Haurietis aquas DE

III.


Ehrwürdige Brüder! Damit wir nun aber aus diesen frommen Erwägungen reiche und heilsame Früchte gewinnen können, ist es gut, ein wenig die vielfältigen menschlichen und göttlichen Regungen unseres Heilands Jesus Christus betrachtend zu erwägen, die sein Herz im Lauf seines sterblichen Lebens teilnehmend widergespiegelt hat, die es jetzt widerspiegelt und für ewige Zeiten widerspiegeln wird. Zumal aus den Seiten des Evangeliums strahlt uns Licht entgegen, von dem erleuchtet und gestärkt wir in das Heiligtum des göttlichen Herzens eintreten und zusammen mit dem Völkerapostel bewundern können „den überschwenglichen Reichtum der Gnade (Gottes) gemäß seiner Güte zu uns in Christus Jesus.“ [57]

Eins mit der menschlichen und göttlichen Liebe schlägt das anbetungswürdige Herz Jesu Christi, seitdem die Jungfrau Maria jenes großmütige „Fiat“ gesprochen hat und das Wort Gottes, wie der Apostel bemerkt, „bei seinem Eintritt in die Welt spricht: Opfer und Gaben hast Du nicht gewollt, einen Leib aber hast Du mir geschaffen. An Brand- und Sündopfern hast Du kein Gefallen. Da sprach ich: Siehe, ich komme, wie in der Schriftrolle von mir geschrieben steht, um Deinen Willen zu erfüllen, o Gott ... Kraft dieses Willens sind wir durch die Hingabe des Leibes Christi ein für allemal geheiligt.“ [58]

Von Liebe wurde er in gleicher Weise bewegt, einer Liebe, die in vollster Übereinstimmung mit den Regungen seines menschlichen Willens und mit der göttlichen Liebe stand, wenn er im Hause von Nazareth himmlische Gespräche führte mit seiner vielgeliebten Mutter Maria und seinem Pflegevater Joseph, dem er in mühsamer Arbeit gehorsam half im Zimmermannshandwerk. Und jene dreifache Liebe, von der Wir sprachen, trieb ihn zu seinen langen apostolischen Wanderungen; zu den ungezählten Wundern, durch die er Tote aus dem Jenseits zurückrief oder Kranken jeder Art die Gesundheit verlieh; zu den Mühen, die er auf sich nahm; zum Ertragen von Schweiß, Hunger und Durst; zu Nachtwachen, in denen er innig liebend zum himmlischen Vater betete; endlich zu den Reden, die er hielt, und den Gleichnissen, die er vorlegte und erklärte; zu jenen namentlich, die von der Barmherzigkeit handeln, wie die von der verlorenen Drachme, vom verirrten Schäflein, vom verlorenen Sohn; in allen diesen Taten und Worten offenbarte sich das Herz Gottes selbst, wie der hl. Gregor der Große bemerkt: „Lerne Gottes Herz kennen in den Worten Gottes, damit du mit brennenderem Eifer nach dem Ewigen strebest!“ [59]

Aber von noch innigerer Hingabe wurde das Herz Jesu Christi bewegt, wenn aus seinem Munde Worte kamen, die eine entflammte Liebe atmeten. So, um Beispiele vorzulegen, als er beim Anblick der ermüdeten und hungernden Volksscharen ausrief: „Mich erbarmt des Volkes!“ [60] Und als er seine geliebte Stadt Jerusalem von Sünden verblendet und deshalb der äußeren Vernichtung preisgegeben sah, tat er den Ausspruch: „Jerusalem, Jerusalem! Du mordest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft wollte ich deine Kinder sammeln, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel sammelt, und du hast nicht gewollt!“ [61] Vor Liebe aber zu seinem Vater und vor heiliger Entrüstung schlug sein Herz, als er den gottwidrigen Handel im Tempel sah, dessen Schänder er mit den Worten schalt: „Es steht geschrieben: Mein Haus soll ein Bethaus heißen; ihr aber macht es zu einer Räuberhöhle.“ [62]

Doch vom Beben einer besonderen Liebe wurde sein Herz durchzittert, als er die Stunde der härtesten Qualen schon nahe bevorstehen sah und, in einem natürlichen Widerstreben gegen die anstürmenden Leiden und den Tod, ausrief: „Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber“ [63] ; aber mit unbesiegbarer Liebe und tiefem Schmerz sprach er den Verräter, der ihn mit einem Kuß empfing, mit Worten an, die als letzte Einladung seines erbarmenden Herzens an den Freund erscheinen, der ihn in frevlerischer, treuloser und verhärteter Gesinnung den Henkern ausliefern wird: „Freund, wozu bist du gekommen? Mit einem Kuß verrätst du den Menschensohn?“ [64] In Erbarmen und überaus großer Liebe sprach er zu den Frauen, die ihn beweinten, da er die unverdiente Kreuzesstrafe erdulden sollte: „Ihr Töchter Jerusalems, weint nicht über mich, sondern weint über euch selbst und über eure Kinder ...; denn wenn es so dem grünen Holz ergeht, was wird mit dem dürren geschehen?“ [65]

Und endlich fühlte der göttliche Erlöser am Kreuz sein Herz in mannigfachen und tiefgehenden Regungen erglühen, Regungen brennender Liebe, der Angst und Not, der Erbarmung, heißen Verlangens und verklärter Ruhe – Gefühle, die ihren klaren Ausdruck in den Worten finden: „Vater, verzeihe ihnen; sie wissen ja nicht, was sie tun“ [66] ;„Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ [67] „Wahrlich, ich sage dir, heute noch wirst du bei mir im Paradiese sein“ [68] ; „Mich dürstet“ [69] ;„Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist.“ [70]

Wer aber könnte jene Regungen des göttlichen Herzens, Zeichen seiner unendlichen Liebe, würdig beschreiben, die er in den Augenblicken äußerte, als er den Menschen übergroße Gaben schenkte: sich selbst im Geheimnis der Eucharistie, seine allerheiligste Mutter, die Mitteilung seines Priesteramts an uns Menschen?

Auch als Christus der Herr vor dem Letzten Abendmahl mit seinen Jüngern wußte, daß er das Sakrament seines Leibes und Blutes einsetzen würde, seines Blutes, durch dessen Vergießung der Neue Bund zu schließen war – hatte er sein Herz von mächtiger Bewegung erregt gefühlt, wie er es seinen Aposteln mit folgenden Worten zu erkennen gab: „Sehnlichst habe ich danach verlangt, dieses Ostermahl mit euch zu halten, bevor ich leide“ [71] ; diese Empfindungen waren zweifellos noch stärker, als er „das Brot nahm, dankte, es brach und es ihnen reichte mit den Worten: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Andenken. Ebenso nahm er nach dem Mahle den Kelch und sprach: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blute, das für euch vergossen wird.“ [72]

Man kann darum mit Recht behaupten: die heilige Eucharistie, als Sakrament und als Opfer, deren eines er den Menschen mitteilt, deren anderes er aber selbst ständig darbringt „vom Aufgang der Sonne bis zum Untergang“ [73], und ebenso das Priestertum sind wirklich Geschenke des heiligsten Herzens Jesu.

Ein sehr kostbares Geschenk des heiligsten Herzens ist auch, wie Wir sagten, Maria, die hehre Mutter Gottes und unser aller liebevollste Mutter. Sie, die ja unseren Heiland dem Fleische nach gebar und seine Gefährtin war bei der Rückführung der Kinder Evas zum göttlichen Gnadenleben, sie ist mit Recht als geistige Mutter des ganzen Menschengeschlechts gegrüßt worden.

Im Hinblick darauf schreibt der hl. Augustinus über sie: „Ganz Mutter der Glieder des Heilandes, die wir sind, weil sie mitgewirkt hat in Liebe, daß Gläubige in der Kirche geboren würden, die Glieder jenes Hauptes sind.“ [74]

Der unblutigen Gabe seiner selbst unter den Gestalten von Brot und Wein wollte unser Heiland Jesus Christus als besonderen Erweis seiner innigen und grenzenlosen Liebe das blutige Opfer des Kreuzes beifügen. Gerade durch diese Tat gab er das Beispiel jener erhabenen Huld, die er seinen Jüngern als höchstes Ziel der Liebe hingestellt hatte mit den Worten: „Eine größere Liebe hat niemand als wer sein Leben hingibt für seine Freunde.“ [75] Darum offenbart die Liebe Jesu Christi, des Sohnes Gottes, durch das Opfer auf Golgotha klar und lichtvoll die Liebe Gottes selbst: „Wir haben die Liebe Gottes erkannt: Er hat sein Leben für uns dahingegeben; so sollen auch wir das Leben für die Brüder hingeben.“ [76] Und wirklich ist unser göttlicher Heiland mehr durch die Liebe als die Gewalt der Henker ans Kreuz geheftet worden; sein freiwilliges Ganzopfer ist das hochwertigste Geschenk, das er jedem einzelnen Menschen gab nach dem ausdrucksvoll kurzen Wort des Apostels: „Er hat mich geliebt und sich für mich hingeopfert.“ [77]

Es kann darum kein Zweifel bestehen, daß das heiligste Herz Jesu, zuinnerst teilhaftig des Lebens des menschgewordenen Wortes und sogar angenommenes Werkzeug der Gottheit, nicht weniger als die übrigen Organe der menschlichen Natur bei der Ausführung der Werke der göttlichen Gnade und der göttlichen Allmacht [78] – daß dieses Herz auch das rechtmäßige Sinnbild jener unermeßlichen Liebe ist, aus der unser Erlöser durch Vergießung seines Blutes den geheimnisvollen Ehebund mit der Kirche einging: „Aus Liebe hat er für die ihm als Braut zu verbindende Kirche gelitten.“ [79] Aus dem verwundeten Herzen des Erlösers also ist die Kirche, die Handreicherin des Blutes der Erlösung, geboren, und aus demselben ist die Gnade der Sakramente, aus der die Kinder der Kirche das übernatürliche Leben schöpfen, überreich geflossen, wie wir in der heiligen Liturgie lesen: „Aus der Herzenswunde wird die Christus verbundene Kirche geboren ... Der Du aus dem Herzen Gnade sich ergießen lässest.“ [80]

Über die Bedeutung dieses Sinnbilds, das auch den alten Vätern und Schriftstellern der Kirche nicht unbekannt war, schreibt der Doctor Communis (hl. Thomas), wie als Widerhall ihrer Worte: „Aus der Seite Christi floß das Wasser zur Waschung, das Blut aber zur Erlösung. Und darum gehört das Blut zum Sakrament der Eucharistie, das Wasser aber zum Sakrament der Taufe; diese hat jedoch ihre reinwaschende Kraft aus der Kraft des Blutes Christi.“ [81] Was hier über die vom Soldaten verwundete und geöffnete Seite Christi geschrieben wird, gilt ebenso vom Herzen, das die Lanze in ihrem Stoß berührte, da der Soldat sie ja geführt hatte, damit der Tod Jesu Christi des Gekreuzigten mit Sicherheit feststände. Darum ist die Wunde des heiligsten Herzens Jesu, auch nach seinem Tode, durch die Jahrhunderte ein lebendiges Bild jener freien Tat der Liebe, mit der Gott seinen Eingeborenen Sohn hingab zur Erlösung der Menschen, und mit der Christus uns alle so sehr geliebt hat, daß er sich für uns auf Kalvaria zum blutigen Opfer hingab: „Christus hat uns geliebt und sich für uns Gott als Opfergabe hingegeben zum lieblichen Wohlgeruch.“ [82]

Nachdem unser Heiland mit dem im Glanz der ewigen GIorie erstrahlenden Leib zum Himmel aufgefahren ist und zur Rechten des Vaters sitzt, hat er nicht aufgehört, in glühender Liebe, in der auch sein Herz schlägt, mit der Kirche, seiner Braut, zu sein. Er trägt ja an den Händen, den Füßen und der Seite die leuchtenden Wundmale, die seinen dreifachen Sieg über Satan, Sünde und Tod darstellen; und ebenso besitzt er in seinem Herzen, wie in einem kostbaren Schrein geborgen, jene unermeßlichen Schätze von Verdiensten, die Früchte des gleichen dreifachen Triumphes, die er dem erlösten Menschengeschlecht freigebig mitteilt – eine trostvolle Wahrheit, die der Völkerapostel mit folgenden Worten bezeugt „Er stieg hinauf zur Höhe, führte Gefangene mit sich und teilte den Menschen Gaben aus ... Der herabstieg, ist es auch, der hinaufstieg über alle Himmel, um das All zu seiner Erfüllung zu bringen.“ [83]

Das Geschenk des Heiligen Geistes, den Jüngern gesandt, ist das erste leuchtende Zeichen seiner freigebigen Liebe nach seiner sieghaften Auffahrt zur Rechten des Vaters: Nach zehn Tagen stieg der Tröster-Geist als Gabe des himmlischen Vaters auf sie, im Abendmahlsaal versammelt, herab, wie er es beim Letzten Abendmahl versprochen hatte: „Ich will den Vater bitten, und er wird euch einen andern Beistand geben, der in Ewigkeit bei euch bleiben soll “ [84]. Dieser Tröster-Geist nun, die personhafte gegenseitige Liebe des Vaters zum Sohn und des Sohnes zum Vater, wird von beiden gesandt und gießt in der Gestalt von Feuerzungen in ihre Herzen die Fülle göttlicher Liebe und der übrigen himmlischen Gnadengaben. Die Eingießung dieser göttlichen Liebe geschah auch von dem Herzen unseres Heilandes aus, „in dem alle Schätze der Weisheit und Wissenschaft verborgen sind“ [85] .

Es ist ja diese Liebe ein Geschenk des Herzens Jesu und seines Geistes; und er ist der Geist des Vaters und des Sohnes, von dem der Ursprung der Kirche und ihre wunderbare Ausbreitung zu allen Heidenvölkern ausgeht, zu der Heidenweit, die Götzendienst, Bruderhaß, Sittenverderbnis und Gewalttätigkeit befleckt hatten. Diese göttliche Liebe ist das kostbarste Geschenk des Herzens Christi und seines Geistes; sie rüstete die Apostel und Blutzeugen mit jener Tapferkeit aus, in deren Kraft sie gekämpft haben bis zum Tod, einem Tod nach Heldenart, um die Wahrheit des Evangeliums zu verkünden und mit ihrem Blut zu bezeugen; sie erfüllte die Kirchenlehrer mit einem wahren Feuereifer, den katholischen Glauben klarzulegen und zu verteidigen; sie nährte die Tugend der Bekenner und eiferte diese an zu höchst zweckmäßigen und bewundernswerten Werken, die ihrem eigenen und der übrigen ewigem und zeitlichem Heil dienen sollten; sie legte endlich den Jungfrauen nahe, freiwillig und hochgemut auf Sinnengenuß zu verzichten und sich ganz der Liebe des himmlischen Bräutigams zu weihen.

Zur Verherrlichung dieser göttlichen Liebe, die aus dem Herzen des fleischgewordenen Wortes strömt und durch das Wirken des Heiligen Geistes in die Herzen aller Gläubigen eingegossen wird, stimmte der Völkerapostel jenen Siegeshymnus an, der den Triumph Jesu Christi, des Hauptes, wie der Glieder seines geheimnisvollen Leibes über alles das preisen sollte, was der Errichtung des göttlichen Reiches der Liebe irgendwie hinderlich sein sollte: „Wer ... vermag uns zu scheiden von der Liebe Christi? Etwa Trübsal, Bedrängnis, Verfolgung, Hunger, Blöße, Gefahr oder Schwert? ... Aber in all dem bleiben wir siegreich durch den, der uns geliebt hat. Ich bin überzeugt: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Herrschaften, noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Mächte, weder Hohes noch Niederes noch sonst etwas Erschaffenes wird uns scheiden können von der Liebe Gottes, die da ist in Christus Jesus, unserm Herrn“ [86].

Nichts also steht im Wege, das heiligste Herz Jesu Christi anzubeten, da es ja teilhaft und ein natürliches, tief bezeichnendes Sinnbild jener unerschöpflichen Liebe ist, von der unser göttlicher Erlöser immer noch zu allen Menschen brennt. Wenn es nunmehr auch den Erschütterungen dieses sterblichen Lebens nicht mehr unterworfen ist, so lebt es doch und schlägt und ist unlösbar verbunden mit der Person des Göttlichen Wortes und in ihr und durch sie mit seinem göttlichen Willen.

Weil deshalb das Herz Christi überfließt von göttlicher und menschlicher Liebe, und weil es überreich ist an allen Gnadenschätzen, die unser Erlöser durch sein Leben, sein Leiden und seinen Tod erworben hat, ist es wahrlich eine Quelle jener ewigen Liebe, die sein Geist in alle Glieder seines mystischen Leibes einströmen läßt.

Das Herz unseres Heilandes gibt also irgendwie ein Bild der göttlichen Person des Wortes wieder, ebenso der doppelten, menschlichen und göttlichen Natur; und in ihm können wir nicht nur das Sinnbild, sondern auch die Zusammenfassung des ganzen Geheimnisses unserer Erlösung erblicken. Wenn wir das heiligste Herz Jesu Christi anbeten, so beten wir in ihm und durch es die ungeschaffene Liebe des Göttlichen Wortes, wie zugleich seine menschliche Liebe, seine übrigen Gesinnungen und Tugenden an, da ja diese zweifache Liebe unseren Heiland bewog, sich für uns und die ganze Kirche, seine Braut, hinzuopfern nach dem Worte des Apostels: „Christus hat die Kirche geliebt und sich für sie dahingegeben, um sie durch das Wort des Lebens in der Wassertaufe zu reinigen und zu heiligen. So wollte er sich eine herrliche Kirche bereiten, ohne Flecken, ohne Runzeln oder sonst etwas dergleichen, sondern heilig und makellos.“ [87]

Wie Christus die Kirche geliebt hat, so liebt er sie noch inbrünstig mit der dreifachen Liebe, über die Wir sprachen, die ihn gewiß wie unsern Fürsprecher [88] bestimmt, uns Gnade und Erbarmen vom Vater zu erbitten, „da er ja immerdar lebt, um Fürsprache für uns einzulegen“ [89] . Die Gebete, die seiner unerschöpflichen Liebe entstammen und zum Vater emporsteigen, finden niemals eine Unterbrechung.

Wie „in den Tagen seines Erdenlebens“ [90] , fleht er nun, im Himmel triumphierend, den himmlischen Vater mit gleicher Wirkung an; und ihm, der „die Welt so sehr geliebt hat, daß er seinen eingeborenen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern das ewige Leben habe“ [91] , zeigt er sein lebendiges Herz, wie verwundet und von noch stärkerer Liebe glühend, als da es leblos von der Lanze des römischen Soldaten verwundet wurde: „Darum ist es (dein Herz) verwundet, damit wir durch die sichtbare Wunde die unsichtbare Wunde der Liebe sehen.“ [92]

Deshalb besteht kein Zweifel, daß der himmlische Vater, „der auch seines eigenen Sohnes nicht schonte, sondern für uns alle ihn dahingab“ [93] , von einem so mächtigen Fürsprecher mit so stürmischer Liebe angegangen, durch ihn jederzeit die reiche Fülle göttlicher Gnaden auf die ganze Menschheit wird herniederströmen lassen.



IV.


Wir wollten euch, Ehrwürdige Brüder, und dem christlichen Volk in großen Zügen das innere Wesen der HerzJesu-Verehrung und die daraus entspringenden, nie versiegenden Reichtümer vorlegen, wie sie aus göttlich geoffenbarter Lehre als wie aus erster Quelle dargeboten werden. Unsere Darlegungen haben, so glauben Wir, vom Licht des Evangeliums erhellt, bewiesen, daß diese Verehrung in ihrem Wesen nichts anderes ist als die Verehrung der göttlichen und menschlichen Liebe des fleischgewordenen Wortes, und wieder nichts anderes als die Verehrung jener Liebe, mit der auch der himmlische Vater und der Heilige Geist die sündigen Menschen umhegen; denn wie der Engelgleiche Lehrer sagt, ist die Liebe der Heiligsten Dreifaltigkeit der Ursprung der menschlichen Erlösung, sofern sie sich in überreicher Fülle in den menschlichen Willen Jesu Christi und sein anbetungswürdiges Herz ergoß und ihn kraft der gleichen Liebe zur Hingabe seines Blutes veranlaßte, um uns von der Gefangenschaft der Sünde freizukaufen: [94] „Ich muß mit einer Taufe getauft werden, und wie drängt es mich, bis sie vollbracht ist.“ [95]

Wir sind darum überzeugt, daß der Kult, den wir der Liebe Gottes und Jesu Christi zu den Menschen unter dem heiligen Zeichen des durchbohrten Herzens des gekreuzigten Erlösers weihen, dem Gebetsleben der Gläubigen nie ganz fremd war, obwohl er in lichter Klarheit bekannt und fast wunderbar in der Kirche allerwärts verbreitet wurde erst in Zeiten, die den unseren nicht allzufern liegen, besonders nachdem der Herr selbst dieses göttliche Geheimnis einigen seiner reich begnadeten Söhne privat geoffenbart und sie als dessen Künder und Herolde sich erwählt hatte.

In Wirklichkeit hat es zu jeder Zeit Gott besonders treu ergebene Menschen gegeben, die nach dem Beispiel der hehren Gottesmutter, der Apostel und hervorragender Kirchenväter die heiligste menschliche Natur Christi und besonders die Wunden, die seinen Leib in der heilbringenden Erduldung der Qualen zerfleischten, zum frommen Gegenstand anbetender Verehrung, der Danksagung und Liebe machten.

Enthalten außerdem gerade die Worte des Apostels Thomas, „Mein Herr und mein Gott“ [96] , die seine Wendung vom Ungläubigen zum Gläubigen ausdrückten, nicht ein unzweifelhaftes Bekenntnis des Glaubens, der Anbetung und Liebe, das von der die Wundmale tragenden menschlichen Natur des Herrn aufsteigt zur Majestät der göttlichen Person?

Wenn nun die Menschen vom durchbohrten Herzen des Heilandes immer gewaltiger zur Anbetung seiner unendlichen Liebe geführt wurden, mit der er alle Sterblichen umfängt, da ja zu den Christgläubigen jeder Zeit die vom Evangelisten Johannes auf den gekreuzigten Jesus angewandten Worte des Propheten Zacharias gesprochen sind: „Sie werden aufblicken zu dem, den sie durchbohrt haben“ [97] , so ist doch zuzugeben, daß die besondere Verehrung dieses Herzens erst allmählich und gewissermaßen fortschreitend Boden gewann als Bild der göttlichen und menschlichen, dem fleischgewordenen Wort innewohnenden Liebe. Wenn wir aber die Hauptstufen dieses Kults in der Zeitenfolge der Frömmigkeitsformen kurz berühren wollen, so begegnen uns gleich Persönlichkeiten von hervorragendem Ruf auf diesem Gebiet, die als Bahnbrecher jener Andachtsform anzusehen sind, die nichtöffentlich und Schritt für Schritt in den Ordensgenossenschaften mehr und mehr an Boden gewann. Um Beispiele anzuführen: es machten sich um die Festigung und immer stärkere Förderung der Verehrung des heiligsten Herzens Jesu verdient die Heiligen Bonaventura, Albert der Große, Gertrud, Katharina von Siena, der sel. Heinrich Seuse, die Heiligen Petrus Canisius und Franz von Sales. Der hl. Johannes Eudes war Urheber des ersten liturgischen Stundengebets zu Ehren des heiligsten Herzens Jesu, dessen Fest unter Gutheißung vieler Bischöfe Frankreichs zum erstenmal am 20. Oktober 1672 gefeiert wurde.

Doch nimmt sicher den ersten Platz unter denen, die diese würdige Andachtsform gefördert haben, die hl. Margareta Maria Alacoque ein, die mit Hilfe ihres Seelenführers, des sel. Claudius de la Colombière, von heiligem Eifer entflammt, es dahin brachte, daß diese Kultform, so sehr gefördert, unter starker verehrender Zustimmung der Christgläubigen eingeführt und durch die auszeichnenden Merkmale der Liebe und Sühne von den übrigen Formen christlicher Frömmigkeit unterschieden wurde. [98]

Es genügt, die Erinnerung an jene Zeit ins Gedächtnis zu rufen, da der Kult des heiligsten Herzens Jesu wuchs und sich ausbreitete, um den Grund seiner wunderbaren Entwicklung voll zu verstehen: er liegt darin, daß er, der Kult, der Natur der christlichen Religion ganz angepaßt ist, denn sie ist eine Religion der Liebe. Man soll also nicht sagen, daß dieser Kult seinen Ausgang von einer göttlichen Privatoffenbarung genommen habe, noch daß er in der Kirche plötzlich dagewesen sei; er ist vielmehr wie von selbst erblüht aus lebendigem Glauben und inniger Andacht, die begnadete Menschen zum anbetungswürdigen Erlöser und seinen verklärten Wundmalen beseelte, jene das Menschenherz tief und mächtig ergreifenden Zeugen seiner unermeßlichen Liebe.

Es haben also augenscheinlich die Offenbarungen an die hl. Margareta Maria keine neuen Elemente zur katholischen Glaubenslehre hinzugefügt. Ihre Bedeutung liegt vielmehr darin, daß Christus der Herr – sein heiligstes Herz zeigend – in außerordentlicher und eigenartiger Weise die Menschen zur Betrachtung und Verehrung des Geheimnisses der erbarmungsvollen Liebe Gottes gegen das Menschengeschlecht aufrufen wollte. Denn in dieser Sonderoffenbarung hat Christus mit ausdrücklichen und wiederholten Worten auf sein Herz hingewiesen als auf das Sinnbild, das die Menschen der Erkenntnis und Anerkenntnis seiner Liebe gewinnen sollte; zugleich hat er es zum Zeichen und Unterpfand der Erbarmungen und der Gnade für die Nöten der Kirche in unserer Zeit bestimmt.

Daß außerdem dieser Kult seine Wurzel in den Grundlagen der christlichen Lehre hat, findet seinen klaren Beweis darin, daß der Apostolische Stuhl jene liturgische Feier früher bestätigte als die Schriften der hl. Margareta Maria; denn ohne eigentlich irgendeiner privaten göttlichen Offenbarung Rechnung zu tragen, sondern den Bitten der Gläubigen gütig entgegenkommend, gestattete die Heilige Ritenkongregation mit Erlaß vom 25. Januar 1765, der von Unserem Vorgänger Klemens XIII. am 6. Februar des gleichen Jahres bestätigt wurde, den Bischöfen Polens und der sogenannten Römischen Erzbruderschaft vom Heiligsten Herzen Jesu die liturgische Feier des Festes; das tat der Heilige Stuhl freilich in der Absicht, so die bereits bestehende und blühende Verehrung auszubreiten, deren Aufgabe es sei, „sinnbildlich das Gedächtnis jener göttlichen Liebe zu erneuern“ [99] , durch die unser Heiland angetrieben wurde, sich als Opfer darzubieten zur Sühne für die Sünden der Menschen.

Aber dieser ersten Gutheißung, die als Privileg und mit gewissen Einschränkungen gegeben wurde, folgte nach ungefähr einem Jahrhundert eine zweite von weit größerer Bedeutung und in feierlicherer Form. Wir meinen den oben erwähnten Erlaß der Heiligen Ritenkongregation vom 23.August 1856, durch den Unser Vorgänger unvergeßlichen Andenkens Pius IX. den Bitten der Bischöfe Frankreichs und fast der ganzen katholischen Welt entsprechend, das Fest des Heiligsten Herzens Jesu auf die ganze Kirche ausdehnte und dessen regelrechte Feier anordnete. [100]

Diese Tatsache verdient dem Gedächtnis der Christgläubigen für immer eingeprägt zu werden; denn, wie Wir in der Liturgie dieses Festes lesen, „ergoß sich von dort die Verehrung des heiligsten Herzens Jesu wie ein die Ufer überflutender Strom unter Wegspülung aller Hindernisse über die ganze Welt“. Aus Unseren bisherigen Ausführungen, Ehrwürdige Brüder, ergibt sich eindeutig, daß die Gläubigen aus der Heiligen Schrift, der Überlieferung und der heiligen Liturgie wie aus klarer und tiefer Quelle den Kult des heiligsten Herzens Jesu schöpfen müssen, wenn sie in dessen innere Natur eindringen und aus dessen frommer Betrachtung ihren religiösen Eifer nähren und stärken wollen. Wenn diese Andacht andauernd, mit klarer und tiefer dringender Einsicht geübt wird, muß ein gläubiges Herz zu jener wohltuenden Erkenntnis der Liebe Christi kommen, welche die Summe des christlichen Lebens ausmacht, wie der Apostel aus eigener Erfahrung lehrt: „So beuge ich denn meine Knie vor dem Vater unseres Herrn Jesus Christus ..., daß er euch nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit innerlich erstarken lasse durch seinen Geist, daß Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne, und ihr in der Liebe festgewurzelt und festgegründet seiet; daß ... ihr auch die alle Erkenntnis übersteigende Liebe Christi erkennen könnt und so mit der ganzen Gottesfülle erfüllt werdet.“ [101] Das strahlende Bild dieser alles um fassenden Fülle Gottes ist das Herz Jesu Christi selbst: wir meinen die Fülle der Barmherzigkeit, die dem Neuen Bund eigen ist: in ihm ist „die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, unseres Heilandes, erschienen“ [102] ; denn „Gott hat seinen Sohn nicht dazu in die Welt gesandt, daß er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn gerettet werde“ [103] .

Darum war es immer die Überzeugung der Kirche, der Lehrerin der Menschheit, seitdem sie die ersten rechtsgültigen Urkunden über den Kult des heiligsten Herzens Jesu herausgab, daß seine ersten Wesenszüge, die Akte der Liebe und Sühne, um die unendliche Liebe Gottes zum Menschengeschlecht zu verehren, nichts mit dem sogenannten Materialismus zu tun haben, noch vom Gift des Aberglaubens angesteckt seien, daß vielmehr dieser Kult eine Frömmigkeitsform sei, welcher die geistige, echte und wahre Gottesverehrung durchaus vervollkommne, die Gottesverehrung, die der Heiland selbst im Gespräch mit der Samariterin vorausverkündet hat: „Es kommt die Stunde, und sie ist schon da, in der die wahren Anbeter den Vater anbeten im Geist und in der Wahrheit; denn solche Anbeter sucht der Vater. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn anbeten im Geist und in der Wahrheit.“ [104]

Es ist also unrecht, zu behaupten, die Betrachtung des leiblichen Herzens Jesu hindere daran, zur inneren Gottesliebe zu kommen, und die Seele werde auf dem Wege zur höchsten Tugend aufgehalten. Diese falsche mystische Lehre verwirft die Kirche durchaus, wie sie durch Unseren Vorgänger seligen Andenkens Innozenz XI. auch das Gerede derer zurückgewiesen hat, die solches daherredeten: „Auch dürfen sie (die Seelen dieses inneren Weges) keine Liebesakte zur allerseligsten Jungfrau, den Heiligen oder der Menschheit Christi erwecken; denn, da diese Gegenstände sinnlich sind, ist es auch die Liebe zu ihnen. Kein Geschöpf, auch nicht die allerseligste Jungfrau, noch die Heiligen dürfen einen Platz haben in unserem Herzen: Gott allein will es einnehmen und besitzen.“ [105]

Die so denken, meinen offenbar, das Bild des Herzens Christi bezeichne weiter nichts als eine sinnliche Liebe, und es fehle ihm darum die Eignung, gleichsam ein neues Fundament zu sein für den Kult der Anbetung, der nur auf das geht, was seiner Natur nach göttlich ist. Daß aber eine so geartete Erklärung der heiligen Bilder einfachhin falsch ist, sieht jeder ein, da ihre weiterreichende Bedeutung durch enge Grenzen umschrieben wird. Anders als sie urteilen und lehren die katholischen Theologen; aus ihrer Mitte schreibt der hl. Thomas: „Den Bildern wird keine religiöse Verehrung dargebracht nach dem, was sie in sich betrachtet sind: irgend etwas, sondern insofern sie Bilder sind, die zum fleischgewordenen Gott führen. Die Bewegung, die auf das Bild geht, soweit es Bild ist, bleibt nicht bei ihm stehen, sondern strebt hin auf das, dessen Bild es ist. Und darum wird durch die religiöse Verehrung, die den Bildern Christi entgegengebracht wird, weder das Wesen der Gottesverehrung noch auch die Tugend der Religion verändert.“ [106] Auf die Person des fleischgewordenen Wortes selbst ist also die Verehrung gerichtet, die, natürlich vergleichsweise zu nehmen, den Bildern dargebracht wird, ob es nun Reliquien der Passion sind, die der Heiland unseretwegen erlitt, oder das Bild, das an sinnbildlicher Kraft alle übrigen übertrifft, das durchbohrte Herz des gekreuzigten Christus.

Vom körperlichen Gegenstand also, der das Herz Jesu Christi ist, und seiner natürlichen Bedeutung dürfen und müssen wir kraft des christlichen Glaubens nicht nur zur Betrachtung seiner sinnenfälligen Liebe emporsteigen, sondern höher noch zur Betrachtung und Anbetung seiner erhabenen eingegossenen Liebe; und endlich in einem wohltuenden hohen Schwung der Seele zur Betrachtung und Anbetung der göttlichen Liebe des fleischgewordenen Wortes; denn aus dem Glauben an die Vereinigung der menschlichen und göttlichen Natur in der Person Christi können wir die engen Beziehungen erfassen, die zwischen der sinnlichen Liebe des leiblichen Herzens Jesu und seiner doppelten geistigen Liebe, der menschlichen und göttlichen, bestehen. Von diesen zwei Arten der Liebe ist nicht nur zu sagen, daß sie in der anbetungswürdigen Person des göttlichen Heilandes zusammen bestehen, sondern daß sie auch durch eine natürliche Verknüpfung miteinander verbunden sind, insofern die menschliche und sinnliche der göttlichen untergeordnet sind und deren analoge Ähnlichkeit wiedergeben. Wir behaupten aber nicht, das Herz Jesu sei so zu verstehen, daß in ihm enthalten sei und angebetet werde das sogenannte „formale Bild“, beziehungsweise das vollkommene und absolute Zeichen seiner göttlichen Liebe, da ja dessen innerstes Wesen in keiner Weise durch irgendein geschaffenes Bild angemessen dargestellt werden kann; aber wenn der gläubige Christ das Herz Jesu verehrt, so verehrt er anbetend zusammen mit der Kirche das Zeichen und gleichsam die Spur der göttlichen Liebe, die so weit gegangen ist, daß sie auch mit dem Herzen des fleischgewordenen Wortes die mit so viel Schuld befleckte Menschheit liebte.

Bei diesem Lehrpunkt, der von solcher Bedeutung ist und genaue Einsicht heischt, muß sich ein jeder immer gegenwärtig halten, daß der Wahrheitsgehalt des natürlichen Sinnbilds, durch welches das körperliche Herz Jesu zur Person des Wortes in Beziehung tritt, ganz aufruht auf der grundlegenden Wahrheit der hypostatischen Union; wer dies aber leugnen wollte, würde falsche, von der Kirche wiederholt verworfene Meinungen aufstellen, Meinungen, die der einen Person in Christus bei Trennung und Unversehrtheit der beiden Naturen widersprechen würden.

Nach Feststellung dieser grundlegenden Wahrheit verstehen wir, daß das Herz Jesu einer göttlichen Person, nämlich des fleischgewordenen Wortes ist und gerade dadurch die ganze Liebe veranschaulicht und vor Augen stellt, mit der er uns umfangen hat und jetzt noch umfängt. Gerade aus diesem Grund ist der Verehrung des heiligsten Herzens eine solche Bedeutung beizulegen, daß sie in Übung und Praxis als vollkommenes Bekenntnis der christlichen Religion gilt. Das ist ja die Religion Jesu, die ganz in den Mittler Mensch-und-Gott gelegt ist, so daß man zum Herzen Gottes nur kommen kann durch das Herz Christi, wie er selbst sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als durch mich.“ [107]

So kommen wir leicht zu dem Schluß, daß die Verehrung des heiligsten Herzens Jesu dem Wesen der Sache nach der Kult der Liebe ist, mit der Gott uns durch Jesus geliebt hat, und zugleich die Übung unserer Liebe zu Gott und den übrigen Menschen. Mit anderen Worten, diese Verehrung geht auf die Liebe Gottes zu uns, auf Ihn, der angebetet, dem Dank gesagt und in dessen Nachahmung gelebt werden soll; und dies ist das Ziel, auf das sie geht, daß wir die Liebe, die uns mit Gott und den übrigen Menschen verbindet, zur höchsten Vollendung bringen, dadurch, daß wir tagtäglich eifriger das neue Gebot erfüllen, das der Göttliche Meister den Aposteln als ein heiliges Erbe hinterließ mit den Worten: „Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander liebet, wie ich euch geliebt habe ... Dies ist mein Gebot. Liebt einander, wie ich euch geliebt habe.“ [108] Dieses Gebot ist wirklich neu und Christus eigen ; denn wie der Aquinate (hl. Thomas) sagt: „Der Unterschied zwischen dem Neuen und Alten Bund liegt in einem kurzen Wort, dem des Jeremias: , Ich werde mit dem Hause Israel einen neuen Bund schließen.’ [109] Daß aber jenes Gebot auch im Alten Bund aus heiliger Furcht und Liebe kam, das bezog sich auf den Neuen Bund: darum war dieses Gebot im alten Gesetz, nicht als ihm eigentümlich, sondern als Vorbereitung auf das neue Gesetz.“ [110]



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