Menti nostrae DE 11

Besondere Sorge für die Neupriester

Wir können an dieser Stelle nicht umhin, euch, ehrwürdige Brüder, eine ganz besondere Sorge für den jungen Klerus ans Herz zu legen.

Der Übergang von dem wohlbehüteten Leben im Seminar in das offene Feld des Apostolats kann für den sein Amt antretenden Priester gefährlich werden, wenn er nicht genügend für die neue Lebensart vorbereitet ist. So viele auf junge Priester gesetzte Hoffnungen können zunichte werden, wenn diese nicht allmählich in ihre Arbeit eingeführt und bei den ersten Schritten in ihrem neuen Amte von jemand weise umsorgt und väterlich geführt werden.

12 Wir billigen daher, dass die jungen Priester, soweit als möglich, während einiger Jahre in besonderen Instituten aufgenommen werden, wo sie unter Leitung erfahrener Oberer ihre aszetische und theologische Ausbildung vervollkommnen können und für den ihrer Begabung entsprechenden Wirkungskreis ausgebildet werden.

Aus diesem Grunde wünschen Wir die Errichtung solcher Institute in jeder Diözese oder, je nach den Verhältnissen, in mehreren Diözesen zusammen.

In der Ewigen Stadt haben Wir selbst dafür gesorgt, als Wir zu Unserem 50-jährigen Priesterjubiläum das St. Eugen-Institut für junge Priester errichteten (Vgl. AAS., XLI, 1949).

Wir ermahnen Euch, ehrwürdige Brüder, es möglichst zu vermeiden, dass noch unerfahrene Priester mitten in die Seelsorgsarbeit geworfen oder in Orte gesandt werden, welche vom Sitz der Diözese oder von ihren größeren Zentren weit entfernt sind. In solcher Lage können diese Priester, einsam, unerfahren, vielerlei Gefahren ausgesetzt und ohne umsichtige Lehrer, leicht Schaden für sich selbst und für ihr Amt davontragen.

Wir halten es deshalb für besonders angebracht, dass diese jungen Priester gemeinsam mit dem Ortspfarrer und seinen Kaplänen leben, weil sie auf diese Art unter Führung älterer Amtsbrüder leichter in die Seelsorge eingeführt und vom priesterlichen Geist durchdrungen werden können.

Wir erinnern alle Seelsorger daran, dass die Zukunft der Neupriester zum großen Teil in ihren Händen liegt. Der glühende Eifer, der sie zu Beginn ihrer priesterlichen Tätigkeit beseelt, kann durch das Beispiel der älteren Mitbrüder ausgelöscht oder zumindest abgeschwächt werden, besonders wenn diese, anstatt im Glanze der Tugenden zu erstrahlen, sich unter dem Vorwand, alte Gepflogenheiten nicht ändern zu wollen, als Freunde des Müßiggangs erweisen sollten.

Wir billigen und empfehlen auf das lebhafteste, was schon seit langem Wunsch der Kirche war (Vgl. CIC
CIS 134), dass nämlich die Priester der gleichen Pfarrei oder angrenzender Pfarreien zu gemeinsamem Leben sich zusammenschließen.

Wenn diese Durchführung des Gemeinschaftslebens auch einige Opfer mit sich bringt, so kann doch kein Zweifel darüber bestehen, dass sie andrerseits große Vorteile in sich birgt: vor allem gibt sie dem Eifer und dem Geist der Nächstenliebe unter den Priestern täglich neue Nahrung; sie ist fernerhin für die Gläubigen ein wunderbares Beispiel der Loslösung der Diener Gottes von den eigenen Interessen und der eigenen Familie und schließlich legt sie Zeugnis ab von der peinlichen Gewissenhaftigkeit mit der sie die priesterliche Keuschheit bewahren.

Die Priester sollen außerdem das Studium pflegen, wie es das Kirchenrecht vorschreibt: "Die Priester sollen nach Empfang der Weihen die Studien, besonders die theologischen, nicht aufgeben" (Can. CIS 129). Außer den Examina, die "wenigstens für einen Zeitraum von drei Jahren" (Can. CIS 130, 1) jährlich von den Neupriestern gefordert werden, schreibt das Kirchenrecht außerdem vor, dass der Klerus jährlich mehrere Male Versammlungen "zur Förderung der Wissenschaft und der Frömmigkeit" (Can. CIS 131, 1) abhalte.

Um diese durch die schwierige wirtschaftliche Lage des Klerus oftmals erschwerten Studien zu fördern, wäre es im höchsten Maße ersprießlich, dass die Oberhirten gemäß der glorreichen Überlieferung der Kirche den bischöflichen Kollegs- und Pfarrbibliotheken wieder zum alten Ansehen verhelfen.

Trotz der erlittenen Ausplünderungen und Zerstörungen besitzen viele kirchlichen Bibliotheken nicht selten ein kostbares Erbe an Pergamentrollen, handgeschriebenen und gedruckten Büchern, "ein beredtes Zeugnis für das Wirken und den Einfluss der Kirche, wie auch für den Glauben und die hochherzige Frömmigkeit der Vorfahren, für ihre Studien und ihren guten Geschmack" (Vgl.Epistulam Emi Card. Petri Gasparri, a publicis Ecclesiae negotiis, ad Italiae Episcopos datam die 15 mensis Aprilis anno 1923).

13 Diese Bibliotheken sollen keine toten Aufbewahrungsräume für Bücher sein, sondern vielmehr dem Leben dienende Einrichtungen mit einem geeigneten Konsultations- und Lesesaal. Vor allem aber müssen sie den Bedürfnissen unserer Zeit angepasst und mit Werken jeder Art ausgestattet werden, besonders auf religiösem und sozialem Gebiet, so dass Lehrende, Pfarrer und im besonderen junge Priester daraus die zur Verbreitung der Wahrheiten des Evangeliums und zur Bekämpfung der Irrtümer erforderlichen Kenntnisse schöpfen können.


IV. Teil

Besondere Schwierigkeiten

Wir erachten es schließlich als Pflicht und Aufgabe Unseres Amtes, euch, ehrwürdige Brüder, eine Warnung über die unserer Zeit eigenen Gefahren zu geben.

Wie ihr schon bemerkt habt, verbreitet sich unter den Priestern, besonders unter den weniger durch Bildung und strengen Lebenswandel ausgezeichneten, immer stärker und bedrohlicher eine gewisse Neuerungssucht.

Neuheit ist nie an sich schon eine Gewähr für Wahrheit und kann nur dann lobenswert sein, wenn sie die Wahrheit bestätigt und zu Rechtschaffenheit und Tugend hinführt.

Die Zeit, in der wir leben, leidet auf jedem Gebiet an einer schweren Verwirrung: philosophische Systeme, die entstehen und vergehen, ohne in irgend einer Weise zur Hebung der Sitten beizutragen; die abstoßenden Missgestalten einer gewissen Kunst, die trotzdem den Namen "christlich" für sich in Anspruch nimmt; mancherorts eine öffentliche Verwaltung, die mehr auf den Vorteil einzelner als auf das allgemeine Wohl bedacht ist; Einrichtungen des wirtschaftlichen und sozialen Lebens, die den Abgefeimten fördern zum Schaden des Ehrlichen. So ist es fast natürlich, dass es Priester gibt, die irgendwie von solcher Verwirrung angesteckt sind. Diese huldigen Ansichten und nehmen auch in Kleidung und Körperpflege eine Lebensweise an, die sich mit ihrer Würde und mit ihrer Sendung nicht vereinbaren lassen; sie lassen sich sowohl in ihrer Predigt vor den Gläubigen als auch in der Bekämpfung der Irrtümer ihrer Gegner von Neuigkeitssucht fortreißen. Dabei schwächen sie in sich selbst den Glaubensgeist, gefährden ihren guten Ruf und die Wirksamkeit ihres heiligen Amtes.

Auf alles dies, ehrwürdige Brüder, lenken Wir eure Hirtensorge, in der festen Überzeugung, dass ihr zwischen maßlosen Neuheitsverlangen und übertriebenem Festhalten am Alten jene Klugheit walten lasset, die weise und wachsam bleibt, auch wenn sie neue Wege des Wirkens und des Kampfes für den Sieg der Wahrheit beschreitet. Wir sind weit von dem Gedanken entfernt, das Apostolat dürfe sich nicht der Wirklichkeit des modernen Lebens anpassen, noch dürften den Erfordernissen unserer Zeit entsprechende Initiativen ergriffen werden. Da aber das gesamte Apostolat, das die Kirche ausübt, wesentlich hierarchischen Charakter trägt, so dürfen neue Formen nur mit Zustimmung des Bischofs eingeführt werden. Die Oberhirten ein und derselben Region oder der gleichen Nation sollen sich diesbezüglich öfters miteinander besprechen, um für die Bedürfnisse innerhalb ihres Bereiches zu sorgen- und die für das religiöse Apostolat am meist geeigneten und entsprechenden Methoden anzuordnen. Wenn sich alles so nach der gesetzten Ordnung entfaltet, ist der Erfolg der priesterlichen Tätigkeit gewiss. Es mögen alle davon überzeugt sein, dass sie der Stimme Gottes und nicht der der Welt folgen müssen. und dass ihr Apostolat durch die Richtlinien der Bischöfe und nicht durch persönliche Meinung bestimmt wird. Es ist eine eitle Täuschung anzunehmen, man könne durch sonderliches äußeres Gehaben die eigene innere Armut verbergen und wirksam an der Ausbreitung des Reiches Christi mitarbeiten.

Klerus und soziale Frage

Eine ebenso klare Haltung ist erforderlich in Bezug auf die sozialen Lehren der gegenwärtigen Zeit.

Manche zeigen sich ängstlich und unsicher gegenüber den Machenschaften der Kommunisten, die doch gerade darauf ausgehen, jenen, denen sie materiellen Wohlstand versprechen, den Glauben zu entreißen. Der Apostolische Stuhl hat aber in den neuesten diesbezüglichen Entscheidungen mit aller Klarheit den einzuschlagenden Weg gewiesen, von dem sich niemand entfernen darf, ohne gegen seine Pflicht zu verstoßen.

14 Andere wiederum zeigen sieh nicht weniger ängstlich und unsicher angesichts jenes Wirtschaftssystems, das man mit dem Namen "Kapitalismus" zu bezeichnen pflegt und dessen schwere Folgen klarzulegen die Kirche niemals unterlassen hat. Die Kirche hat in der Tat nicht nur die Missbräuche des Kapitals und des Eigentumsrechtes selbst gebrandmarkt, die ein solches Wirtschaftssystem hervorbringt und verteidigt, sie hat auch gelehrt, dass Kapital und Eigentum der Produktion dienen müssen zum Nutzen der ganzen Gesellschaft, wie auch zur Erhaltung und Entfaltung persönlicher Freiheit und menschlicher Würde. Die schädlichen Folgen dieser beiden Wirtschaftssysteme müssen jeden, besonders aber die Priester bestimmen, getreu an der sozialen Lehre der Kirche festzuhalten, ihre Kenntnis zu verbreiten und sie nach Kräften praktisch anzuwenden. Diese Lehre allein kann die so verbreiteten Übel steuern. Sie vereint in vollkommener Weise die Forderungen der Gerechtigkeit und die Pflichten der Nächstenliebe und fördert somit eine soziale Ordnung, in der die Einzelnen nicht bedrückt werden; noch in einem blinden Egoismus sich abschließen können, sondern alle vereint sind im Einklang wechselseitiger Verpflichtungen und im Bande brüderlicher Solidarität.

Nach dem Vorbild des göttlichen Meisters soll der Priester den Armen, den Arbeitern und allen denen entgegenkommen, die sieh in Not und Elend befinden und unter denen auch viele Angehörige des Mittelstandes und nicht wenige geistliche Mitbrüder sind. Sie sollen aber auch jene nicht vernachlässigen, die, obschon reich an äußeren Gütern, innerlich arm sind und deshalb zu einer Lebenserneuerung gerufen werden müssen nach dem Beispiel des Zachäus: "Die Hälfte meines Vermögens gebe ich den Armen und habe ich jemand übervorteilt, so erstatte ich es vierfach" (
Lc 19,8). Auf dem Gebiet der sozialen Fragen soll der Priester darum niemals den Endzweck seiner Sendung aus den Augen verlieren. Mit Nachdruck und ohne Furcht soll er die katholischen Prinzipien über das Eigentum, den Reichtum, die soziale Gerechtigkeit und die christliche Nächstenliebe den verschiedenen Klassen darlegen und allen das Beispiel ihrer Verwirklichung vor Augen führen.

Normalerweise ist die Verwirklichung dieser Grundsätze im öffentlichen Leben Sache der Laien. Wo sie aber dieser Aufgabe nicht gewachsen sind, muss der Priester jede Sorge zu ihrer entsprechenden Heranbildung tragen.

Sorge des Heiligen Vaters für den notleidenden Klerus

Wir halten es für angebracht, hier auch ein Wort über die wirtschaftliche Notlage zu sagen, in der sich in dieser Nachkriegszeit viele Priester besonders aus jenen Gebieten befinden, die am meisten unter den Folgen des Krieges oder unter den dadurch eingetretenen politischen Verhältnissen gelitten haben. Dieser Zustand betrübt Uns zutiefst und Wir unterlassen nichts, soweit dies in Unseren Kräften steht, um die Entbehrungen, das Elend und die äußerste Not vieler zu lindern.

Ihr, ehrwürdige Brüder, wisset zu Genüge, wie Wir in jenen Gebieten, wo die Not am größten war, durch die Heilige Konzilskongregation den Bischöfen außergewöhnliche Befugnisse und besondere Weisungen erteilt haben, damit unter den Priestern innerhalb ein und derselben Diözese die schreienden wirtschaftlichen Unterschiede beseitigt werden. Es ist Uns bekannt, dass an vielen Orten die Priester in lobenswerter Weise der Aufforderung ihrer Oberhirten nachgekommen sind, während anderswo Schwierigkeiten entstanden, sodass die gegebenen Anweisungen nicht vollständig durchgeführt werden konnten.

Wir ermahnen euch daher mit väterlicher Sorge, auf dem bereits beschrittenen Wege voranzuschreiten und Uns über die Ergebnisse eurer Bemühungen zu unterrichten. Es geht nicht an, dass der in den Weinberg des Herrn gesandte Arbeiter des täglichen Brotes ermangle.

Außerdem begrüßen Wir es auf das lebhafteste, wenn ihr, ehrwürdige Brüder, euch bemüht, dass den Priestern nicht nur das für Heute Notwendige zuteil werde, sondern auch dank jenes Fürsorgesystems, wie es zu Unserer Genugtuung im staatlichen Bereiche schon geübt wird, für ihre Zukunft gesorgt wird, besonders in Krankheitsfällen, bei Arbeitsunfähigkeit und im Alter. Auf solche Weise befreit ihr die Priester von allen Sorgen um ihren Unterhalt in der Zukunft.

Bei dieser Gelegenheit drücken Wir Unsere Dankbarkeit allen jenen Priestern aus, die, auch auf Kosten von persönlichen Opfern, den Bedürfnissen der notleidenden Mitbrüder, insbesondere wenn sie überdies noch krank und alt sind, zu Hilfe gekommen sind und noch zu Hilfe kommen.

Durch solche Handlungsweise geben sie einen leuchtenden Beweis der Nächstenliebe, die Christus als das Kennzeichen seiner Jünger hingestellt hat: "Wenn ihr einander liebt, werden alle daran erkennen, dass ihr meine Jünger seid" (Jn 13,35).

Wir hoffen sehr, dass durch diese Bande brüderlicher Liebe die Priester aller Nationen, ganz gleich welchem Volksstamm sie angehören, als Diener Gottes, unseres gemeinsamen Vaters, untereinander immer mehr eins werden.

15 Ihr begreift jedoch sehr wohl, dass ein solches Problem nicht völlig gelöst werden kann, solange die Gläubigen nicht die Verpflichtung in sich fühlen, dem Klerus beizustehen, ein jeder seinen Verhältnissen entsprechend, und solange nicht alle zur Erreichung dieses Zieles erforderlichen Mittel angewandt werden.

Bringt daher den euch anvertrauten Gläubigen die Pflicht zum Bewusstsein, ihren in Not befindlichen Priestern ihre Hilfe angedeihen zu lassen; denn immer gilt das Wort des Herrn: "der Arbeiter ist seines Lohnes wert" (
Lc 10,7). Wie kann man von den Priestern Hingabe und Eifer in ihrem Wirken verlangen, wenn sie selbst des Nötigsten entbehren?

Die Gläubigen, die diese Pflicht versäumen, ebnen, wenn auch ungewollt, den Feinden der Kirche den Weg und zwar jenen Gegnern, die in nicht wenigen Ländern versuchen, den Klerus auszuhungern, um ihn so von seinen rechtmäßigen Oberhirten trennen zu können.

Je nach den Verhältnissen der einzelnen Länder haben auch die öffentlichen Behörden die Pflicht, für den Klerus zu sorgen, ans dessen Tätigkeit die bürgerliche Gesellschaft unschätzbare geistige und moralische Vorteile zieht.


Schlussermahnung

Am Schluss Unserer Ermahnung können Wir nicht umhin, zusammenzufassen und zu wiederholen, was sich Unserem Wunsch gemäß als Richtschnur eueres Lebens und eurer Tätigkeit immer tiefer in eure Seele einprägen möge.

Wir sind Priester Christi; darum müssen wir alle Kraft daransetzen, damit die von Ihm gebrachte Erlösung sich in allen Seelen auswirke. In Anbetracht der ungeheuren Nöte unserer Zeit dürfen wir nichts unterlassen, um die durch Irrtümer entfremdeten oder von den Leidenschaften geblendeten Brüder zu Christus zurückzuführen und um die Völker mit dem Lichte der christlichen Lehre zu erleuchten, sie nach den Vorschriften des Evangeliums zu leiten, in ihnen ein vollkommeneres christliches Gewissen zu wecken und sie schließlich zum Kampf für den Triumph der Wahrheit und der Gerechtigkeit aufzurufen.

Wir werden erst dann das uns gesteckte Ziel erreicht haben, wenn unser Leben jenen Grad von Heiligkeit erlangt hat und wir das aus Christus geschöpfte Leben anderen vermitteln können.

Zu jedem Priester sprechen Wir daher mit dem Wort des Apostels: "Lass nicht außer Acht die Gabe, die dir gegeben ist.., durch Handauflegung der Priester" (1Tm 4,14); "allenthalben aber stelle dich selbst zum Vorbild guter Werke, mit unverfälschter Lehre, mit Ehrbarkeit, mit heilsamen und untadeligem Wort, auf dass der Widersacher beschämt werde und nichts Böses uns nachsagen könne (Tt 2,7 Tt 2,8).

Geliebte Söhne, seid euch im höchsten Maße der Gnade eurer Berufung bewusst und lebt nach ihr, dass sie zum Aufbau der Kirche und zur Bekehrung ihrer Feinde reiche Früchte trage.

Damit diese Unsere Ermahnung ihr Ziel erreiche, richten Wir an euch mit Eindringlichkeit folgende Worte, die jetzt im Heiligen Jahre besonders nahe liegen: "Erneuert euch in eurer Sinnesart und ziehet den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in Gerechtigkeit und wahrer Heiligkeit" (Ep 4,23 Ep 4,24); "so seid nun Gottes Nachfolger, als geliebte Kinder, und wandelt in der Liebe, gleich wie Christus uns geliebt hat und sich selbst Gott für uns dargebracht als Gabe und Opfer" (Ep 5,1 Ep 5,2); "seid voll des Heiligen Geistes, redet untereinander in Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, singet und spielet dem Herrn in euren Herzen" (ebd.) "Seid wachsam und beharrlich im Gebet für alle Heiligen" (Ep 6,18).

16 Bei der Erwägung dieser Aufforderungen des Völkerapostels scheint es Uns angezeigt, euch die Teilnahme an einem außergewöhnlichen Exerzitienkurs in diesem Heiligen Jahre anzuraten, auf dass ihr mit erneutem Eifer auch die euch Anvertrauten hinleiten könnt, aus dem Schatze göttlichen Erbarmens zu schöpfen.

Wenn ihr auf dem Wege zur Heiligung und bei Ausübung eures Priesteramtes ernsteren Schwierigkeiten begegnet, so wendet Auge und Geist voll Vertrauen auf die Mutter des Ewigen Hohenpriesters, die die Mutter aller katholischen Priester ist. Ihr kennt die Güte eurer Mutter, seid ihr doch selbst bei Erweckung von Glaube und Liebe im christlichen Volk in vielen Gegenden demütige Werkzeuge der Barmherzigkeit des Unbefleckten Herzens Mariens.

Wenn schon Maria alle mit zartester Liebe umfängt, um wieviel mehr liegen Ihr erst die Priester am Herzen, die das lebendige Abbild Ihres Sohnes sind. Tröstet euch also im Gedanken an die Liebe der Mutter für einen jeden von euch und ihr werdet die Mühen um persönliche Heiligung und um die eures Priesteramtes weniger schwer empfinden.

Der hocherhabenen Mutter Gottes, der Vermittlerin der göttlichen Gnaden, empfehlen Wir die Priester der ganzen Welt, auf dass durch ihre Fürsprache Gott in überreichem Maße Seinen Geist herabsende, durch den alle seine Diener zur Heiligkeit angetrieben werden und der durch ihr Priesteramt das Antlitz der Erde geistig erneuere.

Im Vertrauen auf den machtvollen Schutz der Unbefleckten Jungfrau Maria flehen Wir zur Verwirklichung dieser Wünsche die Fülle der göttlichen Gnaden auf alle herab, aber im besonderen auf die Bischöfe und Priester, die wegen ihrer pflichtgemäßen Verteidigung der Rechte und der Freiheit der Kirche Verfolgungen, Einkerkerung und Verbannung erleiden. Ihnen gilt Unser besonderes Wohlwollen; sie ermahnen Wir mit väterlicher Liebe, nicht müde zu werden, sondern weiterhin ein Beispiel von Stärke und priesterlicher Tugend zu geben.

Unterpfand reichster göttlicher Gnaden und Zeichen Unseres väterlichen Wohlwollens möge der Apostolische Segen sein, den Wir von ganzem Herzen euch allen und jedem einzelnen von euch, ehrwürdige Brüder, und allen euch unterstellten Priestern erteilen.

Gegeben zu Rom, bei Sankt Peter, am 23. September des Heiligen Jahres 1950, dem zwölften Unseres Pontifikats.

PIUS PP. XII





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