Predigten 1978-2005 562


GEDENKMESSE IM PETERSDOM FÜR DIE IM VERGANGENEN JAHR VERSTORBENEN KARDINÄLE UND BISCHÖFE

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Donnerstag, 13. November 2003

1.»Ich gebe ihnen ewiges Leben« (Jn 10,28).

Diese Worte Christi erfüllen unsere heutige Feier, bei der wir für die im vergangenen Jahr verstorbenen Kardinäle und Bischöfe beten, mit Licht und Hoffnung.

Das Gedenken an die Kardinäle, die von uns gegangen sind, war beim letzten Konsistorium besonders intensiv und lebendig. Es liegt mir am Herzen, auch in diesem Moment an ihre Namen zu erinnern: Hans Hermann Groër, Gerald Emmet Carter, Aurelio Sabattani, Francesco Colasuonno, Ignacio Antonio Velasco García, Corrado Ursi und Maurice Michael Otunga. Mit ihnen erinnere ich weiter an den Patriarchen Raphaël I. Bidawid.

2. Beten wir auch für die Bischöfe, die Gott im Laufe der vergangenen Monate von dieser Welt zu sich gerufen hat. Trostreich ist der Gedanke, daß alle diese ehrwürdigen Brüder, die während ihres irdischen Daseins eifrige Diener des Evangeliums waren, nunmehr in den fürsorgenden »Händen« Gottes sind, der sie in seiner liebevollen Umarmung in Ewigkeit aufgenommen hat.

Mit ihrem pastoralen Eifer haben sie durch ihre Verkündigung und ihr gutes Beispiel die Gläubigen dazu angeleitet, nach den wahren und ewigen Werten zu streben, und sie sind dabei zu Vorbildern für die ihnen anvertraute Herde geworden (vgl. ). Wir erwarten daher voll Zuversicht, daß der Herr ihnen den Lohn, den er seinen treuen Dienern verheißen hat, gewähre.

3. Die allerseligste Jungfrau Maria möge sie aufnehmen und für sie die ewige Ruhe im Reich des Lichtes und des Friedens des Auferstandenen erwirken. Amen.





GOTTESDIENST FÜR DIE DOZENTEN UND STUDENTEN

DER RÖMISCHEN UNIVERSITÄTEN

: Donnerstag, 11. Dezember 2003



1. »Fürchte dich nicht, ich werde dir helfen« (Is 41,13). Die vom Propheten verkündete Verheißung Gottes fand in der Geburt Jesu in Betlehem ihre volle Verwirklichung. In Ihm wurde Gott einer von uns! Deshalb brauchen wir uns nicht zu fürchten. Die Adventszeit, die wir gerade erleben, erfüllt uns mit Hoffnung.

Liebe Brüder und Schwestern, das heutige Treffen findet statt in dieser Atmosphäre vertrauensvollen Wartens auf das Kommen Christi. Ich begrüße euch alle sehr herzlich. Zunächst grüße ich euch, verehrte Rektoren, Dozenten und Studenten der römischen Universitäten. Einen besonderen Gruß richte ich an die Ministerin für Bildung, Hochschulen und Wissenschaft, Frau Letizia Moratti. Ich begrüße die Hochschulseelsorger und die nationalen Delegationen der Hochschulseelsorge.

Mein Dank gilt dem Vorsitzenden der Rektorenkonferenz der Italienischen Universitäten und der Vertreterin der Studenten, die euer aller Empfindungen zum Ausdruck gebracht haben.

564 2. »Ich mache […] das ausgetrocknete Land zur Oase« (Is 41,18). Dies ist die große Verheißung des Herrn an die Elenden und Armen, die, wie der Prophet sagt, »Wasser suchen«, denn »ihre Zunge vertrocknet vor Durst« (Is 41,17). Ihr Durst ist beispielhaft für den brennenden Wunsch nach Wahrheit, Gerechtigkeit und Frieden, der im Herzen jedes Menschen ist.

In der Tat finden die tiefsten Sehnsüchte des Menschen nur in Gott eine vollgültige Antwort. Meine Lieben, ich ermutige euch daher, dafür Sorge zu tragen, daß euer Ausbildungsweg stets von der Suche nach Gott gestützt sei. Laßt euch nicht von Zweifeln und Schwierigkeiten aufhalten. Gott, so versichert der Prophet, ergreift eure rechte Hand (vgl. Is 41,13) und steht an eurer Seite. Seine trostreiche Begleitung wird euch den Auftrag, zu dem ihr in der Welt der Universitäten berufen seid, klarer erkennen lassen.

3. Nicht wenige von euch haben an dem in den vergangenen Tagen stattfindenden Kongreß teilgenommen, bei dem die Aufmerksamkeit vor allem auf den europäischen Integrationsprozeß gerichtet war. Auch ihr, die ihr zur akademischen Welt gehört, sollt euren Beitrag zu diesem Prozeß leisten. Für die Einheit Europas sind die sozialen, politischen und wirtschaftlichen Einrichtungen sicherlich sehr wichtig, aber die humanistischen und geistlichen Elemente dürfen in keinem Fall vernachlässigt werden. Es ist unerläßlich, daß das heutige Europa seinen Wertebestand bewahrt und anerkennt, daß vor allem das Christentum die Kraft gewesen ist, die diese Werte zu fördern, untereinander in Einklang zu bringen und zu festigen vermochte.

4. Das Weihnachtsfest ist eine vorzügliche Gelegenheit zur Besinnung auf einen der am tiefsten empfundenen christlichen Werte. Durch die Geburt Jesu in der Bescheidenheit und Armut von Betlehem hat Gott dem Dasein jeder Person seine Würde zurückerstattet. Er hat allen Menschen die Möglichkeit zur Teilhabe an seinem eigenen, göttlichen Leben angeboten. Möge dieses unschätzbare Geschenk immer aufnahmebereite Herzen finden!

Der mütterlichen Fürsprache Marias vertraue ich diesen meinen Wunsch und meine Anliegen an. Sie beschütze einen jeden von euch, eure Familien und die akademischen Gemeinschaften, denen ihr angehört. Ich wünsche euch eine schöne Adventszeit und Frohe Weihnachten!



CHRISTMETTE

PREDIGT DES HEILIGEN VATERS JOHANNES PAUL II.

Weihnachten, 24. Dezember 2003



1. „Puer natus est nobis, filius datus est nobis“. (Is 9,5).

In den Worten des Propheten Jesaja, die in der ersten Lesung vorgetragen wurden, ist diese weihnachtliche Wahrheit enthalten, die wir in dieser Nacht gemeinsam lebendig werden lassen.

Ein Kind wird geboren. Allem Anschein nach ist es eines von vielen Neugeborenen in der Welt. Ein Kind wird in einem Stall zu Bethlehem geboren. Seine Geburt ereignet sich demnach in äußerster Entbehrung: arm unter den Armen.

Der da geboren wird, ist jedoch „der Sohn“ schlechthin: Filius datus est nobis. Dieses Kind ist der Sohn Gottes, eines Wesens mit dem Vater. Wie es durch die Propheten vorhergesagt worden war, ist er Mensch geworden durch den Heiligen Geist im Schoß einer Jungfrau, Maria.

Wenn wir gleich im Glaubensbekenntnis singen werden „... et incarnatus est de Spiritu Sancto ex Maria Virgine et homo factus est“, knien wir dabei alle nieder. Wir betrachten schweigend jenes Geheimnis, das sich erfüllt: „Et homo factus est!“ Der Sohn Gottes gesellt sich zu uns, und wir empfangen ihn auf den Knien.

565 2. „Das Wort ist Fleisch geworden“ (Jn 1,14). In dieser außergewöhnlichen Nacht wird das Ewige Wort, der „Fürst des Friedens“ (Is 9,5), in der arm­seligen und kalten Höhle von Bethlehem geboren.

Fürchtet euch nicht“, ruft der Engel den Hirten zu, „heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr“ (Lc 2,11). Wie die namenlosen glücklichen Hirten eilen auch wir hinzu, um dem zu begegnen, der den Lauf der Geschichte verändert hat.

In der Enge und Armut der Krippe betrachten wir „ein Kind, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt“ (Lc 2,12). Im wehrlosen schwachen Kind, das in den Armen Marias wimmert, „ist erschienen die Gnade Gottes, um alle Menschen zu retten“ (Tt 2,11). Halten wir inne und beten es an!

3. O Kind, das du dir eine Futterkrippe zur Wiege erwählt hast; o Schöpfer des Alls, der du dich der göttlichen Herrlichkeit entblößt hast; o unser Erlöser, der du deinen wehrlosen Leib als Opfer für das Heil der Menschheit hingegeben hast!

Der Glanz deiner Geburt erleuchte die Nacht der Welt. Die Macht deiner Liebesbotschaft zerstöre die hochmütigen Nachstellungen des Bösen. Das Geschenk deines Lebens lasse uns immer tiefer verstehen, wie wertvoll jedes menschliche Leben ist.

Viel zu viel Blut rinnt noch über die Erde! Zu viel Gewalt und zu viele Konflikte vereiteln das friedliche Miteinander der Völker!

Du kommst, um uns den Frieden zu bringen. Du bist unser Friede! Du allein kannst aus uns „ein reines Volk“ schaffen, das für immer dir gehört, ein Volk, das „voll Eifer danach strebt, das Gute zu tun“ (Tt 2,14).

4. „Puer natus est nobis, filius datus est nobis!“Welch unerschöpfliches Geheimnis verbirgt sich in der Demut dieses Kindes! Wir möchten es fast berühren; wir möchten es umarmen.

Du, Maria, der du über deinen allmächtigen Sohn wachst, gib uns deine Augen, um ihn im Glauben zu betrachten; schenke uns dein Herz, um ihn in Liebe zu anzubeten.

In seiner Bescheidenheit lehrt uns das Kind von Bethlehem, den wahren Sinngehalt unserer Existenz wiederzuentdecken; es lehrt uns, „besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt zu leben“ (Tt 2,12).

5. O Heilige Nacht, so sehnlich erwartet, der du Gott und Mensch für immer vereint hast! Erneut entzündest du in uns die Hoffnung. Du erfüllst uns mit verzücktem Staunen. Du versicherst uns des Triumphes der Liebe über den Haß und des Lebens über den Tod.

566 Deshalb verweilen wir im Gebet versunken.

Du, Emmanuel, sprichst in der leuchtenden Stille deiner Geburt weiter zu uns. Und wir sind bereit, auf dich zu hören. Amen!



VESPER UND TE DEUM ZUM JAHRESABSCHLUß IM PETERSDOM

PREDIGT VON PAPST JOHANNES PAUL II.

Mittwoch, 31. Dezember 2003



1. »Te Deum laudamus!« So bringt die Kirche im Gesang ihre Dankbarkeit gegenüber Gott zum Ausdruck, während sie noch von Freude erfüllt ist über das Fest der Geburt des Herrn. In dieser eindrucksvollen abendlichen Feier richtet sich unsere Aufmerksamkeit auf das ideelle Zusammentreffen des Kalenderjahres mit dem Kirchenjahr, zwei Zeitzyklen, die zwei Dimensionen der Zeit umfassen.

In der ersten Dimension folgen die Tage, Monate und Jahre aufeinander gemäß einem kosmischen Rhythmus, in dem der menschliche Verstand die Spuren der schöpferischen Weisheit Gottes erkennt. Daher ruft die Kirche aus: »Te Deum laudamus

2. Die zweite Zeitdimension, an die wir bei diesem Gottesdienst am heutigen Abend erinnern wollen, ist die der Heilsgeschichte. Ihr Mittel- und Höhepunkt ist das Mysterium Christi. Daran hat uns soeben der Apostel Paulus erinnert: »Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn« (Ga 4,4). Christus ist der Mittelpunkt der Geschichte und des Kosmos. Er ist die neue Sonne, die der Welt aufgestrahlt ist »aus der Höhe« (vgl. Lc 1,78), eine Sonne, die alles auf das letzte Ziel der Geschichte hin ausrichtet.

In diesen Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr treffen diese beiden Dimensionen der Zeit mit besonderer Aussagekraft aufeinander. Es scheint, als würde die Ewigkeit Gottes die Zeit des Menschen besuchen. Der Ewige macht sich zum gegenwärtigen »Augenblick«, damit der zyklische Ablauf der Tage und Jahre nicht in einer sinnlosen Leere endet.

3. »Te Deum laudamus!« Ja, wir loben dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde. Wir danken dir, daß du deinen Sohn gesandt hast, der ein kleines Kind geworden ist, um die Erfüllung der Zeit herbeizuführen. So hat es dir gefallen (vgl. ). In Ihm, deinem eingeborenen Sohn, hast du der Menschheit den Weg zum ewigen Heil eröffnet.

Zu dir erheben wir unsere feierliche Danksagung für die zahllosen Wohltaten, die du uns im Lauf des vergangenen Jahres geschenkt hast. Wir loben dich und danken dir gemeinsam mit Maria, »die der Welt den Urheber des Lebens geboren hat« (Antiphon).

4. Liebe Gläubige der Diözese Rom, zu Recht gehen meine Worte nun direkt an euch! Ihr seid hierhergekommen, um zusammen mit dem Papst euer Lob und euren Dank zu Gott, dem Spender alles Guten, zu erheben.

An einen jeden einzelnen von euch geht mein herzlicher Gruß. In besonderer Weise gilt er dem Kardinalvikar, seinem Stellvertreter, den Weihbischöfen und allen, die tatkräftig im Dienst an der diözesanen Gemeinschaft mitwirken. Ich begrüße die Autoritäten des italienischen Staates und den Bürgermeister von Rom, dem ich für die willkommene Anwesenheit danke.

567 Heute ist hier bei uns die Ikone der »Muttergottes der göttlichen Liebe«, ein wertvolles Geschenk der römischen Gemeinde an den Papst. Ich bin euch sehr dankbar dafür. In die Krone der Jungfrau Maria sind 20 Edelsteine eingesetzt worden, die den 20 Geheimnissen des Rosenkranzes entsprechen, nachdem ich gebeten hatte, zu den 15 traditionellen Geheimnissen die fünf lichtreichen Geheimnisse hinzuzufügen. Ich wünsche, daß diese Ikone im neuen Heiligtum der »Madonna del Divino Amore« verehrt wird. Der Jungfrau Maria vertraue ich vor allem die seelsorgliche Arbeit an, die die Diözese in diesen Jahren zugunsten der Familie, der jungen Menschen und der Berufungen zum gottgeweihten Leben erbringen wird.

Vor euch allen möchte ich wiederholen, was ich 1981 im Apostolischen Schreiben Familiaris consortio geschrieben habe: »Die Zukunft der Menschheit geht über die Familie« (
FC 86). Der Muttergottes und dem hl. Josef, ihrem Bräutigam, vertraue ich mein an Jesus gerichtetes Gebet an, auf daß Er die Diözese Rom zu pastoralen Strategien anleite, die unserer Zeit entsprechen und die an alle Familien der Stadt und an die jungen Paare gerichtet sind, die sich auf die Ehe vorbereiten. Möge die Familie immer besser dem Plan gerecht werden, den Gott ihr seit jeher zugedacht hat!

5. Liebe Brüder und Schwestern, ein weiteres Jahr geht nun zu Ende. Wir blicken auf das Jahr 2004, das sich am Horizont abzeichnet. Auf das zu Ende gehende Jahr und auf das Jahr, das in wenigen Stunden beginnen wird, rufen wir den mütterlichen Schutz der allerseligsten Gottesmutter Maria herab und bitten sie, uns auch weiterhin auf unseren Wegen zu führen.

Jungfrau Maria, Königin des Friedens, erwirke für die Stadt Rom, für Italien, für Europa und für die ganze Welt Tage des Friedens. »Sancta Dei Genitrix, ora pro nobis!« Mutter des Erlösers, Mutter der göttlichen Liebe, bitte für uns. Amen!


                                                                    2004



HEILIGE MESSE AM HOCHFEST DER GOTTESMUTTER MARIA

UND DEM XXXVII. WELTFRIEDENSTAG

PREDIGT VON PAPST JOHANNES PAUL II.

Donnerstag, 1. Januar 2004



1. »Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau« (Ga 4,4).

Heute, am Oktavtag von Weihnachten, stellt uns die Liturgie die Ikone der Gottesmutter, der Jungfrau Maria, vor Augen. Der Apostel Paulus bezeichnet sie als die »Frau«, durch die der Sohn Gottes in die Welt eingetreten ist. Maria von Nazaret ist die »Theotokos«, die »den König geboren hat, der in Ewigkeit herrscht über Himmel und Erde« (Eröffnungsvers; vgl. Sedulius).

Zu Beginn des neuen Jahres gehen wir gehorsam bei ihr in die Schule. Wir wollen von ihr, der heiligen Mutter, lernen, im Glauben und im Gebet das Heil zu empfangen, das Gott denen, die auf seine barmherzige Liebe vertrauen, unablässig schenkt.

2. In dieser Atmosphäre des Hörens und Betens danken wir Gott für dieses neue Jahr, das für alle ein Jahr des Wohlergehens und des Friedens sein möge!

Mit diesem Wunsch richte ich voll Freude meinen ehrerbietigen Gruß an die sehr geehrten Herren Botschafter des beim Heiligen Stuhl akkreditierten Diplomatischen Korps, die bei der heutigen Feier anwesend sind. Ich grüße herzlich Kardinal Angelo Sodano, Staatssekretär, und meine Mitarbeiter im Staatssekretariat. Mit ihnen grüße ich Kardinal Renato Raffaele Martino sowie alle Mitglieder des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden. Ich danke ihnen für den großherzigen Einsatz in der weltweiten Verbreitung der Einladung zum Frieden, welche die Kirche ständig verkündet.

568 3. »Eine stets aktuelle Aufgabe: Zum Frieden erziehen.« So lautet das Thema der Botschaft für den heutigen Weltfriedenstag. Es knüpft gedanklich an das an, was ich zu Beginn meines Pontifikats vorgeschlagen hatte, als ich die Dringlichkeit und die Notwendigkeit unterstrich, die Gewissen für eine Kultur des Friedens zu formen. Denn der Friede ist möglich – das wollte ich wiederholen –, er ist geboten (vgl. Botschaft, Nr. 4).

Angesichts der Situationen von Ungerechtigkeit und Gewalt, unter denen verschiedene Gebiete des Erdkreises leiden, angesichts der anhaltenden bewaffneten Konflikte, die von der öffentlichen Meinung oft vergessen werden, wird es immer notwendiger, gemeinsame Wege des Friedens zu beschreiten. Es ist deshalb unerläßlich, zum Frieden zu erziehen.

»Den Frieden zu verkünden bedeutet nämlich für den Christen Christus, ›der unser Friede ist‹ (
Ep 2,14), und sein Evangelium, das ›Evangelium vom Frieden‹ (Ep 6,15), zu verkündigen und auch alle an die Seligpreisung zu erinnern, ›Friedensstifter‹ zu sein (vgl. Mt 5,9)« (Botschaft, Nr. 3). Ein Zeuge des »Evangeliums vom Frieden« war auch Erzbischof Michael Aidan Courtney, mein Vertreter als Apostolischer Nuntius in Burundi, der vor einigen Tagen tragischerweise ermordet wurde, als er seine Mission für den Dialog und die Versöhnung erfüllte. Wir beten für ihn in der Hoffnung, daß sein Beispiel und sein Lebensopfer Früchte des Friedens in Burundi und in der Welt hervorbringen mögen.

4. Alljährlich in der Weihnachtszeit kehren wir in Gedanken nach Betlehem zurück, um das Kind in der Krippe anzubeten. Das Land, in dem Jesus geboren wurde, befindet sich leider noch immer in einer dramatischen Situation. Auch in anderen Teilen der Welt erlöschen die Brandherde der Gewalt und die Konflikte nicht. Aber es ist notwendig, auszuharren, ohne der Versuchung zur Entmutigung zu erliegen. Es bedarf einer Anstrengung seitens aller, damit die Grundrechte der Menschen durch eine ständige Erziehung zur Gesetzlichkeit geachtet werden. Zu diesem Zweck muß man sich bemühen, »die Logik der einfachen Gerechtigkeit « zu überwinden und »sich der Logik der Vergebung zu öffnen«. Denn »es gibt keinen Frieden ohne Vergebung « (vgl. Botschaft, Nr. 10).

Immer deutlicher spürbar wird die Notwendigkeit einer neuen internationalen Ordnung, die sich die Erfahrung der Organisation der Vereinten Nationen und die von ihr erzielten Ergebnisse zunutze macht; eine Ordnung, die für die heutigen Probleme angemessene Lösungen zu finden weiß, die auf der Würde der menschlichen Person gründen, auf einer ganzheitlichen Entwicklung der Gesellschaft, auf der Solidarität zwischen reichen und armen Ländern, auf der Verteilung der Ressourcen und der großartigen Ergebnisse des wissenschaftlichen und technischen Fortschritts.

5. »Die Liebe ist die erhabenste und vornehmste Beziehungsform der Menschen untereinander« (ebd.). Dieses Bewußtsein hat mich beim Entwurf der Botschaft für den heutigen Weltfriedenstag geleitet. Gott helfe uns, daß wir alle zusammen die »Zivilisation der Liebe« aufbauen. Nur eine Menschheit, in der die Liebe siegt, wird einen wahren und dauerhaften Frieden genießen können.

Maria erwirke uns dieses Geschenk. Sie möge uns stützen und begleiten auf dem schwierigen und begeisternden Weg des Aufbaus des Friedens. Darum beten wir voll Zuversicht, ohne müde zu werden: Maria, Königin des Friedens, bitte für uns!



EUCHARISTIEFEIER IM PETERSDOM AM

FEST DER DARSTELLUNG DES HERRN

8. TAG DES GEWEIHTEN LEBENS

Montag, 2. Februar 2004



1. »Daher mußte er in allem seinen Brüdern gleich sein, um ein barmherziger und treuer Hoherpriester vor Gott zu sein« (He 2,17).

Diese Worte aus dem Hebräerbrief bringen die Botschaft des heutigen Festes der Darstellung des Herrn im Tempel gut zum Ausdruck. Sie bieten uns gewissermaßen den Schlüssel zum Verständnis dieses Festtages, indem sie ihn in die Perspektive des Ostergeheimnisses stellen.

Das Ereignis, das wir heute feiern, führt uns zurück zu den Taten Marias und Josefs, als sie – 40 Tage nach der Geburt Jesu – ihren Erstgeborenen Gott weihten und sich damit den Vorschriften des mosaischen Gesetzes unterwarfen. Diese Darbringung sollte dann im Geheimnis des Leidens, des Todes und der Auferstehung des Herrn ihre volle und vollkommene Erfüllung finden. Dadurch sollte er seinen Auftrag als »barmherziger und treuer Hoherpriester« verwirklichen, indem er unser menschliches Schicksal bis ins Tiefste teilte.

569 Bei der Darstellung im Tempel, wie auch auf dem Kalvarienberg, steht Maria, die treue Jungfrau und Mitwirkende am ewigen Heilspan, an seiner Seite.

2. Die heutige Liturgie beginnt mit der Kerzenweihe und der Prozession zum Altar, um Christus zu begegnen und Ihn im Brechen des Brotes zu erkennen, während wir seine glorreiche Wiederkehr erwarten.

In dieser Atmosphäre von Licht, Glauben und Hoffnung feiert die Kirche den Tag des geweihten Lebens. All jene, die ihr Leben auf immer Christus dargebracht haben für das Kommen des Reiches Gottes, sind eingeladen, ihr »Ja« zu ihrer besonderen Berufung zu erneuern. Aber auch die ganze kirchliche Gemeinschaft gelangt zu einer Neuentdeckung des Reichtums an prophetischen Zeugnissen des geweihten Lebens in der Vielfalt seiner Charismen und apostolischen Aktivitäten.

3. Erfüllt von Lob und Dankbarkeit gegenüber dem Herrn für dieses große Geschenk, begrüße ich zunächst Kardinal Eduardo Martínez Somalo, den Präfekten der Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens, der die heutige Feier leitet. Zusammen mit ihm richte ich meinen herzlichen Gruß an alle, die an dieser eindrucksvollen liturgischen Versammlung teilnehmen.

Mein liebevoller Gruß gilt vor allem euch, liebe Ordensmänner, Ordensfrauen und Mitglieder der Säkularinstitute, wie auch all jenen, die in allen Gegenden der Welt ihr treues Zeugnis ablegen für die Werte des geweihten Lebens.

Ihr seid von Christus dazu berufen, Ihm immer gleichförmiger zu werden, Ihm, der aus Liebe gehorsam, arm und keusch war. Widmet euch auch in Zukunft hingebungsvoll der Verkündigung und Förderung seines Reiches. Dies ist euer Auftrag, und er ist heute genauso notwendig wie in der Vergangenheit!

4. Liebe Ordensmänner und Ordensfrauen! Welch großartige Gelegenheit bietet doch der heutige, euch gewidmete Tag, an dem ihr – mit der gleichen Begeisterung und Großherzigkeit wie damals, als ihr zum ersten Mal eure Gelübde abgelegt habt – eure Treue zu Gott bekräftigt! Erneuert jeden Tag mit Freude und Überzeugung euer »Ja« zum Gott der Liebe. In der Abgeschiedenheit des Klausurklosters oder an der Seite der Armen und Ausgegrenzten, unter den Jugendlichen oder in den kirchlichen Einrichtungen, durch die unterschiedlichen apostolischen Tätigkeiten oder in den Missionsländern: Gott will, daß ihr seiner Liebe treu bleibt und euch völlig dem Wohl der Brüder und Schwestern widmet.

Das ist der wertvolle Beitrag, den ihr für die Kirche leisten könnt, damit das Evangelium der Hoffnung die Männer und Frauen unserer Zeit erreicht.

5. Betrachten wir die Jungfrau, wie sie ihren Sohn im Tempel von Jerusalem darbringt. Die Frau, die in der Stunde der Verkündigung den Willen Gottes bedingungslos annahm, wiederholt heute in gewisser Weise die damals von ihr gesprochenen Worte: »Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast« (
Lc 1,38). Diese Haltung der fügsamen Treue gegenüber dem Plan Gottes wird ihren gesamten Lebensweg prägen.

Daher ist die Gottesmutter das erste und höchste Vorbild jedes geweihten Menschen. Laßt euch von ihr leiten, liebe Brüder und Schwestern. Nehmt ihre Hilfe demütig und vertrauensvoll in Anspruch, vor allem in Zeiten der Prüfung.

Und du, Maria, wache über diesen deinen Kindern, führe sie zu Christus, »Ruhm Israels, Licht der Völker«. »Virgo Virginum, Mater Salvatoris, ora pro nobis



EXEQUIEN FÜR KARD. OPILIO ROSSI IM PETERSDOM

570

Freitag, 13. Februar 2004



1. »Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag« (Jn 6,54).

Während wir nun dem geliebten Kardinal Opilio Rossi den letzten Gruß erweisen, vernehmen wir in unserem Geiste den Widerhall dieser feierlichen Verheißung Christi. Gefühle der Zuneigung und der kirchlichen Gemeinschaft haben uns mit diesem unseren Bruder verbunden. Vereint hat uns vor allem der Glaube an Christus, der gestorben und auferstanden ist, jener Glaube, den wir nun in der Feier dieser heiligen Mysterien zum Ausdruck bringen.

In der Eucharistie, Vermächtnis der Liebe Christi, macht sich unser Erlöser zur geistlichen Speise und zum geistlichen Trank auf unserem Weg zum ewigen Pascha. In dem geweihten Brot und Wein werden uns die Zeichen des künftigen Lebens geschenkt, das nicht enden wird. Wer den Leib und das Blut Christi ißt und trinkt, wird somit, auch wenn er stirbt, leben in Ewigkeit. An diesem Ziel ist nunmehr der geliebte Kardinal angelangt, von dem wir heute Abschied nehmen. Fruchtbares Priesteramt

2. Der Glaube hat das lange und fruchtbare Priesteramt von Kardinal Opilio Rossi beseelt. Wie oft hat er das Meßopfer gefeiert und vor allem in der Eucharistie das Licht und die innere Kraft für seine täglichen Entscheidungen und für sein Apostolat gefunden! Wir vertrauen darauf, daß er heute am himmlischen Hochzeitsmahl teilnimmt und Christus, den Herrn, von »Angesicht zu Angesicht« schaut.

»Omnia in Christo«: Diese Worte aus dem bekannten Ausspruch des hl. Paulus – »Instaurare omnia in Christo« (Ep 1,10) – hatte Kardinal Rossi zum Leitspruch seines bischöflichen Dienstes gemacht. Damit wollte er hervorheben, daß der Christ alles in Christus sammeln, vereinen und seiner Herrschaft unterwerfen muß.

3. Wir können sagen, daß, wenn auch begrenzt durch menschliche Schwäche, dieses vollkommene Streben nach Christus den unermüdlichen Dienst beseelt hat, den er dem Heiligen Stuhl in den Päpstlichen Vertretungen verschiedener Länder Amerikas und Europas und später im Bereich der Römischen Kurie erwiesen hat.

In den dramatischen Augenblicken des Zweiten Weltkriegs setzte sich Don Opilio Rossi, damals Auditor in der Päpstlichen Vertretung in Berlin, zusammen mit dem verstorbenen Apostolischen Nuntius Msgr. Orsenigo für zahlreiche notleidende Brüder ein, indem er ihnen Mut machte und sie in ihrem christlichen Glauben und ihrer Hoffnung stärkte. Dies war eine bereichernde Erfahrung der Menschlichkeit und Solidarität gegenüber den Schwachen. Im Lauf seines Lebens war er später stets bemüht, diese Erfahrung an die jungen Generationen weiterzugeben in der Überzeugung, daß die Jugend aus der Geschichte des 20. Jahrhunderts eine wichtige Lehre ziehen sollte: daß nämlich der Haß, die Verachtung der Mitmenschen, die Gewalt und der fanatische Nationalismus nur Blut und Tränen hervorbringen.

4. Wegen der in seinem kirchlichen Dienst immer wieder bewiesenen Weisheit und den nicht alltäglichen menschlichen und geistlichen Qualitäten, die seine Persönlichkeit auszeichneten, berief ihn mein verehrter Vorgänger, der Diener Gottes Papst Paul VI., in das Kardinalskollegium, was eine stärkere Einbindung in das Leben der Kirche von Rom bewirkte.

In neuer und höherer Stellung war er weiterhin ein geschätzter Mitarbeiter des Heiligen Stuhls, vor allem als erster Präsident des Päpstlichen Rates für die Laien, dem auch der damalige Ausschuß für die Familie zugeordnet war. Meinerseits habe ich ihn später zum Präsidenten des Ständigen Komitees für die Internationalen Eucharistischen Kongresse ernannt.

Wo immer er seine seelsorgliche und diplomatische Tätigkeit ausübte, hinterließ Kardinal Opilio Rossi die Erinnerung an einen würdigen Diener Gottes, der es verstand, sich allen »als Nächster zu erweisen«.

571 5. »Die Seelen der Gerechten sind in Gottes Hand« (Sg 3,1). Mit dieser Gewißheit richten wir nun einen letzten Gruß an ihn in der Überzeugung, daß es die barmherzigen »Hände« des himmlischen Vaters sind, die ihn nun aufnehmen. Unsere Hoffnung ist, wie wir eben in der Ersten Lesung gehört haben, »voll Unsterblichkeit« (Sg 3,4).

Verehrter Bruder, auf dem Weg in den Himmel begleite dich die Jungfrau Maria, der du treu ergeben warst und die durch das Symbol des Sterns auf deinem Bischofswappen abgebildet ist. Sie, der Morgenstern, möge dich in die Herrlichkeit der Auferstehung führen.

Amen!



WORGOTTESDIENST IM PETERSDOM

Aschermittwoch, 25. Februar 2004




1. »Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten« (Mt 6,4 Mt 6,6 Mt 6,18). Diese Worte Jesu sind zu Beginn der Fastenzeit an jeden von uns gerichtet. Wir beginnen diesen Weg mit der strengen Bußgeste der Aschenauflegung, die in der christlichen Tradition von so hoher Bedeutung ist. Sie unterstreicht das Bewußtsein des Menschen, Sünder zu sein angesichts der Majestät und Heiligkeit Gottes. Zugleich bekundet sie die Bereitschaft, die Zustimmung zum Evangelium anzunehmen und in konkrete Entscheidungen umzusetzen.

Sehr bedeutsam sind die Formeln, die diese Geste begleiten. Die erste ist dem Buch Genesis entnommen: »Gedenke, daß du Staub bist und zum Staub zurückkehren wirst« (3,19). Sie erinnert an die derzeitige menschliche Befindlichkeit, die unter dem Zeichen der Vergänglichkeit und Begrenztheit steht. Die zweite Formel greift die Worte aus dem Evangelium auf: »Kehrt um, und glaubt an das Evangelium« (Mc 1,15). Sie sind ein dringender Aufruf, das Leben zu ändern. Beide Formeln laden uns ein, die Fastenzeit in einer Haltung des Hörens und der aufrichtigen Umkehr zu beginnen.

2. Das Evangelium unterstreicht, daß der Herr »das Verborgene sieht«, das heißt, daß er das Herz erforscht. Die äußeren Bußgesten haben nur einen Wert, wenn sie Ausdruck einer inneren Haltung sind, wenn sie den festen Willen bekunden, das Böse hinter sich zu lassen und den Weg des Guten zu gehen. Das ist der tiefe Sinn der christlichen Askese.

»Askese«: Dieses Wort erinnert bildlich an den Aufstieg zu hochgesteckten Zielen. Das bringt notwendigerweise Opfer und Verzicht mit sich. Denn man muß die Ausrüstung auf das Wesentliche beschränken, um den Weg nicht zu erschweren; man muß bereit sein, jede Schwierigkeit in Angriff zu nehmen und alle Hindernisse zu überwinden, um das festgesetzte Ziel zu erreichen. Um echte Jünger Christi zu werden, ist es notwendig, sich selbst zu entsagen, das eigene Kreuz jeden Tag auf sich zu nehmen und Ihm zu folgen (vgl. Lc 9,23). Es ist der schwierige Weg der Heiligkeit, den jeder Getaufte zu gehen berufen ist.

3. Seit jeher gibt die Kirche einige nützliche Anweisungen für diesen Weg. Da ist vor allem die demütige und fügsame Zustimmung zum Willen Gottes, begleitet von inständigem Gebet; da sind die typischen Formen der Buße nach der christlichen Tradition wie die Enthaltsamkeit, das Fasten, die Abtötung und der Verzicht auf an sich rechtmäßige Güter; da sind die konkreten Gesten der Aufnahme gegenüber dem Nächsten, die der heutige Abschnitt des Evangeliums mit dem Wort »Almosen« bezeichnet. All das wird in der Fastenzeit noch eindringlicher nahegelegt, denn sie ist in dieser Hinsicht eine »strenge Zeit« geistlicher Übungen und des hochherzigen Dienstes an den Brüdern. Solidarität mit Kindern

4. Diesbezüglich wollte ich in der Botschaft zur Fastenzeit die Aufmerksamkeit insbesondere auf die schwierigen Bedingungen lenken, unter denen so viele Kinder in der Welt leben müssen; dabei habe ich an die Worte Christi erinnert: »… wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf« (Mt 18,5). Wer braucht denn nötiger Schutz und Hilfe als das schwache und zerbrechliche Kind?

Die Welt der Kindheit wird von vielen komplexen Problemen belastet. Ich wünsche sehr, daß diesen unseren jüngsten Brüdern und Schwestern, die oft sich selbst überlassen sind, die gebührende Sorge auch dank unserer Solidarität zukommt. Das ist eine Weise, die uns in der Fastenzeit gebotenen Bemühungen konkret umzusetzen.

572 Liebe Brüder und Schwestern, mit dieser Gesinnung wollen wir die Fastenzeit, den Weg des Gebets, der Buße und der echten christlichen Askese, beginnen. Maria, die Mutter Christi, begleite uns. Ihr Beispiel und ihre Fürsprache mögen uns erwirken, daß wir voll Freude auf Ostern zugehen.



HEILIGE MESSE MIT DEN RÖMISCHEN PFARRGEMEINDEN:

Sant'Anselmo Santa Maria Stella dell'Evangelizzazione San Carlo Borromeo San Giovanni Battista de la Salle

Audienzenhalle

Samstag, 28. Februar 2004


1.»Der Geist führte ihn vierzig Tage lang in der Wüste umher, und dabei wurde Jesus vom Teufel in Versuchung geführt« (vgl. ). Die Erzählung von den vierzig Tagen, die Jesus vor seinem öffentlichen Wirken in der Wüste verbracht hat, hilft uns, den Wert der soeben begonnenen »strengen« Fastenzeit zu verstehen.

Während wir den Fastenweg beginnen, schauen wir auf Christus, der fastet und gegen den Teufel kämpft. Denn auch wir werden bei unserer Vorbereitung auf Ostern vom Geist in die Wüste des Gebets und der Buße »geführt«, damit wir uns intensiv vom Wort Gottes nähren. Auch wir sind wie Christus zum heftigen und entschlossenen Kampf gegen den Teufel aufgerufen. Nur so, das heißt mit neuer Zustimmung zum Willen Gottes, können wir unserer christlichen Berufung treu bleiben: der Berufung, Boten und Zeugen des Evangeliums zu sein.

2. Gerne empfange ich euch, liebe Brüder und Schwestern der Pfarreien Sant’Anselmo alla Cecchignola, San Carlo Borromeo alla Fonge Laurentina, San Giovanni Battista de La Salle und Santa Maria Stella dell’Evangelizzazione al Torrino.

Es freut mich, zusammen mit euch die Eucharistie zu feiern und damit den schönen Brauch der Pfarreibesuche, wenn auch in anderer Weise, fortzusetzen. Diese Begegnungen erlauben es mir, die Zuneigung zu bekunden, die mich mit euch, liebe Gläubigen der Diözese Rom, enger verbindet. Vergeßt es nicht: Ihr liegt mir am Herzen! Ihr seid der Teil des christlichen Volkes, der in besonderer Weise meiner Hirtensorge anvertraut ist.

3. Ich grüße vor allem den Kardinalvikar und den Weihbischof für den Sektor Süd. Ich begrüße die Pfarrer: Don Mario Sanfilippo, Don Fernando Altieri, Don Ilija Perleta und Don Francesco De Franco, und ich danke ihnen, daß sie mir in den vorangegangenen Begegnungen die verschiedenen pfarrlichen Wirklichkeiten beschrieben haben. Weiter grüße ich die Priester und die Diakone, die ihnen helfen, ebenso die Franziskanermissionarinnen vom Unbefleckten Herzen Mariens, die wertvolle Mitarbeiterinnen der Pfarrei San Giovanni Battista de La Salle sind.

Einen herzlichen Gruß richte ich an die Mitglieder der Pastoralräte und der Räte für die wirtschaftlichen Angelegenheiten der Pfarreien, an die Katechisten, an die Gruppen der Caritas, an die Ministranten und an alle Mitglieder der verschiedenen Gruppen, die in euren Gemeinschaften mitarbeiten. Einen besonderen Gruß habe ich mir für die Sänger vorbehalten, die zu diesem Anlaß einen schönen Chor der beteiligten Pfarreien gebildet haben und nun mit Enthusiamus unsere liturgische Versammlung umrahmen.

4. Liebe Brüder und Schwestern! Die Wohnviertel, in denen eure Pfarreien entstanden sind, weiten sich ständig aus und werden hauptsächlich von jungen Familien bewohnt. Nehmt sie bereitwillig und herzlich auf. Fördert das gegenseitige Kennenlernen, damit die Gemeinschaften immer mehr »Familien der Familien« werden mit der Fähigkeit, Freuden und Schwierigkeiten miteinander zu teilen.

Bezieht die Eltern mit ein in die Vorbereitung der Kinder und Jugendlichen auf die Sakramente und auf das christliche Leben. Bietet unter Berücksichtigung der familiären Termine und Erfordernisse Treffen der Spiritualität und Bildung an in den Häuserblöcken und einzelnen Wohnungen. Laßt es euch ein Anliegen sein, daß gerade die Familien der erste Ort der christlichen Erziehung der Kinder sind.


Predigten 1978-2005 562