(Contra Haereses) 406

6. Kapitel: Exegese über Mt. 11,27

406 1.

Daß er selber das Wort ist, welches die Kenntnis des Vaters vermittelt, zeigte der Herr seinen Jüngern, und zugleich tadelte er die Juden, die da meinten, daß sie den Vater hätten, obwohl sie sein Wort verwarfen, indem er sprach: „Niemand kennt den Sohn als der Vater, noch kennt jemand den Vater als der Sohn und dem es der Sohn offenbaren will“ (
Mt 11,27 Lc 10,22). So heißt es bei Matthäus und ähnlich bei Lukas und ebenso bei Markus[84] ; Johannes aber hat diese Stelle übergangen. Die aber klüger sein wollen als die Apostel, schreiben so: „Niemand kennt den Vater als der Sohn, und den Sohn nur der Vater und dem es der Sohn offenbaren will“, und erklären das so, als ob vor der Ankunft unseren Herrn der wahre Gott von niemandem erkannt worden wäre, und sagen, daß der von den Propheten verkündete Gott nicht der Vater Christi sei.



2.

Wenn aber Christus erst dann seinen Anfang nahm, als er in menschlicher Gestalt zu uns kam, und wenn erst zu den Zeiten des Kaisers Tiberius der Vater daran dachte, sich um die Menschen zu kümmern, und wenn so offensichtlich sein Wort nicht immer bei seinem Geschöpfe gewesen wäre, so durfte auch unter diesen Umständen kein anderer Gott verkündet werden, sondern man hätte erst die Ursachen einer so großen Sorglosigkeit und Nachlässigkeit aufsuchen müssen. Denn auf keinen Fall darf die Fragestellung derart sein und soweit sich versteigen, daß sie Gott verändert und unsern Glauben an den Schöpfer, der uns durch seine Schöpfung ernährt, aufhebt. Denn wie unser Glaube auf den Sohn zielt, so muß auch unsere Liebe zu dem Vater fest und unerschütterlich sein. Schön sagt Justin in seinem Buche gegen Markion: „Selbst dem Herrn hätte ich nicht geglaubt, wenn er einen andern Gott verkündet hätte als den Schöpfer, unsern Urheber und Ernährer. Aber da sein eingeborener Sohn von dem einen Gott, der diese Welt gemacht, uns erschaffen hat und alles umfaßt und leitet, zu uns kam, indem er sein eigenes Geschöpf in uns rekapitulierte, so steht mein Glaube an ihn fest, und unerschütterlich ist meine Liebe zu dem Vater“, indem Gottes uns beides verleiht[85] .



3.

Denn niemand kann den Vater erkennen als das Wort Gottes, d. h. als wenn der Sohn es ihm offenbart, niemand den Sohn als durch den Willen des Vaters. Den guten Willen des Vaters aber vollzieht der Sohn: es schickt ihn der Vater, geschickt aber wird der Sohn, und er kommt. Denn den unsichtbaren und unbestimmbaren Vater, wie er es für uns ist, erkennt sein eigenes Wort, und wenn er auch unaussprechbar ist, so erzählt er uns von ihm. Sein Wort hinwiederum erkennt allein der Vater: das hat beides uns deutlich der Herr kundgetan. Deswegen verkündet der Sohn die Kenntnis des Vaters durch seine Offenbarung. Denn die Kenntnis des Vaters ist die Offenbarung des Sohnes, alles nämlich wird durch das Wort geoffenbart. Damit wir nun erkennen, daß der Sohn, der auf die Erde gekommen ist, derjenige ist, der die Kenntnis des Vaters denen vermittelt, die an ihn glauben, spricht er zu seinen Jüngern: „Niemand kennt den Vater als der Sohn, noch den Sohn als der Vater und denen es der Sohn offenbart.“ So verkündet er sich und den Vater der Wahrheit gemäß, damit wir keinen andern Vater annehmen als den, welcher von dem Sohne geoffenbart wird.



4.

Dieser aber ist der Schöpfer des Himmels und der Erde, wie wir aus seinen Reden gezeigt haben, und nicht der von Markion, Valentinus, Basilides oder Karpokrates, Simon oder den andern fälschlich sogenannten Gnostikern erfundene. Denn keiner von ihnen war der Sohn Gottes, sondern Christus Jesus, unser Herr, dem sie in ihrer Lehre entgegentreten, indem sie einen unbekannten Vater zu verkünden wagen. Doch bloß auf sich selbst sollten sie hören: Wie ist denn der unbekannt, der von ihnen erkannt wird? Denn was immer auch nur von wenigen erkannt wird, ist doch nicht unbekannt! Der Herr aber lehrte keineswegs, daß die Kenntnis des Vaters und des Sohnes ganz unmöglich sei; dann wäre ja seine Ankunft überflüssig gewesen. Oder ist er etwa zu dem Zwecke auf die Erde gekommen, um uns zu sagen: „Ihr sollt Gott nicht suchen, denn unbekannt ist er, und ihr werdet ihn nicht finden?“ Es ist töricht und erlogen, wenn die Valentinianer Christus so zu ihren Äonen sprechen lassen. Vielmehr lehrte uns der Herr, daß keiner Gott kennen kann, wenn Gott ihn nicht belehrt, d. h. ohne Gott ist es unmöglich, Gott zu erkennen; daß wir aber ihn erkennen, ist gerade der Wille des Vaters. Es erkennen ihn aber die, denen der Sohn es geoffenbart hat.



5.

Dazu aber hat der Vater den Sohn offenbart, damit er durch ihn allen bekannt werde und er die Gerechten, welche an ihn glauben, in die Unvergänglichkeit und ewige Ruhe aufnehmen kann — ihm glauben heißt nämlich seinen Willen tun — die aber, welche ihm nicht glauben und somit sein Licht fliehen, in die selbsterwählte Finsternis verdientermaßen verbanne. Allen also hat sich der Vater offenbart, indem er allen sein Wort sichtbar machte; und das Wort wiederum zeigte allen den Vater und den Sohn, da er von allen gesehen wurde. Darum ergeht das gerechte Gericht Gottes über alle, die ihm, obwohl sie ihn ebenso wie die andern sahen, nicht ebenso glaubten.



6.

Denn durch die Schöpfung selber offenbart das Wort Gott als den Schöpfer und durch die Welt den Herrn als den Schöpfer der Welt und durch das Geschöpf, das er geschaffen hat, den Künstler, und durch den Sohn als Vater den, der den Sohn erzeugt hat. So ähnlich sind auch die Worte aller, aber verschieden ist ihr Glaube. Doch auch durch Gesetz und Propheten hat das Wort in ähnlicher Weise sich und den Vater verkündet — und obwohl das gesamte Volk es in gleicher Weise hörte, glaubten nicht alle in gleicher Weise. Auch wurde durch das sichtbar und greifbar gewordene Wort der Vater allen gezeigt. Es glaubten nicht alle ihm gleichmäßig, und doch sahen alle in dem Sohne den Vater, denn das Unsichtbare an dem Sohne ist der Vater, und das Sichtbare des Vaters ist der Sohn. Darum sprachen ihn alle, wo er sich zeigte, als Christus an und nannten ihn Gott. Selbst die Dämonen sprachen, als sie den Sohn sahen: „Wir kennen dich, wer du bist, der Heilige Gottes“ (Mc 1,24). Und als der Versucher ihn sah, sprach er: „Wenn du der Sohn Gottes bist“ (Mt 4,3). So sahen und sprachen alle den Sohn und den Vater, aber nicht alle glaubten.



7.

Es mußte nämlich die Wahrheit von allen Zeugnis empfangen und ein Gericht sein zum Heile der Gläubigen und zur Verdammnis der Ungläubigen, damit alle gerecht gerichtet würden und der Glaube an den Vater und den Sohn von allen bestätigt, d. h. von allen bekräftigt werde, indem er von allen das Zeugnis empfing, von den Hausgenossen als ihren Freunden und von den Fremden als ihren Feinden. Denn das ist erst ein voller und unwidersprechlicher Beweis, der sogar von den Gegnern deutliche Zeugnisse hervorlockt: Indem sie ihn selbst augenscheinlich sahen, legten sie Zeugnis ab von dem gegenwärtigen Vorgang und bestätigten sie ihn; dann aber traten sie ihm als Feinde und Ankläger entgegen und wollten ihr eigenes Zeugnis nicht mehr wahr sein lassen. Es war also kein anderer, der sich den Menschen zeigte, und kein anderer, der da sagte: „Niemand erkennt den Vater“, sondern es war ein und derselbe. Ihm hatte der Vater alles unterworfen, und von allen empfing er das Zeugnis, daß er wahrer Mensch und wahrer Gott ist, vom Vater, von dem Geiste, von den Engeln, von dem Schöpfer selbst, von den Menschen, von den abtrünnigen Geistern, von den Dämonen, von dem Feinde und zuletzt selbst von dem Tode. So wirkt der Sohn von Anfang bis zum Ende für den Vater, und ohne ihn kann niemand Gott erkennen. Die Kenntnis des Vaters ist der Sohn, und der Sohn wird erkannt im Vater und durch den Sohn offenbart. Deswegen sprach der Herr: „Niemand erkennt den Sohn als der Vater, noch den Vater als der Sohn und wem immer der Sohn es offenbart haben wird.“ Das „offenbart haben wird“ gilt nämlich nicht bloß für die Zukunft, gleich als ob das Wort dann erst angefangen hätte, den Vater zu offenbaren, als er aus Maria geboren war, sondern vielmehr gemeinsam für alle Zeiten. Denn von Anfang an steht der Sohn seinem Geschöpfe bei, offenbart den Vater allen, denen er will, und der Vater offenbart, wann er will, und wie er will, und deswegen ist in allem und bei allem ein Gott Vater, ein Wort der Sohn, und ein Geist und ein Heil für alle, die an ihn glauben.





7. Kapitel: Abraham frohlockte, seinen Tag zu sehen

407 1.

Indem also Abraham von dem Worte den Vater kennen lernte, der Himmel und Erde gemacht hat, bekannte er diesen als Gott, und belehrt durch die Erscheinung, daß unter den Menschen der Sohn Gottes als Mensch kommen werde, durch dessen Ankunft sein Same wie die Sterne des Himmels werden sollte, wünschte er diesen Tag zu sehen, damit er selbst Christus umarmen könnte; und indem er in prophetischem Geiste ihn sah, frohlockte er. Seinen Wunsch erfüllte in Wirklichkeit Simeon, der aus seinem Samen war, indem er sprach: „Nun entlässest du deinen Diener, o Herr, in Frieden, denn gesehen haben meine Augen dein Heil, das du bereitet hast in dem Angesicht aller Völker als ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zum Ruhme deines Volkes Israel“ (
Lc 2,29 ff). Auch die Engel verkündeten diese große Verheißung den in der Nacht wachenden Hirten; und auch Maria sprach; „Hoch preiset meine Seele den Herrn, und es frohlockt mein Geist in Gott, meinem Heilande“ (Ebd. 1,46 f). Denn Abrahams Freude stieg auf die herab, welche aus seinem Samen waren, die da wachten und Christus sahen und ihm glaubten, und ging umgekehrt von den Nachkommen auf Abraham wieder zurück, der da gewünscht hatte, den Tag der Ankunft Christi zu sehen. Für ihn legte also der Herr ein schönes Zeugnis ab, indem er sagte: „Abraham, euer Vater, frohlockte, meinen Tag zu sehen; er sah ihn und freute sich“ (Jn 8,56).



2.

Das sagte er aber nicht bloß wegen Abraham, sondern um anzuzeigen, daß alle, die von Anfang an Gott erkannt und die Ankunft Christi verkündet haben, die Offenbarung von dem Sohne selbst empfingen, der in den letzten Zeiten sichtbar und leidensfähig geworden ist und mit dem menschlichen Gesichte gesprochen hat, um aus den Steinen Abraham Kinder zu erwecken und die jenem gegebene Verheißung Gottes zu verwirklichen, daß er seinen Samen machen werde wie die Sterne des Himmels« Sagte doch Johannes der Täufer: „Mächtig ist Gott, aus diesen Steinen dem Abraham Kinder zu erwecken“ (Mt 3,9). Das aber tat Jesus, indem er uns aus der Religion der Steine herauszog, aus den harten und unfruchtbaren Gedanken uns hinwegnahm und uns einen Glauben ähnlich wie Abraham verlieh. Demgemäß bezeugt Paulus, daß wir Söhne Abrahams gemäß der Ähnlichkeit unseres Glaubens und der Verheißung der Erbschaft seien (Vgl. Röm. Rm 9,8) .



3.

Es ist also ein und derselbe Gott, der den Abraham berief und ihm die Verheißung gab. Das ist aber der Schöpfer, der durch Christus als Lichter in der Welt die herrichtet, die aus den Heiden glauben. „Ihr aber“, spricht er, „seid das Licht der Welt“ (Mt 5,14), d.h. wie die Sterne des Himmels. Allen verkündete er mit Recht, daß dieser von niemand erkannt werde als von dem Sohne, und wem immer es der Sohn offenbart hat. Es offenbart aber der Sohn den Vater allen, denen er will, und ohne den guten Willen des Vaters und das Walten des Sohnes erkennt niemand Gott. Deswegen sagte der Herr auch zu seinen Jüngern: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Und niemand kommt zum Vater, denn durch mich. Wenn Ihr mich erkannt hättet, hättet ihr auch freilich meinen Vater erkannt. Und jetzt habt ihr ihn erkannt und gesehen“ (Jn 14,6 f.). Somit ist klar, daß er durch den Sohn, d. h. durch das Wort, erkannt wird.



4.

Deswegen trennten sich die Juden von Gott, indem sie „sein Wort nicht aufnahmen“ (Ebd. 1,11), sondern glaubten, daß sie aus sich selbst den Vater ohne das Wort, d. h. ohne den Sohn erkennen konnten. Sie kannten nicht den Gott, der in menschlicher Gestalt zu Abraham und wiederum zu Moses gesprochen hatte: „Sehend sah ich die Plagerei meines Volkes in Ägypten, und ich bin herabgestiegen, sie zu befreien“ (Ex 3,7 f.). Dies nämlich hat der Sohn, der das Wort Gottes ist, von Anfang an vorbereitet. Keine Engel brauchte der Vater, um die Welt zu erschaffen und den Menschen zu bilden, dessentwegen er die Welt schuf; noch brauchte er Diener, um den Heilsplan hinsichtlich des Menschen zu vollziehen, da er reiche, unaussprechliche Diener schon hatte. Es dient ihm nämlich in allem seine Nachkommenschaft und Gestaltung, der Sohn und der Hl. Geist, das Wort und die Weisheit, denen als Diener unterworfen sind alle Engel. Töricht also sind die, welche wegen des Wortes: „Niemand erkennt den Vater als der Sohn“, einen andern unbekannten Vater einführen.





8. Kapitel: Christus und das Gesetz des Alten Bundes

408 1.

Töricht ist aber auch Markion mit den Seinen, wenn sie dem Abraham die Erbschaft absprechen, dem der Hl. Geist doch durch viele andere wie auch durch Paulus das Zeugnis ausstellt, daß er „Gott glaubte und ihm dies zur Gerechtigkeit angerechnet wurde“ (
Rm 4,3). Ebenso erweckt der Herr ihm Söhne aus den Steinen, macht seinen Samen wie die Sterne des Himmels und sagt: „Vom Aufgang der Sonne und vom Niedergang, von Norden und Süden werden sie kommen, um mit Abraham und Isaak und Jakob in dem Himmelreiche zu Tische zu sitzen“ (Mt 8,11 Lc 13,29). Und abermals zu den Juden: „Abraham und Isaak und Jakob und alle Propheten werdet ihr in dem Himmelreiche sehen, euch aber hinausgeworfen“ (Lc 13,28). Offenbar also stehen die, welche dem Abraham das Heil absprechen und einen andern Gott aufstellen als den, welcher ihm die Verheißung gab, außerhalb des Reiches Gottes und sind ausgeschlossen von der Unsterblichkeit, weil sie Gott widersprechen und ihn lästern, welcher in sein Himmelreich einführt den Abraham und seinen Samen, d. h. die Kirche, durch Christum Jesum, dem wir die Annahme an Kindesstatt und die Erbschaft verdanken, die dem Abraham versprochen ist.



2.

Für sich nahm der Herr seinen Samen in Anspruch, indem er ihn von den Fesseln löste und zum Heile berief, wie er es mit der Frau machte, die er heilte. Ausdrücklich sagte er denen, die dem Abraham im Glauben unähnlich waren: „Ihr Heuchler, löst denn nicht ein jeder von euch am Sabbat seinen Ochsen oder Esel und führt ihn zur Tränke? Dieses Weib aber, das der Satan achtzehn Jahre gefesselt hatte, sollte am Sabbat von dieser Fessel nicht gelöst werden, obwohl sie eine Tochter Abraham ist?“ (Lc 13,15 f.) Offenbar also löst er die, welche ähnlich wie Abraham ihm glauben, und macht sie lebendig und tut nichts gegen das Gesetz, wenn er sie am Sabbat heilt. Denn das Gesetz verbot nicht, Menschen zu heilen, da es den Priestern befahl, sie an diesem Tage zu beschneiden und für das Volk die Dienste zu verrichten, sodaß es die Sorge für das unvernünftige Vieh nicht verwehrte. Auch Siloa heilte oftmals am Sabbat; deswegen saßen viele dort am Sabbate. Das Gesetz befahl ihnen nur, sich von aller knechtlichen Arbeit zu enthalten, d. h, von jedem Geiz, der durch den Handel und die übrige irdische Beschäftigung angestachelt wird. Die Taten der Seele aber, welche durch die Meinung oder durch gute Reden zur Hilfe des Nächsten geschehen, billigte es. Deshalb tadelte der Herr die, welche ihm ungerechterweise daraus einen Vorwurf machten, daß er am Sabbate heilte. Denn er löste nicht das Gesetz, sondern erfüllte es, indem er das Amt des Hohenpriesters versah, Gott mit den Menschen aussöhnte, die Aussätzigen reinigte, die Kranken heilte und sogar starb, damit der verbannte Mensch aus seiner Verdammnis herauskomme und furchtlos in sein Erbe zurückkehre.



3.

Ebensowenig verbot das Gesetz, daß die Hungrigen am Sabbat Speise aus dem, was bei der Hand war, nahmen; zu ernten und in die Scheune zu sammeln war aber verboten. Als daher einige seine Schüler schalten, daß sie Ähren abrissen und aßen, sagte der Herr ihnen: „Habt ihr nicht gelesen, was David tat, als er hungrig war, wie er einging in das Haus des Herrn und von den Schaubroten aß, die zu essen nur den Priestern erlaubt war, und auch denen gab, die bei ihm waren?“ (Lc 6,3 f.) So entschuldigte er durch die Worte des Gesetzes seine Jünger und zeigte an, daß es den Priestern erlaubt war, frei zu handeln. Ein kundiger Priester aber vor dem Herrn war David gewesen, obschon Saul ihn verfolgte. Denn alle Gerechten haben priesterlichen Rang. Priester aber sind alle Apostel des Herrn, die hier keine Äcker noch Häuser ererben, aber immer dem Altare und Gott dienen. Von ihnen sagt auch Moses im Deuteronomium bei der Segnung Levis: „Wer seinem Vater sagt und seiner Mutter: Ich kenne dich nicht, und seine Brüder nicht kennt und seinen Söhnen entsagt, der hat deine Gebote beachtet und deinen Bund bewahrt“ (Dt 33,9). Wer aber hat Vater und Mutter verlassen und auf alle Verwandten verzichtet wegen des Herrn Wort und seines Bundes, wenn nicht die Jünger des Herrn? Von Ihnen sagt wiederum Moses: „Ein Erbteil werden sie nicht haben, denn der Herr selbst wird ihr Erbe sein“ (Nb 18,20 Dt 10,9). Und abermals: „Es sollen die levitischen Priester im ganzen Stamme Levi keinen Teil noch Besitztum mit Israel haben; die Opferfrüchte des Herrn sind ihre Besitzungen, diese sollen sie essen“ (Dt 18,1). Darum sagt auch Paulus: „Ich suche kein Geschenk, sondern ich suche Frucht“ (Ph 4,17). Da nun die Jünger des Herrn levitisches Besitztum hatten, war es ihnen erlaubt, wenn sie Hunger hatten, von den Saaten ihre Speisen zu nehmen: „Denn der Arbeiter ist seiner Speise wert“ (Mt 10,10). Auch die Priester entweihten im Tempel den Sabbat und waren nicht schuldig. Warum waren sie nicht schuldig? Weil sie im Tempel nicht weltlichen, sondern des Herrn Dienst versahen, sodaß sie das Gesetz erfüllten, aber nicht übertraten wie der, welcher aus sich selbst trockenes Holz in das Lager des Herrn trug und mit Recht gesteinigt wurde. Denn „jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen werden“ (Mt 3,10). Und „wer immer den Tempel Gottes schändet, den wird Gott schänden“ (1Co 3,17).





9. Kapitel: Die Einheit der beiden Testamente

409 1.

Von ein und derselben Beschaffenheit ist also alles, d. h. von ein und demselben Gott. Wenn der Herr seinen Schülern sagt: „Deshalb ist jeder im Himmelreiche bewanderte Schriftsteller einem Hausvater gleich, der vorbringt aus seinem Schatze Neues und Altes“ (
Mt 13,52), so meint er nicht, daß der eine das Neue und der andere das Alte vorbringt, sondern er meint einen und denselben. Der Hausvater aber ist der Herr, der über das gesamte väterliche Haus herrscht. Den Sklaven und Ungeübten gibt er ein passendes Gesetz, den Freien und im Glauben Gerechtfertigten gibt er geziemende Vorschriften und den Kindern eröffnet er sein Erbe. Schreiber aber und Gelehrte seines Königreichs nannte er seine Jünger, über die er an einer andern Stelle den Juden sagt: „Siehe, ich sende zu euch Weise und Schreiber und Gelehrte, und aus ihnen werdet ihr töten und vertreiben von Stadt zu Stadt“ (Mt 23,34). Das Neue und Alte aber, das sie aus ihrem Schatze vorbringen, sind ohne Widerspruch die beiden Testamente: Das Alte, das vordem gewesen war, ist offenbar das Gesetz; das Neue ist der Wandel nach dem Evangelium, von dem David sagt: „Singet dem Herrn ein neues Lied“ (Ps 95,1), und Isaias: „Singet dem Herrn ein neues Loblied; sein ist die Herrschaft, verherrlicht wird sein Name vom Gipfel der Erde, seine Großtaten verkünden sie auf den Inseln“ (Ebd. 42,10; 12). Und Jeremias sagt: „Siehe, ich will einen neuen Bund errichten, einen andern, wie ich ihn errichtet habe euern Vätern“ (Ebd. 31,31 f.)auf dem Berge Horeb. Beide Testamente aber hat ein und derselbe Hausvater hervorgebracht, das Wort Gottes, unser Herr Jesus Christus, der mit Abraham und Moses gesprochen hat und uns im Neuen Testament die Freiheit wiederherstellte und die Gnade, die von ihm kommt, vervielfältigte.



2.

„Mehr nämlich“, sprach er, „als der Tempel ist hier“ (Mt 12,6). Von mehr und weniger ist aber nicht die Rede bei Dingen, die unter sich keine Verbindung haben oder gar entgegengesetzter Beschaffenheit sind und gegeneinander kämpfen, sondern bei solchen, welche dieselbe Wesenheit besitzen und miteinander in Beziehung stehen, also nur durch die Menge und Größe sich voneinander unterscheiden, wie Wasser von Wasser, Licht von Licht und Gnade von Gnade. Höher steht aber das Gesetz zur Freiheit als das frühere zur Knechtschaft, und deshalb galt es nicht bloß einem Volke, sondern wurde auf die ganze Welt ausgedehnt. Der nämliche Herr ist es also, der mehr als der Tempel ist, und mehr als Salomon und mehr als Jonas den Menschen schenkt, seine Gegenwart nämlich und die Auferstehung von den Toten; doch Gott läßt er unverändert und keinen andern Vater predigt er, sondern immer denselben, der immer mehr seinen Hausgenossen zuteilen kann, und wenn ihre Gottesliebe wächst, mehr und größere Gaben ihnen verleiht, wie auch der Herr seinen Jüngern sagte: „Größeres als dies werdet ihr sehen“ (Jn 1,50). Und Paulus spricht: „Nicht als ob ich es schon empfangen hätte oder gerechtfertigt wäre oder schon vollkommen bin. Denn teilweise wissen wir und teilweise verkünden wir. Wenn aber das Vollkommene gekommen ist, dann wird aufhören das Stückwerk“ (1Co 13,9 f.). So werden wir also, wenn das Vollkommene kommt, nicht einen anderen Vater sehen, sondern den, nach dessen Anschauung wir uns jetzt sehnen. „Denn glücklich sind, die reinen Herzens sind, weil sie Gott sehen werden“ (Mt 5,8). Auch keinen andern Christus oder Sohn Gottes dürfen wir erwarten, sondern den aus Maria der Jungfrau, der für uns gelitten hat, an den wir glauben, und den wir lieben. So spricht auch Isaias: „Und sagen werden sie an jenem Tage: Siehe, das ist der Herr, unser Gott, auf den wir gehofft haben, und wir frohlocken in unserm Heile“ (Is 25,9). Und Petrus schreibt in seinem Briefe: „Da ihr ihn, ohne ihn zu sehen, liebet, und an ihn, ohne ihn jetzt zu sehen, glaubet, so werdet ihr euch freuen in unaussprechlicher Freude“ (1P 1,8). Auch keinen andern Geist werden wir empfangen als den, welcher in uns ist und der da ruft: „Abba, Vater“ (Rm 8,15). Und in ebendiesem werden wir wachsen und zunehmen, damit wir nicht mehr „durch einen Spiegel und rätselhaft, sondern von Angesicht zu Angesicht“ (1Co 13,12)Gottes Geschenke genießen. Ebenso haben auch wir, die wir mehr als den Tempel und Salomon empfangen, nämlich die Ankunft des Sohnes Gottes, keinen andern Gott kennen gelernt als den Urheber und Schöpfer des Weltalls, als den, welcher uns von Anfang an gezeigt wurde, und keinen andern Christus als Sohn Gottes außer dem, der von den Propheten verkündet wurde.



3.

Da nämlich der Neue Bund von den Propheten gekannt und verkündet war, so wurde auch jener, der nach dem Willen des Vaters kommen sollte, verkündet und tat nach dem Willen Gottes den Menschen sich kund, damit sie immer zunehmen sollten im Glauben an ihn und das vollkommene Heil heranreifen konnte durch die Testamente. Denn ein Heil und ein Gott; was aber den Menschen gestaltet, das sind viele Vorschriften, und nicht wenige Stufen gibt es, die den Menschen zu Gott führen. Der irdische und zeitliche König darf bisweilen seinen Untertanen größere Beförderungen verleihen, weil er ein Mensch ist; dann muß es erst recht Gott, der immer derselbe ist und immer größere Gnade dem Menschengeschlechte verleihen und mit immer mehr Geschenken beständig die auszeichnen will, welche ihm gefallen. Wenn aber das einen Fortschritt bedeuten soll, wenn man einen zweiten Vater erfindet außer dem, der von Anfang an verkündet worden ist, und weiter außer diesem, den man als zweiten glaubte gefunden zu haben, noch einen dritten und so weiter fortschreitend noch einen vierten und fünften u. s. f. — dann wird solch ein angeblich fortschrittlicher Geist niemals bei einem Gott Halt machen. Vertrieben von dem, welcher ist, wendet er sich niemals um; sucht immer und findet nimmer Gott; schwimmt immer umher in dem Meere der Unermeßlichkeit, wenn er nicht Buße tut und sich dorthin zurückwendet, von wo er verstoßen, und als einzigen Gott Vater und Weltenschöpfer den im Glauben bekennt, der vom Gesetz und den Propheten verkündet und von Christus bezeugt wurde. Als seine Jünger angeklagt wurden, daß sie die Tradition der Alten nicht beobachteten, da sagte er ihnen: „Warum verkümmert ihr das Gebot des Herrn wegen eurer Tradition? Gott hat nämlich gesagt: Ehre deinen Vater und deine Mutter! und wer seinem Vater oder seiner Mutter flucht, der soll des Todes sterben!“ (Mt 15,3 f.) Damit hat ganz deutlich Christus den als seinen Vater und Gott bekannt, der im Gesetze gesagt hat: „Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit es dir wohl ergehe!“ (Vgl. Ex. Ex 20,12) Denn als Wort Gottes hat der wahrhaftige Gott die Vorschrift des Gesetzes bekannt und keinen andern Gott genannt als seinen Vater.





10. Kapitel: Moses über den Messias

410 1.

Zu den Juden, wie Johannes gut überliefert hat, sprach der Herr: „Ihr erforschet die Schriften, in denen ihr meint, das ewige Leben zu haben; diese sind es, die über mich Zeugnis ablegen. Und ihr wollt nicht zu mir kommen, damit ihr das Leben habet“ (
Jn 5,39 f.), Die Schriften würden von ihm nicht Zeugnis ablegen, wenn sie nicht von ein und demselben Vater wären, indem sie die Menschen von der Ankunft seines Sohnes im voraus unterrichteten und das von ihm kommende Heil anzeigten, „Wenn ihr nämlich Moses glaubtet, würdet ihr auch mir glauben“, sagte er, „denn von mir hat jener geschrieben“ (Jn 5,46). Denn überall in den Schriften ist der Sohn Gottes eingesät, indem er bald mit Abraham spricht und bald mit Noe und ihm das Maß angibt und bald Adam sucht, bald über die Sodomiten das Gericht herauf führt, bald dem Jakob sich zeigt und ihm den Weg weist, bald aus dem Dornstrauche mit Moses redet. An zahllosen Stellen weist Moses auf den Sohn Gottes hin: den Tag seines Leidens kannte er wohl und nannte ihn im voraus bildlich Pascha; und an diesem Pascha, das so lange Zeit von Moses vorher verkündet war, litt der Herr und erfüllte das Pascha. Aber nicht nur den Tag beschrieb er, sondern auch den Ort und den äußersten Zeitpunkt und das Zeichen des Sonnenunterganges, indem er sprach: „Nicht sollst du schlachten das Pascha in einer anderen deiner Städte, die der Herr Gott dir gibt, als an dem Orte, den der Herr dein Gott dir auserwählen wird, seinen Namen dort anzurufen; schlachten sollst du das Pascha abends gegen Sonnenuntergang (Dt 16,5 f.) .



2.

Aber auch seine Ankunft hatte er schon verkündet mit den Worten: „Nicht wird fehlen der Fürst in Juda noch der Führer aus seinen Lenden bis der kommt, dem es vorbehalten ist, und er ist die Hoffnung der Völker. Er bindet an den Rebstock sein Füllen und an die Weinranke das Füllen der Eselin; er wäscht im Weine sein Gewand und im Blute der Traube seinen Mantel; freundlich sind seine Augen vom Weine und glänzend seine Zähne wie Milch“ (Gn 49,10 ff.).



3.

Die da von sich sagen, daß sie alles erforschen, die mögen die Zeit aufsuchen, in der der Fürst und Führer aus Juda aufgehört hat, wer die Hoffnung der Völker, wer die Weinrebe und wer sein Füllen, das Gewand und die Augen und die Zähne und der Wein und all das Genannte, und sie werden keinen andern finden als unsern Herrn Jesum Christum, den Verheißenen. Deshalb schalt auch Moses das Volk wegen seiner Undankbarkeit, indem er sagte: „Derart, du törichtes und unverständiges Volk, habt ihr dies dem Herrn vergolten?“ (Dt 32,6) Und wiederum tut er kund, daß das Wort, das im Anfange schuf und sie machte, in den letzten Zeiten uns erlösen und beleben wird, indem es vor aller Augen am Kreuze hängt und sie ihm nicht glauben werden. Er sagt nämlich: „Und dein Leben wird hängen vor deinen Augen und nicht wirst du glauben deinem Leben“ (Dt 28,66).





11. Kapitel: Der Fortschritt in der göttlichen Offenbarung

411 1.

Aber nicht bloß die Propheten, sondern auch viele Gerechte sahen seine Ankunft im Hl. Geiste voraus und baten, jene Zeit zu erleben, in welcher sie ihren Herrn von Angesicht zu Angesicht sehen und seine Reden hören würden. Das hat der Herr kundgetan, indem er zu seinen Jüngern sprach: „Viele Propheten und Gerechte verlangten zu sehen, was ihr sehet, und haben nicht gesehen, und zu hören, was ihr höret, und haben nicht gehört“ (
Mt 13,17). Wie konnten sie denn verlangen zu hören und zu sehen, wenn sie von seiner bevorstehenden Ankunft nichts wußten? Wie konnten sie das aber vorherwissen, wenn sie diese Kenntnis nicht von ihm selbst empfangen hatten? Oder wie konnten die Schriften von ihm Zeugnis ablegen, wenn nicht ein und derselbe Gott durch das Wort alles den Gläubigen geoffenbart und gezeigt hätte? Bald redete er mit seinem Geschöpfe, bald gab er das Gesetz, bald tadelte er, bald ermahnte er, dann befreite er den Sklaven und nahm ihn an Kindesstatt an und verlieh ihm zur geeigneten Zeit die Erbschaft der Unsterblichkeit behufs Vollendung des Menschen. Wurde er doch geschaffen, um zu wachsen und sich zu vermehren, wie die Schrift sagt: „Wachset und mehret euch!“ (Gn 1,28)



2.

Darin freilich unterscheidet sich Gott von dem Menschen, daß Gott macht, der Mensch aber gemacht wird. Der da macht, ist immer derselbe; was aber gemacht wird, muß einen Anfang und eine Mitte haben, ein Zunehmen und eine Vermehrung erleiden. Gott spendet Wohltaten, der Mensch empfängt sie. Gott ist in allem vollendet, sich selbst gleich und ähnlich, ganz Licht, ganz Verstand, ganz Wesenheit und die Quelle aller Güter, der Mensch aber schreitet fort und wächst Gott entgegen. Wie nämlich Gott immer derselbe ist, so schreitet der Mensch, der in Gott erfunden wird, immer weiter fort zu Gott. Gott hört niemals auf, wohlzutun und den Menschen zu bereichern, und der Mensch hört nicht auf, Wohltaten von Gott zu empfangen und sich von ihm bereichern zu lassen. Der Mensch, der Gott dankbar ist, ist ein Gefäß für seine Güte, ein Werkzeug seiner Verherrlichung; der undankbare aber, der seines Schöpfer verachtet und seinem Worte nicht gehorcht, ist wiederum ein Gefäß für sein gerechtes Gericht. Die aber sehr viel Frucht bringen und mehr Silber vom Herrn haben, denen versprach er, noch mehr zu geben: „Wohlan, du guter und getreuer Knecht, weil du in wenigem getreu warst, werde ich dich über vieles setzen, gehe ein in die Freude deines Herrn“ (Mt 25,21). Sehr viel also verspricht der Herr.



3.

Sehr viel also versprach er, denen zu geben, die jetzt Frucht bringen, indem er die Gnaden vermehrt, aber nicht die Erkenntnis verändert. Er bleibt der Herr, und er offenbart sich als Vater. Ebenso erteilt ebenderselbe Herr durch seine Ankunft den späteren größere Vermehrung der Gnade als im Alten Testamente. Jene nämlich hörten von seinen Dienern, daß der König kommen werde, und freuten sich nicht wenig, weil sie auf seine Ankunft hofften. Die ihn aber mit ihren Augen sahen und die Freiheit empfingen und seine Gaben erlangten, die haben größere Gnade und reichlichere Freude. Über die Ankunft des Königs sich freuend, sprechen sie mit David: „Meine Seele frohlockt im Herrn, sie freut sich in seinem Heil“ (Ps 34,9). Als er in Jerusalem einzog, da erkannten alle, die auf dem Wege Davids schmerzerfüllt einherzogen, ihren König. Ihre Kleider breiteten sie auf dem Weg aus und schmückten ihn mit grünen Zweigen und riefen mit großer Freude und Frohlocken: „Hosanna, Sohn Davids, gepriesen, der da kommt im Namen des Herrn, hosanna in der Höhe!“ (Mt 21,9) Doch die schlechten Haushalter, welche die Niederen umgarnten und die Unmündigen beherrschten, wollten nicht, daß der König schon gekommen sei, und sprachen zu ihm: „Hörst du, was jene sagen?“ Und es sprach der Herr; „Habt ihr nicht gelesen: Aus dem Munde der Kinder und Säuglinge hast du Lob bereitet?“ (Ebd. 21,16) . Was also von David auf den Sohn Gottes gesagt war, nahm er für sich in Anspruch und zeigte, daß jene die Kraft der Schrift und die Heilsordnung Gottes nicht verstanden, daß er aber der von den Propheten verheißene Christus sei, dessen Name auf der ganzen Erde gelobt wird, indem aus dem Munde der Kinder und Säuglinge sein Vater ihm Lob bereitete. So wurde erhoben seine Herrlichkeit über die Himmel.



4.

Wenn demnach eben der gekommen ist, der von den Propheten als Gott verheißen wurde, unser Herr Jesus Christus, und wenn seine Ankunft reichere Gnade und größere Gaben denen brachte, die ihn aufnahmen, dann ist auch der Vater offenbar derselbe, der von den Propheten verkündet wurde, und der Sohn brachte bei seiner Ankunft die Kenntnis keines andern Vaters, sondern jenes, der von Anfang an verkündet wurde. Von ihm brachte er die Freiheit denen, die ordnungsmäßig mit willigem Gemüte und ganzem Herzen ihm dienen. Andere aber verachten ihn, wollen sich Gott nicht unterwerfen und suchen um menschlicher Ehre willen äußere Reinheit. Diese Vorschriften waren aber nur ein Vorbild künftiger Güter, indem das Gesetz gleichsam eine Schattenzeichnung machte und die ewigen Güter durch zeitliche, die himmlischen durch irdische darstellte. Die nun also noch mehr, als vorgeschrieben ist, zu beobachten vorgeben und ihre Gewissenhaftigkeit gleichsam höher als Gott stellen, inwendig aber voller Heuchelei, Begierde und aller Bosheit sind, die hat er für die ewige Verdammnis bestimmt und abgeschnitten von dem Leben.






(Contra Haereses) 406