer hochwürdigen Mitbrüder, der Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe, die im Laufe dieser Monate von uns gegangen sind. Sie verbrachten ihr Leben auf Erden, indem sie im Weinberg des Herrn arbeiteten und sich mühten; jetzt ruhen sie in Frieden, in Erwartung der endgültigen Auferstehung.

Auf die dunkle Wand des Todes projiziert der Glaube das strahlende Licht des Auferstandenen, die Erstlingsfrucht derer, die durch die Zerbrechlichkeit des menschlichen Seins hindurchgegangen sind und jetzt in Gott am Geschenk des Lebens ohne Ende teilhaben. Christus hat durch das Kreuz auch dem Tod einen neuen Sinn gegeben. Denn in Ihm ist er der höchste Ausdruck gehorsamer Liebe zum Vater und äußerstes Zeugnis der solidarischen Liebe zum Menschen geworden. Deshalb scheint, im Licht des Ostergeheimnisses betrachtet, auch das Ende des menschlichen Daseins nicht mehr eine Verdammnis ohne Widerruf, sondern der Übergang zum vollen und endgültigen Leben, das in der vollkommenen Gemeinschaft mit Gott besteht.

Das Wort Gottes, das in dieser Trauerfeier erklang, öffnet unser Herz auf die Perspektive einer »lebendigen Hoffnung«. Angesichts der sich verflüchtigenden Geschehnisse dieser Welt bietet sie die Verheißung eines »unzerstörbaren, makellosen und unvergänglichen Erbes« an.

2. Mit diesen Gefühlen um den Altar versammelt, gedenken wir unserer Mitbrüder, die kürzlich ins Haus des Vaters heimgegangen sind. Durch die Taufe zur Gnade des Glaubens berufen, wurden sie als Nachfolger der Apostel erwählt, um Führer des Volkes Gottes zu sein und, wie uns jüngst die Synode in Erinnerung gerufen hat, Diener »des Evangeliums Jesu Christi für die Hoffnung der Welt«.

In der tatsächlichen und geheimnisvollen Gemeinschaft zwischen der auf Erden pilgernden Kirche und der triumphierenden Kirche sind wir ihnen in Liebe verbunden in der Gewißheit, daß sie weiterhin geistig den Weg der christlichen Gemeinschaft begleiten.

Wir gedenken besonders der verstorbenen Kardinäle Myroslav Ivan Lubachivsky, Giuseppe Casoria, José Alí Lebrún Moratinos, Pierre Eyt, Thomas Joseph Winning, Silvio Oddi, Giuseppe Maria Sensi und Patriarch Maximos V. Hakim. Mit ihnen wollen wir in dieser Eucharistiefeier auch aller Erzbischöfe und Bischöfe gedenken, die uns in den vergangenen Monaten verlassen haben. Unsere lieben hochwürdigen Mitbrüder im Bischofsamt sind jetzt bei Gott, nachdem sie ihr Leben dem Dienst für die Sache des Evangeliums und dem Wohl der Mitmenschen gewidmet haben.

429 3. »Kommt zu mir … Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir …so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele« (Mt 11, 28–29). Diese Worte, die Jesus an seine Jünger gerichtet hat, stützen und trösten uns, wenn wir zu Beginn des Monats November unserer lieben Verstorbenen gedenken. Obwohl das Herz voll Trauer ist wegen ihres Hinscheidens, tröstet uns die Verheißung Christi. Er begleitet und führt uns zur vollen Erkenntnis des Vaters: »Niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will« (Mt 11,27). Diese Erkenntnis, die sich während des Lebensweges auf Erden vertieft, wird ihre Vollendung finden, wenn wir schließlich Gott von Angesicht zu Angesicht schauen werden. Der Katechismus der Katholischen Kirche erinnert uns daran, daß dank des Gehorsams Christi der christliche Tod eine neue positive Bedeutung als Übergang von dieser Welt zum Vater erhält: »Durch die Taufe ist der Christ sakramental schon ›mit Christus gestorben‹, um aus einem neuen Leben zu leben. Wenn wir in der Gnade Christi sterben, vollendet der leibliche Tod dieses ›Sterben mit Christus‹ und vollzieht so endgültig unsere Eingliederung in ihn durch seine Erlösungstat« (n. 1010).

4. Während wir mit besonderer Zuneigung der verstorbenen Mitbrüder gedenken, die in Christus durch die Taufe eingegliedert und ihm durch die Fülle des Priestertums ähnlich geworden sind, bitten wir den Herrn: Möge der Vater des Erbarmens sie endgültig von dem befreien, was von der menschlichen Zerbrechlichkeit übrig ist, damit sie in Ewigkeit den himmlischen Lohn genießen, der den guten und treuen Arbeitern des Evangeliums verheißen ist.

Wir wollen ihre erwählten Seelen der mütterlichen Sorge der Gottesmutter anvertrauen, die sie zärtlich angerufen und geliebt haben, als sie auf dieser Erde weilten, damit sie ihnen die Pforten des Paradieses öffnet. Maria, Mutter der Hoffnung, wende deine barmherzigen Augen diesen unseren Brüdern zu, und zeige ihnen nach diesem Elend Jesus, die gebenedeite Frucht deines Leibes.

Sie, die gütige, die milde, die süße Jungfrau Maria. Amen!



EUCHARISTIEFEIER MIT HEILIGSPRECHUNGEN IN DER PETERSKIRCHE

Sonntag, 25. November 2001

1.»Über ihm war eine Tafel angebracht; auf ihr stand: Das ist der König der Juden« (Lc 23,38).

Diese Inschrift hatte Pilatus am Kreuz befestigen lassen (vgl. Jn 19,19). Sie enthält gleichzeitig den Grund der Verurteilung und die Wahrheit über die Person Christi. Jesus ist König – Er selbst hat dies bestätigt –, aber sein Reich ist nicht von dieser Welt (vgl. Jn 18,36 – 37). Vor ihm scheidet sich die Menschheit: Die einen verachten ihn wegen seines scheinbaren Mißerfolgs, die anderen erkennen ihn als den Christus an, das »Ebenbild des unsichtbaren Gottes, den Erstgeborenen der ganzen Schöpfung« (Col 1,15) gemäß den Worten des Apostels Paulus im Brief an die Kolosser, den wir soeben gehört haben.

Vor dem Kreuz Christi tut sich gewissermaßen die große Weltbühne auf, und es vollzieht sich das Drama der persönlichen und gemeinschaftlichen Geschichte. Unter dem Blick Gottes, der sich im eingeborenen, für uns hingegebenen Sohn zum Maß aller Personen, Einrichtungen und Zivilisationen gemacht hat, wird jeder zu einer Entscheidung aufgefordert.

2. Dem göttlichen, gekreuzigten König haben sich auch diejenigen vorgestellt, die vor kurzem heiliggesprochen worden sind: Giuseppe Marello, Paula Montal Fornés de San José de Calasanz, Léonie Françoise de Sales Aviat und Maria Crescentia Höß. Jeder von ihnen hat sich seinem geheimnisvollen Königtum anvertraut und hat durch sein ganzes Leben verkündet: »Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst« (Lc 23,42). Und jeder von ihnen hat vom unsterblichen König ganz persönlich die Antwort erhalten: »Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein« (Lc 23,43).

Heute! Dieses »Heute« gehört in die Zeit Gottes, in den Heilsplan, von dem der hl. Paulus im Römerbrief spricht: »Denn alle, die er [Gott] im voraus erkannt hat, hat er auch […] vorausbestimmt […] berufen […] gerecht gemacht […] verherrlicht« (Rm 8,29 –30). Dieses »Heute« umfaßt auch den geschichtlichen Augenblick dieser Heiligsprechung, bei der die vier vorbildlichen Zeugen eines im Geiste des Evangeliums geführten Lebens zur Ehre der Altäre erhoben werden.

3. »Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm [Christus] wohnen« (Col 1,19). Diese Fülle wurde dem hl. Giuseppe Marello zuteil, sowohl als Priester des Klerus von Asti als auch als Bischof der Diözese Acqui. Die Fülle der Gnade, die in ihm durch die tiefe Verehrung der allerseligsten Jungfrau Maria genährt wurde; die Fülle des Priesteramts, das Gott ihm als Geschenk und Verpflichtung übertrug; die Fülle der Heiligkeit, die er durch seine Ausrichtung an Christus, den Guten Hirten, erhalten hatte. Msgr. Marello wuchs im goldenen Zeitalter der piemontesischen Heiligkeit heran, als – inmitten vielerlei Formen von Feindseligkeiten gegenüber der Kirche und dem katholischen Glauben – wahre Meister des Geistes und der Nächstenliebe in Erscheinung traten, darunter Cottolengo, Cafasso, Don Bosco, Murialdo und Allamano. Als junger Mensch, gütig und intelligent, voller Begeisterung für Kultur und soziales Engagement, fand unser Heiliger nur in Christus die Zusammenfassung aller Ideale, und Ihm weihte er sich im Priestertum. »Im Interesse Jesu handeln« war das Motto seines Lebens, und deshalb spiegelte es sich vollkommen in dem des hl. Josef wider, des Bräutigams Marias und »Beschützers des Erlösers«. Ihn zog vor allem der verborgene und von tiefer Innerlichkeit beseelte Dienst des hl. Josef an. Diese Einstellung vermochte er an die Oblaten vom hl. Josef, die von ihm gegründete Kongregation, weiterzugeben. Ihnen gegenüber wiederholte er gern: »Seid ungewöhnlich in den gewöhnlichen Dingen«; dem fügte er hinzu: »Seid im Haus fleißig und außer Haus Apostel.« Der Herr bediente sich seiner starken Persönlichkeit für seine Kirche und berief ihn ins Bischofsamt der Diözese Acqui. Dort opferte er in wenigen Jahren seine ganze Kraft für die Herde und hinterließ damit eine Spur, die die Zeit nicht verwischen konnte.

430 4. »Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein« (Lc 23,43). Ins Paradies, in die Fülle des Reiches Gottes, wurde die hl. Paula Montal Fornés de San José de Calasanz, Gründerin des Instituts der »Hijas de María – Religiosas Escolapias«, nach einem Leben der Heiligkeit aufgenommen:zunächst in ihrer Heimatstadt Arenys del Mar, wo sie mit verschiedenen apostolischen Tätigkeiten beschäftigt war und sich bemühte, durch das Gebet und wahre Frömmigkeit die Geheimnisse Gottes zu ergründen; sodann als Gründerin einer religiösen Familie, wobei sie sich vom Leitspruch der Piaristen »Frömmigkeit und Wissen« inspirieren ließ. Sie widmete sich der Förderung von Frauen und Familien gemäß ihrem Ideal: »Die Familie retten durch die Erziehung der Mädchen zur heiligen Gottesfurcht.« Schließlich, während eines dreißig Jahre dauernden zurückgezogenen Lebens in Olesa de Montserrat, erbrachte sie den Beweis für die Echtheit, den Mut und die Sanftheit ihres Geistes, eines von Gott geformten Geistes.

Die neue Heilige gehört zu jener Schar von Gründern religiöser Kongregationen, die im 19. Jahrhundert den vielen damals auftretenden Bedürfnissen entgegenkamen, auf die die Kirche – entsprechend der Lehre des Evangeliums und gemäß den Eingebungen des Geistes – für das Wohl der Gesellschaft reagieren mußte. Die Botschaft der hl. Paula bleibt auch heute aktuell, und ihr erzieherisches Charisma ist eine Inspirationsquelle für die Ausbildung der Generationen des dritten christlichen Jahrtausends.

5. Der wohlwollende Plan des Vaters, der uns »in das Reich seines geliebten Sohnes eingehen läßt«, findet in der hl. Françoise-de-Sales Aviat eine wunderbare Verwirklichung: Sie lebte ihre Selbsthingabe bis zuletzt. Im Mittelpunkt ihres Wirkens und Apostolats stellte Schwester Françoise de Sales das Gebet und die Vereinigung mit Gott, wo sie Licht und Kraft fand, um Prüfungen und Schwierigkeiten zu überwinden. Bis zum Ende ihres Daseins war sie erfüllt von diesem Glaubensleben und von dem Wunsch, sich vom Herrn leiten zu lassen: »O mein Gott, mein Glück bestehe darin, dir alle meine Absichten und alle meine Wünsche zu opfern!« Der Entschluß, der Mutter Aviat charakterisierte, »Mich ganz zu vergessen«, ist auch für uns eine Einladung, gegen den Strom des Egoismus und des oberflächlichen Genusses zu schwimmen und uns den sozialen und spirituellen Bedürfnissen unserer Zeit zu öffnen. Liebe Oblatinnen vom hl. Franz von Sales! Nach dem Vorbild eurer Gründerin und in tiefer Gemeinschaft mit der Kirche sollt ihr dort, wo Gott euch hingestellt hat, fest entschlossen sein, die vorhandenen Gnaden zu empfangen und sie zu nutzen, denn in Gott findet man das Licht und die Hilfe, die man in jeder Situation benötigt. Im Vertrauen auf die machtvolle Fürsprache der neuen Heiligen sollt ihr die Einladung in Freude annehmen, euch den von ihr auf so vollkommene Weise gelebten Eingebungen mit neuer Treue zu widmen.

6. Christus, dem König, die Ehre geben: Dieser Wunsch hat die hl. Maria Crescentia Höß von Kindesbeinen an beseelt. Dafür setzte sie ihre Talente ein. Gott hatte ihr eine schöne Stimme in die Wiege gelegt. Schon als junges Mädchen durfte sie im Kirchenchor den Solopart singen – nicht um sich selbst darzustellen, sondern um für Christus-König zu singen und zu spielen.

Auch ihre Menschenkenntnis stellte sie in den Dienst des Herrn. Die Franziskanerin war eine begehrte Ratgeberin. An der Klosterpforte drängten sich die Besucher:neben ganz einfachen Männern und Frauen auch Fürsten und Kaiserinnen, Priester und Ordensleute, Äbte und Bischöfe. So wurde sie zu einer Art »Hebamme«, um in den Herzen der Ratsuchenden die Wahrheit entbinden zu helfen.

Der Heiligen blieb aber auch das Leiden nicht erspart. »Mobbing« gab es schon zu ihrer Zeit. Die Schikanen in der eigenen Gemeinschaft ertrug sie, ohne an ihrer Berufung zu zweifeln.

Der lange Atem der Leidenschaft ließ die Tugend der Geduld in ihr reifen. Das kam ihr zugute, als sie selbst Oberin wurde: Geistlich leiten hieß für sie dienen. Sie war freigebig gegenüber den Armen, mütterlich zu ihren Mitschwestern und feinfühlig zu allen, die ein gutes Wort brauchten. Die hl. Crescentia hat vorgelebt, was das Königtum Christi bedeutet: »Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan« (Mt 25,40).

7. »Dankt dem Vater mit Freude! Er hat euch fähig gemacht, Anteil zu haben am Los der Heiligen, die im Licht sind« (Col 1,12). In diesen Stunden finden die Worte des hl. Paulus in uns besonderen Widerhall! Die Gemeinschaft der Heiligen läßt uns wahrhaftig das himmlische Reich vorauskosten; zugleich spornt es uns an, es nach ihrem Beispiel in Welt und Geschichte aufzubauen.

»Oportet illum regnare«, »Er muß herrschen « (1Co 15,25), schreibt der Apostel in bezug auf Christus.

»Oportet illum regnare«, wiederholt ihr uns heute durch euer Lebenszeugnis, hl. Giuseppe Marello, hl. Paula Montal Fornés de San José de Calasanz, hl. Léonie Françoise de Sales Aviat und hl. Maria Crescentia Höß! Euer Beispiel rege uns an zu einer intensiveren Betrachtung des gekreuzigten und auferstandenen Christus, des Königs. Eure Unterstützung helfe uns, den Spuren des Erlösers treu zu folgen, um eines Tages mit euch, mit Maria und allen Heiligen seine ewige Herrlichkeit im Paradies zu teilen. Amen!





EUCHARISTIEFEIER FÜR DIE DOZENTEN UND STUDENTEN

DER RÖMISCHEN UNIVERSITÄTEN

Dienstag, 11. Dezember 2001



431 1. »Wie ein Hirt führt er seine Herde zur Weide, er sammelt sie mit starker Hand« (Is 40,11).

In der soeben verkündeten Ersten Lesung haben wir erneut den Anfang des Textes vernommen, der allgemein das »Buch der Tröstung« genannt wird. Dem auserwählten Volk, das gezwungen ist, in der Verbannung zu leben, verheißt der als »Zweiter Jesaja« bekannte Prophet das Ende der Not und die Rückkehr in die Heimat.

Diese Botschaft der Hoffnung beginnt mit der Aufforderung: »Tröstet, tröstet mein Volk« (Is 40,1). Hierauf folgt die freudige Verheißung des entscheidenden Eingreifens Jahwes, der kommen wird, um sein Volk zu befreien: »Seht, Gott, der Herr, kommt mit Macht« (Is 40,10).

»Seht, euer Gott!« Bereitet euch vor, ihm zu begegnen. Bahnt für den Herrn einen Weg (vgl. Is 40,3), denn er kommt, um sich der Seinen anzunehmen, sie vom Frondienst zu befreien. Er kommt voll Sorge und Aufmerksamkeit, um das verlorene Schaf zu suchen.

Die Worte des Propheten finden ihre Erfüllung in der Gestalt Christi, des Guten Hirten, von dem das heutige Evangelium eine kurze Beschreibung gibt. In Christus geht Gott nicht nur auf den Menschen zu, sondern er sucht ihn mit ergreifend starker Liebe.

2. »Seht, Gott, der Herr, kommt mit Macht« (Is 40,10).

In der Atmosphäre der gegenwärtigen Adventszeit erhält die Aussage des Propheten einen noch umfassenderen und bedeutsameren Widerhall. Der Advent ist die Zeit des wachsamen Wartens auf den Messias, der »mit Macht kommt«, um sein Volk zu befreien, und den wir in wenigen Wochen in der Armut von Betlehem empfangen werden. Am Ende der Zeiten wird er als siegreicher König kommen, aber bereits jetzt »kommt« er unablässig, »um die Welt zu erneuern«. Wir müssen lernen, die »Zeichen« seiner Gegenwart in den Ereignissen der Geschichte wahrzunehmen.

In diesen Tagen fordert die Liturgie uns auf, ihn zu suchen. Wir sollen erkennen, daß Er bei uns ist, auch wenn wir auf vergänglichen und trügerischen Wegen gehen. Wenn wir ihn suchen, dann deshalb, weil Er uns zuerst gesucht und gefunden hat. Im Herzen der Gläubigen ist daher auch in den schwierigen Situationen, in den dunklen Momenten des Lebens, stets die Hoffnung und Freude lebendig.

3. Mit diesen Empfindungen grüße ich den Minister für Bildung, Hochschulen und Wissenschaft sowie die Rektoren, Professoren und Studenten verschiedener hier vertretener römischer, italienischer und europäischer Hochschulen. Gerne empfange ich euch und heiße einen jeden einzelnen herzlichst willkommen. Insbesondere bedanke ich mich für die Worte, mit denen mich Herr Professor Arcelli, Rektor der LUISS, und eine junge Studentin zu Beginn der Meßfeier begrüßt haben.

Dieses traditionelle vorweihnachtliche Treffen mit der Welt der Hochschulen ist für mich stets eine willkommene und ersehnte Gelegenheit, um an dem gedanklichen Reichtum und der großen Hoffnung teilzuhaben, die die neuen Hochschulgenerationen auszeichnen. Ich danke den Rektoren und Dozenten für ihren Beitrag zur Ausbildung junger Menschen. Liebe Studenten, auch euch gilt mein herzlicher Dank für eure Anwesenheit, und ich wünsche, daß ihr euer Studium und die Pläne, die ihr im Herzen tragt, zu einem guten Abschluß führt.

Gestattet mir, daß ich vor allem euch gegenüber noch einmal wiederhole: »Fürchtet euch nicht!« »Fahrt hinaus«, und geht Christus voll Vertrauen entgegen, denn in ihm seid ihr frei und sicher, auch wenn die Wege des Lebens beschwerlich und gefährlich werden. Vertraut auf ihn, Studenten der verschiedenen Nationen Europas. Ihn aufnehmen bedeutet, ihm in der Dynamik eines fruchtbaren Dialogs und im harmonischen Zusammenwirken in der Vielfalt den Reichtum jeder Kultur und Nation zu öffnen und ihren jeweiligen besonderen Charakter hervorzuheben.

432 4. »Eine Stimme sagte: Verkünde!« (Is 40,6). In unserer Liturgiefeier hat dieser Aufruf des Propheten ganz besondere Ausdruckskraft. Er gilt euch, den Vertretern der Hochschul- und Kulturwelt. Auch ihr müßt Verkünder sein, liebe Freunde. Die Wahrheit Christi darf nicht verschwiegen werden. Ohne Arroganz, aber mit Entschlossenheit und Würde muß sie verkündet werden. Das ist die »Parrhesie«, von der im Neuen Testament die Rede ist; sie soll den kulturellen Einsatz der Christen kennzeichnen.

Verkündet, junge Studenten, durch das Zeugnis eures Glaubens! Begnügt euch nicht mit einem mittelmäßigen Leben ohne ideelle Kraft, das lediglich auf die Verwirklichung unmittelbarer persönlicher Vorteile ausgerichtet ist. Setzt euch für eine menschenwürdige Universität ein, die es versteht, der Gesellschaft auch heute auf kritische Art und Weise zu dienen.

Europa braucht neue geistige Lebenskraft. Eine Vitalität, die zu einfachen, strengen Lebenszielen anspornt, die Einsatz- und Opferbereitschaft zeigt, anspruchslos ist in ihren legitimen Bestrebungen, unbeirrt ihre Ziele verwirklicht und sich durch transparentes Verhalten auszeichnet. Notwendig ist ein neues kühnes Denken, frei und kreativ, bereit, hinsichtlich des Glaubens auf die Fragen und Herausforderungen des Lebens einzugehen, um so in aller Klarheit die grundlegende Wahrheit vom Menschen zum Ausdruck zu bringen.

5. Liebe Brüder und Schwestern, ihr kommt aus verschiedenen Ländern West- und Osteuropas. Ihr seid gewissermaßen ein Symbol jenes Europas, das ihr gemeinsam aufbauen sollt. Aber zur Verwirklichung dieser schwierigen Aufgabe benötigt ihr die Geduld und Ausdauer des Hirten auf der Suche nach dem verlorenen Schaf, von dem im soeben verkündeten Markusevangelium die Rede ist.

Ein unermüdliches Suchen, das trotz spärlicher Ergebnisse nie von Mutlosigkeit gezeichnet sein darf und dem auch unvermeidliche und mitunter gehäuft auftretende Mißverständnisse und Gegensätze nicht Einhalt gebieten. Ein intelligentes und begeistertes Suchen, das jene auszeichnet, die verstehen und lieben. Für den Hirten ist das verlorene Schaf nicht eines von hunderten, sondern das eine: Er nennt es beim Namen und erkennt seine Stimme. In einem Wort, er liebt es. So ist Gott für uns. Der heutige Mensch hat das Bedürfnis, die Stimme Christi zu erkennen, des wahren Hirten, der das Leben für seine Schafe hingibt. Ihr möget somit Apostel sein, die es verstehen, die Menschen dem Herrn näherzubringen und ihnen zu helfen, die trostspendende Liebe seiner Erlösung zu erfahren.

6. »Alles Sterbliche ist wie das Gras, und all seine Schönheit ist wie die Blume auf dem Feld« (Is 40,6).

Die Adventsliturgie richtet unseren Blick auf die ewigen Wahrheiten, die den Alltag mit weisem Realismus erleuchten. Vor diesem Hintergrund klingen diese Worte des Propheten wie eine Aufforderung, sich nicht der Illusion eines dem göttlichen Plan nicht entsprechenden Fortschritts hinzugeben. So erstaunlich die moderne wissenschaftliche und technologische Entwicklung in der Tat ist und so vielversprechend sie auch für die Zukunft der Menschheit erscheinen mag, dennoch bringt sie zuweilen die erschreckenden Schatten von Zerstörung und Tod mit sich, wie wir in jüngster Zeit erfahren haben. Es ist dringend notwendig, die unumstößlichen Grenzen moralischer Richtlinien zu achten. Wenn sich der Mensch seiner Grenzen nicht mehr bewußt ist und sich zum Gesetzgeber des Universums erhebt, vergißt er, daß auch er vergänglich ist wie das Gras und die Blume auf dem Feld.

Das göttliche Licht möge all jene erleuchten, die auf dem wichtigen Gebiet der Forschung und Entwicklung arbeiten, damit sie dem Menschen und der Schöpfung in Demut und Weisheit näherkommen. Die Gelehrten und Wissenschaftler mögen sich stets der großen Aufgabe bewußt sein, die die Vorsehung ihnen anvertraut! Möget auch ihr, liebe Brüder und Schwestern, an diesem begeisternden Auftrag teilhaben und durch das Erforschen der Geheimnisse des Universums und des Menschen stets tiefer in das unergründliche Mysterium Gottes eindringen.

Stets unterstütze euch die Fürsprache Marias, »Sedes Sapientiae« und fürsorgliche Mutter. Sie möge euch führen in eurer Suche nach der Wahrheit und dem Guten, indem ihr, ebenso wie sie, stets bereitwillig auf das lebenspendende Wort Gottes hört.

Buon Natale a tutti! Buon Natale a tutti!
Merry Christmas!
Bon Noël!
433 Gesegnete Weihnachten!
Feliz Navidad!
Wesolych Swiat!
Amen.





CHRISTMETTE

PREDIGT DES HEILIGEN VATERS JOHANNES PAUL II.

Weihnachten, 24. Dezember 2001

1.„Populus, qui ambulabat in tenebris, vidit lucem magnam - Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht“ (Is 9,1).

Alljährlich hören wir die Worte des Propheten Jesaja im eindrucksvollen Geschehen des liturgischen Gedächtnisses der Geburt Christi. Sie klingen jedes Jahr neu und schaffen die typisch weihnachtliche Atmosphäre von Erwartung und Hoffnung, Staunen und Freude.

Dem unterdrückten und leidenden Volk, das im Dunkel lebte, erschien „ein helles Licht“. Ja, wirklich ein „helles“ Licht, denn das Licht, das von der Krippe in ihrer Einfachheit ausstrahlt, ist das Licht der neuen Schöpfung. Die erste Schöpfung hat mit dem Licht begonnen (vgl. Gn 1,3); umso „heller“ erstrahlt und leuchtet das Licht, das den Anfang für die neue Schöpfung gesetzt hat: Es ist der menschgewordene Gott selbst!

Weihnachten ist das Ereignis des Lichtes, das Fest des Lichtes: Im Kind von Bethlehem strahlt das ursprüngliche Licht am Himmel der Menschheit auf und zerreißt die Wolken der Sünde. Der Glanz des endgültigen Triumphes Gottes erscheint am Horizont der Geschichte, um den Menschen auf ihrem Weg eine neue hoffnungsvolle Zukunft aufzuzeigen.

2. „Über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf“ (Is 9,1).

Die frohe Botschaft, die soeben in unserer gottesdienstlichen Versammlung verkündigt wurde, gilt auch für uns, die Menschen am Anfang des dritten Jahrtausends. Die Gemeinschaft der Glaubenden versammelt sich in allen Teilen der Welt im Gebet, um die Botschaft zu hören. Sei es bei winterlicher Kälte und Schnee, sei es bei drückender Hitze in den Tropenländern, dies ist für alle die Heilige Nacht.

434 Nach langem Warten bricht endlich der Glanz des neuen Tages herein. Geboren ist der Messias, der Immanuel, der Gott-mit-uns! Er ist geboren, der von den Propheten verheißene und von all denen, die „im Land der Finsternis wohnten“, seit langem angerufene Messias. Im Schweigen und Dunkel der Nacht wird das Licht Wort und Botschaft der Hoffnung.

Aber steht nicht diese Glaubensgewißheit im Widerspruch zur geschichtlichen Wirklichkeit, in der wir leben? Beim Hören der grauenvollen Reportagen in den Nachrichten, wirken die Worte von Licht und Hoffnung nur wie ein Traum. Aber gerade darin liegt die Herausforderung des Glaubens, die diese Botschaft so tröstlich und zugleich so anspruchsvoll macht. Sie gibt uns das Gefühl, von Gottes zärtlicher Liebe umfangen zu sein, und verpflichtet uns zur tätigen Liebe für Gott und für die Brüder und Schwestern.

3. „Denn die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen zu retten“ (
Tt 2,11).

Die andauernden Kriege in verschiedenen Regionen der Welt, die sozialen Spannungen und die peinigende Armut, die so viele Menschen erleiden, machen unsere Herzen an diesem Weihnachtsfest besorgt und bestürzt. Wir alle suchen eine Anwort, die uns innere Ruhe schenkt.

Die Seite aus dem Brief an Titus, die wir soeben gehört haben, erinnert uns daran, daß sich die Geburt des eingeborenen Sohnes des Vaters in jedem Winkel der Erde und in jedem Augenblick der Geschichte als „heilbringend“ geoffenbart hat. Das Kind mit den Bezeichnungen „wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens“ (Is 9,5) wird für jeden Mann und jede Frau geboren. Er birgt in sich die Antwort, die unsere Ängste beseitigen und unseren Hoffnungen neue Kraft geben kann.

In dieser Nacht, die heiligste Erinnerungen wachruft, wird unser Vertrauen in die Heilsmacht des fleischgewordenen Wortes tatsächlich gefestigt. Wann immer die Finsternis und das Böse zu überwiegen scheinen, sagt uns Christus: Fürchtet euch nicht! Durch sein Kommen in die Welt hat er die Macht des Bösen überwunden; er hat uns von der Knechtschaft des Todes befreit und zum Gastmahl des Lebens wieder zugelassen.

Es liegt an uns, aus seiner siegreichen Liebe Kraft zu schöpfen und uns seine Logik des Dienstes und der Demut zu eigen zu machen. Jeder von uns ist aufgerufen, mit Ihm „das Geheimnis der Bosheit“ zu besiegen, indem wir uns zu Zeugen der Solidarität und zu Baumeistern des Friedens machen. Gehen wir also zur Grotte von Bethlehem, um Ihn anzutreffen und um in Ihm auch jedem Kind der Welt, jedem körperlich gebeugten und jedem im Geist bedrückten Bruder zu begegnen.

4. Als die Hirten „es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war“ (Lc 2,17).

Wie bei den Hirten, ist in dieser außergewöhnlichen Nacht auch in uns der Wunsch stark, den anderen die Freude über die Begegnung mit diesem „in Windeln gewickelten Kind“ mitzuteilen, in dem sich die Heilsmacht des Allmächtigen offenbart. Wir können nicht verweilen und staunend den Messias betrachten, der als Kind in der Krippe liegt, ohne uns gleichzeitig die Verpflichtung zu eigen zu machen, für ihn Zeugnis abzulegen.

Wir müssen uns beeilen. Wir müssen voll Freude von der Grotte in Bethlehem weitergehen, um überall von dem Wunder zu berichten, dessen Zeugen wir geworden sind. Wir sind dem Licht und dem Leben begegnet. In Ihm ist uns die Liebe geschenkt.

5. „Ein Kind ist uns geboren ...“ (Is 9,5).

435 Wir nehmen dich voll Freude auf, allmächtiger Herr des Himmels und der Erde, der du dich zum Kind gemacht hast „in Judäa, in der Stadt Davids, die Bethlehem heißt“ (Lc 2,4).

Wir nehmen dich dankbar auf, du neues Licht, das im Dunkel der Welt aufgeht.

Wir nehmen dich als unseren Bruder auf, „Fürst des Friedens“, der du „die beiden Teile zu einem Volk vereinigt“ hast (Ep 2,14).

Erfülle uns mit deinen Gaben, du, der du nicht verschmäht hast, das Leben als Mensch wie wir zu beginnen. Mach uns zu Kindern Gottes, du, der du für uns der Menschensohn werden wolltest (vgl. Augustinus, Reden, 184).

Du „wunderbarer Ratgeber“ und sichere Verheißung des Friedens! Du wirksame Gegenwart des „machtvollen Gottes“; du unser einziger Gott, der arm und einfach im Schatten der Krippe liegt, nimm uns in deine Wiege auf.

Kommt, Völker der Erde, und öffnet die Tore eurer Geschichte! Kommt, laßt uns den Sohn der Jungfrau Maria anbeten, der in dieser seit Jahrhunderten vorausbereiteten Nacht zu uns herabgestiegen ist.

Die Nacht der Freude und des Lichtes.

Venite, adoremus! – Lommt lasset uns anbeten!



Predigten 1978-2005 428