Predigten 1978-2005 507


EUCHARISTIEFEIER MIT BISCHOFSWEIHE IM PETERSDOM

HOCHFEST DER ERSCHEINUNG DES HERRN

PREDIGT DES HL. VATERS JOHANNES PAUL II.

Montag, 6. Januar 2003



1. »Auf, werde Licht« (Is 60,1).

Mit diesen Worten wendet sich der Prophet Jesaja an die Stadt Jerusalem und lädt sie ein, sich von ihrem Herrn, dem unendlichen Licht, das seine Herrlichkeit über Israel erstrahlen läßt, erleuchten zu lassen. Das Volk Gottes ist aufgerufen, selbst zum Licht zu werden, um den Nationen, über denen Finsternis und Dunkel lasten (vgl. Is 60,2), den Weg zu weisen.

Diese Weissagung erklingt am heutigen Hochfest der Erscheinung des Herrn in ihrer ganzen Bedeutungsfülle. Die Magier, die aus dem Osten nach Jerusalem kommen, werden von einem Stern geleitet (vgl. Mt 2,1-2); sie stellen die Vorhut der Völker dar, die vom Licht Christi angezogen werden. In Jesus erkennen sie den Messias, und durch sie wird im voraus ersichtlich, daß das »Geheimnis«, von dem der hl. Paulus in der Zweiten Lesung spricht, Wirklichkeit wird: »…daß nämlich die Heiden […] an derselben Verheißung in Christus Jesus teilhaben durch das Evangelium« (Ep 3,6).

2. Heute, liebe zum Bischofsamt erwählte Brüder, werdet ihr im vollen Sinne zu Dienern dieses Geheimnisses, da ihr das Sakrament empfangt, das euch zu Nachfolgern der Apostel macht.

Eure Namen und Gesichter sind beredtes Zeichen der Universalkirche: der »Catholica«, wie die alten Kirchenväter sie nannten, denn ihr kommt aus unterschiedlichen Nationen und Kontinenten und werdet auch jetzt wieder in verschiedene Länder entsandt.

Der Glaube an Christus, das Licht der Welt, hat eure Schritte vom Jugendalter bis zu eurer Selbsthingabe in der Priesterweihe geleitet. Dem Herrn habt ihr nicht Gold, Weihrauch oder Myrrhe, sondern euer ganzes Leben geschenkt. Jetzt fordert Christus von euch, diese Hingabe zu erneuern, um das bischöfliche Amt in der Kirche zu übernehmen. Wie er es seinerzeit mit den Zwölfen tat, so lädt er jetzt jeden von euch ein, sein Leben und seinen Auftrag vollkommen zu teilen (vgl. Mk Mc 3,13-15).

Ihr empfangt die Fülle des Geschenks; gleichzeitig wird euch die Fülle an Pflichten abverlangt.

508 3. Herzlich begrüße ich euch, und im Geiste umarme ich jeden einzelnen von euch. Ich grüße euch, ihr lieben Msgr. Paul Tschang Innam, Msgr. Celestino Migliore, Msgr. Pierre Nguyên Van Tôt und Msgr. Pedro López Quintana. Ihr werdet meine Vertreter in verschiedenen Ländern Asiens und Afrikas sowie bei der Organisation der Vereinten Nationen sein. Ich danke euch für den wertvollen Dienst, den ihr bisher für den Hl. Stuhl geleistet habt, und wünsche euch, daß euer pastorales Amt dazu beitragen möge, das Licht Christi unter den Völkern erstrahlen zu lassen. Im Respekt vor den jeweiligen Institutionen und Kulturen sollt ihr die Nationen, zu denen ihr gesandt werdet, einladen, sich dem Evangelium zu öffnen. Nur Christus kann eine tiefe Erneuerung der Gewissen und der Völker bewirken.

Ich grüße euch, liebe Msgr. Angelo Amato und Msgr. Brian Farrell, denen ich in der Römischen Kurie die Ämter des Sekretärs der Kongregation für die Glaubenslehre bzw. des Sekretärs des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen übertragen habe. Treue zur katholischen Tradition und Engagement im ökumenischen Dialog: Auf diesem Weg soll sich euer Dienst stets sicher bewegen.

Auch grüße ich euch, ihr lieben Msgr. Calogero La Piana, Bischof von Mazara del Vallo (Italien); Msgr. René-Marie Ehuzu, Bischof von Abimey (Benin); Msgr. Ján Babjak, Bischof der Eparchie von Presov (Slowakei); Msgr. Andraos Abouna, Weihbischof des Patriarchats von Babylon der Chaldäer (Irak); Msgr. Milan Sasik, Apostolischer Administrator »ad nutum Sanctae Sedis« der Eparchie von Mukacheve (Ukraine); Msgr. Giuseppe Nazzaro, Apostolischer Vikar von Aleppo der Lateiner (Syrien).

Die geliebten Kirchengemeinschaften, die euch aufnehmen werden und die ich herzlich grüße, sollen in euch einsatzbereite und hochherzige Hirten finden. Nach dem Vorbild und mit der Hilfe des Guten Hirten sollt ihr die Gläubigen unermüdlich zu den Weiden des ewigen Lebens führen.

4. »Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt« (
Jn 13,35).

Liebe, verehrte Hirten! Der göttliche Meister fordert von euch, in seiner Liebe zu leben und sie zu bezeugen. In der Tat ist die Verkündigung der heilbringenden Liebe Gottes gleichsam die Zusammenfassung der Sendung, mit der die Kirche euch heute, am Hochfest der Erscheinung des Herrn, betraut.

Laßt die Schönheit des Evangeliums, dieses Lehrbuches der göttlichen Liebe, vor den Augen der euch anvertrauten Herde erstrahlen.Gebt vor dem gesamten Christenvolk ein eindeutiges Zeugnis für die Heiligkeit. Seid stets eine »Epiphanie« Christi und seiner barmherzigen Liebe. Nichts soll euch von der Erfüllung dieses Auftrags abbringen.

Die allerseligste Jungfrau Maria, Lehrmeisterin der vollkommenen Angleichung an ihren göttlichen Sohn, helfe und schütze euch in den unterschiedlichen Funktionen, die ihr ausführen sollt. Der Ermahnung des Apostels gemäß sollt ihr euch bemühen, »die Herrlichkeit des Herrn widerzuspiegeln«; auf diese Weise werdet ihr »in sein eigenes Bild verwandelt, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit« (vgl. 2Co 3,18). Das geschehe in jedem von euch, zur Ehre Gottes und zum Heil der Seelen. Amen!



EUCHARISTIEFEIER IN DER SIXTINISCHEN KAPELLE MIT

SPENDUNG DES SAKRAMENTS DER TAUFE

Fest der Taufe des Herrn

Sonntag, 12. Januar 2003



1. »Sucht den Herrn, solange er sich finden läßt, ruft ihn an, solange er nahe ist« (Is 55,6).

509 Diese Worte aus dem zweiten Teil des Buches Jesaja erklingen am heutigen Sonntag, der die Weihnachtszeit beschließt. Sie sind eine Einladung, sich vertieft mit der Bedeutung auseinanderzusetzen, die das heutige Fest der Taufe des Herrn für uns hat.

Kehren wir in Gedanken zum Ufer des Jordan zurück, wo Johannes der Täufer eine Taufe der Buße spendet und zur Umkehr ermahnt. Zum Vorläufer kommt auch Jesus, der durch seine Gegenwart diese Geste der Reue in ein feierliches Zeichen seiner Göttlichkeit verwandelt. Plötzlich spricht eine Stimme aus dem Himmel: »Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden« (
Mc 1,11), und der Heilige Geist kommt in Gestalt einer Taube auf Jesus herab.

In diesem außerordentlichen Ereignis erkennt Johannes die Erfüllung dessen, was über den Messias, der in Betlehem geboren und von den Hirten und Sterndeutern angebetet wurde, gesagt worden war. Er ist derjenige, den die Propheten angekündigt hatten, der geliebte Sohn des Vaters, den wir suchen müssen, solange er sich finden läßt, und den wir anrufen müssen, solange er uns nahe ist.

In der Taufe begegnet ihm jeder Christ auf ganz persönliche Weise: Er wird in das Geheimnis seines Todes und seiner Auferstehung eingeführt und empfängt ein neues Leben, nämlich das Leben Gottes selbst. Welch großes Geschenk und welch große Verantwortung!

2. Die Liturgie lädt uns heute ein, »voll Freude aus den Quellen des Heils zu schöpfen« (Is 1,3); sie fordert uns auf, unsere Taufe aufs neue zu erleben, indem wir für die vielen Gaben danken, die wir empfangen haben.

Mit solchen Empfindungen werde ich nachher - wie es inzwischen Tradition ist - in dieser wunderschönen Sixtinischen Kapelle, in der bedeutende Künstler verschiedene wesentliche Momente unseres Glaubens dargestellt haben, einigen Neugeborenen das Sakrament der Taufe spenden. Es sind 22 Kinder, die zum größten Teil aus Italien, aber auch aus Polen und dem Libanon kommen.

Ich begrüße euch alle, liebe Brüder und Schwestern, die ihr an dieser schönen Feier teilnehmt. Von ganzem Herzen grüße ich vor allem euch, liebe Eltern, Paten und Patinnen; ihr seid aufgerufen, die ersten Zeugen des so bedeutsamen Geschenks des Glaubens für diese Kleinen zu sein. Der Herr vertraut euch als verantwortungsbewußte Wächter ihre Leben an, die in seinen Augen so wertvoll sind. Setzt euch liebevoll dafür ein, daß sie »in Weisheit, Alter und Gnade« wachsen, und helft ihnen, ihrer Berufung treu zu bleiben.

In Kürze werdet ihr auch in ihrem Namen euer Versprechen, gegen das Böse zu kämpfen und vollkommen an Christus festzuhalten, erneuern. Euer Leben soll stets von dieser hochherzigen Verpflichtung geprägt sein!

3. Seid euch auch dessen bewußt, daß der Herr euch um eine neue und intensivere Mitarbeit bittet, denn er betraut euch mit der täglichen Aufgabe, sie auf dem Weg der Heiligkeit zu begleiten. Bemüht euch, selbst heilig zu sein, um eure Kinder zu diesem hohen Ziel des christlichen Lebens zu führen. Vergeßt nicht: Um heilig zu sein, »braucht es ein Christentum, das sich vor allem durch die Kunst des Gebets auszeichnet« (Novo millennio ineunte NM 32).

Maria, die heilige Mutter des Erlösers, die den Plan Gottes in völliger Bereitschaft annahm, unterstütze euch dabei; sie nähre eure Hoffnung, und bestärke euch in dem Wunsch, Christus und seiner Kirche treu zu dienen. Besonders helfe die Muttergottes diesen Kindern, damit sie den Plan, den Gott für jedes von ihnen hat, vollkommen verwirklichen können. Sie helfe den christlichen Familien der ganzen Welt, wahre »Schulen des Gebets« zu sein, in denen das gemeinsame Beten immer mehr zum Herzen und zur Quelle jeder Tätigkeit wird!



EUCHARISTIEFEIER ZUM ABSCHLUß DER

GEBETSWOCHE FÜR DIE EINHEIT DER CHRISTEN

Basilika St. Paul vor den Mauern

510

Samstag, 25. Januar 2003



1. »Diesen Schatz tragen wir in zerbrechlichen Gefäßen« (2Co 4,7).

Diese Worte aus dem Zweiten Korintherbrief waren das Leitmotiv der Gebetswoche für die Einheit der Christen, die heute zu Ende geht. Sie erleuchten unsere Meditation in diesem Vespergottesdienst am Fest der Bekehrung des hl. Paulus. Der Apostel erinnert uns daran, daß wir den uns von Christus anvertrauten »Schatz« in zerbrechlichen Gefäßen tragen. Es wird also von allen Christen verlangt, ihren Pilgerweg auf Erden fortzusetzen, ohne sich von Trübsalen und Mühen überwältigen zu lassen (vgl. Lumen gentium LG 8) - getragen von der Gewißheit, mit der Hilfe und Kraft, die von oben kommen, jedes Hindernis überwinden zu können.

Von diesem Bewußtsein erfüllt, freue ich mich, heute abend mit euch zu beten, geliebte Brüder und Schwestern der in Rom vertretenen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften;wir alle sind durch die eine Taufe im Herrn Jesus Christus untereinander verbunden. Ich begrüße euch alle mit besonderer Herzlichkeit.

Es ist mein aufrichtiger Wunsch, daß die Kirche von Rom, der die göttliche Vorsehung einen einzigartigen »Vorsitz im Liebesbund« anvertraut hat (Ignatius von Antiochien, Ad Rom., Proem.), immer mehr zum Vorbild brüderlicher ökumenischer Beziehungen werde.

2. Als Christen sind wir uns bewußt, dazu berufen zu sein, vor der Welt Zeugnis abzulegen für den »Glanz der Heilsbotschaft«, die Christus uns hinterlassen hat (vgl. 2Co 4,4). In seinem Namen sollen wir unsere Kräfte vereinen, um dem Frieden und der Versöhnung, der Gerechtigkeit und der Solidarität zu dienen, vor allem an der Seite der Armen und Geringsten der Erde.

Vor diesem Hintergrund möchte ich auch den Gebetstag für den Frieden in der Welt ins Gedächtnis zurückrufen, der vor einem Jahr, am 24. Januar, in Assisi stattfand. Dieses Ereignis mit interreligiösem Charakter vermittelte der Welt eine eindringliche Botschaft: Jeder wahrhaft religiöse Mensch hat die Pflicht, Gott um das Geschenk des Friedens zu bitten und seinen Willen zur Förderung und zum Aufbau dieses Friedens zusammen mit den anderen Glaubenden zu bekräftigen. Das Thema Friede bleibt von äußerster Dringlichkeit;besonders wendet es sich an die Jünger Christi, des Friedensfürsten, und es stellt eine Herausforderung und Verpflichtung für die ökumenische Bewegung dar.

3. Als Antwort auf den einen Geist, der die Kirche leitet, möchten wir heute abend Gott für die vielen und reichen Früchte danken, mit denen Er, der Spender aller Gaben, den Weg der Ökumene bedacht hat. Wie könnte man - neben dem schon genannten Treffen in Assisi mit der Teilnahme von hochrangigen Vertretern fast aller Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften aus Ost und West - nicht auch an den Rombesuch einer Delegation des Heiligen Synods der orthodoxen Kirche von Griechenland im vergangenen März erinnern? Im Juni erfolgte dann die Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung über den Schutz der Schöpfung mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I.; im Mai hatte ich die Freude, Patriarch Maxim von Bulgarien einen Besuch abzustatten; im Oktober hingegen besuchte mich der Patriarch von Rumänien, Teoctist, mit dem ich ebenfalls eine Gemeinsame Erklärung unterzeichnete. In unvergeßlicher Erinnerung sind mir außerdem die Begegnung mit dem Erzbischof von Canterbury, Dr. Carey, zum Abschluß seines Mandats und die Treffen mit ökumenischen Delegationen der westlichen Kirchengemeinschaften, wie auch die Fortschritte, die die verschiedenen gemischten Kommissionen für den Dialog verzeichnen konnten.

Gleichzeitig kommen wir nicht umhin, die Schwierigkeiten, Probleme und Enttäuschungen, auf die wir noch immer stoßen, realistisch anzuerkennen. So kommt es, daß zuweilen eine gewisse Müdigkeit und ein mangelnder Tatendrang festzustellen sind, während wir weiter von tiefem Schmerz darüber erfüllt sind, das eucharistische Mahl noch nicht teilen zu können. Der Heilige Geist hört jedoch nicht auf, uns zu überraschen, und er wirkt immer neue, einzigartige Wundertaten.

4. In der gegenwärtigen Situation der Ökumene ist es wichtig festzuhalten, daß nur der Geist Gottes es vermag, uns die volle, sichtbare Einheit zu schenken; nur der Geist Gottes kann neuen Elan und Mut einflößen. Aus diesem Grund muß die Bedeutung der geistlichen Ökumene betont werden, die gleichsam die Seele der gesamten ökumenischen Bewegung darstellt (vgl. Unitatis redintegratio UR 6-8).

Damit ist allerdings in keiner Weise eine Schmälerung oder gar Vernachlässigung des theologischen Dialogs gemeint, der in den vergangenen Jahrzehnten reiche Frucht gebracht hat. Er ist und bleibt unverzichtbar, denn die Einheit unter den Jüngern Christi kann in der Tat nur eine Einheit in der Wahrheit sein (vgl. Enzyklika Ut unum sint UUS 18-19). Zu diesem Ziel führt uns der Geist auch durch die theologischen Dialoge, die zweifelsohne eine Gelegenheit zur gegenseitigen Bereicherung darstellen.

511 Nur im Heiligen Geist aber ist es möglich, die Wahrheit des Evangeliums zu erfassen, die in ihrer Tiefe für alle verbindlich ist. Die geistliche Ökumene öffnet Augen und Herzen für die Erkenntnis der offenbarten Wahrheit und befähigt uns, sie auch dank der Argumentation der anderen Christen zu erkennen und anzunehmen.

5. Die geistliche Ökumene vollzieht sich in erster Linie durch das Gebet, das, wenn möglich, gemeinsam zu Gott erhoben wird. Es ist wichtig, daß wir uns weiterhin versammeln und in der Anrufung des Heiligen Geistes verharren, so wie seinerzeit Maria und die Apostel es nach der Himmelfahrt des Herrn taten (vgl.
Ac 1,12-14). Zum Gebet gesellt sich das Hören des Gotteswortes in der Heiligen Schrift, die Fundament und Nahrung unseres Glaubens ist (vgl. Dei Verbum DV 21-25). Außerdem kann es keine ökumenische Annäherung geben ohne Bekehrung des Herzens, ohne persönliche Heiligung und Erneuerung des kirchlichen Lebens.

Eine ganz besondere Rolle bei der Förderung der Begegnung mit den alten und ehrwürdigen Ostkirchen, die vom monastischen Geist geprägt sind, spielen auch die Gemeinschaften des geweihten Lebens und die in neuerer Zeit entstandenen geistlichen Bewegungen. Ermutigende Zeichen einer vielversprechenden Vertiefung des spirituellen Lebens finden sich auch in den kirchlichen Gemeinschaften des Westens, und ich freue mich über den fruchtbringenden Austausch zwischen all diesen verschiedenen christlichen Realitäten.

Nicht zu vergessen sind darüber hinaus die Fälle, in denen Kleriker anderer Kirchen katholische Universitäten besuchen: Als Gäste unserer Seminare beteiligen sie sich am Leben der Studenten in Übereinstimmung mit den geltenden kirchlichen Normen. Die Erfahrung zeigt, das dies zu einer gegenseitigen Bereicherung führt.

6. Der Wunsch, den wir heute gemeinsam äußern, ist, daß die Spiritualität der Gemeinschaft immer weiter wachse! Es möge sich in jedem von uns - wie ich im Apostolischen Schreiben Novo millennio ineunte dargelegt habe - die Fähigkeit durchsetzen, in der Einheit des mystischen Leibes den Bruder und die Schwester im Glauben zu erkennen als »›einen, der zu mir gehört‹, damit ich seine Freuden und seine Leiden teilen [...] kann«.

Es sei uns gegeben, »das Positive im anderen zu sehen, um es als Geschenk Gottes anzunehmen und zu schätzen:nicht nur ein Geschenk für den anderen, der es direkt empfangen hat, sondern auch ein ›Geschenk für mich‹«. Niemand soll sich Illusionen machen! Ohne eine echte Spiritualität der Gemeinschaft würden die äußeren Mittel der Gemeinschaft »zu seelenlosen Apparaten […], eher Masken der Gemeinschaft als Möglichkeiten, daß diese sich ausdrücken und wachsen kann« (NM 43).

Gehen wir also mutig und geduldig auf diesem Weg voran, und vertrauen wir auf das machtvolle Wirken des Geistes! Es steht nicht uns zu, Zeiten und Fristen festzulegen;uns reicht die Verheißung des Herrn.

Vom Wort Christi gestärkt, werden wir nicht der Müdigkeit nachgeben, sondern im Gegenteil unsere Bemühungen und unser Gebet für die Einheit verstärken. In unserem Herzen erklinge am heutigen Abend sein trostreicher Aufruf: »Duc in altum!« Gehen wir mit stetem Vertrauen zu Ihm voran! Amen!



EUCHARISTIEFEIER FÜR DIE PRIESTER UND ORDENSLEUTE

AM VORABEND DES FESTES DER DARSTELLUNG DES HERRN

AM VII. TAG DES GEWEIHTEN LEBENS

Samstag, 1. Februar 2003



11. »Dann kam für sie der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen« (Lc 2,22). Das Jesuskind kommt in den Armen seiner jungfräulichen Mutter in den Tempel von Jerusalem.

»Geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt« (Ga 4,4). Jesus teilt das Schicksal jedes männlichen Erstgeborenen seines Volkes: Laut dem Gesetz des Herrn muß er vierzig Tage nach seiner Geburt durch eine Opfergabe »freigekauft« werden (vgl. Ex 13,2 Ex 13,12 Lv 12,1-8).

512 Jenes Neugeborene, das äußerlich allen anderen ähnelt, bleibt nicht unbemerkt: Der Heilige Geist öffnet dem alten Simeon die Augen des Glaubens. Simeon nähert sich dem Kind, nimmt es in seine Arme, erkennt in Ihm den Messias und preist Gott (vgl. Lc 2,25-32). Dieses Kind -so prophezeit er - wird das Licht der Völker und die Herrlichkeit Israels sein (vgl. V. 32), aber auch ein »Zeichen, dem widersprochen wird« (vgl. V. 34), weil es gemäß der Schrift das Urteil Gottes erfüllen wird. Und der erstaunten Mutter sagte der fromme Greis voraus, daß dies durch ein Leid geschehen soll, an dem sie selbst Anteil haben wird (vgl. V. 35).

2. Vierzig Tage nach Weihnachten feiert die Kirche dieses eindrucksvolle freudenreiche Geheimnis, das in gewisser Weise den Schmerz des Karfreitages und die Freude von Ostern vorwegnimmt. Die östliche Tradition bezeichnet den heutigen Tag als »Fest der Begegnung«, denn in dem geweihten Bezirk des Jerusalemer Tempels trifft das »Entgegenkommen« Gottes auf die Erwartung des auserwählten Volkes.

All dies gewinnt in Christus eine tiefe Bedeutung und einen eschatologischen Wert: Er ist der Bräutigam, der kommt, um den ehelichen Bund mit Israel zu schließen. Viele sind berufen, aber wie viele sind wirklich bereit, ihn mit wachsamem Herzen und Verstand zu empfangen (vgl. Mt 22,14)? In der heutigen Liturgie schauen wir auf Maria, das Vorbild jener Menschen, die die Begegnung mit dem Herrn erwarten und Ihm fügsam ihr Herz öffnen.

3. In dieser Perspektive erweist sich das Fest der Darstellung Jesu im Tempel als besonders passend, um den dankbaren Lobpreis der gottgeweihten Menschen aufzunehmen, und völlig zu Recht wird daher seit einigen Jahren an diesem Datum der »Tag des geweihten Lebens« gefeiert. Das Bild Marias, die im Tempel Gott ihren Sohn darbringt, spricht mit großer Beredsamkeit die Herzen der Männer und Frauen an, die sich durch die Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams um des Himmelsreichs willen vollkommen dem Herrn geschenkt haben.

Das Thema des geistigen Hingabe verschmelzt mit dem des Lichts, das durch die Worte Simeons vorgestellt wird. Die Jungfrau erscheint gleichsam als Leuchter, der Christus, das Licht der Welt, trägt. Mit Maria versammeln sich heute Tausende von Ordensmännern, Ordensfrauen und geweihten Laien auf der ganzen Welt und erneuern ihre Weihe; sie tragen dabei brennende Kerzen in den Händen als Zeichen ihres von Glauben und Liebe flammenden Lebens.

4. Auch hier in der Basilika St. Peter erhebt sich am heutigen Abend eine feierliche Danksagung an Gott für das Geschenk des geweihten Lebens in der Diözese Rom und in der Universalkirche. Ganz herzlich begrüße ich Kardinal Eduardo Martínez Somalo, den Präfekten der Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens, sowie seine Mitarbeiter. Mit großer Zuneigung begrüße ich auch euch alle, Brüder und Schwestern, Ordensmänner, Ordensfrauen und geweihte Laien! Durch eure zahlenstarke, fromme und freudige Anwesenheit prägt ihr der liturgischen Versammlung das Antlitz der Kirche als »Braut« ein, die wie Maria mit ihrem ganzen Wesen danach strebt, sich vollkommen dem göttlichen Wort anzugleichen.

Hoch oben von den Nischen, die in die Wände dieser Basilika eingelassen sind, wachen die Gründer und Gründerinnen vieler eurer Institute über euch. Sie erinnern an das Geheimnis der Gemeinschaft der Heiligen, durch die sich in der pilgernden Kirche von Generation zu Generation die Entscheidung erneuert, Christus in einer besonderen Weihe nachzufolgen entsprechend den vielfältigen, vom Heiligen Geist geweckten Charismen.Zugleich laden diese verehrten Persönlichkeiten euch ein, den Blick auf die himmlische Heimat zu richten: Dort, in der Gemeinschaft der Heiligen, loben zahllose geweihte Seelen in vollkommener Seligkeit den einen und dreifaltigen Gott, den sie auf Erden geliebt und dem sie mit freiem und ungeteiltem Herzen gedient haben.

5. Armut, Keuschheit und Gehorsam sind bezeichnende Merkmale des erlösten Menschen, der innerlich von der Sklaverei des Egoismus befreit worden ist. Frei, um zu lieben; frei, um zu dienen: dies zeichnet die Männer und Frauen aus, die für das Himmelreich sich selbst verleugnen. In den Spuren des gekreuzigten und auferstandenen Christus leben sie diese Freiheit als Solidarität, indem sie die spirituellen und materiellen Belastungen der Brüder und Schwestern auf ihre Schultern nehmen.

Dies ist das vielfältige »Servitium caritatis«, das in der Klausur und in den Krankenhäusern, in den Pfarreien und Schulen, bei den Armen und den Migranten und in den neuen »Areopagen« der Mission ausgeübt wird. In tausend unterschiedlichen Lebensformen ist das geweihte Leben ein Erscheinen der Liebe Gottes in der Welt (vgl. Apostolisches Schreiben Vita consecrata, Kap. III).

Mit dankbarem Herzen möchten wir heute Gott für jeden von ihnen preisen. Durch die Fürsprache der Jungfrau Maria bereichere der Herr seine Kirche immer mehr um dieses große Geschenk - zum Lob und Ruhme seines Namens und zur Ausbreitung seines Reiches. Amen!



GOTTESDIENST ZU BEGINN DER FASTENZEIT

IN DER BASILIKA SANTA SABINA AUF DEM AVENTIN

Aschermittwoch, 5. März 2003






513 1. »Auf dem Zion stoßt in das Horn, ordnet ein heiliges Fasten an, ruft einen Gottesdienst aus! Versammelt das Volk, heiligt die Gemeinde!« (Jl 2,15-16).

Diese Worte des Propheten Joel erhellen die gemeinschaftliche Dimension der Buße. Gewiß, die Buße kann nur vom Herzen des einzelnen ausgehen, jenem Sitz der tiefsten Absichten des Menschen, gemäß der biblischen Anthropologie. Aber die Bußakte wollen auch zusammen mit den Gliedern der Gemeinschaft gelebt werden.

Besonders in schwierigen Momenten, nach einem Unglück oder vor einer Gefahr, hat das Wort Gottes durch den Mund der Propheten die Gläubigen zu einem Bußakt aufgerufen: Alle, auch die Alten und Kinder, keiner ausgeschlossen, werden zusammengerufen; alle versammeln sich, um von Gott Mitleid und Vergebung zu erflehen (vgl. Joel Jl 2,16-18).

2. Die christliche Gemeinschaft hört diese nachdrückliche Einladung zur Umkehr in dem Augenblick, in dem sie sich anschickt, den Bußweg anzutreten, der mit dem alten Ritus der Auflegung der Asche beginnt. Diese Geste, die manche für altertümlich halten mögen, steht im Widerspruch zur Mentalität des modernen Menschen, aber das drängt uns, ihre Bedeutung zu vertiefen und ihre nachhaltige Wirkung zu entdecken.

Während der Zelebrant den Gläubigen Asche aufs Haupt streut, spricht er: »Bedenke, Mensch, daß du Staub bist und zum Staub zurückkehren wirst.« Wieder zu Staub werden ist das Los, das augenscheinlich Menschen und Tiere verbindet. Aber der Mensch besteht nicht nur aus Fleisch, sondern auch aus Geist; während das Fleisch wieder zu Staub wird, ist der Geist für die Unsterblichkeit geschaffen. Der Gläubige weiß, daß Christus auferstanden ist und auch in seinem Leib den Tod besiegt hat. Er geht diesem Ausblick voll Hoffnung entgegen.

3. Die Asche auf dem Haupt empfangen bedeutet, sich als vom Ackerboden genommenes und zu ihm zurückkehrendes Geschöpf zu erkennen (vgl. Gn 3,19); es heißt zugleich, sich als Sünder zu bekennen, der der Vergebung Gottes bedarf, um gemäß dem Evangelium leben zu können (vgl. Mc 1,15); es heißt schließlich, die Hoffnung auf die endgültige Begegnung mit Christus in der Herrlichkeit und im Frieden des Himmels lebendig zu halten.

Diese freudvolle Perspektive verpflichtet die Gläubigen dazu, das Möglichste zu tun, um in dieser Zeit etwas vom zukünftigen Frieden vorwegzunehmen. Das setzt die Läuterung des Herzens und die Stärkung der Gemeinschaft mit Gott und mit den Brüdern und Schwestern voraus. Dahin zielen das Gebet und Fasten, zu dem ich die Gläubigen angesichts der drohenden Kriegsgefahr in der Welt eingeladen habe. Durch das Gebet geben wir uns ganz in Gottes Hand, und von ihm erwarten wir den wahren Frieden. Durch das Fasten bereiten wir das Herz, um vom Herrn den Frieden zu empfangen, der das Geschenk par eccellence und das beste Zeichen für das Kommen seines Reiches ist.

4. Beten und Fasten müssen aber von Werken der Gerechtigkeit begleitet werden; die Umkehr muß sich in Aufnahme und Solidarität umsetzen. Diesbezüglich mahnt der frühe Prophet: »Das ist ein Fasten, wie ich es liebe: die Fesseln des Unrechts zu lösen, die Stricke des Jochs zu entfernen, die Versklavten freizulassen, jedes Joch zu zerbrechen« (Is 58,6).

Auf Erden wird kein Frieden sein, solange die Unterdrückung der Völker, die sozialen Ungerechtigkeiten und die noch immer bestehenden ökonomischen Ungleichgewichte fortdauern. Aber für die erhofften großen strukturellen Änderungen sind äußere Initiativen und Interventionen nicht genug; notwendig ist vor allem eine umfassende Bekehrung der Herzen zur Liebe.

5. »Kehrt um zu mir von ganzem Herzen« (Jl 2,12). Wir könnten sagen, daß die Botschaft des heutigen Gottesdienstes sich in diesem eindringlichen Aufruf Gottes zur Bekehrung der Herzen verdichtet.

Diese Einladung wird vom Apostel Paulus in der Zweiten Lesung wiederholt: »Wir bitten an Christi Statt: Laßt euch mit Gott versöhnen! … Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade; jetzt ist er da, der Tag der Rettung« (2Co 5,20 2Co 6,2).

514 Jetzt ist die Zeit der Gnade, liebe Brüder und Schwestern, um unsere Haltung gegenüber Gott und den Brüdern zu überprüfen.

Jetzt ist der Tag der Rettung, um die Kriterien eingehend zu prüfen, nach denen wir unsere tägliche Lebensführung ausrichten.

Herr, hilf uns, daß wir von ganzem Herzen zu dir umkehren, denn du bist der Weg, der uns zum Heil führt, die Wahrheit, die uns frei macht, das Leben, das keinen Tod kennt.





EUCHARISTIEFEIER ANLÄßLICH DER SELIGSPRECHUNG VON 5 DIENERN GOTTES

III. Fastensonntag, 23. März 2003

1.»So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der glaubt, in ihm das ewige Leben hat« (Ruf vor dem Evangelium; vgl. Jn 3,16). Diese Worte der Liturgie am heutigen dritten Fastensonntag laden uns ein, das große Geheimnis, das wir an Ostern feiern werden, mit den Augen des Glaubens zu betrachten. Es ist das vollkommene und endgültige Geschenk der Liebe Gottes, das sich im Tod und in der Auferstehung Jesu verwirklicht.

Das Geheimnis der Erlösung, zu deren Teilhabe alle Gläubigen aufgerufen sind, wurde von den neuen Seligen, die ich heute zu meiner großen Freude zur Ehre der Altäre erheben darf, auf einzigartige Weise gelebt: Pierre Bonhomme, Priester und Gründer der Schwesternkongregation von »Notre Dame du Calvaire«; María Dolores Rodríguez Sopeña, Jungfrau und Gründerin des Katechisteninstituts »Dolores Sopeña«; Maria Charitas Brader, Jungfrau und Gründerin der Kongregation von den Missionsfranziskanerinnen der Maria Immaculata; Juana María Condesa Lluch, Gründerin der Kongregation der »Esclavas de María Inmaculada«, Ladislaus Batthyány-Strattmann, Laie und Familienvater. [Nach den einleitenden Worten auf italienisch sagte der Papst auf französisch:]

2. »Das Gebot des Herrn ist lauter, es erleuchtet die Augen« (Ps 19,9). Dies gilt in besonderer Weise für Pater Pierre Bonhomme, der im Hören des Wortes Gottes – vor allem der Seligpreisungen und der Berichte über das Leiden des Herrn – die nötige Orientierung fand, um in enger Verbindung zu Christus leben und Ihm unter der Leitung Marias nachfolgen zu können. Die Meditation der Heiligen Schrift war die wichtigste Quelle seiner seelsorgerischen Tätigkeit und seiner Fürsorge gegenüber den Armen, den Kranken, den Taubstummen und Behinderten, für die er das Institut der Schwestern von »Notre-Dame du Calvaire« gründete. Nach dem Beispiel des neuen Seligen können auch wir ausrufen: »Mein Vorbild wird Jesus Christus sein, denn man gleicht gerne demjenigen, den man liebt.« Pierre Bonhomme möge uns zu einer größeren Vertrautheit mit der Heiligen Schrift ermutigen, um den Erlöser zu lieben und um durch unser Wort und Leben zu seinen unermüdlichen Zeugen zu werden! [Johannes Paul II. ging zur spanischen Sprache über:]

3. »Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat; aus dem Sklavenhaus« (Ex 20,1). Die große Offenbarung vom Sinai zeigt uns Gott, der von jeder Form der Sklaverei loskauft und befreit und dann diesen Plan im Erlösungsgeheimnis seines eingeborenen Sohnes Jesus Christus zur Erfüllung bringt. Wie könnte man diese erhabene Botschaft nicht vor allem jenen verkünden, die sie in ihrem Herzen nicht vernehmen, weil sie das Evangelium nicht kennen?

Dolores Rodríguez Sopeña erkannte diese Notwendigkeit und wollte die Herausforderung, die Erlösung Christi in der Welt der Arbeit zu vergegenwärtigen, aufnehmen. Daher setzte sie sich das Ziel, »alle Menschen zu einer einzigen Familie in Jesus Christus zu vereinen« (vgl. Konstitutionen von 1907).

Diese Gesinnung nahm Gestalt an in den drei Gründungen der neuen Seligen: die Laienbewegung »Sopeña«, das Institut der Katechistinnen, die heute »Sopeña-Katechistinnen« genannt werden, sowie die soziale und kulturelle Einrichtung »Sopeña«. Durch sie setzt sich in Spanien und Lateinamerika eine Spiritualität fort, die durch die Verkündigung der Heilsbotschaft Jesu Christi den Aufbau einer gerechteren Welt fördert.

4. »Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht« (Ex 20,9-10). Die Lesung aus dem Buch Exodus, die wir soeben gehört haben, erinnert uns an die Verpflichtung zur Arbeit, um durch unsere Mühen zum Werk des Schöpfers beizutragen und auf diese Weise eine bessere und menschlichere Welt aufzubauen. Im 19. Jahrhundert jedoch führte die Eingliederung der Frauen in die Welt der Lohnarbeit außerhalb des Haushalts zu einer Zunahme der Gefahren für ihr Glaubensleben und ihre Menschenwürde. Zu dieser Überzeugung gelangte die sel. Juana Condesa Lluch durch ihr außerordentliches religiöses Feingefühl. Sie durchlebte eine tief christlich geprägte Jugend: Jeden Tag besuchte sie die Messe in der Kirche des Patriarchen und stärkte ihren Glauben durch das häufige Gebet. So bereitete sie sich darauf vor, sich völlig der Liebe Gottes zu weihen; schließlich gründete sie die Kongregation der »Esclavas de María Inmaculada«, die getreu ihrem Gründungscharisma auch weiterhin den arbeitenden Frauen ihre Unterstützung zukommen lassen.


Predigten 1978-2005 507